AUS BRUCKBERG - Ostern 2021 - Diakoneo
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Liebe Leserinnen und Leser des Freundesgrußes, ich grüße Sie herzlich! Nun ist bereits das erste Quartal des Jahres 2021 vorbei und noch immer befinden wir uns in Bruckberg im Pandemie-Aus- nahmezustand, so wie Sie sicherlich auch! Wir haben Kontaktverbote, es besteht ein Betretungsverbot für unsere Einrichtung, wir können keine Gottesdienste feiern und kein Theater spielen. Unsere Mitarbeiten- den versuchen jedoch diese Einschränkungen so kreativ wie möglich auszugleichen und geben dabei ihr Bestes! Wir führen jede Woche Testungen an rund 500 Mitarbeitenden durch. Die erste Impfreihe, bei der wir circa 700 Bewohner und Mitarbeitende er- reicht haben, hat Mitte März endlich stattgefunden, was uns sehr gefreut hat. Unser Festsaal im Schloss hat sich in ein „Impfzentrum“ verwandelt, wie Sie den Fotos entnehmen können. Es berührt uns alle emotional sehr, unseren Festsaal so zu sehen. Nun warten wir auf die zweite Impfung! Sie können sich vorstellen, dass die Organisation der Test- und Impfstationen bei der Größe unserer Ein- richtung eine logistische Herausforderung war. Das Projektteam, das dafür ver- antwortlich war, hat hervorra- gende Arbeit geleistet. Einen herzlichen Dank an alle be- teiligten Mitarbeitenden für ihren Einsatz an dieser Stelle. Für diese Ausgabe des Freundesgrußes haben wir das Thema „Besondere Ge- meinschaft“ ausgewählt. Wir möchten Sie gerne teilhaben lassen, wie wir derzeit mit- einander wohnen, arbeiten, feiern oder unsere Freizeit Ruheliege im Impfzentrum im Festsaal verbringen. Der Artikel „Be- 2
sonders feiern“ handelt von unserem ältesten Bewohner Herrn Karl Seitz, der im Februar seinen 94. Geburtstag unter außergewöhnlichsten Bedin- gungen feierte und den ich selbst miterleben durfte. Herr Seitz ist nun leider kurz darauf im März völlig überraschend verstorben. Wir haben uns aber bewusst dafür entschieden, ihn, als Abschied oder Nachruf, in dieser Ausgabe des Freun- desgrußes mit Artikel und Titelbild zu ehren. Im Namen von Herrn Neu- schwander bedanke ich mich für Ihre Verbundenheit und wünsche Ihnen ein ge- segnetes Osterfest, erhol- same Ostertage im kleinen Kreis, bleiben Sie gesund und bleiben Sie behütet! Ihr Martin Piereth 3
Besonders wohnen wohnen. Wenn morgens kurz nach 6.00 Uhr die ersten Bewohner aus ihren Zimmern kommen, werden sie wie gewohnt von den Mitar- beitenden begrüßt - ausgestat- tet mit FFP2-Maske und Fieber- thermometer. Das Thermometer kann nach dem morgendlichen Fiebermessen beiseitegelegt wer- den, die Maske bleibt der ständige Begleiter der Mitarbeitenden. Und auch für die Bewohnerinnen und Bewohner, größtenteils Werk- stattbeschäftigte, ist das Tragen einer Maske auf dem Weg zur Arbeit, ebenso wie die Händehy- Christian lässt sich die Freude am Kochen nicht durch den Lockdown verderben. giene und das ständige Abstand- halten schnell zur Gewohnheit „B esondere Situationen er- fordern besondere Maß- nahmen.“ – kaum ein Sprichwort geworden. Mittlerweile sind viele Bewohner stolze Besitzer eines beschreibt zutreffender unseren derzeitigen Alltag. Die Auswir- kungen der Pandemie sind für uns allgegenwärtig und niemand wird bestreiten, dass wir uns, ganz im Sinne dieses Sprichwortes, in einer äußerst besonderen Situati- on befinden. Natürlich wird auch das Zusam- menleben in einem Wohnbereich von Corona und dessen Auswir- kungen deutlich geprägt. So auch bei uns in der Steinbacher Stra- Da muss man schon zweimal hinschauen: ße 9, in der derzeit 20 Menschen Sophia Pöhlmann und Nadine Oshier in in fünf Wohnungen gemeinsam Quarantäne-Montur. 4
