Arbeitshilfe Lernplattformen Welche ist die richtige für uns? - für Mitarbeiter*innen und Dozent*innen, die digitale Lehr-Lernangebote für ...

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Bundesverband e.V.

Arbeitshilfe
Lernplattformen
Welche ist die richtige
für uns?
für Mitarbeiter*innen und Dozent*innen,
die digitale Lehr-Lernangebote für Lernende
online bereitstellen möchten

WILHELM-SCHMIDT-BUNDESAKADEMIE DER AWO & AWO DIGITAL
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Satz und Layout: Linda Kutzki, www.textsalz.de
Lektorat: Anne Vonderstein, www.die-textprofis.de
Grafiken: Juliana Abel/Linda Kutzki CC-BY-SA 3.0 DE
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Diese Arbeitshilfe ist das Ergebnis einer Kooperation des Projekts AWO digital und der
­Wilhelm-Schmidt-Bundesakademie der AWO.

November 2021
INHALTSVERZEICHNIS

Inhaltsverzeichnis

Vorwort4

Was ist eine Lernplattform und welche Funktionen erfüllt sie?                       5

Learning-Management-System (LMS)                           5
Autorensysteme – Authoring Systems AS                      7
Learning-Content-Management-Systeme (LCMS)                11
LCMS oder Autorensystem?                                  12
Die Learning-Experience-Plattform (LXP)                   15
On-Demand-Lernportale17
Übersicht über die Merkmale verschiedener Lernplattformen 18

Auswahlkriterien für den Einsatz von Lernplattformen                               19

WOZU soll WAS für WEN, WIE und WANN über eine Lernplattform umgesetzt werden?      19

Checkliste LMS, LCMS, LXP                                                          24

Checkliste Autorentools (LCMS/AS)                                                  26

Einführungsstrategie und Projektablauf für die Implementierung
einer Lernplattform                                                                28

Projektphasen 1–4                                                                  28
Projektphase 5                                                                     28
Projektphasen 6–7                                                                  29
Projektphase 8                                                                     30

Fazit31

Glossar32

                                                                                                 3
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                      Vorwort

                      Diese Arbeitshilfe soll Mitarbeiter*innen
                      und Dozent*innen unterstützen, die sich
                      mit Planung, Konzeption, Entwicklung und
                      Umsetzung von digitalen Lernangeboten
                      auseinandersetzen. Eine zentrale Frage dabei
                      lautet: Wie stelle ich den Lernenden die
                      digitalen Lehr- und Lernangebote zur Verfü-
                      gung und welche Werkzeuge sind geeignet?

                      Die Zukunft des Lernens ist somit an Lernplatt-
                      formen geknüpft. Diese Arbeitshilfe gibt einen
                      Überblick über das Angebot unterschiedlicher
                      Lernplattformen und über ihre zum Teil sehr
                      verschiedenen Funktionen.

                      Lernplattformen ermöglichen den Zugriff auf
                      Lernszenarien und integrieren verschiedene
                      Teilprogramme, angefangen bei der Bereit­
                      stellung von Lernmedien, der Organisation
                      von Lern­vorgängen, über die Begleitung der
                      Lernenden bis hin zur Produktion von digita-
                      len Lernangeboten durch die Lehrenden. Die
                      meisten Lernplattformen bieten Kommunika­
                      tionsmöglichkeiten wie Chats und Foren und
                      dienen somit als Schnittstelle zwischen
                      Lehrenden und Lernenden. Über Lernplatt­
                      formen ist es möglich, alle Inhalte, Kurse und
                      E-Learning-­Module von einer zentralen Stelle
                      aus einzuspeisen und zu verwalten.

                      Welche technische Lösung für Sie die richtige
                      ist, richtet sich nach Ihrem konkreten Anwen-
                      dungsbedarf in Lehre und Verwaltung. Unser
                      Leitfaden soll Sie bei der Auswahl einer passen-
                      den Plattform unterstützen, indem er einen
                      Überblick über Fachbegriffe, Funktio­nalität
                      und Kürzel bringt. Im Gegenzug freuen wir uns
                      sehr über Ihre Anregungen, Fragen und
                      Rückmeldungen!

                      Brigitte Döcker
                      Vorstandsmitglied AWO Bundesverband e.V.

4
Was ist eine Lernplattform und welche Funktionen erfüllt sie?

Was ist eine Lernplattform und
welche Funktionen erfüllt sie?

Es ist nicht leicht zu definieren, was eine          arbeiten und netzwerken. Solche Systeme
Lernplattform ist. Denn das Angebot an diesen        bauen auf einer technisch weit entwickelten
Plattformen ist sehr vielfältig und wächst           Datenintegration und -verarbeitung auf
ständig. Sie unterscheiden sich maßgeblich in        (Künstliche Intelligenz – KI).
ihren Funktionen und in ihrer Eignung für die
verschiedenen Lehr- und Lernzwecke.                  Für Fachthemen (Ausbildungs- und Schulfach-
                                                     gebiete, technische Unterweisungen und
Ein Learning-Management-System (LMS) ist die         Spezialisierungen, Qualifikationen für unter-
klassische und damit auch die bekannteste und        schiedliche Gewerke) und/oder für universell
die am längsten etablierte Art von Lernplattform.    nutzbaren Schulungsbedarf (Arbeitsschutz,
Die zentrale Aufgabe von Learning-Management-­       Datenschutz etc.) etablierten sich in den letzten
Systemen besteht, wie der Name bereits sagt, im      Jahren sogenannte On-Demand-Lernplattformen.
Management des Lernens.                              Diese bieten professionell erstellte Lernmedien
                                                     in einem Buchungs- und/oder Kaufsystem an
Im Laufe der Zeit wurde von diesen Plattformen       und stellen diese zeitnah zur Verfügung – ähn-
mehr und mehr gefordert, dass autorisierte           lich wie bei Netflix oder Amazon.
Nutzer*innen digitale Lerninhalte und Testrou-
tinen selbst erstellen und anbieten können.          Aber was davon benötigen Sie und ggf. in
Über diese zusätzliche Funktion verfügen             welcher Kombination? Um uns dieser Frage zu
sogenannte Learning-Content-­Management-             widmen, gehen wir zuerst auf einzelne Systeme
Systeme (LCMS), wobei „Content“ für (Lern-)          und ihre Funktionen näher ein. Anschließend
Inhalt steht. Teilweise ist die Funktionalität von   verweisen wir auf mögliche Kriterien für die
LCMS jedoch eingeschränkt, entweder im               Auswahl Ihrer Lernplattform sowie auf zielfüh-
Bereich des Inhalts- und Benutzermanage-             rende Vorgehensweisen dabei.
ments oder der Autoren- und Testfunktionen
(siehe dazu das Kapitel Learning-Content-­
Management-Systeme (LCMS)). Aus diesem Grund         Learning-Management-System (LMS)
werden LCMS oft mit einem LMS gekoppelt.
                                                     Es handelt sich um eine zentrale Infrastruktur,
Parallel dazu entwickelten sich die sogenannten      dank der die Verwaltung, Organisation und
Autorensysteme (AS) – Authoring Systems, die         Durchführung von professionellen Lernprozes-
speziell auf die Erstellung digitaler Lern­inhalte   sen systematisch und teils automatisiert
und -programme ausgerichtet sind. Ihre               vonstattengeht.
Funktionalität ist umfangreicher als die eines
LCMS, weist aber keine Kurs- und Nutzerver-          Ein LMS stellt eine Schnittstelle zwischen
waltung für Lernende auf und ist i.d.R. ein          Lernenden und Lehrenden dar und unterstützt
autarkes System.                                     die Beteiligten durch die Strukturierung der
                                                     Lernvorgänge.
Sogenannte Learning-Experience-Plattformen
(LXP) sind auf die Lernenden zugeschnitten.          Dafür stehen Werkzeuge zur Breitstellung und
Hier stehen die Lernbedürfnisse der einzelnen        Verwaltung von Lerninhalten, aber auch zur
Nutzer*innen im Fokus. Ihre Aktivitäten              Beurteilung von Lernergebnissen zur Verfügung
sind damit nicht mehr nur auf eingetragene           (Anmeldung zu Kursen und Prüfungen, Zertifi-
Kurse begrenzt, sondern sie können auf               kate, Erfassung von Lernfortschritten).
vielfältige Formen digitaler Lernangebote
zugreifen und mit anderen kollaborativ

