Autonomieerleben als wirksame Burnout-Prävention bei Lehrern

Die Seite wird erstellt Horst-Adolf Rieger
 
WEITER LESEN
Autonomieerleben als wirksame Burnout-Prävention bei Lehrern
ESSAYS, BERICHTE etc. pp.

Harald Uhlendorff      / Michelle Brehm / Michael Essers.        Potsdam    / Berlin

Autonomieerleben als wirksame
Burnout-Prävention bei Lehrern

                                            Werte finden sich bei Haupt- und           fokussiert er auf zwei unterschiedliche
Die intensiven psychischen Beanspru-        Sekundarschullehrern. Ältere Lehrer
chungen im Lehrerberuf können Burn-                                                    Risikogruppen von Lehrern, nämlich
out und damit ein hohes Maß an indivi-      scheinen nach diesen Analysen weniger      auf diejenigen, die sich selbst über-
                                            burnout-gefährdet zu sein als jüngere      fordern, und diejenigen, die bereits
duellem Leid verursachen (z. B. Hillert     Lehrer, vermutlich weil viele ältere       resigniert sind. Den Übergang von
& Schmitz, 2004). Zu den wichtigsten        burnout-betroffene Lehrer nicht mehr
Belastungs- und Stressfaktoren von                                                     Selbstüberforderung zu Resignation
                                            im Beruf arbeiten. Eindeutig wenig         bezeichnet Schaarschmidt als Burnout
Lehrerinnen und Lehrern gehören das
                                            burnout-gefährdet sind Mitglieder der      (Schaarschmidt, im Druck). Vergleiche
Verhalten schwieriger Schüler und die       Schulleitung (Uhlendorff & Brehm,          zeigen, dass Lehrer stärker als andere
quantitative Arbeitsüberlastung, die        2007). Außer Frage steht heute, dass
sich u. a. in der Anzahl der Unterrichts-                                              Berufsgruppen zu Selbstüberforderung
stunden und den Klassenstärken mani-        Burnout in psychische Erkrankungen         und Resignation neigen, während
                                            wie Depressionen und Ängste münden         gesunde Haltungen bei Lehrern relativ
festiert (Schaarschmidt, 2oo5a; Hakka-      kann. Burnout wird von einigen For-
nen, Bakker & Schaufeli, 2006). Dass                                                   selten sind. Auch Schonhaltungen sind
                                            schern als affektive Antwort auf chroni-   entgegen gängiger Vorurteile bei Leh-
diese objektiv bestehenden Belastun-        schen Stress verstanden (Melamed et        rern weniger verbreitet als in vielen
gen in naher Zukunft nachlassen wer-        al., 2006). Hinsichtlich körperlicher      anderen Berufen.
den, ist kaum zu erwarten. Aus gesund-      Störungen tragen Personen, die unter
heitspsychologischer Perspektive ist        chronischem Stress leiden, ein erhöhtes
daher der persönliche burnout-präven-                                                    Prävention von Burnout
                                            Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankun-
tive Umgang mit den beruflichen Stres-      gen, Diabetes und Störungen des            Zur Zeit existieren mehrere manuali-
soren, unter Nutzung individueller und      Immunsystems, wie z. B. eine stärkere
sozialer Ressourcen, von großer Bedeu-                                                 sierte Stress- und Burnoutpräventions-
                                            Anfälligkeit für Infekte.                  programme, die sich teilweise direkt an
tung. Als Autoren dieses Beitrags wol-         Ein im deutschen Sprachraum viel        Lehrer wenden (z.B. Kretschmann,
len wir zentrale Ansatzpunkte zur           diskutierter Forschungsansatz zur psy-     2004; Schaarschmidt, 2005b). Die aus-
Burnoutprävention beleuchten. Dazu          chischen Beanspruchung von Lehrern         führlichen Manuale leiten dazu an,
greifen wir sowohl auf empirische For-      stammt von Uwe Schaarschmidt. In sei-      burnout-relevante Themen zu erarbei-
schungsarbeiten zurück, in denen Leh-
                                            nem Buch "Halbtagsjobber" (2oo5a)
rer intensiv befragt wurden, als auch auf
unsere psychotherapeutischen Erfah-
rungen mit Burnout-Patienten.

