EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - kirche-uep.de

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Kirchengemeinde Übach‐Palenberg

                                  EVANGELISCH
Gemeindebrief der Evangelischen

                                    IN ÜBACH‐PALENBERG
                                                AUGUST / SEPTEMBER

                                                              Nordsee bei Neßmersiel
    Foto: Justen

    ANDACHTEN FÜR DIE                        THEMA: SEHNSUCHTSORT MEER, S.
    KOMMENDEN WOCHEN, S.                     KONFIRMATIONEN, S.
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EDITORIAL

   Inhaltsverzeichnis                                              Editorial
   Aktuelles ..............................................        Liebe Leserin, lieber Leser,
   Titelthema: Sehnsuchtsort Meer .......                              in diesen Tagen, in denen ich diesen
   Andachten ...........................................           Gemeindebrief setze und Texte für die
   Amtshandlungen ..............................                   letzten Lücke schreibe, herrscht in der
   Konfirmationsjubiläum .....................                      Politik mal wieder ein geschäftiges
   Gottesdienste ....................................              Treiben. Man hat den Eindruck, dass es
   KinderKirche ......................................             zur Zeit gar nicht schnell genug gehen
   Konfirmationen                .........................          kann, die Coronamaßnahmen zu lo‐
   Angebote für Kinder                                             ckern. Ein wenig erstaunt war ich dann
       und Jugendliche ..........................                  aber doch, als uns am 8. Juli die Nach‐
   FSJler gesucht ...................................              richt erreichte, dass das Singen im Got‐
   Küster:in gesucht ..............................                tesdienst selbst ohne Maske nun wie‐
   Lebensweisheit .................................                der möglich sei. Und dass der Mindest‐
   Glaubenskurs für Erwachsene ..........                          abstand von 1,5 Metern keine Vorgabe,
   Die bunte Seite ..................................              sondern nur noch eine Empfehlung sei.
   Lesetipps ...........................................               Unser Presbyterium ist da aus gu‐
   Kinderseite ........................................            tem Grund aber etwas vorsichtig ge‐
   Adressen und Telefonnummern ......                              blieben: Wir werden erst einmal die
                                                                   weitere Entwicklung abwarten, bevor
                                                                   wir weitergehende Lockerungen um‐
                                                                   setzen. Denn: Anderswo steigen die
                                                                   Zahlen schon wieder!
                                                                       Es kann daher gut sein, dass vieles
                                                                   von dem, was wir in diesem neuen Ge‐
                                                                   meindebrief nun ankündigen, schon
                                                                   keine Gültigkeit mehr hat, wenn Sie ihn
                                                                   in den Händen halten. Das ist eben Co‐
                                                                   rona‐Wirklichkeit.
                                                                       Trotz allem wünsche ich Ihnen aber
                                                                   eine gute Sommerzeit und hoffentlich
                                                                   eine anregende Lektüre.
                                     Foto: WolfBlur / pixabay.de

       Impressum
       Der Gemeindebrief „Evangelisch in Übach‐Palenberg“ wird herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen
       Kirchengemeinde Übach‐Palenberg, vertreten durch den Vorsitzenden, Pfarrer Christian Justen.
       Redaktion: Jana Eickvonder, Christian Justen (v. i. S. d. P.), Renate de Kleine, Angelika Krakau
       Anschrift der Redaktion: Maastrichter Straße 47, 52531 Übach‐Palenberg
       Gestaltung: Christian Justen. Druck: Gemeindebriefdruckerei Harms, Martin‐Luther‐Weg 1, 29393 Groß Oesingen
       Auflage: 3 300
       Bei der Gestaltung dieser Ausgabe kam ausschließlich Open‐Source‐Software zum Einsatz.
                                                                                  gust 2021
                                                      nä ch st e Au sgabe: 31. Au
                                                    e
   2                                   hluss für di
                           Redaktionssc
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AKTUELLES

Voller Hoffnung durch den zweiten „Corona‐Sommer“
Manches Mal habe ich das Gefühl, ein       gen der noch immer geltenden Ab‐
Déjà‐vu zu erleben (die Jüngeren ken‐      standsregeln – besser planen können.
nen das eher als „Fehler in der Ma‐            Das Presbyterium hat zudem in sei‐
trix“). Bei Vielem, was wir im Presbyte‐   ner letzten Sitzung beschlossen, dass
rium beraten und beschließen, denke        nach den Sommerferien alle Gruppen
ich: Das hatten wir doch alles erst. Ja,   und Kreise wieder starten dürfen.
an manchen Stellen scheint sich das        Wann es in den einzelnen Gruppen
Jahr 2020 zu wiederholen. Mit einem        wieder losgeht, hängt aber von Vieler‐
hoffentlich wesentlichen Unterschied:       lei ab – daher verzichten wir vorerst
Sehr viele Menschen sind mittlerweile      auf die sonst übliche Übersicht auf der
geimpft, und wir dürfen davon ausge‐       vorletzten Seite. Bitte erkundigen Sie
hen, dass die Zahl der Neuinfektionen      sich bei der Ihnen bekannten An‐
mit dem Coronavirus zwar im Herbst         sprechperson!
wieder steigen wird, aber doch kaum            Leider kann aber das Café Himmel
in solchem Maße, wie wir es im vergan‐     seine Pforten noch immer nicht öffnen.
genen Jahr erleben mussten.                Das hängt jedoch nicht mit Corona zu‐
    Und so hoffe ich, dass uns wenigs‐      sammen, sondern mit unserer Bau‐
tens die Enttäuschungen erspart blei‐      maßnahme: Wir haben derzeit keine
ben, die wir 2020 mehr als ein Mal er‐     Küche in der Erlöserkirche!
fahren mussten: Kaum hatten wir an             Auf das Gemeindefest werden wir
einer Stelle geöffnet, kaum hatten wir      wohl auch in diesem Jahr verzichten
damit begonnen, Gottesdienste in Prä‐      müssen. Ob es einen Weihnachtsmarkt
senz zu feiern, da mussten wir schon       geben kann, darüber werden wir noch
wieder alles schließen.                    zu entscheiden haben.
    Nun wollen wir es aber gerne wa‐           Bleiben Sie vorsichtig und kommen
gen und uns wieder ein Stück weit der      Sie gut durch den Sommer!
„Normalität“ annähern. Das macht                                    Christian Justen
sich etwa darin bemerkbar, dass wir im
September nicht nur die Konfirmatio‐
nen feiern, sondern auch zum Konfir‐
mationsjubiläum einladen. Vorerst fin‐
den die Sonntagsgottesdienste zwar
alle noch in der Erlöserkirche statt,
aber im Lauf der nächsten Wochen
werden wir Überlegungen anstellen,
wie wir auch wieder regelmäßig in der
Christuskirche Gottesdienste feiern
können. Doch auch weiterhin sind Sie
herzlich gebeten, sich zu den Gottes‐
diensten anzumelden, damit wir – we‐
                                           Foto: Justen

                                                                                  3
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THEMA: SEHNSUCHTSORT MEER

   Sehnsuchtsort Meer
   Unsere Seniorenfreizeit hätte uns in                            ren Lied wird hingegen immer ganz be‐
   diesem Jahr wieder ans Meer – oder                              sonders inbrünstig mitgesungen: „Wo
   zumindest in die Nähe des Meeres –                              de Nordseewellen trecken an den
   gebracht: Jever war das Ziel, das zu er‐                        Strand“, besonders wenn es dann
   reichen auch in diesem Jahr Corona                              heißt: „Dor is mine Heimat, dor bünn
   uns unmöglich gemacht hat. Was sonst                            ick to Huus.“
   in jedem Jahr fest auf dem Tagespro‐                                Das mag zunächst merkwürdig er‐
   gramm steht, ist das abendliche ge‐                             scheinen, da ja doch von den Mitrei‐
   mütliche Zusammensein, bei dem viel                             senden keine an der Nordsee geboren
   erzählt, aber auch viel gesungen wird.                          wurde. Aber vielleicht zeigt das dann
   Da kullert beim Singen auch schon ein‐                          doch auch an, dass für uns Menschen
   mal die ein oder andere Träne, wenn                             das Meer eine ganz besondere Bedeu‐
   wir das Steigerlied singen und die Seni‐                        tung hat. Das Meer zieht uns Men‐
   orinnen an das alte Übach‐Palenberg                             schen an, es zieht uns in seinen Bann.
   und vielleicht auch an ihre verstorbe‐                          Es bleibt einerseits eine Welt, die uns
   nen Männer denken. Bei einem ande‐                              immer ein gutes Stück weit fremd und
                                                                   von daher natürlich auch ein wenig un‐
   Zutiefst menschlich: Der sehnsuchtsvolle Blick                  heimlich sein wird – wir Menschen wis‐
   auf’s Meer – hier in Neuharlingersiel                           sen mittlerweile mehr über so man‐
                                                                   chen fernen Planeten als über das, was
                                                                   in den Tiefen der See vor sich geht,
                                                                   und immer wieder werden im Meer
                                                                   ganz, ganz neue Lebensformen ent‐
                                                                   deckt, die man vorher nicht einmal er‐
                                                                   ahnen konnte. Andererseits erfüllt uns
                                                                   der Anblick des Meeres aber oft auch
                                                                   mit dem Gefühl: Hier sind wir ange‐
                                                                   kommen, hier können wir gut sein. Das
                                                                   Meer hat für uns durchaus etwas Hei‐
                                                                   matliches, selbst dann, wenn es eine
                                                                   fremde Heimat bleibt.
                                                                       Ob sich dahinter die unbewusste
                                                                   Ahnung verbirgt, dass das Leben vor
                                                                   Jahrmillionen einst seinen Ursprung im
                                                                   Meer genommen hat? Irgendwann ha‐
                                                                   ben unsere fernsten Vorfahren das
                                                                   Meer verlassen, um das Land zu er‐
                                                                   obern. Wenngleich etliche Arten von
                                                    Foto: Justen

