Anlagepolitik Wirtschaft und Finanzmärkte November 2020 - St.Galler Kantonalbank Deutschland AG

 
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Anlagepolitik Wirtschaft und Finanzmärkte November 2020 - St.Galler Kantonalbank Deutschland AG
Anlagepolitik
Wirtschaft und Finanzmärkte
November 2020
Inhaltsverzeichnis

Titelbild                                        1   Editorial
Schwimmende Inseln, Barchetsee, Kanton Thurgau        Der Glanz des Goldes ist zeitlos
Foto: Roland Gerth, Thal
                                                 2	
                                                   Wirtschaft
                                                   Entwickelt sich am Schweizer
                                                   Immobilienmarkt eine Blase?

                                                 4	
                                                   Zinsen und Renditen
                                                   Der Kapitalmarkt ist besser vorbereitet

                                                 5	Aktienmärkte
                                                     Erdölgiganten spüren die Energiewende

                                                 6   Währungen
                                                      Franken im Visier der (Geld-)Politik

                                                 7	
                                                   Rohstoffmärkte
                                                   Edelmetalle – Mehr Licht als Schatten

                                                 8	
                                                   Anlagestrategie
                                                   Europa kriegt den Knoten nicht gelöst

                                                 9   Marktübersicht
                                                     Wirtschaftsdaten und Ausblick
                                                     Finanzmärkte und Prognosen

Wir verwalten Vermögen nicht nur,
wir pflegen es.

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Editorial
Der Glanz des Goldes ist zeitlos

Liebe Anlegerin
Lieber Anleger

               Seit Jahrtausenden fasziniert Gold    wartung von steigenden Zinsen, da die Oppor-
               die Menschen. Diese Faszination       tunitätskosten für das Halten des ertragslosen
               treibt sie auch immer wieder an –     Edelmetalls in einem solchen Umfeld steigen.
               mit positiven und negativen Aus-      Das war beispielsweise 2014/15 der Fall. Der
               wirkungen. Angetrieben wird die-      Goldpreis reagiert auch auf Veränderungen im
               se Faszination zum einen von der      Kurs des US-Dollars. Steigt der Dollar, fällt der
               optischen Schönheit des gelben        Goldpreis und umgekehrt. Dies ist wirtschaftlich
Metalls, zum andern aber auch von der Tatsa-         schwierig zu erklären und muss wie so vieles im
che, dass der Wert des Goldes immer hochge-          Zusammenhang mit Gold als natürliches Ge-
halten wurde. Das ist nicht selbstverständlich.      wohnheitsgesetz akzeptiert werden.
Die vorhandene Menge an Gold ist zwar nicht
allzu gross, aber der praktische Nutzen ist be-      Gold eignet sich nicht als Trading-Instrument.
schränkt. Die industrielle Verwendung ist im Ver-    Dazu ist das stärker schwankende Silber oder
gleich zu den anderen Edelmetallen Silber, Platin    das stärker vom Wirtschaftszyklus abhängige
oder Palladium gering. Der weitaus grösste Teil      Palladium vorzuziehen. Das Hauptargument für
des geschürften Golds wird zu Schmuck verar-         das Halten von Gold ist der Sicherheitsgedanke.
beitet oder als Kapitalanlage gehortet.              Es ist gut möglich, dass der Goldpreis nach dem
                                                     Ende der Corona-Pandemie ähnlich wie nach
Gold gilt als die sichere Anlage schlechthin. Sein   der Finanzkrise wieder an Wert verliert. Gleich-
Mythos als Schutz vor einer steigenden Inflation      zeitig dürften sich in einem solchen Umfeld die
und als sicherer Hafen in Krisenzeiten ist unge-     Aktienkurse positiv entwickeln. Gold wird sei-
brochen. Während der Inflationsschutz des Gol-        nen Ruf als sichere Anlage behalten und beim
des seit der letzten Hochinflationsphase in den       nächsten Absturz der Börse seine Eigenschaft als
1970er Jahren nicht mehr getestet wurde und          ausgleichendes Element zur Erhaltung des Kapi-
zu hinterfragen ist, bewährt sich der Schutz in      tals wieder entfalten. Aus Sicherheitsüberlegun-
Krisenzeiten regelmässig. Sowohl in der Finanz-      gen macht es deshalb Sinn, einen Anteil des
krise 2008 als auch in diesem Frühjahr stieg der     Portfolios in Gold zu halten.
Goldpreis deutlich an und half, die Verluste
durch die Aktienallokation abzufedern.

Ganz kann sich das Gold den normalen Markt-
gesetzen aber nicht entziehen. Ende der 90er
Jahre war der Goldpreis jahrelang unter Druck,
als viele Zentralbanken, unter anderem die SNB,
ihre Goldbestände reduzierten und regelmässig
grössere Mengen an Gold auf den Markt brach-                                       Dr. Thomas Stucki
ten. Der Goldpreis reagiert negativ auf die Er-                             Chief Investment Officer

                                                                  November 2020 Anlagepolitik       1
Wirtschaft
Entwickelt sich am Schweizer Immobilienmarkt eine Blase?

In den 1990er Jahren durchlebte die Schweiz ei-     für Wohneigentum ist daher an vielen Orten
ne schwere Immobilienkrise, welche auch die         knapp. Auch der Trend zum Home-Office könn-
restliche Wirtschaft stark in Mitleidenschaft       te zu einem grösseren Bedarf an Wohnfläche
zog. Damals waren die starke Nachfrage und          führen. Anders ist die Lage bei den Geschäfts-
die Geldpolitik wichtige Preistreiber. Wie steht    liegenschaften, welche durch Schliessungen
es um den Schweizer Immobilienmarkt heutzu-         von Geschäften sowie dem boomenden Online-
tage? Gibt es Parallelen?                           handel unter Druck geraten. Der Trend zum
                                                    Home-Office und der dadurch verringerte Büro-
Die Immobilienpreise wurden in den 80er Jahren      bedarf könnte einen Einfluss auf Geschäftslie-
durch eine starke Nachfrage in die Höhe getrie-     genschaften haben. Zudem ist die Leerstands-
ben bis eine Blase entstand. Zum einen trieb das    quote heute deutlich höher als Ende der 80er
damals eingeführte Obligatorium der berufli-         Jahre. Folglich treibt aktuell vor allem der Anla-
chen Vorsorge die Nachfrage nach Immobilien         genotstand und die tiefen Kosten für Wohnei-
von Seiten der Pensionskassen in die Höhe. Zum      gentum die Immobilienpreise, jedoch wirkt die
anderen führte eine starke Korrektur der Aktien-    Nachfrage nach Miet- und Geschäftsliegen-
märkte 1987 dazu, dass die Anleger nach Alter-      schaften eher dämpfend. Das Umfeld ist heute
nativen zu Aktienanlagen suchten. Gefunden          anders, als es vor drei Jahrzehnten war. Zum ei-
haben sie diese in Immobilien, welche als ver-      nen ist die konjunkturelle Lage wegen der Co-
meintlich weniger riskant galten, aber als Rendi-   rona-Krise weniger rosig, zum anderen ist der
teobjekte trotzdem hohe Renditen abwarfen.          Anteil der Bauinvestitionen am BIP heute deut-
Zudem senkte die Schweizerische Nationalbank        lich geringer.
(SNB) die Zinsen aus Angst vor einem Über-
schwappen des Aktiencrash auf die Realwirt-
schaft, was die Rendite noch attraktiver erschei-
nen liess. Aufgrund des hohen Wettbewerbs-
drucks lockerten die Banken die Kreditvergabe
und kurbelten mit günstigen Krediten die Nach-
frage nach Immobilien weiter an. Des Weiteren
stimulierten auch die hohe Zuwanderung und
die starke Konjunktur die Immobiliennachfrage.
Der Leerstand war tief und der Boden insbeson-
dere in den Städten wurde allmählich knapp,
weshalb auch umliegende Gebiete vom Bau-
                                                    Sinkende Zinsen trieben die Immo-Nachfrage nach oben
boom erfasst wurden. Das Inlandkreditvolumen
wurde in den 80er Jahren mehr als verdoppelt.                    Durchschnittliche Zinsen für eine variable Hypothek in der Schweiz
Bauinvestitionen machten 1989 14% des BIP                  10%

