Die Bio-Branche 2019 Zahlen Daten Fakten - Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft - BÖLW
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Zahlen • Daten • Fakten Die Bio-Branche 2019 Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
Zahlen • Daten • Fakten Die Bio-Branche 2019
Zahlen • Daten • Fakten Die Bio-Branche 2019 Inhalt Schwerpunkt: Ökologische Lebensmittelwirtschaft und Transformation...................... 4 Ökologisch bewirtschaftete Fläche und Zahl der Bio-Betriebe in Deutschland............... 6 Produktionsstruktur im deutschen Ökolandbau.......................................................... 8 Verkaufserlös der Bio-Landwirtschaft in Deutschland.................................................. 10 Entwicklung der Erzeugerpreise.................................................................................. 12 Situation im Naturkosthandel..................................................................................... 14 Umsatzentwicklung von Bio-Lebensmitteln in Deutschland ........................................ 16 Wo Bio boomt: Getreide.............................................................................................. 18 Bio-Handelsumsätze in Europa und den USA................................................................ 20 Umwelt- und Tierwohlleistungen des Ökologischen Landbaus .................................... 22 Wirtschaftlichkeit des Ökolandbaus............................................................................ 26 Quellenverzeichnis / Autorenverzeichnis / Impressum................................................. 28
Schwerpunkt: Ökologische Lebensmittelwirtschaft und Transformation Bio setzt sich durch Bio-Unternehmer treten an, um Landwirtschaft, Lebensmittelherstellung und Handel sowie die Art, wie wir essen, zu verändern. Neben der Wissenschaft, den Kunden, Umweltschüt- zern, Ökonomen oder Thinktanks etabliert auch die Politik Öko immer stärker als Lösung für eine enkeltaugliche Land- und Ernährungswirtschaft. Der Grund dafür ist simpel: Bio setzt sich durch, weil es funktioniert. „Ökologische Landwirtschaft hat ihr Nischendasein verlassen“. Transformation braucht vor allem eins: Macher. Doch auch die Das stellt die DZ Bank in einer Branchenanalyse fest. Die Öko- werden immer mehr. Angefangen bei den Kunden, die stetig nomen sehen bei Bio vor allem eine Stärke, die der Sektor sonst stärker zu Öko greifen, über innovative Unternehmer, die in Land- kaum vorzeigen kann: „dynamisches Wachstum“. Das ist – bei wirtschaft, Herstellung und Handel neue Wege gestalten bis allen Herausforderungen, welche die Branche nach innen und hin zu visionären Menschen in Politik und Verwaltung, die das außen zu meistern hat – ein großer Erfolg. Denn jeder Hektar, Bio-Potenzial erkennen und nutzen. den Bauern in Deutschland, Albanien oder Pakistan ökologisch bewirtschaften, schützt Wasser und Bienen, Böden und Klima. Auch die Bürger engagieren sich in der Stadt und auf dem Land Jedes Lebensmittel, welches ökologisch hergestellt wird, bewahrt und nehmen den ökologischen Umbau in ihren Kommunen Mensch und Natur vor umstrittenen Zusatzstoffen und Gentech- einfach selbst in die Hand, beispielsweise mit Ernährungsräten. nik. Und jedes Bio-Produkt, für das die Unternehmen einen guten Die Gemeinden wagen es auch deshalb immer öfter selbst, Preis bekommen, stärkt Betriebe hier und anderswo. ihre öffentliche Verpflegung auf Bio umzustellen oder Koope- rationen mit regionalen Bio-Bauern zu knüpfen. Nach Kopen- Die transformative Kraft, die Bio über die letzten Dekaden ent- hagen, wo inzwischen 90 % der Außer-Haus-Verpflegung Öko wickelt hat, resultiert aus ökologischen und ökonomischen Vorzü- ist, startet aktuell auch Berlin mit einer Bio-Offensive. Auch gen, die im System angelegt sind: Wirtschaften im Einklang mit Öko-Modellregionen liefern in Bayern, Hessen und Baden-Würt- den natürlichen Ressourcen, hocheffizient und nachhaltig. Wie leis- temberg Impulse,damit sich Bio-Bauern und die lokale Ernäh- tungsfähig die Ökologische Landwirtschaft ist, koloriert aktuell rungswirtschaft besser vernetzen können. Parallel dazu wächst die bisher wohl umfassendste Studie ihrer Art. Die Auswertung das Netzwerk der Bio-Städte in Deutschland und Europa. Und hunderter Forschungsergebnisse aus den letzten 30 Jahren durch Großdemonstrationen, wo sich zehntausende Ernährungsbeweg- das staatliche Thünen-Institut zeigt: Bio hat beim Gewässer-, te und Lebensmittelunternehmer gemeinsam mit Bauern für Boden und Klimaschutz, in Sachen Artenvielfalt und Ressourcen- eine enkeltaugliche Agrarpolitik einsetzen, zeigen wie Volksbe- effizienz klar die Nase vorn und gilt zu Recht als ein Schlüssel gehren: Die Gesellschaft ist nicht nur bereit für eine Transfor- auf dem Weg zu einem nachhaltigen Landwirtschaftssystem. mation, sondern fordert die Politik entschieden zum Handeln auf. 4
Regionale Wertschöpfungsketten ZöL heimische Rohstoffe Bio-Bewegung Düngeverordnung Klimaschutzgesetz mit Steuern steuern Bienen Öko-Forschung Artenvielfalt Gewässerschutz Tierwohl Kreislauf Haltungskennzeichnung Bio-Markt externe Kosten planetare Grenzen Ernährungspolitik Handelspolitik Regenerative Landwirtschaft Außer-Haus-Verpflegung GAP Nachhaltiger Ernährungsstil Pflanzengesundheit Transformation Öko-Züchtung Auch auf globaler Ebene beginnt ein Umdenken. Nach Jahrzehn- Betriebe bekommen eine echte Zukunftsperspektive und wirken ten, in denen die Welternährungsorganisation der Vereinten als Motoren für starke ländliche Räume. Nationen (FAO) einseitig auf Industrialisierung setzte, lädt die FAO heute zu Agrarökologie-Symposien ein – und erklärt die „Grüne Mit der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) setzte Revolution“ für gescheitert. Am anderen Ende der Welt stellt der sich auch der Bund in 2017 eine konkrete Bio-Agenda. Die jetzige indische Bundesstaat Sikkim gleich seine komplette Landwirt- Bundesregierung verankerte 20 % Öko-Flächen bis 2030 als schaftsfläche auf Öko um. Das deutsche Entwicklungsministerium einziges quantifiziertes Agrar-Ziel im Koalitionsvertrag. Das Ziel erkennt, dass Bio ein Schlüssel für eine gute und sichere Ernäh- ist erreichbar. Doch was es dafür braucht, ist eine konsequen- rung der Menschen ist und richtet Ökolandbau-Zentren in Afrika te Reform der europäischen Agrarpolitik (GAP), die freiwillige ein. ökologische Leistungen der Bauern honoriert und nicht weiter den Flächenbesitz. Es braucht auch gute Entscheidungen bei der In Deutschland unterstützen viele Bundesländer von den Alpen laufenden Ausgestaltung des neuen Bio-Rechts. Und: Bio muss bis zur Ostsee umfassend den heimischen Umbau: Hessen zur Aufgabe der gesamten Bundesregierung werden und konse- etwa will ein neues Öko-Forschungsinstitut einrichten, Baden- quent in jedem Gesetzgebungsverfahren berücksichtigt sein. Württemberg legt die Messlatte für Öko-Flächen bis 2025 Denn wenn Bund und Länder die richtigen Weichen stellen, kann auf 30 % – nur zwei Bespiele, die für ein größeres Bild stehen: sich Öko nicht nur in Sikkim oder Kopenhagen, sondern auch Wo Länder aktiv in Bio investieren, gelingt Transformation, bei uns in Deutschland durchsetzen. 5