                                                                   Säugetieren viel später beschlossen
                                                                   haben, wieder ins Meer zurückzukeh‐
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THEMA: SEHNSUCHTSORT MEER

ren. (Und jedenfalls ich überlege so       seinem (angeblichen!) Onkel Joseph
manches Mal, wenn ich sehe, wie die        von Arimathäa mit dem Schiff nach
Seehunde es sich auf den Sandbänken        England gereist sei, wo dieser mit Zinn
vor den ostfriesischen Inseln gemütlich    gehandelt habe, ist allenfalls eine mit‐
machen oder sich im Wasser tummeln         telalterliche Legende aus dem Umfeld
und leckeren Fisch fangen: Ob das          der Artus‐Sage. Nein, Israel hat sich
wohl nicht eine „kluge Entscheidung“       von der hohen See ferngehalten – der
war?)                                      See Genezareth galt als abenteuerlich
                                           und gefährlich genug!
Das Meer in der Bibel                          Besonderen Eindruck dürften aber
                                           auf die biblischen Erzähler die großen
Auch unsere Bibel – sicherlich ohne        Bewohner des Meeres gemacht haben,
von der Prähistorie des Lebens in ei‐
nem wissenschaftlichen Sinne zu wis‐
sen – beschreibt das Meer ganz ähn‐
lich. Im 1. Buch Mose, Kapitel 1, dem
ersten biblischen Schöpfungsbericht,
wird ja davon erzählt, dass ganz am
Anfang von Gottes Schöpfung das „Ur‐
meer“ stand. Erst als Gott Meer und
Land schied, das Wasser gleichsam ein
Stück weit beiseite drängte, entstand
für die Landtiere und für die Vögel der
Lebensraum, den sie nötig hatten. So‐
sehr die Bibel darum weiß, dass Was‐       Ein der Fantasie entsprungenes Meeresungeheuer:
                                           Ein „Kraken“ greift ein Schiff an.
ser für das Leben unentbehrlich ist, so
sehr hat sie immer auch die Gefahr und
Bedrohung im Blick, welche Wasser,         welche die meisten mangels eigener
zumal das des Meeres, stets mit sich       Anschauung wohl allenfalls vom Hö‐
bringt.                                    rensagen kannten. Bekannt ist der Le‐
    Nun ist Israel das Meer immer et‐      viathan, ein Meeres„ungeheuer“, wel‐
was Fremdes geblieben. Denn das Volk       ches in der Bibel mehrfach Erwähnung
Israel bewohnte in der Antike (anders      findet, ohne dass wir bis heute genau
als in der Gegenwart) das Landesinne‐      wüssten, welches Tier damit in Verbin‐
re des heutigen Palästina, während am      dung gebracht wurde. Am ehesten
Meer fremde Völker lebten. Schifffahrt      darf man wohl vielleicht an einen der
spielt so für die Bibel keine große Rol‐   großen Wale denken. Erst in viel späte‐
le. Wenn ausführlicher von Reisen auf      rer Zeit wurde der Leviathan mit dem
dem Wasser berichtet wird, dann geht       Pottwal ineins gesetzt (so etwa in Mel‐
es meist um einen Schi ruch, den et‐       villes „Moby Dick“). Und wahrschein‐
wa der Prophet Jona oder der Apostel       lich hat man auch bei dem „großen
Paulus erleiden. Dass Jesus als Kind mit   Fisch“, der den Propheten Jona nach
                                                                                         5
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THEMA: SEHNSUCHTSORT MEER

                                             dert. Sturmfluten haben ganze Land‐
                                             striche einfach weggerissen, Dörfer
                                             und Städte untergehen lassen. Noch
                                             heute zeugt so mancher Mauerrest im
                                             Wattenmeer davon, dass dort, wo sich
                                             heute bei Flut das Meer befindet, ein‐
                                             mal Menschen gesiedelt haben. Meer
                                             und Wind sorgen auch dafür, dass die
                                             ostfriesischen Inseln immer weiter von
                                             West nach Ost wandern. An der Ost‐
                                             spitze Norderneys sieht man daher
                                             heute Reste eines Gebäudes, von dem
   Jona und der Wal (Pieter Lastman, 1621)   man annimmt, dass es sich dabei um
                                             die Überreste einer Kirche handelt, die
   dem Schi ruch verschluckte und            ursprünglich – am westlichen Rand
   nach drei Tagen ans Land brachte, an      von Baltrum stand.
   einen Wal gedacht. (Dass Wale Säuge‐          Übrigens gibt es auch für den Ur‐
   tiere und keine Fische sind, war in der   lauber einige völlig unterschätzte Ge‐
   Antike noch unbekannt. Und selbst         fahren des Meeres. So manch einer ge‐
   Herman Melville versuchte noch in         riet schon in Lebensgefahr, weil er die
   „Moby Dick“ zu beweisen, dass Wale        Strömungen in Küstennähe beim Ba‐
   eben doch Fische sein müssten,            den völlig unterschätzte oder auf die
   schließlich sähen sie aus wie Fische      Idee kam, alleine und ohne wirkliche
   und lebten wie Fische ...)                Ortskenntnis eine Wattwanderung zu
                                             unternehmen, um dann von der einset‐
   Das bedrohliche Meer                      zenden Flut überrascht zu werden.
                                             Und was kaum jemand weiß: Auch in
   Dass das Meer nicht nur schön ist, son‐   der Nordsee lebt ein Fisch, der zu den
   dern auch eine große Bedrohung dar‐       giftigsten Tieren Europas gehört: Das
   stellen kann, das ist nicht nur Seeleu‐   Petermännchen gilt zwar manchenorts
                                                                                       commons.wikimedia.org
                                                                                       Foto: Hans Hillewaert /

   ten bewusst – diese begeben sich ja       als beliebter Speisefisch, verfügt aber
   bis heute auf eine nicht ungefährliche    über Giftstachel, die für äußerst
   Fahrt und wissen nur allzu gut um die     schmerzhafte Verletzungen sorgen
   Tücken, die auf See lauern und leicht     können. Leider haben Petermännchen
   das Leben kosten können. Auch die         die unpraktische Eigenart, dass
   Menschen, die am Rande des Meeres         sie sich zu bestimmten
   leben, wissen davon, welche Bedro‐        Zeiten im flachen Was‐
   hung es darstellen kann. Gerade an der    ser in den Sand eingra‐
   deutschen Nordseeküste ist das gut        ben und dort auf Beute war‐
   nachvollziehbar. Denn über Jahrhun‐       ten – daher geschieht es nicht selten,    Schön, le
                                                                                       und gefäh
   derte hinweg hat das Meer immer wie‐      dass badende Touristen mit ihnen nä‐      Petermän
   der die Küstenlinie komplett verän‐       here Bekanntschaft schließen.

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THEMA: SEHNSUCHTSORT MEER

                                           Das bedrohte Meer                                   ponien gelagert wird, aber nur unzu‐
                                                                                               reichend gesichert ist, so dass er durch
                                           Leider – so muss man sagen – ist es                 den Wind in Flüsse und schließlich ins
                                           aber nicht nur so, dass für den Men‐                Meer gelangt. Nicht ganz so sichtbar
                                           schen Gefahren vom Meer ausgehen.                   ist das sogenannte Mikroplastik,
                                           Viel, viel größer ist die Gefahr, die vom           kleinste Plastikpartikel, die von Tieren,
                                           Menschen für das Meer ausgeht. Am                   die im Meer leben, aufgenommen wer‐
                                           augenfälligsten wird dies, wenn nach                den – welche Folgen das für diese hat,
                                           einer Schiffshavarie eine Ölpest ent‐                ist noch gar nicht absehbar. Und wel‐
                                           steht, die nicht nur die Küsten ver‐                che Folgen das für uns hat, erst recht
                                           schmutzt, sondern auch oft ein mas‐                 nicht, denn: Mit den Fischen gelangt
                                           senhaftes Sterben, vor allem von See‐               das Mikroplastik auch auf unsere Tel‐
                                                                                               ler, ins Matjesbrötchen, in die Kibbelin‐
                                                                                               ge oder die Fischstäbchen.
           Foto: Ewald Fröch / stock.adobe.com

