31 Digitale Hilfsmittel - Ausstellung und Informationsveranstaltung im Roten Rathaus - Landesvereinigung Selbsthilfe
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Zeitschrift der www.lv-selbsthilfe-berlin.de Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V. Heft 3/2016, 19. Jahrgang Digitale Hilfsmittel – Ausstellung und Informationsveranstaltung im Roten Rathaus 31
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2016 war und ist für alle Mitglieder der LV Selbsthilfe und unsere Geschäftsstelle eine aufregende und arbeitsreiche Zeit. Für den Bund zur Förderung Sehbehinderter e.V. (BFS) bzw. für das Segelprojekt verlief 2016 sehr gut. Die Se- gelsaison ist (fast) abgeschlossen und wir freuen uns über vier neue, junge Segelanfänger, die durch eine gute Jörg Sendlewski Zusammenarbeit aller Beteiligten, wie ABSV, DBSV und der Bundesvereinigung der Eltern blinder und sehbehin- derter Kinder e.V. an das Segelprojekt herangeführt wur- den. Am Tag der offenen Tür im Juli konnten wir Vertreter einiger Vereine und viele Eltern, Kinder und Ehemalige begrüßen, die begeistert das Mitsegelan- gebot annahmen, während Kleinere sich derweil auf der Hüpfburg vergnügten. Ebenso erfolgreich verlief die bundesweit ausgeschriebene Segelwoche (zum 25. Mal). Höhepunkte waren sicherlich zwei Ausflüge, der Besuch der Hun- dertschaft der Polizei mit Vorführung der Ausrüstung. Hier durften Alle alles an- ziehen und probieren, bis zur Demonstration des Wasserwerfers, Weite und Stärke, sowie der - bei gut 35°C - willkommenen Dusche für dankbare Kinder und Begleiter! Ebenso war die Besichtigung des Flughafen Tegel bei laufendem Betrieb, sowie die Besichtigung eines Großflugzeuges inclusive Platznehmen im Cockpit ein unvergessliches Erlebnis für unsere sehbehinderten bzw. blin- den Kinder. Noch in diesem Jahr wird endlich der alte Holzbelag der Steganlage durch einen fast verottungsfreien Kunststoffbelag ersetzt, denn das Holz wurde im Laufe der 30 Jahre splitterig und größere Verwindungen machten eine Re- paratur unmöglich. Viele Veranstaltungen der Mitgliedsvereine der LV Selbsthilfe und ebenso die Wahlen in Berlin bedeuteten nicht nur intensive geistige Anstrengungen son- dern auch körperliche und zeitliche Belastungen. Allen, die positiv dazu beige- tragen haben, sei herzlich gedankt. Die Neubildung des Berliner Senats weckt Wünsche und Erwartungen, die hof- 2 FLAGGSCHIFF
fentlich die Anliegen unserer Mitglieder erfüllen werden. Derzeit wurde bzw. wird sowohl die Stelle der/des Landesbehinderten-Beauftragten neu besetzt (s. Seite 28), als auch die Stelle der/des Patienten-Beauftragten von Berlin. Beiden sei gutes Gelingen, Mut und Ausdauer gewünscht. Die Ausschreibung für die Position der/des Patienten-Beauftragten von Berlin wird nach einem ersten er- folglosen Durchgang nun neu ausgeschrieben, so dass erst die bzw. der neue Senator_in für Gesundheit und Soziales hier Fakten schaffen wird. Mit Freude konnte die LV Selbsthilfe im Oktober zwei neue Mitglieder begrüßen: 1. Den SoVD, Sozialverband Deutschland, Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. (s. Beitrag S. 19), 2. Die DDL, Deutsche DepressionsLiga e.V. (s. S. 17). FLAGGSCHIFF 3
Hinweisen möchte ich an dieser Stelle auch auf die Einladung zu unserer Auf- taktveranstaltung „Nicht über uns ohne uns – Gesundheitsselbsthilfe im 21. Jahrhundert“ am 10. November 2016 im ABSV. Allen Selbsthilfe-Aktiven und ihren Angehörigen die besten Wünsche in der kommenden Advents- und Weihnachtszeit. Herzliche Grüße Jörg Sendlewski Vorstand LV Selbsthilfe und Vorstand BFS Jörg Sendlewski (re.) bekam im Dezember 2015 die Berliner Ehrennadel durch Senator Mario Czaja verliehen 4 FLAGGSCHIFF
Inhalt Editorial 2 Gelungene Selbsthilfe von Spandau bis Marzahn 6 Im Berufsleben mit Behinderung 7 6. Fachtag Autismus des Elternzentrum Berlin e.V. 8 Bundesweiter Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30.9.2016 10 Blinde und Sehbehinderte nehmen Politiker ins Visier 13 Tag der Epilepsie 2016 in Berlin 15 Unser neues Mitglied stellt sich vor: Deutsche DepressionsLiga e.V. 17 SoVD – ein neues Mitglied der LV Selbsthilfe stellt sich vor! 19 Die LV Selbsthilfe dankt Dr. Rudolf Turber 22 Aphasie – Was ist das? 23 Inklusives Engagement 25 Das Zwei-Sinne-Prinzip – Die wichtigste Grundlage barrierefreier IT 27 Wahl des Landesbehindertenbeauftragten 28 Gesundheitsversorgung von morgen 30 Digitale Hilfsmittel 31 Änderungen in der Pflegeversicherung ab 1. Januar 2017 35 Das Fest zum 100. Jahrestag der Fürst Donnersmarck-Stiftung 38 Termine 42 Impressum 43 FLAGGSCHIFF 5
Gelungene Selbsthilfe von Spandau bis Marzahn Im Rahmen der Aktionen zum Crohn- Gerade während des Crohn-und Co- Colitis-Tag 2016 wurden zwei verdien- litis-Tages informieren wir die Öffentlich- te Leiterinnen von Selbsthilfegruppen keit über unsere Erkrankungen. geehrt. Der Landesverband der DCCV Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcero- Immer mehr Menschen in Deutsch- sa Vereinigung e.V. Berlin/Brandenburg land leiden an den chronisch-entzündli- sprach die Ehrungen an verdiente Mit- chen Darmerkrankungen Morbus Crohn glieder aus, die andere Patient_innen und Colitis ulcerosa. Die Krankheiten beraten und ihnen helfend zur Seite ste- brechen oft bei jungen Menschen im Al- hen. ter von 15 bis 25 Jahren zum ersten Mal aus. Sie sind nicht heilbar und gehen mit schmerzhaften Krankheitsschüben mit zum Teil schweren Verläufen und gra- vierenden Einbußen der Lebensqualität und einer veränderten Lebensführung einher. Vielen Patienten hilft es, Gleichge- sinnte zu treffen und sich in Gruppen oder bei Arzt-Patienten-Gesprächen auszutauschen. Sonja Arens und Kerstin Gläser Bei weiteren Fragen wenden Sie sich an Sonja Arens, Telefon: 030/39746669. Kerstin Gläser leitet seit 25 Jahren https://www.dccv.de/ eine Selbsthilfegruppe in Marzahn zu chronisch entzündlichen Darmerkran- kungen. Dafür gilt ihr der Dank der vie- len Betroffenen, die in dieser Zeit von ihr beraten wurden. Die Ehrung erfolgte im Rahmen des Kontaktpersonentreffens. Anny Becker erhielt für die Leitung ihrer Gruppe in Spandau die Ehrenamtskarte des Landes Berlin für ihr 15-jähriges En- gagement im Sinne der Patient_innen. Sie ehrten wir zu Beginn eines Arzt- Patienten-Seminars im DRK-Klinikum Westend. Sonja Arens und Anny Becker 6 FLAGGSCHIFF