                                                                                                                      5
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                      Nach Schulmeister1 sind folgende Funktionen              Diese Aufzählung zeigt, dass keine klare
                      für ein LMS kennzeichnend:                               Definition vorliegt, die besagt, was ein LMS alles
                                                                               kann und kennzeichnet.
                      — Benutzerverwaltung: Anlegen von
                        ­Nutzer*innen und Zuweisung zu Kursen                  Vor Anschaffung eines LMS sollte der tatsächli-
                         und Lernangeboten                                     che Bedarf hinsichtlich der Seminar-/Veranstal-
                                                                               tungsverwaltung oder der Fakturierung/des
                      — Kurseinrichtung und -verwaltung                        E-Commerce ermittelt werden. Nur so lässt sich
                                                                               prüfen, ob die Möglichkeiten eines LMS den
                      — Rollen und Rechte: Erteilung von Zugriffs-             jeweiligen Leistungsanforderungen eines Unter-
                        rechten der Nutzer*innen für Kurse, Bearbei-           nehmens oder einer Organisation auch genü-
                        tung von Inhalten, Verwaltung und Adminis-             gen. Für die Verwaltungsfunktionen stehen auf
                        trierung                                               dem Markt spezialisierte und möglicherweise
                                                                               besonders geeignete Anwendungen zur Verfü-
                      — Kommunikationsmethoden                                 gung. Vielleicht wird aber auch im Unterneh-
                        und -werkzeuge                                         men/in der Organisation bereits eine passende
                                                                               Software genutzt (Finanzbuchhaltungs-,
                      — Darstellung der Kursinhalte sowie der                  Seminar- und Veranstaltungssoftware, HR-Soft-
                        Lernobjekte und -medien:                               ware), dann reicht vielleicht eine Schnittstel-
                        Lernobjekte sind Lerneinheiten, die u. a.              lenanpassung an das LMS aus.
                        in ein LMS importiert werden können (z. B.
                        WBTs – also webbasierte Trainingseinheiten,            Ähnliches trifft auch auf Funktionen zu, die
                        Interaktions- und/oder Simulationsmodule               dem gemeinsamen Lernen (auch voneinander)
                        oder ggf. durch vorhandene Autorenfunktio-             dienen – dem „Social Learning“, das immer
                        nen eigens erstellte Lerneinheiten).                   wichtiger wird. Zwar enthalten viele LMS
                        Lernmedien sind Videos, Podcasts, Bilder,              Funktionen für die Interaktion und Kommuni-
                        Grafiken, E-Books, interaktive Lerneinheiten,          kation zwischen den Beteiligten. Doch da sich
                        (interaktive) PDFs und Dokumente, die in               die technischen Formate des Social Learnings
                        Lerneinheiten eingebunden werden.                      ständig rasant erweitern (Foren, Chats, Blogs,
                                                                               Kommentierungen, Wikis, Whiteboards,
                      Learning-Management-Systeme bieten Mög-                  Videochats, Portfolios, kollaborative Austausch-
                      lichkeiten für das Nutzermanagement und zur              ebenen etc.), wird keines der klassischen LMS
                      Verwaltung von Kursen, Veranstaltungen und               alle Kommunikationsmöglichkeiten in vollem
                      Seminaren mit entsprechenden Rollen- und                 Umfang abdecken können. Daher ist es wichtig,
                      Rechtezuweisungen. Auch Präsenzveranstaltun-             bei der Anschaffung eines LMS darauf zu
                      gen, für die Material auf der Plattform bereit-          achten, dass über Plug-ins oder Schnittstellen
                      gestellt wird, können in einigen LMS verwaltet           direkt vom LMS aus ein Zugriff auf erweiterte
                      werden. Lern- und Anschauungsmaterial sowie              Funktionalitäten und auch auf eine zusätzliche
                      andere Unterlagen können von Lehrenden und               externe Software möglich ist.
                      Lernenden auf die Plattform hochgeladen
                      werden (falls die Lernenden dazu berechtigt              Einige LMS verfügen heute auch über rudimen-
                      sind) und stehen zur Bearbeitung und zum                 täre integrierte Autorenfunktionen für die
                      Download für Nutzer*innen bereit. Nach                   Erstellung von Lerninhalten. Allerdings ist dies
                      Absolvierung der angebotenen Lerneinheiten in            keine Kernfunktion eines LMS, dafür stehen
                      den Kursen gibt eine Bildungshistorie die                separate Autorensysteme (AS) oder sogenannte
                      Ergebnisse und den Lernfortschritt wieder.               Learning-Content-Management-Systeme (LCMS)
                                                                               zur Verfügung. Abbildung 1 gibt noch einmal
                      Einige Lernplattformen verfügen auch über                einen Überblick über die grundlegenden
                      Fakturierungs- und E-Commerce-Funktionen.                Funktionen von Lernmanagementsystemen. Im
                                                                               Anschluss wird auf Systeme eingegangen, die
                                                                               explizit für die Erstellung und Bereitstellung von
                                                                               Lerninhalten konzipiert sind.

                      1 Schulmeister, R.: Lernplattformen für das virtuelle Lernen: Evaluation und Didaktik, München, Wien, Olden-
                         burg, 2003, S. 12.

6
Was ist eine Lernplattform und welche Funktionen erfüllt sie?

              Lernpfade, Kursinhalte
            Dokumente, Lernmedien
             Testroutinen, Feedback

                                        Zugang für Lernende

             Personen                                                         Rollen
                          Management,                           Admin-
             Kurse
             Inhalte
                            Trainer-
                            Zugänge
                                             LMS             Zugänge und
                                                              Verwaltung
                                                                              Rechte
                                                                              Analysen
             Wissen                                                           Daten

                                           Schnittstellen

                                                       Personal-, Finanz-,
                                                       Verwaltungssoftware,
                                                       externe Plattformen
                                                                                                        Abbildung 1
                                                                                                        LMS-Funktionsbereiche

Autorensysteme – Authoring Systems AS              Gruppe 1 hantiert mit standardisierten digita-
                                                   len (Lehr-/Lern-)Inhalten und Lernobjekten,
Eine typische Anforderung an Lernplattformen       die kostenfrei oder kostenpflichtig von externen
besteht darin, dass sie Werkzeuge zur Erstellung   Dienstleistern erworben werden und sich
und Bereitstellung von Lerninhalten enthalten      unkompliziert über Dateischnittstellen in die
müssen. Individuell erstellte, passgenau auf die   Lernplattform integrieren lassen.
Zielgruppe zugeschnittene Inhalte sind zuneh-
mend in Unternehmen und Organisationen             Gruppe 2 benötigt keine E-Learning-Produkte,
nachgefragt. Im Rahmen von Weiterbildungs-         weil die Lehr-/Lern-Themen online nicht gut
und Trainingsstrategien werden daher vielerorts    vermittelbar sind. Hier reicht es, den Nutzer*in-
mitarbeiterorientierte Lerninhalte selbst          nen ergänzend zu den analogen Materialien
generiert. Zwar verfügen einige LMS schon über     digitale Lernskripte zur Verfügung zu stellen (als
rudimentäre Autorenfunktionen, mit der             PDF oder E-Book, ggf. ergänzend noch Bild-,
Lerninhalte und einfache Testroutinen ohne         Audio- und Videodaten).
besondere technische Kenntnisse erstellt
werden können. Allerdings ist ihr Funktions-       Gruppe 3 hat Bedarf an selbst generierten,
umfang bedeutend kleiner als bei klassischen       individuellen Lerninhalten, die auf bestimmte
Autorensystemen.                                   Zielgruppen zugeschnitten sind. Diese Inhalte
                                                   müssen ständig aktualisiert werden und/oder
Ob ein autarkes Authoring System (in der Folge     es ist zu teuer, sie durch externe Dienstleister
auch: AS) erforderlich ist oder ob die einfachen   bereitstellen zu lassen. In diese Gruppe fallen
Autorenfunktionen eines LMS ausreichend sind,      Unternehmen und Bildungseinrichtungen, die
ist abhängig von den Lehrinhalten, die ein         internes Produktwissen und Prozessunterwei-
Unternehmen, eine Organisation oder eine           sungen stets aktualisieren, aber auch vor Wett­
Bildungseinrichtung benötigt und anbietet.         bewerbern schützen sowie bei personalisierten
Man kann drei Bedarfsgruppen unterscheiden:        Themen auf den Datenschutz achten müssen.

