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              Integrationskonzept
              für den Kreis Höxter

www.integration.kreis-hoexter.de
„...gemeinsam leben und gestalten!“
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Kommunales
                                                                                                                     Integrations
                                                                                                                     Kreis Höxter
                                                                                                        Kommunales
                                                                                                        Intergrationzentrum
                                                                                                        Kreis Höxter
                                                                                                        Moltkestraße 12
                                                                                                        37671 Höxter
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                                                                                                        Telefon 05271 / 965-3610
                                                                                                        ki@kreis-hoexter.de
                                                                                                        integration.kreis-hoexter.de

                                                                                             Kommunales
                                                                                             Integrationszentrum
                           Seite 3       Vorwort
                                                                                             Kreis Höxter
                           Seite 4       1. Einleitung

                           Seite 5       2.    Hinweise zur Begriffsverwendung
                           Seite 5       2.1   Migrationshintergrund
                           Seite 6       2.2   Flüchtlinge
                           Seite 6       2.3   Integration
                           Seite 6       2.4   Dimensionen des Integrationsprozesses
                           Seite 8       2.5   Anerkennungs- und Willkommenskultur

                           Seite 9       3.    Der Kreis Höxter als Kulturraum und Sozialraum
                           Seite 9       3.1   Lage, Einwohner, Charakteristika
                           Seite 9-13    3.2   Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprofil
                           Seite 14-15   3.3   Arbeitsmarktsituation im Kreis Höxter
                           Seite 16-17   3.4   Bildungslandschaft im Kreis Höxter
                           Seite 18      3.5   Kulturelle und soziale Einrichtungen im Kreis Höxter
                           Seite 19      3.6   Weitere Organisationen und Institutionen

                           Seite 20-22 4. Das Kommunale Integrationszentrum (KI) im Kreis Höxter
                           Seite 22-23 4.1 Anpassung und Überarbeitung des Integrationskonzeptes
                           Seite 24-40 4.2 Überarbeitung des Integrationskonzeptes nach Handlungsfeldern im KI
                           			               Handlungsfeld „Interkommunales Kommunikations- und Steuerungskonzept“
                           			               Handlungsfeld „Arbeit und Wirtschaft“
                           			               Handlungsfeld „Bürgerschaftliches Engagement und politische Partizipation“
                           			               Handlungsfeld „Integration durch Kultur, Sport und Freizeit“
                           			               Handlungsfeld „Bildung und Erziehung“

                           Seite 40      5. Ausblick / Weiterarbeit
                           Seite 41      6. Anmerkungen
                           Seite 43      7. Literaturverzeichnis

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Vorwort
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Leserinnen und Leser,

die Integration ist ein wechselseitiger und leben-
diger Prozess, an dem Zugewanderte und Mehr-
heitsbevölkerung gemeinsam aktiv mitwirken.
Nach dem Motto „Gemeinsam leben und gestal-
ten“ ist Integration eine gemeinsame Aufgabe
von Politik und Bürgergesellschaft vor Ort.

Im Kreis Höxter leben rund 25.000 Menschen
mit Einwanderungsgeschichte. Seit 2015 haben
fast 3.000 Menschen aufgrund von Bürgerkrieg,
politischer Verfolgung oder wirtschaftlichen Not-
situationen eine sichere Zukunft im Kreis Höxter
gefunden. Durch sie ist unsere Gesellschaft
noch vielfältiger geworden, sodass mittlerweile
Menschen aus 128 verschiedenen Nationen
im Kreis Höxter leben. Ein Nutzen dieser Viel-
fältigkeit und ein Miteinander können aber nur
entstehen, wenn alle Menschen sich gleicher-
maßen heimisch fühlen, am gesellschaftlichen
Leben teilhaben können und Anerkennung für
ihre Leistungen erfahren.

Für all die engagierten Akteure, die sich in vie-
len Bereichen für eine bessere Integration im
Kreis Höxter einsetzen, ist entsprechend dem
Teilhabe- und Integrationsgesetz des Landes
Nordrhein-Westfalen, das Kommunale Integra-
tionszentrum (KI) für den Kreis Höxter als kreis-
weite Anlaufstelle eingerichtet worden.

Mit den beiden Schwerpunkten Integration             Zu unseren großen Stärken im Kreis Höxter
durch Bildung und Integration als Querschnitts-      gehören unsere traditionellen Tugenden wie
aufgabe soll das KI zur Förderung der Integra-       Verlässlichkeit, Loyalität und bürgerschaftliches
tion im Kreis Höxter die zahlreichen Initiativen     Engagement.
vernetzen und Aktivitäten fördern.
                                                     Lassen Sie uns diese Stärken für ein besseres
Unter breiter Beteiligung wurde das Integrati-       Miteinander nutzen.
onskonzept überarbeitet. Es ist bewusst von Of-
fenheit geprägt und lädt zur aktiven Mitwirkung
und Gestaltung des Integrationsprozesses ein.
Das Ihnen vorliegende Konzept ist keine unver-
änderliche Weichenstellung, sondern als dyna-
mischer Wegweiser zu verstehen, der stetig
weiterentwickelt und an entstehende Bedarfe
angepasst wird.                                      Friedhelm Spieker
                                                     Landrat

                                                                                                    3
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1. Einleitung
Die Gestaltung des Zusammenlebens aller im
Kreis Höxter lebenden Menschen und die Reali-
sierung eines hohen Maßes an gesellschaftlicher
und politischer Teilhabe - für Einheimische, für
Menschen mit Wurzeln in anderen Ländern und
für die Neuzugewanderten - ist eine Herausfor-
derung und zugleich eine Chance für die Zukunft
unseres Kreises.                                     Grundlagen des vorliegenden Integrationskon-
                                                     zeptes sind Ziele und Maßnahmen aus der In-
Gleichberechtigte Teilhabe bietet nicht nur jedem    tegrationskonferenz (01.02.2017) und den bei-
Einzelnen vielfältige Chancen und Entwicklungs-      den Bildungskonferenzen (Planungskonferenz,
möglichkeiten, sondern dient der Mehrheitsge-        13.03.2017, Zielkonferenz, 31.05.2017), die ge-
sellschaft dazu, die Potenziale aller zu nutzen.     meinsam mit Akteuren der Integrations- und Bil-
Deshalb richtet sich das Integrationskonzept an      dungsarbeit im Kreis Höxter erarbeitet worden
alle im Kreis Höxter lebenden Menschen und           sind. Entsprechend des Prozesscharakters der
zielt auf die gleichberechtigte Teilhabe in allen    Integrationsarbeit wird das Integrationskonzept
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ab.          kontinuierlich fortgeschrieben und in seinen
                                                     Zielen und praktischen Ansatzpunkten den sich
Die vorliegende Fortschreibung des Integrations-     verändernden Gegebenheiten angepasst.
konzeptes für den Kreis Höxter fußt auf dem
ersten Konzept, das vom Kreistag im Dezember         Um ein einheitliches Verständnis dafür zu schaf-
2013 verabschiedet wurde. Seitdem konnten            fen, welche Ziele mit der Integrationsarbeit im
viele der beschriebenen Maßnahmen auf den            Kommunalen Integrationszentrum verbunden
Weg gebracht werden. Zugleich haben sich seit        sind, ist es bedeutsam, zunächst herauszustel-
2015 die Rahmenbedingungen der Integrations-         len, wie die wesentlichen Begriffe definiert sind.
arbeit in Deutschland insgesamt – und damit          Hierauf wird im folgenden Kapitel dezidierter
auch im Kreis Höxter – verändert.                    eingegangen.

Eine Anpassung des Konzepts ist sinnvoll, weil
durch die Zuwanderung von Geflüchteten und
Bürger*innen aus osteuropäischen EU-Staaten
akute Herausforderungen entstanden sind. Die
Folgewirkungen werden auch in den nächsten
Jahren Anstrengungen erfordern. Während es
bis Anfang 2016 vorrangig darum ging, Geflüch-
tete unterzubringen und zu versorgen, steht
jetzt die langfristige Aufgabe der beruflichen
und sozialen Integration im Mittelpunkt.

