AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT MYANMAR
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Bangkok Wirtschaftsdelegierter Mag. Günther Sucher T +66 2-0385885 E bangkok@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/mm HEAD OFFICE Mag. Johannes Brunner T +43 5 90 900-4353 E aussenwirtschaft.asien@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikro- film oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur aus- zugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anderslautender Bestimmungen gestattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F.: Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, Postfach 150, 1045 Wien Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER BANGKOK, T +66 2 0385885, F +66 2 2000222 E bangkok@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/mm Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 AUSSENWIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT Myanmar (2020) • Militärputsch am 1.2.2021 lässt Land ins Chaos abdriften • Protestbewegung im ganzen Land lähmt die Wirtschaft in allen Bereichen • Zum Teil Kriegsrecht verhängt, normaler Geschäftsalltag derzeit nicht absehbar • Myanmar hatte Pandemie relativ gut in Griff; Wirtschaft aber stark betroffen • Nachbarländer wichtigste Wirtschaftstreiber Myanmars, starke Orientierung zu China • Österreichische Exporte stark einzelprojektabhängig; Exportrückgang 2020 fast -50 % Wirtschaftskennzahlen 2017 2018 2019 2020 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1 68,1 73,6 76,8 87,1 Bruttoinlandsprodukt/Kopf in US-Dollar, PPP2 4.620 4.996 5.348 5.399 Bevölkerung in Mio.3 52,6 52,8 54,0 54,5 Reales Wirtschaftswachstum in %4 6,4 6,8 2,9 -0,4 Inflationsrate in %5 4,5 6,8 9,5 1,0 Arbeitslosenrate in %6 1,6 4,0 3,9 6,0 Wechselkurs der Landeswährung EUR/Kt (Jahresende)7 1.537 1.688 1.631 1.630 Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar8 9.811 11.076 10.841 12.108 Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar9 15.577 15.410 13.691 12.277 Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung 202010: 73. Rang Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2018 2019 2020 Veränderung zu 2019 Österreichische Warenexporte in Mio. Euro11 9,7 34,7 18,1 -47,7 % Österreichische Warenimporte in Mio. Euro12 112,0 153,5 152,9 -0,44 % Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro13 1 12 4 -67% Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro14 4 5 4 -20% Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich15, Stand 2020: 106. Rang Österreichische Direktinvestitionen in Mio. Euro16, Stand 2019: k.A. Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen17, Stand 2019: k.A. 1-2, 4-6, 8-9 Quelle: Economist Intelligence Unit 3 Quelle: United Nations 7 Quelle: Europäische Zentralbank/ Currencies.Zone 10 Quelle: IMF World Economic Outlook 2018 11-15 Quelle: Statistik Austria 16-17 Quelle: Österreichische Nationalbank a Prognose Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 • 1. Wirtschaftslage Armes Land mit Laut IMF belegt Myanmar mit einem nominalen BIP/Kopf von USD 1.244 derzeit hohem Wirt- den 156. Rang im weltweiten Vergleich und zählt damit global zu den wirtschaft- schaftswachstum lich ärmsten Ländern. Gleichzeitig hat die Wirtschaft seit der politischen Öff- nung 2011 durchgehend jährlich zwischen 6% und 7% zugelegt, getrieben vor allem von Auslandsinvestitionen, hauptsächlich aus den asiatischen Nachbar- ländern, inzwischen aber auch von heimischen Großunternehmerfamilien. 2019: +6,6% Im Jahr 2019 wuchs die burmesische Wirtschaft zwar um 6,6%, blieb damit aber unter den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IMF). Corona: Erfolg- Die Corona-Krise hat auch Myanmar seit März 2020 voll erfasst. Myanmar ist reich durch die dabei im ersten Halbjahr durch einen harten Kurs mit landesweiten Lockdowns erste Welle - und Sicherheitsmaßnahmen gut durch die erste Welle gekommen. Ende August 2020 kam es aber zu einer zweiten, weitaus größeren Welle mit über 1.000 In- 2. Welle aber we- fektionsfällen täglich. Es ist davon auszugehen, dass es auch in den kommen- sentlich größer den Monaten anlassbezogen zu lokalen