DIE UN-MILLENNIUMSZIELE - EIN FAHRPLAN GEGEN WELTWEITE ARMUT - 24zwoelf.de
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Wussten Sie, dass viele arme Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika für jeden Dollar, den sie als Entwicklungshilfe erhalten, zwei Dollar für den Schuldendienst aufbringen müssen? Durch einen Schuldenerlass konnte z.B. in Tansania die Zahl der Lehrer/innen innerhalb von drei Jahren verdoppelt werden, das Schulgeld wurde abgeschafft. Daraufhin stieg die Schülerzahl um rasante 66 % an. Wussten Sie, dass jede Kuh in der EU jeden Tag mit 2 Euro subventioniert wird? Demgegenü- ber müssen mehr als die Hälfte aller Menschen weltweit mit einem Tageseinkommen von um- gerechnet weniger als 2 Euro auskommen. Wussten Sie, dass bereits 1,4 Millionen Bauern und Arbeiter vom Fairen Handel, der Alternative zum herkömmlichen Welthandel, profitieren?
Ein Fahrplan gegen weltweite Armut Die UN - Millenniumsziele Obwohl Reichtum und Armut räumlich oft dicht beieinander liegen, klafft in vielen Ländern die Schere zwischen den Habenden und den Nicht-Habenden zunehmend auseinander. Um die schlimmsten Formen der Armut bis zum Jahr 2015 um die Hälfte zu senken, haben sich die Verein- ten Nationen im Jahr 2000 gemeinsam mit den Staats- und Regierungschefs von 191 Ländern auf acht weltweite Entwicklungsziele geeinigt – die Millenniumsziele. Über die Hälfte der Zeit bis 2015 ist bereits ab- wie kam es zu den Zielen? gelaufen. Einiges ist erreicht worden – vieles Der Verkündung, den Anteil der Menschen, die bleibt noch zu tun. Die acht Ziele sind eine Auf- in extremer Armut leben, bis zum Jahr 2015 forderung zum Handeln, sowohl in den armen zu halbieren und den Millenniumszielen (auf Ländern als auch bei uns. Angefangen mit For- englisch „Millennium Development Goals - derungen nach „fairen“ politischen Weichen- MDGs“) beim Millenniumsgipfel der Vereinten stellungen, etwa in den Bereichen Welthan- Nationen ging ein längerer Prozess voraus. del oder Klimapolitik, bis zu unserem eigenen Konsumverhalten können wir in Deutschland 1961 begannen die Vereinten Nationen da- Beiträge zum Erreichen dieser Ziele leisten. mit, alle zehn Jahre Zielvorgaben für eine ge- wünschte Weiterentwicklung der Länder des Der Verband Entwicklungspolitik Niedersach- Südens aufzustellen. Dabei konzentrierte man sen VEN möchte mit seinem Projekt „Planet sich bis 1990 vor allem auf die Förderung des 8“ die Inhalte der Millenniumsziele öffentlich wirtschaftlichen Wachstums. bekannter machen. Der VEN erinnert daran, dass wir hier zu Lande ebenso wie die armen Der erste Bericht über die menschliche Ent- Länder der Welt aufgefordert sind, zum Ge- wicklung der Vereinten Nationen 1990 zeigte lingen dieser Entwicklungsziele beizutragen. dann aber deutlich, dass ökonomisches Wachs In dieser Handreichung finden Sie Informati- tum allein nicht automatisch zu Verbesse- onen über Entstehung und Inhalte der einzel- rungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung nen Millenniumsziele. Es werden Zusammen- und Demokratie führt. Zudem wurde durch hänge zwischen den Zielen aufgezeigt und die zunehmende Umweltproblematik Ende Hinweise auf Engagementmöglichkeiten und der 80er Jahre immer offensichtlicher, dass weitergehende Informationen gegeben. Quel- das Entwicklungsmodell der Industriestaaten lenangaben finden Sie auf Seite 58. nicht zukunftsfähig bzw. nachhaltig ist.
> Frieden, Sicherheit und Abrüstung > Entwicklung und Armutsbekämpfung Die Millenniumserklärung Insofern bedeutete 1990 einen Einschnitt in die Sichtweise von „Entwicklung“. Im September 2000 kamen hochrangige Ver- treterInnen von 189 Ländern, die meisten von 1992 fand die „Weltkonferenz Umwelt und ihnen Staats- und Regierungschefs, zu dem bis Entwicklung“ in Rio de Janeiro statt. Dort wur- dahin größten Gipfeltreffen der Vereinten Na- de das Konzept der Nachhaltigkeit als zen- tionen in New York zusammen. trale Forderung für eine anzustrebende Ent- wicklung formuliert und wurde zum neuen Als Ergebnis des Treffens verabschiedeten sie Maßstab für politische Entscheidungen und die Millenniumserklärung. Sie beinhaltet vier Handlungen. Kernpunkt dieser nachhaltigen Handlungsfelder für internationale Politik, die Entwicklung ist die Berücksichtigung von öko- thematisch miteinander verbunden sind: logischen, sozialen, wirtschaftlichen und kul- turellen Entwicklungsfaktoren. Das zentrale > Frieden, Sicherheit und Abrüstung Dokument der Konferenz ist die „Agenda 21“. > Entwicklung und Armutsbekämpfung > Schutz der gemeinsamen Umwelt Diese Entwicklungs-Agenda wurde schon bald > Menschenrechte, Demokratie und in Hunderten von Städten weltweit zum Fahr- „gute Regierungsführung“ plan für eine nachhaltige Entwicklung. Aus der Erklärung wurden acht weltweite Ent- Der Weltsozialgipfel 1995 in Kopenhagen war wicklungsziele abgeleitet: das erste internationale Gipfeltreffen, das sich ausschließlich mit sozialen Fragen befasste. > Die Millenniums-Entwicklungsziele Die wichtigste Botschaft des Weltsozialgipfels war, dass wirtschaftliche und soziale Entwick- lung gleich wichtig sind. Seither wird die „so- ziale Frage“ als globales Problem angesehen, Die UN - Millenniumsziele
> Schutz der gemeinsamen Umwelt > Menschenrechte und Demokratie das nur durch internationale Zusammenar- weltweit in absoluter Armut leben, mit einem beit erfolgreich gelöst werden kann. konkreten Zeitplan verknüpft. An dessen Ziel- marke, das Jahr 2015, muss sich der Erfolg mes- sen lassen. Damit ist eine Überprüfbarkeit für Was ist das besondere an den Zielen? alle Unterzeichnerstaaten gegeben. Die Millenniumserklärung der Vereinten Na- tionen aus dem Jahr 2000 verbindet wesent- liche Forderungen der großen UN-Konfe- renzen der 90er Jahre zu einem Gesamtpaket und stellt damit eine Neuorientierung in der Weiterlesen Entwicklungspolitik dar: Hier kommt das ge- Atlas der Globalisierung - Die neuen Daten und wachsene Verständnis darüber zum Ausdruck, Fakten zur Lage der Welt Karten und Hintergrund- dass zwischen den verschiedenen globalen informationen zum Thema „Globalisierung“ (Le Problemen Wechselwirkungen bestehen und Monde diplomatique, taz-Verlags- und Vertriebs sie ganzheitlich betrachtet und gemeinsam GmbH, Berlin 2006) angegangen werden müssen. Sie definieren die Werte, Themen und Ziele, an denen sich Weitersurfen die Aufgaben der Vereinten Nationen orien- www.un.org/millenniumgoals Die vereinten Na- tieren. tionen und die Millenniumsziele www.8goals4future.at Sehr gute Website Die acht Millenniumsziele bedeuten für die zur Entwicklungszusammenarbeit, nicht nur für Menschen, deren grundlegende soziale Rech- Jugendliche te nicht gewährleistet sind, die Chance ei- www.millenniumcampaign.de Offizielle UN-Kam ner Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. pagne der Millenniumsziele in Deutschland Zum ersten Mal sind Ziele zur Verbesserung www.deine-stimme-gegen-armut.de Kampagne der Situation der 1,2 Milliarden Menschen, die zu den Millenniumszielen
