Ausstellungen in Vorarlberg - Vorarlberg Museum
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m museumagazin ausgabe 26 / 202 0 Ausstellungen in Vorarlberg The Sound of Lech Die Geschichte der Montafoner Tracht Kein Stern stört den Andern – Otmar Burtscher Löcher, die nicht einmal der Schnee zudeckt Wem gehört das Bödele? Geburtskultur Herausgegeben vom Vorarlberger Landesmuseumsverein und dem vorarlberg museum
Editorial museum magazin 26 / 2020 Klanglandschaften „The Sound of Lech“ – Im Huber-Hus beginnt eine weitere Hör-Saison (3), Kloster- tal. Mai 45 Kriegsberichterstattung und Zeitzeugenschaft (6), Gemeinsam Bludenz erforschen Die Internetplattform „Stadtlabor Bludenz“ (7), Die Geschichte der Montafoner Tracht (8), Das Montafon „unterm Hitler“ Eine Ausstellungsserie der Montafoner Museen (9), Kein Stern stört den Andern Annäherung an Otmar Burtscher im Museum Großes Walsertal (10), Willkommen im Bienenhaus In Nenzing-Beschling hütet Edith Berchtold ein kleines Bienenmuseum-Juwel (12), Vorarl- berger Museumswelt (15), Schattenburgmuseum Zu Besuch im Wahrzeichen der Stadt Feldkirch (16), Rhein-Schauen Museum und Rheinbähnle (17), Löcher, die nicht einmal der Schnee zudeckt Letzter Vermittlungsversuch des anregenden Konzepts einer endenden Ausstellungs- reihe (18), Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation In Lustenau wird auf partizipativem Weg ein Ort für Stickereigeschichte gesichert und stetig weiterentwickelt (20), Wem gehört das Bödele? Eine Kulturlandschaft verstehen (22), Barockzeit auf dem Land – mehr als eine Meis- tererzählung Zwei Bregenzerwälder Gemeinden entdecken und schließen eine langjährige Bedarfslücke (24), GEBURTSKULTUR vom gebären und geboren werden (26), Werkraum Bregenzerwald (28), Geschichte und Ausblick im Bregenzer Wahrzeichen Der Martinsturm in der Altstadt (29), Performance mit Abstand (30), Ausstellung „Die 14 Nothelfer“ verlängert Das vorarl- berg museum widmet sich Christophorus & Co. bis Ende August (31), Wie nah ist ganz nah? Berüh- rung in Zeiten von Corona (32), Bauen, bilden, bestaunen (34), Sehen und Erleben, Impressum (35) Titelbild: Plakat aus der Ausstellung „Wem gehört das Bödele? Eine Kulturlandschaft verstehen“, von Heinrich C. Berann, 1937, Editorial Privatbesitz, Repro: Andy Sillaber W ir sind uns natürlich alle dessen bewusst, dass die Sommerausgabe des Museumsmagazins angesichts zu Beginn des Jahres noch unvorhersehbarer Ereignisse unter ganz besonderen Voraus- nehmen. Mit Ihrem Besuch unterstützen Sie die Museen bei ihren Aufgaben. Gleichzeitig machen Sie damit auf die gesellschaftliche Bedeutung dieser Institutionen aufmerksam, die gerade auch in Zeiten der Krise nicht oft genug betont werden kann. Andreas Rudigier, Christof Thöny setzungen entstanden ist. Die Museen des Landes standen in den letzten drei Monaten vor ganz besonderen Herausforderungen – und sie tun es immer noch. Dieses Magazin ist daher in einer Situation konzipiert wor- den, als viele Entwicklungen noch schwer vor- hersehbar waren. Manches musste deshalb Die Vorarlberger Museen haben auch nachträglich geändert oder adaptiert wer- diesen Sommer trotz Corona einiges zu den. Angesichts der schwierigen Umstände bieten. Das Gemälde „Insel und Schwäne“ ist das Ausstellungsprogramm, das Sie die- von Otmar Burtscher ist neben vielen ses Jahr in Vorarlberg erwartet, mehr als be- weiteren Werken des Künstlers im Museum merkenswert. Wir möchten Sie ganz herzlich Großes Walsertal zu sehen. dazu einladen, dieses Angebot in Anspruch zu Foto: Günter König 2
Klanglandschaften „The Sound of Lech“ – Im Huber-Hus beginnt eine weitere Hör-Saison Wer in Lech auf den Bus wartet, erlebt dort bereits den akustischen Einstieg in die „Klanglandschaft“ des Ortes. Alle Bushäuschen sind mit Hörtrichtern und Anregungen zum Hinhören ausge- stattet. Geräusche, Klänge, Lärm und Stille lassen sich immer wieder neu entdecken, daher wurde die Sonderausstellung „The Sound of Lech | Der Klang eines Ortes“ vom Lechmuseum im Huber-Hus verlängert. Bereits im letzten Jahr wurden Hörerlebnisse der Besucher*innen „gesammelt“. Auch in diesem Sommer lassen sich beim Rundgang durch das Museum oder auf eigenen Hörspaziergängen durch den Ort viele Klänge aufspüren. Text: Monika Kühne
Lech museum magazin 26 / 2020 J eder Landstrich hat seine eigene Vogel- sinfonie, die ein ebenso regionaltypi- scher Grundlaut ist wie die Sprache der Einheimischen. Dieses Zitat stammt vom Kom- ponisten und Klangforscher Murray Schafer. Der Raum als „Instrument“ Das Huber-Hus widmet sich auch diesen Som- mer ganz dem Thema „Klang“. In der Stube stimmen Gedanken des Architekten Peter Zeitreisen: vom Wählscheibentelefon über die Kaffeemühle bis zum Kassettenrekorder. „Hörenswürdigkeiten“ Er prägte 1977 auch den Begriff „Sound- Zumthor auf die Ausstellung ein. Ein Raum Auch bei der Frage nach den „Hörplätzen“ in scape“, sinngemäß „Klanglandschaften“. In je- funktioniere wie ein Instrument, in dessen Lech gibt es spannende Wahrnehmungen: „Die dem Ort setzen sich diese anders zusammen, Resonanzkörper der Mensch sitze. Wer sich Lawinengitter heizen sich im Sommer auf und von Naturgeräuschen über Sprache, Arbeits- im gelben Sessel niederlässt, hört das Knar- knacken.“ Klänge sind für sich gesehen ohne und Maschinenlärm, Alltagsgegenstände bis ren der Dielen, Gesprächsfetzen oder das Bedeutung, ihre Wirkung erlangen sie durch hin zur Musik. Jede „Klanglandschaft“ hat ih- Lachen eines Kindes, das sich mit der Hand- das soziale und kulturelle Leben mit dem ren einzigartigen Charakter. Im Rahmen der puppe Huberta, einer flinken Museumsmaus, entsprechenden historischen Hintergrund. Ausstellung „The Sound of Lech“ bietet das auf Klangsuche begibt. Fünf Postkarten mit „Welche Klänge werden mit dem Heimatort Lechmuseum Hörspaziergänge durch den Ort unterschiedlichen Fragen zum Themenspek- verbunden?“ In Lech bilden die Glocken der sowohl für Erwachsene als auch an drei Sonn- trum Klang liegen in den Räumen auf. „Klän- Pfarrkirche St. Nikolaus „eine der eindring- tagen für die ganze Familie an. Übungen zum gen, die abhandengekommen sind“ kann man lichsten und bedeutendsten Lautmarken“ des bewussten Hinhören schaffen ein vielfältiges in der Werkstatt nachspüren. Viele dieser Ortes. 396 Mal ist ihr sogenanntes „Schlag- Klangbild der subjektiven Wahrnehmungen al- „vermissten Klänge“ sind eng mit bestimm- werk“ täglich hörbar – Raum, Zeit und Heimat- ler Beteiligten. Hörtrichter laden an den Bus- ten Personen verbunden. Ein Besucher be- gefühl sind mit diesem Rhythmus verbunden. haltestellen zum Lauschen ein, ebenso in den schrieb das Geräusch des Dengelns der Sense, Das Kapitel Kirchenglocken, einer der Aus- Hotels und Pensionen. In einer Zeit, die vom das ihn an seinen Vater erinnert. „Mir ist auf- stellungsschwerpunkte, thematisiert auch die Visuellen dominiert wird, animieren diese zum gefallen, wie schnell bei diesen vermissten Glockenabnahmen in Vorarlberg während des Entdecken der „Hörenswürdigkeiten“ von Lech Klängen über Gefühle gesprochen wird“, be- Ersten Weltkriegs – sinnlich erlebbar gemacht und zum Ausloten der eigenen akustischen richtet Museumsleiterin Monika Gärtner. Die mithilfe der „Virtual-Reality-Brillen“, die vom Wahrnehmungsfähigkeit. bereitgestellten Objekte ermöglichen hörbare vorarlberg museum konzipiert worden sind. Wie klingt es vor dem Huber-Hus? Foto: Lechmuseum 4