Lockdowns kommen wird. Die Corona-Krise trifft die burmesische Wirtschaft hart. Der Außenhandel, v.a. der wichtige grenzüberschreitende Handel mit China, brach zwischendurch komplett ein. Laut einer Weltbankstudie sind 75% aller Betriebe von der Corona-Krise trifft Corona-Pandemie betroffen, am meisten der Servicesektor, gefolgt vom Pro- Wirtschaft hart duktionssektor. Am wenigsten war die landwirtschaftliche Erzeugung betroffen. Häufigste Problemfelder waren Cashflow-Engpässe und Logistikprobleme. Die Regierung hat im April 2020 ein COVID-Hilfspaket in Höhe von ca. USD 1,6 Mrd. etabliert, mit dessen Hilfe die sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftli- USD 1,6 Mrd. Hilfs- chen Auswirkungen der Pandemie abgefedert werden sollten. Das Paket inklu- paket dierte eine Reihe von unterschiedlichen finanziellen Hilfsmaßnahmen für Un- ternehmen und vor allem auch Bauern. Es wurde ein komplettes Einreiseverbot verhängt, das zu einem Stopp des in- ternationalen Flugverkehrs geführt hat. Aufgrund der schlechten medizinischen Grundversorgung bestehen massive Befürchtungen betreffend die weitere Aus- breitung des Corona-Virus und dessen Auswirkungen auf die Bevölkerung und letztlich auch auf die Wirtschaft. Laut Prognosen der Asiatischen Entwicklungs- bank von September 2020 sollte die burmesische Wirtschaft heuer aber trotz- dem wachsen, mit +1,8% aber doch viel schwächer als in den vergangenen Jah- BIP-Prognose auf- ren. Diese Prognose ist allerdings aufgrund des Militärputsch vom 1. Februar grund Militär- 2021 nicht mehr zu halten, Die Wirtschaft wird 2021 weiter schrumpfen; die jün- putsch sehr geren Prognosen gehen - je nach dem weiteren Verlauf der Protestbewegung schwierig – bis zu gegen die Militärregierung – von einem Einbruch von ca. 10% aus; man liest Minus 20% denk- aber bereits auch noch viel dramatischere Einschätzungen, die einen Wirt- bar schaftskollaps von 20% vorhersehen. Die burmesische Wirtschaft war in den letzten Jahren auf einem guten Weg. Wirtschaft bis Wichtige positive Faktoren waren dabei die fortschreitende Verbesserung der Corona und Mili- Bedingungen für ausländische Investoren, der steigende Privatkonsum, der tärputsch auf gu- verbesserte Zugang zum Kapitalmarkt, Investitionen in Großinfrastrukturpro- tem Weg jekte, steigende Einkünfte aus dem Bergbau und der Erdöl- und Erdgasförde- rung, eine stabile landwirtschaftliche Produktion und daraus resultierenden Ag- rarexporte, wachsende öffentliche Investitionen und die Expansion des Tele- kommunikationssektors. Trotz politischer Turbulenzen, mit denen das Land fortwährend zu kämpfen hatte, und auch die Corona-Krise mitberücksichtigend, lagen die mittelfristigen Wachstumsprognosen für die nächsten Jahre bei +6% bis +7%. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 Das Budgetdefizit (zuletzt ca. 5%) und Leistungsbilanzdefizit (ca. 3,4% des BIP) steigen nun permanent an, was den Ausgabenspielraum der Regierung eben- falls einschränkt. Durch die Corona-Pandemie ist eine noch stärkere Zunahme der Verschuldung zu erwarten. Infrastrukturelle Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes war aber bis zuletzt vor allem auch Probleme durch schwerwiegende Engpässe in den Bereichen Energie, Infrastruktur, Bankwesen, Bildung und Gesundheit gebremst. Besondere Herausforderungen und eine Hürde für zusätzliches Wirtschafts- Schlechte interna- wachstum waren auch die mangelnden institutionellen Kapazitäten, starker Bü- tionale Rankings rokratismus, unzureichende Rechtssicherheit und die weit verbreitete Korrup- tion. Gemäß “Corruption Perceptions Index 2019“ liegt Myanmar auf Platz 130 von 180 untersuchten Ländern. Trotz einiger Verbesserungen bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (z.B. durch das neue Gesellschaftsgesetz bzw. Investitionsgesetz) lag Myanmar im Weltbank “Ease of Doing Business Global Index 2019“ nur auf dem 165. Rang von 190 Ländern. Agrarproduktion Die burmesische Wirtschaft ist nach wie vor sehr stark agrarisch geprägt. nach wie vor domi- Industrialisierung und Modernisierung sind in Myanmar in den Jahren der Mili- nant tärdiktatur vernachlässigt worden, sodass hier großer Nachholbedarf