Arbeitspapier 34 Politmonitoring 2014 - Gesundheitsförderung Schweiz Inhaltlicher Stand: Januar 2015 - npg-rsp
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Gesundheitsförderung Schweiz Arbeitspapier 34 Politmonitoring 2014 Inhaltlicher Stand: Januar 2015 Juni 2015
Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen jährlichen Beitrag von CHF 2.40 zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird. Weitere Informationen: www.gesundheitsfoerderung.ch In der Reihe «Gesundheitsförderung Schweiz Arbeitspapier» erscheinen von Gesundheitsförderung Schweiz erstellte oder in Auftrag gegebene Grundlagen, welche Fachleuten in der Umsetzung in Gesundheitsförderung und Prävention dienen. Der Inhalt der Arbeitspapiere unterliegt der redaktionellen Verantwortung der Autorinnen und Autoren. Gesundheitsförderung Schweiz Arbeitspapiere liegen in der Regel in elektronischer Form (PDF) vor. Impressum Herausgeber Gesundheitsförderung Schweiz Autorinnen und Autoren Lorenz Jaggi, furrerhugi Petra Wessalowski, furrerhugi Projektleitung Gesundheitsförderung Schweiz Kevin Ris, Projektleiter Partner Relations Reihe und Nummer Gesundheitsförderung Schweiz Arbeitspapier 34 Zitierweise Jaggi, L.; Wessalowksi, P. (2015). Jahresbericht Politmonitoring 2014. Gesundheitsförderung Schweiz Arbeitspapier 34, Bern und Lausanne Fotonachweis Titelbild Shutterstock Auskünfte/Informationen Gesundheitsförderung Schweiz Dufourstrasse 30, Postfach 311, CH-3000 Bern 6 Tel. +41 31 350 04 04, Fax +41 31 368 17 00 office.bern@promotionsante.ch www.gesundheitsfoerderung.ch Originaltext Deutsch Bestellnummer 01.0036.DE 06.2015 Diese Publikation ist auch in französischer Sprache erhältlich (Bestellnummer 01.0036.FR 06.2015). ISSN 2296-5661 Download PDF www.gesundheitsfoerderung.ch/publikationen © Gesundheitsförderung Schweiz, Juni 2015
Politmonitoring 2014 3 Editorial Gesundheitsförderung und Prävention stärken Politmonitoring als Grundlage und Dialog Der Bereich «Gesundheitsförderung und Prävention instrument stärken» ist ein Schwerpunktthema der langfris Im Rahmen unseres Wirkungsmanagements betrei- tigen Strategie 2007–2018 von Gesundheitsförderung ben wir seit mehreren Jahren ein Monitoring zu ge- Schweiz. Gesundheitsförderung und Prävention sol- setzlichen Grundlagen und Politikentwicklung in der len besser etabliert, institutionell verankert und ver- Gesundheitsförderung und Prävention auf Ebene netzt werden. Artikel 19 des Bundesgesetzes über Bund, Kantone und Städte. die Krankenversicherung (KVG) definiert unseren Das vorliegende Arbeitspapier umfasst die parla- Auftrag und schreibt zudem vor, dass wir Massnah- mentarischen Vorstösse mit gesundheitsförderungs- men zur Gesundheitsförderung anregen, koordinie- und präventionsspezifischen Inhalten im Jahr 2014. ren und überprüfen. Die systematische Aufbereitung der politischen Arbeit dient als Grundlage für den Dialog mit Unter- Verbesserte Koordination auch ohne stützerinnen und Unterstützern sowie Kritikerinnen Präventionsgesetz und Kritikern unserer Arbeit. Nach dem gescheiterten Präventionsgesetz gilt es, Wenn es uns gelingt, den gesellschaftlichen und die verbesserte Koordination auch ohne Gesetz wahr- volkswirtschaftlichen Mehrwert unserer Arbeit noch zunehmen. Zu diesem Zweck ist unter dem Dach des deutlicher aufzuzeigen und Vorurteile abzubauen, Nationalen Dialogs Gesundheitspolitik ein Leitungs- kann das Vertrauen der Politik in das viele Lebens- gremium ins Leben gerufen worden, in dem nebst bereiche umfassende Gebiet der Gesundheitsförde- dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Konferenz rung und Prävention weiter gestärkt werden. der Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) neu auch Gesundheitsförderung Schweiz Einsitz Dr. Thomas Mattig nimmt. Direktor Gesundheitsförderung Schweiz In einem ersten Schritt ist das Thema Psychische Gesundheit angegangen worden, zu welchem die Er- Rudolf Zurkinden arbeitung eines Berichts im Jahr 2015 abgeschlos- Leiter Öffentlichkeitsarbeit, sen sein wird. Als nächster Schritt wird die Strategie Mitglied der Geschäftsleitung zu nichtübertragbaren Krankheiten erarbeitet. Dass die Gesamtschau «Gesundheit2020» des Bun- desrates unsere Schwerpunktthemen bestätigt, ist eine wichtige Grundlage für die abgestimmte Weiter- entwicklung der Gesundheitsförderung und Präven- tionsarbeit in der Schweiz.
