BASTIAN BOSSE KERSTIN BORCHARDT THOMAS RITTERBUSCH - SONDER AUSGABE - BRW AG

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BASTIAN BOSSE KERSTIN BORCHARDT THOMAS RITTERBUSCH - SONDER AUSGABE - BRW AG
SONDER
                              AUSGABE

BASTIAN BOSSE
KERSTIN BORCHARDT
THOMAS RITTERBUSCH
Vorstände der BRW Finanz AG
BASTIAN BOSSE KERSTIN BORCHARDT THOMAS RITTERBUSCH - SONDER AUSGABE - BRW AG
„Die Börse
                          ist kein
                        Säbelzahntige

                            Kerstin Borchardt, Bastian Bosse
                                    und Thomas Ritterbusch,
                               Vorstände der BRW Finanz AG
FOTO: Holger Isermann
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SONDERAUSGABE                     3

      V
      Vor elf Jahren, am 15. September 2008,
      rauschen sämtliche Aktienkurse an der
      Wallstreet in den Keller. Der Tag wird
      als Schwarzer Montag in die Geschichte
      eingehen, denn der Zusammenbruch

er“
      der Investmentbank Lehman Brothers
      löst weltweit eine Lawine aus und zieht
      andere Institute mit in den Abgrund.
      Washington Mutual, die größte Spar-
      kasse der USA, bricht zusammen, Island
      steht vor einem Staatsbankrott und die
      Hypo Real Estate muss mit Milliarden-
      krediten vor dem Untergang bewahrt
      werden. Mitte Oktober beschließt die
      Bundesregierung das teuerste Gesetz
      der deutschen Geschichte: Einen Ret-
      tungsschirm für Banken in Höhe von
      knapp 500 Milliarden Euro.
      Inmitten dieser Krise liegt die Geburts-
      stunde der BRW Finanz AG. „Ich dachte:
      Meine Güte, die Welt geht gerade unter
      und du hast deinen sicheren Hafen ver-
      lassen“, erinnert sich Thomas Ritter-
      busch, einer der drei Vorstände. Doch
      die Geschäftsidee einer transparenten
      und unabhängigen Vermögensverwal-
      tung auf Honorarbasis geht auf, denn
      die Menschen suchen gerade in dieser
      Zeit Beratung, Nähe und Finanzpro-
      dukte, die man erklären und auch ver-
      stehen kann.
      Heute betreut die BRW Finanz AG mit
      der Zentrale am Wilhelmitorwall und
      einem Büro in Hannover 933 Kunden
      – darunter Privatleute, aber auch Kir-
      chen, Verbände und Stiftungen. Das
      Anlagenvolumen beträgt eine halbe Mil-
      liarde Euro – Tendenz stark wachsend.
      Das liegt auch an der Wirtschaftswo-
      che. Das Magazin hat die Braunschwei-
      ger jüngst zu den besten Vermögensver-
      waltern Deutschlands gekürt – noch vor
      Branchenschwergewichten wie Beren-
      berg oder Flossbach von Storch. So viel
      Aufmerksamkeit hilft bei den ambitio-
      nierten Wachstumsplänen, betonen die
      drei Vorstände Kerstin Borchardt, Tho-
      mas Ritterbusch und Bastian Bosse beim
      Titelinterview über eine wohlhabende
      wie hanseatische Region, die andau-
      ernde Niedrigzinsphase und ein Leben
      im Börsenzyklus ...

        VON HOLGER ISERMANN & STEPHANIE LINK
BASTIAN BOSSE KERSTIN BORCHARDT THOMAS RITTERBUSCH - SONDER AUSGABE - BRW AG
4     SONDERAUSGABE

