AUS BRUCKBERG - Ostern 2021 - Diakoneo

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AUS BRUCKBERG - Ostern 2021 - Diakoneo
AUS BRUCKBERG

                Ostern 2021
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AUS BRUCKBERG - Ostern 2021 - Diakoneo
Liebe Leserinnen und Leser des Freundesgrußes,
                         ich grüße Sie herzlich! Nun ist bereits das erste
                         Quartal des Jahres 2021 vorbei und noch immer
                         befinden wir uns in Bruckberg im Pandemie-Aus-
                         nahmezustand, so wie Sie sicherlich auch! Wir haben
                         Kontaktverbote, es besteht ein Betretungsverbot für
                         unsere Einrichtung, wir können keine Gottesdienste
                         feiern und kein Theater spielen. Unsere Mitarbeiten-
                         den versuchen jedoch diese Einschränkungen so
                         kreativ wie möglich auszugleichen und geben dabei
                         ihr Bestes!
Wir führen jede Woche Testungen an rund 500 Mitarbeitenden durch. Die
erste Impfreihe, bei der wir circa 700 Bewohner und Mitarbeitende er-
reicht haben, hat Mitte März endlich stattgefunden, was uns sehr gefreut
hat. Unser Festsaal im Schloss hat sich in ein „Impfzentrum“ verwandelt,
wie Sie den Fotos entnehmen können. Es berührt uns alle emotional sehr,
unseren Festsaal so zu sehen. Nun warten wir auf die zweite Impfung!
                                               Sie können sich vorstellen,
                                               dass die Organisation der
                                               Test- und Impfstationen
                                               bei der Größe unserer Ein-
                                               richtung eine logistische
                                               Herausforderung war. Das
                                               Projektteam, das dafür ver-
                                               antwortlich war, hat hervorra-
                                               gende Arbeit geleistet. Einen
                                               herzlichen Dank an alle be-
                                               teiligten Mitarbeitenden für
                                               ihren Einsatz an dieser Stelle.
                                               Für diese Ausgabe des
                                               Freundesgrußes haben wir
                                               das Thema „Besondere Ge-
                                               meinschaft“ ausgewählt. Wir
                                               möchten Sie gerne teilhaben
                                               lassen, wie wir derzeit mit-
                                               einander wohnen, arbeiten,
                                               feiern oder unsere Freizeit
Ruheliege im Impfzentrum im Festsaal           verbringen. Der Artikel „Be-

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sonders feiern“ handelt von unserem ältesten Bewohner Herrn Karl Seitz,
der im Februar seinen 94. Geburtstag unter außergewöhnlichsten Bedin-
gungen feierte und den ich selbst miterleben durfte. Herr Seitz ist nun
leider kurz darauf im März völlig überraschend verstorben. Wir haben
uns aber bewusst dafür entschieden, ihn, als Abschied oder Nachruf, in
                                           dieser Ausgabe des Freun-
                                           desgrußes mit Artikel und
                                           Titelbild zu ehren.
                                           Im Namen von Herrn Neu-
                                           schwander bedanke ich
                                           mich für Ihre Verbundenheit
                                           und wünsche Ihnen ein ge-
                                           segnetes Osterfest, erhol-
                                           same Ostertage im kleinen
                                           Kreis, bleiben Sie gesund
                                           und bleiben Sie behütet!

                                           Ihr
                                           Martin Piereth

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Besonders wohnen
                                                wohnen. Wenn morgens kurz nach
                                                6.00 Uhr die ersten Bewohner aus
                                                ihren Zimmern kommen, werden
                                                sie wie gewohnt von den Mitar-
                                                beitenden begrüßt - ausgestat-
                                                tet mit FFP2-Maske und Fieber-
                                                thermometer. Das Thermometer
                                                kann nach dem morgendlichen
                                                Fiebermessen beiseitegelegt wer-
                                                den, die Maske bleibt der ständige
                                                Begleiter der Mitarbeitenden. Und
                                                auch für die Bewohnerinnen und
                                                Bewohner, größtenteils Werk-
                                                stattbeschäftigte, ist das Tragen
                                                einer Maske auf dem Weg zur
                                                Arbeit, ebenso wie die Händehy-
Christian lässt sich die Freude am Kochen
nicht durch den Lockdown verderben.             giene und das ständige Abstand-
                                                halten schnell zur Gewohnheit
„B    esondere Situationen er-
      fordern besondere Maß-
nahmen.“ – kaum ein Sprichwort
                                                geworden. Mittlerweile sind viele
                                                Bewohner stolze Besitzer eines

beschreibt zutreffender unseren
derzeitigen Alltag. Die Auswir-
kungen der Pandemie sind für
uns allgegenwärtig und niemand
wird bestreiten, dass wir uns, ganz
im Sinne dieses Sprichwortes, in
einer äußerst besonderen Situati-
on befinden.