Hygieneführerscheins und haben Aber auch wenn die zahlreichen damit bewiesen, dass sie mit den Beschränkungen zum Schutz zahlreichen Maßnahmen zur Ver- der Gesundheit von Bewohnern ringerung des Ansteckungsrisikos und Mitarbeitenden für uns alle gut zurechtkommen. eine tägliche Herausforderung Natürlich vermissen wir alle aber darstellen und zur ständigen Ge- auch das Unbeschwerte in un- duldsprobe werden, sind wir in serem Alltag: Das rege Treiben der Steinbacher Straße 9, Bewoh- am und im Café am Schloss, die ner wie Mitarbeiter, spürbar zu- Einkäufe und Ausflüge in die Re- sammengewachsen. Gemeinsam gion, das gemeinsame Sporttrei- kommen wir gut durch diese be- ben, die Besuche bei oder von sondere Zeit. den Angehörigen und vor allem die sonst so selbstverständlichen kleinen Gesten: Hier ein aufmun- ternder Handschlag, da eine trö- stende Umarmung oder ein herz- liches Lächeln, das nicht von der Daniel Stanev Maske verschluckt wird. Pädagogische Fachkraft Wir halten zusammen - gemeinsam kommen wir durch diese besondere Zeit. 5
Besonders arbeiten Arbeiten ist in kleinen Gruppen und mit Abstand zu einander wieder möglich. V or ziemlich genau einem Jahr ist die Corona-Pandemie auch bei uns in Bruckberg endgültig glaubt, dass es tatsächlich einmal so weit kommen würde. Erst als die Werkstatt geschlossen angekommen. Natürlich hatten wir das Geschehen über Fernse- hen und Radio verfolgt. Auch hat- ten wir schon Erfahrungen mit Kontakt- und Ausgangsbeschrän- kungen gemacht und vereinzelt sind externe Mitarbeiter und Gruppen schon zu Hause geblie- ben. Die Nachricht, dass wir unse- re Arbeitsplätze in der Werkstatt (WfbM) nicht mehr aufsuchen durften, kam für uns dann aber doch sehr überraschend. So was gab es ja noch nie und eigentlich Sebastian kann derzeit nicht im Ausendienst arbeiten und hat hier eine hatte auch keiner von uns ge- neue Aufgabe bekommen. 6
wurde, begannen wir die Tragwei- rausforderung, wenn man die te der Pandemie zu verstehen. Tage nicht mit Inhalten füllen Zeit dafür, hatten wir ja dann ge- kann. Und so haben wir innerhalb nug… der Wohngruppe Projekte gestar- tet, in die wir, gemeinsam mit den Nun folgte die Ungewissheit. Kei- Mitarbeitern, unseren Arbeitsei- ner wusste, wie lange dieser Zu- fer, unsere Kreativität und unse- stand dauern sollte. Johanna er- re Fertigkeiten einfließen lassen innert sich: „Ein Freitag war unser konnten. Wir haben eine große letzter Tag. Mein Gruppenleiter Werkbank installiert, die Terrasse hat gesagt: Tschüss, aber ich kann im Schulweg neugestaltet und nicht sagen bis wann." Harald und die Sitzbank im Hof renoviert. Da- Sebastian ergänzen: „Wir waren mit haben wir es vielen anderen nervös. Wir wussten nicht was gleichgetan und die Zeit mit Ar- passiert.“ beiten an und in den eigenen vier Auf die Ungewissheit folgte zu- Wänden verbracht. Auch das war nächst Freude über die neuge- für uns in dieser Zeit ein ganz „be- wonnene Freizeit. Doch auch ein sonderes Arbeiten“. Urlaub wird irgendwann zur He- Jonathan bekam regelmäßig Be- Bei schönem Wetter kann Jonathan auch auf der Terrasse lernen und arbeiten. 7