  Burnout
Unter Burnout wird heute meistens ein
Zusammenspiel von beruflich beding-
ter Erschöpfung und reduzierter Lei-
stungsfähigkeit verstanden, die manch-
mal mit zynisch-distanzierten Haltun-
gen gegenüber Schülern einhergeht
(Rösing, 2003). Untersuchungen zum
zeitlichen Ablauf des Burnputprozesses
legen nahe, dass zynische Haltungen als
Reaktionen auf Erschöpfung zu verste-
hen sind, das heißt, durch eine innere
Distanzierung von den Schülern wird
versucht, die Erschöpfung zurückzu-
drängen. Von der Erschöpfung sind
relativ viele Lehrerinnen betroffen,
während Männer eher zynische Haltun-
gen entwickeln. Repräsentative Lehrer-
befragungen vom Institut für Schulent-
wicklung in Dortmund (Kanders &
Rösner, 2006) zeigen, dass zwischen 10
und 20 Prozent der Lehrer ernsthaft         Burnout                                                                      ChG
burnout-gefährdet sind. Auffällig hohe

PF:ue     .   Nr. 1/2008                                                                                                  51
Autonomieerleben als wirksame Burnout-Prävention bei Lehrern
r
         ESSAYS, BERICHTE    etc. pp.

     ten, z. B. persönliche Stressanalysen,       Polizei und Feuerwehr ist dagegen, ver-       In weiterführenden Analysen zeigen
     Zeitorganisation, kompetentes Verhal-        mutlich wegen der erforderlichen Team-     Brouwers et al. (2001), dass ausge-
     ten in sozial schwierigen Situationen,      arbeit in einem bedrohlichen Umfeld,        brannte und resignierte Lehrer kaum
     Entspannung, Erholung und Genießen.         die Unterstützung von Kollegen - im .       noch in der Lage sind, sozial unterstüt-
     Diese Form der Burnout-Prävention in        Vergleich zur Unterstützung durch Vor-      zende Verhaltensweisen bei Kollegen
     Kleingruppen interessierter Lehrer          gesetzte - von überaus großer Bedeu-        und Vorgesetzten zu mobilisieren. Ins-
     zeigt, ebenso wie kollegiale und profes-    tung für die psychische Verfassung. Wie     gesamt wird sichtbar, wie sich man-
     sionelle Supervision, präventive und        der soziale Rückhalt im Beruf, speziell     gelnde berufliche Unterstützung und
     kurative Erfolge und wird auch von uns      durch Schulleitungen und Lehrerkolle-       zunehmendes Burnout bedingen und
     selber angeboten.                           gen genauer aussehen kann, wurde auf        dadurch auch gegenseitig hochschau-
       Jenseits dieser Gruppenprogramme          der Grundlage von intensiven Work-          keln können. Diesen Zuspitzungspro-
     möchten wir im vorliegenden Beitrag         shops in der Untersuchung von Ksien-        zess zu unterbrechen ist oftmals nur
     den Fokus auf grundlegendere Aspekte        zyk (2006, s.a. Rosenbusch, Braun-Bau       durch Anstöße von außen möglich, z. B.
    der Burnout-Prävention richten, näm-         & Warwas, 2006) herausgearbeitet:           durch Familie, Freunde oder durch The-
    lich (1) den sozialen Rückhalt und die       Lehrer wünschen sich von ihrer Schul-       rapeuten. Sehr hilfreich können auch
    Unterstützung, die Schulleitung und          leitung u. a., dass sie umfassend und       Gespräche mit Kollegen sein, die selbst