                                                                                                   Der Klimawandel, welcher auch zu
                                                                                               einer Erhöhung der Wassertemperatur
                                                                                               führt, und die übermäßige Ausbeutung
                                                                                               der Meere etwa durch unbegrenzte Fi‐
                                                                                               scherei tun ihr Übriges dazu, dass der
                                                                                               Lebensraum Meer sich in einem Wan‐
                                                                                               del befindet, dessen Konsequenzen
                                                                                               noch gar nicht abzuschätzen sind.
                                                                                                   Das Meer ist der Ursprung des Le‐
                                                                                               bens. Wenn wir nicht alles daran set‐
                                           Die größte Bedrohung für das Meer ist der Mensch.   zen, diesen Ursprung zu schützen und
                                                                                               zu bewahren, müssen wir damit rech‐
                                           vögeln, mit sich bringt. Eine unüber‐               nen, dass am Ende die gesamte Schöp‐
                                           sehbare Bedrohung für die Meere                     fung zugrunde geht – und wir mit ihr!
                                           stellt aber auch der Plastikmüll dar.                                         Christian Justen
                                           Man geht davon aus, dass mindestens
                                           fünf gigantische Plastikinseln auf den
                                           Ozeanen schwimmen, die größte                       Ihr sät viel und bringt
                                           davon auf dem Pazifik: Sie hat eine                  wenig ein; ihr esst und
                                           Ausdehnung von 1,6 Millionen Qua‐                   werdet doch nicht satt; ihr
                                           dratkilometern, was in etwa der Größe               trinkt und bleibt doch
                                                          Mitteleuropas        ent‐            durstig; ihr kleidet euch,
                                                          spricht, und enthält ca.
                                                         80.000 Tonnen Plastik‐
                                                                                               und keinem wird warm;
                                                         müll. An dem wir übri‐                und wer Geld verdient, der
ecker –                                    gens nicht unschuldig sind. Denn ein                legt’s in einen löchrigen
 hrlich:
 nnchen
                                           Großteil unseres Plastikmülls wird nach             Beutel.
                                           Südostasien exportiert, wo er auf De‐               Haggai 1,6 – Monatsspruch September 2021

                                                                                                                                          7
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - kirche-uep.de
. SONNTAG NACH TRINITATIS – . AUGUST

  Andacht für den 1. August 2021
  Darum, wer diese meine Rede hört           In den Situationen der Not, das kann
  und tut sie, der gleicht einem klugen      eine Krankheit, die Trennung von Part‐
  Mann, der sein Haus auf Fels baute.        ner oder Partnerin, der Verlust der Ar‐
  Als nun ein Platzregen fiel und die         beitsstelle, Tod oder irgendeine andere
  Wasser kamen und die Winde wehten          Notlage sein, kristallisieren sich die
  und stießen an das Haus, fiel es doch       Menschen heraus, auf die wir wirklich
  nicht ein; denn es war auf Fels gegrün‐    zählen können. Menschen, die auch
  det. Und wer diese meine Rede hört         mitten in der Nacht bereit sind, zu uns
  und tut sie nicht, der gleicht einem tö‐   zu kommen. Und oft staunen wir nicht
  richten Mann, der sein Haus auf Sand       schlecht, dass es ausgerechnet die
  baute. Als nun ein Platzregen fiel und      sind, von denen wir es am wenigsten
  die Wasser kamen und die Winde             erwartet haben. Manchmal sind es
  wehten und stießen an das Haus, da         auch völlig fremde Personen, und es
  fiel es ein und sein Fall war groß.         entwickelt sich aus einer Begegnung in
  (Matthäus 7,24–27)                         der Notlage eine tiefe Freundschaft,
                                             die alle Stürme des Lebens aushält und
  Jesus erzählt dieses kurze Gleichnis       übersteht.
  vom Hausbau in seiner wohl berühm‐             Die    französische    Filmkomödie
  testen und bekanntesten Predigt, der       „Ziemlich beste Freunde“ aus dem
  Bergpredigt. So wie dem Mann, der          Jahr 2011, die auf einer wahren Bege‐
  auf Sand baut, kann es einem gehen,        benheit beruht, handelt von solch ei‐
  der seine Talente, seine Gaben, nicht      ner sehr ungewöhnlichen Freundschaft
  richtig einsetzt. Aber so kann es auch     zwischen zwei Männern unterschiedli‐
  einem gehen, der an falsche Freunde        chen Alters und unterschiedlicher Her‐
  gerät und ihnen vertraut. Einem, der       kunft. Der wohlhabende, aber ziemlich
  auf den falschen gesetzt und auf den       isoliert lebende Philippe ist aufgrund
  falschen gebaut hat. Und solche Freun‐     eines Unfalls beim Paragleiten vom
  de kennen vermutlich alle unter Ihnen.     Hals abwärts querschnittsgelähmt. Er
  Da sind die, die die großen Sprüche        sucht eine 24‐Stunden‐Pflegekraft. Der
  klopfen, hoch und heilig versprechen,      junge Senegalese Driss, der gerade
  immer für einen da zu sein. Aber dann,     frisch aus dem Gefängnis entlassen
  wenn es hart auf hart kommt, dann ha‐      wurde und auf Arbeitssuche ist, stellt
  ben sie keine Zeit, dann sind sie gerade   sich als Pflegehelfer bei Philippe vor. Er
  unabkömmlich. So manch einer hat           flößt dem verwitweten und behinder‐
  vermutlich in den vergangenen einein‐      ten Philippe mit seiner unkonventio‐
  halb Jahren der Pandemie erfahren,         nellen Art wieder neuen Lebensmut
  wer seine wirklich wahren Freunde          ein und arrangiert sogar ein Treffen
  sind, oder hat sie gefunden, und ist       zwischen seinem Arbeitgeber und des‐
  von dem einen oder anderen „Freund“        sen langjähriger Brieffreundin, die
  schmählich im Stich gelassen worden.       nichts von seiner Behinderung weiß.

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. SONNTAG NACH TRINITATIS – . AUGUST

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                                                                        unser Freund sein, der uns nicht im
                                                                        Stich lässt. Jesus Christus sagt: Wenn
                                                                        wir auf Gott bauen, dann steht unser
                                                                        Haus auf einem starken und sicheren
                                                                        Felsen, dann kann es nichts und nie‐
                                                                        mand erschüttern. Ich wünsche Ihnen
                                                                        eine:n solche:n Freund:in fürs Leben.

                                                                        Liedverse
                                                                        Wo ein Mensch Vertrauen gibt, / nicht
                                                                        nur an sich selber denkt, / fällt ein
                                Der Film basiert auf einer wahren       Tropfen von dem Regen, / der aus
                            Begebenheit und erzählt die Geschich‐       Wüsten Gärten macht.
                            te des ehemaligen Geschäftsführers
                            des Champagnerherstellers Pommery,          Wo ein Mensch den andern sieht, /
                            Philippe Pozzo di Borgo, der sich 1993      nicht nur sich und seine Welt, / fällt ein
                            beim Paragleiten ebenso schwer ver‐         Tropfen von dem Regen, / der aus
                            letzte. Auf der Suche nach einer Pfle‐       Wüsten Gärten macht.
                            gekraft stellte der 42‐Jährige den 21‐
                            jährigen, gerade aus dem Gefängnis          Gebet
                            entlassenen Algerier Abdel Yasmin Sel‐
                            lou ein. Als seine Ehefrau nur drei Jah‐    Gott, du bist so etwas wie ein ziemlich
                            re später an Krebs starb, wurde er de‐      bester Freund, der da ist, wenn er ge‐
                            pressiv und wollte sich umbringen,          braucht wird, ohne zu fragen, ohne
                            aber sein Pfleger riss ihn aus seiner De‐    Vor‐ oder Gegenleistung. Du siehst,
                            pression heraus. Sie unternahmen viele      was uns fehlt. Du missbrauchst unser
                            Reisen, und zwischen beiden entstand        Vertrauen nicht, auf dich dürfen wir
                            eine tiefe Freundschaft. 2003 reisten       zählen, immer und überall. Aber es gibt
                            beide nach Marrakesch, wo Pozzo di          genau solche Menschen, die sofort zur
                            Borgo seine zweite Ehefrau kennen‐          Stelle sind, wenn sie gebraucht wer‐
                            lernte. Er lebt mit ihr und seinen bei‐     den, die zu ihrem Wort stehen, die ihre
                            den Töchtern immer noch in Marokko.         Freunde nicht fallen lassen. Sie sind
                            Auch Sellou lernte dort seine Ehefrau       wie ein Fels in der Brandung, wie der
                            kennen, aber lebt mit ihr und den drei      Fels, auf dem das Haus sicher steht.
                            Kindern in Algerien, wo er einen Mast‐      Das ist wunderbar. Amen.
                            hähnchenbetrieb besitzt.                                           Angelika Krakau
                                Solch eine Freundschaft wie es die‐
                            se beiden so unterschiedlichen Männer
                            erleben, ist unendlich kostbar. Solch ei‐
                            ne Freundschaft bietet Gott uns an. Er
                                                                                                                9
EVANGELISCH IN ÜBACH PALENBERG - kirche-uep.de
. SONNTAG NACH TRINITATIS – . AUGUST

