August 2020 - Dem Altern auf der - Swiss Nanoscience Institute
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EINE INITIATIVE DER UNIVERSITÄT BASEL UND DES KANTONS AARGAU SNI INS ight Einblicke in Forschung und Aktivitäten am Swiss Nanoscience Institute August 2020 Studium in Zeiten von Dem Altern auf der Hydronics Vielfältig und aktuell Corona Spur Studierende berichten Preis für die beste Erforschung des Ladungs- Forschung rund um über ihre Erfahrungen Masterarbeit und Wärmetransports Corona im SNI-Netzwerk
Inhalt 3 Editorial 4 Studium in Zeiten von Corona Ein paar Beispiele von Studierenden des Nanostudiums und der SNI-Doktorandenschule 7 SNI Annual Event 7 Nano Image Award 7 Swiss NanoConvention 8 Dem Altern auf der Spur Daniel Stähli gewinnt Preis für die beste Masterarbeit 11 Kreative Lösung Smalltalk über Zoom 12 Schweizerischer Nanotechnologie-Doktorandenpreis Fünf Auszeichnungen für Nachwuchswissenschaftler 14 SNC Image Award Faszinierende Bilder 15 Hydronics Interdisziplinärer Ansatz zur Erforschung des Ladungs- und Wärmetransports 16 Vielfältig und aktuell Forschung rund um Corona im SNI-Netzwerk 21 Neuigkeiten aus dem SNI-Netzwerk 23 Nano-Argovia-Programm
Editorial her haben wir uns bei einigen erkundigt, wie sie die Zeit empfunden haben. Daniel Stähli, ein ehemaliger Nano-Student hat Glück gehabt, dass er bereits im letzten Jahr seine Masterarbeit geschrieben hat. Denn er konnte eine spannende und lehrreiche Zeit an der Stanford Uni- versity in Kalifornien verbringen. Mit seiner Master- arbeit über Phänomene des Alterns hat er den Preis für die beste Masterarbeit in Nanowissenschaften an der Universität Basel 2019 gewonnen. Preise gab es auch für fünf junge Nanowissenschaft- lerinnen und -wissenschaftler, die exzellente wis- senschaftliche Veröffentlichungen als Erstautoren geschrieben haben. Das Swiss Micro & Nanotechno- Liebe Kolleginnen und Kollegen logy Network vergibt diesen PhD Award jedes Jahr im Rahmen der Swiss NanoConvention (SNC), die Ich hoffe sehr, ihr seid alle wohlauf in diesen immer eigentlich im Juli in Basel hätte stattfinden sollen. noch ungewöhnlichen Zeiten. Trotz der Verschiebung der SNC auf Juni 2021 haben wir den PhD Awards, der von sechs Schweizer Fir- Es ist sehr erfreulich, dass wir inzwischen zu unserer men gestiftet wird, auch dieses Jahr vergeben und Forschung zurückkehren konnten und der Betrieb auch Gewinner des SNC Image Award ausgewählt. in den Laboren wieder recht rund läuft. Wir dürfen uns allerdings nichts vormachen – das Corona-Virus Erfreulich war zudem zu hören, dass der Schweizer ist nicht verschwunden und die damit verbundene Nationalfond das interdisziplinäre Sinergia-Projekt Problematik auch nicht. Es gilt also weiterhin die «Hydronics» bewilligt hat. Ilaria Zardo vom Depar- Regeln zu beachten, auf Abstand zu bleiben sowie tement Physik der Universität Basel leitet dieses sich und andere zu schützen, wo immer es nötig innovative Forschungsprojekt. Ein Team von der und möglich ist. Universität Basel, der EPFL, der Empa und von IBM wird den Ladungs- und Wärmetransport untersu- Aus diesem Grund, haben wir uns auch schweren chen, um neue Wege bei der Kontrolle von elektri- Herzens entschieden, unseren Annual Event in schen und thermischen Strömen aufzuzeigen. Lenzerheide abzusagen. Wir hätten euch so gerne wieder persönlich getroffen und über spannende Zahlreiche Forschungsgruppen weltweit beschäfti- Forschungsthemen diskutiert. Aber unser aller gen sich zurzeit mit SARS CoV-2 und Covid-19. Auch Wohlergehen ist wichtiger. Wir können und wollen im SNI-Netzwerk tragen verschiedene Teams dazu beim Annual Event keinen Abstand wahren und bei, das Wissen rund um das neuartige Virus zu ver- auch nicht nur in Kleingruppen agieren. Daher grössern und sowohl Diagnostik wie Behandlung zu werden wir diesen interaktiven, persönlichen Aus- verbessern. In einem Übersichtsartikel stellen wir tausch des Netzwerks noch eine Weile aufschieben einige dieser Aktivitäten kurz vor. müssen. Jetzt wünsche ich euch viel Spass bei der abwechs- Es ist nicht immer leicht derartige Entscheidungen lungsreichen Lektüre, bei der sich vieles, aber nicht zu treffen. In den letzten Monaten mussten wir aus alles um Corona dreht. Bleibt gesund und lieben Vernunftgründen auf viele Tätigkeiten und Aktivi- Gruss täten verzichten, die uns Spass bereiten und uns motivieren. Aber nicht nur deshalb war diese Zeit belastend und hat teilweise grosse Schwierigkeiten bereitet. Uns hat interessiert, wie es dabei den Nano- Studierenden und Doktorierenden ergangen ist. Da- Prof. Dr. Christian Schönenberger, SNI-Direktor 3 SNI INSight August 2020
Studium in Zeiten von Corona Ein paar Beispiele von Studierenden des Nanostudiums und der SNI-Doktorandenschule Jeder von uns hat die letzten Wochen und Monate anders erlebt. Während die einen im Homeoffice effektiver und produktiver waren, haben sich andere grosse Sorgen gemacht, waren vielleicht sogar selbst krank oder hatten grosse Mühe zu- hause Ruhe zu finden. Wir haben ein paar Studierende aus dem Nanostudiengang und der SNI-Doktorandenschule gefragt, wie sie diese letzten Wochen erlebt ha- ben, was ihre Probleme waren und was sie aus dieser Zeit mitgenommen haben. Die Nano-Studierenden Elaine Schneider, Julian Köchlin, Nicolas Brunner, Patrick Weber, Sarah Müller und Timon Baltisberger haben Feedback gegeben. Bei den Doktoranden teilten Alexina Ollier, Mehdi Heydari, Paolo Oliva, Stefano Di Leone und Thomas Mortelmans ihre Erfahrungen der letzten Wochen. Praktikum ohne wesentliche Hindernisse Für ihn bleiben diese Monate trotz des fehlenden Patrick, der im Februar ein 6-monatiges Praktikum Treffens und Austauschs mit Freunden und der Fa- bei Anjarium Biosciences begonnen hatte, konnte milie daher voll guter Erinnerungen. Die zusätzliche dieses ohne grosse Einschränkungen absolvieren. Er Zeit, die er sonst mit Freunden und bei kulturellen hat die Zeit in dem biomedizinischen Start-up, das Veranstaltungen verbringt, hat er unter anderem von Joël de Beer – einem Nano-Alumnus – gegründet zur Selbstreflexion genutzt. «Sich ausgiebig Zeit zu wurde, sehr genossen und kann sich gut vorstellen, nehmen um die Seele baumeln zu lassen und sich nach seinem PhD in einem ähnlichen Arbeitsumfeld über seinen Platz in der Gesellschaft und Welt all- tätig zu sein. gemein Gedanken zu machen, ist etwas, wozu wir heute in der hektischen Welt nur noch selten kom- men», bemerkt er. Projektarbeit in Luxemburg Mehr Zeit für sich zu haben und viele entspannte Mitmenschen, das empfand auch Sarah Müller als positiven Aspekt der vergangenen Monate. Sie hatte Mitte Februar ihre Projektarbeit über marines Phy- toplankton an der Universität Luxemburg begon- nen. Am Anfang der Corona-Krise gab es für sie viel Unsicherheit, da nicht klar war, ob sie ihre Arbeit über Lipide als Biomarker für physiologischen Stress planmässig zu Ende bringen konnte. Sie war jedoch in der Lage bis zum Lockdown in Luxemburg Mitte März ihre Experimente im Labor durchzuführen. Danach ging es für sie im Homeoffice weiter – zuerst in Luxemburg, dann in Basel. Auch Sarah hat es vermisst ihren Freund, andere Freunde, Eltern und Geschwister zu treffen oder ein- Patrick Weber (rechts) konnte sein Praktikum bei dem von Joël de Beer fach mal in einem Café zu sitzen. Sie hofft aber ein (links) gegründeten Startup Anjarium Biosciences fast ohne Einschrän- bisschen mehr Gelassenheit aus den vergangenen kungen absolvieren (Bild: P. Weber) Wochen mitnehmen zu können. 4 SNI INSight August 2020
