BACHELORARBEIT - Vermarktungsstrategien im Fußball - Eine Diskussion der Vor- und Nachteile aus Sicht der Akteure

 
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BACHELORARBEIT - Vermarktungsstrategien im Fußball - Eine Diskussion der Vor- und Nachteile aus Sicht der Akteure
BACHELORARBEIT

                            Herr

                    Bruno Vallon

  Vermarktungsstrategien im
Fußball – Eine Diskussion der
 Vor- und Nachteile aus Sicht
                  der Akteure

                           2019
BACHELORARBEIT - Vermarktungsstrategien im Fußball - Eine Diskussion der Vor- und Nachteile aus Sicht der Akteure
Fakultät: Medien
       BACHELORARBEIT

Vermarktungsstrategien im
 Fußball – Eine Diskussion
 der Vor- und Nachteile aus
           Sicht der Akteure

                         Autor/in:
                Herr Bruno Vallon

                    Studiengang:
              Angewandte Medien

                   Seminargruppe:
                     AM15wJ2-B

                        Erstprüfer:
             Prof. Günther Graßau

                       Zweitprüfer:
                 Dr. Dirk Schultze

                      Einreichung:
             Mittweida, 24.01.2019
BACHELORARBEIT - Vermarktungsstrategien im Fußball - Eine Diskussion der Vor- und Nachteile aus Sicht der Akteure
Faculty of Media
         BACHELOR THESIS

      Marketing Strategies in
Football - A Discussion about
  the Pros and Cons from the
            Perspective of the
                  Participants

                              author:
                     Mr. Bruno Vallon

                     course of studies:
                       Applied Media

                       seminar group:
                         AM15wJ2-B

                        first examiner:
                Prof. Günther Graßau

                     second examiner:
                     Dr. Dirk Schultze

                           submission:
            Mittweida, 24 January 2019
BACHELORARBEIT - Vermarktungsstrategien im Fußball - Eine Diskussion der Vor- und Nachteile aus Sicht der Akteure
IV

Bibliografische Angaben

Vallon, Bruno:

Vermarktungsstrategien im Fußball – Eine Diskussion der Vor- und Nachteile
aus Sicht der Akteure

Marketing Strategies in Football - A Discussion about the Pros and Cons from
the Perspective of the Participants

61 Seiten, Hochschule Mittweida, University of Applied Sciences,
Fakultät Medien, Bachelorarbeit, 2019

Abstract

Die vorliegende Arbeit diskutiert die verwendeten Vermarktungsstrategien im
professionellen Fußball. Zunächst werden die hierfür benötigten thematischen
Grundlagen erarbeitet. Dabei werden die bedeutendsten Vermarktungsprodukte
vorgestellt, sowie die Potentiale der Fußballvermarktung im Hinblick auf die
Vergangenheit und Zukunft erarbeitet. Nachfolgend werden im Hauptteil die
Vermarktungsstrategien, unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die
beteiligten Akteure, analysiert und diskutiert. Die Arbeit setzt sich dabei
insbesondere mit den Vor- und Nachteilen aus Sicht der Ligen, Vereine und
Spieler auseinander. In diesem Zusammenhang werden weiterführend mögliche
Modifikationen der jeweiligen Strategien aufgezeigt. Abschließend werden die
erarbeiteten     Ergebnisse   zusammengefasst   und   Zukunftstendenzen      der
Fußballvermarktung aufgezeigt.
BACHELORARBEIT - Vermarktungsstrategien im Fußball - Eine Diskussion der Vor- und Nachteile aus Sicht der Akteure
V

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis.............................................................................................V
Abkürzungsverzeichnis...................................................................................VI
Abbildungsverzeichnis...................................................................................VII
Tabellenverzeichnis........................................................................................VIII
1 Einleitung.........................................................................................................1
       1.1 Problemstellung...................................................................................1
       1.2 Gang der Untersuchung......................................................................2
2 Grundlagen der Fußballvermarktung............................................................4
       2.1 Begriff..................................................................................................4
       2.2 Vermarktungsprodukte im Fußball......................................................4
       2.2.1 Medienrechte...................................................................................4
       2.2.2 Werberechte & Sponsoringrechte....................................................5
       2.2.3 Ticketing...........................................................................................6
3 Vermarktungspotenziale................................................................................7
       3.1 Fußball und Fernsehen.......................................................................9
       3.1.1 Preisentwicklung der Fernsehrechte..............................................11
       3.2 Fußball und neue Medien.................................................................15
4 Strategien zur Vermarktung der Übertragungsrechte im Fußball............18
       4.1 Zentralvermarktung...........................................................................18
       4.2 Verteilungsschlüssel europäischer Top-Ligen im Vergleich...............19
       4.2.1 Premier League..............................................................................20
       4.2.2 Bundesliga......................................................................................24
       4.3 Einzelvermarktung.............................................................................27
       4.3.1 La Liga............................................................................................28
       4.4 Resümee...........................................................................................30
5 Auslandsvermarktung..................................................................................31
       5.1 Auslandsvermarktung im Fußball......................................................32
       5.2 Auslandsvermarktungsstrategie der La Liga.....................................33
       5.2.2 Chancen.........................................................................................34
       5.2.3 Risiken............................................................................................34
       5.3 Auswirkungen auf Vereine und Spieler..............................................37
       5.3.1 Chancen.........................................................................................37
       5.3.2 Risiken............................................................................................40
       5.4 Resümee...........................................................................................43
6 Internetpräsenz der Vereine.........................................................................46
7 Fazit und Ausblick........................................................................................49

Literaturverzeichnis.........................................................................................IX
Eigenständigkeitserklärung............................................................................XI
VI

Abkürzungsverzeichnis

BT Sport
British Telecom Sport

VIP
Very Important Person

ARD
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten der
Bundesrepublik Deutschland.

ZDF
Zweites Deutsches Fernsehen

DFB
Deutscher-Fußball-Bund

DFL
Deutsche Fußball Liga

E-Commerce
Electronic Commerce

AVS
Audiovisual Sport

USA
United States of America
VII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Teilnehmer- und Vermarktungspotenzial………………………….S. 8

Abbildung 2: Fernsehen: Zuschauerzahlen im Vergleich………………………S. 11

Abbildung 3: Preisentwicklung der Bundesliga-Übertragungsrechte………...S. 14

Abbildung 4: Einnahmeverteilung aus der Zentralvermarktung………………S. 20

Abbildung 5: Vier-Säulen-Modell………………………………………………...S. 25

Abbildung 6: Kreislaufmodell Auslandsvermarktung………………………….. S. 34

Abbildung 7: Einflussfaktoren für die Vermarktungsqualität…………………..S. 38

Abbildung 8: Bedeutung des sportlichen Erfolgs……………………………….S. 41
VIII

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Internetangebot der europäischen Top-10 Vereine………………....S.47
1

1 Einleitung

Der Fußball begeistert die Menschen weltweit. Der Sport, der gemeinhin auch als
“schönste Nebensache der Welt” tituliert wird, besitzt heutzutage eine Strahlkraft
die weit über das Fußballspiel allein hinausragt. Medien, Wirtschaft und auch die
Politik interessieren sich im hohen Maße für eine Sportart, die gegenwärtig
zweifellos einen bedeutenden Bestandteil der modernen Gesellschaft darstellt.
Die    Europäische       Kommission        weist     demzufolge       auf    die   wachsende
gesellschaftliche, integrative und wirtschaftliche Bedeutung des Sports und
insbesondere des Fußballs hin.1 Im Jahr 2015 gibt es weltweit rund 1,5 Milliarden
Fußballfans.2 In Deutschland bezeichnen sich mit 52%, mehr als die Hälfte der
Bevölkerung, als fußballinteressiert. 31% der Menschen in Deutschland
verfolgen den Fußball weitgehend aktiv vor dem Fernseher und auch der
Internetmarkt gewinnt in diesem Bereich zunehmend an Bedeutung.

