III. Risikofaktoren und Risikofelder 1. Politik/Ökonomie/Militär Thema Fragile Staaten
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Reader Sicherheitspolitik III.1. Die Bundeswehr vor neuen Herausforderungen A Ergänzungslieferung 07/06 III. Risikofaktoren und Risikofelder 1. Politik/Ökonomie/Militär Thema Fragile Staaten Editorial von Cornelia Frank Unter dem Eindruck europäischer Staatenbil- Kernkompetenzen entwickelt werden: Gewalt- dungsprozesse prognostizierte der Soziologe kontrollkompetenz, Rechtsetzungskompetenz, Norbert Elias vor geraumer Zeit die weltweite Extraktionskompetenz zur Erhebung von Steu- Ausdehnung des staatlichen Gewaltmonopols, ern und effektive Außenkompetenz. dessen Etablierung die Gewalt aus dem Dass fragile Staaten ein Sicherheits- und Ent- menschlichen Alltagsleben verdrängen werde. wicklungsproblem darstellen, ist freilich im Gegenwärtig demonstrieren jedoch verschiede- Westen nichts Neues. Schon Anfang der 1990-er ne Praxisfälle aus unterschiedlichen Regionen Jahre befasste sich die internationale Gemein- der Erde, dass zwischen zunehmenden globalen schaft mit fragilen Staaten, wie etwa Somalia. Verflechtungen und der Universalisierung des Neu ist allerdings die Nachdrücklichkeit, mit Staates als Ordnungsmacht kein Automatismus der die Debatte über fragile Staaten geführt besteht. Noch sieht sich die sozialwissenschaftli- wird, sowie die Betrachtungsweise dieses Phä- che Forschung mit der Gleichzeitigkeit prämo- derner, moderner sowie postmoderner Staat- nomens. Galten fragile Staaten ehedem als lichkeit konfrontiert. Dass sich die Prognose Topos regionaler Reichweite, werden sie in Norbert Elias (vorerst) nicht erfüllt hat, führt euro-atlantischen Gefilden seit dem 11. Septem- die große Zahl fragiler Staaten in der ehemals ber 2001 als unmittelbare Gefährdung der Zweiten und Dritten Welt nachdrücklich vor nationalen, regionalen und internationalen Augen. Sicherheit wahrgenommen. So führen sowohl die nationale Sicherheitsstrategie der USA als Im Unterschied zum westeuropäischen Staaten- auch die Europäische Sicherheitsstrategie fra- bildungsprozess, der sich im Kontext gewaltför- gile Staaten als maßgebliche Sicherheitsbedro- miger freier Konkurrenz vollzogen hat, findet hungen an. die Formation der postsowjetischen und post- kolonialen Staatenwelt unter normativen und Mithin: Was bedeutet Staatlichkeit in den machtpolitischen Bedingungen eines bereits Regionen der Dritten Welt? Unter welchen entwickelten internationalen Staatensystems internationalen Bedingungen vollziehen sich statt. Im Prozess der Entsowjetisierung und Staatenbildungsprozesse in Südasien und Dekolonisation wurde den Staaten der ehemals anderswo? In welchem Verhältnis stehen die Zweiten und Dritten Welt eine Form der „nega- seitens euro-atlantischer Regierungsvertreter tiven Souveränität“ zuerkannt. Zwar wird unterschiedlicher Provenienz erhobene Forde- staatliche Souveränität von außen garantiert, rung nach der Unterstützung von Demokrati- doch findet diese internationale Anerkennung sierungsprozessen sowie die Bemühungen um staatlicher Herrschaft keine Entsprechung im Regimestabilität? Welche Anforderungen erge- Inneren der Gesellschaften durch legitime Insti- ben sich aus diesen mitunter divergierenden tutionen politischer Herrschaft. In Anbetracht Zielsetzungen für die Außen-, Entwicklungs- dessen müssen bei der nachholenden Konsoli- und Sicherheitspolitik westlicher Staaten? Rede dierung vorausgesetzter Staatlichkeit vier und Antwort steht Boris Wilke. 233
III.1. Reader Sicherheitspolitik A Boris Wilke Das aktive Bemühen um Regimestabilität und die Befriedung gewaltsamer Konflikte ist auch ohne sei- ne Verknüpfung mit Forderungen nach Demokratisie- Fragile rung und Einbeziehung „zivilgesellschaftlicher“ Akteure nicht frei von Widersprüchen. Stellt es doch qua Intervention zunächst einmal exakt jene innere Staaten und äußere Souveränität der Zielländer in Frage, auf die sich die politische Entwicklung eines stabilen und demokratischen Gemeinwesens stützen muss. Ver- schärft wird die Problematik dadurch, dass in den letz- Beobachtungen ten Jahren die Maßstäbe für „gutes Regieren“ in die der Dynamik Höhe geschraubt wurden. Als fragil apostrophierte Staaten sehen sich zunehmend mit kontradiktorischen politischer Herrschaft Anforderungen der effektiven Regierungsführung, Öffnung von Märkten, Durchsetzung von Menschen- in Staaten Südasiens rechten und kulturellen Liberalisierung konfrontiert, die sie allein und zugleich kaum erfüllen können. In der Konsequenz bilden sich nicht nur in Nach- kriegsgesellschaften, sondern auch in anderen fragi- Einführung len Staaten komplexe Kooperationsbeziehungen zwi- schen instabilen