der Schweiz aus. Gegen Ende der 80er Jahre wa-
ren Überhitzungserscheinungen am Schweizer
                                                            8%
Immobilienmarkt nicht mehr von der Hand zu
weisen.
                                                            6%

Damals wie heute: Hohe Nachfrage
Die Suche nach Anlagemöglichkeiten treibt die               4%

Immobiliennachfrage auch heute an. Aufgrund
des durch die tiefen Zinsen verursachten Anla-              2%

genotstandes suchen insbesondere institutio-
nelle Anleger sichere Anlagealternativen, mit
                                                            0%
welchen sich mehr Ertrag generieren lässt. Zu-                1980                         1990                 2000                 2010          2020

dem erhöhen die tiefen Hypothekarzinsen die                                                  Durchschnittliche Zinsen für eine variable Hypothek
                                                    Quelle: Bloomberg; Stand: 31.07.2020                                                            Quelle: Bloomberg
Rendite von Immobilienanlagen. Das Angebot

2    Anlagepolitik November 2020
Ende der 80er Jahre platzte die Blase                              wärtsspirale weiter antrieb. Die hohen Kredit-
                                                     Da die Nationalbank nach dem Börsencrash                           ausfälle belasteten die Banken stark, sie mussten
                                                     1987 massiv Geld in den Markt pumpte, stieg                        im Zuge der Immobilienkrise über 42 Milliarden
                                                     die Inflationsrate an. Deshalb sah sich die SNB                     abschreiben. Den Tiefpunkt erreichte der Immo-
                                                     1989 gezwungen, die Zinsen deutlich anzuhe-                        bilienmarkt erst 1997 als die Renditeliegen-
                                                     ben. In der Folge stiegen die Zinssätze für Hypo-                  schaften ihren Wert seit 1991 halbiert hatten
                                                     theken stark an. Zeitgleich ergriff der Bundesrat                  und die Leerstandsquote über viermal höher war
                                                     Massnahmen zur Eindämmung der Immobilien-                          als Ende der 80er Jahre.
                                                     spekulationen. Die Immobilienpreise reagierten
                                                     stärker als vom Bund erwartet auf die Verände-                     Arbeitslosigkeit ist grösstes Risiko
                                                     rung der regulatorischen Rahmenbedingungen.                        Damals brachen mit den steigenden Zinsen, den
                                                     Zudem geriet zeitgleich die Wirtschaft ins Sto-                    Massnahmen des Bundes gegen Immobilienspe-
                                                     cken und fiel 1991 in eine Rezession. Die Leer-                    kulationen und dem Abschwächen der Konjunk-
                                                     standsquote erhöhte sich aufgrund von Ge-                          tur mehrere wichtige Stützen des Immobilien-
                                                     schäftsschliessungen. Hohe Zinsen und tiefere                      marktes weg, was zu dieser ausserordentlich
                                                     Ertragskosten machten Investitionen in Immobi-                     starken Korrektur führte. Steigen die Preise je-
                                                     lien unattraktiv. Ausserdem konnten nicht mehr                     doch aufgrund des knappen Angebots und der
                                                     alle Kredite bedient werden, was zu Zwangsver-                     grossen Nachfrage, ist dies nicht per se ein Prob-
                                                     steigerungen führte. Das zunehmende Angebot                        lem. Denn für eine Korrektur braucht es einen
                                                     auf dem Immobilienmarkt stand einer stark ein-                     Auslöser, wie beispielsweise einen starken Zins-
                                                     brechenden Nachfrage gegenüber, was die Ab-                        anstieg oder ein deutlicher Anstieg der Arbeits-
                                                                                                                        losigkeit. Von einem starken Zinsanstieg in den
                                                                                                                        nächsten Jahren ist aufgrund der tiefen und teils
                                                                                                                        sogar negativen Inflation nicht auszugehen. Hin-
                                                                                                                        gegen ist ein stärkerer Anstieg der Arbeitslosig-
                                                                                                                        keit als Folge der Corona-Pandemie nicht auszu-
                                                                                                                        schliessen. Im Zuge der Corona-Krise ist die Ar-
                                                                                                                        beitslosigkeit bereits leicht angestiegen. Es ist
                                                                                                                        zudem zu erwarten, dass die Arbeitslosigkeit im
                                                                                                                        Winter nochmals zunehmen wird. Ausserdem
                                                                                                                        könnte auch das Auslaufen der ausserordentli-
                                                                                                                        chen Massnahmen der Kurzarbeitsentschädi-
                                                                                                                        gung die Arbeitslosigkeit zusätzlich in die Höhe
Die wachsende Nachfrage trieb die Preise in die Höhe
                                                                                                                        treiben. Ob und wie stark sich dieser Anstieg auf
                                                                                                                        den Immobilienmarkt auswirken wird, hängt
                 Wohnimmobilienpreise indexiert (Angebotspreise Q1 2000=100)
                                                                                                                        vom Ausmass und der Dauer der Arbeitslosigkeit
           200
                                                                                                                        ab. Da sich die aktuelle Situation jedoch in we-
                                                                                                                        sentlichen Punkten von der Situation damals un-
           150
                                                                                                                        terscheidet, muss man nicht davon ausgehen,
                                                                                                                        dass die Schweiz in eine Immobilienkrise schlit-
                                                                                                                        tert, wenn auch kleinere Korrekturen in gewis-
           100                                                                                                          sen Segmenten möglich sind. Betroffen dürften
                                                                                                                        vor allem Renditeliegenschaften in Gegenden
                                                                                                                        sein, wo die Leerstände bereits höher sind. Zu-
            50                                                                                                          dem sind Banken heute strenger reguliert und
                                                                                                                        prüfen bei der Kreditvergabe die Risiken genau-
                                                                                                                        er, weshalb bei einer leichten Korrektur der Im-
             0
              1980                       1990              2000                2010                 2020                mobilienpreise weder mit einem starken Anstieg
                                          Eigentumswohnungen      Einfamilienhäuser                                     der Zwangsversteigerungen noch mit hohen Ab-
                                                                                      Quelle: SNB, eigene Darstellung
Quelle: SNB, eigene Darstellung; Stand: 30.06.2020
                                                                                                                        schreibungen bei den Banken zu rechnen ist. n

