Auf dün nem Eis - Maiden ...

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Titelstory

                                Auf dün
Knapp die Hälfte aller Business Traveller ist                                           im Hotelzimmer – kommen dann noch
                                                                                        Akzeptanzprobleme des weiblichen Ge-
weiblich – ihre Sicherheit oftmals dem Zufall                                           schlechts im Gastland dazu, können Ge-
überlassen. Planen statt pokern: Was zu tun ist,                                        schäftsreisen ziemlich anstrengend wer-
um Frauen auf Reisen besser zu schützen                                                 den oder im schlimmsten Fall nicht
                                                                                        durchführbar. Frauen wie Petra Sprenger
                                                                                        können ein Lied davon singen – die Be-

S
        icherheit auf Geschäftsreisen ist   chen Kollegen. Vor allem, wenn sie allei-   lastungsproben, denen die Architektin
        kein Genderthema – sie ist für      ne unterwegs sind, sehen sie sich mit       bei ihren Projekten in Libyen, Russland
        Männer und Frauen gleicherma-       Gefahren konfrontiert, die – immer ab-      oder Usbekistan ausgesetzt war, haben
ßen wichtig und muss die Grundvoraus-       hängig von Reiseland und Tageszeit –        das Zeug zum Thriller (siehe Seite 24).
setzung dafür sein, dass Menschen für       unangenehm bis lebensgefährlich sein
ihren Arbeitgeber um den Globus jetten.     können. Plumpe Anmache im Restau-           Immer mehr Frauen im Business
Trotzdem sind Frauen mehr bzw. ande-        rant, Spießrutenlauf im nächtlichen         Nun ist nicht jede Frau in Kriegs- oder
ren Risiken ausgesetzt als ihre männli-     Bahnhof oder ein unerwünschter Gast         Krisengebieten unterwegs, trotzdem

16   Business Traveller 1/2018                                                                           www.businesstraveller.de
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/ Frauen auf Geschäftsreise
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nem Eis             wächst nicht nur die Zahl weiblicher        ment haben knapp 30 Prozent der von         Der Arbeitgeber hat
                    Business Traveller, sondern auch deren      Business-Frauen bereisten Länder ein        die Bringschuld
                    Radius seit Jahren stetig an. Der Grund:    extremes, hohes oder mittleres Reiserisi-   „Viele große Unternehmen wie Siemens,
                    Immer mehr Frauen besetzen heute ge-        ko (siehe Travel Risk Map, Seite 23). Der   Bayer oder BASF haben firmeninterne
                    hobene Positionen in Unternehmen, die       Anteil der Frauen, die Länder mit extre-    Länderportale, über die sich reisende
                    mit intensiver Reisetätigkeit verbunden     mem oder hohem Risiko bereisen, stieg       Frauen informieren können“, weiß Risk
                    sind. Laut aktueller VDR-Geschäftsreise-    zuletzt um 24 Prozent.                      Manager Oliver Hirt von Litehouse
                    analyse liegt der Anteil weiblicher Busi-       Unternehmen sollten diesem Um-          Consulting. Spätestens wenn Mitarbei-
                    ness Traveller in Deutschland derzeit bei   stand Rechnung tragen, indem sie ihre       terinnen in Hochrisikoländer reisten,
                    über 38 Prozent, weltweit sind es bereits   Mitarbeiterinnen bestmöglich auf ihre       reiche dies aber nicht mehr aus: „Dann
                    rund 45 Prozent, weiß Aurore Chatard,       Reisen vorbereiten, fordert Aurore Cha-     dreht sich die Holschuld der Frauen in
                    Regional Security Manager bei Interna-      tard. Umfassende Informationen zum          die Bringschuld des Arbeitgebers um,
Fotos: iStock (6)

                    tional SOS. Laut aktuellen Zahlen des       Zielort, zu Kultur und Sprache, aber auch   das heißt, der Arbeitgeber muss nach
                    weltweit führenden Dienstleisters für       zum Reiseverlauf müssten im Vorfeld         Paragraf 1–7 Arbeitsschutzgesetz eine
                    Sicherheits- und Gesundheitsmanage-         vom Arbeitgeber bereitgestellt werden.      Gefährdungsanalyse mit der reisenden