Seit seinem Bestehen hat das Kommunale In-
tegrationszentrum des Kreises Höxter die Inte-
grationsarbeit an den konkreten Lebenslagen
der Menschen mit Einwanderungsgeschichte
angepasst. Aufgrund der hohen Zahl von Ge-
flüchteten, die in den Jahren 2015 und 2016 im
Kreis Höxter Schutz vor Krieg, Verfolgung und
anderen humanitären Krisen gesucht haben,
wurde es erforderlich, bestehende Angebote zu
                                                      © Dmitry Nikolaev.com (Fotolia)

erweitern und neue zu schaffen. Deshalb wurde
die „Flüchtlingsarbeit“ als neuer Baustein der In-
tegrationsarbeit hinzugefügt.

      4
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2. Hinweise für Begriffsverwendung
                                                     Das Kommunale Integrationszentrum Kreis Höx-
Das folgende Kapitel liefert Definitionen und        ter legt Wert darauf, dass in der Unterscheidung
Erklärungen zu der im Integrationskonzept ver-       in Menschen „mit“ und „ohne“ Migrationshin-
wendeten Terminologie.                               tergrund nicht die Ursache für unterschiedliche
                                                     Bildungsabschlüsse oder Erwerbsstrukturen
                                                     gesehen wird. Stärker als der Migrationshinter-
2.1 Migrationshintergrund                            grund prägen der eigene Bildungsstand, die so-
                                                     ziale Herkunft, die Erwerbstätigkeit, die Wohnsi-
Als Person mit Migrationshintergrund galt in         tuation und andere soziale Einflussfaktoren die
Nordrhein-Westfalen bis einschließlich 2010, wer     Lebenslage der Menschen.

    eine ausländische Staatsangehörigkeit 		         „Besonders klebrig haftet dieser Migrationshin-
    besitzt,                                         tergrund an jener Generation, die nie eingewan-
                                                     dert ist und von denen sich einige weigern, einen
    im Ausland geboren wurde und nach 1949           anderen Hintergrund zu haben, als den, in dem
    zugewandert ist,                                 sie geboren sind. Der Gast, der Geduldete, der
                                                     Ausländer, Eingebürgerte, der Eingewanderte,
    ein Elternteil hat, der nach 1949 zugewan-       der Deutsche mit Migrationshintergrund.“ 3
    dert ist oder eine ausländische Staatsan -
    gehörigkeit besitzt.                             Der noch weit verbreitete und von vielen (Neu-)
                                                     Zuwanderern als unangenehm empfundene
Seit 2011 wird in NRW die Definition des Migrati-    Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“
onshintergrundes in § 4 Abs. 1 des Teilhabe- und     wird vom Kommunalen Integrationszentrum
Integrationsgesetzes vom 14.02.2012 verwen-          durch die aktuelle Begrifflichkeit „Menschen mit
det. Diese Definition entspricht der Migrations-     Einwanderungsgeschichte“ ersetzt.
hintergrund-Erhebungsverordnung des Bundes
vom 29.09.2010. Danach sind Menschen mit             Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Begriffe
Migrationshintergrund                                häufig von der Realität überholt werden. Die
                                                     einst festgelegte Definition gilt heute, aufgrund
    Personen, die nicht Deutsche im Sinne des        der sich schnell und dynamisch wandelnden
    Artikel 116 Absatz 1 des Grundgesetzes           Gesellschaft, nicht mehr. Hinzu kommt, dass
    sind,                                            Begriffe wie Integration oder Migrant von den
                                                     Akteuren der Gesellschaft unterschiedlich de-
    außerhalb des heutigen Gebietes der Bun-         finiert und wahrgenommen werden. Dennoch
    desrepublik Deutschland Geborene und             kann ein Diskurs ohne Begrifflichkeiten nicht
    seit dem 1. Januar 1950 nach Deutschland         auskommen, vor allem nicht die wissenschaft-
    zugewanderte Personen,                           liche Arbeit.

    Personen, bei denen mindestens ein               Wichtig ist die Unterscheidung von Neuzuwan-
    Elternteil die Kriterien der Nummer 2            derern und Nachfahren von Migranten (Inlands-
    erfüllt.1                                        geborene). Hier sollte keine Vermischung oder
                                                     Verallgemeinerung stattfinden, da die Gruppen
Bei der Ermittlung des Migrationsstatus der          unterschiedliche Ansprüche und auch Bedürf-
Elternteile ist zu berücksichtigen, dass im Mikro-   nisse an ihr Lebensumfeld haben. Während In-
zensus regelmäßig nur Informationen von El-          landsgeborene mehr Partizipation und Teilhabe
ternteilen vorliegen, die mit ihren Kindern im       fordern (Anerkennungskultur), sind Neuzuwan-
Haushalt zusammen wohnen und wirtschaften.           derer mehr auf Unterstützung im Alltag ange-
In einem Abstand von vier Jahren (zuletzt 2013)      wiesen (Willkommenskultur).4
werden im Mikrozensus zusätzlich Zuwande-
rungsmerkmale der nicht im Haushalt lebenden
bzw. verstorbenen Eltern erhoben, mit der Fol-
ge, dass die ermittelte Zahl der Bevölkerung mit
Einwanderungsgeschichte in diesen Jahren ge-
genüber den Vergleichsjahren erhöht ist.2

                                                                                                    5
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2.2 Flüchtlinge

Der Flüchtlingsbegriff der europäischen Gesetzgebung basiert auf der Genfer Flüchtlingskonvention
von 1951 und dem ergänzenden New Yorker Protokoll von 1967. Als Flüchtlinge gelten demnach
Personen, die aufgrund der „begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Natio-
nalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeu-
gung“ nicht den Schutz des Staates in Anspruch nehmen, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen.
Den Flüchtlingsstatus kann aber auch jemand erhalten, der wegen eines Bürgerkriegszustands oder
einer Naturkatastrophe internationalen Schutz benötigt.5

Das Kommunale Integrationszentrum verwendet im Integrationskonzept anstatt „Flüchtling“ den Be-
griff „Geflüchteter“.

2.3 Integration

Integration orientiert sich als Querschnittsaufgabe an den Bedarfen der Menschen mit Einwande-
rungsgeschichte in ihren verschiedenen Lebenslagen sowie an den Prinzipien der Interkulturalität,
der Mehrsprachigkeit, des „Diversity Management“ und des Potenzialansatzes. Integration geschieht
vor Ort. Den Kommunen und Kreisen kommt daher bei der Integration eine entscheidende Bedeu-
tung zu. Die unterschiedlichen Akteure müssen vor Ort eng zusammenwirken, um das Zusammen-
leben in Vielfalt erfolgreich zu gestalten.6

Die Integration ist ein langfristiger Prozess. Ihr Ziel ist es, alle Menschen, die dauerhaft und recht-
mäßig in Deutschland leben, in die Gesellschaft einzubeziehen. Menschen mit Einwanderungsge-
schichte soll eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen
ermöglicht werden. Sie stehen dafür in der Pflicht, Deutsch zu lernen sowie die Verfassung und die
Gesetze zu kennen, zu respektieren und zu befolgen.7 Eine erfolgreiche Integration ist dann ein
Gewinn für beide Seiten. Das Kommunale Integrationszentrum Kreis Höxter versteht Integration zu-
gleich als stetigen Prozess, aber auch als Impuls zur Überprüfung und Veränderung des bestehen-
den Systems. Integration ist keine Einbahnstraße, sondern die Kunst des gemeinsamen Wandels
und beinhaltet eine neue Art des Denkens.

