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© Rawpixel.com (Fotolia) 201 7 Integrationskonzept für den Kreis Höxter www.integration.kreis-hoexter.de „...gemeinsam leben und gestalten!“
Kommunales Integrations Kreis Höxter Kommunales Intergrationzentrum Kreis Höxter Moltkestraße 12 37671 Höxter © Rawpixel.com (Fotolia) Telefon 05271 / 965-3610 ki@kreis-hoexter.de integration.kreis-hoexter.de Kommunales Integrationszentrum Seite 3 Vorwort Kreis Höxter Seite 4 1. Einleitung Seite 5 2. Hinweise zur Begriffsverwendung Seite 5 2.1 Migrationshintergrund Seite 6 2.2 Flüchtlinge Seite 6 2.3 Integration Seite 6 2.4 Dimensionen des Integrationsprozesses Seite 8 2.5 Anerkennungs- und Willkommenskultur Seite 9 3. Der Kreis Höxter als Kulturraum und Sozialraum Seite 9 3.1 Lage, Einwohner, Charakteristika Seite 9-13 3.2 Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprofil Seite 14-15 3.3 Arbeitsmarktsituation im Kreis Höxter Seite 16-17 3.4 Bildungslandschaft im Kreis Höxter Seite 18 3.5 Kulturelle und soziale Einrichtungen im Kreis Höxter Seite 19 3.6 Weitere Organisationen und Institutionen Seite 20-22 4. Das Kommunale Integrationszentrum (KI) im Kreis Höxter Seite 22-23 4.1 Anpassung und Überarbeitung des Integrationskonzeptes Seite 24-40 4.2 Überarbeitung des Integrationskonzeptes nach Handlungsfeldern im KI Handlungsfeld „Interkommunales Kommunikations- und Steuerungskonzept“ Handlungsfeld „Arbeit und Wirtschaft“ Handlungsfeld „Bürgerschaftliches Engagement und politische Partizipation“ Handlungsfeld „Integration durch Kultur, Sport und Freizeit“ Handlungsfeld „Bildung und Erziehung“ Seite 40 5. Ausblick / Weiterarbeit Seite 41 6. Anmerkungen Seite 43 7. Literaturverzeichnis 2
Vorwort Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Leserinnen und Leser, die Integration ist ein wechselseitiger und leben- diger Prozess, an dem Zugewanderte und Mehr- heitsbevölkerung gemeinsam aktiv mitwirken. Nach dem Motto „Gemeinsam leben und gestal- ten“ ist Integration eine gemeinsame Aufgabe von Politik und Bürgergesellschaft vor Ort. Im Kreis Höxter leben rund 25.000 Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Seit 2015 haben fast 3.000 Menschen aufgrund von Bürgerkrieg, politischer Verfolgung oder wirtschaftlichen Not- situationen eine sichere Zukunft im Kreis Höxter gefunden. Durch sie ist unsere Gesellschaft noch vielfältiger geworden, sodass mittlerweile Menschen aus 128 verschiedenen Nationen im Kreis Höxter leben. Ein Nutzen dieser Viel- fältigkeit und ein Miteinander können aber nur entstehen, wenn alle Menschen sich gleicher- maßen heimisch fühlen, am gesellschaftlichen Leben teilhaben können und Anerkennung für ihre Leistungen erfahren. Für all die engagierten Akteure, die sich in vie- len Bereichen für eine bessere Integration im Kreis Höxter einsetzen, ist entsprechend dem Teilhabe- und Integrationsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen, das Kommunale Integra- tionszentrum (KI) für den Kreis Höxter als kreis- weite Anlaufstelle eingerichtet worden. Mit den beiden Schwerpunkten Integration Zu unseren großen Stärken im Kreis Höxter durch Bildung und Integration als Querschnitts- gehören unsere traditionellen Tugenden wie aufgabe soll das KI zur Förderung der Integra- Verlässlichkeit, Loyalität und bürgerschaftliches tion im Kreis Höxter die zahlreichen Initiativen Engagement. vernetzen und Aktivitäten fördern. Lassen Sie uns diese Stärken für ein besseres Unter breiter Beteiligung wurde das Integrati- Miteinander nutzen. onskonzept überarbeitet. Es ist bewusst von Of- fenheit geprägt und lädt zur aktiven Mitwirkung und Gestaltung des Integrationsprozesses ein. Das Ihnen vorliegende Konzept ist keine unver- änderliche Weichenstellung, sondern als dyna- mischer Wegweiser zu verstehen, der stetig weiterentwickelt und an entstehende Bedarfe angepasst wird. Friedhelm Spieker Landrat 3
1. Einleitung Die Gestaltung des Zusammenlebens aller im Kreis Höxter lebenden Menschen und die Reali- sierung eines hohen Maßes an gesellschaftlicher und politischer Teilhabe - für Einheimische, für Menschen mit Wurzeln in anderen Ländern und für die Neuzugewanderten - ist eine Herausfor- derung und zugleich eine Chance für die Zukunft unseres Kreises. Grundlagen des vorliegenden Integrationskon- zeptes sind Ziele und Maßnahmen aus der In- Gleichberechtigte Teilhabe bietet nicht nur jedem tegrationskonferenz (01.02.2017) und den bei- Einzelnen vielfältige Chancen und Entwicklungs- den Bildungskonferenzen (Planungskonferenz, möglichkeiten, sondern dient der Mehrheitsge- 13.03.2017, Zielkonferenz, 31.05.2017), die ge- sellschaft dazu, die Potenziale aller zu nutzen. meinsam mit Akteuren der Integrations- und Bil- Deshalb richtet sich das Integrationskonzept an dungsarbeit im Kreis Höxter erarbeitet worden alle im Kreis Höxter lebenden Menschen und sind. Entsprechend des Prozesscharakters der zielt auf die gleichberechtigte Teilhabe in allen Integrationsarbeit wird das Integrationskonzept Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ab. kontinuierlich fortgeschrieben und in seinen Zielen und praktischen Ansatzpunkten den sich Die vorliegende Fortschreibung des Integrations- verändernden Gegebenheiten angepasst. konzeptes für den Kreis Höxter fußt auf dem ersten Konzept, das vom Kreistag im Dezember Um ein einheitliches Verständnis dafür zu schaf- 2013 verabschiedet wurde. Seitdem konnten fen, welche Ziele mit der Integrationsarbeit im viele der beschriebenen Maßnahmen auf den Kommunalen Integrationszentrum verbunden Weg gebracht werden. Zugleich haben sich seit sind, ist es bedeutsam, zunächst herauszustel- 2015 die Rahmenbedingungen der Integrations- len, wie die wesentlichen Begriffe definiert sind. arbeit in Deutschland insgesamt – und damit Hierauf wird im folgenden Kapitel dezidierter auch im Kreis Höxter – verändert. eingegangen. Eine Anpassung des Konzepts ist sinnvoll, weil durch die Zuwanderung von Geflüchteten und Bürger*innen aus osteuropäischen EU-Staaten akute Herausforderungen entstanden sind. Die Folgewirkungen werden auch in den nächsten Jahren Anstrengungen erfordern. Während es bis Anfang 2016 vorrangig darum ging, Geflüch- tete unterzubringen und zu versorgen, steht jetzt die langfristige Aufgabe der beruflichen und sozialen Integration im Mittelpunkt. Seit seinem Bestehen hat das Kommunale In- tegrationszentrum des Kreises Höxter die Inte- grationsarbeit an den konkreten Lebenslagen der Menschen mit Einwanderungsgeschichte angepasst. Aufgrund der hohen Zahl von Ge- flüchteten, die in den Jahren 2015 und 2016 im Kreis Höxter Schutz vor Krieg, Verfolgung und anderen humanitären Krisen gesucht haben, wurde es erforderlich, bestehende Angebote zu © Dmitry Nikolaev.com (Fotolia) erweitern und neue zu schaffen. Deshalb wurde die „Flüchtlingsarbeit“ als neuer Baustein der In- tegrationsarbeit hinzugefügt. 4