Regierungen, Nichtregierungsorga- Während der Diskussion über den internatio- nisationen (NGO) als Repräsentanten der „Zivilge- nalen Terrorismus sind die Herrschaftsstruk- sellschaft“ und internationalen Akteuren heraus. Die turen in den Regionen der so genannten Dritten Internationalisierung politischer Herrschaft ist zu einer Strukturbedingung von Staatlichkeit in den Welt wieder zu einem Thema in der internatio- Regionen der Dritten Welt geworden. Aus ihr nalen politischen Öffentlichkeit geworden. erwachsen neue Anforderungen an die Außen-, Ent- Waren die politischen Verhältnisse in den süd- wicklungs- und Sicherheitspolitik auch der westli- lichen Regionen der Erde in den achtziger und chen Staaten. Die sich daraus ergebenen Probleme neunziger Jahren sowohl in der akademischen werden im Folgenden zunächst anhand der Staatszer- Welt als auch in der entwicklungspolitischen fallsdebatte überblickartig skizziert und daran an- Praxis weitgehend dem Imperativ wirtschaftli- schließend exemplarisch für die Region Südasien cher oder „zivilgesellschaftlicher“ Entwicklung (Indien, Pakistan, Afghanistan) veranschaulicht. ungeordnet worden, so haben sich die Vorzei- Dabei wird argumentiert, dass der zu beobachtende chen inzwischen umgekehrt. Der gegenwärti- langsame Wandel von Staatlichkeit primär das Resul- tat eines gewaltigen innergesellschaftlichen Transfor- gen US-Regierung gilt die Errichtung demo- mationsprozesses ist, der von externen Akteuren nur kratischer Herrschaftsformen sogar als Vor- sehr bedingt gesteuert werden kann. aussetzung für ökonomischen und sozialen Fortschritt. Dies haben insbesondere die US- Staatszerfall als Bedrohung Initiativen zur Stimulierung politischer Refor- men im Nahen und Mittleren Osten deutlich Die paradoxe „Wiederkehr des Staates“1) in die politi- gemacht. Zugleich wird die politische Stabilität sche und wissenschaftliche Diskussion anlässlich sei- der Regime in dieser Region und in der ehemals nes drohenden Niedergangs hat sich seit Beginn der Zweiten und Dritten Welt insgesamt von den neunziger Jahre in zwei Schritten vollzogen. Präze- USA und anderen führenden Staaten des inter- denzfälle mit internationaler Breitenwirkung (Kam- bodscha, Jugoslawien, Liberia, Afghanistan, Soma- nationalen Systems als eine zentrale Herausfor- lia) erweckten zunächst den Eindruck, bei Staatszer- derung für die nationale und internationale fall (engl. „state collapse“) und Staatsversagen (engl. Sicherheit begriffen. Dass zwischen der Forde- „state failure“) handele es sich um regionale Einzeler- rung nach Demokratisierung und Streben nach scheinungen, deren Ursachen freilich in den verän- Regimestabilität jedoch ein Zielkonflikt beste- derten internationalen Rahmenbedingungen nach hen kann, zeigen exemplarisch nicht nur die dem Ende des Ost-West-Konflikts zu finden seien. jüngeren Entwicklungen im Irak, sondern auch Der Fortfall externer Unterstützung durch die Kontra- in Afghanistan oder Pakistan, wo sich mit der henten des Kalten Krieges, so die Argumentation, Öffnung des politischen Prozesses die Furcht unterminiere in einigen prekären Fällen die Stabilität, vor dem Aufstieg destabilisierender politischen ohne dass internationale Organisationen, wie die Ver- einten Nationen, bei einem Festhalten der Staatenwelt Bewegungen – in diesen Fällen: islamistischer an der Unverletzbarkeit der völkerrechtlichen Souver- Provenienz – verbindet. änität dem Problem Herr werden könnten..2) Obwohl 234
Foto: picture alliance/dpa III.1. Reader Sicherheitspolitik A Problemstaat Der britische Gefreite Neil Fynney vom Royal Glou- cestershire Berkshire and Wiltshire Light Infantryregiment, auf Streife in Lashkar Gar im Süden Afghanistans. Noch im Februar 2006 ist dieser Teil Afghanistans erneut Kampfgebiet. der damalige VN-Generalsekretär Boutros Boutros führenden Staaten und internationalen Organisatio- Ghali bereits im „failed state“ eine internationale nen (wie den VN) als die wichtigste Bedrohung für Herausforderung für Sicherheit und Frieden erkann- die nationale wie internationale Sicherheit gewertet. te, führte dies noch nicht zur Neuausrichtung in der Als Kehrseite dieser Bedrohungsperzeption ist der Außen- und Sicherheitspolitik der westlichen Regie- entwicklungspolitische Leitbegriff der Governance rungen. Diese wurde erst vollzogen, nachdem sich zu einer sicherheitspolitisch relevanten Größe avan- die instabilen und unde- ciert.4) mokratischen Verhält- Der rapide Wandel, den die Staatspraxis nicht nur in Terror und Gewalt nisse innerhalb eines ihrer Rhetorik und Symbolik nach dem 11. September scheinbar unbedeuten- 2001 vollzogen hat, eilt dem Forschungsstand zum den Staates als vermittel- Thema Staatszerfall um Einiges voraus. Zwar