GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V - AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
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GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR PHASE V AUSWIRKUNGEN DER CORONAPANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION BIS JUNI 2021
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION INHALT INHALT 4–5 Vorwort 6–33 Einführung 8–9 1 – Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick 10–17 2 – Gewerblich-industrielle Flächenpotenziale 18–19 „Gemeinden mehr Spielraum geben“ – Interview mit Nina Walkenbach über den städteregionalen Gewerbeflächenpool in der Region Aachen 20–23 3 – Flächeninanspruchnahme 24–25 „Nachhaltigkeit nicht auf ein Thema reduzieren“ - Inerview mit Dr. Paul Raab zum Leitfaden „Gewerbegebiete der Zukunft“ 26–27 4 – Reichweite der restriktionsfreien Flächenpotenziale 28–29 „Das ist schon eine Herkulesaufgabe“ - Dr. Michael Dannebom spricht im Interview über den Maßnahmenkatalog für die nachhaltige Entwicklung von neuen Gewerbegebieten 30–31 5 – Flächenbilanz 06/2021 und Regionalplan Ruhr 32–33 6 – Handlungsempfehlungen 34 Tabellenverzeichnis 34 Fotonachweis 34 Impressum // 3
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, Attraktivität des Standortes insgesamt ein. Es muss des- halb gelten, Brachflächen noch intensiver als bislang zu die Nachfrage an Gewerbeflächen in der Metropole Ruhr aktivieren. Durch die Festlegung gemeinsamer Standards ist trotz Corona-Pandemie bislang ungebrochen. Es wird z. B. bei verkehrsbezogenen und digitalen Infrastrukturen, deutlich: Das Ruhrgebiet gewinnt weiterhin an Attrakti- der Ver- und Entsorgung oder den ökologieorientierten vität für Unternehmen und Investoren. Zwischen Anfang Rahmenplanungen besteht zusätzlich die Chance, nicht 2020 und Ende Juni 2021 wurden insgesamt 333 Unter- nur neue, sondern auch nachhaltige und klimafreundliche nehmensansiedlungen getätigt. Dies ist die positive Bot- Gewerbe- und Industriegebiete zu schaffen. Zentral für all schaft des vorliegenden Zwischenberichtes „Gewerbli- dies ist gelebte Kooperation in der Region. Dazu bedarf ches Flächenmanagement Ruhr“. es einer breiten regionalen Debatte und der Analyse von Best Practice-Ansätzen mit dem Blick über den Teller- Andererseits bleibt die Ressourcenfrage weiter akut. Die rand. In diesem Marktbericht zeigen wir mit Beispielen aus Prof. Dr. Julia Frohne jährliche Flächeninanspruchnahme hat sich weiter er- dem Kreis Unna, aus der Region Aachen sowie der Region Geschäftsführerin der höht und liegt nun bei rund 207 ha pro Jahr. Der Trend Westküste in Schleswig-Holstein gute Anknüpfungspunk- Business Metropole Ruhr GmbH der vergangenen Jahre setzt sich damit weiter fort. So te und Anregungen dafür auf. lag die durchschnittliche Inanspruchnahme in den Unter- suchungszeiträumen 2016 bis 2019 bei 204 ha und 2005 Grundlage für Debatten und Pläne ist eine ausreichende bis 2015 bei 189 ha. Marktgängige Flächen werden damit Datenbasis. Seit rund zehn Jahren lässt die Business Me- rar. Aktuell stehen in der Metropole Ruhr noch rund 1.636 tropole Ruhr kontinuierlich Analysen zu den planerisch ha an planerisch gesicherten Flächen zur Verfügung, von gesicherten Gewerbe- und Industrieflächen durchführen denen nur rund 491 ha restriktionsfrei sind, also ohne grö- und veröffentlicht die Ergebnisse in den Marktberichten ßeren Aufwand an den Markt gebracht werden können. „Gewerbliches Flächenmanagement Ruhr“. Basis der Ana- Hier wirksam Abhilfe zu schaffen, ist eine große Heraus- lysen ist immer das BMR-eigene Flächeninformationssys- forderung für die gesamte Region. Der Entwurf des Regi- tem ruhrAGIS; hinzu kommen intensive Gespräche mit onalplans Ruhr sieht langfristig insgesamt rund 5.600 ha den Planungsbereichen und Wirtschaftsförderungen auf an gewerblich-industriellen Bauflächen vor, nun müssen kommunaler Ebene sowie dem Regionalverband Ruhr, auch die sich anschließenden Planungsverfahren ausge- die dem Datenabgleich dienen. So ist auch dieser Markt- weitet und beschleunigt werden. bericht bereits ein Beispiel erfolgreicher Kooperation im Ruhrgebiet. Dabei muss das Bewusstsein da sein: Jeder Quadratme- ter, jeder Hektar kann nur einmal genutzt werden. Frei- Wir wünschen Ihnen eine anregende und spannende Lek- raum ist wichtig für die Biodiversität und die Lebensqua- türe und freuen uns auf den weiteren Austausch zum ge- lität in der Metropole Ruhr und zahlt damit auch auf die werblichen Flächenmanagement in der Metropole Ruhr. // 5
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION EINFÜHRUNG Der vorliegende Bericht basiert auf Erhebungen zu den ist oder entsprechende Baumaßnahmen laufen. Als ver- Veränderungen bei der gewerblich-industriellen Flächen- marktet werden Flächen eingestuft, die zwar noch nicht nutzung im Zeitraum von Januar 2020 bis Juni 2021. Mit bebaut sind, bei denen aber bereits ein Verkauf an den dieser auf einen vergleichsweise kurzen Zeitraum ange- künftigen Bauherrn erfolgt ist. legten Bestandsaufnahme sollte insbesondere geklärt werden, ob und ggf. in welcher Weise sich die Corona-Epi- • Fristigkeiten: Kurzfristig verfügbar sind Flächen, die ent- demie auf flächenbezogene Investitionen von Unterneh- weder schon am Markt sind oder nach übereinstimmen- men ausgewirkt hat. der Einschätzung innerhalb von zwei Jahren genutzt werden können. Mittelfristig verfügbar sind Flächen, mit Gemäß der langjährigen Praxis im Gewerblichen Flä- deren Marktreife in mehr als zwei und bis zu fünf Jah- chenmanagement Ruhr (GFM) wurden auf der Basis des ren zu rechnen ist. Bei langfristig verfügbaren Flächen Flächeninformationssystems ruhrAGIS alle Flächen un- ist davon auszugehen, dass mehr als fünf Jahre bis zur tersucht, die nach Einschätzung der Fachebenen in den Marktreife vergehen werden. kommunalen Gebietskörperschaften derzeit prinzipiell für Ansiedlungen geeignet und im Regelfall in den Flächen- • Nutzungsrestriktionen: Schwerwiegende Nutzungsein- nutzungsplänen (FNP) dargestellt sind. schränkungen bestehen, wenn eine Fläche aufgrund von erheblichen Altlasten, schwierigen topografischen Gege- Für die detaillierte Bewertung der Potenzialflächen gelten benheiten oder fehlender äußerer Erschließung nur mit folgende Kriterien, deren Anwendung auf die Einzelflä- erheblichem Finanz- und Zeitaufwand mobilisierbar ist. chen mit den kommunalen Planern und Wirtschaftsförde- Insbesondere im Falle von Kombinationen derartiger Re- rern in langjähriger Praxis abgestimmt wurde: striktionen kann sich im Einzelfall auch eine Einstufung in die Kategorie „keine Entwicklungsperspektive“ ergeben. • Flächengrößen: Alle Darstellungen beziehen sich auf In die Kategorie „geringfügige Restriktionen“ werden Nettoflächen, also diejenigen Flächenanteile in Gewerbe- Areale eingestuft, bei denen die genannten Nutzungs- und Industriegebieten, die tatsächlich für Unternehmen einschränkungen nur in geringem Maße vorliegen. In nutzbar sind. Diese Anteile werden individuell berechnet den Fällen, bei denen die Eigentümer bereits über einen und können zwischen rund 30 % und 100 % liegen. längeren Zeitraum nicht verkaufsbereit sind, erfolgt eine Einstufung in die Kategorie „keine Verkaufsbereitschaft“. • Verwertung: Als Inanspruchnahme werden diejenigen Flächen gewertet, wo bereits eine Neubebauung erfolgt // 7
