AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT MYANMAR

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT MYANMAR
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
MYANMAR

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER BANGKOK
MAI 2021
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT MYANMAR
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                                             Eine Information des
                                       AußenwirtschaftsCenters Bangkok

                                             Wirtschaftsdelegierter
                                              Mag. Günther Sucher
                                                 T +66 2-0385885
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AUSSENWIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT Myanmar (2020)

•       Militärputsch am 1.2.2021 lässt Land ins Chaos abdriften
•       Protestbewegung im ganzen Land lähmt die Wirtschaft in allen Bereichen
•       Zum Teil Kriegsrecht verhängt, normaler Geschäftsalltag derzeit nicht absehbar
•       Myanmar hatte Pandemie relativ gut in Griff; Wirtschaft aber stark betroffen
•       Nachbarländer wichtigste Wirtschaftstreiber Myanmars, starke Orientierung zu China
•       Österreichische Exporte stark einzelprojektabhängig; Exportrückgang 2020 fast -50 %

Wirtschaftskennzahlen
                                                                           2017           2018        2019         2020
     Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1                           68,1           73,6        76,8         87,1
     Bruttoinlandsprodukt/Kopf in US-Dollar, PPP2                         4.620          4.996       5.348        5.399
     Bevölkerung in Mio.3                                                  52,6           52,8        54,0         54,5
     Reales Wirtschaftswachstum in %4                                       6,4            6,8         2,9         -0,4
     Inflationsrate in %5                                                   4,5            6,8         9,5          1,0
     Arbeitslosenrate in %6                                                 1,6            4,0         3,9          6,0
     Wechselkurs der Landeswährung EUR/Kt (Jahresende)7                   1.537          1.688       1.631        1.630
     Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar8                           9.811          11.076      10.841       12.108
     Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar9                           15.577         15.410      13.691       12.277

Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung 202010:                       73. Rang

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                           2018       2019        2020        Veränderung
                                                                                                                zu 2019
     Österreichische Warenexporte in Mio. Euro11                            9,7       34,7        18,1          -47,7 %
     Österreichische Warenimporte in Mio. Euro12                           112,0      153,5       152,9         -0,44 %
     Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro13                   1         12           4            -67%
     Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro14                   4          5           4            -20%

     Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich15, Stand 2020:           106. Rang

     Österreichische Direktinvestitionen in Mio. Euro16, Stand 2019:       k.A.

     Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen17, Stand 2019:           k.A.

1-2, 4-6, 8-9   Quelle: Economist Intelligence Unit
3               Quelle: United Nations
7               Quelle: Europäische Zentralbank/ Currencies.Zone
10              Quelle: IMF World Economic Outlook 2018
11-15           Quelle: Statistik Austria
16-17           Quelle: Österreichische Nationalbank
a               Prognose

                                              Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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• 1. Wirtschaftslage

Armes Land mit        Laut IMF belegt Myanmar mit einem nominalen BIP/Kopf von USD 1.244 derzeit
hohem Wirt-           den 156. Rang im weltweiten Vergleich und zählt damit global zu den wirtschaft-
schaftswachstum       lich ärmsten Ländern. Gleichzeitig hat die Wirtschaft seit der politischen Öff-
                      nung 2011 durchgehend jährlich zwischen 6% und 7% zugelegt, getrieben vor
                      allem von Auslandsinvestitionen, hauptsächlich aus den asiatischen Nachbar-
                      ländern, inzwischen aber auch von heimischen Großunternehmerfamilien.