Im Berufsleben mit Behinderung Neues Gruppenangebot der Fürst Donnersmark-Stiftung – Teilnehmer_innen gesucht Mit einer Behinderung berufstätig zu dieses fortlaufenden Angebots ist der sein, bedeutet oft, sich in einem Berufs- Umgang mit den Herausforderungen leben voller Normalitätserwartungen zu durch permanente Normalitäts- und bewegen. Manchmal fühlt sich das sehr Normalisierungserwartungen der soge- anstrengend an – für alle Beteiligten. nannten nicht-behinderten Arbeits-Welt. Gemeinsam unter Berücksichtigung der Wie bringe ich mich trotz Behinderung Interessen aller lassen sich solche Her- ein und wie bleibe ich am Ball? Wie sen- ausforderungen bewältigen. sibilisiere ich für meine Bedürfnisse und biete gleichzeitig meine Stärken an? Sich mit Anderen auszutauschen, Wie bitte ich um Unterstützung, wenn die genau wissen, „was Sache ist“, tut meine Kräfte nachlassen? da richtig gut. In wertschätzender Atmo- sphäre können Sie gewohnte und neue Ansprechpartnerin: Verhaltensweisen im beruflichen Alltag Katrin Seelisch, Peer Counselorin hinterfragen und in der Gruppe auspro- bieren. Auch praktische Fragen haben jeden 1. Donnerstag im Monat ihren Platz, z.B. zu Heil- und Hilfsmit- Zeit: 17.00–19.00 Uhr teln oder zur aktuellen Rechtsprechung. Dazu tauschen wir konkrete Tipps für Ort: den Berufsalltag aus. Villa Donnersmarck Unsere Gruppe ist ein kreatives Frei- Kosten: zeitangebot, das Sie mit Spaß und Hu- 1,- Euro pro Treffen mor unterstützt, in Ihrem Beruf stets am (Essen und Trinken nicht enthalten) Ball zu sein und zu bleiben. Anmeldung unter Erstmals los geht’s mit der Gruppe Tel.: (030) 847 187 -17 am Donnerstag, 06.10.2016 von 17.30 bis 19.30 Uhr - in der Villa Donners- http://www.villadonnersmarck.de/ marck. Die Gruppe trifft sich ab dann je- gruppenangebote/im-berufsleben-mit- den ersten Donnerstag im Monat und ist behinderung/ offen für Menschen mit Behinderungen, die entweder bereits am 1. Arbeitsmarkt berufstätig sind oder in dieser Richtung auf Arbeitsuche. Quasi das Metathema FLAGGSCHIFF 7
6. Fachtag Autismus des Elternzentrum Berlin e.V. „Mit und über Autismus …“ Samstag, 24. September 2016, die hen“ Neuropsychologische Theorien ersten Fachtagsteilnehmer treffen im zum Autismus und was sie für den All- Bürgersaal des Rathauses Berlin - Zeh- tag bedeuten zu sprechen. Eindrucks- lendorf ein. Das Elternzentrum Berlin hat volle Präsentationen und Videobeiträge die Türen zu seinem nunmehr 6. Fach- unterstützen ihren interessanten Vor- tag Autismus geöffnet. Als es dann um trag und beleuchten den Blick auf den 9.30 Uhr losgeht, ist der Saal mit mehr Autismus. Die Hintergründe für Verhal- als 200 Teilnehmer_innen gefüllt, das tensweisen werden gut verständlich mit Thema, wie soll es auch anders sein ist wissenschaftlichen Aspekten verknüpft. Autismus und es sind wieder hochkarä- Frau Dr. Schirmer ist im Themenkreis tige Referentinnen am Start. Autismus nun wahrlich keine Unbe- kannte, neben vielen Büchern, die sie „Mit und über Autismus“ ist der Titel bereits veröffentlicht hat, ist sie nicht nur der diesjährigen Veranstaltung. Nach in Deutschland in Sachen Vorträge und der Eröffnung durch den Vorsitzenden Fortbildungen unterwegs. des Elternzentrum Berlin e.V., Torsten Hansen, beginnt die erste Referentin, Doch auch die nächsten Referentin- Frau Dr. Brita Schirmer zum Thema nen sind keine unbekannten, auch sie „Den Wald vor lauter Bäumen nicht se- haben bereits Bücher veröffentlicht und 8 FLAGGSCHIFF
mus beschäftigt. Da jeder Mensch sein eigenes Glück anders definiert, ist es notwendig, ganz individuelle Lösungen zu finden und auch die betroffenen Men- schen selbst danach zu befragen, was für sie zum Glücklich sein zählt.“ tragen vor, doch es gibt einen erhebli- chen Unterschied, sie sind beide Asper- gerautisten und berichten aus eigener Erfahrung. Der Bogen ist somit gespannt und Gee Vero, Künstlerin, Autorin und Referentin setzt fort und hat ihrem Vor- trag den Titel „Autismus – (m)eine an- dere Wahrnehmung“ gegeben. Es ist ein spannender, informativer und mitreißen- der Vortrag, der nicht zuletzt auch durch die Erfahrungen mit ihrem frühkindlich Dr. Christine Preißmann autistischem Sohn Elijah etwas Beson- deres für die Zuhörer und Zuhörerinnen Foto: Torsten Hansen ist. Ihr Vortrag, in dem sie über ihr Leben mit ihrem Autismus berichtete, wendet sich an alle Menschen, die sich der He- Nach einer Podiumsdiskussion und rausforderung des Mitmensch-Sein mit vielen interessanten Fragen aus dem autistischen Menschen stellen möchten. Publikum geht ein erfolgreicher Fachtag Sie ist unter anderem auch durch ihr zu Ende, und die Organisatoren sind wunderbares Kunstprojekt „The Art of stolz und dankbar für die vielen positi- Inclusion“ bekannt. Mehr darüber kann ven Rückmeldungen der Teilnehmerin- man unter www.bareface.jimdo.com er- nen und Teilnehmer. Nach dem Fachtag fahren. Leider gibt es bei einem Fach- ist vor dem Fachtag, heißt es nun für die tag zeitliche Grenzen und viele Zuhörer Aktiven des Elternzentrum Berlin e.V., hätten gern mehr von Gee Vero gehört, denn der 7. Fachtag im kommenden so wie auch von der nächsten Referen- Jahr will gut vorbereitet sein. tin, Frau Dr. Christine Preißmann. Sie beschreibt den Inhalt ihres Vortrags wie folgt: „Das Streben nach Glück ist so alt Torsten Hansen wie die Menschheit selbst, da Lebens- Vorsitzender qualität ein wichtiges Ziel des mensch- Elternzentrum Berlin e.V. lichen Daseins darstellt. Bisher aber hat man sich kaum mit Glück und Lebens- zufriedenheit bei Menschen mit Autis- FLAGGSCHIFF 9
Bundesweiter Tag der Legasthenie und Dyskal- kulie am 30.9.2016 kulie!“ initiiert. Mit diesem Tag möchten sie auf die Belange betroffener Kinder aufmerksam machen. Erstmals fand in diesem Jahr, wie Im Vorfeld des 1. Tages der Legas- künftig jedes Jahr, der Tag der Legas- thenie und Dyskalkulie lud der BVL am thenie und Dyskalkulie statt. In Deutsch- 23.9.2016 zu einer zentralen Presse- land sind etwa 10 Prozent aller Kinder konferenz ein. Die Teilnehmer auf dem von einer Legasthenie oder Dyskalkulie Podium im Haus der Bundespresse- betroffen. Viele dieser Kinder erreichen konferenz diskutierten über bessere aufgrund fehlender schulischer Rah- Bildungschancen für Kinder mit Legas- menbedingungen keinen begabungs- thenie und/oder Dyskalkulie. Mit dabei gerechten Bildungsabschluss. Somit waren: gehen auch dem Arbeitsmarkt wertvolle Potenziale verloren. Der Bundesver- ●● Bodo Ramelow, Ministerpräsident band Legasthenie und Dyskalkulie e.V. des Freistaates Thüringen (selbst be- (BVL) und die Deutsche Kinderhilfe e.V. troffener Legastheniker), haben daher gemeinsam die Kampag- ●● Prof. Dr. med. Dipl.-Päd. Michael ne „Bessere Bildungschancen für Kin- von Aster, Chefarzt der Klinik für Kin- der mit Legasthenie und/oder Dyskal- der- und Jugendpsychiatrie, Psycho- 10 FLAGGSCHIFF