2.4 Dimensionen des Integrationsprozesses
Integration kann als gesamtgesellschaftliches Projekt betrachtet werden und als Prozess, bei dem
die Partizipation jedes Einzelnen möglich ist. Oberstes Ziel ist es, den Zusammenhalt aller gesell-
schaftlichen Gruppen zu erreichen und ein Wir-Gefühl zu schaffen, das unabhängig von ethnischen
Zugehörigkeiten entsteht.8

In Anlehnung an Heckmann vollzieht sich der gesellschaftliche Integrationsprozess in vier verschie-
denen Dimensionen, in denen Stand und Entwicklung der Integration gemessen und gesteuert wer-
den sollen:

      6
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Strukturelle Integration                                       Kulturelle Integration
      Mitgliedschaft in Kerninstitutionen wie                       konstruktive Auseinanderetzung mit vorherr-
      Bildungs-/Ausbildungssystem, soziales                         schenden Regeln, Ordnungen, Normen,
      Sicherungssystem, Wirtschaft, Arbeits- und                    Werten und Einstellungen
      Wohnungsmarkt, politische Gemeinschaft
                                                                    kommunikative Kompetenzen
      setzt Lern- und Sozialisationsprozesse                        und Spracherwerb
      voraus, um Partizipationsrollen ausfüllen
      zu können                                                     setzt Prozesse kognitiver, kultureller,
                                                                    verhaltens- und einstellungsbezogener
                                                                    Veränderung voraus

             Soziale Integration                                      Identifikative Integration
      Zugehörigkeit zu sozialen Netzwerken                          Entwicklung von Zugehörigkeitsgefühlen
                                                                    mit nationalen, ethnischen, regionalen und
      Freundschaften, interethnische Ehe-                           lokalen Kollektiven
      schließungen, Partnerwahlstruktur, soziales
      Umfeld und Vereinsmitgliedschaften                            setzt Identifizierungsbereitschaften voraus

      setzt Partizipationsprozesse im privaten
      Bereich voraus

Darstellung 1: Integrationsdimensionen in Anlehnung an Heckmann.9

Strukturelle Integration
Integration beinhaltet zunächst den Erwerb eines Mitgliedsstatus in den Kerninstitutionen der Auf-
nahmegesellschaft: Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Bildungs- und Qualifikationssysteme, Wohnungs-
markt und politische Gemeinschaft. Strukturelle Integration ist der Erwerb von Rechten und der
gleichberechtigte Zugang zu Positionen in den Kerninstitutionen der aufnehmenden Gesellschaft.
Die Aufgabe der Kommune besteht darin, die Offenheit der gesellschaftlichen Kerninstitutionen auch
für die Menschen mit Einwanderungsgeschichte sicherzustellen.

Kulturelle Integration
In einigen Lebensbereichen setzt der Erwerb eines Mitgliedsstatus auch einen Lern- und Sozialisa-
tionsprozess seitens der Migrierenden voraus, um eine Mitglieds- und Partizipationsrolle überhaupt
ausfüllen zu können. Integration beinhaltet deshalb auch Prozesse kognitiver, kultureller, verhaltens-
und einstellungsbezogener Veränderungen, die sog. kulturelle Integration. Zentral hierbei ist das
Erlernen der deutschen Sprache, um eine gemeinsame Verständigung zu ermöglichen.

Soziale Integration
Die soziale Integration beschreibt den Erwerb gesellschaftlicher Mitgliedschaft der Bevölkerung mit
Einwanderungsgeschichte in der Aufnahmegesellschaft, wie zum Beispiel Gruppen- und Vereinsmit-
gliedschaften, Freundeskreis etc.

Identifikatorische Integration
Die identifikatorische Integration spiegelt die subjektive Seite der Integration wider. Sie zeigt sich
in neuen persönlichen Zugehörigkeits- und Identifizierungsgefühlen der Menschen mit Einwande-
rungsgeschichte zur Aufnahmegesellschaft bzw. zur Stadt und Gesellschaft, in der sie leben.

Die Dimensionen der Integration hängen in der Regel eng zusammen. Menschen mit Einwande-
rungsgeschichte, die in struktureller Hinsicht (Bildungsniveau, Arbeitsmarkt) gut positioniert sind,
sind im Allgemeinen auch in sozialer und kultureller Hinsicht besser integriert.

                                                                                                                  7
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2.5 Anerkennungs- und Willkommmenskultur

Anerkennungs- und Willkommenskultur sind Ausdruck einer Wertschätzung der kulturellen Vielfalt in
Deutschland. Hochqualifizierte Neuzuwanderer sind vor allem dann an einem langfristigen Aufent-
halt in Deutschland interessiert, wenn sie hier auf eine ausgeprägte Anerkennungskultur und eine
insgesamt offene Gesellschaft treffen. Die Willkommens- und Anerkennungskultur kann als Grund-
stein der Integration beschrieben werden. Aber was genau meint Willkommenskultur und was meint
Anerkennungskultur?

In Anlehnung an die entsprechende Definition des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge meint
Willkommenskultur: „Neu-Zuwandernde anhand attraktiver Rahmenbedingungen ‚Willkommen‘ hei-
ßen und anerkennend in die Gesellschaft aufnehmen. Willkommenskultur richtet sich an alle legalen
Neu-Zuwandernden.“10
Demgegenüber meint Anerkennungskultur „die Anerkennung aller in Deutschland lebenden Men-
schen mit Migrationshintergrund durch die Aufnahmegesellschaft, wobei die Wertschätzung der Po-
tenziale im Mittelpunkt steht.“11

Drei Phasen der Anerkennungs- und Willkommenskultur
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ordnet die Begriffe Anerkennungskultur und Willkom-
menskultur in einem Modell verschiedenen Phasen des Zuwanderungsprozesses zu. Zuwanderung
besteht nach diesem Schema im Wesentlichen aus drei Phasen: „Vorintegration“, „Erstorientierung in
Deutschland“ und „Etablierung in Deutschland“. Die rechtlichen Bedingungen rahmen den Gesamt-
prozess der Zuwanderung ein.12

    Phase der Zuwanderungs-                     Phase der Erstorientierung                    Phase der langfristigen
  entscheidung / „Vorintegration“                    in Deutschland                         Etablierung in Deutschland

                   „Willkommenskultur“                                                   „Anerkennungskultur“

                                             Wertschätzung kultureller Vielfalt
Darstellung 2: Anerkennungs- und Willkommenskultur in verschiedenen Phasen des Zuwanderungsprozesses.13

Den ersten beiden Phasen der Zuwanderung, Vorintegration und Erstorientierung, wird der Begriff
Willkommenskultur zugrunde gelegt. Hier findet laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
(BAMF) das eigentliche Willkommenheißen statt und hier können und sollen Angebote der Vorinte-
gration dafür sorgen, dass Zugewanderte zielgruppengerecht auf das Leben in Deutschland vorbe-
reitet werden, wie zum Beispiel durch Zugang zu passgenauen Integrationsangeboten, mehrspra-
chigen Informationen für Neuzuwanderer sowie Hilfe bei der Etablierung am Arbeitsmarkt.

Die dritte Phase, in der die langfristige Etablierung in Deutschland erfolgt, lässt sich mit dem Begriff
Anerkennungskultur beschreiben. Die Aufnahmegesellschaft erkennt die Kompetenzen der bereits
länger in Deutschland lebenden Personen mit Einwanderungsgeschichte an, zum Beispiel in den
Bereichen Sprache, Kultur oder berufliche Qualifikationen. Der Begriff Anerkennungskultur rückt im
Sinne einer nachholenden Willkommenskultur die anerkennende Wertschätzung der Menschen mit
Einwanderungsgeschichte durch die Aufnahmegesellschaft in den Fokus.

Bevor nun die Ziele und Maßnahmen in den verschiedenen Handlungsfeldern der Integrationsarbeit,
die unter anderem auch den Rahmen für die vorgestellte Anerkennungs- und Willkommenskultur
schaffen sollen, vorgestellt werden, erfolgt zunächst eine kurze Beschreibung des Kreises Höxter.
Ziele und Maßnahmen in der Integrationsarbeit können nicht losgelöst von den jeweiligen sozial-
räumlichen Gegebenheiten betrachtet werden können.

       8
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3. Der Kreis Höxter als Kulturraum und Sozialraum

Im folgenden Abschnitt werden die wesentlichen                     negativen Bevölkerungstrend betroffen, wor-
Charakteristika des Kreises Höxter vorgestellt.                    auf im Folgenden, gerade auch vor dem Hin-
Dabei werden insbesondere integrationsrele-                        tergrund der damit verbundenen Chancen von
vante Merkmale berücksichtigt. Darunter fallen                     Migration, etwas dezidierter eingegangen wer-
unter anderem die Lage, die Bevölkerung, der                       den soll.
Arbeitsmarkt, die Bildungslandschaft sowie das
kulturelle und soziale Leben.                                      3.2 Bevölkerungsentwicklung und Be-
                                                                   völkerungsprofil
3.1 Lage, Einwohner, Charakteristika
                                                                   Im nachfolgenden Abschnitt wird die Bevölke-
Das Kulturland Kreis Höxter, im Osten des Bun-                     rungsentwicklung und Altersstruktur im Kreis
deslandes Nordrhein-Westfalen gelegen und                          Höxter in Hinblick auf das Potenzial von Zuwan-
angrenzend an die Bundesländer Hessen und                          derung für den ländlichen Raum ausgewertet
Niedersachsen, ist ein attraktiver Lebensraum.                     und im Anschluss folgt eine detaillierte Aus-
Reizvolle Landschaften, eine gute Infrastruktur                    wertung der Daten zum Bevölkerungsprofil der
und ein dynamisches Wirtschaftsleben in klein-                     nichtdeutschen Bevölkerung und der im Kreis
und mittelständischen Unternehmen zeichnen                         Höxter lebenden Bevölkerung mit Einwande-
den Kreis aus.                                                     rungsgeschichte.

