VERÄNDERTE MEDIENLANDSCHAFT - VERÄNDERTE MEDIA SPENDINGS - EINE GEMEINSCHAFTLICHE STUDIE VON VDZ UND MCKINSEY & COMPANY - VERBAND DEUTSCHER ...

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VERÄNDERTE MEDIENLANDSCHAFT –
                         VERÄNDERTE MEDIA SPENDINGS

EINE GEMEINSCHAFTLICHE STUDIE von VDZ UND McKINSEY & COMPANY
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VORWORT

Die Digitalisierung verändert die Medienlandschaft      Kontakt zu treten – und diese zum Kauf ihrer Produk-          Microsites, Apps und Social Media einschließt
von Grund auf: Jahr für Jahr steigen die Ausgaben für   te zu bewegen?                                               –D
                                                                                                                       ie Fähigkeit, ihre Online- und Offline-Daten
Online-Werbung auf Kosten von Anzeigenschaltun-                                                                       besser zusammenzuführen und zu monetarisieren:
gen in der klassischen Werbung. Obwohl das Print-       Die Studie zeichnet ein Zukunftsbild für die erfolgrei­       z.B. mit Targeting und Retargeting, Lead Genera-
Kerngeschäft für die deutschen Publikumsverlage         che Zusammenarbeit von Werbungtreibenden und                  tion und digitalem Direktmarketing.
weiterhin von herausragender Bedeutung ist, haben       Verlagen. Verlage können dabei auf existierenden           Nur als Mehrwertdienstleister können Verlage
sie seit vielen Jahren auch im digitalen Bereich eine   Stärken und Kernkompetenzen aufbauen, müssen                mittelfristig dem Preisdruck durch Mediaagenturen
Vorreiterrolle übernommen und einige der führenden      diese entsprechend dem Feedback ihrer Werbe­                entgehen und ihre starke Position in der Wert-
Online-Vermarktungshäuser aufgebaut. Mit den neu-       kunden aber auch deutlich weiter­entwickeln:                schöpfungskette beibehalten.
esten Trends in Richtung „SoLoMo“ (Social, Local,        Um im Kerngeschäft erfolgreich zu bleiben, müssen
Mobile) bieten sich aber wiederum neue Chancen,           Verlage über Paid-, Owned- und Earned-Kanäle hin-       Trotz aller Herausforderungen, die diese Entwick-
die es zu verstehen und in Wachstum für das eigene        weg innovative und integrierte Lösungen anbieten.       lungen mit sich bringen, könnten sie für die Verlage
Geschäft umzumünzen gilt.                                Dazu benötigen die Verlage:                            einen Beitrag zur Stabilisierung ihrer existierenden
                                                           – Die Fähigkeit, plattformübergreifende Kommu-        Print- und Digital-Umsätze leisten und ihnen neue
In einer gemeinsamen Studie haben der VDZ und                 nikationskonzepte zu entwickeln und im Vertrieb     Einnahmequellen erschließen. Daraus eröffnet sich
McKinsey & Company untersucht, wie Zeitschriften-             stärker auf die Bedürfnisse der Werbungtreiben-     ihnen ein mittelfristiges Umsatzpotenzial in Höhe von
verlage in Zusammenarbeit mit Werbungtreibenden               den einzugehen                                      ca. 400 bis 500 Mio. EUR p.a.
neue Wachstumsfelder erschließen könnten. Für die-         – Ein Leistungsangebot, das über das klassische Duo
se Studie wurden Interviews mit führenden Werbung-            „Print + Online-Display“ hinausgeht und Lösungen    Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre
treibenden, Agenturen und Verlagen durchgeführt               auch für Owned-Kanäle wie Corporate Publishing,     und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
und zusätzlich repräsentativ 30 Top-Werbungtreiben-
de online befragt. Die so gewonnenen Erkenntnisse
zeigen, welche Fragen den Markt derzeit bewegen:                           Alexander von Reibnitz                                    Adam Bird
Wie beeinflusst die verstärkte Nutzung digitaler                           VDZ – Verband Deutscher                                   McKinsey & Company
Endgeräte den Medienkonsum und die Kaufentschei-                           Zeitschriftenverleger
dung? Wie können Vermarkter Werbekunden helfen,
angesichts einer immer größeren Anzahl relevanter
Kommunikationskanäle effizient mit Konsumenten in
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DIE WERBE- UND KOMMUNIKATIONSLANDSCHAFT
VERÄNDERT SICH NACHHALTIG
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1. Werbung im Wandel     2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