                    www.businesstraveller.de                                                                    Business Traveller 1/2018     17
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Mitarbeiterin persönlich machen, durch      Direkt an reisende Frauen richten sich
eine Fachkraft für Arbeitssicherheit die    Online-Kurse von Maiden Voyage zum
Risiken dokumentieren und außerdem          Thema Sicherheit, mit denen sich Frau
darstellen, welche Maßnahmen er er-         vorbereiten kann – ein Service (nicht nur)
greift, um die Risiken zu minimieren.“      für Selbstständige oder Freiberuflerinnen.
Die Realität sehe leider anders aus,
kaum ein Unternehmen verfahre – oft-        Selbst ist die Frau
mals aus Unwissenheit –, wie der Ge-        Eigeninitiative sei unverzichtbar, auch
setzgeber es vorgibt. So überrascht es      wenn man Unterstützung vom Arbeit-
nicht, dass sich gemäß einer aktuellen      geber bekomme. International SOS rät
Studie des Frauennetzwerks Maiden           Frauen daher, sich „generalstabsmäßig
Voyage beinahe 80 Prozent weiblicher        vorzubereiten“, Reiseroute und Verbin-
Business Traveller schlecht vorbereitet     dungen zu kennen, schon vor der Abrei-
fühlen, wenn sie auf Reisen gehen, bzw.     se Kontakt zu Kollegen vor Ort aufzu-
um ihre Sicherheit besorgt sind.            nehmen und Kolleginnen, die dieselbe
    „Frauen müssen sich auf den Rück-       Reise schon einmal angetreten haben,
halt ihres Arbeitgebers verlassen kön-      nach Tipps zu fragen.
nen“, sagt auch Carolyn Pearson. Die bri-        Auch die Ankunft am Zielort (mög-
tische Unternehmerin, die 2008 das          lichst bei Tageslicht) und der Transport
Internetportal Maiden Voyage gründete,      zum Hotel lassen sich vororganisieren –         Risk Manager Oliver Hirt winkt ab:
um weiblichen Business Travellern die       am besten von der Reisestelle des Arbeit-       „Gerade die jüngeren Frauen sind sich
Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen     gebers, von Kollegen oder vom Kunden            oftmals nicht bewusst, dass sie einen
und gegenseitig zu unterstützen, bietet     vor Ort. Ein fest gebuchter Abholservice        höheren Risikofaktor haben als Män-
heute auch Mitgliedschaften für „verant-    oder (je nach Land) ein offizielles Taxi sei-   ner.“ Sie entstammten einer Generation,
wortungsvolle Unternehmen“, die sie in      en dem öffentlichen Nahverkehr immer            „die selbstbewusst ist, im Job ihren
Sicherheitsfragen berät. Wie auch Inter-    vorzuziehen. In London, Dubai oder              Mann steht und glaubt, sie könne ande-
national SOS schult Maiden Voyage die       Moskau stehen außerdem eigene Ladies-           ren durchaus klarmachen, was sie will
Mitarbeiterinnen ihrer Firmenkunden in      Taxis zu Verfügung, die ausschließlich von      oder nicht!“ Hirt: „Dem ist aber nicht so,
allen Bereichen der Geschäftsreise: Loka-   Frauen gesteuert werden – sichere und           die Zahlen sprechen eine andere Spra-
le Gesetze, kulturelle Besonderheiten,      entspannte Fahrt garantiert.                    che.“ Laut Maiden Voyage wurden
Ankunft und Transport, Hotelaufenthalt,          Einen Wagen mit Unbekannten zu             51,2 Prozent aller Business Travellerin-
Deeskalation von Konflikten und Selbst-     teilen ist ebenso tabu wie sich vom             nen bereits Opfer von sexueller Belästi-
verteidigung gehören zu den Kernpunk-       Fahrer aushorchen zu lassen – Grundre-          gung, 23 Prozent Opfer eines Hand­
ten der angeleiteten Trainingseinheiten.    geln, die Frauen per se befolgen, oder?         taschenraubs und 46 Prozent Opfer
                                                                                            „anderer Vorfälle“ wie K.-o.-Tropfen.

                                                                                            Wissen gibt Sicherheit
                                                                                            „Es ist wichtig, dass die reisenden Frau-
                                                                                            en die gesellschaftlichen Gegebenheiten
                                                                                            vor Ort kennen und wissen, wie man auf
                                                                                            sie reagieren könnte“, sagt Aurore Cha-
                                                                                            tard von International SOS. Kenne man
                                                                                            die Einstellung zur Frau im Zielland,
                                                                                            könne man sich auf mögliche Konflikte
                                                                                            oder Gefahren einstellen.
                                                                                                 „In manchen Ländern wie Zentral­
                                                                                            asien wenden sich Geschäftsmänner
                                                                                            ­automatisch den männlichen Kollegen
                                                                                             zu, manche weigern sich gar, Frauen die
                                                                                             Hand zu schütteln.“ In anderen Desti-
                                                                                             nationen sei es essentiell, eine Visiten-