Wann haben Sie das letzte Mal an Geld             ging das Geschäftsmodell auf einmal auf:       hab ich mich schon irgendwann gefragt, ob
gedacht?                                          Beratung, Nähe zulassen und einfordern,        ich mich morgens noch entspannt im Spiegel
Bosse: Jetzt gerade, als Sie gefragt haben        gemeinsam Krisen bewältigen – das ist          anschauen kann. Die Überlegung war, etwas
(lacht).                                          Honorarberatung.                               ganz anderes zu machen, aber dann lief mir
                                                                                                 der Ritterbusch über den Weg (lacht).
Stehen Sie morgens auf und das Thema              Wo haben Sie damals angefangen?
spielt sofort eine Rolle?                         Ritterbusch: Am Eiermarkt.                     Wie haben ehemalige Kollegen auf das
Borchardt: Ja klar, immer.                        Borchardt: Es gab drei kleine Büros. Bespre-   Angebot der Honorarberatung reagiert?
Ritterbusch: Wir gehen mit dem Dow Jones          chungen fanden im Kopierraum statt, das        Ritterbusch: Was die Kollegen dazu sagen,
um 22 Uhr ins Bett und wachen in schwie-          war der einzige Ort, wo man mal vertraulich    war uns immer egal. Für uns war nur wich-
rigen Börsenphasen nachts um 4 Uhr mit            sprechen konnte. Alles war ziemlich eng und    tig, dass wir lediglich einer Seite dienen,
dem Nikkei wieder auf. Wir fühlen uns ver-        begrenzt.                                      nämlich dem Kunden. Wir mussten den Inte-
antwortlich – rund um die Uhr.                    Ritterbusch: Gründerlaune halt. Wir hatten     ressenskonflikt auflösen. Das geht nur mit
Borchardt: Und beim Zähneputzen gibt’s            noch kein Geld verdient und mussten spa-       Honorarberatung.
den DAX (lacht).                                  ren. An dieser Stelle sei auch gesagt, dass
                                                  wir den damaligen und heutigen Aktionä-        Auf Ihrer Internetseite bezeichnen Sie
Hat sich die Taktzeit der Börse ein Stück         ren unserer Gesellschaft, ohne die diese       Honorarberatung als transparent und
weit auf Ihr Leben übertragen?                    Geschichte niemals möglich gewesen wäre,       unabhängig – ist provisionsbasiertes
Bosse: Ja, aber nicht negativ. Das beeinflusst    unendlich danken. Sie haben uns unsere         Arbeiten automatisch das Gegenteil?
uns nicht oder hält uns von den schönen           zweite Lebens- und Berufschance ermög-         Borchardt: Wenn Sie sich in einer Bank bera-
Dingen des Lebens ab – vielmehr sind das          licht. Das werden wir nicht vergessen.         ten lassen, bekommen Sie in der Regel bank-
die schönen Dinge. Das machen wir gerne,                                                         nahe Produkte angeboten. Niemand ver-
es macht uns Spaß. Wir schauen auch nicht         Herr Bosse, warum haben Sie damals in          weist auf die eines Mitbewerbers. Damit ist
jede Sekunde auf die Aktienkurse, sondern         diesem bescheidenen Umfeld angeheuert?         man schon einmal nicht unabhängig. Außer-
achten speziell noch einmal darauf, wenn die      Bosse: Ich bin ein Volksbank-Gewächs und       dem wird ein Bänker die Produkte verkau-
US-Börsen schließen.                              habe nach Ausbildung und Studium 2000          fen, an denen er am meisten verdient. Das ist
                                                  dort angefangen, genau in der Krise, als der   ganz normal, denn die Leute sind aufgrund
Würden Sie sagen, dass Geld in der Gesell-        neue Markt implodierte. Damals habe ich für    der Zielvorgaben so sozialisiert.
schaft über- oder unterschätzt ist?               mich das Thema Wertpapiere erkannt und
Ritterbusch: Man wird nicht glücklicher,          in der Folge immer weiter zur Reife geführt.   Warum machen die Menschen mit?
wenn man mehr Geld hat, aber es macht             Gereizt hat mich die Möglichkeit der Ein-      Borchardt: Man lernt von Kindesbeinen an,
unabhängiger.                                     bringung meiner eigenen Überzeugung.           dass man mit dem Geld zur Bank geht. Viel-
Borchardt: Letzten Endes definiert das auch                                                      leicht dann noch zum Finanzberater, den
jeder in seinem Kämmerlein unterschiedlich.       Kann man sagen, dass Sie alle drei zu          jeder in seinem Bekanntenkreis hat. Die
Wir betreuen Kunden mit zweistelligen Mil-        einem bestimmten Zeitpunkt mit der             Vermittler, die reine Produktverkäufer über
lionenvermögen, dann aber auch Kunden,            damaligen Branche und dem Umgang mit           mehrere Sparten sind. Eine fundierte, allum-
die uns ihr gesamtes Erspartes, vorgesehen        den Kunden gebrochen haben?                    fassende Beratung finden sie eher selten vor.
für die Rente, anvertrauen. Jeder hat gegen-      Borchardt: Bei mir war das schon so.
über seinem Vermögen eine andere Emotion.         Wir hatten ab 2005 in der Nord LB ein
                                                  unglaubliches Personalabbaupro-
Wie würden Sie Ihre beschreiben?                  gramm und mussten unseren
Borchardt: Zahlen sind für mich nicht wich-       Bereich von 40 Mitarbeitern auf
tig – wir müssen das voneinander lösen. Viel      21 reduzieren, aber alle Pro-
wichtiger ist die übertragene Verantwortung       zesse blieben gleich. Wir
für jemanden, der uns die Betreuung seines        mussten als Führungs-
gesamten Vermögens anvertraut.                    kräfte jeden Tag die
Bosse: Es wird Alltag. Aber es gibt auch          Mitarbeiter ein-
immer mal wieder Extreme aus der Ver-             peitschen – grö-
gangenheit, die dazu führen, dass solche          ßer, höher,
Begrifflichkeiten hinterfragt oder neu defi-      weiter. Da
niert werden. Beispielsweise die Finanz-
krise 2008. Vorher hat sich niemand Gedan-
ken gemacht, was der Unterschied zwischen
Bargeld und Buchgeld ist …

2008 ist ein gutes Stichwort. Damals
– mitten in der Krise – haben Sie Ihr
Unternehmen gegründet. Wie sahen die
Anfänge aus?
                                                                                                                                                 FOTOS: Holger Isermann, Stephanie Link, Wikimedia

Ritterbusch: Die Lizenz wurde am 1. Januar
2009 scharf geschaltet. Ich kann mich noch
genau daran erinnern. Wir hatten Mitte
März 2008 bei der Nord LB gekündigt und
die Finanzmarktkrise kam dann Ende 2008.
Damals ging es uns sehr schlecht. Ich dachte:
Meine Güte, die Welt geht gerade unter und
du hast deinen sicheren Hafen verlassen.