                                                                                                                                7
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                      Die meisten Unternehmen und Organisationen           über eine Dateischnittstelle in ein LMS inte­
                      können allerdings nicht klar einer dieser drei       griert werden, damit diese den Lernenden im
                      Gruppen zugeordnet werden. Vielmehr besteht          Rahmen der ihnen zugewiesenen Kurse zur
                      in der Regel sowohl Bedarf an standardisierten,      Verfügung stehen.
                      vorgefertigten Lehr- und Lernprodukten als auch
                      an individualisierten Lösungen. In diesem Fall       Kriterien für die Auswahl eines Autorensystems
                      gilt es, den mit einer Softwarelösung verknüpf-
                      ten Aufwand und Nutzen abzuwägen und eine            Nicht jedes Unternehmen, jede Organisation
                      wohl überlegte Entscheidung zu fällen.               und Bildungseinrichtung hat Bedarf an einem
                                                                           gesonderten Autorensystem. Für grundlegende
                      Die Einrichtungen der AWO sind in den vielfäl-       Lernangebote sind die Werkzeuge zur Produk-
                      tigsten sozialen Bereichen vertreten, wie z. B.      tion von Lerninhalten, die in manchen LMS
                      in der Pflege oder in der Kinder- und Jugendar-      integriert sind, i.d.R. ausreichend. Wer jedoch
                      beit. Die AWO bietet den Mitarbeiter*innen           ein zusätzliches Autorensystem für seine
                      dazu fachspezifische Fort- und Weiterbildungs-       digitalen Lehr-Lern-Angebote benötigt, sollte
                      möglichkeiten. Gerade in den beiden aufge-           beachten, dass sich die aktuellen Autorensys-
                      führten Bereichen werden vielfältige standardi-      teme hinsichtlich ihres Funktionsumfangs
                      sierte, vorgefertigte Lerneinheiten von externen     erheblich unterscheiden. Außerdem gilt: Je
                      Dienstleistern angeboten. Für spezialisierte         komplexer ein AS ist und umso mehr Funktio-
                      Qualifizierungsabschlüsse müssen aber auch           nen es bietet, desto länger ist auch die Einar-
                      individuelle Lerneinheiten für die jeweiligen        beitungszeit für alle, die es nutzen wollen.
                      Zielgruppen konzipiert werden. Eine Kombina-         Wichtig zu beachten ist auch: Ein autarkes
                      tion von konfektionierten und individuellen          Autorensystem stellt eine zusätzliche Software
                      Lernangeboten kann daher sehr sinnvoll sein.         dar, die weitere Kosten verursacht, auch für
                                                                           den Erwerb von Lizenzen für die Autor*innen.
                      Für die speziellen Anforderungen der Gruppe 3        Daher ist es sinnvoll, sich bei der Anschaffung
                      kann die Anschaffung eines externen Autoren-         eines Autorensystems an folgender Checkliste zu
                      tools oder LCMS auch in wirtschaftlicher Hinsicht    orientieren:
                      sinnvoll sein, weil beide den Transport vielfälti-
                      ger Inhalte ermöglichen und über zahlreiche          Grundlegende Eigenschaften, über die das Tool
                      Funktionen verfügen.                                 verfügen sollte:

                      Ein E-Learning-Autorentool, auch „Content-­          — Benutzerfreundlichkeit und Einfachheit
                      Authoring-Tool“ oder „Authoring System“
                      genannt, ist ein Softwareprogramm, mit dem           — Grafische Benutzeroberfläche
                      nach einer relativ kurzen Einarbeitung und
                      ohne Programmierkenntnisse E-Learning-­              — WYSIWYG-Editor („What You See Is What You
                      Module mit Text, Medien, Interaktionen und             Get“) – die Inhalte werden bei der Bearbei-
                      Testroutinen erstellt werden können. Diese             tung durch die Autor*innen genau so
                      Lernmodule werden danach über eine                     dargestellt, wie sie den Lernenden später in
                      Dateischnittstelle in ein LMS integriert. Ler-         der Ausgabe präsentiert werden.
                      nende können diese Lernmodule dann im LMS
                      intuitiv und ohne fremde Hilfe bearbeiten und        — Menügesteuerte Gestaltung mit Zugriff auf
                      eigenständig lernen. Dabei erhalten sie durch          Layout-Vorlagen für Texte, Grafiken, Anima-
                      die im Lernmodul enthaltenen Testroutinen              tionen, Interaktionen und kombinierte
                      direktes Feedback darüber, ob sie eine Aufgabe         Anordnungen
                      richtig oder falsch bearbeitet haben.
                                                                           — Möglichkeit des Imports von Inhalten (PDF,
                      Autorensysteme ermöglichen ausschließlich die          Office-Dokumente, Bild- und Grafikdateien),
                      Produktion von Lerninhalten und -modulen               der Integration von Multimediaobjekten
                      inklusive der zugehörigen Testroutinen zur             (Audio, Video, Animationen) und der
                      Reflexion des Gelernten. Diese Systeme verfü-          Einrichtung von Lernpfadstrukturen (linear,
                      gen aber i.d.R. nicht über Funktionen zur              mit Verzweigungen, direkter Sprung zu
                      Verwaltung von Kursen und Lernenden. Daher             Lerneinheiten als Option)
                      müssen die produzierten Lernmodule zuerst

8
Was ist eine Lernplattform und welche Funktionen erfüllt sie?

— Verfügbarkeit von Werkzeugen zum Erstellen     — Können verschiedene Lernbereiche einge-
  und Bearbeiten von Objekten (z. B. Grafik-­      richtet werden, zu denen nur bestimmte
  Editor) und interaktiven Elementen               Autor*innen Zugriff haben?

— Möglichkeit der Festlegung räumlicher und      — Verfügt das System ggf. auch über szenario-
  zeitlicher Beziehungen zwischen den              basierte Funktionen, damit realistische und
  Lernobjekten (ggf. grafisch darstellbar)         lebensnahe Problemstellungen präsentiert
                                                   und trainiert werden können?
— Option für die Einrichtung von Bibliotheken,
  die Bilder, Grafiken und Piktogramme           — Können Abfrageroutinen, Testfunktionen,
  enthalten und von den Autor*innen ergänzt        Quiz und interaktive Übungsprozeduren zur
  werden können                                    Reflexion des Gelernten eingerichtet werden?

— Option auf einen standardisierten Export von   — Besteht die Möglichkeit, kontextbezogene
  Lern- und Trainingseinheiten, die in andere      Lerninhalte über (QR-)Codes o. ä. zur
  Systeme und Plattformen importiert werden        Verfügung zu stellen?
  können (SCORM, xAPI, cmi5, aber auch PDF)
                                                 Relevant für das Wissensmanagement ist
— Möglichkeit, das Autorentool webbasiert zu     darüber hinaus:
  nutzen – oder ist eine Offline-Installation
  erforderlich?                                  — Ist eine zentrale Aktualisierung der Lernin-
                                                   halte für alle Dokumente und Daten möglich,
— Möglichkeit zur Anpassung an das Corporate-­     die miteinander in Beziehung stehen?
   Design des Unternehmens bzw. der
   Organisation                                  — Können einmal erstellte Inhalte für verschie-
                                                   dene Lernzwecke wiederverwendet werden?
Hinterfragen Sie auch, ob das System diverse
Lernszenarien und deren Bearbeitung unterstützt: — Hinsichtlich des Veröffentlichungs- und
                                                   Versionsmanagements: Können Inhalte vor
— Können Lerninhalte mit Blick auf die             Veröffentlichung erstellt und überprüft
   Medienvielfalt auf unterschiedlichste Weise     werden? Werden Änderungen und/oder
   dargestellt werden?                             verschiedene Versionen von Dokumenten
                                                   über eine Versionskontrolle gemanagt und
— Hat das System ein responsives Design,           protokolliert?
   sodass sich die Inhalte automatisch und
   flexibel an das Browserfenster des Endgeräts  — Gibt es eine Volltextsuche und Filterfunktio-
   anpassen, auf dem sie aufgerufen werden?        nen?

— Sind die Vorlagen zur Bereitstellung von       In Abbildung 2 werden alle Funktionsbereiche
  Inhalten methodisch und didaktisch             eines Autorensystems noch einmal zusammen-
  aufbereitet?                                   gefasst.

— Können mehrere Autor*innen kooperativ an
  einem Lernmodul arbeiten und sind ihre
  Aktivitäten auch über ein entsprechendes
  Rechtesystem administrierbar?