Politmonitoring 2014 4 Inhaltsverzeichnis Management Summary 5 Vorbemerkungen7 1 Nationale Entwicklungen 2014 8 2 Themenbereich Bewegung, Ernährung und Gewicht 12 3 Themenbereich Arbeit und Gesundheit 16 4 Themenbereich Alter und Gesundheit 19 5 Themenbereich Psychische Gesundheit 21 6 Themenbereich Alkohol- und Tabakprävention 24 7 Weitere Themen im Bereich Prävention (Prävention allgemein) 26 8 Ausblick auf die anstehenden Geschäfte (Ebene Bund) 29 Anhang: Glossar – Vorstossarten und ihre Implikationen (Ebene Bund) 31
Politmonitoring 2014 5 Management Summary Auf nationaler Ebene fällt letztes Jahr ein verstärk- eingereicht wurde vom Thurgauer CVP-Nationalrat tes Engagement in der Alterspolitik auf, insbeson Christian Lohr die Motion «Schweizer Schulobstpro- dere für die Kernthemen Gesundheit und Prävention. gramm».4 Eine ähnliche Stossrichtung verfolgt auch Aufgrund der Prognose, dass in 15 Jahren jeder die Konsumentenschützerin Prisca Birrer-Heimo vierte Mensch in der Schweiz über 65 Jahre alt sein (SP/LU) mit der Frage nach einem Anreizsystem für wird, drängt sich eine Aktualisierung der seit 2007 die Förderung des Früchte- und Gemüsekonsums.5 bestehenden «Strategie für eine schweizerische Auf Kantonsebene war die Sportförderung Trumpf, Alterspolitik» auf.1 Im «Bericht zur Hochaltrigkeit» die in Genf, Glarus, Luzern und im Tessin verankert soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass wurde. Neue Themen sind nicht aufgetaucht. Hin immer mehr 100-Jährige in der Schweiz leben.2 Zu- gegen fassen die bekannten Präventionskonzepte für sätzlich zur aktualisierten Alterspolitikstrategie soll Bewegung, Ernährung und gegen Übergewicht nun eine neu zu gründende «Eidgenössische Kommis flächendeckend Fuss. sion für Alters- und Generationenfragen» Fragen zum Im Bereich Psychische Gesundheit wird der Bund Wohnen, zur sozialen Integration, Pflege und Gene- gegen seinen Willen aufgefordert, Früherkennung, rationenbeziehungen diskutieren.3 Im Vorstoss ver- Aufklärung und Prävention im Teilbereich Suizid zu langt der SP-Nationalrat und Berner Stadtpräsident regeln. Auch auf kantonaler Ebene ist die Suizid Alexander Tschäppät in der Herbstsession insbeson- prävention dominierend und zielt auf bestimmte dere einen Einbezug der Städte. Auch in den Kanto- Gruppen wie Ältere und Heimbewohner und -bewoh- nen ist die Förderung einer unabhängigen Lebens- nerinnen, Jugendliche oder Homosexuelle. An zwei- führung im Alter, namentlich im Bereich Wohnen, ter Stelle steht der Arbeitsplatzerhalt von psychisch verstärkt worden. Erkrankten, wobei die betroffenen Kantone der An- Im Bereich Ernährung und Bewegung stand weiter- sicht sind, dass ihre verwaltungsinternen Massnah- hin die Totalrevision des Lebensmittelgesetzes im men genügen. Auf Bundesebene fordert der Schwy- Fokus. Das seit 2011 in den Räten diskutierte Gesetz zer SVP-Ständerat Alex Kuprecht eine Meldepflicht konnte 2014 jedoch abgeschlossen werden. Auf Prä- bei Arbeitsunfähigkeit unter dem Titel «Unnötige ventionsseite bleibt als Fazit, dass Werbeeinschrän- IV-Renten vermeiden».6 kungen nicht mehrheitsfähig sind. Im Jahr 2014 neu 1 ie Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3242 – Postulat, Strategie D für eine schweizerische Alterspolitik aktualisieren. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_ id=20143242. Zugriff: 28.04.2015. 2 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3552 – Postulat, Bericht zur Hochaltrigkeit. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20143552. Zugriff: 28.04.2015. 3 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3785 – Motion, Eidgenössische Kommission für Alters- und Generationenfragen. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_ id=20143785. Zugriff: 28.04.2015 4 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.4197 – Motion, Ein Schul obstprogramm für die Schweiz. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20144197. Zugriff: 28.04.2015. 5 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3973 – Postulat, Anreiz systeme für die Förderung des Früchte- und Gemüsekonsums. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte. aspx?gesch_id=20143973. Zugriff: 28.04.2015. 6 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 13.4060 – Motion, Unnötige IV-Renten vermeiden. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20134060. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 6 Auf Bundesebene versucht die Kommission für so geht, so könnte der Kautabak Snus bald am Kiosk ziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates erhältlich sein. Wenn die Kommission für soziale (SGK-N) nach dem Scheitern der 6. IV-Revision im Sicherheit und Gesundheit des Ständerates 2015 der Jahr 2013 mittels einer 2014 eingereichten Motion parlamentarischen Initiative von Lukas Reimann zumindest Massnahmen für die Früherfassung von (SVP/SG) «Gesetzliche Rahmenbedingungen für den Krankheitsfällen zu ergreifen, was besonders für die Vertrieb von Snus schaffen» zustimmt, könnte Snus psychisch Erkrankten unter den IV-Antragstellenden im Rahmen des neuen Tabakproduktegesetzes lega- nötig wäre. Diese Bemühungen finden insbesondere lisiert werden.9 nach der Annahme der Volksinitiative «Gegen Mas- seneinwanderung» mehr Aufmerksamkeit. Die Erhaltung und Förderung der Arbeitsfähigkeit der werktätigen Bevölkerung steht daher auch im Fokus von Massnahmen zur Linderung des Fach- kräftemangels aufgrund der neuen Ausgangslage, wie es zwei gleichlautende Motionen fordern, die direkt an den Bundesrat überwiesen wurden.7 Die seitens der SGK-N geforderte gemeinsame Ent- wicklung von «Massnahmen zur Früherfassung von Krankheitsfällen» war der wichtigste Vorstoss im Bereich Arbeit und Gesundheit auf Bundesebene.8 Das Bundesparlament stimmte weder einem regel- mässigen Stressbericht noch einem familientaugli- cheren Sessionsrhythmus zu. Auf kantonaler Ebene beschränkte sich die Gesundheitspolitik im Arbeits- bereich auf die Stadt- und Kantonsverwaltungen, etwa bei der Förderung von Homeoffice (Zürich, Zug, Bern, Jura, Genf), aber auch die Regelung der Schichtarbeit bei über 50-Jährigen. Bemerkenswert ist ein Vorstoss in Basel-Stadt, der eine Lebens- Schichtarbeitszeit am Beispiel der Polizei anregt. Von Bedeutung für die Alkoholprävention ist die Totalrevision des Alkoholgesetzes, das voraussicht- lich 2015 verabschiedet wird. Wie auch im Fall des Lebensmittelgesetzes zeigt sich, dass es einen im- mer längeren Atem braucht – bei beiden Gesetzen waren es jeweils drei Jahre –, um ein Geschäft über- haupt abzuschliessen. Was die Tabakprävention an- 7 ie Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3009 – Motion, Massnahmen D zur Linderung des Fachkräftemangels aufgrund der neuen Ausgangslage. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/ge- schaefte.aspx?gesch_id=20143009. Zugriff: 28.04.2015. 8 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3661 – Motion, Massnahmen zur Früherfassung von Krankheitsfällen gemeinsam entwickeln. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte. aspx?gesch_id=20143661. Zugriff: 28.04.2015. 9 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 13.438 – Parlamentarische Initia- tive, Gesetzliche Rahmenbedingungen für den Vertrieb von Snus schaffen. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/ge- schaefte.aspx?gesch_id=20130438. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 7 Vorbemerkungen Den vorliegenden Jahresbericht hat furrerhugi im Entwicklungen beginnen in der Schweiz häufig in den Rahmen des Mandats für Gesundheitsförderung Kantonen, ein politischer Vorstoss steht am Anfang Schweiz erstellt. Das politische Monitoring von fur- einer allfälligen Gesetzesanpassung. Die weiteren rerhugi stützt sich auf das webbasierte Politüberwa- politischen Aktivitäten werden im vorliegenden Be- chungsinstrument politoscope.ch. Im politoscope.ch richt nicht aufgenommen. Das Dokument und dessen werden laufend alle politischen Vorstösse auf natio- Schlussfolgerungen sind innerhalb dieses Rahmens naler und kantonaler Ebene sowie der 80 grössten zu sehen. Parlamentsgemeinden der Schweiz erfasst. polito scope.ch ist zweisprachig geführt, die Vorstösse sind in der Sprache des jeweiligen Autors erfasst. Zu kundenspezifischen Vorstössen werden alle we- sentlichen Informationen wie Einreichdatum, feder- führende Person inklusive Parteizugehörigkeit, Mit- unterzeichnende, Verlinkung zum Vorstosstext und der aktuelle Status dargelegt. Eine strukturierte Ablage und zahlreiche Such- und Sortierfunktionen erlauben es, Themenfelder individuell zu definieren und gewünschte Vorstösse schnell herauszufiltern. Das politische Monitoring für Gesundheitsförderung Schweiz umfasst die Bundes- und Kantonsebene. Zudem werden die zehn grössten Städte (Basel, Biel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich) erfasst. Mit einem individuel- len Login haben Gesundheitsförderung Schweiz und ihre Partner jederzeit Zugang zur aktuellen Daten- bank. Das Monitoring und somit der Jahresbericht basiert auf den parlamentarischen Vorstössen.10 Aus res- sourcentechnischen Gründen wird im Bereich des Politmonitorings eine Selektion der verfügbaren Daten (Print- und Onlinemedien, Vernehmlassungen, Medienmitteilungen, Parteiprogramme, Veranstal- tungen, Blogs, Studien usw.) vorgenommen. Die Wahl der parlamentarischen Vorstösse begründet sich in erster Linie durch ihre Relevanz im politi- schen System, die erwünschte Berücksichtigung der föderalen Stufen und durch die gewonnene Vorlaufs- zeit für allfällige Massnahmen: Nationale politische 10 ie verschiedenen Vorstossarten und ihre Implikationen sind im Anhang auf Seite 31 aufgeführt. Die Auflistung beschränkt D sich auf die Ebene Bund.
