Fort- und Weiterbildung in der Altenpflege in Berlin - Eine Herausforderung für den Pflegealltag - Expertise Erarbeitet im Rahmen des Projektes ...
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WERT.ARBEIT GmbH, Berlin Fort- und Weiterbildung in der Altenpflege in Berlin – Eine Herausforderung für den Pflegealltag Expertise Erarbeitet im Rahmen des Projektes Fachkräftesicherung in der Altenpflege
Berlin, September 2015 Herausgeber: WERT.ARBEIT GmbH, Berlin Gesellschaft für Arbeit, Chancengleichheit und Innovation Albrechtstr. 11 a 10117 Berlin Telefon: 0 30 / 2 80 32 08 - 6 Telefax: 0 30 / 2 80 32 08 - 89 E-Mail: info@wertarbeitgmbh.de www.wertarbeitgmbh.de und PD Dr. Steffi Badel, Prof. em. Dr. Dieter Squarra und Diana Stuckatz M.A. Die Expertise „Fort- und Weiterbildung in der Altenpflege – Eine Herausforderung für den Pflegealltag“ wurde im Rahmen des Projektes Fachkräftesicherung in der Altenpflege erstellt. Das Projekt wird im Rahmen des Programms BerlinArbeit der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen gefördert und aus Mitteln des Landes Berlin finanziert.
INHALT Einleitung 5 Begriffliche Abgrenzungen 7 1 Spezifik des Lernens Erwachsener und Konsequenzen für die Qualität von Weiterbildung 10 2 Die Situation in der Altenpflege 14 3 Formale Weiterbildungsangebote 20 4 Non - formale Weiterbildungsangebote 26 5 Gesetzliche Grundlagen 33 6 Motive zur Teilnahme der Pflegehilfskräfte und der Pflegefachkräfte an formaler und non-formaler Weiterbildung 36 7 Wünsche der Pflegekräfte für Weiterbildungsangebote 42 8 Hemmnisse und Hürden bei der Umsetzung von Weiterbildung 48 9 Förderinstrumente und Finanzierungswege 54 10 Informationsquellen und Kontakte in Berlin zu formalen Weiterbildungsangeboten im Pflegebereich 58 11 Modulare Struktur der Fort- und Weiterbildung 62 12 Literatur 80 13 Anhang 84 Autoren 86 Fachkräftesicherung in der Altenpflege – Übersicht der bisher herausgegebenen Publikationen 87
EINLEITUNG Altenpflege – mehr Berufung als Beruf und sinnstif- weiterung ihrer Kompetenzen und Persönlichkeits- tend wie keine andere Tätigkeit – oder Notvariante, entwicklung sowie die Sicherung und Verbesserung weil hier jeder eine Anstellung findet – die Gründe, ihrer beruflichen Situation bezwecken. warum man sich für Altenpflege entscheidet, sind breit gestreut. Im Allgemeinen zählt eine Tätigkeit in Die hier vorliegende Expertise thematisiert für das der Altenpflege jedoch nicht zu den Traumberufen. Projekt „Fachkräftesicherung in der Altenpflege“ Fort- Hohe körperliche und psychische Belastungen kom- und Weiterbildungen in der Altenpflege in Berlin als biniert mit schlechter Bezahlung und eingeschränk- eine Herausforderung für den Pflegealltag. ten Karrierechancen führen zweifelsohne zu diesem schlechten Image. Um individuelle Karrierechancen In der Expertise werden Ausgangs- und Rahmenbe- zu verbessern und das Berufsbild insgesamt aus sei- dingungen betrieblicher Praxis für Weiterbildungen nem Schattendasein zu befreien, bedarf es einer von Pflegefachkräften und Pflegehilfskräften in der weiteren Professionalisierung des Berufs. Dafür ist in Altenpflege aufgezeigt, von den Autoren als Non-for- den letzten Jahren viel getan, so weist die Gesamt- male Weiterbildungen bezeichnet. Weiterhin wer- heit der in der Altenpflege Beschäftigten mittlerwei- den Fortbildungen/Spezialisierungen für Pflegefach- le 8 Prozent Absolventen mit akademischer Qualifi- kräfte in der Altenpflege aufgezeigt und exemplarisch kation aus (z. B. Bachelor Altenpflegemanagement beschrieben – durch die Autoren als formale Weiter- oder Master Altenpflege). Aber auch Fachkräften mit bildungen bezeichnet. einer beruflichen Ausbildung als Altenpfleger/in ge- lingt es immer häufiger, über Fort- und Weiterbil- Da in der einschlägigen Literatur eine sehr unter- dung sich weiter zu qualifizieren, zu spezialisieren schiedliche Verwendung der Begriffe Weiterbildung und beruflich aufzusteigen. Attraktive Qualifikati- und Fortbildung nachzuzeichnen ist, erfolgt im Ab- onsmöglichkeiten wirken sich sowohl auf die Kom- schnitt 2 eine Positionierung der Autoren zu diesem petenzen und die Work-Life-Balance jeder oder Dilemma. Um die Anforderungen an die Qualität von jedes einzelnen Beschäftigten als auch auf die gesell- Weiterbildungen in der Altenpflege zu diskutieren, schaftliche Wertschätzung des Berufs aus. wird im dritten Abschnitt die Spezifik des Lernens Er- wachsener thematisiert. Nachdem im vierten Ab- Berufliche Weiterbildung in der Altenpflege als ein schnitt die Situation in der Altenpflege vorgestellt wesentlicher Bestandteil des lebensbegleitenden Ler wird, stellen die Abschnitte 5 und 6 formale Weiter- nens dient dem Ziel, Pflege(hilfs)kräften neue Quali- bildungen, die eher die langfristig, durch separate fikationen zu vermitteln oder alte zu erhalten und Bildungsanbieter organisierte Weiterbildungen be- aufzufrischen, um so nachhaltig ihre Beschäftigungs inhalten, ins Zentrum und non-formale Weiterbil- chancen sicherzustellen und ein kompetentes Agie- dungen, die eher als betriebsinterne Angebote fun- ren im Arbeitsalltag zu ermöglichen. Aus der Sicht gieren. der stationären und ambulanten Pflegeeinrichtun- gen zielt Weiterbildung auf die Sicherstellung des Im Abschnitt 7 erfolgt ein Überblick über gesetzliche qualitativen und quantitativen Bedarfs an Pflege- Grundlagen zur Durchführung von Weiterbildungen. kräften. Gerade im Gesundheitswesen erfordern neue In den sich anschließenden Abschnitten 8, 9 und 10 Erkenntnisse aus der Pflegewissenschaft und aus an werden auf der Grundlage eigener empirischer Erhe- deren angrenzenden Wissenschaften wie bspw. der bungen Motive, Wünsche sowie Hemmnisse und Gerontologie, der Geriatrie oder der Gerontopsychia- Hürden bei der Umsetzung von Weiterbildungsange- trie ein permanentes Weiterlernen, um den wach boten im Arbeitsbereich Altenpflege benannt. Eine senden Anforderungen in der Pflege älterer Men- exemplarische Auflistung von Förderinstrumenten und schen gerecht zu werden. Sowohl aus der Perspektive Finanzierungswegen für Weiterbildungsangebote wird der Pflegekräfte selbst als auch der Pflegeeinrich- im Abschnitt 11 gezeigt, gefolgt von Informations- tungen wird berufliche Weiterbildung in Zukunft für quellen und Kontakten in Berlin zu formalen Quali- alle Beteiligten an Bedeutung gewinnen und lebens fizierungen im Abschnitt 12. langes Lernen zur Selbstverständlichkeit werden. Im Abschnitt 13 wird die Konzeption eines Systems Berufliche Weiterbildung betrifft sowohl die betrieb- von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen im Ar- sinternen Weiterbildungen als eine der Hauptmaß- beitsbereich Altenpflege vorgestellt, der eine modu- nahmen zur Sicherstellung der steten Anpassung der lare Struktur zugrunde liegt. Neben Erläuterungen zu Kompetenzen der Pflegekräfte an die Anforderungen Gestaltungskriterien von Modulen werden beispiel- der Praxis als auch die individuelle Fortbildung ein- haft Aufbau- und Spezialmodule für die Altenpflege zelner Pflegekräfte, die damit in erster Linie die Er- konstruiert und inhaltlich ausgestaltet. 5
