Nichtraucher-Info - Nichtraucher-Initiative ...

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Nichtraucher-Info - Nichtraucher-Initiative ...
Nichtraucher-Info                                       Nr. 108 – IV/17

             GfK-Umfrage zeigt:
             Bundesbürger mit
              gegenwärtigem
            Nichtraucherschutz
           überwiegend zufrieden

Im Auftrag der Nichtraucher-Initiative    Jahre. Das Ergebnis zeigt, dass der
München e.V. (NIM) befragte die GfK       Nichtraucherschutz in der Bundesre-
Marktforschung im Juni/Juli 3907 reprä-   publik Deutschland ein hohes Niveau
sentativ ausgewählte Personen ab 16       erreicht hat.                     
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Seite 2                                                                          UMFRAGEN
93 Prozent der Nie-Raucher sind so-                (8%). Auf einer Skala von 1 bis 5 errech-
wohl mit dem Nichtraucherschutz in                 net sich so ein gewogener Mittelwert
Gaststätten als auch mit dem am Ar-                von 1,4 bei den Nie-Rauchern, 1,6 bei
beitsplatz entweder sehr zufrieden                 den Ex-Rauchern und 2,4 bei den Rau-
(64%) oder zufrieden (29%). Ähnlich se-            chern. In der Schule ergäbe das die No-
hen es die Ex-Raucher, von denen 91                ten „sehr gut“ und „gut“.
Prozent die gegenwärtige Situation in
ähnlichem Maße positiv einschätzen.                Während bei Nie-Rauchern und Ex-
                                                   Rauchern der Nichtraucherschutz in
Bei den Rauchern finden die Nichtrau-              Gaststätten und am Arbeitsplatz nahezu
cherschutzregelungen zwar weniger                  gleich gut abschneidet, sind die Rau-
Zustimmung, doch gibt es auch bei                  cher mit dem Nichtraucherschutz am Ar-
ihnen eine klare Mehrheit dafür. 62 Pro-           beitsplatz deutlich zufriedener als mit
zent sind mit dem Nichtraucherschutz in            dem in Gaststätten. 32,3 Prozent kreuz-
Gaststätten entweder sehr zufrieden                ten „sehr zufrieden“ an und 38,4 Prozent
(27%) oder zufrieden (35%). Die verblei-           „zufrieden“, zusammen also knapp 71
benden 38 Prozent verteilen sich auf               Prozent. Für den Arbeitsplatz ergibt sich
teilweise Zufriedene (20%), Unzufrie-              rechnerisch die Note 2,1 – ein mittleres
dene (10%) und sehr Unzufriedene                   „gut“.

                                       Fragestellung
1. Sprechen wir nun kurz über das Rauchen von Zigaretten (darunter fallen auch
   Zigarren, Zigarillos und Pfeifen – jedoch nicht E-Zigaretten).
   Welche der Aussagen auf diesem Bildschirm beschreibt Ihr persönliches Verhalten
   in Bezug auf das Rauchen am besten?
1. Ich habe noch nie eine Zigarette geraucht, auch nicht zum Probieren.
2. Ich habe lediglich einmal zum Probieren geraucht, dann aber nie mehr.
3. Ich habe früher gelegentlich geraucht, insgesamt weniger als 100 Zigaretten, dann aber nie mehr.
4. Ich habe früher regelmäßig ca. 1 bis 5 Zigaretten am Tag geraucht, heute aber nicht mehr.
5. Ich habe früher regelmäßig ca. 6 bis 15 Zigaretten am Tag geraucht, heute aber nicht mehr.
6. Ich habe früher regelmäßig mehr als 15 Zigaretten am Tag geraucht, heute aber nicht mehr.
7. Ich rauche zurzeit gelegentlich Zigaretten.
8. Ich rauche zurzeit regelmäßig ca. 1 bis 5 Zigaretten am Tag.
9. Ich rauche zurzeit regelmäßig ca. 6 bis 15 Zigaretten am Tag.
10. Ich rauche zurzeit regelmäßig mehr als 15 Zigaretten am Tag.
2. Wie zufrieden sind Sie mit dem gegenwärtigen Nichtraucherschutz in Gaststätten,
   am Arbeitsplatz und beim Wohnen (Tabakrauch aus Nachbarwohnungen und
   Treppenhaus)?
   Bitte verwenden Sie für Ihre Antwort die folgende Skala:     1 = “sehr zufrieden”
                                                                2 = “zufrieden”
                                                                3 = “teilweise zufrieden”
                                                                4 = “unzufrieden”
                                                                5 = “sehr unzufrieden”
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UMFRAGEN                                                                     Seite 3
                   Auszug aus der Pressemitteilung der NIM:
   Vor 40 Jahren wurde noch überall hemmungslos geraucht
Ernst-Günther Krause, Vorsitzender der      bedenken, dass es beim Nichtraucher-
NIM, freut sich über das Ergebnis: „Als     schutz immer noch Lücken gebe, z.B. in
die NIM am 11. September 1976, also         Betrieben mit Publikumsverkehr. Aber
vor 41 Jahren, den ersten Münchner          auch beim Nichtraucherschutz im
Nichtraucherball im Künstlerhaus ver-       Freien sei noch einiges zu tun. „Wer auf
anstaltete, klang ‚Nichtraucherschutz‘      einer Bank an der Bushaltestelle, im
fast wie ein Fremdwort. Damals wurde        Park oder im Biergarten sitzt und gegen
in nahezu allen öffentlich zugänglichen     seinen Willen Tabakrauch aus nächster
Räumen sowie am Arbeitsplatz hem-           Nähe einatmen muss, gehört dann si-
mungslos geraucht. Im Vergleich zu den      cher zu denjenigen, die mit der derzeiti-
Zuständen in den 1970er Jahren sieht        gen Situation nur teilweise zufrieden
es heute in der Tat fast paradiesisch       sind. Auch in Fußballstadien hat Rau-
aus.“                                       chen nichts zu suchen. Schon lange
                                            überfällig ist ein Rauchverbot im Auto im
Doch trotz aller Euphorie müsse man         Beisein von Minderjährigen.“

Die Auswahl der 3.995 Befragten (davon 3.907 ab 16 Jahre) erfolgt nach ver-
schiedenen Merkmalen auf Basis amtlicher Statistiken:

GESCHLECHT          Männer: 1.958     Frauen: 2.037
ALTER
14-15 Jahre: 88      16-19 Jahre: 188       20-29 Jahre: 539    30-39 Jahre: 559
40-49 Jahre: 655     50-59 Jahre: 706       60-69 Jahre: 528    70+ Jahre: 732
HAUSHALTSGROESSE                              BERUF DES HAUSHALTSVORST.
1 Personen-Haushalte            936           Arbeiter                    655
2 Personen-Haushalte          1.534           Angestellte               1.478
3 Personen-Haushalte            687           Beamte                      164
4 Personen-Haushalte und mehr   838           Selbst./Fr. Berufe/Landw.   340
ORTSGROESSE                                   Berufslose (Rentner,
bis 4.999 Einwohner                   576     Hausfrau/-mann,
5.000 bis 19999 Einwohner           1.059     in Ausbildung, Schüler,
20.000 bis 99999 Einwohner          1.106     Wehrdienst, Arbeitslose)     1.358
100.000 Einwohner und mehr          1.254
BUNDESLAND
Baden-Württemberg 527, Bayern 623, Berlin 164, Brandenburg 124, Hamburg 88,
Hessen 300, Mecklenburg-Vorpommern 84, Niedersachsen/Bremen 419, Nord-
rhein-Westfalen 863, Rheinland-Pfalz/Saarland 252, Sachsen 200, Sachsen-An-
halt 108, Schleswig-Holstein 136, Thüringen 108
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Seite 4                                                             UMFRAGEN

                Deutlich weniger Zufriedenheit mit dem
                 Nichtraucherschutz im Wohnbereich
Krause weist darauf hin, dass die Kla-      Gaststätten und am Arbeitsplatz. 84
gen über rauchende Nachbarn in den          Prozent der Nie-Raucher sind sehr zu-
letzten Jahren spürbar zugenommen           frieden (55%) bzw. zufrieden (29%). Die
haben, was die GfK-Umfrage ebenfalls        Ex-Raucher kommen auf 82 Prozent
belegt. „Danach ist die Zufriedenheit der   (45%/37%). Dagegen fühlen sich Rau-
Nichtraucher mit dem Schutz vor Tabak-      cher mit 66 Prozent zuhause etwas
rauch im Wohnbereich generell um 9          wohler als in Gaststätten, aber schlech-
Prozentpunkte schlechter als mit dem in     ter als am Arbeitsplatz mit 71 Prozent.“
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UMFRAGEN                                                                  Seite 5

    Nichtraucher und Raucher sehen den Nichtraucherschutz
                aus verschiedenen Blickwinkeln
„Nichtraucher stellen sich unter Nicht-   die Ergebnisse der Befragung analy-
raucherschutz selbstverständlich etwas    siert. Raucher und Nichtraucher in einen
anderes vor als Raucher“, erklärt der     Topf zu werfen führe zu Durchschnitts-
NIM-Vorsitzende. „Während die eine        werten mit begrenzter Aussagekraft. „Es
Gruppe keinen Tabakrauch einatmen         bleibt aber natürlich eine statistische
will, sieht die andere in örtlichen und   Tatsache, dass 83 Prozent der Bundes-
zeitlichen Beschränkungen des Rau-        bürger über 16 Jahre mit dem Nichtrau-
chens eine Einengung ihres Entfal-        cherschutz in Gaststätten zufrieden
tungsspielraums.“ Diesen Gesichts-        sind, am Arbeitsplatz sind es sogar 86
punkt gelte es zu beachten, wenn man      Prozent.“
  Anteil der Nie-Raucher nimmt zu, der Anteil der Raucher ab

Ein Zehn-Jahres-Vergleich zeigt, dass     Krause freut sich besonders über den
der Anteil der Nie-Raucher stark zuge-    stark steigenden Nie-Raucher-Anteil
nommen hat. 2007 lag er noch bei 38,8     unter jungen Leuten: „Bei den 16- bis
Prozent, 2017 beträgt er schon 44,5       19-Jährigen hat er innerhalb der letzten
Prozent. Bei den Rauchern ist es genau    zehn Jahre von 49,6 auf 78,9 Prozent
umgekehrt. Qualmten 2007 noch 35,1        zugenommen und bei den 20- bis 29-
Prozent der Bevölkerung über 16 Jahre,    Jährigen von 31,8 auf 57,1 Prozent.
sind es heuer nur noch 29,4 Prozent.      Nach dem 20. Geburtstag fängt kaum
Die Nichtraucher stellen mit 70,6 Pro-    noch jemand mit dem Rauchen an. Das
zent eine klare Mehrheit.                 lässt für die Zukunft stark hoffen.“   
Seite 6                                                             UMFRAGEN

    Wiedervereinigung beeinflusst Daten einer Altersgruppe

Im Ergebnis der GfK-Umfrage spiegeln        32,9 auf 41,0 Prozent. Die damals 16-
sich bei den 40- bis 49-jährigen Nie-       bis 25-Jährigen waren 1990 Nie-Rau-
Rauchern die Unterschiede beim              cher und sind es auch noch heute im Al-
Rauchverhalten zwischen Ost und West        ter von 43 bis 49 Jahren in größerem
zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung         Maße geblieben. Im Laufe der fast drei
1990 wider. In dieser Altersgruppe zeigt    Jahrzehnte hat sich das Rauchverhalten
sich eine sprunghafte Steigerung von        in Ost und West stark angenähert.
                       Anteil starker Raucher sinkt
                          Analog       zu
                          dem        vom
                           Statistischen
                             Bundesamt
                          anhand der
                             Steuermar-
                          ken festge-
stellten mengenmäßigen Rückgang
beim Tabakkonsum von 91,5 Milliarden
Stück 2007 auf 75 Milliarden Stück 2017
nahm auch der Anteil der starken Rau-
cher ab (Grafik auf Seite 7). Zündeten
sich 2007 noch 38,8 Prozent der Rau-
cher täglich mehr als 15 Zigaretten an,
sind es 2017 nur noch 29,4 Prozent.
Zwar steigt in der Folge der Anteil der     maß. Bei Rauchern von 6 bis 15 Ziga-
Raucher mit schwächerem Tageskon-           retten am Tag klettert er von 35,2 Pro-
sum, das jedoch in geringerem Aus-          zent auf 43,3 Prozent und bei den mit 
UMFRAGEN                                                      Seite 7
1 bis 5 Zigaretten am Tag von 8,6 Prozent auf 11,2 Prozent.

             Zufriedenheit mit dem Nichtraucherschutz
                    hängt vom Tageskonsum ab
Seite 8                                                            UMFRAGEN
Die Umfrage zeigt, dass die Zustim-        zent sehr zufrieden oder zufrieden, Rau-
mung zum Nichtraucherschutz von der        cher von 1 bis 5 Zigaretten nur noch zu
Zahl der täglich gerauchten Zigaretten     74,4 Prozent und solche von 6 bis 15 Zi-
abhängt. Je höher der Tageskonsum,         garetten zu 65,0 Prozent. Am wenigsten
desto negativer bewerten die Raucher       zufrieden sind mit 42,1 Prozent die Rau-
den gegenwärtigen Nichtraucherschutz.      cher von mehr als 15 Zigaretten am
Gelegenheitsraucher sind zu 81,6 Pro-      Tag.
Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gleichauf

