Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit

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Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
Fitness & Gesundheit
                im Verein

             Arbeitsmaterial

  Verein als Gesundheitspartner
gesundes Setting, Netzwerke und Kooperationen
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
Innovationen im Gesundheitssport

1.             Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1.       Inhaltsverzeichnis................................................................... 4

2.       Vorwort .................................................................................... 5

3.       Einleitung............................................................................... 10

4.       Verein als Gesundheitspartner.............................................11
                                                                                                                                                    3
5.       Kooperationen und Netzwerke............................................. 12
5.1      Kooperation....................................................................................12
5.2      Netzwerke.......................................................................................12
5.3      Kooperation und Netzwerk – das Fazit...........................................15
5.4      Der Weg zu einer erfolgreichen Kooperation bzw.
         der Prozess zur Gründung eines Netzwerkes.....................................15

6.       Setting.................................................................................... 17
6.1      Was ist Setting?..............................................................................17
6.2      Setting im Verein............................................................................18
6.3      Gesundheitsförderung in einem Setting.........................................18
6.4      Der Verein als gesundheitsför-derndes Setting..............................19

7.       Best-Practice Beispiele Kooperationen für ....................... 21
7.1      Erwachsene....................................................................................21
7.2      Kinder.............................................................................................23
7.3      Jugendliche....................................................................................24
7.4      Ältere und Senioren........................................................................26
7.5      Menschen mit Migrationshintergrund ...........................................26
7.6      Menschen mit Behinderung ...........................................................27
7.7      Menschen mit psychischer Erkrankung..........................................28
7.8      Familien..........................................................................................28
7.9      Menschen aus sozial schwachen Familien....................................29
7.10     Arbeitssuchende.............................................................................30
7.11     Angestellte......................................................................................30

8.       Best-Practice Beispiele Netzwerke für................................ 32
8.1      Erwachsene....................................................................................32
8.2      Kinder.............................................................................................32
8.3      Jugendliche....................................................................................34
8.4      Ältere und Senioren........................................................................35
8.5      Menschen mit Migrationshintergrund ...........................................36
8.6      Menschen mit Behinderung ...........................................................36
8.7      Menschen mit psychischer Erkrankung .........................................37
8.8      Familien..........................................................................................38
8.9      Menschen aus sozial schwachen Familien....................................38
8.10     Arbeitssuchende.............................................................................39
8.11     Angestellte......................................................................................40

9.       Best-Practice Beispiele „gesundes Setting Verein“.......... 42

10.      Blick in die Zukunft............................................................... 52

Literatur............................................................................................ 53
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
2.       Vorwort
             Gesundheitssport im Deutschen Turner-Bund
    Fitness & Gesundheit sind zentrale Ziele der Turnbewegung!
                                                                     Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung
    So führte Friedrich Ludwig Jahn zu Beginn des 19. Jahrhun-
                                                                     Auf der Grundlage von Festlegungen der WHO gilt:
    derts zur Begründung der von ihm verfassten Turnkunst an,
                                                                            ■ Prävention zielt auf die Vorbeugung und Verhinde-
    dass jeder Mensch seine Anlagen systematisch ausbilden
                                                                              rung von gesundheitlichen Risikofaktoren, Schädi-
    müsse. Falls dies nicht geschehe, würden die Anlagen ver-
                                                                              gungen und Krankheiten.
    kümmern, mit vielen negativen Folgen für Leistungsfähigkeit
                                                                            ■ Rehabilitation bedeutet wörtlich „wieder fähig
    und Gesundheit. Das Turnen stellte für Jahn dementspre-
                                                                              machen“, ist in einem engen Zusammenhang mit
    chend eine „Brauchkunst des Leibes und des Lebens dar“ –
4   über die jeder Mensch verfügen sollte, um umfassend fit und
                                                                              Behinderung und Schädigung zu sehen und umfasst
                                                                              Maßnahmen zur Wiederherstellung ebenso wie zur
    damit auch gesund zu bleiben. Diese Sichtweise des Turnens
                                                                              Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens.
    stand in der Tradition der Gymnastik, deren Wurzeln sich bis
                                                                            ■ Gesundheitsförderung soll schließlich Menschen
    in die Antike zurückverfolgen lassen. Von Medizinern und
                                                                              gezielt befähigen, selbst Kontrolle über ihre Gesund-
    Biologen wie u.a. Wilhelm Roux wurden solche praxisbezoge-
                                                                              heit auszuüben und dadurch ihr physisches, psy-
    nen Vermutungen zur positiven Wirkung von Gymnastik und
                                                                              chisches und soziales Wohlbefinden zu verbessern.
    Turnen auf die Entwicklung und Gesundheit des Menschen
                                                                              Ressourcenstärkung sowie die Entwicklung eines
    durch die Erforschung der „funktionellen Anpassung“ des
                                                                              gesunden Verhaltens sowie gesundheitsstärkender
    Organismus bereits im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert
                                                                              Verhältnisse stehen hier im Vordergrund.
    bestätigt. In dieser Tradition steht der Deutsche Turner-Bund
    auch heute zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung zur
                                                                     Die Angebotsbereiche Fitness-, Gesundheits- & Reha-
    systematischen und effektiven Stärkung von Fitness und Ge-
                                                                     Sport
    sundheit in der Bevölkerung.

    Der Deutsche Turner-Bund hat mit der Verabschiedung des          Fitness-Sport zielt insbesondere und systematisch auf die
    GYMWELT Konzepts für den Angebotsbereich Fitness- und            Stärkung von Fitnessfaktoren (Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit,
    Gesundheitssport einen zeitgemäßen konzeptuellen Rahmen          Koordination, Entspannungsfähigkeit) – und damit auf einen
    abgesteckt. Im GYMWELT Konzept wird dabei das Verständ-          zentralen Aspekt von Prävention. Eine solche Stärkung kann
    nis des Bereichs Fitness- & Gesundheitssport geklärt und         im Hinblick auf einzelne Fitnessfaktoren erfolgen wie z. B. bei
    es werden Perspektiven aufgezeigt für die Entwicklung des        einem Walking-Treff (hier insbesondere Ausdauer) oder auch
    Bereichs im Hinblick auf Angebote, Ausbildung, Strukturen so-    „im Verbund“ von Fitnessfaktoren wie z. B. bei einer Fitness-
    wie Vermarktung. Neben der Konkretisierung und der schritt-      gymnastik. Die zentrale präventive Qualität wird im Fitness-
    weise Umsetzung dieser Perspektiven ergab die Diskussion         Sport insbesondere durch die Qualifikation der Übungsleiter
    einerseits mit den Landesturnverbänden (u.a. im Rahmen der       und Leiterinnen gesichert. Diese sollten dementsprechend
    jährlichen GYMWELT Tagungen sowie der Bildungsdialoge),          in der Lage sein, Übungen zur Stärkung der Fitnessfaktoren
    andererseits mit dem DOSB, mit Landessportbünden sowie           strukturiert und zielgruppengerecht durchzuführen.
    mit anderen Sportverbänden (u.a. DBS) die Notwendigkeit der
                                                                     Die Förderung einiger psychosozialer Ressourcen (insbeson-
    Ausdifferenzierung und Ergänzung.
                                                                     dere emotionales Erleben, soziale Einbindung) ist wichtig,
    Im Fokus der Angebote des Deutschen Turner-Bundes stehen         erfolgt durch die Übungsleiter und -leiterinnen aber meist eher
    dabei traditionell die Bereiche Fitness-Sport und Gesundheits-   intuitiv als systematisch – wobei letzteres wünschenswert
    sport. Jedoch wird auch Reha-Sport in einigen Landesturn-        wäre.
    verbänden qualitativ hochwertig angeboten – dies zumeist
                                                                     Fitness-Sport fokussiert vor allem auf Jugendliche sowie
    allerdings eingeschränkt auf spezielle „Schädigungsklassen“.
                                                                     auf Erwachsene bis in das hohe Seniorenalter, die bereits
                                                                     eine gewisse „Grundlagen-Fitness“ aufweisen und die diese
                                                                     Fitness erhalten oder verbessern wollen. Die Motive zur
                                                                     Teilnahme am Fitness-Sport reichen von „Fitness erhalten/
                                                                     verbessern“ und „Körper in Form halten“ über „sich dabei und
                                                                     danach wohlfühlen“ bis zu „soziale Einbindung erfahren“.

                                                                     Vor diesem Hintergrund sind spezifischere Zielgruppenfestle-
                                                                     gungen sinnvoll (z. B. entsprechend Fitness-Status, motiva-
                                                                     tionalen Voraussetzungen, soziodemographischen Merkma-
                                                                     len).