Der Fußballsport hat sich im Zuge seiner Kommerzialisierung zu einem
bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Auf dem Markt agieren mittlerweile
neben Zuschauern, Vereinen, Verbänden und Spielern auch Medien, Sponsoren
und Sportartikelhersteller in aktiver oder passiver Form in gleichem Maße.3

1.1 Problemstellung

Durch den zunehmenden wirtschaftlichen Stellenwert des Fußballs, verteilt sich
das Interesse an der Vermarktung des Sports auf eine Vielzahl von Teilnehmern
auf dem Markt. Die globale Vernetzung erschließt neuartige Wachstumsmärkte
und bedingt die Entstehung neuer Marktpotenziale, die von den Akteuren des
kommerziellen Fußballs genutzt werden können. Die Fußballvermarktung

1 Vgl. Europäische Kommission, Weißbuch des Sports, 2007.
2 Vgl. Statista (2015): online unter:
  https://de.statista.com/statistik/daten/studie/387554/umfrage/anzahl-der-sportfans-weltweit/
  [Stand: 21.01.2019].
3 Vgl. Sieweck, Jörg, 2016: S. 14-15.
2

verfolgt daher immer komplexere und weitreichendere Strategien, um das
vorhandene Marktpotenzial bestmöglich auszuschöpfen. Die vorherrschenden
Vermarktungsstrategien werden jedoch unter Sportökonomen, Journalisten,
Vereinsfunktionären und Juristen intensiv diskutiert. Denn die im Fußballgeschäft
steigenden Umsätze garantieren nicht allen Akteuren eine gleichzeitige
Verbesserung der finanziellen und sportlichen Situation.4

1.2 Gang der Untersuchung

Die Zielstellung der vorliegenden Arbeit ist es, eine Bewertung ausgewählter
Vermarktungsstrategien professioneller Fußballinstitutionen anhand sportlicher-
und wirtschaftlicher Faktoren aus der Sicht einzelner Akteure des Fußballmarktes
darzustellen. Um dahingehend eine fundierte Analyse vornehmen zu können,
beschreibt der Verfasser zunächst die wichtigsten Vermarktungsprodukte im
heutigen Fußballgeschäft. Denn diese sind maßgeblich für die strategische
Ausrichtung         der   Akteure      verantwortlich.    Darüber   hinaus   werden   die
Vermarktungspotenziale, die zukünftig höchstwahrscheinlich eine tragende Rolle
in der Fußballvermarktung einnehmen werden erarbeitet, um somit eine spätere
Beurteilung der Strategien aus langfristiger Sicht zu ermöglichen.

Auf Basis des erarbeiteten Fundaments, untersucht der Verfasser anschließend
die unterschiedlichen Ansätze zur Vermarktung der Übertragungsrechte
innerhalb der europäischen Top-Ligen.              5     Dabei werden insbesondere die
Auswirkungen der jeweilig verfolgten Strategie auf die einzelnen Ligateilnehmer
und den gesamten Ligaverbund erarbeitet.

4   Vgl. Straßheim, Steffen, 2005: S. 1-2.
5   Vgl. UEFA Ligen-Koeffizient.
3

Des Weiteren ist die Auslandsvermarktung Teil der Untersuchung. Der Autor stellt
dabei die Chancen und Risiken aus Sicht der Akteure anhand eines aktuellen
Fallbeispiels heraus. Hierzu wird die Strategie der spanischen La Liga als
Untersuchungsgegenstand herangezogen und eine Bewertung des verfolgten
Ansatzes vollzogen.

In Bezug auf die Auslandsvermarktung wird zusätzlich eine Analyse der
Bedeutung des Internets für die Vermarktungsqualität der Akteure vorgenommen.
Dabei wird die „Ist-Situation“ dargestellt und ein Ausblick in die Zukunft
aufgestellt.

Abschließend werden die gesammelten Ergebnisse zusammengefasst und eine
Beurteilung der untersuchten Strategien vorgenommen. Ferner werden mögliche
Zukunftstendenzen     der   Fußballvermarktung      aufgezeigt,   die   weitere
Vermarktungspotenziale erschließen könnten.
4

2. Grundlagen der Fußballvermarktung

2.1 Begriff

Unter Fußballvermarktung versteht man gemeinhin die marktliche Verwertung
des Produkts „Profifußball“. In der Literatur wird der Begriff des Marketings
oftmals als Synonym verwendet. Nach der American Marketing Association ist
„Marketing der Prozess von Planung und Umsetzung der Entwicklung,
Preissetzung, Kommunikation und Distribution von Ideen, Gütern und
Dienstleistungen         zur   Ermöglichung        von    Austauschprozessen,          die    die
individuellen und organisationsbezogenen Zielsetzungen erfüllen.“ 6 Bei der
Fußballvermarktung handelt es sich hierbei jedoch nicht um eine individuelle
Unternehmensphilosophie, sondern vielmehr um einen Prozess der Erreichung
ökonomischer Ziele von Fußballunternehmen.

2.2 Vermarktungsprodukte im Fußball

2.2.1 Medienrechte

Medienrechte sind Produkte, die Medienkonzernen oder Rechteagenturen zum
Kauf angeboten werden. Im Fußballsport dominieren aktuell deutlich die
Fernsehrechte. Auch Print- sowie Hörfunkrechte werden vergeben, stehen
jedoch in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zum TV-Rechte-Markt. So belaufen
sich allein die Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehübertragungsrechte aus
der laufenden Bundesliga-Saison 2018/2019 auf 1,2 Milliarden Euro. 7 Sie
machen durchschnittlich mehr als 30 Prozent des Gesamtumsatzes eines

6   Vgl. American Marketing Association, 2013.
7   Vgl. Statista (2016), online unter:
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6750/umfrage/entwicklung-der-tv-einnahmen-der-
    bundesliga/ [Stand: 21.01.2019].
5

Bundesligisten aus. 8 Spitzenreiter im Bereich der TV-Rechte-Vermarktung im
Fußball ist weltweit aber die Englische Premier League. Von 2016 bis 2019
zahlen die Fernsehsender Sky und BT Sport insgesamt 5,1 Milliarden Pfund -
umgerechnet etwa 6,9 Milliarden Euro für die Übertragungsrechte.9

In den letzten Jahren drängen zudem vermehrt neue Medien auf den Markt. Denn
Laptops, Smartphones und Tablets ermöglichen dem Konsumenten heutzutage
einen dauerhaften Zugang zum Internet und fördern und ermöglichen dadurch
die Interaktivität zwischen Sender und Zuschauer.