Klanglandschaften Lech Lieblingsklänge, Klangreisen In einem Tourismusort wie Lech liegt die Frage nach „Reise-Klängen“ nahe, ebenso die damit einhergehenden Erwartungen an die „Klanglandschaft“. Laut und leise spielen hier ebenso eine Rolle wie die typischen Reisege- räusche, beginnend mit dem Rollkoffer bis hin zu den Klängen der Landschaft, die sich je nach Jahreszeit verändern. Stille durch vom Schnee absorbierten Schall, Baumaschinen in der Zwischensaison, pfeifende Murmeltiere im Sommer. „Ich verbinde!“: Ein Klappenschrank erinnert an die Rezeptionist*innen, die bis in die 1960er-Jahre die Telefonverbindungen innerhalb des Hotels und jene zur Außenwelt ermöglichten. Besucher*innen haben die Mög- lichkeit, ihre unterschiedlichen, subjektiven Wahrnehmungen von Geräuschen, etwa das Angenehm oder nervig – Klänge bewerten, Foto: Lechmuseum Handyklingeln oder das Läuten der Kuhglo- cken, als positiv oder negativ zu bewerten. Am Ende des Museumrundgangs wird in einem schinen, Motorenlärm, frisches, knisterndes The Sound of Lech eigenen Raum Lech „hörbar gemacht“. Vier Heu – stille und laute Momente. Jeder Mensch Der Klang eines Ortes Menschen aus dem Ort laden zu Klangreisen hat eigene Hörerlebnisse, Hörerinnerungen Lechmuseum, Huber-Hus von der Vergangenheit bis zur Gegenwart ein, und Lieblingsklänge, die vom Lechmuseum Dorf 26, 6764 Lech am Arlberg welche auch auf der Website des Museums zu in der Ausstellung gesammelt werden. Das www.lechmuseum.at hören sind. Sie erzählen, welche Geräusche sie Huber-Hus lädt auch diesen Sommer zu einer im Alltag begleiten und welche Töne in ihrer sinnlichen Hör-Saison ein. Ausstellungsdauer Biografie eine Rolle gespielt haben: Melkma- bis Ende April 2021 Öffnungszeiten Donnerstag und Sonntag 15.00 bis 18.00 Uhr Änderungen vorbehalten Oktober und November geschlossen, Führungen außerhalb der Öffnungszeiten nach Voranmeldung möglich Begleitbroschüre zur Ausstellung Birgit Heinrich (Hg.) The Sound of Lech | Der Klang eines Ortes Lechschriften, Heft 02 Lechmuseum goes online Virtueller Museumsrundgang, Begegnung mit der Museumsmaus Huberta, Aktivitäten zum Mitmachen, verschiedene Hörstücke und vieles mehr. www.lechmuseum.at S. 3: Menschen aus Lech erzählen Foto: Monika Kühne links: Klänge werden gesammelt Foto: Lechmuseum 5
Klostertal museum magazin 26 / 2020 Klostertal. Mai 45 Kriegsberichterstattung und Zeitzeugenschaft In derSommerausstellung des Klostertal Museums werden bis dato weitgehend unver- öffentlichte Videoaufnahmen und Fotografien aus Militärarchiven in Paris gezeigt. Zeitzeug*innen aus dem Klostertal berichten von Widerstand, Verfolgung, Kriegsgefan- genschaft, Zwangsarbeit und dem Kriegsende 1945. Text: Monika Kühne K riegsberichterstatter der französischen Armee haben den Vormarsch ihrer Truppen bei der Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Herrschaft do- kumentiert. Besucher*innen der Ausstellung agogische Arbeit mit der Zeitgeschichte einen wertvollen Beitrag. Das Klostertal Museum startete eine Internet-Kampagne, die gesam- melten digitalen Materialien werden in der Ausstellung präsentiert. Eine wichtige Rolle Mai 1945 bis an den Arlberg. Im Rahmenpro- gramm zur Ausstellung findet ergänzend ein Erzählcafé zum Kriegsende im Mai 1945 statt. „Klostertal. Mai 45“ können nun diese bisher nimmt dabei Herbert Traube ein. Der 1924 in Fotos: Établissement de communication et de größtenteils unveröffentlichten Videoauf- Wien geborene und in einer jüdischen Familie production audiovisuelle de la Défense (ECPAD); nahmen und Fotografien aus Pariser Militär- aufgewachsene Zeitzeuge flüchtete nach die Bilder wurden im Mai 1945 archiven sehen. Die zeithistorischen Umstände 1938 vor den Nationalsozialisten nach Frank- im Klostertal aufgenommen. des Einmarsches der französischen Armee vor reich. Er entkam der Deportation nur knapp 75 Jahren werden im Überblick vermittelt. Ein und gelangte als Soldat der Fremdenlegion im weiteres Thema bilden die Auswirkungen der Klostertal. Mai 45 1938 begonnenen NS-Diktatur im Klostertal. Klostertal Museum Obere Gasse 11, 6752 Wald am Arlberg Digitalisierte Zeitgeschichte www.museumsverein-klostertal.at Die Forschungsarbeiten der vergangenen Ausstellungsdauer Jahre stehen im Mittelpunkt eines Filmes, bis 30. September 2020 in dem Zeitzeug*innen zu Wort kommen. Sie berichten von Widerstand, Verfolgung, Öffnungszeiten Kriegsgefangenschaft, Zwangsarbeit und dem 1. Mai bis 31. Oktober 2020 Kriegsende 1945. Der Film leistet für die päd- Mittwoch und Sonntag 14.00 bis 17.00 Uhr 6
museum magazin 26 / 2020 Bludenz Gemeinsam Bludenz erforschen Die Internetplattform „Stadtlabor Bludenz“ Der Geschichtsverein Region Bludenz hat 2018 und 2019 das Projekt „Stadtlabor Bludenz“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Von da an wurde intensiv an der Umsetzung einer Internetplattform gearbeitet, mit deren Hilfe fortan Wissen über die Stadt Bludenz für die zukünftige Sammlung des Stadtmuseums zusammengetragen werden soll. Diese Plattform ist nun fertiggestellt und wird über Kooperationen weiterentwickelt. Text: Christof Thöny D ie ersten Erfahrungen haben gezeigt, dass der Begriff „Stadtlabor“ als sol- cher schon für einige Verwirrung sorgt. Das ist auch gut so, denn damit wird unter Beweis gestellt, dass sich Menschen Gedan- ken rund um das Thema machen. Der Begriff „Labor“ bringt zum Ausdruck, dass das For- schen im Mittelpunkt steht. Wir möchten dazu einladen, gemeinsam mit den Bludenzer*innen wie auch Gästen die Stadt zu erforschen und zu dokumentieren und damit wichtige Themen für ein zukünftiges Stadtmuseum ausfindig