GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021

Die Seite wird erstellt Fiete Albrecht
 
WEITER LESEN
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
GEWERBLICHES
FLÄCHENMANAGEMENT RUHR
        PHASE V
 AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF
    DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

2 //
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                 INHALT

     INHALT

                                                   4–5   Vorwort

                                                  6–33   Einführung

                                                   8–9   1 – Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick

                                                 10–17   2 – Gewerblich-industrielle Flächenpotenziale

                                                 18–19   „Gemeinden mehr Spielraum geben“ – Interview mit Nina Walkenbach
                                                         über den städteregionalen Gewerbeflächenpool in der Region Aachen

                                                 20–23   3 – Flächeninanspruchnahme

                                                 24–25   „Nachhaltigkeit nicht auf ein Thema reduzieren“ - Inerview mit Dr. Paul
                                                         Raab zum Leitfaden „Gewerbegebiete der Zukunft“

                                                 26–27   4 – Reichweite der restriktionsfreien Flächenpotenziale

                                                 28–29   „Das ist schon eine Herkulesaufgabe“ - Dr. Michael Dannebom spricht im
                                                         Interview über den Maßnahmenkatalog für die nachhaltige Entwicklung
                                                         von neuen Gewerbegebieten

                                                 30–31   5 – Flächenbilanz 06/2021 und Regionalplan Ruhr

                                                 32–33   6 – Handlungsempfehlungen

                                                    34   Tabellenverzeichnis

                                                    34   Fotonachweis

                                                    34   Impressum

                                                                                                                                      // 3
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

       VORWORT

                                      gate.ruhr, Marl

4 //
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                                             VORWORT

                                    Liebe Leserinnen und Leser,                                   Attraktivität des Standortes insgesamt ein. Es muss des-
                                                                                                  halb gelten, Brachflächen noch intensiver als bislang zu
                                    die Nachfrage an Gewerbeflächen in der Metropole Ruhr         aktivieren. Durch die Festlegung gemeinsamer Standards
                                    ist trotz Corona-Pandemie bislang ungebrochen. Es wird        z. B. bei verkehrsbezogenen und digitalen Infrastrukturen,
                                    deutlich: Das Ruhrgebiet gewinnt weiterhin an Attrakti-       der Ver- und Entsorgung oder den ökologieorientierten
                                    vität für Unternehmen und Investoren. Zwischen Anfang         Rahmenplanungen besteht zusätzlich die Chance, nicht
                                    2020 und Ende Juni 2021 wurden insgesamt 333 Unter-           nur neue, sondern auch nachhaltige und klimafreundliche
                                    nehmensansiedlungen getätigt. Dies ist die positive Bot-      Gewerbe- und Industriegebiete zu schaffen. Zentral für all
                                    schaft des vorliegenden Zwischenberichtes „Gewerbli-          dies ist gelebte Kooperation in der Region. Dazu bedarf
                                    ches Flächenmanagement Ruhr“.                                 es einer breiten regionalen Debatte und der Analyse von
                                                                                                  Best Practice-Ansätzen mit dem Blick über den Teller-
                                    Andererseits bleibt die Ressourcenfrage weiter akut. Die      rand. In diesem Marktbericht zeigen wir mit Beispielen aus
     Prof. Dr. Julia Frohne         jährliche Flächeninanspruchnahme hat sich weiter er-          dem Kreis Unna, aus der Region Aachen sowie der Region
     Geschäftsführerin der          höht und liegt nun bei rund 207 ha pro Jahr. Der Trend        Westküste in Schleswig-Holstein gute Anknüpfungspunk-
     Business Metropole Ruhr GmbH   der vergangenen Jahre setzt sich damit weiter fort. So        te und Anregungen dafür auf.
                                    lag die durchschnittliche Inanspruchnahme in den Unter-
                                    suchungszeiträumen 2016 bis 2019 bei 204 ha und 2005          Grundlage für Debatten und Pläne ist eine ausreichende
                                    bis 2015 bei 189 ha. Marktgängige Flächen werden damit        Datenbasis. Seit rund zehn Jahren lässt die Business Me-
                                    rar. Aktuell stehen in der Metropole Ruhr noch rund 1.636     tropole Ruhr kontinuierlich Analysen zu den planerisch
                                    ha an planerisch gesicherten Flächen zur Verfügung, von       gesicherten Gewerbe- und Industrieflächen durchführen
                                    denen nur rund 491 ha restriktionsfrei sind, also ohne grö-   und veröffentlicht die Ergebnisse in den Marktberichten
                                    ßeren Aufwand an den Markt gebracht werden können.            „Gewerbliches Flächenmanagement Ruhr“. Basis der Ana-
                                    Hier wirksam Abhilfe zu schaffen, ist eine große Heraus-      lysen ist immer das BMR-eigene Flächeninformationssys-
                                    forderung für die gesamte Region. Der Entwurf des Regi-       tem ruhrAGIS; hinzu kommen intensive Gespräche mit
                                    onalplans Ruhr sieht langfristig insgesamt rund 5.600 ha      den Planungsbereichen und Wirtschaftsförderungen auf
                                    an gewerblich-industriellen Bauflächen vor, nun müssen        kommunaler Ebene sowie dem Regionalverband Ruhr,
                                    auch die sich anschließenden Planungsverfahren ausge-         die dem Datenabgleich dienen. So ist auch dieser Markt-
                                    weitet und beschleunigt werden.                               bericht bereits ein Beispiel erfolgreicher Kooperation im
                                                                                                  Ruhrgebiet.
                                    Dabei muss das Bewusstsein da sein: Jeder Quadratme-
                                    ter, jeder Hektar kann nur einmal genutzt werden. Frei-       Wir wünschen Ihnen eine anregende und spannende Lek-
                                    raum ist wichtig für die Biodiversität und die Lebensqua-     türe und freuen uns auf den weiteren Austausch zum ge-
                                    lität in der Metropole Ruhr und zahlt damit auch auf die      werblichen Flächenmanagement in der Metropole Ruhr.

                                                                                                                                                                   // 5
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

       EINFÜHRUNG

                                      Logport VI, Duisburg
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                                          EINFÜHRUNG

                               Der vorliegende Bericht basiert auf Erhebungen zu den         ist oder entsprechende Baumaßnahmen laufen. Als ver-
                               Veränderungen bei der gewerblich-industriellen Flächen-       marktet werden Flächen eingestuft, die zwar noch nicht
                               nutzung im Zeitraum von Januar 2020 bis Juni 2021. Mit        bebaut sind, bei denen aber bereits ein Verkauf an den
                               dieser auf einen vergleichsweise kurzen Zeitraum ange-        künftigen Bauherrn erfolgt ist.
                               legten Bestandsaufnahme sollte insbesondere geklärt
                               werden, ob und ggf. in welcher Weise sich die Corona-Epi-    • Fristigkeiten: Kurzfristig verfügbar sind Flächen, die ent-
                               demie auf flächenbezogene Investitionen von Unterneh-          weder schon am Markt sind oder nach übereinstimmen-
                               men ausgewirkt hat.                                            der Einschätzung innerhalb von zwei Jahren genutzt
                                                                                              werden können. Mittelfristig verfügbar sind Flächen, mit
                               Gemäß der langjährigen Praxis im Gewerblichen Flä-             deren Marktreife in mehr als zwei und bis zu fünf Jah-
                               chenmanagement Ruhr (GFM) wurden auf der Basis des             ren zu rechnen ist. Bei langfristig verfügbaren Flächen
                               Flächeninformationssystems ruhrAGIS alle Flächen un-           ist davon auszugehen, dass mehr als fünf Jahre bis zur
                               tersucht, die nach Einschätzung der Fachebenen in den          Marktreife vergehen werden.
                               kommunalen Gebietskörperschaften derzeit prinzipiell für
                               Ansiedlungen geeignet und im Regelfall in den Flächen-       • Nutzungsrestriktionen: Schwerwiegende Nutzungsein-
                               nutzungsplänen (FNP) dargestellt sind.                         schränkungen bestehen, wenn eine Fläche aufgrund von
                                                                                              erheblichen Altlasten, schwierigen topografischen Gege-
                               Für die detaillierte Bewertung der Potenzialflächen gelten     benheiten oder fehlender äußerer Erschließung nur mit
                               folgende Kriterien, deren Anwendung auf die Einzelflä-         erheblichem Finanz- und Zeitaufwand mobilisierbar ist.
                               chen mit den kommunalen Planern und Wirtschaftsförde-          Insbesondere im Falle von Kombinationen derartiger Re-
                               rern in langjähriger Praxis abgestimmt wurde:                  striktionen kann sich im Einzelfall auch eine Einstufung in
                                                                                              die Kategorie „keine Entwicklungsperspektive“ ergeben.
                               • Flächengrößen: Alle Darstellungen beziehen sich auf          In die Kategorie „geringfügige Restriktionen“ werden
                                 Nettoflächen, also diejenigen Flächenanteile in Gewerbe-     Areale eingestuft, bei denen die genannten Nutzungs-
                                 und Industriegebieten, die tatsächlich für Unternehmen       einschränkungen nur in geringem Maße vorliegen. In
                                 nutzbar sind. Diese Anteile werden individuell berechnet     den Fällen, bei denen die Eigentümer bereits über einen
                                 und können zwischen rund 30 % und 100 % liegen.              längeren Zeitraum nicht verkaufsbereit sind, erfolgt eine
                                                                                              Einstufung in die Kategorie „keine Verkaufsbereitschaft“.
                               • Verwertung: Als Inanspruchnahme werden diejenigen
                                 Flächen gewertet, wo bereits eine Neubebauung erfolgt