18   Business Traveller 1/2018                                                                               www.businesstraveller.de
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/ Frauen auf Geschäftsreise
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                                                                                              1,5 Milliarden Euro, ergab eine Unter-
                                                                                              suchung von VDR, Certified und BSB
                                                                                              – trotzdem hält sich das Engagement
                                                                                              für die potente Zielgruppe in Grenzen.
                                                                                              „Die Botschaft an die Business-Hotels
                                                                                              ist es, die Angebotslücke zu schließen
                                                                                              und die Wünsche der weiblichen Ziel-
                                                                                              gruppe zu erfüllen“, fordert VDR-Präsi-
                                                                                              diumsmitglied Inge Pirner. „So haben
                                                                                              Frauen auf Geschäftsreisen etwa spezi-
                                                                                              elle Bedürfnisse in puncto Sicherheit,
karte dabeizuhaben, um die eigene Posi-         Weil sich (nicht nur) weibliche Busi-         da sie anderen Gefahrenpotenzialen
tion und Bedeutung im Unternehmen           ness Traveller verlässliche Standards wün-        ausgesetzt sind. Die geschlechterspezi-
zu dokumentieren. In Lateinamerika          schen, bevorzugen sie in der Mehrzahl             fischen Unterschiede stellen besondere
würden Frauen selbst in Führungsposi­       (68 Prozent) die Häuser internationaler           Anforderungen an das Travel Manage-
tionen immer noch aufgefordert, im          Ketten. Das mag auch mit langjährigen             ment und die Hotellerie.“
Meeting den Kaffee zu servieren.            Corporate-Verträgen zusammenhängen,
Abends tue man als Business-Frau gut        in erster Linie aber mit dem Image von            Mehr Bewusstsein schaffen
daran, ins Hotel zurückzukehren, anstatt    Hilton, Marriott & Co., das Reisende nach         Dass auch Travel-Manager umdenken
den Tag mit Kunden und Kollegen in der      wie vor mit einem sicheren Umfeld und             müssen, ist in der Branche mittlerweile
Bar ausklingen zu lassen. Letzteres kön-    einer soliden, weil gehobenen Ausstattung         angekommen – wenn auch zögerlich.
ne (nicht nur) im südamerikanischen         assoziieren. Dazu gehören auch Pool und           Eine Umfrage von International SOS in
Raum leicht als Aufforderung zu mehr        Spa – Einrichtungen, die bei Business-            Großbritannien ergab, dass 77 Prozent
verstanden werden.                          Frauen umso mehr an Bedeutung gewin-              der Frauen sich wünschen, ihre Arbeit-
                                            nen, je öfter und länger sie unterwegs sind.      geber mögen in der Reiseplanung stär-
Wandspiegel statt Türspion                      Allein in Deutschland bringen                 ker auf die Geschlechterdifferenzen ein-
Das Hotel als Rückzugsort – für viele       weibliche Business-Reisende der Hotel-            gehen.
Frauen ist das der Alltag auf Geschäfts-    branche ein Umsatzvolumen von                          „Es geht nicht darum, Reisende un-
reisen. Umso klarer sind daher ihre                                                           terschiedlich zu behandeln, es geht da-
Anforderungen an ein „frauenfreund­                                                           rum, sie bestmöglich zu behandeln“, ist
                                             Von Frauen für Frauen
liches Hotelzimmer“. Sicherheit im Zim-                                                       Clive Wratten überzeugt. Der Geschäfts-
mer und in den öffentlichen Bereichen,       Das britische Frauennetzwerk Maiden              führer des britischen Travel-Manage-
                                             Voyage macht weibliche Business Traveller
Diskretion beim Check-in, ansprechen-                                                         ment-Spezialisten CTI ist ein Freund
                                             fit für die Herausforderungen von Geschäfts-
de Essensmöglichkeiten, gut beleuchtete      reisen – unter anderem mit einem Sicher-         „maßgeschneiderter Lösungen“, mit de-
sowie videoüberwachte Parkplätze – be-       heitstraining in fünf Modulen, die man über      nen jeder am Reiseprogramm beteiligte
reits im Jahr 1990 definierte der Hotel-     die Website (www.maiden-voyage.com) be-          Partner im Unternehmen glücklich ist.
                                             ziehen kann. Die Themen: Sicherheit im Ho-
buchungsdienstleister Expotel im Rah-                                                         Trotzdem glaubt auch Wratten, dass „in
                                             tel, interkulturelles Know-how, Planen & Pa-
men der Kampagne „Women Aware“               cken, Sicherheit unterwegs vor Ort sowie si-     der Frauenfrage“ zu wenig passiert sei,
die Präferenzen der weiblichen Ziel-         chere Meetings & Freizeit. Die Online-Kurse      „obwohl sie im Business heute so viel
gruppe. Seither hat sich die Hotellerie      in englischer Sprache stehen für knapp           stärker vertreten sind als noch vor
                                             20 Pfund (circa 23 Euro) pro Modul zum di-
immer wieder daran versucht, frauen-                                                          30 Jahren“. Sichere Hotelzimmer, Frau-
                                             rekten Download zur Verfügung.
freundliche Angebote zu entwickeln:                                                           enabteile in Zügen, Damentoiletten in
                                                  Überhaupt ist die Seite eine erstklassige
Gruppen wie Hilton, Hyatt oder Leo­          Quelle für Frauen, die für ihren Job um den      Flugzeugen – es gebe viele Möglichkei-
nardo setzten bzw. setzen auf feminin        Globus reisen. Praktische Tipps, frauenspe-      ten, das Reisen angenehmer zu machen
gestaltete Zimmer – mit angenehmem           zifische City-Guides von „Botschafterinnen“      für Frauen. Viel zu oft scheiterten not-
                                             vor Ort und die Möglichkeit, sich – so man
Licht, schicken Kosmetika im Bad oder                                                         wendige Initiativen am Geld, auch am
                                             sich registriert – mit anderen Mitgliedern zu
raumhohen Spiegeln. Der Sicherheits­         vernetzen – eine echte Hilfestellung für weib-   mangelnden Bewusstsein für die hohe
aspekt ist dabei eher selten Thema, eige-    liche Business Traveller auf internationalem     Relevanz des Themas. Aber: „Utopia
ne Frauenetagen etwa wie im Jumeirah         Terrain. Zugang zum Netzwerk haben übri-         mag ein fernes Ziel sein, trotzdem
                                             gens nur Frauen: Wer sich auf der Website
Emirates Towers in Dubai sind nach wie       registriert, bekommt einen Kontrollanruf.
                                                                                              ­sollten wir nicht aufgeben, darum zu
vor die Ausnahme.                                                                              kämpfen!“                    Sabine Galas

www.businesstraveller.de                                                                          Business Traveller 1/2018          19
Auf dün nem Eis - Maiden ...
Titelstory

      Zwischen
     Frankfurt
     & Tripolis
      Kein Business-Trip gleicht dem anderen, ebenso wenig wie die Frauen,
              die für ihre Arbeitgeber unterwegs sind. Vier Beispiele

20   Business Traveller 1/2018                                 www.businesstraveller.de
Auf dün nem Eis - Maiden ...
/ Frauen auf Geschäftsreise
                                                                                                                          / xxx /