Mit der Zeit bemerkten wir aber, dass wir mit der WfbM mehr ver- binden als nur die reine Arbeit. Uns wurde klar, dass wir Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde sowie unsere Gruppen- leiter vermissen. Erste Fragen wann die Arbeit denn wieder Star- tet kamen auf und wurden dann auch immer drängender… Im Frühsommer war es dann Jordanis bei Verpackungsarbeiten. soweit: Die WfbM öffnete wie- der ihre Pforten. Ein wenig zu- such von seiner Gruppenleiterin mindest, denn natürlich musste aus dem Berufsbildungsbereich alles etwas anders laufen. Jetzt und konnte die Lerninhalte von war unsere Flexibilität gefragt: So der Wohngruppe aus erledigen. nahmen wir die Arbeit im „Wohn- Im Laufe der Wochen erhielten gruppenverbund“ auf, das heißt wir dann alle die Möglichkeit von wir haben nur mit den Menschen zu Hause aus zu arbeiten. Also zusammengearbeitet, mit denen Homeoffice für alle! Zwar ohne wir auch wohnen. Die Trennung Laptop und Videokonferenz, dafür zwischen Privat- und Berufsleben aber mit Arbeitsmaterial, das uns war manchmal eine ganz schö- die Verantwortlichen der WfbM ne Herausforderung. Unseren Ar- regelmäßig vorbeibrachten und beitsplatz fanden wir nun auch das wir dann bearbeiten konn- ten. Für uns war das ungewohnt, denn die Arbeit war freiwillig. Wir konnten uns die Zeit frei einteilen. Wenn wir arbeiten wollten, aber das Material aus war, konnten wir anrufen, um neues zu bekommen. Mit der Zeit wurden wir immer schneller und effektiver. Über das Lob unseres Arbeitgebers haben wir uns daher auch besonders ge- freut: „So schnell wie ihr arbeitet, können wir gar nicht liefern.“ Johanna arbeitet von der Wohngruppe aus. 8
nicht mehr im Hauptgebäude der rung aus so einem „bunten Hau- Werkstatt, sondern in den Räu- fen“ eine homogene Arbeitsge- men der TSM-Schlosswiese, der meinschaft zu bilden. „alten Bäckerei“, vor. Wir bekamen zwei neue Gruppenleitungen und Im Dezember 2020 hat es uns wurden von nun an auf dem Ar- dann erwischt und die ersten beitsweg begleitet. Ach ja, und an Corona-Infektionen haben die den traditionellen Betriebsurlaub Wohngruppe erreicht. An Arbeit war natürlich auch nicht zu den- war von einem Tag auf den ande- ken. ren nicht mehr zu denken. Ebenso änderte sich die Art der Mitte Januar hatten wir aber alles Arbeit für mache von uns. Da, gut überstanden. Wir haben noch wo vorher in der Großküche mit- eine Woche Dienstbefreiung erhal- geholfen wurde oder im Außen- ten, um uns auf unseren zweiten trupp Hecken geschnitten wur- Neustart vorbereiten zu können, den, waren nun Montage- und der wieder neue Veränderungen Verpackungsarbeiten gefragt. Für mit sich brachte: Jetzt arbeiten wir uns und sicherlich auch für unse- nur noch halbtags und in Wech- re Vorgesetzten war es anfänglich selschicht. Das bedeutet, dass wir eine ganz schöne Herausforde- eine Woche vormittags arbeiten, Siggi hat einen festen Platz in der Arbeitsstraße. 9
mehr so oft begegnen. Mit Herrn Ley haben wir außerdem noch einmal einen neuen Gruppenlei- ter bekommen. Insgesamt gefällt uns das Modell aber richtig gut. Während der Ar- beit ist es ist viel ruhiger und so kann man konzentrierter Arbeiten. Trotzdem hoffen wir natürlich, dass wir bald wieder in unsere ur- sprünglichen Arbeitsgruppen und zu unseren eigentlichen Aufga- Bernd hat einen Einzelarbeitsplatz. ben zurückkehren können. dann eine Woche nachmittags, dann wieder vormittags und im- mer so weiter. Wir sind jetzt in Jürgen Weitnauer, zwei Arbeitsgruppen aufgeteilt. So Wohnbereichsleitung soll das Ansteckungsrisiko mini- Florian Scheuerlein, miert werden, weil wir uns nicht Pädagogische Fachkraft Teamwork: Trotz eigener Aufgaben arbeiten alle zusammen. 10