                                                                                                                                      November 2020 Anlagepolitik       3
Zinsen und Renditen
Der Kapitalmarkt ist besser vorbereitet

Die Kreditrisikoprämien von Unternehmens-          zudem neue Anleihenkaufprogramme aus dem
anleihen sind mit dem Beginn der Corona-Kri-       Boden gestampft. Durch die erhöhte Nachfrage
se im Frühjahr 2020 merklich gestiegen. Seit-      nach Unternehmensanleihen sank die Rendite
her haben sich die Kapitalmärkte wieder beru-      und damit auch der Zins, welchen Unternehmen
higt. Trotz zuletzt wieder zunehmender Infek-      für neue Anleihen oder Kredite bezahlen müs-
tionszahlen ist bei den Kreditrisikoprämien eine   sen, wieder deutlich.
zweite Welle bisher nicht erkennbar.
                                                   Weitere Programme stehen bereit
Die Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19,        Diese Massnahmen der Zentralbanken haben
insbesondere die vorübergehende Schliessung        dazu geführt, dass sich die Kreditrisikoprämien
vieler nicht lebensnotwendiger Betriebe, brach-    von Unternehmensanleihen relativ rasch wieder
ten viele Unternehmen in Schwierigkeiten. Um-      normalisiert haben. Ein zweiter Lockdown wür-
sätze, die von einem Tag auf den anderen prak-     de zwar die Unternehmen erneut stark im Mit-
tisch vollständig weggebrochen sind, hinterlie-    leidenschaft ziehen. Die Programme der Noten-
ssen ihre Spuren in den Halbjahresergebnissen.     banken sind jedoch bereits geschnürt und könn-
Tiefere Gewinne oder gar Verluste sowie ein ein-   ten problemlos erweitert werden. Ein solch star-
getrübter Ausblick wirken sich negativ auf die     ker und schneller Anstieg der Kreditrisikoprämi-
Bonität eines Unternehmens aus. Entsprechend       en ist deshalb nicht mehr zu erwarten und die
stark und schnell sind die Kreditrisikoprämien     Zinsen werden auch für Unternehmensanleihen
vieler Unternehmensanleihen angestiegen.           weiterhin tief bleiben.                       n

Sämtliche Bonitäten betroffen
Schaut man sich die Entwicklung der Kreditrisi-
koprämien am Schweizer Kapitalmarkt an, so
stellt man fest, dass sämtliche Rating-Klassen
von diesem Anstieg betroffen waren. Je schwä-
cher die Kreditwürdigkeit jedoch bereits vor der
Krise war, desto stärker wurden die Anleihen in
Mitleidenschaft gezogen. Die durchschnittliche
Kreditrisikoprämie von Anleihen mit einem BBB-
Rating beispielsweise hat sich in wenigen Tagen
mehr als verdoppelt und kletterte zeitweise wie-
der über 2%. Noch zu Jahresbeginn lag die Prä-
                                                   Die zweite Welle ist bisher nicht erkennbar
mie bei lediglich 0.6%.
                                                                 Kreditaufschlag in % pro Rating-Kategorie
Notenbanken stützen einmal mehr                             3%

Die Notenbanken, die jahrelang für tiefe Zinsen
und eine starke Wirtschaft gekämpft hatten, er-
kannten die Probleme jedoch rasch. Einmal                   2%

mehr griffen die Zentralbanken rund um den
Globus in die Trickkiste. Mit diversen ausseror-
dentlichen Massnahmen halfen sie den Unter-                 1%

nehmen zu möglichst günstigen Krediten zu
kommen, um die Corona-Durststrecke zu über-
                                                            0%
winden. In der Schweiz beispielsweise wurden in
Zusammenarbeit mit der Eidgenossenschaft die
sogenannten Covid-19-Kreditfazilitäten ge-
                                                           -1%
schaffen, welche den betroffenen Unternehmen                  2011       2012        2013       2014       2015        2016       2017    2018     2019        2020

einen kostenlosen Überbrückungskredit zur Ver-                                                          AAA        AA         A     BBB
                                                                                                                                             Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Liquid Indices
fügung stellen. In Europa und den USA wurden       Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Liquid Indices, Stand 23.10.2020

4    Anlagepolitik November 2020
Aktienmärkte
                                                         Erdölgiganten spüren die Energiewende