2019: +6,6%           Im Jahr 2019 wuchs die burmesische Wirtschaft zwar um 6,6%, blieb damit aber
                      unter den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IMF).
Corona: Erfolg-       Die Corona-Krise hat auch Myanmar seit März 2020 voll erfasst. Myanmar ist
reich durch die       dabei im ersten Halbjahr durch einen harten Kurs mit landesweiten Lockdowns
erste Welle -         und Sicherheitsmaßnahmen gut durch die erste Welle gekommen. Ende August
                      2020 kam es aber zu einer zweiten, weitaus größeren Welle mit über 1.000 In-
2. Welle aber we-     fektionsfällen täglich. Es ist davon auszugehen, dass es auch in den kommen-
sentlich größer       den Monaten anlassbezogen zu lokalen Lockdowns kommen wird.
                      Die Corona-Krise trifft die burmesische Wirtschaft hart. Der Außenhandel, v.a.
                      der wichtige grenzüberschreitende Handel mit China, brach zwischendurch
                      komplett ein. Laut einer Weltbankstudie sind 75% aller Betriebe von der
Corona-Krise trifft
                      Corona-Pandemie betroffen, am meisten der Servicesektor, gefolgt vom Pro-
Wirtschaft hart
                      duktionssektor. Am wenigsten war die landwirtschaftliche Erzeugung betroffen.
                      Häufigste Problemfelder waren Cashflow-Engpässe und Logistikprobleme.
                      Die Regierung hat im April 2020 ein COVID-Hilfspaket in Höhe von ca. USD 1,6
                      Mrd. etabliert, mit dessen Hilfe die sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftli-
USD 1,6 Mrd. Hilfs-   chen Auswirkungen der Pandemie abgefedert werden sollten. Das Paket inklu-
paket                 dierte eine Reihe von unterschiedlichen finanziellen Hilfsmaßnahmen für Un-
                      ternehmen und vor allem auch Bauern.
                      Es wurde ein komplettes Einreiseverbot verhängt, das zu einem Stopp des in-
                      ternationalen Flugverkehrs geführt hat. Aufgrund der schlechten medizinischen
                      Grundversorgung bestehen massive Befürchtungen betreffend die weitere Aus-
                      breitung des Corona-Virus und dessen Auswirkungen auf die Bevölkerung und
                      letztlich auch auf die Wirtschaft. Laut Prognosen der Asiatischen Entwicklungs-
                      bank von September 2020 sollte die burmesische Wirtschaft heuer aber trotz-
                      dem wachsen, mit +1,8% aber doch viel schwächer als in den vergangenen Jah-
BIP-Prognose auf-
                      ren. Diese Prognose ist allerdings aufgrund des Militärputsch vom 1. Februar
grund Militär-
                      2021 nicht mehr zu halten, Die Wirtschaft wird 2021 weiter schrumpfen; die jün-
putsch sehr
                      geren Prognosen gehen - je nach dem weiteren Verlauf der Protestbewegung
schwierig – bis zu
                      gegen die Militärregierung – von einem Einbruch von ca. 10% aus; man liest
Minus 20% denk-
                      aber bereits auch noch viel dramatischere Einschätzungen, die einen Wirt-
bar
                      schaftskollaps von 20% vorhersehen.
                      Die burmesische Wirtschaft war in den letzten Jahren auf einem guten Weg.
Wirtschaft bis        Wichtige positive Faktoren waren dabei die fortschreitende Verbesserung der
Corona und Mili-      Bedingungen für ausländische Investoren, der steigende Privatkonsum, der
tärputsch auf gu-     verbesserte Zugang zum Kapitalmarkt, Investitionen in Großinfrastrukturpro-
tem Weg               jekte, steigende Einkünfte aus dem Bergbau und der Erdöl- und Erdgasförde-
                      rung, eine stabile landwirtschaftliche Produktion und daraus resultierenden Ag-
                      rarexporte, wachsende öffentliche Investitionen und die Expansion des Tele-
                      kommunikationssektors.
                      Trotz politischer Turbulenzen, mit denen das Land fortwährend zu kämpfen
                      hatte, und auch die Corona-Krise mitberücksichtigend, lagen die mittelfristigen
                      Wachstumsprognosen für die nächsten Jahre bei +6% bis +7%.

                                Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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                       Das Budgetdefizit (zuletzt ca. 5%) und Leistungsbilanzdefizit (ca. 3,4% des BIP)
                       steigen nun permanent an, was den Ausgabenspielraum der Regierung eben-
                       falls einschränkt. Durch die Corona-Pandemie ist eine noch stärkere Zunahme
                       der Verschuldung zu erwarten.
Infrastrukturelle      Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes war aber bis zuletzt vor allem auch
Probleme               durch schwerwiegende Engpässe in den Bereichen Energie, Infrastruktur,
                       Bankwesen, Bildung und Gesundheit gebremst.