Die Expertise basiert auf grundlegenden Literatur- studien, Fachbeiträgen, Gesetzesgrundlagen und auf den Auswertungen von acht Interviews, die wir mit Pflegehelferinnen und Pflegefachkräften, die an ver- schiedenen Weiterbildungsformaten teilgenommen haben, durchführten. Der verwendete Leitfaden be- findet sich im Anhang der Expertise. Bevor wir jedoch auf die Situation der Weiterbildung in der Altenpflege eingehen, ob und inwieweit die Angebote von den Pflegefachkräften und Pflegehilfs- kräften, aber auch von den Altenpflegeeinrichtungen als eine kontinuierliche Herausforderung betrachtet werden, ist es notwendig, die in diesem Zusammen- hang meistens synonym verwendeten Begriffe Wei- terbildung und Fortbildung zu diskutieren. 6 Fort- Und Weiterbildung in der Altenpflege in Berlin – Eine Herausforderung für den Pflegealltag
BEGRIFFLICHE ABGRENZUNGEN In der einschlägigen Literatur wird gegenwärtig nicht ten der Spezialisierung, der Erweiterung der berufli- eindeutig zwischen Fort- und Weiterbildung unter- chen Aufgabenfelder oder dem beruflichen Aufstieg schieden. Während in den rechtlichen Grundlagen wie dienen (z. B. das Portal für berufliche Aus- und Wei- z. B. im Gesetz über die Berufe in der Altenpflege (Al- terbildung der Bundesagentur für Arbeit „Kursnet“). tenpflegegesetz – AltPflG) ausschließlich von „berufli- Als Spezialisierung in der Altenpflege kommt zum cher Weiterbildung“ gesprochen wird, wird im Berufs Beispiel eine Tätigkeit im gerontopsychiatrischen Be- bildungsgesetz nur der Begriff „ Fortbildung“ genutzt. reich oder im Hospiz in Betracht. Eine Erweiterung des beruflichen Aufgabenfeldes erfolgt dagegen bei- Nach § 1 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) zielt eine spielsweise durch die Qualifizierung zur Praxisanlei- Fortbildung auf jene Qualifikationen, die bereits in tung, zur Hygienefachkraft oder zur Beraterin bzw. einem Ausbildungsberuf erworben wurden. Sie sol- zum Berater. Da die Dauer von Weiterbildungen ge- len erhalten, erweitert, der technischen Entwicklung genwärtig sowohl in der Regel zwischen mehreren angepasst oder so ausgebaut werden, dass ein be- Monaten bis zu zwei oder drei Jahren betragen kann, ruflicher Aufstieg möglich wird. Es wird unterschieden werden neben den klassischen Seminaren auch neue zwischen Erhaltungsfortbildung, Erweiterungsfortbil Lernformen, wie E-Learning und Fernstudiengänge dung, Anpassungsfortbildung und Aufstiegsfortbil angeboten. Weiterbildungen können gesetzlich ge- dung. regelt sein und mit einer staatlich anerkannten Prü- fung abschließen. Ziel der beruflichen Weiterent- In der berufspädagogischen Literatur umfasst der wicklung kann schließlich die Leitung eines Heims Begriff „Fortbildung“ hingegen nur: oder eines ambulanten Dienstes sein. „Maßnahmen […] die auf die Anpassung Der Vollständigkeit halber sollte zumindest der Begriff der beruflichen Tüchtigkeit an die verän- der Umschulung hier noch erwähnt sein. Umschulun derten Bedingungen des gesellschaftlichen gen gelten als Sonderfall der Weiterbildungen, in der Umfeldes innerhalb des jeweiligen Arbeits sich die Teilnehmenden für eine andere als die vor- bereiches zielen, d. h. also Erhaltung und her ausgeübte oder erlernte Tätigkeit qualifizieren. Verbesserung der in der Ausbildung und Eine Umschulung endet in der Regel mit einer Prü- während der Berufstätigkeit erworbenen fung vor der jeweiligen Kammer bzw. zuständigen Qualifikationen“ (Hambusch 2006: 255). Stelle, wobei in Ausnahmefällen auch Lehrgänge, die ohne einen anerkannten Berufsabschluss enden, häu Allein die Gegenüberstellung dieser beiden Definiti- fig ebenso als Umschulung bezeichnet werden. onen macht die ganze Widersprüchlichkeit hinsicht- lich der extensionalen Bestimmung des Begriffs Fort- Konsequenzen der Begriffsvielfalt für bildung deutlich. Während im Berufsbildungsgesetz vorliegende Expertise eine offensichtlich breitere Fassung dieses Begriffs Aufgrund des äußerst unterschiedlichen, teilweise verwendet wird (er schließt hier faktisch die Auf- auch konträren Gebrauchs der Begriffe Fortbildung stiegsqualifizierung mit ein), erfolgt in der Berufspä- und Weiterbildung verwenden wir im Folgenden bei dagogik eine Einengung auf Anpassung, Erhaltung de Begriffe synonym (vgl. Schanz 2010: 104) und be- und Verbesserung bereits erworbener Qualifikationen. dienen uns zur weiteren Systematisierung und Struk- turierung der unterschiedlichen Weiterbildungsange- Es existieren darüber hinaus noch weitere unterschied bote in der Altenpflege des Unterscheidungsmerkmals liche Begriffsabgrenzungen, hier sei bspw. die vom „Grad der Formalisierung der Lernprozesse“. Wir leh Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen nen uns dabei an die Auffassungen der Classification und Jugend (BMFSFJ) erstellte Internetplattform „Al- of Learning Activities (CLA) (vgl. European Commissi- tenpflege.net“ genannt, in der Fortbildungen als on / Eurostat 2006) an, in der folgende drei unter- Qualifizierungsmaßnahmen bezeichnet werden, die schiedliche Lernformen für die berufliche Weiterbil- zumeist von kurzer Dauer sind, bestimmte Themen- dung unterschieden werden: felder behandeln und in erster Linie dazu dienen, im Beruf auf dem Laufenden zu bleiben. Als Fortbil- Z F ormal Education / Reguläre Bildungsgänge: dungsthemen werden zum Beispiel Gesundheitsför- Hierunter ist formales Lernen als abschlussbezogene derung, Personalentwicklung oder die Einführung in Bildung/Weiterbildung zu verstehen. eine neue PC-Software genannt. Z N on-formal Education / Weiterbildung: In ähnlichem Zusammenhang wird aber auch der Hierunter ist non-formales Lernen als nicht ab- Begriff Weiterbildung gebraucht, wenn Lernaktivitä- schlussbezogene Bildung/Weiterbildung zu fassen. BEGRIFFLICHE ABGRENZUNGEN 7