ist in te militärische Bedrohung der einzig verbliebenen der akademischen Welt ein enormes quantitatives Supermacht erwiesen hatten. Dass Afghanistan unter Wachstum des Schrifttums zu beobachten, doch darf den Taliban als „sicherer Hafen“ für („private“) bezweifelt werden, ob dem ein entsprechender quali- transnational agierende Terroristen fungiert hatte, tativer Fortschritt entspricht.5) Erkennbar ist aber eine ließ dem bisher nur in Fachkreisen bekannten Phäno- zunehmend differenzierte Behandlung des Themas, men der privatisierten Gewalt über Nacht weltpoliti- sche Bedeutung zukommen.3) Fortan gerieten die 1) Spranger (2002). innergesellschaftlichen Ursachen von Staatszerfall 2) Vgl. Helman/Ratner (1992). und ihre Bekämpfung in den Brennpunkt nicht nur 3) Vgl. Eppler (2002). der öffentlichen Diskussion, sondern auch der außen- 4) Vgl. Schneckener (2004). Als erste postulierte die nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten (einsehbar unter politischen Strategien. Inzwischen wird Staatszerfall ): „America is now neben dem internationalen Terrorismus und der Pro- threatened less by conquering states than we are by failing ones.“ liferation von Massenvernichtungswaffen von den 5) Vgl. dazu kritisch Schlichte (2005). 235
III.1. Reader Sicherheitspolitik A wenn diese auch weitestgehend das Resultat der eine vertragliche Partnerschaft mit „geteilter Souver- Inkorporation des Modethemas Staatszerfall durch änität“ über spezifische Politikbereiche, Staatsfunk- wissenschaftliche Communities in ihre Gegenstands- tionen oder -gebiete bis hin zur treuhänderischer Kon- bereiche (Entwicklungspolitik, security studies, Inter- trolle über die Gewinne extraktiver Industrien, Wie- nationale Beziehungen) darstellt. Doch immerhin deraufbauprogramme oder Wahlen. Einem weiteren wird die Gleichsetzung einiger offensichtlicher Fälle Vorschlag zur Folge soll sogar jede massive Schutz- von Staatszerfall mit dem generellen Scheitern des und Pflichtverletzung eines Staates gegenüber seinen Staates in der Dritten Welt inzwischen kaum mehr Bürgern unabhängig von dessen Verschulden die vertreten. Der in einem ersten Reflex geäußerte Gene- internationale Staatengemeinschaft zur Intervention ralverdacht gegen die Eliten der Dritten Welt, sie hät- ermächtigen und verpflichten.10) Dies würde im Kern ten nach 30 bis 40 Jahren die „Substanz“ der „Hinter- auf die Substitution des Friedensvölkerrechtes der lassenschaften der Kolonialherren“6) verbraucht und Vereinten Nationen durch ein universelles Völker- gleichsam einen Rückfall in den Urzustand vor der recht der menschlichen Sicherheit hinauslaufen, für europäischen Welteroberung zu verantworten, hat das die militärische Intervention ständig auf der sich offenbar nicht erhärtet. Tagesordnung steht. Dass als Paten und Garanten sol- Statt dessen wird heute unterschieden zwischen cher Arrangements neben den Vereinigten Staaten schwachen Staaten („weak states“), die Defizite in der und anderen westlichen Staaten auch wichtige Dritte- Versorgung mit öffentlichen Dienstleistungen aus- Welt-Länder wie Brasilien, China, Indien, Indonesi- weisen, versagenden Staaten („failed states“), die Tei- en, Nigeria und Südafrika ins Auge gefasst werden,11) le ihres Territoriums unterstreicht den spekulativen, aber womöglich rich- Herrschaftsvakuum nicht kontrollieren kön- tungsweisenden Charakter dieser Überlegungen. Die- nen sowie über schwa- ses sind Anzeichen einer neuen Weltordnung, deren che Institutionen verfü- Kern in der gleichzeitigen Aushöhlung und Ausübung gen, und zusammengebrochenen Staaten („collapsed von Souveränität mittels eines neuen Interventionis- states“), die durch ein Herrschaftsvakuum gekenn- mus besteht. zeichnet sind.7) Doch befragt man diese Differenzie- Zur Zeit spricht jedoch wenig dafür, dass eine solche rung nach ihrer Praxisrelevanz, so zeigt sich, dass Interventionsdoktrin alsbald den für die Erlangung nicht nur die Abgrenzung der einzelnen Kategorien, von Rechtsqualität not- sondern auch ihre Angemessenheit in Frage steht: wendigen Konsens der Während beim Staatszusammenbruch Zweifel am wichtigsten Staaten – zu Interventionsdoktrin Platze sind, ob ein „Herrschaftsvakuum“ über länge- denen mittlerweile auch ren Zeitraum denkbar ist, stellt sich bei schwachen regionale Vormächte der Dritten Welt zu zählen sind und versagenden Staaten die Frage der inhaltlichen – erlangen wird. Ebenso wie humanitäre Interventio- Bestimmtheit der Kategorien: Schwach sind nach den nen werden internationale Übergangsverwaltungen genannten Kriterien womöglich alle Staaten der Drit- insbesondere von den Staaten Asiens und Lateiname- ten Welt, und einige aus der Ersten und (ehemaligen) rikas weiterhin