besteht. Andererseits besteht gerade im Bereich der Modernisierung und Effizienzstei- gerung der landwirtschaftlichen Produktion viel Erfolgspotenzial. Großes Potenzial Die Tourismusindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig mit großem Zu- im Tourismusbe- kunftspotenzial. Allerdings sind auch in diesem Bereich massive Investitionen in reich den Ausbau der Infrastruktur und auch im Ausbildungsbereich notwendig. Be- dingt durch die Einstellung des internationalen Flugverkehrs seit April letzten Jahres aufgrund der Corona-Pandemie ist der internationale Tourismus kom- plett zum Erliegen gekommen mit schwerwiegenden Konsequenten für die ge- samte Tourismusindustrie. Der Militärputsch im Februar 2021 hat die Aussich- ten auf eine baldige Erholung zusätzlich und nachhaltig beeinträchtigt. Obgleich Myanmar dank umfangreicher Bodenschätze, billiger Arbeitskräfte Handelsbilanzdefi- und seiner attraktiven Lage im Schnittbereich der großen asiatischen Wirt- zit trotz Ressour- schaftsmächte das Zeug zum Nettoexporteur hätte, lag das Handelsbilanzdefizit cenreichtums zuletzt bei fast USD 1,5 Mrd. – bei Exporten in Höhe von USD 17,4 Mrd. und Im- porten von ca. USD 18,8 Mrd. Strukturell liegt der Großteil der Exporte in den Bereichen Agrarprodukte, Mineralien und Erdgas sowie Textilien und Beklei- dung. Importiert werden v.a. Kapitalgüter, Maschinen, Rohstoffe und Baumate- rialien sowie diverse Konsumgüter. Krise in der Textil- Die Corona-Krise trifft vor allem die Textilindustrie stark, Durch Lieferprobleme industrie von Vorprodukten aus China sowie starke Einschnitte bei Neubestellungen von Textilien aus dem Westen wird es zu einem empfindlichen Rückgang der Textil- exporte kommen. Aufgrund des Militärputsch haben viele internationale Kunden ihre Bestellungen aus Myanmar eingeschränkt oder storniert. China wichtigster China ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner (Handelsvolumen von über Handelspartner EUR 11 Mrd.), die Außenhandelszahlen mit der EU bewegen sich im Vergleich dazu auf sehr niedrigem Niveau (Handelsvolumen von etwa EUR 2,3 Mrd.). Internationale Investoren, v.a. aus Japan, China, Südkorea und den asiatischen Nachbarländern, sind seit der Öffnung die wichtigsten Wirtschaftstreiber. Nach Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 Wichtige Rolle von einem durch die neue Regierung ausgelösten Euphorie-Hoch 2016 hat sich je- Auslandsinvesto- doch schon 2017 der Zufluss an Auslandsinvestitionen wieder halbiert. 2018 er- ren reichten die Neuinvestitionen einen Tiefstand von USD 5,6 Mrd., welcher 2019 mit Auslandsinvestitionen von USD 4,7 Mrd. erneut unterschritten wurde. Zu- letzt sind die Auslandsinvestitionen aber wieder angestiegen (auf USD 5,7 Mio.). Bei den Investitionen dominieren weiterhin Produkte mit niedriger Wertschöp- fung, v.a. Bekleidung und Schuhe. Für höherwertige Fertigung mangelt es an der lokalen Zulieferkompetenz bzw. erschweren restriktive Einfuhrvorschriften die Versorgungskette. Außerdem ist die nationale Infrastruktur nicht ausrei- chend ausgebaut. Große Probleme gibt es v.a. bezüglich der kontinuierlichen Stromversorgung. Myanmar hat zuletzt zunehmend auf die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen Myanmar setzt auf gesetzt, um neue Auslandsinvestoren ins Land zu locken und dadurch die Wirt- Sonderwirtschafts- schaftsentwicklung weiter anzukurbeln. Erfolgsbeispiel ist dabei die Sonder- zonen wirtschaftszone Thilawa in der Nähe von Yangon. Über 100 Unternehmen aus 17 Ländern produzieren dort Bekleidung, Verpackungen, Baumaterialien, Auto- teile, Stahlprodukte, Nahrungsmittel, Agrarmaschinen, Arzneimittel und Medi- zintechnik. Das gesamte Investitionsvolumen beläuft sich auf mittlerweile USD 1,8 Mrd. Die 2018 eröffnete Erweiterung (Zone B) ist auf 150 Unternehmen mit Investitionen von über USD 1,7 Mrd. ausgerichtet. Gemäß der“European Business Confidence Survey“ der EUROCHAM Myanmar war die Zufriedenheit der europäischen Unternehmen in Myanmar mit den wirt- schaftlichen Rahmenbedingungen 2019 stark gestiegen und sie waren auch mehrheitlich optimistisch hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden Jah- ren. Das