                                                                                                                  9
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                               SCORM, xAPI, HTML5, XLSX, DOCX,                     Bilder, Audio, Video,
                               PPTX, PDF, Plattform- und                           Animationen,
                               Betriebssystemunabhängig                            Formatierungen

                                                          Veröffent-     Inhalts-
                                                           lichung      erstellung                Bibliothek für:
                         Rollen und Rechte,
                                                                                                  Bilder, Vorlagen,
                         Sprachen, Vorschau-
                                                                                                  Videos, Audios,
                         funktionen, SSO,
                                                                                 Inhalts-         Zeichen, Symbole,
                         Updates, Tutorials     Admin-Tools
                                                                                verwaltung        Hintergründe etc.
                                                                 Autoren-
                         Fragenvarianten,       Reflexion,
                                                                  system
                         Quiz, Feedback,                                       Interaktivität    Drag & Drop, Hotspots,
                                                Bewertung
                         Kursbewertung,                                                          Füllfunktionen,
                         Analytics                                                               Regler ... kombiniert
                                                                                                 mit Objekten,
                                                        Zusammen-                                Bildern und Videos
                                                                        Vorlagen
                                                           arbeit

                                      Co-Autoren, Feedback,                 div. Vorlagen, Hintergrundmotive,
                                      Kommentarfunktionen,                  Navigationsoptionen, Import PPTX und
                                      Autorenkontrolle,                     externer Vorlagen
                                      Share-Funktionen
Abbildung 2
Funktionsbereiche
eines Autorensystems

                       Schnittstellen – LMS-Standards                   SCORM (Sharable Content Object Reference
                                                                        Model) ist ein Standard für die Erstellung und
                       Ein autarkes Autorensystem sollte es auf jeden   den Austausch von Lernmodulen. Mittels SCORM
                       Fall ermöglichen, Lerneinheiten in einer         wird sichergestellt, dass Lernmodule verschie-
                       standardisierten Fassung zu exportieren, damit   dener Hersteller mit unterschiedlichsten LMS
                       sie auf verschiedensten Lernplattformen und in   kompatibel sind. Aus allen Lerninhalten und
                       möglichst vielen Systemen geöffnet und           Medien eines Lernmoduls wird über SCORM ein
                       bearbeitet werden können. Hier ein Überblick     entsprechend strukturiertes Datenpaket
                       über die aktuell wichtigsten Export- und         geschnürt, in Form einer speziellen ZIP-Datei.
                       Importformate:                                   Diese kann dann auf anderen Lernplattformen
                                                                        über den SCORM-Import als WBT (webbasierte
                       HTML5 ist die fünfte Fassung der sogenannten     Trainingseinheit) zur Verfügung gestellt werden.
                       „Hypertext Markup Language“. In dieser           Dieser Standard liegt in zwei Versionen vor,
                       Computersprache werden Webseiten geschrie-       erfüllt aber nicht mehr die aktuellsten Erforder-
                       ben. Beim Export eines Lernobjektes in ein       nisse (SCORM 1.2, SCORM 2004). So können mit
                       HTML5-Format wird es in die Datenstruktur        SCORM nur Daten innerhalb eines LMS und der
                       einer separaten Website umgewandelt. Eine        Lernstand nur rudimentär erfasst werden
                       solche Website-Struktur ermöglicht die Einbet-   (Training begonnen, beendet, erfolgreich
                       tung des Lernpakets in eine andere Webseite      abgeschlossen).
                       oder in ein LMS.

10
Was ist eine Lernplattform und welche Funktionen erfüllt sie?

Experience API (auch xAPI oder Tin Can API) ist    Learning-Content-Management-
eine Schnittstelle, dank der Daten in sämtlichen   Systeme (LCMS)
digitalen Umgebungen implementiert werden
können. Mit xAPI können unendlich viele und        Learning-Content-Management-Systeme sind
sehr detaillierte Informationen erfasst und        Systeme, bei denen nicht das Management der
ausgewertet werden. So können verschiedene         Lernprozesse im Mittelpunkt steht, sondern
Arten von Lernaktivitäten verfolgt, gespeichert    – das C steht für „Content“ – das Erstellen und
und geteilt werden, und zwar über Plattformen      Managen von Lerninhalten. Mit einem LCMS
und Kontexte hinweg. Mit Experience API ist die    können Inhalte auch kooperativ von mehreren
Kommunikation nicht mehr nur auf Kurse und         Autor*innen erstellt und anschließend gespei-
das LMS beschränkt, es können auch Daten           chert, beliebig wiederverwendet und automati-
ausgetauscht werden, die z. B. von mobilen         siert dargestellt werden. Dahingehend sind
Apps, Unternehmenssystemen oder Help-              LCMS vergleichbar mit Autorensystemen.
desk-Anwendungen generiert wurden.
                                                   Bei manchen LCMS liegt der Fokus mehr auf der
Mithilfe von Experience API können Entwick-        (kooperativen) Erstellung von Lernmaterialien
ler*innen von Online-Lernprogrammen nach-          und auf den Autorenfunktionen, bei anderen
vollziehen, wie die User auf verschiedenen         mehr auf der Verwaltung der Lerninhalte.
Plattformen lernen. Dafür werden Aktivitäts-       Immer aber können Dokumente, Audiodateien,
nachweise gesammelt und in einem Learning          Videos sowie fertige E-Learning-Einheiten
Record Store (LRS) – einer zentralen Datenbank     abgelegt, verändert und zur Erstellung von
– gespeichert, gefiltert und interpretiert. So     weiteren Einheiten genutzt werden. Von vielen
kann das Lernen personalisiert werden.             Anbietern wird neben einem LMS auch ein LCMS
                                                   angeboten. Die Systeme können dann einfach
cmi5 basiert auf xAPI und ist im Grunde ein Set    gekoppelt werden, sodass die Erstellung und
von Regeln, die definieren, wie das LMS oder       die Verwaltung von E-Learning-Formaten und
andere Systeme und Plattformen mit Aktivitäten     der Nutzer*innen Hand in Hand gehen. Die
umgehen sollen. Dieser Standard vereinfacht        Übergänge zwischen einem LMS und einem
die auf xAPI basierenden Anwendungen und           LCMS sind teilweise schon fließend.
verbessert deren Funktionsweise. Allerdings
sind bei Weitem noch nicht alle Lernplattfor-      Mithilfe der Editorfunktionen können relativ
men mit cmi5 kompatibel.                           schnell und ohne Programmierkenntnisse WBTs
                                                   (webbasierte Trainings) produziert werden.
Siehe auch: E-Learning einfach gemacht: Ein        Editoren dienen der Erfassung und Bearbeitung
Blog für alle Themen rund um E-Learning            von Inhalten – wie Texteditoren – und ermög-
(Articulate Global, LLC). Zugriff unter https://   lichen weitere interaktive Funktionszuweisun-
blogs.articulate.com/e-learning-einfach-ge-        gen für Lern- und Testroutinen. Allerdings zeigt
macht/eine-kurze-einfuehrung-in-die-lms-           sich schon bei einem Mix aus Video- und
standards/                                         Audiosequenzen mit abwechslungsreichen
                                                   interaktiven Testfunktionen und anspruchsvol-
Um das Wichtigste zusammenzufassen: Bei            lem Design, dass die meisten LCMS nach wie vor
externen Autorensystemen ist zu beachten, dass     nur begrenzte Kapazitäten haben. Ebenso
sie mit dem HTML5- und SCORM-Format                bestehen bei einigen LCMS gewisse Einschrän-
operieren sollten. Im Rahmen moderner              kungen bezüglich eines standardisierten
Lernszenarien ist darüber hinaus die Nutzung       Exports (z. B. nur SCORM 1.2 und nicht SCORM
von xAPI unbedingt empfehlenswert.                 2004 und/oder kein xAPI).

                                                                                                                   11
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                              Lerninhalte und -strukturen,
                              Interaktionen, Abfrage- und Testroutinen

                                                            Autorenfunktionen

                              Texte, Bilder,                                                    Rollen, Rechte,
                              Audio, Video,
                              Vorlagen,
                                                Inhalts-
                                               verwaltung       LCMS            Admin-Tools
                                                                                                Aktualisierungen,
                                                                                                Sicherheit,
                              Hintergründe                                                      Analytics

                                                               Schnittstellen

                                                                           SCORM, xApi, HTML5, PDF, LMS,
                                                                           externe Plattformen
Abbildung 3
LCMS-Funktionsbereiche

                         LCMS oder Autorensystem?                         LCMS und LMS ggf. von Vorteil, vor allem wenn
                                                                          die Rechte- und Nutzeradministration an einer
                         Aus diesen Einschränkungen ergibt sich auch      zentralen Stelle erfolgen kann (siehe auch
                         der wichtigste Unterschied zwischen einem        Abbildung 4).
                         LCMS und einem externen Autorensystem. Beide
                         ermöglichen die Erstellung von Lerninhalten,     Diese Kombination ist vor allem sinnvoll, wenn
                         allerdings zeichnen sich Autorensysteme durch    komplexe Kursstrukturen gemanagt, Lernergeb-
                         eine höhere Funktionsvielfalt und den Mix        nisse erhoben und verarbeitet und/oder wenn
                         unterschiedlicher Lernszenarien aus. Eine        gegliederte Lernangebote vorliegen müssen. In
                         weitere Stärke der AS gegenüber LCMS ist, dass   solchen Fällen empfiehlt sich der Einsatz eines
                         mit ihnen komplexere Lerninhalte erstellt und    LCMS in Kombination mit einem LMS. Das gilt
                         stetig erneuert werden können und dass           besonders für Universitäten und Hochschulen
                         verschiedene Versionen der Inhalte verwaltet     sowie für Schulen und andere Bildungseinrich-
                         und mit aktuelleren Standards exportiert         tungen mit komplexen Lehrstrukturen und
                         werden können.                                   Kursangeboten und vielen Teilnehmer*innen.