                                                                                                                                                                   // 7
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

       1 DIE WESENTLICHEN
         ERGEBNISSE IM
         ÜBERBLICK

                                      Zum Schleusenpark, Datteln
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                             1 DIE WESENTLICHEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK

                               Das langanhaltende Wirtschaftswachstum und die nied-          gegenüber 2019, der außer auf die genannten Inanspruch-
                               rigen Zinsen hatten in der Metropole Ruhr bereits in den      nahmen auch auf die Umwidmung von planerisch gesi-
                               Jahren 2016 bis 2019 zu einem erheblichen Anstieg des         cherten Flächen für andere Nutzungen in einer Größen-
                               gewerblich-industriellen Flächenumschlags geführt. Die-       ordnung von rund 70 ha zurückzuführen ist.
                               se Entwicklung hat sich trotz der wirtschaftlichen Auswir-
                               kungen der Corona-Pandemie ungebrochen fortgesetzt.           Restriktionsfrei verfügbar sind derzeit rund 491 ha; auf
                               Im Zeitraum 2020 bis Juni 2021 wurden 333 Ansiedlungen        rund 1.015 ha bestehen gravierende Mobilisierungshemm-
                               getätigt; die durchschnittliche Flächeninanspruchnahme        nisse. Damit ist angesichts der Verwertungsraten abseh-
                               lag bei rund 207 ha pro Jahr (im vorangegangenen Be-          bar, dass in den nächsten Jahren erhebliche Probleme bei
                               richtszeitraum 2016 bis 2019 lag die durchschnittliche Flä-   der Flächenverfügbarkeit eintreten werden; eine Reihe
                               cheninanspruchnahme bei rund 204 ha pro Jahr).                von Kommunen verfügt bereits aktuell kaum noch über
                                                                                             entsprechende Reserven.
                               Dabei ging die Flächeninanspruchnahme in noch geringe-
                               rem Maße zu Lasten des Freiraums als bisher. Mehr als 144     Vor diesem Hintergrund wird es noch dringlicher als bisher,
                               ha, das entspricht nahezu 70 % der Inanspruchnahmen,          durch die Inanspruchnahme von Fördermitteln oder ge-
                               erfolgten auf Brachflächen. Zum Vergleich: Im Zeitraum        zielten Flächentausch den Abbau von Nutzungsrestriktio-
                               2005 bis 2015 war der Brachflächenanteil bei den Inan-        nen voranzutreiben. Darüber hinaus ist es von Bedeutung,
                               spruchnahmen rund 58 %, zwischen 2016 und 2019 lag er         auch die planungsrechtliche Sicherung gewerblich-indus-
                               bei rund 66 %.                                                trieller Bauflächen über Flächennutzungs- und Bebau-
                                                                                             ungspläne zu intensivieren und die gezielte Nachverdich-
                               Dominierende Wirtschaftszweige bei den Neuansiedlun-          tung bestehender Gewerbe- und Industrieflächen noch
                               gen waren die logistikbezogenen Bereiche „Verkehr und         mehr in den Blick zu nehmen. Das Thema Nachverdich-
                               Lagerei“ sowie „Handel/Instandhaltung“ mit rund 46 %          tung wird derzeit bereits modellhaft im Rahmen des ge-
                               der Flächen. Allerdings lag der Anteil dieser Wirtschafts-    werblichen Flächenmanagement Ruhr (GFM) Phase V“
                               zweige im Zeitraum 2016 bis 2019 mit rund 59 % der Flä-       bearbeitet.
                               che noch deutlich höher.

                               Für künftige Ansiedlungen standen zur Jahresmitte 2021
                               insgesamt rund 1.636 ha an Potenzialflächen zur Verfü-
                               gung. Das entspricht einem Rückgang von rund 420 ha

                                                                                                                                                                                     // 9
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

       2 GEWERBLICH-
         INDUSTRIELLE
         FLÄCHENPOTENZIALE

                                      Knippenburg, Bottrop
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                                         2 GEWERBLICH-INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE

     Seit dem Jahr 2012 lässt die BMR alle Veränderungen auf      TABELLE 1: POTENZIALE 2019 UND 06/2021 IM VERGLEICH; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE
     dem Gewerbe- und Industrieflächenmarkt in der Metropole
     Ruhr im Rahmen des jährlich aktualisierten Flächeninforma-                                    2019                                                      Juni 2021
     tionssystems ruhrAGIS systematisch erfassen und bewerten.                                                                                                                                Veränderung der
                                                                                                                                              davon bereits an
                                                                                                                          Potenziale                                         demgemäß             verfügbaren
                                                                   2019 bis 06/2021                  verfügbar                                      Endnutzer
                                                                                                                           unbebaut                                           verfügbar             Potenziale
     2.1 VERÄNDERUNG 2019 BIS 06/2021                                                                                                              vermarktet
                                                                                                                                                                                              2019 zu 06/2021
                                                                   Kreisfreie Stadt/Kreis                       ha                  ha                           ha                    ha                  ha
     Zum 30.06.2021 waren insgesamt 1.890,78 ha an unbe-
     bauten gewerblich-industriellen Flächenpotenzialen für        Bochum                                 168,51                 161,21                     17,02                   144,19              –24,31
     eine Nutzung durch Unternehmen verfügbar. Davon wa-           Bottrop                                 58,67                 52,71                      2,88                    49,83               –8,84
     ren zu diesem Zeitpunkt jedoch rund 255 ha bereits an         Dortmund                               221,46               238,22                       17,55                  220,67               –0,79
     gewerbliche Endnutzer verkauft, standen also faktisch
                                                                   Duisburg                               202,14                110,47                          1,41               109,06              –93,08
     am Markt nicht mehr zur Verfügung. Damit lag das reale
                                                                   Ennepe-Ruhr-Kreis                      122,22                103,32                      7,43                     95,9              –26,33
     Flächenpotenzial zur Jahresmitte 2021 bei 1.636,13 ha. Ge-
     genüber dem Jahr 2019 hat sich das verfügbare Gesamt-         Essen                                  96,22                   93,9                      9,88                    84,02                –12,2

     potenzial um rund 420 ha verringert, gegenüber dem Jahr       Gelsenkirchen                          152,64                 151,8                     20,29                    131,51              –21,13
     2016 um rund 514 ha (Tabelle 1).                              Hagen                                  43,68                  60,81                      13,51                     47,3                3,62

                                                                   Hamm                                   116,07                 100,6                      5,08                    95,52              –20,55
     Auf der kommunalen Ebene ergibt sich ein differenzier-
                                                                   Herne                                    47,2                38,55                       3,47                    35,08               –12,13
     tes Bild. Die höchsten Abnahmen verzeichnen mit jeweils
                                                                   Kreis Recklinghausen                   315,89                267,33                     51,33                       216             –99,89
     minus rund 90 ha der Kreis Recklinghausen und die Stadt
     Duisburg, gefolgt vom Kreis Wesel (–52 ha) und dem Kreis      Kreis Unna                             213,32               208,35                       30,11                  178,23              –35,09
     Unna (–35 ha). In den Städten Hagen und Mülheim an der        Kreis Wesel                            248,77               254,24                      57,66                   196,58               –52,19
     Ruhr hingegen ist die Gesamtgröße der verfügbaren Flä-        Mülheim an der Ruhr                     12,72                 22,12                      6,98                     15,14                2,42
     chen geringfügig angestiegen.
                                                                   Oberhausen                              37,17                 27,16                     10,06                       17,1            –20,07

                                                                   Summe                              2.056,68                1.890,78                    254,65                  1.636,13            –420,55
     Die deutliche Abnahme der verfügbaren Potenziale seit
     2019 ist nicht nur auf zwischenzeitlich erfolgte Inan-       Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)
     spruchnahmen (siehe Kapitel 3) und Vermarktungen, son-
     dern auch auf Umwidmungen von bislang planerisch für
     Gewerbe und Industrie gesicherten Flächen für andere         VERFÜGBARE POTENZIALE IN        2021                                    1.636,13
     Nutzungen (Wohnen und Grünfläche) zurückzuführen.            DER METROPOLE RUHR (HA)
                                                                                                  2019                                               2.056,68

                                                                                                  2016                                                2.150,74

                                                                                                  2012                                                                 2.721,29

                                                                                                         0,00        500,00      1.000,00       1.500,00        2.000,00    2.500,00     3.000,00