abgelehnt.12) In Ermangelung eines Zweiten dazu; (zeitweilig) versagend wiederum Konsenses bleibt die Kennzeichnung eines Staates als wären nach den Daten der Kriegsvorkommensfor- „versagend“ damit nicht nur von der Sache her schung, die von 1945 bis 1992 102 kriegsbetroffene umstritten, sondern sie kommt zudem einem politi- oder beteiligte Schwellen- und Entwicklungsländer schen Urteil gleich. Interventionen bewegen sich aufweist, weit mehr als die Hälfte der Staaten der Drit- damit weiter auf politisch vermintem Gelände und ten Welt zu nennen.8) sind von dem angestrebten Charakter internationaler Polizeiaktionen weit entfernt. Neuer Interventionismus Staatsbildung als Langzeitprozess Ungeachtet dieser Unstimmigkeiten bei der Behand- und -projekt lung des Topos Staatszerfall werden von akademi- scher Seite inzwischen umfassende Interventionsstra- Realitätsnäher und Erfolg versprechender als weit rei- tegien zur Bekämpfung dieses Phänomens erarbeitet, chende Interventionsstrategien, die einen Konsens deren Eingriffstiefe bis zur Aufhebung der souverä- über eine neue internationale Ordnung voraussetzen, nen Gleichheit der Staaten durch Einführung „abge- sind völkerrechtlich bescheidenere, aber in ihrem stufter“ Formen der Souveränität reicht.9) Wo kondi- politischen Anspruch anspruchsvollere Konzepte, die tionalisierte Hilfe (wie in der Entwicklungspolitik den (Wieder-) Aufbau von Staaten („State-Building“) inzwischen üblich), Übergangsverwaltungen (wie in als ein Langzeitprojekt betrachten, das mit konventio- Nachkriegsgesellschaften praktiziert) und Protektora- nellen Formen der internationalen Zusammenarbeit te (wie im Kosovo) keinen Erfolg versprechen, wird bewältigt werden kann.13) Doch auch hierbei gilt es sogar die zeitlich unbegrenzte Übernahme von inne- einige Fallstricke zu beachten. So lassen sich „beste rer und äußerer Souveränität durch Dritte befürwortet: Lösungen“ (best practices) weder oktroyieren noch entweder als Treuhandschaft, die durch die führenden abstrakt generalisieren, sondern sie müssen den loka- Mächte abgesegnet und kontrolliert wird, oder durch len Verhältnissen angepasst werden.14) Denn was dem 236
III.1. Reader Sicherheitspolitik A Sachverstand eines Weltbankökonomen als vernünf- ist also vielfach die erhöhte institutionelle (und damit tig erscheint, kann sich vor Ort als dysfunktional auch kulturelle) Sichtbarkeit eines säkularen Wan- erweisen. Gutes Regieren ist nämlich weniger eine dels, der sich als islamische (oder auch hinduistische Frage der effektiven Allokation von Ressourcen, als etc.) Moralisierung des öffentlichen Diskurses in par- der politischen Organisation und Durchsetzung von tikularer Weise drapiert. Im Folgenden soll dies Interessen, also von politischer Herrschaft. Die anhand von drei Fallbeispielen aus Südasien illustriert Kenntnis oder die strate- werden. gische Berücksichtigung Good Governance der lokalen Machtver- Fallbeispiele aus Südasien hältnisse ist in der Regel ein besserer Ratgeber für die Einschätzung und die Gäbe es eine offizielle Registratur für periphere Staat- Verbesserung der Zukunftssaussichten eines Landes lichkeit, die sich an der öffentlichen Meinung orien- als die Vereinbarung von Zielvereinbarungen für eine tiert, wäre die Zuordnung der hier betrachteten Fälle Verfassungsreform.15) wohl eindeutig: Afghanistan käme in die Schublade Ist der Blick erst einmal für die lokalen Verhältnisse der bereits zerfallenen Staaten, die sich in einem von geschärft, so relativieren sich viele der Befunde, die der internationalen Staatengemeinschaft unterstütz- den Gesellschaften der Dritten Welt verallgemeinernd ten Wiederaufbauprozess befinden, der bis dato eine soziale Pathologien unterstellen. Auch lässt die recht instabile junge Demokratie hervorgebracht hat. Kenntnis der lokalen Diversität es kaum noch zu, Pakistan würde vermutlich als Zerfalls- oder zumin- Länder als gute oder schlechte „Performer“ in Pro- dest Versagenskandidat sowie möglicher „Problem- blemfälle und Objekte von Intervention einerseits und staat“ eingestuft, dessen innenpolitische Entwicklung Erfolgsgeschichten und Subjekte von Intervention und außenpolitisches Verhalten das Potential hat, die andererseits zu sortieren. Statt dessen treten in nahezu internationale Stabilität und die Interessen der westli- allen Ländern „funktionale Äquivalente“ zu moder- chen Welt zu gefährden. Indien hingegen käme die ner Staatlichkeit zu Tage, die auf kommerzialisierter Rolle der einzigen uneingeschränkten Erfolgsge- oder kommunitärer Basis öffentliche Dienstleistun- schichte zu, die das Land als „größte Demokratie der gen in den Bereichen Recht, Wohlfahrt oder Sicher- Welt“ zu einem strategischen Partner Deutschlands