                         Doch welches System (oder welche Kombination     Manche LCMS weisen aber auch ein recht
                         verschiedener Systeme) soll denn nun zum         übersichtliches Funktionsangebot für Lernin-
                         Einsatz kommen? Das hängt wesentlich vom         halte auf, während sie umfangreiche Verwal-
                         Umfang und der Qualität der Lernmodule, von      tungsfunktionen bieten, die auch das Manage-
                         der Anzahl der Nutzer*innen und von der Größe    ment von Lernenden ermöglichen, sodass ein
                         der Strukturverwaltung ab.                       LMS nicht unbedingt erforderlich ist. In der
                                                                          Regel sind die angebotenen Lernmodule dann
                         So bieten viele LCMS zahlreiche Funktionen zur   nicht in Kursstrukturen eingebunden und auch
                         Inhaltserstellung, wohingegen ihre Verwal-       die Nutzer*innenzahl bewegt sich in über-
                         tungsfunktionen weniger stark ausgebaut sind.    schaubaren Größenordnungen.
                         In puncto Verwaltung haben daher eher die LMS
                         die Nase vorn. Hier ist eine Kombination von

12
Was ist eine Lernplattform und welche Funktionen erfüllt sie?

                     LMS                                            LCMS
     Zugang für Lernende                                        Autorenfunktionen

                                     Admin-Tools
                                     und Zugänge,
                                     Verwaltung

                                               Schnittstellen

     Management,                                                                                      Abbildung 4
     Trainer-Zugänge                                             Inhaltsverwaltung                    Kombination LMS und
                                                                                                      LCMS mit systemübergrei-
                                                                                                      fenden administrativen
                                                                                                      Verwaltungsfunktionen
                                                                                                      und Schnittstellen

Mittels eines separaten Autorentools können        Vorgänge gut mit einem LMS gemanagt werden
hingegen neben den komplexeren und interak-        können. Die Anforderungen an die Qualifikation
tiven Lernszenarien mit aktuellen Exportfunkti-    der Mitarbeiter*innen verändern sich hingegen
onen auch kleine Tutorials oder Screencasts        entsprechend den Entwicklungen am Markt
(Videos, welche die Abläufe bei der Verwendung     laufend. Daher müssen die Lern­module nicht
einer Software am Computer-Bildschirm              nur hochwertig sein, sie müssen auch fortwäh-
wiedergeben) online gestellt werden. Auf diese     rend aktualisiert werden können.
Elemente können auch Nutzer*innen ohne
Zugang zu einem LMS zugreifen; und                 Hinsichtlich der Systemwahl steht also die Frage
­User*innen, die Zugang haben zu einem LMS,        im Vordergrund, ob das Hauptaugenmerk auf
 können von dort aus direkt die Inhalte bearbei-   der Verwaltung oder auf der Inhaltserstellung
 ten. Der Vorteil eines mit einem LMS verknüpf-    liegt und wie die Gesamtstruktur einer Kurs-
 ten Autorentools besteht einerseits darin, dass   und Nutzerverwaltung mit einem Autoren­system
 mit diesem Werkzeug autorisierte ­Autoren*innen   oder einem LCMS korrespondieren könnte.
 mittels komplexer Inhalts­verwaltungsfunktionen
 anspruchsvolle und professionelle Lernangebote    Entscheidend für die Wahl eines Systems ist
 produzieren können. Die Verknüpfung mit           darüber hinaus vor allem eine genaue Analyse
 einem LMS über eine Schnittstelle ermöglicht      der Zielgruppen, ihrer Bedarfe und der Einsatz-
 den stets aktualisierten Zugriff auf diese        szenarien: Was sind die spezifischen und
 Lernmodule. Andererseits kann eine komplexe       variablen Anforderungen der Anwender*innen/
 Nutzer- und Kurs­verwaltung im LMS erfolgen.      Kundschaft/Nutzer*innen und welche Vorteile
                                                   ergeben sich für sie aus der Arbeit mit dem
Die Kombination eines LMS mit einem Autoren-       jeweiligen System? Und nicht zu vergessen: Wie
tool findet man besonders bei Wirtschaftsun-       groß sind die Strukturen, die mit der Lernplatt-
ternehmen oder bei Firmen mit mehreren             form gemanagt werden und wie viele
Filialen. Ihnen geht es um die Schulung ihrer      ­Nutzer*innen gibt es?
Mitarbeiter*innen. Die Gruppe der ­Nutzer*innen
ist dabei stets ähnlich groß und die Organisati-   Abbildung 4 und 5 vermitteln einen Eindruck von
onsstruktur ist relativ stabil, weshalb die        den verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten.

                                                                                                                           13
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                                                  LMS                                Autorensystem
                                    Zugang für Lernende                                     Autorenfunktionen

                                    Management,                        Schnittstellen                     Inhalts-
                                    Trainer-Zugänge                                                    verwaltung

                                    Admin-Tools und
Abbildung 5                         Zugänge, Verwaltung                                               Admin-Tools
Kombination LMS und
Autorensystem mit
gemeinsamer
Schnittstellen­verwaltung

                            Fazit                                               Datenverwaltung (u. a. in Form eines Learning
                                                                                Record Store – LRS) mittels entsprechender
                            Es ist unklar, ob autarke Autorentools den stetig   Schnittstellenanpassungen die Nutzung und
                            steigenden Ansprüchen auch künftig gerecht          Kopplung verschiedener Systeme möglich. Das
                            werden können. Bisher sind sie jedenfalls – was     ist eine gute Überleitung zur sogenannten
                            die virtuellen Lernszenarien und ihre Weiterent-    „Learning Experience Plattform“, die im
                            wicklung betrifft – anderen Optionen überlegen.     nächsten Kapitel beschrieben wird.

                            Gleichwohl ist momentan eine verstärkte             Eine Übersicht über Autoren- und Learning-­
                            Weiterentwicklung der LCMS zu beobachten, da        Content-Management-Systeme wird unter
                            integrierte Inhalts-Editoren und Interaktions-      folgenden Links geboten:
                            funktionen stärker nachgefragt werden. Oft sind
                            sie auch kostengünstiger im Lizenzpaket als         GetApp Autorensysteme – Anbieter im Vergleich:
                            Autorensysteme. Ebenso werden sie mehr und          https://www.getapp.de/directory/861/course-
                            mehr mit standardisierten aktuellen Export-         authoring/software
                            funktionen ausgestattet, weil das zunehmend
                            nachgefragt wird. Dafür koppeln die Anbieter        Capterra Deutschland 2021 – Autorensysteme
                            immer häufiger ein LCMS mit einem LMS oder          im Vergleich:
                            integrieren die LCMS-Funktionen in ein LMS,         https://www.capterra.com.de/directory/30021/
                            sodass der Unterschied zwischen beiden              course-authoring/software
                            Systemen kaum noch wahrnehmbar ist.
                                                                                Deutscher Bildungsserver: Autorensysteme für
                            Bezüglich der Entwicklung von sogenannten           das E-Learning in der Erwachsenenbildung
                            „Öko-Lernsystemen“ (hochgradig adaptive             https://www.bildungsserver.de/Autorensysteme-
                            sozio-technische Systeme – siehe dazu das           fuer-E-Learning-9787-de.html
                            nachfolgende Kapitel) stellt sich weniger die
                            Frage, ob ein LCMS/LMS oder ein LMS mit             Schulhomepage – 3 kostenlose E-Learning-Tools
                            Autorentool zum Einsatz kommt. Denn in einem        im Vergleich: https://www.schulhomepage.de/
                            Öko-Lernsystem ist aufgrund einer zentralen         schule/autorentool