                                                                                                                                                                                                                 // 11
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

        Tabelle 2 zeigt, dass im Untersuchungszeitraum rund               TABELLE 3: POTENZIALE 2019 UND 06/2021 IM VERGLEICH;         Verfügbare                                      Veränderung
                                                                                                                                                                  2019        2021
                                                                                                                                       Flächenpotenziale                               2019 zu 2021
        70 ha für andere Nutzungen umgewidmet bzw. für diese              ALLE 53 KOMMUNEN
        Fläche Beschlüsse zur Umwidmung gefasst wurden.                                                                                Holzwickede                 8,39        5,59            –2,8
                                                                          Verfügbare                                  Veränderung      Hünxe                      17,68        9,82           –7,86
                                                                                                   2019      2021
                                                                          Flächenpotenziale                           2019 zu 2021
                                                                                                                                       Kamen                       55,3      54,92            –0,38
        TABELLE 2: UMWIDMUNG VON GE/GI-FLÄCHEN 2020 BIS                   Kommune                    ha         ha              ha
                                                                                                                                       Kamp-Lintfort               12,21       7,77           –4,43
        06/2021; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE                             Alpen                      6,5      0,95           -5,55
                                                                                                                                       Lünen                      23,49       13,39            –10,1
                                                                          Bergkamen                11,58      11,58          0,00
                                               anteilig        anteilig                                                                Marl                       74,78      65,62             –9,17
         Flächenart/Vornutzung         alle                               Bochum                  168,51     141,52         -26,98
                                               Brachen     Freiflächen                                                                 Moers                      16,88       18,04             1,17
                                                                          Bönen                    14,96     10,62           -4,33
         Kreisfreie Stadt/Kreis          ha          ha             ha                                                                 Mülheim an der Ruhr         12,72      15,14            2,42
                                                                          Bottrop                 58,67      49,83           -8,84
         Bochum                       0,00         0,00          0,00                                                                  Neukirchen-Vluyn            7,45        6,15            –1,31
                                                                          Breckerfeld              0,00      0,00            0,00
         Bottrop                      0,00         0,00          0,00                                                                  Oberhausen                  37,17        17,1         –20,07
                                                                          Castrop-Rauxel          23,24      12,95           -10,3
         Dortmund                     0,54         0,54          0,00                                                                  Oer-Erkenschwick              7,5       4,25           –3,25
                                                                          Datteln                  26,78      9,23           -17,55
         Duisburg                      9,25        9,25          0,00                                                                  Recklinghausen             48,77      39,47             –9,3
                                                                          Dinslaken                  9,6      8,92           -0,68
         Ennepe-Ruhr-Kreis            17,47        0,00           17,47                                                                Rheinberg                   5,22        1,06           –4,16
                                                                          Dorsten                 60,84     34,34           -26,51
         Essen                        0,59         0,59          0,00                                                                  Schermbeck                  10,14       9,22           –0,93
                                                                          Dortmund                221,46    206,81          -14,66
         Gelsenkirchen                 1,43         1,43         0,00                                                                  Schwelm                     16,5       0,00             –16,5
                                                                          Duisburg               200,88     109,06          -91,82
         Hagen                        0,68         0,43           0,25                                                                 Schwerte                   23,07       16,01           –7,06
                                                                          Ennepetal                 14,11    12,35            -1,76
         Hamm                           11,4       0,00            11,4                                                                Selm                        5,92        4,16            –1,75
                                                                          Essen                   96,22     84,02             -12,2
         Herne                         3,72         3,72         0,00                                                                  Sonsbeck                     9,16       8,78           –0,38
                                                                          Fröndenberg              11,97     12,27             0,3
         Kreis Recklinghausen         6,48          1,38            5,1                                                                Sprockhövel                16,82       16,82            0,00
                                                                          Gelsenkirchen           152,64     131,51          -21,13
         Kreis Unna                    3,34          3,1          0,24                                                                 Unna                       47,67      39,63            –8,04
                                                                          Gevelsberg                 9,2      10,14           0,94
         Kreis Wesel                   2,49        0,00           2,49                                                                 Voerde                     76,39        76,1           –0,29
                                                                          Gladbeck                 15,29     10,05           -5,24
         Mülheim an der Ruhr          0,00         0,00          0,00                                                                  Waltrop                    21,37       13,09           –8,28
                                                                          Hagen                   43,68       47,3            3,62
         Oberhausen                   13,07        13,07         0,00                                                                  Werne                      10,99        3,92           –7,07
                                                                          Haltern am See            9,51       9,51          0,00
         Summe                       70,46        33,51         36,95                                                                  Wesel                       61,31     39,84            –21,47
                                                                          Hamm                    116,07     95,52          -20,55
        Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der                                                                            Wetter                     15,55       11,39           –4,16
                                                                          Hamminkeln                9,15       5,18          -3,97
        BMR (2021)                                                                                                                     Witten                     34,18       32,71            –1,48
                                                                          Hattingen                13,79      10,41          -3,38
                                                                                                                                       Xanten                      8,35        4,76           –3,59
                                                                          Herdecke                 2,09       2,09           0,00
        Einen Gesamtüberblick zu den Veränderungen bei der                                                                             Metropole Ruhr         2.056,68     1.636,13         –420,55
                                                                          Herne                     47,2     57,61           10,41
        Flächenverfügbarkeit im Untersuchungszeitraum für alle                                                                        Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der
                                                                          Herten                   27,82     17,66           -10,16
        53 Kommunen der Metropole Ruhr vermittelt die folgende                                                                        BMR (2021)
        Tabelle 3.

12 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                              2 GEWERBLICH-INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE

     Tabelle 4 zeigt, dass sich die Flächenpotenziale zu rund
     63 % (GE; 1.038 ha) auf Gewerbeflächen, zu rund 25 % auf
     Industrieflächen (GI; 409 ha) und zu rund 12 % auf Sonder-
     bauflächen (SO; 188 ha) verteilen.

     TABELLE 4: POTENZIALE 06/2021 NACH NUTZUNGSART; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE

      Nutzungsart                   alle            GE         Anteil          GI    Anteil      SO    Anteil

      Kommune                        ha             ha                %        ha        %       ha        %

      Bochum                      144,19         90,55           62,8       50,58    35,08      3,01    2,09

      Bottrop                     49,83          29,79          59,77        0,00     0,00    20,04    40,22

      Dortmund                   220,67          103,81         47,04       77,33    35,04    39,54     17,92

      Duisburg                   109,06           62,61          57,41      16,26     14,91    30,19   27,68

      Ennepe-Ruhr-Kreis            95,9          82,47                86       8,7    9,07     4,73     4,93

      Essen                       84,02          74,98          89,23         1,47     1,74     7,58    9,02

      Gelsenkirchen               131,51         59,22          45,03       36,22    27,54    36,07    27,43

      Hagen                         47,3          28,11         59,44       18,62    39,37     0,57      1,21

      Hamm                        95,52          31,99          33,49       59,63    62,42      3,91    4,09

      Herne                       35,08          15,99          45,59       19,09     54,41    0,00     0,00

      Kreis Recklinghausen          216         125,39          58,05       80,65    37,34     9,96      4,61

      Kreis Unna                 178,23         158,74          89,06       19,49    10,94     0,00     0,00

      Kreis Wesel                196,58         142,68          72,58        21,24     10,8   32,67     16,62

      Mülheim an der Ruhr          15,14          15,14           100        0,00     0,00     0,00     0,00

      Oberhausen                     17,1           17,1          100        0,00     0,00     0,00     0,00

      Summe                     1.636,13      1.038,56          63,48      409,26    25,01    188.31    11,51

     Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)

                                                                                                                                                       // 13
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

        2.2 NUTZUNGSRESTRIKTIONEN                                    TABELLE 5: SCHWERWIEGENDE NUTZUNGSRESTRIKTIONEN 2019 UND
        2019 UND 06/2021                                             06/2021; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE

        Wiederum deutlich angestiegen ist der Anteil von Flächen                                                          2019                                2021
        mit Nutzungsrestriktionen. Dieser lag im Jahr 2016 bei                                             schwerwiegende                       schwerwiegende
                                                                      Restriktionskategorie                                           Anteil                         Anteil
        rund 53 %, im Jahr 2019 bei rund 67 % und zur Jahresmitte                                             Restriktionen                        Restriktionen
        2021 bei rund 70 %. Parallel dazu hat sich die Gesamtgröße    Kreisfreie Stadt/Kreis                            ha                %                  ha          %
        der restriktionsfreien Flächen von rund 1.012 ha im Jahr      Bochum                                           81,11          48,14                72,91     50,57
        2016 über rund 683 ha im Jahr 2019 auf rund 491 ha im
                                                                      Bottrop                                        40,78            69,51                33,8      67,83
        Jahr 2021 verringert.
                                                                      Dortmund                                      103,26            46,63               73,86      33,47

        Ebenso wie im Zeitraum 2016 bis 2019 liegt auch aktuell       Duisburg                                       96,34            47,66               69,36       63,6

        der Schwerpunkt des Zuwachses in den Bereichen der gra-       Ennepe-Ruhr-Kreis                              20,92              17,11              23,14     24,13
        vierenden Mobilisierungshemmnisse (vgl. Tabellen 5 bis 7).    Essen                                          50,56            52,55                48,14      57,3

                                                                      Gelsenkirchen                                  79,42            52,03               76,42       58,11

                                                                      Hagen                                          32,58            74,58                35,2      74,41

                                                                      Hamm                                            39,12            33,7               30,59      32,02

                                                                      Herne                                           31,32           66,36                26,8      76,41

                                                                      Kreis Recklinghausen                           118,84           37,62               90,07        41,7

                                                                      Kreis Unna                                      39,12           18,34               24,56      13,78

                                                                      Kreis Wesel                                    45,39            18,24                44,13     22,45

                                                                      Mülheim an der Ruhr                             0,00             0,00                0,00       0,00

                                                                      Oberhausen                                      6,93            18,65                 7,16     41,86

                                                                      Summe                                         785,68             38,2              656,14       40,1

                                                                     Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)

14 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                               2 GEWERBLICH-INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE

     TABELLE 6: KEINE ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE UND VERKAUFSBEREITSCHAFT –                                                           Ebenfalls prozentual angestiegen sind die Anteile von
     2019 UND 06/2021; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE                                                                                Flächen ohne Entwicklungsperspektive und ohne Ver-
                                                                                                                                   kaufsbereitschaft (siehe Tabelle 6). Bei den Flächen ohne
                                 2019                        2021                        2019                      2021            Entwicklungsperspektive entfallen die höchsten Anteile
                         Keine Ent-                 Keine Ent-                        Keine                     Keine              auf die Städte Hamm (rund 39 % der Potenziale), Bottrop
      2019 bis 2021      wicklungs-       Anteil    wicklungs-        Anteil   Verkaufsbe-      Anteil   Verkaufsbe-      Anteil   (rund 30 %) und Mülheim an der Ruhr (rund 39 %); unter
                        perspektive                perspektive                   reitschaft                reitschaft
                                                                                                                                   den Kreisen ist der Anteil im Kreis Wesel am höchsten
      Kommune                   ha            %            ha             %             ha          %             ha          %    (rund 29 %). Keine Verkaufsbereitschaft der Eigentümer
      Bochum                  6,58         3,90           3,91          2,71           7,62      4,52            7,62      5,28    gibt es insbesondere im Kreis Unna (für rund 34 % der Po-
      Bottrop                  9,14       15,59          15,04        30,19           0,36       0,61           0,36       0,72    tenziale) und im Ennepe-Ruhr-Kreis (rund 26 %).