                                                                     Zum Angebotsspektrum zählen traditionelle Angebote der
                                                                     „funktionellen Gymnastik“ ebenso wie Fitnesstrends und das
                                                                     gerätegestützte Training. Die Angebote im Fitness-Sport set-
                                                                     zen auf motivierende und abwechslungsreiche Inhalte (u.a.
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
Innovationen im Gesundheitssport
                                                                                    Vorwort

Bewegungsformen aus anderen Kulturen) sowie Rahmenbe-             Stärkung und Wiederherstellung grundlegender physischer
dingungen (u.a. Musik, Materialien, Geräte, Natur).               und psychosozialer Ressourcen zur Ermöglichung eines
                                                                  selbstbestimmten Lebens bei Behinderung und Schädigung
Gesundheitssport besteht aus Angeboten bzw. Programmen            ebenso wie auf die Reduktion von damit zusammenhängen-
die den „Kernzielen“ sowie den Qualitätsanforderungen einer       den gesundheitlichen Problemen. Reha-Sport beinhaltet damit
Gesundheitsförderung im Sinne der WHO genügen:                           ■■ einerseits die Ziele des Fitness-Sports, z.T. weiter-
       ■■ Stärkung physischer Ressourcen (Fitnessfaktoren)                  gehend des Gesundheitssports (je nach Zielgruppe);
          und damit auch                                                 ■■ andererseits deren Ausrichtung an speziellen „Klas-
       ■■ Vermeidung und Minderung von physischen Belas-                    sen“ von Behinderungen und Schädigungen (z. B.
          tungssymptomen, insbesondere Risikofaktoren.                      Diabetes, Osteoporose).
       ■■ Stärkung psychosozialer Ressourcen (Wissen, Stim-
          mung, Selbstwirksamkeit, Körperkonzept, Integration     Eine Zielgruppenabgrenzung bezieht sich dementsprechend
          und Unterstützung) und damit auch                       in erster Linie auf solche „Klassen“ von Behinderungen und
       ■■ Bewältigung von psycho-sozialen Belastungssymp-         Schädigungen, weitergehend können aber auch die spe-                  5
          tomen (bzw. Beschwerden) sowie                          zifischeren Kriterien zur Zielgruppenfestlegungen des Ge-
       ■■ Aufbau eines stabilen Aktivitätsverhaltens (Bindung).   sundheitssports herangezogen werden (z. B. motivationale
       ■■ Entwicklung der Bewegungsverhältnisse (dazu             Voraussetzungen, soziodemographische Merkmale, Fitness-
          gehört u.a. systematische Programmentwicklung           Status). Die Motive der Teilnehmer sind heterogen. Neben
          & Evaluation, Übungsleiterausbildung, Aufbau            den für die Teilnehmer am Fitness- und Gesundheitssport
          von Vernetzungen und Qualitätszirkel, Schaffung         genannten Motiven ist hier jedoch zentral die „Verbesserung
          günstiger infrastruktureller Voraussetzungen).          des gesundheitlichen Zustands“ sowie „die Bewältigung alltäg-
                                                                  licher Anforderungen“.
Gesundheitssport wirkt damit primär präventiv (Ressourcen-
stärkung, Risikomeidung), ist weitergehend aber auch gezielt      Teilweise liegen qualifizierte Angebote bzw. Programme für
verhaltens- und verhältniswirksam (Gesundheitsförderung).         Gruppen vor: Darunter fallen Herzgruppen; Schlaganfallgrup-
Überschneidungen zwischen Gesundheitssport und Reha-              pen; Diabetesgruppen; Krebsnachsorgegruppen; Rücken-
Sport sind punktuell durch die Einbeziehung spezifischer Ziel-    gruppen (Wirbelsäulenerkrankungen, Bandscheiben-prolaps
gruppen (s.u.), zwischen Gesundheitssport und Fitness-Sport       etc.); Sport bei Osteoporose; Sport bei Atemwegserkrankun-
durch Berücksichtigung von Zielsetzungen über eine Fitness        gen (u.a. Asthma); Rheumagruppen; Suchtgruppen; Demenz-
Stärkung hinaus (s.o.) gegeben. Viele Einstiegsangebote aus       gruppen (u.a. Parkinson & Alzheimer).
dem Gesundheitssport können auch als „niedrigschwellige“
Dauerangebote des Fitness-Sports weitergeführt werden.            Auch die Qualität solcher Gruppenangebote im Reha-Sport
                                                                  sollte zukünftig gesichert werden: durch strukturierte und
Gesundheitssport fokussiert insbesondere auf Erwachsene           dokumentierte Programme (Manuale) die erprobt und hin-
bis in das hohe Seniorenalter mit dem Risikofaktor Bewe-          sichtlich ihrer Effekte evaluiert sind; durch die Qualifikation der
gungsmangel (Einsteiger und Wiedereinsteiger), d.h. auf Per-      Sport-, bzw. Bewegungstherapeuten sowie der Übungsleiter;
sonen mit nur geringer Fitness; auf Erwachsene mit spezifi-       durch unterstützende interne und externe Vernetzungen sowie
schen gesundheitlichen Problemen (z. B. Rückenschmerzen,          durch gute Rahmenbedingungen.
Adipositas); sowie auf gesundheitlich besonders gefährdete
Kinder und Jugendliche (z. B. mit starkem Übergewicht). Moti-     PLUSPUNKT GESUNDHEIT.DTB
ve zur Teilnahme sind in den Zielgruppen der Erwachsenen zu       Das Qualitätssiegel PLUSPUNKT GESUNDHEIT.DTB ist
Beginn insbesondere „gesundheitliche Probleme bewältigen“         kompatibel mit dem Qualitätssiegel SPORT PRO GESUND-
und „Fitness verbessern“ – Dabeibleiber in den Angeboten          HEIT der Dachorganisation DOSB. Ein solches Siegel
ergänzen diese Gesundheitsmotive jedoch bald insbesondere         wird verliehen auf der Grundlage der Erfüllung folgender
um „sich dabei und danach wohlfühlen“ und „soziale Einbin-        6 Qualitätskriterien(Vgl. DOSB (o.J.); DOSB (2006); DTB
dung erfahren“. Vor diesem Hintergrund sind spezifischere         (2008)):
Zielgruppenfestlegungen sinnvoll und notwendig (z. B. ent-        1. Zielgruppengerechtes Angebot (insbesondere sollen die
sprechend motivationaler Voraussetzungen, soziodemogra-               Kernziele des Gesundheitssports durchgängig durch Inhal-
phischer Merkmale, Fitness- und/oder Risikostatus, spezielle          te und Methoden in den Kursen umgesetzt werden).
Beschwerden).                                                     2. Qualifizierte Leitung (Übungsleiterausbildung „Sport in der
                                                                      Prävention“).
Die Qualität im Gesundheitssport wird gesichert durch struk-      3. Einheitliche Organisationsstruktur (u.a. Gruppengröße,
turierte und dokumentierte Programme (Manuale), die erprobt           Rhythmus und Dauer der Angebote).
und hinsichtlich ihrer Effekte evaluiert sind, weitergehend       4. Präventiver Gesundheits-Check (Gesundheitsvorsorgeun-
durch die Qualifikation der Übungsleiter, durch unterstützende        tersuchung).
interne und externe Vernetzungen (intern z. B. durch Quali-       5. Begleitendes Qualitätsmanagement (u.a. Beteiligung an
tätszirkel, extern z. B. mit Krankenkassen, mit Kooperations-         Qualitätszirkel).
Ärzten) sowie durch gute Rahmenbedingungen (z. B. Grup-           6. Der Verein als Gesundheitspartner (u.a. Kooperation und
pengröße).                                                            Vernetzung).
                                                                  Es wird deutlich, dass falls diese sechs Qualitätskriterien ernst
Rehabilitationssport (Reha-Sport) zielt – im Verbund mit
                                                                  genommen werden sie (derzeit) vor allem auf Angebote des
den Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation - auf eine
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
Gesundheitssports zutreffen - da nur dieser bislang konsistent             ■ Unterstützung beim Aufbau und bei der Stärkung
    an den „Kernzielen“ ausgerichtet ist. In Anbetracht der Ziel-                individueller gesundheitsbezogener Ressourcen zur
    gruppen müssten die Kriterien im Reha-Sport eigentlich eben-                 Vermeidung von Erkrankungen (einschließlich ge-
    falls durchgängig gelten. Vereinzelt sind die sechs Kriterien si-            sunder Verhaltensweisen);
    cher auch im Fitness-Sport zu erfüllen.                                    ■ Unterstützung beim Aufbau und der Stärkung ge-
                                                                                 sundheitlicher Strukturen in Lebenswelten (Settings).