Politmonitoring 2014 8 1 Nationale Entwicklungen 2014 Die 6. IV-Revision (zweites Massnahmenpaket) be- ment bis Ende Juni 2015 in einer neuen Botschaft zu schäftigte auch 2014 das Parlament.11 Anlass war unterbreiten.» Mit dem zweiten Massnahmenpaket die bereits 2013 eingereichte Motion des Ständerats der 6. IV-Revision sollte die Früherfassung erweitert Urs Schwaller (CVP/FR) «Eine nachhaltige Sanie- werden, um den Kontakt zur versicherten Person so rung der Invalidenversicherung ist dringend not- schnell wie möglich herzustellen. Konkret sollen wendig».12 Sie verlangt neben der Entschuldung der Betroffene neu auch schon dann aufgenommen wer- IV beim AHV-Fonds und einer besseren Betrugsbe- den können, wenn sie noch arbeitsfähig sind. Diese kämpfung zusätzlich Massnahmen zur verstärkten Forderung wird im erwähnten vierten Punkt auf Eingliederung und zum Verbleib im Arbeitsmarkt genommen. Er beinhaltet ausgebaute Massnahmen sowie insbesondere auch eine Ausrichtung auf Men- zur verstärkten Eingliederung und zum Verbleib im schen mit psychischen Behinderungen. Die Kom- Arbeitsmarkt. Diese Massnahmen sollen insbeson- mission für soziale Sicherheit und Gesundheit des dere auch auf Menschen mit psychischen Behinde- Nationalrates (SGK-N) nahm den Vorstoss zum An- rungen ausgerichtet werden. In der Folge hat die lass, den an die Kommission zurückgewiesenen SGK des Ständerats diesen Punkt – in Übereinstim- 3. Teil der 6. IV-Rev ision (Kinderrenten, Reisekos- mung mit dem Bundesrat – wieder aus dem Motions- ten) wieder aufzunehmen. Die Sanierungs- und text gestrichen. Dem Parlament wird daher nicht wie Sparvorlage war im Sommer 2013 nach über zwei- ursprünglich vom Nationalrat verlangt bis Ende Juni jähriger Beratung wegen unüberbrückbarer Diffe- 2015 eine neue Botschaft unterbreitet. Der Vorstoss renzen bei der Änderung des Rentensystems ge- von Urs Schwaller wurde in der anfänglichen Version scheitert. Das heutige System mit Viertelsrenten, an den Bundesrat überwiesen. halben Renten, Dreiviertelsrenten und Vollrenten Im Umfeld der gescheiterten 6. IV-Revision hat die sollte durch ein weitgehend stufenloses System SGK-N den Bundesrat beauftragt, «Massnahmen abgelöst werden. Damit wollte der Bundesrat er zur Früherfassung von Krankheitsfällen zu entwi- reichen, dass sich Arbeit für IV-Bezügerinnen und ckeln».13 Ziel ist die rasche Rückkehr in den Arbeits- -Bezüger in jedem Fall lohnt. Ziel der Revision war prozess dank eines gezielten «Zurück-an-die- es zudem, die IV zu entschulden. Arbeit»-Managements. Arbeitgebende, medizinische Die Wiederaufnahme des 3. Teils der 6. IV-Revision Leistungserbringer, die Arbeitsunfähigkeitszeugnis- (Kinderzulagen, Rentensystem, Reisekosten) in der se ausstellen (Ärztenetzwerke, Ärzteorganisationen), nationalrätlichen SGK war nur aufgrund eines Stich und IV-Stellen (Kompetenzzentren für Casemanage- entscheids des Präsidenten angenommen worden. ment, arbeitsmedizinische Abklärungen, Beratung) Der Nationalrat hatte der Motion einen zusätzlichen sollen sich frühzeitig vernetzen können. Der Bun- Punkt 4 angefügt: «Die wesentlichen Elemente des desrat hatte sich für die Annahme der Motion ausge- zweiten Massnahmenpakets der 6. IV-Revision (Kinder- sprochen. In seiner Antwort führt der Bundesrat zulagen, Rentensystem, Reisekosten) sind dem Parla- aus, dass aktuell eine Gesamtstrategie zur Weiter- 11 ie Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 11.030 – Geschäft des Bundes D rates, 6. IV-Revision. Zweites Massnahmenpaket. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_ id=20110030. Zugriff: 28.04.2015. 12 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 13.3990 – Motion, Eine nachhalti- ge Sanierung der Invalidenversicherung ist dringend notwendig. http://www.parlament.ch/d/suche/Seiten/geschaefte. aspx?gesch_id=20133990. Zugriff: 28.04.2015. 13 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3661 – Motion, Massnahmen zur Früherfassung von Krankheitsfällen gemeinsam entwickeln. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte. aspx?gesch_id=20143661. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 9 entwicklung der IV erarbeitet wird. Der Optimierung mer-Schlumpf ein Kernpunkt der Vorlage: Ziel der der Eingliederung kommt in dieser Strategie eine Totalrevision des Alkoholgesetzes ist die Prävention zentrale Rolle zu. Der Nationalrat hat der Motion mit gegen Alkoholmissbrauch. Der Bundesrat strebt den deutlichem Mehr zugestimmt. Ausbau des Jugendschutzes mit Verkaufsverboten, Die Totalrevision des Alkoholgesetzes (Spirituosen- preislichen Massnahmen, Werbeeinschränkungen steuergesetz und Alkoholhandelsgesetz) konnte und Testkäufen an. 2014 noch nicht ganz ins Ziel gebracht werden.14 In Keine Chance hatte jedoch die bereits 2012 ein der Herbstsession hatte die Schlussberatung im gereichte Motion von Karl Vogler (CVP/OW), die ein Ständerat aus formellen Gründen nicht durchge- «Nächtliches Alkoholverbot im öffentlichen Verkehr» führt werden können. Die Kommission für Wirt- verlangt.15 Konkret hätte über eine Änderung des schaft und Abgaben des Nationalrats (WAK-N) hatte Personenbeförderungsgesetzes der Alkoholkonsum ihre Zustimmung verweigert, auf Fragen zurück zwischen 21.00 Uhr und 08.00 Uhr in Fahrzeugen des zukommen, die nicht in der Differenzbereinigung öffentlichen Verkehrs – mit Ausnahme von Speise- stehen. Anlass war der hart umkämpfte Steuersys- wagen – sowie auf Bahnhofanlagen und bei Bus temwechsel im Spirituosengesetz. Die sogenannte haltestellen verboten werden sollen. Ausbeutesteuer hätte zu steuerlichen Minderein Interessanterweise erhielt auch ein gegenteilig ge- nahmen und über zehn Millionen Franken weniger richtetes Ansinnen, nämlich die Freigabe des Alko- Mittel für die Alkoholprävention geführt. Zudem holverkaufs auf Autobahnraststätten, eine Abfuhr im wurde im Laufe der Beratungen klar, dass das Parlament.16 Die Berner SVP-Nationalrätin Nadja Steuermodell verfassungswidrig ist und gegen in- Pieren argumentierte für eine Änderung der Natio- ternationale Handelsregeln verstösst. Ein Vorschlag nalstrassenverordnung mit der Gewerbe- und Wett der ständerätlichen WAK hätte die einheimische bewerbsfreiheit. Aus Gründen der