2.2.2 Werberechte & Sponsoringrechte

Die Auswirkungen der medialen Verwertungsrechte und vorrangig dem
Fernsehrecht sind in besonderer Form bei den Werberechten festzustellen und
zu berücksichtigen. Denn die Vermarktung der Werberechte orientiert sich auch
immer an den zu erzielenden Kontaktzahlen. Durch eine stärkere Verbreitung der
Fernsehrechte erhöht sich demzufolge der Wert der Werberechte. Aufgrund der
zunehmenden TV-Präsenz haben infolgedessen die generierten Einnahmen aus
Werbung und Sponsoring stark zugenommen und sind mittlerweile zur
zweitgrößten Einnahmequelle im Fußball avanciert. Durch seine Beliebtheit und
Popularität fungiert und funktioniert der Fußball für die Werbewirtschaft als
optimaler Werbeträger. Hierbei ist die Fernsehwerbung die verbreitetste
Werbeform. So lassen sich hier Gefühle und Emotionen besonders gut auf den
Konsumenten übertragen. Da jedoch fast zwei Drittel der deutschen Bevölkerung
angeben, durch die immer weiter ansteigende Fernsehwerbung “genervt” zu
sein, entwickelt und erschließt der Fußball und die Werbeindustrie immer wieder
neue Ansätze. Dabei versuchen neue Werbeformen durch programmintegrierte
Inhalte dem sogenannten “Zappingphänomen” (Vgl. Schenk, 2004) zu begegnen
und werden daher nicht einmal als Werbung vom Konsumenten identifiziert. Der

8   Vgl. Korthals, Jan, 2005: S.1.
9   Vgl. Spiegel Online, 2015: „TV-Rechte. Englische Liga kassiert ab wie nie.“ Online unter:
    http://www.spiegel.de/sport/fussball/premier-league-rekordvertrag-ueber-fernsehrechte-
    abgeschlossen-a-1017828.html [Stand: 21.01.2019].
6

Gesetzgeber hat im Jahre 2000 überdies die elektronische Bildbearbeitung in
Form von Split-Screening, Laufband- und virtueller Werbung zugelassen.10 Auch
die Vermarktung der Trikotsponsoren, Ausrüster und des Stadionnamens stellt
eine bedeutende Einnahmequelle im modernen Fußball dar. 11 So dient die
Vermarktung der Werberechte im Fußballsport nicht selten der Refinanzierung
entstandener Ausgaben, wie einem Stadionneubau oder für die Kosten zum
Erwerb von Übertragungsrechten.12

2.2.3 Ticketing

In der Bundesliga-Saison 1999/2000 hat der Anteil der Gesamterlöse aus dem
Ticketverkauf mit 26,5 Prozent noch die bedeutendste Einnahmequelle eines
Bundesligisten dargestellt. Noch heutzutage wird dem Absatz von Tickets, trotz
des gesunkenen Anteils am Gesamtumsatz, ein ausgesprochen großer
Stellenwert zuteil. Denn die Atmosphäre im Fußballstadion steigert den Wert des
Produkts „Fußball“ maßgeblich und wirkt sich dementsprechend stark auf die
Vermarktung der medialen Rechte aus. So sind die indirekten Einnahmen aus
der Vermarktung der Tickets, gerade vor dem Hintergrund der TV-Vermarktung,
nicht zu unterschätzen.

Die Bedeutung einer guten Atmosphäre ist jedoch auch innerhalb des Ticketings
zu beobachten. Denn die Vermarktung der teuren Sitzplätze, insbesondere der
VIP-Angebote, die eine deutlich größere Einnahmequelle als beispielsweise die
günstigen Stehplatzangebote für die Vereine ausmachen, funktioniert langfristig
nur im Zusammenspiel beider Preiskategorien. So würde die Nachfrage nach
teuren Tickets, ohne die aus den „Fanblocks“ initiierte Atmosphäre, zwangsläufig
sinken.13

10 Vgl. Elter, Vera-Carina, 2003: S.95.
11 Vgl. Wilhelms, Christian, 2014: S. 21.
12 Vgl. Holtz-Bacha, Christina, 2006: S. 39.

13 Vgl. Hallensleben, Stefan, 2011: S. 71.
7

3 Vermarktungspotenziale

Das Vermarktungspotenzial einer Sportart leitet sich aus einer Vielzahl von
Voraussetzungen ab und kann dabei sportartspezifisch variieren. Der
Fußballsport bietet durch seine weltweite Popularität dahingehend jedoch ein
unvergleichbares und einzigartiges Fundament. Nach einer Studie aus dem
Jahre 2015 begeistert der Fußball weltweit rund 1,6 Milliarden Fußballfans und
stellt damit die beliebteste Sportart dar. Basketball folgt mit 1,2 Milliarden Fans
und die Anzahl aller Sportfans weltweit beläuft sich auf 2,2 Milliarden.14

Damit hat der Fußball seinen medialen Siegeszug auf der Basis aktiver und
ehemaliger Freizeitsportler angetreten. Denn das Vermarktungspotenzial einer
Sportart steigt, umso mehr Menschen eine Sportart aktiv ausüben wollen und
können. Dieser Faktor wird als Teilnehmerpotenzial beschrieben. Doch auch
ohne eine bedeutende Anzahl an aktiven und ehemaligen Sportlern, können
gewisse Sportarten durch ein hohes Vermarktungspotenzial auf große
Begeisterung stoßen. Das Vermarktungspotenzial wird hierbei durch die
passiven Emotionen beeinflusst. Eine große Bedeutung besitzen in diesem
Zusammenhang Idole wie Conor McGregor im Kampfsport oder Shaun White im
Snowboarding. Ebenso die patriotischen Fußball-Duelle Deutschland gegen die
Niederlande und die choreographischen Wettkämpfe des Superbowl im
American Football. Entscheidend für den Vermarktungswert einer Sportart ist
daher die Kombination aus Teilnehmer- und Vermarktungspotenzial.

14   Vgl. Statistik von Repucom 2015.
8

Überaus erfolgreiche Sportarten wie der Fußball, verbinden dahingehend eine
große Zahl aktiver Sportler mit einer hohen Attraktivität der Übertragung. 15

Abbildung 1: Teilnehmer- und Vermarktungspotenzial (eigene Darstellung nach Kahlbau)

15   Vgl. Elter, Vera-Carina, 2003: S. 43-44.
9

3.1 Fußball und Fernsehen

Die Akzeptanz von Sport im Fernsehen unterliegt nach Zubayr und Gerhardt in
unterschiedlichen Kombinationen folgenden Kriterien:16

      1. der Tradition einer Sportart
      2. der Markenstärke einer Sportart
      3. dem Eventcharakter der Übertragung
      4. den Erfolgschancen beziehungsweise                Beteiligungen einheimischer
          Sportler, Mannschaften und Nationalteams
      5. der fernsehgerechten Umsetzung und der Persönlichkeit der Akteure
      6. der Tageszeit der Ausstrahlung, dem eigenen Programmfeld und dem
          Konkurrenzprogramm
      7. dem Fernsehsender
      8. der breiten Zielgruppenansprache

Der Fußball bedient diese Erfolgskriterien wie keine andere Sportart. Dabei ist es
nachweislich so, dass der Fußball einen überaus nachhaltigen Eindruck in der
Wahrnehmung der Zuschauer hinterlässt. Denn der Anteil an Fußball-Live-
Übertragungen im Fernsehen, in Relation zum Gesamtprogramm der Sender, ist
deutlich geringer als von den Konsumenten wahrgenommen. Gerade bei Welt-
und Europameisterschaften verdichtet sich dieser Eindruck. Dabei haben
Fußballevents mit 19,5 Prozent nicht einmal den größten Anteil der Sport-Live-
Übertragungen der ARD im Jahre der Europameisterschaft 2016 ausgemacht.
Der Wintersport hat hier mit 34,7 Prozent eine deutlich höhere Live-Präsenz
aufzuweisen.17

Im Zusammenspiel mit den beschriebenen Kriterien entwickelt der Fußballsport
folglich eine hohe Attraktivität für das Fernsehen.