heit bereitstellen.16) Inwieweit sich diese für institutio- und der westlichen Welt macht. nalisierte transnationale Kooperationspartnerschaften zwischen internationalen, nationalen und lokalen Afghanistan Akteuren eignen, die öffentlicher Güter bereitstellen Das Bild wird ungleich komplexer, nimmt man die sollen, ist eine offene Frage.17) Im besten Falle können historische Perspektive ein und bemüht sich um loka- diese Äquivalente zum Ausgangspunkt für eine staat- le Differenzierungen. So erscheint der seit 1978 liche Transformation werden, die den heute allseits andauernde afghanische Bürgerkrieg als Folge eines konstatierten „Staatszerfall“ als einen integralen Konfliktes aufstrebender Bestandteil und Wendepunkt eines langen Prozesses regionaler Eliten mit Bürgerkrieg der Staatsbildung erscheinen lassen. dem Königshaus und Überhaupt ermöglicht erst die Einnahme einer histo- Kabuler Establishment, rischen Perspektive, den enormen sozialen Wandel in der mangels belastbarer politischer Institutionen (und den Blick zu bekommen, von dem die Gesellschaften aufgrund der Einmischung durch regionale Mächte der Dritten Welt seit den wie der Sowjetunion und Pakistan) gewaltsam eska- Wandel siebziger Jahren erfasst lierte.18) Doch entgegen der landläufigen Meinung hat werden. Eine forcierte dieser in paradoxer Weise gegen eine fremde Macht politische Mobilisierung 6) Menzel (2001: 3f.). hat fast überall ehedem ausgeschlossene oder passive 7) Rotberg (2003). Bevölkerungsschichten (darunter auch die Frauen) 8) Vgl. Gantzel/Schwinghammer (1995: 155) erfasst und eine stärkere Verschränkung von Staat 9) Siehe insbesondere Krasner (2004). und Gesellschaft bewirkt, die sich zugleich als Ver- 10) International Commission on Intervention and State Sovereignty, The Responsibility To Protect. Report of the International Com- staatlichung der Gesellschaft und eine Vergesell- mission on Intervention and State Sovereignty, Ottawa: schaftung des Staates beschreiben lässt. Damit hat International Development Research Centre, 2001, S. 31ff. sich auch das Gesicht des Staates verändert: Hatten () die nationalen Unabhängigkeitsbewegungen, die den 11) Krasner (2004) 12) Ayoob (2004). postkolonialen Staatsapparat bis weit in die achtziger 13) Vgl. Schneckener (2004). Jahre dominiert hatten, ihre politische Sprache noch 14) Vgl. hierzu insbesondere Fukuyama (2004) von den Kolonialherren ererbt, so treten nun neue 15) Vgl. Trotha (2005). Machtgruppen in den Vordergrund, die sich in stärke- 16) Vgl. Schlichte/Wilke (2000). rem Maße indigener Ausdrucksformen bedienen und 17) (...) an deren Beantwortung der Verfasser sich zur Zeit als Mitglied eines von der Deutschenn Forschungsgemeinschaf(DFG) geförder- die gesellschaftlichen Institutionen religiös und kom- ten Projekts versucht. Siehe:. tikular - einfärben. Was als „Staatszerfall“ erscheint, 18) Vgl. zum Überblick Schetter (2004). 237
III.1. Reader Sicherheitspolitik A geführte Bürgerkrieg weniger zur Zersplitterung denn unblutigen Militärputsch – dem vierten in der zur Einigung beigetragen. Den zu Beginn der neunzi- Geschichte des Landes – ein Ende setzte, steht Paki- ger Jahre ausgetragenen brutalen Ausscheidungs- stan nicht nur auf der Liste der gescheiterten Demo- kämpfen der Mudschaheddin zum Trotz ist die kratien, sondern auch der von möglichen scheitern- gefühlte Einheit der afghanischen Nation heute den Staaten.20) Da die Geburtsstätte der radikalislami- größer denn je zuvor. Der afghanische Bürgerkrieg schen Taliban auf der pakistanischen Seite der afgha- könnte also ex post facto zum Staatsbildungskrieg nisch-pakistanischen Grenzregion liegt und das werden. Der Umkehrschluss lautet allerdings, dass „Land der Reinen“ (Pakistan) ob seiner Frontstaatpo- Afghanistan entgegen allen politischen Mythologien, sition im Anti-Terror-Krieg seit 2001 selbst zum die eine mehr als dreihundertjährige Geschichte Schauplatz terroristischer Anschläge und bürger- Afghanistans behaupten, kriegsähnlicher Auseinandersetzungen wurde, hat Frontstaat am Anfang seiner politi- sich dieser Eindruck inzwischen noch verfestigt. Isla- schen Geschichte steht. mistische Gewaltakteure mit vielfältigen Verbindun- Den aufgrund internatio- gen zum internationalen Terrorismus und ihnen nahe nalen Drucks durchgeführten Präsidentschafts- und stehende islamische Parteien, die seit den Parla- Parlamentswahlen der letzten beiden Jahre kommt mentswahlen 2002 in der Nordwestgrenzprovinz die daher eher der Charakter einer nachträglichen Konsti- Regierung stellen, tun ein Übriges, eine Nuklear- tuante zu, der die Aufgabe zufällt, die unter internna- macht in Misskredit zu bringen, die auch hinsichtlich tionaler Aufsicht erarbeitete Verfassung mit Leben