Z I nformal Learning / Informelles Lernen eigene Mitarbeitende oder auch durch Spezialisten Informelles Lernen wird als freies, nicht institutio- anderer Einrichtungen bzw. Institutionen vermittelt. nalisiertes Lernen aufgefasst. Weiterbildung durch informelle Lernprozesse, die Der Grad der Organisiertheit unterschiedlicher Bil- nicht in Bildungsinstitutionen, sondern direkt in den dungsangebote bestimmt somit die Zuordnung zu Arbeitsprozessen stattfinden, haben zweifelsfrei die diesen drei Lernformen. höchsten Effekte auf die Kompetenzstrukturen der Pflegekräfte. Unter informellem Lernen wird jede Form Formale Weiterbildungsangebote als reguläre Bil- von selbstorganisiertem Lernen verstanden (Alltags- dungsgänge sind durch den höchsten Organisations- und Erfahrungslernen), vorausgesetzt es liegt eine grad gekennzeichnet. Sie umfassen in Kursen, Lehr- Lernintention vor. Der Schwerpunkt in vorliegender gängen oder Seminaren organisiertes intentionales Expertise liegt zwar nicht auf dem informellen Ler- Lernen, das ein Curriculum zur Grundlage hat. Die nen, sondern auf den betriebsinternen und externen Dauer und der Umfang sind geplant. Formale Wei- Weiterbildungsangeboten. Es erscheint jedoch zum terbildungen müssen über einen längeren Zeitraum Zwecke der weiteren Abgrenzung hilfreich, noch ei- (laut CLA von wenigstens sechs Monaten) im Rahmen nige Anmerkungen zum informellen Lernen hinzu- einer „Lehrende-Lernende-Beziehung“ so gestaltet zufügen. sein, dass sie zu einem Abschluss führen, der im je- weiligen nationalen Qualifikationsrahmen (in Deutsch- Informelles Lernen bezeichnet das alltägliche Lernen land: Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR)) veran- am Arbeitsplatz, das nicht institutionell organisiert kert ist (vgl. Arbeitskreis Deutscher Qualifikations- und nicht an bestimmte Orte und konkrete Zeiten rahmen (AK DQR): 2011; Bund-Länder-Koordinierungs gebunden ist, quasi nebenher abläuft. Dem infor- stelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für mellen Lernen wird jedoch mittlerweile in der Öf- lebenslanges Lernen 2013; Bundesministerium für fentlichkeit und in der Literatur eine große Bedeu- Bildung und Forschung 2015). Formale Weiterbildun- tung beigemessen. Es zählt zu den wichtigsten ‚Learn- gen werden zumeist von separaten Bildungsinstitu- ing Trends‘ der kommenden Jahre, nicht zuletzt als tionen organisiert, die sich auf Weiterbildung spezi- Reaktion auf die stets schrumpfenden Halbwertszei- alisiert haben. Formale Weiterbildungen außerhalb ten des Wissens. Man kann davon ausgehen, dass 70 des Arbeitsbereiches, bspw. bei Bildungsträgern, beim Prozent der von Menschen erworbenen Kompetenzen Diakonischen Werk oder beim Roten Kreuz, scheinen auf informelles Lernen zurückzuführen sind. Ledig- dafür besonders geeignet, um neue Impulse in die lich die restlichen 30 Prozent können als das Ergebnis Einrichtung zu holen, um in bestimmten Bereichen formaler bzw. non-formaler Lernprozesse betrachtet „über den Tellerrand zu schauen“ und sich mit an- werden. Trotz des hohen Anteils des über informelles deren auszutauschen. Lernen angeeigneten Wissens ist die Frage der Quali- fizierung über informelles Lernen nach wie vor häu- Non-formale Weiterbildungsangebote zielen auf in- fig mit dem Problem ungenügender Nachweisbarkeit tentionales Lernen in einer Lehr-Lern-Umgebung, verbunden, so dass dieser Lerngewinn auf dem Ar- die eng an den beruflichen Alltag gebunden ist, meist beitsmarkt oftmals nicht anerkannt wird (vgl. auch unmittelbar an die Arbeitsprozesse. Man spricht in Abschnitt 3). Die im Prozess der Arbeit erworbenen diesem Zusammenhang von arbeitsverbundenem Ler Kompetenzen haben in der Folge wenig Relevanz im nen, wenn Lernort und realer Arbeitsplatz zwar nicht Hinblick auf den Zugang zum und die Durchlässigkeit identisch sind (wie beim arbeitsgebundenem Ler- im formalen (Aus-)Bildungssystem. Sie eröffnen da- nen) (vgl. auch Abschnitt 13), aber zwischen beiden her kaum Perspektiven für die formale Höherqualifi- dennoch eine direkte räumliche und arbeitsorgani- zierung formal Geringqualifizierter und deren nach- satorische Verbindung besteht. Non-formale Weiter- haltiger Verbesserung ihrer Chancen auf dem Arbeits- bildungen sind ausgerichtet an den täglichen Her- markt. Hier wäre die Form der Zertifizierung infor- ausforderungen der beruflichen Tätigkeiten der Pflege- mell erworbener Kompetenzen verstärkt zu prüfen. (hilfs)kräfte und somit eng an der Pflegepraxis ori- Die im Abschnitt 13 zu den Fragen einer modularen entiert. Im Gegensatz zu formalen Weiterbildungs Strukturierung von Weiterbildungsmaßnahmen ge- angeboten bezwecken die betriebsintern durchge- troffenen Aussagen und deren Gliederung in Grund-, führten Angebote jedoch nicht unbedingt den Erwerb Aufbau- und Spezialmodule könnten hierbei eine eines formalen Abschlusses. Die non-formalen Wei- wesentliche Hilfe sein und den Prozess der Validie- terbildungsangebote sind meist nicht kursförmig or- rung, Zertifizierung und Anerkennung informell er- ganisiert und werden zum überwiegenden Teil von brachter Leistungen unterstützen. Eine solche Zerti- den jeweiligen Einrichtungen selbst angeboten, in fizierung informell erworbener Kompetenzen im Rah- denen die Altenpfleger/innen und Altenpflegehelfer/ men einer modularen Weiterbildung sollte genutzt innen arbeiten. Die Inhalte werden entweder durch werden, um einen anerkannten Berufsabschluss nach 8 Fort- Und Weiterbildung in der Altenpflege in Berlin – Eine Herausforderung für den Pflegealltag
zuholen bzw. zu erwerben. Voraussetzung dafür ist, kationsstufe zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten dass in Weiterbildungsmaßnahmen verstärkt ver- erworben werden, die nicht obligatorischer Be- wertbare, berufsanschlussfähige Teilqualifikationen standteil im bisherigen Ausbildungsprozess waren. mit Berufsbezug im Fokus stehen, die günstigsten- Letztere implizieren jedoch nicht eine Aufstiegsbe- falls auf einen anerkannten Ausbildungsberuf aus- rechtigung in die nächst höhere Qualifikationsstufe. gerichtet sind. Gerade dieses Merkmal aber zeichnet die beruflichen Mit diesen Abgrenzungen von formaler und non-for- Aufstiegsfortbildung aus, die auf einer absolvierten maler (Weiter-)Bildung sowie informellen Lernens Berufsausbildung und Berufspraxis aufbaut und Qua schließen wir uns den Auffassungen im Adult Educa- lifikationen vermittelt, die zu einer Anerkennung des tion Survey (AES) an, einem europäischen Instrument Abschlusses der nächst höheren Qualifikationsstufe zum Monitoring Lebenslangen Lernens in der er- führen (z. B. Qualifizierung zum Pflegedienstleiter). werbsfähigen Bevölkerung (vgl. Bilger/Behringer/Ku- per 2013: 14). Die in dieser Expertise im Abschnitt 13 vorgestellte Konzeption einer modularen Struktur der Fort- und Der von uns gewählte modulare Ansatz zur Konzep- Weiterbildung im Arbeitsbereich der Altenpflege orien tion eines effizienten Systems der Fort- und Weiter- tiert sich an einer sehr heterogenen Klientel, die von bildung im Arbeitsbereich der Altenpflege legt die Ungelernten bis zu ausgebildeten Fachkräften reicht. oben dargestellten Positionen und Standpunkte zu- D. h. sowohl die fachlichen Zugangsvoraussetzungen grunde und orientiert sich zum einen an der in der als auch die Intentionen und Motivationen