                                            Brasilien, Indien bis China die ganze Welt     sche Informationen bekommen, bei län-
                                            bereist, derzeit unternimmt sie etwa zehn      geren Einsätzen auch interkulturelle
                                            internationale Business-Trips pro Jahr.        Trainings und Hilfe im Krisenfall. „Die
                                            Die 55-Jährige fühlt sich generell sicher,     wissen, wir sind da, und passen auf uns
                                            wenn sie unterwegs ist, aber: „Ich gehe        auf“, sagt Christine Pongratz, „sodass wir
                                            auch nicht blauäugig drauflos, sondern         uns aufs Geschäft konzentrieren kön-
                                            überlegt und mit Plan.“ Pongratz besucht       nen.“ Das schone Ressourcen, Kraft, Zeit
                                            bei ihren Auslandseinsätzen die Nieder-        – und gebe ein gutes Gefühl, wenn man
                                            lassungen ihres Arbeit­gebers, der Ge-         sich auf schwierigem Terrain bewege.
                                            schäftsverbindungen in 180 Länder un-          Schwieriges Terrain – das sind für die Be-
                                            terhält – der Kontakt zu den Kollegen vor      raterin Städte wie Rio und Johannesburg
                                            Ort ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Rei-   oder Länder wie Saudi-Arabien, Pakistan
                                            sevorbereitung. Diese organisieren für sie     oder Indien, wo Frauen erschwerte Be-
Christine Pongratz, Senior Consultant       in der Regel die Abholung vom Flugha-          dingungen vorfinden und die sie nur be-
                                            fen, den Transfer zum Hotel und auch das       sucht, „wenn es gar nicht anders geht“.
  „Hör auf dein                             Briefing für den Gang zum Kunden. Für          Nicht nur dort vermeidet die erfahrene

  Bauchgefühl!“                            einen geplanten Besuch in Saudi-Arabien
                                            etwa lag vor Ankunft schon der obligato-
                                                                                           Globetrotterin provokantes Auftreten, die
                                                                                           hochhackigen Pumps lässt sie ebenso zu
                                            rische Tschador bereit. Rückendeckung          Hause wie aufreizende Kleidung oder
Christine Pongratz ist ein Global Player,   gibt es von der Security-Abteilung in der      Schmuck. Eingeschränkt in ihrer Bewe-
als Senior Consultant eines DAX-Unter-      heimischen Firmenzentrale, wo Mitarbei-        gungsfreiheit fühlt sie sich trotzdem
nehmens hat sie von Russland, Südafrika,    ter ihre Reisen anmelden, länderspezifi-       nicht: „Zum souveränen Reisen gehört

                                                            Anzeige

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                                                        1/2 Seite quer

                                                          1/2Anschnitt
                                                        ohne Seite quer

                                                           mit Anschnitt

www.businesstraveller.de                                                                       Business Traveller 1/2018         21
Auf dün nem Eis - Maiden ...
Titelstory

für mich dazu, die Sitten und Gebräuche             ihren Mitstreiterinnen. „Wenn du in
anderer Länder zu respektieren.“ Freilich           eine Situation kommst, in der du dich
nur, solange diese andere nicht verletzten          nicht wohlfühlst, gib dem Impuls nach
oder herabwürdigten. Sei dies der Fall,             und tue nicht Dinge, die du nicht
bringe sie das durchaus zum Ausdruck,               willst.“ Christine Pongratz scheint gut
wenn auch diplomatisch verpackt.                    zu fahren mit ihrer Strategie: Sie hat
    „Hör auf dein Bauchgefühl und                   ihre Reisen bis dato ohne Zwischenfälle
handle danach“, rät die Business-Frau               gemeistert.

 Mit Vernunft und Kalkül

 Zwölf praktische Sicherheitstipps

 1   Ankommen Versuchen Sie, bei Tageslicht am Zielort anzukommen. Wenn Sie abgeholt
     werden, lassen Sie sich vom Abholer eine schriftliche Legitimation zeigen.                         Inge Pirner, Travel-Managerin bei der

 2  Auto mieten Stellen Sie sicher, dass Ihr Mietauto genug Sprit hat. Entfernen Sie alle sicht-
    baren Zeichen, die erkennen lassen, dass es sich um ein Mietauto handelt. Stellen Sie Ihre
 Handtasche in den Fußraum, der Beifahrersitz ist tabu.
                                                                                                        DATEV eG und Präsidiumsmitglied des
                                                                                                        Deutschen Geschäftsreiseverbands VDR

 3    Zimmer checken Prüfen Sie gleich beim Ankommen, ob Ihr Hotelzimmer ordentliche
      Schlösser und – noch besser – eine Türkette aufweist. Wenn nicht, bitten Sie um ein ande-
                                                                                                         Mit der Brille des Profis
 res Zimmer.                                                                                            Inge Pirner ist beruflich ausschließlich

 4  Türen verriegeln Nehmen Sie einen einfachen Gummi-Türstopper mit auf Reisen. Die-
    sen können Sie unter Ihre Zimmertür stecken, um ungebetene Gäste aufzuhalten. Wer auf
 Nummer sicher gehen will, kann auch in einen „DoorJammer“ aus Metall (www.door-jammer.
                                                                                                        in Deutschland unterwegs – ihre Rei-
                                                                                                        sen führen sie in der Mehrzahl nach
 com, 36,51 Euro) investieren, der die Tür sicher verriegelt.                                           Frankfurt, Berlin oder München. Min-
                                                                                                        destens 30 bis 40 Business-Trips waren
 5    Auf Diskretion bestehen Manche Hotelmitarbeiter sind sich nicht bewusst, dass es
      unklug ist, die Zimmernummer laut zu nennen, womöglich in Gegenwart anderer Gäste.
 Falls Ihnen das passiert, bestehen Sie auf ein neues Zimmer und darauf, die Nummer diskret
                                                                                                        es im letzten Jahr, stets generalstabs-
                                                                                                        mäßig vorbereitet, als Travel-Manage-
 gezeigt zu bekommen.                                                                                   rin und VDR-Präsidiumsmitglied ist sie