01 Ökologisch bewirtschaftete Fläche und Zahl der Bio-Betriebe in Deutschland 109.863 mehr Hektar Bio für sauberes Wasser, Bienen und starke Höfe 2018 stellten jeden Tag fast fünf Bauern ihren Betrieb auf Ökologische Landwirtschaft um. Auch auf der neuen Öko-Fläche, die einer Größe von über 150.000 Fußballfeldern entspricht, punkten die Bio-Betriebe auf jedem Hektar mit Boden-, Gewässer-, Tier- und Klimaschutz. Vor allem dank des wachsenden Zuspruchs von immer mehr Bauern, solider Preise für heimi- sche Bio-Produkte und eines stabilen Förderrahmens entschieden sich 2018 insgesamt 1.727 Betriebe für einen Ein- oder Umstieg in den Ökolandbau – und geben ihren Familien und Mitarbeitern mit Bio eine Zukunftsperspektive. Insgesamt 31.122 Bio-Höfe bewirtschafteten im Jahr 2018 geschätz- Die positive Bio-Entwicklung fußte auch auf dem starken politi- te 1.483.020 ha Öko-Flächen, was ein Betriebs-Plus von 5,9 % und schen Rückhalt in vielen Bundesländern. Eine stärker steigende ein Flächen-Plus von 8,0 % bedeutete. Viele Bauern entschieden Nachfrage am Bio-Markt (s. Kapitel 6) zeigt zudem, dass es sich, einem Bio-Verband beizutreten, um dessen Beratungs- und weiterhin Bio-Potential für deutsche Bauern, Lebensmittelher- Vermarktungsstärke zu nutzten. Mit über 68.000 zusätzlichen steller und Händler gibt. Damit mehr Unternehmen diese Chance Hektaren wurden 2018 insgesamt fast 940.000 ha bzw. 63,3 % der nutzen, Natur und Umwelt profitieren und die Bundesrepublik gesamten deutschen Öko-Fläche nach den besonders hohen ihre Umwelt- und Klimaziele erreichen kann, müssen die politi- Standards der Verbände bewirtschaftet. Bio-Bauern, die ihre Höfe schen Weichen kohärent und konsequent auf Bio gestellt wer- gemäß der strengen Regeln der EU-Öko-Verordnung umstell- den. Es gilt, das neue Bio-Recht sinnvoll auszugestalten, mehr ten, trugen mit 41.253 ha neuen Bio-Flächen ebenfalls stark zu Geld in entsprechende Forschung und Entwicklung zu investie- der guten Entwicklung der Ökologischen Landwirtschaft bei. ren, Umweltleistungen verlässlich zu honorieren und die Absatz- entwicklung heimischer Bio-Produkte stärker voranzubringen. Bio bedeutet für immer mehr Betriebe die Chance, Ökologie und Mit der „Zukunftsstrategie ökologischer Landbau“ (ZöL) hatte die Ökonomie besser in Einklang bringen zu können (vgl. Kapitel 9), Bundesregierung 2017 erste Impulse gesetzt, die nun verwirk- um so auch stärker den gesellschaftlichen Erwartungen an die licht und weiterentwickelt werden müssen. Unter anderem ist Landwirtschaft entgegen zu kommen. Die starke Bio-Nachfrage von der Politik mit der ZöL eingeplant, den Anteil von Bio in der im Gleichgewicht mit einem wachsenden Angebot an hochwer- Außer-Haus-Verpflegung zu erhöhen. tigen, heimischen Öko-Rohwaren, die einen stabilen Markt für Landwirte bietet, sorgte dafür, dass Bio-Bauern auch wirtschaftlich Von entscheidender Bedeutung für Bio ist die Gemeinsame Euro- erfolgreich waren (vgl. Kapitel 10) – und weniger abhängig von päische Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Die GAP muss volatilen, konventionellen Agrarmärkten. schrittweise so umgebaut werden, dass Bauern für Leistungen entlohnt werden, die die Gesellschaft von ihnen benötigt und für die der Markt die Landwirte nicht bezahlt. 6
Ökologischer Landbau in Deutschland 2018 Quelle: BÖLW (2019), Statistisches Bundesamt (2019) Ökologischer Landbau Zahl der Zahl der Verände- Anteil Fläche Fläche Verände- Anteil in Deutschland 2018 Betriebe Betriebe rung (in %) 2017 2018 rung (in %) 2017 2018 (in %) (in ha) (in ha) (in %) Erzeugerbetriebe 14.565 15.453 6,1 49,7 503.087 544.340 8,2 36,7 EU-Bio* Erzeugerbetriebe 14.830 15.669 5,7 50,3 870.070 938.680 7,9 63,3 Verbands-Bio Erzeugerbetriebe 29.395 31.122 5,9 100,0 1.373.157 1.483.020 8,0 100,0 Bio gesamt Anteil an der Landwirt- 11,7 8,9 schaft gesamt in % * geschätzt nach BÖLW-Erhebungen Ökologischer Landbau nach Verbänden 2018 Quelle: BÖLW (2019) Ökologischer Landbau Zahl der Zahl der Verände- Verände- Fläche Fläche zum Verände- Verände- nach Verbänden Betriebe Betriebe rung rung 1.1.2018 1.1.2019 rung rung 1.1.2018 1.1.2019 Betriebe (in %) (in ha) (in ha) Fläche (in %) absolut (in ha) Biokreis 1.222 1.285 63 5,2 56.588 64.098 7.510 13,3 900000 Bioland 7.305 7.744 439 6,0 387.980 418.381 30.401 7,8 825000 Biopark 525 509 -16 -3,0 105.103 107.050 1.947 1,9 750000 Demeter 1.529 1.599 70 4,6 81.841 84.995 3.154 3,9 675000 Ecoland 42 51 9 21,4 2.338 2.474 136 5,8 600000 Ecovin 233 241 8 3,4 2.356 2.467 111 4,7 525000 Gäa* 392 385 -7 -1,8 34.632 450000 34.120 -512 -1,5 Naturland** 3.448 3.721 273 7,9 181.428 375000 206.981 25.553 14,1 Verbund Ökohöfe 134 134 0 0,0 17.804 300000 18.114 310 1,7 gesamt 14.830 15.669 839 5,7 870.070 225000 938.680 68.610 7,9 * Bereinigte Daten, Betriebe mit Doppelmitgliedschaften nicht mehr gezählt 150000 ** ohne Wald 75000 0 Ökologischer Landbau in Deutschland 2018 Quelle: BÖLW (2019), BLE (2019) und Statistisches Bundesamt (2019); EU-Bio für 2018 geschätzt Zahl der Fläche (in ha) Betriebe 35000 1.000.000 Erzeugerbetriebe EU-Bio* 1900.000 Erzeugerbetriebe Verbands-Bio 28000 800.000 EU-Bio-Fläche (in ha) * 700.000 Verbands-Bio-Fläche (in ha) 21000 600.000 500.000 14000 400.000 300.000 7000 200.000 100.000 0 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 *geschätzt für 2018 nach BÖLW-Erhebungen 7