14
Was ist eine Lernplattform und welche Funktionen erfüllt sie?

Die Learning-Experience-Plattform (LXP)              LXPs ermöglichen die Integration von bereits
                                                     existierenden und/oder von externen Systemen
Learning-Experience-Plattformen, auch „LXP“          und Tools (externe Lerninhalte, Lernaufzeich-
genannt, etablieren sich seit ca. zehn Jahren        nungen, Corporate-Learning-Technologien,
immer stärker auf dem Markt. Bei einer Lear-         HR- und Verwaltungssoftware etc.) in eine
ning-Experience-Plattform steht die Lernerfah-       sogenannte Öko-Lernlandschaft. Lernende sind
rung („Experience“) der Lernenden im Vorder-         somit nicht durch feste Inhaltskataloge einge-
grund. Der Gedanke dahinter: Lernen soll Spaß        schränkt, sondern können sich selbstständig
machen und abwechslungsreich sein. Die               interessante Themen erschließen, während sie
Inhalte und Übungsformate sind ähnlich wie           gleichzeitig von der Plattform zu weiteren
bei einem Streamingdienst jederzeit ortsunab-        relevanten Inhalten hingeführt werden.
hängig auf unterschiedliche Weise abrufbar.
Dafür werden komplexe Algorithmen genutzt,           Ein weiterer Vorteil von LXPs: Sie unterstützen
um den Lernenden passgenaue digitale Lernin-         verschiedene Lernformen, darunter problemba-
halte vorzuschlagen (Adaptive Learning).             siertes Lernen, gruppenbasiertes Lernen, ILT
                                                     (Instructor-led Training), selbstorganisiertes
Eine LXP ist folglich eine Software, die selbstge-   Lernen mit Lernbegleitung, aber auch Blended
steuertes Lernen erleichtert. Ihr Einsatz dient      Learning mithilfe von Ansätzen wie Microlear-
der Schaffung personalisierter Lernerlebnisse.       ning und Gamification.
Sie unterstützt die Lernenden beim Entdecken
von Lerninhalten, auf die sie selbstständig          Für die Umsetzung der dazu nötigen Schnitt-
zugreifen können. Die Lernmaterialien werden         stellenanpassungen genügt der Standard SCORM
in unterschiedlichen Formaten angeboten              nicht mehr. Eine lernerzentrierte Plattform
(Gamification, Videos, Podcasts, WBTs, Doku-         sollte das Lernen mit der beruflichen Entwick-
mente, Lern-Nuggets etc.) und können aus             lung koppeln und dafür auch individualisierte
unterschiedlichen Quellen eingespeist werden.        Empfehlungen abgeben. Mit SCORM kann man
Im Unterschied zu herkömmlichen LMS wird             jedoch nicht nachvollziehen, wie effektiv
hier stärker auf die Eigenmotivation der             Lernende ihre Kurse bzw. Lernangebote
Lernenden (Engagement Learning) gesetzt. Den         tatsächlich absolvieren und in welchem Ausmaß
Nutzer*innen werden standardisierte Lernmo-          sie davon profitieren. Anders ist das bei
dule angeboten, sie haben Zugriff auf Kurse          Experience API (xAPI, die „Erfahrungs“-Anwen-
und Kursstrukturen, aber auch „On-De-                dungsschnittstelle) – der Standard bei LXPs.
mand-Lernangebote“ können freigeschaltet             Diese ermöglicht die Nachverfolgung und
werden. Darüber hinaus können die Lernenden          Analyse verschiedener Parameter während des
Lerninhalte selbst verwalten und zusammen-           Lernens und Trainierens.
stellen, sie untereinander austauschen und
kollaborativ damit arbeiten (Social Learning).       LXPs führen somit bestehende Lernsysteme und
                                                     -plattformen zu einem sogenannten Öko-Lern-
LXPs stellen also alle nutzerorientierten Tools      system zusammen. Im Unternehmenskontext sind
und Technologien bereit, die benötigt werden,        damit alle Angebote und Rahmenbedingungen
um personalisierte Lernumgebungen zu                 innerhalb der Organisation gemeint, die Lernpro-
konzipieren, einzurichten, zu sichern und zu         zesse ermöglichen oder fördern – angefangen
verwalten. Die Nachfrage nach solchen Lern-          von der technischen Infrastruktur inklusive der
plattformen oder Lernumgebungen wächst               nötigen Softwaresysteme über alle erdenklichen
rasant. Im Kontext des lebenslangen Lernens          Inhalte und Inhaltsformate (webbasierte Trainings
stehen individualisierte Fort- und Weiterbil-        und von Mitarbeiter*innen selbst erstellter Inhalt)
dungsangebote, in deren Rahmen moderne               bis hin zu sozialen Lernformen mit Kollegen und
Methoden zum Einsatz kommen, hoch im Kurs.           Kolleginnen und On-the-Job-Trainings. Die wich-
                                                     tigsten Funktionen und Eigenschaften eines
Learning-Experience-Plattformen werden               solchen Systems sind
gegenwärtig vor allem für Weiterbildungen und
für den Wissensaustausch in Unternehmen bzw.         — die Content Discovery – ein System, das für
Organisationen eingesetzt. Dort kommen ihre            Nutzer*innen geeignete Inhalte ermittelt
vorteilhaften Eigenschaften, die sie von klassi-       und ihnen diese empfiehlt;
schen LMS abheben, besonders zum Tragen:

                                                                                                                     15
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                                           Inhaltserstellung

                                                                                Inhaltsverwaltung

                               Managementtools

                                                                                          Admin-Tools

                            Talentmanagement                        LXP                                  Kollaborations-
                                                                                                         tools

                                                                                            Ergebnis-/
                                           LMS                                            Analysetools
Abbildung 6                                                               Autorentools
Mögliche LXP-Funktions-                                      Video-
bereiche und System­                                       streaming
implementierungen
(Öko-Lernsystem)

                          — die Personalisierung, in deren Rahmen         neues System erfolgen. Vielmehr ist es aus
                            Lernende ihre individuellen Lernpfade aktiv   Kosten- und Zeitgründen oft sinnvoll, auf die
                            gestalten und ggf. eigene Lerninhalte         bestehenden Daten und die strukturelle
                            anderen zur Verfügung stellen können;         Verwaltungssoftware zurückzugreifen und diese
                                                                          mit einem LXP zu verknüpfen.
                          — die Integration weiterer externer Systeme
                            wie LMS, Intranet, HR- und/oder Finanz-       Hinsichtlich der Lernererfahrungen und der
                            buchhaltungssoftware, Kommunikationstools     Schnittstellenerweiterungen öffnen sich viele
                            wie z. B. MS Teams, Zoom oder Slack;          LMS- und LCMS-Anbieter dahingehend, dass sie
                                                                          ihre Systeme in Richtung eines Öko-Lernsystems
                          — die Ermöglichung des Zugriffs auf externe     weiterentwickeln.
                            Lerninhalte, z. B. über On-Demand-Lern-
                            plattformen wie Udemy, LinkedIn-Learning,     Siehe auch:
                            Haufe Akademie etc.
                                                                          Haufe-Akademie: https://www.haufe-akade-
                          Ob eine LXP gegenüber einem LMS zu bevorzu-     mie.de/learning-experience/?akttyp=di-
                          gen ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Das   rekt&aktnr=84834&wnr=04393689
                          hängt immer von den Zielstellungen, Bedürf-
                          nissen, den Unternehmens- und Organisations-    Valamis: https://www.valamis.com/de/hub/
                          strukturen, den Management-Methoden und         was-ist-eine-lxp
                          der individuellen Förderung der Nutzer*innen
                          ab. Aktuell findet man eher Kombinationen von   Es ist absehbar, dass Lern- und Trainings­
                          LXPs mit LMS, Autorentools und kollaborativen   formate in Zukunft immer mehr auf künstliche
                          Austauschformaten. Wenn ein Unternehmen         Intelligenz und Algorithmen zurückgreifen
                          oder eine Organisation seinen Nutzer*innen      werden, um individuelle Erfahrungen und
                          eine Möglichkeit zum personalisierten Lernen    Lernpfade zu ermöglichen, die die ­Nutzer*innen
                          bieten möchte, aber schon ein LMS verwendet,    aktiv und selbstbestimmt gestalten können.
                          muss nicht ein kompletter Umstieg auf ein       Daher wird man künftig vermutlich nicht mehr

16
Was ist eine Lernplattform und welche Funktionen erfüllt sie?

so eindeutig zwischen einem LMS, LCMS oder        Einige Plattformen können das Lern- und
einer Autorensoftware unterscheiden können,       Buchungsverhalten der Nutzer*innen analysie-
was ja z. T. schon jetzt nicht so einfach ist.    ren und auf verwandte bzw. aufbauende
Auch könnte die Bezeichnung „LXP“ durch den       Themen verweisen. Ebenso wird der Lernfort-
Begriff „Öko-Lernlernlandschaft“ ersetzt          schritt registriert und die erworbenen Zertifi-
werden, weil damit treffender beschrieben wird,   katsabschlüsse werden gespeichert. Diese
dass diese Systeme an aktuelle Bedarfe, Systeme   On-Demand-Angebote basieren auf intelligen-
und Technologien angepasst werden können.         ten Technologien, wie sie auch bei Netflix oder
                                                  Amazon genutzt werden.