Sarah Müller hat ihre Projektarbeit im Homeoffice beenden können (Bild: Vorlesungen und auch die Konferenz «Smalltalk» über die Blockkurse S. Müller). fanden virtuell statt. Timon und Nicolas haben hier teilgenommen. Online-Veranstaltungen durchaus von Vorteil spielt. Für andere war es dagegen eine Zeit, in der sie Für die jüngeren Semester im Bachelorstudium einen neuen Ausgleich ausprobieren konnten. Sarah standen in den letzten Wochen zahlreiche online- hat beispielsweise mit Yoga begonnen und Nicolas Vorlesungen auf dem Programm. Elaine, Timon und hat abends «viele neue Gerichte gekocht und voll- Nicolas fanden das eigentlich gar nicht schlecht, da ständig auf die leckeren Take away-Angebote rund sie sich ihre Zeit selbst einteilen konnten. «Zudem um das Physik Departement verzichtet». bieten Video- und Audioaufnahmen den Vorteil, dass ich bei Unklarheiten zurückspulen und die Belastend und stärkend Vorlesung in meinem eigenen Tempo durchgehen Die Unsicherheit in den letzten Wochen mussten kann», ergänzt Nicolas. «Durch den geringeren Kon- die Studierende ebenfalls aushalten. Anfänglich war takt mit Kollegen und Studierenden aus höheren nicht ganz klar, ob Prüfungen geschrieben werden, Semestern war es allerdings schwierig, den eigenen welche Blockkurse noch stattfinden können und ob Lernstand einzuschätzen», findet Elaine. Ganz gene- beispielsweise die kleine Konferenz über die Block- rell fehlten den Studierenden vor allem Kontakte kurse Smalltalk stattfinden kann. Für Smalltalk und das gemeinsame Lernen und Üben mit anderen konnte eine gute Lösung gefunden werden, für den Studierenden und Tutoren. einen oder anderen Blockkurs auch, aber andere Projekte und Arbeiten mussten leider ganz ausfal- Umstellung der Gewohnheiten len oder verschoben werden. Sich daran zu gewöhnen, zuhause zu lernen und den vielen möglichen Ablenkungen keine Beach- Unter dem Strich haben diese Erfahrungen aber tung zu schenken und dann trotzdem irgendwann vielleicht auch geholfen, mehr Selbstdisziplin, aufzuhören und die Freizeit zu geniessen, war auch Selbstbewusstsein und gleichzeitig Gelassenheit zu nicht immer leicht. «Die totale Flexibilität bei der erlangen, bemerken einige der Studierenden. «Auf Zeiteinteilung ist auf der einen Seite super, auf der jeden Fall hat es uns gezeigt, dass es technische anderen Seite macht es das auch schwierig, Arbeits- Lösungen für viele Probleme gibt», sagt Timon und zeit und Freizeit zu trennen», findet Julian. meint dabei nicht nur die Uni-Podcasts, sondern auch die zahlreichen Konferenzanrufe zur Pflege Gefehlt hat auch der Ausgleich beim Sport, wie Elaine der sozialen Kontakte. bemerkt, die sonst in einer Mannschaft Volleyball SNI INSight August 2020 5
Auch die Doktoranden der SNI-Doktorandenschule hatte, fühlte er sich «wie ein Gefangener». Er ana- waren in den letzten Wochen und Monaten mit ei- lysierte ebenfalls zunächst seine Daten und schrieb ner neuen Situation konfrontiert, die alle, die wir dann ein Paper. Webinare und online-Vorträge gefragt haben, gut gemeistert haben. trugen für ihn auch dazu bei, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Auf jeden Fall war er sehr froh, nach acht Viele Wochen alleine Wochen Pause zurück ins Labor zu dürfen. «Ich habe Alexina, die in Frankreich wohnt, war für etwa in dieser Zeit gelernt, wie wichtig das soziale Leben sechs Wochen fast ununterbrochen allein zuhause, für mich ist. Manchmal unterschätzen wir das. Auf da in Frankreich die Ausgangsregelungen deutlich der anderen Seite war es wirklich beeindruckend, strikter waren als in der Schweiz oder Deutschland. wie online-Kurse und Meetings organisiert wurden.» «Jeder Tag war gleich und ich habe eigentlich immer gearbeitet, da ich alleine wohne und nicht viele an- Trennung von Arbeit und Freizeit schwieriger dere Dinge zu tun hatte», erzählt sie. Ein anderer Punkt, der von einigen PhD-Studenten genannt wird, ist die Schwierigkeit im Homeoffice Sie nutzte die Zeit ihre Daten zu verarbeiten. Nach Pausen zu machen und trotz der fehlenden räum- vier Wochen startete sie die ersten Experimente – lichen Trennung von Arbeit und Freizeit eine neue zunächst bediente sie ihr Mikroskop von zuhause, Routine zu entwickeln. Paolo hatte beispielsweise später dann auch wieder vor Ort. Wahrscheinlich hat mit diesem Aspekt zu kämpfen. Er hatte bereits alle sie gar nicht viel Zeit verloren, da glücklicherweise Experimente abgeschlossen, schrieb seine Doktor- arbeit und bereitete sich auf die virtuelle Verteidi- gung vor. Das lief alles prima und wie er uns gesagt hat, hat er dadurch gelernt, seinen Tagesablauf bes- ser zu planen, sich mehr Zeit für sich zu nehmen und nicht immer die Arbeit in den Vordergrund zu stellen. Arbeit im Homeoffice ist wertvoll Thomas nutzte die ersten Wochen der Corona- Schliessungen, um theoretische Arbeiten wie Si- mulationen durchzuführen und das Design seines Mikrofluidik-Systems zu optimieren. Er durfte dann Mitte April teilweise wieder zurück ins Labor, da er zurzeit an einer Plattform zum Immunitätsnachweis gegenüber Covid-19 arbeitet und derartige Projekte Vorrang hatten. Da er in zwei verschiedenen Kantonen an der Uni- versität Basel und am Paul Scherrer Institut (PSI) tätig ist, musste er sich mit den verschiedenen Be- triebskonzepten befassen und genau planen, wann Stefano ist glücklich nach vielen Wochen im Homeoffice wieder zurück er wo arbeiten wollte. Die Arbeit im Homeoffice ins Labor zu dürfen (Bild: S. Di Leone, Departement Chemie, Universität wertet er als wertvoll und würde diese auch gerne Basel) beibehalten, wenn gerade keine Experimente anste- die dann begonnenen Experimente gut liefen. Aller- hen. Aber unersetzlich ist für Thomas wie für alle dings fehlte auch ihr der unkomplizierte Austausch anderen Befragten der regelmässige Austausch mit mit den Kollegen und ihrem Betreuer. «Es ist so viel den Kollegen und Freunden. einfacher, schnell mal im Büro vorbeizuschauen und eine Frage zu stellen», sagt Alexina. «Auf der Unbeschwertheit geht verloren anderen Seite hat es mir auch geholfen, autonomer Auch Mehdi hat dieser Austausch gefehlt. Jedoch zu werden.» war er in den letzten Wochen produktiver als in anderen Zeiten. Er hat versucht, extra Messzeit an Stefano ist es ähnlich ergangen. Obwohl er in der heiss begehrten Synchrotron-Lichtquelle des PSI Deutschland nicht so strengen Ausgangsregelungen zu bekommen und seine Untersuchungen voran- unterworfen war und mehr Zeit zum Ausspannen zutreiben. Obwohl es von wissenschaftlicher Seite 6 SNI INSight August 2020