      Dortmund               36,09        16,30         33,69         15,27            6,91       3,12          2,33       1,06
                                                                                                                                   Tabelle 7 führt die Entwicklungen in den Bereichen
      Duisburg                0,34          0,17         0,34          0,31            0,18      0,09           0,00       0,00
                                                                                                                                   „schwerwiegende Nutzungsrestriktionen“, „keine Ent-
      Ennepe-Ruhr-                                                                                                                 wicklungsperspektive“ und „keine Verkaufsbereitschaft“
                              27,71       22,67           11,21        11,69          30,11     24,64          24,75      25,80
      Kreis
                                                                                                                                   unter „gravierende Mobilisierungshemmnisse“ zusam-
      Essen                   0,89         0,92          0,89          1,06           0,00       0,00           0,00       0,00    men. Deren Anteil am gesamten Flächenportfolio hat
      Gelsenkirchen           5,59         3,66          8,66          6,59            1,80       1,18          0,00       0,00    sich in den letzten anderthalb Jahren von rund 58 % im
      Hagen                    1,67        3,82          0,96          2,03            1,68      3,85            1,39      2,94    Jahr 2019 auf durchschnittlich rund 62 % zur Jahresmitte
      Hamm                   48,74        41,99         37,34         39,09           3,06       2,64           2,80       2,93    2021 erhöht und liegt bis auf Mülheim an der Ruhr (rund
                                                                                                                                   28 %) in allen kreisfreien Städten und Kreisen um die 50 %
      Herne                   0,00         0,00          0,00          0,00            3,11      6,59            1,61      4,59
                                                                                                                                   oder deutlich darüber. Die höchsten Anteile an Flächen
      Kreis Reckling-
                              13,29         4,21         13,41          6,21         43,08      13,64          35,66       16,51   mit gravierenden Mobilisierungshemmnissen entfallen auf
      hausen
                                                                                                                                   die Städte Bottrop (rund 99 %) und Herne (rund 81 %). Bis
      Kreis Unna              11,97         5,61          7,65         4,29          59,08      27,70          59,86      33,59
                                                                                                                                   auf den Kreis Unna (rund 52 %) sind auch die Kreise über-
      Kreis Wesel            45,72        18,38          57,23         29,11         26,90       10,81         26,75       13,61   durchschnittlich betroffen.
      Mülheim an
                              4,30        33,81          4,30         28,40           3,20      25,16           0,00       0,00
      der Ruhr
      Oberhausen              0,00         0,00          0,00          0,00            0,91      2,43            1,47      8,57

      Summe                 212,03        10,31        194,63         11,90         188,01       9,14         164,59      10,06

     Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)

                                                                                                                                                                                                // 15
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

        TABELLE 7: SUMME DER GRAVIERENDEN MOBILISIERUNGSHEMM-                Tabelle 8 gibt einen Gesamtüberblick zu den restriktions-
        NISSE – 2019 UND 06/2021; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE               belasteten und restriktionsfreien Flächenpotenzialen für
                                                                             alle 53 Kommunen in der Metropole Ruhr.
                                          2019                     2021
         Kreisfreie Stadt/
                                 ha          %          ha               %
         Kreis                                                               TABELLE 8: FLÄCHENPOTENZIALE RESTRIKTIONSFREI UND RESTRIKTIONSBELASTET –
         Bochum               95,31      56,56       84,44        58,56      06/2021; ALLE KOMMUNEN

         Bottrop              50,28       85,71        49,2       98,75
                                                                                              Potenziale     Restrik-          Anteil      restrik-             Anteil
         Dortmund            146,26      66,04      109,88        49,79                          gesamt       tionen    Restriktionen    tionsfrei    restriktionsfrei
         Duisburg             96,86       47,91        69,7        63,91     Kommune                  ha          ha               %            ha                  %
         Ennepe-Ruhr-                                                        Alpen                 0,95         0,00            0,00         0,95                 100
                              78,74      64,42       59,09         61,62
         Kreis
                                                                             Bergkamen             11,58        6,02            51,99        5,56               48,01
         Essen                 51,45      53,47      49,03        58,35
                                                                             Bochum               141,52        85,2            60,2        56,32                39,8
         Gelsenkirchen        86,81      56,87       85,08         64,7
                                                                             Bönen                 10,62        0,00            0,00         10,62                100
         Hagen                35,93       82,25       37,55       79,38
                                                                             Bottrop              49,83         49,2           98,75         0,63                 1,25
         Hamm                 90,92       78,33      70,73        74,04
                                                                             Breckerfeld           0,00         0,00            0,00         0,00                0,00
         Herne                34,43      72,94        28,41           81
                                                                             Castrop-Rauxel        12,95         4,21           32,52         8,74              67,48
         Kreis Reckling-
                              175,21      55,47      139,14       64,42      Datteln                9,23          5,9          63,96          3,33             36,04
         hausen
         Kreis Unna           110,17      51,65      92,07         51,66     Dinslaken              8,92         8,6            96,41        0,32                3,59

         Kreis Wesel          118,01      47,44       128,1        65,17     Dorsten              34,34        25,87           75,34          8,47              24,66

         Mülheim an der                                                      Dortmund             206,81       128,25          62,02        78,55               37,98
                                 7,5     58,96          4,3        28,4
         Ruhr                                                                Duisburg            109,06         78,14           71,64       30,93               28,36
         Oberhausen            7,84       21,09        8,62       50,43      Ennepetal             12,35        12,35            100         0,00                0,00
         Summe               1185,71      57,65    1015,35        62,06      Essen                84,02         79,9             95,1         4,12                4,9
        Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)       Fröndenberg           12,27         1,77           14,42         10,5              85,58

                                                                             Gelsenkirchen         131,51     100,76           76,62        30,74               23,38

                                                                             Gevelsberg            10,14          3,6            35,5        6,54                64,5

                                                                             Gladbeck              10,05         8,9           88,57           1,15              11,43

                                                                             Hagen                  47,3       42,59           90,03          4,71               9,97

                                                                             Haltern am See         9,51         1,51           15,83            8              84,17

                                                                             Hamm                 95,52        75,75             79,3        19,77               20,7

                                                                             Hamminkeln             5,18        2,89           55,83          2,29              44,17

16 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                               2 GEWERBLICH-INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE

                       Potenziale    Restrik-          Anteil     restrik-             Anteil                     Potenziale      Restrik-           Anteil        restrik-             Anteil
                          gesamt      tionen    Restriktionen   tionsfrei    restriktionsfrei                        gesamt        tionen     Restriktionen      tionsfrei    restriktionsfrei

      Hattingen             10,41          6           57,64         4,41              42,36     Sonsbeck               8,78          7,38           84,08              1,4             15,92

      Herdecke              2,09         1,33           63,4         0,77               36,6     Sprockhövel            16,82         12,01           71,45            4,8              28,55

      Herne                 57,61      33,46           58,08        24,15              41,92     Unna                  39,63          11,78          29,73          27,85               70,27

      Herten                17,66        14,2          80,43        3,46               19,57     Voerde                  76,1        59,32           77,94           16,79              22,06

      Holzwickede            5,59        0,6            10,73       4,99               89,27     Waltrop               13,09          3,31           25,29            9,78               74,71

      Hünxe                  9,82        9,18          93,48        0,64                6,52     Werne                  3,92          1,08            27,46          2,84               72,54

      Kamen                54,92       51,44           93,66        3,48                6,34     Wesel                 39,84        30,84              77,4              9               22,6

      Kamp-Lintfort          7,77       0,89            11,45       6,88               88,55     Wetter                 11,39         5,59           49,06             5,8             50,94

      Lünen                 13,39          13          97,09        0,39                 2,91    Witten                 32,71        25,33           77,44            7,38              22,56

      Marl                 65,62        61,79           94,16       3,83                5,84     Xanten                 4,76          1,25            26,14           3,52              73,86

      Moers                 18,04        7,91          43,84        10,13              56,16     Metropole Ruhr      1.636,13     1.144,67           69,96         491,46              30,04

      Mülheim an                                                                                Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)
                            15,14       5,86            38,71        9,28              61,29
      der Ruhr
      Neukirchen-
                             6,15        3,91          63,58         2,24              36,42
      Vluyn
      Oberhausen              17,1      10,75          62,86         6,35               37,14
      Oer-Erken-
                             4,25       3,72           87,64        0,53               12,36
      schwick
      Recklinghausen       39,47       23,22           58,84        16,25               41,16

      Rheinberg              1,06        1,06            100        0,00                0,00

      Schermbeck             9,22       9,22             100        0,00                0,00

      Schwelm               0,00        0,00            0,00        0,00                0,00

      Schwerte              16,01       6,03           37,66        9,98               62,34

      Selm                   4,16        1,85          44,33         2,32              55,67

                                                                                                                                                                                                 // 17
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

                        GEMEINDEN MEHR SPIELRAUM GEBEN
                                                                               I N T E R V I E W

                                     Gewerbeflächen, die eine Kommune hat, aber nicht braucht, kann eine andere Kommune
                                     nutzen. Dieses Konstrukt wird möglich durch den städteregionalen Gewerbeflächenpool,
                                        den die Wirtschaftsförderungsgesellschaft AGIT mbH in Aachen entworfen hat. Nina
                                       Walkenbach, Abteilungsleiterin Standortentwicklung & Digitales, erläutert das Konzept.