16   Vgl. Elter, Vera-Carina, 2003: S. 44-45.
17   Vgl. Aufteilung Livesportangebote im Ersten, online unter: http://www.ard.de/home/die-
     ard/fakten/Sport_in_der_ARD__Zahlen_von_2016/3902562/index.html [Stand: 21.01.2019].
10

So besitzt Fußball eine überaus große Tradition, vor allem in Europa sowie in
weiten Teilen des südamerikanischen Kontinents. Auch die Markenstärke
profitiert von dieser ausgeprägten Akzeptanz und ist demzufolge sehr hoch
einzuschätzen.         Darüber      hinaus   wird    der   Fußball   durchgängig    dem
Eventgedanken gerecht. Neben den nationalen Liga- und Pokalspielbetrieben,
werden im Fußball mit kontinentalen Sportereignissen (wie der Champions
League und Europameisterschaft) und den globalen Wettbewerben (wie der
Weltmeisterschaft) regelmäßige Großevents veranstaltet. Die Welt- und
Europameisterschaften sind neben den Olympischen Spielen die größten
Sportevents weltweit und erreichen höchste mediale Reichweiten. Dieses hohe
Volumen an nationalen wie auch internationalen Wettbewerben, ermöglicht
zahlreichen Teams und Sportlern am Profifußball zu partizipieren und
weiterführende Fernsehpräsenz zu erlangen. Erst durch diese flächendeckende
Beteiligung gelingt es, eine Vielzahl von Zuschauern und Fans anzusprechen.

Der Fußballsport vereint darüber hinaus alle Grundlagen für eine erfolgreiche
fernsehgerechte Umsetzung. Denn die Symbiose aus Ort (Fußballstadion),
Handlung (Spielgeschehen) und Zeit (90 Minuten) vermacht dem Fußball eine
außerordentliche dramaturgische Stärke. Gelingt es hierbei, eine zum Fußball
akkurate       zeitliche    Programmierung     und    eine   Implementierung   in   den
Programmablauf eines Senders, dessen Image kompatibel dazu ist zu
präsentieren, profitiert die Qualität der Übertragung zusätzlich.

Der Erfolg des Fußballs im Fernsehen ist jedoch grundsätzlich auf die breite der
Zielgruppenansprache zurückzuführen. Das Vermarktungspotenzial von Fußball
im Fernsehen ist daher als sehr hoch einzuschätzen. So erreichen Fußballevents
mit dem Fernsehen nicht nur viele Zuschauer, sondern auch viele verschiedene
Menschen. 18

18   Vgl. Gerhard, Heinz, 2006: S. 44-46.
11

Abbildung 2: Fernsehen: Zuschauerzahlen im Vergleich. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)

3.1.1 Preisentwicklung der Fernsehrechte am Beispiel der
        Bundesliga

Das vorhandene Vermarktungspotenzial von Fußball im Fernsehen lässt sich vor
allem anhand der Entwicklung der Einnahmen durch den Verkauf der
Fernsehrechte belegen. Die Bundesliga hat nach ihrer Gründung im Jahre 1963
für die Saison 1965/1966 erstmals ihre Fernsehrechte verkauft. Der Rechtepreis
für die Saison beträgt damals 650.000 Mark und Rechteinhaber werden die
12

öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD 19 und ZDF 20 , die zu diesem
Zeitpunkt auch die einzigen Fernsehanstalten in Deutschland darstellen und
somit die mediale Monopolstellung besitzen. Um sich diesem Monopol
ebenbürtig zu erweisen, vermarktet der DFB 21 die Übertragungsrechte der
neugegründeten Bundesliga fortan zentral und schafft damit ein bilaterales
Monopol, welches Anbieter (Bundesliga) und Nachfrager (Medien) auf
Augenhöhe agieren lassen. In den Folgejahren entwickeln sich die Rechtepreise
daher kontinuierlich und gleichmäßig, bis sie in der Saison 1984/1985 ihren
vorläufigen Höhepunkt bei zehn Millionen Mark erreichen.

Erst durch den Einstieg des Privatfernsehens in der Saison 1988/1989 ist eine
signifikante Veränderung der Marktsituation festzustellen, welche folglich
erherbliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Preise für die Fernsehrechte
besitzt. Denn erstmals entsteht eine Konkurrenzsituation seitens der Nachfrager
auf dem Markt, welche wiederum ein Wettbieten um die Übertagungsrechte der
Bundesliga forciert. Die Mediengesellschaft Ufa zahlt dem DFB letztlich 40
Millionen Mark für die Übertragungsrechte der Saison 1988/1989 und überbietet
damit die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten um ein Vielfaches.22

„Erst das Auftreten dieses von den privaten Sendeanstalten forcierten
Wettbewerbs hat das Bewusstsein für den Wert von Sportveranstaltungen
geschärft und gezeigt, dass hier […] ein regelrechter Schatz gehoben werden
könnte“ (Lochmann, 2005).

Die vorherrschende Wettbewerbssituation zwischen Öffentlich-Rechtlichen und
Privatfernsehen um die Erstverwertungsrechte der Bundesliga, wird durch den
Einstieg des Pay-TV 23 Senders Premiere im Jahre 1991 um eine weitere

19 Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik
   Deutschland.
20 Zweits Deutsche Fernsehen.

21 Deutscher Fußball-Bund e.V.

22 Vgl. DER SPIEGEL 12/1988: Italienische Verhältnisse.

23 Fernsehprogramm eines Privatsenders, das gegen Zahlung einer bestimmten Gebühr mithilfe

   eines zusätzlich benötigten Decoders empfangen werden kann.
13

Dimension erweitert. Dieser Umstand bewirkt, dass das Ausmaß des Wettbietens
um die Übertragungsrechte in den Folgejahren nochmals deutlich zunimmt.
Durch den Einstieg der Pay-TV Sender schreitet dabei gleichzeitig die
Kommerzialisierung des Produkts „Fußball“ voran. Die Fernsehübertragungen
werden durch die Einführung der Slow-Motion-Technologie, dem Erheben von
Statistiken sowie dem Angebot interaktiver Gewinnspiele bereichert und für den
Zuschauer noch attraktiver gestaltet. Der positive Trend der letzten Jahre wird
dadurch fortgesetzt und zusätzlich intensiviert, bis in der Saison 2000/2001 der
vorläufige Höhepunkt von 355 Millionen Mark für die Übertragungsrechte erreicht
wird. Die Bundesliga erlebt in dieser Zeit einen Anstieg der Preise, der den nach
Einstieg der Privatsender aus dem Jahre 1988 nochmals übersteigt.

Der Pay-TV Sender Premiere überträgt in der Spielzeit 2000/2001, erstmalig in
der Geschichte der Bundesliga, alle Spiele live und bietet zudem eine
Konferenzschaltung aller Parallelspiele an. Da in der Folge jedoch die
angestrebte Abonnement-Zahl deutlich verfehlt wird, meldet die Kirch AG (zu der
neben Sat.1 und ProSieben auch Premiere gehört) im Jahr 2002 Insolvenz an.
Premiere entgeht nur knapp der eigenen Insolvenz. Im Jahr 2005 droht Premiere
jedoch der erneute Konkurs, da der Pay-TV Sender Arena den Zuschlag für die
Übertragungsrechte der nächsten drei Spielzeiten erhält. Diese Vorfälle wirken
sich unmittelbar auf die Fernsehgelder und damit auf die Entwicklung der
Bundesliga aus. Denn nach der gerade noch abgewendeten Insolvenz 2002,
werden statt vereinbarter 1,4 Milliarden- noch rund 1,2 Milliarden Euro für vier
Spielzeiten an die DFL24 gezahlt. Doch auch Arena kann sich nicht langfristig
etablieren und sublizensiert in der Bundesliga-Saison 2007/2008 wieder die
Erstverwertungsrechte an Premiere. Zwischen 2007 und 2009 befindet sich
Premiere anschließend in einer Übergangsphase und wird zur Spielzeit
2009/2010 vollständig zur Sky Deutschland AG. Sky besitzt seither die
Erstverwertungsrechte an der Bundesliga.