02 Produktionsstruktur im deutschen Ökolandbau Wieder mehr Bio-Ackerland, Bio-Gemüseflächen und Bio-Eier Ein zweites Jahr in Folge stellten besonders viele Bauern in Deutschland ihre Höfe auf Bio um, insgesamt 122.000 ha oder knapp 10 % mehr Fläche wurden 2017 ökologisch bewirtschaftet. Die deutschen Bio-Ackerflächen legten dabei kräftig um rund 50.000 ha auf 560.000 ha zu. Zum Flächenplus trugen auch zahlreiche neue Bio-Milchviehbetriebe bei, die ihre Ackerflä- chen zur eigenen Futterversorgung umstellten. Anders als im Vorjahr kamen 2017 aber auch viele reine Ackerbaubetriebe dazu, auch die Bio-Gemüseflächen und die -Eierproduktion entwickelten sich gut. Mit 28.000 ha fiel die Ausdehnung der Bio-Getreideflächen mehr vor der Herausforderung, die ohnehin dominierende Möhre in als doppelt so groß wie im Vorjahr aus, als 12.000 ha dazukamen. eine gesunde Fruchtfolge zu integrieren. Stärker im Trend lagen 4,3 % der deutschen Getreideflächen wurden 2017 ökologisch be- 2017 die Hülsenfrüchte: Sowohl Erbsen als auch Bohnen legten wirtschaftet. Die Bio-Getreideernte erreichte in diesem Jahr eine zu, die Leguminosen wanderten vor allem in die Verarbeitung. Rekordhöhe von 843.000 t und machte rund 2,1 % der gesamten Mit Bio-Kürbissen, -Speisezwiebeln und -Rote Bete reihten sich deutschen Getreideernte aus. Aufgrund der besseren Eigenversor- weitere Erfolgsprodukte in die Öko-Gemüse-Top-10 ein. Alle drei gung musste 2017/18 deshalb weniger Bio-Getreide importiert Kulturen verbuchten in den vergangenen fünf Jahren ein durch- werden als in den Vorjahren – trotz der starken Nachfrage nach schnittliches Flächenplus von knapp bzw. deutlich über 10 % pro Futtergetreide und Eiweißfuttermitteln, die mit neuen Bio-Tier- Jahr. haltern kontinuierlich anstieg. Auch 2018 kamen neue Acker- und Getreideflächen dazu. Allerdings ging die Erntemenge aufgrund In der Bio-Tierhaltung lagen Bio-Schafe und -Rinder mit den der Trockenheit zurück, wenn auch nicht so stark wie bei den höchsten Bio-Anteilen vorn, da die Fleischrinder- und Schafhalter konventionellen Kollegen. häufig extensive Flächen bewirtschaften. Allerdings konnten noch nicht alle Bio-Produkte oder -Zuchttiere auch auf dem Bio- Die Bio-Gemüsefläche legte 2017 ein weiteres Mal zu und er- Markt verkauft werden. Deutlich legten 2017 die Bio-Legehennen reichte mit 13.700 ha eine Rekordhöhe: Bereits 11 % der deut- und -Masthähnchenbestände zu. Während der Bio-Anteil bei schen Gemüseflächen wurden 2017 ökologisch bewirtschaftet. der Öko-Eierproduktion wegen der kontinuierlich hohen Umstel- Die Bio-Gemüseernte 2017 überstieg die bereits gute Ernte lung in den vergangenen Jahren inzwischen 11 % erreichte, waren des Vorjahres um 14 %. Mit 2.103 ha und 17 % Bio-Anteil an der es beim Geflügelfleisch nur gut 1 %, bei Schweinen etwas weniger. gesamten Anbaufläche blieb die Möhre die wichtigste Kultur Da 2017 und 2018 mehr Mastschweine und Zuchtsauen in Bio- im deutschen Bio-Freilandanbau. Neue Möhren-Flächen kamen Betrieben aufwuchsen, war der Markt in der zweiten Jahreshälfte allerdings kaum hinzu, denn die Bio-Gemüsebauern stehen 2018 erstmals nach Jahren wieder leicht überversorgt. 8
Entwicklung der Bio-Anteile an der gesamten Anbaufläche und der gesamten Produktion (in %) 2012 2015 2013 2016 Quelle: AMI-Erhebung bei den Öko-Kontrollstellen, Statistisches Bundesamt, BLE, Marktinfo Eier & Geflügel. 2014 2017 35 30 25 20 15 10 5 0 Körnergewinnung Milchproduktion Schweinefleisch Geflügelfleisch Eierproduktion Hülsenfrüchte Gemüse (inkl. Gesamtfläche Ziegenfleisch Ölsaaten zur Erdbeeren) Rindfleisch Ackerfutter Schaf- und Futterbau/ Ackerland Kartoffeln Grünland Getreide Rebland Obst Landwirtschaftliche Produktionsstruktur in Deutschland Quelle: AMI-Erhebung bei den Öko-Kontrollstellen, Statistisches Bundesamt, BLE, Marktinfo Eier & Geflügel. Kulturen/Tierarten Einheit 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Wachstum Grünland ha 520.000 535.000 560.000 565.000 565.000 600.000 690.000 760.000 15,00% Ackerland ha 435.000 435.000 430.000 440.000 440.000 445.000 510.000 560.000 9,80% Getreide ha 207.000 204.000 205.000 207.000 199.000 230.000 242.000 270.000 11,57% Futterbau/Ackerfutter ha 151.000 154.000 153.000 153.000 149.000 148.000 160.000 190.000 18,75% Hülsenfrüchte ha 27.000 25.500 22.200 25.000 31.500 37.000 39.000 40.000 2,56% Kartoffeln ha 8.200 8.300 8.300 8.400 8.500 8.600 8.600 8.900 2,30% Ölsaaten z. Körnergewinnung ha 6.800 5.800 8.200 7.200 7.300 8.300 11.900 13.100 10,08% Gemüse (inkl. Erdbeeren) ha 10.590 10.890 10.470 10.463 10.533 10.749 12.399 13.728 10,72% Obst ha 5.700 5.800 8.046 8.185 8.965 9.468 10.080 10.313 3,32% Rebland ha 5.400 6.900 7.400 7.100 7.500 8.100 8.000 7.300 -5,19% Rindfleisch t 42.300 44.100 43.700 42.700 43.600 45.600 48.600 55.200 13,58% Schweinefleisch t 22.900 20.800 22.100 23.000 20.800 19.800 22.500 25.700 14,22% Schaf- und Ziegenfleisch t 3.450 3.250 3.430 3.300 3.480 3.630 3.600 3.800 5,56% Geflügelfleisch t 11.630 11.480 13.420 15.230 17.550 18.450 19.050 21.110 13,80% Eier Mio. Stk. 621 783 891 1.034 1.115 1.201 1.348 1.468 8,91% Milch t 595.300 657.200 670.930 682.100 707.900 732.000 794.700 938.923 18,15% 9
03 Verkaufserlös der Bio-Landwirtschaft in Deutschland Öko-Landwirte erlösten 2017 rund 12 % mehr 2017 erlösten deutsche Bio-Bauern 12 % mehr als im Vorjahr und steigerten ihre Verkaufs- erlöse auf insgesamt 2,2 Mrd. €. Das starke Plus ging vor allem auf das Konto der tierischen Produkte, bei denen auch 2017 sowohl die Produktion ausgedehnt wurde und teilweise auch die Preise stiegen. Bio-Milch war mit Abstand das erfolgreichste Produkt und lag mit einer höheren Milchanlieferung bei einem Erlösplus von 21 %. Auch Bio-Gemüse und -Getreide trugen durch größere Ernten wesentlich zu den gestiegenen Verkaufserlösen bei. Milch war 2017 mit 468 Mio. € der mit Abstand wichtigste Er- ein als im Jahr zuvor. 2018 dürfte aber aufgrund einer größeren lösbringer unter den Bio-Rohstoffen. Auf den weiteren Rängen Erntemenge wieder Entspannung im Bio-Apfelanbau eingetreten folgen Bio-Eier, -Gemüse und -Getreide mit Erlösen zwischen sein. 286 und 259 Mio. €. Seit 2016 stellten viele Landwirte auf die Bio-Milchproduktion um, wodurch die Milchanlieferung seit Ab- Die Erlöse aus dem Bio-Ackerbau veränderten sich in den vergan- schluss der Umstellung deutlich anstieg. Die Preise für Bio- genen Jahren wenig. Der Zuwachs an Öko-Ackerflächen führte Milch zeigten sich weitgehend stabil, sodass die Verkaufserlöse 2017 allerdings zu einem Erlös-Plus. Dieser Trend dürfte sich mit der Landwirte mit Bio-Milch auch 2018 und 2019 weiter zuneh- weiterer Umstellung in 2018 fortgesetzt haben – das betrifft men dürften. sowohl Bio-Getreide als auch -Zuckerrüben, die ebenfalls stärker nachgefragt wurden. Die Bio-Eierproduktion legte weiter zu und erreichte 2017 einen Anteil von mehr als 11 % an der gesamten Eierproduktion; bei Mit der Ausweitung der Rinder- und Schweinebestände stiegen den Erlösen stieg der Bio-Anteil auf 21 %. 