    Kollegenkreis bei Belastungen bieten         ausreichend informiert werden, dass die     schon Anzeichen von Burnout erlebt
    können, und (2) das Autonomiebedürf-         Schulleitung das Engagement der ein-        und erfolgreich überwunden haben.
    nis von Lehrern, das sich z. B. in ihren     zelnen Lehrer zu schätzen weiß und             Nicht nur diejenigen Lehrer, die von
    selbst bestimmten Unterrichtsplanun-         dass sie ein offenes Ohr für die Anliegen   Mobbing oder starken Hilflosigkeitsge-
    gen ausdrückt und durch unnötige             der Lehrer hat. Klare Entscheidungs-        fühlen betroffen sind, profitieren von
    Reglementierungen       bedroht wird.        und Zuständigkeitsstrukturen (Rösing,       der Unterstützung durch Schulleitung
    Autonomie zu erleben ist einerseits eine     2003, Hakanen et al., 2006) und die Ver-    und Kollegium. In einer qualitativen
    günstige Voraussetzung pädagogisch           meidung         nicht    gerechtfertigter   Studie (Howard & Johnson, 2004) wur-
    wirkungsvoller Arbeit und andererseits       Ungleichbehandlungen         durch    die   den Lehrer befragt, die bei guter psychi-
    ein wichtiger Schutz vor psychischen         Schulleitung (Heyse, 2005) wirken ent-      scher Gesundheit über viele Jahre in
    Belastungen. Viele Studien belegen den       lastend auf Lehrer. Von ihren Kollegen      sozial    besonders       benachteiligten
    Zusammenhang zwischen diesen bei-            wünschen sich Lehrer in erster Linie        Gegenden unterrichteten. Auffallend
    den Faktoren und Burnout, was wir aus        Ermutigung, Rat und konkrete Hilfe,         war, dass diese "resilienten" Lehrer sich
    unserer therapeutischen Praxis nur           selbst wenn es mit zusätzlicher Arbeit      ausdrücklich für die Arbeit an diesen
    bestätigen können. Zusätzlich scheint        für die Kollegen verbunden ist              Schulen entschieden hatten. Überaus
    gerade das Zusammenspiel von sozia-          (Ksienzyk,2oo6).                            wichtig war diesen Lehrern die unter-
    lem Rückhalt und Autonomie aus der              Hinsichtlich eines indirekten Zusam-     stützende Verlässlichkeit von Kollegen
    Sicht psychologischer und soziologi-         menhanges zwischen sozialer Unter-          und Schulleitung, die sich z. B. dadurch
    scher Theoretiker die persönliche Ent-       stützung und Burnout arbeiten van           ausdrückte, dass bei sehr schwierigen
    wicklung besonders zu begünstigen.           Dick und Wagner(2001) die Bedeutung         Situationen   in der Klasse   -   nachdem
                                                 von Mobbing heraus. Sie zeigen, dass        eine im Kollegium verabredete Abfolge
         Unterstützung und Rückhalt              Lehrer, die sich nur wenig durch die        von Deeskalationsmaßnahmen einge-
         durch die Schulleitung und durch        Schulleitung unterstützt fühlen, häufi-     setzt wurde - ein Mitglied der Schullei-
         Kollegen                                ger Mobbing ausgesetzt sind als andere      tung zur Hilfe gerufen werden konnte,
                                                 Lehrer. Mobbing geht wiederum mit           welches innerhalb weniger Minuten tat-