Die zunehmend fragmentierte Mediennutzung der             einer Radio- oder TV-Kampagne allein ist es in der       ten. Für Werbungtreibende gilt es, nicht nur das
Konsumenten stellt Werbungtreibende vor neue              Werbung heute nicht mehr getan. Bevor sich ein           entsprechende Know-how, sondern auch die erfor-
Herausforderungen. Die zu Grunde liegenden Trends         Konsument für ein Produkt entscheidet, hat er in der     derlichen Kapazitäten aufzubauen. Benötigt werden
sind allgemein bekannt: Mobile Endgeräte wie Tab-         Regel eine Vielzahl unterschiedlicher Medien genutzt     insbesondere Medien- bzw. Kommunikationsspezia-
lets und Smartphones sind auf dem Vormarsch, die          und sich über zahlreiche Plattformen eine Meinung        listen, die in der Lage sind, die Schnittstellen zu den
digitale Mediennutzung der Konsumenten nimmt im-          gebildet. Konsumentenforschungen von McKinsey            vielen externen Partnern erfolgreich zu managen,
mer weiter zu. Dabei sind insbesondere Bewegtbild­        haben ergeben, dass 70% der Konsumenten Online-          die an der Erstellung und Durchführung solcher
inhalte die großen Gewinner – nach Prognosen von          Produktbesprechungen anderer Nutzer lesen, bevor         Kampagnen beteiligt sind.
Cisco werden im Jahr 2015 über 90% des Internet-          sie eine Kaufentscheidung treffen; weitere 42% besu-
Traffics durch Videonutzung verursacht. Parallel dazu     chen Vergleichsseiten zu Recherchezwecken.              Eine kleinere Anzahl medialer Massenevents muss
haben sich soziale Netzwerke nicht nur als wesentli-                                                               intensiver genutzt werden. In einer Welt, in der Wer-
cher Aufenthaltsort im Web etabliert. Sie verdrängen      Die Werbekommunikation sollte im Idealfall diesen        bungtreibende die Konsumentenansprache immer
auch verstärkt Suchmaschinen als Eintrittstor zum         gesamten Entscheidungsprozess begleiten und in           individueller und multimedialer gestalten müssen,
Rest des Internets. Ist ein Nutzer dort angekommen,       einem gelungenen Zusammenspiel auf allen rele-           bleiben nur wenige Kontaktpunkte, an denen
kauft er auch gern online ein oder recherchiert zumin-    vanten Kanälen und bei allen Touchpoints präsent         Werbungtreibende noch ein Massenpublikum mit
dest zu einem gewünschten Produkt.                        sein (siehe Schaubild 1 und Infobox). Das bedeutet       einer allgemeinen Botschaft ansprechen können.
                                                          aber auch: Kampagnen werden erheblich komple-            Am ehesten kommen dafür große TV-Ereignisse
Die digitale Revolution stellt                            xer, denn die klassischen Trennlinien zwischen Paid-     in Frage (z.B. live übertragene Sportereignisse,
neue Anforderungen an die                                 und Owned-Kanälen verschwimmen.1 Dies bestä-             große Samstagabendshows). Da aber immer mehr
Medienkommunikation                                       tigten 89% der Werbungtreibenden, die im Rahmen          Zuschauer auf zeitversetztes Fernsehen und Online-
                                                          der Studie befragt wurden. 57% der Befragten             Video- und -Mediatheken setzen, wird die Anzahl
So bekannt diese Trends auch sind, so hilfreich ist für   glauben, dass Owned-Kanäle wie Social Media              solcher Events weiter abnehmen. Entsprechend
Verleger der Perspektivenwechsel: Welche Implikatio-      oder Apps gegenüber klassischen Paid-Kanälen an
nen haben diese Entwicklungen für ihre werbungtrei-       Bedeutung gewinnen werden.                             1 Als „Paid Media“ werden klassische Werbekanäle wie TV, Radio, Print
                                                                                                                    und Online-Display bezeichnet, bei denen Werbungtreibende für die
benden Geschäftspartner? Aus heutiger Sicht zeichnen
                                                                                                                    Anzeigenschaltung bezahlen. „Owned Media“ sind dagegen Kanäle, die
sich insbesondere vier nachhaltige Änderungen ab:         Soll Kommunikation über verschiedene Touchpoints          der Werbungtreibende selbst kontrolliert, wie z.B. die eigene Website und
                                                                                                                    mobile Apps, Kundenmagazine oder Direktmarketing. Als „Earned Media“
 Plattformübergreifende Kampagnen werden zur            geplant und ausgesteuert werden, müssen Marke-
                                                                                                                    werden unbezahlte oder virale Werbe- und PR-Effekte bezeichnet, wie z.B.
  Norm, Owned-Kanäle gewinnen an Relevanz. Mit            ting- und Vertriebsfachleute eng zusammenarbei-           Word of Mouth oder Kundendiskussionen auf sozialen Netzwerken.
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     Plattformübergreifende Kampagnen werden zur Norm – entlang des gesamten Entscheidungsprozesses der Konsumenten

    Plattformübergreifende Kampagnen werden zur Norm – entlang des gesamten Entscheidungsprozesses der Konsumenten                                                     Schaubild 1

     Beispiel
                                                                                                                                                     Facebook-Fan werden
                                                                                                                                     Treubleiben
                          TV-Spot                                                                                                                   Twitter-Follower werden
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                                       Out-of-Home                           Search-      Unternehmens-     Forum mit        Online-Kauf                      Online-
      Heute                                                                 Marketing        website       Testberichten                                 Erfahrungsbericht
                    Magazinanzeige
                                                                                                                                                             schreiben
                                             YouTube-Video
                           Online-Banner
        Konsument                                                           Besuch am
                                                                               PoS/
                                                                            Beratungs-                                                                      Freunden
                                                                                                                             Kauf am PoS
                      TV-Spot                                                gespräch                                                                       erzählen
      Früher
                      Magazinanzeige
                                                                                                                                     Treubleiben
                      Out-of-Home

