31 Digitale Hilfsmittel - Ausstellung und Informationsveranstaltung im Roten Rathaus - Landesvereinigung Selbsthilfe

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31 Digitale Hilfsmittel - Ausstellung und Informationsveranstaltung im Roten Rathaus - Landesvereinigung Selbsthilfe
Zeitschrift der
www.lv-selbsthilfe-berlin.de
                               Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V.
                               Heft 3/2016, 19. Jahrgang

                               Digitale Hilfsmittel –
                               Ausstellung und Informationsveranstaltung
                               im Roten Rathaus

                                                                           31
31 Digitale Hilfsmittel - Ausstellung und Informationsveranstaltung im Roten Rathaus - Landesvereinigung Selbsthilfe
Editorial
                       Liebe Leserinnen und Leser,

                       das Jahr 2016 war und ist für alle Mitglieder der LV
                       Selbsthilfe und unsere Geschäftsstelle eine aufregende
                       und arbeitsreiche Zeit.

                       Für den Bund zur Förderung Sehbehinderter e.V. (BFS)
                       bzw. für das Segelprojekt verlief 2016 sehr gut. Die Se-
                       gelsaison ist (fast) abgeschlossen und wir freuen uns
                       über vier neue, junge Segelanfänger, die durch eine gute
Jörg Sendlewski        Zusammenarbeit aller Beteiligten, wie ABSV, DBSV und
                       der Bundesvereinigung der Eltern blinder und sehbehin-
                       derter Kinder e.V. an das Segelprojekt herangeführt wur-
den. Am Tag der offenen Tür im Juli konnten wir Vertreter einiger Vereine und
viele Eltern, Kinder und Ehemalige begrüßen, die begeistert das Mitsegelan-
gebot annahmen, während Kleinere sich derweil auf der Hüpfburg vergnügten.

Ebenso erfolgreich verlief die bundesweit ausgeschriebene Segelwoche (zum
25. Mal). Höhepunkte waren sicherlich zwei Ausflüge, der Besuch der Hun-
dertschaft der Polizei mit Vorführung der Ausrüstung. Hier durften Alle alles an-
ziehen und probieren, bis zur Demonstration des Wasserwerfers, Weite und
Stärke, sowie der - bei gut 35°C - willkommenen Dusche für dankbare Kinder
und Begleiter! Ebenso war die Besichtigung des Flughafen Tegel bei laufendem
Betrieb, sowie die Besichtigung eines Großflugzeuges inclusive Platznehmen
im Cockpit ein unvergessliches Erlebnis für unsere sehbehinderten bzw. blin-
den Kinder. Noch in diesem Jahr wird endlich der alte Holzbelag der Steganlage
durch einen fast verottungsfreien Kunststoffbelag ersetzt, denn das Holz wurde
im Laufe der 30 Jahre splitterig und größere Verwindungen machten eine Re-
paratur unmöglich.

Viele Veranstaltungen der Mitgliedsvereine der LV Selbsthilfe und ebenso die
Wahlen in Berlin bedeuteten nicht nur intensive geistige Anstrengungen son-
dern auch körperliche und zeitliche Belastungen. Allen, die positiv dazu beige-
tragen haben, sei herzlich gedankt.
Die Neubildung des Berliner Senats weckt Wünsche und Erwartungen, die hof-

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fentlich die Anliegen unserer Mitglieder erfüllen werden. Derzeit wurde bzw.
wird sowohl die Stelle der/des Landesbehinderten-Beauftragten neu besetzt (s.
Seite 28), als auch die Stelle der/des Patienten-Beauftragten von Berlin. Beiden
sei gutes Gelingen, Mut und Ausdauer gewünscht. Die Ausschreibung für die
Position der/des Patienten-Beauftragten von Berlin wird nach einem ersten er-
folglosen Durchgang nun neu ausgeschrieben, so dass erst die bzw. der neue
Senator_in für Gesundheit und Soziales hier Fakten schaffen wird.

Mit Freude konnte die LV Selbsthilfe im Oktober zwei neue Mitglieder begrüßen:
1. Den SoVD, Sozialverband Deutschland, Landesverband Berlin-Brandenburg
e.V. (s. Beitrag S. 19), 2. Die DDL, Deutsche DepressionsLiga e.V. (s. S. 17).

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Hinweisen möchte ich an dieser Stelle auch auf die Einladung zu unserer Auf-
taktveranstaltung „Nicht über uns ohne uns – Gesundheitsselbsthilfe im 21.
Jahrhundert“ am 10. November 2016 im ABSV.

Allen Selbsthilfe-Aktiven und ihren Angehörigen die besten Wünsche in der
kommenden Advents- und Weihnachtszeit.

Herzliche Grüße

                                                               Jörg Sendlewski
                                     Vorstand LV Selbsthilfe und Vorstand BFS

Jörg Sendlewski (re.) bekam im Dezember 2015 die Berliner Ehrennadel durch
Senator Mario Czaja verliehen

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Inhalt

Editorial 	                                                              2

Gelungene Selbsthilfe von Spandau bis Marzahn 	                          6

Im Berufsleben mit Behinderung 	                                         7

6. Fachtag Autismus des Elternzentrum Berlin e.V.                        8

Bundesweiter Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30.9.2016 	         10

Blinde und Sehbehinderte nehmen Politiker ins Visier 	                  13

Tag der Epilepsie 2016 in Berlin 	                                      15

Unser neues Mitglied stellt sich vor: Deutsche DepressionsLiga e.V. 	   17

SoVD – ein neues Mitglied der LV Selbsthilfe stellt sich vor! 	         19

Die LV Selbsthilfe dankt Dr. Rudolf Turber 	                            22

Aphasie – Was ist das? 	                                                23

Inklusives Engagement 	                                                 25

Das Zwei-Sinne-Prinzip – Die wichtigste Grundlage barrierefreier IT 	   27

Wahl des Landesbehindertenbeauftragten 	                                28

Gesundheitsversorgung von morgen 	                                      30

Digitale Hilfsmittel 	                                                  31

Änderungen in der Pflegeversicherung ab 1. Januar 2017 	                35

Das Fest zum 100. Jahrestag der Fürst Donnersmarck-Stiftung  	          38

Termine 	                                                               42

Impressum 	                                                             43

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Gelungene Selbsthilfe von Spandau bis Marzahn

    Im Rahmen der Aktionen zum Crohn-              Gerade während des Crohn-und Co-
Colitis-Tag 2016 wurden zwei verdien-         litis-Tages informieren wir die Öffentlich-
te Leiterinnen von Selbsthilfegruppen         keit über unsere Erkrankungen.
geehrt. Der Landesverband der DCCV
Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcero-             Immer mehr Menschen in Deutsch-
sa Vereinigung e.V. Berlin/Brandenburg        land leiden an den chronisch-entzündli-
sprach die Ehrungen an verdiente Mit-         chen Darmerkrankungen Morbus Crohn
glieder aus, die andere Patient_innen         und Colitis ulcerosa. Die Krankheiten
beraten und ihnen helfend zur Seite ste-      brechen oft bei jungen Menschen im Al-
hen.                                          ter von 15 bis 25 Jahren zum ersten Mal
                                              aus. Sie sind nicht heilbar und gehen mit
                                              schmerzhaften Krankheitsschüben mit
                                              zum Teil schweren Verläufen und gra-
                                              vierenden Einbußen der Lebensqualität
                                              und einer veränderten Lebensführung
                                              einher.

                                                 Vielen Patienten hilft es, Gleichge-
                                              sinnte zu treffen und sich in Gruppen
                                              oder bei Arzt-Patienten-Gesprächen
                                              auszutauschen.
Sonja Arens und Kerstin Gläser                   Bei weiteren Fragen wenden Sie sich
                                              an Sonja Arens, Telefon: 030/39746669.