angeschlagene internationale Image Myanmars sowie Reglementie- rungsproblematiken wurden allerdings als gravierende Herausforderungen an- gesehen. Generell hatten europäische Investoren zuletzt ihre Aktivitäten in My- anmar reduziert bzw. reagierten abwartend auf die laufenden politischen Ereig- Militärputsch stellt nisse. Aufgrund des Militärputsch ist die Zukunft der bestehenden v.a. aber FDIs in Frage möglicher neuer Auslandsinvestitionen stark in Frage gestellt. Auch die wichti- gen asiatischen Herkunftsländer für FDIs wie Singapur, Japan und Thailand re- agieren mit Investitionsstopps oder Aufschiebungen. Zusammenfassend kann man feststellen, dass Myanmar gleichermaßen viel- Großes Potenzial – versprechendes Zukunftspotential wie auch große Risiken und Herausforderun- ungewisse Zukunft gen birgt. Für europäische Unternehmen ist es nicht leicht, auf dem Markt Fuß zu fassen, da die Wirtschaft stark von Investoren aus Asien dominiert wird. Ins- besondere der chinesische Einfluss nimmt – nicht zuletzt aufgrund der Belt and Road Initiative – laufend zu. Im Infrastrukturbereich wurde kürzlich in diesem Zusammenhang auch der “China-Myanmar Economic Corridor“ etabliert, der zu einer intensivierten wirtschaftlichen Kooperation beider Länder führen soll. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 • 2. Besondere Entwicklungen Politische und Nach 50 Jahren Militärregierung und Isolation wurde die „Öffnung“ Myanmars wirtschaftliche Öff- 2011/12 unter dem Präsidenten Thein Sein (Union Solidarity and Development nung seit 2011 Party; USDP) vollzogen. Im November 2015 siegte die Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi (ASSK) bei Regierung unter den Parlamentswahlen mit der National League for Democracy (NLD). Aung San Suu Kyi Nach der Regierungsbildung 2016 wurden zahlreiche Reformvorhaben im trotz Reformbemü- wirtschaftlichen Bereich initiiert, u.a. ein neues Investitionsgesetz. hungen mit Prob- Aufgrund des gewaltsamen Eingriff des Militärs und der nachfolgenden Mas- lemen senflucht von fast einer Million muslimischer Rohingyas nach Bangladesch im Jahr 2017 ist das internationale Ansehen Myanmars schwer beschädigt; es läuft seit Ende 2019 auch ein Verfahren wegen Völkermords beim Internatio- nalen Strafgerichtshof. Erdrutschsieg der Die im November 2020 abgehaltenen Parlamentswahlen brachten einen Erd- NLD bei Wahlen rutschsieg der regierenden NLD, die ihre bisherige Mehrheit deutlich auf über 2020 70% der Parlamentssitze ausbauen konnte. Militärputsch am Am Morgen der geplanten konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments am 1.2.2021 - 1. Februar 2021 hat das Militär die Macht übernommen und alle in der Haupt- Gewählte Regie- stadt Naypyitaw versammelten gewählten Parlamentsmitglieder verhaftet. Die rung wird inter- offizielle Begründung dafür war eine angebliche großflächige Wahlfälschung niert durch die NLD (was allerdings von internationalen Wahlbeobachten nicht be- stätigt wurde). Es wurde eine Übergangsregierung unter Vorsitz des oberbefehlshabenden Generals Min Aung Hlaing ausgerufen, Seitdem regiert das sog. „State Admi- nistration Council“ das Land, die einberufenen Minister sind überwiegend ak- tive oder ehemalige Militärangehörige. Es wurde ein einjähriger Ausnahmezustand ausgerufen, der bis zur Durchfüh- rung von Neuwahlen andauern soll. Die Neuwahlen wurden ursprünglich für nächstes Jahr in Aussicht gestellt, inzwischen wird aber schon von einer zwei- jährigen Frist gesprochen. Die Machtübernahme durch das Militär hat eine breite, landesweite Protestbe- Protestbewegung wegung ausgelöst. In Teilen der Wirtschaftsmetropole Yangon gilt inzwischen bringt landesweit Kriegsrecht, die Sicherheitskräfte wenden zunehmend Gewalt an. Chaos und wirt- Aufgrund der „zivilen Ungehorsams-Bewegung“ ist das wirtschaftliche Leben schaftlichen Kol- im Land weitgehend zusammengebrochen bzw. in vielen Bereichen einge- laps schränkt. Viele Privatangestellte und Beamte befinden sich im Streik bzw. bleiben Zuhause, Lieferketten und Zahlungsverkehr sind unterbrochen, so- dass Warenlieferungen nach Myanmar derzeit praktisch kaum möglich sind. Die Fronten zwischen der Militärregierung und