2. Hinweise für Begriffsverwendung Das Kommunale Integrationszentrum Kreis Höx- Das folgende Kapitel liefert Definitionen und ter legt Wert darauf, dass in der Unterscheidung Erklärungen zu der im Integrationskonzept ver- in Menschen „mit“ und „ohne“ Migrationshin- wendeten Terminologie. tergrund nicht die Ursache für unterschiedliche Bildungsabschlüsse oder Erwerbsstrukturen gesehen wird. Stärker als der Migrationshinter- 2.1 Migrationshintergrund grund prägen der eigene Bildungsstand, die so- ziale Herkunft, die Erwerbstätigkeit, die Wohnsi- Als Person mit Migrationshintergrund galt in tuation und andere soziale Einflussfaktoren die Nordrhein-Westfalen bis einschließlich 2010, wer Lebenslage der Menschen. eine ausländische Staatsangehörigkeit „Besonders klebrig haftet dieser Migrationshin- besitzt, tergrund an jener Generation, die nie eingewan- dert ist und von denen sich einige weigern, einen im Ausland geboren wurde und nach 1949 anderen Hintergrund zu haben, als den, in dem zugewandert ist, sie geboren sind. Der Gast, der Geduldete, der Ausländer, Eingebürgerte, der Eingewanderte, ein Elternteil hat, der nach 1949 zugewan- der Deutsche mit Migrationshintergrund.“ 3 dert ist oder eine ausländische Staatsan - gehörigkeit besitzt. Der noch weit verbreitete und von vielen (Neu-) Zuwanderern als unangenehm empfundene Seit 2011 wird in NRW die Definition des Migrati- Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ onshintergrundes in § 4 Abs. 1 des Teilhabe- und wird vom Kommunalen Integrationszentrum Integrationsgesetzes vom 14.02.2012 verwen- durch die aktuelle Begrifflichkeit „Menschen mit det. Diese Definition entspricht der Migrations- Einwanderungsgeschichte“ ersetzt. hintergrund-Erhebungsverordnung des Bundes vom 29.09.2010. Danach sind Menschen mit Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Begriffe Migrationshintergrund häufig von der Realität überholt werden. Die einst festgelegte Definition gilt heute, aufgrund Personen, die nicht Deutsche im Sinne des der sich schnell und dynamisch wandelnden Artikel 116 Absatz 1 des Grundgesetzes Gesellschaft, nicht mehr. Hinzu kommt, dass sind, Begriffe wie Integration oder Migrant von den Akteuren der Gesellschaft unterschiedlich de- außerhalb des heutigen Gebietes der Bun- finiert und wahrgenommen werden. Dennoch desrepublik Deutschland Geborene und kann ein Diskurs ohne Begrifflichkeiten nicht seit dem 1. Januar 1950 nach Deutschland auskommen, vor allem nicht die wissenschaft- zugewanderte Personen, liche Arbeit. Personen, bei denen mindestens ein Wichtig ist die Unterscheidung von Neuzuwan- Elternteil die Kriterien der Nummer 2 derern und Nachfahren von Migranten (Inlands- erfüllt.1 geborene). Hier sollte keine Vermischung oder Verallgemeinerung stattfinden, da die Gruppen Bei der Ermittlung des Migrationsstatus der unterschiedliche Ansprüche und auch Bedürf- Elternteile ist zu berücksichtigen, dass im Mikro- nisse an ihr Lebensumfeld haben. Während In- zensus regelmäßig nur Informationen von El- landsgeborene mehr Partizipation und Teilhabe ternteilen vorliegen, die mit ihren Kindern im fordern (Anerkennungskultur), sind Neuzuwan- Haushalt zusammen wohnen und wirtschaften. derer mehr auf Unterstützung im Alltag ange- In einem Abstand von vier Jahren (zuletzt 2013) wiesen (Willkommenskultur).4 werden im Mikrozensus zusätzlich Zuwande- rungsmerkmale der nicht im Haushalt lebenden bzw. verstorbenen Eltern erhoben, mit der Fol- ge, dass die ermittelte Zahl der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte in diesen Jahren ge- genüber den Vergleichsjahren erhöht ist.2 5
2.2 Flüchtlinge Der Flüchtlingsbegriff der europäischen Gesetzgebung basiert auf der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 und dem ergänzenden New Yorker Protokoll von 1967. Als Flüchtlinge gelten demnach Personen, die aufgrund der „begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Natio- nalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeu- gung“ nicht den Schutz des Staates in Anspruch nehmen, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen. Den Flüchtlingsstatus kann aber auch jemand erhalten, der wegen eines Bürgerkriegszustands oder einer Naturkatastrophe internationalen Schutz benötigt.5 Das Kommunale Integrationszentrum verwendet im Integrationskonzept anstatt „Flüchtling“ den Be- griff „Geflüchteter“. 2.3 Integration Integration orientiert sich als Querschnittsaufgabe an den Bedarfen der Menschen mit Einwande- rungsgeschichte in ihren verschiedenen Lebenslagen sowie an den Prinzipien der Interkulturalität, der Mehrsprachigkeit, des „Diversity Management“ und des Potenzialansatzes. Integration geschieht vor Ort. Den Kommunen und Kreisen kommt daher bei der Integration eine entscheidende Bedeu- tung zu. Die unterschiedlichen Akteure müssen vor Ort eng zusammenwirken, um das Zusammen- leben in Vielfalt erfolgreich zu gestalten.6 Die Integration ist ein langfristiger Prozess. Ihr Ziel ist es, alle Menschen, die dauerhaft und recht- mäßig in Deutschland leben, in die Gesellschaft einzubeziehen. Menschen mit Einwanderungsge- schichte soll eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglicht werden. Sie stehen dafür in der Pflicht, Deutsch zu lernen sowie die Verfassung und die Gesetze zu kennen, zu respektieren und zu befolgen.7 Eine erfolgreiche Integration ist dann ein Gewinn für beide Seiten. Das Kommunale Integrationszentrum Kreis Höxter versteht Integration zu- gleich als stetigen Prozess, aber auch als Impuls zur Überprüfung und Veränderung des bestehen- den Systems. Integration ist keine Einbahnstraße, sondern die Kunst des gemeinsamen Wandels und beinhaltet eine neue Art des Denkens. 2.4 Dimensionen des Integrationsprozesses Integration kann als gesamtgesellschaftliches Projekt betrachtet werden und als Prozess, bei dem die Partizipation jedes Einzelnen möglich ist. Oberstes Ziel ist es, den Zusammenhalt aller gesell- schaftlichen Gruppen zu erreichen und ein Wir-Gefühl zu schaffen, das unabhängig von ethnischen Zugehörigkeiten entsteht.8 In Anlehnung an Heckmann vollzieht sich der gesellschaftliche Integrationsprozess in vier verschie- denen Dimensionen, in denen Stand und Entwicklung der Integration gemessen und gesteuert wer- den sollen: 6