    Kerstin Gläser leitet seit 25 Jahren                          https://www.dccv.de/
eine Selbsthilfegruppe in Marzahn zu
chronisch entzündlichen Darmerkran-
kungen. Dafür gilt ihr der Dank der vie-
len Betroffenen, die in dieser Zeit von ihr
beraten wurden. Die Ehrung erfolgte im
Rahmen des Kontaktpersonentreffens.
Anny Becker erhielt für die Leitung ihrer
Gruppe in Spandau die Ehrenamtskarte
des Landes Berlin für ihr 15-jähriges En-
gagement im Sinne der Patient_innen.
Sie ehrten wir zu Beginn eines Arzt-
Patienten-Seminars im DRK-Klinikum
Westend.                                      Sonja Arens und Anny Becker

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Im Berufsleben mit Behinderung
Neues Gruppenangebot der Fürst Donnersmark-Stiftung – Teilnehmer_innen
gesucht

    Mit einer Behinderung berufstätig zu    dieses fortlaufenden Angebots ist der
sein, bedeutet oft, sich in einem Berufs-   Umgang mit den Herausforderungen
leben voller Normalitätserwartungen zu      durch permanente Normalitäts- und
bewegen. Manchmal fühlt sich das sehr       Normalisierungserwartungen der soge-
anstrengend an – für alle Beteiligten.      nannten nicht-behinderten Arbeits-Welt.
Gemeinsam unter Berücksichtigung der        Wie bringe ich mich trotz Behinderung
Interessen aller lassen sich solche Her-    ein und wie bleibe ich am Ball? Wie sen-
ausforderungen bewältigen.                  sibilisiere ich für meine Bedürfnisse und
                                            biete gleichzeitig meine Stärken an?
    Sich mit Anderen auszutauschen,         Wie bitte ich um Unterstützung, wenn
die genau wissen, „was Sache ist“, tut      meine Kräfte nachlassen?
da richtig gut. In wertschätzender Atmo-
sphäre können Sie gewohnte und neue                            Ansprechpartnerin:
Verhaltensweisen im beruflichen Alltag            Katrin Seelisch, Peer Counselorin
hinterfragen und in der Gruppe auspro-
bieren. Auch praktische Fragen haben                 jeden 1. Donnerstag im Monat
ihren Platz, z.B. zu Heil- und Hilfsmit-                      Zeit: 17.00–19.00 Uhr
teln oder zur aktuellen Rechtsprechung.
Dazu tauschen wir konkrete Tipps für                                          Ort:
den Berufsalltag aus.                                           Villa Donnersmarck

    Unsere Gruppe ist ein kreatives Frei-                                 Kosten:
zeitangebot, das Sie mit Spaß und Hu-                          1,- Euro pro Treffen
mor unterstützt, in Ihrem Beruf stets am        (Essen und Trinken nicht enthalten)
Ball zu sein und zu bleiben.
                                                                  Anmeldung unter
    Erstmals los geht’s mit der Gruppe                       Tel.: (030) 847 187 -17
am Donnerstag, 06.10.2016 von 17.30
bis 19.30 Uhr - in der Villa Donners-             http://www.villadonnersmarck.de/
marck. Die Gruppe trifft sich ab dann je-     gruppenangebote/im-berufsleben-mit-
den ersten Donnerstag im Monat und ist                                behinderung/
offen für Menschen mit Behinderungen,
die entweder bereits am 1. Arbeitsmarkt
berufstätig sind oder in dieser Richtung
auf Arbeitsuche. Quasi das Metathema

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6. Fachtag Autismus des Elternzentrum Berlin e.V.
            „Mit und über Autismus …“

    Samstag, 24. September 2016, die        hen“ Neuropsychologische Theorien
ersten Fachtagsteilnehmer treffen im        zum Autismus und was sie für den All-
Bürgersaal des Rathauses Berlin - Zeh-      tag bedeuten zu sprechen. Eindrucks-
lendorf ein. Das Elternzentrum Berlin hat   volle Präsentationen und Videobeiträge
die Türen zu seinem nunmehr 6. Fach-        unterstützen ihren interessanten Vor-
tag Autismus geöffnet. Als es dann um       trag und beleuchten den Blick auf den
9.30 Uhr losgeht, ist der Saal mit mehr     Autismus. Die Hintergründe für Verhal-
als 200 Teilnehmer_innen gefüllt, das       tensweisen werden gut verständlich mit
Thema, wie soll es auch anders sein ist     wissenschaftlichen Aspekten verknüpft.
Autismus und es sind wieder hochkarä-       Frau Dr. Schirmer ist im Themenkreis
tige Referentinnen am Start.                Autismus nun wahrlich keine Unbe-
                                            kannte, neben vielen Büchern, die sie
   „Mit und über Autismus“ ist der Titel    bereits veröffentlicht hat, ist sie nicht nur
der diesjährigen Veranstaltung. Nach        in Deutschland in Sachen Vorträge und
der Eröffnung durch den Vorsitzenden        Fortbildungen unterwegs.
des Elternzentrum Berlin e.V., Torsten
Hansen, beginnt die erste Referentin,          Doch auch die nächsten Referentin-
Frau Dr. Brita Schirmer zum Thema           nen sind keine unbekannten, auch sie
„Den Wald vor lauter Bäumen nicht se-       haben bereits Bücher veröffentlicht und

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mus beschäftigt. Da jeder Mensch sein
                                              eigenes Glück anders definiert, ist es
                                              notwendig, ganz individuelle Lösungen
                                              zu finden und auch die betroffenen Men-
                                              schen selbst danach zu befragen, was
                                              für sie zum Glücklich sein zählt.“

tragen vor, doch es gibt einen erhebli-
chen Unterschied, sie sind beide Asper-
gerautisten und berichten aus eigener
Erfahrung. Der Bogen ist somit gespannt
und Gee Vero, Künstlerin, Autorin und
Referentin setzt fort und hat ihrem Vor-
trag den Titel „Autismus – (m)eine an-
dere Wahrnehmung“ gegeben. Es ist ein
spannender, informativer und mitreißen-
der Vortrag, der nicht zuletzt auch durch
die Erfahrungen mit ihrem frühkindlich
                                              Dr. Christine Preißmann
autistischem Sohn Elijah etwas Beson-
deres für die Zuhörer und Zuhörerinnen                          Foto: Torsten Hansen
ist. Ihr Vortrag, in dem sie über ihr Leben
mit ihrem Autismus berichtete, wendet
sich an alle Menschen, die sich der He-           Nach einer Podiumsdiskussion und
rausforderung des Mitmensch-Sein mit          vielen interessanten Fragen aus dem
autistischen Menschen stellen möchten.        Publikum geht ein erfolgreicher Fachtag
Sie ist unter anderem auch durch ihr          zu Ende, und die Organisatoren sind
wunderbares Kunstprojekt „The Art of          stolz und dankbar für die vielen positi-
Inclusion“ bekannt. Mehr darüber kann         ven Rückmeldungen der Teilnehmerin-
man unter www.bareface.jimdo.com er-          nen und Teilnehmer. Nach dem Fachtag
fahren. Leider gibt es bei einem Fach-        ist vor dem Fachtag, heißt es nun für die
tag zeitliche Grenzen und viele Zuhörer       Aktiven des Elternzentrum Berlin e.V.,
hätten gern mehr von Gee Vero gehört,         denn der 7. Fachtag im kommenden
so wie auch von der nächsten Referen-         Jahr will gut vorbereitet sein.
tin, Frau Dr. Christine Preißmann. Sie
beschreibt den Inhalt ihres Vortrags wie
folgt: „Das Streben nach Glück ist so alt                             Torsten Hansen
wie die Menschheit selbst, da Lebens-                                    Vorsitzender
qualität ein wichtiges Ziel des mensch-                      Elternzentrum Berlin e.V.
lichen Daseins darstellt. Bisher aber hat
man sich kaum mit Glück und Lebens-
zufriedenheit bei Menschen mit Autis-

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Bundesweiter Tag der Legasthenie und Dyskal-
                 kulie am 30.9.2016

                                            kulie!“ initiiert. Mit diesem Tag möchten
                                            sie auf die Belange betroffener Kinder
                                            aufmerksam machen.