zu machen. Entstehungsprozess Die Grundlagen des Projekts „Stadtlabor Bludenz“ wurden im Jahr 2018 erarbeitet. Ziel ist es, Initiativen zur Dokumentation der folgend, wurde vor der Ausarbeitung der versucht, Kooperationen zu schon bestehen- Geschichte und Gegenwart der Stadt Bludenz Inhalte ein Workshop organisiert. Dabei be- den Initiativen aufzubauen, etwa der höchst zu starten und Beiträge für die zukünftige teiligten sich Vertreter*innen unterschied- erfolgreichen Facebook-Seite „Alte Fotos von Ausrichtung des Stadtmuseums zu sammeln. licher Zielgruppen – von Jugendlichen bis zu Bludenz“. Eine Einteilung in Stadtteile und The- Die Idee einer Internetplattform zur Erfor- Senior*innen. Aufbauend darauf wurde ein in- men ermöglicht die Zuordnung der Geschich- schung der Stadt und zur Sammlung von Blu- haltliches und grafisches Konzept entwickelt. ten. Erfahrungswissen, persönliche Anekdoten denz-spezifischem Wissen wurde im Dezember und Beziehungen zu bestimmten Orten sollen 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Auf- Einladung zum Mitmachen in diesem Rahmen öffentlich gemacht werden. trag zur Ausarbeitung dieser Plattform erging in weiterer Folge an die in Bludenz ansässige Die virtuelle Plattform zur Stadt Bludenz ist Firma Elseno. Das Design stammt von der seit Kurzem fertiggestellt. Auf dieser können Grafikerin Nicole Herb. Die Entstehung der Benutzer*innen ihre Bludenz-Geschichten er- Internet-Plattform Website wurde maßgeblich vom Land Vorarl- zählen – in Form von Audio- und Videobeiträ- „Stadtlabor Bludenz“ berg gefördert. Einem partizipativen Ansatz gen, Fotos und Texten. Gleichzeitig wird auch https://stadtlabor.bludenz.at 7
Schruns museum magazin 26 / 2020 Die Geschichte der Montafoner Tracht In der neuen Dauerausstellung des Montafoner Heimatmuseums in Schruns wird der Entwicklung jener Kleidungsensembles, die heute als Montafoner Tracht bezeichnet werden, nachgespürt. Angesichts der Ver- änderungen und Neuerungen in der traditionellen Montafoner Bekleidung in den letzten 200 Jahren, die von städtisch-modischen Entwicklungen, aber auch ideologischen Vorgaben geprägt waren, wird deutlich, dass dieses Traditionsgewand nicht immer so unverän- derlich war und nicht schon seit langer Zeit in dieser Form unverändert existiert, sondern sich immer wieder wandelte und in unterschiedlichsten Kontexten ge- und auch missbraucht werden konnte. Text: Redaktion Montafoner Tracht, 1938, Foto: Sammlung Groth-Schmachtenberger, Universitätsbibliothek Augsburg „Tracht“ bezeichnete über Jahrhunderte ganz allgemein die Bekleidung. An ihr konnte man Amt und Stand sowie Wohlstand oder Armut Traditionelle Bekleidung? einer Person erkennen. Im 19. Jahrhundert Neue Perspektiven auf die Geschichte wurde vom Bildungsbürgertum der Begriff der der Montafoner Tracht „Volkstracht“ für die Bekleidung der ländlichen Dauerausstellung im Montafoner Bevölkerung geschaffen. Aus dieser Zeit stam- Heimatmuseum Schruns men zahlreiche frühe Beschreibungen, erste Kirchplatz 15, 6780 Schruns Gemälde und auch Fotografien der Bekleidung www.montafoner-museen.at der Bevölkerung im ländlichen Raum. Mit die- ser „Entdeckung“ der Tracht im Zeitalter der Ausstellungseröffnung Romantik und des Nationalismus gingen auch September 2020 Festschreibungen nach bestimmten Regionen genauer Termin siehe Website sowie Abgrenzungen einher. Neue Elemente oder ganze Arrangements wurden – auch Öffnungszeiten im Zusammenhang mit dem aufkommenden Dienstag bis Freitag und Sonntag „Fremdenverkehr“ – erfunden. Auch das Mon- 14.00 bis 17.00 Uhr tafon war von diesem Prozess nicht ausge- nommen. Diese Entwicklung der Montafoner Tracht wird im Heimatmuseum Schruns nach- Montafoner Tracht, um 1840 vollziehbar zur Schau gestellt. Foto: Montafoner Museen 8
museum magazin 26 / 2020 Bartholomäberg / Silbertal / Schruns / Gaschurn Das Montafon „unterm Hitler“ Eine Ausstellungsserie der Montafoner Museen 75. Gedenkjahres an die Befreiung vom NS-Regime steht heuer in den Anlässlich des Montafoner Museen die regionale Geschichte der Jahre 1938 bis 1945 im Fokus. Neben einer Ausstellungsserie, die sich über alle vier Museen erstreckt, wird auch ein ganzjähriges Veran- staltungsprogramm zum Thema geboten. Text: Redaktion I m Heimatmuseum in Schruns stehen un- ter dem Titel „Alltag unter dem Haken- kreuz“ neben der politischen Geschichte der NS-Zeit im Montafon auch Aspekte wie Familie, Jugend und Schule, Kunst und Volks- Widerstand und Verfolgung breiter Raum ge- geben („Widerstand, Flucht und Verfolgung“). Im Bergbaumuseum Silbertal wird schließlich unter dem Titel „Land(wirtschaft) im Krieg“ die Geschichte der „Aufbaugenossenschaft“ Das Montafon „unterm Hitler“ Ausstellungsserie in vier Montafoner Museen Alltag unter dem Hakenkreuz Montafoner Heimatmuseum Schruns kultur sowie die Entnazifizierung im Fokus. In sowie der Landwirtschaft zwischen Ideologie Kirchplatz 15, 6780 Schruns Gaschurn wird der Entwicklung des Tourismus und Krieg beleuchtet. sowie den engen Beziehungen zwischen Alpi- Alpinismus und Tourismus nismus, Wintersport und Nationalsozialismus Alpin- und Tourismusmuseum Gaschurn nachgegangen. Der Titel dieses Ausstellungs- Dorf 9, 6793 Gaschurn teils lautet „Alpinismus und Tourismus“. Im Frühmesshaus Bartholomäberg wird anknüp- oben: Zwangsarbeiter auf der Widerstand, Flucht und Verfolgung fend an den letzten dort wirkenden Früh- Illwerke-Baustelle Latschau, 1943 Museum Frühmesshaus Bartholomäberg messer Josef Plangger, der mehrere Jahre in Foto: Sammlung Richard Beitl, Dorf 11, 6781 Bartholomäberg Konzentrationslagern überlebte, den Themen Montafon Archiv Land(wirtschaft) im Krieg Montafoner Bergbaumuseum Silbertal Dorfstraße 8, 6782 Silbertal Ausstellungsdauer bis April 2021 Öffnungszeiten jeweils Dienstag bis Freitag und Sonntag 14.00 bis 17.00 Uhr Details zur Ausstellungsserie www.montafoner-museen.at NS-Aufmarsch in Schruns am 1. Mai 1938 Foto: Montafon Archiv 9