 6  Namenlos bleiben Nehmen Sie Ihr Namensschild ab, wenn Sie Konferenzen oder
    Meetings verlassen. Es könnte Informationen enthalten, die Sie nicht mit Fremden teilen
 möchten.
                                                                                                        Profi in Sachen Geschäftsreise. Was sie
                                                                                                        anderen rät, setzt die 59-Jährige auch
                                                                                                        selbst um: Ankommen möglichst noch
 7    Leise telefonieren Denken Sie daran, keine Informationen über sich preiszugeben,
      wenn Sie in der Öffentlichkeit telefonieren. Nehmen Sie außerdem immer einen Akkulader
 mit, um in Notsituationen nicht mit leerem Handy-Akku dazustehen.
                                                                                                        bei Tageslicht, organisierter Transport
                                                                                                        von oder zum Flughafen, Sicherheits-

 8    Mit unauffälligem Gepäck reisen Verreisen Sie mit einfachem Gepäck, nicht mit teuer
      aussehender Markenware. Versehen Sie das Innere Ihres Koffers mit Ihrem Namen und Ih-
 rer Telefonnummer. Verwenden Sie hochwertige Schlösser und ein farbiges Kofferband, damit
                                                                                                        standards im Hotel checken – Maß-
                                                                                                        nahmen, die gängig sind bei internati-
 Sie Ihren Koffer leicht und schnell identifizieren können. Vermeiden Sie alles, was den Schluss        onalen Einsätzen, aber in Deutschland?
 nahelegt, der Koffer könnte einer Frau gehören.                                                        „Ja, ich mache das auf deutschem Bo-

 9   Handtasche sichern Tragen Sie die Handtasche mit einem Riemen vor dem Körper, da-                  den genauso, wie ich es im Urlaub im
     mit Sie im Notfall beide Hände frei haben, um sich zu verteidigen. Befestigen Sie Ihre Tasche      Ausland machen würde, ich gucke mir
 am Stuhl, wenn Sie im Restaurant sitzen. Wenn Sie auf Reisen schlafen, sollten Sie Ihre Handta-        die Lage immer mit meiner professio-
 sche so gesichert haben, dass Sie merken, wenn sie jemand entwenden will.
                                                                                                        nellen Brille an.“ So hält sich Pirner
 10      Wertsachen verbergen Nehmen Sie nur ein Minimum an Wertsachen mit, wenn Sie
         unterwegs sind, und erregen Sie keine Aufmerksamkeit durch Herumspielen am Smart-
 phone, an teurem Schmuck oder Ähnlichem. Wenn Sie einen Laptop dabeihaben müssen,
                                                                                                        geplant nie nach 21.30 Uhr an einem
                                                                                                        Bahnhof auf, legt den Heimweg nach
 fragen Sie Ihren Arbeitgeber nach geeigneten Sicherheitsmaßnahmen. Verteilen Sie Ihre Wert-            einer Abendveranstaltung mindestens
 sachen am Körper, damit nicht alles auf einmal gestohlen werden kann.                                  zu zweit zurück oder nimmt „im Not-

 11       Kleingeld in der Tasche haben Nehmen Sie immer etwas Kleingeld in einem extra
          Geldbeutel mit, um ein Taxi oder einen Drink bezahlen zu können. Dann müssen Sie
 nicht die dicke Brieftasche mit Ihren Barschaften hervorholen.
                                                                                                        fall“ ein Taxi. Das Hotel überprüft die
                                                                                                        resolute Fachfrau mit Röntgenblick:
                                                                                                        „Wo ist das Treppenhaus, der Notaus-
 12       Höflichkeit über Bord werfen Vergessen Sie die Etikette, wenn Sie sich in einer
          Situation unwohl fühlen. Es ist besser, als unhöflich zu gelten, als etwas zu tun, was man
 nicht will. Wenn etwa jemand mit Ihnen ein Taxi teilen möchte, der Ihnen unangenehm ist, sagen
                                                                                                        gang, wie ist das Haus abgesichert, wer
                                                                                                        kommt raus, und wer kommt rein“ –
 Sie „nein“. Werden Sie auch ruhig laut und erregen Sie die Aufmerksamkeit anderer, wenn Sie            Fragen, welche die Reiseexpertin am
 das Gefühl haben, dass Gefahr im Verzug ist.                                  Quelle: Maiden Voyage
                                                                                                        liebsten schon im Vorfeld beantwortet
                                                                                                        haben möchte.

22   Business Traveller 1/2018                                                                                          www.businesstraveller.de
/ Frauen auf Geschäftsreise
                                                                                                                        / xxx /