                       Besondere Herausforderungen und eine Hürde für zusätzliches Wirtschafts-
Schlechte interna-     wachstum waren auch die mangelnden institutionellen Kapazitäten, starker Bü-
tionale Rankings       rokratismus, unzureichende Rechtssicherheit und die weit verbreitete Korrup-
                       tion. Gemäß “Corruption Perceptions Index 2019“ liegt Myanmar auf Platz 130
                       von 180 untersuchten Ländern.

                       Trotz einiger Verbesserungen bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
                       (z.B. durch das neue Gesellschaftsgesetz bzw. Investitionsgesetz) lag Myanmar
                       im Weltbank “Ease of Doing Business Global Index 2019“ nur auf dem 165. Rang
                       von 190 Ländern.

Agrarproduktion        Die burmesische Wirtschaft ist nach wie vor sehr stark agrarisch geprägt.
nach wie vor domi-     Industrialisierung und Modernisierung sind in Myanmar in den Jahren der Mili-
nant                   tärdiktatur vernachlässigt worden, sodass hier großer Nachholbedarf besteht.
                       Andererseits besteht gerade im Bereich der Modernisierung und Effizienzstei-
                       gerung der landwirtschaftlichen Produktion viel Erfolgspotenzial.

Großes Potenzial       Die Tourismusindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig mit großem Zu-
im Tourismusbe-        kunftspotenzial. Allerdings sind auch in diesem Bereich massive Investitionen in
reich                  den Ausbau der Infrastruktur und auch im Ausbildungsbereich notwendig. Be-
                       dingt durch die Einstellung des internationalen Flugverkehrs seit April letzten
                       Jahres aufgrund der Corona-Pandemie ist der internationale Tourismus kom-
                       plett zum Erliegen gekommen mit schwerwiegenden Konsequenten für die ge-
                       samte Tourismusindustrie. Der Militärputsch im Februar 2021 hat die Aussich-
                       ten auf eine baldige Erholung zusätzlich und nachhaltig beeinträchtigt.

                       Obgleich Myanmar dank umfangreicher Bodenschätze, billiger Arbeitskräfte
Handelsbilanzdefi-     und seiner attraktiven Lage im Schnittbereich der großen asiatischen Wirt-
zit trotz Ressour-     schaftsmächte das Zeug zum Nettoexporteur hätte, lag das Handelsbilanzdefizit
cenreichtums           zuletzt bei fast USD 1,5 Mrd. – bei Exporten in Höhe von USD 17,4 Mrd. und Im-
                       porten von ca. USD 18,8 Mrd. Strukturell liegt der Großteil der Exporte in den
                       Bereichen Agrarprodukte, Mineralien und Erdgas sowie Textilien und Beklei-
                       dung. Importiert werden v.a. Kapitalgüter, Maschinen, Rohstoffe und Baumate-
                       rialien sowie diverse Konsumgüter.

Krise in der Textil-   Die Corona-Krise trifft vor allem die Textilindustrie stark, Durch Lieferprobleme
industrie              von Vorprodukten aus China sowie starke Einschnitte bei Neubestellungen von
                       Textilien aus dem Westen wird es zu einem empfindlichen Rückgang der Textil-
                       exporte kommen. Aufgrund des Militärputsch haben viele internationale Kunden
                       ihre Bestellungen aus Myanmar eingeschränkt oder storniert.

China wichtigster      China ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner (Handelsvolumen von über
Handelspartner         EUR 11 Mrd.), die Außenhandelszahlen mit der EU bewegen sich im Vergleich
                       dazu auf sehr niedrigem Niveau (Handelsvolumen von etwa EUR 2,3 Mrd.).