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR 1 DIE WESENTLICHEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK Zum Schleusenpark, Datteln
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 1 DIE WESENTLICHEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK Das langanhaltende Wirtschaftswachstum und die nied- gegenüber 2019, der außer auf die genannten Inanspruch- rigen Zinsen hatten in der Metropole Ruhr bereits in den nahmen auch auf die Umwidmung von planerisch gesi- Jahren 2016 bis 2019 zu einem erheblichen Anstieg des cherten Flächen für andere Nutzungen in einer Größen- gewerblich-industriellen Flächenumschlags geführt. Die- ordnung von rund 70 ha zurückzuführen ist. se Entwicklung hat sich trotz der wirtschaftlichen Auswir- kungen der Corona-Pandemie ungebrochen fortgesetzt. Restriktionsfrei verfügbar sind derzeit rund 491 ha; auf Im Zeitraum 2020 bis Juni 2021 wurden 333 Ansiedlungen rund 1.015 ha bestehen gravierende Mobilisierungshemm- getätigt; die durchschnittliche Flächeninanspruchnahme nisse. Damit ist angesichts der Verwertungsraten abseh- lag bei rund 207 ha pro Jahr (im vorangegangenen Be- bar, dass in den nächsten Jahren erhebliche Probleme bei richtszeitraum 2016 bis 2019 lag die durchschnittliche Flä- der Flächenverfügbarkeit eintreten werden; eine Reihe cheninanspruchnahme bei rund 204 ha pro Jahr). von Kommunen verfügt bereits aktuell kaum noch über entsprechende Reserven. Dabei ging die Flächeninanspruchnahme in noch geringe- rem Maße zu Lasten des Freiraums als bisher. Mehr als 144 Vor diesem Hintergrund wird es noch dringlicher als bisher, ha, das entspricht nahezu 70 % der Inanspruchnahmen, durch die Inanspruchnahme von Fördermitteln oder ge- erfolgten auf Brachflächen. Zum Vergleich: Im Zeitraum zielten Flächentausch den Abbau von Nutzungsrestriktio- 2005 bis 2015 war der Brachflächenanteil bei den Inan- nen voranzutreiben. Darüber hinaus ist es von Bedeutung, spruchnahmen rund 58 %, zwischen 2016 und 2019 lag er auch die planungsrechtliche Sicherung gewerblich-indus- bei rund 66 %. trieller Bauflächen über Flächennutzungs- und Bebau- ungspläne zu intensivieren und die gezielte Nachverdich- Dominierende Wirtschaftszweige bei den Neuansiedlun- tung bestehender Gewerbe- und Industrieflächen noch gen waren die logistikbezogenen Bereiche „Verkehr und mehr in den Blick zu nehmen. Das Thema Nachverdich- Lagerei“ sowie „Handel/Instandhaltung“ mit rund 46 % tung wird derzeit bereits modellhaft im Rahmen des ge- der Flächen. Allerdings lag der Anteil dieser Wirtschafts- werblichen Flächenmanagement Ruhr (GFM) Phase V“ zweige im Zeitraum 2016 bis 2019 mit rund 59 % der Flä- bearbeitet. che noch deutlich höher. Für künftige Ansiedlungen standen zur Jahresmitte 2021 insgesamt rund 1.636 ha an Potenzialflächen zur Verfü- gung. Das entspricht einem Rückgang von rund 420 ha // 9
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR 2 GEWERBLICH- INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE Knippenburg, Bottrop
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 2 GEWERBLICH-INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE Seit dem Jahr 2012 lässt die BMR alle Veränderungen auf TABELLE 1: POTENZIALE 2019 UND 06/2021 IM VERGLEICH; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE dem Gewerbe- und Industrieflächenmarkt in der Metropole Ruhr im Rahmen des jährlich aktualisierten Flächeninforma- 2019 Juni 2021 tionssystems ruhrAGIS systematisch erfassen und bewerten. Veränderung der davon bereits an Potenziale demgemäß verfügbaren 2019 bis 06/2021 verfügbar Endnutzer unbebaut verfügbar Potenziale 2.1 VERÄNDERUNG 2019 BIS 06/2021 vermarktet 2019 zu 06/2021 Kreisfreie Stadt/Kreis ha ha ha ha ha Zum 30.06.2021 waren insgesamt 1.890,78 ha an unbe- bauten gewerblich-industriellen Flächenpotenzialen für Bochum 168,51 161,21 17,02 144,19 –24,31 eine Nutzung durch Unternehmen verfügbar. Davon wa- Bottrop 58,67 52,71 2,88 49,83 –8,84 ren zu diesem Zeitpunkt jedoch rund 255 ha bereits an Dortmund 221,46 238,22 17,55 220,67 –0,79 gewerbliche Endnutzer verkauft, standen also faktisch Duisburg 202,14 110,47 1,41 109,06 –93,08 am Markt nicht mehr zur Verfügung. Damit lag das reale Ennepe-Ruhr-Kreis 122,22 103,32 7,43 95,9 –26,33 Flächenpotenzial zur Jahresmitte 2021 bei 1.636,13 ha. Ge- genüber dem Jahr 2019 hat sich das verfügbare Gesamt- Essen 96,22 93,9 9,88 84,02 –12,2 potenzial um rund 420 ha verringert, gegenüber dem Jahr Gelsenkirchen 152,64 151,8 20,29 131,51 –21,13 2016 um rund 514 ha (Tabelle 1). Hagen 43,68 60,81 13,51 47,3 3,62 Hamm 116,07 100,6 5,08 95,52 –20,55 Auf der kommunalen Ebene ergibt sich ein differenzier- Herne 47,2 38,55 3,47 35,08 –12,13 tes Bild. Die höchsten Abnahmen verzeichnen mit jeweils Kreis Recklinghausen 315,89 267,33 51,33 216 –99,89 minus rund 90 ha der Kreis Recklinghausen und die Stadt Duisburg, gefolgt vom Kreis Wesel (–52 ha) und dem Kreis Kreis Unna 213,32 208,35 30,11 178,23 –35,09 Unna (–35 ha). In den Städten Hagen und Mülheim an der Kreis Wesel 248,77 254,24 57,66 196,58 –52,19 Ruhr hingegen ist die Gesamtgröße der verfügbaren Flä- Mülheim an der Ruhr 12,72 22,12 6,98 15,14 2,42 chen geringfügig angestiegen. Oberhausen 37,17 27,16 10,06 17,1 –20,07 Summe 2.056,68 1.890,78 254,65 1.636,13 –420,55 Die deutliche Abnahme der verfügbaren Potenziale seit 2019 ist nicht nur auf zwischenzeitlich erfolgte Inan- Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) spruchnahmen (siehe Kapitel 3) und Vermarktungen, son- dern auch auf Umwidmungen von bislang planerisch für Gewerbe und Industrie gesicherten Flächen für andere VERFÜGBARE POTENZIALE IN 2021 1.636,13 Nutzungen (Wohnen und Grünfläche) zurückzuführen. DER METROPOLE RUHR (HA) 2019 2.056,68 2016 2.150,74 2012 2.721,29 0,00 500,00 1.000,00 1.500,00 2.000,00 2.500,00 3.000,00 // 11