Die drei größten Bundesländer unter-       Unterschied zu 100 Prozent zeigt den
scheiden sich beim Rauchverhalten          Anteil der Raucher (28,4 bis 28,7 Pro-
praktisch nicht voneinander. In Bayern     zent). Für alle anderen Bundesländer ist
und Baden-Württemberg ist der Anteil       die Datenbasis zu gering. Während die
der Nie-Raucher bis auf den Zehntelpro-    Ergebnisse für Nordrhein-Westfalen,
zentpunkt identisch: 43,9 Prozent. Nord-   Bayern und Baden-Württemberg sich
rhein-Westfalen steht mit 46,5 Prozent     auf die Befragung von 837, 619 und 512
Nie-Rauchern etwas besser, hat dafür       Personen stützen, liegt die Zahl der In-
aber um rund drei Prozentpunkte weni-      terviews in allen anderen Bundeslän-
ger Ex-Raucher, so dass der Anteil der     dern meist deutlich unter 500. Für die
Nichtraucher zwischen den drei Län-        Statistiker ist die Zahl dann einfach zu
dern sich nur um 0,3 Prozentpunkte un-     klein für tragbare Ergebnisse („small
terscheidet (71,3 bis 71,6 Prozent). Der   base“ oder „very small base“).
UMFRAGEN                                                                  Seite 9
            In Bayern sind die Nichtraucher zufriedener
                als in den restlichen Bundesländern

Der seit dem Volksentscheid 2010 in Bayern geltende strikte Nichtraucherschutz in
Gaststätten wirkt sich auch auf den Grad der Zufriedenheit von Nichtrauchern und
Rauchern aus. Während 97,2 Prozent der bayerischen Nie-Raucher sehr zufrieden
oder zufrieden sind, sind es in den restlichen 15 Bundesländern nur 92,2 Prozent
(insgesamt 92,9 Prozent). Umgekehrt sind die Raucher mit dem Nichtraucher-
schutz in Bayern am wenigsten zufrieden: 57,5 Prozent finden ihn nicht gut. In den
restlichen Bundesländern führen die Ausnahmen vom Nichtraucherschutz bei den
Rauchern zu der höheren Zufriedenheitsquote von 62,8 Prozent (insgesamt 62,0
Prozent).
Seite 10                                       UMFRAGEN
     Weitere Diagramme mit Ergebnissen der GfK-Umfrage
UMFRAGEN   Seite 11
Seite 12   UMFRAGEN
WISSENSCHAFT                                                                Seite 13
              Weniger Menschen an Lungenkrebs
              infolge Passivrauchens gestorben
            Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
Passivraucher haben genau wie Rau-           deutlich gesunken, damals waren es
cher ein erhöhtes Risiko, an Lungen-         400. Trotz der Alterung der Bevölkerung
krebs zu erkranken. Doch die Zahl der        und einem daraus folgenden Anstieg
auf Passivrauchen zurückzuführenden          der Krebstodesfälle insgesamt sind da-
Todesfälle durch Lungenkrebs ist in den      mit deutlich weniger Todesfälle durch
vergangenen 20 Jahren trotz einer all-       Lungenkrebs infolge Passivrauchen als
gemein alternden Bevölkerung gesun-          vor 20 Jahren zu beklagen. Dieser posi-
ken. Das haben Wissenschaftler des           tive Trend sollte durch weitere Maßnah-
Universitätsklinikums Hamburg-Eppen-         men im Bereich des Nichtraucherschut-
dorf (UKE) in einer Studie ermittelt, die    zes gestärkt werden“, sagt Prof. Dr.
sie im Fachmagazin International Jour-       Heiko Becher, Studienleiter und Direktor
nal of Public Health veröffentlicht haben.   des Instituts für Medizinische Biometrie
Als Vergleich wurde eine Studie heran-       und Epidemiologie des UKE.
gezogen, die der UKE-Studienleiter
Prof. Dr. Heiko Becher bereits 1994 mit      Insgesamt waren im Jahr 2012 ein Vier-
den damals aktuellen Zahlen zu diesem        tel der nichtrauchenden Frauen und
Thema durchgeführt hatte. Die Forscher       etwa 40 Prozent der nichtrauchenden
gehen davon aus, dass der Rückgang           Männer Passivrauch ausgesetzt. 1994,
auf den seitdem gestiegenen Schutz der       als in Deutschland zuletzt eine Risiko-
Nichtraucher zurückzuführen ist.             bewertung von Passivrauchen durchge-
                                             führt wurde, waren noch etwa 60 Pro-
Im Jahr 2012 sind rund 47.000 Men-           zent der Männer und 70 Prozent der
schen an Lungenkrebs gestorben. Da-          Frauen      passivrauchexponiert,    das
runter waren etwa 41.000 Raucher und         heißt, sie waren durch den rauchenden
damit rund 6.000 Nichtraucher. Basie-        Partner, am Arbeitsplatz oder in der
rend auf diesen Zahlen haben die Wis-        Freizeit Zigarettenrauch ausgesetzt.
senschaftler errechnet, dass 7,6 Pro-                  UKE-Pressemitteilung, 31.7.17
zent der männlichen und 4,7 Prozent
der weiblichen Lungenkrebstodesfälle
bei den Nichtrauchern auf Passivrauch
zurückzuführen sind.
       Lungenkrebstodesfälle
   durch Passivrauchen innerhalb
   von 20 Jahren mehr als halbiert
„Nach unseren Schätzungen sind pro
Jahr 167 Lungenkrebstodesfälle auf
Passivrauchen zurückzuführen. Diese
Zahl ist im Vergleich zum Jahr 1994
Seite 14                                                      WISSENSCHAFT
   Vor allem junge Menschen und Frauen profitieren
         vom gesetzlichen Nichtraucherschutz
Die seit 2007 eingeführten Rauchver-       sogar an, dass sich ihr Gesundheitszu-
bote in Gaststätten und öffentlichen Ge-   stand verschlechtert hätte. „Vermutlich
bäuden haben dazu geführt, dass sich       führte der zeitweilige Nikotinentzug bei
die Gesundheit von Nichtrauchern und       ihnen zu Stress, der sich auf das Ge-
Nichtraucherinnen in Deutschland ver-      sundheitsempfinden auswirkte“, sagt
bessert hat. Dies belegt eine Studie auf   Christoph Wunder von der Martin-Lu-
Basis der für Deutschland repräsentati-    ther-Universität Halle-Wittenberg, Co-
ven Daten des Sozio-oekonomischen          Autor der Studie.
Panels (SOEP) im DIW Berlin, die Öko-
nomen der Friedrich-Alexander Univer-      Je älter die Menschen sind, desto weni-
sität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der      ger scheint ihre Gesundheit vom Rauch-
Martin-Luther-Universität Halle-Witten-    verbot zu profitieren. Bei Männern und
berg erstellt haben. Die Studie wurde      Frauen ab 50 Jahren hatte das Rauch-
kürzlich in der renommierten Fachzeit-     verbot tendenziell keinen Effekt auf die
schrift „Health Economics“ veröffent-      Gesundheit. Insgesamt betrachtet wa-
licht.                                     ren die positiven Effekte der Rauchver-
                                           bote auf die Gesundheit bei den
Die SOEP-Daten zeigen, dass sich           Frauen stärker ausgeprägt als bei
durch das Rauchverbot vor allem die        den Männern.
Gesundheit der Passivraucherinnen
und -raucher – also derjenigen Men-        Die 2007 eingeführten Rauchverbote
schen, die mit mindestens einem Rau-       gelten – in unterschiedlicher Ausgestal-
cher oder einer Raucherin in einem         tung – seit 2008 in allen Bundesländern
Haushalt leben – signifikant verbessert    in öffentlichen Gebäuden, Gaststätten,
hat.                                       Discotheken und Kneipen. Um heraus-
                                           zufinden, wie sich das Rauchverbot auf
„Vor allem junge Nichtraucherinnen         die Gesundheit der Menschen hierzu-
und Nichtraucher unter 30 Jahren           lande ausgewirkt hat, hatten die Ökono-
schätzen ihre Gesundheit seit Ein-         men die Angaben von 28.000 Men-
führung der Rauchverbote positiver         schen analysiert, die kurz vor und kurz
ein als zuvor“, sagt Daniel Kühnle von     nach Einführung des Rauchverbots im
der Friedrich-Alexander-Universität Er-    Rahmen der Langzeitstudie SOEP be-
langen-Nürnberg, einer der beiden Au-      fragt worden waren. Die Befragten hat-
toren. Der vermutliche Grund: Junge        ten unter anderem auf einer 5-Punkte-
Männer und Frauen gehen viel aus und       Skala angegeben, wie sie ihre Gesund-
tun das seit Einführung des Rauchver-      heit selbst einschätzten. Die Antworten
bots vorwiegend in rauchfreien Clubs.      auf diese Frage dienten den Forschern
Bei jungen Menschen, die rauchten,         als Indikator für den Gesundheitszu-
zeigten sich hingegen nach der Einfüh-     stand der Befragten.
rung des Rauchverbots keine positiven                      Martin-Luther-Universität
Gesundheitseffekte. Die rauchenden                                 Halle-Wittenberg,
jungen Männer gaben im Durchschnitt                       Pressemitteilung, 30.5.17
INTERNATIONAL                                                               Seite 15
Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2017
Alle zwei Jahre erstellt die WHO einen Bericht über die Entwicklung und den Stand
der Maßnahmen, die zum Ziel haben, heutige und zukünftige Generationen vor den
verheerenden gesundheitlichen, sozialen und die Umwelt betreffenden Folgen des
Tabakkonsums und des Passivrauchens zu schützen. Die Maßnahmen sind im
Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation über die Bekämpfung
des Tabakkonsums (Framework Convention on Tobacco Control, WHO-FCTC)
festgehalten. Das Tabakrahmenübereinkommen trat am 27. Februar 2005 in Kraft
und ist von 168 Vertragsparteien unterschrieben worden, darunter Deutschland
und Europäische Union. Aufgrund der Ratifizierung und anderer Formen der Ak-
zeptanz oder Bestätigung ohne Unterzeichnung ist es für 179 Parteien rechtlich
bindend.