   Erstmals fand in diesem Jahr, wie           Im Vorfeld des 1. Tages der Legas-
künftig jedes Jahr, der Tag der Legas-      thenie und Dyskalkulie lud der BVL am
thenie und Dyskalkulie statt. In Deutsch-   23.9.2016 zu einer zentralen Presse-
land sind etwa 10 Prozent aller Kinder      konferenz ein. Die Teilnehmer auf dem
von einer Legasthenie oder Dyskalkulie      Podium im Haus der Bundespresse-
betroffen. Viele dieser Kinder erreichen    konferenz diskutierten über bessere

aufgrund fehlender schulischer Rah-         Bildungschancen für Kinder mit Legas-
menbedingungen keinen begabungs-            thenie und/oder Dyskalkulie. Mit dabei
gerechten Bildungsabschluss. Somit          waren:
gehen auch dem Arbeitsmarkt wertvolle
Potenziale verloren. Der Bundesver-          ●● Bodo Ramelow, Ministerpräsident
band Legasthenie und Dyskalkulie e.V.       des Freistaates Thüringen (selbst be-
(BVL) und die Deutsche Kinderhilfe e.V.     troffener Legastheniker),
haben daher gemeinsam die Kampag-            ●● Prof. Dr. med. Dipl.-Päd. Michael
ne „Bessere Bildungschancen für Kin-        von Aster, Chefarzt der Klinik für Kin-
der mit Legasthenie und/oder Dyskal-        der- und Jugendpsychiatrie, Psycho-

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therapie und Psychosomatik an den          mehr Chancengleichheit im Bildungs-
DRK-Kliniken Berlin,                       system ein Zeichen zu setzen. So war
 ●● Rainer Becker, Vorstandsvorsit-        der Landesverband Legasthenie und
zender der Deutschen Kinderhilfe e. V.,    Dyskalkulie Berlin e. V. (LVL Berlin) an
 ●● Knut Janßen, Vater von zwei Kin-       diesem Tag mit einem Informations- und
dern mit Legasthenie,                      Beratungsstand vor der Zentral- und
 ●● Tanja Scherle, Vorstandsmitglied       Landesbibliothek (ZLB) am Blücher-
des Bundesverbands Legasthenie und         platz in Friedrichshain-Kreuzberg ver-
Dyskalkulie e. V. (Lehrerin und Mutter     treten. Vom frühen Nachmittag bis in die
von drei betroffenen Kindern)              Abendstunden gab es ein reges Interes-
 ●●                                        se bei den Passanten und Bibliotheks-
    Am 30.9.2016 waren Schüler_innen,      besuchern und viele Fragen konnten
Lehrkräfte, Eltern, Vereine, Initiativen   in den zahlreichen Gesprächen geklärt
etc. aus dem gesamten Bundesgebiet         werden. Das Wichtigste für den LVL an
aufgefordert für inklusive Schule und      diesem Tag war, die Öffentlichkeit auf

                   FLAGGSCHIFF                                                11
die Teilleistungsstörungen aufmerksam         Der nächste Fachtag für Eltern zum
zu machen. Viele Menschen wissen          Thema „Legasthenie und Dyskalkulie –
nicht, welche dramatischen Auswirkun-     Ursachen, Diagnostik, häusliche Hilfen“
gen diese Einschränkungen auf das         findet am 19.11.2016 von 11.00 Uhr bis
Lernen und den schulischen bzw. beruf-    17.00 Uhr in den Räumen der Epihani-
lichen Lebensweg haben können, wenn       engemeinde, Knobelsdorffstr. 72, 14059
nicht frühestmöglich gefördert wird.      Berlin statt.
Eine Schlüsselfunktion kommt dabei
dem schulischen und gesellschaftlichen        Die nächsten Fachvorträge im Kli-
Nachteilsausgleich zu. Machen auch        nikum im Friedrichshain, Landsberger
Sie mit beim nächsten Tag der Legas-      Allee 49, Haus 20, „Tenne“, Eingang
thenie und Dyskalkulie am 30.9.2017!      Landsberger Allee von 19.30 Uhr bis ca.
                                          21.00 Uhr am:
    Der LVL Berlin, mit seinen ca. 220        8. November 2016 – „Wie verarbei-
Mitgliedern, besteht seit 26 Jahren und   ten Legastheniker Informationen und
ist ein Selbsthilfeverband mit mehreren   wie lernen sie?“
Gruppen im gesamten Stadtgebiet. Für          10. Januar 2017 – „Behindertenaus-
Erwachsene mit Legasthenie und/oder       weis bei Teilleistungsstörungen“
Dyskalkulie gibt es eine eigene Gruppe
zum gemeinsamen Austausch und ge-            Weitere Informationen sowie das
genseitiger Unterstützung. Der LVL ver-   Programm für die erste Hälfte des
anstaltet darüber hinaus regelmäßige      Schuljahres 2016/2017 finden Sie auf
Fachvorträge im Klinikum im Friedrichs-   unserer Internetseite www.lvl-berlin.de
hain und bietet Fachtage oder Vorträge
zum Thema Lese-Rechtschreibschwä-
che und Rechenstörung an. Es besteht                    Informationen allgemein
eine Kooperation mit der Kinder- und            zur Legasthenie und Dyskalkulie:
Jugendbibliothek „Hallescher Komet“
der ZLB. In Zusammenarbeit mit dem                                    Frau Hanke
LVL Berlin wurden im Suchkatalog des                E-Mail: kontakt@lvl-berlin.de
Verbund der Öffentlichen Bibliotheken                         Tel.: 030/43666333
Berlins (www.voebb.de) Bücher mit den
Suchwörtern Legasthenie, Lese-Recht-
schreibschwäche, Dyskalkulie, Rechen-                                Birgit Höllig
schwäche versehen.                                        Vorsitzende LVL Berlin

    Der LVL Berlin möchte Sie auf die
folgenden Veranstaltungen aufmerksam
machen:

12                                        FLAGGSCHIFF
Blinde und Sehbehinderte nehmen Politiker
                     ins Visier

   Berlin hat gewählt. Der Allgemei-       neu gewählten Politiker befragt und die
ne Blinden- und Sehbehindertenverein       Wünsche und Forderungen blinder und
Berlin gegr. 1874 e. V. (ABSV) hat seine   sehbehinderter Menschen den Vertre-
Mitglieder zu ihren Erwartungen an die     tern aller ins Berliner Abgeordnetenhaus
                                                           gewählten Parteien zuge-
                                                           schickt. Damit verbinden
                                                           wir die Hoffnung, dass
                                                           diese Punkte im Koaliti-
                                                           onsvertrag berücksichtigt
                                                           und in der bevorstehen-
                                                           den      Legislaturperiode
                                                           zielorientiert in Angriff ge-
                                                           nommen werden.

                                                                Wir erwarten von der
                                                           Berliner Politik, u. a.
                                                            ●●die Überarbeitung der
                                                           anachronistischen Defini-
                                                           tion von Taubblindheit im
                                                           Landespflegegeldgesetz
                                                           sowie dessen zentrale
                                                           Durchführung,
                                                            ●●mehr Sicherheit im
                                                           Straßenverkehr       durch
                                                           eine beschleunigte Um-
                                                           rüstung zu akustischen
                                                           Ampeln, die Ausrüs-
                                                           tung von Bussen und
                                                           Straßenbahnen mit Au-
                                                           ßenansagen sowie die
                                                           Bestandssicherung des
                                                           kostenfreien Bus- und
                                                           Bahn-Begleitservices,
                                                            ●●eine öffentliche För-
Blinde gehen baden – Protestaktion vor dem                   derung nur für barriere-
Reichstagsgebäude. Foto: ABSV/Rändel                         freie Bauvorhaben und
                                                             das Zurücktreten des

                   FLAGGSCHIFF                                                    13
Denkmalschutzes hinter die Bedürfnisse     blinden und sehbehinderten Menschen
mobilitätseingeschränkter Menschen,        darum, dass
 ●● ein barrierefrei nutzbares Warn-        ●● Verbesserungen bei der Einglie-
system bei Großereignissen und Kata-       derungshilfe auch für die Blindenhilfe
strophen sowie die Schaffung von Na-       gelten,
vigationslösungen an allen größeren         ●● sehbehinderte Menschen nicht von
Umsteige-Bahnhöfen, Busbahnhöfen           der Eingliederungshilfe ausgeschlossen
und in öffentlichen Gebäuden,              werden und
 ●● die Berufung eines übergreifenden       ●● Bildungschancen zukunftsorien-
Fachbeirates „Inklusives Berlin“ bei der   tiert weiterentwickelt werden, sodass le-
Bildungsverwaltung sowie die gesetzli-     benslanges Lernen für alle behinderten
che Verankerung des Rechts auf inklu-      Menschen gleichberechtigt möglich ist.
sive Beschulung ohne einschränkende
Vorbehalte,                                   Ausführliche Positionspapiere und
 ●● die Unterstützung und öffentliche      weitere Infos unter http://bthg.dbsv.org
Förderung eines barrierefreien Zugangs
zu Ausstellungen, Filmen und Theater-
aufführungen,                                                      Paloma Rändel
 ●● eine Zulassung von Arzt- und                        Öffentlichkeitsarbeit ABSV
Zahnarztpraxen nur dann, wenn diese
barrierefrei erreichbar sind sowie
 ●● die Beschaffung ausschließlich
barrierefreier Programme für die behör-
deninterne und externe Bearbeitung.