therapie und Psychosomatik an den mehr Chancengleichheit im Bildungs- DRK-Kliniken Berlin, system ein Zeichen zu setzen. So war ●● Rainer Becker, Vorstandsvorsit- der Landesverband Legasthenie und zender der Deutschen Kinderhilfe e. V., Dyskalkulie Berlin e. V. (LVL Berlin) an ●● Knut Janßen, Vater von zwei Kin- diesem Tag mit einem Informations- und dern mit Legasthenie, Beratungsstand vor der Zentral- und ●● Tanja Scherle, Vorstandsmitglied Landesbibliothek (ZLB) am Blücher- des Bundesverbands Legasthenie und platz in Friedrichshain-Kreuzberg ver- Dyskalkulie e. V. (Lehrerin und Mutter treten. Vom frühen Nachmittag bis in die von drei betroffenen Kindern) Abendstunden gab es ein reges Interes- ●● se bei den Passanten und Bibliotheks- Am 30.9.2016 waren Schüler_innen, besuchern und viele Fragen konnten Lehrkräfte, Eltern, Vereine, Initiativen in den zahlreichen Gesprächen geklärt etc. aus dem gesamten Bundesgebiet werden. Das Wichtigste für den LVL an aufgefordert für inklusive Schule und diesem Tag war, die Öffentlichkeit auf FLAGGSCHIFF 11
die Teilleistungsstörungen aufmerksam Der nächste Fachtag für Eltern zum zu machen. Viele Menschen wissen Thema „Legasthenie und Dyskalkulie – nicht, welche dramatischen Auswirkun- Ursachen, Diagnostik, häusliche Hilfen“ gen diese Einschränkungen auf das findet am 19.11.2016 von 11.00 Uhr bis Lernen und den schulischen bzw. beruf- 17.00 Uhr in den Räumen der Epihani- lichen Lebensweg haben können, wenn engemeinde, Knobelsdorffstr. 72, 14059 nicht frühestmöglich gefördert wird. Berlin statt. Eine Schlüsselfunktion kommt dabei dem schulischen und gesellschaftlichen Die nächsten Fachvorträge im Kli- Nachteilsausgleich zu. Machen auch nikum im Friedrichshain, Landsberger Sie mit beim nächsten Tag der Legas- Allee 49, Haus 20, „Tenne“, Eingang thenie und Dyskalkulie am 30.9.2017! Landsberger Allee von 19.30 Uhr bis ca. 21.00 Uhr am: Der LVL Berlin, mit seinen ca. 220 8. November 2016 – „Wie verarbei- Mitgliedern, besteht seit 26 Jahren und ten Legastheniker Informationen und ist ein Selbsthilfeverband mit mehreren wie lernen sie?“ Gruppen im gesamten Stadtgebiet. Für 10. Januar 2017 – „Behindertenaus- Erwachsene mit Legasthenie und/oder weis bei Teilleistungsstörungen“ Dyskalkulie gibt es eine eigene Gruppe zum gemeinsamen Austausch und ge- Weitere Informationen sowie das genseitiger Unterstützung. Der LVL ver- Programm für die erste Hälfte des anstaltet darüber hinaus regelmäßige Schuljahres 2016/2017 finden Sie auf Fachvorträge im Klinikum im Friedrichs- unserer Internetseite www.lvl-berlin.de hain und bietet Fachtage oder Vorträge zum Thema Lese-Rechtschreibschwä- che und Rechenstörung an. Es besteht Informationen allgemein eine Kooperation mit der Kinder- und zur Legasthenie und Dyskalkulie: Jugendbibliothek „Hallescher Komet“ der ZLB. In Zusammenarbeit mit dem Frau Hanke LVL Berlin wurden im Suchkatalog des E-Mail: kontakt@lvl-berlin.de Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Tel.: 030/43666333 Berlins (www.voebb.de) Bücher mit den Suchwörtern Legasthenie, Lese-Recht- schreibschwäche, Dyskalkulie, Rechen- Birgit Höllig schwäche versehen. Vorsitzende LVL Berlin Der LVL Berlin möchte Sie auf die folgenden Veranstaltungen aufmerksam machen: 12 FLAGGSCHIFF
Blinde und Sehbehinderte nehmen Politiker ins Visier Berlin hat gewählt. Der Allgemei- neu gewählten Politiker befragt und die ne Blinden- und Sehbehindertenverein Wünsche und Forderungen blinder und Berlin gegr. 1874 e. V. (ABSV) hat seine sehbehinderter Menschen den Vertre- Mitglieder zu ihren Erwartungen an die tern aller ins Berliner Abgeordnetenhaus gewählten Parteien zuge- schickt. Damit verbinden wir die Hoffnung, dass diese Punkte im Koaliti- onsvertrag berücksichtigt und in der bevorstehen- den Legislaturperiode zielorientiert in Angriff ge- nommen werden. Wir erwarten von der Berliner Politik, u. a. ●●die Überarbeitung der anachronistischen Defini- tion von Taubblindheit im Landespflegegeldgesetz sowie dessen zentrale Durchführung, ●●mehr Sicherheit im Straßenverkehr durch eine beschleunigte Um- rüstung zu akustischen Ampeln, die Ausrüs- tung von Bussen und Straßenbahnen mit Au- ßenansagen sowie die Bestandssicherung des kostenfreien Bus- und Bahn-Begleitservices, ●●eine öffentliche För- Blinde gehen baden – Protestaktion vor dem derung nur für barriere- Reichstagsgebäude. Foto: ABSV/Rändel freie Bauvorhaben und das Zurücktreten des FLAGGSCHIFF 13
Denkmalschutzes hinter die Bedürfnisse blinden und sehbehinderten Menschen mobilitätseingeschränkter Menschen, darum, dass ●● ein barrierefrei nutzbares Warn- ●● Verbesserungen bei der Einglie- system bei Großereignissen und Kata- derungshilfe auch für die Blindenhilfe strophen sowie die Schaffung von Na- gelten, vigationslösungen an allen größeren ●● sehbehinderte Menschen nicht von Umsteige-Bahnhöfen, Busbahnhöfen der Eingliederungshilfe ausgeschlossen und in öffentlichen Gebäuden, werden und ●● die Berufung eines übergreifenden ●● Bildungschancen zukunftsorien- Fachbeirates „Inklusives Berlin“ bei der tiert weiterentwickelt werden, sodass le- Bildungsverwaltung sowie die gesetzli- benslanges Lernen für alle behinderten che Verankerung des Rechts auf inklu- Menschen gleichberechtigt möglich ist. sive Beschulung ohne einschränkende Vorbehalte, Ausführliche Positionspapiere und ●● die Unterstützung und öffentliche weitere Infos unter http://bthg.dbsv.org Förderung eines barrierefreien Zugangs zu Ausstellungen, Filmen und Theater- aufführungen, Paloma Rändel ●● eine Zulassung von Arzt- und Öffentlichkeitsarbeit ABSV Zahnarztpraxen nur dann, wenn diese barrierefrei erreichbar sind sowie ●● die Beschaffung ausschließlich barrierefreier Programme für die behör- deninterne und externe Bearbeitung. Auch auf Bundesebene machen wir uns stark, wenn es um die Rechte blinder und sehbehinderter Menschen geht. So waren Mitglieder und Mitarbeiter des ABSV bei einer öffentlichkeitswirksa- men Aktion des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) am Vortag der ersten Lesung des Bundes- teilhabegesetzes (BTHG) dabei, als es hieß „Blinde gehen baden“ – eine düs- tere Prognose in Anbetracht des man- gelhaften Gesetzentwurfs. Ein Bündnis zahlreicher großer und kleiner Verbände fordert deshalb Nachbesserungen zum Bundesteilhabegesetz. Dabei geht es 14 FLAGGSCHIFF
