Auf dem Teller statt im Müll - benedu
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BÖNIGEN/INTERLAKEN 15. FEBRUAR 2018 Auf dem Teller statt im Müll Kaspar Hösli aus Brienz hat eine Kiste Gemüse vor dem Abfall gerettet. In der Schule Bönigen haben Achtklässler daraus ein leckeres Mittagessen gekocht. Das Treffen stand im Zeichen eines grösseren Projektes. von Nils Sager Aus gerettetem Gemüse und vorrätigen Produkten bereitete die achte Klasse der Schule Bönigen ein leckeres Mittagessen. Fotos: Nils Sager 94 Kilogramm Nahrung wirft jeder Schweizer im Jahr weg. Das hat das Bundesamt für Landwirtschaft ermittelt. «Es ist doch einfach wahnsinnig, dass wir ein Drittel von unserem Essen in die Mülltonne schmeissen. Und zwar Essen, das noch total gut wäre», sagt Kaspar Hösli. Der 27- Jährige aus Brienz steht vor einer Kiste Gemüse, die er vor dem Abfalltod gerettet hat. Karotten, Lauch, Zwiebeln, Federkohl, Pastinaken, Kartoffeln liegen darin. Alles Lebensmittel, die nicht schön genug sind für den Verkauf im Handel. Sie wären auf dem Feld vergammelt, wenn nicht die Berner Organisation «Bio für Jede» sie bei lokalen Landwirten eingesammelt hätte. Kaspar Hösli hat eine solche Kiste mit in die Schule Bönigen gebracht.
Kaspar Hösli brachte eine Kiste Gemüse, das auf dem Feld vergammelt wäre, wenn nicht die Berner Organisation «Bio für Jede» sie bei lokalen Landwirten eingesammelt hätte. Food Waste im Unterricht Hauswirtschaftsunterricht in der achten Klasse. Lehrerin Christina Schwerzmann hat das Thema «Food Waste» mit ihren Schülerinnen und Schülern schon behandelt. «Das gehört auf jeden Fall in den Lehrplan», sagt sie. Im Unterricht hat sie den Film «Essen im Eimer» gezeigt. Dieser zeigt die immense Verschwendung von Nahrung. Ausserdem sprach Schwerzmann mit ihren Schülerinnen und Schülern über Lebensmittelproduktion und verschiedene Gütesiegel. «Wir wollen die Jugendlichen als Konsumenten sensibilisieren», sagt die Hauswirtschaftslehrerin. Die bewusste Wahl sei das Ziel. Damit es nicht immer nur Fertigpizza gibt. Die Sensibilisierung klappe gut, die Herausforderung sei die Umsetzung, so Schwerzmann. Wir wollen die Jugendlichen als Konsumenten sensibilisieren Christina Schwerzmann Hauswirtschaftslehrerin «Food Waste gehört auf jeden Fall in den Lehrplan», sagt Hauswirtschaftslehrerin Christina Schwerzmann.
Darum kam Kaspar Hösli mit seiner Gemüsekiste. Die Schüler der achten Klasse in Bönigen durften daraus ein Mittagessen zubereiten. Weitere Zutaten waren vorrätige Nahrungsmitteln mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum. Das Menü war vor allem eine kreative Herausforderung, sagt Schwerzmann. In drei Gruppen machten sich die Schülerinnen und Schüler ans Kochen. Dominik, Max, Kaspar und Luc (vlnr) betrachten das Ofengemüse, das sie zubereitet haben. Spass am Kochen Herausgekommen sind gebackenes oder gekochtes Gemüse, Reis, eine Lauch-Speck-Pfanne sowie eine Süssmostcreme und Blätterteigkekse zum Dessert. «Wir haben einfach ausgewählt, was wir gerne haben», sagen Max, Luc und Dominik. Die drei 14-Jährigen haben Spass am Kochen. Und auch das Thema «Food Waste» hat einen Nachhall hinterlassen. «Wir haben früher auch mal Reste weggeworfen, die man noch hätte essen können», sagen sie. Jetzt wollen sie zusehen, Reste richtig aufzubewahren, weniger auf den Teller zu schöpfen und Nahrungsmittel über dem Mindesthaltbarkeitsdatum erst zu probieren, bevor sie im Abfall landen. Auch Sara (14) und Robyn (15) wollen im Alltag mehr auf «Food Waste» achten. «Dass man am meisten zu Hause wegschmeisst, hat uns überrascht», sagen sie. 37 Prozent des gesamten Verlusts an essbarer Nahrung passiert beim Konsumenten. Weil Menschen zu viel einkaufen, kochen oder nicht richtig aufbewahren. Dass die Karotten und Kartoffeln aus Kaspar Höslis Gemüsekiste nicht mehr so schön aussehen, macht den beiden Mädchen nichts aus. «Das Gemüse ist ja das gleiche, und es schmeckt gleich gut.»