Besondere Freizeitgestaltung Gemütlich lässt es sich auf dem Matratzenlager essen. A ufgeregte Betriebsamkeit herrschte an diesem win- terlichen Freitagabend in der mit den jugendlichen Bewohnern alles geplant und liebevoll vor- bereitet, sodass es nun an nichts Wohngruppe Akazienhof 1. Ma- fehlte. Ein buntes Buffet mit vielen tratzen wurden ins Wohnzimmer süßen und deftigen Leckereien geschleppt, Bettzeug und Ku- wurde direkt neben dem Matrat- scheltiere aus den Zimmern ge- zenlager aufgebaut. Dort konnte holt, die „Fluch der Karibik“-Filme sich jeder nach Lust und Laune bereitgelegt und das Wohnzim- bedienen und ganz gemütlich „im mer mit ganz vielen Windlich- tern dekoriert. Denn endlich war es soweit — die große Übernach- tungsparty konnte beginnen. Die Idee zu dieser Party hatten die Mitarbeiterinnen Lea Wissmüller und Iram Khalid, denn schließlich erfordern besondere Zeiten auch besondere Höhepunkte in der Freizeitgestaltung. Mit viel Elan Sean's Kuscheltier Babu darf natürlich auch haben sie im Vorfeld zusammen nicht fehlen. 11
Ganz besonders war heuer auch der Fasching. Besonders deshalb, weil die Faschingsfeier diesmal nicht in der Cafeteria, zusammen mit allen Kindern und Jugend- lichen des Sonnenhofs, sondern ausschließlich in der Wohngrup- pe stattfinden konnte. Doch die Bewohner und die Mitarbeiten- den vom Akazienhof 1 ließen sich trotz allem nicht abhalten, eine grandiose Faschingsparty zu fei- ern. Diese war zwar nicht „groß“, dafür aber umso länger. Gleich Ronja genießt das Kuscheln im drei Nachmittage in Folge wur- Matratzenlager. de zu lauter Partymusik getanzt, Bett“ essen, während die Piraten gesungen und gefeiert, während im Film Schiffe enterten und wil- die Diskokugel bunte Lichteffekte de Kämpfe ausfochten - das war ins Wohnzimmer zauberte. Und wirklich etwas ganz Besonderes! während man sonst die Qual der Die heimelige Atmosphäre mit Wahl hat, konnte sich dieses Jahr Kerzenschein und gemütlichem jeder täglich ein anderes Kostüm Eingekuschelt-sein sorgte dafür, aus den reichlich gefüllten Verklei- dass dem ein oder anderen schon dungskisten aussuchen. während des dritten Films die Au- gen zufielen. Nach und nach be- schlossen die Jugendlichen, doch in ihren richtigen Betten zu schla- fen. Denn im eigenen Bett ist es halt doch am schönsten! So ver- brachten schließlich - anders als geplant - nur die beiden Mitar- beiterinnen die Nacht im Wohn- zimmer. Nach dieser aufregenden Filmnacht schliefen am nächsten Morgen alle so lange, dass kurzer- hand Frühstück und Mittagessen zu einem ausgedehnten Brunch zusammengelegt wurden. Iram und Mexikaner Felix 12
sobald es genügend Schnee gibt. Das Besondere war vielmehr, dass es heuer nicht möglich war, Zaun- gäste spontan an die Bar einzu- laden, mit ihnen zu plaudern und gemeinsam zu feiern. Wahrscheinlich wird es noch eine Weile dauern, bis wieder eine „normale“ Freizeitgestaltung mit den so wertvollen Kontakten zu anderen Menschen möglich sein wird. Bis dahin machen die Mitar- beitenden zusammen mit den Be- wohnern der Gruppe Akazienhof 1 auch weiterhin das Beste aus der Jeden Tag werden andere Kostüme Situation - mit vielen kreativen getragen — Holländerin Ronja mit Sträfling Ideen und tollen Aktionen. Klaus. Die Besonderheit dieser Zeit wur- Heike Heckel, de oft auch im Kleinen, bei der Psychologischer Fachdienst alltäglichen Freizeitgestaltung deutlich. So wurde an einem schönen Wintertag unter groß- er Kraftanstrengung im Hof vom Akazienhof 1 eine Schneebar ge- baut. Jeder half mit, die Schnee- massen aufzuschichten und in Form zu bringen, so gut er konn- te und wollte. Nach getaner Arbeit gab es eine Stärkung mit Kinder- punsch, Tee und verschiedenen Snacks, welche auf der Schneebar serviert wurden. Begleitet von der Musik aus der Musikbox konnte man sich nebenbei auch noch am Feuerkorb wärmen. Das Beson- dere war nun weniger das Bauen der Schneebar an sich, denn das Felix, Francesco und Sean genießen die wird im Akazienhof 1 oft gemacht, Leckereien an der Schneebar. 13