Wann kam die Hoffnung?
Ritterbusch: Als wir gelernt haben, dass
auch die Kunden Anlehnung suchten.               Thomas Ritterbusch ist der „Außenminister“ im
Das war ein tolles Gefühl. Denn damit            Unternehmen und für den Vertrieb zuständig.
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Wer kann sich Honorarberatung leisten?
Nehmen wir an, ich komme mit 20.000
Euro zu Ihnen …
Bosse: Dann heißen wir Sie „Herzlich
willkommen“.
Ritterbusch: Aber wir sind damit nicht kos-
tendeckend, das muss man auch ehrlich
sagen. An diesem Mandat machen wir einen
Verlust.
Borchardt: Es ist untypisch, sofort viel Ver-
trauen übertragen zu bekommen. Die Regel
ist, dass die Kunden klein beginnen und
dann über die Zeit aufstocken. Wir investie-
ren gern in Menschen und Beziehungen.

Sie schicken trotzdem niemanden weg?
Ritterbusch: Nein.
Bosse: Wir wissen ja, wo wir ihn sonst hin-
schicken und werden unserer Verantwor-
tung nicht gerecht. Wenn wir uns als inte-
graler Bestandteil einer Region betrachten,
können wir nicht Nein sagen.

Als sozialen Akt sollten wir das jetzt aber
nicht missverstehen, oder?
Ritterbusch: Wir machen das in der Tat
nicht ganz ohne Hintergedanken. Denn
dieser Kunde hat auch fünf Nachbarn. Wir
möchten höhere Marktanteile, also investie-
ren wir.

Honorarberatung bleibt also ein exklusi-
ves Modell für Vermögende?
Ritterbusch: Wir haben jetzt eine halbe Mil-
liarde Volumen, das ernährt uns und damit
können wir es uns leisten, in der Breite zu
beraten. Sonst wäre es schwierig.

Wie einzigartig sind Sie mit dieser Größe,
der Überzeugung und Ausrichtung
deutschlandweit?
Bosse: Im Register sind deutschlandweit nur
19 Honorarberater eingetragen. Da ist keiner
vergleichbar.
Ritterbusch: Quirin ist der Größte, dann
kommen wir …
Bosse: … aber wir machen es inhaltlich
anders.

Inwiefern?
Bosse: Wir tragen keinen Bauchkasten an
Produkten vor uns her oder lassen Wild-
wuchs zu. Wir investieren bei BMW und
jeder Kunde, der Ja zur Aktie sagt, hat dann
BMW in seinem Portfolio. Die damit ent-
standenen schlanken, aber zielgerichteten
Strukturen, haben wir so am Markt selten
gesehen.
Ritterbusch: Im vermögensverwaltenden           Mit der Pleite der US-amerikanischen Investmentbank Lehman
Bereich gibt es 450 Lizenzen, aber nur zehn     Brothers begann am 15. September 2008 eine weltweite Finanzkrise.
Prozent haben ein eigenes Research. Wir
haben eins, weil wir nur das machen wollen,      Bosse: Hundertprozentig. Lieber verspre-         Bosse: Wir haben ja auch eine Vergangen-
was wir verstehen und nur das dann auch          chen wir weniger, halten das dann aber           heit. Jeder von uns hat 20, 30 oder mehr
erklären können.                                 auch. Und wir sagen auch mal Nein, wenn          Jahre Erfahrung in der Branche. Wir ken-
                                                 ein Kunde mehr erwartet.                         nen diese Produkte, können sie ande-
Auf Ihrer Internetseite stehen folgende          Borchardt: Nehmen Sie das Thema Zertifi-         ren erklären und uns selbst einbilden, wir
Sätze: „Niemals werden wir im vermeint-          kate. Da blickt niemand wirklich durch und       haben sie verstanden. Und dann kommt die
lichen Kundeninteresse spekulieren. Was          so etwas machen wir nicht. Wir sind „back        Finanzmarktkrise und alles Verständnis ist
wir nicht verstehen, unterlassen wir. Was        to the roots“ gegangen und sagen „Aktien,        dahin. Das ist ganz oft der Fall bei struktu-
wir nicht verständlich machen können,            Anleihe und Liquidität“. Nichts Verpacktes …     rierten Finanzprodukten. Wir wollen hand-
bieten wir nicht an.“ Wie ernst meinen Sie       Ritterbusch: … und keine Wetten auf              lungsfähig bleiben und deshalb sind wir
es damit?                                        irgendetwas.                                     nur in liquiditätsnahen Produktwelten
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6     SONDERAUSGABE

„Unsere Aufgabe ist es nicht, irgendeinen Markt zu
schlagen, sondern eher etwas Pastorales – nämlich, sich
mit dem Kunden zusammenzusetzen, zu schauen, wie
weit der Anlagenhorizont ist und ihn davor zu bewahren,
zwischendurch auf den Verkaufsknopf zu drücken.“

Impressum
Herausgeber BZV Medienhaus GmbH · Verlag Joh. Heinr. Meyer GmbH, Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig · Telefon (0531) 39 00 0 · www.jhm-verlag.de
Geschäftsführung Trixi Kersten, Claas Schmedtje, Michael Wüller · Redaktion Dr. Holger Isermann (verantwortlich), Stephanie Link · Leiter Herstellung Marco Schneider
Layout Chris Collet, Katrin Groß, Anastasia Schneider · Titelfoto Holger Isermann · Anzeigen Michael Heuchert (verantwortlich)
Druck FLYERALARM GmbH, Alfred-Nobel-Str. 18, 97080 Würzburg
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SONDERAUSGABE   7
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8   SONDERAUSGABE