zu der nuklearen Nichtverbreitung alles andere als eine erfüllen und den örtlichen Gegebenheiten anzupas- weiße Weste aufweist. sen. Der in jüngster Zeit wieder aufgeflammte Wider- Doch auch wenn häufig die „Talibanisierung“ Paki- stand der unter dem Begriff „Taliban“ subsummierten stans heraufbeschworen wird, so ist der Unterschied paschtunischen Opposition richtet sich deshalb weni- zwischen den beiden Nachbarn doch augenfällig: ger gegen die Demokratie als solches denn gegen eine Auch wenn nicht eine demokratisch gewählte Regie- bestimmte (tendenziell säkulare) Ausgestaltung der rung, sondern die Armee über den Ausnahmezustand Verfassungsordnung unter internatonaler Ägide. bestimmt, so ist Pakistan im Gegensatz zu Afghani- Dabei wirft die Tatsache, dass nach Wahrnehmung stan zu jedem Zeitpunkt seiner Geschichte ein sou- aller Beobachter allein die internationale Präsenz das veräner Staat gewesen. Überleben der Regierung Karzai garantiert, ein Der Zusammenhalt der Problemstaat Schlaglicht auf den Fortschritt bei der Stabilisierung in jeder Hinsicht privile- und Demokratisierung des Landes. Da also faktisch gierten Armee über eth- (wenn nicht rechtlich) nicht die afghanische Regie- nische und ideologische Grenzlinien hinweg war in rung, sondern die internationale Koalition über den den vergangenen fast sechzig Jahren ein zuverlässi- Ausnahmezustand entscheidet,19) handelt es sich bei ger Garant für den staatlichen Zusammenhalt und Afghanistan den demokratischen Wahlen zum Trotz zugleich das größte Hindernis für die Entwicklung zur Zeit nicht um einen souveränen Staat, geschweige einer rechtsstaatlichen Demokratie. denn um einen Rechtsstaat oder eine Demokratie - Bis jetzt gibt es erst wenige Anzeichen dafür, dass die denn schließlich setzt Volksherrschaft nationale Sou- Integrität des korporativen Akteurs Militär gefährdet veränität voraus. sein könnte. Paradoxerweise geht die größte Gefahr Der paradoxe Befund lautet also, dass die internatio- für die Vormachtstellung der Armee von dem sozialen nale Intervention zwar kurzfristig zur Vermeidung Wandel aus, den die pakistanische Gesellschaft in der einer erneuten Eskalation des Bürgerkriegs unerläss- Ära Musharraf erlebt hat. Trotz der Blockaden im poli- lich ist, aber langfristig der Konsolidierung Afghani- tischen System – die 2002-er Wahlen waren alles stans als Staat (und als andere als frei und fair – zeigen viele Gesellschaftsbe- Konsolidierung Demokratie) im Wege reiche eine überaus dynamische Entwicklung, wie bei- steht. Bedenklich ist in spielsweise an der Transformation der politischen diesem Zusammenhang Öffentlichkeit durch die „Medienrevolution“ in Folge bereits mittelfristig die Perspektive einer Bifurkation der Einführung privaten Rundfunks und an der deutli- der Entwicklungschancen in einen relativ stabilen und chen Verbesserung der makroökonomischen Indikato- prosperierenden Norden und Westen (unter Ein- ren deutlich wird. Als ein Land mit 160 Millionen Ein- schluss Kabuls) und einem chronisch instabilen wohnern ohnehin zu den Großstaaten zu rechnen, hat Süden und Osten (im Kern dem so genannten pasch- Pakistan als Gesellschaft in den letzten Jahren einen tunischen Gürtel). Ein solches „Afghanistan der zwei Komplexitätsgrad erreicht, der das Steuerungsvermö- Geschwindigkeiten“ steht nicht nur dem Abzug der gen der militärischen Institutionenwelt womöglich Koalitionstruppen und ISAF entgegen, es gefährdet übersteigt. Soll der auch hinsichtlich seiner ökonomi- auch die gerade erlangte nationale Einheit. schen Nachhaltigkeit schwierig einzustufende Boom gesamtgesellschaftliche Wirkung entfalten, bedarf es Pakistan daher einer Öffnung des politischen Systems für die Seit General Pervez Musharraf am 12. Oktober 1999 aufstrebenden sozialen Unter- und Mittelschichten. elf Jahre demokratischer Transition durch einen Doch in welche Richtung soll diese Öffnung erfolgen? 238
III.1. Reader Sicherheitspolitik A Auch wenn die religiösen Kräfte weiterhin zersplit- zu Buche, sondern auch die Tatsache, dass ein erheb- tert und auf die Kooptation durch das Establishment licher Teil der Bevölkerung dank der starren ländli- angewiesen sind, so drängt doch der religiöse Habi- chen Sozialstrukturen weiterhin auf seine soziale und tus der aufstiegsorientierten Schichten auf eine Inte- politische Mobilisierung wartet - den regelmäßig gration von Staat und Gesellschaft mittels des Islams. abgehaltenen demokratischen Wahlen zum Trotz. Hierfür spricht auch, dass die Religion der Muslime, Der maoistische Aufstand der niederen Kasten die ohnehin Staatsdok- (Bewegung der „Naxaliten“) im Osten des Landes, trin ist, sich gegenwärtig der inzwischen fast ein Viertel des indischen Territo- Institutionskrise