der Be- europäischen Kommission festgelegten dreistufigen werberinnen und Bewerber für einschlägige Fort- und Lernformendifferenzierung (formal education, non- Weiterbildungsmaßnahmen sind außerordentlich dif- formal education und informal learning) und zum ferenziert. Es macht daher durchaus Sinn, Maßnah- anderen an den im Berufsbildungsgesetz unterschie men in der Fort- und Weiterbildung, die lediglich denen Arten von beruflicher Fortbildung: Anpassungs dem Ziel der Erhaltung und Verbesserung bereits er- fortbildung, Erhaltungsfortbildung. Erweiterungsfort worbener Qualifikationen sowie der Anpassung an bildung und Aufstiegsfortbildung (BBiG, § 1 Absatz 4). sich verändernde Bedingungen im jeweiligen Arbeits bereich dienen (z.B. dem Umgang mit neuer Technik In diesem Kontext verstehen wir unter dem Begriff in der Altenpflege) strukturell von solchen Angebo- „berufliche Anpassungsfortbildung“ Weiterbildungs ten zu differenzieren, die auf den Erwerb zusätzli- maßnahmen, die vor allem auf die „Anpassung der cher Qualifikationen gerichtet sind (z.B. dem Um- beruflichen Tüchtigkeit an die veränderten Bedin- gang mit nicht deutsch sprechenden Personen in der gungen des gesellschaftlichen Umfeldes innerhalb Altenpflege; dem intendierten Aufstieg zum Pflege- die jeweiligen Arbeitsbereiches zielen“ (Hambusch dienstleiter u. a. m.). 2006: 255), z. B. die Anpassung an neue Technik, die in der Altenpflege zum Einsatz gelangt. Während die Fragen der Erhaltung bereits erworbener Qualifikationen und der Anpassung an sich verän- Unter beruflicher Erhaltungsfortbildung (die aller- dernde Bedingungen des beruflichen bzw. gesell- dings häufig keine scharfe Abgrenzung zur Anpas- schaftlichen Umfeldes für alle in der Altenpflege Be- sungsfortbildung aufweist) verstehen wir vor allem schäftigten eine notwendige Bedingung darstellen Weiterbildungsaktivitäten, die darauf gerichtet sind, (unabhängig vom bereits erreichten Ausbildungs- bereits erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten, die stand) ist bei Weiterbildungsmaßnahmen, die der aber zum gegebenen Zeitpunkt vom bzw. für den Erweiterung des bereits erreichten Kompetenzprofils Teilnehmenden der Fortbildungsmaßnahme nicht mehr oder die gar mit dem Ziel des Aufstiegs in die nächst abrufbar sind, wieder zu aktivieren, z. B. kann der höhere Qualifikationsebene in Anspruch genommen Grund dafür in einem zeitweiligen Ausscheiden aus werden, davon auszugehen, dass ein beruflicher Bil- dem jeweiligen beruflichen Tätigkeitsfeld liegen. dungsabschluss bereits vorliegt. In der Regel ist in letzteren Fällen auch mit einem höheren kognitiven Von beruflicher Erweiterungsfortbildung sprechen Anspruchsniveau und einer stärkeren Motivation der wir dann, wenn durch diese Maßnahmen auf der Teilnehmenden zu rechnen. bereits erreichten Kompetenzniveau- bzw. Qualifi- BEGRIFFLICHE ABGRENZUNGEN 9
1 S PEZIFIK DES LERNENS ERWACHSENER UND KONSEQUENZEN FÜR DIE QUALITÄT VON WEITERBILDUNG
Bevor auf die Situation der Weiterbildung im Bereich auch in der Zukunft benötigt werden. Daher sollten der Altenpflege eingegangen wird, soll an dieser Weiterbildungskurse für die Pflegekräfte interessant Stelle Bezug genommen werden auf die potenziellen und intrinsisch motiviert gestaltet sein. Um die An- Teilnehmenden von Weiterbildungsveranstaltungen, schlussfähigkeit zu sichern, sollte immer wieder auf also auf die Spezifik des Lernens Erwachsener. Es Situationen aus ihrem Berufsalltag zurückgegriffen wird der Frage nachgegangen, wie Erwachsene ler- werden, um somit an das Vorwissen und die Erfah- nen. rungen anzuknüpfen (vgl. Siebert 2012b). Nur so kann auch gewährleistet werden, dass die Teilnehmenden Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass Erwachsene in Weiterbildungsveranstaltungen tatsächlich etwas und damit auch Pflegekräfte verschieden sind und lernen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass in der unterschiedliche Bildungs- und Arbeitsbiografien Erwachsenenbildung Teilnehmerorientierung, Erfah mitbringen. Tough (2002) entwickelte die Metapher rungsorientierung und Lebensweltbezug, handlungs vom Eisberg des Erwachsenenlernens: Die Spitze be- orientiertes Lernen sowie Verwendungsorientierung schreibt die formale, institutionalisierte Erwachse- essentiell sind, um erfolgreich Wissen an die Erwach- nenbildung. Der im Wasser verborgene, größere Teil senen vermitteln zu können. findet non-formal und informell statt (ohne profes- sionelle pädagogische Begleitung), sodass über Er- Ebenso spielen die Lerngewohnheiten der Teilneh- fahrungen gelernt wird. Aus diesem Grund wird die menden eine große Rolle. Eine vorwiegend unter- Erwachsenendidaktik auch als „die Kunst, zwischen richtsförmige Weiterbildung stellt für viele eine enor die Erfahrungen zu gehen“ (Arnold 2007: 102) be- me Hürde dar. Besonders wenn Weiterbildungshemm- zeichnet. Ein Großteil der Lernaktivitäten läuft dabei nisse aus vorherigen Bildungsverläufen entstanden sogar unbewusst ab (vgl. Korte 2007). Somit hat jeder sind, dann sind Formate zu wählen, die – zumindest Erwachsene seine eigenen Lernstile und -gewohn- für den Einstieg – Lernen in der Arbeitspraxis erlau- heiten, Lernwiderstände und -interessen, Lernstär- ben. In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung (vgl. ken und -schwächen, denen sich ein Kursleitender URL: www.bibb.de/de/1386.php (14.09.15)) ist der bewusst werden sollte. Denn ein einheitliches Lern- Berufserfahrung ein hohes Gewicht für die Bewälti- verhalten oder identische Lernfähigkeit existieren gung von Qualifikationsanforderungen in der Arbeit bei den Erwachsenen nicht. zugesprochen worden. Daran könnte angeknüpft wer den, indem Ergebnisse informellen Lernens anders Auf die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Erwachs als bisher validiert und mit Bezug auf das Berufssys- enen nehmen folgende Aspekte Einfluss: emotionale tem zertifiziert werden. Das könnte auch den Zugang und motivationale Faktoren, Persönlichkeitsfaktoren, von Lernenden mit Migrationshintergrund und aktu- Bildungsgrad, berufliche Situation und Berufsgeschich ell den auf den Arbeitsmarkt kommenden Flüchtlin- te, Ernährung und Gesundheit sowie Umgang mit Stress gen ohne abgeschlossene oder in Deutschland aner- (vgl. Kullmann/Seidel, 2005; Siebert 2012b). Weiter- kannte Berufsausbildung zu nachweisbaren Berufs- hin ist das Lernen charakterisiert durch biografie- und qualifikationen verbessern. erfahrungsorientiertes Anschlusslernen (vgl. Siebert 2012a). Pilotstudien-Interviews machen deutlich, dass gera- de Ungelernte und Menschen mit Teilqualifikationen Beispielsweise müssen Art und Umfang der Angebote nur unterdurchschnittlich an Maßnahmen der kurs die wirtschaftliche Situation der