Mit seinen zehn Städten und 124 Ortschaften                        Bevölkerungsentwicklung
gehört der Kreis Höxter zum Regierungsbezirk                       im Kreis Höxter
Detmold in Ostwestfalen-Lippe. Es handelt sich
um einen relativ flächenstarken Kreis in Nord-                     Zentrale Charakteristika in der demografischen
rhein-Westfalen mit einer niedrigen Bevölke-                       Entwicklung sind eine zurückgehende, deut-
rungsdichte von ca. 120 Personen/km2. Auf                          lich ältere sowie aufgrund langjähriger Außen-
1.200 Quadratkilometern leben rund 144.000                         zuwanderung immer internationaler werdende
Einwohner.                                                         Bevölkerung.14 Eine durchschnittlich ältere Be-
                                                                   völkerung ist auf die geringere Fertilitätsrate
Mit attraktiven Immobilien- und Mietpreisen, ab-                   und eine steigende Lebenserwartung zurück-
wechslungsreichen Freizeit- und Kulturangebo-                      zuführen. Die Zuwanderung stellt dabei für die
ten, ausgeprägtem ehrenamtlichen Engagement                        deutsche Bevölkerung den einzigen und zentra-
und einer niedrigen Kriminalitätsrate bieten die                   len Wachstumsfaktor dar.15 Dieses Bild zeichnet
Städte und Ortschaften eine hohe Lebensqua-                        sich auch im ländlichen Kreis Höxter ab.
lität. Das familienfreundliche Lebensumfeld mit
einem guten Betreuungsangebot für Kleinkinder                      Die Bevölkerung im Kreis Höxter wird weiter
wird durch eine gute Bildungslandschaft von der                    zurückgehen. Lebten im Jahr 2006 noch rund
Kindertagesstätte bis zur Hochschule sicherge-                     152.000 Einwohner im Kreis, sank die Einwoh-
stellt. Die Nähe zu den Oberzentren Paderborn,                     nerzahl bis zum Jahr 2014 um über 8000 Ein-
Bielefeld, Hannover und Kassel rundet das le-                      wohner und wird voraussichtlich bis zum Jahr
benswerte Wohn- und Arbeitsumfeld ab. Eine                         2030 weiter auf rd. 128.000 Einwohner sinken.16
Verbesserung der überregionalen Verkehrsan-                        Diese negative Bevölkerungsentwicklung wird
bindung steht noch aus.                                            durch die vorliegenden Daten verdeutlicht (vgl.
Der Kreis Höxter ist darüber hinaus von einem                      Darstellung 3).
      Jahr          2006       2007        2008        2009        2010        2011         2012   2013   2014   2030

 Geburten
 je 1000            8,6         8,5         8,1         7,9         7,8         7,5         7,4    7,3    7,4    6,8
 Einwohner

 Sterbefälle
                    10,2        10,1        10,3       10,6        11,0        11,2         11,5   11,8   11,8   13,6
 je1000 Einw.

 Natürl. Saldo je
                    -1,6        -1,6        -2,2        -2,7       -3,2        -3,7         -4,1   -4,5   -4,4   -6,8
 1000 Einw.

 Anteil Eltern-     15,8        15,3        14,8       14,5        14,3        14,1         14,2   14,4   14,6   13,7
 jahränge in %

Darstellung 3: Kommunale Daten Kreis Höxter – Demografischer Wandel – eigene Darstellung.

                                                                                                                        9
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Die Sterbefälle werden gegenüber den Geburten auch in der Zukunft überwiegen. Der natürliche
Saldo17 wird demnach weiterhin negativ ansteigen. Der Anteil der Elternjahrgänge18 entwickelt sich
im Betrachtungszeitraum ebenfalls rückläufig, von 15,8 Prozent im Jahr 2006 auf voraussichtlich
13,7 Prozent im Jahr 2030. Folglich leben immer weniger potenzielle Eltern im Kreis Höxter, was zu
rückläufigen Geburten führt und letztlich die negative Entwicklung des Anteils der Elternjahrgänge
befördert.

Der Grund für den Bevölkerungsrückgang im ländlichen Raum liegt neben der oben dargestell-
ten natürlichen Bevölkerungsentwicklung auch zu erheblichen Teilen in der Binnenwanderung. Die
höchsten Binnenwanderungsgewinne konzentrieren sich auf große Ballungsgebiete. Ländliche Re-
gionen sind überwiegend durch Abwanderung gekennzeichnet. Während die jungen Erwachsenen
vorwiegend in Großstädte abwandern, gehen die übrigen Bevölkerungsgruppen – vor allem ältere
Menschen – in ländliche Räume. Die Altersstruktur der Bevölkerung im ländlichen Raum steigt auf
diese Weise weiterhin an. Der Kreis Höxter weist entsprechende Parallelen zur Entwicklung im
ländlichen Raum auf: Die Altersstruktur wird sich aufgrund des negativen natürlichen Saldos, der
Ruhestandswanderung und der Binnenabwanderung bis 2030 voraussichtlich drastisch erhöhen
(vgl. Darstellung 4).

                 Alter

          100

           80

           60

                                                Männer                       Frauen

           40

           20

             0                                                                                        Anzahl
                2.000                  1.000                        0                 1.000   2.000

                 Männer    Frauen   Basisjahr 2012

Darstellung 4: Bevölkerungspyramide, Prognose bis 2030 für den Kreis Höxter.19
Quelle: www.wegweiser-kommune.de

        10
Geflüchtete

  Kreis Höxter      Ausländer     lfd. Asyl-     Duldun-
                                                              gesamt
     Stand:          Gesamt       verfahren       gen

   01.01.2012          4.750          171          115         286
                                                                       Anhand der Wanderungsstatistik von
                                                                       IT.NRW20, die die Zu- und Abwanderung
   01.01.2013          4.807          213          125         338
                                                                       ins und vom Ausland darstellt, können An-
                                                                       nahmen über die Entwicklung der Außen-
   01.01.2014          5.124          320          140         460     zuwanderung im Kreis Höxter getroffen
                                                                       werden. Während der Wanderungssaldo
   01.01.2015          5.755          559          175         734     im Jahr 1980 noch bei 432 Personen lag,
                                                                       erhöhte er sich 1990 um fast das Vierfa-
   01.07.2015          5.944          775          210         985     che und erreichte im Jahr 2005 seinen
                                                                       Tiefpunkt einer negativen Wanderung von
   01.07.2015          6.062          858          245        1.103    85 Personen.

   01.10.2015          6.635         1.402         264        1.666    Seit 2010 steigt der Wanderungssaldo
                                                                       wieder leicht an und erreichte im Jahr
   01.12.2015          7.441         2.155         283        2.438    2016 seinen Höhepunkt mit rund 2.600
                                                                       Personen.
   01.01.2016          7.818         2.486         285        2.771
                                                                       Es ist anzunehmen, dass es sich bei die-
   01.02.2016          8.015         2.643         294        2.937    sem enormen Anstieg hauptsächlich um
                                                                       Fluchtzuwanderung handelt. Bestätigt
   01.03.2016          8.056         2.672         291        2.963    wird diese Annahme durch die konkrete
                                                                       Zuwanderung von Geflüchteten, die aus
   01.04.2016          8.112         2.658         279        2.937    humanitären Notlagen heraus verstärkt in
                                                                       den Jahren 2015/2016 in den Kreis Höxter
   01.06.2016          8.078         2.507         327        2.834    gekommen sind (vgl. Darstellung 5).