Strukturelle Integration Kulturelle Integration Mitgliedschaft in Kerninstitutionen wie konstruktive Auseinanderetzung mit vorherr- Bildungs-/Ausbildungssystem, soziales schenden Regeln, Ordnungen, Normen, Sicherungssystem, Wirtschaft, Arbeits- und Werten und Einstellungen Wohnungsmarkt, politische Gemeinschaft kommunikative Kompetenzen setzt Lern- und Sozialisationsprozesse und Spracherwerb voraus, um Partizipationsrollen ausfüllen zu können setzt Prozesse kognitiver, kultureller, verhaltens- und einstellungsbezogener Veränderung voraus Soziale Integration Identifikative Integration Zugehörigkeit zu sozialen Netzwerken Entwicklung von Zugehörigkeitsgefühlen mit nationalen, ethnischen, regionalen und Freundschaften, interethnische Ehe- lokalen Kollektiven schließungen, Partnerwahlstruktur, soziales Umfeld und Vereinsmitgliedschaften setzt Identifizierungsbereitschaften voraus setzt Partizipationsprozesse im privaten Bereich voraus Darstellung 1: Integrationsdimensionen in Anlehnung an Heckmann.9 Strukturelle Integration Integration beinhaltet zunächst den Erwerb eines Mitgliedsstatus in den Kerninstitutionen der Auf- nahmegesellschaft: Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Bildungs- und Qualifikationssysteme, Wohnungs- markt und politische Gemeinschaft. Strukturelle Integration ist der Erwerb von Rechten und der gleichberechtigte Zugang zu Positionen in den Kerninstitutionen der aufnehmenden Gesellschaft. Die Aufgabe der Kommune besteht darin, die Offenheit der gesellschaftlichen Kerninstitutionen auch für die Menschen mit Einwanderungsgeschichte sicherzustellen. Kulturelle Integration In einigen Lebensbereichen setzt der Erwerb eines Mitgliedsstatus auch einen Lern- und Sozialisa- tionsprozess seitens der Migrierenden voraus, um eine Mitglieds- und Partizipationsrolle überhaupt ausfüllen zu können. Integration beinhaltet deshalb auch Prozesse kognitiver, kultureller, verhaltens- und einstellungsbezogener Veränderungen, die sog. kulturelle Integration. Zentral hierbei ist das Erlernen der deutschen Sprache, um eine gemeinsame Verständigung zu ermöglichen. Soziale Integration Die soziale Integration beschreibt den Erwerb gesellschaftlicher Mitgliedschaft der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte in der Aufnahmegesellschaft, wie zum Beispiel Gruppen- und Vereinsmit- gliedschaften, Freundeskreis etc. Identifikatorische Integration Die identifikatorische Integration spiegelt die subjektive Seite der Integration wider. Sie zeigt sich in neuen persönlichen Zugehörigkeits- und Identifizierungsgefühlen der Menschen mit Einwande- rungsgeschichte zur Aufnahmegesellschaft bzw. zur Stadt und Gesellschaft, in der sie leben. Die Dimensionen der Integration hängen in der Regel eng zusammen. Menschen mit Einwande- rungsgeschichte, die in struktureller Hinsicht (Bildungsniveau, Arbeitsmarkt) gut positioniert sind, sind im Allgemeinen auch in sozialer und kultureller Hinsicht besser integriert. 7
2.5 Anerkennungs- und Willkommmenskultur Anerkennungs- und Willkommenskultur sind Ausdruck einer Wertschätzung der kulturellen Vielfalt in Deutschland. Hochqualifizierte Neuzuwanderer sind vor allem dann an einem langfristigen Aufent- halt in Deutschland interessiert, wenn sie hier auf eine ausgeprägte Anerkennungskultur und eine insgesamt offene Gesellschaft treffen. Die Willkommens- und Anerkennungskultur kann als Grund- stein der Integration beschrieben werden. Aber was genau meint Willkommenskultur und was meint Anerkennungskultur? In Anlehnung an die entsprechende Definition des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge meint Willkommenskultur: „Neu-Zuwandernde anhand attraktiver Rahmenbedingungen ‚Willkommen‘ hei- ßen und anerkennend in die Gesellschaft aufnehmen. Willkommenskultur richtet sich an alle legalen Neu-Zuwandernden.“10 Demgegenüber meint Anerkennungskultur „die Anerkennung aller in Deutschland lebenden Men- schen mit Migrationshintergrund durch die Aufnahmegesellschaft, wobei die Wertschätzung der Po- tenziale im Mittelpunkt steht.“11 Drei Phasen der Anerkennungs- und Willkommenskultur Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ordnet die Begriffe Anerkennungskultur und Willkom- menskultur in einem Modell verschiedenen Phasen des Zuwanderungsprozesses zu. Zuwanderung besteht nach diesem Schema im Wesentlichen aus drei Phasen: „Vorintegration“, „Erstorientierung in Deutschland“ und „Etablierung in Deutschland“. Die rechtlichen Bedingungen rahmen den Gesamt- prozess der Zuwanderung ein.12 Phase der Zuwanderungs- Phase der Erstorientierung Phase der langfristigen entscheidung / „Vorintegration“ in Deutschland Etablierung in Deutschland „Willkommenskultur“ „Anerkennungskultur“ Wertschätzung kultureller Vielfalt Darstellung 2: Anerkennungs- und Willkommenskultur in verschiedenen Phasen des Zuwanderungsprozesses.13 Den ersten beiden Phasen der Zuwanderung, Vorintegration und Erstorientierung, wird der Begriff Willkommenskultur zugrunde gelegt. Hier findet laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) das eigentliche Willkommenheißen statt und hier können und sollen Angebote der Vorinte- gration dafür sorgen, dass Zugewanderte zielgruppengerecht auf das Leben in Deutschland vorbe- reitet werden, wie zum Beispiel durch Zugang zu passgenauen Integrationsangeboten, mehrspra- chigen Informationen für Neuzuwanderer sowie Hilfe bei der Etablierung am Arbeitsmarkt. Die dritte Phase, in der die langfristige Etablierung in Deutschland erfolgt, lässt sich mit dem Begriff Anerkennungskultur beschreiben. Die Aufnahmegesellschaft erkennt die Kompetenzen der bereits länger in Deutschland lebenden Personen mit Einwanderungsgeschichte an, zum Beispiel in den Bereichen Sprache, Kultur oder berufliche Qualifikationen. Der Begriff Anerkennungskultur rückt im Sinne einer nachholenden Willkommenskultur die anerkennende Wertschätzung der Menschen mit Einwanderungsgeschichte durch die Aufnahmegesellschaft in den Fokus. Bevor nun die Ziele und Maßnahmen in den verschiedenen Handlungsfeldern der Integrationsarbeit, die unter anderem auch den Rahmen für die vorgestellte Anerkennungs- und Willkommenskultur schaffen sollen, vorgestellt werden, erfolgt zunächst eine kurze Beschreibung des Kreises Höxter. Ziele und Maßnahmen in der Integrationsarbeit können nicht losgelöst von den jeweiligen sozial- räumlichen Gegebenheiten betrachtet werden können. 8