fast ohne Einschränkung für ihn lief, hatte er doch Mühe, entspannt die freien Stunden zu geniessen. Er selbst verspürte keine Angst vor dem Virus, aber die SNI Annual Event allgemeine Sorge um Menschen um ihn herum und Wir haben uns entschlos- seine Ohnmacht nicht helfen zu können, bedrückte sen, den Annual Event 2020 ihn. Die Unbeschwertheit und freie Gedanken, hat aufgrund der unsicheren er während der Corona-Pandemie daher am meisten Entwicklung der Corona-Pan- vermisst. demie abzusagen. Das sind nur ein paar zufällig ausgewählte Bei- Die Gesundheit unserer Kol- spiele, wie es einigen jungen Menschen aus dem leginnen und Kollegen ist uns SNI-Netzwerk in den letzten Wochen ergangen ist. noch wichtiger als der Aus- Sie haben diese schwierige Zeit gut gemeistert und tausch. sehen durchaus auch positive Aspekte dieser Aus- nahmesituation. Wir wünschen den Befragten und Wir freuen uns daher schon auf den Annual allen anderen weiterhin alles Gute, hoffen, dass alle Event im nächsten Jahr gesund bleiben und diese herausfordernde Zeit gut vom 9. bis 10. September 2021! überstehen. Nano Image Award Unsere Kommunikationsmaterialien zeichnen sich unter anderem durch die tollen Bilder aus, die Mit- glieder des SNI-Netzwerks zur Verfügung stellen. Daher möchten wir auch in diesem Jahr den Nano Image Award ausschreiben. Die drei besten Bilder werden mit einem Presigeld von je 300 Schweizer Franken belohnt. Bitte schicken Sie Ihre Bilder der Mikro- und Na- nowelt zusammen mit einer kurzen Beschreibung und einem Titel bis zum 15. November an c.moeller@unibas.ch. Wir freuen uns schon auf eine faszinierende Aus- wahl an schönen Abbildungen. Swiss NanoConvention Die Swiss NanoConvention 2021 findet vom 24.–25. Juni 2021 in Basel statt. Das SNI wird die Veran- staltung in Zusammenarbeit mit dem Swiss MNT Network organisieren. Vermerken Sie doch den Termin schon mal im Ka- lender. SNI INSight August 2020 7
Dem Altern auf der Spur Daniel Stähli gewinnt Preis für die beste Masterarbeit Den Preis für die beste Masterarbeit in Nanowissenschaften an der Universität Basel aus dem Jahr 2019 hat Daniel Stähli gewonnen. Der junge Nanowissenschaft- ler hat die exzellente Arbeit über Altersprozesse der Bluthirnschranke an der Stanford University (Palo Alto, Kalifornien, USA) im Labor von Professor Dr. Tony Wyss-Coray, einem der führenden Altersforscher, geschrieben. Er hat in den neun Monaten in Stanford nicht nur mit zahlreichen wissenschaftlichen Methoden gearbeitet, sondern auch den Optimismus, die Begeisterung und Offenheit der Kollegen dort schätzen gelernt. Für Daniel war die Zeit in Kalifornien ein gelungener Abschluss seines Studiums in Nanowissenschaften, das er jederzeit wieder wählen würde. Schon früh an Naturwissenschaften interessiert Für Daniel Stähli war schon als kleiner Junge klar, dass er Wissenschaftler wer- den möchte. Die Naturwissenschaften begeisterten ihn auch während seiner Schulzeit am Gymnasium Kirschgarten in Basel. Ausschlaggebend für die Wahl des Studiums der Nanowissenschaften war dann der Besuch der Veranstaltung «Weltenreise», bei der die Universität Ba- sel Besucherinnen und Besucher auf eine Reise vom Kosmos in die Nanowelt mit- nahm. «Ich war mit einem Kollegen bei dieser «Weltenreise» im Schauspielhaus Basel. Dort erfuhren wir zum ersten Mal von dem interdisziplinären Nano-Studi- engang. Es tönte spannend und modern», erinnert sich Daniel, der daraufhin zu- sammen mit seinem Kollegen mit dem Nanostudium in Basel begann. Projekt- und Masterarbeiten waren das Highlight Das Bachelorstudium empfand Daniel dann als ziemlich «durchgetaktet» und fordernd, aber auch sehr lehrreich. Er sieht es rückblickend als ideale Vorberei- tung für das folgende Masterstudium, das ihm deutlich besser gefallen hat. «Es war toll, dass wir im Masterstudium mit zwei Projekt- und einer Masterarbeit tiefer in drei verschiedene Bereiche eintauchen konnten. Wir waren bei der Wahl der Daniel Stähli hatte eine tolle Zeit in Stanford und hat dort eine exzellente Masterarbeit geschrieben. 8 SNI INSight August 2020
Themengebiete ganz frei und wurden für Proteine. Die Bluthirnschranke ist Weitere Information dabei unterstützt, Erfahrung im Ausland eine selektive Barriere, die das Gehirn zu sammeln», fasst er die aus seiner Sicht vom Rest des Körpers abschirmt und Wyss-Coray positivsten Aspekte zusammen. die Aufnahme von Plasmaproteinen Forschungsteam http://web.stanford.edu//group/ reguliert und einschränkt. Sie wird von twclab/cgi-bin/index.html Für seine erste Projektarbeit, die er am Endothelzellen mithilfe von Perizyten Department für Biomedizin im Labor von und Astrozyten gebildet. Mit zunehmen- Veröffentlichung Professor Dr. Daniela Finke absolvierte, dem Alter und bei neurodegenerativen in «Nature» untersuchte er die Ausdifferenzierung Krankheiten wie Alzheimer vermindert https://www.nature.com/artic- von Stammzellen zu Lymphocyten, die sich die hohe Selektivität der Barriere les/s41586-020-2453-z ein wichtige Rolle bei der Immunantwort und verschiedene Substanzen können in Geweben spielen. Für die zweite Pro- ins Gehirn gelangen, die bei einem jun- Weitere Gewin- jektarbeit nutzte Daniel ein SNI-Reises- gen gesunden Hirn nicht nachzuweisen ner des Preises tipendium und verbrachte drei Monate sind. Das genaue Verständnis der Blut- für die beste am International Iberian Nanotechnolo- hirnschranke ist wichtig, um neurode- Masterarbeit gy Laboratory in Braga (Portugal) bei Dr. generative Krankheiten zu behandeln. und andere Pieter de Beule. Hier war er vor allem Eine intakte Bluthirnschranke verhin- Preisträger https://nanoscience.ch/de/ueber- mit Programmierung und statistischen dert nämlich auch, dass therapeutische uns/menschen/preise/ Analysen von fluoreszenzmikroskopi- Antikörper ins Gehirn gelangen. schen Analysen von Membranproteinen beschäftigt. Daniel hat nun untersucht wie sich die Bluthirnschranke mit dem Alter verän- Erfolgreiche Eigeninitiative dert. Zusammen mit seinem Betreuer Für Daniel stand fest, dass er für seine Andrew Yang entwickelte er eine neue Masterarbeit ebenfalls im Ausland ar- Methode, um die Durchlässigkeit der beiten wollte. Da ihn die Forschung Bluthirnschranke zu