                       Internationale Investoren, v.a. aus Japan, China, Südkorea und den asiatischen
                       Nachbarländern, sind seit der Öffnung die wichtigsten Wirtschaftstreiber. Nach

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Wichtige Rolle von     einem durch die neue Regierung ausgelösten Euphorie-Hoch 2016 hat sich je-
Auslandsinvesto-       doch schon 2017 der Zufluss an Auslandsinvestitionen wieder halbiert. 2018 er-
ren                    reichten die Neuinvestitionen einen Tiefstand von USD 5,6 Mrd., welcher 2019
                       mit Auslandsinvestitionen von USD 4,7 Mrd. erneut unterschritten wurde. Zu-
                       letzt sind die Auslandsinvestitionen aber wieder angestiegen (auf USD 5,7 Mio.).
                       Bei den Investitionen dominieren weiterhin Produkte mit niedriger Wertschöp-
                       fung, v.a. Bekleidung und Schuhe. Für höherwertige Fertigung mangelt es an
                       der lokalen Zulieferkompetenz bzw. erschweren restriktive Einfuhrvorschriften
                       die Versorgungskette. Außerdem ist die nationale Infrastruktur nicht ausrei-
                       chend ausgebaut. Große Probleme gibt es v.a. bezüglich der kontinuierlichen
                       Stromversorgung.

                       Myanmar hat zuletzt zunehmend auf die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen
Myanmar setzt auf      gesetzt, um neue Auslandsinvestoren ins Land zu locken und dadurch die Wirt-
Sonderwirtschafts-     schaftsentwicklung weiter anzukurbeln. Erfolgsbeispiel ist dabei die Sonder-
zonen                  wirtschaftszone Thilawa in der Nähe von Yangon. Über 100 Unternehmen aus 17
                       Ländern produzieren dort Bekleidung, Verpackungen, Baumaterialien, Auto-
                       teile, Stahlprodukte, Nahrungsmittel, Agrarmaschinen, Arzneimittel und Medi-
                       zintechnik. Das gesamte Investitionsvolumen beläuft sich auf mittlerweile USD
                       1,8 Mrd. Die 2018 eröffnete Erweiterung (Zone B) ist auf 150 Unternehmen mit
                       Investitionen von über USD 1,7 Mrd. ausgerichtet.

                       Gemäß der“European Business Confidence Survey“ der EUROCHAM Myanmar
                       war die Zufriedenheit der europäischen Unternehmen in Myanmar mit den wirt-
                       schaftlichen Rahmenbedingungen 2019 stark gestiegen und sie waren auch
                       mehrheitlich optimistisch hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden Jah-
                       ren. Das angeschlagene internationale Image Myanmars sowie Reglementie-
                       rungsproblematiken wurden allerdings als gravierende Herausforderungen an-
                       gesehen. Generell hatten europäische Investoren zuletzt ihre Aktivitäten in My-
                       anmar reduziert bzw. reagierten abwartend auf die laufenden politischen Ereig-
Militärputsch stellt   nisse. Aufgrund des Militärputsch ist die Zukunft der bestehenden v.a. aber
FDIs in Frage          möglicher neuer Auslandsinvestitionen stark in Frage gestellt. Auch die wichti-
                       gen asiatischen Herkunftsländer für FDIs wie Singapur, Japan und Thailand re-
                       agieren mit Investitionsstopps oder Aufschiebungen.

                       Zusammenfassend kann man feststellen, dass Myanmar gleichermaßen viel-
Großes Potenzial –     versprechendes Zukunftspotential wie auch große Risiken und Herausforderun-
ungewisse Zukunft      gen birgt. Für europäische Unternehmen ist es nicht leicht, auf dem Markt Fuß
                       zu fassen, da die Wirtschaft stark von Investoren aus Asien dominiert wird. Ins-
                       besondere der chinesische Einfluss nimmt – nicht zuletzt aufgrund der Belt and
                       Road Initiative – laufend zu. Im Infrastrukturbereich wurde kürzlich in diesem
                       Zusammenhang auch der “China-Myanmar Economic Corridor“ etabliert, der zu
                       einer intensivierten wirtschaftlichen Kooperation beider Länder führen soll.

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• 2. Besondere Entwicklungen

Politische und         Nach 50 Jahren Militärregierung und Isolation wurde die „Öffnung“ Myanmars
wirtschaftliche Öff-   2011/12 unter dem Präsidenten Thein Sein (Union Solidarity and Development
nung seit 2011         Party; USDP) vollzogen.