Tag der Epilepsie 2016 in Berlin Die Zentralveranstaltung zum Tag bürgermeister, Reinhard Naumann, der der Epilepsie 2016 wurde von der Deut- uns den Festsaal seines Rathauses schen Epilepsievereinigung in Koopera- kostenlos zur Verfügung gestellt hat, tion mit dem Landesverband Epilepsie bestärkte uns in unserer Lobbyarbeit Berlin-Brandenburg und dem Epilep- gegen die immer noch vorhandene Stig- sie-Zentrum Berlin-Brandenburg orga- matisierung anfallskranker Menschen. nisiert und fand am 05. Oktober 2016 im Rathaus Charlottenburg statt. Unter Die Epileptologen Dr. Frank Böse- dem Motto „Epilepsie braucht Offenheit“ beck, Prof. Dr. Martin Holtkamp, Dr. Axel begrüßten wir etwa 150 Teilnehmende. Panzer und Prof. Dr. Bernhard Steinhoff Schirmherrin des Tages war Dr. Katarina diskutierten in einer ersten Runde über Barley (SPD-Generalsekretärin und Mit- die medizinische Entwicklung und den glied des Bundestags). Sie stand Rede gesellschaftlichen Wandel im Umgang und Antwort und zeigte sich offen für die mit der Erkrankung. Während Eltern Anliegen der Anwesenden: „Ihr Motto sich vor 20 Jahren noch schämten und steht gegen die Ausgrenzungsgefahr, das Wort „Epilepsie“ vermieden wurde, die in der Gesellschaft immer mehr zu- so seien sie heute erleichtert, wenn die nimmt.“ Der Charlottenburger Bezirks- Diagnose klar benannt wird. Leider ver- FLAGGSCHIFF 15
gehe oft viel Zeit, bis die Patienten in ein Am Vortag gedachten Mitglieder der Epilepsiezentrum überwiesen werden, DE und des Landesverbandes der Op- um die Diagnose und richtige Therapie fer der Euthanasie – unter ihnen auch zu erhalten. Menschen mit Epilepsie – während der Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis In einer zweiten Runde diskutierten 1945) und legten am „Gedenk- und In- Michael Danielowski, Dr. Katrin Löhken, formationsort für die Opfer der natio- Sudabah Pollok und Marita Wuschke nalsozialistischen Euthanasie-Morde“ sowie Edith Panchyrs-Bardorf (Lebens- (Aktion T 4) einen Kranz nieder. „T 4“ hilfe Berlin) vor allem über das Thema steht für die Dienststelle in der Tiergar- Offenheit in der Arbeitswelt und im pri- tenstraße 4, von der von 1939 bis 1941 vaten Umfeld: „Ich entscheide, wem ich die systematische Ermordung von mehr mich öffne!“ „Offenheit fängt zu Hause als 70.000 Menschen mit geistigen und an.“ In beiden Runden gab es rege Dis- körperlichen Behinderungen organisiert kussion mit dem Publikum. Dabei wurde wurde. klar, dass es viele unterschiedliche Mei- nungen dazu gibt, ob eine Epilepsie bei Ebenfalls am Vortag fand abends in der Bewerbung oder im Vorstellungsge- der Geschäftsstelle des Landesverban- spräch erwähnt werden sollte oder nicht; des in der Zillestraße ein Hoffest statt, die einschlägigen Regelungen dage- das sehr gut angenommen wurde und gen, die von Norbert van Kampen vom auf dem Gelegenheit bestand, einige Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg der Teilnehmenden an den Podiumsge- zusammenfassend dargestellt wurden, sprächen, unter anderem den Kabaret- schienen nur wenigen bekannt zu sein. tisten Martin Fromme, persönlich ken- nenzulernen. Umrahmt wurde die Veranstaltung vom inklusiven (Martin Fromme) und Tanja Salzmann politischen Kabarett (Arnulf Rating). Landesverband Epilepsie Martin Fromme machte mit seinem Leit- Berlin-Brandenburg e.V. spruch „Lieber Arm ab als arm dran“ deutlich, dass es wichtig ist, auch ein- Zillestraße 102 mal über seine eigene Behinderung und 10585 Berlin den gesellschaftlichen Umgang damit Tel.: (030) 3470 3483 zu lachen. Arnulf Rating, der auch beim ersten Tag der Epilepsie 1996 in Heidel- E-Mail: berg dabei war, bezog deutlich Stellung tanja.salzmann@epilepsie-vereinigung.de gegen diejenigen, die derzeit mit dump- Internet: fen Parolen gegen eine weltoffene, tole- www.epilepsie-berlin.de rante Gesellschaft wettern und machte auf so manche Absurditäten in Politik und Berichterstattung aufmerksam. 16 FLAGGSCHIFF
Unser neues Mitglied stellt sich vor: Deutsche DepressionsLiga e.V. Bundesweite Patientenvertretung für Menschen, die von Depression betroffen sind Unter dem Motto „Zurück ins Leben“ bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab. arbeiten Vorstand und Mitglieder der Seit April 2016 ist die DDL Mitglied in Deutschen DepressionsLiga e.V. (DDL) der BAG Selbsthilfe, in der LAG Selbst- ehrenamtlich für ihre Ziele Aufklärung hilfe Baden-Württemberg und nun auch über die Krankheit Depression und Ent- in der LV Selbsthilfe Berlin. Wir sitzen stigmatisierung mit Patiente- der Erkrankten. norganisatio- Sie bieten Hilfe nen anderer und Selbsthilfe psychischer für Betroffene Erkrankungen und vertreten in Gremien die Interessen der Fach- Betroffener ge- gesellschaft genüber Politik, DGPPN und Gesundheits- nehmen an wesen und Öffentlichkeit. Die Deutsche Kongressen und Veranstaltungen teil. DepressionsLiga e.V. ist satzungsge- mäß unabhängig von der Pharmaindus- Gemeinsam gegen Stigmatisie- trie oder sonstigen Interessengruppen. rung – Angebote und Projekte Die Gründungsmitglieder lernten sich in einem Diskussionsforum des Kompe- ●● Die Mailberatung – hier helfen tenznetzes Depression zunächst virtuell Menschen anderen durch die Weiterga- kennen. Bei verschiedenen Treffen wur- be ihrer eigenen Erfahrung im Umgang de bald deutlich, wie wohltuend der Aus- mit der Krankheit Depression, sei es als tausch unter Betroffenen ist, aber auch, Angehörige, sei es als selbst Betroffene. wie schwer es ist, mit dieser Erkrankung ●● Die Wissensdatenbank – valide zu leben in einer Gesellschaft, die über- Informationen über psychische Erkran- wiegend nichts darüber weiß oder unzu- kungen, Therapieformen, Medikamente treffende Vorstellungen davon hat. So und vieles mehr. entstand 2009 die Idee, sich aus eige- ●● Der Newsletter – Aktuelle Infor- nen Kräften für die Belange der Betroffe- mationen rund um die Depression, die nen einzusetzen und eine bundesweite auch in Fachkreisen hohes Ansehen ge- Interessenvertretung zu gründen, die es nießen. FLAGGSCHIFF 17