24   Deutsche Fußball Liga: Zusammenschluss der in den Männer-Fußballligen Bundesliga und 2.
     Bundesliga vertretenen deutschen Vereine und Kapitalgesellschaften.
14

Aber erst in der Saison 2012/2013 schließt die Bundesliga zum internationalen
Wettbewerb auf. Der neue, über vier Spielzeiten laufende Vertrag, umschließt
dabei ein Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden Euro, was einem Durchschnittswert
von 628 Millionen Euro pro Spielzeit entspricht und demzufolge eine
Einnahmesteigerung von rund 52 Prozent gegenüber dem vorherigen Vierjahres-
Kontrakt darstellt. Neben Sky als Erstverwerter, sind nunmehr auch ARD, ZDF,
Sport1 und die Axel Springer AG Rechteinhaber.

Der aktuelle Vertrag umfasst drei Spielzeiten und bringt der DFL 1,2 Milliarden
Euro pro Spielzeit ein. Die Gründe für die erneut deutliche Preissteigerung sind
divers und werden kontrovers diskutiert. So verliert Sky die exklusiven
Übertragungsrechte und teilt sich diese künftig mit dem Fernsehsender
Eurosport, der die Erstverwertungsrechte an 40 Bundesligaspielen in der
aktuellen Spielzeit besitzt. Diese Spiele müssen jedoch über den Streaming-
Dienst „Eurosport Player“ kostenpflichtig vom Konsumenten erworben werden,
sodass erstmalig nicht mehr ein Abonnement ausreicht, um alle Bundesliga-
Spiele live zu verfolgen. Außerdem sorgen zwei zusätzliche Anstoßzeiten für ein
noch   umfassenderes     Live-Sport-Angebot   und    steigern   den   Wert   der
Übertragungsrechte dadurch nochmalig.
15

                                                  1400

     FERNSEHGELDER IN MIO. MARK/EURO PRO SAISON   1200
                                                                                                                                          1159

                                                  1000

                                                   800
                                                                                                                                   673
                                                                                                                             628
                                                   600
                                                                                                                       440
                                                                                                                407
                                                                                            355
                                                   400                                                   300
                                                                                                  278

                                                   200                               145
                                                                              80
                                                                         40
                                                          0,65     10
                                                     0
                                                         1965/66                                                                         2018/19
                                                                                    BUNDESLIGA-SPIELZEITEN 1965-2019

Abbildung 3: Preisentwicklung der Bundesliga-Übertragungsrechte (eigene Darstellung)

3.2 Fußball und neue Medien

Wie bei der Entwicklung der Fernsehgelder festzustellen ist, bedarf es immerzu
neuer Innovationen und Technologien, um eine signifikante Veränderung der
medialen Marktsituation hervorzurufen. Das Internet, als Plattform für
Fußballübertragungen, könnte hierbei „die Zukunft des Fußballs“ (Vgl. Richter
2014) darstellen. Denn das Fundament, bestehend aus über vier Milliarden
Internetnutzern weltweit und einem stetigen Wachstum dieses Marktes25, eröffnet
der Fußballvermarktung außergewöhnliche Potenziale.

Fußballübertragungen können mittels dem sogenannten „Video-Streaming“
realisiert                                                werden,       dessen     Vorteile    gegenüber       vorheriger     Technologien
naheliegend sind. So wird bei dieser Übertragungsform kein Receiver 26 mehr

25   Vgl. Global Digital Report 2018.
26   Gerät zur Dekodierung und zum Empfang digital übertragener Fernsehdienste
16

benötigt, auch Abonnements sind nicht mehr notwendig und die Verbreitung der
Inhalte ist einfach und günstig. Der Streaming-Markt profitiert nach Künkel dabei
zusätzlich durch27:

       1. Die wachsende Zahl von Internet-Pauschaltarifen und Breitband-
           Internetzugängen, die eine intensive Nutzung in hoher Qualität und
           ohne Zeitrestriktionen zulässt.
       2. Die weiter steigenden Nutzerzahlen und der erhöhten Akzeptanz von
           E-Commerce28, die den Internetmarkt für Anbieter attraktiver machen,
           welche sich aufgrund wachsender Konkurrenz durch Streaming-
           Angebote vom Wettbewerb abheben müssen.
       3. Die Schaffung vollkommen neuer Angebote und der Erweiterung
           bestehender Internetauftritte durch Inhalte aus Fernsehen, Film und
           Musik.

Gerade die zunehmende Akzeptanz von E-Commerce und die damit verbundene
erhöhte Zahlungsbereitschaft der Internetnutzer, kann dabei für die zukünftige
Fußballvermarktung von großer Bedeutung sein. Hierbei ist damit zu rechnen,
dass diese Entwicklung weiterhin positiv verläuft, da interneterfahrene Nutzer
eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft aufweisen als Neulinge. Bis hin zum
Jahre 2000 wurde im Internet hauptsächlich das Modell „Content for free“ 29
verfolgt, welches unter den Nutzereine gewisse Gratismentalität entwickelt hat.

Mittlerweile haben sich Fußballübertragungen über das Internet etabliert. Dabei
kann der Nutzer die Spiele über eine Vielzahl mobiler Endgeräte (wie
Smartphone, Tablet oder Laptop) empfangen.

27 Vgl. Schäfer, Sebastian, 2007: S.14.
28 Internethandel, der den Kauf und Verkauf von Waren über elektronische Verbindungen
   umfasst.
29 Kostenlose Inhalte
17

Dementsprechend ist der Konsument nicht mehr ortsgebunden und in seinem
Konsumverhalten weitaus flexibler. Digitale Produkte im Internet besitzen fünf
einzigartige Eigenschaften30:

              1. „Deliverability“ – das Produkt kann via Download oder Streaming
                  direkt vom Anbieter zum Käufer übergeben werden.
              2. „Indestructibility“ – die Form und Qualität des Produkts bleiben
                  gleich, egal wie alt es ist oder wie oft es benutzt wurde.
              3. „Transmutability“ – die Produkte können aufgrund ihrer digitalen
                  Struktur leicht verändert werden.
              4. „Reproducibility“ – die Produkte können sehr leicht vervielfältigt,
                  gelagert und versendet werden.
              5. „Trial-ability“ – eine Vorschau eines Produkts beziehungsweise
                  eine Testphase für potenzielle Kunden ist ohne weiteres möglich.

Ein Bezahlmodell, das durch diese Weiterentwicklung zukünftig an Bedeutung
gewinnen kann, ist das Pay-per-View Modell. Denn beim Pay-per-View bezahlt
der Konsument, wie der Name schon vermuten lässt, lediglich für die Sendungen,
die er tatsächlich sehen will und kann. Durch die zunehmende Digitalisierung
erhöht sich die Spontanität der Entscheidungsfindung.
Mithilfe automatisierter Zahlungssysteme kann der Kunde den Kauf eines
gewünschten Inhalts erst kurz vor dessen Ausstrahlung oder in Form von Video-
on-Demand31, sogar nach der eigentlichen Übertragung erwerben. Das Pay-per-
View Modell stellt folglich die Flexibilität der Übertragung in den Vordergrund und
kann dadurch weitere Kundenpotenziale erschließen.32

30   Vgl. Schäfer, Sebastian, 2007: S.15.
31 Form des Fernsehens, bei der der Zuschauer einen gewünschten Inhalt aus einem Archiv
   abrufen und ihn – gegen ein Entgelt - empfangen kann.
32 Vgl. Gülsahin, Yasin, 2016: S.24.
18

4 Strategien zur Vermarktung der
      Übertragungsrechte im Fußball

4.1 Zentralvermarktung

Unter Zentralvermarktung wird allgemein die Gesamtvermarktung von Rechten,
im Fußball insbesondere der Fernsehverwertungsrechte, an einer oder einer
Vielzahl von Sportveranstaltung über einen bestimmten Zeitraum verstanden.
Zentralvermarktung bedeutet demnach, dass die ursprünglichen Rechteinhaber,
also diejenigen, die die Organisation und Vorbereitung der Veranstaltung
übernehmen sowie die wirtschaftlich relevanten Entscheidungen treffen und das
wirtschaftliche Risiko tragen, den letztendlichen Rechteverkauf einem zentralen
Organ überlassen. Dieses Organ wiederum schüttet nach einem bestimmten
Verteilungsschlüssel die Einnahmen an die ursprünglichen Rechteinhaber aus.
Die Veranstalter sind im Fußball die Heimvereine, da sie die Kosten der
Heimspiele stemmen und damit neben dem organisatorischen- auch das
wirtschaftliche Risiko tragen.