                                         unterwegs.                                       Sale und alle rennen rein. An der Börse steht
                                                                                          30 Prozent Sale und alle rennen raus. Das ist
                                         Was halten Sie von Kryptowährungen?              Quatsch. Wenn ich einen echten Wert mit
                                         Bosse: Es ist gut, dass es sie gibt. Wir haben   einem Preisabschlag kaufen kann, warum
                                         aber bislang noch nicht investiert, weil die     kaufe ich ihn dann nicht?
                                         Kryptowährung, die wir als nachhaltig
                                         erachten, noch nicht geboren ist. Momentan       Also mehr Freude über fallende Kurse?
                                         ist das im Wesentlichen Spekulation, aber        Bosse: Freude nein, aber auch keine Angst.
                                         man kann prognostizieren, dass eine Tech-        Ritterbusch: Wir sind achtsam, wenn die
                                         nologie, die auf Blockchain aufbaut, grund-      Kurse fallen. Denn wir haben in der Regel
                                         sätzlich in der Lage wäre, den Weg in die        vorgesorgt und Liquidität gebildet. Aktuell
                                         Zukunft zu bereiten, wenn das Thema Ener-        sind wir mit 60 Prozent Invest unterwegs.
                                         gieeffizienz anders gedacht wird.                Beispielsweise hat es in den letzten zwei
                                                                                          Tagen kleinere Ausschläge gegeben. Das hat
                                         Wie geht es der Weltwirtschaft derzeit?          uns nicht beeindruckt. Wir haben gekauft.
                                         Bosse: Wirtschaft ist nie einfach und eine       Antizyklisch.
                                         Makroprognose der Wirtschaft weltweit            Bosse: Ich kann natürlich täglich auf die
                                         unmöglich. Jeder hat seine Meinung, aber         Wirtschaftspresse und den Preis blicken.
                                         die Güte von Prognosen macht sich erst im        Aber das macht die Leute wirklich verrückt.
                                         Nachhinein fest. Schauen Sie auf die Finanz-     Ist der DAX überhaupt ein guter Gradmes-
                                         marktkrise. Die hat niemand prognostiziert.      ser für die Entwicklung eines Aktienmark-
                                                                                          tes? Wir meinen nicht.
          „Wir gehen mit dem Dow         Welche Aussage trauen Sie sich zu?               Ritterbusch: Angekommen ist ein Kunde bei
          Jones um 22 Uhr ins Bett ...   Bosse: Wir schauen immer aus Sicht eines         uns nach anderthalb Jahren. Dann haben
                                         Langfristinvestors auf ein mögliches Invest-     wir viele Börsenphasen gemeinsam durch-
                                         ment. Wir beschäftigen uns nicht mit kurz-       lebt und aufgeklärt. Das lässt uns alle ruhi-
                                         fristigen Stimmungen am Markt und Charts,        ger schlafen.
                                         sondern blicken auf Unternehmen wie z. B.
                                         Apple, weil wir das Produkt greifen können.      Sie investieren in BMW, warum nicht in
                                                                                          Volkswagen?
                                         Brexit, Italien, China und die USA – Wirt-       Bosse: Weil wir nur machen, was wir
                                         schaft und Weltpolitik sind gegenwärtig          verstehen.
                                         besonders eng miteinander verzahnt:              Ritterbusch: Und weil unsere Kunden hier
                                         Müssen gute Börsenanalysten auch ein             in der Region VW ohnehin indirekt schon im
                                         Stück weit Politikversteher sein?                Portfolio haben, wenn sie dort arbeiten oder
                                         Ritterbusch: Wir versuchen, Politik kom-         Belegschaftsaktien halten.
                                         plett auszublenden. Politische Börsen haben
                                         kurze Beine. Insofern wird es immer Peaks        Ist das die diplomatische Antwort?
                                         geben. Wenn Nordkorea einen Knopf drückt,        Ritterbusch: Am Ende ist es so: Wir sind alle
                                         gibt es Bewegungen an den Börsen, das hat        VW-Fans und sie werden ihre Probleme auch
                                         aber nichts mit einem Fundamentalinvest-         meistern. Als Fundamental-Investoren müs-
                                         ment in Apple oder Coca Cola zu tun. Der         sen wir aber auch hier – trotz Nachbarschaft
                                         Konsum wird sich nicht namenhaft verän-          – einen Wert-Preis-Vergleich durchführen.
          ... und wachen in schwieri-    dern. Der Preis geht runter, der Wert bleibt.    Und im Fall VW hat der Markt bereits das
          gen Börsenphasen nachts                                                         Überstehen der Krise eingepreist.
          um 4 Uhr mit dem Nikkei        Aber wenn das so einfach ist, dann müsste
          wieder auf“, betont Thomas     ich ja nicht zu Ihnen kommen, sondern            Und andere Gesellschaften?
          Ritterbusch im Interview.      könnte direkt bei Apple investieren …            Bosse: Schauen Sie auf die Deutsche Bank.
                                         Ritterbusch: Das ist richtig.                    Diese Bilanz versteht niemand, inklusive
                                         Bosse: Es wäre vor 20 Jahren genau die           des Vorstandes. Bei außerbilanziellen Risi-
                                         richtige Entscheidung gewesen, Apple zu          ken in Billionenhöhe, die den Bundeshaus-
                                         kaufen. Nur das mediale Getöse oder per-         halt um ein Vielfaches übertreffen, kann nie-
                                         sönliche Lebensentwicklungen hätten mit          mand sagen, ob das gut geht. Das sehen Sie
                                         Sicherheit dazu geführt, dass Sie irgend-        im Übrigen am aktuellen Börsenkurs …
                                         wann verkauft hätten. Dann wieder reinzu-        Ritterbusch: Für uns ist auch unverständ-
                                         kommen ist schwierig. Unsere Aufgabe ist es      lich, wie es überhaupt dazu kommen konnte.
                                         nicht, irgendeinen Markt zu schlagen, son-       Würden bankverantwortliche Manager, ähn-
                                         dern eher etwas Pastorales – nämlich, sich       lich wie wir Selbständige, mit allem haften,
                                         mit dem Kunden zusammenzusetzen, zu              was sie besitzen, würde es diese Auswüchse
                                         schauen, wie weit der Anlagenhorizont ist        nicht geben.
                                         und ihn davor zu bewahren, zwischendurch
                                         auf den Verkaufsknopf zu drücken.                Wie sehr hat Diesel-Gate die Menschen
                                                                                          hier in der Region verunsichert?
                                         Brauchen erfolgreiche Anleger Augen-             Bosse: Die Menschen drücken Volkswagen
                                         klappen und Ohrenstöpsel?                        stark die Daumen und wenn wir ehrlich sind,
                                         Bosse: Ja, das ist tief in unserer DNA veran-    setzt der Konzern gerade sehr viel auf eine
                                         kert. Angst bedeutet Flucht. Nur heute müs-      Karte. Wenn sie zwischen 40 und 45 Milliar-
                                         sen wir keine Angst mehr haben, es besteht       den Euro in die E-Mobilität investieren, muss
          „Und beim Zähneputzen          gar keine richtige Gefahrensituation. Die        das am Ende auch gut gehen.
          gibt’s den DAX“, scherzt       Börse ist kein Säbelzahntiger.
          Vorstandskollegin Kerstin      Ritterbusch: Es gibt noch ein anderes Phä-       Stecken wir eigentlich noch in einer
          Borchardt.                     nomen. Im Einzelhandel steht 30 Prozent          Niedrigzinsphase oder ist es ein
BASTIAN BOSSE KERSTIN BORCHARDT THOMAS RITTERBUSCH - SONDER AUSGABE - BRW AG
SONDERAUSGABE                  9