Natürlich wird auch das Zusam-
menleben in einem Wohnbereich
von Corona und dessen Auswir-
kungen deutlich geprägt. So auch
bei uns in der Steinbacher Stra-                Da muss man schon zweimal hinschauen:
ße 9, in der derzeit 20 Menschen                Sophia Pöhlmann und Nadine Oshier in
in fünf Wohnungen gemeinsam                     Quarantäne-Montur.

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Hygieneführerscheins und haben                Aber auch wenn die zahlreichen
damit bewiesen, dass sie mit den              Beschränkungen zum Schutz
zahlreichen Maßnahmen zur Ver-                der Gesundheit von Bewohnern
ringerung des Ansteckungsrisikos              und Mitarbeitenden für uns alle
gut zurechtkommen.                            eine tägliche Herausforderung
Natürlich vermissen wir alle aber             darstellen und zur ständigen Ge-
auch das Unbeschwerte in un-                  duldsprobe werden, sind wir in
serem Alltag: Das rege Treiben                der Steinbacher Straße 9, Bewoh-
am und im Café am Schloss, die                ner wie Mitarbeiter, spürbar zu-
Einkäufe und Ausflüge in die Re-              sammengewachsen. Gemeinsam
gion, das gemeinsame Sporttrei-               kommen wir gut durch diese be-
ben, die Besuche bei oder von                 sondere Zeit.
den Angehörigen und vor allem
die sonst so selbstverständlichen
kleinen Gesten: Hier ein aufmun-
ternder Handschlag, da eine trö-
stende Umarmung oder ein herz-
liches Lächeln, das nicht von der             Daniel Stanev
Maske verschluckt wird.                       Pädagogische Fachkraft

Wir halten zusammen - gemeinsam kommen wir durch diese besondere Zeit.

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Besonders arbeiten

Arbeiten ist in kleinen Gruppen und mit Abstand zu einander wieder möglich.

V  or ziemlich genau einem Jahr
   ist die Corona-Pandemie auch
bei uns in Bruckberg endgültig
                                                 glaubt, dass es tatsächlich einmal
                                                 so weit kommen würde.
                                                 Erst als die Werkstatt geschlossen
angekommen. Natürlich hatten
wir das Geschehen über Fernse-
hen und Radio verfolgt. Auch hat-
ten wir schon Erfahrungen mit
Kontakt- und Ausgangsbeschrän-
kungen gemacht und vereinzelt
sind externe Mitarbeiter und
Gruppen schon zu Hause geblie-
ben. Die Nachricht, dass wir unse-
re Arbeitsplätze in der Werkstatt
(WfbM) nicht mehr aufsuchen
durften, kam für uns dann aber
doch sehr überraschend. So was
gab es ja noch nie und eigentlich                Sebastian kann derzeit nicht im
                                                 Ausendienst arbeiten und hat hier eine
hatte auch keiner von uns ge-                    neue Aufgabe bekommen.