On-Demand-Lernportale                             Teilweise bieten Plattformen auch Austausch-
                                                  und Kommunikationsbereiche, Blogs oder
Seit einigen Jahren vertreiben professionelle     Ähnliches an, damit sich die Nutzer*innen über
Anbieter und Produzenten von digitalen            ihre Lernerfahrungen austauschen können.
Lernmodulen (Interaktive Lernmedien, Erklärvi-    Zum Teil geht das so weit, dass Nutzer*innen
deos, Podcasts, Gamification) ihre Produkte       auch eigene Angebote bereitstellen können.
über eigene Lernplattformen (z. B. über eine      Das erfolgt entweder in einem eigenen
digitale Akademie). Zwar könnten solche           Buchungsbereich der Plattform oder auf
buchbaren Angebote auch in ein Öko-Lernsys-       separaten Serverbereichen des On-De-
tem eingebunden werden, jedoch sind für           mand-Anbieters. Das ist für viele Unternehmen
manche Einrichtungen, Unternehmen und             und Organisationen durchaus interessant, da
Einzelpersonen solche standardisierten Ange-      sie sowohl auf die standardisierten und
bote, für die kein eigenes LMS betrieben          professionalisierten digitalen Lehr-Lern-Ange-
werden muss, absolut ausreichend. Diese           bote der Anbieter zurückgreifen als auch
Angebote umfassen beispielsweise digitale         unternehmenseigene Schulungen bereitstellen
Lernmodule oder Video-Tutorials zu Fachthe-       und verwalten können. Diese Möglichkeiten
men und Softwareanwendungen (wie MS-Of-           basieren auf derselben Technologie, die auch
fice-Programme, Grafikprogramme, Buchhal-         für eine LXP zum Einsatz kommt. Dabei ist
tung und Fakturierung, Projektmanagement,         jedoch zu berücksichtigen, dass die Anbieter
IT-Schulungen, Arbeitsschutz, Datenschutz,        natürlich in erster Linie ihre eigenen Produkte
Qualitätsmanagement, Case Management,             vermarkten wollen, von denen stets ein
Tutorials für die Pflege und für medizinische     gewisses Kontingent gebucht werden muss.
Berufe, Kommunikations- und Beratungsstrate-
gien und vieles mehr).                            Folgende Links führen zu einigen dieser
                                                  Anbieter:
Auf diesen Lernplattformen werden (über ein
Buchungssystem) digitale Kurse und Tutorials zu   Haufe-Akademie
den unterschiedlichsten (Fach)-Themen             Dekra-Akademie
bereitgestellt. Dazu gehören auch individuelle    MasterClass
Online-Beratungen und Schulungen. Die             Masterplan
Nutzer*innen richten sich einen kostenpflichti-   Relias-Company
gen Account auf der Plattform ein. Es sind        Sofatutor
Einzelbuchungen möglich, es gibt aber auch        Cornelson-eCademy
Paketangebote für Themen- und Kursbereiche        Klett-Verlag
oder flexible Abo-Systeme, in deren Rahmen        Udemy
sich die Nutzer*innen für eine gewisse Zeit       LinkedIn-Learning
Zugang zum Kursangebot verschaffen können.

                                                                                                                  17
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                          Übersicht über die Merkmale
                          verschiedener Lernplattformen
                          In der folgenden Übersicht sind die wesentli-
                          chen Merkmale verschiedener Lernplattformen
                          zusammengefasst. Es handelt sich dabei um
                          einen winzigen Ausschnitt aus dem weiten
                          Spektrum an Anbietern.

                                                                                                    On-Demand-­
                           LMS                     LCMS/AS                  LXP
                                                                                                    Lernportale
                           Nutzerverwaltung        Inhaltserstellung        Lernenden-­             standardisierte
                           Administration          Inhaltsverwaltung        Unterstützung           Inhalte
                           Managen von             Ergebnisreflexion        Austausch               themengebundene
                           Personen und                                     Förderung               Inhalte
                           Inhalten                                                                 gewerbliche Inhalte
                           orientiert sich an      orientiert sich an       orientiert sich an      orientieren sich an
                           Strukturen              Inhalten                 Lernenden               On-Demand-Inhalten

                           Beispielhaft einige Anbieter entsprechender Lernplattformen

                                                   LCMS/AS in Kombina-                              On-Demand-­
                           LMS                                              LXP
                                                   tion mit LMS                                     Lernportale
                           Moodle                  iPrendo                  Valamis                 Udemy
                           Ilias                   keeunit                  Masterplan              LinkedIn-Learning
                           TalentLMS               YouKnow AS               IBT LMS von Time4You    Haufe-Akademie
                           Blackboard LMS          Knowledge­               Haufe-LXP               Relias LMS
                           OpenOlat                worker Suite             L&D School von          Dekra-Akademie
                           Stud.IP                 Blink.it                 Bildungsinnovator       Sofatutor
Tabelle 1                  YouKnow LMS             Easy LMS                 Inside eXperience
Wichtigste Merkmale der                            iSpring LMS              Space
verschiedenen Gattungen
von Lernplattformen
                                                                            Traperto

                          Die aktuellen Lernplattformen lassen sich         Siehe auch:
                          hinsichtlich ihres Leistungsspektrums immer
                          weniger als LMS, LCMS/AS oder LXP kategorisie-    eLearning-Journal: https://www.elearning-
                          ren. Immer mehr Systeme – einschließlich der      journal.com/2020/08/12/was-machen-wir-
                          oben aufgeführten – verfügen über Autoren-        mit-lxp/
                          funktionen, wobei große qualitative Unter-
                          schiede bestehen. Die Schnittstellenerweiterung   Haufe-Akademie:
                          xAPI und das personalisierte und kollaborative    https://www.haufe-akademie.de/learning-ex-
                          Lernen spielen in allen Systemen eine immer       perience/?akttyp=sea&med=google&aktn-
                          größere Rolle.                                    r=87322&wnr=04421056&chorid=04421056
                                                                            &cmp=hlx

                                                                            Valamis-LXP: https://www.valamis.com/de/hub/
                                                                            was-ist-eine-lxp

                                                                            blink.it: https://www.blink.it/blog/unterschied-
                                                                            lms-lcms-lxp

18
Auswahlkriterien für den Einsatz von Lernplattformen

Auswahlkriterien für den Einsatz
von Lernplattformen

Sie haben sich entschieden, eine Lernplattform einzusetzen? Um die
richtige Wahl zu treffen und sich aus den verfügbaren Modellen das
passende herauszusuchen, sollten Sie zunächst einige Grundsatz­
fragen klären.

Zunächst geht es darum, die Rahmenbedingun-       — Wie ist die technische Infrastruktur
gen abzustecken, und zwar in Anlehnung an           beschaffen?
folgenden Fragenkatalog:
                                                  — Welche personellen Kapazitäten stehen für
— Welche rechtlichen und betrieblichen              den Prozess der Implementierung und für
  Rahmenbedingungen sind bei der                    die nachfolgende Betreuung der
  Einführung einer Lernplattform zu                 Lernplattform zur Verfügung? Verfügen die
  berücksichtigen (Datenschutz,                     Mitarbeiter*innen über die erforderlichen
  Betriebsvereinbarungen etc.)?                     Qualifikationen?

— Wurde mit dem Betriebsrat und dem               — Wie hoch ist das verfügbare Budget?
  Datenschutzverantwortlichen abgestimmt,
  wie detailliert und unter welchen
  Sicherheitsvorkehrungen das Lernverhalten
  der Nutzer*innen auf der Lernplattform
  analysiert und dokumentiert werden darf?