     Eine Metaanalyse, in der die Ergeb-        Burnout-Symptomen bei diesen Leh-            sächlich erschien und gemeinsam mit
     nisse aus mehr als einhundert Einzelstu-   rern einher. Mobbing wird in dieser Stu-     dem Lehrer versuchte, die Situation zu
     dien reanalysiert wurden, belegt, dass     die u. a. als absichtliches" Übersehen"      bewältigen. Diese im Kollegium vorher
    sowohl der Rückhalt durch die Schullei-     und "Überhören" von bestimmten Kol-          vereinbarte Form der Unterstützung
    tung als auch die Unterstützung aus         legen verstanden oder als Verbreitung        konnten die Lehrer annehmen, ohne
    dem Kollegenkreis für die Burnout-Prä-      von entwertenden Gerüchten. Heyse            dass für sie die Gefahr bestand, als
    vention eine wichtige Rolle spielen         (2005) weist darauf hin, dass manchmal       unfähig angesehen zu werden und vor
     (Halbesleben, 2006). Ksienzyk (2006)       auch Führungspersonal an Mobbing             anderen Lehrern das Gesicht zu verlie-
    arbeitete mithilfe eine große deutsche      beteiligt ist.                               ren. Der unrealistische und letztlich
    Stichprobe heraus, dass der Rückhalt           Eine andere Verknüpfung zwischen          gesundheitsschädigende       Anspruch,
    durch die Schulleiterin oder den Schul-     fehlendem sozialem Rückhalt im Beruf         wonach "gute Lehrer keine Probleme
    leiter sogar einen noch wirksameren         und Burnout arbeiten Brouwers, Evers         mit Schülern haben" , oder die Befürch-
    Schutz vor körperlichen und psychi-         und Tomic (2001) heraus. Sie zeigen,         tung, das Eingeständnis von Problemen
    schen Beschwerden bietet als die Unter-     dass sich mangelnde Unterstützung            könnte in wichtige Beurteilungen ein-
    stützung durch Kollegen. Die geringere      durch Schulleitung und Kollegenkreis         fließen, engten die Handlungsmöglich-
    Bedeutung der Kollegenschaft führt die      auf eine geringe Selbstwirksamkeitser-       keiten der befragten Lehrer nicht ein.
    Autorin darauf zurück, dass kollegiale      wartung (z. B. subjektiver Eindruck,
    Kommunikation und Zusammenarbeit            schwierige Situationen in der Klasse           Autonomie im Beruf
    in der Schule einen eher kleineren Zeit-    nicht aus eigner Kraft beeinflussen zu
    anteil einnehmen. Daneben zeigt             können; ausgeprägte Hilflosigkeitsge-        Selbständig handeln zu wollen spielte
    Ksienzyk, dass der soziale Rückhalt         fühle) auswirkt, die wiederum Burnout        für viele Lehrer bei der Berufswahl eine
    durch Vorgesetzte bei Lehrern stärker       im Sinne von tiefer Erschöpfung beein-       wichtige Rolle (Schaarschmidt, im
    mit körperlicher und psychischer            flusst. Die burnout-präventive Rolle         Druck). Spielräume bei der pädagogi-
    Gesundheit zusammenhängt als das in         der      Selbstwirksamkeitserwartungen       schen Arbeit wirksam zu nutzen ist eine
    anderen Berufen (Krankenpflege, Feu-        bestätigt Schmitz (2001).                    herausfordernde Aufgabe und drückt
    erwehr, Polizei) der Fall ist. Bei der                                                   sich z. B. darin aus, dass die meisten