13 % aller Öko-Verkaufs- auch die Erlöse der Bio-Tierhalter. Insbesondere die Schweine- erlöse stammten aus der Bio-Eierproduktion, im konventio- bestände wurden 2017 ausgedehnt. Auch die Bio-Rindermäster nellen Sektor lag der Anteil bei nur gut 2 %. stallten mehr auf, da die Tiere mit jedem Jahr besser gebündelt und auch als Bio-Rinder vermarktet werden können. Die Bio-Gemüseernte 2017 überstieg die große Vorjahres-Ernte um weitere 14 %. Das höhere Angebot konnte aufgrund der Insgesamt erzielten Bio-Bauern einen Anteil von 4,9 % der Ver- mitwachsenden Nachfrage zu stabilen Preisen vermarktet wer- kaufserlöse der gesamten Landwirtschaft. Die konventionellen den. Insbesondere die Bio-Fruchtgemüse aus dem Unterglas- Landwirte erreichten 2017 ebenfalls bessere Ergebnisse mit anbau und die -Kohlgemüsearten trugen mit größeren Erntemen- ihren Produkten und erlösten 45,3 Mrd. € bzw. 10 % mehr als 2016. gen zu mehr Erlösen bei. Die tierischen Produkte trugen in der konventionellen Land- wirtschaft überdurchschnittlich zu den gestiegenen Verkaufser- Die kleine Apfelernte wurde zwar zu höheren Preisen verkauft, die lösen bei. Milch war mit 11,4 Mrd. € der größte Umsatzträger, Bio-Apfelbauern fuhren 2017 insgesamt trotzdem weniger Erlöse Schweinefleisch folgt mit 8,2 Mrd. € und Getreide mit 5,0 Mrd. €. 10
Verkaufserlöse der deutschen Landwirtschaft 2017 (in Mio.€) Quellen: AMI, BMEL 2018 Bio 2.204 Mio. € Gesamt 45.307 Mio. € Milch 467,6 11350 Eier 286,0 1343 Gemüse 267,8 2743 Getreide 259,0 4955 Rindfleisch 212,2 3975 Wein 185,0 1609 Obst 97,1 647 Schweinefleisch 95,9 8264 Zuckerrüben 71,1 967 Kartoffeln 60,9 2006 Geflügelfleisch 49,3 2105 Schaffleisch 23,1 144 Hülsenfrüchte 22,5 40 Ölsaaten 20,7 1538 Baumschulen 18,0 709 Zierpflanzen 9,0 1108 Verkaufserlöse der0Landwirtschaft 100 und 200 Lebensmittelkäufe 300 400 der Haushalte 500 0 1900 3800 5700 7600 9500 Bio und konventionell, 2016 & 2017 (in Mio. €) Milch Eier Quellen: AMI, BMEL 2017 Gemüse Getreide Bio im Bio-Landbau im Bio-Landbau Gesamt in Gesamten Landbau in Gesamten 2016 Landbau Verkaufserlös Rindfleisch 1.960 41.168 2017 der Landwirtschaft 2.204 45.307 Wein Obst 2017 2017 2016 2016 2017 20172016 2016 Schweinefleisch Lebensmittelkäufe Getreide Getreide11,7 9.840 11,7 12,0 12,0 10,9 10,9 10,4 190.985 10,4 Zuckerrüben (inkl. Getränke) Kartoffeln OGK OGK 20,4 10.340 20,4 22,2 22,2 12,2 12,214,1 197.953 14,1 Geflügelfleisch Milch Milch 21,2 21 % (Vj. 21 %) der Lebensmittelkäufe 21,2 19,7 19,7 22 % (Vj. 22 %) der Lebensmittelkäufe 25,1 25,121,8 21,8 Lebensmittelkauf Schaffleisch= Erlös der Landwirtschaft – Exporte + Importe + Verarbeitung + Handelsspanne Hülsenfrüchte FleischFleisch 17,2 17,2 16,8 16,8 32,3 32,334,2 34,2 Ölsaaten Eier Eier 13,0 13,0 14,1 14,1 3,0 2,33,0 2,3 Baumschulen Zierpflanzen Sonstiges 16,5 Sonstiges 16,5 15,2 15,2 16,5 16,517,1 17,1 Anteile an den Verkaufserlösen im Bio-Landbau 2017 (in %) Anteile an den Verkaufserlösen im gesamten Landbau 2017 (in %) Quellen: AMI, BMEL 2018 Quellen: AMI, BMEL 2018 Getreide Getreide Sonstiges 11,7 (12,0) Sonstiges 10,9 (10,4) 16,5 (15,2) 16,5 (17,1) Obst, Gemüse, Eier Kartoffeln Obst, 3,0 (2,3) 12,2 (14,1) Eier Gemüse, 13,0 (14,1) Kartoffeln 20,4 (22,2) Fleisch Milch Fleisch 32,3 (34,2) 25,1 (21,8) 17,2 (16,8) Milch 21,2 (19,7) (in Klammern) = Vorjahreswert 11
04 Entwicklung der Erzeugerpreise Bio-Preise gehen ihre eigenen Wege Die Bio-Erzeugerpreise haben sich bei den meisten Produkten von den konventionellen Preisen entkoppelt. Das gilt nicht nur, wenn die konventionellen Preise Talfahrten hinlegen, sondern auch dann, wenn es an den konventionellen Märkten bergauf geht. Die Preis-Aufschwünge bei konventionellem Getreide oder Milch Die Bio-Apfelpreise schwächten sich 2018 wegen einer Rekord- machten die Bio-Preise nicht mit, entwickelten sich aber weit- ernte leicht ab – nach einer kleinen Ernte in 2017, die für hohe gehend stabil. Langfristige Verträge sowie stabile oder steigende Erzeugerpreise von rund 1,70 €/kg gesorgt hatte. Zum Jahres- Verkaufszahlen ließen die Preise am Bio-Markt weniger schwan- wechsel 2018/19 lagen die Bio-Apfelpreise mit gut 1,20 €/kg dann ken. wieder auf dem Niveau der Vorjahre; trotz der großen Ernte und obwohl sich in den deutschen Anbaugebieten der Lagerbe- Mit der Umstellungswelle stiegen die Produktionsmengen von stand im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdreifacht hatte. Die beispielsweise Bio-Milch, -Getreide oder -Schweinen deutlich. weiterhin hohe Nachfrage und die gute Marktorganisation be- Anders als bei knapperer Versorgungslage am konventionellen wirkten stabile Preise des beliebtesten heimischen Bio-Obstes. Markt war es deshalb am Bio-Markt schwieriger, höhere Preise etwa für Bio-Milch durchzusetzen. Doch aufgrund des Engage- Stabile Preisentwicklungen mit wenigen Schwankungen zeigten ments von Akteuren in Verarbeitung und Handel konnte für auch Bio-Rinder. Zum Jahresende konnten sogar Preiserhöhun- einen entsprechenden Absatz der 20 % höheren Milchanlieferung gen bei einigen Verbandsvermarktern durchgesetzt werden, die gesorgt werden, sodass die Erzeugerpreise im Vergleich zu 2017 aufgrund der hohen Erzeugungskosten schon lange im Gespräch nur geringfügig sanken. Im Durchschnitt der Monate von Januar waren. Einzig die Schlachtkuhpreise waren teilweise noch an bis November 2018 lagen die Preise für Bio-Milch mit 4,0 % Fett konventionelle Preise gekoppelt, weshalb die Bio-Preise mit den und 3,4 % Eiweiß bei 47,9 Ct /kg und damit nur 0,8 Ct /kg unter der vermehrten Schlachtungen im Herbst etwas zurückgingen. Vorjahreslinie. Der konventionelle Milchpreis stieg ab Juni 2018 – durch die Auswirkung der Trockenheit – stetig an. Der Die Bio-Schweinepreise sanken zum Jahresende 2018 leicht. Preisabstand zwischen bio und konventionell verringerte sich Bereits im Frühjahr kündigte sich eine leichte Überversorgung im Laufe des Jahres auf 12,5 Ct /kg. mit Bio-Schweinefleisch an, die sich aber lange nur in den Teilstückpreisen, nicht aber in den Schlachttierpreisen, wider- Die Bio-Kartoffelpreise lagen nach der Ernte 2018 mit 56 € /dt zwar spiegelte. Mit dem größer gewordenen Angebot – ca. 20 % über den Vorjahreswerten, stiegen aber weniger stark als die mehr Schlachtungen als 2017 – sanken aber letztlich auch die Preise für konventionelle Kartoffeln. Grund: Vor allem das Ertrags- Schlachttierpreise. So erzielten die Bio-Tierhalter mit pauschal minus durch die Trockenheit fiel bei den Bio-Bauern kleiner abgerechneten Schweinen im November 2018 im Schnitt aus als bei den konventionellen Kollegen. Bio-Kartoffeln kosteten 3,56 €/kg. Das waren 10 Ct/kg weniger als im Vorjahr. Nach wie 2018 trotz Dürre deshalb nur rund 17 % mehr als im Jahr 2017. vor verkaufen sich Verbandsschweine deutlich besser – und mit entsprechenden Aufschlägen. 12