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR Tabelle 2 zeigt, dass im Untersuchungszeitraum rund TABELLE 3: POTENZIALE 2019 UND 06/2021 IM VERGLEICH; Verfügbare Veränderung 2019 2021 Flächenpotenziale 2019 zu 2021 70 ha für andere Nutzungen umgewidmet bzw. für diese ALLE 53 KOMMUNEN Fläche Beschlüsse zur Umwidmung gefasst wurden. Holzwickede 8,39 5,59 –2,8 Verfügbare Veränderung Hünxe 17,68 9,82 –7,86 2019 2021 Flächenpotenziale 2019 zu 2021 Kamen 55,3 54,92 –0,38 TABELLE 2: UMWIDMUNG VON GE/GI-FLÄCHEN 2020 BIS Kommune ha ha ha Kamp-Lintfort 12,21 7,77 –4,43 06/2021; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE Alpen 6,5 0,95 -5,55 Lünen 23,49 13,39 –10,1 Bergkamen 11,58 11,58 0,00 anteilig anteilig Marl 74,78 65,62 –9,17 Flächenart/Vornutzung alle Bochum 168,51 141,52 -26,98 Brachen Freiflächen Moers 16,88 18,04 1,17 Bönen 14,96 10,62 -4,33 Kreisfreie Stadt/Kreis ha ha ha Mülheim an der Ruhr 12,72 15,14 2,42 Bottrop 58,67 49,83 -8,84 Bochum 0,00 0,00 0,00 Neukirchen-Vluyn 7,45 6,15 –1,31 Breckerfeld 0,00 0,00 0,00 Bottrop 0,00 0,00 0,00 Oberhausen 37,17 17,1 –20,07 Castrop-Rauxel 23,24 12,95 -10,3 Dortmund 0,54 0,54 0,00 Oer-Erkenschwick 7,5 4,25 –3,25 Datteln 26,78 9,23 -17,55 Duisburg 9,25 9,25 0,00 Recklinghausen 48,77 39,47 –9,3 Dinslaken 9,6 8,92 -0,68 Ennepe-Ruhr-Kreis 17,47 0,00 17,47 Rheinberg 5,22 1,06 –4,16 Dorsten 60,84 34,34 -26,51 Essen 0,59 0,59 0,00 Schermbeck 10,14 9,22 –0,93 Dortmund 221,46 206,81 -14,66 Gelsenkirchen 1,43 1,43 0,00 Schwelm 16,5 0,00 –16,5 Duisburg 200,88 109,06 -91,82 Hagen 0,68 0,43 0,25 Schwerte 23,07 16,01 –7,06 Ennepetal 14,11 12,35 -1,76 Hamm 11,4 0,00 11,4 Selm 5,92 4,16 –1,75 Essen 96,22 84,02 -12,2 Herne 3,72 3,72 0,00 Sonsbeck 9,16 8,78 –0,38 Fröndenberg 11,97 12,27 0,3 Kreis Recklinghausen 6,48 1,38 5,1 Sprockhövel 16,82 16,82 0,00 Gelsenkirchen 152,64 131,51 -21,13 Kreis Unna 3,34 3,1 0,24 Unna 47,67 39,63 –8,04 Gevelsberg 9,2 10,14 0,94 Kreis Wesel 2,49 0,00 2,49 Voerde 76,39 76,1 –0,29 Gladbeck 15,29 10,05 -5,24 Mülheim an der Ruhr 0,00 0,00 0,00 Waltrop 21,37 13,09 –8,28 Hagen 43,68 47,3 3,62 Oberhausen 13,07 13,07 0,00 Werne 10,99 3,92 –7,07 Haltern am See 9,51 9,51 0,00 Summe 70,46 33,51 36,95 Wesel 61,31 39,84 –21,47 Hamm 116,07 95,52 -20,55 Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der Wetter 15,55 11,39 –4,16 Hamminkeln 9,15 5,18 -3,97 BMR (2021) Witten 34,18 32,71 –1,48 Hattingen 13,79 10,41 -3,38 Xanten 8,35 4,76 –3,59 Herdecke 2,09 2,09 0,00 Einen Gesamtüberblick zu den Veränderungen bei der Metropole Ruhr 2.056,68 1.636,13 –420,55 Herne 47,2 57,61 10,41 Flächenverfügbarkeit im Untersuchungszeitraum für alle Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der Herten 27,82 17,66 -10,16 53 Kommunen der Metropole Ruhr vermittelt die folgende BMR (2021) Tabelle 3. 12 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 2 GEWERBLICH-INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE Tabelle 4 zeigt, dass sich die Flächenpotenziale zu rund 63 % (GE; 1.038 ha) auf Gewerbeflächen, zu rund 25 % auf Industrieflächen (GI; 409 ha) und zu rund 12 % auf Sonder- bauflächen (SO; 188 ha) verteilen. TABELLE 4: POTENZIALE 06/2021 NACH NUTZUNGSART; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE Nutzungsart alle GE Anteil GI Anteil SO Anteil Kommune ha ha % ha % ha % Bochum 144,19 90,55 62,8 50,58 35,08 3,01 2,09 Bottrop 49,83 29,79 59,77 0,00 0,00 20,04 40,22 Dortmund 220,67 103,81 47,04 77,33 35,04 39,54 17,92 Duisburg 109,06 62,61 57,41 16,26 14,91 30,19 27,68 Ennepe-Ruhr-Kreis 95,9 82,47 86 8,7 9,07 4,73 4,93 Essen 84,02 74,98 89,23 1,47 1,74 7,58 9,02 Gelsenkirchen 131,51 59,22 45,03 36,22 27,54 36,07 27,43 Hagen 47,3 28,11 59,44 18,62 39,37 0,57 1,21 Hamm 95,52 31,99 33,49 59,63 62,42 3,91 4,09 Herne 35,08 15,99 45,59 19,09 54,41 0,00 0,00 Kreis Recklinghausen 216 125,39 58,05 80,65 37,34 9,96 4,61 Kreis Unna 178,23 158,74 89,06 19,49 10,94 0,00 0,00 Kreis Wesel 196,58 142,68 72,58 21,24 10,8 32,67 16,62 Mülheim an der Ruhr 15,14 15,14 100 0,00 0,00 0,00 0,00 Oberhausen 17,1 17,1 100 0,00 0,00 0,00 0,00 Summe 1.636,13 1.038,56 63,48 409,26 25,01 188.31 11,51 Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) // 13
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR 2.2 NUTZUNGSRESTRIKTIONEN TABELLE 5: SCHWERWIEGENDE NUTZUNGSRESTRIKTIONEN 2019 UND 2019 UND 06/2021 06/2021; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE Wiederum deutlich angestiegen ist der Anteil von Flächen 2019 2021 mit Nutzungsrestriktionen. Dieser lag im Jahr 2016 bei schwerwiegende schwerwiegende Restriktionskategorie Anteil Anteil rund 53 %, im Jahr 2019 bei rund 67 % und zur Jahresmitte Restriktionen Restriktionen 2021 bei rund 70 %. Parallel dazu hat sich die Gesamtgröße Kreisfreie Stadt/Kreis ha % ha % der restriktionsfreien Flächen von rund 1.012 ha im Jahr Bochum 81,11 48,14 72,91 50,57 2016 über rund 683 ha im Jahr 2019 auf rund 491 ha im Bottrop 40,78 69,51 33,8 67,83 Jahr 2021 verringert. Dortmund 103,26 46,63 73,86 33,47 Ebenso wie im Zeitraum 2016 bis 2019 liegt auch aktuell Duisburg 96,34 47,66 69,36 63,6 der Schwerpunkt des Zuwachses in den Bereichen der gra- Ennepe-Ruhr-Kreis 20,92 17,11 23,14 24,13 vierenden Mobilisierungshemmnisse (vgl. Tabellen 5 bis 7). Essen 50,56 52,55 48,14 57,3 Gelsenkirchen 79,42 52,03 76,42 58,11 Hagen 32,58 74,58 35,2 74,41 Hamm 39,12 33,7 30,59 32,02 Herne 31,32 66,36 26,8 76,41 Kreis Recklinghausen 118,84 37,62 90,07 41,7 Kreis Unna 39,12 18,34 24,56 13,78 Kreis Wesel 45,39 18,24 44,13 22,45 Mülheim an der Ruhr 0,00 0,00 0,00 0,00 Oberhausen 6,93 18,65 7,16 41,86 Summe 785,68 38,2 656,14 40,1 Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) 14 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 2 GEWERBLICH-INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE TABELLE 6: KEINE ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE UND VERKAUFSBEREITSCHAFT – Ebenfalls prozentual angestiegen sind die Anteile von 2019 UND 06/2021; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE Flächen ohne Entwicklungsperspektive und ohne Ver- kaufsbereitschaft (siehe Tabelle 6). Bei den Flächen ohne 2019 2021 2019 2021 Entwicklungsperspektive entfallen die höchsten Anteile Keine Ent- Keine Ent- Keine Keine auf die Städte Hamm (rund 39 % der Potenziale), Bottrop 2019 bis 2021 wicklungs- Anteil wicklungs- Anteil Verkaufsbe- Anteil Verkaufsbe- Anteil (rund 30 %) und Mülheim an der Ruhr (rund 39 %); unter perspektive perspektive reitschaft reitschaft den Kreisen ist der Anteil im Kreis Wesel am höchsten Kommune ha % ha % ha % ha % (rund 29 %). Keine Verkaufsbereitschaft der Eigentümer Bochum 6,58 3,90 3,91 2,71 7,62 4,52 7,62 5,28 gibt es insbesondere im Kreis Unna (für rund 34 % der Po- Bottrop 9,14 15,59 15,04 30,19 0,36 0,61 0,36 0,72 tenziale) und im Ennepe-Ruhr-Kreis (rund 26 %). Dortmund 36,09 16,30 