Sonntag museum magazin 26 / 2020 Otmar Burtscher, Hl. Cäcilia, vorarlberg museum, Foto: Markus Tretter Kein Stern stört den Andern Annäherung an Otmar Burtscher im Museum Großes Walsertal Otmar Burtscher (1894–1966) zu Lebzeiten seine Bilder in Vergeblich bot der Autodidakt Sonntag, der Heimat seiner Familie, zum Verkauf an. Nun lädt eine Sonderausstellung des Museum Großes Walsertal zwei Sommer lang zur Auseinandersetzung mit seiner Kunst ein. Neben den Werken, die Kenner*innen sowie Kolleg*innen der malenden Zunft bis heute staunen lassen, stellt Kurator Willibald Feinig einen schwer kriegsverletzten Menschen in den Mittelpunkt, der für die Kunst gelebt hat. Für die einen war der in Altach wohnende Mann mit dem Walserhut „dr’ närsch Otmar“, andere sahen in ihm einen Philosophen und „Propheten der einfachen Lebenskultur“. Text: Monika Kühne O tmar Burtschers bildhafte Formulie- rung „Kein Stern stört den Andern“ ist titelgebend für die Sonderausstellung des Museums Großes Walsertal mit Werken des „naiven“ Malers, dessen Vater aus Sonn- Die von Willibald Feinig kuratierte Ausstellung findet in Zusammenarbeit mit dem vorarlberg museum und dem Festival „Walserherbst“ statt. Zeitgleich ist die erste Monografie zu Otmar Burtscher erschienen und setzt ihm der regionalen und internationalen Art-brut- Landschaft ein. Ein wichtiger Teil sowohl der Monografie wie der Ausstellung und der Be- gleitveranstaltungen sind Texte Burtschers, die aus dessen Notiz- und Tagebüchern stam- tag stammte. Besucher*innen des Museums ein Denkmal – mit einer Einführung von Her- men. Die Kunst und die Lebenswelt des Man- können die intensiven, durch ihre Eigenart ausgeber Willibald Feinig sowie Beiträgen von nes mit dem Walserhut bilden im Museum in einnehmenden Bilder und tiefsinnigen Ge- Elfriede Plangg und Kathrin Dünser. Die Kunst- Sonntag eine Einheit. danken des Künstlers auf sich wirken lassen. historikerin räumt dem Maler seinen Platz in 10
Kein Stern stört den Andern Sonntag Farbstarke Inszenierungen Schaffen? Nach dem Zweiten Weltkrieg wid- mete er sich ganz der Kunst, machte Nacht- Der Autodidakt schuf Stillleben, die für Willi- schicht an Stickmaschinen, um sich Farben bald Feinig „so gar nicht still sind“. Im Gegen- leisten zu können. „Alle Welt hat Kunst, impul- teil, es handle sich um farbstarke Bilder von siv liegt das in Allem“, schrieb Burtscher in sei- großer Kraft: „Abenteuerliche Inszenierun- nen Aufzeichnungen. In seinem Häuschen am gen, Draperien, Kulissen ersetzen bei Otmar Altacher Dorfrand sei kein Balken unbemalt Burtscher Proportion und Perspektive.“ Ein geblieben, erzählen Altacher*innen, die den Lieblingsmotiv des Künstlers waren Blumen- unfreiwilligen Eremiten einst als Jugendliche sträuße, oft in einer Art feierlicher Erhaben- besuchten; seine Werke bot er dort in einem heit komponiert. „Blumen sind der Saum am „Schau-Fenster“ zum Verkauf an, tauschte Mantel Gottes“, schrieb Burtscher auf die sie gegen Lebensmittel ein. Für viele war er Rückseite eines seiner Bilder. Als weitere Su- ein Sonderling, der in keine ihrer Schubladen jets bildete der Künstler auf unzähligen Span- passte. Nicht für Walter Khüny, den ersten platten, die er vorne und hinten bemalte, be- „modernen“ Maler der Kummenbergregion, rühmte Vorlagen ab (Dürer, Böcklin), populäre der den Laienkünstler entdeckte und beglei- Otmar Burtscher, Reproduktion von Herbert Aselmann Ansichten nach Postkartenmotiven (Château tete. Künstler wie Norbert Grebmer, Galerist de Chillon, Salzburg), oder er wählte religiöse Ewald Haemmerle, der Kunsterzieher Franz Kein Stern stört den Andern Motive. Vielen dürfte sein Vorder- und Hinter- Bertel und viele andere in diesem Umfeld Otmar Burtscher 1894–1966 glasbild „Kreuzigung“ bekannt sein, das eine Tätige besuchten Otmar Burtscher in dessen Museum Großes Walsertal Sponsorin von der Götzner Galerie Haemmer- „dreckstarrendem Salon“. Arbeiten des Laien- Flecken 17, 6731 Sonntag le für das umgebaute Altacher Pfarrzentrum künstlers wurden 1966 in St. Gallen gezeigt, www.walsermuseum.at erwarb. Im Museum Großes Walsertal werden weitere Ausstellungen folgten. Als Geheimtipp ca. 30 Schlüsselwerke Otmar Burtschers zu gehandelt, wurden seine Werke zu Spekulati- Ausstellungsdauer sehen sein. Darunter solche, die bisher noch onsobjekten. bis 11. Oktober 2020 nie ausgestellt worden sind. Vordenker und Visionär Öffnungszeiten „Alle Welt hat Kunst“ 7. Juni bis 11. Oktober 2020 Heute beinahe in Vergessenheit geraten, rückt Sonntag 14.00 bis 17.00 Uhr Der junge Mann, der vor dem Ersten Welt- Burtscher durch die Ausstellung in Sonntag in Änderungen vorbehalten krieg Trompete und Geige spielte, erlitt 1917 ein neues Licht. Der Autodidakt, der beschei- Sonderführungen nach Anmeldung unter an der italienischen Front einen Kopfschuss. den in „häuslicher Ästhetik“ für seine Kunst E: museum@walsermuseum.at oder Vergeblich versuchte der Kriegsinvalide, Mu- lebte, war auch ein religiöser Mensch ohne T: +43 5553 8102 550 sik zum Beruf zu machen. Er verdingte sich Scheuklappen und ein tiefsinniger Denker. als Nachseher in Stickereien und half, Kulissen Seine Texte machen einen wichtigen Bestand- Publikation zur Ausstellung für das Laientheater im Altacher Vereinshaus teil der Sonderausstellung und des Begleit- Willibald Feinig (Hg.) zu bemalen – sein Einstieg ins bildnerische programms des Museum Großes Walsertal Kein Stern stört den Andern aus. Bereits ein halbes Jahrhundert vor Ener- Denkmal für Otmar Burtscher giekrisen und Treibhauseffekt warnte er seine Einführung: Willibald Feinig Zeitgenoss*innen in Manifesten vor „Weg- Mit Beiträgen von Elfriede Plangg werfproduktion und Konsum, unberufenem und Kathrin Dünser Reisen und maßloser Konkurrenz“, wie Feinig Transkriptionen aus Burtschers erläutert. Otmar Burtschers Gedanken zur Notiz- und Tagebüchern Erde als einzigem Platz, den wir haben, zur 76 Seiten, zahlreiche Abbildungen Sonne als unerschöpflicher Energiequelle und Verlag Bibliothek der Provinz (artedition) zu einem toleranten Zusammenleben, fasst er immer wieder in dem einen Sinnbild zusam- Feier zur Ausstellung men: „Kein Stern stört den Andern“. und Buchvorstellung mit Ingrid Bertel Freitag, 7. August 2020, um 18.00 Uhr im Museum Großes Walsertal Begleitprogramme Otmar Burtscher, Rosen und Nelken www.walsermuseum.at, www.walserherbst.at, Foto: Günter König www.vorarlbergmuseum.at 11
Willkommen im Bienenhaus In Nenzing-Beschling hütet Edith Berchtold ein kleines Bienenmuseum-Juwel. Außenansicht des Bienenmuseums Foto: Günter König