20 April 15 April 16 April 14 April 14 Jan 15 Juli 15 Jan 16 Juli 16 Jan 14 Juli 14 Jan 14 Juli 14 Okt 15 Okt 16 Okt 14 Okt 14 €/t 500 Ct /kg 400 50 Milchpreise im Vergleich – bio und konventionell Erzeugerpreise für Kuhmilch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof, Erzeugerstandort Deutschland (in Ct/kg ohne 40 300 MwSt.) Quelle: AMI 30 200 Bio-Milch konventionelle Milch Sept 15 Sept 16 Sept 17 Sept 18 Sept 14 Jan 18 Mai 15 Mai 16 Mai 17 Mai 18 Mai 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 14 20 Sept 15 Sept 16 Sept 17 Sept 14 Mai 15 Mai 16 Mai 17 Mai 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 14 €/t 500 € / kg SG 5 Rinderpreise im Vergleich – bio und konventionell bei Abgabe an EZG/Verarbeiter frei Schlachtstätte (in €/kg SG) 4 400 Quelle: AMI 3 Bio-Jungbullen konventionelle Jungbullen €/ dt 90 Bio-Kühe 300 2 konventionelle Kühe Sept 15 Sept 16 Sept 17 Sept 18 Sept 14 Jan 18 Mai 15 Mai 16 Mai 17 Mai 18 Mai 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 14 Sept 15 Sept 16 Sept 17 Sept 18 Sept 14 Jan 18 Mai 15 Mai 16 Mai 17 Mai 18 Mai 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 14 80 70 € / kg SG 4,0 60 Erzeugerpreise für Mastschweine in Deutschland 3,5 bei Abgabe an EZG/Verarbeiter frei Schlachtstätte 50 (in €/kg SG) 3,0 Quelle: AMI 38. KW 39. KW 40. KW 42. KW 43. KW 44. KW 45. KW 46. KW 48. KW 49. KW 50. KW 41. KW 51. KW 37. KW 47. KW 2. KW 1. KW 2,5 2,0 Bio, Handelsklasse E Bio, pauschal 1,5 konventionell, Handelsklasse E 1,0 Sept 15 Sept 16 Sept 17 Sept 18 Sept 14 Jan 18 Mai 15 Mai 16 Mai 17 Mai 18 Mai 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 14 €/ dt 80 Erzeugerpreise für Bio-Kartoffeln in Deutschland frei Packer – lose Ware 70 (in € /dt) Quelle: AMI 60 2015/16 50 2016/17 2017/18 40 2018/19 33. KW 36. KW 39. KW 42. KW 45. KW 48. KW 20. KW 22. KW 14. KW 51. KW 17. KW 11. KW 2. KW 5. KW 8. KW 13
05 Situation im Naturkosthandel 2018 Mehr Umsatz, Flächen & Filialisierung im Fachhandel 2018 war nicht nur wegen seiner Wetterkapriolen bemerkenswert. Auch die Strukturen im deutschen Bio-Fachhandel veränderten sich weiter: Der Anteil der filialisierten Betriebe nahm 2018 weiter zu. Die Händler bauten großflächiger. Unabhängig des Angebotes an Bio-Lebens- mitteln und -Getränken an anderen Verkaufsplätzen entwickelte sich der deutsche Fachhandel sehr respektabel. Insgesamt legte der Umsatz im Naturkostgroßhandel von knapp 1,69 Mrd. € auf gut 1,78 Mrd. € zu. Für den Facheinzelhandel lässt sich daraus für 2018 auf bestehender und neuer Verkaufsfläche ein Plus von 5,2 % und ein Gesamtumsatz von 3,46 Mrd. €* hochrechnen (2017: 3,29 Mrd. €). Ein Großteil des Umsatzes im Naturkost-Großhandel wurde im Schließungen auch filialisierte Betriebe betroffen, jedoch deut- Geschäft mit dem Naturkost-Facheinzelhandel (FEH) realisiert. lich weniger als im inhabergeführten Einzelhandel. Bei den Neuer- Andere Absatzkanäle wie etwa die Reformhäuser, der Lebensmit- öffnungen lagen die großflächigeren Filialisten mit einem Anteil teleinzelhandel (LEH) und Drogerien nahmen bedeutungsmäßig von 66 % vorn. ab. Die Außer-Haus-Verpflegung spielte für den Naturkost-Groß- handel weiterhin eine wichtige Rolle. Der LEH und die Drogerien bauten ihr Bio-Angebot auch 2018 wei- ter aus. Mit mehr Verbandsware in Supermärkten und Discount „Frisch“, also Waren wie Bio-Obst- und -Gemüse, -Milchprodukte wurde ein Unterscheidungsmerkmal zwischen LEH und FEH ab- oder -Fleisch, bleibt Treiber für die Umsatzentwicklung im geschliffen. Der Naturkostfachhandel schnitt 2018 trotzdem gut Naturkost-Großhandel. Der Frische-Anteil konnte 2018 auf knapp ab und entwickelte sich mit einem Tagesumsatzplus von 6,2 % auf 62,2 % ausgebaut werden. Der Umsatz mit Trocken-Produkten bestehender Fläche sehr respektabel. Punkten konnten die Fach- wie etwa Müsli, Mehl, Öl oder Getränken und Non-Food trug mit händler vor allem bei all den Kunden, die 100 % Bio-Sortiment, 37,8 % etwas weniger zum Gesamtumsatz bei als noch 2017. eine große Auswahl und kompetente Beratung bevorzugen. Als Dies hatte vermutlich auch mit dem Strukturwandel und dem erste Adresse nutzten auch die Kunden Bio-Läden, die die Innova- direkteren Warenbezug des filialisierten FEH, insbesondere im tionen der Fachhändler schätzen – etwa, wenn diese auf unver- Bereich „Trocken“, zu tun. packt setzen, stärker regionale Waren listen, eine große Auswahl an veganen und vegetarischen Produkten, Naturkosmetik oder Die Änderungen im Fachhandel schritten auch 2018 voran: ein breites Öko-Non-Food-Sortiment sowie Bio-Bistro anbieten. Dabei setzte sich sowohl der Trend zu größeren Flächen als auch zur Filialisierung fort. Insgesamt standen zum Jahreswechsel Auch in den nächsten Jahren wird der Naturkostfachhandel sein 100 Schließungen genau 50 Neueröffnungen gegenüber. Kleinere Profil schärfen und weiter Pionierarbeit leisten müssen. Galt bis- und mittlere Läden wurden häufiger geschlossen. Gleichzeitig her im Naturkostmarkt häufig „Groß schlägt Klein“, so deutet sich dehnten die Fachhändler die Verkaufsfläche um insgesamt 1,4 % an, dass unabhängig von allen Größen eher Kundenorientierung aus. Die Filialisten punkteten 2018 stärker: Zwar waren von den und Qualität im FEH im Fokus stehen werden. *inkl. Non-Food 14