        Frau Walkenbach, wie funktioniert der städteregionale      Wie teilen Sie die Gewerbesteuer auf?                       mehr, auf denen sie Unternehmen ansiedeln können. Wir
        Gewerbeflächenpool, die interkommunale Zusammen-           Nehmen Sie zum Beispiel die Stadt Aachen, die mit Hilfe     haben im Auftrag der Städteregion Aachen ein stadte-
        arbeit in der StädteRegion Aachen?                         des Pools Unternehmen auf einer Fläche der nahe gele-       regionales Gewerbeflächenkonzept erstellt und dabei
        Kurzum: Durch Kooperation statt Kirchturmdenken! Ei-       genen Kommune Eschweiler ansiedeln kann. Die Kosten         herausgefunden, dass die verfügbaren Flächen allein in
        nige Kommunen haben noch Flächenpotenziale, aber ei-       für die Entwicklung der Fläche liegen bei Eschweiler, und   den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent zurückge-
        nen geringeren Bedarf. Andere Kommunen haben einen         dieser Kommune wird die Fläche weiter gehören. Das ist      gangen sind. Bis 2035 wird die Mehrheit der Kommunen
        hohen Bedarf, der jedoch nicht auf eigenem Stadtgebiet     die sogenannte Belegenheitskommune. Nun kommt der           ihre Nachfrage nicht mehr mit eigenen Gebieten decken
        gedeckt werden kann, und Kommunen mit offenen Aus-         Gewerbeflächenpool ins Spiel, der die Gewerbesteuer         können. Da kam die Idee auf, den Gemeinden mehr Spiel-
        gleichsflächen können diese ebenfalls in den städtere-     nach einem festgelegten Schlüssel unter den beteiligten     raum in der gewerblichen Flächenentwicklung zu geben
        gionalen Gewerbeflächenpool einbringen. Durch den          Kommunen aufteilt. Die Berechnungen sind komplex, die       und so die sich abzeichnenden Engpässe zu beseitigen.
        Pool treten die beteiligten Kommunen jetzt nicht mehr in   Flächenbewertung fließt ebenso mit ein wie Nachfrage-
        Konkurrenz zueinander, sondern arbeiten zusammen, um       flächen, Ausgleichsflächen und andere Variablen.            Auch im Hinblick auf den Strukturwandel?
        hochwertige Gewerbeflächen zu entwickeln, Unterneh-                                                                    Genau, es geht darum, Arbeitsplätze zu schaffen. Mit dem
        men adäquate Flächen anzubieten und Arbeitsplätze in       Das klingt nach einem ausgefeilten Konzept. Wie sind        Pool wollen wir die wegfallenden Arbeitsplätze durch den
        der Region zu halten.                                      Sie auf die Idee gekommen?                                  Strukturwandel zum Teil auffangen, indem wir neue Un-
                                                                   Viele Kommunen haben einfach keine eigenen Flächen          ternehmen aus zukunftsträchtigen Branchen ansiedeln.

18 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                                                                  INTERVIEW

     Welche Gewerbeflächen der Region Aachen sind                Konnten Sie bereits erste neue Unternehmen durch den
     Teil des Pools?                                             Pool ansiedeln?
     Nicht alle. Manche Kommunen bringen ihre freien Flächen     Nein, die erste Teilfläche wird jetzt erst entwickelt. Das
     mit ein, die noch entwickelt werden können, wie Eschwei-    hat auch mit Förderanträgen zu tun, die aktuell geschrie-
     ler, Herzogenrath und Würselen. Aachen und Stolberg         ben und geprüft werden. Weitere Flächen werden folgen.                                     Nina Walkenbach
     haben ihre Bedarfe eingebracht, Roetgen Ausgleichsflä-                                                                                                 AGIT Aachener Gesellschaft
     chen.                                                       Was passiert im Falle eines Konflikts?                                                     für Innovation und Techno-
                                                                 Bislang ist es dazu noch nicht gekommen, und für den                                       logietransfer mbH
     Aus welchen Akteuren setzt sich der Pool zusammen?          Fall der Fälle haben wir den Beirat und die Mitglieder-
     Das sind im Wesentlichen drei Gremien. Das höchs-           versammlung, in der Unstimmigkeiten ausdiskutiert und
     te Organ ist die Mitgliederversammlung, die aus den         beigelegt werden können. Die Kommunen sind allerdings
     Bürgermeister:innen oder den Mitgliedern des Verwal-        sehr an einer Zusammenarbeit im Pool interessiert. Das
     tungsvorstandes der teilnehmenden Kommunen besteht.         liegt auch daran, dass die Not größer wird. Immer mehr
     Dann gibt es den Beirat, der aus Vertreter:innen der Kom-
     munen und der AGIT besteht. Zudem kümmert sich die
     Geschäftsstelle um das operative Geschäft, sie besteht          „Alle haben erkannt, dass wir ak-
     aus Vertreter:innen der AGIT und der beteiligten Kommu-
                                                                     tuelle und zukünftige Bedarfe nur
     nen und wird in einem rollierenden Verfahren besetzt.
                                                                     decken können, wenn wir an einem                         wurde oder neue Flächen entwickelt werden, beobachten
     Wie gelingt die politische Legitimation?                        Strang ziehen. Die Kommunen wa-                          wir, dass sie sehr schnell in Anspruch genommen werden.
     Der Pool ist ja über sein eigenes Konstrukt legitimiert,
                                                                     ren dementsprechend sehr offen
     das in den Räten der beteiligten Kommunen verabschie-                                                                    Was passiert mit Altflächen, die vielleicht wirtschaftlich
     det wurde. Der Beirat kann alle Entscheidungen treffen,         und interessiert, und wir haben in                       nicht so attraktiv, aber trotzdem da sind?
     und die jeweiligen Beschlussvorlagen gehen wieder zu            mehreren Workshops erarbeitet,                           Immer mehr bestehende Gebiete werden revitalisiert, das
     den teilnehmenden Gemeinden in die Räte. Und der Bei-                                                                    wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auf Brachflä-
                                                                     wie die Details aussehen können.“
     rat setzt sich aus Vertreter:innen der Kommunen zusam-                                                                   chen und alten Industrieflächen gibt es oft Altlasten, da
     men.                                                                                                                     ist eine entsprechende Herrichtung nötig. Andere Ge-
                                                                                                                              werbegebiete sind in die Jahre gekommen, und wir be-
     Wie haben die Kommunen auf die Idee des                     Gemeinden werden sich in Zukunft mit diesen Problemen        schäftigen uns mit der Frage, wie man sie zukunftsfähig
     Pools reagiert?                                             befassen müssen, ganz einfach weil die Notwendigkeit         ausrichten kann. Da geht es auch um Nachhaltigkeit, um
     Durchweg positiv. Alle haben erkannt, dass wir aktuel-      besteht. Gemeinsam kommt man besser voran.                   Ökologie, um Themen wie Dachbegrünungen und Ge-
     le und zukünftige Bedarfe nur decken können, wenn wir                                                                    werbegebietsmanagement oder darum, Abwärme neu
     an einem Strang ziehen. Die Kommunen waren dement-          Warum ist die Nachfrage nach Gewerbegebieten                 zu nutzen. Wie wollen wir künftig bauen? Weniger in die
     sprechend sehr offen und interessiert, und wir haben in     eigentlich so hoch?                                          Breite und mehr in die Höhe. Um Flächen zu sparen. Viel-
     mehreren Workshops erarbeitet, wie die Details aussehen     Gründe hierfür sind die positive konjunkturelle Entwick-     leicht sind zentrale Parkhäuser mit einem Shuttle-Service
     können. Für die Rechtsexpertise haben wir dann zusätz-      lung, die anhaltende Niedrigzinsphase und die Tatsache,      eine Idee. Das sind nur einige der Themen, die zukünftig
     lich mit einer externen Kanzlei zusammengearbeitet.         dass das Gut „Fläche“ endlich ist. Wenn mal etwas frei       spannend sein werden.