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wurde, begannen wir die Tragwei-                rausforderung, wenn man die
te der Pandemie zu verstehen.                   Tage nicht mit Inhalten füllen
Zeit dafür, hatten wir ja dann ge-              kann. Und so haben wir innerhalb
nug…                                            der Wohngruppe Projekte gestar-
                                                tet, in die wir, gemeinsam mit den
Nun folgte die Ungewissheit. Kei-               Mitarbeitern, unseren Arbeitsei-
ner wusste, wie lange dieser Zu-                fer, unsere Kreativität und unse-
stand dauern sollte. Johanna er-                re Fertigkeiten einfließen lassen
innert sich: „Ein Freitag war unser             konnten. Wir haben eine große
letzter Tag. Mein Gruppenleiter                 Werkbank installiert, die Terrasse
hat gesagt: Tschüss, aber ich kann              im Schulweg neugestaltet und
nicht sagen bis wann." Harald und               die Sitzbank im Hof renoviert. Da-
Sebastian ergänzen: „Wir waren                  mit haben wir es vielen anderen
nervös. Wir wussten nicht was                   gleichgetan und die Zeit mit Ar-
passiert.“                                      beiten an und in den eigenen vier
Auf die Ungewissheit folgte zu-                 Wänden verbracht. Auch das war
nächst Freude über die neuge-                   für uns in dieser Zeit ein ganz „be-
wonnene Freizeit. Doch auch ein                 sonderes Arbeiten“.
Urlaub wird irgendwann zur He-                  Jonathan bekam regelmäßig Be-

Bei schönem Wetter kann Jonathan auch auf der Terrasse lernen und arbeiten.

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Mit der Zeit bemerkten wir aber,
                                           dass wir mit der WfbM mehr ver-
                                           binden als nur die reine Arbeit. Uns
                                           wurde klar, dass wir Kolleginnen
                                           und Kollegen, Freundinnen und
                                           Freunde sowie unsere Gruppen-
                                           leiter vermissen. Erste Fragen
                                           wann die Arbeit denn wieder Star-
                                           tet kamen auf und wurden dann
                                           auch immer drängender…

                                           Im Frühsommer war es dann
Jordanis bei Verpackungsarbeiten.          soweit: Die WfbM öffnete wie-
                                           der ihre Pforten. Ein wenig zu-
such von seiner Gruppenleiterin
                                           mindest, denn natürlich musste
aus dem Berufsbildungsbereich
                                           alles etwas anders laufen. Jetzt
und konnte die Lerninhalte von
                                           war unsere Flexibilität gefragt: So
der Wohngruppe aus erledigen.
                                           nahmen wir die Arbeit im „Wohn-
Im Laufe der Wochen erhielten
                                           gruppenverbund“ auf, das heißt
wir dann alle die Möglichkeit von
                                           wir haben nur mit den Menschen
zu Hause aus zu arbeiten. Also
                                           zusammengearbeitet, mit denen
Homeoffice für alle! Zwar ohne
                                           wir auch wohnen. Die Trennung
Laptop und Videokonferenz, dafür
                                           zwischen Privat- und Berufsleben
aber mit Arbeitsmaterial, das uns
                                           war manchmal eine ganz schö-
die Verantwortlichen der WfbM
                                           ne Herausforderung. Unseren Ar-
regelmäßig vorbeibrachten und
                                           beitsplatz fanden wir nun auch
das wir dann bearbeiten konn-
ten. Für uns war das ungewohnt,
denn die Arbeit war freiwillig. Wir
konnten uns die Zeit frei einteilen.
Wenn wir arbeiten wollten, aber
das Material aus war, konnten wir
anrufen, um neues zu bekommen.
Mit der Zeit wurden wir immer
schneller und effektiver. Über das
Lob unseres Arbeitgebers haben
wir uns daher auch besonders ge-
freut: „So schnell wie ihr arbeitet,
können wir gar nicht liefern.“
                                           Johanna arbeitet von der Wohngruppe aus.

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nicht mehr im Hauptgebäude der                       rung aus so einem „bunten Hau-
Werkstatt, sondern in den Räu-                       fen“ eine homogene Arbeitsge-
men der TSM-Schlosswiese, der                        meinschaft zu bilden.
„alten Bäckerei“, vor. Wir bekamen
zwei neue Gruppenleitungen und                       Im Dezember 2020 hat es uns
wurden von nun an auf dem Ar-                        dann erwischt und die ersten
beitsweg begleitet. Ach ja, und an                   Corona-Infektionen haben die
den traditionellen Betriebsurlaub                    Wohngruppe erreicht. An Arbeit
war natürlich auch nicht zu den-                     war von einem Tag auf den ande-
ken.                                                 ren nicht mehr zu denken.
Ebenso änderte sich die Art der                      Mitte Januar hatten wir aber alles
Arbeit für mache von uns. Da,                        gut überstanden. Wir haben noch
wo vorher in der Großküche mit-                      eine Woche Dienstbefreiung erhal-
geholfen wurde oder im Außen-                        ten, um uns auf unseren zweiten
trupp Hecken geschnitten wur-                        Neustart vorbereiten zu können,
den, waren nun Montage- und                          der wieder neue Veränderungen
Verpackungsarbeiten gefragt. Für                     mit sich brachte: Jetzt arbeiten wir
uns und sicherlich auch für unse-                    nur noch halbtags und in Wech-
re Vorgesetzten war es anfänglich                    selschicht. Das bedeutet, dass wir
eine ganz schöne Herausforde-                        eine Woche vormittags arbeiten,