3. Der Kreis Höxter als Kulturraum und Sozialraum Im folgenden Abschnitt werden die wesentlichen negativen Bevölkerungstrend betroffen, wor- Charakteristika des Kreises Höxter vorgestellt. auf im Folgenden, gerade auch vor dem Hin- Dabei werden insbesondere integrationsrele- tergrund der damit verbundenen Chancen von vante Merkmale berücksichtigt. Darunter fallen Migration, etwas dezidierter eingegangen wer- unter anderem die Lage, die Bevölkerung, der den soll. Arbeitsmarkt, die Bildungslandschaft sowie das kulturelle und soziale Leben. 3.2 Bevölkerungsentwicklung und Be- völkerungsprofil 3.1 Lage, Einwohner, Charakteristika Im nachfolgenden Abschnitt wird die Bevölke- Das Kulturland Kreis Höxter, im Osten des Bun- rungsentwicklung und Altersstruktur im Kreis deslandes Nordrhein-Westfalen gelegen und Höxter in Hinblick auf das Potenzial von Zuwan- angrenzend an die Bundesländer Hessen und derung für den ländlichen Raum ausgewertet Niedersachsen, ist ein attraktiver Lebensraum. und im Anschluss folgt eine detaillierte Aus- Reizvolle Landschaften, eine gute Infrastruktur wertung der Daten zum Bevölkerungsprofil der und ein dynamisches Wirtschaftsleben in klein- nichtdeutschen Bevölkerung und der im Kreis und mittelständischen Unternehmen zeichnen Höxter lebenden Bevölkerung mit Einwande- den Kreis aus. rungsgeschichte. Mit seinen zehn Städten und 124 Ortschaften Bevölkerungsentwicklung gehört der Kreis Höxter zum Regierungsbezirk im Kreis Höxter Detmold in Ostwestfalen-Lippe. Es handelt sich um einen relativ flächenstarken Kreis in Nord- Zentrale Charakteristika in der demografischen rhein-Westfalen mit einer niedrigen Bevölke- Entwicklung sind eine zurückgehende, deut- rungsdichte von ca. 120 Personen/km2. Auf lich ältere sowie aufgrund langjähriger Außen- 1.200 Quadratkilometern leben rund 144.000 zuwanderung immer internationaler werdende Einwohner. Bevölkerung.14 Eine durchschnittlich ältere Be- völkerung ist auf die geringere Fertilitätsrate Mit attraktiven Immobilien- und Mietpreisen, ab- und eine steigende Lebenserwartung zurück- wechslungsreichen Freizeit- und Kulturangebo- zuführen. Die Zuwanderung stellt dabei für die ten, ausgeprägtem ehrenamtlichen Engagement deutsche Bevölkerung den einzigen und zentra- und einer niedrigen Kriminalitätsrate bieten die len Wachstumsfaktor dar.15 Dieses Bild zeichnet Städte und Ortschaften eine hohe Lebensqua- sich auch im ländlichen Kreis Höxter ab. lität. Das familienfreundliche Lebensumfeld mit einem guten Betreuungsangebot für Kleinkinder Die Bevölkerung im Kreis Höxter wird weiter wird durch eine gute Bildungslandschaft von der zurückgehen. Lebten im Jahr 2006 noch rund Kindertagesstätte bis zur Hochschule sicherge- 152.000 Einwohner im Kreis, sank die Einwoh- stellt. Die Nähe zu den Oberzentren Paderborn, nerzahl bis zum Jahr 2014 um über 8000 Ein- Bielefeld, Hannover und Kassel rundet das le- wohner und wird voraussichtlich bis zum Jahr benswerte Wohn- und Arbeitsumfeld ab. Eine 2030 weiter auf rd. 128.000 Einwohner sinken.16 Verbesserung der überregionalen Verkehrsan- Diese negative Bevölkerungsentwicklung wird bindung steht noch aus. durch die vorliegenden Daten verdeutlicht (vgl. Der Kreis Höxter ist darüber hinaus von einem Darstellung 3). Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2030 Geburten je 1000 8,6 8,5 8,1 7,9 7,8 7,5 7,4 7,3 7,4 6,8 Einwohner Sterbefälle 10,2 10,1 10,3 10,6 11,0 11,2 11,5 11,8 11,8 13,6 je1000 Einw. Natürl. Saldo je -1,6 -1,6 -2,2 -2,7 -3,2 -3,7 -4,1 -4,5 -4,4 -6,8 1000 Einw. Anteil Eltern- 15,8 15,3 14,8 14,5 14,3 14,1 14,2 14,4 14,6 13,7 jahränge in % Darstellung 3: Kommunale Daten Kreis Höxter – Demografischer Wandel – eigene Darstellung. 9
Die Sterbefälle werden gegenüber den Geburten auch in der Zukunft überwiegen. Der natürliche Saldo17 wird demnach weiterhin negativ ansteigen. Der Anteil der Elternjahrgänge18 entwickelt sich im Betrachtungszeitraum ebenfalls rückläufig, von 15,8 Prozent im Jahr 2006 auf voraussichtlich 13,7 Prozent im Jahr 2030. Folglich leben immer weniger potenzielle Eltern im Kreis Höxter, was zu rückläufigen Geburten führt und letztlich die negative Entwicklung des Anteils der Elternjahrgänge befördert. Der Grund für den Bevölkerungsrückgang im ländlichen Raum liegt neben der oben dargestell- ten natürlichen Bevölkerungsentwicklung auch zu erheblichen Teilen in der Binnenwanderung. Die höchsten Binnenwanderungsgewinne konzentrieren sich auf große Ballungsgebiete. Ländliche Re- gionen sind überwiegend durch Abwanderung gekennzeichnet. Während die jungen Erwachsenen vorwiegend in Großstädte abwandern, gehen die übrigen Bevölkerungsgruppen – vor allem ältere Menschen – in ländliche Räume. Die Altersstruktur der Bevölkerung im ländlichen Raum steigt auf diese Weise weiterhin an. Der Kreis Höxter weist entsprechende Parallelen zur Entwicklung im ländlichen Raum auf: Die Altersstruktur wird sich aufgrund des negativen natürlichen Saldos, der Ruhestandswanderung und der Binnenabwanderung bis 2030 voraussichtlich drastisch erhöhen (vgl. Darstellung 4). Alter 100 80 60 Männer Frauen 40 20 0 Anzahl 2.000 1.000 0 1.000 2.000 Männer Frauen Basisjahr 2012 Darstellung 4: Bevölkerungspyramide, Prognose bis 2030 für den Kreis Höxter.19 Quelle: www.wegweiser-kommune.de 10
Geflüchtete Kreis Höxter Ausländer lfd. Asyl- Duldun- gesamt Stand: Gesamt verfahren gen 01.01.2012 4.750 171 115 286 Anhand der Wanderungsstatistik von IT.NRW20, die die Zu- und Abwanderung 01.01.2013 4.807 213 125 338 ins und vom Ausland darstellt, können An- nahmen über die Entwicklung der Außen- 01.01.2014 5.124 320 140 460 zuwanderung im Kreis Höxter getroffen werden. Während der Wanderungssaldo 01.01.2015 5.755 559 175 734 im Jahr 1980 noch bei 432 Personen lag, erhöhte er sich 1990 um fast das Vierfa- 01.07.2015 5.944 775 210 985 che und erreichte im Jahr 2005 seinen Tiefpunkt einer negativen Wanderung von 01.07.2015 6.062 858 245 1.103 85 Personen. 01.10.2015 6.635 1.402 264 1.666 Seit 2010 steigt der Wanderungssaldo wieder leicht an und erreichte im Jahr 01.12.2015 7.441 2.155 283 2.438 2016 seinen Höhepunkt mit rund 2.600 Personen. 01.01.2016 7.818 2.486 285 2.771 Es ist anzunehmen, dass es sich bei die- 01.02.2016 8.015 2.643 294 2.937 sem enormen Anstieg hauptsächlich um Fluchtzuwanderung handelt. Bestätigt 01.03.2016 8.056 2.672 291 2.963 wird diese Annahme durch die konkrete Zuwanderung von Geflüchteten, die aus 01.04.2016 8.112 2.658 279 2.937 humanitären Notlagen heraus verstärkt in den Jahren 2015/2016 in den Kreis Höxter 01.06.2016 8.078 2.507 327 2.834 gekommen sind (vgl. Darstellung 5). 01.07.2016 8.067 2.463 319 2.782 01.08.2016 8.055 2.355 347 2.702 01.09.2016 8.138 2.397 358 2.755 01.10.2016 8.159 2.390 341 2.731 01.11.2016 8.186 2.383 333 2.716 01.12.2016 8.125 2.250 305 2.555 01.01.2017 8.106 2.059 318 2.377 01.02.2017 7.999 1.781 305 2.086 01.03.2017 7.822 1.530 396 1.926 01.04.2017 7.943 1.358 394 1.752 Darstellung 5: Geflüchtete und Ausländer im Kreis Höxter.21 11