●● Die Patientenbroschüre – Informa- Unser Ziel tionen für Erkrankte und interessierte Menschen Durch die Vermittlung von Wissen ●● Der Patientenkongress – Gemein- über die behandelbare Krankheit De- sam mit der Stiftung Deutsche Depres- pression ist sie eine Krankheit wie jede sionshilfe veranstalten wir alle zwei andere. Betroffene vergeuden die ge- Jahre unter der Schirmherrschaft von ringe Energie, die ihnen die Depression Harald Schmidt den Patientenkongress vielleicht noch lässt, nicht damit, sich zu in Leipzig schämen und als Versager zu fühlen, ●● Die MUT-TOUR - Antistigma-Arbeit sondern sie nutzen diese dazu, geeig- unter dem Motto „Radeln gegen Depres- nete Wege zurück ins Leben zu finden. sion“ und seit 2016 NEU die MUT-Läufe mit Markt der seelischen Gesundheit ●● Radio Sonnengrau, das erste Ra- Kontakt: dioformat zum Thema psychische Er- Martin Schultz krankungen Mitglied im Vorstand ●● Bücher z.B. “Papas Seele hat Schnupfen“ oder der Bildband „Mal gut Telefon: 01723083074 mehr schlecht“ ●● In Vorbereitung: Arbeitgebersemi- m.schultz@depressionsliga.de nare (für Führungskräfte) zum Thema Depression in der Arbeitswelt – Mitglie- www.depressionsliga.de der der Liga schulen im richtigen Um- gang mit Erkrankten. Wir setzen uns ein ●● Wir stärken Betroffene und setzen uns für ihre Rechte ein. ●● Wir kämpfen gegen Stigmata und für den Abbau von gesellschaftlichen Vorurteilen und Barrieren. ●● Wir fordern eine angemessene gesundheitliche Versorgung und Unter- stützung. ●● Wir beraten Betroffene, andere Fachleute und Entscheidungsträger. 18 FLAGGSCHIFF
Ein neues Mitglied der LV Selbsthilfe Berlin e.V. stellt sich vor! lige Arbeit nicht nur Sinngebung und erfüllte Freizeit, sondern auch Erhalt ihrer sozialen und beruflichen Fähigkeiten. Unse- re ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer organisieren auch Veranstaltungen wie gesellige Treffen und Fahrten, an denen auch Mitglieder, die eine Be- hinderung haben oder aus Ge- sundheits- und Altersgründen nicht mehr so gut zu Fuß sind, Der SoVD Landesverband Berlin- teilnehmen können. Brandenburg e.V. (SoVD) fordert eine menschenwürdige So- zialpolitik. Gemeinsam mit den Gewerkschaften, Verbänden und Organi- sationen wollen wir als Initiative „Soziales Berlin“ die Politik nachhaltig be- einflussen. Bei mehreren Groß- veranstaltungen und De- monstrationen in Berlin und Brandenburg meldet sich der SoVD Landes- verband zu Wort und vertritt die Interessen von behinderten, älteren und sozial benachtei- Sozialberatung für unsere Mitglie- ligten Menschen. der ●● Wir bieten unseren Mitgliedern Beim SoVD arbeiten engagierte Frau- juristische Beratung im Sozialrecht, en und Männer ehrenamtlich. Für viele helfen bei der Antragsstellung und ver- Menschen bedeutet ehrenamtliche, freiwil- treten unsere Mitglieder durch Rechts- FLAGGSCHIFF 19
die Diktatur Hitlers schien aussichtslos. Mit diesem Schritt entzog sich der Reichs- bund der mehrheitlichen Gleichschaltung von Politik, Wirtschaft, Kultur, Verwaltung und Verbänden. Durch diese Entscheidung war 1946 ein von der Vergangenheit unbelasteter und glaubwürdiger Neubeginn ermöglicht. Mit neuem Namen „Reichsbund der Kör- perbeschädigten, Sozialrentner und Hin- terbliebenen“ wurde der Verband im April 1946 neu gegründet. anwält_innen bei Widersprüchen und Klageverfahren wie beispielsweise: Weitere Umbenennungen wurden ●● gesetzliche Renten-, Kranken-, vorgenommen: Im Jahr 1949, zum Bund Unfall-, sowie Pflegeversicherung „Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschä- ●● Schwerbehinderung digten“. 1974 in „Reichsbund der Kriegs- ●● ALG I und ALG II opfer, Behinderten, Sozialrentner und ●● Sozialhilfe Hinterbliebenen“, 1987 „Reichsbund der ●● Grundsicherung im Alter und bei Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinder- dauerhafter Erwerbsminderung. ten, Sozialrentner und Hinterbliebenen“ zeigen den Wandel der Zeit und den Na- Vom Reichsbund zum Sozialver- men des Verbandes mit den vertretenen band Deutschland (SoVD) - Der Ver- Personenkreis zu vervollständigen. bandsname im Wandel der Zeit 1995 erfolgte im wiedervereinigten Die Gründung einer starken Orga- Deutschland die Umbenennung in „Sozi- nisation war am Ende des dritten Jah- alverband Reichsbund“, der im Jahr 1999 res des 1. Weltkrieges, Frühjahr 1917, in „Sozialverband Deutschland“ mit dem längst überfällig, als am 23. Mai 1917 der Zusatz „ehemals Reichsbund, gegründet „Bund der Kriegsteilnehmer und Kriegs- 1917“ geändert wurde. Der Sitz des Sozi- beschädigten“ in Berlin gegründet wurde, alverbandes ist seit 2003 Berlin. Für den um erstmals die Versorgungsansprüche SoVD sind bundesweit ca. 20.000 ehren- der Kriegsopfer und ihrer Hinterbliebe- amtliche Helfer und rund 700 hauptamt- nen durchzusetzen. 1918 erfolgte dann liche Mitarbeiter tätig. Der SoVD ist Lan- die Umbenennung in „Reichsbund der des-, Kreis- und Ortsverbände gegliedert Kriegsbeschädigten und Kriegsteilneh- und zählt rund 525.000 Mitglieder. mer“. 1933, im Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, beschloss Auf dem Landesverbandstag 1990 der Reichsbund die Auflösung seiner Or- in Berlin wurde von den Delegierten der ganisation. Ein aktiver Widerstand gegen Name Reichsbund Landesverband Ber- 20 FLAGGSCHIFF
lin in Reichsbund Landesverband Berlin- der gesetzlichen Renten-, Kranken-, Pfle- Brandenburg umbenannt. Seit 15. Juni ge-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung 2009 ist der SoVD Landesverband Berlin- sowie in Fragen des Behindertenrechts, Brandenburg e.V. selbstständig tätig. der Grundsicherung, des Arbeitslosengel- des und der Sozialhilfe. Weiterhin werden Der SoVD vertritt die Interessen der von der Sozial- und Rechtsberatung des gesetzlich Rentenversicherten, -Kranken- SoVD Mitglieder in Klageverfahren vor versicherten sowie der pflegebedürftigen den Sozialgerichten vertreten, und der und behinderten Menschen gegenüber SoVD führt in grundsätzlichen Fragen der Politik. Für soziale Gerechtigkeit und Musterklagen vor den Sozialgerichten. für den Erhalt und den Ausbau der sozia- len Sicherungssysteme setzt sich der Ver- Der SoVD tritt bei Demonstrationen band ein. Der SoVD ist gemeinnützig und auf, wobei er federführend oder beteiligt parteipolitisch unabhängig. tätig ist. Die Sorgen und Nöte Betroffener, die von der Gesellschaft diskriminiert oder Angeboten werden vom SoVD zahlrei- benachteiligt werden, liegen dem SoVD che sozialrechtliche Beratungen in Fragen am Herzen. FLAGGSCHIFF 21