Siggi hat einen festen Platz in der Arbeitsstraße.

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AUS BRUCKBERG - Ostern 2021 - Diakoneo
mehr so oft begegnen. Mit Herrn
                                               Ley haben wir außerdem noch
                                               einmal einen neuen Gruppenlei-
                                               ter bekommen.
                                               Insgesamt gefällt uns das Modell
                                               aber richtig gut. Während der Ar-
                                               beit ist es ist viel ruhiger und so
                                               kann man konzentrierter Arbeiten.
                                               Trotzdem hoffen wir natürlich,
                                               dass wir bald wieder in unsere ur-
                                               sprünglichen Arbeitsgruppen und
                                               zu unseren eigentlichen Aufga-
Bernd hat einen Einzelarbeitsplatz.            ben zurückkehren können.
dann eine Woche nachmittags,
dann wieder vormittags und im-
mer so weiter. Wir sind jetzt in               Jürgen Weitnauer,
zwei Arbeitsgruppen aufgeteilt. So             Wohnbereichsleitung
soll das Ansteckungsrisiko mini-               Florian Scheuerlein,
miert werden, weil wir uns nicht               Pädagogische Fachkraft

Teamwork: Trotz eigener Aufgaben arbeiten alle zusammen.

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Besondere Freizeitgestaltung

Gemütlich lässt es sich auf dem Matratzenlager essen.

A   ufgeregte      Betriebsamkeit
    herrschte an diesem win-
terlichen Freitagabend in der
                                                 mit den jugendlichen Bewohnern
                                                 alles geplant und liebevoll vor-
                                                 bereitet, sodass es nun an nichts
Wohngruppe Akazienhof 1. Ma-                     fehlte. Ein buntes Buffet mit vielen
tratzen wurden ins Wohnzimmer                    süßen und deftigen Leckereien
geschleppt, Bettzeug und Ku-                     wurde direkt neben dem Matrat-
scheltiere aus den Zimmern ge-                   zenlager aufgebaut. Dort konnte
holt, die „Fluch der Karibik“-Filme              sich jeder nach Lust und Laune
bereitgelegt und das Wohnzim-                    bedienen und ganz gemütlich „im
mer mit ganz vielen Windlich-
tern dekoriert. Denn endlich war
es soweit — die große Übernach-
tungsparty konnte beginnen. Die
Idee zu dieser Party hatten die
Mitarbeiterinnen Lea Wissmüller
und Iram Khalid, denn schließlich
erfordern besondere Zeiten auch
besondere Höhepunkte in der
Freizeitgestaltung. Mit viel Elan
                                                 Sean's Kuscheltier Babu darf natürlich auch
haben sie im Vorfeld zusammen                    nicht fehlen.