 Der Bericht der WHO hat den Titel "WHO report on the global tobacco epidemic,
 2017: Monitoring tobacco use and prevention policies" (WHO-Bericht über die
 globale Tabak-Epidemie, 2017: Beobachtung des Tabakkonsums und Präven-
 tionsmaßnahmen). In dem Bericht wird das Akronym MPOWER verwendet, das
 sich aus den Anfangsbuchstaben folgender Maßnahmen zusammensetzt:
 Monitor tobacco use and prevention policies
 Protect people from tobacco smoke
 Offer help to quit tobacco use
 Warn about the dangers of tobacco
 Enforce bans on tobacco advertising, promotion and sponsorship
 Raise taxes on tobacco
 •   Beobachtung des Tabakkonsums und Präventionsmaßnahmen
 •   Schutz der Menschen vor Tabakrauch
 •   Hilfsangebote zur Beendigung des Tabakkonsums
 •   Warnungen vor den Gefahren des Tabaks
 •   Verbot der Werbung, der Förderung und des Sponsorings von Tabak
 •   Erhöhung der Tabaksteuern
 Nachfolgend die Übersetzung des WHO-Berichts durch Volkmar Fiedrich.

Bei der Eindämmung des Tabakkon-            MPOWER-Maßnahme mit höchstem
sums sind global bemerkenswerte Fort-       Erfüllungsgrad eingeführt (darin sind
schritte erzielt worden, seit vor zehn      Beobachtung und Massenmedien-Kam-
Jahren MPOWER als unterstützendes           pagnen nicht eingeschlossen, sie wer-
Instrument für die Umsetzung des Rah-       den getrennt bewertet).
menübereinkommens der Weltgesund-
heitsorganisation zur Eindämmung des        Der Gesamtfortschritt hat sich stetig ent-
Tabakkonsums (WHO FCTC) einge-              wickelt. Alle zwei Jahre erreichten rund
führt wurde. Fast zwei Drittel der Länder   15 weitere Länder bei mindestens einer
(121 von 194) mit 63% der Weltbevölke-      Maßnahme einen optimalen Stand. In-
rung haben nun mindestens eine              folgedessen sind mittlerweile auf 
Seite 16                                                     INTERNATIONAL
nationaler Ebene rund 4,7 Milliarden        Schutz auf optimalem Niveau hatten, ist
Menschen von mindestens einer opti-         das eine bedeutende Zunahme. Das
malen Strategie-Maßnahme betroffen.         zeigt was erreicht werden kann, wenn
Im Vergleich zu den 42 Ländern mit          Regierungen und Zivilgesellschaft der
rund 1 Milliarde Menschen (15% der          Eindämmung des Tabakkonsums eine
Weltbevölkerung), die im Jahre 2007         hohe Priorität beimessen.
     Die Beobachtung der Eindämmung des Tabakkonsums ist wichtig
                und erfordert weiterhin Aufmerksamkeit
Die Beobachtung des Tabakkonsums            Erwachsene als auch für Jugendliche.
und die Präventionsstrategien, die den
Schwerpunkt dieses sechsten WHO-            Im Vergleich zu 2007, als nur ungefähr
Berichts über die globale Tabakepide-       eins von vier Ländern den Tabakkon-
mie bilden, werden von den Ländern          sum mit der empfohlenen Aufmerksam-
weder ausreichend priorisiert noch an-      keit beobachtete, bedeutet dies eine
gemessen finanziert. Als Grundlage für      Verbesserung. Jedoch ist seit 2014 die
die Entwicklung und Einführung einer        Zahl der Länder mit Beobachtung auf
wirksamen Strategie zur Eindämmung          optimalem Stand von 77 auf 76 gesun-
des Tabakkonsums ist die Beobachtung        ken. Das liegt vor allem daran, dass die
ein wesentlicher Bestandteil des WHO        früher durchgeführten Umfragen nicht
FCTC. Doch ab dem Jahr 2016 hatte           weiter über die empfohlenen 5-Jahres-
nur etwa ein Drittel der Länder mit ins-    Zeiträume fortgesetzt wurden. 35 Län-
gesamt 2,9 Milliarden Menschen ein          der (die meisten davon mit niedrigem o-
umfassendes Beobachtungssystem auf          der mittlerem Einkommen) haben inef-
höchstem Niveau. Ein umfassendes Ni-        fektive Beobachtungssysteme für den
veau erfordert aktuelle, repräsentative     Tabakkonsum oder führen überhaupt
und periodische Erhebungen sowohl für       keine Erhebungen durch.
  Die Zahl der durch mindestens zwei MPOWER-Maßnahmen geschützten
       Menschen ist im Vergleich zum Jahr 2007 siebenmal so groß
In mehr als einem Drittel der Länder (71)   mit höchstem Erfüllungsgrad.) Seit dem
gibt es mindestens zwei MPOWER-             Jahr 2012 ist die Türkei das einzige
Maßnahmen mit höchstem Erfüllungs-          Land, in dem alle MPOWER-Maß-
grad. Sie schützen insgesamt 3,2 Milli-     nahmen auf höchstem Erfüllungsgrad
arden Menschen (43% der Weltbevölke-        wirksam sind.
rung), im Vergleich zu 2007 fast sieben-
mal so viele. In acht Ländern (Brasilien,   In den zwei Jahren seit 2015, als der
Islamische Republik Iran, Irland, Mada-     WHO-Bericht über die globale Tabak-
gaskar, Malta, Panama, Türkei, Groß-        Epidemie veröffentlicht wurde, gab es
britannien und Nordirland), darunter fünf   global einen bemerkenswerten Fort-
Länder mit niedrigem und mittlerem Ein-     schritt bei der Eindämmung des Tabak-
kommen, gibt es mindestens vier             konsums. Weitere 2,3 Milliarden Men-
MPOWER-Maßnahmen mit höchstem               schen in 42 Ländern wurden durch min-
Erfüllungsgrad. (Dagegen hatte im Jahr      destens eine neue oder intensivierte
2007 noch kein Land vier Maßnahmen          Maßnahme mit höchstem Erfüllungs- 
INTERNATIONAL                                                            Seite 17
grad geschützt. Unter diesen 42 Län-      eingeführt). 10 Länder (mit insgesamt
dern sind 19 mit insgesamt 1,9 Milliar-   1,4 Milliarden Menschen) haben zwei
den Menschen und niedrigem und mitt-      neue oder intensivierte und 16 Länder
lerem Einkommen (Senegal, ein Land        (mit insgesamt 1,8 Milliarden Men-
mit niedrigem Einkommen, hat seit 2014    schen) erstmalig eine umfassende
drei Maßnahmen mit optimaler Strategie    MPOWER-Maßnahme eingeführt.
                     Neue Länder führen Maßnahmen ein
Seit dem letzten Bericht wurde jede der MPOWER-Maßnahmen (ohne Berücksich-