    52                                                                                                         PF:ue       .   Nr. 112008
Autonomieerleben als wirksame Burnout-Prävention bei Lehrern
ESSAYS,BE.RICHTEetc. pp.

  Lehrer spezielle Themen, die sie aus      dein zu gewinnen oder auch erholsame        mich jederzeit an meine Kollegen wen-
  ihrer Erfahrung heraus für wichtig hal-   Entspannungsphasen      zu    sichern.      den kann. Sie würden mir sehr aufmerk-
  ten, im Unterricht behandeln, auch        Genussvolle Entspannung ist im Hin-         sam zuhören und mich voll und ganz
  wenn es nicht im Lehrplan gefordert       blick auf die Burnout-Prävention ein-       unterstützen." (von den Verfassern
  wird (Kanders & Rösner, 2006). Das        deutig wünschenswert.                       übersetzt)
  damit verbundene Autonomieerleben
  reduziert die individuelle Stressbela-
                                               Fazit und Diskussion                        Literatur
 stung. Nachvollziehbar sind ärgerliche
 oder resignierte Reaktionen, wenn die        Insgesamt zeigt sich, dass wirksame       Bauer, J., Häfner, S., Kächele, H., Wir-
 Autonomie eingeschränkt wird. Aus            Burnout-Prävention einerseits durch         sching, M. & Dahlbender, R. w.: Burn-
 persönlichen Gesprächen sind uns viele      die Verbundenheit und den sozialen           out und Wiedergewinnung seelischer
 Beispiele bekannt: So berichtete eine        Rückhalt, den Schulleiter und Kollegen      Gesundheit am Arbeitsplatz. Psychothe-
 Lehrerin von ihrer Enttäuschung als sie     bieten, und andererseits durch Bedin-        rapie, Psychosomatik, Medizinische Psy-
 wegen neuer Regelungen an ihrer             gungen, die dem einzelnen ein ausge-         chologie, 53, 2003, 213-222.
 Schule einen ihr persönlich am Herzen       prägtes Autonomieerleben          ermög-   Brouwers, A., Evers, W.J.G. & Tomic W.:
 liegenden Kurs nicht mehr anbieten          lichen, realisiert werden kann. Auf den      Self-efficacy in eliciting social support and
 konnte. Gerade auf diesen Kurs wurde        ersten Blick erscheint das Zusammen-         burnout among secondary-school tea-
 sie noch nach Jahren von ehemaligen         wirken von Autonomie und Verbunden-          chers. Journal of Applied Social Psycho-
 Schülern dankbar und anerkennend            heit zur Burnout-Prävention wider-           logy, 31,2001, 1474-1491.
 angesprochen.                               sprüchlich, bei genauerer Betrachtung      Halbesleben, J. R. B.: Sources of social sup-
    Inzwischen belegt eine Reihe von         erschließt sich hier aber ein besonders      port and burnout: A meta-analytic test of
                                                                                          the conservation of resources model. Jour-
 Studien, dass mangelndes Autonomie-         gesundheits- und entwicklungsförder-
 erleben deutlich mit einer Burnoutge-       licher Kontext: Kraftvolle persönliche       nal of Applied Psychology, 2006, 1134-
                                             Autonomie im Beruf steuert nicht auf         1145.
 fährdung einhergeht. Lehrer, die ihre
 eigenen Kontroll- und Handlungsmög-         belastende Vereinzelung zu, wenn           Hakanen, J.J., Bakker, A.B. & Schaufeli,
 lichkeiten hinsichtlich inhaltlicher und    gleichzeitig sozialer Rückhalt und           W.B.: Burnout and work engagement
 zeitlicher Aspekte ihrer Arbeit hoch        Unterstützung angeboten und mobili-          among teachers. Journal of School Psy-
                                             siert werden. Ebenso führen Unterstüt-       chology, 43,2006,495-513.
 einschätzen, sind deutlich weniger
 erschöpft (z. B. Hakanen et a1., 2006;      zung und Rückhalt von anderen gewiss       Heyse, H.: Lehrergesundheit - eine gemein-
 Peeters & Rutte, 2(05). In einer Unter-     nicht zu einer die individuellen Grenzen     sameAufgabe von Lehrkräften, Kollegien
suchung mit Altenpflegern sinkt bei          verwischenden und letztlich unproduk-        und Schulleitungen. Lehren und Lernen,
zunehmender Autonomie nicht nur die                                                       Heft 8-9, 2005, 39-53.
                                             tiven Konfusion, wenn gleichzeitig die
subjektive erlebte Erschöpfung, son-         persönliche Autonomie hohe Wert-           Hillert, A. & Schmitz, E.: Psychosomatische
dern sogar die Anzahl der krankheits-        schätzung erfährt. Erst die Verbindung       Erkrankungen bei Lehrerinnen und Leh-