                                                                                                                                                                                           // 19
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

       3 FLÄCHEN-
         INANSPRUCHNAHME

                                      Unna/Kamen
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                                                      3 FLÄCHENINANSPRUCHNAHME

     Die Veränderungen bei den Flächenpotenzialen und die       TABELLE 9: DURCHSCHNITTLICHE FLÄCHENINANSPRUCHNAHME PRO JAHR. 2005 BIS 2015, 2016 BIS 2019
     Inanspruchnahme von Flächen für Unternehmensansied-        UND 2020 BIS 06/2021 IM VERGLEICH; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE
     lungen und -erweiterungen vollziehen sich zeitgleich und
     greifen ineinander.                                         Kreisfreie                   durchschnittliche Inanspruch-      durchschnittliche Inanspruch-    durchschnittliche Inanspruch-
                                                                                                nahme unbebauter Flächen           nahme unbebauter Flächen         nahme unbebauter Flächen
                                                                 Stadt/Kreis
                                                                                                       pro Jahr 2005–2015                 pro Jahr 2016–2019               pro Jahr 2020–2021
     3.1 INANSPRUCHNAHME 2020 BIS 06/2021
                                                                                                                         ha                                ha                               ha

     Wie bereits im Marktbericht 2020 dargestellt, waren die     Bochum                                                4,37                              12,51                            13,94
     Jahre 2016 bis 2019 bundesweit von anhaltendem Wirt-        Bottrop                                                 1,3                               0,7                             1,61
     schaftswachstum und einer Phase niedriger Zinsen ge-        Dortmund                                              20,1                             30,47                            20,85
     prägt. Vor diesem Hintergrund wurden in diesem Zeit-
                                                                 Duisburg                                             29,81                              11,84                           39,58
     raum insgesamt rund 818 ha in Anspruch genommen. Die
                                                                 Ennepe-Ruhr-Kreis                                     9,08                               7,24                            4,55
     durchschnittliche Inanspruchnahme planerisch gesicher-
     ter Wirtschaftsflächen lag demgemäß bei rund 204 ha pro     Essen                                                 8,06                               8,19                            10,82

     Jahr und damit um rund 14 ha pro Jahr höher als im lang-    Gelsenkirchen                                           8,1                             11,45                            14,63
     jährigen Durchschnitt von rund 189 ha pro Jahr zwischen     Hagen                                                 4,09                              2,04                              1,59
     2005 und 2015.                                              Hamm                                                  13,9                              8,65                             18,68

                                                                 Herne                                                  3,11                              8,13                             6,77
     Die Entwicklung hat sich ungeachtet der wirtschaftlichen
                                                                 Kreis Recklinghausen                                 26,52                             38,42                            39,62
     Auswirkungen der Corona-Pandemie ohne Abschwä-
     chung weiter fortgesetzt. Zwischen Jahresbeginn 2020        Kreis Unna                                           23,97                              25,21                             13,9
     und Juni 2021 wurden insgesamt gut 310 ha an gewerb-        Kreis Wesel                                          29,09                             23,09                             14,35
     lich-industriellen Bauflächen neu in Anspruch genommen.     Mülheim an der Ruhr                                   3,18                               1,42                             3,97
     Tabelle 9 zeigt, dass damit die durchschnittliche Inan-
                                                                 Oberhausen                                            4,23                               15,11                            1,88
     spruchnahme gewerblich-industrieller Bauflächen weiter
                                                                 Summe                                               188,91                           204,46                            206,75
     angestiegen ist – von rund 204 ha auf annähernd 207 ha
     pro Jahr. Die höchsten Vermarktungsraten im aktuellen      Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)
     Untersuchungszeitraum entfielen auf die Stadt Duisburg
     und den Kreis Recklinghausen.

                                                                                                                                                                                                  // 21
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

        Insgesamt wurden auf den neu in Anspruch genommenen          TABELLE 10: DURCHSCHNITTLICHE FLÄCHENINANSPRUCHNAHME VON BRACHEN UND FREIFLÄCHEN. 2005 BIS 2015, 2016 BIS
        Flächen 333 Ansiedlungen getätigt, darunter 20 mit einer     2019 UND 2020 BIS 06/2022 IM VERGLEICH; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE
        Flächeninanspruchnahme von mindestens 5 ha. Im Zeit-
        raum von 2016 bis 2019 gab es 679 Ansiedlungen; darun-                                   durchschnittliche Inanspruch-        durchschnittliche Inanspruch-      durchschnittliche Inanspruch-
                                                                      Kreisfreie Stadt/Kreis       nahme unbebauter Flächen             nahme unbebauter Flächen           nahme unbebauter Flächen
        ter waren 33 mit einer Größe von 5 ha oder mehr.
                                                                                                          pro Jahr 2005–2015                   pro Jahr 2016–2019                 pro Jahr 2020–2021
                                                                                                   Alle   Brachen     Freifläche       Alle    Brachen     Freifläche     Alle    Brachen     Freifläche
        3.2 INANSPRUCHNAHME NACH VORNUTZUNG
                                                                                                    ha          ha           ha          ha         ha            ha        ha         ha            ha

        Gegenüber den früheren Betrachtungszeiträumen noch            Bochum                      4,37        3,52         0,85        12,51      11,64         0,87     13,94       12,67          1,27
        einmal deutlich erhöht hat sich ausweislich Tabelle 10 die    Bottrop                       1,3        1,14        0,16         0,7         0,7         0,00       1,61      0,93          0,67
        Gesamtgröße der neu in Anspruch genommenen Brach-
                                                                      Dortmund                     20,1      18,05         2,04       30,47      30,47          0,00     20,85       17,22         3,63
        flächen. In den Jahren 2005 bis 2015 lag dieser Wert bei
                                                                      Duisburg                    29,81       29,2         0,61       11,84       11,63          0,21    39,58      39,08           0,5
        109 ha pro Jahr (rund 58 %), im Zeitraum von 2016 bis 2019
        im Durchschnitt bei rund 135 ha (66 % der Inanspruchnah-      Ennepe-Ruhr-Kreis           9,08        5,08         4,01        7,24        3,67         3,57      4,55        2,34         2,22

        men) und im Zeitraum 2020/2021 bei rund 144 ha (rund          Essen                       8,06        7,92         0,14        8,19        8,19         0,00     10,82       10,82         0,00
        70 %). Entsprechend rückläufig ist die jeweilige Größen-      Gelsenkirchen                 8,1       6,02         2,08        11,45      11,45         0,00     14,63       14,63         0,00
        ordnung neu in Anspruch genommener Freiflächen, also          Hagen                       4,09          1,3        2,79        2,04         0,9          1,14     1,59         1,41         0,17
        nicht vorgenutzter Areale.
                                                                      Hamm                         13,9        4,2           9,7       8,65         1,6         7,05     18,68       3,05         15,63

                                                                      Herne                        3,11        2,81         0,3        8,13        8,13         0,00      6,77       5,06           1,71

                                                                      Kreis Recklinghausen       26,52        10,8         15,71      38,42       16,36        22,05     39,62      26,66         12,96

                                                                      Kreis Unna                 23,97        4,76         19,21      25,21        3,34        21,87      13,9        1,73         12,18

                                                                      Kreis Wesel                29,09           8        21,09       23,09       10,02        13,07     14,35        2,96         11,39

                                                                      Mülheim an der Ruhr          3,18       2,86         0,32        1,42        1,34         0,08      3,97        3,97         0,00

                                                                      Oberhausen                  4,23        3,73          0,5        15,11       15,11        0,00      1,88        1,88         0,00

                                                                      Summe                     188,91      109,39        79,52    204,46       134,56         69,91    206,75     144,42         62,33

                                                                     Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)

22 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                                               3 FLÄCHENINANSPRUCHNAHME

     3.3 INANSPRUCHNAHME NACH                                     TABELLE 11: FLÄCHENINANSPRUCHNAHME NACH WIRTSCHAFTSZWEIGEN; 2020 BIS 06/21
     WIRTSCHAFTSZWEIGEN
                                                                   Wirtschaftszweige nach WZ-Klassifikation 08                                                       ha           %
     Tabelle 11 illustriert, wie sich zwischen Anfang 2020 und     0 – Klassifikation außerhalb der WZ-Systematik: Ausschlüsse                                     6,39        2,06
     Jahresmitte 2021 getätigte Flächeninanspruchnahmen            C – Verarbeitendes Gewerbe                                                                     38,34       12,36
     auf die verschiedenen Wirtschaftszweige verteilen.
                                                                   D – Energieversorgung                                                                          28,88        9,31

                                                                   E – Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung, Beseitigung von Umweltverschmutzungen     3,82        1,23
     Mit rund 27,5 % der Flächen entfällt der größte Anteil auf
     den Wirtschaftszweig „Verkehr und Lagerei“; es folgt mit      F – Baugewerbe                                                                                  9,48        3,06

     18,7 % der Wirtschaftszweig „Handel, Instandhaltung und       G – Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen                                      58        18,7
     Reparatur von Kraftfahrzeugen“. Allerdings hat sich die       H – Verkehr und Lagerei                                                                         85,18      27,47
     Dominanz dieser Wirtschaftszweige gegenüber dem Be-           I–U – Andere Wirtschaftszweige                                                                 36,03        11,62
     trachtungszeitraum 2016 bis 2019 deutlich abgeschwächt.
                                                                   Y–WZ – Zuordnung noch unklar (z. B. bei Neuerrichtung einer Betriebsstätte)                       44        14,19
     Seinerzeit lagen die entsprechenden Anteile zusammen
                                                                   Gesamtergebnis                                                                                 310,12       100
     bei rund 59 %; aktuell ergeben sich für beide Wirtschafts-
     bereiche rund 46 %.                                          Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)

                                                                                                                                                                                       // 23
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

                        „NACHHALTIGKEIT NICHT AUF EIN
                             THEMA REDUZIEREN“
                                                               I N T E R V I E W

                                  Flächen für Gewerbegebiete werden immer knapper, Brachflächen kämpfen mit
                                Altlasten. Der Leitfaden „Gewerbegebiete der Zukunft“ der Regionalen Kooperation
                               Westküste in Schleswig-Holstein, die vom Hamburger Rand bis zur dänischen Grenze
                                 reicht, will einen Trend setzen zu nachhaltigen Gewerbegebieten, die effizient mit
                              Flächen und Ressourcen umgehen. Wie das gelingen kann, erläutert Dr. Paul Raab von
                                      der Industrie- und Handelskammer zu Kiel, einer der Autoren des Leitfadens.