                     Kennenlernen                                          Erwägen                                          Kaufen                      Empfehlen

    kommt es für Werbungtreibende darauf an, die hier                  lich steigenden Informationsflut Gehör verschaf-    „Früher war die Marke die Geschichte, heute muss
    erzeugten Kommunikationsimpulse über abge-                         fen will, muss – auf vielen unterschiedlichen       man Storytelling betreiben und eine Geschichte
    stimmte Maßnahmen an allen anderen möglichen                       Kanälen – Inhalte bieten, die den Verbraucher       kreieren, die die Marke trägt.“
    Kontaktpunkten zum Konsumenten aufzugreifen                        interessieren und involvieren. Marken leben         Marketingmanager FMCG
    und zu verstärken.                                                 inzwischen vom Dialog mit dem Konsumenten,
                                                                       von seiner Begeisterung und intensiven Aus-          Um die Kommunikation am Laufen zu halten, benö-
 D as Erzeugen von User Engagement wird zur                          einandersetzung mit dem Angebot – kurz vom           tigen Werbungtreibende mehr redaktionelle Inhalte.
   wichtigsten Aufgabe im Netz. Früher reichten                        ­„ Engagement“. Daher erzählen Werbungtrei-          Und diese müssen in den unterschiedlichen Kanälen
   einzelne Bilder oder Worte aus, um eine Wer-                         bende immer häufiger eine „Geschichte“ zu                                                           0
                                                                                                                            jeweils schnell und regelmäßig aktualisiert werden.
  bebotschaft zu transportieren und den Kunden                          ihrem Produkt, mit der sich die Kunden näher        Untersuchungen zeigen z.B., dass Facebook-Inhalte
  an eine Marke zu binden. Heute erwarten die                           beschäftigen können und mit der sie über ver-       eine Halbwertszeit von 3,2 Stunden haben – sie
  Konsumenten mehr. Wer sich in einer unaufhör-                         schiedene Kanäle angesprochen werden.               haben dann 50% ihrer Leserschaft erreicht, danach
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1. Werbung im Wandel   2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

INFOBOX – TOYOTa

Toyota hat bei der Werbung für seinen neuen               zunächst den Ton vor und sorgten für einen hohen
­Minivan Sienna in den USA bewusst die ganze              Grad an Aufmerksamkeit. Digitale Medien griffen
 Bandbreite möglicher Medien genutzt. Minivans            das Motiv dann auf –­­­­Promotionaktionen und Tweets
 sind typische Familienautos, sie gelten als praktisch,   von Prominenten hielten die Diskussion am Laufen.
 aber wenig „sexy“ und werden daher oft unter-            Videos auf YouTube präsentierten – mit viel Selbst-
 schätzt. Die Herausforderung bei der Neueinfüh-          ironie – die wichtigsten Eigenschaften des neuen
 rung des Sienna bestand also darin, dem Minivan          Fahrzeugs. YouTube-Nutzer stellten eigene Versionen
 ein „hippes“ Image zu geben und ihn so für die           ins Netz. Allein das „Swagger Wagon“-Video, in dem
 Zielgruppe junge Eltern besonders interessant            Familie Sienna über ihren Alltag rappt, wurde 11 Mio.
 zu machen. Für die Kampagne wurde eine fiktive           Mal angeklickt. Das Ergebnis der Kampagne: Der
 Familie Sienna präsentiert: Vater, Mutter und zwei       Marktanteil von Toyota in dem Segment stieg inner-
 Kinder. TV, Print-Medien und Außenwerbung gaben          halb eines Jahres von 16 auf 23%.

schwindet ihre Bedeutung. Coca-Cola z.B. hat dem           sollen das Interesse von Konsumenten wecken, ein         Auswertung von Kundendaten fließen. „Werbung
Trend zum User Engagement bereits Rechnung                 Gespräch mit dem Unternehmen in Gang setzen              wird insgesamt zu einer Technologieveranstaltung“,
getragen und sein Marketing Mission Statement              und dazu anregen, sie weiterzuverbreiten.                so die Prognose eines Agenturleiters im Interview.
entsprechend neu formuliert: Das Unternehmen                                                                        Insgesamt glauben 85% der befragten Werbungtrei-
setzt künftig auf inhaltliche statt auf kreative Exzel-    Die Personalisierung von Botschaften erfordert eine    benden, dass die Fähigkeit, umfangreiche Kunden-
lenz. In den Worten des weltweiten Marketingchefs           datenbasierte Kundenperspektive. Je besser ein          daten zu generieren und zu analysieren, ein entschei-
von Coca-Cola, Jonathan Mildenhall: „Wer heute              Unternehmen seine Kunden kennt, umso passge-            dender Erfolgsfaktor im Marketing werden wird.
auf globaler Basis Erfolg haben will, braucht Kom-          nauer lassen sich Werbebotschaften und -inhalte
munikationsideen, die in ihrem Kern reichhaltig und         auf einzelne Zielgruppen und sogar Einzelkunden        „Die Hauptherausforderung meiner Organisation in
fruchtbar sind.“ So bietet Coca-Cola heute einen            zuschneiden. Ein immer größerer Teil des Marketing-    den nächsten Jahren ist die gewinnbringende Nutzung
fortlaufenden Strom an Inhalten an – vor, während           budgets von Werbungtreibenden wird daher künftig       von Kundendaten, die wir über unser CRM-Programm
und nach den einzelnen Kampagnen. Die Inhalte               in den Aufbau von Know-how zur Generierung und         generiert haben.“ Marketingleiter Einzelhandel
8         9