Verkehrssicher- Spirituosenbranche ähnlich stark entlastet wie die heit hat der Bundesrat bisher sämtliche Vorstösse, ursprünglich vorgeschlagene Ausbeutebesteuerung. welche eine Entschärfung des Verbots forderten, Neben Finanz ministerin Eveline Widmer-Schlumpf negativ beantwortet – so zuletzt im Jahr 2003 die bekämpften vor allem SP, BDP und die Grünliberalen Motion von Pierre Triponez. Hauptargument ist, dass die steuerliche Begünstigung einheimischer Produ- Autobahnraststätten ausschliesslich auf einer Auto- zenten. Mit Erfolg: Im Herbst hat die WAK-S die Aus- bahn – und somit nur mit Motorfahrzeugen – erreicht beutebesteuerung schliesslich ersatzlos gestrichen. und verlassen werden können. Beim Mindestpreis für alkoholische Getränke ist der Aufgrund der Differenz betreffend Nachtverkaufs- Ständerat auf die Linie des Nationalrats einge- verbot geht die Totalrevision zurück in den National- schwenkt und hat den Mindestpreis mit 27 gegen rat. Die WAK-N wehrt sich mit 16 zu 7 Stimmen 17 Stimmen aus der Vorlage gestrichen. Standhaft weiterhin gegen die Einführung eines Nachtver- blieb der Ständerat hingegen beim Nachtverkaufs- kaufsverbots von alkoholischen Getränken – und hält verbot: mit 24 zu 20 Stimmen hat die Kleine Kammer damit an der Differenz zum Ständerat fest. Nachdem bekräftigt, dass künftig zwischen 22 und 6 Uhr kein der Ständerat die Ausbeutebesteuerung im Herbst Alkohol in Läden verkauft werden darf. Das Nacht- abgelehnt hatte, beauftragte die WAK-N Anfang 2015 verkaufsverbot ist für Finanzministerin Eveline Wid- die Verwaltung erneut, Alternativen zur Ausbeute 14 ie Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 12.020 – Geschäft des Bundes D rates, Alkoholgesetz. Totalrevision. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20120020. Zugriff: 28.04.2015. 15 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 12.3756 – Motion, Nächtliches Alkoholverbot im öffentlichen Verkehr. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20123756. Zugriff: 28.04.2015. 16 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 12.4158 – Motion, Alkoholaus- schank auf Autobahn-Nebenanlagen und -Rastplätzen. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_ id=20124158. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 10 besteuerung zu erarbeiten. Die Beratung der Vor gen, an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel lage wird deshalb erst im zweiten Quartal 2015 fort einzuschränken, wenn diese viel gesundheitlich pro- gesetzt. blematische Nährstoffe, wie gesättigte Fettsäuren, Die Totalrevision des Lebensmittelgesetzes (Bun- Zucker oder Salz, enthalten. Diese Jugendschutz- desgesetz über Lebensmittel und Gebrauchsgegen- massnahme lehnte die bürgerliche Mehrheit im stände)17 konnte in der Sommersession 2014 beendet Ständerat mit einer Stimme Vorsprung ab und ver- werden. Die Beratungen standen zuletzt unter dem wies auf die funktionierende Selbstregulierung der Einfluss des Skandals um undeklariertes Pferde- Branche. Der sogenannte Swiss Pledge bleibt somit fleisch in Fertiglasagnen. Der Nationalrat hatte zu- als freiwillige und sanktionsfreie Selbstverpflich- erst im Gegensatz zum Bundes- wie auch dem Stän- tung von Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie derat auf strengere Deklarationsregeln gepocht. die einzige Einschränkung des Werbemarktes.18 Das Linke Bundesparlamentarierinnen und -parlamen- Datum des Inkrafttretens des revidierten Gesetzes tarier forderten mehr Transparenz für die Konsu- muss der Bundesrat noch bestimmen. mentinnen und Konsumenten. Die bürgerlichen Nach Annahme der Volksinitiative «Gegen Massen Ratsmitglieder warnten jedoch erfolgreich vor Han- einwanderung» sehen die beiden Kommissionen für delsbeschränkungen und einer Verteuerung der Wissenschaft, Bildung und Kultur von National- und Produkte. Ausserdem würden kriminelle Machen- Ständerat die Rekrutierungsmöglichkeiten von ge- schaften durch neue Regeln nicht verhindert. nügend geeigneten Fachkräften erschwert. Sie ha- Schliesslich schwenkte der Nationalrat ein. Lebens- ben daher den Bundesrat in der Sommersession auf- mittelhersteller müssen die Herkunft von Rohstof- gefordert, in Absprache mit den Kantonen und den fen künftig nur dann auf der Etikette angeben, wenn Organisationen der Arbeitswelt (OdA), die Strategie diese mehr als 50 Prozent des Lebensmittels aus- zur Behebung des Fachkräftemangels zu überarbei- machen und eine Täuschung vorliegen könnte – zum ten und dem Parlament entsprechende Vorschläge Beispiel bei Bündnerfleisch mit Fleisch aus Argenti- zu unterbreiten. Die Kommissionen wollen wissen, nien. Heute müssen bei vorverpackten Lebensmit- wie bereits getroffene Massnahmen anzupassen teln das Produktionsland und die Zutaten deklariert oder zu intensivieren sind, damit Arbeitsplätze bes- werden. ser besetzt werden können. Namentlich geht es um Bei der Revision geht es in erster Linie um eine die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Anpassung der Schweizer Gesetzgebung an beste- Integration älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeit- hende EU-Bestimmungen. Die Teilnahme an den nehmer, Nachholbildung, Umschulung, Wiederein- Lebensmittel- und Produktesicherheitssystemen ver- stieg oder freiwillige längere Erwerbsdauer. Da die einfacht laut dem Bundesrat den Warenverkehr und beiden Motionen gleich lauten (Massnahmen zur Lin- führt zu niedrigeren Preisen. derung des Fachkräftemangels aufgrund der neuen Auf Präventionsseite bleibt als Fazit, dass Werbeein- Ausgangslage)19 und von den jeweiligen Räten ange- schränkungen – wenn auch knapp – nicht mehrheits- nommen wurden, gehen die Vorstösse direkt an den fähig sind. Der Nationalrat hatte zuerst vorgeschla- Bundesrat. 17 ie Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 11.034 – Geschäft des Bundes D rates, Lebensmittelgesetz. Revision. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20110034. Zugriff: 28.04.2015. 18 Epli & Lehmann GmbH. www.swiss-pledge.ch. http://www.swiss-pledge.ch/de/index.html. Zugriff: 28.04.2015. 19 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3009 – Motion, Massnahmen zur Linderung des Fachkräftemangels aufgrund der neuen Ausgangslage. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/ge- schaefte.aspx?gesch_id=20143009. Zugriff: 28.04.2015. Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3380 – Motion, Massnahmen zur Linderung des Fachkräftemangels aufgrund der neuen Ausgangslage. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/ge- schaefte.aspx?gesch_id=20143380. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 11 Ebenfalls während der Sommersession hat der Heute gibt der Bund für die Krebsregistrierung jähr- Nationalrat einer weiteren Fristverlängerung der lich 1,4 Millionen Franken aus. Die Umsetzung des Parlamentarischen Initiative von Bea Heim (SP/SO) Gesetzesentwurfs dürfte zu jährlichen Mehraus für ein nationales Krebsregister bis zur Frühjahrs- gaben von 1,1 bis 1,6 Millionen Franken (insgesamt session 2016 zugestimmt.20 Der Bund hat nun am 2,5 bis 3 Millionen Franken) für die Krebsregistrie- 29. Oktober 2014 die Botschaft und einen Entwurf rung und maximal 1 Million Franken für die Förde- zum Bundesgesetz über die Registrierung von rung der Registrierung anderer stark verbreiteter Krebserkrankungen präsentiert.21 Ziel ist die Er oder bösartiger nichtübertragbarer Krankheiten arbeitung von Präventions- und Früherkennungs- führen. Das Krebsregistergesetz gehört zu den ge- massnahmen, die Evaluation der Versorgungs-, Dia- sundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates gnose- und Behandlungsqualität sowie die Unter- («Gesundheit2020»)22. stützung der kantonalen Versorgungsplanung und der Forschung zu Krebserkrankungen. Um dies zu ermöglichen, regelt der Gesetzesentwurf die Erhe- bung, Registrierung und Weiterleitung von Daten für deren Auswertung und Veröffentlichung auf nationa- ler Ebene bei Krebserkrankungen. Dazu gehört auch eine Meldepflicht von Krebserkrankungen, wobei Patientinnen und Patienten ein Vetorecht eingeräumt wird. Alle Kantone müssen – entweder alleine oder ge- meinsam mit anderen Kantonen – ein Krebsregister führen. Das Kinderkrebsregister bleibt beim Bund. Alle Daten werden in der nationalen Krebsregistrie- rungsstelle zusammengeführt. Die Auswertung er- folgt einerseits in Form eines jährlichen Krebsmoni- torings (durch das Bundesamt für Statistik) und andererseits in einer vertieften Gesundheitsbericht- erstattung zu Krebserkrankungen. Für andere nicht übertragbare Krankheiten, die stark verbreitet oder bösartig sind, wie beispielsweise Herz-Kreislauf- Erkrankungen oder Diabetes, sieht der Entwurf eine finanzielle Unterstützung entsprechender Register vor. Dies unter der Voraussetzung, dass sie die im Gesetz aufgeführten Bedingungen erfüllen, wie etwa die Möglichkeit von gesamtschweizerischen Hoch- rechnungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen. 20 ie Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 07.501 – Parlamentarische D Initiative, Nationales Krebsregister. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20070501. Zugriff: 28.04.2015. 21 Bundesgesetz über die Registrierung von Krebserkrankungen. https://www.admin.ch/ch/d/gg/pc/documents/2151/ 121106_KRG_Entwurf_de.pdf. Zugriff: 28.04.2015. 22 Eidgenössische Departement des Innern (EDI). Die gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates, Gesundheit 2020. http://www.bag.admin.ch/gesundheit2020/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Z- n4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCLdIF4gWym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A--. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 12 2 Themenbereich Bewegung, Ernährung und Gewicht Übergewicht und Adipositas sind auch in der Schweiz 2014 weitergeführt. In diesem Zusammenhang wur- ein gesellschaftliches und volkswirtschaftliches de die Wassergeschichte «Das reinste Vergnügen»25 Problem. Mehr als ein Drittel der Schweizer Bevöl- – ein Kinderbuch – herausgegeben. kerung gilt als übergewichtig. Das Risiko für ver- Regelmässig unterstützt Gesundheitsförderung schiedene Folgekrankheiten und frühzeitigen Tod Schweiz ausserdem mit ihren Partnern die slow- steigt mit zunehmendem Body-Mass-Index markant Up-Anlässe in der Schweiz.26 Jährlich nehmen über an. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesrat 2012 400 000 Personen an diesen Anlässen teil. entschieden, die drei nationalen Präventionspro- gramme Alkohol, Tabak sowie Ernährung und Bewe- Bund gung bis Ende 2016 zu verlängern. Damit wird die Das Parlament hat die Beratungen zum neuen Le- nationale Strategie zur Förderung einer ausgewoge- bensmittelgesetz letztes Jahr abgeschlossen. Die nen Ernährung und regelmässiger Bewegung zur Totalrevision des Bundesgesetzes über Lebensmit- Verhinderung von nichtübertragbaren Krankheiten tel und Gebrauchsgegenstände ist in erster Linie weitergeführt. Das Engagement für ein gesundes eine Anpassung an die EU-Gesetzgebung.27 Insbe- Körpergewicht bleibt auch weiterhin eines der zen sondere im Lebensmittelbereich ist es für die tralen Anliegen von Gesundheitsförderung Schweiz. Schweiz schwierig, unabhängig von den anderen eu- In enger Zusammenarbeit mit anderen nationalen ropäischen Staaten Gesetze zu erlassen. Vor diesem und kantonalen Akteuren werden im Rahmen von Hintergrund hatte es die Anfang 2013 von Manuel kantonalen Aktionsprogrammen entsprechende Pro- Tornare (SP/GE) eingereichte Interpellation «Ampel- jekte entwickelt und gefördert. Ein wichtiger Be- kennzeichnung des Nährwerts von Lebensmitteln»28 standteil der Arbeiten ist – im Sinne einer Förderung schwer. Sie wurde erst vom Bundesrat abschlägig der «Best Practice» – die Verbreitung von Projekten, beantwortet und schliesslich im Dezember 2014 die sich regional in der Praxis bewährt haben. nach zwei Jahren abgeschrieben. Weiterhin hängig Bereits 2013 hat Gesundheitsförderung Schweiz im ist hingegen Tornares Postulat «Farbencode auf der Rahmen des Themenschwerpunktes «Trink Was- Vorderseite von Lebensmittelverpackungen»29. Der ser»23 die Marke «Hahnenburger»24 lanciert, welche Bundesrat beantragte im Februar auch hier eine Trinkwasser als gesunde und gleichwertige Alterna- Ablehnung, und zwar mit der gleichen Begründung tive zu Süssgetränken bei Kindern und Jugendlichen wie bei der Ampelkennzeichnung. Einerseits, weil beliebt machen will. Diese Bemühungen wurden eine Schweizer Sonderregelung aus dem Ausland 23 esundheitsförderung Schweiz. Süssgetränke. http://gesundheitsfoerderung.ch/public-health/ernaehrung-und-bewe- G gung-bei-kindern-und-jugendlichen/fokusthemen/suessgetraenke.html. Zugriff: 28.04.2015. 