                                             von Autonomieerleben und Verbun-             rern. Stuttgart: Schatthauer 2004
bedingten Fehltage (Neubach &
Schmidt, 2006). Ähnliche Auswirkun-          denheit ermöglicht reichhaltige indivi-    Howard, S. & Johnson, B.: Resilient tea-
gen auf den Krankenstand sind bei Leh-       duell befriedigende Handlungs- und          chers: Resisting stress and burnout. Social
rern zu erwarten. Aus dieser Perspek-        Reaktionsmöglichkeiten und reduziert        Psychology of Education, 7, 2004, 399-
                                                                                          420.
tive sind auch Schulleitungen gefordert,    das subjektiv erlebte Belastungsniveau.
die Autonomie ihrer Lehrer zu schützen      Zumindest am Rande sei erwähnt, dass        Kanders, M. & Rösner, E.: Das Bild der
und zu fördern, z. B. Anordnungen der       eine Balance zwischen Autonomie und          Schule im Spiegel der Lehrermeinung -
Schulverwaltung in einer möglichst          Verbundenheit sowohl in der Entwick-         Ergebnisse der 3. IFS-Lehrerbefragung
                                                                                         2006. In W. Bos, H. G. Holtappels & H.
wenig Autonomie beschränkenden              lungspsychologie über die Lebens-
Weise umzusetzen oder die Verwirkli-                                                     Pfeiffer (Hrsg.), Jahrbuch der Schulent-
                                            spanne, d. h. in ganz unterschiedlichen      wicklung Band 14. (S. 11-48). Weinheim:
chung persönlicher beruflicher Ziele        Entwicklungsstadien, als auch in der         Juventa 2006.
von einzelnen Lehrern mitzutragen.          modernen Sozialisationstheorie als ein
    Wie kann Autonomieerleben bei vor-      besonders förderlicher Kontext disku-       Kretschmann, R.: Stressmanagement für
                                                                                          Lehrerinnen und Lehrer. ein Trainings-
gegebenen Aufgaben und hoher                tiert wird: Leu und Krappmann (1999,         buch mit Kopiervorlagen. Weinheim:
Arbeitsteilung auch vom einzelnen           S. 17)weisen auf die Dialektik hin, "die     Beltz 2004.
Lehrer selbst geschützt und gesichert       die Genese des autonomen Subjekts an
                                                                                        Ksienzyk, B.: Sozial Unterstützendes Ver-
werden? Peeters und Rutte (2005)            die Einbindung knüpft und die Einbin-        halten im Arbeitskontext. Dissertation an
demonstrieren in ihrer Studie, wie ein      dung an die Anerkennung von Eigen-           der     Universität     Potsdam.     2006.
gutes individuelles Zeitmanagement          ständigkeit und Verbundenheit" . In die-     http://deposit.ddb.de/cgi-binldok-
(z. B. Seiwert, 2(01) und ein ausgepräg-    sem Wechselspielentsteht der Sinn, den        serv?idn   = 980551366&doL-
tes Autonomieerleben bei der Burnout-       wir unserer Tatigkeit geben und der bei       var=d 1&doLext = pdf&file-
Prävention von Lehrern ineinander           Burnout zumindest für den beruflichen         name=980551366.pdf. Zuletzt        besucht
greifen. Zum einen kann durch das           Bereich nicht mehr gesichert ist, son-        am 30.05.2007.
Zeitmanagement die Erschöpfung im           dern verloren zu gehen droht (Bauer et      Leu, H.R. & Krappmann, L.: Zwischen
Sinne von Burnout abgesenkt werden.         a1., 2003; Nindl, 2(01).                      Autonomie und Verbundenheit: Bedin-
Zum anderen arbeiten sie heraus, dass           Abschließen möchten wir diesen Auf-       gungen und Formen von Subjektivität.
durch Zeitmanagement manche Auto-           satz mit einem Zitat eines der resilien-      Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1999.
nomieeinschränkungen so ausgeglichen        ten Lehrer aus der Studie von Howard        Melamed, S., Shirom, A., Toker, S., Berli-
werden können, dass die Erschöpfung         und Johnson (2004, S. 413). Er bringt         ner, S & Shapira, I.: Burnout and risk of
nicht weiter ansteigt. Möglicherweise       die Verbindung zwischen Autonomie             cardiovascular disease: evidence, possible
gelingt es den Lehrern, durch das Zeit-     und Verbundenheit folgendermaßen              causal paths, and promising research
management mehr Spielräume für              auf den Punkt: "Ich fühle mich ziemlich       directions. Psychological Bulletin, 132,
selbstbestimmtes pädagogisches Han-         unabhängig, und doch weiß ich, dass ich       2006,327-353.