Die Annahme, dass es nur einen einzelnen Veranstalter und Rechteinhaber
geben kann, wird jedoch kritisch hinterfragt. Denn es ist möglich, dass mehrere
Parteien in einer ausgeprägten Weise an einer Veranstaltung beteiligt sind,
sodass sie beide als Mitveranstalter angesehen werden können. So ist die DFL
durch die Organisation des Gesamtwettbewerbs selbst maßgeblich an der
Vermarktungsqualität eines Bundesligaspiels beteiligt und kann durchausals
Mitveranstalter verstanden werden.33

Die Zentralvermarktung ist das mit Abstand populärste Vermarktungsmodell im
professionellen Fußball und hat sich mittlerweile in allen europäischen Top-Ligen
durchgesetzt.

33   Vgl. Elter, Vera-Carina, 2003: S.56.
19

Diese Form der Vermarktung soll allen Teilnehmern ermöglichen, eine
strukturierte und nachhaltige Nachwuchsarbeit zu betreiben und Investitionen in
Infrastruktur oder Spielertransfers zu tätigen, um somit einen möglichst fairen
Wettkampf gewährleisten zu können.

Dabei ist die Zentralvermarktung jedoch keineswegs unumstritten. Die
Kartellbehörden         kritisieren      unter   anderem    das     Angebotsmonopol     der
Ligaverbände und die dadurch resultierende Wettbewerbsverzerrung. Hierbei ist
jedoch zu beachten, dass im Sport andere Regeln gelten als in der Wirtschaft.
So       sind    die    einzelnen        Ligateilnehmer    ebenso     an     einer   starken
Konkurrenzsituation interessiert, da diese die Attraktivität und dadurch das
Vermarktungspotenzial und den Wert der medialen Rechte erheblich steigert.
Das Modell der Zentralvermarktung geht infolgedessen davon aus, dass es für
die Teilnehmer einer Liga lohnend ist, ihre Rechte an den Sportereignissen in
gebündelter Form, also zentral zu vergeben.

4.2 Verteilungsschlüssel europäischer Top-Ligen im
        Vergleich

Die grundsätzlichen Kriterien für die Verteilung der Medienerlöse durch die
Zentralvermarktung sind innerhalb der europäischen Top-Ligen34 als ähnlich zu
bezeichnen. Sie weisen jedoch ebenso deutlich unterschiedliche Schwerpunkte
und Muster aus, die oftmals auf die aktuellen sportlichen- und wirtschaftlichen
Gegebenheiten der jeweiligen Ligen und deren Teilnehmer ausgerichtet sind.

Nachfolgend         vergleicht     der     Verfasser    dahingehend    die   Ansätze    und
Vorgehensweisen der englischen Premier League und der deutschen
Bundesliga,            um      damit        eine       umfassende      Beurteilung      der
Zentralvermarktungsstrategie gewährleisten zu können. Dabei untersucht der
Autor die Verteilungsmethoden der Ligaverbände unter Berücksichtigung der

34   Vgl. UEFA Ligen-Koeffizient
20

aktuellen wirtschaftlichen- wie sportlichen Situation und stellt heraus, welche
Akteure in welchem Maße von der jeweils verfolgten Strategie profitieren oder
verlieren. Abschließend werden mögliche Modifikationen und Potentiale der
verfolgten Ansätze aufgezeigt.

4.2.1 Premier League

Abbildung 4: Einnahmeverteilung aus der Zentralvermarktung (Quelle: Homepage Premier League)

Die Premier League gilt bei der Verteilung der Einnahmen aus der
Zentralvermarktung gemeinhin als „gerechteste“ europäische Top-Liga. Die
Einnahmen aus der Zentralvermarktung teilen sich demnach wie folgt auf:

    •   Die Hälfte der gesamten nationalen Medienerlöse wird als „Equal Share“
        (gleicher Anteil) unter den 20 Vereinen gleichmäßig aufgeteilt. Bei
21

       insgesamt rund 696 Mio. britischen Pfund, ergibt das einen Anteil von 35
       Mio. pro Teilnehmer.
   •   Weitere 25 Prozent der nationalen Medienerlöse werden als „Facility
       Fees“ (Einrichtungsgebühren) verteilt, je nachdem, wie oft die Spiele eines
       Klubs im nationalen Fernsehen live ausgestrahlt worden sind. So sind die
       Spiele von Manchester United, dem FC Liverpool und Arsenal London
       (jeweils 28 Spiele) am häufigsten übertragen worden. Nach dem
       Verteilungsschlüssel der Premier League stehen diesen Vereinen
       demzufolge rund 33 Mio. Pfund zusätzlich zu. Der FC Burnley, FC Watford,
       Huddersfield Town und West Bromwich Albion (jeweils 10 Spiele) erhalten
       noch 12 Mio.
   •   Die übrigen 25 Prozent werden als „Merit Payment“ (Leistungsbezüge) je
       nach Platzierung ausgeschüttet. Davon erhält Meister Manchester City
       rund 39 Mio., der letztplatzierte West Bromwich Albion noch rund zwei Mio.
       Pfund.
   •   Auch die internationalen Medienerlöse werden in der Premier League
       unter „International TV“ (internationales TV) zu gleichen Teilen
       ausgeschüttet. Bei Gesamteinnahmen von insgesamt rund 815 Mio.,
       ergibt das pro Klub weitere 41 Mio.
   •   Ebenso     werden      die   Einnahmen     aus    „Central   Commercial“
       (Werbeeinnahmen) gleichmäßig auf alle 20 Vereine verteilt. Die
       Werbeeinnahmen belaufen sich auf insgesamt rund 97 Mio., was einen
       weiteren Anteil von knapp fünf Mio. pro Ligateilnehmer ergibt.

Die Differenz zwischen dem Klub mit den meisten Gesamteinnahmen aus der
Zentralvermarktung, Manchester United (rund 150 Mio.) und dem Schlusslicht
West Bromwich Albion (rund 95 Mio.), beträgt nach der Saison 2017/2018 circa
55 Mio. Pfund. Das Ratio beider Teams liegt im Verhältnis mit ungefähr 1,6:1
relativ nah beieinander. Diese Ausgeglichenheit ergibt sich hauptsächlich daraus,
dass drei der insgesamt fünf Kriterien eine gleichmäßige Verteilung der Gelder
vorsehen.
22