                                                          gen Themen allerdings – z.B. der komplexen Analyse       wartungen: Während heute 23% der Online-Medien-
    Kurz und knapp
                                                          großer Datenmengen sowie der gezielten Aussteu-          Nutzung auf soziale Netzwerke entfallen, fließen erst
     Werbungtreibende müssen ihre Kompetenzen
                                                        erung von Werbung – dürfte eine Zusammenarbeit           ca. 2% der Online-Werbeausgaben in diesen Kanal.
     in der Werbekommunikation weiterentwickeln,          mit externen Partnern für die meisten Werbungtrei-       Das starke Wachstum der Owned-/Earned-Kanäle ist
     um die komplexeren Kaufentscheidungspro-             benden unverzichtbar sein. Hier könnten sich Zeit-       darauf zurückzuführen, dass Werbungtreibende heute
     zesse der Konsumenten besser begleiten und           schriftenverlage als Ansprechpartner profilieren, mit    verstärkt ihre eigenen Kanäle als Werbeplattformen
     beeinflussen zu können.                              dem Ziel, gemeinsam Innovationen zu entwickeln und       nutzen – seien es eigene Websites, eigene Publikati-
     Plattformübergreifende Kampagnen mit
                                                        umzusetzen.                                              onen (digital und gedruckt) oder Präsenzen bei Face-
     ­überzeugenden Geschichten sind die Erfolgs­                                                                  book, Twitter & Co. Damit sind die Unternehmen in
      voraussetzung beim digitalen Konsumenten.           Werbe- und Kommunikations-                               der Lage, sehr viel direkter und informeller mit ihren

     Wer über reichhaltige Daten verfügt und die
    
                                                          budgets werden neu verteilt                              Kunden in Kontakt zu treten.

     Fähigkeit, diese auszuwerten, kann die Kunden
                                                          Die Veränderungen in der Medienlandschaft führen zu      „Wir kommen aus einer welt der massenmedien und
     passgenau ansprechen.
                                                          einem Umdenken bei der Verteilung von Werbe- und         können auf einmal über unsere verschiedenen eigenen
     Zur Bewältigung dieser Herausforderungen benö-
                                                        Kommunikationsbudgets. Bis 2015 werden die Ge-           Plattformen selbst enorme Reichweiten erzielen.“
     tigen Werbungtreibende auch externe Hilfe, wor-      samtausgaben für die wichtigsten Paid- und Owned-/       Marketingmanager Einzelhandel
     aus sich Chancen für Zeitschriftenverlage ergeben.   Earned-Kanäle moderat um voraussichtlich 2% p.a.
                                                          steigen (siehe Schaubild 2). Bei der Aufteilung dürfte   Auch im Paid-Media-Bereich setzt sich der Trend hin
Werbungtreibende werden diesen Herausforderun-            es allerdings zu spürbaren Umschichtungen kommen.        zu digitalen Medien fort. Die Ausgaben für Display-
gen teilweise mit internen organisatorischen Lösun-                                                                Werbung etwa werden bis 2015 schätzungsweise um
gen begegnen können. Ein möglicher Ansatz ist z.B.        So wird sich das Budget für die Owned-/Earned-           11% p.a. steigen. Das Nachsehen hat insbesondere
das Einsetzen eines „Kommunikationsintegrators“,          Kanäle auf Grund ihrer steigenden Relevanz von 2011      die Print-Werbung. Zeitschriftenverlage müssen bis
der Vertriebs- und Marketingaufgaben übergreifend         bis 2015 um 4,5 Mrd. EUR erhöhen – das für Paid          2015 mit einem weiteren Rückgang der Werbeaus-
koordiniert. Durchweg bestätigten die Interviewpart-      Media hingegen nur um 0,7 Mrd. EUR. Das größte           gaben um 4% p.a. rechnen, Zeitungen sogar mit
ner aber, dass sich in den meisten Bereichen noch         Wachstum verzeichnen die Kanäle Social Media mit         einem Minus von 6% p.a. Mit einer jährlichen Wachs-
keine Standardlösungen durchgesetzt haben – viele         32% p.a., digitales Corporate Publishing mit 7% p.a.     tumsrate von durchschnittlich 0,7% bleibt die Fern-
Organisationen sind derzeit am Experimentieren, Best      und Point-of-Sale-Marketing mit 5% p.a. Insbeson­        sehwerbung dagegen eine stabile Säule klassischer
Practices bilden sich erst langsam heraus. Bei eini-      dere mit Social Media verbinden sich noch hohe Er-       Werbemedien.
1. Werbung im Wandel      2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

                                                 Ausgaben für Werbung und Kommunikation in Deutschland
Kurz und knapp                                     Ausgaben für Werbung und Kommunikation in Deutschland                                                                                                Schaubild 2

 Die Ausgaben für Werbung und Kommunikation
                                                 in Mrd. EUR (netto), in Prozent                                                                                                                CAGR 2011 - 15
                                                                                                                                                     41,3
 steigen in den kommenden Jahren insgesamt                                                                                                              0,9
                                                                                                                                                                Social Media                                      32%
                                                                                                                                 36,8              2,6          Corporate Publishing Print                            3%
 leicht an.                                                                     +2% p.a.                                             0,3
                                                                                                                               2,3                     4,3      Promotions/PoS1                                       5%
 Digitale Medien werden weiterhin ihren Anteil
                                                                                                                                3,5
                                                                                                                                                       7,9      Events/Sponsoring²                                    4%
 steigern können.                                                                                                                 6,7
                                                                                           64,6
 Über Owned-/Earned-Kanäle werden Werbung-
                                                                                                                                                              Corporate                                             7%
                                                                         59,3                                                     6,6                  8,5
                                                                                                                                                                Publishing Digital³
 treibende verstärkt den direkten Kontakt zum
 Kunden suchen.
                                                                                                                                  17,4                17,1      Direktmarketing4                                      0%
                                                                                           41,3
                                                   Owned/                36,8             (64%)
                                                   Earned               (62%)
                                                                                                                                                      16,4      Sonstige                                              3%
                                                                                                                                  15,8
                                                                                                                                                      1,9       Fachzeitschriften                                 -3%
                                                                                                                                  1,7
                                                                                                                                                   0,8
                                                                                                                               0,9                       0,9    Out-of-Home                                           2%
                                                                                                                                     0,8           1,2
                                                                                                                               1,4                              Publikumszeitschriften                            -4%
                                                                                                                                  1,0                 1,5
                                                                                                                                                                Online-Display und -Video                         11%
                                                   Paid                                                                           2,1                 2,9
                                                   (Schaltungs-          15,7              16,4                                                                 Search                                                8%
                                                   kosten)              (27%)             (25%)                                   3,9                 3,1       Zeitungen                                         -6%
                                                   Paid
                                                   (Produktions-          6,8               6,9                                                                                                                       1%
                                                                                                                                  4,0                 4,1       TV
                                                   kosten)              (11%)             (11%)