33,69 15,27 6,91 3,12 2,33 1,06 Tabelle 7 führt die Entwicklungen in den Bereichen Duisburg 0,34 0,17 0,34 0,31 0,18 0,09 0,00 0,00 „schwerwiegende Nutzungsrestriktionen“, „keine Ent- Ennepe-Ruhr- wicklungsperspektive“ und „keine Verkaufsbereitschaft“ 27,71 22,67 11,21 11,69 30,11 24,64 24,75 25,80 Kreis unter „gravierende Mobilisierungshemmnisse“ zusam- Essen 0,89 0,92 0,89 1,06 0,00 0,00 0,00 0,00 men. Deren Anteil am gesamten Flächenportfolio hat Gelsenkirchen 5,59 3,66 8,66 6,59 1,80 1,18 0,00 0,00 sich in den letzten anderthalb Jahren von rund 58 % im Hagen 1,67 3,82 0,96 2,03 1,68 3,85 1,39 2,94 Jahr 2019 auf durchschnittlich rund 62 % zur Jahresmitte Hamm 48,74 41,99 37,34 39,09 3,06 2,64 2,80 2,93 2021 erhöht und liegt bis auf Mülheim an der Ruhr (rund 28 %) in allen kreisfreien Städten und Kreisen um die 50 % Herne 0,00 0,00 0,00 0,00 3,11 6,59 1,61 4,59 oder deutlich darüber. Die höchsten Anteile an Flächen Kreis Reckling- 13,29 4,21 13,41 6,21 43,08 13,64 35,66 16,51 mit gravierenden Mobilisierungshemmnissen entfallen auf hausen die Städte Bottrop (rund 99 %) und Herne (rund 81 %). Bis Kreis Unna 11,97 5,61 7,65 4,29 59,08 27,70 59,86 33,59 auf den Kreis Unna (rund 52 %) sind auch die Kreise über- Kreis Wesel 45,72 18,38 57,23 29,11 26,90 10,81 26,75 13,61 durchschnittlich betroffen. Mülheim an 4,30 33,81 4,30 28,40 3,20 25,16 0,00 0,00 der Ruhr Oberhausen 0,00 0,00 0,00 0,00 0,91 2,43 1,47 8,57 Summe 212,03 10,31 194,63 11,90 188,01 9,14 164,59 10,06 Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) // 15
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR TABELLE 7: SUMME DER GRAVIERENDEN MOBILISIERUNGSHEMM- Tabelle 8 gibt einen Gesamtüberblick zu den restriktions- NISSE – 2019 UND 06/2021; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE belasteten und restriktionsfreien Flächenpotenzialen für alle 53 Kommunen in der Metropole Ruhr. 2019 2021 Kreisfreie Stadt/ ha % ha % Kreis TABELLE 8: FLÄCHENPOTENZIALE RESTRIKTIONSFREI UND RESTRIKTIONSBELASTET – Bochum 95,31 56,56 84,44 58,56 06/2021; ALLE KOMMUNEN Bottrop 50,28 85,71 49,2 98,75 Potenziale Restrik- Anteil restrik- Anteil Dortmund 146,26 66,04 109,88 49,79 gesamt tionen Restriktionen tionsfrei restriktionsfrei Duisburg 96,86 47,91 69,7 63,91 Kommune ha ha % ha % Ennepe-Ruhr- Alpen 0,95 0,00 0,00 0,95 100 78,74 64,42 59,09 61,62 Kreis Bergkamen 11,58 6,02 51,99 5,56 48,01 Essen 51,45 53,47 49,03 58,35 Bochum 141,52 85,2 60,2 56,32 39,8 Gelsenkirchen 86,81 56,87 85,08 64,7 Bönen 10,62 0,00 0,00 10,62 100 Hagen 35,93 82,25 37,55 79,38 Bottrop 49,83 49,2 98,75 0,63 1,25 Hamm 90,92 78,33 70,73 74,04 Breckerfeld 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Herne 34,43 72,94 28,41 81 Castrop-Rauxel 12,95 4,21 32,52 8,74 67,48 Kreis Reckling- 175,21 55,47 139,14 64,42 Datteln 9,23 5,9 63,96 3,33 36,04 hausen Kreis Unna 110,17 51,65 92,07 51,66 Dinslaken 8,92 8,6 96,41 0,32 3,59 Kreis Wesel 118,01 47,44 128,1 65,17 Dorsten 34,34 25,87 75,34 8,47 24,66 Mülheim an der Dortmund 206,81 128,25 62,02 78,55 37,98 7,5 58,96 4,3 28,4 Ruhr Duisburg 109,06 78,14 71,64 30,93 28,36 Oberhausen 7,84 21,09 8,62 50,43 Ennepetal 12,35 12,35 100 0,00 0,00 Summe 1185,71 57,65 1015,35 62,06 Essen 84,02 79,9 95,1 4,12 4,9 Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) Fröndenberg 12,27 1,77 14,42 10,5 85,58 Gelsenkirchen 131,51 100,76 76,62 30,74 23,38 Gevelsberg 10,14 3,6 35,5 6,54 64,5 Gladbeck 10,05 8,9 88,57 1,15 11,43 Hagen 47,3 42,59 90,03 4,71 9,97 Haltern am See 9,51 1,51 15,83 8 84,17 Hamm 95,52 75,75 79,3 19,77 20,7 Hamminkeln 5,18 2,89 55,83 2,29 44,17 16 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 2 GEWERBLICH-INDUSTRIELLE FLÄCHENPOTENZIALE Potenziale Restrik- Anteil restrik- Anteil Potenziale Restrik- Anteil restrik- Anteil gesamt tionen Restriktionen tionsfrei restriktionsfrei gesamt tionen Restriktionen tionsfrei restriktionsfrei Hattingen 10,41 6 57,64 4,41 42,36 Sonsbeck 8,78 7,38 84,08 1,4 15,92 Herdecke 2,09 1,33 63,4 0,77 36,6 Sprockhövel 16,82 12,01 71,45 4,8 28,55 Herne 57,61 33,46 58,08 24,15 41,92 Unna 39,63 11,78 29,73 27,85 70,27 Herten 17,66 14,2 80,43 3,46 19,57 Voerde 76,1 59,32 77,94 16,79 22,06 Holzwickede 5,59 0,6 10,73 4,99 89,27 Waltrop 13,09 3,31 25,29 9,78 74,71 Hünxe 9,82 9,18 93,48 0,64 6,52 Werne 3,92 1,08 27,46 2,84 72,54 Kamen 54,92 51,44 93,66 3,48 6,34 Wesel 39,84 30,84 77,4 9 22,6 Kamp-Lintfort 7,77 0,89 11,45 6,88 88,55 Wetter 11,39 5,59 49,06 5,8 50,94 Lünen 13,39 13 97,09 0,39 2,91 Witten 32,71 25,33 77,44 7,38 22,56 Marl 65,62 61,79 94,16 3,83 5,84 Xanten 4,76 1,25 26,14 3,52 73,86 Moers 18,04 7,91 43,84 10,13 56,16 Metropole Ruhr 1.636,13 1.144,67 69,96 491,46 30,04 Mülheim an Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) 15,14 5,86 38,71 9,28 61,29 der Ruhr Neukirchen- 6,15 3,91 63,58 2,24 36,42 Vluyn Oberhausen 17,1 10,75 62,86 6,35 37,14 Oer-Erken- 4,25 3,72 87,64 0,53 12,36 schwick Recklinghausen 39,47 23,22 58,84 16,25 41,16 Rheinberg 1,06 1,06 100 0,00 0,00 Schermbeck 9,22 9,22 100 0,00 0,00 Schwelm 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Schwerte 16,01 6,03 37,66 9,98 62,34 Selm 4,16 1,85 44,33 2,32 55,67 // 17
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR GEMEINDEN MEHR SPIELRAUM GEBEN I N T E R V I E W Gewerbeflächen, die eine Kommune hat, aber nicht braucht, kann eine andere Kommune nutzen. Dieses Konstrukt wird möglich durch den städteregionalen Gewerbeflächenpool, den die Wirtschaftsförderungsgesellschaft AGIT mbH in Aachen entworfen hat. Nina Walkenbach, Abteilungsleiterin Standortentwicklung & Digitales, erläutert das Konzept. Frau Walkenbach, wie funktioniert der städteregionale Wie teilen Sie die Gewerbesteuer auf? mehr, auf denen sie Unternehmen ansiedeln können. Wir Gewerbeflächenpool, die interkommunale Zusammen- Nehmen Sie zum Beispiel die Stadt Aachen, die mit Hilfe haben im Auftrag der Städteregion Aachen ein stadte- arbeit in der StädteRegion Aachen? des Pools Unternehmen auf einer Fläche der nahe gele- regionales Gewerbeflächenkonzept erstellt und dabei Kurzum: Durch Kooperation statt Kirchturmdenken! Ei- genen Kommune Eschweiler ansiedeln kann. Die Kosten herausgefunden, dass die verfügbaren Flächen allein in nige Kommunen haben noch Flächenpotenziale, aber ei- für die Entwicklung der Fläche liegen bei Eschweiler, und den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent zurückge- nen geringeren Bedarf. Andere Kommunen haben einen dieser Kommune wird die Fläche weiter gehören. Das ist gangen sind. Bis 2035 wird die Mehrheit der Kommunen hohen Bedarf, der jedoch nicht auf eigenem Stadtgebiet die sogenannte Belegenheitskommune. Nun kommt der ihre Nachfrage nicht mehr mit