 Andacht zum 8. August 2021
 Auf deinen Mauern, Jerusalem, habe         ist nicht richtig bei uns. Deshalb die
 ich Wächter eingesetzt, den ganzen         Wächter auf der Mauer, die Gott erin‐
 Tag und die ganze Nacht, niemals           nern sollen daran, dass seine Aufgabe,
 schweigen sie! Die ihr den H      erin‐    Jerusalem wieder zu errichten, noch
 nert, gönnt euch keine Ruhe, und lasst     nicht erfüllt ist.
 ihm keine Ruhe, bis er es fest gründet         Die Wächter auf den Mauern, Spre‐
 und bis er Jerusalem ruhmreich macht       cher für die Hoffnungen und Wünsche
 auf der Erde. Der H      hat geschwo‐      des Volkes und zugleich Zeichen dafür,
 ren mit seiner Rechten und mit sei‐        dass die Menschen auf Gott vertrauen
 nem starken Arm: Ich werde dein            und von ihm ihre Zukunft und ihre Hilfe
 Korn nicht mehr deinen Feinden als         erwarten. Die Zukunft hat ein ganz
 Speise geben, und Fremde werden            konkretes Gesicht. Gott hat geschwo‐
 deinen Wein nicht trinken, um den du       ren bei seiner Rechten und bei seinem
 dich abgemüht hast! Seht, bis ans En‐      starken Arm: „Ich werde dein Korn
 de der Erde lässt der H      es hören:     nicht mehr deinen Feinden als Speise
 Sagt der Tochter Zion: Sieh, dein Heil     geben, und Fremde werden deinen
 kommt! Sieh, sein Lohn ist bei ihm,        Wein nicht trinken, um den du dich ab‐
 und seine Belohnung zieht vor ihm          gemüht hast!“ Die Erfüllung dieses Ver‐
 her. (aus Jesaja 62)                       sprechens fordern sie ein, die Männer
                                            und Frauen in Israel, weil sie glauben,
 Israelsonntag heißt der heutige Sonn‐      dass man sich auf Gottes Wort verlas‐
 tag in unserer Landeskirche. Der Pro‐      sen kann. Im Vertrauen auf seine Zu‐
 phet Jesaja führt uns nach Jerusalem.      verlässigkeit beten sie zu ihm, rufen zu
 Nachdem die Menschen aus dem baby‐         ihm, liegen ihm Tag und Nacht in den
 lonischen Exil zurückgekehrt sind, ha‐     Ohren.
 ben sie die Ärmel aufgekrempelt, den           Und jetzt kommen auch wir ins
 Schutt und die Trümmer beseitigt und       Spiel, die Völker der Erde, die Christin‐
 angefangen, die Mauern und Häuser          nen und Christen: „Seht, bis ans Ende
 der Stadt wieder instand zu setzen.        der Erde lässt der H     es hören: Sagt
     Aber so einfach war es nicht, da‐      der Tochter Zion: Sieh, dein Heil
 mals in Jerusalem. Denn die Nachbar‐       kommt!“ Unser Auftrag: Dem Volk Isra‐
 völker waren nicht glücklich darüber,      el Gottes Heil, seine Zuwendung an‐
 dass Israel zurück war. Und sie unter‐     kündigen. Wir sind Gott gegenüber in
 nahmen alles, um den Menschen das          der gleichen Situation wie Israel, wie
 Leben schwer zu machen. Nicht zu‐          unsere jüdischen Schwestern und Brü‐
 letzt versuchten sie, den Wiederaufbau     der: Wir leben von der Gnade und der
 Jerusalems und des Tempels zu verhin‐      Vergebung Gottes. Wir leben von der
 dern.                                      Hoffnung auf eine Zukunft in seinem
     Also: Längst nicht alles in Ordnung.   vollendeten Reich. Und wir sind aufge‐
 Und für die Menschen das Gefühl: Gott      rufen, ihn mit unserem ganzen Leben
 10
. SONNTAG NACH TRINITATIS – . AUGUST

zu preisen und zu loben.                     sind Christen wie Juden aufgerufen.
     „Saget der Tochter Zion: Siehe dein     Dass uns das gelinge, das schenke uns
Heil kommt!“ Wie sollen wir das be‐          der gnädige Gott. Amen.
werkstelligen mit der Last der Vergan‐
genheit auf unseren Schultern? Wie           Liedvers
sollen wir glaubwürdige Zeuginnen
und Zeugen der Frohen Botschaft Got‐         Nun danket Gott, erhebt und preiset /
tes sein angesichts dessen, was Chris‐       die Gnaden, die er euch erweiset, / und
ten in zwei Jahrtausenden jüdischen          zeiget allen Völkern an / die Wunder,
Mitmenschen zugefügt und angetan             die der Herr getan. / O Volk des Herrn,
haben?                                       sein Eigentum, / besinge deines Gottes
     Ganz wichtig ist es sicher, dass Ver‐   Ruhm. (EG 290,1)
gangenheit nicht verschwiegen wird.
Nur bewältigte Vergangenheit steht           Gebet
der Zukunft nicht mehr im Wege. Ganz
wichtig ist es ebenso, dass wir Christin‐    Unser Vater im Himmel. Geheiligt wer‐
nen und Christen uns mit dem Glauben         de dein Name. Dein Reich komme.
unserer jüdischen Geschwister vertraut       Dein Wille geschehe, wie im Himmel,
machen. Und ideal wäre es, wenn wir          so auf Erden. Unser tägliches Brot gib
ganz konkrete Kontakte mit ganz kon‐         uns heute. Und vergib uns unsere
kreten Menschen haben könnten, was           Schuld, wie auch wir vergeben unsern
aus bekannten Gründen in unserem             Schuldigern. Und führe uns nicht in
Land nicht so ganz einfach ist: Es gibt      Versuchung, sondern erlöse uns von
nicht mehr viele von ihnen unter uns.        dem Bösen. Denn dein ist das Reich
Wenn wir uns intensiv damit beschäfti‐       und die Kraft und die Herrlichkeit in
gen, dann werden wir erkennen, dass          Ewigkeit. Amen.
wir selbst ungeheuer davon profitie‐                              Johannes de Kleine
ren, wenn wir die jüdischen Wurzeln
unseres christlichen Glaubens ernst
nehmen. Wir werden sie wieder entde‐
cken, unsere gemeinsame Hoffnung
auf den Herrn der Welt. Und wir wer‐
den feststellen, wie wichtig und frucht‐
bar es für unseren christlichen Glauben
ist, uns darauf zu besinnen, dass Juden
und Christen beide im ungekündigten
Bund mit dem Gott des Himmels und
der Erde leben. Und dass wir alle
davon leben, daß Gott uns gnädig ist.
Gott liebt uns alle, seine Kinder, seine
Töchter und Söhne. Und diese Liebe zu
bezeugen und davon weiterzusagen,
                                             Foto: walkerssk / pixabay.de

                                                                                 11
. SONNTAG NACH TRINITATIS –         . AUGUST

  Andacht für den 15. August 2021
  Jesus sagte aber zu einigen, die sich             Wirklichkeit ist, jemand, der nur so tut,
  anmaßten, fromm zu sein, und verach‐              als ob er fromm sei, und doch in Wirk‐
  teten die andern, dies Gleichnis: Es              lichkeit ein ganz gewöhnlicher un‐
  gingen zwei Menschen hinauf in den                barmherziger Lumpenhund ist. Doch:
  Tempel, um zu beten, der eine ein Pha‐            Ist dem wirklich so?
  risäer, der andere ein Zöllner. Der Pha‐              Beim Lesen dieses Gleichnisses Je‐
  risäer stand für sich und betete so: Ich          su tappen wir nur allzu leicht in eine
  danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie           Falle. Da wird nämlich der Zöllner in
  die andern Leute, Räuber, Betrüger,               uns wach und dankt dafür, kein Phari‐
  Ehebrecher oder auch wie dieser Zöll‐             säer zu sein. Denn so wie der Pharisäer
  ner. Ich faste zweimal in der Woche               im Gleichnis möchte ich ja wirklich
  und gebe den Zehnten von allem, was               nicht sein, und ich rede mir auch zu‐
  ich einnehme. Der Zöllner aber stand              mindest ein, dass ich es nicht bin. Na‐
  ferne, wollte auch die Augen nicht                türlich, ganz so wie der Zöllner im
  aufheben zum Himmel, sondern                      Gleichnis bin ich auch nicht. Aber er ist
  schlug an seine Brust und sprach:                 mir doch viel sympathischer als dieser
  Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage             vorgeblich fromme Mann, der bei sich
  euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab            denkt: „Was bin ich so froh, dass ich
  in sein Haus, nicht jener. Denn wer               nicht bin wie dieser Zöllner.“ Und dann
  sich selbst erhöht, der wird erniedrigt           denke ich doch selbst auch, wenn auch
  werden; und wer sich selbst ernied‐               vielleicht nur im Verborgenen: „Was
  rigt, der wird erhöht werden. (Lukas              bin ich doch so froh, dass ich nicht bin
  8,9–14)                                           wieder dieser Pharisäer.“ Nur um zu
                                                    merken: Ich bin ja doch ganz genau so!
  Viele verbinden mit dem Begriff „Phari‐                Dabei ist es ja zunächst gar nicht
  säer“ in erster Linie ein Kaffeegetränk            einmal verwerflich, anders sein zu wol‐
  mit einem ordentlichen Schuss Rum                 len als die anderen. Ganz im Gegenteil:
  und einer Sahnehaube. Aber zumin‐                       Dass wir Menschen so unter‐
  dest bibelkundige Menschen ha‐                             schiedlich sind, ist nicht nur
  ben auch noch eine andere Vor‐                                 natürlich, sondern auch
  stellung davon, was ein Pha‐                                    gut. Ich bin da vielleicht in
  risäer ist – zumindest nach                                     einem besonderen Maße
  landläufiger, deswegen                                           geprägt. Es gibt nämlich
  aber trotzdem nicht                                             einen Satz, den ich in mei‐
  wirklich      zutreffender                                       ner Kindheit besonders
  Meinung: Ein Pharisäer,                                        häufig gehört habe. Wenn
  so denken wir, ist ein                                                ich etwas haben
  Heuchler, ein Betrüger,                                                wollte oder etwas
  jemand, der vorgibt,                                                   tun wollte, womit
  besser zu sein, als er in                                           meine Mutter nicht so
                               Foto: Butch / stock.adobe.com
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. SONNTAG NACH TRINITATIS –        . AUGUST