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Ganz besonders war heuer auch
                                           der Fasching. Besonders deshalb,
                                           weil die Faschingsfeier diesmal
                                           nicht in der Cafeteria, zusammen
                                           mit allen Kindern und Jugend-
                                           lichen des Sonnenhofs, sondern
                                           ausschließlich in der Wohngrup-
                                           pe stattfinden konnte. Doch die
                                           Bewohner und die Mitarbeiten-
                                           den vom Akazienhof 1 ließen sich
                                           trotz allem nicht abhalten, eine
                                           grandiose Faschingsparty zu fei-
                                           ern. Diese war zwar nicht „groß“,
                                           dafür aber umso länger. Gleich
Ronja genießt das Kuscheln im              drei Nachmittage in Folge wur-
Matratzenlager.                            de zu lauter Partymusik getanzt,
Bett“ essen, während die Piraten           gesungen und gefeiert, während
im Film Schiffe enterten und wil-          die Diskokugel bunte Lichteffekte
de Kämpfe ausfochten - das war             ins Wohnzimmer zauberte. Und
wirklich etwas ganz Besonderes!            während man sonst die Qual der
Die heimelige Atmosphäre mit               Wahl hat, konnte sich dieses Jahr
Kerzenschein und gemütlichem               jeder täglich ein anderes Kostüm
Eingekuschelt-sein sorgte dafür,           aus den reichlich gefüllten Verklei-
dass dem ein oder anderen schon            dungskisten aussuchen.
während des dritten Films die Au-
gen zufielen. Nach und nach be-
schlossen die Jugendlichen, doch
in ihren richtigen Betten zu schla-
fen. Denn im eigenen Bett ist es
halt doch am schönsten! So ver-
brachten schließlich - anders als
geplant - nur die beiden Mitar-
beiterinnen die Nacht im Wohn-
zimmer. Nach dieser aufregenden
Filmnacht schliefen am nächsten
Morgen alle so lange, dass kurzer-
hand Frühstück und Mittagessen
zu einem ausgedehnten Brunch
zusammengelegt wurden.                     Iram und Mexikaner Felix

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sobald es genügend Schnee gibt.
                                                  Das Besondere war vielmehr, dass
                                                  es heuer nicht möglich war, Zaun-
                                                  gäste spontan an die Bar einzu-
                                                  laden, mit ihnen zu plaudern und
                                                  gemeinsam zu feiern.
                                                  Wahrscheinlich wird es noch eine
                                                  Weile dauern, bis wieder eine
                                                  „normale“ Freizeitgestaltung mit
                                                  den so wertvollen Kontakten zu
                                                  anderen Menschen möglich sein
                                                  wird. Bis dahin machen die Mitar-
                                                  beitenden zusammen mit den Be-
                                                  wohnern der Gruppe Akazienhof 1
                                                  auch weiterhin das Beste aus der
Jeden Tag werden andere Kostüme
                                                  Situation - mit vielen kreativen
getragen — Holländerin Ronja mit Sträfling        Ideen und tollen Aktionen.
Klaus.

Die Besonderheit dieser Zeit wur-                 Heike Heckel,
de oft auch im Kleinen, bei der                   Psychologischer Fachdienst
alltäglichen Freizeitgestaltung
deutlich. So wurde an einem
schönen Wintertag unter groß-
er Kraft­anstrengung im Hof vom
Akazienhof 1 eine Schneebar ge-
baut. Jeder half mit, die Schnee-
massen aufzuschichten und in
Form zu bringen, so gut er konn-
te und wollte. Nach getaner Arbeit
gab es eine Stärkung mit Kinder-
punsch, Tee und verschiedenen
Snacks, welche auf der Schneebar
serviert wurden. Begleitet von der
Musik aus der Musikbox konnte
man sich nebenbei auch noch am
Feuerkorb wärmen. Das Beson-
dere war nun weniger das Bauen
der Schneebar an sich, denn das                   Felix, Francesco und Sean genießen die
wird im Akazienhof 1 oft gemacht,                 Leckereien an der Schneebar.

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Besonders feiern

Pfarrerin Andrea Eitmann und Martin Piereth haben im Hof der Wohngruppe feierlich mit Karl
angestoßen.

D   ieser Tag wurde sehnsüchtig
    erwartet. Schon Wochen und
Monate vorher gab es kein anderes
                                                was anders. Das gemeinsame Kaf-
                                                feetrinken mit seinen Mitbewoh-
                                                nern war leider nur im kleinsten
Ereignis, auf das Karl Seitz sich so            Kreise möglich und das gesellige
gefreut hatte. Und dann war er                  Beisammensein mit seinen wei-
endlich da: der 06.02.2021, sein                teren Gästen, das Karl immer so
94. Geburtstag. „Ich bin ein 27er“              genießt wurde sicherheitshalber
erzählt er stets voller Stolz und be-           nach draußen verlegt, oder durch
zieht sich dabei auf sein Geburts-              das offene Wohnzimmerfenster
jahr 1927. Und stolz kann er darauf             ermöglicht. Zum Glück hatten wir
auch sein. Mit seinen 94 Jahren ist             einen ungewöhnlich warmen Fe-
er nämlich der älteste Bewohner                 bruar, sodass das ohne Probleme
vom Bereich Wohnen und der ge-                  möglich war. Ja, diese Geburtstags-
samten Ortschaft Bruckberg.                     feier war schon etwas anders, aber
Seine Geburtstage hat Karl schon                „das macht nichts“, sagt Karl gut
immer gerne gefeiert. Nicht wegen               gelaunt. Immerhin kam so über
der Geschenke, sondern eher, weil               den ganzen Tag verteilt immer
er da Besuch von vielen geliebten               wieder jemand bei ihm vorbei, Kaf-
Menschen bekommt und natürlich                  fee und Kuchen gab es trotzdem,
auch, weil es dann Kaffee und Ku-               zahlreiche Geschenke kamen an
chen gibt.                                      und ein persönliches Konzert gab
Nur in diesem Jahr verlief alles et-            es ebenfalls. Alle haben ihr Bestes