                                                         Die Aktien der grossen Erdölunternehmen ge-                                          Kostenmassnahmen helfen nur kurzfristig
                                                         hören zu den Verlierern des Börsenjahres. Da-                                        Um die kapitalintensiven Geschäftsmodelle
                                                         für verantwortlich ist neben stark gesunkenen                                        langfristig fi finanzieren
                                                                                                                                                               nanzieren zu können, sind oft Öl-
                                                         Gewinnaussichten auch der gestiegene Nach-                                           preise von
                                                                                                                                                       von mindestens
                                                                                                                                                             mindestens50      50bis
                                                                                                                                                                                   bis6060 US-Dollar
                                                                                                                                                                                              US-Dollarnötig.
                                                                                                                                                                                                           nö-
                                                         haltigkeitsfokus vieler Anleger, die traditionel-                                    Entsprechend
                                                                                                                                              tig.  Entsprechend  habenhabenviele Konzerne
                                                                                                                                                                                    viele Konzernemit drasti-
                                                                                                                                                                                                           mit
                                                         le Energieunternehmen zunehmend aus ihren                                            schen Kostensparprogrammen
                                                                                                                                              drastischen      Kostensparprogrammen       und Investitions-
                                                                                                                                                                                                  und Inves-
                                                         Portfolios verbannen.                                                                kürzungen auf den
                                                                                                                                              titionskürzungen         aufjüngsten
                                                                                                                                                                             den jüngstenÖlpreiszerfall
                                                                                                                                                                                                  Ölpreiszer-
                                                                                                                                                                                                            re-
                                                                                                                                              agiert.
                                                                                                                                              fall reagiert.
                                                                                                                                                       Auch vor Auch Kürzungen
                                                                                                                                                                         vor Kürzungen
                                                                                                                                                                                    der Dividenden
                                                                                                                                                                                                der Dividen-
                                                                                                                                                                                                          sind
                                                         Der Sektorenbenchmark MSCI World Energy hat                                          die Managements
                                                                                                                                              den    sind die Managementsnicht zurückgeschreckt.
                                                                                                                                                                                          nicht zurückge-    So
                                                         seit Jahresanfang rund die Hälfte eingebüsst                                         hat etwa So
                                                                                                                                              schreckt.     Royal
                                                                                                                                                                hatDutch
                                                                                                                                                                      etwa Royal
                                                                                                                                                                              Shell angesichts
                                                                                                                                                                                      Dutch Shellder   ange-
                                                                                                                                                                                                           ge-
                                                         und viele Öl- und Gasaktien notieren auf Tiefst-                                     sunkenen
                                                                                                                                              sichts   der Ertragsaussichten
                                                                                                                                                              gesunkenen Ertragsaussichten
                                                                                                                                                                                       die Ausschüttun-    die
                                                         ständen, wie wir sie zuletzt vor 25 Jahren gese-                                     gen zum ersten Mal
                                                                                                                                              Ausschüttungen          zum seit
                                                                                                                                                                             ersten
                                                                                                                                                                                  80 Mal
                                                                                                                                                                                       Jahren seitund
                                                                                                                                                                                                   80 Jahren
                                                                                                                                                                                                       gleich
                                                         hen haben. Im Vergleich dazu hat der MSCI                                            um zwei
                                                                                                                                              und    gleich
                                                                                                                                                          Drittel
                                                                                                                                                              um gekappt.
                                                                                                                                                                    zwei Drittel Auch gekappt.
                                                                                                                                                                                         BP kündigteAucheineBP
                                                         World die krisenbedingte Delle vom März be-                                          Dividendenkürzung
                                                                                                                                              kündigte      eine Dividendenkürzung
                                                                                                                                                                           an und veräusserte   an undzudem
                                                                                                                                                                                                          ver-
                                                         reits wieder wettgemacht, während der Techno-                                        für 5 Mrd.
                                                                                                                                              äusserte    zudem
                                                                                                                                                              US-Dollar
                                                                                                                                                                     für 5 das
                                                                                                                                                                            Mrd.Petrochemiegeschäft.
                                                                                                                                                                                    US-Dollar das Petro-
                                                         logiesektor seit Anfang Jahr sogar um über 30%                                       Solche Massnahmen
                                                                                                                                              chemiegeschäft.          Solche
                                                                                                                                                                            helfenMassnahmen
                                                                                                                                                                                     den Unternehmen,  helfen
                                                         zugelegt hat. Ein wichtiger Grund für das schwa-                                     kurzfristige
                                                                                                                                              den   Unternehmen,
                                                                                                                                                               Liquiditätsengpässe
                                                                                                                                                                           kurzfristige Liquiditätseng-
                                                                                                                                                                                             zu vermeiden.
                                                         che Abschneiden der Öl- und Gasmultis liegt im                                       Mittelfristig
                                                                                                                                              pässe   zu vermeiden.
                                                                                                                                                               sind die Mittelfristig
                                                                                                                                                                             Ölgiganten sind   zur Finanzie-
                                                                                                                                                                                                    die Ölgi-
                                                         Rohölpreis, der im Zuge der Corona-Krise und                                         rung ihrer
                                                                                                                                              ganten     zur Investitionsprogramme
                                                                                                                                                               Finanzierung ihrer Investitionspro-
                                                                                                                                                                                                 jedoch auf
                                                         mit der Aussicht auf eine weltweit tiefere Nach-                                     höhere Ölpreise
                                                                                                                                              gramme       jedoch angewiesen.
                                                                                                                                                                      auf höhere Ölpreise angewie-
                                                         frage nach Erdöl und Erdölprodukten zeitweise                                        sen.
                                                         mehr als zwei Drittel seines Wertes eingebüsst                                       Energiewende erfordert neue Strategien
                                                         hat. Die Ölpreise haben sich zwar zusammen mit                                       Neben der Finanzierung
                                                                                                                                              Energiewende           erfordertvon  neuekonventionellen
                                                                                                                                                                                              Strategien
                                                         der wirtschaftlichen Stabilisierung zuletzt wie-                                     Förderprojekten
                                                                                                                                              Neben      der Finanzierung
                                                                                                                                                                      setzen dievon  Erdölkonzerne
                                                                                                                                                                                           konventionellenver-
                                                         der erholt, notieren allerdings weiterhin sub-                                       mehrt auf nachhaltige
                                                                                                                                              Förderprojekten         setzen dieEnergiequellen.
                                                                                                                                                                                     Erdölkonzerne ver-    Der
                                                         stanziell unter den Vorjahresniveaus.                                                Grund liegt
                                                                                                                                              mehrt      auf darin,
                                                                                                                                                                nachhaltige
                                                                                                                                                                        dass immer Energiequellen.
                                                                                                                                                                                        mehr grosse insti- Der
                                                                                                                                              tutionelle
                                                                                                                                              Grund    liegtInvestoren,
                                                                                                                                                              darin, dasswie  immer
                                                                                                                                                                                  etwamehr Pensionskassen,
                                                                                                                                                                                                 grosse insti-
                                                                                                                                              aus Nachhaltigkeitsaspekten
                                                                                                                                              tutionelle    Investoren, wie etwa      aufPensionskassen,
                                                                                                                                                                                             Anlagen in Öl-
                                                                                                                                              und Nachhaltigkeitsaspekten
                                                                                                                                              aus   Gasunternehmen verzichten.        auf Anlagen
                                                                                                                                                                                                Als Reaktion
                                                                                                                                                                                                        in Öl-
                                                                                                                                              auf den
                                                                                                                                              und   Gasunternehmen
                                                                                                                                                          steigenden Druck    verzichten.
                                                                                                                                                                                    von Investoren
                                                                                                                                                                                                Als Reaktion
                                                                                                                                                                                                          und
                                                                                                                                              Umweltverbänden,
                                                                                                                                              auf   den steigendensowie    Druckum  von ihreInvestoren
                                                                                                                                                                                               Portfoliosundfür
                                                                                                                                              die anstehende Energiewende
                                                                                                                                              Umweltverbänden,            sowie um ihre fitzumachen,
                                                                                                                                                                                               Portfoliosste-
                                                                                                                                                                                                            für
                                                                                                                                              henanstehende
                                                                                                                                              die     vermehrt Energiewende
                                                                                                                                                                      Investitionen fitzumachen,
                                                                                                                                                                                           in nachhaltige ste-
Energiesektor bleibt
Grosswetterlage  an den
                     zurück
                        Aktienmärkten
                                                                                                                                              Stromproduktion
                                                                                                                                              hen     vermehrt Investitionen
                                                                                                                                                                        wie etwa Solar-    in nachhaltige
                                                                                                                                                                                                 und Wind-
               Aktienmärkte ausgewählter Regionen (indexiert, 01.01.2015 = 100)
                                                                                                                                              kraftwerke aber auch
                                                                                                                                              Stromproduktion           wie E-Mobilität
                                                                                                                                                                              etwa Solar-und     undBiokraft-
                                                                                                                                                                                                       Wind-
        225 Indexierte Kursentwicklung seit Anfang Jahr