wirklich einverstanden war, und ich ihr     Am Ende zählt nur dies eine: Dass Gott
erklärte: „Aber die anderen, die krie‐      uns seine Liebe schenkt und wir dieses
gen das doch auch!“ oder: „Aber die         Geschenk annehmen dürfen, einfach
anderen machen das doch auch!“,             so, einfach als sein Geschenk an uns.
dann bekam ich regelmäßig zu hören:
„Wir sind aber nicht die anderen!“ Als      Liedverse
Kind habe ich diesen Satz ganz fürch‐
terlich gehasst. Später habe ich ent‐       Meine engen Grenzen, / meine kurze
deckt, wie wichtig es für einen jeden       Sicht bringe ich vor dich. / Wandle sie
Menschen eigentlich ist, sich als Indivi‐   in Weite: / Herr, erbarme dich.
duum wirklich zu entfalten, eben tat‐
sächlich nicht so zu sein, wie die ande‐    Meine tiefe Sehnsucht / nach Gebor‐
ren sind. „Nur tote Fische schwimmen        genheit bringe ich vor dich. / Wandle
mit dem Strom“, heißt es so schön.          sie in Heimat: / Herr, erbarme dich. (EG
Und wie verheerend es wird, wenn            600,1.4)
man versucht, alle Menschen gleich zu
machen, das haben wir ja in unserer         Gebet
jüngeren Vergangenheit erlebt; die
zwölf Jahre, in denen man in unserem        Gütiger Gott, du widerstehst allen, die
Land daran ging, das Leben aller Men‐       sich selbst überschätzen, und bist gnä‐
schen „gleichzuschalten“, endeten in        dig denen, die sich vor dir beugen: Zei‐
einer Katastrophe, wie die Menschheit       ge uns, wer wir wirklich sind, damit wir
sie zuvor nicht gekannt hatte.              Leben finden im Vertrauen auf deine
    Was aber die entscheidende Ein‐         Gnade. Amen.
sicht ist, um die es im Gleichnis Jesu                              Christian Justen
geht: Es mag gut sein, dass du anders
bist als die anderen. Aber das heißt
nicht, dass du deswegen auch besser          Nebenbei bemerkt ...
wärest. Denn das eigene Anderssein           Das Amtsgericht Flensburg urteilte
muss immer auch einhergehen mit der          im Jahr 1981, dass ein Pharisäer deut‐
Akzeptanz dessen, dass auch die ande‐        lich mehr als 2 cl Rum enthalten müs‐
ren – anders sind. Und nichts gibt mir       se. „Das Gericht hat im Wege der Ge‐
das Recht, mich selbst für etwas bes‐        schmacksprobe festgestellt, daß der
seres zu halten oder gar über andere         ‚Pharisäer‘ mit einem Rumzusatz von
ein Urteil zu fällen. Ein Urteil über un‐    zwei Zentilitern fade und ausdrucks‐
ser Leben sprechen, das kann nur ei‐         los schmeckt.“ Hintergrund: Der Gast
ner, nämlich Gott. Vor Gott kann ich         eines Lokales hatte sich geweigert,
nur mit leeren Händen kommen. Am             zwei Pharisäer zu bezahlen, weil zu
Ende zählt nicht, ob ich ein sogenann‐       wenig Rum drin war – er bekam vom
ter guter Mensch war. Am Ende zählt          Gericht Recht. Der Streitwert betrug
nicht, was ich in meinem Leben getan         ganze 7,– DM.
habe und was ich unterlassen habe.
                                                                                 13
. SONNTAG NACH TRINITATIS –       . AUGUST

  Andacht für den 22. August 2021
  „Heil werden“ – so ist dieser Sonntag     geworden, die Heilungschancen zwar
  überschrieben. Und auch in drei der       auch, aber es ist immer noch nicht ge‐
  sechs vorgegebenen Predigttexte geht      gen alles und jedes ein Kraut gewach‐
  es um Heilungen von körperlichen Ge‐      sen, und dazu klafft die Schere zwi‐
  brechen einzelner. Es geht um Heilun‐     schen reich und arm immer weiter aus‐
  gen, die ganz allgemein im Text des       einander. Das sehen wir auch gerade
  Propheten Jesaja angekündigt werden.      bei dem ganzen Streit um Impfstoffe
  Und bei der Berufung des Apostels         und Impfungen gegen Covid19. Wenn
  Paulus geht es sozusagen um ganz‐         nicht ordentlich gezahlt werden kann,
  heitliche Heilung, denn zunächst er‐      gibt es keine Impfdosen, höchstes die,
  blindet er, damit seine Seele heil wer‐   die hier in den großen Industrieländern
  den kann, damit aus dem Christenhas‐      nur wenige wollen, weil ein Makel an
  ser und ‐verfolger ein Christusfan        ihnen haftet, wie zum Beispiel an
  werden kann. Danach ist nicht nur sei‐    AstraZeneca.
  ne Seele klar, sondern auch seine Au‐         Heil werden ist mehr als gesund
  gen. Das Fazit wäre also: Wer an Chris‐   werden, viel mehr. Denn Heil betrifft
                                            den ganzen Menschen, nicht nur den
                                            Körper, betrifft eben den Leib und die
                                            Seele. Wenn meine Seele krank ist,
                                            nicht zufrieden ist, leidet, dann wird
                                            mein Körper über kurz oder lang eben‐
                                            falls krank. Dann funktioniert er nicht
                                            mehr. Und wenn mein Körper krank
                                            ist, zieht er die Seele mit in das Tief
                                            hinein. Ich brauche Hilfe, ich brauche
                                            Unterstützung, Menschen, die immer
                                            wieder das Wort an mich richten, die
                                            mich nicht hängen lassen. Wenn wir
  Foto: falco / pixabay.com
                                            uns umhören, haben sich in der Ver‐
  tus glaubt und sich zum dreieinigen       gangenheit viele Menschen hängen ge‐
  Gott bekennt, wird heil an Leib und       lassen gefühlt. Sie waren alleine an den
  Seele, Körper und Geist.                  großen Festen, alleine in ihren Woh‐
      Nun sind seit diesen Heilungen, von   nungen, den Seniorenheimen und
  denen die Bibel berichtet, schon fast     Krankenhäusern. Das macht krank. Das
  zwei Jahrtausende ins Land gestrichen,    haben wir nun auch schriftlich, können
  und die Hoffnung auf eine körperliche      wir in verschiedenen Statistiken nach‐
  Genesung oder eine ganzheitliche Hei‐     lesen. Die Vergangenheit können wir
  lung durch den wiedergeborenen Je‐        nicht mehr ändern, aber wir können es
  sus Christus selbst hat sich verflüch‐     in der Zukunft besser machen. Dazu
  tigt. Die Krankheiten sind zahlreicher    sind wir alle aufgefordert. Wir müssen
  14
. SONNTAG NACH TRINITATIS –           . AUGUST