auf dem Weltmarkt der riums erfasst haben soll,21) gibt eine Ahnung davon, kulturellen und nationa- dass Indien nicht ewig als ein Land mit zwei len Differenzen als Teil der pakistanischen Identität Geschwindigkeiten überleben kann. konsolidiert. Sollte es gelingen, die gegenwärtige Doch selbst wenn es dem flexiblen politischen Institutionenkrise zum Beispiel durch die Integration System gelingen sollte, diese – allerdings in ihrer reformwilliger religiöser Kräfte zu lösen und parallel sozialen Motivlage im Vergleich zu den sezessioni- dazu sowohl die Annäherung an Indien als auch die stischen Bewegungen völlig anders orientierte – wirtschaftliche Integration mit China als der (ande- soziale Bewegung politisch zu integrieren, könnte ren) kommenden Hegemonialmacht voranzutreiben, sich ein solcher historischer Kompromiss als ein Pyr- so könnte Pakistan sich im 21. Jahrhundert womög- rhussieg erweisen. Die Unterhauswahlen 2005 haben lich doch noch zu der Brücke zwischen Süd-, Zen- einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie schwierig tral- und Westasien entwickeln, als die seine profes- es künftig sein wird, ein sich noch stärker moderni- sionellen „Verkäufer“ es gerne sehen. Doch noch ist sierendes Indien zu regieren.22) Schon diese Wahlen völlig unsicher, ob die gegenwärtige Krise sich als wurden in einem politischen System durchgeführt, eine produktive Phase der verstärkten Integration von dessen Parteiensystem de facto in eine Vielzahl Staat und Gesellschaft erweisen wird oder als Vor- regionaler Parteiensysteme zerfallen ist. Als Wahl stufe zur Desintegration. entscheidend erwiesen sich deswegen die Allianzen, welche die beiden großen Parteien (Kongresspartei, Indien BJP) mit den Regionalparteien in den jeweiligen Indien gilt ob seiner demokratisch-rechtsstaatlichen Bundesstaaten eingegangen waren. Da sich die Tradition, seines infolge einer moderaten Liberalisie- Wähler vorwiegend von lokalen und regionalen Kon- rungspolitik in den letzten Jahren deutlich forcierten fliktlinien leiten ließen, hatte das Wahlergebnis, das Wirtschaftswachstums und auch seiner attraktiven zur Abwahl der recht erfolgreichen Regierung in kulturellen Vielfalt als neue Erfolgsstory der Weltge- Neu-Delhi führte, beinahe zufälligen Charakter. sellschaft. Ob es im Vergleich zu den beiden Pro- Trotzdem ist es gerade deshalb Ausdruck des Ver- blemfällen Afghanistan und Pakistan langfristig die langens nach sozialer Gerechtigkeit von Seiten eines besten Zukunftsaussichten aufweist, darf jedoch lokal verankerten Elektorats, in dessen Verhalten bezweifelt werden. Ohne Frage sind die (zivilen!) sich die ungleiche Entwicklung Indiens widerspie- politischen Institutionen (Parlament, Regierung, mit gelt. Das Szenario ist damit klar: Nationale Politik gewissen Abstrichen wird in Indien immer mehr von lokalen Themen auch die Justiz) der Indi- dominiert, und die Zentrale gerät unversehens in ein Stabile Demokratie schen Union nicht nur im zentrifugales Kräftefeld. südasiatischen Vergleich für ein Entwicklungsland außerordentlich solide. Fazit Hervorzuheben ist insbesondere, dass es der politi- schen Klasse des Landes gelungen ist, den zahlrei- Die zum Teil bewusst „gegen den Strich gebürsteten“ chen sezessionistischen Bewegungen im Nordosten, Fallbeispiele sollten illustrieren, dass sich die im Punjab und nun möglicherweise auch in Kaschmir gemeinhin unter „fragiler Staatlichkeit“ subsumier- durch konstitutionelle Kompromisse die Spitze zu ten Transformationen des Staates in der Dritten Welt nehmen und sie unter vergleichsweise erträglichen nicht in die vereinfachende Dichotomie vom guten politischen Kosten (Gründung neuer Bundesstaaten und vom schlechten Schüler fügen. Damit ist erst etc.) in den gesellschaftlichen Mainstream zu inte- recht das Bild vom Staatszerfall nur bedingt geeignet, grieren. den sozialen Wandel und die politische Dynamiken Doch so stabilisierend die demokratische Verfasst- zu erfassen. Die politischen Einheiten im Süden der heit bisher in ihrer Wirkung auf politische Konflikte Weltgesellschaft sortieren sich, gewiss. Doch handelt auch war, so könnte sie sich langfristig als Nachteil es sich um einen uneinheitlichen Prozess mit offe- erweisen, weil sie das Land von schon heute über 1,2 nem Ausgang. Milliarden Einwohnern bei fortwährendem rapiden sozialen Wandel tendenziell unregierbar macht. 19) Vgl. Schmitt (1922). 20) Vgl. Wilke (2004). Dabei schlägt wohlgemerkt nicht allein die schiere 21) Vgl. dazu die Berichte der „South Asia Intelligence Review“ Größe des Landes und die Komplexität des politi- unter http://www.satp.org schen Systems mit über 25 Bundesstaaten belastend 22) Vgl. Jaffrelot (2003) 239