Mrd. € 1,8 1,7 1,6 Mrd. € 1,5 1,8 1,78 1,4 1,7 1,69 1,3 1,63 1,6 1,55 Mrd. € 1,2 1,5 1,39 1,8 1,28 1,78 Gesamtumsatzentwicklung im 1,1 1,4 1,7 1,13 1,69 1,63 BNN – Umsatzmonitoring 1,0 1,3 1,6 2012 2013 2014 1,55 2015 2016 2017 2018 2012 – 2018 (in Mrd. €) 1,2 1,39 1,5 Quelle: BNN-Umsatzmonitoring 2017/2018 1,28 1,78 1,1 1,4 1,13 1,69 1,0 1,3 1,63 2012 2013 2014 1,55 2015 2016 2017 2018 1,2 1,39 1,28 1,1 1,13 1,0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 % 100 37,0 36,3 38,4 39,2 39,1 38,1 37,8 80 % 100 60 Umsatzentwicklung Frisch und Trocken 2012 – 2018 (in %) 37,0 36,3 38,4 39,2 39,1 38,1 37,8 80 40 Quelle: BNN-Umsatzmonitoring 2017/2018 % 63,0 63,7 61,6 60,8 60,9 61,9 62,2 100 60 20 Anteil Trocken 37,0 36,3 38,4 39,2 39,1 38,1 37,8 80 40 0 Anteil Frisch 63,0 2012 63,7 2013 61,6 2014 60,8 2015 60,9 2016 61,9 2017 62,2 2018 60 20 40 0 63,0 2012 63,7 2013 61,6 2014 60,8 2015 60,9 2016 61,9 2017 62,2 2018 20 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Mrd. € 3,50 Gesamtmarktentwicklung Naturkostfachhandel* 3,25 2012 – 2018 (in Mrd. €) Mrd. € 3,00 3,50 Quellen: Projekt Marktdaten Naturkostfachhandel 2011; BNN-Umsatzmonitoring 2017/2018 2,75 3,25 3,46 *inkl. Non-Food 3,21 3,29 Mrd. € 2,50 3,04 3,00 3,50 2,82 2,25 2,75 2,53 3,25 2,30 3,46 3,21 3,29 2,00 2,50 2012 2013 2014 3,04 2015 2016 2017 2018 3,00 2,82 2,25 2,53 2,75 2,30 3,46 3,21 3,29 2,00 2,50 2012 2013 2014 3,04 2015 2016 2017 2018 2,82 2,25 2,53 2,30 2,00 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 15
06 Umsatzentwicklung bei Bio-Lebensmitteln Bio-Markt in Deutschland legt 2018 um 5,5 % zu 2018 gaben die Konsumenten in Deutschland 5,5 % mehr Geld für Bio-Lebensmittel aus, insgesamt 10,91 Mrd. €. Insbesondere die Discounter und Vollsortimenter des Lebens- mitteleinzelhandels (LEH) steigerten den Umsatz mit ausgeweiteten Sortimenten. Die Kun- den nahmen das größere Angebot gern an. Der Naturkosthandel legte zurückhaltender zu als im Vorjahr. Die Umsätze im LEH stiegen mit einem Plus von 8,6 % überdurch- Stärkster Treiber beim Umsatzwachstum war, wie schon 2017, schnittlich auf einen Bio-Umsatz von 6,43 Mrd. €. Der LEH erreich- das Trockensortiment. Nachdem 2017 vor allem die Drogerie- te damit einen Anteil am Bio-Markt von knapp 59 %. Bei vielen märkte und Vollsortimenter verschiedene Müslis, Brotaufstriche Produkten holten verschiedene Discounter wie schon 2017 weiter oder Säfte ins Sortiment nahmen, zogen 2018 die Discounter auf. Aber auch die großflächigen Supermärkte, die sich lange verstärkt nach. Unter den Frischeprodukten waren die Milch- und Jahre zurückgehalten hatten, weiteten ihre Bio-Sortimente deut- Molkereiprodukte am erfolgreichsten. Die größere Milchmenge lich aus. konnte mit deutlich ausgeweiteten Sortimenten wie verschiede- nen Milcharten erfolgreich am Markt untergebracht werden: Der Lebensmittelumsatz im Naturkosthandel erreichte mit Am stärksten legten Käse, Trinkmilch, verpackte Wurst, alkoholi- 2,93 Mrd. € einen leichten Anstieg und hat nun einen Marktanteil sche Getränke, Tee und Tiefkühlwaren zu. von etwa 27 %,so der von der AMI koordinierte Arbeitskreis Biomarkt* auf Basis von Daten der Marktforschungsinstitute GfK, Weiterhin war Fleisch und insbesondere Rindfleisch erfolgreich, Nielsen, bioVista und Klaus Braun Kommunikationsberatung.** das immer stärker gelistet wurde, wenn auch häufig als Hack- In den sonstigen Geschäften, zu denen Bäckereien, Metzgereien, fleisch. Die beiden großen Produktgruppen Obst und Gemüse Hofläden, Versandhandel, Wochenmärkte und Reformhäuser entwickelten sich 2018 schwächer. Spätfrost und der verregnete zählen, wurden Bio-Produkte im Wert von 1,55 Mrd. € gekauft. Sommer 2017 verkleinerten die Ernten der Lagergemüsearten Das Umsatzniveau dieser Einkaufsstätten wurde auch für und der Äpfel. Im Dürrejahr 2018 wurde weniger Gemüse geern- die Vorjahre angehoben. Dadurch erhöhte sich der gesamte Bio- tet, während die Obsternte stieg. Umsatz der Vorjahre, für 2017 vergrößerte sich der Wert von 10,04 Mrd. auf 10,34 Mrd. €. * Dem Arbeitskreis gehören an: Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), bioVista, BÖLW, GfK SE, Prof. Dr. Ulrich Hamm (Universität Kassel), Klaus Braun Kommunikationsberatung, Prof. Dr. Paul Michels (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und Nielsen. ** Die hier veröffentlichten Daten für den Naturkosthandel unterscheiden sich zu anderen Veröffentlichungen, da für diese Schätzung vier verschiedene Quellen zu Grunde gelegt wurden, die sich in ihrer Entwicklung deutlich unterscheiden. 16
Umsätze und Umsatzanteile für Öko-Lebensmittel in Deutschland nach Absatzebenen Umsätze in Mrd. € ohne Außer-Haus-Verzehr Quelle: Arbeitskreis Biomarkt auf Basis von GfK, nielsen, BioVista, Kommunikationsberatung Klaus Braun. Dem Arbeitskreis gehören an: Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), BioVista, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), GfK SE, Prof. Dr. Ulrich Hamm (Universität Kassel), Klaus Braun Kommunikationsberatung, Prof. Dr. Paul Michels (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und Nielsen. 2016 2017 2018 Umsätze Anteil Wachstum Umsätze Anteil Wachstum Umsätze Anteil Wachstum (in Mrd. €) (in Mrd. €) (in Mrd. €) Naturkostfachgeschäfte 1 2,85 29,0 % 5,0 % 2,91 28,1 % 2,2 % 2,93 26,9 % 0,8 % Lebensmitteleinzelhandel 2 5,45 55,4 % 14,6 % 5,92 57,2 % 8,5 % 6,43 58,9 % 8,6 % Sonstige 3 1,54 15,6 % 2,2 % 1,51 14,6 % – 1,6 % 1,55 14,2 % 2,4 % Insgesamt 9,84 9,6 % 10,34 5,1 % 10,91 5,5 % Anmerkungen: 1) einschließlich Hofläden, die netto Waren im Wert von mind. 50.000 € zukaufen (u. a. vom Großhandel) 2) einschließlich Drogeriemärkte 3) Bäckereien, Metzgereien, Obst /Gemüse-Fachgeschäfte, Wochenmärkte, Ab-Hof-Verkauf, Abo-Kisten, Versandhandel, Tankstellen, Reformhäuser. Die Umsatzgröße der sonstigen Einkaufsstätten wurde 2019 für 2012 –2018 angepasst und orientiert sich an den im BÖLN Projekt „Bio-Marktschätzung“ ermittelten Werten. Umsatz- und Absatzentwicklung verschiedener Bio-Produkte 2018 (in %) Absatzwachstum 2018 Quelle: AMI Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels Umsatzwachstum 2018 Bio-Anteil an Gesamt-Verkaufsmenge 2018 Milchgetränke Mehl Milchrahmerzeugnisse Eier Konsummilch Rotfleisch Käse Speiseöl Joghurt Fleisch- und Wurstwaren Butter Frischgemüse Geflügel Quark Frischkartoffeln Frischobst Brot %-12,5 -10,0 -7,5 -5,0 -2,5 0,0 2,5 5,0 7,5 10,0 12,5 15,0 17,5 17 Geflügel