PF:ue     .   Nr. 1/2008                                                                                                          53
Autonomieerleben als wirksame Burnout-Prävention bei Lehrern
.-
      ESSAYS, BERICHTE etc. pp.

                                                     Schaarschmidt, u.: Halbtagsjobber? Psychi-         Uhlendorff, H. & Brehm, M.: Burnout bei
     Neubach, B. & Schmidt, K.-H.: Beanspru-
                                                       sche Gesundheit im Lehrerberuf - Ana-             Schulleitern. Schulmanagement. Heft 41
       chungswirkungen von SelbstkontrolIan-
                                                       lyse eines       veränderungsbedürftigen          2007,14-17.
       forderungen und Kontrollmöglichkeiten
                                                       Zustandes. Weinheim: Beltz 2005a.                Van der Linden D., Keijsers, P.E. & van
       bei der Arbeit. Zeitschrift für Psycholo-
       gie, 214,2006, 150-160.                       Schaarschmidt, U.: Manual "Stressbewälti-            Schaijk, R.: Work stress and cognitive dif-
     Nindl, A.: Zwischen existentieller Sinnerfül-     gungstraining" . Potsdam: Lehrstuhl für            ficulties: An initial study on burnout and
       lung und Burnout: Eine empirische Studie
                                                       Persönlichkeits- und Differentielle Psy-           cognitive failures. Work & Stress, 19,
       aus existenzanalytischer Perspektive. Exi-      chologie.2005b.                                    2005,23-36.
       stenzanalyse, 1,2001, 15-23.                  Schaarschmidt, u.: Burnout im Lehrerbe-            Van Dick, R. & Wagner, u.: Stress and strain
     Peeters, M.A.G.       & Rutte, c.G.: Time
                                                       ruf. In W. Schneider & M. Hasselhorn               in teaching:     A structural    equation
       management behavior as a moderator for          (Hrsg.), Handbuch Pädagogische Psycho-             approach. British Journal of Educational
       the job demand-control interaction. Jour-       logie. Göttingen: Hogrefe (im Druck).              Psychology, 71, 2001, 243-259.
       nal of Occupational Health Psychology,        Schmitz, E.: Burnout: Befunde, Modelle
       10,2005,64-75.                                  und Grenzen eines populären Konzeptes.
     Rosenbusch, H.S., Braun-Bau, S. & War-            In A. HilIert & E. Schmitz (Hrsg.), Psy-         AnschriftderVerfasser:
       was, J.: Schulleitungstätigkeit an bayeri-      chosomatische Erkrankungen bei Lehre-            Prof. Dr. Harald Uhlendorff
       schen Grund-, Haupt- und Realschulen:           rinnen und Lehrern (S. 51-67). Stuttgart:
                                                       Schatthauer 2004.                                Psychologischer Psychotherapeut
       Bestandaufnahme und Vorschläge für eine                                                          apl. Prof. an der Universität Potsdam
       Neuorientierung. Bamberg: Universitäts-       Schmitz, G.: Kann Selbstwirksamkeitser-            Institut für Erziehungswissenschaft
       druck 2006. http://www.uni-bamberg.de/          wartung Lehrer vor Burnout schützen?             Postfach 60 15 53
       fileadmin/uni/wissenschafLeinrichtlschu-        Psychologie in Erziehung und Unterricht,         14415Potsdam
       lentwickl unglForschungsstelle/projektar-       48,2001,49-67.
                                                                                                        Dr. Michelle Brehm
       tikellGutachten-schulleitungsL    tig-        Seiwert, L.J.: Das neue 1 x 1 des Zeitma-
       keit.pdf. Zuletzt besucht am 30.05.2007.
                                                                                                        Psychologische Psychotherapeutin
                                                       nagement. Offenbach: GABAL 2001.                 Drosselweg 4
     Rösing, I.: Ist die Burnout-Forschung ausge-    Tatar, M. & Yahav, v.: Secondary school            14195Beriin
       brannt? Analyse und Kritik der internatio-      pupils' perceptions of   burnout       among     Dr. med. Michael Essers
       nalen Burnout-Forschung.        Heidelberg:     teachers. British Journal of Educational
      Asanger 2003.
                                                                                                        Facharzt für Innere Medizin, Beriin
                                                       Psychology,69,1999,457-468.

                                                            w-J!l
                                       ....

                             .......                    "
                                                       .-
                                                                                          \       -..

     In Selbstwirksamkeitserwartung                                                                                                           Fotolia

     54                                                                                                                    PF:ue       .   Nr. 1/2008
Autonomieerleben als wirksame Burnout-Prävention bei Lehrern
ISSN 1611-406X
                                                                                                                          E 20312
                    I I

        )                \
                             \   )
                                     .
                                                     orum:
Heft                                 :   Unterrichten
 36. / 27. Jahrgang
jänuar / 'Bebruar 2008               ~

                                                                 erziehen

                                                     -- - : -
                                                       ~
                                                             ,'it-
                                                                           ~"
                                                                          ~:
                                                                                        ...

                                                                                                                      ,>.
                                                      ....
                                                           ~

Themen:
                                                       'iiJ,i"

                                         ~
                                         I

       Projekt                           t~

       Praktisches
   ~   Lernen-
       eine Bilanz
                                     .                               ~"

       Praxisreport
       HauptscJlule                                   I~              ,.

                                               "
                                              .i.;
                                                                                                   '.., ,
                                                                                                        ...
       Burnout-                                                                               /'
                                                                                                   ""
                                                                                                               -
                                                                                        . f               .'

       Prävention
                                                                                /..,.
Sie können auch lesen