                                           14
der Familie Weiß in Bruckberg zog
                                                 und dort sowohl in der Landwirt-
                                                 schaft, als auch im handwerklichen
                                                 Familienbetrieb mithalf. Als sein
                                                 Vater verstarb, übernahm die Fa-
                                                 milie auch seine Betreuung. Nach
                                                 31 Jahren zog er aus gesundheit-
                                                 lichen Gründen wieder zurück und
                                                 lebt seitdem im Klingenbergver-
                                                 bund, in direkter Nachbarschaft zu
                                                 „seiner“ Familie Weiß. Noch heute
Karl freut sich über die vielen Geschenke        wird Karl von ihnen als vollwer-
seiner Gäste und Mitbewohner.                    tiges Familienmitglied angese-
gegeben, um diesen Tag für ihn zu                hen und ist bei allen Festen und
etwas ganz Besonderem zu ma-                     Feiern stets herzlich willkommen.
chen - und das mit Erfolg, wie Karls
Strahlen und die kleinen Freuden-
tränen in seinen Augen zeigten.

Mit seinen 94 Jahren blickt Karl
Seitz bereits auf viele besondere
Zeiten zurück. So hat er zum Bei-
spiel den zweiten Weltkrieg über-
lebt. Oft erzählt er von den da-
maligen Begebenheiten und der
grausamen Abholung durch die
„grauen Busse“. Aber weil Karl auch
früher schon ein Schlitzohr war,
konnte er entkommen und sich
verstecken. So rettete er sich selbst            Karl mit seiner ehemaligen Betreuerin
das Leben.                                       Frau Weiß bei einem der zahlreichen
Nach Kriegsende lebte er dann                    Familienausflüge.
noch bis 1971 in den „Bruckberger
Heimen“ und war im Sandhof in                    Nachtrag: In der Nacht vom
der Landwirtschaft tätig. Als diese              14.03.2021 ist Karl, nur wenige Wo-
dann aufgegeben wurde, suchten                   chen nach seinem ganz besonde-
Karls Vater und die Mitarbeiter                  ren 94. Geburtstag, völlig unerwar-
der Heime eine neue Anstellung                   tet friedlich eingeschlafen. Mit ihm
für ihn. Alle waren sich einig, dass             geht ein „Bruckberger Original“, das
die Arbeit in einer WfbM nichts für              wir sehr vermissen werden.
ihn wäre. Karl brauchte eine Aufga-
be an der frischen Luft, wo er sich              Christina Dörr,
auch körperlich betätigen konnte.                Verwaltungsangestellte
So kam es also, dass er auf den Hof              Barbara Weiß, Heilpädagogin

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Besondere Aktionen –
der Stationenlauf

Der Lageplan am Café am Schloss zeigt, wo sich die 12 Stationen im Gelände befinden.