Profil der nichtdeutschen Bevölkerung im Kreis Höxter Der Anteil der im Kreis Höxter lebenden Bevölkerung mit Zuwanderungsgeschichte lag 2015 insge- samt bei 18 und für Nichtdeutsche insgesamt bei 5,7 Prozent.22 Bezogen auf die männliche Bevölke- rung beträgt der Anteil an Personen mit Zuwanderungsgeschichte rund 18 Prozent. Betrachtet man nur die weibliche Bevölkerung, so beträgt der Anteil ebenfalls 18 Prozent. Zur männlichen Bevöl- kerung zählen 6,7 Prozent Nichtdeutsche. Bei der weiblichen Bevölkerung fällt dieser Anteil mit 4,7 Prozent etwas geringer aus. Die größte Altersgruppe der im Kreis lebenden Nichtdeutschen bilden die 20- bis 25-Jährigen mit 11,8 Prozent, gefolgt von der Altersgruppe der unter 3-Jährigen mit 9,4 und der 18- bis 20-Jährigen mit 9,1 Prozent (vgl. Darstellung 6). Es wird deutlich, dass es sich um eine allgemein eher junge Bevölkerungsgruppe handelt. Darstellung 6: Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung*) im Kreis Höxter 2015 nach Altersgruppen insgesamt. Darstellung 7: Top 10 der nichtdeutschen Bevölkerung im Kreis Höxter nach Herkunftsländern. 12
Dem Integrationsprofil für den Kreis Höxter ist zu entnehmen, dass ein hoher Anteil der nichtdeut- schen Bevölkerung im Kreis Höxter (64,8%) 2015 ein langfristiges Aufenthaltsrecht besaß. 14,2 Prozent hatten eine befristete Aufenthaltserlaubnis, 3 Prozent eine Duldung und 8,4 Prozent waren Asylsuchende, bzw. verfügten über eine Aufenthaltsgestattung. Die Einbürgerungsquote im Kreis war 2015 mit insgesamt 3,19 Prozent im Vergleich zum Land NRW (1,88%) besonders hoch. Der Anteil der männlichen Personen war nur geringfügig höher als der der weiblichen eingebürgerten Personen. Die Zuwanderung trägt dazu bei, den Bevölkerungsrückgang insgesamt abzumildern. Zwar können das Geburtendefizit und die hohe Sterberate nicht vollständig durch die Wanderungsbewegungen ausgeglichen werden, dennoch kann der Bevölkerungsrückgang abgemildert werden.23 Auch wenn der ländliche Raum insgesamt weniger von Zuwanderung profitiert als städtische Regionen, wirkt sich Zuwanderung dennoch positiv auf die Bevölkerungsentwicklung im Kreis Höxter aus. Neben dem Einfluss auf die Anzahl der Bevölkerung insgesamt besteht in der Zuwanderung auch eine Chance für die Zusammensetzung der Bevölkerung, denn ein Großteil der Zuwanderer ist deut- lich jünger als die durchschnittliche Mehrheitsbevölkerung (vgl. Darstellung 8). 60 - 65 Jahre 50 - 59 Jahre 1,33 % 2,65 % > 65 Jahre Stand: 01.04.2017 0 - 13 Jahre 0,44 % 15,54 % 40 - 49 Jahre 11,05 % 14 - 17 Jahre 4,49 % 18 - 19 Jahre 1,99 % 30 - 39 Jahre 28,50 % 20 - 29 Jahre 34,02 % Darstellung 8: Altersstruktur der Geflüchteten.24 Der Großteil der zugewanderten Geflüchteten ist zwischen 20 und 39 Jahre alt. Das kann folglich ei- nen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der Fertilitäts- und Mortalitätsrate haben. Der Rückgang der potenziellen Elternjahrgänge und damit der Geburten wird abgemildert und damit auch der Trend zu einer älter werdenden und rückgängigen Bevölkerung. Damit der Kreis Höxter als ländlicher Raum von Zuwanderung profitiert, besteht die Herausforde- rung für die Gemeinden, die Attraktivität der Region zu fördern und Angebote zu schaffen. Es müs- sen entsprechende Perspektiven und Anreize geschaffen werden, um einer möglichen Binnenwan- derung in andere Regionen entgegenzuwirken. Um der Binnenabwanderung vorzubeugen, müssen Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Geflüchtete an den Kreis Höxter gebunden werden. Dies kann am ehesten durch die erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt erreicht werden, da ein sicherer Arbeitsplatz ein Argument dafür ist, um in der Region zu bleiben. Auf die Arbeitsmarktsitua- tion im Kreis Höxter wird im Folgenden detaillierter eingegangen. 13
3.3 Arbeitsmarktsituation im Kreis Höxter Der Kreis Höxter ist durch kleine und mittel- tuation e. V. im Jahr 2012. Die Wirtschaftsiniti- ständische Unternehmen sowie einen hohen ative unterstützt Unternehmen im Kreis Höxter Anteil an Dienstleistungsgewerbe, produzieren- bei der Akquirierung, Bindung und Qualifizie- der Industrie, Tourismus, Handwerk, Landwirt- rung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hier schafts- und Forstbetriebe geprägt. Der Kreis geraten auch zunehmend Menschen mit Ein- zählt zu den ländlichen Kommunen, die durch wanderungsgeschichte und Geflüchtete in den den demografischen Wandel und den bereits Fokus. erkennbaren Fachkräftemangel betroffen sind. Zuwanderung und Integration sind damit wich- Der Potenzialbericht der Schader-Stiftung zu den tige Zukunftsthemen auch im Kreis Höxter. Die Integrationspotenzialen ländlicher Regionen im entsprechende Nutzung von Potenzialen durch Strukturwandel27 sowie das Integrationsprofil des Zuwanderung hat Folgen für den Wohn- und Kreises Höxter vom Ministerium für Integration Wirtschaftsstandort Kreis Höxter. Eine strate- und Soziales28 weisen allgemein positive Ent- gisch ausgerichtete Integrationspolitik im Sinne wicklungsmöglichkeiten für die gesellschaftliche des Kurses der Bundesregierung (Förderung Integration durch Arbeit auf. der Integration von Menschen mit Einwande- rungsgeschichte durch Bildungsangebote wie Integrations- und Orientierungskurse, Ausbil- dungsduldung etc.25) wird daher auf kommuna- ler Ebene angestrebt. Die Wirtschaft im Kreis Höxter verfolgt ebenso eine strategische Integrationspolitik zur Gewin- © ikonoklast_hh@fotolia.com (Fotolia) nung von Potenzialen durch Zuwanderung so- wie eine effektive Vernetzung und Kooperatio- nen der arbeitsmarktrelevanten Akteure.26 Ein wichtiger Schritt hierbei war auch die Gründung der Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter zur Ver- besserung der Ausbildungs- und Fachkräftesi- Kreis Höxter Nordrhein-Westfalen 25 % 22,9 20 % 17,1 15 % 10 % 8,8 9,2 8,4 7,3 5,6 6,0 5,2 5,2 5% 0% Insgesamt männlich weiblich Deutsche Nichtdeutsche Quelle: http://www.integrationsmonitoring.nrw.de/integrationsberichterstattung_nrw/Integration_kommunal/Integrationsprofile/index.php – Kommunales Integrationsprofil Kreis Höxter, Ausgabe 2016, ehemaliges MAIS NRW, jetzt MKFFI NRW Darstellung 9: Arbeitslosenquoten im Kreis Höxter 2015 nach Geschlecht bzw. Staatsangehörigkeit der Arbeitslosen. 14