    Eigene Frauenetagen sieht Pirner        viele ihrer jüngeren Kolleginnen anders     bekämen diese spezifische Informatio-
eher kritisch, zumal dann jeder wisse,      bewegen, „die sehen noch nicht so viele     nen und Empfehlungen. Für die Reise-
wo er weibliche Gäste finden könne. Ins     Gefahren und denken infolgedessen           planung in besonders gefährlichen Regi-
Hotelrestaurant geht die Vielreisende       nicht über alles nach“. Dass sie selbst     onen (Beispiel: Brasilien) suchten Travel
ebenso wenig wie an die Bar oder alleine    nichts dem Zufall überlässt, schreibt sie   Management oder Personalabteilung
auswärts essen – „da fühle ich mich         ihrer langjährigen Erfahrung zu: „Ich       den direkten Kontakt zum Reisenden.
nicht wohl“. Als wertvolle Errungen-        habe einfach viel erlebt, und bestimmte     Für heikle Situationen gäbe es eine Not-
schaft empfindet Inge Pirner die neuen      Vorkommnisse sind haften geblieben.“        fallnummer, außerdem einen Krisenstab,
Open Lobbys, die derzeit in der Hotelle-    Den Business-Reisenden ihres Unter-         der sich einschalte, wenn es ernst wird.
rie entstehen: „Das ist für Frauen inter-   nehmens legt sie daher ans Herz, sich       Immer ansprechbar zu sein für die rei-
essant, weil man nicht aus dem Haus         – speziell im Ausland – umfassend auf       senden Mitarbeiter – von diesem An-
muss, sich zwanglos hinsetzen kann und      die jeweilige Destination vorzubereiten     spruch profitieren bei DATEV auch oder
eine gute Möglichkeit zur offenen Kom-      und von der Firma unterstützen zu las-      vor allem die Frauen. Sie machen im
munikation hat – das ist wirklich etwas,    sen. Bewegten sich Mitarbeiter(innen) in    Consulting bereits 30 bis 40 Prozent der
was uns hilft.“ Pirner weiß, dass sich      Ländern mit schwieriger Sicherheitslage,    Business Traveller aus.

                       w e lt k a r t e d e r r i s i k o z o n e n 2 0 1 8

   Sicherheitsrisiko

           niedrig                 moderat                     mittel                   hoch                        extrem

                                                                                           Grafik: „World Threat Map 2018“, Result Group

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Titelstory

                                             Mit Know-how und Selbstbewusstsein

                                             Fünf eiserne Grundregeln

                                             1   Seien Sie sich Ihres persönlichen Profils bewusst Wenn Sie eine weiße Deut-
                                                 sche sind, werden Sie in China oder dem Mittleren Osten immer auffallen, ganz gleich,
                                             wie Sie angezogen sind. Ebenso mag es einer Iranerin gehen, die Australien besucht.

                                             2  Informieren Sie sich im Vorfeld über das Land, in das Sie reisen Es ist wichtig,
                                                die Kultur am Zielort zu kennen. In muslimisch geprägten Ländern etwa schütteln
                                             Männer Frauen nicht die Hand. Wer das weiß, kann unschöne Situationen vermeiden.
                                             Ebenso mit ­adäquater Kleidung: Sie verschafft Respekt und entspanntes Reisen.

                                             3   Seien Sie ein hartes Ziel Immer auf der Hut sein, vom ersten bis zum letzten Tag:
                                                 Vorfälle passieren gerne dann, wenn wir uns sicher fühlen und unaufmerksam wer-
                                             den. Risiken minimiert man, indem man sich vernünftig verhält – zu jeder Zeit. Wenn Sie
                                             das Gefühl haben, verfolgt zu werden, suchen Sie sich Hilfe. Gehen Sie ins nächste Ge-
Sara Yussefi, Head of Communications         schäft oder Hotel, und bitten Sie um Unterstützung.
EMEA bei einem führenden Wissen-
schafts- und Technologieunternehmen
                                             4    Seien Sie selbstbewusst und bestimmt Reduzieren Sie ungewollte Aufmerk-
                                                  samkeit durch selbstbewusstes Auftreten. Stehen Sie nicht verloren auf der Straße,
                                             sondern gehen Sie mit forschem Schritt Ihrem Ziel entgegen. Auf den Stadtplan können
  „Alles nutzen, was                         Sie schauen, bevor Sie das Haus verlassen.

   die Firma anbietet“
                                             5    Bleiben Sie ruhig Wenn Ihnen die Handtasche entrissen wird, loslassen. Es ist
                                                  besser, die Tasche zu verlieren, als im Kampf verletzt zu werden. Wenn Sie keine
                                             wichtigen Sachen dabeihaben und Ihre Dokumente in zweifacher Ausfertigung, lässt sich
Sara Yussefi jettet durch Europa und         der Verlust verschmerzen. Wenn Sie mit einer Waffe bedroht werden, ruhig und besonnen
den Mittleren Osten, aktuell in die          bleiben.
USA, im vergangenen Jahr war sie viel                                                                          Quelle: International SOS
in Afrika. Reisen macht etwa 40 bis
50 Prozent i­hrer Arbeitszeit aus – sich
dabei nicht wohlzufühlen wäre für sie       dem fühlt sie sich keineswegs einge-
kein Zustand. Die 37-Jährige tritt          schränkt: „Ich bin jemand, der auch die
selbstbewusst auf, fühlt sich sicher,       lokalen Gegebenheiten im Kopf hat.“
wenn sie unterwegs ist, und versucht,       In Kenia abends alleine eine Runde
ihre Aufenthalte im Ausland so ange-        joggen zu gehen verbiete sich ebenso
nehm wie möglich zu gestalten. Ein          wie an der Elfenbeinküste in ein x-be-
Hotel in zentraler Lage, gutes Essen        liebiges Taxi zu steigen. Aber: „Wenn
und genügend Bewegung – „es ist mir         dir da etwas passiert, ist es total egal,
wichtig, nicht völlig aus der Routine zu    ob du eine Frau bist oder ein Mann.“
kommen, nur weil ich viel verreise,              Von zentraler Bedeutung ist für Yus-
sonst komme ich frustriert und über-        sefi, „keine Scheu zu haben, alles zu
müdet zurück“. Auch Hotelbars haben         nutzen, was der Arbeitgeber anbietet“.
für Sara Yussefi keine abschreckende        Transport und Hotel vom Corporate-
Wirkung, ganz im Gegenteil: „Ich finde      Reisebüro vororganisieren zu lassen,            Petra Sprenger, Architektin
ihre Atmosphäre besonders, du kannst        Hilfe zu suchen bei den Partnern oder
Leute beobachten, in ihre Leben hin-        Kollegen vor Ort – bei ihrem Unterneh-             Das Hotel als
eingucken.“ Die junge Managerin geht        men sei alles schön, weil transparent ge-          Schutzraum
gerne hin, arbeitet am Laptop, trinkt ein   regelt. Eine klare Reiserichtlinie, die für
Glas Wein. Klar, dass „ich mich nicht       alle gelte, ein gutes Hotelangebot und          Petra Sprenger arbeitet in einer män-
um drei Uhr morgens mit betrunkenen         ein Informationssystem, in dem hinter-          nerdominierten Branche – auf der Bau-
Männern an die Bar stelle“. Vernunft        legt sei, wann und wo sich Reisende             stelle hat die Architektin und Nieder-
und gute Vorbereitung – das sind für        aufhalten. Auch schwierige Länder wie           lassungsleiterin keinen leichten Job:
Sara Yussefi die Eckpfeiler sicherer Ge-    Saudi-Arabien können Sara Yussefi nicht         „Ich bin immer schon froh, wenn ich
schäftsreisen, gerade als Frau müsse        schrecken: „Wenn ich die wichtigsten            eine ganz normale Geschäftsbeziehung
man sich innerhalb klarer Grenzen be-       Eckpunkte vorbereitet habe, gehe ich so         aufbauen kann und meinem Gegen-
wegen, wie zu Hause eben auch. Trotz-       mit dem Flow.“                                  über egal ist, von wem er die hoffent-