Auch auf Bundesebene machen wir uns
stark, wenn es um die Rechte blinder
und sehbehinderter Menschen geht. So
waren Mitglieder und Mitarbeiter des
ABSV bei einer öffentlichkeitswirksa-
men Aktion des Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (DBSV) am
Vortag der ersten Lesung des Bundes-
teilhabegesetzes (BTHG) dabei, als es
hieß „Blinde gehen baden“ – eine düs-
tere Prognose in Anbetracht des man-
gelhaften Gesetzentwurfs. Ein Bündnis
zahlreicher großer und kleiner Verbände
fordert deshalb Nachbesserungen zum
Bundesteilhabegesetz. Dabei geht es

14                                         FLAGGSCHIFF
Tag der Epilepsie 2016 in Berlin

    Die Zentralveranstaltung zum Tag        bürgermeister, Reinhard Naumann, der
der Epilepsie 2016 wurde von der Deut-      uns den Festsaal seines Rathauses
schen Epilepsievereinigung in Koopera-      kostenlos zur Verfügung gestellt hat,
tion mit dem Landesverband Epilepsie        bestärkte uns in unserer Lobbyarbeit
Berlin-Brandenburg und dem Epilep-          gegen die immer noch vorhandene Stig-
sie-Zentrum Berlin-Brandenburg orga-        matisierung anfallskranker Menschen.
nisiert und fand am 05. Oktober 2016
im Rathaus Charlottenburg statt. Unter         Die Epileptologen Dr. Frank Böse-
dem Motto „Epilepsie braucht Offenheit“     beck, Prof. Dr. Martin Holtkamp, Dr. Axel
begrüßten wir etwa 150 Teilnehmende.        Panzer und Prof. Dr. Bernhard Steinhoff
Schirmherrin des Tages war Dr. Katarina     diskutierten in einer ersten Runde über
Barley (SPD-Generalsekretärin und Mit-      die medizinische Entwicklung und den
glied des Bundestags). Sie stand Rede       gesellschaftlichen Wandel im Umgang
und Antwort und zeigte sich offen für die   mit der Erkrankung. Während Eltern
Anliegen der Anwesenden: „Ihr Motto         sich vor 20 Jahren noch schämten und
steht gegen die Ausgrenzungsgefahr,         das Wort „Epilepsie“ vermieden wurde,
die in der Gesellschaft immer mehr zu-      so seien sie heute erleichtert, wenn die
nimmt.“ Der Charlottenburger Bezirks-       Diagnose klar benannt wird. Leider ver-

                    FLAGGSCHIFF                                                 15
gehe oft viel Zeit, bis die Patienten in ein       Am Vortag gedachten Mitglieder der
Epilepsiezentrum überwiesen werden,            DE und des Landesverbandes der Op-
um die Diagnose und richtige Therapie          fer der Euthanasie – unter ihnen auch
zu erhalten.                                   Menschen mit Epilepsie – während der
                                               Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis
    In einer zweiten Runde diskutierten        1945) und legten am „Gedenk- und In-
Michael Danielowski, Dr. Katrin Löhken,        formationsort für die Opfer der natio-
Sudabah Pollok und Marita Wuschke              nalsozialistischen Euthanasie-Morde“
sowie Edith Panchyrs-Bardorf (Lebens-          (Aktion T 4) einen Kranz nieder. „T 4“
hilfe Berlin) vor allem über das Thema         steht für die Dienststelle in der Tiergar-
Offenheit in der Arbeitswelt und im pri-       tenstraße 4, von der von 1939 bis 1941
vaten Umfeld: „Ich entscheide, wem ich         die systematische Ermordung von mehr
mich öffne!“ „Offenheit fängt zu Hause         als 70.000 Menschen mit geistigen und
an.“ In beiden Runden gab es rege Dis-         körperlichen Behinderungen organisiert
kussion mit dem Publikum. Dabei wurde          wurde.
klar, dass es viele unterschiedliche Mei-
nungen dazu gibt, ob eine Epilepsie bei            Ebenfalls am Vortag fand abends in
der Bewerbung oder im Vorstellungsge-          der Geschäftsstelle des Landesverban-
spräch erwähnt werden sollte oder nicht;       des in der Zillestraße ein Hoffest statt,
die einschlägigen Regelungen dage-             das sehr gut angenommen wurde und
gen, die von Norbert van Kampen vom            auf dem Gelegenheit bestand, einige
Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg           der Teilnehmenden an den Podiumsge-
zusammenfassend dargestellt wurden,            sprächen, unter anderem den Kabaret-
schienen nur wenigen bekannt zu sein.          tisten Martin Fromme, persönlich ken-
                                               nenzulernen.
    Umrahmt wurde die Veranstaltung
vom inklusiven (Martin Fromme) und                                     Tanja Salzmann
politischen Kabarett (Arnulf Rating).                         Landesverband Epilepsie
Martin Fromme machte mit seinem Leit-                          Berlin-Brandenburg e.V.
spruch „Lieber Arm ab als arm dran“
deutlich, dass es wichtig ist, auch ein-                                  Zillestraße 102
mal über seine eigene Behinderung und                                        10585 Berlin
den gesellschaftlichen Umgang damit                               Tel.: (030) 3470 3483
zu lachen. Arnulf Rating, der auch beim
ersten Tag der Epilepsie 1996 in Heidel-                                        E-Mail:
berg dabei war, bezog deutlich Stellung        tanja.salzmann@epilepsie-vereinigung.de
gegen diejenigen, die derzeit mit dump-                                       Internet:
fen Parolen gegen eine weltoffene, tole-                      www.epilepsie-berlin.de
rante Gesellschaft wettern und machte
auf so manche Absurditäten in Politik
und Berichterstattung aufmerksam.

16                                             FLAGGSCHIFF
Unser neues Mitglied stellt sich vor:
              Deutsche DepressionsLiga e.V.

Bundesweite Patientenvertretung für Menschen, die von Depression betroffen sind

    Unter dem Motto „Zurück ins Leben“      bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab.
arbeiten Vorstand und Mitglieder der        Seit April 2016 ist die DDL Mitglied in
Deutschen DepressionsLiga e.V. (DDL)        der BAG Selbsthilfe, in der LAG Selbst-
ehrenamtlich für ihre Ziele Aufklärung      hilfe Baden-Württemberg und nun auch
über die Krankheit Depression und Ent-      in der LV Selbsthilfe Berlin. Wir sitzen
stigmatisierung                                                       mit Patiente-
der Erkrankten.                                                       norganisatio-
Sie bieten Hilfe                                                      nen anderer
und Selbsthilfe                                                       psychischer
für Betroffene                                                        Erkrankungen
und vertreten                                                         in   Gremien
die Interessen                                                        der     Fach-
Betroffener ge-                                                       gesellschaft
genüber Politik,                                                      DGPPN und
Gesundheits-                                                          nehmen      an
wesen und Öffentlichkeit. Die Deutsche      Kongressen und Veranstaltungen teil.
DepressionsLiga e.V. ist satzungsge-
mäß unabhängig von der Pharmaindus-            Gemeinsam gegen Stigmatisie-
trie oder sonstigen Interessengruppen.      rung – Angebote und Projekte
Die Gründungsmitglieder lernten sich
in einem Diskussionsforum des Kompe-         ●● Die Mailberatung – hier helfen
tenznetzes Depression zunächst virtuell     Menschen anderen durch die Weiterga-
kennen. Bei verschiedenen Treffen wur-      be ihrer eigenen Erfahrung im Umgang
de bald deutlich, wie wohltuend der Aus-    mit der Krankheit Depression, sei es als
tausch unter Betroffenen ist, aber auch,    Angehörige, sei es als selbst Betroffene.
wie schwer es ist, mit dieser Erkrankung     ●● Die Wissensdatenbank – valide
zu leben in einer Gesellschaft, die über-   Informationen über psychische Erkran-
wiegend nichts darüber weiß oder unzu-      kungen, Therapieformen, Medikamente
treffende Vorstellungen davon hat. So       und vieles mehr.
entstand 2009 die Idee, sich aus eige-       ●● Der Newsletter – Aktuelle Infor-
nen Kräften für die Belange der Betroffe-   mationen rund um die Depression, die
nen einzusetzen und eine bundesweite        auch in Fachkreisen hohes Ansehen ge-
Interessenvertretung zu gründen, die es     nießen.