Teilnehmenden be- förmig organisierten, beruflichen formalen Weiter- rücksichtigen. Zwar beziehen viele Lernende vor allem bildung partizipieren. Sie haben insgesamt schlech- in formalen Weiterbildungen während der Teilnah- tere Zugangschancen zu Weiterbildungen. Ihre Teil- me Transfereinkommen, es entfallen oder verringern habe an informellen Lernaktivitäten fällt dagegen sich aber reguläre Arbeitseinkommen. Um diesem besser aus. Sie messen ihrer Arbeitstätigkeit einen Dilemma entgegenzutreten, könnten modulare An- relativ hohen Lerngewinn bei. So spielt besonders gebote in Intervallen strukturiert werden. Ebenso für diese Gruppen der „Lernort Arbeitsplatz“ eine wirken sich finanzielle Aufstockungen oder Prämien besondere Rolle in den Diskussionen um Weiterbil- zahlungen nach erfolgreichem Abschluss positiv auf dungen. Neuere Entwicklungen legen nahe, Lern- die Teilnahmebereitschaft und den Erfolg von Wei- prozesse stärker als bisher außerhalb organisierter, terbildungen aus. formalisierter und „verschulter“ Curricula (wie sie kennzeichnend für traditionelle Lehr-Lernarrange- Siebert (2012b) definiert, dass Wissen nur erworben ments in der formalen Weiterbildung sind) in den wird, wenn es (1) anschlussfähig (Anknüpfung an Vor Mittelpunkt zu stellen, d. h. verstärkt durch Formen wissen, Erfahrungen usw.), (2) bedeutungsvoll (im des informellen, dezentralen und selbstorganisier- Sinne von wichtig für die Lernenden) und (3) neuartig ten Lernens zu realisieren. Spätestens seit der Emp- (interessant, spannend usw.) ist. Weiterhin muss es fehlung zur Einrichtung des Europäischen Qualifika- 12 Fort- Und Weiterbildung in der Altenpflege in Berlin – Eine Herausforderung für den Pflegealltag
tionsrahmens (EQR) aus dem Jahr 2008 erfährt die ten und/oder (b) zur Unterstützung zwischenmensch Anrechnung von Lernergebnissen aus non-formellen licher Kommunikation zum Einsatz kommen.“1 Mit- und informellen Lernprozessen eine verstärkte Be- hilfe der Nutzung des Internets und von Neuen Me- deutung. Unter der Nutzungsperspektive des Arbeits dien stehen folglich interaktive, vernetzte Lernange- marktes geht es bei der Validierung non-formalen bote bereit, die zeitlich und räumlich unabhängig und informellen Wissens vordergründig um das Ziel, genutzt werden können. Selbstredend bleibt davon die Durchlässigkeit hin zu formalen Bildungswegen auch die weit verzweigte Weiterbildungslandschaft zu fördern. Demgegenüber geht es unter entwick- des Berufsfeldes der Pflege nicht unberührt. lungsorientierter Perspektive darum, Gestaltungsmög lichkeiten der individuellen Kompetenz- und Persön- In der Literatur und im Internet finden sich zahlreiche lichkeitsentwicklung zu fördern. Durch die Anerken- Beschreibungen und konkrete Angebote zu multime- nung non-formaler und informeller Lernergebnisse, dialen Weiterbildungen im Themenfeld der Kranken- dokumentiert in Portfolios oder individuellen Kom- und Altenpflege für Fach- und Hilfskräfte, Auszubilden petenzbilanzen, werden Stärken und Schwächen den de, Wiedereinsteiger und Interessierte. Das Spektrum Lernern bewusst gemacht und die Grundlage für Be- der Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten erstreckt ratung und Personal- oder Karriereplanung geschaf- sich von computergestützten, virtuellen Simulations fen. Es kann davon ausgegangen werden, dass durch werkzeugen, die eine standardisierte Abbildung von non-formale und informelle Formen des arbeits- komplexen Problemen des Pflegealltags ermöglichen platzintegrierten Lernens die Zugangsschwellen ge- über digitale Lehrbücher, die anhand von Videoauf- rade für Geringqualifizierte als niedriger angesehen nahmen Fallbeispiele zu typischen Symptomen ver- werden als bei Formen formal-organisierter Weiter- anschaulichen. Darüber hinaus fokussieren aktuelle bildung. Unter diesen Aspekten wird hier ein Ansatz Projekte auf die Entwicklung von berufsbezogenen gesehen, dieser Zielgruppe die Zugangswege zum Ler Online-Lernportalen zur Stärkung des digitalen Ler- nen im Betrieb breiter zu öffnen (vgl. Kuwan 2001: 509). nens und der Erarbeitung von problemorientierten Wissensdatenbanken (für einen exemplarischen Über Auch die Vermittlung und Aneignung von Wissen mit blick vgl. u. a. die Beiträge in IPP-Info/Ausgabe 11, Neuen Medien gewinnt in unserer heutigen Infor- 20142). mations- und Wissensgesellschaft immer mehr an Bedeutung. Ein kompetenter Umgang mit dem Inter- Neben dem Einsatz von Neuen Medien in Unterricht- net und Social Media werden als zunehmend selbst- situationen bzw. als Selbstlerneinheit, bieten sie aber verständlich für gesellschaftliche Teilhabe vorausge- auch „[…] weitreichende Möglichkeiten des infor- setzt. Neben traditionellen Lehr- und Lernangeboten mellen Lernens am Arbeitsplatz. Es eröffnet Pflegen- hat das Thema E-Learning auch in der beruflichen den neue Wege, sich am Arbeitsplatz schnell und Weiterbildung einen wachsenden Einfluss auf die effizient aktuelles, evidenzbasiertes Fachwissen zu Konzeption von Lehr-Lern-Arrangements. Nach einer erschließen, kollaborativ mit anderen Akteuren neu- Definition von Kerres verstehen wir unter E-Learning es Wissen zu erarbeiten und die Ergebnisse in den Pfle „[…] Lernangebote, bei denen digitale Medien (a) geprozess einzubringen“ (Baumeister / Greiner / Schnie für die Präsentation und Distribution von Lerninhal- ring 2014). 1 V gl. URL: https://www.uni-frankfurt.de/44538493/elearning (8.9.2015). 2U RL: http://www.ipp.uni-bremen.de/uploads/Downloads/ IPP_Info/IPP_info_no11_rz_lowres.pdf (8.9.2015). 1 SPEZIFIK DES LERNENS ERWACHSENER UND KONSEQUENZEN FÜR DIE QUALITÄT VON WEITERBILDUNG 13
2 DIE SITUATION IN DER ALTENPFLEGE
Seit einigen Jahren sind wir in Deutschland konfron- Weiterbildung unter quantitativer Perspektive tiert mit einem Missverhältnis zwischen einer wach- Der quantitative Bedarf an qualifiziertem Personal in senden Anzahl an Menschen, die Pflege benötigen, und der Altenpflege wird auch in den nächsten Jah-ren andererseits von Menschen, die in der Pflege arbeiten. weiter steigen. Jedoch ist der derzeitige Fachkräfte- Aktuell gelten bundesweit ca. 2,6 Millionen Men- mangel in Gesundheits- und Pflegeberufen nicht zu schen nach SGB XI als pflegebedürftig (Statistisches übersehen, insbesondere in der Altenpflege. Ein Bundesamt 2013). Hinzu kommen weitere 109.000 Problem, das sich noch in den nächsten Jahren auf- Menschen, die nach der aktuellen Rechtslage nicht grund der geburtenschwachen Jahrgänge und damit als pflegebedürftig im engeren Sinn gelten, denen geringer potenzieller Nachwuchspflegekräfte noch aber eine „erheblich eingeschränkte Alltagskompe- verschärfen könnte. Derzeit wird diesem Problem vor tenz“ zugesprochen wird (Statistisches Bundesamt, allem durch