testen und den rund um das Thema Altern besonders normalen Altersprozess der Bluthirn- interessierte, suchte er im Internet nach schranke bei Mäusen zu untersuchen. Arbeitsgruppen, die sich mit dieser The- Dazu markierten sie zunächst alle Pro- matik beschäftigen. Eine der Koryphäen teine des Blutplasmas. Anschliessend auf diesem Gebiet ist Professor Dr. Tony untersuchten sie, welche dieser Proteine Wyss-Coray von der Stanford University in den Gehirnzellen sowie in den Endo- (Palo Alto, Kalifornien, USA). Er konnte thelzellen, welche die Bluthirnschranke an Mäusen zeigen, dass die Transfusion ausmachen, nachweisbar waren. Sie von Plasma junger Mäuse einen Verjün- identifizierten bestimmte Gene, welche gungseffekt bei alten Mäusen bewirkt. die Aufnahme von Plasma in die Endo- thelzellen unterstützen. Daniel schrieb ihn an und bekam recht schnell eine Zusage. «Allerdings ist so Die Ergebnisse zeigten, dass zahlreiche ein Auslandsaufenthalt, vor allem in Proteine die Bluthirnschranke passieren den USA, mit einem enormen adminis- können. Während in jungen Jahren die trativen Aufwand verbunden», bemerkt Aufnahme spezifisch über bestimmte er. Den ersten Kontakt hatte Daniel im Rezeptoren erfolgt, kommt es mit zu- Februar 2018 hergestellt, im Juli bekam nehmendem Alter zu einer unspezifi- er von der Universität Stanford die Be- schen Passage. Insgesamt nimmt dabei stätigung und erst im Oktober begannen aber die Aufnahme von Plasmaproteinen dann für ihn neun spannende, intensive nicht zu, sondern tendenziell sogar eher Monate in Kalifornien. ab. Zeigen konnte er auch, dass die Zahl der Perizyten, einer der Zelltypen, die die Rolle der Bluthirnschranke beim Bluthirnschranke ausmachen, mit dem Altern Alter abnimmt. Thematisch beschäftigte sich Daniel in seiner Masterarbeit mit der Bluthirn- Die Arbeit belegte nicht nur, welche schranke und deren Durchlässigkeit Vorgänge durch Altern ausgelöst wer- SNI INSight August 2020 9
den, sondern wies auch nach, welche Proteine die Doktorarbeit als nächster Schritt Bluthirnschranke überwinden. Diese könnten in Zu- Für Daniel liegt der nächste Schritt seiner wissen- kunft als mögliche Shuttle für Therapeutika dienen. schaftlichen Karriere voraussichtlich jedoch in der Schweiz. Nach einem sechsmonatigen Zivildienst, Einmalige Erfahrung den er gerade absolviert, möchte er mit der Dok- Für Daniel war das dreiviertel Jahr in Palo Alto eine torarbeit beginnen. Dazu schaut er sich gerade ganz besondere Zeit, die er nicht missen möchte. verschiedene Gruppen an der Universität Basel, der «Ich hatte grosses Glück, so gut von Andrew betreut ETH Zürich und der EPF Lausanne an. Thematisch worden zu sein. Wir haben extrem viel und hart gibt es verschiedene Gebiete in den Life Sciences, gearbeitet – aber es war schön und spannend.» Den die ihn interessieren und die er gerne weiterverfol- krönenden Abschluss bildete nicht nur die jetzt aus- gen würde. gezeichnete Masterarbeit. Seine Daten haben auch zu einer Veröffentlichung des Teams in «Nature» Eine gute Entscheidung beigetragen, die kürzlich publiziert wurde. Zurückblickend ist er froh, sich vor sieben Jahren für die Nanowissenschaften entschieden zu haben. Seine Kolleginnen und Kollegen im Labor hatten Er schätzt es nach wie vor, dass er so unterschied- massgeblichen Anteil daran, dass Daniel die Zeit so liche Erfahrung sammeln konnte – nicht nur in positiv erlebt hat. Er war beeindruckt von dem Op- verschiedenen Fachgebieten, sondern dank der timismus, der Energie und Offenheit, mit der ihm Unterstützung und Förderung von SNI, Universität andere Doktoranden, Postdocs und Professoren be- Basel, Freier Akademischer Gesellschaft und seiner gegnet sind. «Die Stimmung in der ganzen Bay Area Eltern auch in unterschiedlichen Ländern. ist enorm motivierend. Etliche exzellente Unis und führende Firmen in den Life Sciences kommen da Das Studium war jedoch nicht nur fachlich eine auf dichtem Raum zusammen. Sie arbeiten eng zu- Bereicherung für den 25-jährigen Basler. «Ich habe sammen, haben enorme Mittel zur Verfügung und viele sehr gute Freunde gewonnen», bemerkt er. alles scheint möglich», bemerkt er. Seine Arbeit im Vorstand des Nanovereins, in dem sich die Studierenden des Nanostudiums der Uni- Doch es war nicht nur Daniel, der begeistert war. versität Basel zusammenschliessen, hat sicher dazu Auch sein Betreuer in Stanford Tony Wyss-Coray beigetragen, zahlreiche Kontakte aufzubauen und äusserte sich sehr positiv über das Engagement die Studienzeit rückblickend so positiv zu bewerten. und die Leistung des jungen Schweizers: «Ich war zutiefst beeindruckt von Daniels Leidenschaft und Wir gratulieren Daniel ganz herzlich zu dieser ex- Hingabe für die Wissenschaft und seiner Begabung zellenten spannenden Masterarbeit und wünschen für experimentelle Forschung. Wir hätten ihn gerne ihm alles Gute für die Zukunft! noch länger bei uns gehabt.» «Ich war zutiefst beeindruckt von Daniels Leidenschaft und Hingabe für die Wissenschaft und seiner Begabung für experimentelle Forschung. Wir hätten ihn gerne noch länger bei uns gehabt.» Professor Dr. Tony Wyss-Coray, Stanford University (Palo Alto, Kalifornien, USA) Im Gehirn von alten Mäusen konnte Daniel Verkalkungen nachweisen (Bild: Daniel Stähli). 10 SNI INSight August 2020
Kreative Lösung Smalltalk über Zoom Am 13. Mai fand die erste virtuelle Konferenz des Swiss Nanoscience Institutes statt. Wie in jedem Jahr organisierten Studierende des Nano-Studiengangs die Konferenz «Smalltalk», bei der sie über zwei von ihnen absolvierte Blockkurse be- richteten. In diesem Jahr fand «Smalltalk» nun aber nicht in grösserem Rahmen im Pharmazentrum statt, sondern virtuell über das Internet. Sieben Studierende des Studiengangs Nanowis- um Interferenzexperimente, ultrakalte Atome und senschaften an der Universität Basel befinden sich Schaltkreiselemente, die Nervenzellen nachemp- zurzeit kurz vor dem Abschluss ihres Bachelor-Stu- funden sind. diums. Sie haben in dem letzten Jahr acht verschie- dene Blockkurse belegt, bei denen sie in die aktuelle «Es lief alles prima und wir haben spannende, viel- Forschung unterschiedlicher Forschungsgruppen fältige Vorträge gehört», kommentiert Professor Dr. hinein schnuppern konnten. Als Abschluss dieser Wolfgang Meier, Leiter des Studiengangs Nanowis- spannenden Zeit organisieren die Studierenden je- senschaften diese erste virtuelle Konferenz des SNI. des Jahr die kleine Konferenz «Smalltalk». Sie halten «Bei einem kleinen Apéro-to-go konnten wir die dabei einen Vortrag über einen der Blockkurse und Preise für den besten Talk und das beste Poster, die präsentieren ein Poster über einen zweiten Kurs. Timon Baltisberger und Dominik Lüthi gewonnen Wissenschaftler, die einige der Blockkurse