Wie in Kapitel 2.2.1 schon erwähnt, ist die Premier League die wirtschaftlich mit
Abstand erfolgreichste Liga weltweit. Dennoch ist die Liga aus sportlicher Sicht
der spanischen La Liga deutlich unterlegen und in etwa auf gleichem Niveau wie
die Bundesliga und der italienischen Serie A einzuordnen.35 Der Grund für das
überaus große nationale und internationale Interesse an der Premier League ist
vor allem der sportlichen Homogenität geschuldet. Diese fördert umso mehr die
allgemeine Attraktivität und Wettkampfsituation und ist das Ergebnis eines
nahezu finanziellen Gleichgewichts. Hierbei weist die Premier League eine hohe
Dichte an sogenannten Top-Spielen und Derbys auf, welche sich außerordentlich
gut vermarkten lassen. Denn der sportliche Stellenwert beeinflusst die
Vermarktbarkeit einer Veranstaltung und der beteiligten Akteure maßgeblich.36
Die sogenannten „Big Six“37 prägen das sportliche Geschehen national allerdings
sehr stark. In neun der letzten zehn Meisterschaften sicherte sich immer ein Team
aus dieser Gruppe den Titel. Aus einem Bericht von Brand Finance aus Mai 2018
geht diesbezüglich hervor, dass alle dieser Klubs sowohl zu den zehn
wertvollsten als auch stärksten Marken im weltweiten Fußballgeschäft gehören.
Darüber hinaus wird festgestellt, dass zwar alle Ligateilnehmer von hohen
Medieneinnahmen          und    einer    guten     Stadionauslastung         profitieren,   die
wirtschaftliche Kluft zwischen den „Big Six“ und dem Rest der Liga dennoch riesig
ist. Die Etablierung eines noch ausgewogeneren Verteilungsschlüssels in der
Premier League sei deshalb notwendig, um in der Zukunft weiterhin die Position
der weltweit am besten zu vermarktbaren Liga zu sichern.38

Jedoch gegensätzlich zu diesem Ansatz, streben die „Big Six“ eine
Umstrukturierung des Verteilungsschlüssels an, die für sie zukünftig noch höhere
und dem Rest der Liga geringere Medieneinnahmen zuschreiben würden.

35 Vgl. UEFA-Klubkoeffizient.
36 Vgl. Elter, Vera-Carina, 2003: S. 49.
37 Die wirtschaftlich sechs stärksten Vereine. Manchester United, Manchester City, FC Chelsea,

   FC Liverpool, FC Arsenal, Tottenham Hotspurs.
38 Vgl. Brand Finance. Football 50 2018. The annual report of the most valuable football brands.
23

Der Ansatz der „Big Six“ sieht demnach vor, dass 35 Prozent der internationalen
Medienerlöse,         ähnlich     wie    die   nationalen      Erlöse,    abhängig      von    der
Tabellenplatzierung verteilt werden sollen. 39 Wie aus dem Bericht der Brand
Finance hervorgeht, sind diese sechs Klubs maßgeblich für den internationalen
Erfolg der gesamten Liga und derer Vermarktbarkeit verantwortlich. Die hohen
Medienerlöse aus dem Ausland sind folglich das Ergebnis der Leistungsdichte
und Qualität dieser Vereine.

Der Verteilungsschlüssel der Premier League muss eine Vielzahl von Interessen
und Abhängigkeiten der Teilnehmer berücksichtigen. Denn die Vereine außerhalb
der „Big Six“ sind gleichzeitig Profiteure und Verlierer der Markenstärke dieser
sechs Klubs. Diese internationale Markenqualität bedeutet hohe Medienerlöse
für alle Teilnehmer der Liga. Angesichts der vorherrschenden finanziellen
Differenzen ist es eher unwahrscheinlich, dass sich mittel- bis langfristig ein
weiterer Klub an der Ligaspitze etablieren kann. Hierfür müsste seitens des
Ligaverbands eine Umverteilung der Einnahmen, weg von den „Big Six“ hin zu
dem Rest der Liga, stattfinden. Insbesondere die Verteilung der „Facility Fees“
unterstützt hierbei das Ungleichgewicht der Teilnehmer fortlaufend. Ein Ansatz
wäre, die 25 Prozent der nationalen Einnahmen als „Equal Share“ zu verteilen,
da diese keineswegs auf den sportlichen Leistungen der jeweiligen Klubs
beruhen, sondern einzig und allein das Ergebnis der Entscheidung nationaler
Medienunternehmen sind.

Für die „Big Six“ würde eine Umverteilung der Medienerlöse nach ihren
Vorstellungen weiterhin die Sicherung der nationalen Position bedeuten und
könnte dabei zusätzlich Auswirkungen auf die sportlichen Erfolge in den
internationalen Wettbewerben haben. So dürfte der Abstand auf die spanische
Liga mittelfristig verkürzt werden und langfristig möglicherweise sogar die
Spitzenposition im UEFA-Ranking angestrebt werden. Die Risiken dieses
Ansatzes sind jedoch ebenso naheliegend. Denn die Premier League und

39   Vgl. The Guardian, 2017: „Premier League clubs aim to block rich six’s bid for bigger share of
     TV cash.“ Online unter: https://www.theguardian.com/football/2017/sep/27/premier-league-
     clubs-block-big-six-tv-cash [Stand 21.01.2019].
24

ebenso die „Big Six“ sind abhängig von einem ausgeglichenen Wettkampfmodus
wie jede andere Liga auch. Sollte neben der wirtschaftlichen- auch die sportliche
Qualität der Teilnehmer auseinandergehen, ist die Vermarktbarkeit und damit der
wirtschaftliche Erfolg der gesamten Liga in Gefahr.

4.2.2 Bundesliga

Die Bundesliga verfolgt bei der Verteilung der Erlöse aus der Zentralvermarktung
einen anderen Ansatz als die Premier League. Insbesondere im Bereich der
Verteilung der internationalen Erlöse unterscheidet sich die Bundesliga stark von
der Premier League.

   •   Nur 25 Prozent der gesamten internationalen Medienerlöse werden
       gleichmäßig auf alle 18 Klubs der Bundesliga verteilt.
   •   Weitere 50 Prozent werden anhand einer Fünf-Jahres-Wertung mit Blick
       auf das jeweilige internationale Abschneiden der Klubs ausgekehrt.
   •   Die Verteilung der übrigen 25 Prozent basiert auf den Starts in der Europa
       League und Champions League (inkl. Qualifikation) in den vergangenen
       zehn Jahren, wobei jede Teilnahme einen Punkt bedeutet. Die
       Auskehrung erfolgt dabei proportional zur Anzahl der erzielten Punkte.

Die Bundesliga fördert und belohnt folglich vorrangig die Klubs, die die
Bundesliga nachhaltig international vertreten und somit maßgeblich für das
internationale Interesse an der Liga verantwortlich sind. Wie bei den „Big Six“ in
der Premier League schon festgestellt, sind es gerade jene Klubs, die für die
Höhe der Auslandseinnahmen einer Liga verantwortlich sind. Um die Bewertung
zusätzlich leistungsorientierter zu gestalten, werden insbesondere für das
Erreichen der Gruppenphase in den internationalen Wettbewerben keine
Bonuspunkte mehr vergeben.
25

Dieser außerordentlich leistungsorientierte Ansatz fördert darüber hinaus die
Wettkampfsituation innerhalb der Liga. Danach ist die Qualifikation für einen
europäischen Wettbewerb gleichzeitig mit einer erheblichen finanziellen Prämie
für die Vereine verknüpft. Neben Titel- und Abstiegskampf, wird hierdurch der
„Kampf um Europa“40 zu einem weiteren bedeutenden Erfolgsfaktor der Liga. Die
Forcierung eines Wettbewerbs in unterschiedlichen Tabellenregionen, fördert
und honoriert gleichzeitig die sportliche Nachhaltigkeit der Vereine.
Die Verteilung der nationalen Erlöse wird in der Bundesliga anhand eines „Vier-
Säulen-Modells“ umgesetzt.