   01.07.2016          8.067         2.463         319        2.782

   01.08.2016          8.055         2.355         347        2.702

   01.09.2016          8.138         2.397         358        2.755

   01.10.2016          8.159         2.390         341        2.731

    01.11.2016         8.186         2.383         333        2.716

   01.12.2016          8.125         2.250         305        2.555

   01.01.2017          8.106         2.059         318        2.377

   01.02.2017          7.999         1.781         305        2.086

   01.03.2017          7.822         1.530         396        1.926

   01.04.2017          7.943         1.358         394        1.752

Darstellung 5: Geflüchtete und Ausländer im Kreis Höxter.21

                                                                                                             11
Profil der nichtdeutschen Bevölkerung im Kreis Höxter
Der Anteil der im Kreis Höxter lebenden Bevölkerung mit Zuwanderungsgeschichte lag 2015 insge-
samt bei 18 und für Nichtdeutsche insgesamt bei 5,7 Prozent.22 Bezogen auf die männliche Bevölke-
rung beträgt der Anteil an Personen mit Zuwanderungsgeschichte rund 18 Prozent. Betrachtet man
nur die weibliche Bevölkerung, so beträgt der Anteil ebenfalls 18 Prozent. Zur männlichen Bevöl-
kerung zählen 6,7 Prozent Nichtdeutsche. Bei der weiblichen Bevölkerung fällt dieser Anteil mit 4,7
Prozent etwas geringer aus. Die größte Altersgruppe der im Kreis lebenden Nichtdeutschen bilden
die 20- bis 25-Jährigen mit 11,8 Prozent, gefolgt von der Altersgruppe der unter 3-Jährigen mit 9,4
und der 18- bis 20-Jährigen mit 9,1 Prozent (vgl. Darstellung 6). Es wird deutlich, dass es sich um
eine allgemein eher junge Bevölkerungsgruppe handelt.

Darstellung 6: Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung*) im Kreis Höxter 2015 nach Altersgruppen insgesamt.

Darstellung 7: Top 10 der nichtdeutschen Bevölkerung im Kreis Höxter nach Herkunftsländern.

        12
Dem Integrationsprofil für den Kreis Höxter ist zu entnehmen, dass ein hoher Anteil der nichtdeut-
schen Bevölkerung im Kreis Höxter (64,8%) 2015 ein langfristiges Aufenthaltsrecht besaß. 14,2
Prozent hatten eine befristete Aufenthaltserlaubnis, 3 Prozent eine Duldung und 8,4 Prozent waren
Asylsuchende, bzw. verfügten über eine Aufenthaltsgestattung.

Die Einbürgerungsquote im Kreis war 2015 mit insgesamt 3,19 Prozent im Vergleich zum Land NRW
(1,88%) besonders hoch. Der Anteil der männlichen Personen war nur geringfügig höher als der der
weiblichen eingebürgerten Personen.

Die Zuwanderung trägt dazu bei, den Bevölkerungsrückgang insgesamt abzumildern. Zwar können
das Geburtendefizit und die hohe Sterberate nicht vollständig durch die Wanderungsbewegungen
ausgeglichen werden, dennoch kann der Bevölkerungsrückgang abgemildert werden.23 Auch wenn
der ländliche Raum insgesamt weniger von Zuwanderung profitiert als städtische Regionen, wirkt
sich Zuwanderung dennoch positiv auf die Bevölkerungsentwicklung im Kreis Höxter aus.

Neben dem Einfluss auf die Anzahl der Bevölkerung insgesamt besteht in der Zuwanderung auch
eine Chance für die Zusammensetzung der Bevölkerung, denn ein Großteil der Zuwanderer ist deut-
lich jünger als die durchschnittliche Mehrheitsbevölkerung (vgl. Darstellung 8).

                                                            60 - 65 Jahre
                                              50 - 59 Jahre    1,33 %
                                                 2,65 %              > 65 Jahre                                  Stand: 01.04.2017
                                                                                  0 - 13 Jahre
                                                                       0,44 %       15,54 %
                              40 - 49 Jahre
                                11,05 %

                                                                                                   14 - 17 Jahre
                                                                                                      4,49 %

                                                                                                     18 - 19 Jahre
                                                                                                        1,99 %

             30 - 39 Jahre
               28,50 %

                                                                                                 20 - 29 Jahre
                                                                                                   34,02 %

Darstellung 8: Altersstruktur der Geflüchteten.24

Der Großteil der zugewanderten Geflüchteten ist zwischen 20 und 39 Jahre alt. Das kann folglich ei-
nen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der Fertilitäts- und Mortalitätsrate haben. Der Rückgang
der potenziellen Elternjahrgänge und damit der Geburten wird abgemildert und damit auch der Trend
zu einer älter werdenden und rückgängigen Bevölkerung.

Damit der Kreis Höxter als ländlicher Raum von Zuwanderung profitiert, besteht die Herausforde-
rung für die Gemeinden, die Attraktivität der Region zu fördern und Angebote zu schaffen. Es müs-
sen entsprechende Perspektiven und Anreize geschaffen werden, um einer möglichen Binnenwan-
derung in andere Regionen entgegenzuwirken. Um der Binnenabwanderung vorzubeugen, müssen
Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Geflüchtete an den Kreis Höxter gebunden werden.
Dies kann am ehesten durch die erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt erreicht werden, da ein
sicherer Arbeitsplatz ein Argument dafür ist, um in der Region zu bleiben. Auf die Arbeitsmarktsitua-
tion im Kreis Höxter wird im Folgenden detaillierter eingegangen.

                                                                                                                               13
3.3 Arbeitsmarktsituation
 im Kreis Höxter
 Der Kreis Höxter ist durch kleine und mittel-                          tuation e. V. im Jahr 2012. Die Wirtschaftsiniti-
 ständische Unternehmen sowie einen hohen                               ative unterstützt Unternehmen im Kreis Höxter
 Anteil an Dienstleistungsgewerbe, produzieren-                         bei der Akquirierung, Bindung und Qualifizie-
 der Industrie, Tourismus, Handwerk, Landwirt-                          rung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hier
 schafts- und Forstbetriebe geprägt. Der Kreis                          geraten auch zunehmend Menschen mit Ein-
 zählt zu den ländlichen Kommunen, die durch                            wanderungsgeschichte und Geflüchtete in den
 den demografischen Wandel und den bereits                              Fokus.
 erkennbaren Fachkräftemangel betroffen sind.
 Zuwanderung und Integration sind damit wich-                           Der Potenzialbericht der Schader-Stiftung zu den
 tige Zukunftsthemen auch im Kreis Höxter. Die                          Integrationspotenzialen ländlicher Regionen im
 entsprechende Nutzung von Potenzialen durch                            Strukturwandel27 sowie das Integrationsprofil des
 Zuwanderung hat Folgen für den Wohn- und                               Kreises Höxter vom Ministerium für Integration
 Wirtschaftsstandort Kreis Höxter. Eine strate-                         und Soziales28 weisen allgemein positive Ent-
 gisch ausgerichtete Integrationspolitik im Sinne                       wicklungsmöglichkeiten für die gesellschaftliche
 des Kurses der Bundesregierung (Förderung                              Integration durch Arbeit auf.
 der Integration von Menschen mit Einwande-
 rungsgeschichte durch Bildungsangebote wie
 Integrations- und Orientierungskurse, Ausbil-
 dungsduldung etc.25) wird daher auf kommuna-
 ler Ebene angestrebt.

 Die Wirtschaft im Kreis Höxter verfolgt ebenso
 eine strategische Integrationspolitik zur Gewin-
                                                                           © ikonoklast_hh@fotolia.com (Fotolia)

 nung von Potenzialen durch Zuwanderung so-
 wie eine effektive Vernetzung und Kooperatio-
 nen der arbeitsmarktrelevanten Akteure.26 Ein
 wichtiger Schritt hierbei war auch die Gründung
 der Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter zur Ver-
 besserung der Ausbildungs- und Fachkräftesi-

                                                                                                                         Kreis Höxter         Nordrhein-Westfalen
25 %
                                                                                                                                                             22,9

20 %

                                                                                                                                                     17,1

15 %

10 %                     8,8                        9,2
                                                                                                                   8,4
                                                                                                                                        7,3
              5,6                        6,0
                                                                     5,2                                                       5,2
5%

0%
               Insgesamt                    männlich                    weiblich                                                Deutsche             Nichtdeutsche

 Quelle: http://www.integrationsmonitoring.nrw.de/integrationsberichterstattung_nrw/Integration_kommunal/Integrationsprofile/index.php –
 Kommunales Integrationsprofil Kreis Höxter, Ausgabe 2016, ehemaliges MAIS NRW, jetzt MKFFI NRW
 Darstellung 9: Arbeitslosenquoten im Kreis Höxter 2015 nach Geschlecht bzw. Staatsangehörigkeit der Arbeitslosen.