Willkommen im Bienenmuseum Nenzing-Beschling Wie entsteht ein Museum? Im Wesentlichen beginnt die Arbeit einer solchen Institution bereits weit im Voraus seiner eigentlichen Eröffnung. Ein Museum hat dort seine Anfänge, wo engagierte Menschen um den Erhalt von Wissen und historischen Objekten bestrebt sind und sich unentwegt um den Ausbau von und den Zugang zur Sammlung bemühen. Einer jener engagierten Menschen ist Edith Berchtold aus Nenzing-Beschling, die seit 2006 das Beschlinger Bienenmuseum Immenhof betreut. Text: Jakob Lorenzi A n der zentralen Dorfstraße gelegen, fällt aufmerksamen Spaziergänger*- innen sofort das geschindelte, etwas längliche Bienenhaus auf, das sich an den Hof in der Dorfstraße 5 schmiegt. Auf dem Grund- Dabei hat sie zu jedem Gegenstand nicht nur sämtliche Informationen parat, sondern kann auch immer eine passende Anekdote oder Ge- schichte darüber erzählen. „Ich selbst bin über meinen Mann Alois, der 1988 leider von uns gegangen ist, zu Bienen- haus und Bienenzucht gelangt“, sagt die vier- fache Mutter. „Schon bei unserer Hochzeit im Jahr 1970 war die Bienenzucht ein Kriterium“, stück empfängt einen das Kleintier mit Ge- „Früher gab es in Beschling zahlreiche solcher führt sie verschmitzt aus. Gemeinsam zog das schnatter und Gequake. Das wird aber sogleich Bienenhäuser“, informiert die Museumsleite- Paar dutzende Völker auf, einmal waren sogar mit ein paar Körnern weggelockt, wenn Edith rin. „Heute gibt es nur noch fünf dieser Häus- ganze 83 Völker bei den Berchtolds unterge- Berchtold die Besucher*innen freundlich will- chen im Dorf.“ Die vielen Bienenhäuser wurden bracht. „Mein Mann war da besonders inno- kommen heißt. Die Beschlingerin und Grün- laut Berchtold im Laufe der Jahrzehnte immer vativ und hat als einer der Ersten eine Köni- derin des Museums setzt sich seit Anbeginn weniger benutzt, da zahlreiche süße und billige ginnenzucht im Nenzinger Himmel etabliert“, für das kleine museale Schmuckstück ein, was Ersatzprodukte auf den Markt kamen und die zeigt sich die Imkerin stolz. Für das Im- der Besuch im Inneren auch zugleich spüren Honigproduktion zunehmend weniger ren- kern selbst verwendete Berchtold fast keine kann. Mit breitem Fachwissen führt Berchtold tabel wurde. Manche stiegen in Folge auf die Schutzausrüstung, nur für das Bienenwaben- durch das mit Liebe eingerichtete und mit un- Hühnerhaltung um, dementsprechend wurden schöpfen setzte sie sich eine Haube auf. „Die zähligen Sammlungsstücken gefüllte Museum. viele Bienenhäuser abgerissen oder umgebaut. Insektenstiche habe ich immer gut vertragen“, Edith Berchtold kümmert sich mit viel Hingabe um das Museum. Foto: Jakob Lorenzi 13
Nenzing-Beschling museum magazin 26 / 2020 sagt sie. „Auch wenn es in seltenen Fällen 20 der Sendung kamen die ersten Anrufe herein, seumsleiterin. „Manchmal kommen Familien, bis 25 Stiche waren. Bienen sind ganz sensible und die Museumsausstattung wurde immer manchmal interessierte Jungimker. Es waren Tiere, auf homöopathische Globuli aber, zum mehr. Am 27. Mai 2006 konnte die engagierte aber schon viele Gruppen und Schulklassen Beispiel Lachesis, das wäre das Viperngift, re- Imkerin die Pforten des neuen Bienenmuseum im Museum.“ Die Führung durch die Räumlich- agieren sie sehr angriffslustig.“ Immenhof öffnen. „Das war ein großartiger keiten passt Berchtold dann den jeweiligen Tag, das ganze Dorf kam zusammen“, erinnert Bedürfnissen an. „Mich freut es einfach, wenn 2005 aber – Berchtold kümmerte sich inzwi- sich Berchtold mit großer Freude: „Alle haben sich die Menschen interessieren.“ schen alleine um die Völker – musste sie ihre mitgemacht – die Volksschule, die Mittelschule, kleinen Bienenhausbewohner schweren Her- der Kindergarten, der Bienenzuchtverein, der Zu sehen gibt es dabei Honigschleudern aus zens abgeben. Der Grund: Ihr Sohn Emanuel Musikverein und Musikgruppen. Innerhalb ei- der Kaiserzeit, Honigetiketten mit verschie- hatte eine schwere Bienenstichallergie entwi- ner guten Stunde waren schon gut 700 Men- denen Währungen, diverse Honiggebinde, die ckelt. Damals fasste sie auch den Entschluss, schen da.“ Königinnenzuchtanlagen, etliche Gerätschaf- ein Museum einzurichten. „Viele Objekte hatte ten für die Bienenzucht etc. Stolz ist Berchtold ich bereits im Bienenhaus und das, was noch Auch heute, knapp 20 Jahre später, erfreut insbesondere auf mehrere Handlithografien. fehlte, versuchte ich mit einem Aufruf im sich das Museum großer Beliebtheit. „Die Be- „Diese fünf waren schon 1873 bei der Welt- ORF anzuschaffen“, sagt sie. Dies erwies sucherfrequenz und die Art der Besucher sind ausstellung in Wien“, so die Imkerin. „Meine sich auch als voller Erfolg. Bereits während dabei ganz verschieden“, informiert die Mu- Serie bzw. mein Druck stammt aus dem Jahr 1901.“ Die umfangreiche Sammlung beinhaltet allerlei Objekte zu den Themen Bienen und Imkerei. Foto: Günter König Erweitert soll das Museum nicht mehr werden. „Die Sammlung ist schon relativ umfangreich“, sagt Berchtold: „Für mehr Gegenstände und Materialien sind wir leider 50 Jahre zu spät dran.“ So sei vieles aus früheren Zeiten inzwi- schen kaputtgegangen oder verheizt worden. „Was ich aber noch sammle, sind die Chroniken aller Bienenzuchtvereine im Land“, sagt sie. Wer seine Chronik also in guten Händen wissen will, kann sich an das Nenzinger Bienenmuse- um wenden. Wer Interesse an Bienen im Allgemeinen und der Imkerei im Speziellen hat, kann sich je- derzeit bei Edith Berchtold melden: „Ich freue mich über jeden, der gerne mehr über Bienen und Bienenzucht erfahren möchte“. Bienenmuseum Immenhof Dorfstraße 5 6710 Nenzing-Beschling bienenmuseumberchtold@gmail.com Öffnungszeiten 1. April bis 30. September 2020 Freitag 16.00 bis 19.00 Uhr Führungen außerhalb der Öffnungszeiten nach Voranmeldung unter T: +43 650 5197679 14
museum magazin 26 / 2020 Frastanz Vorarlberger Museumswelt Museumswelt in Frastanz erwartet die Besucher*innen eine Vielfalt an Sammlungen. Ein In der Museumskino und sechs Museen sind unter einem Dach zu besichtigen: Elektromuseum, Lan- desfeuerwehrmuseum, Vorarlberger Jagdmuseum, Rettungsmuseum, Grammopho- nicum und Tabakmuseum. Das siebte und letzte Museum, das Foto- und Filmmuseum, ist der- zeit im Aufbau. Text: Redaktion B egonnen hat alles im Jahre 1997 mit der Gründung des Museumsvereins „E-Werke Frastanz“ und der Eröffnung des Elektromuseums 1998. Im Laufe der nächsten Jahre wurden nach und nach alle Herbst 2019 für Interessierte geöffnet. Im Rahmen einer zeitgenössischen europäischen Filmreihe wurde im Oktober letzten Jahres in Kooperation mit der Marktgemeinde Fras- tanz der erste Film vorgeführt. Während der weiteren Museen der Museumswelt eröff- Öffnungszeiten des Museums wird der Kino- net. Möglich war dies durch die Formierung saal für die Vorführung des neu gedrehten des Dachvereins „Vorarlberger Museums- Imagefilmes der Museumswelten genutzt, den welt“ 2003. Nachfolgend wurde dann 2006 sich alle Besucher*innen bei ihrem Rundgang das Rettungsmuseum, 2013 das Landes- ansehen