    Präventionsgeprüfte Gesundheitssportprogramme                       Für Turn- und Sportvereine, die die Möglichkeiten der Ge-
    Der Deutsche Turner-Bund hält für seine Übungsleiter eine           sundheitsförderung durch sportliche Aktivität systematisch
    Reihe von Programmen bereit, die mit dem Qualitätssiegel            nutzen wollen und neuen, für sie bisher nur schwer erreich-
    PRÄVENTIONSGEPRÜFTE GESUNDHEITSSPORT-PRO-                           baren Zielgruppen (z. B. Personen mit dem Risikofaktor
    GRAMME ausgezeichnet sind. Voraussetzungen für eine                 Bewegungsmangel) neue Wege eröffnen wollen, bietet sich
    solche Auszeichnung sind insbesondere:                              der Aufbau eines eigenständigen Bereichs mit Gesundheits-
6          ■ Das Vorliegen eines (möglichst veröffentlichten)           sportangeboten an. Dabei sollte darauf geachtet werden,
             Kursmanuals, in dem zumindest 12 Kurseinheiten             das geeignete Qualitätsstandards in der Versorgungspraxis
             exemplarisch beschrieben und Kursmaterialien ent-          angewandt werden. Hierzu empfiehlt sich die Kooperation mit
             halten sind.                                               Partnern aus dem Gesundheitswesens (z. B. Ärzten, Kran-
           ■ Das Vorliegen von zwei Gutachten, die bestätigen,          kenkassen, öffentlicher Gesundheitsdienst).
             dass die Kernziele des Gesundheitssports inhaltlich
             und methodisch adäquat umgesetzt sind und dass             Die Weiterentwicklung der gesundheitlichen Prävention und
             durchgehend Bezüge zur eindeutig definierten Ziel-         Gesundheitsförderung im Deutschen Turner-Bund muss durch
             gruppe hergestellt werden können.                          Modellvorhaben intensiviert werden – inklusive einer hoch-
           ■ Das Vorliegen (wenigstens) einer Evaluation, die           wertigen Programmevaluation. Hierzu sind Kooperationen
             wissenschaftlichen Mindeststandards genügt und             notwendig, mit den sozialen Präventionsträgern und ihren
             ebenfalls im Rahmen der genannten Gutachten ge-            Verbänden, einerseits sowie mit der Sport- und Gesundheits-
             prüft wurde.                                               wissenschaft andererseits.

    Das Siegel PRÄVENTIONSGEPRÜFTE GESUNDHEITS-                         Insgesamt kann der Turn- & Sportverein allerdings noch mehr
    SPORTPROGRAMME ist Kern einer Kooperationsvereinba-                 sein als der Anbieter von gesundheitsförderlichen Aktivitäten
    rungen zwischen dem Deutschen Turner-Bund, dem Verband              für unterschiedliche Zielgruppen. Er befindet sich als originä-
    der Ersatzkassen (vdek) sowie weiterer Krankenkassen.               rer Knotenpunkt in einem kommunalen Netzwerk mit unter-
    Kostenrückerstattung durch diese Kassen für die Teilnehmer          schiedlichen Institutionen und Settings, die sich gegenseitig
    ist dementsprechend in allen Kursen möglich in denen ein            auch in der Entwicklung von gesunden Lebensstilen beeinflus-
    PRÄVENTIONSGEPRÜFTE GESUNDHEITSSPORTPRO-                            sen. Dabei kann der Verein auf einige Rahmenbedingungen
    GRAMME vorliegt und zusätzlich die qualifizierte Leitung,           von Gesundheit Einfluss nehmen:
    bzw. der PLUSPUNKT GESUNDHEIT.DTB nachgewiesen                              ■ Speiseangebote im Clubhaus oder am Getränkeau-
    werden kann (Vgl. DTB 2013).                                                  tomaten verhindern oder ermöglichen die Auswahl
                                                                                  gesundheitsfördernder Nahrungsmittel.
    Gesundheitsfördernde Lebenswelten in Turn- und Sport-                       ■ Mit der Architektur wird – u.a. durch Beschallung und
    vereinen                                                                      Beleuchtung, Raumgröße und Farbgebung – auch
    Der Deutsche Turner-Bund (DTB), als Fachverband für Ge-                       das Wohlbefinden beeinflusst.
    sundheitssport, hat sich als Schrittmacher in Fragen der Qua-               ■ Ökologische Aspekte wie die Begrünung einer
    litätssicherung etabliert und ist bzw. bleibt somit                           Anlage, schadstofffreie Baumaterialien, funktionie-
                                                                                  rende Frischluftzufuhr können positive Auswirkungen
    der erste Ansprechpartner für hochwertige, qualitätsgesicherte                auf die „Ökologie des Körpers“ haben.
    Gesundheitssportangebote im Verein. Der DTB hat sich zum                    ■ Sanitäre Einrichtungen wie komfortable Duschen,
    Ziel gesetzt, den Übungsleitern und Vereinen vor allem solche                 Entmüdungsbecken, Sauna und Ruheräume können
    Kursprogramme anzubieten, die konsequent an den Kernzie-                      den Gesundheitsgewinn intensivieren.
    len von Gesundheitssport orientiert und auf ihre Wirksamkeit
    hin überprüft sind.                                                 Neben diesen Rahmenbedingungen, die in einem „Gesund-
                                                                        heits-Audit“ zusammengefasst und durch eine(n) Vorstand-
    Die Initiativen zur Stärkung der Prävention heben einerseits        beauftragte(n) weiterentwickelt werden können, verfügt der
    auf Maßnahmen zur „Vorbeugung von Risikofaktoren und                Verein über zahlreiche Kontakte mit gesundheitsfördernder
    Krankheiten, Früherkennung sowie Verhütung der Verschlim-           Relevanz. So kann z. B. durch die Zusammenarbeit mit
    merung von Erkrankungen“ ab, stellen dabei aber anderer-            Kinderärzten und Kindergärten frühzeitig ein Angebot für
    seits die Bedeutsamkeit einer Gesundheitsförderung heraus,          Kinder mit motorischen Dysbalancen gemacht werden, über
    verstanden als Aufbau von individuellen Kompetenzen, gesun-         Krankenkassen eher vereinsferne Zielgruppen angesprochen
    den Verhaltensweisen sowie gesundheitsförderlichen Struk-           werden, durch die Kooperation mit Schulen oder karitativen
    turen. Ganz im Sinne eines modernen „New Public Health              Einrichtungen die Fortsetzung von gesundheitsförderlichen
    Ansatzes“ wird dabei betont,                                        Sportangeboten in den jeweiligen Einrichtungen sichergestellt
                                                                        werden.
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
Einleiung

Zusammenfassend können wir feststellen, dass das flächen-
deckende Angebot an Turn- und Sportvereinen in Deutschland
ideale Voraussetzungen bietet für die weitere Entwicklung des
Gesundheitssportes im Kontext moderner Konzepte der Le-
benswelten orientierten Gesundheitsförderung. Dabei sollten
die Ansätze zur Qualitätssicherung der Angebote des Gesund-
heitssportes weiter entwickelt und strukturell verankert werden
(Vgl. Bös, K., Breuer, C., Brehm, W., Hartmann, H., Pauly, P.,
Rühl, J., Schulke, H., Tiemann, M. & Troschke, J.v. 2005).