tigung der Bobachtung des Tabakkonsums und der Präventionsstrategien) in wei-
teren Ländern neu mit Praktizierung einer optimalen Eindämmung des Tabakkon-
sums übernommen.
 Sechs Länder (Afghanistan, Kambod-      Dazu gehören u. a. Bangladesch und In-
scha, El Salvador, Volksdemokratische     dien sowie 23 Länder in der Europäi-
Republik Laos, Rumänien und Uganda)       schen Union. Letztere übernahmen die
haben neue Gesetze verabschiedet, die     Vorschrift über Warnhinweise in ihre na-
alle öffentlichen Innenräume und Ar-      tionalen Gesetze.
beitsplätze vollständig rauchfrei ma-
                                           Sieben Länder vorwiegend mit niedri-
chen. (Ein Land, Saudi-Arabien, ließ
                                          gem oder mittlerem Einkommen (Afgha-
ausgewiesene Raucherzimmer in Trink-
                                          nistan, Kuwait, Nigeria, Katar, Republik
und Speise-Einrichtungen zu und fiel
                                          Moldau, Senegal und Uganda) führten
damit aus der Ländergruppe mit höchs-
                                          ein umfassendes Verbot von Werbung,
tem Erfüllungsgrad heraus, so dass die
                                          Förderung und Sponsern mit Bezug auf
Zahl der Länder in dieser Gruppe nur
                                          Tabakkonsum ein, das auch für die Ein-
auf fünf zunahm.)
                                          zelhandels-Läden gilt.
 Sechs Länder (El Salvador, Estland,
                                           Drei Länder (Argentinien, Österreich
Indien, Jamaika, Luxemburg und Sene-
                                          und Malta) hoben die Tabaksteuern neu
gal) verbesserten sich mit ihren Ange-
                                          an, so dass sie mindestens 75% des
boten zur Tabakentwöhnung auf das
                                          Verkaufspreises ausmachen. Da jedoch
optimale Niveau.
                                          fünf Länder die hohen Steuern mit
 Vierunddreißig Ländern mit insgesamt    höchster Zielerfüllung nicht beibehalten
2 Milliarden Menschen führten große       haben, hat sich die Zahl der Länder mit
Schockbilder auf Tabakpackungen ein.      Steuern auf angemessener Höhe um
                                          zwei verringert.
Deutliche Fortschritte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen
Wie in den vergangenen Jahren gab es      haben seit 2014 mindestens eine opti-
in den Ländern mit niedrigem und mitt-    male MPOWER-Maßnahmen einge-
lerem Einkommen erhebliche weitere        führt.
Fortschritte. Zehn Länder mit niedrigem
und mittlerem Einkommen, die bisher       Allerdings ließen zwischen 2014 und
keine umfassende Strategie zur Ein-       2016 zwei Länder ihre einzige Maß-
dämmung des Tabakkonsums hatten,          nahme wieder fallen. Im Endeffekt 
Seite 18                                                     INTERNATIONAL
wurde für weitere 1,6 Milliarden Men-       dern lebende Menschen – gilt mittler-
schen in Ländern mit geringem und mitt-     weile    mindestens    eine   optimale
lerem Einkommen mindestens eine op-         MPOWER-Maßnahme. Einer von vier
timale MPOWER-Maßnahme wirksam.             Menschen in Ländern mit niedrigem und
Für etwa 3,7 Milliarden Menschen in         mittlerem Einkommen profitieren nun
Ländern mit niedrigem und mittlerem         erstmals    von     einer   optimalen
Einkommen – 59% aller in solchen Län-       MPOWER-Maßnahme.
Einige Länder müssen ihre erste MPOWER-Maßnahme erst noch einführen
Alle Länder sind in der Lage, wirkungs-     als bei anderen. Zum Beispiel geht es in
volle Strategien zur Eindämmung des         den meisten Ländern mit der Einführung
Tabakkonsums einzuführen und damit          eines kompletten Verbots von Werbung,
ihre Bevölkerung vor Tabakkonsum und        Förderung und Promotion mit Bezug auf
Sekundärrauch sowie den dadurch ver-        Tabakkonsum sowie der Erhöhung der
ursachten Krankheiten Behinderungen         Tabaksteuer auf eine ausreichende
und Tod zu schützen. Obwohl die Ein-        Höhe zu langsam voran.
führung umfassender Strategien zur
Eindämmung des Tabakkonsums seit            In allen Ländern besteht dringender
2007 kontinuierlich fortgeschritten ist,    Handlungsbedarf, um ihre Menschen
gibt es noch viel zu tun. 57 Länder müs-    mit evidenzbasierten Strategien zur Ein-
sen erst noch ihre erste MPOWER-            dämmung des Tabakkonsums auf dem
Maßnahme mit höchstem Erfüllungs-           umfassendsten Niveau effektiver zu
grad (einschließlich Beobachtung und        schützen. Dies trägt dazu bei, dass die
Massenmedien-Kampagnen) einführen.          Länder ihre grundlegende Verantwor-
Außerdem ist das Tempo des Fort-            tung für die Verbesserung der Gesund-
schritts bei der Einführung im Fall eini-   heit und die Erhaltung des Lebens der
ger MPOWER-Maßnahmen langsamer              Menschen erfüllen.
           Die englische Fassung des WHO-Berichts ist einzusehen unter
                 http://www.who.int/tobacco/global_report/2017/en/.
STATISTIK                                                                  Seite 19
        Höherer Zigarettenabsatz im 2. Quartal 2017
                aus technischen Gründen
Tabak-            Versteuerte Veränderung             Versteuerte Veränderung
erzeugnis       Verkaufswerte zum Vorjahr                Mengen zum Vorjahr
Zigaretten       5.425,5 Mill. €         14,6%    19.127,4 Mill. St.         10,9%
Zigarren und       163,0 Mill. €
                                          6,7%       708,3 Mill. St.          9,8%
Zigarillos
Feinschnitt        890,7 Mill. €         –6,4%     6.112,3 Tonnen            –4,8%
Pfeifentabak        85,1 Mill. €         26,7%       852,2 Tonnen            34,3%
Insgesamt        6.564,2 Mill. €         11,1%
Steuerwerte      3.611,9 Mill. €          9,9%