                    FLAGGSCHIFF                                                 17
●● Die Patientenbroschüre – Informa-         Unser Ziel
tionen für Erkrankte und interessierte
Menschen                                       Durch die Vermittlung von Wissen
 ●● Der Patientenkongress – Gemein-        über die behandelbare Krankheit De-
sam mit der Stiftung Deutsche Depres-      pression ist sie eine Krankheit wie jede
sionshilfe veranstalten wir alle zwei      andere. Betroffene vergeuden die ge-
Jahre unter der Schirmherrschaft von       ringe Energie, die ihnen die Depression
Harald Schmidt den Patientenkongress       vielleicht noch lässt, nicht damit, sich zu
in Leipzig                                 schämen und als Versager zu fühlen,
 ●● Die MUT-TOUR - Antistigma-Arbeit       sondern sie nutzen diese dazu, geeig-
unter dem Motto „Radeln gegen Depres-      nete Wege zurück ins Leben zu finden.
sion“ und seit 2016 NEU die MUT-Läufe
mit Markt der seelischen Gesundheit
 ●● Radio Sonnengrau, das erste Ra-                                         Kontakt:
dioformat zum Thema psychische Er-                                     Martin Schultz
krankungen                                                      Mitglied im Vorstand
 ●● Bücher z.B. “Papas Seele hat
Schnupfen“ oder der Bildband „Mal gut                        Telefon: 01723083074
mehr schlecht“
 ●● In Vorbereitung: Arbeitgebersemi-               m.schultz@depressionsliga.de
nare (für Führungskräfte) zum Thema
Depression in der Arbeitswelt – Mitglie-                   www.depressionsliga.de
der der Liga schulen im richtigen Um-
gang mit Erkrankten.

   Wir setzen uns ein

 ●● Wir stärken Betroffene und setzen
uns für ihre Rechte ein.
 ●● Wir kämpfen gegen Stigmata und
für den Abbau von gesellschaftlichen
Vorurteilen und Barrieren.
 ●● Wir fordern eine angemessene
gesundheitliche Versorgung und Unter-
stützung.
 ●● Wir beraten Betroffene, andere
Fachleute und Entscheidungsträger.

18                                         FLAGGSCHIFF
Ein neues Mitglied der LV Selbsthilfe Berlin e.V.
                   stellt sich vor!

                                                      lige Arbeit nicht nur Sinngebung
                                                      und erfüllte Freizeit, sondern
                                                      auch Erhalt ihrer sozialen und
                                                      beruflichen Fähigkeiten. Unse-
                                                      re ehrenamtlichen Helferinnen
                                                      und Helfer organisieren auch
                                                      Veranstaltungen wie gesellige
                                                      Treffen und Fahrten, an denen
                                                      auch Mitglieder, die eine Be-
                                                      hinderung haben oder aus Ge-
                                                      sundheits- und Altersgründen
                                                      nicht mehr so gut zu Fuß sind,
     Der SoVD Landesverband Berlin-                   teilnehmen können.
Brandenburg e.V. (SoVD) fordert eine
menschenwürdige        So-
zialpolitik. Gemeinsam
mit den Gewerkschaften,
Verbänden und Organi-
sationen wollen wir als
Initiative „Soziales Berlin“
die Politik nachhaltig be-
einflussen.

     Bei mehreren Groß-
veranstaltungen und De-
monstrationen in Berlin
und Brandenburg meldet
sich der SoVD Landes-
verband zu Wort und
vertritt die Interessen von
behinderten, älteren und sozial benachtei-       Sozialberatung für unsere Mitglie-
ligten Menschen.                             der
                                              ●● Wir bieten unseren Mitgliedern
   Beim SoVD arbeiten engagierte Frau-        juristische Beratung im Sozialrecht,
en und Männer ehrenamtlich. Für viele         helfen bei der Antragsstellung und ver-
Menschen bedeutet ehrenamtliche, freiwil-     treten unsere Mitglieder durch Rechts-

                    FLAGGSCHIFF                                                 19
die Diktatur Hitlers schien aussichtslos.
                                             Mit diesem Schritt entzog sich der Reichs-
                                             bund der mehrheitlichen Gleichschaltung
                                             von Politik, Wirtschaft, Kultur, Verwaltung
                                             und Verbänden.

                                                 Durch diese Entscheidung war 1946
                                             ein von der Vergangenheit unbelasteter
                                             und glaubwürdiger Neubeginn ermöglicht.
                                             Mit neuem Namen „Reichsbund der Kör-
                                             perbeschädigten, Sozialrentner und Hin-
                                             terbliebenen“ wurde der Verband im April
                                             1946 neu gegründet.
anwält_innen bei Widersprüchen und
Klageverfahren wie beispielsweise:               Weitere Umbenennungen wurden
●● gesetzliche Renten-, Kranken-,            vorgenommen: Im Jahr 1949, zum Bund
Unfall-, sowie Pflegeversicherung            „Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschä-
●● Schwerbehinderung                         digten“. 1974 in „Reichsbund der Kriegs-
●● ALG I und ALG II                          opfer, Behinderten, Sozialrentner und
●● Sozialhilfe                               Hinterbliebenen“, 1987 „Reichsbund der
●● Grundsicherung im Alter und bei           Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinder-
dauerhafter Erwerbsminderung.                ten, Sozialrentner und Hinterbliebenen“
                                             zeigen den Wandel der Zeit und den Na-
   Vom Reichsbund zum Sozialver-             men des Verbandes mit den vertretenen
band Deutschland (SoVD) - Der Ver-           Personenkreis zu vervollständigen.
bandsname im Wandel der Zeit
                                                 1995 erfolgte im wiedervereinigten
    Die Gründung einer starken Orga-         Deutschland die Umbenennung in „Sozi-
nisation war am Ende des dritten Jah-        alverband Reichsbund“, der im Jahr 1999
res des 1. Weltkrieges, Frühjahr 1917,       in „Sozialverband Deutschland“ mit dem
längst überfällig, als am 23. Mai 1917 der   Zusatz „ehemals Reichsbund, gegründet
„Bund der Kriegsteilnehmer und Kriegs-       1917“ geändert wurde. Der Sitz des Sozi-
beschädigten“ in Berlin gegründet wurde,     alverbandes ist seit 2003 Berlin. Für den
um erstmals die Versorgungsansprüche         SoVD sind bundesweit ca. 20.000 ehren-
der Kriegsopfer und ihrer Hinterbliebe-      amtliche Helfer und rund 700 hauptamt-
nen durchzusetzen. 1918 erfolgte dann        liche Mitarbeiter tätig. Der SoVD ist Lan-
die Umbenennung in „Reichsbund der           des-, Kreis- und Ortsverbände gegliedert
Kriegsbeschädigten und Kriegsteilneh-        und zählt rund 525.000 Mitglieder.
mer“. 1933, im Jahr der Machtergreifung
durch die Nationalsozialisten, beschloss         Auf dem Landesverbandstag 1990
der Reichsbund die Auflösung seiner Or-      in Berlin wurde von den Delegierten der
ganisation. Ein aktiver Widerstand gegen     Name Reichsbund Landesverband Ber-

20                                           FLAGGSCHIFF
lin in Reichsbund Landesverband Berlin-      der gesetzlichen Renten-, Kranken-, Pfle-
Brandenburg umbenannt. Seit 15. Juni         ge-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung
2009 ist der SoVD Landesverband Berlin-      sowie in Fragen des Behindertenrechts,
Brandenburg e.V. selbstständig tätig.        der Grundsicherung, des Arbeitslosengel-
                                             des und der Sozialhilfe. Weiterhin werden

    Der SoVD vertritt die Interessen der     von der Sozial- und Rechtsberatung des
gesetzlich Rentenversicherten, -Kranken-     SoVD Mitglieder in Klageverfahren vor
versicherten sowie der pflegebedürftigen     den Sozialgerichten vertreten, und der
und behinderten Menschen gegenüber           SoVD führt in grundsätzlichen Fragen
der Politik. Für soziale Gerechtigkeit und   Musterklagen vor den Sozialgerichten.
für den Erhalt und den Ausbau der sozia-
len Sicherungssysteme setzt sich der Ver-        Der SoVD tritt bei Demonstrationen
band ein. Der SoVD ist gemeinnützig und      auf, wobei er federführend oder beteiligt
parteipolitisch unabhängig.                  tätig ist. Die Sorgen und Nöte Betroffener,
                                             die von der Gesellschaft diskriminiert oder
   Angeboten werden vom SoVD zahlrei-        benachteiligt werden, liegen dem SoVD
che sozialrechtliche Beratungen in Fragen    am Herzen.