                                                                              7
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
3.       Einleitung

    In vielen Vereinen, die unter Turnen ihre Mitglieder melden,     Besser noch ist die Vernetzung und Kooperation mit Ärzten,
    gehört eine breite Palette an Gesundheitssportangeboten          Schulen, Kinderhorts, Senioreneinrichtungen, Ausländerverei-
    inzwischen zum Standard. Der Gesundheitssport ist nicht das      nen etc., die gegebenenfalls im direkten Gespräch die Teilnah-
    originäre Ziel des organisierten Sports, dennoch steigt die      me empfehlen. Dies wiederum bedeutet, dass sich Vereine
    Nachfrage nach Fitness und gesundheitsorientierten Ange-         und Übungsleiter, die solche Gesundheitssportprogramme für
    boten seit den 80er Jahren kontinuierlich an. Der DTB und        spezielle Zielgruppen anbieten wollen, bereits weit im Vorfeld
    seine Landesturnverbände (LTV) haben seitdem die Vereine         der Veranstaltung mit entsprechenden Institutionen vernetzen
    in ihrem Vorhaben motiviert und unterstützt, ihren Mitgliedern   und kooperieren müssen.
8   entsprechende Angebote zu unterbreiten. Dazu wurden Orga-
    nisationsstrukturen aufgebaut, die DTB-Ausbildungsordnung        Mit dieser Aufgabenstellung tun sich die Vereine jedoch
    um entsprechende Aus-, Fort- und Weiterbildungen ergänzt,        schwer. Bisher gibt es auch weder eine systematische Aufar-
    ein Wissenschaftlicher Beirat eingerichtet, verbandspolitische   beitung darüber, was unter einem „Gesundheitspartner“ und
    Kampagnen initiiert und das Qualitätssiegel Pluspunkt Ge-        einem „gesunden Setting Verein“ zu verstehen ist, noch gibt
    sundheit.DTB eingeführt.                                         es systematisch aufgearbeitete Vereinsbeispiele dazu. Es be-
                                                                     nötigt jedoch viele gute Beispiele aus Vereinen, die als Vorbild
    Allein das Durchführen von gesundheitsorientierten Ange-         und/oder Ideengeber fungieren: Vereine, die Gesundheitsför-
    boten im Verein reicht jedoch nicht aus, um nachhaltig und       derung in den unterschiedlichsten Bereichen betreiben – auch
    ganzheitlich Verhaltensänderungen zu unterstützen, damit         über reine Sportangebote hinaus – und dabei auf verschiede-
    neue Mitglieder zu gewinnen und die Gesundheit der Mitglie-      ne Zielgruppen in allen erdenklichen Altersstufen eingehen –
    der zu fördern. Hierzu ist es wichtig, die Verbesserung der      auch mit Hilfe von Kooperationen und Vernetzungen z. B. mit
    Bewegungsverhältnisse in den Blick zu nehmen; wie z. B. das      Schulen, Seniorenwohnheimen, Ärzten oder anderen Einrich-
    Schaffen von kommunalen Netzwerken, das Anbieten von             tungen.
    Vorträgen und Informationsveranstaltungen zu ausgesuchten
    Themenstellungen rund um die Gesundheit, die Verbesserung        Die Notwendigkeit, sich als Gesundheitspartner zu präsentie-
    des Angebots vereinseigener Gaststätten u.v.m.. Auch Koope-      ren und sich hin zu einem gesunden Setting zu entwickeln, ist
    rationen mit Betrieben, Schulen und Kindergärten gehören         für alle Vereine interessant, die sich mit dem Thema Gesund-
    dazu.                                                            heit und Gesundheitssport auseinander setzen.

    Es zeigt sich auch immer, wenn mit Gesundheitssportpro-          Diese Broschüre „Verein als Gesundheitspartner“ bietet Hin-
    grammen spezielle Zielgruppen, wie übergewichtige Erwach-        tergrundinformationen, Argumentationshilfen zur Notwendig-
    sene, übergewichtige Kinder, Migranten, sozial Schwächere,       keit und zur Bedeutung dieses Bereichs sowie vielen Praxis-
    sturzgefährdete Senioren oder ähnliche angesprochen wer-         beispielen.
    den, dass sich die Teilnehmergewinnung für Übungsleiter und/
    oder Vereine schwierig darstellt.                                Die Zielsetzung „Verein als Gesundheitspartner“ wird erläutert
                                                                     und es werden systematisch die Bereiche, die einen regiona-
    Denn im Gegensatz zu den bekannteren Gesundheitssport-           len Gesundheitspartner bzw. die ein gesundes Setting aus-
    programmen für Erwachsene wie z. B. Rückenschule, Wal-           machen, aufbereitet und mit Umsetzungsbeispielen aus den
    king usw., die eine breitere Masse ansprechen, können spe-       Vereinen unterlegt.
    zielle Zielgruppen wie übergewichtige Kinder oder Migranten
    nicht oder nur schwer direkt angesprochen werden. Ein wei-       Die gesammelten Praxisbeispiele vermittelten einen umfas-
    teres Problem kann z. B. auch sein, dass die Zielgruppe eine     senden Überblick bezüglich der Aktivitäten von Vereinen in
    Teilnahme an entsprechenden Angeboten scheut, da sie damit       den Bereichen Kooperationen, Netzwerke sowie Entwicklung
    eingesteht, betroffen zu sein – so sehen sich „Übergewichtige“   zu einem gesunden Setting.
    nicht als solche oder Senioren mit Funktionseinschränkungen
                                                                     Darüber hinaus finden die Ergebnisse des Projektes Eingang
    fühlen sich noch nicht angesprochen, da sie noch nicht zum
                                                                     in Aus- und Fortbildungen, werden durch verbandspolitische
    „Alten Eisen“ gehören wollen. Sie müssen häufig von Dritten
                                                                     Kampagnen zum Gesundheitssport bzw. Qualitätssiegel Plus-
    überzeugt und gewonnen werden.
                                                                     punkt Gesundheit.DTB transportiert und werden zum Ausbau
    Eine Ausschreibung in einer Vereinszeitschrift, ein Plakat,      des umfassenden Dienstleistungsangebots zur Vereinsent-
    eine kleine Ankündigung in der Tageszeitung oder ähnliches       wicklung unter der Marke „Gymwelt“ herangezogen.
    reichen alleine nicht mehr aus. Vielmehr muss eine intensive
    Öffentlichkeitsarbeit für solche speziellen Programme betrie-
    ben werden, um z. B. über größere redaktionelle Beiträge in
    der regionalen Presse, Informationsveranstaltungen, Gesund-
    heitstage und vieles mehr für das Thema und entsprechende
    Programme zu sensibilisieren, darüber zu informieren und
    somit Teilnehmer zu gewinnen.
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
Innovationen im Gesundheitssport

4.      Verein als Gesundheitspartner

Die Sportlandschaft der deutschen Turn- und Sportvereine         der Ausbildung und Bezahlung der Übungsleiter, möglich.
hat sich in den letzten Jahrzenten bedeutend geändert. Neue
Sportangebote und Trends wie Aerobic oder Fitnesstraining        Dass diese Entwicklung für den Verein sehr wichtig werden
haben Einzug in die Angebotsvielfalt der Vereine gehalten.       kann, belegen folgende Fakten:
Der Breiten- und Gesundheitssport wird immer populärer und       1. Die Bevölkerung in Deutschland nimmt ab, und damit
setzt neue Akzente gegenüber dem Leistungs- und Wett-               auch die Zahl der Mitglieder in den Vereinen bzw. die Zahl
kampfsport.                                                         potenzieller Teilnehmer an Gesundheitssportangeboten
                                                                    des Vereins. Gleichzeitig sind bislang nur ca. 20 Prozent
Bisher haben sich die Vereine, die im Bereich der Gesund-           der erwachsenden Bevölkerung regelmäßig sportlich aktiv.         9
heitsförderung aktiv waren, vorwiegend mit dem individuellen        D.h., Vereine müssen stärker diejenigen erreichen, die
Ansatz der Gesundheitsförderung beschäftigt. D.h., sie haben        noch keinen Zugang zum Sport haben und dabei mehr auf
Gesundheitssportangebote entwickelt und im Verein integriert,       Qualität, als auf Quantität setzen. Dabei spielt die öffentli-
z. B. Rückenschulen, Walking-Kurse usw. Bei Kursangeboten           che Wahrnehmung der Kompetenz der Vereine eine große
aus dem Bereich Gesundheitssport wurde eine Kooperation             Rolle. Neben dem erwarteten Mitgliederrückgang wird sich
mit Krankenkassen angestrebt. Krankenkassen übernehmen              die Zusammensetzung der Vereinsmitglieder ändern. Die
dabei einen Teil der Kursgebühren, die zusätzlich zu den            Anzahl der Kinder und Jugendlichen wird zurückgehen,
Vereinsmitgliedsbeiträgen anfallen.                                 während die Anzahl der Älteren zunehmen wird.
                                                                 2. Öffentliche Mittel bzw. Mittel der Krankenkassen werden in
Bereits jetzt bieten viele Turn- und Sportvereine Angebote aus      Zukunft mehr in strukturelle statt in individuelle Förderun-
dem Bereich Fitness und Gesundheit an. Gerade mit den An-           gen fließen.
geboten aus dem Bereich Gesundheitssport stehen sie nicht        3. Die Zahl der konkurrierenden Anbieter steigt und diese
nur untereinander mit den örtlichen Turn- und Sportvereinen in      müssen sich auf einem schrumpfenden Markt durchset-
Konkurrenz, sondern auch in direkter Konkurrenz zu kommer-          zen. Neben den Inhalten der Gesundheitssportangebote,
ziellen Anbietern wie Krankenhäusern mit Gesundheitszent-           auf denen bisher der Fokus lag, spielt bei der Entschei-
ren, Physiotherapieeinrichtungen, Rehabilitationskliniken oder      dung des Endverbrauchers für einen Anbieter das Allein-
Fitnessstudios. Das stellt eine besondere Herausforderung für       stellungsmerkmal der gesundheitsförderlichen Struktur
Sportvereine dar. Doch Turn- und Sportvereine können sich           eine immer größere Rolle.
als kompetenter Partner etablieren, wenn sie Vernetzungen
oder Kooperationen mit Betrieben, Schulen, Senioreneinrich-
tungen o. Ä. anstreben. Dabei muss der Verein auch nach
außen darstellen, dass er durch qualifizierte Übungsleiter im
Vergleich zu kommerziellen Anbietern ein besseres Preis-
Leistungs-Angebot aufweisen kann. Im Gegensatz zu vielen
kommerziellen Anbietern, bietet ein Turn- und Sportverein
zudem ein umfassendes Netzwerk bzw. soziales Gefüge, das
Menschen bei der Bewältigung von Krankheiten oder Behin-
derung hilft und so physische wie psychosoziale Ressourcen
stärkt (vlg. Bals et al., 2008).