eigenen Gebieten decken gedeckt werden kann, und Kommunen mit offenen Aus- Gewerbeflächenpool ins Spiel, der die Gewerbesteuer können. Da kam die Idee auf, den Gemeinden mehr Spiel- gleichsflächen können diese ebenfalls in den städtere- nach einem festgelegten Schlüssel unter den beteiligten raum in der gewerblichen Flächenentwicklung zu geben gionalen Gewerbeflächenpool einbringen. Durch den Kommunen aufteilt. Die Berechnungen sind komplex, die und so die sich abzeichnenden Engpässe zu beseitigen. Pool treten die beteiligten Kommunen jetzt nicht mehr in Flächenbewertung fließt ebenso mit ein wie Nachfrage- Konkurrenz zueinander, sondern arbeiten zusammen, um flächen, Ausgleichsflächen und andere Variablen. Auch im Hinblick auf den Strukturwandel? hochwertige Gewerbeflächen zu entwickeln, Unterneh- Genau, es geht darum, Arbeitsplätze zu schaffen. Mit dem men adäquate Flächen anzubieten und Arbeitsplätze in Das klingt nach einem ausgefeilten Konzept. Wie sind Pool wollen wir die wegfallenden Arbeitsplätze durch den der Region zu halten. Sie auf die Idee gekommen? Strukturwandel zum Teil auffangen, indem wir neue Un- Viele Kommunen haben einfach keine eigenen Flächen ternehmen aus zukunftsträchtigen Branchen ansiedeln. 18 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION INTERVIEW Welche Gewerbeflächen der Region Aachen sind Konnten Sie bereits erste neue Unternehmen durch den Teil des Pools? Pool ansiedeln? Nicht alle. Manche Kommunen bringen ihre freien Flächen Nein, die erste Teilfläche wird jetzt erst entwickelt. Das mit ein, die noch entwickelt werden können, wie Eschwei- hat auch mit Förderanträgen zu tun, die aktuell geschrie- ler, Herzogenrath und Würselen. Aachen und Stolberg ben und geprüft werden. Weitere Flächen werden folgen. Nina Walkenbach haben ihre Bedarfe eingebracht, Roetgen Ausgleichsflä- AGIT Aachener Gesellschaft chen. Was passiert im Falle eines Konflikts? für Innovation und Techno- Bislang ist es dazu noch nicht gekommen, und für den logietransfer mbH Aus welchen Akteuren setzt sich der Pool zusammen? Fall der Fälle haben wir den Beirat und die Mitglieder- Das sind im Wesentlichen drei Gremien. Das höchs- versammlung, in der Unstimmigkeiten ausdiskutiert und te Organ ist die Mitgliederversammlung, die aus den beigelegt werden können. Die Kommunen sind allerdings Bürgermeister:innen oder den Mitgliedern des Verwal- sehr an einer Zusammenarbeit im Pool interessiert. Das tungsvorstandes der teilnehmenden Kommunen besteht. liegt auch daran, dass die Not größer wird. Immer mehr Dann gibt es den Beirat, der aus Vertreter:innen der Kom- munen und der AGIT besteht. Zudem kümmert sich die Geschäftsstelle um das operative Geschäft, sie besteht „Alle haben erkannt, dass wir ak- aus Vertreter:innen der AGIT und der beteiligten Kommu- tuelle und zukünftige Bedarfe nur nen und wird in einem rollierenden Verfahren besetzt. decken können, wenn wir an einem wurde oder neue Flächen entwickelt werden, beobachten Wie gelingt die politische Legitimation? Strang ziehen. Die Kommunen wa- wir, dass sie sehr schnell in Anspruch genommen werden. Der Pool ist ja über sein eigenes Konstrukt legitimiert, ren dementsprechend sehr offen das in den Räten der beteiligten Kommunen verabschie- Was passiert mit Altflächen, die vielleicht wirtschaftlich det wurde. Der Beirat kann alle Entscheidungen treffen, und interessiert, und wir haben in nicht so attraktiv, aber trotzdem da sind? und die jeweiligen Beschlussvorlagen gehen wieder zu mehreren Workshops erarbeitet, Immer mehr bestehende Gebiete werden revitalisiert, das den teilnehmenden Gemeinden in die Räte. Und der Bei- wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auf Brachflä- wie die Details aussehen können.“ rat setzt sich aus Vertreter:innen der Kommunen zusam- chen und alten Industrieflächen gibt es oft Altlasten, da men. ist eine entsprechende Herrichtung nötig. Andere Ge- werbegebiete sind in die Jahre gekommen, und wir be- Wie haben die Kommunen auf die Idee des Gemeinden werden sich in Zukunft mit diesen Problemen schäftigen uns mit der Frage, wie man sie zukunftsfähig Pools reagiert? befassen müssen, ganz einfach weil die Notwendigkeit ausrichten kann. Da geht es auch um Nachhaltigkeit, um Durchweg positiv. Alle haben erkannt, dass wir aktuel- besteht. Gemeinsam kommt man besser voran. Ökologie, um Themen wie Dachbegrünungen und Ge- le und zukünftige Bedarfe nur decken können, wenn wir werbegebietsmanagement oder darum, Abwärme neu an einem Strang ziehen. Die Kommunen waren dement- Warum ist die Nachfrage nach Gewerbegebieten zu nutzen. Wie wollen wir künftig bauen? Weniger in die sprechend sehr offen und interessiert, und wir haben in eigentlich so hoch? Breite und mehr in die Höhe. Um Flächen zu sparen. Viel- mehreren Workshops erarbeitet, wie die Details aussehen Gründe hierfür sind die positive konjunkturelle Entwick- leicht sind zentrale Parkhäuser mit einem Shuttle-Service können. Für die Rechtsexpertise haben wir dann zusätz- lung, die anhaltende Niedrigzinsphase und die Tatsache, eine Idee. Das sind nur einige der Themen, die zukünftig lich mit einer externen Kanzlei zusammengearbeitet. dass das Gut „Fläche“ endlich ist. Wenn mal etwas frei spannend sein werden. // 19
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR 3 FLÄCHEN- INANSPRUCHNAHME Unna/Kamen
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 3 FLÄCHENINANSPRUCHNAHME Die Veränderungen bei den Flächenpotenzialen und die TABELLE 9: DURCHSCHNITTLICHE FLÄCHENINANSPRUCHNAHME PRO JAHR. 2005 BIS 2015, 2016 BIS 2019 Inanspruchnahme von Flächen für Unternehmensansied- UND 2020 BIS 06/2021 IM VERGLEICH; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE lungen und -erweiterungen vollziehen sich zeitgleich und greifen ineinander. Kreisfreie durchschnittliche Inanspruch- durchschnittliche Inanspruch- durchschnittliche Inanspruch- nahme unbebauter Flächen nahme unbebauter Flächen nahme unbebauter Flächen Stadt/Kreis pro Jahr 2005–2015 pro Jahr 2016–2019 pro Jahr 2020–2021 3.1 INANSPRUCHNAHME 2020 BIS 06/2021 ha ha ha Wie bereits im Marktbericht 2020 dargestellt, waren die Bochum 4,37 12,51 13,94 Jahre 2016 bis 2019 bundesweit von anhaltendem Wirt- Bottrop 1,3 0,7 1,61 schaftswachstum und einer Phase niedriger Zinsen ge- Dortmund 20,1 30,47 20,85 prägt. Vor diesem Hintergrund wurden in diesem Zeit- Duisburg 29,81 11,84 39,58 raum insgesamt rund 818 ha in Anspruch genommen. Die Ennepe-Ruhr-Kreis 9,08 7,24 4,55 durchschnittliche Inanspruchnahme planerisch gesicher- ter Wirtschaftsflächen lag demgemäß bei rund 204 ha pro Essen 8,06 8,19 10,82 Jahr und damit um rund 14 ha pro Jahr höher als im lang- Gelsenkirchen 8,1 11,45 14,63 jährigen Durchschnitt von rund 189 ha pro Jahr zwischen Hagen 4,09 2,04 1,59 2005 und 2015. Hamm 13,9 8,65 18,68 Herne 3,11 8,13 6,77 Die Entwicklung hat sich ungeachtet der wirtschaftlichen Kreis Recklinghausen 26,52 38,42 39,62 Auswirkungen der Corona-Pandemie ohne Abschwä- chung weiter fortgesetzt. Zwischen Jahresbeginn 2020 Kreis Unna 23,97 25,21 13,9 und Juni 2021 wurden insgesamt gut 310 ha an gewerb- Kreis Wesel 29,09 23,09 14,35 lich-industriellen Bauflächen neu in Anspruch genommen. Mülheim an der Ruhr 3,18 1,42 3,97 Tabelle 9 zeigt, dass damit die durchschnittliche Inan- Oberhausen 4,23 15,11 1,88 spruchnahme gewerblich-industrieller Bauflächen weiter Summe 188,91 204,46 206,75 angestiegen ist – von rund 204 ha auf annähernd 207 ha pro Jahr. Die höchsten Vermarktungsraten im aktuellen Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) Untersuchungszeitraum entfielen auf die Stadt Duisburg und den Kreis Recklinghausen. // 21