                       Im November 2015 siegte die Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi (ASSK) bei
Regierung unter        den Parlamentswahlen mit der National League for Democracy (NLD).
Aung San Suu Kyi       Nach der Regierungsbildung 2016 wurden zahlreiche Reformvorhaben im
trotz Reformbemü-      wirtschaftlichen Bereich initiiert, u.a. ein neues Investitionsgesetz.
hungen mit Prob-       Aufgrund des gewaltsamen Eingriff des Militärs und der nachfolgenden Mas-
lemen                  senflucht von fast einer Million muslimischer Rohingyas nach Bangladesch im
                       Jahr 2017 ist das internationale Ansehen Myanmars schwer beschädigt; es
                       läuft seit Ende 2019 auch ein Verfahren wegen Völkermords beim Internatio-
                       nalen Strafgerichtshof.

Erdrutschsieg der      Die im November 2020 abgehaltenen Parlamentswahlen brachten einen Erd-
NLD bei Wahlen         rutschsieg der regierenden NLD, die ihre bisherige Mehrheit deutlich auf über
2020                   70% der Parlamentssitze ausbauen konnte.

Militärputsch am       Am Morgen der geplanten konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments am
1.2.2021 -             1. Februar 2021 hat das Militär die Macht übernommen und alle in der Haupt-
Gewählte Regie-        stadt Naypyitaw versammelten gewählten Parlamentsmitglieder verhaftet. Die
rung wird inter-       offizielle Begründung dafür war eine angebliche großflächige Wahlfälschung
niert                  durch die NLD (was allerdings von internationalen Wahlbeobachten nicht be-
                       stätigt wurde).
                       Es wurde eine Übergangsregierung unter Vorsitz des oberbefehlshabenden
                       Generals Min Aung Hlaing ausgerufen, Seitdem regiert das sog. „State Admi-
                       nistration Council“ das Land, die einberufenen Minister sind überwiegend ak-
                       tive oder ehemalige Militärangehörige.
                       Es wurde ein einjähriger Ausnahmezustand ausgerufen, der bis zur Durchfüh-
                       rung von Neuwahlen andauern soll. Die Neuwahlen wurden ursprünglich für
                       nächstes Jahr in Aussicht gestellt, inzwischen wird aber schon von einer zwei-
                       jährigen Frist gesprochen.

                       Die Machtübernahme durch das Militär hat eine breite, landesweite Protestbe-
Protestbewegung        wegung ausgelöst. In Teilen der Wirtschaftsmetropole Yangon gilt inzwischen
bringt landesweit      Kriegsrecht, die Sicherheitskräfte wenden zunehmend Gewalt an.
Chaos und wirt-        Aufgrund der „zivilen Ungehorsams-Bewegung“ ist das wirtschaftliche Leben
schaftlichen Kol-      im Land weitgehend zusammengebrochen bzw. in vielen Bereichen einge-
laps                   schränkt. Viele Privatangestellte und Beamte befinden sich im Streik bzw.
                       bleiben Zuhause, Lieferketten und Zahlungsverkehr sind unterbrochen, so-
                       dass Warenlieferungen nach Myanmar derzeit praktisch kaum möglich sind.

                       Die Fronten zwischen der Militärregierung und der Protestbewegung verhär-
Zunehmende Ge-         ten sich zunehmend. Es sind bereits fast 1.000 Zivilisten getötet worden, tau-
walt lässt Bürger-     sende Personen wurden verhaftet oder sind verschwunden. Die Gefahr eines
krieg befürchten       landesweiten Bürgerkriegs wächst kontinuierlich, da die Widerstandsbewe-
                       gung zunehmend militant wird und auch die Kollaboration mit den bewaffne-
                       ten ethnischen Gruppierungen sucht, die seit vielen Jahren – mitunter auch
                       gewalttätig - gegen die Regierung und das Militär für ihre Minderheitsrechte
                       und mehr Unabhängigkeit kämpfen.