Schon seit Jahren zeichnet sich ab, dass es bei der Weiter-
entwicklung von Gesundheitsförderung und Gesundheitssport
nicht mehr nur darum geht, Gesundheitssportangebote zu
entwickeln und anzubieten. Vielmehr wird es in den nächsten
Jahren Aufgabe der Vereine und Verbände sein, Gesundheits-
förderung als Vereinsziel zu etablieren und entsprechende
Strukturen zu schaffen bzw. sie zu ändern.

Nur wenn Vereine die immense Bedeutung der Gesund-
heitsförderung für ihre Zukunft – um nicht zu sagen „für ihr
Überleben“ – erkennen und dieser Bedeutung auch strukturell
und finanziell Rechnung tragen, werden sie den Sprung vom
Gesundheitssportanbieter zum „gesundheitsförderlichen Le-
bensbereich Verein“ schaffen. Strukturell kann die Umsetzung
erfolgen, indem beispielsweise Gesundheitssportabteilungen
oder Vorstandsposten mit diesem Aufgabenbereich eingerich-
tet werden. Auf der finanziellen Ebene ist dies durch höhere
Investitionen in den Bereich Gesundheitsförderung, z. B. bei
Arbeitsmaterial im Verein - Fitness & Gesundheit
5.       Kooperationen und Netzwerke

     In den letzten Jahren nehmen Kooperationen und Netzwerke           Unter Kooperationsmotiven mit technischem Bezug wird der
     in den Medien einen immer größeren Raum ein. Mittlerweile          Gewinn von zusätzlichem Know-How und Synergieeffekten zu-
     gibt es auch im organisierten Sport zahlreiche Bemühungen          sammengefasst. Hier kann das Beispiel der TuS Bösinghoven
     Kooperationen und Netzwerke zu initiieren und voranzutrei-         genannt werden, die von dem Fachwissen einer Ernährungs-
     ben. Dazu kommt, dass in vielen Veröffentlichungen der Begriff     beraterin profitierten und so eine neues Angebot entwickeln
     Kooperation und Netzwerk analog benutzt wird. Was ist der          konnte, wodurch das Generieren zusätzlich neuer Mitglieder
     Unterschied zwischen einer Kooperation und einem Netz-             ermöglicht wurde.
     werk. Gibt es Gemeinsamkeiten? Und warum sollte ein Verein
10   diesen Weg betreten? In diesem Kapitel werden zuerst die           Bei Kooperationen mit wirtschaftlichem Bezug geht es in erster
     Begrifflichkeiten definiert, die Vorteile herausgestellt und zum   Linie um die Reduzierung von Kosten. Hier stehen finanzielle
     Abschluss wird ein Weg zur erfolgreichen Kooperation bzw. zu       Anreize im Vordergrund, die z. B. in Form einer gemeinsamen
     einem erfolgreichen Netzwerk aufgezeigt.                           Anschaffung erfolgen können.

                                                                        Soziale oder organisatorische Motive für den Aufbau von Ko-
                                                                        operationen können u. a. der Austausch von Informationen, die
     5.1      Kooperation                                               Verbesserung der Außendarstellung des Vereins oder der Ver-
     Bei Kooperationen arbeiten zwei oder mehrere selbständige          trauensaufbau für weitere Projekte/Zusammenarbeiten sein.
     Akteure an einem Projekt, um ein gemeinsam formuliertes Ziel
     zu erreichen (vgl. Schulenburg, K. 2002). Dabei werden zwei
                                                                        5.1.2 Kooperationspartner finden
     Grundprinzipien unterschieden. Das Ziel einer Kooperation
                                                                        Bevor ein Verein sich überlegt, welche Institutionen für
     kann entweder ein neues Produkt sein, das nur in Zusammen-
                                                                        Kooperationen in Frage kommen, sollte er sich über seine
     arbeit mit dem Kooperationspartner entwickelt werden kann;
                                                                        Stärken und Schwächen im Klaren sein und sich sicher sein
     auch synergetische Kooperation genannt. Oder es handelt sich
                                                                        in welche Richtung er sich entwickeln möchte. Dabei sollte
     um eine additive Kooperation, dann werden Abläufe zusam-
                                                                        er die Vereinsphilosophie oder falls vorhanden das Leitbild
     mengefasst. Mit Hilfe der Zusammenfassung von gleichen
                                                                        des Vereins immer vor Augen haben. Im zweiten Schritt sollte
     bzw. ähnlichen Aufgaben und Prozessen können gute Erfolge
                                                                        dann überlegt werden, ob der potentielle Kooperationspartner
     mit weniger Aufwand erzielt werden.
                                                                        ähnliche Werte und Ziele hat und ob die verschiedenen Orga-
     Als Beispiel einer synergetischen Kooperation kann an dieser       nisationsstrukturen und –abläufe miteinander vereinbar sind.
     Stelle das „Drei-Gänge-Menü“ der TuS Bösinghoven genannt           Damit am Ende Vertrauen und Fairness zwischen den Partner
     werden, das sich aus verschiedenen Ernährungsseminaren,            besteht sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geben
     Kochprojekten und Bewegungseinheiten zusammensetzt.                und Nehmen herrschen.
     Durch die Kooperation mit einer Ernährungsberaterin konnte in      (vgl. BMWI, 2008)
     Meerbusch-Bösinghoven dieses Ernährungs- und Bewegungs-
     angebot ins Leben gerufen werden.

     Ein Beispiel für eine additive Kooperation ist die Zusammenar-
     beit von zwei Vereinen, die in derselben Schule Angebote durch-    5.2         Netzwerke
     führen und sich bei der Anschaffung von neuen Geräten oder
     sonstigen Materialanschaffungen ergänzen bzw. absprechen.

     5.1.1 Motive für Kooperationen
     Kooperationen können den Handlungsspielraum von Turn-
     und Sportvereinen erweitern und wirken sich positiv auf das
     Ansehen des Vereins aus. Eltern, Kommunen oder Sponsoren
     reagieren auf diese Öffnung positiv (vgl. Breuer, 2010 WLSV).
     Zudem können Kooperationen helfen auf gesellschaftliche Ent-
     wicklungen entsprechend zu reagieren.

     Für die Initiierung einer Kooperation gibt es verschiedene Mo-
     tive. Die Motive werden in drei unterschiedliche Gruppen unter-
     teilt, die aber nicht getrennt voneinander betrachtet werden
     sollten.
          1.    Kooperationsmotive mit technischem Bezug
          2.    Kooperationsmotive mit wirtschaftlichem Bezug           Bild: DTB
          3.    Kooperationsmotive mit sozialem oder organisator-
                ischen Bezug
     (vgl. Kircher, 2008)
Innovationen im Gesundheitssport