       160
                                                                                                                                              stoffe auf der
                                                                                                                                              kraftwerke      aberAgenda.
                                                                                                                                                                      auch E-Mobilität
                                                                                                                                                                               Während die     undamerikani-
                                                                                                                                                                                                    Biokraft-
                                                                                                                                              schen auf
                                                                                                                                              stoffe  Ölmultis
                                                                                                                                                            der Agenda.
                                                                                                                                                                   ExxonMobil  Während
                                                                                                                                                                                    und Chevron
                                                                                                                                                                                              die amerikani-
                                                                                                                                                                                                       weiter
        200
       140                                                                                                                                    stur auf
                                                                                                                                              schen   Ölmultis
                                                                                                                                                          konventionelle
                                                                                                                                                                   ExxonMobil   Energiequellen
                                                                                                                                                                                    und Chevronsetzen, weiter
        175
                                                                                                                                              forcieren
                                                                                                                                              stur  auf konventionelle
                                                                                                                                                           ihre europäischen    Energiequellen
                                                                                                                                                                                     Pendants mitsetzen,
                                                                                                                                                                                                       ambi-
       120
                                                                                                                                              tioniertenihre
                                                                                                                                              forcieren     Pläneneuropäischen
                                                                                                                                                                       den Wandel.   Pendants
                                                                                                                                                                                         So will etwa
                                                                                                                                                                                                   mit ambi-
                                                                                                                                                                                                         Roy-
        150
       100                                                                                                                                    al Dutch Shell
                                                                                                                                              tionierten    Plänenbis 2030
                                                                                                                                                                       den Wandel.
                                                                                                                                                                              zum weltgrössten
                                                                                                                                                                                         So will etwa Produ-
                                                                                                                                                                                                         Roy-
                                                                                                                                              zenten
                                                                                                                                              al Dutchvon Shell
                                                                                                                                                              erneuerbarem
                                                                                                                                                                  bis 2030 zumStrom weltgrössten
                                                                                                                                                                                             aufsteigen
                                                                                                                                                                                                      Produ-
                                                                                                                                                                                                          und
        80
        125                                                                                                                                   sowohl von
                                                                                                                                              zenten     BP als
                                                                                                                                                              erneuerbarem
                                                                                                                                                                  auch Total setzen
                                                                                                                                                                                  Strom sich aufsteigen
                                                                                                                                                                                                  bis spätes-
                                                                                                                                                                                                          und
                                                                                                                                              tens 2050
                                                                                                                                              sowohl     BP als
                                                                                                                                                              eineauch
                                                                                                                                                                     klimaneutrale
                                                                                                                                                                          Total setzenProduktion
                                                                                                                                                                                            sich bis spätes-
                                                                                                                                                                                                         zum
        60
        100                                                                                                                                   Ziel. Diese
                                                                                                                                              tens   2050 Strategien
                                                                                                                                                              eine klimaneutrale
                                                                                                                                                                            verursachen   Produktion
                                                                                                                                                                                               hohe Kosten
                                                                                                                                                                                                         zum
        40                                                                                                                                    in Bereichen,
                                                                                                                                              Ziel. Diese Strategien
                                                                                                                                                                 in denenverursachen
                                                                                                                                                                              die Ölgiganten   hohe über
                                                                                                                                                                                                      Kosten
                                                                                                                                                                                                          we-
          75
           2015                2016               2017               2018               2019               2020
                                                                                                                                              nigBereichen,
                                                                                                                                              in   Erfahrunginverfügen.
                                                                                                                                                                    denen die   Darin
                                                                                                                                                                                   Ölgiganten
                                                                                                                                                                                         liegt einüber
                                                                                                                                                                                                     weiterer
                                                                                                                                                                                                          we-
        20
        Jan. 20               SPI
                              März 20         DAX     Mai 20    S&P 500     Juli 20   Schwellenländer
                                                                                               Sep. 20 Index                                  Grund
                                                                                                                                              nig  Erfahrung
                                                                                                                                                        für dieverfügen.
                                                                                                                                                                    derzeit tiefen
                                                                                                                                                                                Darin Aktienbewertun-
                                                                                                                                                                                         liegt ein weiterer
                              MSCI World
 Quelle: Bloomberg, Stand: 23.10.2020;       Energy
                                       Wertentwicklungen     MSCI
                                                           der      World sind kein
                                                               Vergangenheit       MSCI   World Indikator
                                                                                     verlässlicher IT        für künftige                     gen, welche
                                                                                                                                              Grund     für dierisikotoleranten
                                                                                                                                                                    derzeit tiefenAnlegern
                                                                                                                                                                                         Aktienbewertun-
                                                                                                                                                                                                   aber inte-
 Wertentwicklungen. Es besteht ein Wechselkursrisiko. Wertentwicklung Swiss Performance Index (SPI) in CHF, DAX in EUR, S&P500 sowie
                                                                                                                          Quelle: Bloomberg
 Schwellenländer Index (MSCI Emerging Markets) in USD.                                                                                        ressante Chancen bieten.
                                                                                                                                              gen.                                                            n

                                                                                                                                                                November 2020 Anlagepolitik                  5
Währungen
Franken im Visier der (Geld-)Politik

Trotz vieler kritischer und latent risikoreicher    des US-Finanzamts zur Währungspolitik der
Themen zeigte das Währungsgefüge der G10-           wichtigsten US-Handelspartner beleuchtet drei
Staaten in den letzten Wochen keine grosse Dy-      Kriterien: Ein bilateraler Handelsüberschuss mit
namik. Die Lage am Devisenmarkt bleibt von der      den USA von mehr als 20 Milliarden US-Dollar,
Entwicklung der Corona-Pandemie, den Brexit-        ein Leistungsbilanzsaldo des Landes relativ zu
Verhandlungen zwischen der EU und Grossbri-         seinem Bruttoinlandprodukt (über 2%) sowie
tannien sowie dem Ringen in den USA um ein          Währungsinterventionen von mehr als 2% des
neues Hilfspaket geprägt.                           BIP. Von den zwanzig untersuchten Ländern ste-
                                                    hen aktuell zehn auf der Beobachtungsliste – da-
Das Aufbäumen des US-Dollars im September           runter etwa China oder Deutschland. Keiner der
war von kurzer Dauer. Im Oktober notierte der       Handelspartner erfüllt alle drei Kriterien. Die
USD/CHF-Wechselkurs wieder in der Nähe sei-         Schweiz erfüllte im Januar aufgrund der höhe-
nes Jahrestiefs bei 0.90. Seit Jahresbeginn büss-   ren Pharmaexporte und dem dadurch auf über
te der «Greenback» 6% zum Franken ein. Zu-          20 Milliarden US-Dollar gestiegenen Überschus-
gleich bewegt sich der Euro/Franken-Kurs seit       ses im Handel mit den USA zwei der drei von den
August in einem Handelsband zwischen 1.07           Amerikanern definierten Kriterien. Das dritte
und 1.09 seitwärts – rund 1% tiefer als Anfang      Kriterium, die Deviseninterventionen, lag zu Jah-
Januar.                                             resbeginn unter der Schwelle von 2% des
                                                    Schweizer Bruttoinlandsprodukts. Im ersten
SNB im Takt des Euro/Franken-Kurses                 Halbjahr stieg dieser Wert auf 10% des BIP. Was
Im März hatte die Schweizerische Nationalbank       bei einer Einstufung als Währungsmanipulator
mit dem Ausbruch der Corona-Krise auch ihre         geschieht, ist nicht klar. Die Gefahr von wirt-
Interventionssumme am Devisenmarkt erhöht.          schaftlichen Sanktionen durch die USA wäre in
Erhöht hat sie die Schlagzahl besonders im 2.       einem solchen Fall aber erhöht.                n
Quartal 2020, als der Euro zum Franken mit 1.05
auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren rutschte.
Im ersten Halbjahr kauften die Schweizer Wäh-
rungshüter Devisen im Umfang von 90 Milliar-
den Franken. Eine ähnliche Volumenzunahme
gab es letztmals 2015, als die SNB nach Aufhe-
bung des Euromindestkurses Devisen im Wert
von 86 Milliarden Franken kaufte. Die Verbesse-
rung der globalen Wirtschaftslage stütze in den
                                                    SNB bleibt wegen starkem CHF sehr expansiv
letzten Monaten zyklische Währungen wie den
Euro, sodass die Nationalbank ihre Interventio-                   Veränderung Sichteinlagen (in Mrd. CHF)                                                           EUR/CHF-Kurs
                                                            30                                                                                                                         1.25
nen zurückgefahren hat. Die Deviseninterventi-                                Aufhebung
                                                                              Euro-Mindestkurs
onen bleiben jedoch ein zentraler Bestandteil               25                                                                                                                         1.20
der SNB-Geldpolitik. Die zweite Corona-Welle
stellt Europa vor neue Herausforderungen und                20                                                                                                                         1.15