Abbildung 5: Vier-Säulen-Modell (Quelle: DFL)

      •   „Säule 1“ umfasst demnach 70 Prozent der nationalen Einnahmen. Der
          Bestand beschreibt eine Fünf-Jahres-Wertung, bei der die vergangenen
          fünf Spielzeiten im Verhältnis 5:4:3:2:1, beginnend mit der zuletzt
          gespielten Saison, gewertet werden. Der erstplatzierte der Bundesliga
          erhält 5,8 Prozent der Erlöse, der Letzte 2,9 Prozent.
      •   In „Säule 2“ wird mit 5 Prozent der nationalen Erlöse die Nachhaltigkeit
          der Vereine beurteilt. Hierbei wird eine 20-Jahres-Wertung mit Blick auf

40   Vgl. Sportschau, 2018: „Kampf um Europa - Einem droht die Tretmühle.“ Online unter:
     https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/kampf-um-die-europapokalplaetze-100.html
     [Stand:21.01.2019].
26

       das sportliche Abschneiden der Vereine in der Liga vorgenommen. Anders
       als in Säule 1, werden alle Spielzeiten gleich gewichtet.
   •   Mit 2 Prozent der nationalen Erlöse wird in „Säule 3“ die Qualität der
       Nachwuchsarbeit der Vereine honoriert. Die Verteilung erfolgt proportional
       zu den Einsatzminuten in Deutschland verbandsausgebildeter U23-
       Spieler der aktuellen Saison. Ausländische Spieler müssen jedoch vor
       Vollendung des 18. Lebensjahres bei einem Klub registriert sein, um in der
       Wertung berücksichtigt zu werden.
   •   Die übrigen 23 Prozent der nationalen Erlöse werden in „Säule 4“ unter
       dem Begriff „Wettbewerb“ vergeben. Dabei erfolgt die Bewertung in den
       unterschiedlichen Tabellenregionen nach einer gewichteten Fünf-Jahres-
       Wertung (5:4:3:2:1), beginnend mit der zuletzt abgelaufenen Spielzeit und
       auf Basis einer 36er-Rangliste (1.- und 2. Bundesliga). Zudem finden hier
       andere Prozentsätze für die jeweiligen Tabellenplatzierungen als in „Säule
       1“ Verwendung. Die ersten sechs Klubs der Rangliste erhalten
       beispielsweise denselben Betrag.

Die Bundesliga berücksichtigt bei der Verteilung ihrer nationalen Erlöse aus der
Zentralvermarktung merklich umfassendere und detailliertere Parameter als die
Premier League. Dahingehend wird generell eine nachhaltige Arbeit der Vereine
in den Mittelpunkt der Verteilung gestellt. Sowohl die Nachwuchsarbeit,
wenngleich zu einem kleinen Prozentanteil, als auch der langfristige Erfolg eines
Vereins werden dabei honoriert. Anders als in der Premier League, beruhen die
Beurteilungen daher immer auf den letzten mindestens fünf Spielzeiten.

Die erfolgsorientierte Ausrichtung der Verteilung, gerade der internationalen
Erlöse, führt zu einem wirtschaftlichen Ungleichgewicht der Teilnehmer. Die
Differenz zwischen dem Klub mit den meisten Gesamteinnahmen aus der
Zentralvermarktung, Bayern München (rund 98 Mio.) und dem Schlusslicht RB
Leipzig (rund 30 Mio.), beträgt nach der Saison 2017/2018 circa 68 Mio. Euro.
27

Das Verhältnis beider Teams liegt mit ungefähr 3,3:1 deutlich weiter auseinander
als das der Premier League.
Die DFL muss die Verteilung der internationalen Medienerlöse zukünftig
überdenken. Denn die Fortführung des aktuellen Ansatzes unterstützt eine
Entwicklung, bei der die ohnehin schon erfolgreichen Klubs sich zunehmend von
dem unteren Teil der Liga entfernen. Ferner profitieren die international
agierenden Klubs durch die Preisgelder aus Europa- und Championsleage bei
der Verteilung der Gelder doppelt. Dabei besteht außerdem die Gefahr, dass sich
nicht nur eine Top-Gruppe (wie die „Big Six“ in England) bildet, sondern dass
schon zwischen Platz eins und zwei eine große wirtschaftliche Differenz entsteht,
die Auswirkungen auf die sportliche Wettkampfsituation hätte. Diese Gefahr ist in
der Bundesliga mittlerweile schon als Realität zu bezeichnen. Denn der deutsche
Rekordmeister FC Bayern ist mit einem Markenwert von 1,2 Mrd. Euro mehr als
doppelt so wertvoll wie der zweitwertvollste deutsche Klub Borussia Dortmund.
Dieser hat einen Markenwert von 481 Mio. Euro. 41 Mit sechs Meistertiteln in
Folge, ist die sportliche Dominanz des FC Bayern deutlich und darf nicht im
Interesse einer professionellen Sportliga liegen. Denn die Attraktivität eines
Fußballspiels und einer Meisterschaft wird im Wesentlichen durch die
Unvorhersehbarkeit des Endergebnisses beeinflusst.

4.3 Einzelvermarktung

Bei der Einzelvermarktung ist das einzelne Ligaspiel als zu vermarktendes
Produkt zu definieren. Da die beteiligten Vereine das wirtschaftliche Risiko und
die ökonomischen Entscheidungen zu tragen haben, steht ihnen nach dieser
Auffassung auch die Vermarktung der Übertragungsrechte zu. Im System der
Einzelvermarktung werden die Medienrechte individuell vermarktet, wobei sich
die Vereine in einem direkten Angebotswettbewerb untereinander befinden.
Hierbei entscheidet jeder Klub selbst über die Häufigkeit seiner Verhandlungen.

41   Vgl. Brand Finance. Football 50 2018. The annual report of the most valuable football brands.
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So kann der einzelne Klub seine Medienrechte in Form von Einzelspielen oder
als Leistungsbündel vergeben.
Ebenso ist die Ausstrahlungsform, also Free-TV, Pay-TV oder auch Pay-per-
View, individuell bestimmbar, solange eine ausreichende Nachfrage besteht.
Auch die Aktualität, das heißt live oder zeitversetzt und die Reichweite sind
seitens der Vereine verhandelbar.42

Wie in Kapitel 4.1 schon beschrieben, verfolgt aktuell jedoch keine europäische
Top-Liga diese Vermarktungsstrategie. Die spanische La Liga stellt hierbei den
letzten Ligaverband dar, bei dem die Einzelvermarktung Anwendung gefunden
hat. Bis hin zur Spielzeit 2016/17 haben die Vereine ihre Rechte noch dezentral
vermarktet. Welche Konsequenz die Einzelvermarktung für die Ligastruktur und
die wirtschaftlichen- und sportlichen Verhältnisse zwischen den Teilnehmern der
Liga hat, wird im folgenden Kapitel untersucht. Darüber hinaus wird die
Entwicklung der spanischen La Liga von der Einzelvermarktung hin zur
Zentralvermarktung nachvollzogen.

4.3.1 La Liga

Die spanische La Liga wird bis zum heutigen Zeitpunkt von zwei Klubs
maßgeblich dominiert und geprägt. Zum einen ist das Real Madrid CF mit einem
aktuellen Markenwert von rund 1,3 Mrd. Euro und der FC Barcelona, der mit
einem Markenwert von circa 1,2 Mrd. folgt. Sie stellen nach Manchester United
die wertvollsten Fußballklubs weltweit dar. Die ausgeprägte Dominanz dieser
Vereine innerhalb der Liga ist das Ergebnis der jahrelangen Einzelvermarktung.
Die kleineren Klubs äußern daher bereits im Jahre 2007 Kritik an der
Unverhältnismäßigkeit der Einnahmen aus dem Verkauf der Medienrechte
zwischen den zwei Spitzenklubs und dem Rest der Liga. So generieren Real
Madrid (rund 150 Mio.) und der FC Barcelona (rund 140 Mio.) in der Spielzeit

42   Vgl. Bieling, Marc, 2004: S. 330.
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