24   Business Traveller 1/2018                                                                                  www.businesstraveller.de
/ Frauen auf Geschäftsreise
                                                                                                                      / xxx /

                                                                                       Zimmer auf ihrem Sarong – ein Stück
                                                                                       Heimat, das sie immer dabeihat und
                                                                                       ihr Halt gibt in kritischen Momenten.
                                                                                       Die Herberge als Burg – „so ein Hotel
                                                                                       bedeutet für uns Frauen viel mehr als
                                                                                       für Männer“. Petra Sprenger wohnt am
                                                                                       liebsten in den 4- bis 5-Sterne-Häu-
                                                                                       sern internationaler Ketten: „Die sind
                                                                                       überall gleich, in die kann man sich
                                                                                       wie in einen Schutzraum zurück­
                                                                                       ziehen“.
                                                                                           In Usbekistan kommt die athleti-
                                                                                       sche Fachfrau zum ersten Mal an den
lich gute Leistung bekommt – Mann           verschleiern würde oder wie ich ein        Punkt, „wo ich begriffen habe, dass es
oder Frau.“ Die 50-Jährige versucht da-     Gespräch führen würde, wenn mich           an meinem Geschlecht liegt, dass es so
her gleich beim ersten Kontakt, klar        mein Gegenüber nicht anschaut.“ Trotz      arg ist“. Eine Erfahrung, die nachwirkt:
und tough aufzutreten, „so dass die         aller Schwierigkeiten erfuhr die Archi-    „Ich werde nie wieder blauäugig in ein
Leute gar nicht erst in Versuchung          tektin Respekt in Libyen, „vielleicht,     derart brandgefährliches Land reisen
kommen, einen blöden Spruch loszu-          weil es kein Urlaubsland ist und man       und ein Projekt abwickeln.“ Immer
lassen“. Beim Auslandseinsatz gewinnt       keine Angst hat vor westlichen Einflüs-    wieder hat die Architektin erlebt, dass
das Genderthema nochmals an Bedeu-          sen“. Ganz anders in Usbekistan, wo        sich ihre Arbeitgeber für interessante
tung: Petra Sprenger war als Projekt­       Petra Sprenger „die Hölle“ erlebte. Ge-    Aufträge auf Abenteuer eingelassen
leiterin in Libyen – da wurden die Bau-     walt, Machokultur, Despotentum –           und nicht hinterfragt haben, ob diese
herren bereits im Vorfeld vom Unter­-       „hier kannst du als Frau nur schauen,      für Menschen aus unserem Kulturkreis
nehmen darüber informiert, dass eine        dass du nicht auffällst“. Allein den Job   überhaupt umsetzbar seien. „Dem Ar-
Frau tätig sein wird. Bei der Vorberei-     zu machen war für Sprenger „unfass-        beitgeber muss klar sein, dass er einen
tung auf Land und Leute jedoch war          bar schwierig“, ein Leben jenseits der     Plan braucht, wenn in Tripolis der Krieg
Sprenger auf sich gestellt, las Reisefüh-   Baustelle gab es nicht. Den kürzesten      ausbricht.“ Den gab es nicht, als Petra
rer, tastete sich heran an die Aufgabe in   Weg zur Arbeit nehmen und sich             Sprenger zur Unzeit vor Ort war – und
dem arabischen Land. Kleidung, Kul-         abends ins Hotel zurückziehen – „so        die Kollegen aus der Gefahrenzone
tur, Sprache: „Ich habe mir gut über-       habe ich Usbekistan überlebt“. Petra       holte. So was braucht kein Mensch,
legt, wie weit ich gehe, ob ich mich        Sprenger saß Abend für Abend im            Frauen schon gar nicht . . .

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www.businesstraveller.de                                                                   Business Traveller 1/2018        25
Titelstory

                                    Interview
                                                                                                entweder als aggressiv wahrgenommen
                                                                                                oder als auffordernd.