können. Darüber hinaus kann die feuerwehrmuseum, 2014 das Jagdmuseum, Räumlichkeit von Schulen, Vereinen etc. ver- 2017 das Tabakmuseum und zuletzt 2018 wendet werden. das Grammophonicum der Öffentlichkeit prä- sentiert. Das letzte Museum, das Foto- und Die historische Ausstattung des Museums- Filmmuseum, befindet sich noch im Aufbau. kinos stammt aus verschiedenen alten Licht- Ein Teil davon, das Museumskino, wurde im spieltheatern aus ganz Österreich. Die zwei Filmmaschinen, Baujahr 1957, kommen aus einem im Jahre 2000 geschlossenen Kino in Kötschach/Kärnten; das Mobiliar, wie die Be- stuhlung oder die Einrichtung für den Opera- teur, stammt aus Kinos in Bludenz, Schruns, Feldkirch und Rankweil. Der Architektin Ursula Ender aus Nüziders ist es dabei gelungen, die einzelnen Komponenten zu einem harmoni- Der Kinosaal, Foto: Zumtobel AG schen Ganzen zusammenzufügen. Vorarlberger Museumswelt Neben den alten Projektoren, auf denen die Obere Lände 3b, 6820 Frastanz 35-Millimeter-Filme abgespielt werden, ist das www.museumswelt.com Kino auch mit der modernsten Technik ausge- stattet, die es erlaubt, alle Medien abspielen Öffnungszeiten zu können. Interessierte können dem Vorfüh- Mittwoch und Samstag 13.00 bis 17.00 Uhr rer über die Schulter schauen oder es sich auf Gruppenbesuche außerhalb der Öffnungs- den alten Holzklappsesseln bzw. gepolsterten zeiten nach Voranmeldung unter Kinosesseln aus den 1970er-Jahren gemütlich T: +43 676 5440970 möglich machen. Museen der Museumswelt Elektromuseum, Grammophonicum, Jagdmuseum, Landesfeuerwehrmuseum, Filmprojektoren aus den 1950er-Jahren Museumskino, Tabakmuseum, Vorarlberger Foto: Zumtobel AG Rettungsmuseum 15
Feldkirch museum magazin 26 / 2020 Schattenburgmuseum Zu Besuch im Wahrzeichen der Stadt Feldkirch Die Schattenburg beherbergt ein Museum für mittelalterliche Kunst und Kultur. Aber nicht nur Liebhaber*innen alter Lebensweisen oder Geschichte-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Das Museum eignet sich ausgezeichnet für Familienausflüge und bietet ein ansprechendes Programm für Kinder. Gemeinsam lässt sich das Burgmuseum entdecken und die Aussichtsplattform des Berg- frieds gewährt einen bezaubernden Blick auf die Altstadt und darüber hinaus. Text: Redaktion D ie Schattenburg wurde vor rund 750 Jahren in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Montfort, welche zuvor die Stadt Feldkirch gründeten, errichtet. 1390 wurde die Burg burgmuseums geht auf den Heimatpflege- und Museumsverein Feldkirch zurück, welcher sich 1912 gründete und bereits 1916/17 ein Museum in der Burg errichtete. 2010 wur- de es erweitert und neu gestaltet, heute an die Habsburger verkauft, die anschließend zählt es zu den größten Museen Vorarlbergs. Vögte zur Verwaltung einsetzten. Unter Graf In jedem Zimmer sind imposante Objekte sak- Friedrich von Toggenburg wurden wichtige raler und profaner Kunst zu sehen. Das Burg- Umbauten durchgeführt: 1427 ließ er zwei museum zählt insgesamt 18 Räume, darunter Vorbauten errichten, das „Gotische Zimmer“ befinden sich neben dem Gotischen Zimmer wurde von den Vögten als Arbeitszimmer ge- und dem Gräfinnenzimmer unter anderem die nutzt, das „Gräfinnenzimmer“ oder „Fräwlis Vogtei, das Trachtenzimmer, das Musikzimmer, Kammer“ lässt erahnen, wie ein „Burgfräulein“ der Palas, die Alte Burgkapelle, das Feldkirch- Die weithin sichtbare Schattenburg gelebt haben könnte. Nach dem Auszug der zimmer sowie der Bergfried. Dieser bildet den Foto: Schattenburgmuseum Vögte wurde die Burg mehrfach zur Verstei- ältesten Teil der Burganlage. Seine vier Stock- gerung gebracht, 1813 sollte sie sogar abge- werke bestehen aus einer reichen Waffen- staltungen für Kinder ebenso wie Familienfüh- brochen werden. 1825 erwarb dann die Stadt kammer mit Waffen vom Mittelalter bis zum rungen oder das Erlernen des Kunsthandwerks Feldkirch das Gemäuer. Die Burg diente von nun Zweiten Weltkrieg, der Küche des Türmers, Spinnen: In der Spinn- und Webstube des an als Kaserne und später als Armenquartier. der Türmerstube und dem Wächterzimmer. Schattenburgmuseums kann von Gabi Getzner Die Entstehung und Erhaltung des Schatten- Zum Angebot des Museums gehören Veran- das alte Handwerk erlernt werden. Kindern wird das Handwerk Spinnen vorgeführt. Foto: Schattenburgmuseum Schattenburgmuseum Feldkirch Burggasse 1, 6800 Feldkirch www.schattenburg.at Sommeröffnungszeiten April bis Oktober 2020 Montag bis Freitag 9.00 bis 17.00 Uhr Samstag, Sonntag- und Feiertage 10.00 bis 17.00 Uhr Genaue Programminformationen www.schattenburg.at/de/veranstaltungen Anmeldung für Führungen unter: besuch.museum@schattenburg.at 16
museum magazin 26 / 2020 Lustenau Rhein-Schauen Museum und Rheinbähnle Das Museum „Rhein-Schauen“ in Lustenau bringt den Besucher*innen die Geschichte des Rheins sowie seiner Anwohner*innen näher, vermittelt den Vorgang der Rheinregulierung und erzählt von den am Bau beschäftigten Arbeitern. Sowohl der Werkhof als auch die ehemalige Dienstbahn, errich- tet anlässlich der Rheinregulierung vor über 120 Jahren, sind erhalten. Heute bildet das Werk- hofareal inklusive Bahn mit zwei ergänzten Ausstellungshallen das Museum. Text: Redaktion M it dem schweizerisch-österreichi- schen Staatsvertrag von 1892 be- gann die internationale Rheinre- gulierung IRR mit der hochwassersicheren Verbauung des Alpenrheins zwischen Ill- genutzt. Ausflügler*innen und Tourist*innen können auf diese einzigartige Weise das Naturschutzgebiet am Bodensee entdecken. Ausstellungshallen zur Geschichte zeigt die typischen Lebensräume im Alpen- rheintal, die die Identität des Raumes prägen: die von Gewässern geschaffenen Landschaf- ten wie Ried, Auwald und der Rheinlauf selbst. Nicht ausgespart bleibt aber auch der mensch- mündung und Bodensee. Eine europaweit des Rheins liche Einfluss auf das Kulturland. einmalige, schmalspurige Werk- bzw. Dienst- bahn transportierte täglich rund 400 Tonnen In der Halle 1 ist die Ausstellung „Alpenrhein. Steinmaterial vom Steinbruch Kadelberg in Geschichte“ zu sehen. Das inhaltliche Herz- Mäder/Koblach zu den Verladestationen und stück bilden die Regulierungsprojekte, die in Steindepots am Bodensee. Mit diesen Steinen den drei Staatsverträgen (1892/1924/1954) konnte der Damm des begradigten Rheines zwischen Österreich und der Schweiz ver- ausgebaut bzw. verbessert und die Bevölke- einbart wurden, wie der Fußacher und der rung vor erneuten Hochwassern geschützt Diepoldsauer Durchstich, die Korrektion der werden. Heute wird noch