AHIMAZ Alles Hängt Immer Mit Allem Zusammen Armut hat viele Gesichter und die Ursachen sind vielfältig und miteinander verwoben. Die acht Millenniumsziele stellen nur einen kleinen Ausschnitt von Einzel-Themen dar, die von der UNO ausgewählt wurden. Dabei tritt jedoch in den Hintergrund, dass alle Themen eng miteinander vernetzt sind. Die Ziele bedingen und beeinflussen sich ge- Das Beispiel Klimawandel genseitig, in positiver wie negativer Hinsicht. Ein Beispiel für die Vernetzung der Welt und Die Probleme und Ursachen sind vielfältig und die Auswirkungen der Politik und Handlungen lassen sich in acht Zielen nicht ausreichend der Industriestaaten auf andere Länder lässt zusammenfassen. Der Begriff „AHIMAZ“ (Ab- sich am Beispiel des Klimas zeigen. Der Kli- kürzung von „Alles hängt immer mit Allem zu- mawandel wird durch Treibhausgase (insbe- sammen“) - soll zum Ausdruck bringen, dass sondere CO2 ) bewirkt, die vor allem durch das die Probleme miteinander zusammenhängen Verbrennen von fossilen Brennstoffen wie z.B. und damit auch komplexer Lösungen bedür- Erdöl oder Kohle entstehen. Es gilt inzwischen fen. Das Erreichen eines einzigen der Millen- als erwiesen, dass dies zu einer Erwärmung niumsziele hätte auch direkte Auswirkungen der Atmosphäre, zum Schmelzen der Polkap- auf die Erreichung anderer Ziele. Andersherum pen und damit zum Anstieg des Meeresspie- kann kein Ziel allein ohne die Berücksichti- gels führt. gung der anderen Ziele erreicht werden. Für den weitaus größten Teil der Treibhaus- Auch das politische und wirtschaftliche Han- gase sind die wirtschaftlich entwickelten Län- deln einzelner Staaten hat Auswirkungen auf der Europas und Nordamerikas verantwort- die übrigen Länder der Welt. Wir in den Indus- lich, in zunehmendem Maße auch China und trieländern haben Möglichkeiten, positiv auf Indien. Jeder Deutsche verbraucht bis zu 100 eine Veränderung hinzuwirken und stehen mal mehr Energie als die Menschen in Afrika auch in einer besonderen Verantwortung, oder in den armen Ländern Asiens. Infolge der einen globalen Wandel (z.B. in der weltwei- Erderwärmung kommt es zu den uns schon ten Handelspolitik oder in unseren Konsum- bekannten Sturmfluten in Küstengebieten, mustern) herbei zu führen. Auch hier gilt also häufigeren und stärkeren Orkanen und star- AHIMAZ - Alles hängt immer mit Allem zu- ken Niederschlägen. sammen!
10 > Jeder Deutsche verbraucht bis zu 100-mal ... ... mehr Energie als die Menschen in ... Je wärmer es wird, desto rascher steigt der vielen Menschen das Leben. Aufgrund der Kli- Meeresspiegel. Im 20. Jahrhundert ist der glo- ma-Erwärmung geht man davon aus, dass am bale Meeresspiegel schon um knapp 20 cm Ende des 21. Jahrhunderts ein Drittel Bangla- angestiegen und nach Schätzungen des Pots- deschs unter Wasser stehen wird, weil es als damer Instituts für Klimafolgenforschung armes Land kaum Möglichkeiten hat, sich der wird er voraussichtlich bis zum Jahr 2100 um neuen Situation anzupassen. Die Finanzmittel 50-140 cm steigen. Nach aktuellen Prognosen für ein Deichbauprogramm wären nicht auf- werden ca. 30 % der nahrungsreichen Küsten- zubringen. Somit ist Bangladesch, wie viele regionen durch den Anstieg des Meeresspie- andere flache Küsten- oder Inselstaaten, sehr gels verloren gehen. Allein in Bangladesch stark vom Klimawandel betroffen und würde leben 40 Millionen Menschen in von Fluten schwere menschliche und materielle Verluste bedrohten Gebieten. Der Verlust von Landge- erleiden. bieten ist besonders für flache Küstenstaaten wie die Niederlande, Dänemark und Bangla- Auf der anderen Seite dehnen sich durch die desch und für Inselstaaten wie z.B. die Male Verschiebung der Klimazonen und die zuneh- diven oder viele Länder im Pazifik bedeutsam. mende Erwärmung die Wüstengebiete der Welt aus. Hitzewellen und Dürren vernichten Die Niederlande und Dänemark wären auf Ernten, es kommt vermehrt zu Waldbränden. Grund ihrer finanziellen Möglichkeiten in der Den Menschen wird durch den Verlust von Lage, sich anzupassen, Deiche auszubauen nutzbarem Boden ihr Lebensraum entzogen, und damit Schaden an Menschenleben und sie sind gezwungen in andere Regionen oder Wirtschaft abzuwenden. Im Gegensatz hier- gar Länder umzusiedeln. Aufgrund der Er- zu steht Bangladesch, einer der ärmsten Staa- wärmung vergrößern sich die Verbreitungs- ten und mit 147 Millionen Einwohnern das gebiete von Unterernährung, Durchfall und siebtbevölkerungsreichste Land der Welt. Die Infektionskrankheiten und es werden höhere Landwirtschaft ist der Haupterwerbssektor. Sterberaten durch Hitzewellen, Fluten und Fluten sind die Regel und kosten regelmäßig Dürren erwartet. Eine Studie der Universität AHIMAZ - Alles Hängt Immer Mit Allem Zusammen