D   ie Sehnsucht ist groß! Wir
    wollen endlich wieder zusam-
menkommen, wir wollen uns wie-
                                                  muss man Liegestützen machen
                                                  oder das Lieblingsessen des be-
                                                  kannten Rampenlicht Schauspie-
der treffen und miteinander Spaß                  lers Matthias Luft erraten, bei
haben. Wir haben Sehnsucht nach                   anderen Stationen sieht man ein
unseren Bekannten und Freun-                      kleines Detail: „Zu welchem Ge-
den.                                              bäude gehört es?“
Selbst Freunde, die bei Diakoneo
Wohnen Bruckberg leben, aber in                   Diese zwölf Stationen sollen in un-
einer anderen Wohngruppe oder                     serem stark heruntergefahrenen
einem anderen Bereich wohnen,                     Alltag dazu anzuregen, raus zu
können wir seit einem Jahr nicht                  gehen und die Umgebung und
mehr persönlich treffen.                          vielleicht auch den ein oder an-
                                                  deren alten Bekannten neu zu
Jetzt wurde auf Anregung einiger                  entdecken (Wer weiß, wer hinter
Gruppen ein Suchspiel in 12 Sta-                  dieser FFP2 Maske sein Gesicht
tionen vor Häusern in Bruckberg                   versteckt?)
installiert. Bei diesen Stationen                 Wir wollen nach der langen Zeit

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Samir und Anes werden von ihrer Wohnbereichsleitung Gloria zu den Stationen begleitet.

                                                  der Distanz wieder neu zusam-
                                                  menfinden. Die Corona-Zeit hat
                                                  viele negative Veränderungen ge-
                                                  bracht, aber auch Gutes: So sind
                                                  zum Beispiel durch die Notsitua-
                                                  tion die Bereiche „Wohnen" und
                                                  „Werkstatt“ (ATS) auf eine ganz
                                                  neue Art und Weise zusammen-
                                                  gewachsen.
                                                  Für uns ist es jetzt an der Zeit,
                                                  sich wieder miteinander zu freuen
                                                  und der Stationenlauf soll seinen
                                                  kleinen Beitrag dazu beisteuern.

                                                  Nach einem Jahr Abstand sehen
                                                  wir an den Stationen: „Wir sind
                                                  noch da!“

Andreas und Michael freuen sich: Sie haben        Andrea Eitmann
die richtige Lösung gefunden.                     Diakonisch-Theologischer Dienst

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Besonderer Zusammenhalt
                                            Kindern und Jugendlichen. Sie sor-
                                            gen für kreative Ideen in der Be-
                                            gleitung im Alltag und kreieren
                                            besondere Freizeitangebote - sie
                                            schaffen einen besonderen Rah-
                                            men zum Leben in der Gemein-
                                            schaft. Nicht selten hält der Alltag,
                                            auch ganz ohne Pandemie, immer
                                            wieder besondere Herausforde-
                                            rungen für uns alle bereit, die wir
                                            dann gemeinsam meistern und
                                            bewältigen.
                                            Aber niemand von uns hätte sich
Denis hat für die Gruppe gekocht.
                                            jemals vorstellen können, wie be-

L  autes Geschrei, juchzende Kin-           sonders diese neuen Herausforde-
   derstimmen, buntes Treiben               rungen für uns alle sein werden.
aber auch mal ein wilder Streit.            Je länger die Pandemie schon an-
Musik, rasante Fahrradfahrten,              dauerte, desto näher kamen auch
schwungvolles Schaukeln auf den             die Meldungen über positiv Ge-
Spielgeräten, jubelnde Fußballer,           testete. Und dann… Ende Januar
Freude über einen gelungenen                und Mitte Februar war es erstmals
Wurf in den Basketballkorb am               soweit: Auch wir hatten die ersten
Spielplatz. Ein großer Schneemann,          Cornona-Positiven im Kinder- und
eine wilde Schneeballschlacht,              Jugendbereich! So musste sich
schnelle Fahrten mit dem Schlitten          zuerst eine einzelne Wohngrup-
oder auf dem Hosenboden den                 pe und dann Mitte Februar ein
Berg hinunter im Winter.                    weiterer Wohnverbund mit zwei
So ungefähr geht es zu, in un-              Gruppen, bestehend aus zwölf
serem Kinder- und Jugendbereich
Sonnenhof, wo knapp 50 Kinder
und Jugendliche in acht Wohn-
gruppen leben. Es ist immer wie-
der eine Freude zu sehen, wie
sie ihren Alltag hier leben, wie sie
miteinander spielen, toben und
schreien aber auch streiten, sich
wieder vertragen und voneinan-
der lernen. Hier herrscht eine ganz
besondere Atmosphäre. Auch die
Mitarbeitenden verbinden diese
gemeinsamen Erlebnisse mit den                 Denisa hat die Zeit mit Malen verbracht.