                                                                         2011              2015                                  2011                2015

                                                   1 Beinhaltet Point-of-Sale-Promotions, Couponing, Kundenbindungsprogramme
                                                   2 Beinhaltet Sponsoring (Sport, Kultur, Medien, Öffentlichkeit) und Marketing-Events
                                                   3 Beinhaltet Unternehmenswebsites, Unternehmens-TV, Online-Magazine, Podcasts, Apps, Suchmaschinenoptimierung
                                                   4 Beinhaltet postalisches Direktmarketing, Telemarketing und E-Mail-Marketing
                                                   Quelle: McKinsey
Zeitschriftenverlage brauchen neben
traditionellen Stärken neue Fähigkeiten
1. Werbung im Wandel   2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

                                                           Umfrage unter deutschen Werbungtreibenden, Oktober 2012
Auch in der neuen Medien- und Kommunikationsland-       Umfrage unter deutschen Werbungtreibenden, Oktober 2012                                                                 Schaubild 3
schaft können die Zeitschriftenverlage eine wichtige
                                                                                                                                 Sehr gering                            Sehr hoch
Rolle spielen, wenn es ihnen gelingt, ihren Werbekun-
den bei der Bewältigung der bestehenden Heraus-                                Glaubwürdigkeit und Autorität in
                                                                               bestimmten Themenbereichen
forderungen zu helfen. Dazu sollten die Verlage ihre
eigenen Fähigkeiten und Angebote weiterentwickeln,                             Qualitativ hochwertiges Werbeumfeld
                                                                               im Print-Bereich
ohne aber ihre traditionellen Stärken zu vergessen.
                                                                               Spitze Zielgruppen
Die im Rahmen dieser Studie durchgeführte Online-
                                                          Wie schätzen Sie     Datenbasiertes Kundenverständnis
Umfrage zeigt, dass die Werbungtreibenden einige          die Fähigkeiten      im Print-Bereich
traditionelle Stärken der Verlage und ihrer Medien        und die Qualität
                                                                               Angebote zur cross-medialen
noch immer sehr schätzen – Stärken, die auch in           von Zeitschriften-
                                                                               Kampagnenintegration
                                                          verlagen bei
der digitalen Welt von hohem Nutzen sein können           folgenden            Qualitativ hochwertiges Werbeumfeld
(siehe Schaubild 3). Die mit Abstand größte Stärke        Angeboten ein?       im Digitalbereich
der Verlage ist aus Sicht der Werbungtreibenden
                                                                               Guter ROI-Nachweis und Effizienzmessung
ihre Glaubwürdigkeit und Autorität in den Themen-
bereichen i­hrer Titel – 93% der Befragten bewerten                            Datenbasiertes Kundenverständnis
diese als hoch. Dass Zeitschriften spitze Zielgruppen                          im Digitalbereich
anbieten können, gilt als weiterer Pluspunkt – 53%                             Einbindung attraktiver Absatzkanäle
                                                                               (z.B. Magazin-Shop) zur Lead Generation
der Werbungtreibenden sehen hierin eine Stärke des
Mediums.

Zeitschriften und Zeitungen schaffen es demnach,        den die Verlage für ihre hochwertigen Print-Werbeum-      gegen meinen nur 28%, dass die Verlage diese Stärke
eine passionierte und engagierte Leserschaft an sich    felder loben, sehen derzeit nur 41% eine vergleichbare    erfolgreich in die digitale Welt transferiert haben.
zu binden. Dadurch ergibt sich für Werbungtreibende     Stärke im digitalen Raum. Ähnlich die Einschätzung
ein qualitativ hochwertiges Werbeumfeld. Diese Stärke   bei der Nutzung von Daten: Knapp 50% der Werbung-         Ein erster Nachholbedarf für Verlage besteht also
spielen Verlage offenbar weiterhin insbesondere im      treibenden glauben, dass Verlage ein starkes datenba-     darin, traditionelle Stärken bei den Werbeumfeldern
Print-Bereich aus: Während 71% der Werbungtreiben-      siertes Kundenverständnis im Print-Bereich haben. Hin-    und beim Kundenverständnis in ihr digitales Umfeld
12      13