11 ... Afrika oder in den armen Ländern Asiens. Hamburg von Juni 2007 rechnet bis zum Jahr HIV/AIDS wird in einigen Gebieten die Sterb- 2035 mit bis zu 200 Millionen Klimaflücht lichkeitsrate von Kindern (Ziel 4) und Müttern lingen weltweit. (Ziel 5) gleichermaßen zunehmen. Insbesondere die armen Länder, denen die Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und technischen und finanziellen Mittel für Schutz- sanitärer Grundversorgung, die in Ziel 7 das maßnahmen fehlen, bekommen die Auswir- Thema sind, wird ebenfalls durch die klima- kungen des Klimawandels bereits jetzt zu wandelbedingten Dürren, Überschwemmun spüren. Trotz des klaren Zusammenhangs von gen und Migrationsströme massiv erschwert. Treibhausgas-Ausstoß und Erderwärmung ist die Bereitschaft zu wirklich durchgreifenden Ziel 8, der Aufbau einer weltweiten Entwick- Reformen im energie- und umweltpolitischen lungspartnerschaft, bietet bei richtiger Um- Bereich noch immer gering. Nach dem AHI- setzung gute Chancen für eine Verhinderung MAZ-Prinzip gefährdet der Klimawandel mas- der schlimmsten Folgen des Klimawandels siv das Erreichen der acht Millenniumsziele. und ist insofern zentral im Einfluss auf das Kli- Durch die Einbußen von Ernten insbesondere ma in der Welt. in Gebieten, die schon jetzt unter einer kri- tischen Versorgungslage leiden, wird die Ver- Dazu müssen aber vor allem die Industrie minderung von Hunger (Ziel 1) erschwert. länder ihre Verantwortung für eine grundsätz- Durch Vertreibung der Menschen aufgrund von Überflutungen oder Dürren wird das Sozi- liche Veränderung des Welthandelssystems algefüge und die Grundversorgung gefährdet, so dass selbst die Grundschulbildung nicht sowie eine Neuorientierung im Energiesektor mehr gewährleistet werden kann (Ziele 2 + 3). Durch die Ausweitung von Infektionskrank- anerkennen und konsequent umsetzen. heiten wie z.B. Malaria, Cholera oder auch
1 Armut und Hunger bekämpfen 2 Grundschulbildung für alle Kinder 3 Gleiches Recht für Frauen und Mädchen Sterblichkeitsrate von Kindern senken 4
5 Müttersterblichkeit senken 6 Gesundheit für Alle 7 Eine intakte Umwelt 8 Weltweite Partnerschaft entwickeln
M illenniumsziel 1 Armut und Hunger bekämpfen Im Vergleich zu 1990 soll bis 2015 der An- teil der Menschen halbiert werden, die in extremer Armut leben, d.h. deren Ein- kommen weniger als 1 Dollar pro Tag be- trägt. Im Vergleich zu 1990 soll bis 2015 der Anteil der hungernden Menschen weltweit halbiert werden. 1
16 Von den 6,6 Milliarden Menschen weltweit steht ca. 1,2 Milliarden weniger als ein US-Dollar pro Tag zur Verfügung. Sie gelten damit als extrem arm. Über die Hälfte der Weltbevölkerung hat weniger als zwei US-Dollar täglich zur Verfügung. Armut wird in diesem Ziel vor allem als ein finanzielles Problem gesehen. Aber Armut hat, abgesehen von dieser rein wirtschaft- lich betrachteten „Ein-Dollar-Grenze“, viele Gesichter und Ursachen, die sich nicht allein an einem Mangel an Einkommen festma- chen lassen. Dazu gehören unzureichende Be teiligungsmöglichkeiten am wirtschaftlichen und politischen Leben, Missachtung der Men- schenrechte, mangelnde Bildungsmöglichkei ten, Flucht und Migration, Korruption oder der > Was sind die wesentlichen Faktoren für fehlende Zugang zu lebenswichtigen Ressour- Lebensqualität? cen wie z.B. Wasser und Boden. frika zu und konnten auch in Osteuropa A Dies sind wesentliche Faktoren, die über und Zentralasien nicht vermindert werden. Lebensqualität entscheiden, ohne dass sie sich Auch zeigen sich große Unterschiede in der zwingend in einer Geldsumme ausdrücken Armutsverteilung innerhalb der Länder. So ist lassen oder in direkter Abhängigkeit von der die Armut innerhalb eines Landes oft in den zur Verfügung stehenden Geldmenge stehen. ländlichen Gebieten höher als in den Städten. Umgekehrt kann man einkommensarm sein Im südlichen Afrika lebten im Jahr 2001 nach und trotzdem keinen Mangel leiden, sofern Angaben der Weltbank 46 % der Bevölkerung man in einem friedlichen, sozial gesunden in extremer Armut, drei Viertel davon in länd- Umfeld lebt mit freiem Zugang zu natürlichen lichen Gebieten. Ressourcen und Bildung. Neben der Armutsbekämpfung widmet sich Die Welt hat bereits große Anstrengungen Ziel 1 insbesondere dem Kampf gegen den im Kampf gegen die Armut unternommen. Hunger. Alle 3,6 Sekunden verhungert ein Die Anzahl der in extremer Armut lebenden Mensch darunter sind viele Kinder unter fünf Menschen ging in den letzten fünf Jahren um Jahren. Jeden Tag gehen mehr als 850 Millio- schätzungsweise 130 Millionen zurück, jedoch nen Menschen, davon 300 Millionen Kinder, gibt es enorme Unterschiede zwischen den hungrig schlafen. Von diesen Kindern ist nur Ländern. Während vor allem in China eine ein kleiner Teil Opfer einer akuten Hungers- Reduktion extremer Armut erfolgte, nahmen not. Mehr als 90 % leiden an langfristiger Armut und Unterernährung im südlichen Mangelernährung. 1 Armut und Hunger bekämpfen
17 Gleichzeitig verbraucht das reichste Fünftel Die Erfolge beim Kampf gegen den Hunger der Weltbevölkerung 16-mal so viel Nahrung sind regional sehr unterschiedlich. Fortschritte wie das ärmste Fünftel. wurden vor allem in China, Indien und Latein amerika erreicht. Entgegen der ansonsten ne- Während mehr als eine Milliarde Menschen gativen Tendenz im südlichen Afrika konnte in Industrieländern überernährt sind, sterben in Uganda der Anteil der absolut armen Men- täglich rund 30.000 Kinder an den Folgen des schen im Zeitraum zwischen 1990 und 2005 Hungers. von 56% auf 31% gesenkt werden. Weiterlesen Wirtschaft global - Hunger egal? Grundlagentext www.2015.venro.org Verband Entwicklungspoli- über Armut, Hunger und deren Ursachen (VSA Ver- tik Deutscher Nichtregierungsorganisationen: Wei- lag, Hamburg 2005) tergehende Information über den aktuellen Stand Entwicklungspolitik – Lern und Arbeitsbuch Stan- bei der Verwirklichung der Millennniums-Entwick- dardwerk zur Entwicklungspolitik (Franz Nuscheler, lungsziele. „Perspektive 2015 - Armutsbekämpfung Dietz Verlag, Bonn 2004) braucht Beteiligung “: Atlas der Weltverwicklungen Schaubilderbuch www.das-hunger-projekt.de Das Hunger-Projekt: über Armut, Wohlstand und Zukunft in der Einen Informationen zum Thema „Welthunger“ Welt (Hrsg: Welthaus Bielefeld, IIZ des DVV, Lan- www.welthungerhilfe.de Welthungerhilfe desinstitut für Schule und Weiterbildung u.a., Peter www.oxfam.de Internationale Organisation zur Hammer Verlag, Wuppertal 2001) Entwicklungszusammenarbeit - für eine gerechte Welt ohne Armut Weitersurfen www.fao.org Die offizielle Website der Welter- M u lt i m e d i a nährungsorganisation der UNO (Englisch) basic needs - Eine faire Chance für alle CD-ROM www.wfp.org/german Die offizielle Website des mit Texten, Bildern, Filmen zum Thema mensch- UN-Welternährungsprogramms. liche Grundbedürfnisse (Diakonisches Werk der EKD, www.bmz.de Die offizielle Website des Bundes- Hrsg.: Brot für die Welt; in Zusammenarbeit mit dem ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. , 2003) und Entwicklung BMZ. We feed the world - Essen global Prämierter www.fian.de FIAN - FoodFirst Informations- und Dokumentarfilm über die globalisierte Nahrungs Aktions-Netzwerk. Zur Information und zum selbst mittelproduktion (Regie Erwin Wagenhofer, Produk mitmachen: internationale Menschenrechtsorgani- tion: Allegro Film / Österreich 2005) sation, die sich dafür einsetzt, dass alle Menschen frei von Hunger leben und sich eigenverantwortlich ernähren können