07 Wo Bio boomt Mehr Bio-Ackerbauern sorgen für mehr heimisches Bio-Getreide Neue Betriebe, mehr Bio auf dem Acker und im Stall. Nachdem 2015 und 2016 viele Milch- viehbetriebe auf Bio umstiegen, stellten seit 2017 auch deutlich mehr Ackerbauern auf Ökolandbau um. Das Plus an heimischem Bio-Getreide und die zusätzlichen Futtermittel füllen die Versorgungslücken, die durch die stetig größere Nachfrage nach Bio-Lebens- mitteln und mehr Bio-Tierhaltung entstanden waren. Die Weizen-Ernte 2017, mit der die deutschen Bio-Ackerbauern Bauern häufiger auch langfristige, teils mehrjährige Verträge eine Rekordmenge von 843.000 t einfuhren, leitete eine Trend- mit Abnehmern und Erzeugergemeinschaften ab, was zu deutlich wende ein: Die Importe, die bei Bio-Getreide etwa 25 % ausmach- stabileren Preisen als am konventionellen Getreidemarkt beitrug. ten, sanken. Auch 2018 kamen weitere Bio-Getreideflächen hin- zu. Doch die Witterung – erst zu nasse Böden für die Aussaat im Große Preisunterschiede bestanden bei allen Kulturen zwischen Herbst und dann die lange Trockenheit – machte einer größeren Verbands- und EU-Bio-Ware sowie häufig auch zwischen EU- Ernte einen Strich durch die Rechnung. Der Bio-Getreidemarkt Bio-Rohstoffen und solchen aus anderen Ländern. Für Brot- oder war und ist trotzdem in der Saison 2018/19 gut versorgt. Verarbei- Futterweizen erzielten Bio-Bauern zum Beispiel zwischen 20 ter können noch mit Vorräten der vorherigen Saison Lücken und 30 €/t mehr mit Verbandsware als Landwirte, die heimisches füllen. EU-Bio-Getreide anboten. 2014 bis 2017 sorgte die eher knappe Versorgung mit Bio-Getreide Mit der Ernte 2018 gelangte auch mehr Umstellungsware auf den für Preise auf hohem Niveau. Für Bio-Brotweizen erhielten die Markt, mit der die Futternachfrage ausreichend bedient und auch Landwirte beispielsweise durchschnittlich etwa 430 €/t. Auch die der Preis von vollständig umgestellter Bio-Ware stabil gehalten Preise für eher knappen Bio-Roggen und -Hafer stiegen bereits werden konnte. Mit den größeren Erntemengen und der größeren seit 2015 auf 320 bis 350 €/t an. Die Preise für Bio-Getreide lösten Nachfrage mussten auch mehr Lagermöglichkeiten für Bio- sich damit von den konventionellen Preisentwicklungen ab. Getreide in Deutschland geschaffen werden. Die vorgeschriebene Das zeigte sich auch im Herbst 2018: Als die Preise für konventio- getrennte Lagerung von Umstellungsgetreide, EU-Bio-Ware und nelles Getreide in Folge der Trockenheit in die Höhe schnellten, Bio-Verbandsware stellte die Lagerhalter vor Herausforderungen. blieben die Preise für Bio-Getreide aufgrund der ausreichenden Bislang rein konventionelle Erfasser stiegen deshalb vermehrt Versorgung stabil auf dem schon länger erreichten hohen auch in die Lagerung und Vermarktung von Bio-Getreide ein. Das Niveau. Anders als im konventionellen Landbau schlossen Bio- macht die Transportwege kürzer und auch den Markt diverser. 18
30 30 20 15 15 16 16 14 14 14 14 20 15 15 15 15 16 16 16 16 14 14 14 14 14 14 14 14 15 15 16 16 14 14 14 14 April April April April JanJan JuliJuli JanJan JuliJuli JanJan JuliJuli JanJan JuliJuli OktOkt OktOkt OktOkt OktOkt April April April April €/t 500 € / t 500 Erzeugerpreise für Bio-Brotgetreide in Deutschland lose Ware, frei Verarbeiter/Mühle (in €/t) 400 Quelle: AMI 400 Brotweizen Brotroggen 300 Speisehafer 300 200 200 15 15 16 16 17 17 18 18 14 14 18 18 15 15 16 16 17 17 18 18 14 14 15 15 16 16 17 17 14 14 Sept Sept Sept Sept Sept MaiMai MaiMai MaiMai MaiMai MaiMai JanJan JanJan JanJan JanJan JanJan Sept Sept Sept Sept Sept €/t 500 € / t 500 Erzeugerpreise für Bio-Futtermittel in Deutschland lose Ware, frei Verarbeiter/Mühle (in €/t) Quelle: AMI Futtererbsen 400 400 Körnermais Futterweizen 300 300 15 15 16 16 17 17 18 18 14 14 18 18 15 15 16 16 17 17 18 18 14 14 15 15 16 16 17 17 14 14 Sept Sept Sept Sept Sept MaiMai MaiMai MaiMai MaiMai MaiMai JanJan JanJan JanJan JanJan JanJan 1.000 t Sept Sept Sept Sept Sept 250 200 1.000 t 250 € / kg SG Bio-Getreideernten in Deutschland 150 € / kg SG 4,0 200 nach Getreidearten (in 1.000 t) 4,0 100 150 3,5 Quelle: AMI 3,5 50 100 3,0 3,0 2016 0 50 2,5 Weizen Roggen Hafer Triticale Gerste Dinkel 2017 2,5 2018 2,0 0 2,0 Weizen Roggen Hafer Triticale Gerste Dinkel 1,5 1,5 1.000 t 850 1,0 1,0 Bio-Getreideernten und -Anbauflächen 15 15 16 16 17 17 18 18 14 14 750 1.000 t 18 18 15 15 16 16 17 17 18 18 14 14 15 15 16 16 17 17 14 14 in Deutschland Sept Sept Sept Sept Sept MaiMai MaiMai MaiMai MaiMai MaiMai JanJan JanJan JanJan JanJan JanJan 850 650 Sept Sept Sept Sept Sept 750 550 (Produktion in 1.000 t, Anbaufläche in 1.000 ha) 650 1.000 ha Quelle: AMI 550 300 1.000 ha 275 Erntemenge 300 250 Anbaufläche 275 225 250 200 225 175 200 150 175 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 150 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 19
08 Bio-Handelsumsätze in Europa Europäischer Bio-Markt legte 2017 zweistellig zu Die Europäer gaben 2017 rund 10,4 % mehr Geld für Bio-Produkte aus. Damit legte der Bio-Markt in Europa schon im dritten Jahr in Folge zweistellig zu. Durchschnittlich kaufte jeder Europäer für rund 47 € im Jahr Bio-Lebensmittel ein, in der EU-28 sogar für 67 €. Insgesamt investierten die Europäer 37,3 Mrd. € in Bio-Produkte, davon 34,3 Mrd. € in der Europäischen Union (EU-28), so die gemeinsame Auswertung des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau (FiBL) und der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Auch der US-Markt entwickelte sich dynamisch. In vielen Ländern wie Spanien, Dänemark, Luxemburg, Finnland, über 90 % aller Bio-Produkte. Die Händler in beiden Ländern bau- Österreich, Irland und Liechtenstein zeigte sich der Bio-Markt ten das Bio-Angebot kontinuierlich aus, auch in abgelegenen, mit zweistelligem Zuwachs erneut sehr dynamisch. Der EU-Spitzen- ländlichen Regionen. Zudem forcierten Aktionspläne der Regie- reiter: Frankreich. Hier kauften die Kunden für über 1 Mrd. € rungen beispielsweise die Außer-Haus-Verpflegung, die in bei- mehr Bio-Lebensmittel und -Getränke ein, was ein Plus von 18 % den skandinavischen Staaten zu einem wichtigen Absatzkanal für bedeutet. In allen Ländern boten die Handelsketten ein immer Bio geworden ist. Das dänische 3-Stufen-System in der Außer- vielfältigeres Bio-Sortiment an, welches die Menschen gern an- Haus-Verpflegung, das im Jahr 2009 eingeführte Bio-Cuisine Logo, nahmen. nutzten 2017 bereits 1.800 Küchen der Gemeinschaftsverpfle- gung. Das Logo weist den Anteil der Bio-Zutaten im Essen aus und Auch beim Marktanteil von Bio-Produkten blieben viele EU-Staa- macht so das Engagement der Kantinen und Restaurants sichtbar. ten 2017 Weltmeister. Mit Abstand vorn mit 13,3 % Bio-Anteil am Lebensmittelmarkt lag Dänemark. Nachbar Schweden folgte Im weltweiten Vergleich waren die USA der mit Abstand größte mit 9,1 % knapp vor der Schweiz mit 9,0 %. Deutschland belegte Bio-Markt. 