         14
Die Aussage des Potenzialberichts deckt sich u. a. mit den Daten der Agentur für Arbeit, die zei-
  gen, dass für den Kreis Höxter eine unterdurchschnittliche SGB II-Quote (Arbeitslosengeld II-Quo-
  te) sowie Arbeitslosenquote für Zugewanderte im Vergleich zum NRW Durchschnitt29 vorliegt (vgl.
  Darstellung 9 und 10).

                                                                                        Kreis Höxter             Nordrhein-Westfalen
25 %

                                                                                                                                      21,5
20 %

15 %

                                                    9,4                        10,1                                        10,0
10 %                     9,8

                                                                                                           7,8

              5,0                                                    5,4
5%                                       4,6                                                    4,6

0%
               Insgesamt                    männlich                    weiblich                   Deutsche                Nichtdeutsche

 Quelle: http://www.integrationsmonitoring.nrw.de/integrationsberichterstattung_nrw/Integration_kommunal/Integrationsprofile/index.php –
 Kommunales Integrationsprofil Kreis Höxter, Ausgabe 2016, ehemaliges MAIS NRW, jetzt MKFFI NRW
 Darstellung 10: Anteil der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach SGB II.

  Augenscheinlich sind Menschen mit Einwanderungsgeschichte häufig als Unternehmer*innen zum
  Beispiel im Gastronomiegewerbe, Einzelhandel und Handwerksbereich tätig. Die Betrachtung der
  Selbständigkeit sollte also beim Thema Arbeitsmarktintegration berücksichtigt werden. Viele Men-
  schen mit Einwanderungsgeschichte bringen Fähigkeiten sowie Erfahrungen aus der selbständigen
  Tätigkeit in ihrem Heimatland mit.30

  Festzuhalten ist aber auch, dass Migration oft mit einer beruflichen „Dequalifizierung“ verbunden
  ist, da die Schul- und Berufsabschlüsse aus dem jeweiligen Herkunftsland in einem „bürokratischen
  Verfahren“ anerkannt werden müssen. Teilweise werden Qualifikationen und Abschlüsse gar nicht
  anerkannt oder nicht als gleichwertig zu entsprechenden deutschen bewertet. Zwar ist mit dem
  2012 in Kraft getretenen Bundesgesetz zur Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen
  eine Initiative zur Vereinfachung gestartet worden, die aber in der praktischen Umsetzung noch
  Entwicklungspotenzial besitzt.31

  Grundsätzlich sind viele Menschen mit Einwanderungsgeschichte bereit, sich in Deutschland zu
  qualifizieren, wobei dies für einige nur eine Weiterqualifizierung bedeutet, da sie schon eine gute
  Qualifikation aus dem Herkunftsland mitbringen.32 Diese Gruppe birgt ein enormes Potenzial für die
  lokalen Arbeitsmärkte. Auch soll weiter systematisch an regionalen Netzwerken im Kreis gearbeitet
  werden, um die Ressourcen zur Qualifizierung in ländlichen Gebieten optimal zu bündeln.

  Eine der Grundvoraussetzungen für eine gelungene Arbeitsmarktintegration besteht in einem er-
  folgreichen Bildungsabschluss. Entsprechend bedeutsam ist es für eine Region, ausreichende und
  hochwertige Bildungsangebote vorweisen zu können. Einen Überblick zur Bildungslandschaft im
  Kreis Höxter liefert der folgende Abschnitt.

                                                                                                                                       15
3.4 Bildungslandschaft im Kreis Höxter

Die Bildungslandschaft des Kreises Höxter ist                          Der Anteil der Kinder in Kindertageseinrichtun-
sehr vielfältig. Neben den 96 Kindertagesein-                          gen mit vorrangig nichtdeutscher Sprache in der
richtungen und 61 Schulen existieren weitere                           Familie im Kreis Höxter ist in den Jahren 2012 bis
Lernorte wie das Biologie- und Gentechnikla-                           2015 – mit leichten Schwankungen – um einen
bor B!Lab in Beverungen, die praxisorientierten                        Prozentpunkt gestiegen (2012: 9 %; 2013: 8,1 %;
zdi-Schülerlabore33 an der Hochschule Ostwest-                         2014: 7,7 %; 2015: 10 %).37
falen-Lippe in Höxter sowie am Berufskolleg des
Kreises Höxter das tec4you-lab34 am Schulort                           Die Zahl der allgemeinbildenden Schulen ist
Brakel und die Walderlebnisschule Modexen.                             zurzeit rückläufig. Gab es im Kreis Höxter in den
Im Primarschulbereich haben 18 der Grund-                              Schuljahren 2012/2013 und 2013/2014 noch
schulen ein offenes Ganztagsangebot.                                   63 allgemeinbildende Schulen, so sind es im
                                                                       Schuljahr 2016/2017 nur noch 56 (vgl. Darstel-
Ergänzt wird das Bildungsangebot im Kreis                              lung 11).38 Die Zahl wird noch etwas sinken, da
durch kulturelle Angebote wie z. B. das Projekt                        weitere Schulen auslaufen werden.
Kulturrucksack der Initiative Kulturelle Bildung,
die von dem Verein Natur und Technik e. V. ver-
anstalteten Forscherfeste und zahlreiche wei-
tere Aktivitäten und Veranstaltungen im außer-
schulischen Bereich.

Die 96 Kindertageseinrichtungen verteilen sich
über das gesamte Kreisgebiet. Im Jahr 2016
(Stichtag 01.03.) haben 3.116 Kinder im Alter
von 3 bis unter 6 Jahren eine Kindertagesein-
richtung besucht. In der Gruppe der Kinder un-
ter 3 Jahren waren es 588. Bei der Gruppe der
Kinder von 3 bis unter 6 Jahren hat die Gesamt-
zahl der untergebrachten Kinder seit 2012 um
262 Kinder abgenommen (2012: 3378), und die
Gruppe der Kinder unter 3 Jahren ist um 189
gestiegen (2012: 399).35

Der Anteil der Kinder mit Einwanderungsge-
schichte in Kindertageseinrichtungen im Kreis
                                                                                                                          © contrastwerkstatt@fotolia.com

Höxter ist in den Jahren 2012 bis 2015 zurück-
gegangen, sowohl bei der Gruppe der Kinder
unter 3 Jahren (2012: 20, 2 %; 2015: 16,4 %)
als auch bei der Gruppe der Kinder von 3 bis
unter 6 Jahren (2012: 16,3 %; 2015: 11,9 %).36

                          Schulen                                     Schüler/innen       Hauptamtliche/hauptberufliche
   Schuljahr                                      Klassen
                     allgemeinbildend                               allgemeinbildend      Lehrkräfte (allgemeinbildend)

 2016 / 2017                 56                     677                  17238                        1423

 2015 / 2016                 60                     684                  17728                        1415

 2014 / 2015                 62                     712                  18387                        1417

                             63                     743                  19035                        1433
 2013 / 2014

                             63                     771                  20259                        1466
 2012 / 2013

Darstellung 11: Statistik der allgemeinbildenden Schulen, Anzahl.

        16
Im selben Zeitraum ist auch die Zahl der Schüler*innen um 3.021 gesunken, wobei die Anzahl auslän-
discher Schüler*innen39 um 186 von 463 auf 649 gestiegen ist. Der größte Zuwachs mit 256 Schüler*in-
nen ist hier vom Schuljahr 2015/2016 zum Schuljahr 2016/2017 zu verzeichnen, nachdem die Anzahl
ausländischer Schüler*innen im Schuljahr 2015/2016 auf 393 gefallen war (vgl. Darstellung 12).40

                                                     Schüler/-innen (allgemeinbildend)

   Schuljahr                 Insgesamt                             Deutsche                           Ausländer

                   Anzahl                                Anzahl                             Anzahl
                               männlich     weiblich                männlich     weiblich            Männlich     Weiblich
                   Gesamt                                Gesamt                             Gesamt

 2016/2017          17238        8667         8571        16589          8305       8284     649       362          287

 2015/2016          17728        8920         8808        17335          8719       8616     393       201          192

 2014/2015          18387        9274         9113        18000          9073       8927     387       201          186

 2013/2014          19035        9608         9427        18585          9394       9191     450       214          236

 2012/013           20259        10208       10051        19796          9978       9818     463       230          233

Darstellung 12: Statistik der allgemeinbildenden Schulen, Nationalitäten und Geschlecht.