damit den Euro auf ein brüchiges Fundament.
                                                            15                                                                                                                         1.10
Immer mehr Länder beschliessen neue wirt-
schaftliche Einschränkungen. Damit hat in Euro-             10                                                                                                                         1.05

pa das Risiko eines erneuten Wachstumsrück-                                                                     Wahlen
                                                                                                                USA
gangs zum Jahresende zugenommen.                              5                                                                                                                        1.00

                                                              0                                                                                                                        0.95
Frankenpolitik im Visier                                                                                 Brexit-      Wahlen                                             Corona-
                                                                                                         Votum        Frankreich                                         Krise
Im Januar haben die USA die Schweiz wieder auf               -5                                                                                                                        0.90
                                                               2014             2015             2016              2017            2018            2019             2020
ihre Liste der potenziellen Währungsmanipula-                                                      Sichteinlagen bei SNB                  EUR/CHF-Kurs
toren gesetzt. Darauf stand sie bereits von 2016     Einen Anhaltspunkt
                                                    Quelle:              bezüglich
                                                            Bloomberg, Stand:        Devisenmarktinterventionen
                                                                               23.10.2020;  Wertentwicklungen liefern     die wöchentlich
                                                                                                                  der Vergangenheit   sindpublizierten  Sichtguthaben
                                                                                                                                           kein verlässlicher           der künftige
                                                                                                                                                              Indikator für Geschäftsbanken   bei der
                                                                                                                                                                                     Wertentwicklungen.
                                                    EsSNB. Dieseein
                                                                  nahmen in der ersten Jahreshälfte stark zu. Zuletzt hat die SNB die Deviseninterventionen zurückgefahren.          Quelle: Bloomberg
bis 2018. Der regelmässig veröffentlichte Bericht      besteht      Wechselkursrisiko.

6    Anlagepolitik November 2020
Rohstoffmärkte
                                                       Edelmetalle – Mehr Licht als Schatten

                                                       Der September gilt aufgrund der historisch oft                      die Bilanz für das 3. Quartal aus. Gold legte zwi-
                                                       schwachen Kursentwicklung als schwieriger                           schen Juli und September 6% zu, Silber notierte
                                                       Börsenmonat. Für die Edelmetallmärkte trifft es                     trotz seines Rücksetzers 28% höher als Anfang
                                                       für einmal genauso zu. Das ist jedoch nur eine                      Juli.
                                                       Seite der Medaille.
                                                                                                                           Anlegernachfrage hält an
                                                       Mit einem Minus von 4% verzeichnete der Gold-                       Zu Umschichtungen kam es zuletzt bei den spe-
                                                       preis in Dollar im September den grössten Mo-                       kulativen Investoren am Futures-Markt. Sie re-
                                                       natsverlust seit November 2016. Silber büsste                       duzierten ihre Netto-Longpositionen auf Gold.
                                                       sogar über 17% ein. Beiden Edelmetallen ist ge-                     Doch generell ist das Anlegerinteresse an Gold
                                                       meinsam, dass ihr Preis zuvor einen wahren Hö-                      ungebrochen. Das zeigt die grosse Nachfrage
                                                       henflug hingelegt hat. Entsprechend positiv fällt                    nach kotierten Goldfonds (Exchange Traded
                                                                                                                           Funds, ETF). Gemäss Daten von Bloomberg
                                                                                                                           stockten die mit Goldbarren besicherten ETF ih-
                                                                                                                           ren Bestand im September um weitere 54 Ton-
                                                                                                                           nen auf. Das ist zwar im Vergleich zu den rekord-
                                                                                                                           hohen Zuflüssen der Vormonate weniger, be-
                                                                                                                           deutet aber den zehnten monatlichen Volumen-
                                                                                                                           anstieg in Folge. Seit Jahresbeginn haben die
                                                                                                                           Goldfonds mehr als 860 Tonnen Gold gekauft,
                                                                                                                           womit das bisherige Rekordjahr 2009 bereits
                                                                                                                           deutlich übertroffen wurde. Durch die zusätzli-
                                                                                                                           chen Investitionen der Anleger in Goldfonds,
                                                                                                                           -barren und -münzen wird die rezessionsbedingt
                                                                                                                           rückläufige Goldschmucknachfrage aus den
                                                                                                                           Kernmärkten Indien und China mehr als kom-
                                                                                                                           pensiert. Gemäss Angaben des World Gold
                                                                                                                           Council haben die Anleger im 1. Halbjahr fast
                                                                                                                           die Hälfte der gesamten Goldproduktion ge-
                                                                                                                           kauft.