Besonders feiern Pfarrerin Andrea Eitmann und Martin Piereth haben im Hof der Wohngruppe feierlich mit Karl angestoßen. D ieser Tag wurde sehnsüchtig erwartet. Schon Wochen und Monate vorher gab es kein anderes was anders. Das gemeinsame Kaf- feetrinken mit seinen Mitbewoh- nern war leider nur im kleinsten Ereignis, auf das Karl Seitz sich so Kreise möglich und das gesellige gefreut hatte. Und dann war er Beisammensein mit seinen wei- endlich da: der 06.02.2021, sein teren Gästen, das Karl immer so 94. Geburtstag. „Ich bin ein 27er“ genießt wurde sicherheitshalber erzählt er stets voller Stolz und be- nach draußen verlegt, oder durch zieht sich dabei auf sein Geburts- das offene Wohnzimmerfenster jahr 1927. Und stolz kann er darauf ermöglicht. Zum Glück hatten wir auch sein. Mit seinen 94 Jahren ist einen ungewöhnlich warmen Fe- er nämlich der älteste Bewohner bruar, sodass das ohne Probleme vom Bereich Wohnen und der ge- möglich war. Ja, diese Geburtstags- samten Ortschaft Bruckberg. feier war schon etwas anders, aber Seine Geburtstage hat Karl schon „das macht nichts“, sagt Karl gut immer gerne gefeiert. Nicht wegen gelaunt. Immerhin kam so über der Geschenke, sondern eher, weil den ganzen Tag verteilt immer er da Besuch von vielen geliebten wieder jemand bei ihm vorbei, Kaf- Menschen bekommt und natürlich fee und Kuchen gab es trotzdem, auch, weil es dann Kaffee und Ku- zahlreiche Geschenke kamen an chen gibt. und ein persönliches Konzert gab Nur in diesem Jahr verlief alles et- es ebenfalls. Alle haben ihr Bestes 14
der Familie Weiß in Bruckberg zog und dort sowohl in der Landwirt- schaft, als auch im handwerklichen Familienbetrieb mithalf. Als sein Vater verstarb, übernahm die Fa- milie auch seine Betreuung. Nach 31 Jahren zog er aus gesundheit- lichen Gründen wieder zurück und lebt seitdem im Klingenbergver- bund, in direkter Nachbarschaft zu „seiner“ Familie Weiß. Noch heute Karl freut sich über die vielen Geschenke wird Karl von ihnen als vollwer- seiner Gäste und Mitbewohner. tiges Familienmitglied angese- gegeben, um diesen Tag für ihn zu hen und ist bei allen Festen und etwas ganz Besonderem zu ma- Feiern stets herzlich willkommen. chen - und das mit Erfolg, wie Karls Strahlen und die kleinen Freuden- tränen in seinen Augen zeigten. Mit seinen 94 Jahren blickt Karl Seitz bereits auf viele besondere Zeiten zurück. So hat er zum Bei- spiel den zweiten Weltkrieg über- lebt. Oft erzählt er von den da- maligen Begebenheiten und der grausamen Abholung durch die „grauen Busse“. Aber weil Karl auch früher schon ein Schlitzohr war, konnte er entkommen und sich verstecken. So rettete er sich selbst Karl mit seiner ehemaligen Betreuerin das Leben. Frau Weiß bei einem der zahlreichen Nach Kriegsende lebte er dann Familienausflüge. noch bis 1971 in den „Bruckberger Heimen“ und war im Sandhof in Nachtrag: In der Nacht vom der Landwirtschaft tätig. Als diese 14.03.2021 ist Karl, nur wenige Wo- dann aufgegeben wurde, suchten chen nach seinem ganz besonde- Karls Vater und die Mitarbeiter ren 94. Geburtstag, völlig unerwar- der Heime eine neue Anstellung tet friedlich eingeschlafen. Mit ihm für ihn. Alle waren sich einig, dass geht ein „Bruckberger Original“, das die Arbeit in einer WfbM nichts für wir sehr vermissen werden. ihn wäre. Karl brauchte eine Aufga- be an der frischen Luft, wo er sich Christina Dörr, auch körperlich betätigen konnte. Verwaltungsangestellte So kam es also, dass er auf den Hof Barbara Weiß, Heilpädagogin 15