die Beschäftigung un- und angelernter 2015). Diese Gruppe erhält ebenfalls Leistungen aus Pflegehilfskräfte begegnet. Laut Pflegestatistik waren der Pflegeversicherung, allerdings in einem geringeren im Jahr 2011 in Deutschland insgesamt 951.893 Per- Umfang als diejenigen Personen, die nach den Krite- sonen in ambulanten Pflegediensten und Pflegehei- rien für die Pflegestufen I bis III vor allem unter kör- men beschäftigt (ebd.: 14 ff.). Davon sind rund 49 perlichen Beeinträchtigungen leiden. In Zukunft soll Prozent Fachkräfte, wie z. B. ausgebildete Altenpfle- ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff den Bedarf der gekräfte, Gesundheits- und Krankenpflegekräfte Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz sys- oder Gesundheits- und Kinderpflegekräfte, Ergothe- tematisch abbilden (Bundesregierung 2015). Progno- rapeuten und Ergotherapeutinnen, Heilerziehungs- sen für 2030 prophezeien eine Zunahme pflegebe- oder Familienpflegende (ebd.). Die anderen 51 Pro- dürftige Menschen in Deutschland um 35 Prozent auf zent der Beschäftigten haben (noch) keinen oder 3,37 Millionen und für 2050 auf etwa 4,5 Millionen. einen anderen Berufsabschluss. In der Altenpflege dürfte diese Zahl noch höher liegen. Ca. 10 Prozent Die Gründe für die Entwicklungen liegen u. a. in einer der Gesamtbeschäftigten sind ohne Berufsabschluss Bevölkerungsentwicklung, die durch eine stetig stei- in Pflegediensten beschäftigt. Es liegt auf der Hand, gende Lebenserwartung, verbunden mit einer stän- dass gerade die beiden letztgenannten Personen- dig abnehmenden Zahl an Geburten gekennzeichnet gruppen besonderen Bedarf an sehr unterschiedli- ist. Die Folge dieser Entwicklungen in Form der Alte- chen Weiterbildungen aufweisen. Diese reichen von rung der Gesellschaft ist nicht zu übersehen. Bei ei- betriebsintern angebotenen non-formalen Weiter- nem Großteil der Menschen geht die hohe Lebenser- bildungen zu medizinischen, psychologischen, pfle- wartung einher mit einem aktiven Leben, Fitness im gerischen oder rechtlichen Themen bis zu formalen Alter und einer recht guten Gesundheit über viele Angeboten mit Kurscharakter wie bspw. Weiterbil- Jahre jenseits des 80. Lebensjahres. Eine gute medi- dung zum Pflegebasispass. zinische Versorgung und auch meist stabile finanzi- elle Voraussetzungen ermöglichen älteren Menschen, Um eine quantitativ, aber auch qualitativ anspruchs- über lange Zeit altersbedingte körperliche und geis- volle Pflege zu sichern, sind sowohl Weiterbildungs- tige Abbauprozesse zu kompensieren und später of- angebote für schon im Pflegebereich Beschäftigte als fizielle Versorgungssysteme in Anspruch zu nehmen. auch Qualifizierungsangebote für Menschen, die für Tritt dann in höherem Alter Pflegebedürftigkeit ein, den Pflegebereich neu gewonnen werden, anzubie- so führt dies zu einer veränderten Eintrittssituation ten bzw. (weiter) zu entwickeln. in den stationären oder ambulanten Pflegebereich. Der Aufenthalt besonders in stationären Einrichtun- Weiterbildungsangebote orientieren sich somit nicht gen wird erst dann in Anspruch genommen, wenn nur an den quantitativen Forderungen nach mehr sich die Eigenständigkeit gar nicht mehr aufrechter- Personal, sondern ergeben sich ebenso aus den ver- halten lässt und/oder private Pflege (meist durch Fa- änderten Bedingungen im Pflegebereich und fordern milienangehörige) nicht gewährleistet werden kann. entsprechend qualitativ ausgerichtete Formen: Dementsprechend verschiebt sich nicht nur die Al- ters- sondern auch die Gebrechlichkeits- bzw. Krank Weiterbildung unter qualitativer Perspektive heitsgrenze der pflegebedürftigen Menschen ins hohe Der oben angesprochene hohe Anteil an nicht- oder Alter. Die hohe Lebenserwartung, aber auch soziostruk teilqualifizierten Pflegekräften verlangt nicht nur turelle Faktoren wie Singlehaushalte oder individua- nach Weiterbildung dieser Gruppen der Pflegehilfs- lisierte Lebensformen führen für einen Groß teil der kräfte, sondern hat außerdem Konsequenzen für die Betroffenen zu einer steigenden Pflegebedürftigkeit. examinierten Pflegekräfte. Sie müssen während ih- rer Arbeitstätigkeiten zusätzlich die Pflegehilfskräfte Die Folge dieser Entwicklungen müssen sowohl unter und anderes Pflegepersonal, wie Ergotherapeuten quantitativer als auch qualitativer Perspektive dis- oder Alltagsbegleitende, anleiten und koordinieren. kutiert werden. Anleiten, beraten, koordinieren von Hilfskräften in 16 Fort- Und Weiterbildung in der Altenpflege in Berlin – Eine Herausforderung für den Pflegealltag
der Pflege gehören zu den sehr anspruchsvollen Tä- Durch die Zunahme des spezifischen Pflege- und Be- tigkeiten, die einerseits ein professionelles Verständ treuungsaufwandes bei einem gleichzeitigen Rück- nis von Pflege voraussetzen und andererseits fundier- gang des Personalstandes besteht die Gefahr, dass te didaktisch-methodische Kompetenzen und Sozial- die Arbeitsbelastungen des Altenpflegepersonals wie kompetenz verlangen. Dies bedeutet in der Regel, auch die damit verbundenen Stressfaktoren der dass Pflegefachkräfte quasi arbeitsplatzbezogen aus Überlastung zunehmen werden. Auf der Grundlage bilden, ohne aber in der Regel dafür ausreichend arbeitspsychologischer Konzepte (vgl. Oesterreich qualifiziert zu sein. 2001; Bamberg/Mohr/Busch 2012) kann man dann folgerichtig davon ausgehen, dass sich diese erhöh- Die Forderung nach spezifischer Weiterbildung ergibt ten Belastungen mittel- bis langfristig in einer er- sich des Weiteren aus einer derzeit steigenden Pfle- höhten körperlichen und psychischen Beanspru- gebedürftigkeit der Kunden. Die höhere Lebenser- chung niederschlagen und es zu erhöhten Fehlzeiten wartung der Menschen führt oft auch gleichzeitig zu und zur sogenannten Burnout-Symptomatik mit verstärkt auftretenden chronischen Krankheiten und eventuellem Berufsausstieg kommt. einer Multimorbidität, so dass nicht nur ein zahlen- mäßig wachsender Pflegebedarf nachzuzeichnen ist, Angesichts komplexer Krankheits- und Pflegebe- sondern auch qualitativ spezifizierte Pflegeanforde- dürftigkeitsbilder sowie kumulierter psychosozi-aler rungen entstehen. So begeben sich heute immer mehr Problemkonstellationen bei chronisch kranken älte- Pflegebedürftige mit erheblichen Alltagseinschrän- ren Menschen sollte sich die Weiterbildung an diffe- kungen und einem hohen Pflegebedarf in professio- renten Sachverhalten orientieren. Dabei geht es nicht nelle Pflegeeinrichtungen. Pflegekräfte aus statio- nur um Fachkompetenzen über ganzheitliche und nären und auch ambulanten Einrichtungen berichten therapeutisch-aktivierende Pflegekonzepte. Ziel der über einen rasanten Anstieg von Kunden mit Pflege- Weiterbildungen in der Altenpflege ist, dass die Pfle- stufe 2 