                                                    Dauerzustand?                                     Kerstin Borchardt wirkt im Unternehmen
                                                    Ritterbusch: Das ist eine schwierige Frage.       eher nach innen. „Und ich verpacke alles
                                                    Wir rechnen ganz fest mit steigenden Zin-         BaFin- und Bundesbankgerecht, organisiere
                                                    sen. Darauf stellen wir uns seit Jahren ein,      Regularien und Verträge mit den Kunden.“
                                                    aber sie kommen nicht. Dabei wäre es drin-
                                                    gend nötig, damit es den Geschäftsbanken
                                                    über die Fristentransformation wieder bes-
                                                    ser geht.

                                                    Können sich die Staaten höhere Zinsen
                                                    überhaupt leisten?
                                                    Ritterbusch: Ganz klar: Ja. Das wird zwar in
                                                    der Presse nicht geschrieben, weil es keine
                                                    Story ist, aber: Vor zehn Jahren lagen die
                                                    Zinsen in Italien zwischen sechs und sieben
                                                    Prozent. Inzwischen sind sie auf 2,5 Prozent
                                                    gefallen und Italien hat jedes Jahr die Fällig-
                                                    keiten für bis zu 20 Jahre neu festgemacht.
                                                    Das heißt, die vergangenen zehn Jahre hat
                                                    Italien genutzt, um das Niedrigzinstal für
                                                    sich und die eigenen Schulden in Höhe von
                                                    2,3 Billionen Euro einzuloggen. Wenn die Zin-      Bosse:
                                                    sen jetzt wieder steigen sollten, hat das nicht    Rezession
                                                    sofort Auswirkungen.                               schreibt
                                                                                                       sich leicht, aber
                                                    Was wären denn die mittelfristigen Folgen          formal reden wir
                                                    einer Erhöhung?                                    lediglich von zwei
                                                    Bosse: Ein Prozent Anstieg würde sechs             aufeinanderfolgen-
                                                    Basispunkte bedeuten – 0,06 Prozent mehr           den Quartalen mit nega-
                                                    Zinslast auf alles.                                tivem Wachstum. Das sagt
                                                    Ritterbusch: Wenn Italien sich disziplinie-        erst einmal nichts über die Güte
                                                    ren und den entgangenen Zinsaufwand jetzt          einer Rezession aus. Zum Glück
                                                    mal tilgen würde, könnten sie sogar massiv         schauen wir auch nicht mehr nur
                                                    Schulden abbauen. Aber danach sieht es             auf Deutschland, sondern auf die Welt.
                                                    aktuell nicht aus. Die Mär, die machen es          Wenn Volkswagen seine Gewinne in den
                                                    nicht, weil die Staaten es nicht bezahlen kön-     vergangenen Jahren nur auf Grundlage der          gemeint. Unser Fokus hat sich einfach in den
                                                    nen, ist Quatsch.                                  regionalen Nachfrage in Europa hätte erzie-       letzten Jahren verschoben und Vergleiche
                                                                                                       len können, dann würde es uns heute mit-          mit der Volksbank oder der Braunschweigi-
                                                    Was sind dann die Gründe?                          nichten so gut in der Region gehen. Wir sind      schen Landessparkasse sind für niemanden
                                                    Bosse: Man hat mehrere Fehler gemacht. Bei         einer der Hauptprofiteure des China-Booms.        zielführend.
                                                    der Finanzmarktkrise wurde damals nicht                                                              Bosse: Wir sind keine klassische Bank …
                                                    mit klassischen geldpolitischen, sondern           Welche Möglichkeiten haben die Staaten            Ritterbusch: … und übrigens auch keine
                                                    sofort mit unorthodoxen Mitteln gehandelt.         denn, einem Abschwung zu begegnen?                Vollbank. Wir haben auf die Einlage- sowie
                                                    In Europa hat man den US-amerikanischen            Bosse: Die EZB hat keine Munition mehr, das       die Handelslizenz bewusst verzichtet, um
                                                    Weg als Vorbild genommen und die gleichen          ist eine unserer Sorgen. Deshalb müssen wir       gerade anfangs Vertrauen zu bilden. Wir
                                                    Fehler wiederholt. In den USA haben sich die       uns auch fragen, ob wir tatsächlich in den        haben nie den Zugriff auf das Geld unserer
                                                    Banken aber in der Zwischenzeit erholt und         Euro investieren wollen und wie krisensi-         Kunden.