ein Teil der Strecke Zwischenstrecken bis zur Illmündung, die für Fahrten mit einer der historischen Elektro- Einengung des Mittelgerinnes und die Mün- lokomotiven aus den 1940er-Jahren oder dungsvorstreckung in den Bodensee. Die Die ehemalige Werkbahn, das Rheinbähnle, führt einer Dampflokomotive von 1910 bzw. 1920 Ausstellung „Alpenrhein.Land“ in der Halle 2 Besucher*innen zur Rheinmündung. Foto: Fotoklub Hard Museum Rhein-Schauen Ausstellungshalle „Alpenrhein.Geschichte“, Foto: Matthias Rhomberg Höchster Straße 4, 6890 Lustenau www.rheinschauen.at www.rheinschauen.at/museum-baehnle/fahrplan Öffnungszeiten 2020 April bis 11. Juli und 14. September bis 25. Oktober 2020 Donnerstag bis Sonntag 13.00 bis 17.30 Uhr 12. Juli bis 13. September 2020 Donnerstag und Samstag 13.00 bis 17.30 Uhr Freitag 09.00 bis 12.00 Uhr Sonntag 09. bis 17.30 Uhr Vielfältige Fahrangebote und Veranstaltungen siehe Website, Sonderfahrten und individuelle Fahrten oder Gruppenführungen auf Anfrage und auch außerhalb der Öffnungszeiten 17
Lustenau museum magazin 26 / 2020 Löcher, die nicht einmal der Schnee zudeckt Letzter Vermittlungsversuch des anregenden Konzepts einer endenden Ausstellungsreihe Ausstellungsansichten im Druckwerk in Lustenau, März 2020, Fotos: Miro Kuzmanovic „Es hat die ganze Nacht geschneit. Am Morgen ist nichts mehr zu sehen von den Trümmern, dem Gerümpel, von Chaos und Dreck. Alle Unregelmäßigkeiten, jede Unübersichtlichkeit ist verschwunden. Eine dicke Schneedecke hat sich über die Ansammlung im Hinterhof gelegt und alle Ecken und Kanten mit ihren sanften Formen bedeckt. Kein Schmutz mehr. Nichts, das stört. Sogar der Lärm fehlt. Alles liegt in dumpfer Stille. Die vereinzelten schwarzen Löcher, die wie klagende Mäuler in der weißen Landschaft klaffen, können die Idylle kaum trüben.“ So beginnt das fünfte und letzte Kapitel im Begleitband zur Ausstellungsreihe „Bespielung 2. OG“. Text: Kathrin Dünser 18
Löcher, die nicht einmal der Schnee zudeckt Was bisher geschah … Jedes Jahr beauftragt die Vorarlberger Lan- desregierung die Ankaufsbevollmächtigten der Kunstkommission mit dem Kauf zeitge- nössischer Kunst. Um zu verhindern, dass diese Ankäufe sogleich in den (Un-)Tiefen des Depots verschwinden, hatte Andreas Rudigier bereits 2013 die Idee, Vorarlberger Kunstschaffende mit einer Intervention zu beauftragen. Alle zwei Jahre werden seither Künstler*innen eingeladen, sämtliche dieser Ankäufe zu sichten und in weiterer Folge ihre ganz persönliche Auswahl im 2. Stockwerk des vorarlberg museums zur Diskussion zu stellen. Auf Hubert Matts „27. Kapitel“ folgte 2015 Christine Lederer mit ihren „Greatest Hits by“, die beiden letzten Jahre widmeten sich Severin und Pirmin Hagen in insgesamt fünf Ausstellungen der ihnen gestellten Aufgabe. blieben während dieser Zeit aber leer. Die Fülle räume zu schaffen. Daneben entledigt sich in Bespielung 2. OG der Sammlung sollte durch die Verweigerung Liddy Scheffknechts (geb. 1980) Fotomonta- einer konkreten Auswahl als Leere sichtbar ge das Gerüst der Fassade und somit seiner Das Kuratorenduo „KAF“ (das Kürzel könnte gemacht werden. Daseinsberechtigung, Ingo Springenschmid z. B. für „KuratorischeAnarchistenFraktion“ (1942–2016) collagiert Texte, Fotos und be- stehen), wie sich die Hagen-Brüder auch nen- Der „krönende“ und daher verzögerte malte Folien zu einem „Haus des Windes“ und nen, setzte bei seiner Intervention den Fokus Abschluss Armin Pramstaller (1938–2002) widmet sich erstmals nicht auf Einzelwerke, sondern wid- in der titelgebenden Radierung akribisch einer mete sich ganz allgemeinen Fragen des Sam- Unter dem vielsagenden Titel „Löcher, die riesigen Schottergrube. Wie erfüllend Lücken melns. Ganz besonders interessierte sie dabei nicht einmal der Schnee zudeckt“ hätte der und Leerstellen sein können, macht erst der die Entwicklung eines neuen und allgemein- letzte Teil der Reihe am 17. März eröffnet Besuch dieser Ausstellung erfahrbar! gültigen Ordnungsprinzips, das künftig auch werden sollen. Das abschließende fünfte Ka- auf sämtliche Neuzugänge Anwendung finden pitel bezieht sich zum einen auf das, was in Bespielung 2. OG könnte. Dafür erarbeiteten Severin und Pirmin der Sammlung fehlt, was nicht mehr oder noch Intervention im vorarlberg museum Hagen fünf Kategorien, die sie mit Namen von nicht vorhanden ist, sowie auf unvollständig tatsächlich existierenden Kunstwerken be- und fehlerhaft Dokumentiertes. Zum anderen Löcher, die nicht einmal der legten: „Opferlandschaft“ (Richard Bösch), spielen Leerstellen und Löcher als Themen in Schnee zudeckt „Kopfähnliche“ (Robert Schad), „’Freie‘ Schü- der Kunst eine Rolle. Die Anknüpfungspunkte Ausstellung im Druckwerk, lerarbeiten von 15-jährigen Knaben“ (Sylvia zur derzeitigen Lage sind unbeabsichtigt, Verein zur Förderung von Druckgrafik Taraba), „I’m the Indian of the group“ (Helmut doch überaus treffend. Hofsteigstraße 21, 6890 Lustenau King) und „Löcher, die nicht einmal der Schnee www.druckwerk-lustenau.at zudeckt“ (Armin Pramstaller). Diese fünf Ka- Coronabedingt harrt die fertig gehängte tegorien würden künftig ausreichen, um die Auswahl im Druckwerk seit Mitte März ihrer Ausstellungsdauer gesamte Sammlung zu organisieren. Sämtli- Besucher*innen. Und da der abschließenden bis 31. Juli 2020 che Ausstellungsaktivitäten verlagerten die Schau mindestens ebenso viel Aufmerksam- Hagen-Brüder ins Druckwerk nach Lustenau. keit gebührt wie den vorangegangenen, wurde Öffnungszeiten Dort zeigten sie in bislang vier Ausstellungen die Ausstellungsdauer bis Ende Juli verlän- Donnerstag und Freitag ihre ganz persönliche Auswahl aus den Kunst- gert! Die ausgewählten Arbeiten interpretie- 14.00 bis 18.00 Uhr ankäufen des Landes seit 1974. Im vorarlberg ren das fünfte Ordnungsprinzip auf ganz un- museum waren derweil nur die Stimmen der terschiedliche Weise: Während Maria Anwan- Katalog zur Ausstellung Künstler präsent: Über sogenannte „Sound- der (geb. 1980) ein ganzes Flash Art Magazine vorarlberg museum (Hg.) duschen“, angebracht in der Galerie im zwei- ausradiert, schaufelt Kurt Matt (geb. 1950) Bespielung 2. OG ten Stockwerk, tropften während der tägli- tiefe Löcher in die Erde und nutzt Ilse Aberer vorarlberg museum Schriften 35 chen Öffnungszeit die Gespräche der beiden (geb. 1954) das klassische weiße Passepar- 440 Seiten, zahlreiche Abbildungen von der Decke. Die zugehörigen Schaufenster tout, um mit spitzer Klinge monochrome Frei- Bucher Verlag, 8,00 Euro 19