Die Aussage des Potenzialberichts deckt sich u. a. mit den Daten der Agentur für Arbeit, die zei- gen, dass für den Kreis Höxter eine unterdurchschnittliche SGB II-Quote (Arbeitslosengeld II-Quo- te) sowie Arbeitslosenquote für Zugewanderte im Vergleich zum NRW Durchschnitt29 vorliegt (vgl. Darstellung 9 und 10). Kreis Höxter Nordrhein-Westfalen 25 % 21,5 20 % 15 % 9,4 10,1 10,0 10 % 9,8 7,8 5,0 5,4 5% 4,6 4,6 0% Insgesamt männlich weiblich Deutsche Nichtdeutsche Quelle: http://www.integrationsmonitoring.nrw.de/integrationsberichterstattung_nrw/Integration_kommunal/Integrationsprofile/index.php – Kommunales Integrationsprofil Kreis Höxter, Ausgabe 2016, ehemaliges MAIS NRW, jetzt MKFFI NRW Darstellung 10: Anteil der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach SGB II. Augenscheinlich sind Menschen mit Einwanderungsgeschichte häufig als Unternehmer*innen zum Beispiel im Gastronomiegewerbe, Einzelhandel und Handwerksbereich tätig. Die Betrachtung der Selbständigkeit sollte also beim Thema Arbeitsmarktintegration berücksichtigt werden. Viele Men- schen mit Einwanderungsgeschichte bringen Fähigkeiten sowie Erfahrungen aus der selbständigen Tätigkeit in ihrem Heimatland mit.30 Festzuhalten ist aber auch, dass Migration oft mit einer beruflichen „Dequalifizierung“ verbunden ist, da die Schul- und Berufsabschlüsse aus dem jeweiligen Herkunftsland in einem „bürokratischen Verfahren“ anerkannt werden müssen. Teilweise werden Qualifikationen und Abschlüsse gar nicht anerkannt oder nicht als gleichwertig zu entsprechenden deutschen bewertet. Zwar ist mit dem 2012 in Kraft getretenen Bundesgesetz zur Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen eine Initiative zur Vereinfachung gestartet worden, die aber in der praktischen Umsetzung noch Entwicklungspotenzial besitzt.31 Grundsätzlich sind viele Menschen mit Einwanderungsgeschichte bereit, sich in Deutschland zu qualifizieren, wobei dies für einige nur eine Weiterqualifizierung bedeutet, da sie schon eine gute Qualifikation aus dem Herkunftsland mitbringen.32 Diese Gruppe birgt ein enormes Potenzial für die lokalen Arbeitsmärkte. Auch soll weiter systematisch an regionalen Netzwerken im Kreis gearbeitet werden, um die Ressourcen zur Qualifizierung in ländlichen Gebieten optimal zu bündeln. Eine der Grundvoraussetzungen für eine gelungene Arbeitsmarktintegration besteht in einem er- folgreichen Bildungsabschluss. Entsprechend bedeutsam ist es für eine Region, ausreichende und hochwertige Bildungsangebote vorweisen zu können. Einen Überblick zur Bildungslandschaft im Kreis Höxter liefert der folgende Abschnitt. 15
3.4 Bildungslandschaft im Kreis Höxter Die Bildungslandschaft des Kreises Höxter ist Der Anteil der Kinder in Kindertageseinrichtun- sehr vielfältig. Neben den 96 Kindertagesein- gen mit vorrangig nichtdeutscher Sprache in der richtungen und 61 Schulen existieren weitere Familie im Kreis Höxter ist in den Jahren 2012 bis Lernorte wie das Biologie- und Gentechnikla- 2015 – mit leichten Schwankungen – um einen bor B!Lab in Beverungen, die praxisorientierten Prozentpunkt gestiegen (2012: 9 %; 2013: 8,1 %; zdi-Schülerlabore33 an der Hochschule Ostwest- 2014: 7,7 %; 2015: 10 %).37 falen-Lippe in Höxter sowie am Berufskolleg des Kreises Höxter das tec4you-lab34 am Schulort Die Zahl der allgemeinbildenden Schulen ist Brakel und die Walderlebnisschule Modexen. zurzeit rückläufig. Gab es im Kreis Höxter in den Im Primarschulbereich haben 18 der Grund- Schuljahren 2012/2013 und 2013/2014 noch schulen ein offenes Ganztagsangebot. 63 allgemeinbildende Schulen, so sind es im Schuljahr 2016/2017 nur noch 56 (vgl. Darstel- Ergänzt wird das Bildungsangebot im Kreis lung 11).38 Die Zahl wird noch etwas sinken, da durch kulturelle Angebote wie z. B. das Projekt weitere Schulen auslaufen werden. Kulturrucksack der Initiative Kulturelle Bildung, die von dem Verein Natur und Technik e. V. ver- anstalteten Forscherfeste und zahlreiche wei- tere Aktivitäten und Veranstaltungen im außer- schulischen Bereich. Die 96 Kindertageseinrichtungen verteilen sich über das gesamte Kreisgebiet. Im Jahr 2016 (Stichtag 01.03.) haben 3.116 Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren eine Kindertagesein- richtung besucht. In der Gruppe der Kinder un- ter 3 Jahren waren es 588. Bei der Gruppe der Kinder von 3 bis unter 6 Jahren hat die Gesamt- zahl der untergebrachten Kinder seit 2012 um 262 Kinder abgenommen (2012: 3378), und die Gruppe der Kinder unter 3 Jahren ist um 189 gestiegen (2012: 399).35 Der Anteil der Kinder mit Einwanderungsge- schichte in Kindertageseinrichtungen im Kreis © contrastwerkstatt@fotolia.com Höxter ist in den Jahren 2012 bis 2015 zurück- gegangen, sowohl bei der Gruppe der Kinder unter 3 Jahren (2012: 20, 2 %; 2015: 16,4 %) als auch bei der Gruppe der Kinder von 3 bis unter 6 Jahren (2012: 16,3 %; 2015: 11,9 %).36 Schulen Schüler/innen Hauptamtliche/hauptberufliche Schuljahr Klassen allgemeinbildend allgemeinbildend Lehrkräfte (allgemeinbildend) 2016 / 2017 56 677 17238 1423 2015 / 2016 60 684 17728 1415 2014 / 2015 62 712 18387 1417 63 743 19035 1433 2013 / 2014 63 771 20259 1466 2012 / 2013 Darstellung 11: Statistik der allgemeinbildenden Schulen, Anzahl. 16
Im selben Zeitraum ist auch die Zahl der Schüler*innen um 3.021 gesunken, wobei die Anzahl auslän- discher Schüler*innen39 um 186 von 463 auf 649 gestiegen ist. Der größte Zuwachs mit 256 Schüler*in- nen ist hier vom Schuljahr 2015/2016 zum Schuljahr 2016/2017 zu verzeichnen, nachdem die Anzahl ausländischer Schüler*innen im Schuljahr 2015/2016 auf 393 gefallen war (vgl. Darstellung 12).40 Schüler/-innen (allgemeinbildend) Schuljahr Insgesamt Deutsche Ausländer Anzahl Anzahl Anzahl männlich weiblich männlich weiblich Männlich Weiblich Gesamt Gesamt Gesamt 2016/2017 17238 8667 8571 16589 8305 8284 649 362 287 2015/2016 17728 8920 8808 17335 8719 8616 393 201 192 2014/2015 18387 9274 9113 18000 9073 8927 387 201 186 2013/2014 19035 9608 9427 18585 9394 9191 450 214 236 2012/013 20259 10208 10051 19796 9978 9818 463 230 233 Darstellung 12: Statistik der allgemeinbildenden Schulen, Nationalitäten und Geschlecht. An den fünf Berufskollegs des Kreises wurden im Schuljahr 2016/2017 insgesamt 4.132 Schüler*in- nen beschult, von denen 250 nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Die Gesamtzahl der Schüler*innen ist seit dem Schuljahr 2012/2013 dabei um 129 gesunken. Die Zahl der ausländi- schen Schüler*innen ist seit dem Schuljahr 2012/2013 um 127 gestiegen. Der größte Zuwachs mit 88 Schüler*innen ist hier vom Schuljahr 2015/2016 zum Schuljahr 2016/2017 zu verzeichnen (vgl. Darstellung 13).41 Schüler/-innen (Berufskollegs) Schuljahr Insgesamt Deutsche Ausländer Anzahl Anzahl Anzahl männlich weiblich männlich weiblich Männlich Weiblich Gesamt Gesamt Gesamt 2016/2017 4132 2258 1874 3882 2085 1797 250 173 77 2015/2016 4060 2163 1897 3898 2086 1812 162 77 85 2014/2015 4143 2248 1895 4043 2185 1858 100 63 37 2013/2014 4241 2321 1920 4117 2251 1866 124 70 54 2012/013 4261 2330 1931 4138 2269 1869 123 61 62 Darstellung 13: Berufskollegs: SuS nach Nationalität und Geschlecht.42 Obwohl die Schülerzahlen sowie die Zahl der Schulen im Kreis Höxter also leicht rückläufig sind, ermöglicht die Bildungslandschaft weiter eine Fülle schulischer und beruflicher Ausbildungen. Hand- lungsbedarf besteht im Bereich der intensiven und zielorientierten Förderung junger Menschen mit Einwanderungsgeschichte, die mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Bildungsbiographien als so genannte Seiteneinsteiger in das deutsche Schulsystem gekommen sind und eventuell noch kommen werden (vgl. Handlungsfeld Bildung und Erziehung). 17
3.5 Kulturelle und soziale Einrichtun- gen im Kreis Höxter Der Kreis Höxter bietet eine große Auswahl an attraktiven Freizeitmöglichkeiten für Jung und Alt. Weitläufige Wälder und Felder, Flussauen und Seen sowie eine Mittelgebirgslandschaft prägen die Region. Gärten und Parks, Schlös- ser und Klöster und insbesondere das ehema- lige Benediktinerkloster und heutige UNESCO- Welterbe Corvey laden zu einem Besuch ein. Kulturelle Einrichtungen wie Kinos, Stadthallen, Freilichtbühnen, Theater und Museen sind im Kreis beheimatet und stellen abwechslungsrei- wanderungsgeschichte gute Möglichkeiten einer che Programme auf. gesellschaftlichen Partizipation, andererseits entstehen neue Wege für Kooperationen mit Vereinswesen Schulen und anderen Akteuren der Flüchtlings- Das Vereinsleben im Kreis Höxter stellt sich als arbeit, wodurch die Potenziale der Integration sehr vielfältig dar. Zahlreiche Sport-, Musik-, durch Sport stärker genutzt werden können. Schützen-, Heimat- und Kulturvereine sowie Kreisverbände (Freiwillige Feuerwehr, DRK, Flüchtlingsinitiativen und -vereine Malteser, THW, etc.) bieten regelmäßige Veran- Durch die wachsende Zahl von Geflüchteten staltungen an. Der Anteil an Menschen mit Ein- entstanden in den Kommunen des Kreises in wanderungsgeschichte in den Traditionsverei- den letzten Jahren neue, gut strukturierte Ver- nen und -verbänden im Kreis ist aber, gemessen eine und Initiativen, deren Ehrenamtliche auf am Bevölkerungsanteil, eher niedrig. Mit Blick dem Gebiet der Flüchtlingshilfe hervorragen- auf die Integrationsarbeit zeigt sich hier entspre- de Arbeit leisten. In diesem Zusammenhang chend noch Potenzial. In Kooperation mit oben sind der „Asylkreis“ Bad Driburg, „Grenzenlos genannten Vereinen könnten Veranstaltungen e. V.“ Beverungen, die „Ökumenische Flücht- speziell für die Zielgruppe der Menschen mit lingshilfe“ Brakel, der Verein „Welcome e. V.“ in Einwanderungsgeschichte initiiert werden, um Höxter, das Netzwerk Flüchtlingshilfe Nieheim, individuelle Tätigkeiten und Aufgaben vorzu- „Steinheim International“ oder „Fremde werden stellen und ggfs. neue engagierte Mitglieder zu Freunde e. V.“ in Warburg zu nennen. Im Geo- gewinnen. Der jährliche Aktionstag Ehrenamt datenportal des Kreises Höxter steht die Integ- bietet bereits eine Plattform zum gegenseitigen rationskarte des Kreises Höxter zur Verfügung, Kennenlernen, Austausch und Netzwerkaufbau. in der weitere Flüchtlingsinitiativen aufgezeigt Die Einbindung in die Vereinsarbeit fördert die werden. Integration sowie die Teilhabe am gesellschaft- lichen Leben. Ehrenamtler leisten unentbehrliche Beiträge zur Integration von Geflüchteten und Menschen Sportvereine in der Flüchtlingshilfe mit Einwanderungsgeschichte, da sie den Men- Eine besondere Bedeutung bei der Integration schen vor Ort Unterstützung anbieten und Be- von Menschen mit Einwanderungsgeschichte gegnungsräume schaffen. Die Flüchtlingsiniti- kommt dem Sport zu. Viele Sportvereine haben ativen und Vereine werden vom Kommunalen sich in den letzten Jahren für die Geflüchteten Integrationszentrum unterstützt und sind zudem geöffnet und leisten einen großen Beitrag bei wichtige Partner des KIs bei der Entwicklung der Integration. Gefördert werden integrative und Umsetzung von Maßnahmen zur Integra- Maßnahmen in den Stützpunktvereinen durch tion. das Bundesprogramm „Integration durch Sport“, durch das den ehrenamtlich Engagierten ent- Migrantenselbstorganisationen sprechende Fortbildungen ermöglicht werden.43 Einige der Menschen mit Einwanderungsge- Koordinierend arbeitet in diesem Zusammen- schichte sind bereits in Migrantenselbstorga- hang der Kreissportbund Kreis Höxter. nisationen (MSO) im Kreis Höxter organisiert. Migrantenselbstorganisationen verstehen sich Das Engagement der Sportvereine eröffnet ei- als Vertreter ihrer Landsleute und engagieren nerseits Geflüchteten und Menschen mit Ein- sich, neben der Bildungs-, Kooperations-, Kul- 18
tur- und Netzwerkarbeit, auf dem Gebiet der Frühförderung für Familien mit behinderten und Integration. Sie schaffen Begegnungs- und entwicklungsverzögerten Kleinkindern sowie Kommunikationsorte, um durch gemeinsame den sozialpsychiatrischen Dienst zur Verfügung. Aktivitäten von Einheimischen und Menschen mit Einwanderungsgeschichte sowie Geflüch- Die Diakonie Paderborn-Höxter bietet im teten den Abbau sozialer Hemmschwellen zu Kreis neben der Flüchtlingsberatung auch ermöglichen und das interkulturelle Zusammen- Rückkehrberatung für Geflüchtete an. Zusätz- leben und die Verständigung von Menschen un- lich übernimmt sie Familien- und Schwange- terschiedlicher Kulturen zu fördern. renbegleitung sowie gesetzliche Betreuungen. Auch die Diakonie hat ein großes Hilfsangebot, Dem Kommunalen Integrationszentrum sind wie Familien- und Lebensberatung, Schuldner-, über 15 Migrantenselbstorganisationen im Insolvenz-, Sucht- und Drogenberatung sowie Kreis Höxter namentlich bekannt. Dazu gehö- psychosoziale Krebsberatung. Des Weiteren ren z. B. Türkisch-Islamische Kulturvereine, der hat sie eine Schulmaterialienkammer und einen von Spätaussiedlern gegründete Verein „Brü- Mittagstisch, unterstützt Selbsthilfegruppen und cke-MOCT e. V.