Die Geschichte des Sozialverband Sozialberatung nach Deutschland ist eine „Zeitreise“ durch Terminvereinbarung: fünf Epochen: das ausgehende Kaiser- Mo. und Do.14:00 - 18:00 Uhr reich, die Weimarer Republik, die Nazi- zeit (Verbands-Selbstauflösung), die alte Sozialverband Deutschland, Bundesrepublik Deutschland und das wie- Landesverband dervereinigte Deutschland unserer Tage. Berlin-Brandenburg e. V. Die politischen und gesellschaftlichen Kurfürstenstr. 131 Veränderungen finden sich im jeweiligen 10785 Berlin Verbandnamens wieder. Aus der Notwen- Telefon: 030 26 39 38 – 0 digkeit Versorgungsansprüche der Kriegs- opfer und ihrer Hinterbliebenen durchzu- Sie finden uns nah am setzen ist der Kampf für Benachteiligte U-Bahnhof Nollendorfplatz und Behinderte unserer Gesellschaft ge- (U-Bahnverbindung: U1, U2, U3, U4) worden. Bus: 187 Unsere Bürozeiten: Mo. – Do. 9:00 - 15:00 Uhr Aufgrund der Innenstadtlage Fr. 9:00 - 14:00 Uhr besteht Parkraumbewirtschaftung Herzlichen Glückwunsch, Dr. Rudolf Turber! Wir gratulieren unserem langjährigen Mitstreiter, Autor und Selbsthilfe-Aktiven Dr. Rudolf Turber zu seinem 81. Geburtstag und wünschen Glück, Gesundheit und viel Freude mit allen Enkeln. Vielen Dank, lieber Rudolf, dass Du uns so zuverlässig mit Beiträgen für unser Flaggschiff versorgst. Es grüßt herzlich das Team der LV Selbsthilfe 22 FLAGGSCHIFF
Aphasie – Was ist das? Aphasiker Chor Berlin beim Auftritt im Juni 2016 Aphasie bedeutet Verlust der Spra- Die Entstehung einer Aphasie ist ein che. einschneidender Vorfall im Leben eines Menschen und kann in jedem Lebens- Leider ist bis heute sehr vielen Men- alter auftreten. Im Kindesalter stört die schen, auch einigen Ärzten, dieser Be- Aphasie erheblich die normale Sprach- griff nicht bekannt. entwicklung des Kindes. Eine eintreten- de Aphasie ist für die Angehörigen fast Er wird meistens umschrieben mit ebenso schwierig wie für den Betroffe- „Sprachbehinderung“, „Sprachstörung“ nen selbst, denn normale Kommuni- oder ähnlichem. kation ist ab sofort nicht mehr möglich. Hinzu kommen häufig Lähmungen der Aphasie ist eine erworbene Sprach- gesamten rechten Körperhälfte sowie störung, also nicht angeboren, die durch andere körperliche Einschränkungen. Schädigung des Gehirns entsteht. Sie tritt in den meisten Fällen nach einem Um diesen Menschen zu helfen, gibt Schlaganfall auf. Aber auch andere es den Bundesverband für die Rehabi- Hirnschädigungen, verursacht durch litation der Aphasiker. Der Bundesver- Unfälle, Hirntumoren oder Hirnentzün- band in Würzburg ist der Dachverband dungen, können Auslöser einer Aphasie für die Landesverbände in den Bundes- sein. ländern sowie für regionale Aphasiker- FLAGGSCHIFF 23
Alle zwei Jahre, das nächste Mal im Oktober 2017, veranstaltet der Aphasie Landesverband Berlin e.V. einen „Berliner Aphasietag“. Auch hier können Berliner Aphasiker, Angehörige und Therapeu- ten in ähnlicher Form wie in Würzburg wertvolle Hilfsan- gebote und Eindrücke mit Selbsthilfegruppen, die es in allen deut- nach Hause nehmen. schen Bundesländern gibt. Seit Jahren findet jährlich einmal eine Der Aphasie Landesverband Berlin Bildungsreise für vier Tage innerhalb e.V. (ALB) ist ein gemeinnütziger Verein. Deutschlands statt. Reiseveranstalter ist In Wilmersdorf, Spandau, Friedrichs- das Reisebüro für barrierefreies Reisen hain-Kreuzberg und Lichtenberg gibt es der Fürst-Donnersmarck-Stiftung in Ber- jeweils Selbsthilfegruppen. lin sowie ein Busunternehmen für barri- erefreies Reisen in Uelzen. Gemeinsam Auch der Landesselbsthilfeverband mit dem Aphasie Landesverband Berlin Schlaganfall- und Aphasie betroffener e.V. wird diese Reise vorbereitet. Die (LVSB) in Berlin hat Selbsthilfegruppen Krankenkassen leisten auf Antrag Zu- für Aphasie-Betroffene (Aphasiker). schüsse zu dieser Reise, und die Rei- seteilnehmer erhalten diese Summe als Gemeinsam mit der Charité Berlin Zuschuss zum Reisepreis. hat der Aphasie Landesverband Berlin (ALB) den Aphasiker Chor Berlin (ACB) Der Aphasie Landesverband Berlin gegründet. Warum? Viele Aphasiker e.V. ist im Internet unter www.aphasiker- können zwar nicht sprechen, aber im berlin.de zu finden. Chor singen. Das erklärt sich dadurch, dass für das Singen andere Hirnregio- Die Ansprechpartner sind André nen zuständig sind. Laqua, Tel. 030-453 06 114 sowie die Beratungsstelle für Aphasie Heinrich Jedes Jahr im März finden in Würz- Mundt, Tel. 01520-6953782. burg die „Würzburger Aphasietage“ statt. Hier gibt es für Aphasiker, Angehö- rige und Sprachtherapeuten Vorträge, Margaret Voigt Workshops, Podiumsdiskussionen und Vorstandsmitglied Aphasie vieles mehr. Landesverband Berlin e.V. 24 FLAGGSCHIFF
Inklusives Engagement Die Lebenshilfe Berlin erbringt Stärken und Interessen gemäß einbrin- Dienstleistungen zur Verwirklichung gen kann? Trotzdem denken die Meis- von Inklusion, Partizipation und gesell- ten bei den Begriffen Engagement und schaftlicher Teilhabe von Menschen mit Menschen mit Behinderung eher daran, Behinderung. dass es um Engagement für Menschen mit Behinderung geht. Dabei vertreten wir den Ansatz, dass Behinderung aus der Wechselwirkung Inklusion im Bereich Ehrenamt be- zwischen individuellen Beeinträchtigun- deutet für die Engagierten Selbststär- gen und einstellungs- und umweltbe- kung und die Möglichkeit, in die Ge- dingten Barrieren entsteht. sellschaft hineinzuwirken. Gleichzeitig können sich Menschen mit und ohne Wir begleiten Menschen mit Behin- Behinderung begegnen und voneinan- derung auf ihrem Weg in ein gleichbe- der lernen. Das bürgerschaftliche En- rechtigtes und selbstbestimmtes Leben. gagement bietet ein hervorragendes Unsere Leistungen dienen ihnen und ih- Handlungsfeld, um die von der Behin- ren Familien zur Verwirklichung von Teil- dertenrechtskonvention geforderten habe und Lebensqualität. Im Mittelpunkt Teilhabe umzusetzen. stehen die individuellen Fähigkeiten, Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnis- Wie kann Inklusion im Bereich bür- se. gerschaftlichen Engagements umge- setzt werden, was brauchen wir an Rah- Besonders wichtig sind uns die Teil- menbedingungen um dies zu tun? habe und das Wohlbefinden von Men- schen mit hohem Unterstützungsbedarf. Seit vielen Jahren organisieren wir erfolgreich Engagement-Projekte für Auch die Behindertenrechtskonven- Menschen mit Unterstützungsbedarf, im tion der Vereinten Nationen fordert unter Bereich der großen Berliner Laufveran- anderem die gleichberechtigte Teilhabe staltungen (Streckenversorgung, Ziel- von Menschen mit Behinderung an der versorgung, Kleiderablagen) und auch Gesellschaft. im Bereich des Naturschutzes. Auch be- finden wir uns derzeit in der Vorlauf- und Wo könnte dies besser umgesetzt Planungsphase eines weiteren Inklusi- werden, als im Bereich des bürger- onsprojektes (Aktion Mensch), welches schaftlichen Engagements – einem Be- sich zum Ziel gesetzt hat, nachhaltige tätigungsfeld, in dem sich jeder seinen Engagement-Möglichkeiten für Men- FLAGGSCHIFF 25