                                                    wir liegen weiter am Boden.                        cher er eigentlich ist. Wenn Sie echte Krisen
                                                                                                       analysieren, beispielsweise als Extrem den        Wie sehr leiden Sie persönlich unter dem
                                                    Wie geht es den Banken denn                        Zweiten Weltkrieg und sich anschauen, wer         Imageverlust Ihrer Branche?
                                                    gegenwärtig?                                       solche Szenarien überlebt, dann kommen            Ritterbusch: Es gibt immer wieder Situa-
                                                    Bosse: Wirklich schlecht. Das bekommen             Sie schnell auf Unternehmungen. Wir sagen         tionen, in denen uns Kunden beim Erstge-
                                                    wir hier in der Region vielleicht nur teil-        ganz klar: Eine Aktie ist kein Stück Papier,      spräch entgegnen, dass ihnen sehr häufig
                                                    weise mit, weil wir eine starke Volksbank          sondern man beteiligt sich an einem leben-        Vermögensberater erzählen, sie würden alles
                                                    haben, die in der Vergangenheit Reserven           den Organismus, der ein ureigenes Inter-          anders machen und deshalb mittlerweile das
                                                    bilden konnte – aber gerade die großen Ban-        esse am eigenen Fortbestehen hat und in           Vertrauen fehlt.
                                                    ken sind ein Schatten ihrer selbst. Sie dar-       der Lage ist, sich relativ flexibel anzupassen.
                                                    ben und können sich aus der Situation nicht                                                          Was antworten Sie?
                                                    befreien.                                          Wie würden Sie die Region und das                 Ritterbusch: Dass ich nur erzählen kann,
FOTOS: Holger Isermann, Stephanie Link, Wikimedia

                                                    Ritterbusch: Das kann man gut an den               Zusammenspiel der Akteure auf dem                 was wir tun und der Kunde selbst springen
                                                    340f-Rücklagen festmachen, die im Hinter-          Finanzmarkt beschreiben – werden Sie              muss. Oft probieren diese uns dann mit klei-
                                                    grund zur Absicherung aufgebaut werden.            von den anderen Instituten akzeptiert?            neren Summen aus und stocken später auf.
                                                    Da wurde in guten Jahren ein Betrag X ein-         Ritterbusch: Wir sind mittlerweile ange-          Wir müssen uns dann einfach beweisen und
                                                    gestellt und dieser ist in ganz Deutschland        kommen, das war ein langer Weg. Wir reden         das machen wir gern.
                                                    inzwischen auf 40 Prozent abgesunken.              und tauschen uns mit den anderen aus, aber
                                                    Wir haben vielleicht noch zwei bis drei Jahre,     sehen sie nicht als direkten Mitbewerber.         Regionale Akteure aus der Finanzbranche
                                                    in denen die Banken davon zehren können,           Unser Benchmark ist in qualitativer Hin-          unterscheiden gern zwischen den hier
                                                    aber dann sind die Rücklagen aufgebraucht.         sicht eher ein Flossbach …                        ansässigen Instituten und nationalen
                                                    Und wir haben seit Jahren eine brummende                                                             Akteuren, die hier lediglich eine Filiale
                                                    Wirtschaft …                                       … das könnte man Ihnen als Arroganz               unterhalten. Ist dieses „wir“ und „die“
                                                                                                       auslegen …                                        gerechtfertigt?
                                                    … die gerade merklich abkühlt …                    Ritterbusch: Klar, aber so ist es nicht           Ritterbusch: Natürlich, aber es kommt auch
10 SONDERAUSGABE

                     einfach darauf an, was ich suche. Bin
                     ich Privatkunde und möchte meine
                     Kontoauszüge persönlich abholen,

      Wir wollen
                     dann bin ich bei einem regionalen
                     Institut richtig. Ein Unternehmer, der
                     Auslandsgeschäfte betreibt, braucht
                     aber einfach die internationalen Netz-
                     werke einer Deutschen Bank oder
                     Commerzbank – ob er will oder nicht.

      unterschätzt
                     Wer sind Ihre Kunden?
                     Ritterbusch: Das hat sich stark gewan-
                     delt. Es fing an mit den Privatkunden,
                     die den Stichtag nicht brauchten und
                     auch zum 31.12. mit sinkenden Kursen

      werden!
                     leben konnten. Unsere ersten Aktio-
                     näre waren unsere Kunden – erfolg-
                     reiche Unternehmer aus der Region.
                     Nach und nach kamen dann immer
                     mehr institutionelle Akteure dazu –
                     Verbände, Vereine, Kirchen, Stiftun-
                     gen. Heute haben wir insgesamt 933
                     Kunden.