und 3, die einen verstärkten Pflegeaufwand gekräfte lernen, psychosoziale und psychosomati- mit sich bringen. Diese Personen weisen oft neben sche Zusammenhänge besser zu erkennen und in körperlichen Beeinträchtigungen sehr häu fig auch den Pflegeprozess mit einzubeziehen. Dazu gehören psychische Störungen, vor allem dementielle und Fähigkeiten zur gezielten Beratung und Anleitung der depressive Erkrankungen auf. In Deutschland leben zu Pflegenden und deren Angehörigen (Gesprächs- derzeit etwa 1,5 Millionen Demenzkranke. Sofern führung). Hierbei ist zu beachten, dass jegliche Wei- kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, terbildung den allgemeingültigen und akzeptierten wird sich nach Vorausberechnungen der Bevölke- Normen, die den Aufgabenbereich und die Qualität rungsentwicklung die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 der Pflege definieren, also den allgemeinen Pflege- auf etwa 3,0 Millionen erhöhen. Dies entspricht ei- standards, entspricht. Pflegestandards legen themen- nem mittleren Anstieg der Zahl der Erkrankten um und tätigkeitsbezogen fest, was die Pflegepersonen 40.000 pro Jahr oder um mehr als 100 pro Tag (vgl. in einer konkreten Situation generell leisten wollen Deutsche Alzheimer Gesellschaft 2014). bzw. sollen und wie diese Leistung auszusehen hat. Pflegestandards dienen somit der Qualitätskontrolle. Neben dementiellen Erkrankungen und Herz-Kreis- laufbeschwerden gehören psychische Störungen im Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Al- Alter zum Krankheitsbild der Pflegebedürftigen. Eben tenpflege durch steigende inhaltliche Anforderun- so zählen Depressionen und erhebliche Mobilitäts- gen und einen wachsenden Bedarf an Leistungen, einschränkungen zu den charakteristischen Merkmalen die aus den Folgen der Hochaltrigkeit resultieren, bei der Bewohnerinnen und Bewohner von Alteneinrich gleichzeitig restriktiver finanzieller Ausstattung ge- tungen. kennzeichnet ist. Dadurch verändert sich selbstverständlich auch der Der berufliche Anforderungskatalog ist derart gestie- Anspruch an das Pflegepersonal bezüglich seiner gen, dass in einer beruflichen Erstausbildung ledig- Leistungserfüllung. Zu einer adäquaten Versorgung lich die beruflich notwendigen Grundkenntnisse ver ist ein fachlich kompetentes und in der spezifischen mittelt werden können. Sich verschärfende Krank- Pflege bestimmter Krankheitsbilder versiertes Perso- heitsbilder, ein längerdauernder Intensivpflegepro- nal erforderlich. Für älter und pflegebedürftiger zess, ständig neu entwickelte Therapiemöglichkeiten werdende Menschen sind andere Pflegezeiten und und wissenschaftliche Erkenntnisse in allen geron- -aufgaben erforderlich, als das in der Vergangenheit tologischen geriatrischen Bereichen, neu formulierte der Fall war. Die Beeinträchtigungen kognitiver, psy- Pflegestandards, aber auch veränderte Kosten-Nut- chischer und physischer Art verlangen spezifische zen-Berechnungen verlangen nach ständiger Wei- und adäquate Versorgung durch ausgebildetes Per- terbildung der in Pflege arbeitenden Menschen. sonal. 2 DIE SITUATION IN DER ALTENPFLEGE 17
Folgende Themen bieten sich in Anbetracht des ver- änderten Pflegeprofils an: Z F achlichkeit: Zum Beispiel der Umgang mit de- mentiell Erkrankten, die Einführung neuer Pflege- verfahren, Notfallkurse und Brandschutzübungen, konfliktträchtige Pflegethemen des Hauses, Hygie- ne. Z K ommunikation / Kooperation: Gesprächsführung (Konfliktgespräche führen, Übergabegespräche, Be sprechungen, Gesprächsverfahren mit Bewohnern und ihren Angehörigen) Z G esunderhaltung: Rückenschonendes Arbeiten, Re flexion der Pausengestaltung und Einrichtung von Ruhezonen für das Personal, Nichtrauchertrainings und Gesundheitsaufklärung in Kooperation mit der Volkshochschule und Krankenkassen, ebenso Atem- und Entspannungsübungen. Z O rganisation: Verbesserung der Tagesablauforgani sation, Leiten von bewohnerorientierten, kleinen Teams, Projekt- und Prozessmanagement, betriebs wirtschaftliche Grundlagen, Selbst- und Zeitmanage ment Z P ersönlichkeitsentwicklung: Förderung des Selbst bewusstseins, des eigenen Standpunktes und der Selbstreflexion. 18 Fort- Und Weiterbildung in der Altenpflege in Berlin – Eine Herausforderung für den Pflegealltag
2 DIE SITUATION IN DER ALTENPFLEGE 19
3 FORMALE WEITERBILDUNGSANGEBOTE
Der beschriebene komplexe Pflegealltag verlangt nach Z Pflegefachkraft für leitende Funktionen arbeitsteiligen Beschäftigungen und spezialisierten Pflegekräften. Zur Beschreibung von üblichen forma- Z Pflegedienstleiter/in (PDL) – berufsbegleitende len Weiterbildungsangeboten und Spezialisierungen Weiterbildung für Pflegekräfte in Berlin erfolgte im Rahmen der Ex- pertise eine qualitativ orientierte Untersuchung in Z Berufsbegleitende Weiterbildung: Stationsleiter/in Form eines exemplarischen Überblicks zur Angebots- - PDL - Verantwortliche Pflegekraft in ambulanten ausgestaltung. Hierfür wurde eine Analyse von Daten und stationären Einrichtungen der Altenpflege der Weiterbildungsdatenbank Berlin (siehe auch Ab- schnitt 12) durchgeführt hinsichtlich der Organisation, Z Weiterbildung zur Pflegedienstleitung - PDL der Struktur und der Inhalte von formalen Weiterbil- dungsangeboten. In den folgenden Ausführungen sei- Z Leitende Pflegefachkraft in Einrichtungen der Pflege en die Grundlagen und die Ergebnisse zusammen- im Gesundheits- und Sozialwesen fassend dargestellt. Z S tations-/Pflegedienstleitung. Leitung in Einrich- Stichprobe und Rahmenbedingungen tungen der Pflege im Gesundheits- und Sozialwe- Im Rahmen der Erstellung dieser Expertise erfolgt sen eine exemplarische Analyse der Angebote der Wei- terbildungsdatenbank Berlin (Stand der Einträge am Alle Veranstaltungen sind Präsenzveranstaltungen 29. Juli 2015) in den fünf Themenfeldern Palliative und werden in Vollzeit (fünf Angebote) oder Teilzeit Care, Wundmanagement, Schmerzmanagement, Quali (zwei Angebote) wochentags angeboten. Die durch- tätsmanagement bzw. Qualitätsbeauftragte/r sowie schnittliche Gesamtdauer der Angebote liegt bei 766 Pflegedienstleitung (PDL)/Stationsleitung. Die Aus- Stunden, bei einer Spannbreite von 1376 Stunden wahl der Stichprobe wurde durch selektives Sampling (Maximum) bis 460 Stunden (Minimum). Die Angaben anhand der folgenden zwei Merkmalskombinatio- zu den fachlichen Voraussetzungen der Zielgruppe sind nen vorgenommen: (1) aus der Beschreibung der Ziel dahingehend homogen, dass sie eine abgeschlossen gruppen ist ersichtlich, dass es eine Fortbildung für Berufsausbildung im Pflegebereich und in der Regel Fachkräfte in der Pflege ist; (2) der Veranstaltungsort die zusätzliche Anforderung von zwei Jahren Be- ist Berlin. rufspraxis haben. Ein Anbieter konkretisiert die Ziel- gruppe