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Internationale        Inzwischen haben zahlreiche Staaten wie die USA, Kanada, UK, Australien und
Wirtschaftssankti-    auch die EU internationale Sanktionen gegen die verantwortlichen Militärs, de-
onen verhängt         ren Angehörige und auch gegen militärnahe Unternehmen verhängt, sodass
                      derzeit besondere Vorsicht angewendet werden muss bei der Anbahnung von
                      Geschäftsbeziehungen mit Myanmar.

• 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

                      Die österreichischen Exporte haben 2019 stark zugelegt, und zwar um be-
Enorme Zunahme        achtliche 260% (von EUR 10 Mio. im Jahr 2018 auf EUR 34,7 Mio.). Die Export-
der österr. Exporte   zahlen fluktuieren allerdings von Jahr zu Jahr sehr stark, da sich große Ein-
in 2019               zellieferungen und öffentliche Aufträge gleich massiv auf die Gesamtjahres-
                      statistiken auswirken. So sanken die Exporte von 2017 auf 2018 um 37% be-
                      vor sie 2019 wieder rasant angestiegen sind.

Ö. Exporte brechen    2020 sind die österreichischen Warenlieferungen stark eingebrochen, und
2020 stark ein        zwar um 47,7% auf EUR 18,1 Mio.). Zu begründen ist dies v.a. mit dem Aus-
                      bleiben von einigen größeren Aufträgen im Vergleich zum Vorjahr. Wichtigste
                      Exportkategorien waren Luftfahrzeuge, Maschinen und Bekleidungszubehör.

                      Im Gegensatz zum Exporteinbruch sind die Importe aus Myanmar letztes
Importe bleiben       Jahr fast gleich hoch geblieben und machten EUR 152,9 Mio. aus (-0,4% im
2020 stabil hoch      Vergleich mit 2019). Dominant sind die Lieferungen von Bekleidung und
                      Schuhen, die in etwa 97% aller Einfuhren ausmachen.

Handelsbilanzdefi-    Durch den starken Exporteinbruch nahm 2020 das Handelsbilanzdefizit mit
zit steigt weiter     Myanmar weiter stark zu (auf 135 Mio.).

Kaum österr. In-      Österreichische Investments gibt es derzeit fast noch keine. Die einzige ös-
vestitionen           terreichische Produktionsniederlassung ist ein Hersteller von Spezial-Da-
                      menunterwäsche, der schon seit 20 Jahren in Myanmar produziert.

Geschäftschancen      Für österreichische Unternehmen bieten sich grundsätzlich vielfältige Ge-
für österr. Firmen    schäftsmöglichkeiten, da großer Nachholbedarf in fast allen Bereichen be-
                      steht, insbesondere beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, Energieversor-
                      gung, Umweltschutz, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Abfallbe-
                      handlung, Bildung, Gesundheitswesen und Tourismusinfrastruktur.
                      Aufgrund der bestehenden Personensanktionen sowie des Militärembargos
Überprüfung von       (siehe weitere Informationen) empfehlen wir grundsätzlich eine sorgfältige
Geschäftspartnern     Überprüfung des burmesischen Geschäftspartners, wobei Ihnen das Außen-
                      wirtschaftsCenter Bangkok gerne behilflich ist.

Erfolgreiche          Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA organisiert regelmäßig Veranstaltungen
Wirtschaftsmissio-    in Myanmar. Bisher wurden bereits drei Wirtschaftsmissionen nach Myan-
nen nach Myanmar      mar durchgeführt – die erste 2013 als erstes europäisches Land überhaupt.
                      2017 und 2018 haben insgesamt 40 österreichische Unternehmen bei zwei
                      Wirtschaftsmissionen mit Schwerpunkt Projektgeschäft teilgenommen,

2022 wieder Wirt-     Sollte sich die Pandemiesituation stabilisieren und die politischen Umstände
schaftsmission        es erlauben, plant das AußenwirtschaftsCenter Bangkok für 2022 wieder eine
                      Wirtschaftsmission nach Myanmar. Kontaktieren Sie das AC Bangkok unter
                      bangkok@wko.at schon heute und geben Sie Ihr Interesse an einer Teilnahme
                      bekannt!

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