an dieser Stelle dazu bei, Brücken zu schlagen und Barrieren abzubauen. Es zeigt sich, dass freiwilliges Engagement die Lebens- qualität entscheidend ver- bessern kann. Dieser Weg der aktiven Teilnahme am Leben im Gemeinwesen, wird als erfolgversprechend angesehen, weil er kon- sequent, neben anderen Zielen, auch das entschei- schen mit Unterstützungsbedarf zu ent- dende Ziel verfolgt, Menschen mit Un- wickeln. terstützungsbedarf als Bürger_innen mit Rechten und Pflichten ernst zu nehmen. Das langfristige Ziel des Projektes ist es, nachhaltige Engagement-Strukturen Falls wir Ihre Neugier geweckt ha- für Menschen mit Unterstützungsbedarf ben und Sie sich vorstellen können, frei- im Stadtteil zu schaffen. Dieses Ziel willig aktiv zu werden, stehen wir Ihnen kann aus unserer Sicht nur erreicht wer- für nähere Auskünfte und bei der Suche den, wenn es gelingt, mit Partnern im nach einem geeigneten Projekt gerne Stadtteil zu kooperieren und deren En- unterstützend zur Seite. gagement-Strukturen so zu gestalten, dass Menschen mit Unterstützungsbe- Tanja Weisslein darf Zugang zu diesen finden können. Freiwilligenmanagement Ziel ist die Entwicklung eines gemeinsa- Lebenshilfe Berlin e.V. men Konzeptes zur lokalen Umsetzung eines Netzwerkes Engagement und Tel.:030 / 829998128, Teilhabe. Mobil: 01736271027 Perspektivisch soll durch die Vernet- tanja.weisslein@lebenshilfe-berlin.de zung mit lokalen Kooperationspartnern ein weit gefächertes Engagement-An- https://www.lebenshilfe-berlin.de/de/ gebot für Menschen mit Unterstützungs- leichte-sprache/freiwillig-engagiert/ bedarf entstehen, welches es ermög- index.php licht, ein Engagement auszuüben, das den individuellen Interessen entspricht. Freiwilliges Engagement von Men- schen mit Unterstützungsbedarf trägt, 26 FLAGGSCHIFF
Das Zwei-Sinne-Prinzip – Die wichtigste Grundlage barrierefreier IT Am 29. September 2016 veranstal- Nutzer_innen barrierefreier IT, bedingt tete die Firma T-Systems Multimedia durch den demografischen Wandel, in Solutions die Konferenz „Barrierefreie den nächsten Jahren deutlich erhöhen IT 2016“ in der Biosphäre Potsdam, zu wird. Herr Peters (Leiter Erneuerung der Vertreter aus Unternehmen, Politik, des Liegenschaftkatasters beim Kreis Sozialwesen und Dienstleistungsfirmen Soest & Leiter Projekte NAV4BLIND) eingeladen waren. In einem spannen- erläuterte in seinem Beitrag „Blinde den Ambiente wurden ihnen eine Reihe Menschen als höchster Maßstab im interessanter Vorträge sowie die Gele- Design For All - Abschöpfung des Mehr- genheit zum Informationsaustausch und wertes aus Accessibility und Usability Netzwerken geboten. für Jedermann“, welche Nebeneffekte bei der Umsetzung von barrierefreier IT Im Hinblick auf das Zwei-Sinne-Prin- auftreten können und welche positiven zip war nicht nur der alle Sinne anspre- wirtschaftlichen Vorteile (z.B. günstiger chende Veranstaltungsort „Biosphäre Hardware-Einkauf) daraus entstehen Potsdam“ ausgewählt worden; auch können. Im Vortrag von Frau Probst die Beiträge der Konferenz hatten eine (Bloggerin im Kampf für Barrierefreiheit entsprechende Ausrichtung. Im Vorder- und Inklusion in der Gesellschaft & As- grund standen dabei besonders die Sin- sistentin des Vorstands vom Hamburger ne „Hören und Sehen“. Gehörlosenverband) zum Thema „Bar- rierefreiheit ist für alle da“ wurde das Tenor der Veranstaltung war, dass Thema Barrierefreiheit dann aus Sicht das Potential barrierefreier IT von priva- gehörloser Menschen betrachtet. ten Unternehmen zumeist nicht erkannt und deswegen bei der Realisierung von Veranstaltungsbegleitend bot sich IT-Projekten nicht berücksichtigt wird. zudem die Möglichkeit, die eigene Web- Einleitend dargestellt wurde diese Er- site im Hinblick auf deren Barrierefrei- fahrung von Herrn Meixner (T-Systems heit kompetent testen zu lassen. Multimedia Solution, Leiter User Cen- tered Test) in seinem Vortrag „Barriere- In der abschließenden Podiumsdis- freie IT. Den digitalen Wandel meistern“. kussion hob Frau Probst den Umstand Herr Wegge (Siemens AG, Leiter Kom- hervor, dass es für gehörlose Menschen petenzzentrum Barrierefreiheit) machte keine Möglichkeit gibt, einen flächende- in seinem Vortrag „Digitale Barrierefrei- ckenden Notruf z.B. einheitlich per SMS heit. Was bewirken neue Regulierungen in ganz Deutschland abzusetzen. Das und Normen in Deutschland und der veranlasste Herrn Peters wiederum zu EU?“ deutlich, dass sich die Zahl der dem Angebot an Frau Probst, ein erstes FLAGGSCHIFF 27
Gespräch zum Thema „Notruf per SMS“ Dort haben Sie auch die Möglichkeit, zu führen, um gemeinsam Ideen für eine sich in den Newsletter einzutragen, z.B. möglicherweise prototypische Umset- um die nächste Veranstaltung nicht zu zung zu entwickeln. verpassen. Zusammenfassend und aus Sicht des Autors dieses Artikel war die Konfe- renz eine sehr gut organisierte und rund- um gelungene Veranstaltung, so dass Edgar Weitzel, die Teilnahme an ähnlichen Nachfol- Spreelink IT Lösungen geveranstaltungen wärmstens zu emp- Tel.: 030 / 31 16 53 05 fehlen ist. Weitere Infos zur Konferenz eweitzel@spreelink.de finden Sie hier: http://it-transformation.t- www.spreelink.de systems-mms.com/artikel/barrierefreie- it.html . Wahl des Landesbehindertenbeauftragten Behindertenbeauftragter muss aus der Behindertenbewegung kommen! Alle fünf Jahre wieder der gleiche Die Bundesregierung zeigt den Ärger: Das Landesgleichberechtigungs- Weg gesetz (LGBG) verlangt vom Senat, im Einvernehmen mit dem Landesbeirat für Auf Bundesebene ist es das glei- Menschen mit Behinderung einen Lan- che Spiel: Aus vermeintlichen Kompe- desbehindertenbeauftragten zu berufen. tenzgründen war der Beauftragte für Vorgeschlagen wird er von der für Sozi- Menschen mit Behinderung der Bun- ales zuständigen Senatsverwaltung. desregierung immer ein Parlamentarier gewesen. Man erhoffte sich ein stärke- Zwei Perioden hatten wir den Lan- res Durchsetzungsvermögen gegen- desbediensteten Dr. Jürgen Schneider. über Ämter und Behörden. Dass er aus der Verwaltung selbst kam, hatte sicherlich seine Vorteile, vor allem Nach der letzten Bundestagswahl für den Senat selbst. Er hat seine zwei geschah das Unglaubliche: Der bis- Amtszeiten mit besten Wissen und Ge- herige Bundesbehindertenbeauftragte wissen durchgeführt. Dennoch, über die Hubert Hüppe trat nicht mehr an und Grenzen eines Angestellten der Senats- man entschied sich für die Nichtparla- verwaltung konnte auch er nicht sprin- mentarierin, aber sehr engagierte be- gen. Wie sollte man auch auf Dauer ge- hinderte Verena Bentele. Ganz bewusst gen seinen Arbeitgeber opponieren. entschied sich die Regierung Merkel für 28 FLAGGSCHIFF