                                                              Erfolgsfaktoren für Verlage in den nächsten Jahren

zu übertragen. Die Umfrage macht darüber hinaus            Erfolgsfaktoren für Verlage in den nächsten Jahren                                                 Schaubild 4
deutlich, dass der Verlag der Zukunft zusätzliche Kom-
petenzen benötigt, um langfristig erfolgreich zu sein.                  4 Kernkompetenzen
Werbungtreibende beklagen besonders den Mangel
an Innovationen bei Print-Titeln und Online-Forma-
                                                                               Leserbeziehung    Produkte auf allen Plattformen und Endgeräten bereitstellen
ten – zu komplexe Portfolios und eine Titelflut mit                                              Ausgewählte Themen und Nutzersegmente in der digitalen Welt
zahlreichen „Me-too-Produkten“ bestimmen demnach                                                 besetzen
den Markt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die zu geringe                                           Neue Umsatzströme aufbauen (z.B. Lead Generation, Affiliates)
Reichweite in der digitalen Welt – in ihren wichtigsten
Themengebieten konnten die Verlage ihren Relevanz­
                                                                                    Redaktion    Ressourcen für Video- und Multimedia-Storytelling schaffen
anteil bisher nicht auf die digitale Welt übertragen. So                                         Journalistische Werte und Glaubwürdigkeit schützen
fehlt es nach Einschätzung der Werbungtreibenden              Zeitschriften-
                                                              verlage
auch an Kompetenzen für die Entwicklung plattform-
übergreifender Ansätze und Kampagnen. Nur 43% der                              Anzeigenverkauf   Maßgeschneiderte Cross-Touchpoint-Lösungen über
befragten Werbungtreibenden bewerten die Fähigkei-                                               Paid- und Owned-Kanäle hinweg anbieten
ten der Zeitschriftenverlage bei Angeboten für solche                                            Innovationen mit exklusiven Premiumformaten schaffen
cross-medialen Kampagnen als hoch.
                                                                                        Daten    Kritische Bedeutung von Daten in der gesamten Organisation verankern
“Bisher kommen Verlage oft nur mit unzureichenden                                                Fähigkeiten zur Datenauswertung und Monetarisierung aufbauen
Cross-Media-Vorschlägen auf uns zu, die schlecht
gebrieft und am Thema vorbei sind.”
Marketingmanager Versicherung                              sich vor allem durch ein datenbasiertes Multiplatt­        im Idealfall sind Zeitschriftenverlage in der Lage,
                                                           form­angebot sowohl für Leser als auch Werbung­            ­ihren Lesern bzw. Nutzern Produkte und Preis-
Setzt man das Stärken-Schwächen-Profil in Relation         treibende aus. Vier Erfolgsmerkmale sind dabei              modelle über verschiedene Plattformen hinweg
zur veränderten Werbe- und Kommunikationsland-             besonders hervorzuheben (siehe Schaubild 4):                anzubieten. Anspruch sollte sein, in der digitalen
schaft, lässt sich ableiten, in welche Richtung sich                                                                   Welt eine ähnlich starke Bedeutung zu erlangen wie
Verlage in den kommenden Jahren weiterentwickeln            Interaktion mit Lesern und Mediennutzern über alle       bisher in der Print-Welt.
sollten: Der Zeitschriftenverlag der Zukunft zeichnet        Plattformen hinweg. Ob Print, online oder mobil –
1. Werbung im Wandel   2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

„The audience is the product – Die Zielgruppe ist das       Systematische Auswertung von Daten. Nicht zuletzt
                                                                                                                    Kurz und knapp
Produkt, das Verlage in Zukunft verkaufen. Daher             sollten die Verlage ihr Know-how in puncto Daten
müssen Verlage viel mehr darüber nachdenken, welche          weiterentwickeln. Auf Basis umfassender Datenana-       Werbungtreibende schätzen Zeitschriftenverlage
                                                                                                                    
Zielgruppen sie anbieten können und wie sie ihr              lysen geht es darum, unter Wahrung aller daten-         für ihre traditionellen Stärken: hohe Glaubwürdig-
Portfolio für Werbungtreibende systematisch                  schutzrechtlichen Bestimmungen eine integrierte         keit, starke Marken und Exzellenz bei der Erstel-
attraktiver machen können.“                                  Kundenperspektive zu entwickeln und Werbung-            lung von Inhalten.
Rebecca Millman, McKinsey-US-Medienexpertin                  treibenden aufzuzeigen, wie sich die Erkenntnisse       Zeitschriftenverlage haben ihre Stärken basierend
                                                                                                                    
                                                             monetarisieren lassen.                                  auf dem Feedback der Werbungtreibenden bis-
 Effiziente Erstellung multimedialer Inhalte. Verlage                                                              lang nur teilweise in die digitale Welt transferiert.
  sollten ihre redaktionellen Fähigkeiten bei Bild-/       „Verlage müssen das Thema Cross-Media viel weiter
                                                                                                                     Der Zeitschriftenverlag der Zukunft zeichnet sich
                                                                                                                    
  Textinhalten auf Bewegtbilder ausweiten. Dabei gilt      denken als bisher. Dabei stelle ich mir insbesondere
                                                                                                                     durch datenbasierte Cross-Touchpoint-Angebote
  es, einen Modus zu finden, der es erlaubt, unver-        Konzepte vor, die unsere eigenen Kanäle mitbeinhalten.
                                                                                                                     für Leser und Werbungtreibende aus.
  wechselbare multimediale Inhalte kostenschonend          Unsere Internetseite hat oftmals ein Vielfaches an
  zu erstellen und auf verschiedenen Plattformen und       Besuchern im Vergleich zu den Verlagswebseiten. Aber
  Endgeräten auszuliefern.                                 der Anzeigenvertrieb ist sich dieser Tatsache oftmals
                                                           gar nicht bewusst.“ Marketingmanager Einzelhandel
 Maßgeschneiderte Cross-Touchpoint-Lösungen.
   Mit einem beratungsbezogenen Vertriebsansatz
   lassen sich Werbekunden enger binden. Dazu
   gehört, Werbungtreibenden innovative Formate
   und maßgeschneiderte Kampagnen über einzelne
   Touchpoints hinweg anzubieten, in die sie externe
   Agenturpartner flexibel einbeziehen können. Damit
   profilieren sich die Verlage als erster Ansprechpart-
   ner für die Medien- bzw. Kommunikationsmanager
   auf Seiten der Werbungtreibenden.
DER WERBEMARKT BIETET VERLAGEN
VIER ATTRAKTIVE WACHSTUMSFELDER
1. Werbung im Wandel   2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