24 Gesundheitsförderung Schweiz. Hahnenburger. http://hahnenburger.ch/startseite.html. Zugriff: 28.04.15. 25 Gesundheitsförderung Schweiz. Wassergeschichte «Das reinste Vergnügen». http://gesundheitsfoerderung.ch/bevoel kerung/produkte-und-dienstleistungen/ernaehrung-und-bewegung/wassergeschichte.html. Zugriff: 28.04.2015. 26 Gesundheitsförderung Schweiz. slowUp. http://www.slowup.ch/d/index.html. Zugriff: 28.04.2015. 27 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 11.034 – Geschäft des Bundes rates, Lebensmittelgesetz. Revision. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20110034. Zugriff: 28.04.2015. 28 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 12.4023 – Interpellation, Ampel- kennzeichnung des Nährwertes von Lebensmitteln. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_ id=20124023. Zugriff: 28.04.2015. 29 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 13.4157 – Postulat, Farbcode auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_ id=20134157. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 13 importierte Produkte zusätzlich verteuern würde. gend geltenden chemischen Stoffes ist immer noch Andererseits, weil das Ampelsystem auch aus wis- hängig. senschaftlicher Sicht kritisch zu hinterfragen sei. Es Ebenfalls um ein Verbot eines chemischen Stoffes ist beispielsweise kaum möglich, Lebensmittel mit geht es bei der Interpellation «Grosse Risiken bei einem so vereinfachten System, wie es das Ampel- der Verwendung von Triclosan»32 des Waadtländer system ist, in die Kategorien «gesund» oder «unge- Grünen Luc Recordon. Triclosan ist ein Bakterien- sund» einzuteilen. Eine Portion Lachs, eine Portion hemmer, der in Desinfektionsmitteln und als Kon- Rapsöl oder auch eine Portion Mandeln müssten servierungsstoff eingesetzt wird. Das deutsche Bun- aufgrund des hohen Fettgehalts mit einer roten Am- desinstitut für Risikobewertung befürchtet selbst bei pel ausgezeichnet werden. Die erwähnten Produkte geringen Konzentrationen Resistenzbildung gegen sind aber wichtig für eine ausgewogene Ernährung. Antibiotika. Recordon führte im Dezember vor allem Die Ablehnung der Motion von Dominique de Buman die gefährliche Belastung der Muttermilch an. (CVP/FR) durch den Bundesrat und in der Sommer- Im Herbst reichte Prisca Birrer-Heimo (SP/LU) ein session durch den Ständerat hatte ebenfalls mit der Postulat für «Anreizsysteme für die Förderung des EU zu tun. Die «Klare Kennzeichnung der Art von Früchte- und Gemüsekonsums»33 ein. Der Bundes- Pflanzenöl in Lebensmitteln»30 wird bereits im Rah- rat wies in seiner Antwort am 5. Dezember darauf men der nächsten Revision der Verordnung des EDI hin, dass in Kürze ein Bericht veröffentlicht wird, in über die Kennzeichnung und Anpreisung von Le- dem auf der Grundlage der Erfahrungen der EU ver- bensmitteln angepasst, wie der Bundesrat in seiner schiedene Optionen für die Förderung des Früchte- Antwort in Aussicht stellte. Die EU hat per 1.1.2012 konsums an Schulen aufgezeigt werden. Das Bun- eine entsprechende Deklarationsvorschrift in Kraft desamt für Gesundheit habe zudem im Jahr 2010 gesetzt. hinsichtlich der Förderung des Früchte- und Gemü- Die Forderung für ein «Verbot von Bisphenol A»31 hat sekonsums einen Bericht über bestehende Ernäh- nach dem Rücktritt des Motionärs Luc Barthassat rungsprojekte in Schulen veröffentlicht.34 Mit dieser (CVP/GE) sein Nachfolger Guillaume Barazzone im Begründung erklärte der Bundesrat das Anliegen Januar übernommen. Bereits Mitte 2013 hatte der als bereits erfüllt. Bundesrat den Vorstoss abgelehnt, weil er einer lau- Christian Lohr (CVP/TG) gab sich mit dieser Antwort fenden Studie des Bundesamts für Gesundheit zur nicht zufrieden und doppelte am 12. Dezember mit der Toxizität von Kassenzetteln nicht vorgreifen wollte. Motion «Ein Schulobstprogramm für die Schweiz» Die Motion zum Verbot des in Kunststoffverpackun- nach.35 Die EU war Vorbild für seinen Vorschlag. Der gen für Lebensmittel enthaltenen und als krebserre- Vorstoss fand parteiübergreifend eine breite Unter- 30 ie Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 12.4035 – Motion, Klare Kenn- D zeichnung der Art von Pflanzenöl in Lebensmitteln. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_ id=20124035. Zugriff: 28.04.2015. 31 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 13.3337 – Motion, Verbot von Bisphenol A. http://www.parlament.ch/d/suche/Seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20133337. Zugriff: 28.04.2015. 32 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.4047 – Interpellation, Grosse Risiken bei der Verwendung von Triclosan. http://www.parlament.ch/d/suche/Seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20144047. Zugriff: 28.04.2015. 33 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3973 – Postulat, Anreiz systeme für die Förderung des Früchte- und Gemüsekonsums. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte. aspx?gesch_id=20143973. Zugriff: 28.04.2015. 34 Bundesamt für Gesundheit (BAG). Bestehende Ernährungsprojekte in Schulen und mögliche Synergien zu einem schweize- rischen Schulobst- und Gemüseprogramm. http://www.blv.admin.ch/themen/04679/05055/05123/index.html?lang=- de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCGd4R,fGym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A--. Zugriff: 28.04.2015. 35 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.4197 – Motion, Ein Schul obstprogramm für die Schweiz. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20144197. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 14 stützung. Lohr argumentierte, dass namentlich bei vismus seitens der Bundesverwaltung noch unbezif- Kindern der seit Jahren rückläufige Früchte- und ferte Kosten verursache. Gemüsekonsum bisher nicht gestoppt werden konn- te. Zudem steht ein Schulobstprogramm im Einklang Kantone/Städte mit der im Januar 2012 von Bundesrat Berset vorge- Im letzten Jahr wurden nach teils jahrelangen Vor stellten Schweizerischen Ernährungsstrategie.36 arbeiten in mehreren Kantonen Sport- und Bewe- Kein Erfolg war hingegen der Strategie für eine bes- gungsgesetze in Kraft gesetzt, und zwar in Genf, sere Lenkung der Nachfrage nach nicht abgefüllten Luzern und im Tessin. Das Sportkonzept im Kan- Getränken beschieden. Nicht nur der Bundesrat ton Glarus verfolgt das gleiche Ziel, nämlich eine lehnte das Postulat des inzwischen zurückgetrete- gesamtheitliche Sport- und Gesundheitsförderung. nen grünen Genfer Nationalrats Antonio Hodgers ab; Ursprünglich lautete der Auftrag an die Regierung, in der Sommersession wehrte sich auch der Natio- ein Sportanlagenkonzept zu erarbeiten, wobei be- nalrat gegen eine Förderung von Hahnenwasser und wusst kein Gesetz gefordert wurde. Die Urheber des eine mögliche Steuerbelastung für Mineralwasser- Postulats verweisen auf Erfahrungen in anderen und Softdrinkverpackungen (52 gegen 117 Stimmen, Kantonen, die gezeigt hätten, dass ein Konzept aus keine Enthaltungen).37 In Anbetracht des beschränk- reichend ist.39 In verschiedenen Städten gibt es ten ökologischen Nutzens fielen nicht zuletzt die ausserdem einzelne Vorstösse, in denen es um die Kosten ins Gewicht: Die Einführungs- und System- Öffnung von Sportstätten für verschiedene Gruppie- kosten für ein umfassendes Pfandsystem werden rungen (Inlineskater) und zu zusätzlichen Zeiten vom Bundesamt für Umwelt mit 250 bis 300 Millio- geht. Eine bessere Nutzung der städtischen Turnhal- nen Franken pro Jahr veranschlagt. len in der Stadt Bern wurde letztes Jahr nach einem Die Ernährungsstrategie des Bundes stiess in der Vorstoss aus dem Jahr 2012 mittels eines Reser- Wintersession auch auf Widerstand. Mit klaren Wor- vationstools umgesetzt.40 Nach einem Vorstoss der ten forderte Sylvia Flückiger-Bäni (SVP/AG) «Wahl FDP aus dem Jahr 2011 wurden auch in der Stadt freiheit statt Bevormundung in der Ernährung der Zürich die Weichen für die Schaffung einer zentralen Schweizer Bevölkerung»38 und insbesondere die Ab- Reservationsstelle gestellt. Die von der SP initiierte schaffung der Eidgenössischen Ernährungskom Forderung einer Nutzung von Sporteinrichtungen mission (EEK). Ihre Forderung begründete die Inter- ausserhalb der Schulzeit, namentlich in den Ferien, pellantin mit der Verunsicherung der Bevölkerung ist in Basel-Stadt von der Regierung im Grundsatz durch die EEK, die zudem zusammen mit dem Akti- gutgeheissen worden.41 36 undesamt für Gesundheit (BAG). Schweizer Ernährungsstrategie 2013–2016. http://www.blv.admin.ch/themen/04679/ B 05055/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCFfYJ2fWym162 epYbg2c_JjKbNoKSn6A--. Zugriff: 28.04.2015. 37 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 12.3786 – Postulat, Strategie für eine bessere Lenkung der Nachfrage nach nichtabgefüllten Getränken. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/ geschaefte.aspx?gesch_id=20123786. Zugriff: 28.04.2015. 38 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.4032 – Interpellation, Wahl freiheit statt Bevormundung bei der Ernährung der Schweizer Bevölkerung. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/ geschaefte.aspx?gesch_id=20144032. Zugriff: 28.04.2015. 39 K anton Glarus, Landrat. Postulat für ein Kantonales Sportanlagenkonzept (KASAK). http://www.gl.ch/xml_1/internet/de/ application/d14/d15/f1575.cfm?dokguid=1290dfdf4b424b32989fee8c57e1988f. Zugriff: 28.04.2015. 40 Stadt Bern, Stadtrat. Postulat, Sportstadt Bern: Bessere Nutzung der städtischen Turnhallen. https://ris.bern.ch/Doku- ment.ashx?dId=1e835dc36cdb4d279157ba68230393c9-332&dVersion=3&dView=Dokument. Zugriff: 28.04.2015. 41 K anton Basel-Stadt, Grosser Rat. Motion Thomas Gander und Konsorten betreffend Nutzung von schulischen Sport anlagen (Sporthallen, Schwimmbäder, Aussenplätze) für den Vereins- und Breitensport während den Schulferien und ausserschulischen Zeiten. http://www.grosserrat.bs.ch/de/geschaefte-dokumente/datenbank?such_kategorie= 1&content_detail=200106412. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 15 Äusserst sensibel reagieren die lokalen Politike - r innen und Politiker auf die Einschränkungen im Sportbereich, wie die Streichung von Sportlektionen – selbst wenn im Endeffekt durch die Einführung von Sportlagern ein Plus resultiert. Gegen Kürzungen jeglicher Art (Eisfelder, Badis) setzen sich die Vertre- terinnen und Vertreter quer durch alle Parteien ein. In Luzern war die Intervention gegen die vorüber gehende Schliessung einer Badi erfolgreich. Bewe- gungsförderung ist aber nicht immer unumstritten. So stösst in Lugano die Eröffnung einer Mountain bikestrecke, eines sogenannten Pumptracks, auf Widerstand, da Automehrverkehr befürchtet wird. Auch die Sportförderung bewegt sich auf einem schmalen Grat. In der Waadt musste sich der zustän- dige Regierungsrat Pierre-Yves Maillard für das Engagement eines privaten Anbieters für Judokurse rechtfertigen (zu starke Kommerzialisierung). Im Bereich Ernährung sind zu starke Einschränkun- gen nicht gefragt. Mit der Begründung, dass Zwang kontraproduktiv sein könnte, hatte in Basel-Stadt ein Vegi-Tag in den städtischen Einrichtungen, wie ihn bereits Lausanne kennt, keine Chance.42 Im Tessin sollen die Automaten in Schulen mit gesunden Lebensmitteln bestückt werden – wie bereits in den Kantonen Waadt, Bern, Uri, Aargau, Basel-Stadt, Thurgau und Wallis. Besondere Übergewichtspräventionsprogramme, wie das im Wallis entwickelte Senso5-Schulpro- gramm, sollen nun in der Waadt eingeführt werden. Das Parlament hat grünes Licht gegeben.43 Grundsätzlich ist zu sagen, dass keine neuen The- men aufgetaucht sind, sondern die bekannten Prä- ventionskonzepte im Bereich Bewegung, Ernährung und Gewicht nun flächendeckend Fuss fassen. 42 anton Basel-Stadt, Grosser Rat. Anzug betreffend Einführung eines Vegi-Tages zur Sensibilisierung der Hungerproble- K matik und des Klimawandels. http://www.grosserrat.bs.ch/dokumente/100373/000000373262.pdf. Zugriff: 28.04.2015. 43 Canton de Vaud, Grand Conseil. Postulat. Développer les sens de nos enfants pour lutter contre l’obésité. http://www. vd.ch/fileadmin/user_upload/organisation/gc/fichiers_pdf/11_POS_294_D%C3%A9p%C3%B4t.pdf. Zugriff: 28.04.2015.