Für die weitere Konkretisierung der Analyse könnten folgende Fragen relevant sein:

WOZU soll WAS für WEN, WIE und WANN über eine Lernplattform
umgesetzt werden?

1    WOZU – Welche Ziele werden mit der           — Welchen Vorteil können sich die
Lernplattform verfolgt?                             Nutzer*innen und die Kursverwalter*innen
                                                    von der neuen Plattform erhoffen?
— Wozu dient die Lernplattform (z. B. nur als
  Wissensspeicher oder Ablage – dann genügt       — Warum genügen die bestehenden
  eventuell auch ein Wiki oder eine Cloud)?         Möglichkeiten und Systeme nicht mehr den
                                                    aktuellen Erfordernissen?
— Ist für Ihre Anforderungen tatsächlich eine
  (neue) Lernplattform erforderlich oder sind
  die bestehenden Ressourcen dafür
  ausreichend?

                                                                                                                 19
ARBEITSHILFE LERNPLATTFORMEN

                       2    WAS – Was soll auf der Plattform             — Welche Zielgruppenniveaus sind zu berück-
                      zu finden sein?                                      sichtigen bzw. zu erwarten?

                      — Welche Kurse, Seminare, Inhalte und              — Welche Rollen müssen für die Nutzer*innen
                        Trainings sollen über eine Plattform               definiert werden (Lerner, Gast, Lehrender,
                        angeboten werden?                                  Manager, Administrator etc.)? Welche Aufga-
                                                                           ben und Funktionen sind damit verknüpft?
                      — Was ist aus dem aktuellen Seminarangebot
                        zu übernehmen und was soll zukünftig im          — Ist es angesichts der Zielgruppe erforderlich,
                        Angebot enthalten sein? (Der Plan soll             dass die Texte auf der Plattform in mehreren
                        zumindest die kommenden fünf Jahre                 Sprachen verfasst werden?
                        berücksichtigen.)

                      — Welche Formate (Präsenzlehre, Blended
                        Learning, Selbststudium, Online-Lehr-Lern-       4    WIE – Wie werden die unter Punkt 1
                        Angebote etc.) werden über die Plattform         formulierten Ziele erreicht?
                        verwaltet?
                                                                         Allgemeine und technische Kriterien:
                      — Welche digitalen Lehr- und Lernmedien
                        bzw. Formate und Materialien (Dokumente,         — Soll ein eigenes Hosting (On-Premise2) oder
                        web­basierte Trainings, Podcasts, Lernvideos,      ein Fremdhosting (SaaS3) mit Zugriff auf eine
                        interaktive Szenarien etc.) soll die Plattform     webbasierte Lernplattform ermöglicht werden?
                        unterstützen?
                                                                         — Gibt es eine Basisversion der Plattform und
                      — Welche Verwaltungsstrukturen (Abteilungen,         kann diese mit Blick auf zukünftige Anforde-
                        Filialen, Kurs- oder Themenbereiche etc.)          rungen erweitert werden?
                        müssen auf der Plattform eingerichtet werden?
                                                                         — Passt sich die Darstellung der Lernplattform
                      — Sollen auf der Plattform auch frei verfügbare      automatisch an alle Endgeräte an? (Respon-
                        Lerninhalte bereitgestellt werden können?          sive Design)

                      — Soll das System individualisierte                — Können sämtlich Nutzer-Ebenen (Front- und
                        Lernbedarfe ermitteln und entsprechende            Backend) intuitiv bedient werden?
                        Lernstrategien vorschlagen?
                                                                         — Ist eine Anpassung an das eigene Corporate
                                                                           Design erwünscht und möglich?

                       3   WER – Für wen wird die Plattform              — Welche Anforderungen bestehen bezüglich
                      eingerichtet?                                        Back-ups, Updates, Support bzw. Ansprech-
                                                                           partner*innen?
                      — Wer soll Zugriff auf die Lernplattform haben
                        (interne und/oder externe Nutzer*innen)?         — Muss die Plattform mandantenfähig sein?

                      — Wie viele Nutzer*innen (minimale und
                        maximale Anzahl) werden erwartet?

                      2 On-Premise: „In eigenen Räumlichkeiten“ – Modell für die lokale Nutzung und Administration
                        von Software auf eigenen Servern.
                      3 SaaS basiert auf dem Grundsatz, dass die Software und die IT-Infrastruktur von einem externen
                        IT-Dienstleister betrieben und vom Kunden als Dienstleistung genutzt werden.

20
Auswahlkriterien für den Einsatz von Lernplattformen

Inhalte und deren Verwaltung:                    — Soll die Lernplattform den Nutzer*innen
                                                   Vorschläge für neue Lerninhalte machen?
— Ist der Modus der Eingabe und Formatierung
  von Inhalten, Informationen und Beiträgen      — Welche Übungs-, Test- und Prüfungsroutinen
  intuitiv?                                        werden benötigt?

— Welche Medien (Bilder, Grafiken, Videos,       — Ist eine Auswertung der absolvierten Lern­
  Podcasts etc.) sollen in die Beiträge inklu-     einheiten gewünscht? Und wenn ja: Wie
  diert werden können?                             detailliert soll das Reporting und wie soll es
                                                   gestaltet sein?
— Sollen Inhaltsvorlagen mit verschiedenen
  Platzhaltern und Layout-Strukturen angebo-     — Sollen Zertifikate bzw. Bescheinigungen für
  ten werden?                                      Kurs-/Seminarabschlüsse ausgestellt werden?

— Sollen eigene Vorlagen kreiert bzw. vorhan-    — Welche Datenformate sollen für ein
  dene angepasst werden können?                    Up- und/oder Download auf der Plattform
                                                   für die jeweiligen Nutzergruppen zulässig sein?
— Sollen Lernpfade erstellt und diese ggf.
  grafisch gestaltet werden können?              Kurs-/Seminarverwaltung:

— Welche Lernpfadstrukturen (lineare Pfade,      — Was sind die wichtigsten Anforderungen an
  Verzweigungen, Untergliederungen, Direkt-        die Kurs-/Seminarverwaltung?
  auswahl etc.) werden benötigt? Müssen
  Pflichtabläufe festgelegt werden?              — Wie sollen die unterschiedlichen Seminarformate
                                                   (Präsenz, Blended Learning, Selbstlernangebote,
— Welche digitalen Lernformate (webbasierte        Online-Lehre/-Lernen etc.) auf der Plattform
  Trainings, Lernvideos, Podcasts, digitale        erfasst, verwaltet und dargestellt werden?
  Trainings, Abfrage- und Testroutinen etc.)
  soll die Plattform unterstützen?               — Welche Strukturen und Themenbereiche sind
                                                   hinsichtlich der (Unter-)Gliederungen zu
— Soll die Plattform die Produktion eigener        berücksichtigen?
  digitaler Lernformate ermöglichen (Autoren-
  funktionen)?                                   — Welche Vermittlungsformate werden ange-
                                                   boten (Einzelseminare/-kurse, Seminar-/
— Wie viele Nutzer*innen sollen als Autoren/       Kursreihen, Ausbildungsreihen mit verschie-
  Autorinnen auftreten können?                     denen Fachthemen, modulare Kursangebote
                                                   für Lernende mit Einzelwahl- und
— Welche Arten von digitalen Lernformaten          Mischmöglichkeiten etc.)?
  (siehe oben) sollen gestaltet werden können?
                                                 — Können bisherige Seminarstrukturen übernom-
— Sollen einzelne Lerneinheiten unterschied­       men werden, sind diese mit eventuell beste-
  lichen Lernpfaden zugeordnet werden können?      henden neuen Anforderungen kompatibel?

— Werden Lerneinheiten und digitale Lern­        — Sind die Begrifflichkeiten und Kursstrukturen
  formate zentral verwaltet?                       der Lernplattform mit der bisher verwende-
                                                   ten Terminologie identisch bzw. sind sie
— Sollen Lerninhalte nur im Rahmen der             übertragbar/können sie angepasst werden?
  Kursstrukturen oder auch frei angeboten
  werden (z. B. auch für Gastzugänge)?           — Sollen Kurse/Seminare von Lernenden über
                                                   die Plattform buchbar sein? Welche Daten
— Sollen bereits bestehende digitale Lern­         sind für eine Buchung relevant und wie
  inhalte integriert werden können?                werden sie verarbeitet?

— Ist die Einbettung externer Lerninhalte        — Soll es möglich sein, auf einzelne Lern­
  erwünscht?                                       einheiten direkt zuzugreifen, ohne dass
                                                   einer Kursstruktur gefolgt wird?

                                                                                                                21
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