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aufgefangen werden? Hätte uns
                                                 jemand vor der Pandemie gesagt,
                                                 dass wir in diese außergewöhn-
                                                 liche Lage kommen würden, wir
                                                 alle hätten dies keine halbe Stunde
                                                 ausgehalten. Aber in besonderen
                                                 Situationen entstehen besondere
                                                 Momente. Man wächst über sich
                                                 hinaus und macht das Unmögliche
                                                 plötzlich möglich:
                                                 Eine Kollegin der Nachbarwohn-
                                                 gruppe ruft an und fragt nach, ob
                                                 sie vom Einkauf für die in Quaran-
                                                 täne befindlichen Wohngruppen
                                                 etwas mitbringen soll. Die Kinder
Im eigenen Hof durfte Matthias Skateboard        und Jugendlichen anderer Grup-
fahren.                                          pen malen mit Straßenmalkreide
Kindern und Jugendlichen, in Qua-                Grußbotschaften und Durchhalte-
rantäne begeben. Zum Teil waren                  parolen in ihren Innenhof, die Mit-
auch Zimmerquarantänen not-                      arbeitenden schicken den Kollegen
wendig und es mussten mehrfach                   der Quarantänegruppen Postkar-
Testungen durchgeführt werden.                   ten, hängen Tüten mit Süßigkeiten
Neben dem schon zur Gewohnheit                   an den Zaun oder schicken E-Mails
gewordenen Tragen von Masken,                    mit aufmunternden Worten. Das
mussten die Mitarbeitenden ihren                 Team vom Café am Schloss liefert
Dienst in Schutzkleidung erledi-                 Süßigkeiten und Getränke, unsere
gen. Niemand durfte für die Zeit                 Hauswirtschafterinnen versorgen
der vorgeschriebenen Quarantäne
die Wohngruppe verlassen. Alles
spielte sich fortan in der Gruppe
oder aber im zugehörigen Hof ab:
Kein Spielplatz, keine Heimfahrten,
keine Besuche, keine juchzenden
Kinderstimmen, keine jubelnden
Fußballer, keine Fahrradfahrten
und Spaziergänge.
Eine besondere Situation für Kin-
der und Jugendliche mit inten-
sivem Bewegungs- und Freiheits-
drang. Wie sollten diese Tage der
Quarantäne bewältigt werden? Wie
sollte die Laune und die Stimmung                          Emilo testet die selbstgebaute
aller Beteiligten eingefangen und                                          Fahrradrampe.

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Die Kinder und Jugendlichen freuen sich über eine Spende vom Sandhof 10.
alle mit ihren Wunschgetränken                   besonders. Besondere Situationen
und -lebensmitteln, die Leitung                  erfordern besonderes Engage-
spendiert Pizza. Die Kollegen vor                ment, besondere Zuversicht und
Ort gestalten die Quarantäne-Zeit                besondere Ideen.
so kreativ wie möglich, bringen                  Wir alle haben diese Zeit überstan-
jede Menge Beschäftigungsideen                   den, weil wir zusammengehalten
und Materialien mit, bauen eine                  haben, weil wir zusammen gehol-
Schneebar oder zimmern mit den                   fen haben und weil wir aneinander
Kindern und Jugendlichen Fahr-                   gedacht und uns das auch gezeigt
rad- und Skateboardrampen im                     haben. Wir alle haben in dieser Zeit
Hof. Sie spielen Fußballtennis vom               der Quarantäne einzelner Wohn-
Hof in die Wohnung durch das ge-                 bereiche eine besondere Gemein-
öffnete Fenster, eine Hof-Disco mit              schaft, einen besonderen Zusam-
Tanz wird veranstaltet. Ein Kicker-              menhalt erlebt.
und Darts-Turnier jagt das näch-
ste...                                           Martin Hötzl,
Was wir in diesen Zeiten erleben ist             Pädagogischer Fachdienst

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Redaktionsteam: Martin Piereth, Christina Dörr
Fotos: Wohnen Bruckberg
Druck: Schmidt Druck GmbH, 91522 Ansbach
Der Freundesgruß erscheint zweimal jährlich, Auflage 3.500
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