aufeinander achten, damit wir das Un‐      und jede einzelne nur etwas davon
heile sehen und versuchen, es wieder       umsetzt, ist Heilung greifbar – für alle.
heil zu machen, wenigstens ein Stück
weit. Niemand von uns kann gleich die      Liedvers
ganze Welt retten, so wie Tim Benzko
es in seinem Lied „Nur noch kurz die       Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o
Welt retten“ aus dem Jahr 2011 be‐         Gott, / nach dir, dich zu sehn, dir nah
singt. Aber jede und jeder kann etwas      zu sein. / Es ist ein Sehnen, ist ein Durst
dazu tun. Auch Jesus hat nicht allen       nach Glück, / nach Liebe, wie nur du sie
Menschen helfen können, aber denen,        gibst. / Um Frieden, um Freiheit, um
die an ihn glaubten, denen, die sich an    Hoffnung bitten wir. / In Sorge, im
ihn gewandt haben. Denen hat er ge‐        Schmerz, sei da, sei uns nahe, Gott.
sagt: Dein Glaube hat dir geholfen.
Und das heißt, dass wir uns mit dem,       Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o
was von Gott und seinem Sohn in der        Gott, / nach dir, dich zu sehn, dir nah
Bibel steht, auseinandersetzen, dass       zu sein. / Es ist ein Sehnen, ist ein Durst
wir das, was wir da lesen und erfahren     nach Glück, / nach Liebe, wie nur du sie
in diesem Jahrhunderte alten Buch,         gibst. / Um Heilung, um Ganzsein, um
versuchen, Stück für Stück umzuset‐        Zukunft bitten wir. / In Krankheit, im
zen und Wirklichkeit werden zu lassen.     Tod, sei da, sei uns nahe, Gott.
Wir haben keine Zeit mehr, alles aufzu‐
schieben auf morgen und übermorgen         Gebet
oder nächstes Jahr. Wir haben keine
Zeit mehr abzuwarten, bis unsere           Guter Gott, Heil wünschen wir uns und
Nachbarn oder wer auch immer aktiv         Heilung. Heilung für geschundene
werden. Ich bin gefragt. Ich habe Ver‐     Menschen, Heilung für die geschunde‐
antwortung für diese Erde und für die      ne Welt. Aber wir müssen selber auch
Menschen, die auf ihr leben. Heil wer‐     etwas dafür tun. Gib, dass unsere Au‐
den kann Gottes Schöpfung nur – und        gen und Ohren offen bleiben für die
damit wir alle –, wenn jeder alles dafür   lauten und stummen Schreie Deiner
tut, was in seiner eigenen Macht und       Schöpfung, dass wir hören und sehen
Verantwortung steht. Heil werden           und handeln. Schenke uns eine Stimme
kann ich selber nur, wenn ich mitarbei‐    für die, die ihre Stimme verloren ha‐
te, wenn ich meine Lage verändern          ben, die resignieren und stumm ge‐
will. Das ist ein Anfang, und dann kann    worden sind, damit sie wieder gehört
ich dafür Sorge tragen, dass die Lage      werden von den Mächtigen dieser
anderer Menschen verbessert wird.          Welt. Gib uns die Kraft, dass wir nicht
Dazu muss ich aber über meinen Teller‐     resignieren angesichts so viel Unheil‐
rand schauen und die in den Blick neh‐     seins. Sei Du bei uns, denn du kannst
men, die am Rand stehen, hier und an‐      heilmachen. Amen.
derswo auf dieser Welt. Das hat Jesus                             Angelika Krakau
Christus uns vorgelebt. Wenn jeder
                                                                                   15
. SONNTAG NACH TRINITATIS –       . AUGUST

 Andacht für den 29. August 2021
 Ihr Lieben, lasst uns einander lieb ha‐    muss dann darauf vertrauen, dass ein
 ben; denn die Liebe ist von Gott, und      jeder, eine jede für sich selbst etwas
 wer liebt, der ist von Gott geboren        davon erahnen kann, was denn Liebe
 und kennt Gott. Wer nicht liebt, der       ist.
 kennt Gott nicht; denn Gott ist die Lie‐        Und doch: Dieser Text aus dem
 be. Darin ist erschienen die Liebe Got‐    1. Johannesbrief bringt auf eine ganz
 tes unter uns, dass Gott seinen einge‐     direkte Weise Gott mit der Liebe in Ver‐
 bornen Sohn gesandt hat in die Welt,       bindung, indem er schlicht schreibt:
 damit wir durch ihn leben sollen. Dar‐     „Gott ist die Liebe“. Aber hilft das wei‐
 in besteht die Liebe: nicht, dass wir      ter? – Der Apostel Johannes weiß um
 Gott geliebt haben, sondern dass er        die Schwierigkeiten von beidem: Er
 uns geliebt hat und gesandt seinen         weiß um die Schwierigkeit, von der Lie‐
 Sohn zur Versöhnung für unsre Sün‐         be zu reden, und er weiß um die
 den. Ihr Lieben, hat uns Gott so ge‐       Schwierigkeit, von Gott zu reden. Und
 liebt, so sollen wir uns auch unterein‐    er geht daher einen ganz anderen
 ander lieben. Niemand hat Gott jemals      Weg. Er versucht nicht, Liebe und Gott
 gesehen. Wenn wir uns untereinander        zu definieren, sondern: Er erzählt. Er
 lieben, so bleibt Gott in uns, und seine   erzählt davon, wie Gottes Liebe in un‐
 Liebe ist in uns vollkommen. (1. Johan‐    serem menschlichen Leben sichtbar
 nes 4,7–12)                                geworden ist, er erzählt davon, wie
                                            Gott an uns Menschen handelt, was
 Erinnern Sie sich noch an die Cartoons     Gott an uns tut. So tun das auch die
 aus der Reihe „Liebe ist ...“, die mal     Evangelien. Es seien einige Erzählun‐
 mehr, mal weniger gelungen sich mehr       gen beispielhaft genannt.
 oder weniger humorvoll daran ver‐               Auf die Frage danach, was es denn
 suchten, eine Definition dessen zu ge‐      mit dem alttestamentlichen Gebot der
 ben, was denn Liebe nun sei. „Liebe        Nächstenliebe auf sich habe, antwor‐
 ist ... sie am Wochenende so richtig zu    tet Jesus, indem er das Gleichnis vom
 verwöhnen“, hieß es da etwa. Oder:         barmherzigen Samariter erzählt. Jesus
 „Liebe ist ... gemeinsam die Klippen       zeigt mit dieser Geschichte: Liebe be‐
 des Lebens zu umschiffen.“ „Liebe           steht nicht darin, dass man über die
 ist ... wenn auch an grauen Tagen alles    Liebe Gottes redet, sondern darin, dass
 himmelblau erscheint.“ Oder gar: „Lie‐     man Liebe am Mitmenschen übt. Liebe
 be ist ... beim Kuscheln das Handy aus‐    ist kein Reden, Liebe ist kein Fühlen
 zuschalten.“ Man merkt nur leider          und Denken, sondern Liebe ist ein Tun.
 bald: Was Liebe ist, das kann man we‐           Eines der bekanntesten Gleichnisse
 der in Bildern noch in Worten so recht     Jesu ist das vom verlorenen Sohn. Lie‐
 darstellen, das entzieht sich letztlich    be, so macht Jesus mit dieser Ge‐
 unserem Sprachvermögen. Man kann           schichte deutlich, Liebe wird sichtbar
 Liebe eigentlich nur umschreiben und       in unbeugbarer Zuwendung, in Verge‐

 16
. SONNTAG NACH TRINITATIS –           . AUGUST

bung über alle Schuld hinweg. Einen          beginnt: „Ihr Lieben“, oder wörtlich:
Menschen lieben bedeutet, diesen             „Geliebte“. Wir sind diejenigen, die
Menschen niemals aufzugeben, diesen          Gott über alle Maßen liebt, wir sind sei‐
Menschen niemals verloren zu geben.          ne Kinder. Das erste, was es von uns
    Doch das vielleicht deutlichste Bei‐     immer zu sagen gibt, das ist diese
spiel dafür, wie Jesus die Liebe Gottes      große Zusage: Wir sind von Gott mit
gelebt hat, ist das letzte gemeinsame        dieser großen, unermesslichen Liebe
Mahl mit seinen Jüngern am Vorabend          geliebt, mit dieser Liebe beschenkt.
seines Kreuzestodes. Jesus weiß be‐          Aus dieser Liebe, aus dieser Vergebung
reits, dass einer der Jünger, dass Judas     heraus dürfen wir leben. Und aus die‐
Ischariot, ihn verraten hat. Jesus weiß,     ser Liebe und Vergebung heraus kann
dass er sterben muss. Und dennoch –          es uns dann auch möglich werden, ein
teilt er mit dem Verräter, mit dem Jün‐      Stück der Liebe Gottes weiterzugeben.
ger, der ihn ans Kreuz gebracht hat,
den Tisch, bricht er ihm Brot, teilt er      Liedvers
mit ihm den Wein. Auch der Gottes‐
mörder bleibt für ihn ein geliebtes Kind     Lass die Wurzel unsers Handelns Liebe
Gottes. Die Liebe Gottes, so erfahren        sein, / senke sie in unser Wesen tief
wir hier, die Liebe Gottes ist grenzen‐      hinein. / Herr, lass alles, alles hier auf
los, sie macht nicht an der Grenze           Erden Liebe, Liebe werden!
menschlicher Schuld halt. Die Liebe
Gottes reicht tiefer als jeder Abgrund       Lass die Wurzel unsers Handelns Liebe
der menschlichen Seele. Sie kennt kei‐       sein, / dieser größten Gabe ist kein
ne Schuld, die nicht Vergebung erfah‐        Dienst zu klein. / Herr, lass alles, alles
ren könnte.                                  hier auf Erden Liebe, Liebe werden!
    Aber: Wie soll ich armer Mensch je‐      (EG 417)
mals wirklich in der Lage sein, so zu lie‐
ben, wie Jesus es getan hat? Doch da         Gebet
gilt uns zu allererst die Anrede, mit der
der Apostel Johannes diesen Abschnitt        Barmherziger Gott, du siehst uns mit
                                             den Augen der Liebe an, bei dir sind
                                             wir alle gleich wertgeschätzt. Du siehst
                                             auch unsere Not und unser Elend und
                                             du hast deinen Sohn geschickt, dass er
                                             uns in Liebe diene. Lass uns nach sei‐
                                             nem Vorbild gütig und barmherzig
                                             werden und nicht vorübergehen an de‐
                                             nen, die uns brauchen. Amen.
                                                                     Christian Justen