Besondere Aktionen – der Stationenlauf Der Lageplan am Café am Schloss zeigt, wo sich die 12 Stationen im Gelände befinden. D ie Sehnsucht ist groß! Wir wollen endlich wieder zusam- menkommen, wir wollen uns wie- muss man Liegestützen machen oder das Lieblingsessen des be- kannten Rampenlicht Schauspie- der treffen und miteinander Spaß lers Matthias Luft erraten, bei haben. Wir haben Sehnsucht nach anderen Stationen sieht man ein unseren Bekannten und Freun- kleines Detail: „Zu welchem Ge- den. bäude gehört es?“ Selbst Freunde, die bei Diakoneo Wohnen Bruckberg leben, aber in Diese zwölf Stationen sollen in un- einer anderen Wohngruppe oder serem stark heruntergefahrenen einem anderen Bereich wohnen, Alltag dazu anzuregen, raus zu können wir seit einem Jahr nicht gehen und die Umgebung und mehr persönlich treffen. vielleicht auch den ein oder an- deren alten Bekannten neu zu Jetzt wurde auf Anregung einiger entdecken (Wer weiß, wer hinter Gruppen ein Suchspiel in 12 Sta- dieser FFP2 Maske sein Gesicht tionen vor Häusern in Bruckberg versteckt?) installiert. Bei diesen Stationen Wir wollen nach der langen Zeit 16
Samir und Anes werden von ihrer Wohnbereichsleitung Gloria zu den Stationen begleitet. der Distanz wieder neu zusam- menfinden. Die Corona-Zeit hat viele negative Veränderungen ge- bracht, aber auch Gutes: So sind zum Beispiel durch die Notsitua- tion die Bereiche „Wohnen" und „Werkstatt“ (ATS) auf eine ganz neue Art und Weise zusammen- gewachsen. Für uns ist es jetzt an der Zeit, sich wieder miteinander zu freuen und der Stationenlauf soll seinen kleinen Beitrag dazu beisteuern. Nach einem Jahr Abstand sehen wir an den Stationen: „Wir sind noch da!“ Andreas und Michael freuen sich: Sie haben Andrea Eitmann die richtige Lösung gefunden. Diakonisch-Theologischer Dienst 17
Besonderer Zusammenhalt Kindern und Jugendlichen. Sie sor- gen für kreative Ideen in der Be- gleitung im Alltag und kreieren besondere Freizeitangebote - sie schaffen einen besonderen Rah- men zum Leben in der Gemein- schaft. Nicht selten hält der Alltag, auch ganz ohne Pandemie, immer wieder besondere Herausforde- rungen für uns alle bereit, die wir dann gemeinsam meistern und bewältigen. Aber niemand von uns hätte sich Denis hat für die Gruppe gekocht. jemals vorstellen können, wie be- L autes Geschrei, juchzende Kin- sonders diese neuen Herausforde- derstimmen, buntes Treiben rungen für uns alle sein werden. aber auch mal ein wilder Streit. Je länger die Pandemie schon an- Musik, rasante Fahrradfahrten, dauerte, desto näher kamen auch schwungvolles Schaukeln auf den die Meldungen über positiv Ge- Spielgeräten, jubelnde Fußballer, testete. Und dann… Ende Januar Freude über einen gelungenen und Mitte Februar war es erstmals Wurf in den Basketballkorb am soweit: Auch wir hatten die ersten Spielplatz. Ein großer Schneemann, Cornona-Positiven im Kinder- und eine wilde Schneeballschlacht, Jugendbereich! So musste sich schnelle Fahrten mit dem Schlitten zuerst eine einzelne Wohngrup- oder auf dem Hosenboden den pe und dann Mitte Februar ein Berg hinunter im Winter. weiterer Wohnverbund mit zwei So ungefähr geht es zu, in un- Gruppen, bestehend aus zwölf serem Kinder- und Jugendbereich Sonnenhof, wo knapp 50 Kinder und Jugendliche in acht Wohn- gruppen leben. Es ist immer wie- der eine Freude zu sehen, wie sie ihren Alltag hier leben, wie sie miteinander spielen, toben und schreien aber auch streiten, sich wieder vertragen und voneinan- der lernen. Hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Auch die Mitarbeitenden verbinden diese gemeinsamen Erlebnisse mit den Denisa hat die Zeit mit Malen verbracht. 18