24 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                                                                  INTERVIEW

     Herr Dr. Raab, inwiefern haben sich die Anforderungen       Entwicklungen, die es gibt: Digitalisierung, Umbrüche bei
     an ein Gewerbegebiet der Zukunft geändert?                  Energie und Klima, neue Mobilität, Veränderung der Ar-
     Der Nachhaltigkeitsgedanke setzt sich mehr und mehr         beitswelt – das ergibt eine große Bandbreite an Themen,
     durch. Nicht nur bei den Bürgern und den Kommunen,          die man unter diesen Entwicklungen subsumieren kann.
     sondern auch bei Unternehmen. Denken Sie etwa an die
                                                                                                                                                            Dr. Paul Raab
     Möglichkeit, gemeinsam Energie einzukaufen oder Ab-        Nachhaltigkeit lässt sich ja auch schlecht auf ein
                                                                                                                                                            Industrie- und
     wärme eines Unternehmens in nahen Firmen des gleichen      einzelnes Thema reduzieren.                                                                 Handelskammer zu Kiel
     Gewerbegebietes zu nutzen. Mit unserem Leitfaden wol-      Ja, wie zum Beispiel auf die CO2-Neutralität. Dieses The-
     len wir anregen, regelmäßig über Dinge wie Ressourcen-     ma ist wichtig und es kommt bei uns vor, aber wir wollen
     effizienz, gute verkehrliche Anbindungen und auch über     Nachhaltigkeit nicht auf ein Thema beschränken. Nachhal-
     erneuerbare Energien und städtebauliche Attraktivität zu   tigkeit heißt eben auch: Wie binde ich ein Gewerbegebiet
     sprechen.                                                  verkehrlich richtig an? Welche Sozial- oder Bildungsin-
                                                                frastrukturen sind dort möglich? Welche städtebaulichen
     Wer gehört zur Zielgruppe des Leitfadens?                  Ideen? Das wichtigste Instrument des Leitfadens ist die      Ist der Leitfaden verpflichtend?
     Sicher sind Unternehmer an                                                             Checkliste am Ende, da haben     Nein. Die Gemeinden können selbst entscheiden, welche
     der einen oder anderen Stelle                                                          wir auf zwei Seiten sehr viele   Maßnahmen sie über Gemeinderecht festsetzen möchten,
     Treiber des Nachhaltigkeits-      „Wichtig war für uns ein breiter                     Möglichkeiten und Aspekte,       z. B. über Bebauungspläne oder Gestaltungssatzungen.
     gedankens. Aber wir wollten                                                            die man in einem Gewerbe-
                                       Ansatz. Daraus erklärt sich die
     mit unserem Papier auch und                                                            gebiet umsetzen kann. Hieran     Gibt es Gewerbe, die besser oder schlechter zu den
     insbesondere Kommunalpoli-        Themenvielfalt des Leitfadens. “                     sollen sich z. B. Kommunal-      Ideen des Leitfadens passen?
     tiker, Planer und Wirtschafts-                                                         politiker orientieren können.    Nein, für alle gibt es kreative Lösungen. Logistik und Pro-
     förderer erreichen. Die Frage,                                                         Dazu gehören unter anderem       duktion zum Beispiel, das wird ja im Leitfaden auch er-
     was sich für jemanden lohnt, ist ja eine wirtschaftliche   auch Radwege, innovative Mobilität wie Carsharing oder       wähnt, ist kritisch in Regionen, die nur noch über wenig
     Entscheidung. Sie wird aber zunehmend durch Überzeu-       E-Mobilität, städtebauliche Attraktivität durch etwa eine    Fläche verfügen. Da muss man sich über gestapeltes Ge-
     gungen geprägt.                                            naturnahe Gestaltung sowie natürlich Energieeffizienz        werbe Gedanken machen und zukünftig vielleicht in die
                                                                und Energieversorgung. Das sind jetzt aber wirklich nur      Höhe gehen, also Produktion oben und Logistik unten,
     Können Sie ein Beispiel geben?                             wenige Einzelpunkte des gesamten Füllhorns an Themen.        bei gleichzeitiger städtebaulicher Integration ins Vorhan-
     In Lübeck etwa gibt es ein Gewerbegebiet, das eine Kita                                                                 dene. Das schließt etwa eine Begrünung überhaupt nicht
     integriert hat. Und Salzhausen in Nordniedersachsen hat    Inwiefern können Unternehmen sich selbst einbringen?         aus. Die Kunst wird es sein, in Zukunft Anforderungen
     ein Gewerbegebiet, durch das ein Wanderweg führt.          Unterschiedlich. Ein Aspekt: Firmen können dazu bei-         und Möglichkeiten zusammenzubringen.
                                                                tragen, ein Gewerbegebiet architektonisch oder land-
     Was ist für Sie das wichtigste Element im Leitfaden?       schaftsgestalterisch interessanter zu machen. Unterneh-        Der Leitfaden „Gewerbegebiete der Zukunft“ der Re-
     Ich formuliere übergreifend: Wichtig war für uns ein brei- men müssen natürlich dazu bereit sein. Und der Gedanke         gionalen Kooperation Westküste ist online abrufbar
     ter Ansatz. Daraus erklärt sich die Themenvielfalt des     der Nachhaltigkeit muss auch in einem Unternehmen              unter dem Link:
     Leitfadens. Die Vielfalt ist ganz bewusst so groß, um      verankert sein. Beispiel: Eine Fassadenbegrünung kann          www.rk-westküste.de/themen/projekte/
     Nachhaltigkeit in allen denkbaren Facetten zu präsen-      zu einer natürlichen Klimaanlage werden. Da sind viele         leitfaden-gewerbegebiete-der-zukunft
     tieren. Ausgangspunkt waren dabei die übergeordneten       Möglichkeiten offen.

                                                                                                                                                                                           // 25
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

       4 REICHWEITE DER
         RESTRIKTIONSFREIEN
         FLÄCHENPOTENZIALE

                                      Eisenwerk/Nordstraße, Schwelm
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                          4 REICHWEITE DER RESTRIKTIONSFREIEN FLÄCHENPOTENZIALE

     Das derzeit verfügbare und auf Ebene der Flächennut-         TABELLE 12: REICHWEITE DER RESTRIKTIONSFREIEN FLÄCHENPOTENZIALE ZUM STAND 06/2021
     zungspläne gesicherte Flächenpotenzial liegt bei rund
     1.636 ha. Die durchschnittliche Flächeninanspruchnahme        Restriktionsfreie Potenziale        Alle    Kurzfristig         Anteil     Mittelfristig   Anteil   Langfristig    Anteil
     pro Jahr hat sich trotz der erheblichen wirtschaftlichen      Kommune                               ha            ha              %                ha        %            ha         %
     Auswirkungen der Corona-Pandemie bei über 200 ha sta-         Bochum                             56,32         45,04          79,97              11,28   20,03          0,00      0,00
     bilisiert. Daraus ergibt sich eine rechnerische Reichweite
                                                                   Bottrop                             0,63          0,49           78,4              0,14      21,6         0,00      0,00
     der Potenzialflächen von rund acht Jahren.
                                                                   Dortmund                           98,27         43,52          44,29              48,3     49,15         6,45      6,56

     Restriktionsfrei und damit ohne größere Aufwendungen          Duisburg                           30,93         24,22           78,31              6,71    21,69         0,00      0,00

     am Markt platzierbar sind ausweislich Tabelle 12 rund 491     Ennepe-Ruhr-Kreis                   29,7          16,76         56,42              11,84   39,86            1,11     3,72
     ha. Davon können 304 ha oder rund 62 % der restriktions-      Essen                                4,12         3,74          90,77              0,38     9,23          0,00      0,00
     freien Potenziale kurzfristig, also innerhalb der nächsten    Gelsenkirchen                      30,74           3,4           11,07            0,00      0,00         27,34     88,93
     zwei Jahre, an den Markt gebracht werden. Allerdings
                                                                   Hagen                                4,71         3,66           77,73            0,00      0,00           1,05    22,27
     verfügen die Städte Bottrop, Essen, Hagen, Herne, Mül-
                                                                   Hamm                                19,77         14,81         74,92             0,00      0,00          4,96     25,08
     heim an der Ruhr und Oberhausen jeweils nur über ge-
     ringfügige restriktionsfreie Flächenpotenziale.               Herne                                4,15          4,15           100             0,00      0,00          0,00      0,00

                                                                   Kreis Recklinghausen               63,52         44,65           70,3              9,87     15,54         8,99      14,16

                                                                   Kreis Unna                         78,82         49,64          62,98              24,3    30,83          4,88       6,19

                                                                   Kreis Wesel                        54,15         37,94          70,06               13,6    25,11         2,62      4,83

                                                                   Mülheim an der Ruhr                 9,28           6,3          67,89              2,98     32,11         0,00      0,00

                                                                   Oberhausen                          6,35          6,35            100             0,00      0,00          0,00      0,00

                                                                   Summe                             491,46       304,68           61,99           129,39     26,33         57,39      11,68

                                                                  Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021)

                                                                                                                                                                                               // 27
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

             DAS IST SCHON EINE HERKULESAUFGABE
                                                                     I N T E R V I E W

                              Früher ging es bei der Entwicklung von Gewerbegebieten vorrangig um Arbeitsplätze.
                              Heutzutage spielen Aspekte wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit zunehmend eine Rolle.
                               Um diesen Paradigmenwechsel zu fördern, hat die Wirtschaftsförderung für den Kreis
                                Unna mbH (WFG) einen Maßnahmenkatalog entwickelt. Geschäftsführer Dr. Michael
                                             Dannebom spricht im Interview über den Entstehungsprozess.