Wie zu erwarten hat die Vorproduktion von Zigarettenpackungen vor Einführung
von „Schockbildern“ am 20. Mai 2016 dazu geführt, dass der Nettobezug von Ta-
baksteuermarken im zweiten Quartal 2017 im Vergleich zum selben Vorjahreszeit-
raum prozentual deutlich zugenommen hat. Grund dafür ist die sehr niedrige Aus-
gangsbasis. Im 2. Quartal 2016 hatten die Zigarettenhersteller 12,1% weniger
Steuermarken für Zigaretten bezogen als im selben Vorjahreszeitraum – und das,
obwohl gut die Hälfte des 2. Quartals 2016 noch genutzt werden konnte, um Pa-
ckungen ohne Schockbilder zu produzieren, die dann ein Jahr lang verkauft werden
durften.

Auf das gesamte 1. Halbjahr 2017 bezogen sieht die Statistik folgendermaßen aus:

                Tabakverkauf im 1. Halbjahr 2017
Tabak-            Versteuerte Veränderung             Versteuerte Veränderung
erzeugnis       Verkaufswerte zum Vorjahr                Mengen zum Vorjahr
Zigaretten      10.428,7 Mill. €          3,7%    37.192,0 Mill. St.          0,8%
Zigarren und       328,7 Mill. €
                                         –5,1%     1.418,5 Mill. St.         –9,2%
Zigarillos
Feinschnitt      1.816,5 Mill. €       –12,1% 12.469,9 Tonnen              –11,0%
Pfeifentabak       179,9 Mill. €         50,2%     1.590,4 Tonnen            34,0%
Insgesamt       12.753,8 Mill. €          1,3%
Steuerwerte      7.049,0 Mill. €          0,2%

Auch für die Halbjahreszahlen gilt, dass sie noch von der Schockbilder-Regelung
geprägt sind und sich deshalb nicht für einen wirklich tragfähigen Vergleich eignen.
Seite 20                                                    TABAKINDUSTRIE
              Philip Morris wollte gute Presse –
            doch der Schuss ging nach hinten los
Der Tabakkonzern Philip Morris Interna-     Gleichzeitig kündigten ASH und Un-
tional (PMI) wollte sein Image verbes-      fairtobacco einen „Thunderclap“ (Don-
sern und bat deshalb das staatlich finan-   nerschlag) für den 17. Mai an. Unter
zierte Danish Institute for Human Rights    dem Hashtag #QuitPMI sollten dann
(DIHR – Dänisches Institut für Men-         zahlreiche Organisationen und Men-
schenrechte) um einen Bericht darüber,      schen auf Twitter, Facebook und Tumblr
wie gut sich Philip Morris weltweit um      gleichzeitig einen Stopp der Zusam-
die Menschenrechte kümmert und was          menarbeit fordern.
der Konzern besser machen kann.
                                            Einen Tag später verkündete das DIHR
Am Anfang lief für den Tabakkonzern al-     das Ende der Zusammenarbeit mit Phi-
les nach Plan. Das DIHR stimmte einer       lip Morris. Zu diesem Zeitpunkt waren
Kooperation zu, jedoch nicht kostenlos.     weder das Schreiben noch der Aufruf
Für 90.000 Euro setzten sich Mitarbeiter    zum „Thunderclap“ veröffentlicht. Doch
des Instituts mit den Mitarbeitern von      der Abbruch der Zusammenarbeit
Philip Morris zu einem Workshop zu-         reichte nicht. Das DIHR sollte seine Hal-
sammen und führten mehrere Inter-           tung gegenüber der Tabakindustrie
views.                                      deutlicher machen, „weil das erste
                                            Statement eher vage gehalten war“,
Ein paar Wochen lang geschah nichts,        schrieben ASH und Unfairtobacco in ei-
bis Ende Januar 2017 eine deutsche          ner Zusammenfassung der Ereignisse,
Anti-Tabak-Aktivistin auf die Zusam-        die sie dem US-Medienunternehmen
menarbeit aufmerksam wurde. Sie infor-      BuzzFeed schickten.
mierte die deutsche Organisation Un-
                                              Tabakproduktion und -werbung
fairtobacco, die wiederum andere Orga-
                                            keine menschenwürdigen Geschäfte
nisationen wie die Action on Smoking
and Health (ASH), die älteste Anti-Ta-      Und tatsächlich änderte das DIHR sein
bak-Organisation der USA, ins Boot          Statement eine Woche später. Jetzt for-
holte. Gemeinsam baten sie die däni-        derten die Menschenrechtler, dass Phi-
sche Krebsgesellschaft, die DIHR vor        lip Morris die Produktion und das Mar-
Ort anzusprechen.                           keting von Tabakprodukten "sofort ein-
                                            stellen" solle, da Tabak "extrem schäd-
Einen Monat lang versuchten die däni-       lich für die menschliche Gesundheit ist
schen Krebsexperten das DIHR zu be-         und es keine Zweifel gibt, dass die Pro-
wegen, die Kooperation mit PMI zu be-       duktion und der Vertrieb von Tabak
enden. Später schalteten sich auch          nicht mit dem Menschenrecht auf Ge-
noch internationale Kollegen ein. Nach      sundheit vereinbar sind." Wenn der Ta-
einer gemeinsamen Beratung schlugen         bakkonzern die Regeln der Vereinten
sie am 3. Mai zu. Sie formulierten ein      Nationen für menschenwürdige Ge-
Schreiben an das DIHR, das von gut          schäfte einhalten wolle, dürfe er keinen
zwei Dutzend Organisationen aus der         Tabak mehr produzieren oder bewer-
ganzen Welt unterschrieben wurde.           ben.         www.buzzfeed.com, 22.5.17
LEITLINIEN                                                                   Seite 21
 Leitlinienwatch: S3-Tabakleitlinie hat deutliche Mängel
Das Transparenzportal für medizinische Behandlungsleitlinien „Leitlinienwatch“ be-
wertet medizinische Behandlungsleitlinien auf ihre Unabhängigkeit von der Phar-
maindustrie. Das Punktesystem belohnt Maßnahmen, mit denen der Einfluss von
Interessenkonflikten reduziert wird. Leitlinienwatch wird von Mezis (Initiative unbe-
stechlicher Ärztinnen und Ärzte MEZIS e. V. „Mein Essen zahl ich selbst“), Neuro-
logyFirst (Initiative deutscher Neurologen für Pharma-unabhängige Kongresse und
Leitlinien) und Transparency Deutschland getragen.