M illenniumsziel 2 Grundschulbildung für alle Kinder Bis zum Jahr 2015 sollen alle Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Grundschulbildung vollständig ab schließen können. 2 2 Grundschulbildung für alle Kinder
20 Eine Grundschulbildung gehört bei uns zum Standard. Aber ungefähr 100 Millionen Kinder im Grundschulalter gehen laut UNESCO weltweit nicht zur Schule. Die große Mehrheit davon sind Mädchen, wobei ihre Einschulungsrate im ländlichen Raum besonders gering ist. Die Hälfte aller Kinder ohne Schulbildung lebt Nach dem AHIMAZ-Prinzip („Alles hängt im- in Afrika südlich der Sahara. Weltweit stieg mer mit Allem zusammen“ - Seite 9) hat das die Einschulungsrate für die Grundschule von Erreichen dieses Ziels auch unmittelbar Ein- 83 % (1999) auf 86 % (2004). Die gestiegenen fluss auf die Erreichung von Ziel 5, das auf die Einschulungsraten kamen vor allem den Mäd- Verbesserung der Gesundheit von Müttern chen zu Gute. Doch die Abbrecherquoten sind abzielt und Ziel 6, bei dem die Bekämpfung hoch und die Unterschiede zwischen den ein- von AIDS im Mittelpunkt steht. Mütter mit zelnen Regionen groß: Lateinamerika und die Schulbildung lassen ihre Kinder zu 50 % mehr Karibik stehen mit einer Einschulungsrate von impfen als Mütter ohne Schulbildung. Inso- fast 96 % kurz vor der Verwirklichung der all- fern hat die Erfüllung dieses Zieles auch einen gemeinen Grundschulbildung. Südasien und erheblichen Einfluss auf die Verringerung der südliches Afrika sind hingegen noch weit vom Kindersterblichkeit, die in Ziel 4 angestrebt angestrebten Ziel entfernt. wird. Die Zahl der erwachsenen Menschen, die Bildung schafft Perspektiven, sie fördert de- nicht lesen und schreiben können, ist seit mokratische Entwicklungen und hilft, Kriege 1990 um rund 100 Millionen gesunken, den- und Umweltzerstörung zu verhindern. Trotz noch sind derzeit noch immer über 771 Milli- des Wissens um diese Zusammenhänge sinkt onen erwachsene Menschen Analphabeten, der Entwicklungshilfeanteil, der für Bildung etwa jeder Fünfte weltweit. Zwei Drittel von zur Verfügung gestellt wird, seit Jahren. Gera- ihnen sind Frauen. Der Rückgang der Zahl der de Regionen mit den größten Armutsproble- Analphabeten weltweit ist vor allem auf eine men und dem größten Bildungsrückstand wie deutliche Verbesserung der Bildungssituation das südliche Afrika sowie Süd- und Westasien in China zurückzuführen (UNESCO 2007). werden besonders vernachlässigt. Die Fähigkeit, lesen und schreiben und damit Zugang zu Schulbildung ist von vielen Fak- an Informationen teilhaben zu können, ge- toren abhängig: Bildungshindernisse liegen hört zu den wichtigsten Voraussetzungen für insbesondere in der HIV/AIDS-Epidemie, Krie- die Bekämpfung von Hunger, Armut und auch gen, Naturkatastrophen und Armut, die Kin- Krankheiten wie HIV/AIDS. AIDS verbreitet sich der zwingt zu arbeiten, anstatt zur Schule zu unter Mädchen ohne Schulbildung doppelt so gehen. In sehr vielen Ländern sind aber auch rasch wie unter Mädchen, die wenigstens über Schulgebühren das Haupthindernis für den eine geringe Schulbildung verfügen. Schulbesuch. 2 Grundschulbildung für alle Kinder
Zum Beispiel Grundschulbildung für Kinder in Nordindien Mehr als 40 % der Kinder in Nordindien wer- den schon vorzeitig von ihren Eltern aus der Schule genommen, um die Familie finanziell zu unterstützen – oft bevor sie richtig lesen und schreiben können. In den Elendsgebieten der nordindischen Staaten Rajasthan, Uttar Pradesh und Bihar arbeitet die Organisation > Bildung schafft Perspektiven! Oxfam gemeinsam mit der Partnerorganisati- on „Pratham Mumbai Education Initiative“ in Die Bildungskrise im südlichen Afrika und die rund 600 besonders armen Gemeinden. HIV/AIDS-Epidemie verstärken sich gegen- seitig. Die UNESCO schätzt, dass dort allein Ziel ist es, allen Kindern zwischen 6 und 14 im Jahr 1999 etwa 860.000 Kinder ihre Leh- Jahren eine gute Grundschulbildung zu er rerInnen durch AIDS verloren haben. Neben möglichen und Schulabbrecher wieder in das dem Mangel an Lehrkräften werden die Kin- staatliche Schulsystem zu bringen. Das hilft der durch AIDS in hoher Zahl zu Waisen und vor allem den stark benachteiligten Mädchen. Straßenkindern. Oxfam finanziert u.a. Schulbänke, Wandtafeln und Arbeitsmaterialien. Außerdem werden 1.800 LehrerInnen ausgebildet. Sie sollen nicht nur unterrichten, sondern auch eine Vorbild- Weitersurfen funktion innerhalb der Gemeinde einnehmen. www.tdh.de terre des hommes, eine Hilfsorgani- sation für Kinder in Not Darüber hinaus richtet Oxfams Partnerorga- www.bildungskampagne.org Globale Bildungs- nisation Pratham Büchereien ein und bildet kampagne – deutsche Sektion dazu Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. www.plan-deutschland.de Internationale Kinder- Dabei setzt die Organisation vor allem auf hilfsorganisation mit Schwerpunkt Kinderpaten- junge Frauen, denen auf diese Weise ermög schaften licht wird, aus eigener Kraft ihren Lebensun- www.jugendaktion.de Zwischenfunken: der Bil- terhalt zu sichern. dungspiratensender mit Beiträgen zum Menschen- recht auf Bildung www.oxfam.de www.rugmark.de Rugmark, eine internationale Initiative gegen Kinderarbeit
M illenniumsziel 3 Gleiches Recht für Frauen und Mädchen Frauen und Mädchen sollen auf allen Bildungsebenen gleiche Chancen wie Männer und Jungen erhalten. 3