“ Brakel oder die türkischen bietet thematische Gesprächskreise in Koope- Sportvereine. Sie leisten besondere Arbeit für ration mit den regionalen Familienzentren sowie Menschen mit Einwanderungsgeschichte und ein Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslo- im Bereich der Integration für den Kreis Höxter. se an. Wohlfahrtsverbände 3.6 Weitere Organisationen und Die Wohlfahrtsverbände im Kreis Höxter sind Institutionen hinsichtlich ihrer Beratungs- und Unterstüt- zungsangebote schon seit Jahren aktiv und Die Organisation ESIF fördert die Entwick- sehr breit aufgestellt. Gerade auf dem Gebiet lung von Systemstrukturen zur Integration von der Integrationsarbeit entwickelten sie ihre Flüchtlingen im Kreis Höxter. In dem Projekt Angebote ständig weiter. Als Träger des Ju- werden Systemstrukturen entwickelt, um die gendmigrationsdienstes und der Migrationsbe- Arbeit aller in der Flüchtlingshilfe tätigen Per- ratungsstellen für Erwachsene erhalten sie in sonen im Kreis Höxter zu unterstützen und zu ihren Beratungen einen wertvollen Einblick in bündeln. Ziel ist die kreisweite Vernetzung aller die Lebenswelten von Menschen mit Einwan- ehrenamtlich Tätigen mit Vereinen, Verbänden, derungsgeschichte und Geflüchteten. Der Aus- Organisationen, Kommunen und Unternehmen tausch über die ermittelten Bedürfnisse und vor- sowie mit der Agentur für Arbeit, dem Kommu- handenen Bedarfe zwischen dem Kommunalen nalen Integrationszentrum und dem Jobcenter Integrationszentrum und den Wohlfahrtsverbän- des Kreises Höxter. den ist somit unerlässlich. Mit dem im Februar 2016 gegründeten Integra- Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt tionpoint (IP) existiert eine zentrale Anlaufstel- Höxter e. V. bietet neben der Frauen-, Kur- und le für die Beratung sowie Vermittlung von Ge- Schwangerschaftsberatung auch regionale flüchteten in den Arbeitsmarkt aus einer Hand. Flüchtlingsberatung für Erwachsene sowie in Fachkräfte von Agentur für Arbeit und Jobcenter Kooperation mit dem AWO-Kreisverband Pader- arbeiten hier zusammen, um über berufliche born Migrationsberatung für Jugendliche bis 27 Förderung, Qualifizierung, Anerkennung von Jahre an. Ebenso existieren Unterstützungsan- ausländischen Berufsabschlüssen usw. zu be- gebote für Familien (Frühe Hilfen, Mini-Club), raten sowie entsprechende Maßnahmen einzu- Betreuungs- und Pflegeangebote für Senioren leiten. und Jugendhilfeangebote. Vielen Schulen im Kreis steht die AWO als Kooperationspartner An der Integrationsarbeit vor Ort sind viele ver- zur Seite. schiedene Akteure beteiligt, was insgesamt schon ein breitgefächertes Angebot an Unter- Der Caritasverband für den Kreis Höxter stützungsleistungen, Beratungsangeboten und stellt neben der Migrationsberatung für erwach- Vernetzungsmöglichkeiten bietet. Die Heraus- sene Zuwanderer über 27 Jahre auch eine Er- forderung besteht nun darin, diese Strukturen ziehungsberatung, Ehe-, Familien- und Lebens- zu etablieren sowie weiter auszubauen. Hierbei beratung, Schwangerschaftskonfliktberatung, unterstützt das KI koordinierend und vernet- Sucht- und Drogenberatung, die pädagogische zend. 19
4. Das Kommunale Integrations- zentrum (KI) im Kreis Höxter Am 8. Februar 2012 wurde das Teilhabe- und Landes Nordrhein Westfalen (MKFFI) und das Integrationsgesetz im nordrhein-westfälischen Ministerium für Schule und Bildung des Landes Landtag beschlossen. Mit dem Gesetz wird eine Nordrhein Westfalen (MSB). vorausschauende, aktivierende und unterstüt- zende Integrationspolitik für alle ermöglicht.44 Die kommunalen Integrationszentren wurden 2013 mit jeweils 5,5 Stellen ausgestattet. Zwei Ziel des Teilhabe- und Integrationsgesetzes ist dieser 5,5 Stellen wurden als volle Lehrerstel- es, Menschen mit Einwanderungsgeschich- len durch das Schulministerium zur Verfügung te unabhängig von ihrer sozialen Lage, ihrer gestellt. Zwei weitere Stellen werden für sozial- Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen pädagogisches Personal und eine Stelle für Identität, ihrer Religion oder Weltanschauung Verwaltungsfachpersonal mit je 50.000.00 € so- insbesondere bei ihrer Bildung, Ausbildung wie eine halbe Stelle für eine Verwaltungskraft und Beschäftigung zu unterstützen und zu be- in Höhe von 20.000.00 € vom MAIS gefördert. gleiten. Im Kern geht es um die Stärkung der Integrationsarbeit vor Ort, in den Kommunen. Im Jahre 2016 wurde das KI erweitert: Das MAIS Heute verfügen 53 der 54 Kreise und kreisfreien hat das Förderprogramm KOMM-AN NRW auf- Städte in NRW über ein Kommunales Integra- gelegt, das Kommunen in der Integrationsarbeit tionszentrum. Die Schwerpunkte liegen in den und auf dem Gebiet des bürgerschaftlichen En- Bereichen Bildung und Integration als Quer- gagements und bei den Herausforderungen, die schnittsaufgabe.45 Die Arbeit der Kommunalen sich aus Zuwanderung und Flucht ergeben, bis Integrationszentren wird unterstützt durch die zum 31. Dezember 2017 unterstützt.47 Landesweite Koordinierungsstelle bei der Be- zirksregierung Arnsberg mit Sitz in Dortmund.46 Unter dem Motto „Integration im Kreis Höxter gemeinsam leben und gestalten“ wurde das Integrationszentrum (KI) im Kreis Höxter am 01.09.2013 eingerichtet. Als Anlaufstelle zur kreisweiten Vernetzung informiert, koordi- Ab 2017 erhalten alle KI zusätzliche Stellen. niert und unterstützt das kommunale Integra- Kreisfreie Städte bekommen zusätzlich je eine tionszentrum Kreis Höxter die Einrichtungen, abgeordnete Lehrkraft und Zuwendungen für Initiativen und Akteure, die sich im Kreis Höxter zwei weitere Personalstellen. Kommunale Inte- auf vielfältige Weise für die Integrationsarbeit grationszentren in Kreisen erhalten Stellen für engagieren. Ziel der Arbeit ist es, die Bildung, 1,5 abgeordnete Lehrkräfte zusätzlich und Zu- Ausbildung und gesellschaftliche Teilhabe von wendungen für drei weitere Personalstellen aus Menschen mit Einwanderungsgeschichte und dem MAIS. Geflüchteten im Kreis Höxter zu verbessern. Ein Problem, das sich in Folge der gestiegenen Als Bestandteil der Abteilung „Bildung und Inte- Neuzuwanderung landesweit vermehrt zeigt, ist gration“ im Fachbereich 50 arbeitet das KI eng das der Sprachbarrieren beim Zugang zu Behör- mit den Bildungseinrichtungen des Kreises zu- den, Kitas, Schulen oder Krankenhäusern. Da- sammen und ist Teil eines landesweiten und flä- her werden allen Kommunalen Integrationszen- chendeckenden Netzwerkes in Nordrhein-West- tren ab 2017 bis zu 50.000 Euro Sachkosten für falen. Dolmetscherdienste bereitgestellt.48 Gefördert wurde das KI bis Mai 2017 von dem Ministerium für Arbeit, Integration und Sozia- les (MAIS) sowie dem Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) des Landes Nord- rhein-Westfalen. Ende Juni 2017 hat eine Umbe- nennung der Ministerien in NRW stattgefunden. Das KI wird gefördert durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des 20
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