wie folgt: Pflegefachkräfte können die Fort- Die Datenerhebung und der Vergleich erfolgten hin- bildung absolvieren, wenn sie kontinuierlich in sichtlich der oben genannten Kriterien, das heißt in Leitungsfunktionen eingebunden sind, wenn ihnen Bezug auf die Voraussetzungen der Teilnehmenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstellt sind oder den Ausbildungsumfang (Bildungsinhalte), der Dau- wenn sie eine solche Position anstreben. Angaben er und die üblichen Finanzierungswege (Preis und zum Preis der Fortbildung erfolgen bei vier Angebo- Förderung (Mehrfachangaben möglich)). Darüber hi- ten. Die Kosten einer Fortbildung betragen durch- naus wurden Daten zum Abschluss der Fortbildung schnittlich 3.080,- EUR, bei einer Spannbreite von (Abschlussart /Abschlussprüfung) und zu den Inhalten 3.880,- EUR (Maximum) bis 2.231,- EUR (Minimum). bzw. Zielen erhoben. An dieser Stelle sei angemerkt, Hinsichtlich der Finanzierungs- bzw. Fördermöglich- dass die Beschreibung der Inhalte und Ziele zwi- keiten machen alle Anbieter Angaben. Sie bieten die schen den einzelnen Angeboten sehr different ist – Möglichkeiten des AFBG (Meister-BAföG) (fünf Ange- teilweise sehr ausführlich, teilweise sehr rudimentär. bote), der Arbeitsagentur (fünf Angebote), des Bil- In den Beschreibungen erfolgte eine Zusammenfass dungsgutscheins (vier Angebote), der Deutsche Ren- ung der Angaben hinsichtlich der wesentlichen, wie tenversicherung (BfA/LVA/BG) (vier Angebote), der derkehrenden Bildungsinhalte sowie Alleinstellungs Bildungsprämie (ein An-gebot) und des Bildungs- merkmale einzelner Angebote. Angaben zur (obliga- schecks Brandenburg (ein Angebot). Fünf Fortbil- torischen) Durchführung eines Praktikums konnten dungsangebote schließen mit einer Prüfung ab, zwei aufgrund der unübersichtlichen Datenlage nicht er- ohne. Hinsichtlich der Abschlussarten wird angebo- hoben werden. ten: „staatlich anerkannter Abschluss“ (drei Ange- bote) oder Zertifikat/Teilnahmebestätigung (zwei Befunde Angebote). Zwei Anbieter machen keine Angaben Im Themenfeld Pflegedienstleitung (PDL) / Stations- hinsichtlich der Abschlussarten. Abschlussbezeich- leitung finden sich für das Bundesland Berlin sieben nungen sind, sofern angegeben: Pflegefachkraft für Fortbildungsangebote bei sechs Anbietern, welche leitende Funktionen – PDL (zwei Angebote), Leitende die oben genannten Merkmalskombinationen erfül- Pflegefachkraft in Einrichtungen der Pflege im Ge- len. Sie haben folgende Angebotstitel: sundheits- und Sozialwesen (ein Angebot). Inhalte der Fortbildungsangebote zur Pflegefachkraft sind 22 Fort- Und Weiterbildung in der Altenpflege in Berlin – Eine Herausforderung für den Pflegealltag
Einführungen in die Themenfelder Gesundheits- und EUR (Maximum) und 99,- EUR (Minimum). Finanzie- Sozialpolitik, Kommunikation und Pflegemanage- rungs- und Fördermöglichkeiten der Fortbildung sind ment, Gesundheitswissenschaften und Gesundheits die Bildungsprämie (sieben Angebote), der Bildungs- förderung, Wirtschaft und Rechtslehre, Betriebswirt- scheck Brandenburg (drei Angebote), die Arbeitsagen schaft, Marketing, Qualitätsmanagement, Personal- tur (zwei Angebote), die Deutsche Rentenversicherung führung, Sozialwissenschaft, EDV, Pflegefachwissen (BfA/LVA/BG) (2 Angebote) und der Bildungsgutschein und Sprachausbildung (bspw. professional english (ein Angebot). Keine Angaben zu Finanzierungs- und for nurses). Hinsichtlich der erworbenen Kompeten- Fördermöglichkeiten finden sich bei vier Angeboten. zen wird auf die Entwicklung der Pflegefach-, Sozial-, Zehn Fortbildungsangebote schließen ohne Abschluss Kommunikations-, Methoden- und Führungskompe prüfung ab, ein Angebot erfordert eine Abschlussprü- tenzen abgestellt. fung. Alle Angebote bieten ein Zertifikat/Teilnahme- bestätigung nach Abschluss der Fortbildung. Bei einem Im Themenfeld Palliative Care finden sich in der Angebot findet sich eine Angabe zur Abschlussbe- Stichprobe aus der Weiterbildungsdatenbank für das zeichnungen der Fortbildung: „Palliative Care im Pfle- Bundesland Berlin elf Fortbildungsangebote bei acht ge- und Gesundheitswesen“. Inhalte der Fortbildungs Anbietern mit folgenden Angebotstiteln: angebote im Bereich Palliative Care sind laut Angaben der Anbieter: Schmerzentstehung, Chronifizierungs- Z Pain nurse / Algesiologische Fachassistenz – Basis- mechanismen, Diagnostik, Therapie, Pflegestandards, kurs / Aufbaukurs Gesprächsführung/kultursensible Kommunikation, Spi- ritualität, physiologische und psychologische Aspekte Z Kultursensibler Umgang mit Patienten der Pflege, Ethik, Wundversorgung, Sterbephasen- und Trauermodelle. Erworben werden sollen in einzelnen Z Spiritualität am Lebensende Angeboten auch interkulturelle Kompetenzen sowie Wissen um die Bedeutung von Musik im Pflegepro- Z Palliative Care im Pflege- und Gesundheitswesen zess und die Gesundheitsprophylaxe von Pflegen- den. Z Fachkraft für Palliativ-Pflege Im Themenfeld Wundmanagement wurden in der Z usik in der Begleitung Schwerstkranker M Stichprobe der Weiterbildungsdatenbank im Bundes und Sterbender land Berlin 19 Fortbildungsangebote bei sieben An- bietern identifiziert. Die Angebotstitel sind: Z as am Ende zählt | Achtsamkeit und Mitgefühl in W der Begleitung am Lebensende Z Aufbaukurs Pflegetherapeut Wunde Z undversorgung in der Palliativmedizin. W Z Basiskurs Wundexperte Für Wundfachkräfte. Z Rezertifizierung Wundexperte und Pflegetherapeut Z roße Qualifizierung zur Trauerbegleitung / G Kinder-Trauerbegleitung Z Basisseminar Wundmanagement Z Palliative Care – Multiprofessioneller Basiskurs Z Expertenstand „Chronische Wunden“ Alle Angebote sind Präsenzveranstaltungen und wer- Z Fachfortbildung Wundmanager den in Vollzeit wochentags (neun Angebote), in Voll- zeit am Wochenende (ein Angebot) und in Teilzeit Z Fachfortbildung Wundmanager Refresherkurs (ein Angebot) angeboten. Die durchschnittliche Ge- samtdauer der Angebote liegt bei 73 Stunden, bei ei- Z Berufsbegleitende Weiterbildung: Basisseminar ner Spannbreite von 225 Stunden (Maximum) bis 7 Wundexperte ICW/TÜV Pers. Cert Stunden (Minimum). Zielgruppe der Fortbildungen in der Stichprobe sind u. a. ausgebildete Altenpfleger/ Z Die Ins und Outs der Wundbehandlung innen. Einige Angebote werden mit dem Zusatz kon- kretisiert: mindestens zwei Jahre Berufserfahrung im Z Modernes Wundmanagement in der Pflege abgeschlossenen Berufsabschluss; Tätigkeit in Senio- reneinrichtungen und in der Hospizarbeit. Angaben Z Wundmanager/in zu den Kosten der Fortbildung erfolgen bei acht An- geboten. Die durchschnittlichen Kosten betragen Z Wundmanagement 603,- EUR bei einer Spannbreite zwischen 2.200,- 3 FORMALE WEITERBILDUNGSANGEBOTE 23
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