anbieten, haben, dann später noch persönlich übergeben und bewerteten die Präsentationen. auch die ein oder andere ausgefallene Diskussion nachholen.» Normalerweise findet die Veranstaltung, die allen interessierten Besuchern offen steht, im Pharma- Auch die Koordinatorin des Studiengangs, Dr. Anja zentrum statt. Doch in diesem Jahr war dies keine Car, beurteilt die Erfahrung durchweg positiv: Option und eine virtuelle Konferenz die einzige «Ich fand es besonders nett, dass die Studierenden Möglichkeit «Smalltalk» überhaupt durchzuführen. auch die Vorteile des virtuellen Meetings nutzten. Timon Baltisberger beispielsweise demonstrierte So versammelten sich die sieben Vortragenden so- anschaulich, was in Quantensystemen möglich ist, wie sieben begutachtende Wissenschaftler am 13. in unserer Makrowelt jedoch nicht.» Zu Beginn sei- Mai zu einem gemeinsamen Zoom-Meeting sowie nes Vortrags sah es nämlich so aus, als ob Timon einer anschliessenden Poster-Session. Die Vorträge gleichzeitig präsentieren und sich einen Tee bringen drehten sich unter anderem um unterschiedliche würde – in Analogie zu einem Quantensystem, das Anwendungen der Lithografie, Spektroskopie, bei der Überlagerung zur gleichen Zeit in mehreren Rasterkraft- und Rasterelektronenmikroskopie, Zuständen existieren kann. Im Juni gab es dann für Wolfgang Meier (links) und Christian Schönenberger (rechts) doch noch die Gelegenheit den Preis für das beste Poster an Dominik Lüthi und den Preis für den besten Talk an Timon Baltisberger persönlich zu übergeben. SNI INSight August 2020 11
Schweizerischer Nanotechnologie-Doktorandenpreis Fünf Auszeichnungen für Nachwuchswissenschaftler Katharina Kaiser (IBM), Claire Meyer (Universität Basel), Shantanu Mishra (Empa), Kazuhiro Morimoto (EPFL) und Daniel Najer (Universität Basel) sind die Gewinner des diesjährigen Swiss Nanotechnology PhD Awards. Die fünf jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben das interdisziplinäre Preis-Komitee mit ihren herausragenden Publikationen überzeugt. Einmal im Jahr Gross im IBM Research Center in Das Swiss MNT Network Micro- Rüschlikon durch. Sie erzeugte & Nanotechnology (Swiss MNT durch Atommanipulation ein Network) vergibt einmal im Jahr zyklisches Kohlenstoffmolekül den Swiss Nanotechnology PhD aus 18 Kohlenstoffatomen. Sie Award an fünf Doktorandinnen begann mit Vorprodukten, bei und Doktoranden, die im letzten denen sie mithilfe eines kom- Jahr exzellente, von Fachleuten binierten Rastertunnel-/Raster- begutachtete Publikationen ver- kraftmikroskops sogenannte öffentlicht haben. Fünf bis sechs Schutzgruppen abspaltete. Ras- Schweizer Firmen stiften das terkraftmikroskopische Unter- Preisgeld von je 2000 Schweizer suchungen des neuen Moleküls Franken und übergeben die Prei- zeigten, dass sich bei dem neuarti- se normalerweise im Rahmen der gen Kohlenstoffring Einfach- mit Swiss NanoConvention (SNC), die Dreifachbindungen abwechseln. dieses Jahr in Basel stattgefunden Das Hightech Zentrum Aargau hätte. stiftet den Preis für Katharina Kaiser. Link zur Veröffentlichung Wie bei so vielen Ereignissen sieht es dieses Jahr auch beim Claire Meyer, die von Prof. Dr. PhD Award etwas anders aus. Cornelia Palivan (Universität Die SNC 2020 in Basel musste auf Basel) betreut wird, hat die Ju- 2021 verschoben werden, somit roren mit einer Publikation in werden auch die Preisträger des «Small» überzeugt. Sie arbeitet Jahres 2020 ihren Preis erst bei daran neuartige biomedizinische der SNC 2021 in Basel erhalten. Systeme herzustellen, bei denen Berichten können wir aber schon synthetische Nanokompartimen- jetzt über die Arbeit der fünf te mit Biomolekülen kombiniert Nachwuchswissenschaftlerinnen werden. In der ausgezeichneten und -wissenschaftlern, die das in- Veröffentlichung zeigte sie, dass terdisziplinäre Preis-Komitee aus die Kombination von Nanokom- Mitgliedern von sechs verschie- partimenten mit natürlichen denen Schweizer Forschungsein- Enzymen und bildgebenden Ver- richtungen ausgewählt hat. bindungen in vitro funktioniert, sodass die Aktivität des therapeu- Vielfältig und überzeugend tischen Enzyms erhalten bleibt und gleichzeitig eine kontrollier- Katharina Kaiser führte die Ar- te Bildgebung möglich ist. Der beiten, die zu der preisgekrönten Preis für Claire Meyer wird von Veröffentlichung in «Science» füh- der Firma BASF gestiftet. rten, in der Gruppe von Dr. Leo Link zur Veröffentlichung 12 SNI INSight August 2020
Dr. Shantanu Mishra, der in Kazuhiro Morimoto hat in sei- Dr. Daniel Najer aus der Gruppe der Gruppe von Prof. Dr. Roman ner Arbeit, die er im AQUA-Lab- von Prof. Dr. Richard Warburton Fasel arbeitet, erhält den Dokto- Labor von Prof. Dr. Edoardo (Universität Basel) hat in einer randenpreis für eine Publikation Charbon (EPFL) absolviert und in Veröffentlichung in «Nature» in «Nature Nanotechnology». Er «Optica» veröffentlicht hat, eine gezeigt, dass mithilfe eines mik- hat atomar präzise Kohlenstoff- Megapixel-Kamera basierend auf roskopischen Hohlraumes eine Nanostrukturen wie dreieckige Einzelphoton-Avalanche-Dioden effiziente quantenmechanische Graphenflocken, rhombusförmi- (kurz SPAD für engl. single-pho- Licht-Materie-Schnittstelle ge- ges Zickzack-Nanographen oder ton avalanche diode) entwickelt. schaffen werden kann. bogenförmiges Nanographen Die Kamera kann im intensitäts- synthetisiert und gezeigt, dass und zeitgesteuerten Modus mit Darin wird ein einzelnes Photon diese kohlenstoffbasierten Ma- einer Verschlussdauer von 3,8 bis zu zehn Mal von einem künst- terialien einen robusten Mag- Nanosekunden und einer Aus- lichen Atom (einem Halbleiter- netismus besitzen können, der lesegeschwindigkeit von 24’000 Quantenpunk) ausgesandt und weit über die thermodynamische Bildern pro Sekunde arbeiten. wieder absorbiert. Schwelle hinausgeht. Sie liefert Bilder und dreidimensi- Die Arbeit eröffnet neue Perspek- In der preisgekrönten Publika- onale Szenen mit einer Genauig- tiven für die Quantentechnolo- tion zeigt Shantanu Mishra, wie keit von wenigen Millimetern und gie. Die Firma Bühler AG übergibt die Oberflächensynthese ideal einer Auflösung von 1000 x 1024 den Preis an Daniel Najer. mit Rastersondenmikroskopie/ Pixeln und wird zu zahlreichen Link zur Veröffentlichung Spektroskopie kombiniert wer- interessanten Anwendungen den kann, um den Magnetismus in der Metrologie, Mikroskopie in Kohlenstoff-Nanomaterialien und LiDAR (steht für engl. light eindeutig nachzuweisen. Damit detection and ranging, einer dem ebnet er den Weg für die Herstel- Radar verwandten Methoden) lung neuer Magnetmaterialien beitragen. Die Firma Sensirion mit technologischer Relevanz. sponsort den Preis für Kazuhiro Die Firmen Zeiss und Gloor un- Morimoto. terstützen diesen Preis. Link zur Veröffentlichung Link zur Veröffentlichung «Wir gratulieren allen Preisträgern zu den hervorragenden Publikationen. Wir freuen uns auf die Preisverleihung im nächsten Jahr im Rahmen der SNC 2021 vom 24. bis 25. Juni in Basel.» Professor Dr. Christian Schönenberger, SNI-Direktor SNI INSight August 2020 13