Foto: Wodicka
                                                                                    17
. SONNTAG NACH TRINITATIS – . SEPTEMBER

 Andacht für den 5. September 2021

 „Lobe den H         , meine Seele, und      viele andere in den heißersehnten und
 vergiss nicht, was er dir Gutes getan       wohlverdienten Urlaub gehen, wenn
 hat.“ (Psalm 103,2)                         vielleicht bei dem einen oder der ande‐
                                             ren gebremst, weil Corona immer noch
 Zu diesem Bibelwort, das der Wochen‐        unseren Tagesablauf bestimmt. Was
 spruch für die Woche, die mit diesem        wird nach den Sommerferien sein?
 14. Sonntag nach Trinitatis beginnt, ist,   Während wir uns über viele verschie‐
 habe ich eine besonderes Verbindung.        dene Lockerungen freuen, die 7‐Tage‐
 Zu diesem Vers hat der damalige Su‐         Inzidenz sich auf einen niedrigen ein‐
 perintendent meines Heimatkirchen‐          stelligen Wert eingependelt hat,
 kreises Altenkirchen/Westerwald die         schwebt schon wieder die neue Sorge
 Predigt anlässlich meiner Ordination        wegen der Deltavariante des Coronavi‐
 gehalten. Und ich war mächtig stolz         rus über uns. Das ganze Auf und Ab
 und glücklich, denn ich hatte meine         macht uns müde, unsicher, unruhig
 beiden kirchlichen Examen bestanden.        und auch wütend. Wenn gut gefüllte
 Ich war „fertige“ Pfarrerin, das einzige,   Fußballstadien anlässlich der Europa‐
 was noch fehlte, war eine Pfarrstelle,      meisterschaft gezeigt werden, aber
 auf die ich mich bewerben konnte und        uns eine zweiwöchige Quarantäne auf‐
 auf die ich dann gewählt werden wür‐        erlegt wird, sollten wir von dort aus
 de. Neun Monate später war es dann          dem Urlaub zurückkehren. Wie kann
 soweit, und ich trat sie im Würselener      ich da Gott loben? Warum sollte ich an‐
 Ortsteil Bardenberg an.                     dere dazu aufrufen, das Gute, das ih‐
     „Lobe den H      , meine Seele, und     nen widerfahren ist, zu bedenken, sich
 vergiss nicht, was er dir Gutes getan       daran zu freuen? Doch was macht die
 hat.“                                       Situationen, in denen wir stecken, bes‐
     Das Loben fällt den meisten Men‐        ser? Klagen und jammern oder sich
 schen unter uns meistens schwer. Kla‐       freuen und danken? Was tut meiner
 gen und Jammern – so mein Gefühl –          Seele besser?
 liegt vielen eher. Und nun sitze ich an         „Lobe den H       , meine Seele, und
 meinem Schreibtisch und denke über          vergiss nicht, was er dir Gutes getan
 diesen Psalmvers nach. Die Sommerfe‐        hat.“
 rien stehen vor der Tür, mein Terminka‐         Sie werden diese Andacht vermut‐
 lender ist angefüllt in dieser letzten      lich nach dem Ende der Sommerferien
 Woche. Verschiedene Gottesdienste           lesen. Dann wissen wir mehr über die
 stehen an in Grundschulen, Kindergär‐       neue Variante. Dann sind wieder mehr
 ten und Seniorenheimen, letzte Be‐          Menschen geimpft. Dann betrachten
 sprechungen und Terminvereinbarun‐          wir rückblickend alles, was Gott uns
 gen, ein paar Besuche, Konfirmanden‐         beschert hat. Loben wir ihn dann aber
 unterricht und was sonst noch so            auch? Oder war das Essen im Restau‐
 anliegt. Dann kann es für mich wie für      rant schlecht, das Hotel zu laut, das

 18
. SONNTAG NACH TRINITATIS – . SEPTEMBER

Wetter unbeständig, die Bedienung zu
unfreundlich,    die    Ferienwohnung
schmutzig, die Betten zu hart oder zu
weich, die Sonne zu heiß, der Wind zu
stark ...? Gott hat uns viel Gutes be‐
schert und er wird es weiterhin tun.
Bei allem dürfen wir nur die Zuständig‐
keiten nicht aus dem Blick verlieren. Er
hat uns die Welt geschenkt, er hat uns
Tiere, Pflanzen und Mitmenschen an‐
vertraut. Wir haben die Aufgabe, dafür      Foto: geralt / pixabay.com
zu sorgen, dass diese Welt lebenswert
bleibt und die Menschen liebenswert.
Das schaffen wir allerdings nicht durch      Gebet
Jammern und Klagen, sondern durch
Taten. Wir haben Mittel und Wege, das       „Lobe den H        , meine Seele, und
Coronavirus klein zu halten, die Schad‐     vergiss nicht, was er dir Gutes getan
sto elastung der Luft zu senken, un‐        hat.“ Wie oft vergessen wir in unserem
seren ökologischen Fußabdruck zu ver‐       Alltag, dass du nach uns fragst, Gott.
kleinern. Versuchen wir mal, Gott zu lo‐    Zu sehr sind wir mit uns und dem, was
ben, anstatt das Schlechte und              uns ärgert und nervt, beschäftigt. Er‐
Misslungene zu bejammern. Denn das          schrocken merken wir, dass wir mei‐
macht uns zunehmend unzufrieden             nen, auch ohne dich gut leben zu kön‐
und schließlich krank. „Lobe den            nen, und nichts vermissen.
H      , meine Seele, und vergiss nicht,        Dabei leben wir auf einem gesegne‐
was er dir Gutes getan hat.“ Bleiben        ten Flecken Erde: Hier tobt kein Krieg,
Sie behütet.                                von Naturkatastrophen bleiben wir
                                            meist verschont. Kranke dürfen be‐
Liedvers                                    gründet auf Hilfe hoffen, hier gilt das
                                            Recht noch etwas. Ich bin mit allem
Ich lobe meinen Gott, der mir den neu‐      versorgt, was ich zum Leben brauche.
en Weg weist, damit ich handle. / Ich       Darum will ich dich loben mit meiner
lobe meinen Gott, der mir mein              Stimme, mit Händen und Füßen und
Schweigen bricht, damit ich rede. / Eh‐     mit allen Sinnen. Amen.
re sei Gott auf der Erde / in allen Stra‐                           Angelika Krakau
ßen und Häusern, / die Menschen wer‐
den singen, / bis das Lied zum Himmel
steigt: / Ehre sei Gott und den Men‐
schen Frieden, / Ehre sei Gott und den
Menschen Frieden, / Ehre sei Gott und
den Menschen Frieden, / Frieden auf
Erden. (EG 673,2)
                                                                                19
AMTSHANDLUNGEN

                                     Die Amtshandlungen werden
                                   aus Gründen des Datenschutzes
                                nur in der Print‐Ausgabe veröffentlicht.