                                                                                                                           Umfeld für Gold intakt
                                                                                                                           Eine immer wieder aufkommende Unsicherheit
Gold-ETFs kaufen seit Jahresbeginn einen Rekordwert an Gold
                                                                                                                           bezüglich der Corona-Epidemie sowie die Aus-
                                                                                                                           sicht auf noch lange tiefe Zinsen unterstützen
              Zu- oder Abflüsse im Jahresvergleich (in Tonnen Gold)
                                                                                                                           den Goldpreis weiterhin. Fed-Präsident Powell
      1'000
                                                                                                                           bekräftigte zuletzt, dass die US-Zentralbank für
                                                                                                                           lange Zeit an ihren Nullzinsen festhalten wird.
       800
                                                                                                                           Jüngst plädierte auch EZB-Präsidentin Lagarde
       600
                                                                                                                           erstmals dafür, dass die EZB vorübergehend hö-
                                                                                                                           here Inflationsraten akzeptieren sollte als bisher.
       400                                                                                                                 Eine ähnliche Strategie hatte zuletzt das Fed ein-
                                                                                                                           geführt. Dadurch rückt die Zinswende noch wei-
       200                                                                                                                 ter in die Ferne. Das wiederum zieht die Realzin-
                                                                                                                           sen nach unten und somit auch die Opportuni-
         0                                                                                                                 tätskosten, um Gold zu halten. Die Reaktion der
                                                                                                                           Finanzmärkte auf den Corona-Befund des US-
       -200
           Jan.     Feb.   März        Apr.   Mai     Juni   Juli   Aug.   Sep.   Okt.   Nov.   Dez.
                                                                                                                           Präsidenten zeigte zudem exemplarisch die er-
                                                    2020     2019     2009                                                 höhte Nervosität an. Der Goldpreis zog darauf-
                                                                                                       Quelle: Bloomberg
Quelle: Bloomberg, Stand: 23.10.2020
                                                                                                                           hin in einer ersten Reaktion deutlich an.       n

                                                                                                                                         November 2020 Anlagepolitik       7
Anlagestrategie
Europa kriegt den Knoten nicht gelöst

Europa kann nicht beweisen, dass es geeint an         USA trotz Wahlen in positivem Licht
einem Strang zieht und verliert sich in Graben-       Der Ausgang der US-Wahlen ist zwar weiterhin
kämpfen. Keine guten Voraussetzungen für die          offen. Zumindest in der kurzen Frist dürfte es je-
Wirtschaft und für eine entsprechende Erholung        doch für die Marktteilnehmer kaum eine Rolle
der Aktienmärkte. Deshalb bauen wir europäi-          spielen, wer an die Macht kommt. Die Gefahr
sche Aktien ab.                                       von Steuererhöhungen und einer Gesundheits-
                                                      reform im Falle eines demokratischen Sieges
Insgesamt haben wir entschieden, an der Akti-         wird aktuell ausgeblendet. Denn in erster Linie
enallokation nichts zu verändern, beziehungs-         muss sich der gewählte Präsident um die von der
weise weiter untergewichtet zu bleiben. Die           Pandemie gezeichnete Wirtschaft kümmern
Gründe liegen auf der Hand: Zwar bieten die           und ein entsprechendes Konjunkturpaket auf-
Zentralbanken weiterhin grosszügig Unterstüt-         gleisen. Dies dürfte mit einem demokratischen
zung. Dies voraussichtlich noch über mehrere          Präsidenten grosszügiger ausfallen. Zudem sind
Jahre. Gleichzeitig drängt sich aber in Form der      wir der Überzeugung, dass die US-Unterneh-
zunehmend heftiger werdenden zweiten Welle            men pragmatischer mit der Krise umgehen und
von Corona-Infektionen wieder ein Störenfried         entsprechend auch schneller auf die Beine fin-
in den Vordergrund, welcher von den Aktien-           den werden. Eine gewichtige Indikation dafür
märkten schon fast abgeschrieben worden               bieten die Stimmungsindikatoren der Führungs-
war.                                                  kräfte. Diese fallen in den USA deutlich positiver
                                                      aus als in Europa und bestärken uns in unserer
Die zweite Welle ist da                               Entscheidung, die USA gegenüber Europa vor-
In den letzten Monaten sah es nicht danach aus,       zuziehen.                                       n
als ob wieder rigidere Massnahmen zur Eindäm-
mung der Pandemie nötig wären. Unterdessen
hat sich die Lage geändert. Derzeit kommt bei
vielen Marktteilnehmern die Angst auf, dass ein-
zelne Staaten wieder zu vergleichbar harten
                                                      Anlagestrategie
Massnahmen wie im Frühjahr greifen könnten.
Doch dies hätte für die wirtschaftliche Erholung
                                                                                               ––   –      Neutral   +               ++
unerwünschte Konsequenzen. Die Menschen
schränken dann wieder den Konsum ein. Zudem                LIQUIDITÄT
würde ein erneuter Lockdown Lieferketten stö-
                                                           OBLIGATIONEN
ren und die Unternehmen dazu verleiten, sich
vermehrt mit Investitionen zurückzuhalten.                 WANDELANLEIHEN

                                                           AKTIEN
Unsicherheit nicht nur wegen Corona
Aber in Europa steigt die Unsicherheit nicht nur                  Schweiz
wegen der zweiten Welle durch Corona-Infekti-
onen. Die Verhandlungen über ein Handelsab-                       Europa

kommen mit Grossbritannien sind am Stocken.                       Nordamerika
Ende Jahr ist die Übergangsfrist vorbei und es
droht ein harter Brexit. Gleichzeitig sind sich die               Asien-Pazifik (ohne Japan)

europäischen Partner wieder uneins, wie es mit                    Schwellenländer
dem 750-Milliarden-Corona-Hilfspaket weiter-
gehen soll. Wären dies nicht genug der Proble-             ALTERNATIVE ANLAGEN

me, lauert mit dem Konflikt zwischen der Türkei
                                                                  Rohstoffe: Gold
und Griechenland ein weiterer Störenfried, der
aktuell kaum beachtet wird. Dies hat uns dazu                     Andere

bewogen, das Untergewicht der europäischen
                                                      Quelle: Eigene Darstellung
Aktienmärkte weiter auszubauen.                                                                                      Quelle: Eigene Darstellung

8    Anlagepolitik November 2020
Marktübersicht
Wirtschaftsdaten und Ausblick
Daten per 22. Oktober 2020; Quelle: Zahlen Bloomberg; Grafiken, Einschätzung: Eigene Darstellung

Die konjunkturelle Entwicklung
ausgewählter Industrieländer

                                                                                                                                   rtal

                                                                                                                                                              al

                                                                                                                                                                                                 al
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                                                                                                                                                                                                      aktu dustrie
                                                                                                                                                               uart

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                                                                                                                                                                      aktu oute
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                                                                                                                               es Q

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                                                                                                                          letzt on

                                                                                                                                          aktu on
                                                                                                           (Prog 020

                                                                                                                                                                                       es Q
                                                                                                                                              ell

                                                                                                                                                                                                          ell
                                                                                                                                                           u

                                                                                                                                                                                                          In
                                                                                                                                                                            ell
                                                                                                                               ti

                                                                                                                                               ti
                                                                                                    e

                                                                                                                                                    AL - Q

                                                                                                                                                                       AL - Q

                                                                                                                                                                                       I
                                                                                                            BIP 2

                                                                                                                          Infla

                                                                                                                                          Infla
                                                                                              letzt

                                                                                                                                                                                   PMI

                                                                                                                                                                                                      PMI
                                                                                               BIP
                                                                        Schweiz               0.9 %        -6.0%          -1.3 %         -0.8 %     3.3 %             3.3 %       41.9                53.1