24 80% der Armen weltweit sind Frauen und Mädchen. Schon im Bildungsbereich gibt es starke Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen. Von den 771 Millionen erwachsenen Analpha- beten weltweit sind zwei Drittel Frauen. Ohne Grundschulbildung haben sie kaum eine Chance, eigenes Einkommen zu verdienen und damit wirtschaftlich unabhängig zu werden. Global gesehen verrichten Frauen zwei Drittel Wirtschaftlich sind Frauen eher in unterbe- aller geleisteten Arbeit. Sie erhalten dafür aber zahlten Bereichen tätig und erhalten für die nur ein Zehntel des Einkommens und besitzen gleiche Arbeit in der Regel geringere Löhne als nur 1 % des Eigentums. Häufig sind sie zudem ihre männlichen Kollegen. durch die Betreuung ihrer Familien und die Erwirtschaftung von Einkommen einer Mehr- Auch dieses Ziel ist, nach dem AHIMAZ-Prinzip fachbelastung ausgesetzt. mit Ziel 2 (Förderung der Grundschulbildung), Ziel 4 (Senkung der Kindersterblichkeit) und Ziel 6 (Bekämpfung von AIDS) vernetzt. Die Fortschritte auf dem Weg zur Gleichbe- rechtigung der Geschlechter reichen nicht aus, um bis 2015 die Geschlechterdefizite im Bildungsbereich zu überwinden. Bisher haben nur zwei Drittel von 181 Ländern eine Gleich- berechtigung im Zugang zur Grundschulbil- dung erreicht. > Global gesehen verrichten Frauen zwei Drittel aller geleisteten Arbeit Zugleich haben Frauen oft eine zentrale Rolle Weitersurfen in der Landwirtschaft, im Bildungs- und Ge- www.terre-des-femmes.de Die Frauenrechts sundheitswesen und für den Zusammenhalt organisation Terre des Femmes von Familien und Dorfgemeinschaften. www.wgnrr.org Women’s Global Network for Reproductive Rights (Englisch) Frauen sind in vielen Ländern benachteiligt, www.forumue.de Forum Umwelt & Entwicklung: werden nicht respektiert oder werden diskri- NRO mit Arbeitsgruppe zu Frauenthemen miniert. In zahlreichen nationalen Parlamen- www.becauseiamagirl.org Initiative für Mädchen ten sind sie weniger oder gar nicht vertreten. von Plan International (Englisch) 3 Gleiches Recht für Frauen und Mädchen
Zum Beispiel Bildung für Frauen im Senegal: Wissen ist kein Privileg der Männer Nur wenige senegalesische Frauen haben in ihrer Kindheit eine Schule besucht und auch ihren Töchtern geht es heute kaum besser. Das verringert nicht nur ihre Chancen auf dem engen for- mellen Arbeitsmarkt, es erschwert auch andere wirtschaftliche Aktivitäten wie den Kleinhandel oder die Herstellung und Vermarktung landwirtschaftlicher und handwerklicher Produkte. ASAFODEB, die „Senegalesische Vereinigung zur Unterstützung von Ausbildung zu basisorien- tierter Entwicklung“, bietet deshalb Alphabetisierungskurse an, in denen die Frauen weitere nützliche Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben. Sie erfahren etwas über Malariavorsorge oder ökologischen Landbau und lernen, Stoffe zu färben oder Nahrungsmittel weiter zu verarbeiten. Erwünschter Nebeneffekt: Die Frauen werden selbstbewusster und stehen für ihre Interessen ein. Awa Fall aus dem Dorf Keur Issa sagt: „Früher blieb ich still, auch wenn es um meine eigenen Probleme und Hoffnungen ging. Jetzt hat sich das geändert. Ich bearbeite mit anderen Frauen einen Garten. Wir haben gemerkt, dass wir Vieles können und haben Verantwortung übernom- men. Heute kommt im Dorf niemand mehr an unserer Meinung vorbei.“ www.aswnet.de
M illenniumsziel 4 Sterblichkeitsrate von Kindern senken Die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren soll zwischen 1990 und 2015 um zwei Drittel gesenkt werden. 4
28 Jährlich sterben weltweit 11 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag - 30.000 Kinder pro Tag. Die Hauptursachen für den Tod vieler Kinder unter 5 Jahren sind Krankheiten wie Durchfall, Erkältung, Masern. Krankheiten, die durch Impfschutz, ausreichende Ernährung, sauberes Wasser, Hygienemaßnahmen und einfache Medikamente verhindert oder behandelt werden können. Etwa zwei Drittel der Todesfälle im Kindesal- Frauen mit Schulbildung bekommen meist ter könnten durch kostengünstige Maßnah- weniger Kinder und können diese besser ver- men verhindert werden. Sechs Millionen Kin- sorgen. Die Überlebensrate von Kindern, de- der sterben jährlich allein an den Folgen von ren Mütter über eine fünfjährige Grundschul- Unterernährung, unter der immer noch über bildung verfügen, ist über 40 % höher als bei 150 Millionen Kinder unter fünf Jahren leiden. den Kindern von Müttern ohne Schulbildung. Die Beseitigung der extremen Armut (Ziel 1) Auch auf Grund der AIDS-Epidemie ist die Kin- und Senkung der Kindersterblichkeit hängen dersterblichkeit wieder angestiegen; in man- also unmittelbar zusammen. chen Ländern so extrem, dass dort jetzt so viele kleine Kinder sterben, wie schon seit 30 Insgesamt ist der Anteil der Kinder, die vor Jahren nicht mehr. dem fünften Lebensjahr sterben, in den letz- ten Jahren zwar gesunken, aber in 16 Ländern Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen (14 davon in Afrika) sind die Sterblichkeitsra- der Gesundheit von Kindern und der Umwelt, ten von Kindern unter fünf Jahren heute hö- die in Ziel 7 im Zentrum steht. Wie die Weltge- her als 1990. Dort wird dieses Millenniumsziel sundheitsorganisation WHO im Jahr 2006 be- nicht termingerecht erreicht. Dementspre- richtet, werden 24% aller Krankheitsfälle und chend hat auch der Anteil der unterernährten 23% aller Todesfälle weltweit durch mensch- Menschen in den Ländern im südlichen Afrika lich verursachte Umweltbelastungen hervor- und in Südasien zugenommen. gerufen. Armut, Unterernährung und schlechte Ge- Einen großen Einfluss auf das Überleben und sundheit sind ein Kreislauf. Dabei steht die die Gesundheit von Kindern haben Kriege und Kindersterblichkeit in unmittelbarem Zusam- bewaffnete Konflikte. In mehr als 40 Staaten menhang mit der Müttergesundheit, da sich herrscht derzeit Krieg oder Bürgerkrieg. Nach der schlechte Ernährungszustand der Mutter Angaben der Menschenrechtsorganisation oft in Mangelernährung der Neugeborenen Terre des Hommes starben im vergangenen fortsetzt. Wichtige Maßnahmen zur Senkung Jahrzehnt zwei Millionen Kinder in Kriegen der Kindersterblichkeit liegen im Bereich der und durch bewaffnete Konflikte. Mehr als Bildungsarbeit mit werdenden Müttern und dreimal so viele wurden verletzt oder trugen Eltern. Die Kindersterblichkeit sinkt, je länger Behinderungen davon. die Mütter zur Schule gegangen sind. 4 Sterblichkeitsrate von Kindern senken