Netzwerke sind u.a. in der Computerwelt vertreten, in der         Systematisch werden drei Formen unterschieden:
Betriebswirtschaftslehre wird von Netzwerkorganisationen           primäre Netzwerke          Familie, Verwandte, Haushalts-
gesprochen und in der Soziologie bzw. Psychologie wird der                                    angehörige und Freunde des
Begriff soziale Netzwerke verwendet. Soziale Netzwerke sind                                   Einzelnen
im Moment auch im Internet sehr populär, da über das Inter-
                                                                   sekundäre Netzwerke        Vor allem selbstorganisiert soziale
net Menschen und Gruppen problemlos weltweit verbunden
                                                                                              Gebilde im eigenen Lebensraum
werden können.
                                                                                              (wie Selbsthilfegruppen), aber
Bildlich gesehen besteht ein Netzwerk aus Elementen/Knoten                                    auch höhergradig organisierte
und den dazwischen laufenden Verbindungs- bzw. Netzlinien.                                    Vereinigungen und Verbände, wie
Die Knoten repräsentieren dabei die Akteure und die Linien                                    Pro Familia u.a.
die Beziehungen zwischen diesen. Unter Vernetzung kann             tertiäre Netzwerke         Professionelle Hilfssysteme, d.h.
somit die aktive Verbindung der Elemente/Knoten in Form von                                   Beratungsstellen, Arztpraxen,
Beziehungen verstanden werden (Vgl. Christa, H. 2011).                                        Sozialstationen, Krankenhäuser,       11
                                                                                              Pflegeheime u. a. m.
Diese sozialen Interaktionen und Beziehungen zwischen Per-        (Vgl. Trojan, A. & Süß, W., BzgA)
sonen oder Gruppen sind meist unsichtbar und ortsunabhän-
gig (vgl. Strauss 2002).                                          Die im Folgenden aufgelisteten Merkmale zeichnen Netzwer-
                                                                  ke aus:
Nach Trojan und Süß sind soziale Netzwerke relativ dauerhaft
und besitzen nur geringe oder keine formalisierten Beziehungs-           ■■ umfassen mehrere bis viele rechtlich, selbständige
strukturen. Aufgrund der informellen Strukturen stellen sie                 Akteure
einen Gegensatz zu den funktionellen Verknüpfungen bei                   ■■ haben ein gemeinsames Anliegen/Thema
Institutionen und Organisationen dar. Beispielsweise gibt es             ■■ sind „atmende Gebilde“ mit Ausdehnungs- und
bei Organisationen klare Grenzen und Vorschriften, wer dieser               Schrumpfphasen
Organisation beitreten darf. Ein soziales Netzwerk hingegen              ■■ dienen dem Austausch von Informationen
besitzt keine genauen Grenzen und die Frage der Mitglied-                ■■ sind oft der Geburtsort von Projekten
schaft ist hier viel schwieriger zu klären, bzw. sie sind neuen          ■■ beinhalten Kooperationen
Mitgliedern gegenüber offener. (vgl. Aderhold, J. 2004) Sozi-            ■■ sind relativ komplex
ale Netzwerke können soziale Unterstützung bieten und aus
ihnen können soziale Aktionen entstehen. (Vgl. BzgA)              (vgl. Schulenburg, K. 2002)

Der Ansatz von Netzwerkarbeit geht davon aus, dass durch
die Zusammenarbeit von mehreren Akteuren - das Vernetzen
– die Lösungen von Problemen leichter gefunden werden.

In der Theorie wird zwischen verschiedenen Netzwerken unter-
schieden. So gibt es auf der einen Seite private/soziale oder
informelle Netzwerke und auf der anderen Seite interorganisa-
tionale bzw. formale Netzwerke. Freundschaftsnetzwerke sind
beispielsweise keine zielgerichteten Beziehungen und können
unbewusst entstehen. Interorganisationale Netzwerke hinge-
gen sind interessengeleitet und zielen bewusst auf Kooperati-
onen oder Abmachungen ab. (Evers und Badura, 2004)
5.2.1 Chancen von Netzwerken                                      5.2.2 Faktoren für Erfolg und Misserfolg
     Die Förderung von sozialen Netzwerken hat in den letzten                in einem Netzwerk
     Jahren enorm zugenommen. Hintergrund hierfür ist der Rück-        Verschiedene Faktoren tragen zum Erfolg bzw. Misserfolg von
     gang von traditionellen Netzwerken wie der Familie und der        Netzwerken bei. Dabei ist es unabhängig davon, mit welchem
     aus ihr resultierenden sozialen Unterstützung. Die Verände-       Hintergrund das Netzwerk initiiert wurde.
     rungen im Bereich der sozialen Netzwerke werden u.a. be-
     dingt durch eine erhöhte berufliche und soziale Mobilität. Die    Diese Faktoren sollten auch von Turn- und Sportvereinen
     Zahl von Ein-Personen-Haushalten nimmt zu und es erfolgt          berücksichtigt werden, die bereits in einem Netzwerk aktiv
     eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung von Individualisie-      sind, bzw. über einen Beitritt nachdenken. Ein Netzwerk ist
     rung und der daraus resultierenden Zunahme von verschiede-        nur dann effizient, wenn bestimmte Regeln von den Akteuren
     nen Lebenslagen und Lebensweisen.                                 berücksichtigt werden.
     (Vgl. BzgA)
                                                                       Die Akteure eines Netzwerkes benötigen gegenseitiges Ver-
12
     Mit Hilfe von Netzwerkarbeit sollen individuelle Ressourcen       trauen und eine gewisse Offenheit den anderen Akteuren
     aktiviert und gestärkt sowie Aktivitäten, Maßnahmen und Pro-      gegenüber. Die Bereitschaft für die Investition von Zeit und
     gramme kommunaler Institutionen und Initiativen koordiniert       Aufwand sollte gegeben sein. Es sollten stets konkrete Ver-
     und aufeinander abgestimmt werden.                                einbarungen getroffen und verbindliche Absprachen sollten
     (Vgl. Janitz, A. 2005)                                            eingehalten werden. Dabei muss die Autonomie der einzel-
                                                                       nen Beteiligten gewährleistet bleiben. Bezeichnend in der
     Gut strukturierte Netzwerke bieten enorm viel Potential für       Netzwerkarbeit ist der Verzicht auf Hierarchien. Die Akteure
     deren Akteure. Dementsprechend vielfältig sind die Gründe für     sollten freiwillig und themenbezogen zusammenarbeiten.
     die Initiierung oder Teilnahme an Netzwerken. Die zentralen       Die Dauer der Mitarbeit in einem Netzwerk ist variabel und
     Vorteile und Gewinne werden im Folgenden aufgezählt.              sollte nur solange erfolgen, wie die Akteure sich einen Nutzen
                                                                       von der Mitarbeit versprechen.
     1. Steigerung der Qualität und Akzeptanz des Angebotes            (nach Walk und Brunnengräber 2000)
     Netzwerkarbeit kann zur allgemeinen Qualitäts- und Akzep-
     tanzverbesserung des Angebots beitragen. Durch bessere            Wichtigste Misserfolgsfaktoren sind:
     Abstimmungen können bedarfsgenauere Angebote und Maß-                    ■ Unklare Ziele
     nahmen erfolgen. Zudem wird der Informations- und Erfah-                 ■ Ziele, die nur sehr langfristig erreichbar sind
     rungsaustausch optimiert. Eine bessere und transparentere                ■ Zeitknappheit der Akteure
     Informationsmöglichkeit für Bürger und Vereinsmitglieder ist             ■ Akteure müssen sich zu sehr den Interessen ihrer
     möglich und durch ein gebündeltes Auftreten wird die Akzep-                Institution unterordnen
     tanz bei der Bevölkerung und im politischen Raum größer.                 ■ Konkurrenz zwischen den Akteuren
     Die Bürger und die Stadt/Kommune müssen sich nur noch an                 ■ Abwesenheit eines Moderators
     einen Ansprechpartner wenden und erhalten dann die benö-
     tigten Informationen.                                             (vgl. Schulenburg, K. 2002)

     2. Ressourcenbündelung und bessere Ressourcen-                    Erfolgreiche Netzwerkbeispiele finden Sie im zweiten Teil die-
         nutzung                                                       ser Broschüre.
     Netzwerkarbeit kann dazu beitragen Kosten und Arbeitsauf-
     wand zu senken, indem Synergieeffekte genutzt werden. Dies
     erfolgt z. B. aufgrund von gemeinsamer Planung und Durch-
     führung von Veranstaltungen, Projekten und Aktionen. Die ge-
     meinsame Öffentlichkeitsarbeit kann beispielsweise ebenfalls
     die Kosten einer einzelnen Institution senken.

     3. Erschließung neuer Finanzquellen
     Das gemeinsame Auftreten und die gemeinsame Ansprache
     und Akquise fördert die Erschließung neuer Finanzquellen. Nicht
     zuletzt können durch den Wissenstransfer bzw. -austausch
     neue Projektförderungsmöglichkeiten gefunden werden.

     4. Optimierung der eigenen Arbeit
     Das Lernen von und mit anderen kann zu einer Verbesserung
     und Weiterentwicklung der eigenen Arbeit führen.