Die konsequente Weiterentwicklung ihrer Fähigkei-         wie z.B. Investitionen in die Internationalisierung    3. 	Erstellung hochwertiger digitaler Inhalte für
ten und Angebote bietet den Zeitschriftenverlagen         und Diversifizierung des Verlagsgeschäfts oder die          Werbungtreibende (Branded Digital Content)
die Chance, neue Wachstumsfelder zu erschließen           Etablierung von Bezahlmodellen im Netz, sind nicht     4. Systematische Erfassung, Auswertung und
und ihre Umsätze zu stabilisieren. Der Anspruch ist       Gegenstand dieser Studie.                                   Monetarisierung verfügbarer Daten.
hoch: Wollen die Verlage das Ertragsniveau von
2011 beibehalten, müssen sie eine Umsatzlücke von         Aus heutiger Sicht sollten sich die Verlage insbeson-
ca. 200 bis 400 Mio. EUR schließen. Gelingt es, die       dere auf vier Wachstumschancen konzentrieren:          1. Plattformübergreifende
Werbungtreibenden erfolgreich auf dem Weg zur             1. Entwicklung und Umsetzung plattformübergrei-           Kommunikationslösungen
Medienkommunikation der Zukunft zu begleiten,                 fender Kommunikationslösungen                          entwickeln und umsetzen
könnten die Verlage mittelfristig ein Potenzial von       2. Ausbau der digitalen Präsenz über verschiedene
  Mittelfristig
insgesamt       können
            ca. 400      die Mio.
                    bis 500  Verlage
                                  EURdie prognostizierte Einnahmelücke
                                      erschließen             Plattformenmit  neuen
                                                                            bei      UmsätzenThemenbereichen
                                                                                ausgewählten   von Werbungtreibenden  füllen
                                                                                                                 Werbungtreibende    setzen vermehrt auf cross-mediale
(siehe Schaubild 5). Weitere Wachstumschancen,              und Zielgruppen                                      Kampagnen und fordern seit Jahren entsprechend

Mittelfristig können die Verlage die prognostizierte Einnahmelücke mit neuen Umsätzen von Werbungtreibenden ausgleichen                                                       Schaubild 5

  Einnahmen deutscher Publikumszeitschriftenverlage                         Künftige Wachstumschancen
  in Mrd. EUR                                                               in Mio. EUR p.a., Deutschland
                     4,0
  Existierende              3,6 - 3,8     Prognostizierte                   Werbungtreibende Plattformübergreifende Lösungen                                 ~ 250
  digitale Geschäfte                      Einnahmelücke bei Print                            und Ausbau digitaler Präsenz in
                                          von 200 - 400 Mio. EUR                             ausgewählten Kategorien                                                      ~ 400 - 500
  Vertriebs-                                                                                                                                                              Mio. EUR
                     2,6                                                                         Branded-Content-Lösungen                                      ~ 60
  erlöse                    2,4 - 2,5
                                                                                                 Auswertung/Monetarisierung von Daten ~ 80 - 160