                     Wie vermögend ist die Region?
                     Ritterbusch: Sie ist sehr wohlhabend
                     und zugleich hanseatisch. Wir spre-
                     chen von altem Geld und darüber
                     redet niemand gern – auch wenn viele
                     sehr gern geben und spenden. Diese
                     Region wird unterschätzt.
                     Bosse: Das hilft uns übrigens sehr,
                     weil unsere tatsächlichen Mitbewer-
                     ber eher Düsseldorf, Hamburg oder
                     München ins Visier nehmen. Die
                     haben Braunschweig gar nicht im
                     Fokus.

                     Altes Geld und alte Netzwerke …
                     Ritterbusch: Schon, aber das sehe ich
                     auch kritisch, wenn es dazu führt,
                     dass wir uns abschotten. Böse aus-
                     gedrückt tragen wir hier als Braun-
                     schweiger ein wenig unseren Komplex
                     aus. Wir haben auch in Hannover eine
                     Filiale und dort interessiert die Rivali-
                     tät zum Beispiel kaum jemanden. Ich
                     würde mir wünschen, dass wir weltof-
                     fener werden und größer denken.

                     Wie groß sind die Volumen?
                     Ritterbusch: Bitte haben Sie Verständ-
                     nis, dass wir über konkrete Zahlen an
                     dieser Stelle natürlich nicht sprechen
                     dürfen – Ihre Leser werden das eben-
                     falls so sehen.

                     So oder so dürften Sie im Vergleich
                     mit Akteuren wie der Volksbank
                     BraWo oder der Braunschweigi-
                     schen Landessparkasse weiter als
                     die Kleinen gelten. Können Sie damit
                                                                 FOTOS: Holger Isermann, Stephanie Link

                     gut leben?
                     Ritterbusch: Total, wir wollen unter-
                     schätzt werden. Was meinen Sie, wie
                     viele Projekte und Initiativen wir
                     unterstützen und nicht das Logo
                     herausgeben?

                     Warum?
                     Ritterbusch: Viele verstehen das
                     nicht, aber wir wollen keine allzu
SONDERAUSGABE 11

Die wenigsten Vermögensverwalter leisten                                                         geausschuss getroffen. Wir kamen Heilig-
sich ein eigenes Research-Team – die BRW                                                         abend aus der Kirche und haben uns gefragt,
AG hat eines und Bastian Bosse steht an                                                          was da in Amerika passiert. Es war der his-
dessen Spitze.                                                                                   torisch schwächste Dezember seit 1930
                                                                                                 und natürlich mussten wir darauf reagie-
                                                                                                 ren. Kunden, mit denen wir seit zehn Jah-
                                                                                                 ren zusammenarbeiten, haben uns oft alles
                                                                                                 anvertraut, was sie besitzen. Damit tragen
                                                                                                 wir richtig viel Verantwortung und entwe-
                                                                                                 der wir nehmen sie richtig an oder gar nicht.