     Zudem kann sich das Verfolgen eines gemeinsamen Ziels/
     Themas positiv auf die Motivation und das Durchhaltever-
     mögen der einzelnen Netzwerkteilnehmer auswirken. Ein
     weiterer Vorteil von Netzwerken bietet eine Plattform für die
     Identifizierung und Lösung von gemeinsamen Problemen.
Innovationen im Gesundheitssport

5.3     Kooperation und Netzwerk –                                   ■■ Andere Sportvereine
                                                                     ■■ Sportverbände
        das Fazit                                                    ■■ Partner aus der Wirtschaft
In der folgenden Tabelle sind die Merkmale von Netzwerken            ■■ Gesundheitseinrichtungen – Ärzteschaft
und Kooperationen noch einmal gegenübergestellt.                     ■■ Senioren- bzw. Jugendeinrichtungen
                                                                     ■■ Krankenkassen
 Kooperationen                 Netzwerke                             ■■ Politische Entscheidungsträger und Experten
                                                                     ■■ Tourismusorganisationen
 Zwei oder mehrere selbstän- mehrere selbständige Akteu-
                                                                     ■■ Wohnungsbaugesellschaften
 dige Akteure (überschauba- re, Anzahl der Netzwerkteil-
                                                                     ■■ Kulturzentren
 re Anzahl von Akteuren)     nehme ist nicht immer klar
                                                                     ■■ Migrantenvereinigungen
 gemeinsames Ziel              wenig gemeinsame Zielset-             ■■ Schulen
                               zungen, dafür gemeinsames
 konkretes Projekt                                            (vgl. DOSB, 2010)                                                  13
                               Anliegen/Thema

 weniger komplex als Netz-                                    Zahlreiche Praxisbeispiele finden Sie im zweiten Abschnitt
                               sind „atmende Gebilde“
 werke                                                        dieser Broschüre. Die Praxisbeispiele wurden anhand von
                               mit Ausdehnungs- und
                                                              Zielgruppen gruppiert.
                               Schrumpfphasen

                               Austausch von Informatio-
                               nen                            5.4      Der Weg zu einer erfolgreichen
                                                                       Kooperation bzw. der Prozess
                               Geburtsort von Projekten
                                                                       zur Gründung eines Netzwerkes
                               beinhaltet Kooperationen       Damit von einer erfolgreichen Kooperation zwischen zwei
                                                              Kooperationspartnern gesprochen werden kann bedarf es
                               komplexes Gebilde
                                                              einer ordentlichen Planung. Von der Idee über die Umsetzung
(vgl.Payer, H.2008; Schulenburg, K. 2002)
                                                              bis hin zur Beendigung einer Kooperation gilt es dabei die
                                                              fünf, folgend erläuterten, Phasen einer Kooperationslaufzeit
Der Trend zu vermehrten Vernetzungsaktivitäten im Bereich
                                                              zu kennen und die Regeln dieser zu befolgen.
der Gesundheitsförderung wird durch die fehlende Trans-
parenz im Gesundheitswesen unterstützt. Hinzu kommen
mangelnde Kommunikation und Abstimmungen im System der        Phase 1: Initialentscheidung
gesundheitlichen und sozialen Versorgung. Föderalistische     In der ersten Phase liegt das Hauptziel darin heraus zu finden,
Strukturen, die Selbstverwaltung einzelner Organe, unzurei-   ob überhaupt eine Kooperation durchgeführt werden soll. Dies
chende Integration und Verzahnung von Versorgungstrukturen    erfolgt im ersten Schritt anhand einer Analyse der Ausgangs-
im Gesundheitswesen, erschweren den Erfolg von Gesund-        situation die einen Überblick der Leistungsfähigkeit, Position
heitsförderung. Funktionierende Netzwerke werden als          sowie des Umfeld eines Unternehmens aufzeigen soll. An-
hoffnungsvolle Antwort auf diese Problematiken genannt. Mit   schließend wird die Attraktivität einer Kooperation bewertet bei
der zentralen und bürgernahen Struktur eines Netzwerkes ist   der entschieden werden muss, ob die Erstellung der Leistung
das Reagieren auf die Bedürfnisse von Bürgern direkter und    vereinsintern oder extern erfolgt. Zum Abschluss werden die
zeitnah möglich. Gesellschaftliche Problemstellungen können   Kooperationsziele möglichst konkret festgelegt.
schneller und effektiver bearbeitet werden.
                                                              Phase 2: Partnerauswahl und -selektion
Die im Kapitel 5.2.1 aufgeführten Chancen eines Netzwerks
                                                              In der zweiten Phase werden zuerst alle potenziellen Koope-
werden besonders im Bereich der Gesundheitsförderung
                                                              rationspartner identifiziert, die aus den bereits bestehenden
deutlich. Die immer härter werdenden wettbewerblichen
                                                              Geschäftsbeziehungen stammen oder gänzlich neue Kontakte
Bedingungen und der Zwang zum effektiven Ressourcenein-
                                                              des Unternehmens darstellen können. Mit Abschluss der Iden-
satz in Zeiten immer knapper werdenden öffentlichen Mittel
                                                              tifizierung der Kooperationspartner findet die Auswahl eines
im Gesundheitsbereich, verdeutlichen Akteuren immer mehr
                                                              oder mehrerer potenzieller Partner statt. Die ausgewählten
die Notwendigkeiten von Netzwerken. Nicht zu vergessen
                                                              potenziellen Kooperationspartner müssen nun für die Zusam-
ist der bereits angesprochene Synergieeffekt zwischen den
                                                              menarbeit gewonnen werden, indem das Erfolgspotenzial
kooperierenden Organisationen, die Vermeidung von Dop-
                                                              und die Vorteilhaftigkeit an einer Zusammenarbeit aufgezeigt
pelangeboten und unnötige Konkurrenz bei funktionierenden
                                                              werden.
Netzwerken.
(Vgl. Bornhoff et al. 2003)
                                                              Phase 3: Gestaltung
                                                              Nachdem eine Zusammenarbeit mit einem Kooperationspart-
Mögliche Partner für Turn- und Sportvereine werden im Fol-
                                                              ner getroffen wurde, muss diese rechtlich und organisatorisch
genden kurz aufgelistet.
                                                              gestaltet werden. Dabei muss die rechtliche Gestaltung, die
       ■■ Kommunale Stellen (Sportamt oder sonstige Ämter)    von hoher Relevanz ist, schon vor Umsetzung der Kooperati-
       ■■ Kirchengemeinden – Träger von Alten- bzw. Jugend-   on geklärt werden. Organisatorisch lassen sich Kooperationen
          arbeit                                              nach Dauer, nach dem Formalisierungsgrad der Zusammen-
arbeit und der Ressourcenzuordnung bei der eine hohe Trans-        nahmen gemeinsam durchgeführt und im Anschluss gemein-
     parenz von Vorteil ist, gestalten.                                 sam bewertet.

     Phase 4: Durchführung                                              Phase 5: Die Formalisierung
     Die eigentliche Durchführung einer Kooperation beschäftigt         Es ist wichtig, die besprochenen Abläufe, Verantwortlichkei-
     sich mit dem Ziel, eine Leistung gemeinsam zu erreichen. Da-       ten, Regeln und Maßnahmen zu dokumentieren. Die Doku-
     bei müssen externe Partner integriert werden und in diesem         mentation dieser Vereinbarungen schafft Verbindlichkeit. Dies
     Zusammenhang die benötigten Daten/Informationen bereit-            kann in Form eines Vertrages erfolgen, in manchen Fällen
     gestellt werden, auch wenn dadurch die Unabhängigkeit des          reichen aber auch Sitzungsprotokolle und Aufgabenlisten. Au-
     Vereins gefährdet wird. Auch muss die Kooperationsfähigkeit        ßerdem stellen die Netzwerkpartner gemeinsam Überlegun-
     aufrechterhalten werden. Einen großen Faktor spielt dabei          gen an, wie das Netzwerk nach außen öffentlichkeitswirksam
     das Vertrauensverhältnis zwischen den Partnern. Sollte das         dargestellt werden kann, durch Presseinformationen, Presse-
14   Vertrauen nicht mehr bestehen, ist es auch nicht mehr mög-         gespräche, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen.
     lich eine Kooperation fortzuführen.
                                                                        Phase 6: Die Verstetigung
     Phase 5: Beendigung                                                Wenn das Ziel, welches sich das Netzwerk gestellt hat, er-
     In der letzten Phase einer Kooperation geht es um den Be-          reicht ist, steht die Frage an: Soll das Netzwerk weiterhin zu-
     endigungszeitpunkt und die Beendigungsform. Der Beendi-            sammenbleiben? Dann müssen sich die Kooperationspartner
     gungszeitpunkt ist gleichzeitig mit dem Erreichen der festge-      ein weiterreichendes, neues Ziel setzen und dieses gemein-
     legten Kooperationsziele erreicht, kann aber auch erfolgen,        sam verabreden. Eine Verstetigung des Netzwerkes kann
     wenn ein Erreichen der Ziele nicht mehr absehbar ist oder die      sinnvoll sein. Eine Implementierung ist möglich, in dem es in
     Attraktivität der Kooperation für einen der Partner sinkt. Die     bereits bestehende Strukturen eingebunden wird oder indem
     formelle Beendigung einer Kooperation kann durch Übernah-          neue Strukturen geschaffen werden.
     me, Verselbständigung, Stilllegung oder durch eine weitere         (vgl. DTB, 2012)
     Zusammenarbeit erfolgen.
     (vgl. Kircher, 2008)

     Damit ein Netzwerk funktioniert und bestehen bleibt, gilt es
     sich an feste Regeln zu halten. Den Prozess zur Gründung
     eines Netzwerkes bis hin zur Verstetigung werden anhand der
     nachfolgenden Punkte veranschaulichter dargestellt:

     Phase 1: Die Vorbereitung
     Der Initiator oder die Initiatoren formulieren das Kernziel des
     zukünftigen Netzwerkes und machen sich Gedanken über
     mögliche Wege der Zielerreichung. Dann folgt eine Recher-
     che darüber, welche anderen Institutionen, Vereine, Verbände
     oder auch Einzelpersonen das gleiche oder ähnliche Interes-
     sen haben.