                                                                        USA                   2.3 %        -7.0 %         0.6 %           1.4 %     11.1 %            7.9 %       52.6                55.4
                   Starke           Leichte
             Verbesserung           Verbesserung
                                                                        Eurozone              1.3 %        -9.0 %         0.3 %          -0.3 %     7.6 %             8.1 %       51.8                54.4

                                                                        Deutschland           0.6 %        -7.8%          0.9 %          -0.2 %     6.4 %             6.3 %       51.0                58.0

                                                                        n
                                                                            Schweiz: Die Corona-Pandemie spiegelt sich nach wie vor in den Zahlen wider,
                     Starke         Leichte                                 aber die Wirtschaft hat in weiten Teilen eine positive Gegenbewegung gezeigt.
                Eintrübung          Eintrübung                          n
                                                                            USA: Die Lockerungen brachten Entspannung und die Wirtschaft wieder in
                                                                            Gang. Die Frühindikatoren waren besser, aber nun steigt die Unsicherheit wie-
                                                                            der.
                                                                        n
                                                                            Eurozone: Die Wirtschaft hat den ersten Schock überstanden, allerdings droht
                                                                            nun eine erneute Abkühlung aufgrund von steigenden Fallzahlen.
   Schweiz                           USA                                n
                                                                            Deutschland: Die Lockerungsmassnahmen bringen Entlastung, aber Deutsch-
   Eurozone                          Deutschland                            land kann sich der möglichen Abkühlung Europas schlecht entziehen.

Die konjunkturelle Entwicklung
ausgewählter Schwellenländer
                                                                                                                                   rtal

                                                                                                                                                              al

                                                                                                                                                                                                 al
                                                                                                                                                                                  letzt ndustrie

                                                                                                                                                                                                      aktu dustrie
                                                                                                                                                              uart

                                                                                                                                                                                            uart
                                                                                                                                    ua
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                                                                                                                      )

                                                                                                                                                    letzt ote

                                                                                                                                                                      aktu oute
                                                                                                                 nose

                                                                                                                               es Q

                                                                                                                                                         es Q
                                                                                                   es Ja

                                                                                                                          letzt on

                                                                                                                                          aktu on
                                                                                                           (Prog 020

                                                                                                                                                                                       es Q
                                                                                                                                              ell

                                                                                                                                                                                                          ell
                                                                                                                                                         u

                                                                                                                                                                                                          In
                                                                                                                                                                          ell
                                                                                                                               ti

                                                                                                                                              ti

                                                                                                                                                    AL-Q

                                                                                                                                                                       AL-Q

                                                                                                                                                                                       I
                                                                                                            BIP 2

                                                                                                                          Infla

                                                                                                                                          Infla
                                                                                              letzt

                                                                                                                                                                                   PMI

                                                                                                                                                                                                      PMI
                                                                                               BIP

                                                                        China                 6.1 %        2.0 %          2.5 %           1.7 %     3.7 %             3.8 %       53.1                53.0

                                                                        Indien                4.2 %        -4.5 %         6.2 %           7.3 %        –                –         41.8                49.8
                   Starke           Leichte
             Verbesserung           Verbesserung
                                                                        Brasilien             1.1 %        -9.1 %         2.1 %           3.1 %     7.5 %             8.2 %       64.7                64.9

                                                                        Russland              1.3 %        -6.6 %         3.2 %           3.7 %     6.2 %             6.3 %       57.3                53.7

                                                                        n
                                                                            China: Chinas vorlaufende Indikatoren zeigen sich weiter verbessert. Insgesamt
                     Starke         Leichte
                                                                            zeigen sich vermehrt Lichtblicke, die Krise scheint in China überwunden.
                Eintrübung          Eintrübung                          n
                                                                            Indien: Indien leidet weiterhin stark unter den Auswirkungen von Corona, al-
                                                                            lerdings erwarten wir in den kommenden Monaten einen erheblichen Aufhol-
                                                                            effekt.
                                                                        n
                                                                            Brasilien: Die vorlaufenden Indikatoren deuten eine Besserung an. Die Stim-
                                                                            mung hat sich trotz weiterer Ausbreitung des Corona-Virus merklich gebessert.
   China                             Indien
                                                                        n
                                                                            Russland: Russlands Wirtschaft wird im Soge Europas und der neuen Sankti-
   Brasilien                         Russland                               onen wieder kleinere Brötchen backen müssen.

                                                                                                                                                  November 2020 Anlagepolitik                                  9
Finanzmärkte und Prognosen
Daten per 22. Oktober 2020; Quelle: Zahlen Bloomberg; Prognosen: SGKB

                                                                                                                     Prognose            Prognose
Leitzins und Geldpolitik                            vor 12 Monaten            vor 3 Monaten         aktuell
                                                                                                                     3 Monate           12 Monate

SNB                                                            -0.75 %               -0.75 %       -0.75 %             -0.75 %             -0.75 %

EZB                                                            -0.40 %               -0.50 %       -0.50 %             -0.50 %             -0.50 %

Fed                                                     1.75 % – 2 %            0 % – 0.25 %   0 % – 0.25 %       0 % – 0.25 %        0 % – 0.25 %

                                                                                                                Prognoseband        Prognoseband
Kapitalmärkte (Renditen)                            vor 12 Monaten            vor 3 Monaten         aktuell
                                                                                                                    3 Monate           12 Monate

Schweiz 10 Jahre                                               -0.60%                -0.49 %       -0.51 %    -0.50 % – -0.30 %   -0.40 % – -0.20 %

Deutschland 10 Jahre                                           -0.39%                -0.48 %        -0.57%    -0.50 % – -0.30 %   -0.40 % – -0.20 %

USA 10 Jahre                                                    1.76%                0.58 %         0.86 %     0.70 % – 1.00 %     0.80 % – 1.10 %

                                                                                                                Prognoseband        Prognoseband
Devisenmärkte                                       vor 12 Monaten            vor 3 Monaten         aktuell
                                                                                                                    3 Monate           12 Monate

EUR/CHF                                                         1.1018               1.0747         1.0726          1.04 – 1.09         1.03 – 1.08

USD/CHF                                                         0.9907               0.9248         0.9073          0.89 – 0.94         0.92 – 0.97

EUR/USD                                                         1.1121               1.1620         1.1822          1.14 – 1.19         1.10 – 1.15

                                                                                                                Prognoseband        Prognoseband
Rohwaren                                            vor 12 Monaten            vor 3 Monaten         aktuell
                                                                                                                    3 Monate           12 Monate

WTI-Rohöl (USD/Fass)                                                    56               41             41             40 – 50             45 – 55

Gold (USD/Unze)                                                  1’492                 1’894         1’901         1950 – 2050         1850 – 1950

                                                                                                  Aktueller             Trend            Prognose
Aktienmärkte                                    Jahresperformance            Erw. KGV 12 Mt.
                                                                                                 Indexwert    letzte 3 Monate            3 Monate

S & P 500                                                        8.5 %                  25.5         3’453

EuroStoxx50                                                    -12.4%                   21.0         3’171

SMI                                                             -2.3 %                  19.4         9’999

12
10     Anlagepolitik November 2020
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Redaktionsschluss: 23.10.2020
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