                    FLAGGSCHIFF                                                   21
Die Geschichte des Sozialverband                       Sozialberatung nach
Deutschland ist eine „Zeitreise“ durch                     Terminvereinbarung:
fünf Epochen: das ausgehende Kaiser-               Mo. und Do.14:00 - 18:00 Uhr
reich, die Weimarer Republik, die Nazi-
zeit (Verbands-Selbstauflösung), die alte            Sozialverband Deutschland,
Bundesrepublik Deutschland und das wie-                          Landesverband
dervereinigte Deutschland unserer Tage.                 Berlin-Brandenburg e. V.
Die politischen und gesellschaftlichen                         Kurfürstenstr. 131
Veränderungen finden sich im jeweiligen                             10785 Berlin
Verbandnamens wieder. Aus der Notwen-                  Telefon: 030 26 39 38 – 0
digkeit Versorgungsansprüche der Kriegs-
opfer und ihrer Hinterbliebenen durchzu-                  Sie finden uns nah am
setzen ist der Kampf für Benachteiligte               U-Bahnhof Nollendorfplatz
und Behinderte unserer Gesellschaft ge-      (U-Bahnverbindung: U1, U2, U3, U4)
worden.                                                                Bus: 187
                    Unsere Bürozeiten:
              Mo. – Do. 9:00 - 15:00 Uhr             Aufgrund der Innenstadtlage
                     Fr. 9:00 - 14:00 Uhr       besteht Parkraumbewirtschaftung

      Herzlichen Glückwunsch, Dr. Rudolf Turber!

                                                Wir gratulieren unserem
                                                langjährigen Mitstreiter,
                                              Autor und Selbsthilfe-Aktiven
                                              Dr. Rudolf Turber zu seinem
                                                   81. Geburtstag und
                                                    wünschen Glück,
                                               Gesundheit und viel Freude
                                              mit allen Enkeln. Vielen Dank,
                                              lieber Rudolf, dass Du uns so
                                                zuverlässig mit Beiträgen
                                                        für unser
                                                 Flaggschiff versorgst.

                                                  Es grüßt herzlich das
                                                Team der LV Selbsthilfe

22                                          FLAGGSCHIFF
Aphasie – Was ist das?

Aphasiker Chor Berlin beim Auftritt im Juni 2016

   Aphasie bedeutet Verlust der Spra-           Die Entstehung einer Aphasie ist ein
che.                                        einschneidender Vorfall im Leben eines
                                            Menschen und kann in jedem Lebens-
    Leider ist bis heute sehr vielen Men-   alter auftreten. Im Kindesalter stört die
schen, auch einigen Ärzten, dieser Be-      Aphasie erheblich die normale Sprach-
griff nicht bekannt.                        entwicklung des Kindes. Eine eintreten-
                                            de Aphasie ist für die Angehörigen fast
   Er wird meistens umschrieben mit         ebenso schwierig wie für den Betroffe-
„Sprachbehinderung“, „Sprachstörung“        nen selbst, denn normale Kommuni-
oder ähnlichem.                             kation ist ab sofort nicht mehr möglich.
                                            Hinzu kommen häufig Lähmungen der
     Aphasie ist eine erworbene Sprach-     gesamten rechten Körperhälfte sowie
störung, also nicht angeboren, die durch    andere körperliche Einschränkungen.
Schädigung des Gehirns entsteht. Sie
tritt in den meisten Fällen nach einem           Um diesen Menschen zu helfen, gibt
Schlaganfall auf. Aber auch andere          es den Bundesverband für die Rehabi-
Hirnschädigungen, verursacht durch          litation der Aphasiker. Der Bundesver-
Unfälle, Hirntumoren oder Hirnentzün-       band in Würzburg ist der Dachverband
dungen, können Auslöser einer Aphasie       für die Landesverbände in den Bundes-
sein.                                       ländern sowie für regionale Aphasiker-

                    FLAGGSCHIFF                                                23
Alle zwei Jahre, das
                                                       nächste Mal im Oktober
                                                       2017,    veranstaltet   der
                                                       Aphasie      Landesverband
                                                       Berlin e.V. einen „Berliner
                                                       Aphasietag“. Auch hier
                                                       können Berliner Aphasiker,
                                                       Angehörige und Therapeu-
                                                       ten in ähnlicher Form wie in
                                                       Würzburg wertvolle Hilfsan-
                                                       gebote und Eindrücke mit
Selbsthilfegruppen, die es in allen deut-    nach Hause nehmen.
schen Bundesländern gibt.
                                                 Seit Jahren findet jährlich einmal eine
   Der Aphasie Landesverband Berlin          Bildungsreise für vier Tage innerhalb
e.V. (ALB) ist ein gemeinnütziger Verein.    Deutschlands statt. Reiseveranstalter ist
In Wilmersdorf, Spandau, Friedrichs-         das Reisebüro für barrierefreies Reisen
hain-Kreuzberg und Lichtenberg gibt es       der Fürst-Donnersmarck-Stiftung in Ber-
jeweils Selbsthilfegruppen.                  lin sowie ein Busunternehmen für barri-
                                             erefreies Reisen in Uelzen. Gemeinsam
    Auch der Landesselbsthilfeverband        mit dem Aphasie Landesverband Berlin
Schlaganfall- und Aphasie betroffener        e.V. wird diese Reise vorbereitet. Die
(LVSB) in Berlin hat Selbsthilfegruppen      Krankenkassen leisten auf Antrag Zu-
für Aphasie-Betroffene (Aphasiker).          schüsse zu dieser Reise, und die Rei-
                                             seteilnehmer erhalten diese Summe als
   Gemeinsam mit der Charité Berlin          Zuschuss zum Reisepreis.
hat der Aphasie Landesverband Berlin
(ALB) den Aphasiker Chor Berlin (ACB)           Der Aphasie Landesverband Berlin
gegründet. Warum? Viele Aphasiker            e.V. ist im Internet unter www.aphasiker-
können zwar nicht sprechen, aber im          berlin.de zu finden.
Chor singen. Das erklärt sich dadurch,
dass für das Singen andere Hirnregio-           Die Ansprechpartner sind André
nen zuständig sind.                          Laqua, Tel. 030-453 06 114 sowie die
                                             Beratungsstelle für Aphasie Heinrich
    Jedes Jahr im März finden in Würz-       Mundt, Tel. 01520-6953782.
burg die „Würzburger Aphasietage“
statt. Hier gibt es für Aphasiker, Angehö-
rige und Sprachtherapeuten Vorträge,                                 Margaret Voigt
Workshops, Podiumsdiskussionen und                         Vorstandsmitglied Aphasie
vieles mehr.                                               Landesverband Berlin e.V.

24                                           FLAGGSCHIFF
Inklusives Engagement

   Die Lebenshilfe Berlin erbringt          Stärken und Interessen gemäß einbrin-
Dienstleistungen zur Verwirklichung         gen kann? Trotzdem denken die Meis-
von Inklusion, Partizipation und gesell-    ten bei den Begriffen Engagement und
schaftlicher Teilhabe von Menschen mit      Menschen mit Behinderung eher daran,
Behinderung.                                dass es um Engagement für Menschen
                                            mit Behinderung geht.
   Dabei vertreten wir den Ansatz, dass
Behinderung aus der Wechselwirkung              Inklusion im Bereich Ehrenamt be-
zwischen individuellen Beeinträchtigun-     deutet für die Engagierten Selbststär-
gen und einstellungs- und umweltbe-         kung und die Möglichkeit, in die Ge-
dingten Barrieren entsteht.                 sellschaft hineinzuwirken. Gleichzeitig
                                            können sich Menschen mit und ohne
    Wir begleiten Menschen mit Behin-       Behinderung begegnen und voneinan-
derung auf ihrem Weg in ein gleichbe-       der lernen. Das bürgerschaftliche En-
rechtigtes und selbstbestimmtes Leben.      gagement bietet ein hervorragendes
Unsere Leistungen dienen ihnen und ih-      Handlungsfeld, um die von der Behin-
ren Familien zur Verwirklichung von Teil-   dertenrechtskonvention     geforderten
habe und Lebensqualität. Im Mittelpunkt     Teilhabe umzusetzen.
stehen die individuellen Fähigkeiten,
Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnis-          Wie kann Inklusion im Bereich bür-
se.                                         gerschaftlichen Engagements umge-
                                            setzt werden, was brauchen wir an Rah-
   Besonders wichtig sind uns die Teil-     menbedingungen um dies zu tun?
habe und das Wohlbefinden von Men-
schen mit hohem Unterstützungsbedarf.           Seit vielen Jahren organisieren wir
                                            erfolgreich Engagement-Projekte für
    Auch die Behindertenrechtskonven-       Menschen mit Unterstützungsbedarf, im
tion der Vereinten Nationen fordert unter   Bereich der großen Berliner Laufveran-
anderem die gleichberechtigte Teilhabe      staltungen (Streckenversorgung, Ziel-
von Menschen mit Behinderung an der         versorgung, Kleiderablagen) und auch
Gesellschaft.                               im Bereich des Naturschutzes. Auch be-
                                            finden wir uns derzeit in der Vorlauf- und
    Wo könnte dies besser umgesetzt         Planungsphase eines weiteren Inklusi-
werden, als im Bereich des bürger-          onsprojektes (Aktion Mensch), welches
schaftlichen Engagements – einem Be-        sich zum Ziel gesetzt hat, nachhaltige
tätigungsfeld, in dem sich jeder seinen     Engagement-Möglichkeiten für Men-