An den fünf Berufskollegs des Kreises wurden im Schuljahr 2016/2017 insgesamt 4.132 Schüler*in-
nen beschult, von denen 250 nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Die Gesamtzahl der
Schüler*innen ist seit dem Schuljahr 2012/2013 dabei um 129 gesunken. Die Zahl der ausländi-
schen Schüler*innen ist seit dem Schuljahr 2012/2013 um 127 gestiegen. Der größte Zuwachs mit
88 Schüler*innen ist hier vom Schuljahr 2015/2016 zum Schuljahr 2016/2017 zu verzeichnen (vgl.
Darstellung 13).41

                                                       Schüler/-innen (Berufskollegs)

   Schuljahr                 Insgesamt                             Deutsche                           Ausländer

                   Anzahl                                Anzahl                             Anzahl
                               männlich     weiblich                männlich     weiblich            Männlich     Weiblich
                   Gesamt                                Gesamt                             Gesamt

 2016/2017           4132        2258         1874         3882          2085       1797     250       173           77

 2015/2016           4060        2163         1897         3898          2086       1812     162        77           85

 2014/2015           4143        2248         1895         4043          2185       1858     100        63           37

 2013/2014           4241        2321         1920         4117          2251       1866     124        70           54

 2012/013            4261        2330         1931         4138          2269       1869     123        61           62

Darstellung 13: Berufskollegs: SuS nach Nationalität und Geschlecht.42

Obwohl die Schülerzahlen sowie die Zahl der Schulen im Kreis Höxter also leicht rückläufig sind,
ermöglicht die Bildungslandschaft weiter eine Fülle schulischer und beruflicher Ausbildungen. Hand-
lungsbedarf besteht im Bereich der intensiven und zielorientierten Förderung junger Menschen mit
Einwanderungsgeschichte, die mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Bildungsbiographien
als so genannte Seiteneinsteiger in das deutsche Schulsystem gekommen sind und eventuell noch
kommen werden (vgl. Handlungsfeld Bildung und Erziehung).

                                                                                                                             17
3.5 Kulturelle und soziale Einrichtun-
gen im Kreis Höxter

Der Kreis Höxter bietet eine große Auswahl an
attraktiven Freizeitmöglichkeiten für Jung und
Alt. Weitläufige Wälder und Felder, Flussauen
und Seen sowie eine Mittelgebirgslandschaft
prägen die Region. Gärten und Parks, Schlös-
ser und Klöster und insbesondere das ehema-
lige Benediktinerkloster und heutige UNESCO-
Welterbe Corvey laden zu einem Besuch ein.
Kulturelle Einrichtungen wie Kinos, Stadthallen,
Freilichtbühnen, Theater und Museen sind im
Kreis beheimatet und stellen abwechslungsrei-         wanderungsgeschichte gute Möglichkeiten einer
che Programme auf.                                    gesellschaftlichen Partizipation, andererseits
                                                      entstehen neue Wege für Kooperationen mit
Vereinswesen                                          Schulen und anderen Akteuren der Flüchtlings-
Das Vereinsleben im Kreis Höxter stellt sich als      arbeit, wodurch die Potenziale der Integration
sehr vielfältig dar. Zahlreiche Sport-, Musik-,       durch Sport stärker genutzt werden können.
Schützen-, Heimat- und Kulturvereine sowie
Kreisverbände (Freiwillige Feuerwehr, DRK,            Flüchtlingsinitiativen und -vereine
Malteser, THW, etc.) bieten regelmäßige Veran-        Durch die wachsende Zahl von Geflüchteten
staltungen an. Der Anteil an Menschen mit Ein-        entstanden in den Kommunen des Kreises in
wanderungsgeschichte in den Traditionsverei-          den letzten Jahren neue, gut strukturierte Ver-
nen und -verbänden im Kreis ist aber, gemessen        eine und Initiativen, deren Ehrenamtliche auf
am Bevölkerungsanteil, eher niedrig. Mit Blick        dem Gebiet der Flüchtlingshilfe hervorragen-
auf die Integrationsarbeit zeigt sich hier entspre-   de Arbeit leisten. In diesem Zusammenhang
chend noch Potenzial. In Kooperation mit oben         sind der „Asylkreis“ Bad Driburg, „Grenzenlos
genannten Vereinen könnten Veranstaltungen            e. V.“ Beverungen, die „Ökumenische Flücht-
speziell für die Zielgruppe der Menschen mit          lingshilfe“ Brakel, der Verein „Welcome e. V.“ in
Einwanderungsgeschichte initiiert werden, um          Höxter, das Netzwerk Flüchtlingshilfe Nieheim,
individuelle Tätigkeiten und Aufgaben vorzu-          „Steinheim International“ oder „Fremde werden
stellen und ggfs. neue engagierte Mitglieder zu       Freunde e. V.“ in Warburg zu nennen. Im Geo-
gewinnen. Der jährliche Aktionstag Ehrenamt           datenportal des Kreises Höxter steht die Integ-
bietet bereits eine Plattform zum gegenseitigen       rationskarte des Kreises Höxter zur Verfügung,
Kennenlernen, Austausch und Netzwerkaufbau.           in der weitere Flüchtlingsinitiativen aufgezeigt
Die Einbindung in die Vereinsarbeit fördert die       werden.
Integration sowie die Teilhabe am gesellschaft-
lichen Leben.                                         Ehrenamtler leisten unentbehrliche Beiträge
                                                      zur Integration von Geflüchteten und Menschen
Sportvereine in der Flüchtlingshilfe                  mit Einwanderungsgeschichte, da sie den Men-
Eine besondere Bedeutung bei der Integration          schen vor Ort Unterstützung anbieten und Be-
von Menschen mit Einwanderungsgeschichte              gegnungsräume schaffen. Die Flüchtlingsiniti-
kommt dem Sport zu. Viele Sportvereine haben          ativen und Vereine werden vom Kommunalen
sich in den letzten Jahren für die Geflüchteten       Integrationszentrum unterstützt und sind zudem
geöffnet und leisten einen großen Beitrag bei         wichtige Partner des KIs bei der Entwicklung
der Integration. Gefördert werden integrative         und Umsetzung von Maßnahmen zur Integra-
Maßnahmen in den Stützpunktvereinen durch             tion.
das Bundesprogramm „Integration durch Sport“,
durch das den ehrenamtlich Engagierten ent-           Migrantenselbstorganisationen
sprechende Fortbildungen ermöglicht werden.43         Einige der Menschen mit Einwanderungsge-
Koordinierend arbeitet in diesem Zusammen-            schichte sind bereits in Migrantenselbstorga-
hang der Kreissportbund Kreis Höxter.                 nisationen (MSO) im Kreis Höxter organisiert.
                                                      Migrantenselbstorganisationen verstehen sich
Das Engagement der Sportvereine eröffnet ei-          als Vertreter ihrer Landsleute und engagieren
nerseits Geflüchteten und Menschen mit Ein-           sich, neben der Bildungs-, Kooperations-, Kul-

      18
tur- und Netzwerkarbeit, auf dem Gebiet der        Frühförderung für Familien mit behinderten und
Integration. Sie schaffen Begegnungs- und          entwicklungsverzögerten Kleinkindern sowie
Kommunikationsorte, um durch gemeinsame            den sozialpsychiatrischen Dienst zur Verfügung.
Aktivitäten von Einheimischen und Menschen
mit Einwanderungsgeschichte sowie Geflüch-              Die Diakonie Paderborn-Höxter bietet im
teten den Abbau sozialer Hemmschwellen zu          Kreis neben der Flüchtlingsberatung auch
ermöglichen und das interkulturelle Zusammen-      Rückkehrberatung für Geflüchtete an. Zusätz-
leben und die Verständigung von Menschen un-       lich übernimmt sie Familien- und Schwange-
terschiedlicher Kulturen zu fördern.               renbegleitung sowie gesetzliche Betreuungen.
                                                   Auch die Diakonie hat ein großes Hilfsangebot,
Dem Kommunalen Integrationszentrum sind            wie Familien- und Lebensberatung, Schuldner-,
über 15 Migrantenselbstorganisationen im           Insolvenz-, Sucht- und Drogenberatung sowie
Kreis Höxter namentlich bekannt. Dazu gehö-        psychosoziale Krebsberatung. Des Weiteren
ren z. B. Türkisch-Islamische Kulturvereine, der   hat sie eine Schulmaterialienkammer und einen
von Spätaussiedlern gegründete Verein „Brü-        Mittagstisch, unterstützt Selbsthilfegruppen und
cke-MOCT e. V.“ Brakel oder die türkischen         bietet thematische Gesprächskreise in Koope-
Sportvereine. Sie leisten besondere Arbeit für     ration mit den regionalen Familienzentren sowie
Menschen mit Einwanderungsgeschichte und           ein Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslo-
im Bereich der Integration für den Kreis Höxter.   se an.