III.1. Reader Sicherheitspolitik A Literatur Zum Beitrag Mohammed Ayoob, Third World Perspectives on Huma- Autor nitarian Intervention and International Administration, in: Dipl.- Pol. Boris Wilke, Jahrgang 1969, ist Wissen- Global Governance 10, 99-118. 2004 schaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe Glo- Erhard Eppler, Vom Gewaltmonopol zum Gewaltmarkt? bale Fragen des Deutschen Instituts für Internatio- Die Privatisierung und Kommerzialisierung der Gewalt, nale Politik und Sicherheit der Stiftung Wissen- Frankfurt/M, 2002. schaft und Politik (Berlin) 1998-2001 war er als Francis Fukuyama, Staaten bauen. Die neue Herausforde- wissenschaftlicher Mitarbeiter des von der DFG rung internationaler Politik, Berlin 2004. geförderten Forschungsprojektes „Staatsbildung Gerald B.Helman/Steven R. Ratner, Saving Failed States, und Staatszerfall. Die Zukunft des Regierens in den in: Foreign Policy 89 (1992-93), 3-20. Regionen der Dritten Welt“ an der Universität Klaus Jürgen Gantzel/Thorsten Schwinghammer, Die Hamburg und am Deutschen Orient-Institut (Ham- Kriege nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945 bis 1992. Daten burg) tätig, sowie Mitglied des Sonderforschungs- und Tendenzen, Münster/Hamburg 1995. bereichs „Governance in Räumen begrenzter Staat- Christophe Jaffrelot, India's Silent Revolution, The Rise of lichkeit“ an der Freien Universität Berlin. the Lower Castes in North India, New York 2003 Forschungsschwerpunkte: Stephen D. Krasner, Shared Sovereignty. New Institutions Kriegsursachen und Konfliktprävention, Staatlich- for Collapsed and Failing States, keit und Staatszerfall, Internationalisierung von in: International Security 29 (2), 85-120. 2004 Herrschaft insbesondere in der Region Südasien. Ulrich Menzel, Der Zerfall der postkolonialen Staaten, in: Hinweise Aus Politik und Zeitgeschichte, B 18-19, 2001 www.akuf.de Robert I. Rotberg, (Hrsg.) State Failure and State Weakn- www.swp-berlin.org ess in a Time of Terror, Cambridge/Washington 2003. www.gewaltordnungen.de Conrad Schetter, Kleine Geschichte Afghanistans, Mün- chen, 2004. Klaus Schlichte, Gibt es überhaupt „Staatszerfall“? In: Ber- Impressum liner Debatte Initial 16 (4), 74-84. Berlin 2005. Klaus Schlichte/BorisWilke, Der Staat und einige seiner Herausgeber Zeitgenossen, in: Zeitschrift für internationale Beziehun- Streitkräfteamt, Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr gen 7 (2), 359-384. 2000. Redaktion Ulrich Schneckener (Hrsg.), States at Risk. Fragile Staaten Chefredakteur: Dieter Buchholtz (bu) als Sicherheits- und Entwicklungsproblem, Stiftung Wis- Verantwortlich: Rüdiger Michael M. A. (mi) senschaft und Politik, Berlin 2004. Dr. Michael Moerchel (moe) Hans-Joachim Spranger, Die Wiederkehr des Staates. E-Mail: mmoerchel@t-online.de Staatszerfall als wissenschaftliches und entwicklungspoli- Internet: www.bonnpartner.de tisches Problem, in: HSFK-Report, Frankfurt/M. 2002. Telefon 02 28-2 42 21 00 Carl Schmitt, Politische Theologie. Vier Kapitel zur Leh- re von der Souveränität, München/Leipzig 1922 Redaktionsbüro: Zentralredaktion SKA Abt. I / Medienzentrale Pascalstraße. 10 s, 53125 Bonn Trutz vonTrotha, Der Aufstieg des Lokalen, in: Aus Poli- Telefon 02 28-12 27 32; Bw-Kennziffer 3400 tik und Zeitgeschichte Nr. 28-29, 32-38, 2005. Telefax 02 28-12 27 49 Boris Wilke, Pakistan: Scheiternder oder „überentwickel- E-Mail: info@reader-sipo.de ter“ Staat? In: Schneckener, Ulrich (Hrsg.), States at Risk, Internet: www.reader-sipo.de 140-156, 2004. Wissenschaftliche Beratung Cornelia Frank, M.A. (cfr) Zusammenfassung Lehrstuhl für Internationale Beziehungen/Außenpolitik Universität Trier E-Mail: cornelia.frank@uni-trier.de Internet: www.cornelia-frank.de Fragile Staaten bilden ein erhebliches Unsicher- heitspotenzial. Die exemplarischen Betrachtung Druck dreier Staaten im südasiatischen Raum (Indien, Druckerei Gerhards GmbH, Bonn Afghanistan und Pakistan) macht deutlich, dass die Gedruckt auf 100% Altpapier (chlorfrei gebleicht) zum Teil divergierenden Interessen der westlichen Hinweis Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Staaten besser koordiniert werden müssen. Mit Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt eingesandte einer wirkungsvollen Außen- Sicherheits- und Ent- Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. Texte und Illustra- wicklungspolitik besteht die Chance, die demokra- tionen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdrucke sind nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung durch die Redaktion und mit tischen Ansätze dort zu stabilisieren und damit ein Quellenangabe erlaubt. Mehr an Sicherheit zu realisieren. moe Redaktionsschluss: 15. Juni 2006 240
Sie können auch lesen