SNC Image Award Faszinierende Bilder Verliehen wurde trotz der Verschiebung der SNC auch der SNC Image Award. Die folgenden faszinierenden Bilder aus der Nanowelt haben gewonnen. 1. Preis: Akkumulierte supraparamagnetische Eisenoxid-Nanopartikel in einem Zebrafisch-Embryo Jan Stephan Bolten, Departement für Pharmazeutische Wissenschaften, Universität Basel 2. Preis: Suprapartikel von Halbleiter-Nanokristallen aus Cadmiunselenit/ 3. Preis: Oberflächenstruktur eines Rhodium-Kristalls Cadmiumsulfid, die sich selbst anordnen Fabien Sanchez, Departement Physik & Daniel Mathys, Nano Imaging Darius Urbonas, IBM Research GmbH Lab, Universität Basel «Vielen Dank für die Teilnahme am SNC Nano Image Award und herzlichen Glückwunsch den Gewinnern!» Weitere Information über den SNC Image Award 14 SNI INSight August 2020
Hydronics Interdisziplinärer Ansatz zur Erforschung des Ladungs- und Wärmetransports Der Schweizerische Nationalfond hat kürzlich zugestimmt, das interdisziplinäre Sinergia-Projekt «Hydronics» mit einem finanziellen Beitrag von 2.7 Millionen Schweizer Franken zu fördern. Professorin Dr. Ilaria Zardo vom Departement Physik leitet das Projekt, in dem ein interdisziplinäres Team mit Forschenden der Universität Basel, der EPFL, der Empa und von IBM den Ladungs- und Wärmetransport untersucht und neue Wege bei der Kontrolle von elektrischen und thermischen Strömen einschlagen möchte. Unterschiedliche Ausbreitung der Wärme Elektronische Bauteile werden immer kleiner und leistungsfähiger. Problema- tisch bei der Miniaturisierung ist dabei die Wärmeentwicklung in den elektroni- schen Komponenten. Daher wird es für die Computer- und Elektronikindustrie immer wichtiger, den Ladungs- und Wär- metransport besser zu verstehen und kontrollieren zu lernen. Die Wärme in den verschiedenen Bautei- len entsteht durch mechanische Wellen Das Team von Ilaria Zardo (rechts) beteiligt sich am Sinergia-Projekt «Hydronics». – sogenannte Phononen. In einem dreidi- mensionalen Festkörper breiten sich die- se Wellen normalerweise diffus aus. In nen sich die Ausbreitung der Phononen Weitere Information zweidimensionalen Materialien dagegen ganz gezielt steuern lässt. Dies wäre eine hat ihre Ausbreitung unter bestimmten Möglichkeit, um Materialien zu entwer- Webseite Bedingungen grosse Ähnlichkeit mit der fen, die Wärme sehr schnell abgeben Zardo-Team https://nanophononics.physik. Ausbreitung von Strömungen in Flüssig- und sich daher nur wenig aufheizen. Es unibas.ch keiten. Fachleute sprechen daher auch könnten auf diesem Wege auch Wärme- unterschiede im Material möglichst lan- Sinergia- vom hydrodynamischen Transport, der ge aufrecht gehalten werden und so der Projekte sich in seinen Eigenschaften deutlich http://www.snf.ch/de/foerde- vom diffusen Transport abgrenzt. Beim Stromerzeugung dienen. rung/programme/sinergia/Sei- ten/default.aspx hydrodynamischen Transport pflanzt Interdisziplinäre Zusammenarbeit sich beispielsweise ein Wärmeimpuls Für derartige Ansätze sind vielfältige wie eine Druckwelle im Medium ohne Kenntnisse in Materialwissenschaften wesentliche Dämpfung aus, während es und Gerätetechnik sowie Erfahrung mit beim diffusen Transport schnell zu gro- rechnergestützten Transportmodellen ssen Verlusten kommt. und der Entwicklung experimenteller Gezielte Steuerung wünschenswert Protokolle erforderlich. Daher haben Wenn es gelänge das hydrodynamische sich die auf diesen Gebieten führenden Transportregime effektiv zu nutzen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- liessen sich Materialien herstellen, in de- ler der Schweiz zusammengeschlos- sen, um gemeinsam den Wärme- und SNI INSight August 2020 15
Ladungstransport im hydrodynamischen Regime port in bekannten 2D- und 3D-Materialien vorher- zu untersuchen. Die Gruppen von Prof. Dr. Michel zusagen und mittels Strukturierung der Materialien Calame (Empa), Prof. Dr. Nicola Marzari (EPFL) und zu optimieren. Mikroskalige Vorrichtungen, deren Dr. Bernd Gostmann (IBM) arbeiten in den nächsten Funktion von hydrodynamischen Transporteffek- vier Jahren mit dem Zardo-Team zusammen, um ten abhängt, sollen abschliessend dazu dienen das ihr gemeinsames Ziel zu verfolgen, elektrische und Funktionsprinzip zu demonstrieren. thermische Ströme auf viel effizientere Art und Wei- se zu kontrollieren und zu leiten. Wie bei Sinergia-Projekten gefordert, arbeiten im Projekt «Hydronics» mehrere Forschungsgruppen Zunächst haben die Forschenden vor, theoretische eng zusammen, um ganz neue Wege einzuschlagen. Modelle zu entwickeln, die hydrodynamischen Zunächst spielen dabei grundlagenwissenschaft- Transport in dieser Form beschreiben. Diese Mo- liche Ansätze eine grosse Rolle. Die beteiligten delle dienen dazu Schlüsselgrössen und -phänome- Forschenden bearbeiten aber auch angewandte ne vorauszusagen, die dann in einem Experiment Aspekte, insbesondere in der Mikrofabrikation und nachgewiesen werden können. Dies bedingt die Gerätetechnik. Doktorierende und Postdoktorieren- Entwicklung von Experimenten, die zur Demonst- de sind an den Teilprojekten beteiligt und bekom- ration hydrodynamischer Transporteffekte im Wär- men so das nötige Knowhow, um für akademische me- und Ladungstransport geeignet sind. Zudem soll wie auch industrielle Karrieren gerüstet zu sein. es möglich werden, den hydrodynamischen Trans- Vielfältig und aktuell Forschung rund um Corona im SNI-Netzwerk In den letzten Wochen und Monaten hat das Coronavirus SARS-CoV-2 uns alle sehr beschäftigt. Keiner hätte gedacht, dass sich die Welt in so kurzer Zeit derart drastisch verändern kann. Zu Beginn der Pandemie wussten wir wenig über das Virus. Dank des enormen Engagements von Forscherinnen und Forschern weltweit verstehen wir heute deutlich besser, wie sich das Virus ausbreitet, wie wir es nachweisen, welche Folgen eine Infektion haben kann und wie wir die Infektions- raten möglichst niedrig halten können. Auch Mitglieder des SNI-Netzwerks sind an Corona relevanter Forschung beteiligt – teils in eigens initiierten Projekten, teils mit früher gestarteten Experimenten, deren Ergebnisse sich auf die Corona- Forschung anwenden lassen. Wir geben hier einen kurzen Überblick über einige Projekte im SNI-Netzwerk. Mitglieder des SNI-Netzwerks beteiligen sich an der Forschung rund um das neuartige SARS-CoV-2-Virus (Bild: Shutterstock) 16 SNI INSight August 2020