                                                                                                 Aber muss man deshalb wirklich am
                                                                                                 zweiten Weihnachtstag ins Büro fahren?
                                                                                                 Bosse: Schauen Sie, wir haben damals eine
                                                                                                 E-Mail an alle Kunden geschickt, darunter
                                                                                                 waren auch Vertreter von anderen Busi-
                                                                                                 nesspartnern und von denen kommt eine
                                                                                                 Abwesenheitsnachricht, dass sie wieder am
                                                                                                 7. Januar erreichbar sind. Wie muss das für
                                                                                                 einen Kunden sein, der sich gerade ernsthaft
                                                                                        Gibt     Sorgen um sein Vermögen macht und weiß,
                                                                                      es ein     dass der eigene Berater sich nicht darum
                                                                                   Leben         kümmert, weil er Urlaub hat? Schwierig!
                                                                                 neben dem
                                                                              Job für Sie?       Sie sind jetzt im elften Unternehmensjahr
                                                                            Ritterbusch: Es      angekommen. Wo steht die BRW Finanz
                                                                         ist besser gewor-       AG in zehn Jahren?
                                                                      den, anfangs haben wir     Ritterbusch: Wir haben uns für die nächste
                                                                   Tag und Nacht gearbeitet      Dekade aufgestellt – mit einer schlanken
                                                                (lacht). Von der Einstellung     Struktur und 14 wirklich tollen Leuten. Im
                                                             her würden wir das auch heute       diskretionären Direktgeschäft wachsen wir
                                                          noch tun, aber wir sind zehn Jahre     ungefähr 20 Prozent pro Jahr und können
                                                       älter geworden. Dazu muss man auch        uns in der Metropolregion noch den einen
                                                   stehen. Hobbys …                              oder anderen Kollegen vorstellen. Wir ver-
                                                 Bosse: … Tennis …                               sprechen uns aber auch überregionales
große Aufmerksamkeit.                          Ritterbusch: … ja, einmal im Jahr beim ATP        Wachstum …
Bosse: Die Bank gehört immer in die            (lacht). Das ist ein wenig Freizeitausgleich.
zweite Reihe und der Kunde in die erste.       Bosse: Für mich hat sich seit dem Eintritt in     … als Reaktion auf die Aufmerksamkeit
Nur ist die Bank heute nicht mehr so.          die BRW AG hier einiges geändert. Früher          durch den ersten Platz im Ranking der
Früher waren Volksbänker Beamte                bei der Volksbank habe ich gelernt, dass es       Wirtschaftswoche?
mit zu kurzen Hosen, aber das System           einen privaten und einen beruflichen Bas-         Ritterbusch: Wir haben als Folge sehr viel
funktionierte.                                 tian Bosse geben muss. Diese Mauer gibt es        Vertrauen angetragen bekommen …
Ritterbusch: Auch das Geschäftsmo-             für mich heute nicht mehr ...                     Bosse: … weil man die Auszeichnung eben
dell Sparkasse ist top, aber wenn sie das                                                        nicht kaufen kann. Viele andere Publikatio-
Geschäftsmodell nach außen repräsen-           Sie trennen also nicht mehr …                     nen können Sie kaufen, bei der Wirtschafts-
tieren, sollte es auch innen gelten. Damit     Bosse: Genau. Wenn ich am Wochenende              woche fließt kein Geld. Das macht dieses
hätten wir uns alle viel Ärger ersparen        ins Unternehmen fahre, dann nicht, weil ich       wirklich neutrale Ranking ja so wertvoll für
können.                                        muss, sondern weil ich will, weil es Teil mei-    uns.
                                               nes Alltags ist. Am liebsten sind mir prop-
Wer von Ihnen bringt welche Stärken ins        penvolle Tage, in denen alles drin ist – Sport,   Wie geht es Ihrem Unternehmen
Unternehmen ein?                               Job und Familie.                                  gegenwärtig?
Borchardt: Thomas ist unser Außenminister.                                                       Ritterbusch: Wir sind zufrieden. Wir brauch-
Ritterbusch: Ich sage immer, Kerstin Bor-      Können Sie überhaupt zwei Wochen raus             ten 180 Millionen Euro Anlagevolumen, um
chardt steht für 51 Prozent unseres Erfol-     aus Ihrem Job?                                    frei zu sein. Jetzt sind es 500. In fünf Jahren
ges und hält unsere Versprechen. Und Bas-      Ritterbusch: Wir fahren natürlich in den          wollen wir in der Region bei 750 Millionen
tian Bosse steht für die Produktauswahl, das   Urlaub, aber das Handy ist immer an. Der          Euro stehen; und dann mal sehen, was über-
Research.                                      Kunde spürt das gar nicht. Ich gehe ran …         regional noch möglich ist.
Borchardt: Er und sein Team müssen die
Rendite bringen. Und ich verpacke alles        … immer?                                          Ist das realistisch?
BaFin- und Bundesbankgerecht, organisiere      Ritterbusch: Immer. Ich kenne das nicht           Bosse: Wir sind auf einem guten Weg.
Regularien und Verträge mit den Kunden.        anders und es strengt mich nicht an. Mei-         Ritterbusch: Flossbach von Storch ist bun-
Ich bin Innenminister …                        nen Sie wirklich, ein Kunde ruft mich am          desweit der größte Vermögensverwalter und
Bosse: Jeder wäre ohne den ande-               Wochenende an, weil er mit mir seine Frei-        existert 20 Jahre. 10 Prozent des Volumens
ren und die dahinterstehenden Men-             zeit verbringen möchte? Der hat ein echtes        hat man in den ersten 10 Jahren erarbeitet.
schen nichts. Ich kann ja die beste Ren-       Anliegen und diese zehn Minuten geben mir
dite generieren, wenn keiner zuhört und        und ihm ein gutes Gefühl.                         Wer erst entdeckt wird, kann exponentiel-
kein Kunde da ist, hilft das auch nicht.                                                         les Wachstum erwarten?
Wir wollen eher Verzicht üben und nicht zu     Das ist nicht inszeniert?                         Ritterbusch: Genau.
den Sternen greifen – das wird glaubhaft       Ritterbusch: Nein, ich liebe meinen Beruf.        Bosse: Sie müssen entdeckt werden und
nach außen getragen und doppelt glaubhaft      Bosse: Das ist für alle Seiten erleichternd.      dann die Qualität glaubhaft hoch halten.
nach innen gehalten. Das kann einer alleine    Deshalb haben wir uns vergangenes Jahr            Diese Herausforderung nehmen wir gerne
nicht schaffen.                                auch am zweiten Weihnachtstag zum Anla-           an …
t.de
                                                                              www.brw-direk

Gegründet im Jahr 2008 – kurz vor dem Ausbruch      Medien sowie Auszeichnungen, u. a. Platz 1 und 3 im
der Finanzmarktkrise – handelt es sich bei der BRW  Ranking der WirtschaftsWoche für die in den Jahren
Finanz AG um einen bankenunabhängigen Vermö- 2016 bis 2018 erbrachten Leistungen sowie Citywire
gensverwalter. Ausgestattet mit einem gezeichneten „TOP 50 Vermögensverwalter“ in den Jahren 2017
Kapital von mehr als zwei Millionen Euro, wird die  und 2018, verdeutlichen die hohe Qualität der von
BRW Finanz AG getragen durch rund 60 Aktionäre      der BRW Finanz AG angebotenen Dienstleistungen.
aus der Region und darüber hinaus, wobei die Mehr-
heit der Stimmen in den Händen der Gründer und      Zu den Kunden zählen private Vermögensträger eben-
Mitarbeiter liegt.                                  so wie institutionelle Kunden, Stiftungen und Familiy
Zahlreiche Erwähnungen in der Presse und weiteren   Offices.

                                         www.brw-ag.de
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