                    FLAGGSCHIFF                                                 25
an dieser Stelle dazu bei,
                                                          Brücken zu schlagen und
                                                          Barrieren abzubauen. Es
                                                          zeigt sich, dass freiwilliges
                                                          Engagement die Lebens-
                                                          qualität entscheidend ver-
                                                          bessern kann. Dieser Weg
                                                          der aktiven Teilnahme am
                                                          Leben im Gemeinwesen,
                                                          wird als erfolgversprechend
                                                          angesehen, weil er kon-
                                                          sequent, neben anderen
                                                          Zielen, auch das entschei-
schen mit Unterstützungsbedarf zu ent-        dende Ziel verfolgt, Menschen mit Un-
wickeln.                                      terstützungsbedarf als Bürger_innen mit
                                              Rechten und Pflichten ernst zu nehmen.
    Das langfristige Ziel des Projektes ist
es, nachhaltige Engagement-Strukturen             Falls wir Ihre Neugier geweckt ha-
für Menschen mit Unterstützungsbedarf         ben und Sie sich vorstellen können, frei-
im Stadtteil zu schaffen. Dieses Ziel         willig aktiv zu werden, stehen wir Ihnen
kann aus unserer Sicht nur erreicht wer-      für nähere Auskünfte und bei der Suche
den, wenn es gelingt, mit Partnern im         nach einem geeigneten Projekt gerne
Stadtteil zu kooperieren und deren En-        unterstützend zur Seite.
gagement-Strukturen so zu gestalten,
dass Menschen mit Unterstützungsbe-                                    Tanja Weisslein
darf Zugang zu diesen finden können.                         Freiwilligenmanagement
Ziel ist die Entwicklung eines gemeinsa-                       Lebenshilfe Berlin e.V.
men Konzeptes zur lokalen Umsetzung
eines Netzwerkes Engagement und                                 Tel.:030 / 829998128,
Teilhabe.                                                        Mobil: 01736271027

    Perspektivisch soll durch die Vernet-       tanja.weisslein@lebenshilfe-berlin.de
zung mit lokalen Kooperationspartnern
ein weit gefächertes Engagement-An-              https://www.lebenshilfe-berlin.de/de/
gebot für Menschen mit Unterstützungs-            leichte-sprache/freiwillig-engagiert/
bedarf entstehen, welches es ermög-                                          index.php
licht, ein Engagement auszuüben, das
den individuellen Interessen entspricht.

   Freiwilliges Engagement von Men-
schen mit Unterstützungsbedarf trägt,

26                                            FLAGGSCHIFF
Das Zwei-Sinne-Prinzip – Die wichtigste
               Grundlage barrierefreier IT

    Am 29. September 2016 veranstal-         Nutzer_innen barrierefreier IT, bedingt
tete die Firma T-Systems Multimedia          durch den demografischen Wandel, in
Solutions die Konferenz „Barrierefreie       den nächsten Jahren deutlich erhöhen
IT 2016“ in der Biosphäre Potsdam, zu        wird. Herr Peters (Leiter Erneuerung
der Vertreter aus Unternehmen, Politik,      des Liegenschaftkatasters beim Kreis
Sozialwesen und Dienstleistungsfirmen        Soest & Leiter Projekte NAV4BLIND)
eingeladen waren. In einem spannen-          erläuterte in seinem Beitrag „Blinde
den Ambiente wurden ihnen eine Reihe         Menschen als höchster Maßstab im
interessanter Vorträge sowie die Gele-       Design For All - Abschöpfung des Mehr-
genheit zum Informationsaustausch und        wertes aus Accessibility und Usability
Netzwerken geboten.                          für Jedermann“, welche Nebeneffekte
                                             bei der Umsetzung von barrierefreier IT
    Im Hinblick auf das Zwei-Sinne-Prin-     auftreten können und welche positiven
zip war nicht nur der alle Sinne anspre-     wirtschaftlichen Vorteile (z.B. günstiger
chende Veranstaltungsort „Biosphäre          Hardware-Einkauf) daraus entstehen
Potsdam“ ausgewählt worden; auch             können. Im Vortrag von Frau Probst
die Beiträge der Konferenz hatten eine       (Bloggerin im Kampf für Barrierefreiheit
entsprechende Ausrichtung. Im Vorder-        und Inklusion in der Gesellschaft & As-
grund standen dabei besonders die Sin-       sistentin des Vorstands vom Hamburger
ne „Hören und Sehen“.                        Gehörlosenverband) zum Thema „Bar-
                                             rierefreiheit ist für alle da“ wurde das
    Tenor der Veranstaltung war, dass        Thema Barrierefreiheit dann aus Sicht
das Potential barrierefreier IT von priva-   gehörloser Menschen betrachtet.
ten Unternehmen zumeist nicht erkannt
und deswegen bei der Realisierung von            Veranstaltungsbegleitend bot sich
IT-Projekten nicht berücksichtigt wird.      zudem die Möglichkeit, die eigene Web-
Einleitend dargestellt wurde diese Er-       site im Hinblick auf deren Barrierefrei-
fahrung von Herrn Meixner (T-Systems         heit kompetent testen zu lassen.
Multimedia Solution, Leiter User Cen-
tered Test) in seinem Vortrag „Barriere-        In der abschließenden Podiumsdis-
freie IT. Den digitalen Wandel meistern“.    kussion hob Frau Probst den Umstand
Herr Wegge (Siemens AG, Leiter Kom-          hervor, dass es für gehörlose Menschen
petenzzentrum Barrierefreiheit) machte       keine Möglichkeit gibt, einen flächende-
in seinem Vortrag „Digitale Barrierefrei-    ckenden Notruf z.B. einheitlich per SMS
heit. Was bewirken neue Regulierungen        in ganz Deutschland abzusetzen. Das
und Normen in Deutschland und der            veranlasste Herrn Peters wiederum zu
EU?“ deutlich, dass sich die Zahl der        dem Angebot an Frau Probst, ein erstes

                    FLAGGSCHIFF                                                  27
Gespräch zum Thema „Notruf per SMS“               Dort haben Sie auch die Möglichkeit,
zu führen, um gemeinsam Ideen für eine         sich in den Newsletter einzutragen, z.B.
möglicherweise prototypische Umset-            um die nächste Veranstaltung nicht zu
zung zu entwickeln.                            verpassen.

     Zusammenfassend und aus Sicht
des Autors dieses Artikel war die Konfe-
renz eine sehr gut organisierte und rund-
um gelungene Veranstaltung, so dass                                     Edgar Weitzel,
die Teilnahme an ähnlichen Nachfol-                             Spreelink IT Lösungen
geveranstaltungen wärmstens zu emp-                             Tel.: 030 / 31 16 53 05
fehlen ist. Weitere Infos zur Konferenz                         eweitzel@spreelink.de
finden Sie hier: http://it-transformation.t-                          www.spreelink.de
systems-mms.com/artikel/barrierefreie-
it.html .

         Wahl des Landesbehindertenbeauftragten
Behindertenbeauftragter muss aus der Behindertenbewegung kommen!

   Alle fünf Jahre wieder der gleiche            Die Bundesregierung zeigt den
Ärger: Das Landesgleichberechtigungs-          Weg
gesetz (LGBG) verlangt vom Senat, im
Einvernehmen mit dem Landesbeirat für             Auf Bundesebene ist es das glei-
Menschen mit Behinderung einen Lan-            che Spiel: Aus vermeintlichen Kompe-
desbehindertenbeauftragten zu berufen.         tenzgründen war der Beauftragte für
Vorgeschlagen wird er von der für Sozi-        Menschen mit Behinderung der Bun-
ales zuständigen Senatsverwaltung.             desregierung immer ein Parlamentarier
                                               gewesen. Man erhoffte sich ein stärke-
    Zwei Perioden hatten wir den Lan-          res Durchsetzungsvermögen gegen-
desbediensteten Dr. Jürgen Schneider.          über Ämter und Behörden.
Dass er aus der Verwaltung selbst kam,
hatte sicherlich seine Vorteile, vor allem        Nach der letzten Bundestagswahl
für den Senat selbst. Er hat seine zwei        geschah das Unglaubliche: Der bis-
Amtszeiten mit besten Wissen und Ge-           herige Bundesbehindertenbeauftragte
wissen durchgeführt. Dennoch, über die         Hubert Hüppe trat nicht mehr an und
Grenzen eines Angestellten der Senats-         man entschied sich für die Nichtparla-
verwaltung konnte auch er nicht sprin-         mentarierin, aber sehr engagierte be-
gen. Wie sollte man auch auf Dauer ge-         hinderte Verena Bentele. Ganz bewusst
gen seinen Arbeitgeber opponieren.             entschied sich die Regierung Merkel für

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einen Menschen mit Behinderung, hielt         Anforderungen neu verhandeln. Diese
dieses Merkmal für entscheidender als         Gespräche müssen auf Augenhöhe
die Zugehörigkeit zum Parlament.