Das Kochen macht den Jugendlichen sichtlich Spass. «Eine kreative Herausforderung» sei es, sagt Hauswirtschaftslehrerin Christina Schwerzmann. «'Food Waste' ist Verschwendung von Ressourcen. Im schlimmsten Fall sterben Tiere für nichts», sagt Kaspar Hösli. Ihm liegt das Thema sehr am Herzen. Im Rahmen seines Studiums Soziale Arbeit hat er mit einem Studienkollegen den Anlass in Interlaken initiiert, der sich dem Thema widmet. Eine Handvoll der Schüler aus Bönigen übernehmen dabei eine zentrale Rolle. Vielfältiger Anlass Sie werden am 23. Februar für die Besucher des Anlasses kochen. Und zwar eine Suppe aus geniessbarem Gemüse, das sonst im Abfall gelandet wäre. Des Weiteren wird der Film «Essen im Eimer» laufen, Organisationen zum Thema werden sich präsentieren, und die offizielle Plakatkampagne des Bundesamtes für Landwirtschaft ist ausgestellt. «Wir wollen den Leuten das Problem vor Augen führen, für das Thema sensibilisieren und aufzeigen, was man selbst tun kann, um dem entgegenzuwirken», erklärt Hösli. «Manchmal fühlt man sich als Konsument machtlos. Das Ziel ist, dass der Besucher zur Handlung befähigt wird.» Wir suchen Leute, die in der Region zusammen mit dem lokalen Gewerbe Lösungen suchen möchten, die Abfallproduktion zu reduzieren Kaspar Hösli
Kaspar Hösli (27) aus Brienz will mit dem Event «Zusammen gegen Food Waste» auf die Problematik aufmerksam machen und eine Gruppierung finden, die sich dem Thema im Berner Oberland annimmt. Das übergeordnete Ziel ist auch, Menschen zu finden, die sich dem Thema «Food Waste» im Berner Oberland annehmen wollen. «Wir suchen Leute, die in der Region etwas bewegen möchten. Eine Gruppierung, die zusammen mit dem lokalen Gewerbe Lösungen sucht, was man machen könnte, um die Abfallproduktion zu reduzieren», sagt Hösli. Diese Gruppierung soll dem Verein «Vorwärts Beo» angeschlossen werden, der sich für Nachhaltigkeit im Berner Oberland engagiert. Hösli will damit einen Beitrag leisten, dass zukünftig nicht mehr Nahrung im Wert von 500 Franken pro Person und Jahr weggeschmissen wird. Wer sich für «Food Waste» interessiert, kann sogar noch richtig Geld sparen. Zusammen gegen Food Waste Zeitpunkt: 23. Februar, ab 19.00 Uhr. Ort: Blago Bung (ehemals Hotel Touriste), Interlaken. Programm: Essen, Film, Ausstellungen, Musik und Geselligkeit. ARTIKELINFO Artikel Nr. 161821 15.2.2018 – 07.00 Uhr Autor/in: Nils Sager Anzeige Inserieren Abo Kontakt Impressum AGB © 2001 – 2014 Gossweiler Media AG, Medienhaus seit 1907
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