Auch die S3-Tabakleitlinie („Schädlicher und abhängiger Tabakgebrauch: Scree-
ning, Diagnostik und Behandlung“), an der auch die NID mitgearbeitet hatte, wurde
bewertet. Und wie schon NID-Vizepräsident Ernst-Günther Krause stellten auch die
Mitarbeiter von Leitlinienwatch etliche Verstöße gegen anerkannte Regeln zum
Umgang mit Interessenkonflikten bei Fachgesellschaften fest. Leitlinienwatch
vergab deshalb nur 9 von 18 Punkten, wobei 0 bis 5 Punkte „Reformbedarf“ be-
deuten, 6 bis 10 Punkte „Achtung!“ und 11 bis 18 Punkte „Gut“.

Die erste Bewertung durch Leitlinien-       Umgang mit Interessenkonflikten ist je-
watch erfolgte am 9. November 2015:         doch intransparent, da diese erst auf
                                            Nachfrage einsehbar sind, so dass die
0 Punkte für Transparenz                    Kriterien 1 bis 3 nicht erfüllt sind. Da in
                                            der Leitlinie Medikamente zur Unterstüt-
0 Punkte für die Zusammensetzung der
                                            zung der Tabakentwöhnung empfohlen
  Leitlinien-Gruppe
                                            werden, ist die unzureichende Offenle-
0 Punkte für die Unabhängigkeit der         gung der Interessenkonflikte besonders
  Vorsitzenden / federführenden Auto-       relevant.
  ren
                                            Die zweite Bewertung durch Leitlinien-
2 Punkte für Enthaltung bei Abstim-
                                            watch erfolgte am 14. Mai 2017 nach
  mungen                                    Offenlegung der „potentiellen Interes-
0 Punkte für die externe Beratung der       senskonflikte der Autoren und Mandats-
  Leitlinie                                 träger in aggregierter Form“:
3 Bonuspunkte für weitere Maßnah-           1 Punkt für Transparenz
  men zur Reduzierung von Interes-
  senkonflikten                             1 Punkt für die Zusammensetzung der
                                              Leitlinien-Gruppe
Zusammen also 5 Punkte!
                                            2 Punkte für die Unabhängigkeit der Vor-
Kommentar von Leitlinienwatch:                sitzenden/federführenden Autoren
Methodisch aufwendige Leitlinie. Positiv    2 Punkte für die Enthaltung bei Abstim-
ist das offenen Ansprechen von Interes-       mungen
senkonflikten in der Konsensusgruppe
und die (partielle) Enthaltungsregel. Der   0 Punkte für die externe Beratung        
Seite 22                                                               LEITLINIEN
  der Leitlinie                              Leitungsgremien betroffen sind. Nach
                                             den gültigen AWMF-Regeln ist die voll-
3 Bonuspunkte für weitere Maßnah-
                                             ständige Offenlegung der Interessen-
  men zur Reduzierung von Interes-
                                             konflikte Voraussetzung für die Auf-
  senkonflikten
                                             nahme der Leitlinie in das AWMF-
Zusammen also 9 Punkte!                      Register.
Kommentar von Leitlinienwatch:
                                             Weitere Verbesserungen können bei
Aufwendige und methodisch hochwer-           der nächsten Bearbeitung der Leitlinie
tige Leitlinie. Der Umgang mit Interes-      umgesetzt werden: separate Interes-
senkonflikten weist nach den nun veröf-      senkonflikt-Erklärungen für die Tabak-
fentlichten Dokumenten erhebliche Lü-        und die Alkohol-Leitlinie, vollständig un-
cken im Hinblick auf die Erfassung auf,      abhängige      Leitungsgremien,      Aus-
während die unabhängige Bewertung            schluss von Mitgliedern mit Beraterver-
der Interessenkonflikte sowie die prakti-    trägen von den Diskussionen zu einzel-
zierten Enthaltungen positiv zu werten       nen Themen und öffentlicher Review
sind. Die kommentarlose Unvollständig-       des Leitlinien-Entwurfs (siehe auch den
keit der nachträglich veröffentlichten In-   aktuellen AWMF-Vorschlag zum Um-
teressenkonflikt-Erklärungen ist nicht       gang mit Interessenkonflikten).
akzeptabel, zumal auch 4 Beteiligte der              www.leitlinienwatch.de, 10.9.17