    In Berlin sind die Aufgabe und das
notwendige Profil klar definiert. Ein acht-
seitiger Katalog legt fest, was ein Lan-
desbehindertenbeauftragter leisten kön-
nen muss. Von Fachkompetenzen ist
da die Rede, die eine genaue Kenntnis
der Verwaltungsstrukturen, des Sozial-
rechts und des Verwaltungsrechts ein-
schließt. Also doch eine Frau oder Mann
aus den Reihen der Verwaltung selbst?
Aber wenn man genau hinsieht, wer
sollte diese Strukturen besser kennen,
als ein behinderter Mensch, der jeden
Tag damit konfrontiert wird? Nicht der
Mitarbeiter einer Senatsverwaltung. Aus
dieser Perspektive kennt man die ande-
re Seite nur aus der Beobachterposition.

    Belastbar muss der oder die Kandi-        und im Einvernehmen stattfinden. Wie
datin sein, steht da. Doch wer sich ein-      das Einvernehmen zwischen Senat und
mal einen ganzen Tag im Rollstuhl oder        Landesbehindertenbeirat      hergestellt
blind durch die Stadt bewegt hat, fragt       werden kann, ist noch völlig offen. Der
nicht mehr nach Belastung.                    neue Senat wird sich dann auch daran
                                              messen lassen müssen, wie er behin-
   Neuer Senat, neue Chance?                  derte Menschen einbezieht.

    Der alte Senat ist abgewählt wor-
den, ein neuer Senat ist zu bilden. Das
ist sicher eine Chance, vieles besser                                   Siegurd Seifert
anzupacken, als es verlassen wurde.               Dieser Artikel erschien zuerst in der
Die Findung eines neuen Landesbehin-                     Berliner Behinderten Zeitung
dertenbeauftragten sollte daher Sache                                 im Oktober 2016
der neuen Senatorin bzw. des neuen
Senators sein und nicht die des noch
Senators Czaja. Vielleicht lassen sich
dann auch in den Gesprächen über ei-
nen neuen oder eine neue Landesbe-
hindertenbeauftragte die eigentlichen

                     FLAGGSCHIFF                                                  29
Gesundheitsversorgung von morgen
                        „Was kommt alles       versorgung belaste das Arzt-Patienten-
                    auf Versicherungen,        Verhältnis. Beske fordert ein verantwor-
                    auf Ärzte, auf Pati-       tungsbewussteres, perpektivischeres
                    enten zu?“ heißt ein       Denken.
                    Buch von Prof. Fritz
                    Beske, langjähriger            Der Präsident der deutschen Alters-
                    Leiter des gleichnami-     psychiater Prof. Dr. Hans Gutzmann,
                    gen Kieler Instituts für   der an der Pressekonferenz teilnahm,
                    Gesundheits-System-        sprach die unzureichende Versorgung
Forschung bis 2013; Berater der WHO            Pflegebedürftiger und alter Menschen
als renommierter Gesundheitsexperte:           an. Gerade Demenzkranke würden in
Er stellte es auf einer Pressekonferenz        Deutschland gemessen an internati-
in Berlin vor. Seine Bilanz zur Gesund-        onalen Standards nicht angemessen
heitspolitik ist ernüchternd.                  behandelt. Er kritisierte die Trennung
                                               von Kranken- und Pflegekasse, weil die
    „Die große Koalition ignoriert den         Krankenkassen betriebswirtschaftlich
demografischen Wandel. Gegenstand              gar kein Interesse an der Bezahlung ei-
des Koalitionsvertrages ist ausschließ-        ner Behandlung haben, deren „Nutzen“
lich die Zeit der Legislaturperiode. Die       bei eintretender Pflegebedürftigkeit die
alleinige Ankündigung einer Pflegere-          Pflegekasse habe. Dadurch werde die
form und die Planung eines Pflegefonds         notwendige Behandlung oft versäumt
durch die Erhöhung des Beitragssatzes          und gehe zu Lasten pflegender Angehö-
zur Sozialen Pflegeversicherung um 0,1         riger, die körperlich, seelisch und finan-
Prozent kann kaum als Zukunftsgestal-          ziell die Hauptlast tragen.
tung bezeichnet werden.“
                                                   Es ist ein sehr konkretes Buch, das
    Beske bemerkt, dass unser Gesund-          angesichts der Situation die Verantwort-
heitssystem nicht auf die Auswirkun-           lichen in der Politik zum Handeln aufruft.
gen des Älterwerdens der Gesellschaft
eingestellt ist. Die zukünftige Gesund-           Ergänzend dazu eine aktuelle Pres-
heitsversorgung werfe angesichts der           semeldung vom 12. Februar 2014, dass
begrenzten Mittel Probleme der Finan-          der Paritätische Wohlfahrtsverband und
zierung und Leistungseinschränkungen           die Stiftung Patientenschutz heute von
auf. Es gebe substanzielle Veränderun-         einem „Scheitern der Pflegeversiche-
gen in der Versorgungsstruktur durch           rung“ sprechen. Immer mehr Pflegebe-
den Mangel an Ärzt_innen und Pfle-             dürftige sind auf Zuschüsse angewie-
gekräften. Auf die künftige Versorgung         sen.
von Pflegebedürftigen gebe es derzeit
keine Antwort. Die Ökonomisierung und             „Alt werden wollen viele, alt sein kei-
Kommerzialisierung in der Gesundheits-         ner“ lautet ein populärer Spruch. Älter

30                                             FLAGGSCHIFF
werden ist aber für jeden von uns un-      bedürftigkeit - Selbstbestimmung durch
vermeidlich. Man sollte sich frühzeitig    Patientenverfügung. Dieser Ratgeber ist
auf das Alter vorbereiten. Dem dient ein   ausgesprochen informativ und zu emp-
kleines aktuelles Buch, dessen Autor       fehlen, auch für Menschen, die noch
ebenfalls Prof. Dr. Fritz Beske ist: Be-   nicht alt sind.
wusst älter werden – ein Ratgeber zur
Vorbereitung auf das Alter. In konzen-
trierter Form geht Beske auf Themen
ein wie gesunde Lebensweise - Früh-
erkennung von Krankheiten - finanzielle
Absicherung - Versorgung bei Pflege-                              Dr. Rudolf Turber

                          Digitale Hilfsmittel

                                                  system mit Funksensoren, mit
                                                  dem man metergenau mit dem
                                                  Smartphone navigieren kann.
                                                  Auf großes Interesse stießen
                                                  auch das barrierefreie Notrufs-
                                                  ystem für Gehörlose, die virtuel-
                                                  le Prothese zur Computersteu-
                                                  erung für Handamputierte oder
                                                  der Leuchtsensor für Diabetiker.
                                                  Dass diese Hilfsmittel schon
                                                  jetzt oder sehr bald das Leben
                                                  und die Teilhabe von Menschen
Entwickler von shortcut erklären eine digitale mit Behinderungen erleichtern
Handprothese                                      werden, faszinierte viele Gäste.
                                                  Auch Besucher_innen von den
    Mehrere Hundert Besucher_in- Arbeitsagenturen und Schwerbehinder-
nen aus der Selbsthilfe kamen am tenvertretungen waren sehr angetan
17.10.2016 ins Rote Rathaus, um neu- von diesen neuen Perspektiven für die
este digitale Hilfsmittel-Technik kennen Teilhabe am Arbeitsleben. Vorgestellt
zu lernen. In der von der LV Selbsthilfe wurden außerdem Beispiele für Medi-
organisierten Ausstellung im Wappen- zin- und Gesundheitsapps aus den Be-
saal wurden spektakuläre Beispiele reichen Kopfschmerz, Depression und
gezeigt: ein elektronisches Exoskelett, Herzinsuffizienz, und das DAI-Labor der
mit dem Querschnittsgelähmte wieder TU Berlin präsentierte unter anderem
gehen können, ein per Augensteue- das PERLEN-Projekt, das die Lebens-
rung mit Google-Glass Brille steuerba- qualität von Menschen mit Demenz ver-
rer Elektrorollstuhl oder ein Blindenleit- bessern wird.

                   FLAGGSCHIFF                                                31
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