einen Menschen mit Behinderung, hielt Anforderungen neu verhandeln. Diese dieses Merkmal für entscheidender als Gespräche müssen auf Augenhöhe die Zugehörigkeit zum Parlament. In Berlin sind die Aufgabe und das notwendige Profil klar definiert. Ein acht- seitiger Katalog legt fest, was ein Lan- desbehindertenbeauftragter leisten kön- nen muss. Von Fachkompetenzen ist da die Rede, die eine genaue Kenntnis der Verwaltungsstrukturen, des Sozial- rechts und des Verwaltungsrechts ein- schließt. Also doch eine Frau oder Mann aus den Reihen der Verwaltung selbst? Aber wenn man genau hinsieht, wer sollte diese Strukturen besser kennen, als ein behinderter Mensch, der jeden Tag damit konfrontiert wird? Nicht der Mitarbeiter einer Senatsverwaltung. Aus dieser Perspektive kennt man die ande- re Seite nur aus der Beobachterposition. Belastbar muss der oder die Kandi- und im Einvernehmen stattfinden. Wie datin sein, steht da. Doch wer sich ein- das Einvernehmen zwischen Senat und mal einen ganzen Tag im Rollstuhl oder Landesbehindertenbeirat hergestellt blind durch die Stadt bewegt hat, fragt werden kann, ist noch völlig offen. Der nicht mehr nach Belastung. neue Senat wird sich dann auch daran messen lassen müssen, wie er behin- Neuer Senat, neue Chance? derte Menschen einbezieht. Der alte Senat ist abgewählt wor- den, ein neuer Senat ist zu bilden. Das ist sicher eine Chance, vieles besser Siegurd Seifert anzupacken, als es verlassen wurde. Dieser Artikel erschien zuerst in der Die Findung eines neuen Landesbehin- Berliner Behinderten Zeitung dertenbeauftragten sollte daher Sache im Oktober 2016 der neuen Senatorin bzw. des neuen Senators sein und nicht die des noch Senators Czaja. Vielleicht lassen sich dann auch in den Gesprächen über ei- nen neuen oder eine neue Landesbe- hindertenbeauftragte die eigentlichen FLAGGSCHIFF 29
Gesundheitsversorgung von morgen „Was kommt alles versorgung belaste das Arzt-Patienten- auf Versicherungen, Verhältnis. Beske fordert ein verantwor- auf Ärzte, auf Pati- tungsbewussteres, perpektivischeres enten zu?“ heißt ein Denken. Buch von Prof. Fritz Beske, langjähriger Der Präsident der deutschen Alters- Leiter des gleichnami- psychiater Prof. Dr. Hans Gutzmann, gen Kieler Instituts für der an der Pressekonferenz teilnahm, Gesundheits-System- sprach die unzureichende Versorgung Forschung bis 2013; Berater der WHO Pflegebedürftiger und alter Menschen als renommierter Gesundheitsexperte: an. Gerade Demenzkranke würden in Er stellte es auf einer Pressekonferenz Deutschland gemessen an internati- in Berlin vor. Seine Bilanz zur Gesund- onalen Standards nicht angemessen heitspolitik ist ernüchternd. behandelt. Er kritisierte die Trennung von Kranken- und Pflegekasse, weil die „Die große Koalition ignoriert den Krankenkassen betriebswirtschaftlich demografischen Wandel. Gegenstand gar kein Interesse an der Bezahlung ei- des Koalitionsvertrages ist ausschließ- ner Behandlung haben, deren „Nutzen“ lich die Zeit der Legislaturperiode. Die bei eintretender Pflegebedürftigkeit die alleinige Ankündigung einer Pflegere- Pflegekasse habe. Dadurch werde die form und die Planung eines Pflegefonds notwendige Behandlung oft versäumt durch die Erhöhung des Beitragssatzes und gehe zu Lasten pflegender Angehö- zur Sozialen Pflegeversicherung um 0,1 riger, die körperlich, seelisch und finan- Prozent kann kaum als Zukunftsgestal- ziell die Hauptlast tragen. tung bezeichnet werden.“ Es ist ein sehr konkretes Buch, das Beske bemerkt, dass unser Gesund- angesichts der Situation die Verantwort- heitssystem nicht auf die Auswirkun- lichen in der Politik zum Handeln aufruft. gen des Älterwerdens der Gesellschaft eingestellt ist. Die zukünftige Gesund- Ergänzend dazu eine aktuelle Pres- heitsversorgung werfe angesichts der semeldung vom 12. Februar 2014, dass begrenzten Mittel Probleme der Finan- der Paritätische Wohlfahrtsverband und zierung und Leistungseinschränkungen die Stiftung Patientenschutz heute von auf. Es gebe substanzielle Veränderun- einem „Scheitern der Pflegeversiche- gen in der Versorgungsstruktur durch rung“ sprechen. Immer mehr Pflegebe- den Mangel an Ärzt_innen und Pfle- dürftige sind auf Zuschüsse angewie- gekräften. Auf die künftige Versorgung sen. von Pflegebedürftigen gebe es derzeit keine Antwort. Die Ökonomisierung und „Alt werden wollen viele, alt sein kei- Kommerzialisierung in der Gesundheits- ner“ lautet ein populärer Spruch. Älter 30 FLAGGSCHIFF
werden ist aber für jeden von uns un- bedürftigkeit - Selbstbestimmung durch vermeidlich. Man sollte sich frühzeitig Patientenverfügung. Dieser Ratgeber ist auf das Alter vorbereiten. Dem dient ein ausgesprochen informativ und zu emp- kleines aktuelles Buch, dessen Autor fehlen, auch für Menschen, die noch ebenfalls Prof. Dr. Fritz Beske ist: Be- nicht alt sind. wusst älter werden – ein Ratgeber zur Vorbereitung auf das Alter. In konzen- trierter Form geht Beske auf Themen ein wie gesunde Lebensweise - Früh- erkennung von Krankheiten - finanzielle Absicherung - Versorgung bei Pflege- Dr. Rudolf Turber Digitale Hilfsmittel system mit Funksensoren, mit dem man metergenau mit dem Smartphone navigieren kann. Auf großes Interesse stießen auch das barrierefreie Notrufs- ystem für Gehörlose, die virtuel- le Prothese zur Computersteu- erung für Handamputierte oder der Leuchtsensor für Diabetiker. Dass diese Hilfsmittel schon jetzt oder sehr bald das Leben und die Teilhabe von Menschen Entwickler von shortcut erklären eine digitale mit Behinderungen erleichtern Handprothese werden, faszinierte viele Gäste. Auch Besucher_innen von den Mehrere Hundert Besucher_in- Arbeitsagenturen und Schwerbehinder- nen aus der Selbsthilfe kamen am tenvertretungen waren sehr angetan 17.10.2016 ins Rote Rathaus, um neu- von diesen neuen Perspektiven für die este digitale Hilfsmittel-Technik kennen Teilhabe am Arbeitsleben. Vorgestellt zu lernen. In der von der LV Selbsthilfe wurden außerdem Beispiele für Medi- organisierten Ausstellung im Wappen- zin- und Gesundheitsapps aus den Be- saal wurden spektakuläre Beispiele reichen Kopfschmerz, Depression und gezeigt: ein elektronisches Exoskelett, Herzinsuffizienz, und das DAI-Labor der mit dem Querschnittsgelähmte wieder TU Berlin präsentierte unter anderem gehen können, ein per Augensteue- das PERLEN-Projekt, das die Lebens- rung mit Google-Glass Brille steuerba- qualität von Menschen mit Demenz ver- rer Elektrorollstuhl oder ein Blindenleit- bessern wird. FLAGGSCHIFF 31
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