29 Selbst viele Jahre nach offiziellen Friedens- verträgen leiden Kinder unter den Folgen von Krieg und Gewalt. Auseinander gerissene Familien und Gemeinschaften, verminte Feld- er, zerstörte Dörfer, zu wenig Schulen, man- gelhafte Infrastruktur und Flucht verursachen eine rasant steigende Zahl von Straßenkin- dern, deren Gesundheit und Überleben beson- ders gefährdet ist. In Afrika waren Straßenkinder lange Zeit ein praktisch unbekanntes Phänomen. Bürger- kriege, extreme Armut sowie die rasante Aus- breitung von HIV/AIDS haben jedoch dazu ge- > Verbesserung der Kindergesundheit führt, dass auch dort immer mehr Kinder auf der Straße leben. Alle diese Faktoren, die zunächst einmal nicht direkt mit dem Ziel der Verbesserung der Kin- UNICEF schätzt, dass 33 Millionen Kinder welt- dergesundheit in Verbindung gebracht wer- weit auf der Straße leben. Sie halten sich mit den, spielen bei näherem Hinsehen eine große legalen und illegalen Tätigkeiten über Was- Rolle. Zur Erreichung von Ziel 4 reichen Impf- ser. Um sich „auf der Straße“ behaupten zu programme und medizinische Versorgung al- können, übernehmen die Kinder oft auch die leine nicht aus. Verhaltensweisen von Erwachsenen aus dem Straßenmilieu: Sie „organisieren“ Geld durch Genauso müssen Armut vermindert (Ziel 1), gewaltsamen Diebstahl, Prostitution und Dro- Bildung gefördert (Ziel 2 und 3), HIV/AIDS be- genhandel. Straßenkinder sind dadurch extre- kämpft (Ziel 6) und umfassende friedenspoli- men Risiken ausgesetzt, viele von ihnen sind tische Maßnahmen umgesetzt werden. selbst drogenabhängig. Gesundheitliche Ver- sorgung haben sie nicht. Kriegerische Auseinandersetzungen haben Weitersurfen oftmals zur Folge, dass Kinder in Gefahr sind, www.unicef.de Das Kinderhilfswerk der Verein- von Militärs oder Rebellen zwangsrekrutiert ten Nationen zu werden. Manchmal gehen entwurzelte www.tdh.de terre des hommes, eine Hilfsorgani- Jungen und Mädchen jedoch auch freiwillig zu sation für Kinder in Not ihnen – denn dort gibt es etwas zu essen und www.savethechildren.de Save the children, eine eine Art Gemeinschaft. Weltweit wird die Zahl internationale Kinderrechtsorganisation (deutsche der Kindersoldaten auf 300.000 geschätzt. Sektion)
M illenniumsziel 5 Müttersterblichkeit senken Zwischen 1990 und 2015 soll die Müttersterblichkeits- rate um drei Viertel gesenkt werden. 5
32 In Entwicklungsländern stirbt in jeder Minute eine Frau während der Schwangerschaft oder bei der Entbindung, das heißt, dass täglich insgesamt 1.400 Frauen an schwangerschaftsbedingten Ursachen sterben - mehr als eine halbe Million Mütter pro Jahr. 99 % dieser Todesfälle treffen Frauen in Entwicklungsländern. Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt Benachteiligung von Frauen und starke Ab- dieses Sterben der Mütter eine „unsichtbare hängigkeit gehen häufig einher mit der Epidemie“. Sie müsste sich nicht ereignen - die Verwehrung elementarer Grundrechte: meisten der Todesfälle sind auch in den Län- dern des Südens vermeidbar. Dennoch tragen > Das Recht der freien Entscheidung zur Ehe. Frauen in den ärmsten Ländern ein Risiko von 1 : 16, bei der Geburt zu sterben. Bei uns ist > Das Recht auf freie Entscheidung über die dieses Risiko geringer als 1 : 2.000. Zahl der Kinder und freie Entscheidung über die Abstände zwischen Schwangerschaften und deren Zeitpunkt. > Das Recht auf Zugang zu bestmöglichen Diensten der reproduktiven Gesundheit, um notwendige Informationen und eine gesunde Mutterschaft und eine sichere Geburt zu ge- währleisten. > Das Recht auf Freiheit vor sexuellem Zwang und sexueller Gewalt sowie Schutz vor Sex mit fehlenden Verhütungsmitteln. Die gesundheitliche Versorgung der Schwan- geren ist in vielen Ländern schlecht. Mehr als > Das Recht auf freie Entscheidung über die die Hälfte aller Frauen in armen Ländern ent- Zahl der Kinder binden ohne die Hilfe eines Arztes oder einer Hebamme. Im südlichen Afrika entbinden nur Müttersterblichkeit hat vielfältige, mitein 39 % und im südlichen Asien nur 36 % der Frau- ander verflochtene Ursachen. Der geringe en mit medizinischer Betreuung. Hier spielt gesellschaftliche Status von Mädchen und traditionelles Wissen bei der Geburtshilfe oft Frauen und mangelnde Aufklärung sind die eine wichtige Rolle. Hauptursachen für zu frühe, zu häufige und ungewollte Schwangerschaften. 5 Müttersterblichkeit senken
33 Unsichere Abtreibungen, aber auch Infekti- Weitersurfen onen durch sexuell übertragbare Krankheiten www.bmz.de Bundesministerium für wirtschaft- einschließlich HIV/AIDS gehören neben einer liche Zusammenarbeit und Entwicklung (u.a. Infor- höheren Sterblichkeit zu den fatalen Folgen mationen zum Thema Genitalverstümmelung und der unausreichenden Gesundheitsversorgung Müttersterblichkeit) und der starken Abhängigkeit von Frauen in www.medico.de medico international, eine Men finanzieller und sozialer Hinsicht. schenrechtsorganisation mit dem Schwerpunkt Gesundheitssicherung für Menschen in Not und Ar- Neben der Betreuung während Schwanger- mut schaft und Geburt spielt folglich die Verhü- www.wgnrr.org Women’s Global Network for tung ungewollter Schwangerschaften und die Reproductive Rights (Englisch, Französisch und Spa- Reduzierung unsicherer Schwangerschafts- nisch) abbrüche eine wichtige Rolle bei der Verrin- www.lebenschancen-international.de Beispiel- gerung der Müttersterblichkeit. Ungewollte projekte und Informationen zur Müttersterblichkeit Schwangerschaften, die durch sexuelle Ge- in Südländern und walt im Rahmen von Kriegen und gewalt- www.aswnet.de Aktionsgemeinschaft Solida- samen Konflikten entstehen, sind dabei für rische Welt: diverse Projekte u.a. zu Gesundheits-, Frauen besonders dramatisch. Kinder- und Frauenthemen Nach Schätzungen der WHO sind immer noch 130 Millionen Frauen weltweit Opfer von Geni talverstümmelungen und jedes Jahr kommen zwei Millionen Mädchen und Frauen hinzu. Geburten dieser betroffenen Frauen verlaufen häufig mit lebensgefährlichen Komplika tionen für Mutter und Kind und tragen so zu einer Erhöhung der Müttersterblichkeit bei. Die Stärkung der gesellschaftlichen Rechte von Frauen und Mädchen ist der Schlüssel zur Sen- kung der Müttersterblichkeit. Können Frauen ihre Rechte einklagen, zieht dies oftmals eine Verbesserung des Zugangs zu Gesundheits- diensten nach sich. Zudem tragen Bildung und Frauenförderung indirekt zur Senkung der Müttersterblichkeit bei. Mädchen mit Schulbildung können später mit einer erheb- lich besseren Schwangeren- und Wochenbett- betreuung und einer höheren Überlebensrate bei der Entbindung rechnen.