Politmonitoring 2014 16 3 Themenbereich Arbeit und Gesundheit Gesundheitsförderung Schweiz setzt sich im Zusam- unter den IV-Antragstellenden nötig wären. Eine menhang mit ihrem Schwerpunkt «Psychische Ge- Optimierung in diesem Bereich verfolgt auch die sundheit – Stress am Arbeitsplatz» für die Verbrei- Gesamtstrategie zur Weiterentwicklung der IV, die tung des betrieblichen Gesundheitsmanagements momentan erarbeitet wird. Zusätzlich verlangte (BGM) in Unternehmen ein. Als Kompetenzzentrum Maja Ingold (EVP/ZH) in der Frühjahrssession vom entwickelt Gesundheitsförderung Schweiz neue Ins- Bundesrat einen Bericht, in dem er aufzeigt, wie er trumente für Unternehmen. Zum Beispiel soll mit die psychischen Probleme bei den Arbeitnehmerin- dem Projekt Companion die psychische Gesund- nen und Arbeitnehmern wirkungsvoller angehen heit von Jugendlichen im Setting Betrieb gefördert will. Ein Kernanliegen ist die Wiederintegration von werden.44 Mit Informations- und Sensibilisierungs- psychisch kranken IV-Bezügerinnen und -Bezügern. massnahmen, wie zum Beispiel mit dem Job-Stress- Der Bundesrat beantragte die Annahme des Vorstos- Index45, der jährlichen BGM-Tagung46 oder über ses und der Nationalrat überwies das Postulat am Partnerschaften, wird die Verbreitung von BGM be- 20. Juni.51 Eindringlich wies Ingold auf die wirtschaft absichtigt. Die Vergabe eines Labels (Friendly Work lichen Folgen der Zunahme von psychischen Pro Space47) sowie die Bereitstellung spezifischer Tools blemen bei Erwerbstätigen hin. Sie kosten die (S-Tool48, KMU-vital49) tragen zur Förderung der Um- Schweizer Wirtschaft durch Produktivitätsverluste, setzung eines BGM in Unternehmen bei. Gesundheitsversorgung und soziale Ausgaben jähr- Diese Massnahmen sollen helfen, die jährlich durch lich schätzungsweise 19 Milliarden Franken. Gemäss Stress anfallenden Kosten von rund zehn Milliarden dem im Jahr 2014 erschienenen OECD-Bericht zum Franken zu senken. Thema «Psychische Gesundheit und Arbeit» sind das 3,2 Prozent des Schweizer BIP.52 Bund Für einen regelmässigen Bericht über Stress und die Nach dem Scheitern der 6. IV-Revision hat die SGK-N Überbelastung bei der Arbeit sowie die daraus ent- vom Bundesrat verlangt, «Massnahmen zur Früh stehenden Kosten für die Schweizer Volkswirtschaft erfassung von Krankheitsfällen zu entwickeln»50, die sah der Nationalrat in der Herbstsession keine Not- hinsichtlich der Zunahme von psychisch Erkrankten wendigkeit (55 gegen 130 Stimmen). Das seinerzeit 44 esundheitsförderung Schweiz. Companion. http://gesundheitsfoerderung.ch/public-health/psychische-gesundheit/pro- G jekte/companion.html. Zugriff: 28.04.2015. 45 Gesundheitsförderung Schweiz. Job-Stress-Index. http://gesundheitsfoerderung.ch/public-health/psychische-gesund- heit/produkte-dienstleistungen/job-stress-index.html. Zugriff: 28.04.2015. 46 Gesundheitsförderung Schweiz. Nationale Tagung für betriebliches Gesundheitsmanagement 2015 / 4. Netzwerktagung Psychische Gesundheit Schweiz. http://gesundheitsfoerderung.ch/ueber-uns/veranstaltungen/bgm-tagung.html. Zugriff: 28.04.2015. 47 Gesundheitsförderung Schweiz. Label Friendly Work Space. http://gesundheitsfoerderung.ch/wirtschaft/produkte-und- dienstleistungen/label-friendly-work-space.html. Zugriff: 28.04.2015. 48 Gesundheitsförderung Schweiz. S-Tool. https://www.s-tool.ch/. Zugriff: 28.04.2015. 49 Gesundheitsförderung Schweiz. KMU-vital. http://www.kmu-vital.ch/default2.asp. Zugriff: 28.04.2015. 50 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3661 – Motion, Massnahmen zur Früherfassung von Krankheitsfällen gemeinsam entwickeln. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte. aspx?gesch_id=20143661. Zugriff: 28.04.2015. 51 Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament. Curia Vista – Geschäftsdatenbank, 14.3191 – Postulat, Erwerbs integration von Psychischkranken. http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20143191. Zugriff: 28.04.2015. 52 OECD und Bundesamt für Sozialversicherungen. Psychische Gesundheit und Beschäftigung: Schweiz. http://www.bsv. admin.ch/index.html?webcode=d_11195_de. Zugriff: 28.04.2015.
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