der Protestbewegung verhär- Zunehmende Ge- ten sich zunehmend. Es sind bereits fast 1.000 Zivilisten getötet worden, tau- walt lässt Bürger- sende Personen wurden verhaftet oder sind verschwunden. Die Gefahr eines krieg befürchten landesweiten Bürgerkriegs wächst kontinuierlich, da die Widerstandsbewe- gung zunehmend militant wird und auch die Kollaboration mit den bewaffne- ten ethnischen Gruppierungen sucht, die seit vielen Jahren – mitunter auch gewalttätig - gegen die Regierung und das Militär für ihre Minderheitsrechte und mehr Unabhängigkeit kämpfen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 Internationale Inzwischen haben zahlreiche Staaten wie die USA, Kanada, UK, Australien und Wirtschaftssankti- auch die EU internationale Sanktionen gegen die verantwortlichen Militärs, de- onen verhängt ren Angehörige und auch gegen militärnahe Unternehmen verhängt, sodass derzeit besondere Vorsicht angewendet werden muss bei der Anbahnung von Geschäftsbeziehungen mit Myanmar. • 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Die österreichischen Exporte haben 2019 stark zugelegt, und zwar um be- Enorme Zunahme achtliche 260% (von EUR 10 Mio. im Jahr 2018 auf EUR 34,7 Mio.). Die Export- der österr. Exporte zahlen fluktuieren allerdings von Jahr zu Jahr sehr stark, da sich große Ein- in 2019 zellieferungen und öffentliche Aufträge gleich massiv auf die Gesamtjahres- statistiken auswirken. So sanken die Exporte von 2017 auf 2018 um 37% be- vor sie 2019 wieder rasant angestiegen sind. Ö. Exporte brechen 2020 sind die österreichischen Warenlieferungen stark eingebrochen, und 2020 stark ein zwar um 47,7% auf EUR 18,1 Mio.). Zu begründen ist dies v.a. mit dem Aus- bleiben von einigen größeren Aufträgen im Vergleich zum Vorjahr. Wichtigste Exportkategorien waren Luftfahrzeuge, Maschinen und Bekleidungszubehör. Im Gegensatz zum Exporteinbruch sind die Importe aus Myanmar letztes Importe bleiben Jahr fast gleich hoch geblieben und machten EUR 152,9 Mio. aus (-0,4% im 2020 stabil hoch Vergleich mit 2019). Dominant sind die Lieferungen von Bekleidung und Schuhen, die in etwa 97% aller Einfuhren ausmachen. Handelsbilanzdefi- Durch den starken Exporteinbruch nahm 2020 das Handelsbilanzdefizit mit zit steigt weiter Myanmar weiter stark zu (auf 135 Mio.). Kaum österr. In- Österreichische Investments gibt es derzeit fast noch keine. Die einzige ös- vestitionen terreichische Produktionsniederlassung ist ein Hersteller von Spezial-Da- menunterwäsche, der schon seit 20 Jahren in Myanmar produziert. Geschäftschancen Für österreichische Unternehmen bieten sich grundsätzlich vielfältige Ge- für österr. Firmen schäftsmöglichkeiten, da großer Nachholbedarf in fast allen Bereichen be- steht, insbesondere beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, Energieversor- gung, Umweltschutz, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Abfallbe- handlung, Bildung, Gesundheitswesen und Tourismusinfrastruktur. Aufgrund der bestehenden Personensanktionen sowie des Militärembargos Überprüfung von (siehe weitere Informationen) empfehlen wir grundsätzlich eine sorgfältige Geschäftspartnern Überprüfung des burmesischen Geschäftspartners, wobei Ihnen das Außen- wirtschaftsCenter Bangkok gerne behilflich ist. Erfolgreiche Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA organisiert regelmäßig Veranstaltungen Wirtschaftsmissio- in Myanmar. Bisher wurden bereits drei Wirtschaftsmissionen nach Myan- nen nach Myanmar mar durchgeführt – die erste 2013 als erstes europäisches Land überhaupt. 2017 und 2018 haben insgesamt 40 österreichische Unternehmen bei zwei Wirtschaftsmissionen mit Schwerpunkt Projektgeschäft teilgenommen, 2022 wieder Wirt- Sollte sich die Pandemiesituation stabilisieren und die politischen Umstände schaftsmission es erlauben, plant das AußenwirtschaftsCenter Bangkok für 2022 wieder eine Wirtschaftsmission nach Myanmar. Kontaktieren Sie das AC Bangkok unter bangkok@wko.at schon heute und geben Sie Ihr Interesse an einer Teilnahme bekannt! Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
9 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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