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR Insgesamt wurden auf den neu in Anspruch genommenen TABELLE 10: DURCHSCHNITTLICHE FLÄCHENINANSPRUCHNAHME VON BRACHEN UND FREIFLÄCHEN. 2005 BIS 2015, 2016 BIS Flächen 333 Ansiedlungen getätigt, darunter 20 mit einer 2019 UND 2020 BIS 06/2022 IM VERGLEICH; KREISFREIE STÄDTE UND KREISE Flächeninanspruchnahme von mindestens 5 ha. Im Zeit- raum von 2016 bis 2019 gab es 679 Ansiedlungen; darun- durchschnittliche Inanspruch- durchschnittliche Inanspruch- durchschnittliche Inanspruch- Kreisfreie Stadt/Kreis nahme unbebauter Flächen nahme unbebauter Flächen nahme unbebauter Flächen ter waren 33 mit einer Größe von 5 ha oder mehr. pro Jahr 2005–2015 pro Jahr 2016–2019 pro Jahr 2020–2021 Alle Brachen Freifläche Alle Brachen Freifläche Alle Brachen Freifläche 3.2 INANSPRUCHNAHME NACH VORNUTZUNG ha ha ha ha ha ha ha ha ha Gegenüber den früheren Betrachtungszeiträumen noch Bochum 4,37 3,52 0,85 12,51 11,64 0,87 13,94 12,67 1,27 einmal deutlich erhöht hat sich ausweislich Tabelle 10 die Bottrop 1,3 1,14 0,16 0,7 0,7 0,00 1,61 0,93 0,67 Gesamtgröße der neu in Anspruch genommenen Brach- Dortmund 20,1 18,05 2,04 30,47 30,47 0,00 20,85 17,22 3,63 flächen. In den Jahren 2005 bis 2015 lag dieser Wert bei Duisburg 29,81 29,2 0,61 11,84 11,63 0,21 39,58 39,08 0,5 109 ha pro Jahr (rund 58 %), im Zeitraum von 2016 bis 2019 im Durchschnitt bei rund 135 ha (66 % der Inanspruchnah- Ennepe-Ruhr-Kreis 9,08 5,08 4,01 7,24 3,67 3,57 4,55 2,34 2,22 men) und im Zeitraum 2020/2021 bei rund 144 ha (rund Essen 8,06 7,92 0,14 8,19 8,19 0,00 10,82 10,82 0,00 70 %). Entsprechend rückläufig ist die jeweilige Größen- Gelsenkirchen 8,1 6,02 2,08 11,45 11,45 0,00 14,63 14,63 0,00 ordnung neu in Anspruch genommener Freiflächen, also Hagen 4,09 1,3 2,79 2,04 0,9 1,14 1,59 1,41 0,17 nicht vorgenutzter Areale. Hamm 13,9 4,2 9,7 8,65 1,6 7,05 18,68 3,05 15,63 Herne 3,11 2,81 0,3 8,13 8,13 0,00 6,77 5,06 1,71 Kreis Recklinghausen 26,52 10,8 15,71 38,42 16,36 22,05 39,62 26,66 12,96 Kreis Unna 23,97 4,76 19,21 25,21 3,34 21,87 13,9 1,73 12,18 Kreis Wesel 29,09 8 21,09 23,09 10,02 13,07 14,35 2,96 11,39 Mülheim an der Ruhr 3,18 2,86 0,32 1,42 1,34 0,08 3,97 3,97 0,00 Oberhausen 4,23 3,73 0,5 15,11 15,11 0,00 1,88 1,88 0,00 Summe 188,91 109,39 79,52 204,46 134,56 69,91 206,75 144,42 62,33 Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) 22 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 3 FLÄCHENINANSPRUCHNAHME 3.3 INANSPRUCHNAHME NACH TABELLE 11: FLÄCHENINANSPRUCHNAHME NACH WIRTSCHAFTSZWEIGEN; 2020 BIS 06/21 WIRTSCHAFTSZWEIGEN Wirtschaftszweige nach WZ-Klassifikation 08 ha % Tabelle 11 illustriert, wie sich zwischen Anfang 2020 und 0 – Klassifikation außerhalb der WZ-Systematik: Ausschlüsse 6,39 2,06 Jahresmitte 2021 getätigte Flächeninanspruchnahmen C – Verarbeitendes Gewerbe 38,34 12,36 auf die verschiedenen Wirtschaftszweige verteilen. D – Energieversorgung 28,88 9,31 E – Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung, Beseitigung von Umweltverschmutzungen 3,82 1,23 Mit rund 27,5 % der Flächen entfällt der größte Anteil auf den Wirtschaftszweig „Verkehr und Lagerei“; es folgt mit F – Baugewerbe 9,48 3,06 18,7 % der Wirtschaftszweig „Handel, Instandhaltung und G – Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 58 18,7 Reparatur von Kraftfahrzeugen“. Allerdings hat sich die H – Verkehr und Lagerei 85,18 27,47 Dominanz dieser Wirtschaftszweige gegenüber dem Be- I–U – Andere Wirtschaftszweige 36,03 11,62 trachtungszeitraum 2016 bis 2019 deutlich abgeschwächt. Y–WZ – Zuordnung noch unklar (z. B. bei Neuerrichtung einer Betriebsstätte) 44 14,19 Seinerzeit lagen die entsprechenden Anteile zusammen Gesamtergebnis 310,12 100 bei rund 59 %; aktuell ergeben sich für beide Wirtschafts- bereiche rund 46 %. Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) // 23
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR „NACHHALTIGKEIT NICHT AUF EIN THEMA REDUZIEREN“ I N T E R V I E W Flächen für Gewerbegebiete werden immer knapper, Brachflächen kämpfen mit Altlasten. Der Leitfaden „Gewerbegebiete der Zukunft“ der Regionalen Kooperation Westküste in Schleswig-Holstein, die vom Hamburger Rand bis zur dänischen Grenze reicht, will einen Trend setzen zu nachhaltigen Gewerbegebieten, die effizient mit Flächen und Ressourcen umgehen. Wie das gelingen kann, erläutert Dr. Paul Raab von der Industrie- und Handelskammer zu Kiel, einer der Autoren des Leitfadens. 24 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION INTERVIEW Herr Dr. Raab, inwiefern haben sich die Anforderungen Entwicklungen, die es gibt: Digitalisierung, Umbrüche bei an ein Gewerbegebiet der Zukunft geändert? Energie und Klima, neue Mobilität, Veränderung der Ar- Der Nachhaltigkeitsgedanke setzt sich mehr und mehr beitswelt – das ergibt eine große Bandbreite an Themen, durch. Nicht nur bei den Bürgern und den Kommunen, die man unter diesen Entwicklungen subsumieren kann. sondern auch bei Unternehmen. Denken Sie etwa an die Dr. Paul Raab Möglichkeit, gemeinsam Energie einzukaufen oder Ab- Nachhaltigkeit lässt sich ja auch schlecht auf ein Industrie- und wärme eines Unternehmens in nahen Firmen des gleichen einzelnes Thema reduzieren. Handelskammer zu Kiel Gewerbegebietes zu nutzen. Mit unserem Leitfaden wol- Ja, wie zum Beispiel auf die CO2-Neutralität. Dieses The- len wir anregen, regelmäßig über Dinge wie Ressourcen- ma ist wichtig und es kommt bei uns vor, aber wir wollen effizienz, gute verkehrliche Anbindungen und auch über Nachhaltigkeit nicht auf ein Thema beschränken. Nachhal- erneuerbare Energien und städtebauliche Attraktivität zu tigkeit heißt eben auch: Wie binde ich ein Gewerbegebiet sprechen. verkehrlich richtig