M illenniumsziel 6 Gesundheit für Alle Bis 2015 soll die Ausbreitung von HIV/ AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten zum Stillstand gebracht und allmählich umgekehrt werden. 6
36 Gesundheit gehört zu den Grundrechten eines jeden Menschen. Aber auch am Anfang des 21. Jahrhundert wird einem Drittel der Menschheit dieses Grundrecht vorenthalten. Nach Angaben von Oxfam haben 880 Mil- bereich zu großen Problemen geführt. Die UN- lionen Menschen keinen Zugang zu medi- ESCO schätzt, dass im südlichen Afrika allein zinischer Basisversorgung und 17 Millionen im Jahr 1999 etwa 860.000 Kinder ihre Lehre- Menschen sterben jährlich an heilbaren Krank- rInnen durch AIDS verloren haben. heiten wie Durchfall, Malaria und Tuberkulose, fünf Millionen davon wegen des mangelnden Bildung hat wiederum einen großen Einfluss Zugangs zu sauberem Trinkwasser. auf die HIV-Verbreitungsrate. AIDS verbreitet sich unter Mädchen ohne Schulbildung dop- Nach Angaben der Weltgesundheitsorgani- pelt so rasch wie unter Mädchen, die wenigs- sation WHO starben im Jahr 2005 jeden Tag tens über eine geringe Schulbildung verfügen. weltweit rund 8.500 Menschen an AIDS, das Drei Viertel der neu infizierten Menschen in sind 3,1 Millionen pro Jahr. Afrika und Asien sind Mädchen und Frauen. Die Anzahl der HIV-infizierten Menschen stieg Den stärksten Zuwachs bei Neuinfektionen zwischen den Jahren 2003 und 2005 von 36,2 gab es in den letzten Jahren in Osteuropa, auf 40,3 Millionen. Täglich werden weltweit Zentral- und Ostasien. Besonders betroffen 14.000 Menschen mit HIV infiziert, 2000 da- sind dabei die Ukraine, Russland und China. In von sind Kinder unter 15 Jahren. Weltweit Deutschland gab es Ende 2006 56.000 Men- müssen zur Zeit 2,3 Millionen Kinder unter 15 schen, die mit HIV/AIDS leben müssen, mit Jahren mit dem Virus leben. Tuberkulose ist zurzeit 2.700 HIV-Neuinfektionen pro Jahr. die Haupttodesursache im Zusammenhang mit AIDS. AIDS bringt Leid über Millionen Familien, zer- stört ganze Gesellschaften und macht müh- Das südliche Afrika bleibt das Zentrum der sam erreichte Entwicklungsfortschritte zu- Epidemie und dort ist AIDS die häufigste vor- nichte. HIV/AIDS wirkt sich unmittelbar auf zeitige Todesursache. Hier leben zwar nur die Ernährungssicherheit aus (Ziel 1). Erkrankt 10 % der Weltbevölkerung, aber über 60 % oder stirbt ein Erwachsener, verliert die Fami- aller HIV-infizierten Menschen und 90 % al- lie häufig genau die Person, die für den Unter- ler HIV-positiven Kinder. Infolgedessen ist die halt sorgt. Nach Angaben von UNAIDS haben Lebenserwartung dort dramatisch gesunken: bisher schon mehr als elf Millionen Kinder in Während Anfang der neunziger Jahre die Be- Afrika mindestens ein Elternteil verloren. völkerung mit einer Lebenserwartung von bis zu 60 Jahren rechnen konnte, werden dieje- Wirksame und vor allem günstige Medika- nigen, die zwischen 2005 und 2010 geboren mente sind nötig, um den katastrophalen Fol- werden, im Schnitt 15 Jahre früher sterben. gen zu begegnen. In Afrika liegt die Behand- Die HIV/AIDS-Epidemie hat im Bildungs lungsrate kaum über 10 %. In Argentinien, 6 Gesundheit für alle
37 Brasilien, Chile und Kuba werden mittlerweile Es gibt viele Ursachen für diese humanitäre mehr als 80 % der Behandlungsbedürftigen Katastrophe, die Hauptursache ist jedoch Ar- mit der antiretroviralen Therapie behandelt. mut und mangelnde Bildung. Krankheiten Mitte des Jahres 2005 hatte jedoch gerade sind oft eine direkte Folge von Armut; Armut einmal knapp eine Million der Betroffenen in ist gleichzeitig oft die Folge von Krankheiten. den Ländern des Südens Zugang zu einer The- Erfolge bei der Armutsbekämpfung sind eine rapie. Geld wird zudem dringend für Aufklä- der Voraussetzungen dafür, dass die Bekämp- rung, Prävention und die beschleunigte Ent- fung von Krankheiten gelingen kann. wicklung von günstigeren Impfstoffen und Medikamenten benötigt. Nach Angaben der WHO erkranken jedes Jahr weltweit etwa 300 bis 500 Millionen Menschen Weitersurfen an der tropischen Infektionskrankheit Malaria www.who.org Die Weltgesundheitsorganisation - zwischen einer und drei Millionen Menschen www.unaids.org HIV/AIDS-Programm der Verein- sterben daran. Die gefährlichste Form, Malaria ten Nationen Tropica, kann insbesondere bei kleinen Kindern www.medico.de medico international, eine Men- innerhalb weniger Stunden zum Tod führen. In schenrechtsorganisation mit Schwerpunkt Gesund- Afrika stirbt nach UNICEF-Angaben alle 30 Se- heitssicherung für Menschen in Not und Armut kunden ein Kind an Malaria. www.bukopharma.de BUKO Pharmakampagne, unabhängige und kritische Beleuchtung von Ge- schäftspraktiken deutscher Pharmakonzerne in den Ländern des Südens www.phmovement.org People´s Health Move ment, eine Nichtregierungsorganisation mit Schwer punkt: „Gesundheit für Alle“ (auf Englisch, Spa- nisch) www.haiweb.org Health Action International Eu- rope (auf Englisch) www.difaem.de Deutsches Institut für Ärztliche > Die Malariamücke Mission e.V.. Unterstützt Organisationen der Ent- wicklungszusammenarbeit bei der Verwirklichung Malaria trifft vor allem die Armen, die häufig von interessanten Gesundheitsprojekten weltweit. in beengten und unsauberen Verhältnissen www.aerzte-ohne-grenzen.de Informationen zur und in der Nähe stehender Gewässer leben, Gesundheitssituation in Entwicklungsländern dem Lebensraum der Malariamücke. Recht- zeitig behandelt kann die Krankheit meist geheilt werden. Die meisten Medikamente sind jedoch für die arme Bevölkerung auf dem Land unbezahlbar.