                             Herr Dr. Dannebom, inwiefern muss sich die Entwick-      bauflächen revitalisiert. In Lünen, Kamen und Bergkamen
                             lung von Gewerbegebieten verändern?                      etwa. Das ist der eine Teil der Veränderung: mehr auf
                             Ein Beispiel aus NRW, aus dem Ruhrgebiet: Wir erle-      Brownfields setzen als auf Green Fields. Und der zweite
                             ben einen Paradigmenwechsel. Dieser ist von mehreren     Teil liegt in klimarelevanten Aspekten. Sowohl bei der Pla-
                             Entwicklungen gekennzeichnet. Etwa von der Klima-        nung und der Erschließung als auch bei der Ansiedlung.
                             diskussion und von der Gewerbeflächenknappheit. Als
                             Wirtschaftsförderung für den Kreis Unna haben wir in     Der Maßnahmenkatalog oder Leitfaden für die nach-
                             der Vergangenheit versucht, dem strukturellen Wandel     haltige Entwicklung von neuen Gewerbeflächen ist in
                             dadurch zu begegnen, dass wir Gewerbeflächen auf der     Ihrem Auftrag entstanden und nennt unter anderem
                             grünen Wiese angesiedelt und auch gezielt auf ehema-     Handlungsfelder wie Energie, Klimaanpassung, Mobili-
                             ligen Zechenstandorten Angebote gemacht haben, also      tät, übergreifende Maßnahmen und Baustoffe. Was ist
                             auf der braunen Wiese. Früher haben Zechen unter Tage    für Sie der Kern des Ganzen?
                             gerne 5.000 Leute beschäftigt. Wenn man so viele Ar-     Mit unserem Maßnahmenkatalog machen wir ein Ange-
                             beitsplätze auch über Tage zur Verfügung stellen will,   bot sowohl für Planer und Entwickler als auch für Unter-
                             muss man einfach in die Fläche gehen.                    nehmen. Wir schauen nach vorne, wir bauen die Gedan-
                                                                                      ken um Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die gesamte
                             Das setzt aber voraus, dass Flächen verfügbar sind.      Wertschöpfungskette der Gewerbegebietsentwicklung
                             Richtig. Daher haben wir auch einige ehemalige Berg-     (Planung, Erschließung, Vermarktung) ein. Wir wollten

28 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                                                                  INTERVIEW

     dazu beitragen, dass alle Beteiligten gemeinsam an ei-       Wie meinen Sie das?
     nem Strang ziehen, um einen Standard für die ganze Re-       Wenn wir hohe Standards setzen, kann es dazu führen,
     gion zu entwickeln, und wir wollten auch Überzeugungs-       dass Firmen sich dort niederlassen, wo diese Standards
     arbeit leisten. Es ist ein dickes Brett, was man da bohrt.   nicht gelten. Aus dieser Diskussionsspirale kommen wir
     In der Vergangenheit ging es vorrangig um Arbeitsplät-       nicht raus, das fängt ja schon in unserer Region Dort-
                                                                                                                                                            Dr. Michael Dannebom
     ze, jetzt ist es eine Gemengelage aus klimafreundlichen      mund, Kreis Unna, Hamm an. Im Zweifelsfall wäre für
                                                                                                                                                            Wirtschaftsförderung für
     Investitionen, Arbeitsplätzen und weiteren Zielen der        das Klima nichts gewonnen. Es gilt, eine ganze Region
                                                                                                                                                            den Kreis Unna mbH (WFG)
     Nachhaltigkeit.                                              zu motivieren, an einem Strang zu ziehen. Dann fällt das
                                                                  Umschwenken auf andere Gewerbeflächen nicht mehr so
     Thema Sanierung von Altflächen: Kritiker bemängeln,          leicht, wenn dort gleich hohe Standards gelten. Das gilt
     dass die ehemaligen Betreiber oder Besitzer zu wenig         natürlich nicht für alle Unternehmen, zumindest nicht für
     an der Sanierung beteiligt werden. Ist das im Kreis Unna     diejenigen, die ausreichend flexibel sind. Diese könnten
     ebenfalls ein Thema?                                         ja in letzter Konsequenz auch auf Standorte außerhalb
     Diskussionen über die Vergangenheit von Brownfields          NRWs oder Deutschlands ausweichen.
     haben sich als schwierig erwiesen, gerade wenn es darum
     gehen soll, ehemalige Betreiber oder Besitzer juristisch in Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Leitfaden
     die Pflicht zu nehmen, sich an der Sanierung von Flächen    zu entwerfen?                                                en Gewerbegebieten von Anfang bis Ende zu denken
     zu beteiligen. Wir wollen lieber nach vorne schauen, müs-   Schon vor der Flutkatastrophe im Jahr 2021 haben wir         und Klimaschutzaspekte dabei mit hineinzubringen. Für
     sen allerdings auch deutlich                                                           Folgen des Klimawandels hier      neue Gebiete, aber auch für vorhandene Flächen. In alten
     sagen, dass diese Entwicklun-                                                          im Kreis Unna festgestellt. Bei   Gebieten kann man Unternehmen für Kooperationen zu-
     gen nicht zum Nulltarif zu er-      „Gewerbegebietsmanagement                          uns gab es auch Überschwem-       sammenbringen, das ist so der Kerngedanke des Gewer-
     reichen sind.                                                                          mungen und Starkregen. Mit        begebietsmanagements. Etwa im Bereich gemeinsame
                                         bedeutet einfach, alles bei der
                                                                                            dem Leitfaden wollten wir         Nutzung von Energie oder Infrastruktur.
     Inwiefern können Gewerbe-           Entwicklung von neuen Gewerbe-                     aktiv etwas tun, statt immer
     flächen den Klimaschutz             gebieten von Anfang bis Ende zu                    nur zu reagieren. Wir wollten     Haben Sie ein Beispiel?
     begünstigen?                                                                           Kommunen, Investoren und          Eine Firma baut in einem Gewerbegebiet ihre Zentrale
                                         denken und Klimaschutzaspekte
     Bei jedem Gewerbegebiet                                                                Unternehmen etwas an die          und errichtet auf dieser eine Photovoltaikanlage, die sehr
     handelt es sich um einen kli-       dabei mit hineinzubringen.“                        Hand geben und immer dort         viel Energie liefert. Entsteht dabei mehr Energie, als das
     maschädlichen Eingriff. Die                                                            individuelle Angebote platzie-    Unternehmen benötigt, könnten auch andere Unterneh-
     Bundesrepublik hat sich das                                                            ren. Jeder hat eine bestimmte     men die Energie nutzen. Doch dafür muss bei der Planung
     ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden.   Aufgabe in den verschiedenen Phasen von Planung, Ent-        daran gedacht werden, Möglichkeiten vorzuhalten, um
     Das bedeutet, dass wir aktuell bei einem Neubau von         wicklung und Vermarktung von neuen Gewerbegebieten.          diese Energie zu verteilen. Etwa Platz für entsprechend
     Gewerbegebieten und Gebäuden wesentlich mehr Kli-                                                                        große Leitungen. Das kann schon eine Herkulesaufgabe
     maschutz betreiben können und müssen als bei vorhan-        In Ihrem Maßnahmenkatalog ist auch von Gewerbege-            werden. Die Energie kann entweder eingespeist oder von
     denen Gebäuden. Wir wollen die Betriebe für das Thema       bietsmanagement zu lesen. Was genau ist darunter zu          mehreren Betrieben genutzt werden, da kommt das Ge-
     sensibilisieren, aber auch nicht eine Unvermarktbarkeit     verstehen?                                                   werbegebietsmanagement vielen Partnern, z. B. Stadt-
     riskieren.                                                  Das bedeutet einfach, alles bei der Entwicklung von neu-     werken, zugute.

                                                                                                                                                                                           // 29
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR

       5 FLÄCHENBILANZ
         06/2021 UND REGIONAL-
         PLAN RUHR

                                      Emil-Emscher, Essen
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION                                                                     5 FLÄCHENBILANZ 06/2021 UND REGIONALPLAN RUHR

                               Der zweite Entwurf des Regionalplans Ruhr weist für den      zungspläne aufgenommen wurden und für Neuansied-
                               Bereich der Gewerbe- und Industrieflächen zur Siche-         lungen geeignet sind. Zur Ermittlung der tatsächlich für
                               rung des langfristigen Bedarfs insgesamt rund 5.600 ha       Unternehmen nutzbaren Flächenanteile werden aus-
                               brutto aus, die sich aus den Kategorien „lokaler Bedarf“,    schließlich Nettowerte verwendet.
                               „regionale Kooperationsstandorte“, „landesbedeutsame
                               Flächen“, „Hafenstandorte“ und „Regionalplanreserven“        Die auf diese Weise ermittelten Flächenpotenziale ent-
                               zusammensetzen.                                              sprechen zudem weitestgehend – mit Ausnahme des hö-
                                                                                            heren Aktualisierungsgrades – den Daten der „Siedlungs-
                               Die vorliegende Untersuchung bezieht sich auf eine Teil-     flächenbedarfsberechnung Ruhr“.
                               menge der im aktuellen Entwurf des Regionalplans Ruhr
                               dargestellten gewerblich-industriellen Bauflächen. Sie       Soweit die derzeit im Verfahren befindlichen regionalen
                               umfasst alle im Flächeninformationssystem ruhrAGIS er-       Kooperationsstandorte ebenfalls bereits planerisch ge-
                               fassten Flächen, die bereits als Gewerbe-, Industrie- oder   sichert und im Einzelfall schon anteilig vermarktet sind,
                               gewerblich nutzbare Sondergebiete in die Flächennut-         wurden sie ebenfalls in die Analyse einbezogen.

                                                                                                                                                                                // 31
Sie können auch lesen