                                                                                                Sie raten auch in der europäischen Heimat
                                       „Frauen sind anderen                                     zur Vorsicht. Hat es Veränderungen gegeben
                                                                                                in den letzten Jahren, oder ist und bleibt
                                       Bedrohungen aus-                                         man auch hier als Frau Freiwild?
                                                                                                Ja, es hat sich insofern verändert, als die
                                       gesetzt als Männer!“                                     Menschen eher gewöhnt sind, dass
                                                                                                Frauen wichtige Positionen besetzen.
                                    . . . mit Aurore Chatard, Regional                          Das Verhalten der Männer aber hat sich
                                    Security Manager beim Sicherheits-                          leider nicht verändert. In der Pariser U-
                                    spezialisten International SOS                              Bahn haben Frauen immer noch Proble-
                                                                                                me mit Männern, die ihnen zu nahe
Sicherheit auf Reisen ist generell ein großes   mieren. Das ist ganz einfach: Entweder          kommen. Wichtig ist auch hier, dass
Thema im Moment, für Frauen aber noch           ich rede mit den Kollegen vor Ort oder          man klar und deutlich ist. Distanz wah-
mal ein bisschen größer. Was macht den          mit Leuten, die schon dort waren. Und           ren, sich auf keinen Fall berühren lassen,
entscheidenden Unterschied aus?                 dann bieten wir bei International SOS           nicht zweideutig sein!
Frauen sind anderen und auch mehr               spezielle Trainings an . . .
Bedrohungen ausgesetzt als Männer.                                                              Wie steht es um die Einstellung der Arbeitge­
Es gibt immer noch Länder, in denen             Was bringen Sie den Frauen bei?                 ber, die ihre (weiblichen) Mitarbeiter ins Aus­
Frauen keine gleichberechtigte Stellung         Wir bringen ihnen Grundsätzliches bei:          land schicken? Sorgen sie für die nötige Vor­
zuerkannt wird. Wenn die Firmen ihre            Ich sage den Frauen zum Beispiel, dass          bereitung, oder ist da noch Luft nach oben?
weiblichen Experten ins Ausland schi-           sie flache Schuhe tragen sollen, um im          Da ist noch Luft nach oben. Es gibt immer
cken, muss man das daher besonders              Notfall schnell laufen zu können. Und           noch Arbeitgeber, die denken, „ist doch
vorbereiten.                                    wir bereiten gezielt auf das jeweilige          egal, ich schicke eine Expertin“, und denen
                                                Einsatzland vor: Frauen, die nach Afri-         nicht klar ist, dass eine Frau besonderen
An welche Länder denken Sie vor allem?          ka reisen, empfehle ich, einen Ehering          Risiken und Bedrohungen ausgesetzt ist.
Das hängt vom Profil der Frau ab. Als           zu tragen, um nicht für eine (dort be-          Dieses Bewusstsein muss erhöht werden.
Französin mit asiatischen Wurzeln kann          sonders begehrte / Anm. d. Red.) Jung-          Wir helfen den Firmen dabei, die Frauen
ich in viele Länder reisen, in denen mein       frau gehalten zu werden. In Südameri-           vorzubereiten auch in Sachen Logistik,
Aussehen egal ist. In Ländern, in denen         ka dagegen ist ein Ehering so wertvoll,         sichere Hotels, sichere Transportmöglich-
man auffällt, kann man dagegen schon            dass man im Zweifel auch mal den Fin-           keiten. Auch halten wir die Firmen an, die
mal mit Rassismus konfrontiert werden.          ger abhackt, um an den Ring zu kom-             Frauen zu fragen, was sie brauchen. Für sie
Auch verhalten sich Frauen unterschied-         men. Wichtig ist auch, die lokalen Ge-          eine Community zu schaffen, mit der sie
lichen Profils anders: Eine Japanerin, die      setze zu kennen: In Saudi-Arabien               sich austauschen können.
im Ausland die gleichen Sicherheits-            etwa durften Frauen bis vor Kurzem
standards erwartet wie zu Hause, ist hö-        nicht Auto fahren . . .                         Wie sieht für Sie das optimale Sicher­
heren Risiken ausgesetzt als eine Frau                                                          heitspaket aus, das Unternehmen für ihre
aus Johannesburg, die unbewusst Maß-            Gibt es spezielle Musts, die ich als Frau un­   weiblichen Mitarbeiter schnüren sollten?
nahmen ergreift, die sie schützen, weil         bedingt beachten sollte?                        Ein Training anbieten, die Leute vorbe-
sie es nicht anders kennt.                      Ja, wichtig ist, möglichst wenig über sich      reiten, auch die lokalen Partner: „Passen
                                                selbst preiszugeben. Familienverhältnis-        Sie auf, die Expertin, die zu Ihnen
Wie bereiten Sie Frauen auf „kritische“         se, Termine, Pläne oder auch den Um-            kommt, ist die beste, die wir haben!“
Länder und Kulturen vor?                        stand, dass man alleine reist, sollte man       Und dann sollte es natürlich einen Kon-
Das Wichtigste ist zunächst, dass Frauen        für sich behalten. Auch Menschen direkt         takt geben, intern im Unternehmen oder
ihr Profil kennen. Ich muss wissen, wie         in die Augen zu schauen ist keine gute          einen externen vom Unternehmen be-
mein Profil im Zielland eingeordnet wird        Idee. Hier in Europa ist es normal, dass        auftragten Dienstleister, den man anru-
und wie die Leute auf mich reagieren.           ich die Leute direkt anschaue. Aber in          fen kann, wenn es Probleme gibt. Aber
Dann muss ich mich über die dortige             den meisten Ländern, auch in Südost-            das gilt nicht nur für Frauen, sondern
Kultur und Einstellung zu Frauen infor-         asien, wird der direkte Augenkontakt            auch für Männer.

26   Business Traveller 1/2018                                                                                     www.businesstraveller.de
/ Frauen auf Geschäftsreise
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