Nikotinersatzprodukte und ärztliche Unterstützung bei
       der Raucherentwöhnung wenig gefragt
Ralph S. Caraballo und Kollegen vom          Zigaretten pro Tag. In großem Abstand
Nationalen Zentrum für chronische            folgen alle anderen Methoden. 35,3%
Krankheiten, Prävention und Gesund-          stiegen zum Zweck des Rauchstopps
heitsförderung in Atlanta im US-             auf „E-Zigarette“ um, 25,4% wählten
Bundesstaat Georgia nahmen sich die          das Nikotinpflaster oder den Nikotinkau-
Daten einer nationalen repräsentativen       gummi. Mit am wenigsten gefragt waren
Online-Befragung von 15.943 Zigaret-         die Hilfe eines Arztes Arzt oder medizi-
tenrauchern vor. Sie wollten ermitteln, in   nischen Fachpersonals (15,2%) und die
welcher Häufigkeit Methoden zur Rau-         Entwöhnung mit Medikamenten, die von
cherentwöhnung verwendet werden.             der Food and Drug Administration
Das – für Insider nicht überraschende –      (FDA) für diesen Zweck zugelassen
Ergebnis:                                    worden sind (12,2%).
                                                               www.cdc.gov, 13.4.17
74,7% der Befragten verwendeten meh-
rere Beendigungsmethoden während             Kommentar: Mit professioneller Rau-
ihres letzten Rauchstopp-Versuchs.           cherentwöhnung ist weder in den USA
65,3% wählten die Methode, von einem         noch in Deutschland viel Geld zu verdie-
Tag auf den anderen nicht mehr zu rau-       nen. Das gilt erst recht seit der Einfüh-
chen. 62,0% reduzierten die Anzahl der       rung der „E-Zigarette“.               egk
VERMISCHTES                                                                 Seite 23
                                                  Nichtraucher-Info
        Terminkalender                          nur noch halbjährlich
         6./7. Dezember 2017                 Zwischen April 1987 und Dezember
       15. Deutsche Konferenz                1989 hieß die Vereinszeitschrift der
          für Tabakkontrolle                 Nichtraucher-Initiative München e.V.
             in Heidelberg                   (NIM) „Nichtraucher-Info“. 1990 wurde
            06221/423010                    daraus das Mitteilungsorgan der Nicht-
                                             raucher-Initiative Deutschland e.V.
             21. April 2018                  (NID). Die NIM veröffentlichte die Infor-
       Mitgliederversammlung                 mationen für ihre Mitglieder fortan im
      der Nichtraucher-Initiative            beigen Beihefter „NIM-Kurier“, das/die
          Deutschland e.V.                   gelbe „Nichtraucher-Info“ bildete den
              in Würzburg                    Rahmen.
            089/3171212
                                             Mit der vorliegenden Ausgabe endet die
       Weitere aktuelle Termine:             Geschichte der NID-Vereinszeitschrift
            089/3171212                     als Quartalszeitschrift – und das aus
      www.nichtraucherschutz.de              verschiedenen Gründen. Ein Grund ist,
                                             dass sich die NIM am 4. November
                                             2017, vierzig Jahre nach der Gründung,
     Fehler beim 107ten                      auflösen wird. Damit entfallen voraus-
                                             sichtlich mehrere hundert Empfänger,
      Nichtraucher-Info                      so dass die Mindeststückzahl für einen
                                             Versand als Postvertriebsstück nicht
                                             mehr erreicht wird. Mindeststückzahl
                                             deshalb, weil die jährlichen Kosten für
Einigen Lesern ist aufgefallen, dass die     ein Zeitungskennzeichen (10869 für
107. Ausgabe des Nichtraucher-Info           das/die Nichtraucher-Info) knapp 1000
falsch beschriftet war. Statt 107 – III/17   Euro betragen. Hinzu kommt dann noch
stand die Nummer der letzten Ausgabe         das Porto pro Postvertriebsstück (ca. 35
auf der Titelseite: 106 – II/17. So etwas    Cent).
passiert, weil die Vorlage für die nächste
Ausgabe des Nichtraucher-Infos die           Der noch bedeutsamere Grund ist je-
vorhergehende ist. Diese Weiterver-          doch die Tatsache, dass es nicht mehr
wendung hat den Vorteil, dass viele For-     so viel Informationen zum Thema Rau-
matangaben wie z.B. die zur Größe der        chen, Passivrauchen und Nichtraucher-
Seite, der Zahl der Spalten und deren        schutz gibt, die eine Vereinszeitschrift
Breite, der Schriftgröße usw. nicht im-      sinnvoll füllen können. Künftig wird
mer wieder neu gemacht werden müs-           das/die „Nichtraucher-Info“ darum nicht
sen, sondern beim Kopieren der letzten       mehr quartalsweise erscheinen, son-
Datei auf die neue übertragen werden.        dern zweimal im Jahr im Abstand von
Lieber Leser, bitte verzeihen sie den        sechs bis acht Monaten – und dann als
ersten Fehler dieser Art innerhalb von       Büchersendung, verpackt in eine Ver-
fast 30 Jahren.                              sandhülle aus Recyclingpapier.
Seite 24                                                            LETZTE SEITE
                           Adresskorrektur über PREMIUMADRESS

            Impressum                          Inhaltsverzeichnis Seite
      Das Nichtraucher-Info ist ein            GfK-Umfrage zeigt: Bundesbürger mit
          Mitteilungsorgan der                 gegenwärtigem Nichtraucherschutz
        Nichtraucher-Initiative                überwiegend zufrieden               1-12
        Deutschland (NID) e.V.                 Fragestellung                          2
 für Mitglieder von Nichtraucher-Initiativen   Pressemitteilung der NIM             3-9
            und die Öffentlichkeit.            • Weniger Zufriedenheit im
            Der Bezugspreis ist im               Wohnbereich
         Mitgliedsbeitrag enthalten.           • Verschiedene Blickwinkel
     Erscheinungsweise vierteljährlich         • Anteil der Nie-Raucher nimmt zu
     Herausgeber: NID-Vorstand                 • Wiedervereinigung hat Einfluss
       Dr. rer. nat. Thomas Stüven             • Anteil starker Raucher sinkt
     Dipl.-Hdl. Ernst-Günther Krause           • Zufriedenheit und Tageskonsum
          Dr. med. Dietrich Loos
                                               • Bayern, Baden-Württemberg, NRW
               Redaktion:                      • Bayern und restliche Bundesländer
  Ernst-Günther Krause (verantwortlich)        Weitere Diagramme                  10-12
                Anschrift:                     Weniger Menschen an Lungenkrebs
           Carl-von-Linde-Str. 11              infolge Passivrauchens gestorben 13
          85716 Unterschleißheim               Junge Menschen und Frauen
           Telefon: 089/3171212                profitieren vom Nichtraucherschutz 14
             Fax: 089/3174047                  Bericht der WHO 2017               15-18
    E-Mail: nid@nichtraucherschutz.de          Tabakverkauf im 2. Quartal 2017       19
Internet: http://www.nichtraucherschutz.de     Tabakverkauf im 1. Halbjahr 2017 19
                  Konto:                       Philip Morris wollte gute Presse –
  Postbank München – BIC: PBNKDEFF             doch d. Schuss ging nach hinten los 20
  IBAN: DE95 7001 0080 0192 4458 03            Leitlinienwatch: S3-Tabakleitlinie
              Herstellung:                     hat deutliche Mängel               21-22
  Druck und Verlag Zimmermann GmbH             Nikotinersatzprodukte und ärztliche
                                               Unterstützung wenig gefragt           22
    Ein Teil des Nichtraucher-Infos            Fehler im 107ten NR-Info              23
        erscheint mit Beihefter                NR-Info nur noch halbjährlich         23
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