Neue Ansätze in der Diagnostik im Speichel entwickeln möchte. Im ers- Weitere Information: Der effiziente Nachweis des neuartigen ten Schritt führt das Team aktuell den Coronavirus SARS-CoV-2 ist ein wichti- Nachweis, dass ausreichende Konzent- Prof. Sai Reddy https://bsse.ethz.ch/lsi/the-lab/ ger Teil der Bekämpfung. Nur wenn wir rationen von Antikörpern im Speichel People/STR.html schnell wissen, ob ein Patient infiziert ist, vorliegen. Im Anschluss wird die Ent- Prof. Michael kann die massive Ausbreitung durch Maß- wicklung eines Lateral Flow Assays, der Nash nahmen wie Quarantäne eingedämmt ähnlich wie ein Schwangerschaftstest https://bsse.ethz.ch/department/ werden. Wichtig sind auch Informatio- funktioniert, begonnen. Das CSEM wird people/detail-person.MjI4ODcx. T Glz d C8yNjY5 L D EwN j I 4 NT- nen darüber, ob jemand bereits mit dem dabei mit Entwicklungen im Bereich der M0MDk=.html Virus in Kontakt gekommen ist und der Cellulose Pads, der Probenvorbereitung https://nash.chemie.unibas.ch/en/ home/ Körper spezifische Antikörper gebildet und der Optik beitragen, um den Test für hat, die vor einer Reinfektion schützen. Speichel sowie die Lesbarkeit per Smart- BRCCH Um die Palette an Testmöglichkeiten zu phone zu optimieren. https://brc.ch erweitern, arbeiten mehrere Forschungs- CSEM gruppen aus dem SNI-Netzwerk an der Die Gruppen der Professoren Dr. Ernst https://www.csem.ch/Home Entwicklung neuer Testsysteme. Meyer und Dr. Christoph Gerber (beide Forschung zu Departement Physik, Universität Basel) COVID-19 am Nachweis des Virus in unterschiedli- untersuchen, ob sich ein mechanischer CSEM chen Medien Sensor für den ultrasensitiven Nachweis https://www.csem.ch/Page. aspx?pid=155080 So entwickeln die Professoren Dr. Sai der Corona-Viren in öffentlichen Räu- Reddy (Departement Biosysteme der ETH men und Fahrzeugen einsetzen liesse. Prof. Ernst Meyer Zürich in Basel, D-BSSE) und Dr. Michael Für diesen Ansatz werden kurze RNA- https://nanolino.unibas.ch Nash (Departement Chemie, Universität Fragmente, die komplementär zu spezi- Prof. Christoph Basel & D-BSSE) mit einem interdiszipli- fischen RNA-Segmenten des Virus sind, Gerber nären Team einen neuen diagnostischen auf einen Cantilever aufgebracht. Bei https://www.physik.unibas.ch/ personen/prof-gerber.html Test für COVID-19-Infektionen. Kontakt der RNA-Stücke mit Virus-RNA kommt es zu einer Hybridisierungsreak- Dieser neue Test basiert auf der Hoch- tion und es entsteht eine mechanische durchsatz-Sequenzierung von SARS- Spannung. Diese verbiegt den mechani- CoV-2 und nutzt einen Ansatz namens schen Sensor, was mit einem optischen molekulares Barcoding, um viele Pa- Detektionssystem nachgewiesen werden tienten parallel zu testen. Mit dieser kann. Mit der Methode könnten theore- Methode könnten etwa 5000 einzelne tisch auch sehr geringe Viruskonzentra- Patientenproben gleichzeitig auf SARS- tionen nachgewiesen werden. CoV-2 untersucht werden. Die Forschen- den entwickeln auch eine serologische Mit einem Mikrofluidiksystem zum Hochdurchsatz-Plattform für den Nach- Ziel weis von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Verschiedene Gruppen im SNI-Netzwerk Patienten, die eine Infektion mit dem Vi- beschäftigen sich mit Mikrofluidsyste- rus überlebt haben und diese Antikörper men und untersuchen deren Einsatz in im Blut haben, sind wahrscheinlich für der COVID-19-Forschung. eine gewisse Zeit gegen Neuinfektionen immun. Professor Sai Reddy leitet dieses So beschäftigt sich beispielsweise Projekt, das vom Botnar Research Center Thomas Mortelmans, Doktorand der for Child Health (BRCCH) finanziert wird. SNI-Doktoranschule am PSI, in seiner Doktorarbeit mit der Entwicklung eines Dr. Sören Fricke (CSEM Muttenz) ist eben- mikrofluidischen Systems, mit dem Zell- falls in einem vom BRCCH unterstützten organellen und andere biologische Nano- Diagnostik-Projekt beteiligt. Er arbeitet objekte aufgrund ihrer Grösse sortiert in einem Team unter Leitung von Profes- werden können. Er untersucht nun, ob sor Dr. Daniel Paris (Swiss Tropical and sich das Fluidiksystem auch für Antikör- Public Health Institute, TPH), das einen pertests einsetzen lässt. Funktionalisierte einfachen, kostengünstigen Assay zum Nano- oder Mikropartikel (beads) binden Nachweis von SARS-CoV-2-Antikörpern dabei spezifisch an die Antikörper. Diese SNI INSight August 2020 17
Weitere Information: Dr. Ysin Ekinci https://www.psi.ch/en/lmn/peo- ple/yasin-ekinci Dr. Celesto Padeste https://www.psi.ch/en/mgg/peo- ple/celestino-padeste Dr. Xiaodon Li https://www.psi.ch/en/lbr/people/ xiaodan-li Dr. Thomas Braun https://www.c-cina.org/people/ team/thomas-braun/ Thomas Mortelmans h tt p s : / / n a n o s c i e n c e . ch / d e / forschung/phd-programm/phd- projekte/2018-begonnen/ Forschung zu COVID-19 am PSI h t t p s : / / w w w . p s i . ch / d e / f o r- schung-zu-covid-19 Der SNI-Doktorand Thomas Mortelmans untersucht, ob sich ein mikrofluidisches Systems, mit dem Zellorganellen und andere biologische Nanoobjekte aufgrund ihrer Grösse sortiert werden können, auch für Antikörpertest einsetzen lässt (Bild: T. Mortelmans). können anschliessend aufgereinigt und Bei schweren Lungenentzündungen identifiziert werden. Dr. Yasin Ekinci, kommt es zu einer akuten Unterversor- Dr. Celestino Padeste, Dr. Xiaodan Li (alle gung mit Sauerstoff. Die Patienten müs- PSI) und Dr. Thomas Braun (Biozentrum, sen künstlich beatmet werden. Dabei Universität Basel) betreuen Thomas Mor- drückt eine Beatmungsmaschine Sauer- telmans im Rahmen seiner Doktorarbeit. stoff in die Lunge, der von dort aus ins Blut übergeht. Behandlung von COVID-19 Eine Infektion mit SARS-CoV-2 verur- Dr. Sören Fricke (CSEM Muttenz) ist an sacht die neue Atemwegserkrankung einem vom BRCCH geförderten Projekt COVID-19. Der Krankheitsverlauf ist unter Leitung von Professor Dr. Thomas nach Aussagen des Robert-Koch Instituts Erb (Universitätskinderspital beider Ba- vielfältig und variiert sehr stark – vom sel, UKBB) beteiligt, in dem die Sicher- symptomlosen Verlauf bis zur schweren heit der Beatmung verbessert werden Lungenentzündung, die mit Lungenver- soll. Die Wissenschaftler planen einen sagen einhergeht. Nach Daten aus dem innovativen Drucksensor in kostengüns- deutschen Meldesystem wurden bis Juli tige Beatmungssysteme zu integrieren. 2020 etwa 17 % der in Deutschland gemel- Sie möchten damit die Beatmung verbes- deten Fälle im Krankenhaus behandelt sern und helfen, den weltweiten Mangel (Quelle). In der Schweiz und Lichtenstein an Beatmungssystemen zu überwinden. liegt die Hospitalisierungsrate bei etwa Thomas Erb und Sören Fricke knüpfen 12% (Quelle). dabei an ein gemeinsames Projekt an, 18 SNI INSight August 2020