an? Welche Sozial- oder Bildungsin- frastrukturen sind dort möglich? Welche städtebaulichen Wer gehört zur Zielgruppe des Leitfadens? Ideen? Das wichtigste Instrument des Leitfadens ist die Ist der Leitfaden verpflichtend? Sicher sind Unternehmer an Checkliste am Ende, da haben Nein. Die Gemeinden können selbst entscheiden, welche der einen oder anderen Stelle wir auf zwei Seiten sehr viele Maßnahmen sie über Gemeinderecht festsetzen möchten, Treiber des Nachhaltigkeits- „Wichtig war für uns ein breiter Möglichkeiten und Aspekte, z. B. über Bebauungspläne oder Gestaltungssatzungen. gedankens. Aber wir wollten die man in einem Gewerbe- Ansatz. Daraus erklärt sich die mit unserem Papier auch und gebiet umsetzen kann. Hieran Gibt es Gewerbe, die besser oder schlechter zu den insbesondere Kommunalpoli- Themenvielfalt des Leitfadens. “ sollen sich z. B. Kommunal- Ideen des Leitfadens passen? tiker, Planer und Wirtschafts- politiker orientieren können. Nein, für alle gibt es kreative Lösungen. Logistik und Pro- förderer erreichen. Die Frage, Dazu gehören unter anderem duktion zum Beispiel, das wird ja im Leitfaden auch er- was sich für jemanden lohnt, ist ja eine wirtschaftliche auch Radwege, innovative Mobilität wie Carsharing oder wähnt, ist kritisch in Regionen, die nur noch über wenig Entscheidung. Sie wird aber zunehmend durch Überzeu- E-Mobilität, städtebauliche Attraktivität durch etwa eine Fläche verfügen. Da muss man sich über gestapeltes Ge- gungen geprägt. naturnahe Gestaltung sowie natürlich Energieeffizienz werbe Gedanken machen und zukünftig vielleicht in die und Energieversorgung. Das sind jetzt aber wirklich nur Höhe gehen, also Produktion oben und Logistik unten, Können Sie ein Beispiel geben? wenige Einzelpunkte des gesamten Füllhorns an Themen. bei gleichzeitiger städtebaulicher Integration ins Vorhan- In Lübeck etwa gibt es ein Gewerbegebiet, das eine Kita dene. Das schließt etwa eine Begrünung überhaupt nicht integriert hat. Und Salzhausen in Nordniedersachsen hat Inwiefern können Unternehmen sich selbst einbringen? aus. Die Kunst wird es sein, in Zukunft Anforderungen ein Gewerbegebiet, durch das ein Wanderweg führt. Unterschiedlich. Ein Aspekt: Firmen können dazu bei- und Möglichkeiten zusammenzubringen. tragen, ein Gewerbegebiet architektonisch oder land- Was ist für Sie das wichtigste Element im Leitfaden? schaftsgestalterisch interessanter zu machen. Unterneh- Der Leitfaden „Gewerbegebiete der Zukunft“ der Re- Ich formuliere übergreifend: Wichtig war für uns ein brei- men müssen natürlich dazu bereit sein. Und der Gedanke gionalen Kooperation Westküste ist online abrufbar ter Ansatz. Daraus erklärt sich die Themenvielfalt des der Nachhaltigkeit muss auch in einem Unternehmen unter dem Link: Leitfadens. Die Vielfalt ist ganz bewusst so groß, um verankert sein. Beispiel: Eine Fassadenbegrünung kann www.rk-westküste.de/themen/projekte/ Nachhaltigkeit in allen denkbaren Facetten zu präsen- zu einer natürlichen Klimaanlage werden. Da sind viele leitfaden-gewerbegebiete-der-zukunft tieren. Ausgangspunkt waren dabei die übergeordneten Möglichkeiten offen. // 25
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR 4 REICHWEITE DER RESTRIKTIONSFREIEN FLÄCHENPOTENZIALE Eisenwerk/Nordstraße, Schwelm
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 4 REICHWEITE DER RESTRIKTIONSFREIEN FLÄCHENPOTENZIALE Das derzeit verfügbare und auf Ebene der Flächennut- TABELLE 12: REICHWEITE DER RESTRIKTIONSFREIEN FLÄCHENPOTENZIALE ZUM STAND 06/2021 zungspläne gesicherte Flächenpotenzial liegt bei rund 1.636 ha. Die durchschnittliche Flächeninanspruchnahme Restriktionsfreie Potenziale Alle Kurzfristig Anteil Mittelfristig Anteil Langfristig Anteil pro Jahr hat sich trotz der erheblichen wirtschaftlichen Kommune ha ha % ha % ha % Auswirkungen der Corona-Pandemie bei über 200 ha sta- Bochum 56,32 45,04 79,97 11,28 20,03 0,00 0,00 bilisiert. Daraus ergibt sich eine rechnerische Reichweite Bottrop 0,63 0,49 78,4 0,14 21,6 0,00 0,00 der Potenzialflächen von rund acht Jahren. Dortmund 98,27 43,52 44,29 48,3 49,15 6,45 6,56 Restriktionsfrei und damit ohne größere Aufwendungen Duisburg 30,93 24,22 78,31 6,71 21,69 0,00 0,00 am Markt platzierbar sind ausweislich Tabelle 12 rund 491 Ennepe-Ruhr-Kreis 29,7 16,76 56,42 11,84 39,86 1,11 3,72 ha. Davon können 304 ha oder rund 62 % der restriktions- Essen 4,12 3,74 90,77 0,38 9,23 0,00 0,00 freien Potenziale kurzfristig, also innerhalb der nächsten Gelsenkirchen 30,74 3,4 11,07 0,00 0,00 27,34 88,93 zwei Jahre, an den Markt gebracht werden. Allerdings Hagen 4,71 3,66 77,73 0,00 0,00 1,05 22,27 verfügen die Städte Bottrop, Essen, Hagen, Herne, Mül- Hamm 19,77 14,81 74,92 0,00 0,00 4,96 25,08 heim an der Ruhr und Oberhausen jeweils nur über ge- ringfügige restriktionsfreie Flächenpotenziale. Herne 4,15 4,15 100 0,00 0,00 0,00 0,00 Kreis Recklinghausen 63,52 44,65 70,3 9,87 15,54 8,99 14,16 Kreis Unna 78,82 49,64 62,98 24,3 30,83 4,88 6,19 Kreis Wesel 54,15 37,94 70,06 13,6 25,11 2,62 4,83 Mülheim an der Ruhr 9,28 6,3 67,89 2,98 32,11 0,00 0,00 Oberhausen 6,35 6,35 100 0,00 0,00 0,00 0,00 Summe 491,46 304,68 61,99 129,39 26,33 57,39 11,68 Quelle: Berechnung BFR & GseProjekte im Auftrag der BMR (2021) // 27
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR DAS IST SCHON EINE HERKULESAUFGABE I N T E R V I E W Früher ging es bei der Entwicklung von Gewerbegebieten vorrangig um Arbeitsplätze. Heutzutage spielen Aspekte wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit zunehmend eine Rolle. Um diesen Paradigmenwechsel zu fördern, hat die Wirtschaftsförderung für den Kreis Unna mbH (WFG) einen Maßnahmenkatalog entwickelt. Geschäftsführer Dr. Michael Dannebom spricht im Interview über den Entstehungsprozess. Herr Dr. Dannebom, inwiefern muss sich die Entwick- bauflächen revitalisiert. In Lünen, Kamen und Bergkamen lung von Gewerbegebieten verändern? etwa. Das ist der eine Teil der Veränderung: mehr auf Ein Beispiel aus NRW, aus dem Ruhrgebiet: Wir erle- Brownfields setzen als auf Green Fields. Und der zweite ben einen Paradigmenwechsel. Dieser ist von mehreren Teil liegt in klimarelevanten Aspekten. Sowohl bei der Pla- Entwicklungen gekennzeichnet. Etwa von der Klima- nung und der Erschließung als auch bei der Ansiedlung. diskussion und von der Gewerbeflächenknappheit. Als Wirtschaftsförderung für den Kreis Unna haben wir in Der Maßnahmenkatalog oder Leitfaden für die nach- der Vergangenheit versucht, dem strukturellen Wandel haltige Entwicklung von neuen Gewerbeflächen ist in dadurch zu begegnen, dass wir Gewerbeflächen auf der Ihrem Auftrag entstanden und nennt unter anderem grünen Wiese angesiedelt und auch gezielt auf ehema- Handlungsfelder wie Energie, Klimaanpassung, Mobili- ligen Zechenstandorten Angebote gemacht haben, also tät, übergreifende Maßnahmen und Baustoffe. Was ist auf der braunen Wiese. Früher haben Zechen unter Tage für Sie der Kern des Ganzen? gerne 5.000 Leute beschäftigt. Wenn man so viele Ar- Mit unserem Maßnahmenkatalog machen wir ein Ange- beitsplätze auch über Tage zur Verfügung stellen will, bot sowohl für Planer und Entwickler als auch für Unter- muss man einfach in die Fläche gehen. nehmen. Wir schauen nach vorne, wir bauen die Gedan- ken um Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die gesamte Das setzt aber voraus, dass Flächen verfügbar sind. Wertschöpfungskette der Gewerbegebietsentwicklung Richtig. Daher haben wir auch einige ehemalige Berg- (Planung, Erschließung, Vermarktung) ein. Wir wollten 28 //