  Jubiläumskonfirmationen 2021

  Auch in diesem Jahr feiert unsere Regi‐     firmationsjubiläum anzumelden, und
  on das Konfirmationsjubiläum, und            zwar bis zum 10. September 2021. Tei‐
  zwar am 26. September 2021 um               len Sie uns nach Möglichkeit dabei
  10 Uhr in der Erlöserkirche Übach.          auch den Bibelvers mit, den Sie zu Ih‐
      Eingeladen dazu sind alle, die in       rer Konfirmation als Denkspruch erhal‐
  den Jahren 1971, 1961, 1956, 1951, 1946,    ten haben.
  1941 (oder vielleicht sogar 1936?) kon‐                           Christian Justen
  firmiert worden sind – ganz gleich, ob
  hier bei uns oder an einem anderen
  Ort.
      Sofern Corona es zulässt, werden
  die Jubliäumskonfirmand:innen und ih‐
  re Begleitung im Anschluss an den Got‐
  tesdienst im Saal unter der Erlöserkir‐
  che zu einer Nachfeier mit Mittagessen
  eingeladen.
      Damit wir besser planen können,
  bitten wir Sie herzlich, sich bei Pfarrer
  Justen oder Pfarrerin Krakau zum Kon‐
                                                                     Foto: epd bild/Jens Schulze

  20
GOTTESDIENSTE

                     Übach-Palenberg        Geilenkirchen             Gangelt-Selfkant-
                                                                      Waldfeucht
                     10 Uhr                 Teveren 9 Uhr             nur Bocket (!) 10 Uhr
                                            Geilenkirchen 10.15 Uhr

 1. August           Krakau
 9. Sonntag n. T.    Übach
                     Sommerkirche
 8. August                                                            Schoenen
 10. Sonntag n. T.                                                    Bocket
                                                                      Sommerkirche
 15. August                                 Benz
 11. Sonntag n. T.                          10 Uhr Gk.
                                            Sommerkirche
 22. August          Justen                 Wenzel                    Schoenen
 12. Sonntag n. T.   Übach                  Teveren
 29. August          Krakau                 Lungová/Ernst             Schoenen
 13. Sonntag n. T.   Übach                  Gk.
 5. September        Krakau                 Lungová                   Benz
 14. Sonntag n. T.   Übach                  9.30 Uhr Gk.
                     Mirjamsonntag          11.15 Uhr Gk.
                                            Konfirmationen
 12. September       Krakau                 Lungová                   Bork
 15. Sonntag n. T.   10 Uhr Übach           Geilenkirchen
                     11.30 Uhr Übach        Konfirmation
                     Konfirmationen
 19. September       Justen                 Wenzel                    Benz
 16. Sonntag n. T.   Übach                  Teveren
 26. September       Justen                 Wenzel/Sannig             Schoenen
 17. Sonntag n. T.   Übach                  14 Uhr Gk.
                     Jubiläumskonfirmation   Einführung Wenzel
                                            Einw. Gde.zentrum

Wir bitten nach wie vor darum, dass
Sie sich zu den Gottesdiensten in
Übach‐Palenberg anmelden, und zwar
entweder bei Pfarrerin Krakau oder
Pfarrer Justen, über die Webseite
www.gottesdienst‐uep.de oder per
Mail an uebach‐palenberg@ekir.de.
Die Anmeldung sollte bis freitags,
11 Uhr, erfolgen. Bringen Sie bitte auf
jeden Fall eine medizinische oder FFP2‐
Maske mit.
                                            Foto: Wodicka

                                                                                              21
. SONNTAG NACH TRINITATIS –       . SEPTEMBER

 Andacht für den 12. September 2021
 Wer einmal in Ostfriesland war, der        sinnvoll es ist, dass sich ein Maulbeer‐
 wird das bestätigen können: Das Land       baum ins Meer versetzt – der Gedanke
 ist dort so flach, dass man bekanntlich     daran, über eine solche Fülle an Macht
 scherzt, man könne schon freitags se‐      zu verfügen, der ist sicherlich reizvoll.
 hen, wer sonntags zu Besuch komme.         Oft genug denken wir ja schon: „Ach,
 (In Wirklichkeit geht das aber gar         wie schön wäre das doch, wenn alles in
 nicht; man kann nämlich gar nicht weit     Erfüllung ginge, was ich mir wünsche.
 genug sehen, denn die Erdkrümmung          Ach, wie gut könnte ich es haben,
 macht sich nach wenigen Kilometern         wenn alles so geschähe, wie es mei‐
 bemerkbar.)                                nem Wollen entspricht.“ Aber was
     Jedenfalls kann man sich gut vor‐      würde ich mir wünschen, wenn ich
 stellen, dass jene kleine Geschichte       wirklich einmal allmächtig wäre?
 wirklich passiert sein könnte: Ein ko‐     „Wenn ich einmal der Herrgott wär“ –
 reanischer Christ war zum allerersten      ja was würde ich denn dann tun? Wür‐
 Mal in seinem Leben in Deutschland         de ich dann dafür sorgen, dass kein
 und besuchte seine Verwandten, die in      Mensch auf der Erde mehr hungern
 Ostfriesland lebten. Auf die Frage, wie    müsste? Würde ich dann dafür sorgen,
 es ihm denn gefalle, antwortete er: „O,    dass kein Kind mehr ohne Eltern auf‐
 ich glaube, hier müssen sehr viele sehr    wachsen würde? Dass alle Kinder eine
 fromme Menschen leben – denn die           schöne Kindheit haben dürften und ei‐
 Berge sind alle versetzt.“                 ne gesicherte Zukunft? Würde ich dann
     Dass der Glaube Berge versetzen        dafür sorgen, dass es keine Unglücke
 soll, dieses Bild aus dem Neuen Testa‐     und Katastrophen mehr gäbe? Dass al‐
 ment ist wohlbekannt, ist bei uns mitt‐    le Menschen nicht mehr traurig zu sein
 lerweile schon sprichwörtlich gewor‐       brauchten? Oder würde ich ein Faß
 den. Ein Abschnitt aus dem Lukasevan‐      schaffen, so groß wie ein Meer und ge‐
 gelium verwendet ein ganz ähnliches        füllt mit Rüdesheimer Wein (oder in
 Bild:                                      meinem Fall: mit Enkircher Steffens‐
                                            berg)?
 Die Apostel sprachen zu dem Herrn:               Wenn wir daran denken, was
 Stärke uns den Glauben! Der Herr aber      menschliche       Allmachtsträumereien
 sprach: Wenn ihr Glauben hättet so         bisher immer noch zur Folge hatten,
 groß wie ein Sen orn, dann könntet         muss man vielleicht ein wenig ernüch‐
 ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen:          tert sagen: Gott sei gedankt, dass wir
 Reiß dich aus und versetze dich ins        allesamt keine Allmacht besitzen! Gott
 Meer!, und er würde euch gehorchen.        sei gedankt, dass unser eigenes
 (Lukas 17,5f)                              Wunschdenken nicht der Maßstab aller
                                            Dinge ist und dass wir unsere eigenen
 Mal ganz abgesehen davon dass man          Wünsche nicht selbst in die Wirklich‐
 sich natürlich zu Recht fragen darf, wie   keit umsetzen können. Gott sei ge‐
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. SONNTAG NACH TRINITATIS –      . SEPTEMBER

dankt, dass er selbst allein allmächtig    glauben, das meint: Sich ganz und gar
ist!                                       Gott anzuvertrauen, darauf zu vertrau‐
     Jesus verheißt seinen Jüngern aber    en, dass mein Leben in Gottes Hand
gerade überhaupt keine Macht, viel‐        steht, darauf zu vertrauen, dass alles
mehr macht er ihnen deutlich, wie we‐      ganz allein auf sein Tun ankommt. Zu
nig Glauben sie besitzen. Eigentlich ist   glauben, das meint nicht, danach zu
das ja ein durchaus hartes Wort: „Nicht    streben, dass ich selbst Berge und
einmal einen so kleinen Glauben habt       Maulbeerbäume versetzen kann, son‐
ihr, nicht einmal einen Glauben von der    der auf den zu hoffen, der die Berge
Größe eines Sen orns!“ Man kann sich       und die Maulbeerbäume geschaffen
gut vorstellen, dass die Jünger durch‐     hat, der die ganze Welt gemacht und
aus mehr als nur ein wenig pikiert wa‐     der auch mich ins Leben gerufen hat.
ren. „Stärke uns den Glauben“, so bit‐     Zu glauben, das meint dann aber auch,
ten sie Jesus. Und er antwortet: „Eu‐      mich nicht auf meine eigenen Fähigkei‐
ren Glauben soll ich stärken? Ihr habt     ten und Kräfte zu verlassen, sondern
doch gar keinen!“                          da, wo meine Kräfte zu Ende sind, den
     Diese Erzählung will aber vor allem   walten zu lassen, dessen Kraft und
ermutigen, sich dessen bewusst zu          Geist die ganze Schöpfung am Leben
werden, was das denn wirklich ist: der     erhält.
Glaube. Und das ist dann das erste und
wichtigste, was es vom Glauben zu sa‐      Liedvers
gen gibt: Glauben ist nichts, was man
haben kann, nichts, was man wie einen      Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir
Besitz hüten kann, nichts, was man vor     her? / Ohne dich, wer nähme meine
sich her tragen und mit dem man sich       Bürde, wer? / Ohne dich, zerstieben
rühmen kann. Glaube ist vielmehr et‐       würden mir im Nu / Glauben, Hoffen,
was, das wir Menschen nur empfangen        Lieben, alles, Herr, bist du. (EG 407,2)
können, etwas, das uns als Geschenk
gegeben wird. Ich kann meinen Glau‐        Gebet
ben nicht selbst herstellen. Sondern zu
                                           Gott des Himmels und der Erde, du bist
                                           alle Tage bei uns. Bei dir sind wir ge‐
                                           borgen. Nimm uns die Angst. Gib uns
                                           die Kraft, den Sorgen zu widerstehen.
                                           Wir loben dich mit unserem Glauben
                                           heute und alle Tage. Amen.
                                                                  Christian Justen.

Foto: luuuusa / stock.adobe.com

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