Weitere Information: in dem das CSEM einen flexiblen mik- frage nach HCQ-Arzneimitteln geführt.1 rostrukturierten Drucksensor in einen Patienten mit rheumatischen Erkran- Prof. Jörg Tubus integrierte. Die Druckmessung ist kungen, die mit HCQ behandelt werden, Huwyler damit näher an den Atemwegsorganen sahen sich daraufhin einem akuten https://pharma.unibas.ch/de/ personen/joerg-huwyler-1475/ und eine Beschädigung des empfindli- Medikamentenmangel ausgesetzt. Die chen Gewebes durch die künstliche Be- Wissenschaftler des Pharmazentrums Medienmittei- atmung kann besser vermieden werden. hoffen durch das nicht geschützte Her- lung Herstellung stellungsprotokoll dazu beizutragen, Hydroxychloro- Herstellungsprotokoll für gefragtes dass HCQ-Tabletten in ausreichender quin h tt p s : / / w w w . u n i b a s . ch / d e / Medikament Menge produziert werden können. Aktuell/News/Uni-Research/ Moegliches-Corona-Medika- Ein Team des Pharmazentrums der Uni- ment-Uni-Pharmazeuten-stel- len-ein-Generikum-her.html versität Basel rund um Professor Dr. Jörg Den neuen Virus verstehen lernen Huwyler und Dr. Tomaž Einfalt hat eine Ganz generell ist es wichtig, SARS-CoV-2 Forschungs- generische Formulierung des Arzneimit- besser verstehen zu lernen, damit wir projekte zu tels Hydroxychloroquin (HCQ) entwi- uns vor Infektionen schützen und diese COVID-19 an der ckelt, produziert und charakterisiert. effektiv behandeln können. Universität Basel h tt p s : / / w w w . u n i b a s . ch / d e / Aktuell/Coronavirus/Covid- HCQ ist ein Chinolinderivat, das zur Die InterAx Biotech AG, ein Start-up des 19-Forschungsprojekte.html Behandlung von Malaria und rheuma- PSI und langjähriger Partner im Nano- tischen Erkrankungen eingesetzt wird. Argovia-Programm, arbeitet mit dem Berichte, dass HCQ gegen SARS-CoV-2 Hospital del Mar Medical Research Ins- wirksam sein könnte, haben zu einer titute (IMIM), Barcelona zusammen, um weltweiten und rasch steigenden Nach- antivirale Wirkstoffe zu identifizieren. Zunächst sucht das Team in einer virtu- ellen 3D-Struktur-Datenbank mit Hilfe spezifischer Berechnungsalgorithmen nach potenziellen antiviralen Verbin- dungen. Dann wird anhand eines Assays mit einem SARS-CoV-2 Pseudovirus expe- rimentell getestet, ob diese den Eintritt von SARS-CoV-2 in die Zelle verhindern können. Die Wissenschaftler untersu- chen dabei zwei verschiedene Angriffs- punkte am Virus. Die Gruppe von Professor Dr. Thomas Jung (Departement Physik, Universität Basel und PSI) plant zu untersuchen, ob die Zusammensetzung oder die Kon- sistenz des Mediums wie Speichel oder Tränenflüssigkeit, in dem die Viren ent- halten sind, die Haltbarkeit des Virus ver- längern können. Die zurzeit vorliegende Generikum aus dem Forschungslabor: Basler Forscher Literatur ist widersprüchlich. Teilweise könnten Tabletten für bis zu 20`000 Patienten produzie- ren. (Bild: Universität Basel, Basil Huwyler) wird berichtet, dass das Virus auf Ober- flächen bis zu drei Wochen infektiös bleiben kann. 1 Eine Forschungsgruppe der Universität Die Jung-Gruppe sucht derzeit noch Basel und des Universitätsspitals Basel hat Partner für die Herstellung des Spike- kürzlich veröffentlicht, dass die Konzentrati- Proteins von SARS-CoV-2 sowie der Vi- on von Hydroxychloroquin in der Lunge von rusattrappen aus künstlichen Vesikeln. Covid-19-Patienten nicht ausreicht, um das Die Virusattrappen sollen dann in eine Virus zu bekämpfen (Medienmitteilung). SNI INSight August 2020 19
Matrix eingebettet werden, die Schleim stört, ist bisher nicht bekannt. Durch Weitere Information zu den Arbeitsgruppen von: nachempfunden ist. Die Forschenden Tests mit antiviralen Verbindungen pla- untersuchen anschliessend mit unter- nen die Wissenschaftler zu untersuchen, Prof. Roderick schiedlichen Methoden, wie verschiede- ob sich mögliche Schäden, die SARS- Lim ne Desinfektionsmassnahmen (UV-Licht, CoV-2 den Kernporenkomplexen zufügt, https://www.biozentrum.unibas. Alkohol, Essig) und Klimafaktoren die verhindern lassen und sich der Transport ch/research/researchgroups/ overview/unit/lim/research- Zerstörung der Vesikel und die Denatu- durch die Kernmembran aufrecht erhal- group-roderick-lim/ rierung des Spike-Proteins beeinflussen. ten lässt. Prof. Wolfgang Die Arbeit soll helfen Desinfektionskam- Meier pagnen effektiv und kosteneffizient zu Das Projekt des SNI-Doktoranden Stefano https://meier.chemie.unibas.ch/ en/home/ planen. Di Leone trägt dazu bei, besser zu verste- hen wie Viren Membranen durchdringen Stefano Di Leone Auch die Gruppe von Argovia-Professor können. https://nanoscience. ch/de/forschung/phd- Dr. Roderick Lim ist daran interessiert programm/phd-projekte/2017- begonnen/#&gid=4&pid=1 SARS-CoV-2 zu verstehen. Thematisch Biologische Membranen sind aus Lipi- beschäftigt sich das Team bereits seit den aufgebaut und haben eine typische Prof. Uwe Pieles https://www.fhnw.ch/de/for- vielen Jahren mit dem Transport in und Dicke von etwa 3-5 Nanometern (nm). schung-und-dienstleistungen/ aus dem Zellkern, der durch Kernporen- Mithilfe künstlicher, planarer Membra- lifesciences/chemie-und-bio- analytik/nanomaterialien-und- komplexe in der Membran des Zellkerns nen, die sich aus sogenannten amphi- oberflaechen reguliert wird. philen Blockcopolymeren in wässriger Umgebung spontan bilden, lassen sich Basierend auf Erkenntnissen aus SARS- Transportprozesse durch die Membran CoV-1-Untersuchungen stehen verschie- sehr gut untersuchen. dene virale Proteine und Proteasen aus SARS-CoV-2 im Verdacht die Funktion Die künstlichen Membranen besitzen ei- der Kernporenkomplexe zu beeinflussen. nen Durchmesser von 5-25 nm und sind Ob und wie SARS-CoV-2 diese selektiven stabiler als ihre natürlichen Vorbilder. Kanäle schädigt und damit den Transport Wenn die amphiphilen Blockcopolyme- lebenswichtiger Proteine in den Zellkern re mit Lipiden gemischt werden, bilden sich Membranen mit definierten Domä- nen aus Polymer und Lipid. An diese Domänen können funktionelle Proteine ganz gezielt entweder an den Lipid- oder an den Polymerdomänen immobilisiert werden. Diese Modellmembranen können ge- nutzt werden, um den Anhaftungspro- zess des Virus zu untersuchen. Zudem liesse sich testen, ob auch Proteine in die Membran integriert werden kön- nen, die eine bestimmte Reaktion des Virus induzieren. Stefanos Arbeit wird von den Professoren Dr. Wolfgang Meier (Departement Chemie, Universität Basel) Argovia-Professor Roderick Lim möchte herausfinden, ob und Dr. Uwe Pieles (Hochschule für Life und wie SARS-CoV-2 den Transport in den Zellkern stört. Sciences, FHNW) betreut. «In den nächsten Wochen und Monaten wird das Wissen rund um SARS-CoV-2 weiter wachsen. Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse, die weltweit und im SNI-Netzwerk generiert werden.» Professor Dr. Christian Schönenberger, SNI-Direktor 20 SNI INSight August 2020
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