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION INTERVIEW dazu beitragen, dass alle Beteiligten gemeinsam an ei- Wie meinen Sie das? nem Strang ziehen, um einen Standard für die ganze Re- Wenn wir hohe Standards setzen, kann es dazu führen, gion zu entwickeln, und wir wollten auch Überzeugungs- dass Firmen sich dort niederlassen, wo diese Standards arbeit leisten. Es ist ein dickes Brett, was man da bohrt. nicht gelten. Aus dieser Diskussionsspirale kommen wir In der Vergangenheit ging es vorrangig um Arbeitsplät- nicht raus, das fängt ja schon in unserer Region Dort- Dr. Michael Dannebom ze, jetzt ist es eine Gemengelage aus klimafreundlichen mund, Kreis Unna, Hamm an. Im Zweifelsfall wäre für Wirtschaftsförderung für Investitionen, Arbeitsplätzen und weiteren Zielen der das Klima nichts gewonnen. Es gilt, eine ganze Region den Kreis Unna mbH (WFG) Nachhaltigkeit. zu motivieren, an einem Strang zu ziehen. Dann fällt das Umschwenken auf andere Gewerbeflächen nicht mehr so Thema Sanierung von Altflächen: Kritiker bemängeln, leicht, wenn dort gleich hohe Standards gelten. Das gilt dass die ehemaligen Betreiber oder Besitzer zu wenig natürlich nicht für alle Unternehmen, zumindest nicht für an der Sanierung beteiligt werden. Ist das im Kreis Unna diejenigen, die ausreichend flexibel sind. Diese könnten ebenfalls ein Thema? ja in letzter Konsequenz auch auf Standorte außerhalb Diskussionen über die Vergangenheit von Brownfields NRWs oder Deutschlands ausweichen. haben sich als schwierig erwiesen, gerade wenn es darum gehen soll, ehemalige Betreiber oder Besitzer juristisch in Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Leitfaden die Pflicht zu nehmen, sich an der Sanierung von Flächen zu entwerfen? en Gewerbegebieten von Anfang bis Ende zu denken zu beteiligen. Wir wollen lieber nach vorne schauen, müs- Schon vor der Flutkatastrophe im Jahr 2021 haben wir und Klimaschutzaspekte dabei mit hineinzubringen. Für sen allerdings auch deutlich Folgen des Klimawandels hier neue Gebiete, aber auch für vorhandene Flächen. In alten sagen, dass diese Entwicklun- im Kreis Unna festgestellt. Bei Gebieten kann man Unternehmen für Kooperationen zu- gen nicht zum Nulltarif zu er- „Gewerbegebietsmanagement uns gab es auch Überschwem- sammenbringen, das ist so der Kerngedanke des Gewer- reichen sind. mungen und Starkregen. Mit begebietsmanagements. Etwa im Bereich gemeinsame bedeutet einfach, alles bei der dem Leitfaden wollten wir Nutzung von Energie oder Infrastruktur. Inwiefern können Gewerbe- Entwicklung von neuen Gewerbe- aktiv etwas tun, statt immer flächen den Klimaschutz gebieten von Anfang bis Ende zu nur zu reagieren. Wir wollten Haben Sie ein Beispiel? begünstigen? Kommunen, Investoren und Eine Firma baut in einem Gewerbegebiet ihre Zentrale denken und Klimaschutzaspekte Bei jedem Gewerbegebiet Unternehmen etwas an die und errichtet auf dieser eine Photovoltaikanlage, die sehr handelt es sich um einen kli- dabei mit hineinzubringen.“ Hand geben und immer dort viel Energie liefert. Entsteht dabei mehr Energie, als das maschädlichen Eingriff. Die individuelle Angebote platzie- Unternehmen benötigt, könnten auch andere Unterneh- Bundesrepublik hat sich das ren. Jeder hat eine bestimmte men die Energie nutzen. Doch dafür muss bei der Planung ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Aufgabe in den verschiedenen Phasen von Planung, Ent- daran gedacht werden, Möglichkeiten vorzuhalten, um Das bedeutet, dass wir aktuell bei einem Neubau von wicklung und Vermarktung von neuen Gewerbegebieten. diese Energie zu verteilen. Etwa Platz für entsprechend Gewerbegebieten und Gebäuden wesentlich mehr Kli- große Leitungen. Das kann schon eine Herkulesaufgabe maschutz betreiben können und müssen als bei vorhan- In Ihrem Maßnahmenkatalog ist auch von Gewerbege- werden. Die Energie kann entweder eingespeist oder von denen Gebäuden. Wir wollen die Betriebe für das Thema bietsmanagement zu lesen. Was genau ist darunter zu mehreren Betrieben genutzt werden, da kommt das Ge- sensibilisieren, aber auch nicht eine Unvermarktbarkeit verstehen? werbegebietsmanagement vielen Partnern, z. B. Stadt- riskieren. Das bedeutet einfach, alles bei der Entwicklung von neu- werken, zugute. // 29
GEWERBLICHES FLÄCHENMANAGEMENT RUHR 5 FLÄCHENBILANZ 06/2021 UND REGIONAL- PLAN RUHR Emil-Emscher, Essen
PHASE V: AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DIE FLÄCHENSITUATION 5 FLÄCHENBILANZ 06/2021 UND REGIONALPLAN RUHR Der zweite Entwurf des Regionalplans Ruhr weist für den zungspläne aufgenommen wurden und für Neuansied- Bereich der Gewerbe- und Industrieflächen zur Siche- lungen geeignet sind. Zur Ermittlung der tatsächlich für rung des langfristigen Bedarfs insgesamt rund 5.600 ha Unternehmen nutzbaren Flächenanteile werden aus- brutto aus, die sich aus den Kategorien „lokaler Bedarf“, schließlich Nettowerte verwendet. „regionale Kooperationsstandorte“, „landesbedeutsame Flächen“, „Hafenstandorte“ und „Regionalplanreserven“ Die auf diese Weise ermittelten Flächenpotenziale ent- zusammensetzen. sprechen zudem weitestgehend – mit Ausnahme des hö- heren Aktualisierungsgrades – den Daten der „Siedlungs- Die vorliegende Untersuchung bezieht sich auf eine Teil- flächenbedarfsberechnung Ruhr“. menge der im aktuellen Entwurf des Regionalplans Ruhr dargestellten gewerblich-industriellen Bauflächen. Sie Soweit die derzeit im Verfahren befindlichen regionalen umfasst alle im Flächeninformationssystem ruhrAGIS er- Kooperationsstandorte ebenfalls bereits planerisch ge- fassten Flächen, die bereits als Gewerbe-, Industrie- oder sichert und im Einzelfall schon anteilig vermarktet sind, gewerblich nutzbare Sondergebiete in die Flächennut- wurden sie ebenfalls in die Analyse einbezogen. // 31
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