40 Mrd. € gaben die US-Amerikaner 2017 für Bio- mit einem Marktanteil von 5,1 % den sechsten Platz im europäi- Produkte aus; damit legte der US-Bio-Markt um 2,4 Mrd. € bzw. schen Vergleich. 6 % sehr dynamisch zu. Die Pro-Kopf-Ausgaben ähneln mit 123 € denen in Deutschland, auch der Bio-Anteil am gesamten Das meiste Geld in Öko investierten – wie schon in den vergange- Lebensmittelmarkt lag mit 5,5 % nahe beim deutschen Wert. nen Jahren – die Schweizer und gaben 2017 satte 289 € pro Person Bio-Lebensmittel gewannen in den USA als Gegenbewegung zum für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus, gefolgt von den Dänen sonstigen Lebensmittelangebot, welches häufig auch als „food (278 €) und Schweden (237 €). Deutschland lag hinter Luxemburg, desert“ bezeichnet wird, weiter an Bedeutung. Wie in einigen Län- Österreich und Liechtenstein an siebter Stelle mit 122 €. dern Europas stieg die Nachfrage auch in Übersee schneller als die Bauern auf Bio umstellen konnten, sodass die USA weltweit Neben Frankreich entwickelten sich besonders der dänische und Waren orderten. So kauften amerikanische Händler auch in der schwedische Bio-Markt beeindruckend, wo die Bio-Anteile im einigen Ländern Südosteuropas Bio-Rohwaren wie -Getreide und Lebensmittelmarkt weit über dem deutschen Niveau lagen. So- -Hülsenfrüchte, weshalb die Warenverfügbarkeit für hiesige Ver- wohl in Dänemark als auch in Schweden verkauften Supermärkte arbeiter schrumpfte. 20
Bio-Umsatz in Europa nach Ländern 2017 Pro-Kopf-Umsatz (in €) (ohne Außer-Haus-Verpflegung und Export) Bio-Umsatzanteil am gesamten Lebensmittelmarkt (in %) Umsatz (in Mio. €) Quelle: FiBL, AMI Belgien (2017) 3,4 % 56 632 Bulgarien (2011) – 4 29 Bosnien & Herzegowina (2011) – 0 1 Dänemark (2017) 13,3% 278 1.601 Deutschland (2017) 5,1 % 122 10.040 Estland (2017) 2,0 % 32 42 Finnland (2017) 2,3 % 56 309 Frankreich (2017) 4,4 % 118 7.921 Griechenland (2017) – 6 66 Irland (2017) 0,7 % 43 206 Italien (2017) 3,2 % 52 3.137 Kroatien (2014) 2,2 % 24 99 Lettland (2017) 1,5 % 26 51 Liechtenstein (2017) – 169 6 Litauen (2017) 1,0 % 18 51 Luxemburg (2017) 7,0 % 207 122 Montenegro (2014) – 0 0,1 Niederlande (2017) 4,4 % 71 1.206 Norwegen (2017) 1,7 % 80 419 Österreich (2017) 8,6 % 196 1.723 Polen (2017) 0,2 % 6 235 Portugal (2010) 0,2 % 2 21 Rumänien (2016) 0,7 % 2 41 Russland (2015) – 1 120 Schweden (2017) 9,1 % 237 2.366 Schweiz (2017) 9,0 % 289 2.435 Slowakei (2010) 0,2 % 1 4 Slowenien (2013) 1,8 % 24 49 Spanien (2017) 2,8 % 41 1.903 Tschechien (2017) 0,8 % 9 94 Türkei (2016) – 1 46 Ukraine (2017) – 1 29 Ungarn (2010) 0,3 % 3 30 Vereinigtes Königreich (2017) 1,5 % 35 2.307 Zypern (2006) – 2 2 0 50 100 150 200 250 300 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 EU-28 67 34.292 Europa 47 37.351 20 40 60 80 100 120 140 0 10000 20000 30000 40000 0 USA (2017) 123 40.019 China (2016) 4 5.900 Kanada (2017) 82 3.004 0 20 40 60 80 100 120 140 0 10.000 20.000 30.000 40.000 21
09 Umwelt- und Tierwohlleistungen des Ökologischen Landbaus Gesellschaftlicher Mehrwert durch Ökolandbau Sauberes Trinkwasser, vielfältige Agrarlandschaften und hohe Tierwohlstandards – die gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft haben sich in der letzten Dekade deutlich erhöht. Inwiefern die Ökologische Landwirtschaft diese Erwartungen erfüllt, wurde in einer umfangreichen Studie untersucht. Die Auswertung sämtlicher relevanter Forschungsarbeiten der letzten 30 Jahre zeigt: Die Ökologische Landwirtschaft erbringt vielfältige gesellschaftliche Leistungen und gilt zu Recht als eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Von der Landwirtschaft wird heute erwartet, dass Getreide, Obst Ökolandbau chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel tabu oder Fleisch umweltverträglich und tierwohlfreundlich produ- sind, wird der Eintrag von Wirkstoffen mit einer potenziell hohen ziert werden. Um in diesem Zusammenhang die Leistungen der Umwelttoxizität unterbunden. Auch bei Tierarzneimitteln und Ökologischen Landwirtschaft bewerten zu können, wurde im phosphorhaltigen Düngemitteln kann aufgrund der Rechtsvor- Rahmen des Forschungsprojektes „Leistungen des ökologischen schriften von deutlich geringeren schädlichen Einträgen ausge- Landbaus für Gesellschaft und Umwelt“ der Stand des Wissens gangen werden. Für eine gut abgesicherte Aussage lagen aller- zu diesem Thema aufbereitet und analysiert. Besonderes Augen- dings nicht genügend geeignete Studien vor. Insgesamt wies die merk legten die Wissenschaftler dabei auf die Bereiche Wasser- Öko-Landwirtschaft bei 71 % der Paarvergleiche mit Blick auf schutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz und -an- den Austrag kritischer Stoffgruppen eindeutige Vorteile gegen- passung, Ressourceneffizienz und Tierwohl. In der Studie wur- über der konventionellen Bewirtschaftung auf. Insofern trägt den die Ergebnisse aus 528 wissenschaftlichen Vergleichsstudien der Ökolandbau zum Gewässerschutz bei – insbesondere in Trink- mit mehr als 2.800 Einzelvergleichen untersucht, in denen die wasserschutzgebieten. Leistungen ökologisch und konventionell wirtschaftender Betrie- be verglichen wurden (vgl. Kasten S. 24). Bodenfruchtbarkeit: Regenwürmer sind ein Maß für lebendige, fruchtbare Böden. Bei Öko-Bewirtschaftung waren die Regen- Die Auswertung der Daten sowie die Analyse der Bio-Produk- wurmpopulationen mit Blick auf deren Anzahl als auch das Gewicht tionsvorschriften, die im Folgenden dargestellt sind, verdeutli- der Tiere im durchschnittlich um 78 bzw. 94 % höher. Bei 62 % chen die Vorteile der ökologischen Wirtschaftsweise im Be- der Vergleichspaare führte Bio im Oberboden zu einer geringeren reich des Umwelt- und Ressourcenschutzes (vgl. Tabelle S. 25). Versauerung – dies wirkt sich positiv auf die Bodenorganismen Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse auf, wo Entwicklungs- und das Pflanzenwachstum aus. Bezüglich des Gehaltes an pflan- bedarf im Ökolandbau besteht. zenverfügbarem Phosphor im Oberboden konnte keine eindeu- tige Tendenz für bio oder konventionell festgestellt werden. Wasserschutz: Die Auswertung ergibt, dass Bio die Stickstoff- Der Eindringwiderstand in den Boden, der das Ausmaß der Schad- austräge deutlich vermindert – im Mittel um 28 %. Weil im verdichtung anzeigt, war im Öko-Ackerbau im Mittel geringer 22
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