38 > Menschen in den armen Länder, die an ... ... medikamentös behandelbaren Krankheiten... Der internationale Medikamentenmarkt Profite vor Patienten? Ein wichtiger Punkt in der Bekämpfung von HIV/AIDS und anderer Krankheiten ist die Neu regelung des internationalen Medikamentenmarktes: Durch komplizierte Regelungen über das Patentrecht auf Medikamenten-Wirkstoffe von Seiten der Welthandelsorganisation WTO wird es Entwicklungsländern unnötig schwer gemacht, überlebensnotwenige Medikamente zu bezahlbaren Preisen zu kaufen oder selber zu produzieren. Dieses rein auf Profit ausgerichtete Patent- zieren und zu vertreiben, wird in vielen Fällen- recht ermöglicht es den Herstellerfirmen, neu mit aufwändigen und teuren Klageverfahren entwickelte Medikamente über Jahrzehnte durch die großen Pharmakonzerne verhindert. mit einem Monopol zu belegen und einen Folge ist, dass auch weiterhin Menschen und entsprechend hohen Preis für den Verkauf zu insbesondere Kinder an medikamentös be- verlangen. Die Investitionskosten, die die In- handelbaren Krankheiten leiden und sterben dustrie dabei für Forschung ausgibt, wird da- werden, weil sie keinen Zugang zu den ent- bei oft noch mit öffentlichen Mitteln (Steuer- sprechenden Medikamenten bekommen. geldern) unterstützt. Dies zeigt, dass die Senkung der Kindersterb- Die Möglichkeit der armen Länder, gleich gute, lichkeit (Ziel 4) und die Bekämpfung von HIV/ aber wesentlich billigere Nachahmer-Medika- AIDS, Malaria und anderen Krankheiten (Ziel mente (so genannte Generika) selbst zu produ- 6) ohne die Bildung einer weltweiten Entwick- 6 Gesundheit für alle
39 ... leiden, haben keinen Zugang ... ... zu den entsprechenden Medikamenten. lungspartnerschaft auf gleicher Augenhöhe ungefähr 200.000 AIDS-Patienten des Landes und ohne eine umfassende Neuregelung der verteilt. Langwierige Verhandlungen mit der Handelsbeziehungen nicht erreicht werden Herstellerfirma waren zuvor gescheitert. „Es können. Auch sollte die öffentliche Förderung kann nicht sein“, so der Präsident, „dass eini- von Forschung an neuen Wirkstoffen verbind- ge mit dem Unglück anderer reich werden.“ licher an die Bekämpfung lebensbedrohlicher Brasilien stellt weitere Schritte in Aussicht: Krankheiten gebunden werden. „Heute ist es Efavirenz, morgen kann es jede andere Tablette sein. Wenn es keine gerechten Dass dies möglich ist, zeigt der Alleingang Bra- Preise gibt, nicht nur für uns, sondern für den siliens gegen die derzeitige Handelspraxis der gesamten Planeten, dann müssen wir diese Pharmakonzerne und die ungerechte Patent- Entscheidung treffen“. Lula schlägt sogar vor, rechtsregelung der WTO: Brasiliens Strategie lebenswichtige Arzneien zu einem Gemeingut der Aufklärung und Therapie gegen AIDS gilt zu erklären. Die Gesundheit sei wichtiger als international als vorbildlich; die Ausbreitung das Geschäft. (Quelle: Süddeutsche Zeitung, der Seuche wurde zumindest gebremst. 5.5.2007) Die Finanzierung von patentgeschützten Abgesehen von diesem mutigen Einzelbeispiel AIDS-Medikamenten für die ausrei- verhalten sich die Länder des Südens generell chende medikamentöse Versorgung war sehr zurückhaltend bzgl. der Missachtung der für Brasilien jedoch nicht leistbar. Am Handelsrechte, da sie negative Konsequenzen 5. Mai 2007 unterzeichnete der brasilianische und Druck von Seiten internationaler Kredit- Staatspräsident Lula da Silva ein Dokument, geber bei der Vergabe von neuen Krediten nach dem das formell bis 2012 gültige Patent fürchten. Des weiteren können sie sich auch des US-Pharmakonzerns Merck Sharp & Dome die teuren Klageverfahren und Sanktionen auf das AIDS-Medikament Efavirenz gebro- von der WTO nicht leisten. chen wird. Der Originalpreis von 1,59 Dollar pro Kapsel ist der Regierung zu teuer, seitdem wer- den billigere Kopien für 0,44 Dollar pro Kapsel aus Indien importiert und gratis an 75.000 der
M illenniumsziel 7 Eine intakte Umwelt Die Umweltverschmutzung soll aufgehal ten werden: Bis 2015 soll der Anteil der Menschen um die Hälfte gesenkt werden, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwas- ser haben. Bis 2015 soll der Anteil der Men- schen halbiert werden, die keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen haben. 7
42 Die ökologische Situation und Entwicklungschancen stehen in einem engen Zusammenhang: Laut Weltgesundheitsorganisation WHO werden 24% aller Krankheitsfälle und 23% der Todes- fälle weltweit durch vermeidbare Umweltbelastungen hervorgerufen. Menschen in armen Län- dern sind erheblich höheren umweltbedingten Krankheitsrisiken ausgesetzt als Menschen in den Industrieländern. Spitzenplatz bei den Erkrankungen nimmt der Ein Leben in Armut zwingt die Menschen Durchfall ein, der zu 94% durch unsauberes dazu, Raubbau an ihrer Umwelt zu betreiben, Trinkwasser und fehlende Kanalisation verur- um z.B. an Feuerholz und Ackerland zu kom- sacht wird. Mehr als eine Milliarde Menschen, men. Gleichzeitig tragen gerade die Industrie- also etwa 20% der Weltbevölkerung, haben länder durch weltweiten, massiven Abbau na- keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, türlicher Rohstoffe, hohen Energieverbrauch mehr als doppelt so vielen fehlt es an grund- und CO2-Ausstoß in großem Maß zur Zerstö- legenden sanitären Einrichtungen wie Ab- rung der globalen Umwelt bei. Insbesondere wassersystemen oder Latrinen. Fünf Millionen die rasche Ausbreitung von Wüstengebieten Menschen, zumeist Kinder, sterben jedes Jahr bedingt durch Waldrodungen und den Klima- an Krankheiten, die durch unsauberes Wasser wandel haben Wasserknappheit, Versalzung übertragen werden. Auch bei der Verbreitung sowie die drastische Zerstörung von Vegeta- von Malaria spielen Umweltbedingungen tion und fruchtbaren Böden zur Folge. Sie be- eine große Rolle, da eine unzureichende Stadt- trifft weltweit 36 Millionen Quadratkilometer planung, schlechtes Wassermanagement und in mehr als 110 Ländern. In Folge der abneh- eine fehlende Kanalisation das Ansteckungsri- menden Bodenfruchtbarkeit und der AIDS- siko erhöhen. Epidemie ist die Nahrungsmittelproduktion pro Kopf in den letzten 25 Jahren um 23 % Umweltbedingte Infektionen der Atemwe- gesunken, obwohl die Weltbevölkerung dras- ge sind ebenfalls sehr häufig. Aus Mangel an tisch angewachsen ist. Alternativen werden in Ländern des Südens zum Kochen und Heizen Brennholz, Holzkoh- Fehlende Überlebensmöglichkeiten in länd- le, Dung und Kohle oft innerhalb von Innen- lichen Regionen zwingen viele Menschen räumen verbrannt. Die damit verbundene zur Flucht in die überbevölkerten und unter- Luftverschmutzung führt zu Krankheiten, an entwickelten Slums der großen Städte oder denen jährlich 1,6 Millionen Menschen ster- auch in andere Regionen der Welt. So leben ben. Die Wahrscheinlichkeit, umweltbedingt heute eine Milliarde Menschen in Slums, vor an Durchfall oder Infekten zu erkranken, ist allem im südlichen Afrika sowie in Südasien in den ärmsten Regionen 120- bis 150-mal so und Lateinamerika. Die Auswirkungen, wie hoch wie in den entwickelten Ländern. Mangelernährung, Armut und Flüchtlings 7 Eine intakte Umwelt
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