Wohlfahrtsverbände                                 3.6 Weitere Organisationen und
Die Wohlfahrtsverbände im Kreis Höxter sind        Institutionen
hinsichtlich ihrer Beratungs- und Unterstüt-
zungsangebote schon seit Jahren aktiv und          Die Organisation ESIF fördert die Entwick-
sehr breit aufgestellt. Gerade auf dem Gebiet      lung von Systemstrukturen zur Integration von
der Integrationsarbeit entwickelten sie ihre       Flüchtlingen im Kreis Höxter. In dem Projekt
Angebote ständig weiter. Als Träger des Ju-        werden Systemstrukturen entwickelt, um die
gendmigrationsdienstes und der Migrationsbe-       Arbeit aller in der Flüchtlingshilfe tätigen Per-
ratungsstellen für Erwachsene erhalten sie in      sonen im Kreis Höxter zu unterstützen und zu
ihren Beratungen einen wertvollen Einblick in      bündeln. Ziel ist die kreisweite Vernetzung aller
die Lebenswelten von Menschen mit Einwan-          ehrenamtlich Tätigen mit Vereinen, Verbänden,
derungsgeschichte und Geflüchteten. Der Aus-       Organisationen, Kommunen und Unternehmen
tausch über die ermittelten Bedürfnisse und vor-   sowie mit der Agentur für Arbeit, dem Kommu-
handenen Bedarfe zwischen dem Kommunalen           nalen Integrationszentrum und dem Jobcenter
Integrationszentrum und den Wohlfahrtsverbän-      des Kreises Höxter.
den ist somit unerlässlich.
                                                   Mit dem im Februar 2016 gegründeten Integra-
    Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt         tionpoint (IP) existiert eine zentrale Anlaufstel-
Höxter e. V. bietet neben der Frauen-, Kur- und    le für die Beratung sowie Vermittlung von Ge-
Schwangerschaftsberatung auch regionale            flüchteten in den Arbeitsmarkt aus einer Hand.
Flüchtlingsberatung für Erwachsene sowie in        Fachkräfte von Agentur für Arbeit und Jobcenter
Kooperation mit dem AWO-Kreisverband Pader-        arbeiten hier zusammen, um über berufliche
born Migrationsberatung für Jugendliche bis 27     Förderung, Qualifizierung, Anerkennung von
Jahre an. Ebenso existieren Unterstützungsan-      ausländischen Berufsabschlüssen usw. zu be-
gebote für Familien (Frühe Hilfen, Mini-Club),     raten sowie entsprechende Maßnahmen einzu-
Betreuungs- und Pflegeangebote für Senioren        leiten.
und Jugendhilfeangebote. Vielen Schulen im
Kreis steht die AWO als Kooperationspartner        An der Integrationsarbeit vor Ort sind viele ver-
zur Seite.                                         schiedene Akteure beteiligt, was insgesamt
                                                   schon ein breitgefächertes Angebot an Unter-
     Der Caritasverband für den Kreis Höxter       stützungsleistungen, Beratungsangeboten und
stellt neben der Migrationsberatung für erwach-    Vernetzungsmöglichkeiten bietet. Die Heraus-
sene Zuwanderer über 27 Jahre auch eine Er-        forderung besteht nun darin, diese Strukturen
ziehungsberatung, Ehe-, Familien- und Lebens-      zu etablieren sowie weiter auszubauen. Hierbei
beratung, Schwangerschaftskonfliktberatung,        unterstützt das KI koordinierend und vernet-
Sucht- und Drogenberatung, die pädagogische        zend.

                                                                                                  19
4. Das Kommunale Integrations-
zentrum (KI) im Kreis Höxter
Am 8. Februar 2012 wurde das Teilhabe- und          Landes Nordrhein Westfalen (MKFFI) und das
Integrationsgesetz im nordrhein-westfälischen       Ministerium für Schule und Bildung des Landes
Landtag beschlossen. Mit dem Gesetz wird eine       Nordrhein Westfalen (MSB).
vorausschauende, aktivierende und unterstüt-
zende Integrationspolitik für alle ermöglicht.44    Die kommunalen Integrationszentren wurden
                                                    2013 mit jeweils 5,5 Stellen ausgestattet. Zwei
Ziel des Teilhabe- und Integrationsgesetzes ist     dieser 5,5 Stellen wurden als volle Lehrerstel-
es, Menschen mit Einwanderungsgeschich-             len durch das Schulministerium zur Verfügung
te unabhängig von ihrer sozialen Lage, ihrer        gestellt. Zwei weitere Stellen werden für sozial-
Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen        pädagogisches Personal und eine Stelle für
Identität, ihrer Religion oder Weltanschauung       Verwaltungsfachpersonal mit je 50.000.00 € so-
insbesondere bei ihrer Bildung, Ausbildung          wie eine halbe Stelle für eine Verwaltungskraft
und Beschäftigung zu unterstützen und zu be-        in Höhe von 20.000.00 € vom MAIS gefördert.
gleiten. Im Kern geht es um die Stärkung der
Integrationsarbeit vor Ort, in den Kommunen.        Im Jahre 2016 wurde das KI erweitert: Das MAIS
Heute verfügen 53 der 54 Kreise und kreisfreien     hat das Förderprogramm KOMM-AN NRW auf-
Städte in NRW über ein Kommunales Integra-          gelegt, das Kommunen in der Integrationsarbeit
tionszentrum. Die Schwerpunkte liegen in den        und auf dem Gebiet des bürgerschaftlichen En-
Bereichen Bildung und Integration als Quer-         gagements und bei den Herausforderungen, die
schnittsaufgabe.45 Die Arbeit der Kommunalen        sich aus Zuwanderung und Flucht ergeben, bis
Integrationszentren wird unterstützt durch die      zum 31. Dezember 2017 unterstützt.47
Landesweite Koordinierungsstelle bei der Be-
zirksregierung Arnsberg mit Sitz in Dortmund.46

Unter dem Motto „Integration im Kreis Höxter
gemeinsam leben und gestalten“ wurde das
Integrationszentrum (KI) im Kreis Höxter am
01.09.2013 eingerichtet. Als Anlaufstelle zur
kreisweiten Vernetzung informiert, koordi-          Ab 2017 erhalten alle KI zusätzliche Stellen.
niert und unterstützt das kommunale Integra-        Kreisfreie Städte bekommen zusätzlich je eine
tionszentrum Kreis Höxter die Einrichtungen,        abgeordnete Lehrkraft und Zuwendungen für
Initiativen und Akteure, die sich im Kreis Höxter   zwei weitere Personalstellen. Kommunale Inte-
auf vielfältige Weise für die Integrationsarbeit    grationszentren in Kreisen erhalten Stellen für
engagieren. Ziel der Arbeit ist es, die Bildung,    1,5 abgeordnete Lehrkräfte zusätzlich und Zu-
Ausbildung und gesellschaftliche Teilhabe von       wendungen für drei weitere Personalstellen aus
Menschen mit Einwanderungsgeschichte und            dem MAIS.
Geflüchteten im Kreis Höxter zu verbessern.
                                                    Ein Problem, das sich in Folge der gestiegenen
Als Bestandteil der Abteilung „Bildung und Inte-    Neuzuwanderung landesweit vermehrt zeigt, ist
gration“ im Fachbereich 50 arbeitet das KI eng      das der Sprachbarrieren beim Zugang zu Behör-
mit den Bildungseinrichtungen des Kreises zu-       den, Kitas, Schulen oder Krankenhäusern. Da-
sammen und ist Teil eines landesweiten und flä-     her werden allen Kommunalen Integrationszen-
chendeckenden Netzwerkes in Nordrhein-West-         tren ab 2017 bis zu 50.000 Euro Sachkosten für
falen.                                              Dolmetscherdienste bereitgestellt.48

Gefördert wurde das KI bis Mai 2017 von dem
Ministerium für Arbeit, Integration und Sozia-
les (MAIS) sowie dem Ministerium für Schule
und Weiterbildung (MSW) des Landes Nord-
rhein-Westfalen. Ende Juni 2017 hat eine Umbe-
nennung der Ministerien in NRW stattgefunden.
Das KI wird gefördert durch das Ministerium für
Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des

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