Lustenau museum magazin 26 / 2020 Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation In Lustenau wird auf partizipativem Weg ein Ort für Stickereigeschichte gesichert und stetig weiterentwickelt Das S-MAK im Künstlerhaus Bregenz. Der Verein nützt bestehende Ausstellungsformate für temporäre Präsentationen außerhalb von Lustenau. Foto: Daniela Fetz Der Verein „Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation“, kurz S‑MAK (gesprochen: [ɛs.mak]), arbeitet an einer Neupräsentation der Geschichte der Vorarlberger Stickerei, will sich aber auch deren Gegenwart und Zukunft widmen. Weiters hat sich der Verein die Erfassung, Digitalisie- rung, Konservierung und Erweiterung der bereits bestehenden Sammlung zum Thema zur Aufgabe gemacht. Dabei sollen möglichst viele Interessierte auf Augenhöhe in diesen ergebnisoffenen und experimentellen Prozess eingebunden werden. Ziel ist es, dauerhaft einen Ort in Lustenau zu etablie- ren, an dem unterschiedlichste Aspekte der Stickerei aufgearbeitet und präsentiert werden. Text: Daniela Fetz F ür die Erreichung dieses Zieles hat sich der Verein S-MAK einen Zeitraum von knapp drei Jahren gesetzt, in welchem einerseits die nötigen inneren Strukturen, an- dererseits Konzepte für eine Neupräsentation tierfreudig und ergebnisoffen. Seine Experi- mentierfreudigkeit beweist der Verein mit un- terschiedlichen Veranstaltungsangeboten und Projekten, die teils auf ungewöhnliche Weise Interessierte einen neuen Blick auf die vielen anzubieten. Diese Lösungen beinhalten zum Beispiel einen sehr pragmatischen Umgang mit den momentan zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten in der Lustenauer Hofsteig- straße 21. An diesem Standort des ehemaligen des Themas Stickerei erarbeitet werden. Die Aspekte des Themas Stickerei werfen lassen. Stickereibetriebs Ferdinand Grabher nützt der Durchführung dieses „Experimentierlabors Dabei ist es dem Verein ein Anliegen, nachhal- Verein Räumlichkeiten mit rund 400 m² für auf Dauer“ geschieht partizipativ, experimen- tige, durchdachte und ausbaufähige Lösungen Depot, Büro, Ausstellungsformate und regel- 20
Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation Lustenau mäßige Treffen. Vorerst werden diese Räume sucht – im Sinne einer Art Versuchsanord- kennbar gemacht, welche die Stickereien aus noch ohne große Adaptionen genutzt, um in nung, gewissermaßen im „Versuchslabor“ in Lustenau so erfolgreich gemacht haben. besagtem experimentellen Prozess zu einem der Hofsteigstraße 21. Die partnerschaftliche tragfähigen Nutzungskonzept zu finden. Die- Nachbarschaft zum Druckwerk, aber auch zum Depotführungen gewähren einen exklusiven ses Konzept soll die Erfahrungswerte aus der Radiomuseum, ermöglicht dabei befruchtende Einblick in die Sammlung und informieren über vorab durchlaufenen Phase festhalten und Synergien. Projekte, in die der Verein aktuell involviert jene architektonischen Maßnahmen festlegen, ist. Für künstlerische Präsentationen beteiligt die für eine optimale räumliche Nutzung not- Was derzeit aufgrund der begrenzten Perso- man sich an bereits bestehenden Formaten, wendig sind. nal- oder Platzverhältnisse noch nicht möglich wie beispielsweise dem „Cul de Sac“ im Künst- ist, wird mit kreativen Lösungen in den expe- lerhaus Bregenz. Eine dort 2019 gezeigte Über einen Dialog mit dem interessierten Pu- rimentellen Prozess eingebunden. So werden textile Installation, die mittels Objekten und blikum können Schwerpunkte besser gesetzt für die Vorführung von Veränderungen im Pro- Fotografien einen Einblick in die vielseitigen werden. Dies erleichtert es, Entscheidungen duktionsprozess externe Stickereien im Rah- Themen und Aufgaben ermöglichte, gestatte- zu treffen, wenn es beispielsweise um die Er- men eines „Stickereispazierganges“ besucht. te neue Blickwinkel und erschloss ein weiteres weiterung der Sammlung geht. Ein Mangel an Aufsichtspersonal für die Dau- interessiertes Zielpublikum. erausstellung wird durch ein grafisches Leit- Das Thema Stickerei muss als Querschnitts- system kompensiert, das die Besucher*innen Es gibt noch viele weitere Ideen, an denen materie verstanden werden. Als gesellschaft- eigenständig von Objekt zu Objekt führt. die Mitglieder des Vorstands großteils ehren- liches Beziehungsgefüge beinhaltet sie viele amtlich arbeiten. Für 2020 ist beispielsweise Berührungs- und Anknüpfungspunkte mit Bei den Öffnungszeiten nützt man die Syner- noch die Durchführung einer Residency für identitätsstiftenden historischen, wirtschaft- gie mit dem Druckwerk und profitiert davon, Künstler*innen geplant, welche in Kooperation lichen, sozialen, kulturellen und künstleri- dass deren Werkstatt jeweils Donnerstag und mit dem Druckwerk und der Galerie Hollenstein schen Faktoren. Freitag besetzt ist und Interessierte durch stattfindet. Zusätzlich werden für die Verdich- diese Räumlichkeit hindurch in die Ausstellung tung des kollektiven Gedächtnisses auch In- Diese Vielschichtigkeit bringt hohe Anforde- des S-MAK gelangen. Die Ausstellung prä- terviews mit Zeitzeug*innen im Rahmen eines rungen mit sich und wirft viele Fragen auf, sentiert einen Einblick in die Entwicklung der Oral-History-Projektes durchgeführt. welche der Verein mit einer gewissenhaften, Stickmaschinen. Mittels Objekten und Film- bedachten Gründlichkeit zu beantworten ver- material werden so jene Zusammenhänge er- Wer am spannenden Prozess auf dem Weg zum Kompetenzzentrum in Sachen Stickerei- Geschichte und Textilkunst teilnehmen will, wirft am besten einen Blick ins Internet. Auf www.s-mak.at und zusätzlich auch auf Insta- gram (www.instagram.com/s_mak_lustenau) und Facebook (www.fb.com/smaklustenau) gibt der Verein regelmäßig Einblicke. Hier in- formiert er auch über Veranstaltungen und Projekte, die meist einen experimentellen An- satz haben, aber immer auf Augenhöhe und mit einem offenen Ohr für die Anliegen der Besucher*innen durchgeführt werden. Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation (S-MAK) Verein zur Neupräsentation der Stickerei Hofsteigstraße 21, 6890 Lustenau www.s-mak.at Stickereispaziergang: Öffnungszeiten Bei einer Busfahrt quer Donnerstag und Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr durch Lustenau bietet Zugang über die Räumlichkeiten des sich die Möglichkeit, die Druckwerks technische Entwicklung der Stickereimaschinen Dauerausstellung genauer kennenzulernen. Eine kurze Geschichte der Vorarlberger Foto: Christian Grass Maschinenstickerei in fünf Kapiteln 21
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