aufgefangen werden? Hätte uns jemand vor der Pandemie gesagt, dass wir in diese außergewöhn- liche Lage kommen würden, wir alle hätten dies keine halbe Stunde ausgehalten. Aber in besonderen Situationen entstehen besondere Momente. Man wächst über sich hinaus und macht das Unmögliche plötzlich möglich: Eine Kollegin der Nachbarwohn- gruppe ruft an und fragt nach, ob sie vom Einkauf für die in Quaran- täne befindlichen Wohngruppen etwas mitbringen soll. Die Kinder Im eigenen Hof durfte Matthias Skateboard und Jugendlichen anderer Grup- fahren. pen malen mit Straßenmalkreide Kindern und Jugendlichen, in Qua- Grußbotschaften und Durchhalte- rantäne begeben. Zum Teil waren parolen in ihren Innenhof, die Mit- auch Zimmerquarantänen not- arbeitenden schicken den Kollegen wendig und es mussten mehrfach der Quarantänegruppen Postkar- Testungen durchgeführt werden. ten, hängen Tüten mit Süßigkeiten Neben dem schon zur Gewohnheit an den Zaun oder schicken E-Mails gewordenen Tragen von Masken, mit aufmunternden Worten. Das mussten die Mitarbeitenden ihren Team vom Café am Schloss liefert Dienst in Schutzkleidung erledi- Süßigkeiten und Getränke, unsere gen. Niemand durfte für die Zeit Hauswirtschafterinnen versorgen der vorgeschriebenen Quarantäne die Wohngruppe verlassen. Alles spielte sich fortan in der Gruppe oder aber im zugehörigen Hof ab: Kein Spielplatz, keine Heimfahrten, keine Besuche, keine juchzenden Kinderstimmen, keine jubelnden Fußballer, keine Fahrradfahrten und Spaziergänge. Eine besondere Situation für Kin- der und Jugendliche mit inten- sivem Bewegungs- und Freiheits- drang. Wie sollten diese Tage der Quarantäne bewältigt werden? Wie sollte die Laune und die Stimmung Emilo testet die selbstgebaute aller Beteiligten eingefangen und Fahrradrampe. 19
Die Kinder und Jugendlichen freuen sich über eine Spende vom Sandhof 10. alle mit ihren Wunschgetränken besonders. Besondere Situationen und -lebensmitteln, die Leitung erfordern besonderes Engage- spendiert Pizza. Die Kollegen vor ment, besondere Zuversicht und Ort gestalten die Quarantäne-Zeit besondere Ideen. so kreativ wie möglich, bringen Wir alle haben diese Zeit überstan- jede Menge Beschäftigungsideen den, weil wir zusammengehalten und Materialien mit, bauen eine haben, weil wir zusammen gehol- Schneebar oder zimmern mit den fen haben und weil wir aneinander Kindern und Jugendlichen Fahr- gedacht und uns das auch gezeigt rad- und Skateboardrampen im haben. Wir alle haben in dieser Zeit Hof. Sie spielen Fußballtennis vom der Quarantäne einzelner Wohn- Hof in die Wohnung durch das ge- bereiche eine besondere Gemein- öffnete Fenster, eine Hof-Disco mit schaft, einen besonderen Zusam- Tanz wird veranstaltet. Ein Kicker- menhalt erlebt. und Darts-Turnier jagt das näch- ste... Martin Hötzl, Was wir in diesen Zeiten erleben ist Pädagogischer Fachdienst Wohnen Bruckberg Tel.: 09824/58-0 Bernhard-Harleß-Straße 2 Fax: 09824/58-102 91590 Bruckberg www.gemeinsam-in-bruckberg.de Ihre Spende erbitten wir für unterstützungsbedürftige Bewohnerinnen und Bewohner aus den Bruckberger Heime Bankverbindung: Sparkasse Ansbach BIC: BYLADEM1ANS · IBAN: DE76 7655 0000 0130 2046 47 Redaktionsteam: Martin Piereth, Christina Dörr Fotos: Wohnen Bruckberg Druck: Schmidt Druck GmbH, 91522 Ansbach Der Freundesgruß erscheint zweimal jährlich, Auflage 3.500
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