     Phase 2: Die Kontaktaufnahme
     In dieser Phase nehmen die Initiatoren Kontakt mit den mögli-
     chen Partnern auf. Es geht erst einmal darum, miteinander zu
     sprechen, sich auszutauschen, sich kennenzulernen. Wer sich
     letztendlich wirklich am Netzwerk beteiligt, ist in dieser Phase
     noch unklar.

     Phase 3: Die Konstituierung
     In einer ersten gemeinsamen Sitzung konstituiert sich das
     Netzwerk. Das Ziel wird gemeinsam und einvernehmlich fest-
     gelegt. Dann erfolgt die gemeinsame Planung und Absprache
     einzelner Maßnahmen zur Zielerreichung. Erste Überlegun-
     gen zum Management des Netzwerkes und zur Kommunikati-
     on zwischen den einzelnen Personen werden formuliert.

     Phase 4: Die Stabilisierung
     Im weiteren Verlauf wird der organisatorische Rahmen des
     Netzwerkes gemeinsam festgelegt und vereinbart. Zuständig-
     keiten werden definiert. Wer übernimmt die Koordination des
     Netzwerkes? Gleichzeitig werden die vereinbarten Einzelmaß-
Innovationen im Gesundheitssport

6.      Setting

6.1     Was ist Setting?                                        Walking-Kurs oder einer Rückenschule, ist ein solches Bei-
                                                                spiel für eine Maßnahme, die an Einzelpersonen gerichtet ist.
Moderne Ansätze zur Prävention und Gesundheitsförderung         Oder aber auch der Rat eines Arztes an seinen Patienten, das
haben die Bedeutung der Lebensumfelder von Menschen für         Rauchen aufzugeben.
die Entwicklung, Erhaltung und Wiederherstellung der Ge-
sundheit erkannt. Gesundheit soll demnach positiv beeinflusst   Neben solchen, an Einzelpersonen gerichteten Maßnahmen,
werden, indem die Lebensumfelder der Menschen gesund-           entfaltet sich Gesundheit vielmehr im Lebensalltag, bei der
heitsförderlich gestaltet werden.                               Arbeit, in der freien Zeit, im Stadtteil, in der Schule usw. Der
                                                                „Setting-Ansatz“ wendet sich somit nicht primär an einzelne        15
Die deutschen Begriffe „Lebensumfeld“ und „Lebensbereich“       Menschen und ihr individuelles Gesundheitsverhalten, son-
können mit dem Begriff „Setting“ übersetzt werden, zeitgemä-    dern vielmehr an die Lebensumfelder, in denen sich die Men-
ße Gesundheitsförderung spricht daher vom „Setting-Ansatz“.     schen aufhalten. Entsprechend der oben genannten Beispiele
Die Verwendung des Begriffs „Setting“ statt „Lebensumfeld“      bedeutet dies, dass das Umfeld, in dem der Gesundheits-
oder „Lebensbereich“ dient einer einfacheren Verständigung      sportkurs stattfindet, ebenfalls gesundheitsförderlich gestaltet
auf internationaler Ebene im Bereich der Gesundheitswissen-     sein sollte bzw. bezüglich des Raucherbeispiels Nichtraucher-
schaften.                                                       zonen eingeführt werden.

Zurzeit ist der sogenannte „Setting-Ansatz“ aus aktuellem An-   Es gilt daher nach dem „Setting-Ansatz“, Strukturen in allen
lass in aller Munde. Nachdem zunächst Gesundheitsförderung      Lebensbereichen der Menschen zu schaffen, die es ermög-
in Settings als ein zentraler Aufgabenbereich in einem über     lichen, sich gesundheitsförderlich zu verhalten. So können
viele Jahre hinweg diskutierten „Präventionsgesetz“ erwartet    auch beispielsweise regelmäßige Bewegungspausen in der
wurde, findet sich jetzt, nach dem Scheitern des Gesetzes,      Schule oder präventive Rückenschulangebote im Betrieb
zumindest dieser Aufgabenbereich auch im neuen „Nationalen      strukturell verankert werden. Schülern bzw. Angestellten wird
Aktionsplan“ (NAP) der Bundesregierung wieder.                  so die Teilnahme an gesundheitsförderlichen Kursen bzw.
                                                                gesundheitsförderliches Verhalten allgemein erleichtert (vgl.
Man versteht unter dem Setting-Ansatz die Gesundheitsförde-
                                                                Bauch, 2002).
rung in den Lebensbereichen, in denen Menschen einen gro-
ßen Teil ihrer Zeit verbringen und die einen starken Einfluss   Gesundheitsförderung in Form des „Setting-Ansatzes“ wird als
auf ihre Gesundheit ausüben (vgl. Bauch, 2002). Typische        besonders Erfolg versprechend erachtet, da Personen jedes
Lebensumfelder von Kindern bzw. Jugendlichen sind daher         sozialen Status angesprochen werden; auch diejenigen, die
Kindergärten oder Schulen. Kinder und Jugendliche verbrin-      sozial bedingt ungünstigere Gesundheitschancen aufweisen,
gen dort regelmäßig einen bestimmten Anteil ihrer Zeit und      wie Einkommensarme, Langzeitarbeitslose, Geringqualifizierte
sammeln Erfahrungen, die sie für ihr weiteres Leben prägen.     oder auch Migranten. In diesen Gruppen sind zudem gesund-
Übertragen auf Erwachsene stellt der Arbeitsplatz (Betrieb,     heitsriskante Verhaltensgewohnheiten, wie Rauchen oder
Universität etc.) ein Lebensumfeld dar, in dem Erwachsene       Bewegungsmangel, am stärksten verbreitet. (vgl. Robert Koch
häufig mehr als ein Drittel des Tages verbringen und welches,   Institut, 2005)
je nach Gestaltung, die Menschen in unterschiedlicher Art und
Weise beeinflusst.                                              Denn wissenschaftliche Studien beweisen: Diejenigen, die
                                                                Gesundheitsförderung am ehesten benötigen, werden meist
Es wird ersichtlich, dass im Verlauf des Lebens andere Le-      mit individuellen Ansätzen wie Gesundheitssportkursen nicht
bensbereiche in den Vordergrund rücken. Doch auch außer-        erreicht. In gesundheitsförderlichen Angeboten sind überwie-
halb dieser „verpflichtenden“ Lebensumfelder befinden sich      gend Teilnehmer zu finden, die die Wichtigkeit gesundheitsbe-
Kinder, Jugendliche und Erwachsene in verschiedensten „frei-    wussten Verhaltens bereits verinnerlicht haben und generell
willigen“ Lebensumfeldern. So beispielsweise in der Familie,    einen gesunden Lebensstil besitzen (vgl. Bals, Hauses &
in Jugendzentren und in allen denkbaren Freizeiteinrichtun-     Melzer, 2008).
gen, zu denen auch die Turn- und Sportvereine zählen.
                                                                Der „Setting-Ansatz“ versucht daher, den bisher noch nicht
Oder aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: Jeder            gesundheitsbewusst handelnden Personen über deren Le-
Mensch lebt in einem Stadtteil, einer Kommune, einer Regi-      bensumfelder Zugang zu gesundheitsförderlichem Verhal-
on. Auch dies sind Lebensumfelder, welche unterschiedlich       ten zu verschaffen. Es werden so Personen angesprochen,
gestaltet und strukturiert sein können und somit auch un-       welche höhere Gesundheitsrisiken mit sich tragen, aber wenig
terschiedlichen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen        Eigeninitiative zur Förderung ihrer Gesundheit entwickeln.
besitzen.
                                                                Ein weiterer Nutzen des „Setting-Ansatzes» liegt darin, dass
Es wird also davon ausgegangen, dass sich Gesundheit nicht      das Gesundheitsverhalten dort beeinflusst wird, wo es ent-
nur durch an Einzelpersonen gerichtete Maßnahmen einstellt.     steht, nämlich in den Lebensbereichen, in denen sich die
Die Teilnahme an einem Gesundheitssportkurs, z. B. einem        Menschen häufig aufhalten: Erzieher frühstücken gesund
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