  Anzeigen-
                          1,4   1,2 - 1,3                                   Konsumenten          Paid Content
  verkauf
                                                                                                                                   Weiteres Umsatzpotenzial
                       2011      2015                                       Neue Wachstums-      Digitale Diversifizierung         nicht im Fokus dieser Studie
                                                                            felder
  Quelle: ZAW; McKinsey                                                                          Internationalisierung
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integrierte Vertriebsangebote von ihren Medien-         Werbeträger nicht ausreichend darauf eingestellt        der Begriff „Cross-Media“ dort noch zu eng verstan-
partnern. Bis heute können aber nur wenige Zeit-        sind. Mittelfristig könnten die Verlage insgesamt ein   den – entweder als Kombination aus Print und Online
schriftenverlage diese Forderung durchgängig und        Umsatzplus von geschätzten 250 Mio. EUR verbu-          oder aus Fernsehen und Online. So überrascht es
innovativ erfüllen. Ein Werbungtreibender aus dem       chen, die sich wie folgt aufteilen könnten:             nicht, dass Werbungtreibende sich über „One size
Bereich Beauty fand bei der Befragung dafür klare                                                               fits all“-Angebote beklagen, die eher darauf abzielen,
Worte: „Verlage sind schlafende Riesen. Sie haben        Im Zuge der Stärkung von Print könnte der prog-      überzähliges Inventar en gros abzusetzen, als dem
bis heute stark in Print investiert und denken immer       nostizierte Rückgang der Print-Werbeerlöse von       Kunden zu helfen, individuelle Kommunikationsziele
noch in Print-Familien. Sie müssen umdenken und            ca. 1,4 Mrd. EUR (2011) auf 1,2 bis 1,3 Mrd. EUR     bei seinen Adressaten zu erfüllen.
digitale Plattformen aufbauen – dabei werden dieje-        (2015) verlangsamt werden. Eine Halbierung dieser
nigen überleben, die ein Komplettangebot anbieten          Differenz würde den Umsatzrückgang beispiels­        Denn aus Sicht der Werbungtreibenden ist der
und sich nicht als Verlagshaus, sondern als Medien­        weise um bis zu 100 Mio. EUR verringern.             Begriff längst weiter gefasst (siehe Schaubild 6):
haus verstehen.“ Andere Medienhäuser haben dieser                                                               Bei einer Kampagne ist jeder Kontaktpunkt nach
­Entwicklung bereits Rechnung getragen und sie in        Weitere ca. 100 Mio. EUR Umsatzpotenzial ergäben     den speziellen Kommunikationsbedürfnissen der
 ihrer Außendarstellung berücksichtigt – so benannte       sich bei einer Stärkung der Position im Online-­     Zielgruppe auszusuchen und zu gestalten. An die
 sich der US-TV-Anbieter „Weather Channel“ jüngst in       Display-Werbemarkt durch Erhöhung des Verleger-      Anbieter solcher Cross-Touchpoint-Lösungen stellen
 „Weather Company“ um, um der gestiegenen Bedeu-           anteils um 10 Prozentpunkte.                         sich besondere Anforderungen (siehe Schaubild 7).
 tung von digitalen Umsatzquellen Rechnung zu tragen.                                                           93% der befragten Werbungtreibenden legen
                                                         Gelingt es zudem, Film- und Fernsehanbietern         großen Wert auf passgenaue Angebote, die auf
Wenn es den Verlagen gelingt, durch ein integrier-         bei Online-Videowerbung Paroli zu bieten, kämen      ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Für 89% sind
tes Angebot von Print- und Digitalplattformen beide        weitere 50 Mio. EUR an Umsatz hinzu. Bei einer       qualitativ hochwertige Werbeumfelder wichtig.
Spielarten zu stärken, ist das Potenzial vielverspre-      prognostizierten Marktgröße im Jahr 2015 von ­
chend. Unter anderem könnte so der prognostizierte         ca. 400 Mio. EUR würde ein Marktanteil von knapp     Um diese Anforderungen erfüllen und sich hier er-
Umsatzrückgang bei den Print-Werbeeinnahmen                über 10% ausreichen.                                 folgreich positionieren zu können, müssen die Verla-
reduziert bzw. verlangsamt werden. Knapp 50%                                                                    ge neue Kompetenzen aufbauen und ihren Vertrieb
der befragten Werbungtreibenden gaben an, sie           Um das Potenzial erschließen zu können, müssen          weiterentwickeln. Neben integrierten Strukturen
würden gerne einen größeren Anteil ihrer Ausgaben       die Verlage allerdings zu Veränderungen bereit sein.    erwarten Werbungtreibende einen neuen Typus des
für cross-medial integrierte Kampagnen verwenden,       Wichtigste Voraussetzung ist zunächst ein deutliches    Vertriebsmitarbeiters, der sich u.a. durch folgende
tun dies derzeit aber nicht, weil Agenturen und         Umdenken in den Vermarktungshäusern: Oft wird           Fähigkeiten auszeichnet:
1. Werbung im Wandel      2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

                                                                Cross-Media bedeutet heute Cross-Touchpoint-Kommunikation

„Wir brauchen ein neues Stellenprofil für die                Cross-Media bedeutet heute Cross-Touchpoint-Kommunikation                                                              Schaubild 6
Verkäufer in den Verlagen – jemand, der über                  Beispiel Toyota
klassische Silos hinausdenken kann.”
Marketingmanager Logistikunternehmen                                 Früher                 Heute
                                                                                                                                            Videoantwort
                                                                   TV-Spot
 Er hat einen Überblick über das gesamte Portfolio
   des Verlags (Print- und Digitalangebote sowie digi-            Zeitungs-                                                                                      Twitter-Posts
                                                                                Konsument
                                                                   anzeige
   tale Beteiligungen, z.B. Online-Portale oder Markt-                                      TV-Spot

   plätze) und über alle relevanten externen Partner           Out-of-Home
   wie Social-Media- oder PR-Agenturen.                                                                                               Facebook-Seite

                                                                                            OOH
 Er versteht innovative Kommunikationsmöglich­
   keiten und Zielgruppen, die angesprochen werden                                          Zeitungs-
                                                                                            anzeige
   können.                                                                                                                                                         YouTube-Kanal

                                                                                                                                      MSN Mini Series
 Er ist bestens vertraut mit der Kommunikationswelt                                                                                 "Frenemies"

   der Werbungtreibenden und deren eigenen Kanälen
   (z.B. Websites, Kundenmagazine, YouTube-Kanal).
                                                                                                              Online-Werbung                            Kampagnenwebsite
 Er denkt lösungsorientiert, ist kreativ und kann intel-
   ligent verkaufen.

 Er vermag komplexe Kampagnen über interne                 Pool, aus dem Verlage auswählen können, dürfte        Aus Sicht der Werbungtreibenden könnten sich Ver-
   ­Bereiche und Abteilungen hinweg in die Umsetzung         daher recht klein sein.                               lage insbesondere mit drei Formaten als interessante
    und Erfolgsmessung einzusteuern.                                                                               Werbeträger profilieren:
                                                             So gut ein Vertriebsmitarbeiter auch sein mag – um
Kreative Media- und Kommunikationsexperten wer-              letztlich zum Abschluss zu kommen, muss er inno­       Online-Video. Bewegtbild ist das derzeit am weit-
den heute allerdings stark nachgefragt; der Talent-          vative, hochwertige Werbeformate anbieten können.        aus stärksten wachsende Online-Werbesegment.
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                                                                  Umfrage unter deutschen Werbungtreibenden, Oktober 2012

     2015 werden schon rund 30% des Markts für                 Umfrage unter deutschen Werbungtreibenden, Oktober 2012                                              Schaubild 7
     Online-Display auf Videowerbung entfallen. Dabei                                                                                Nicht wichtig          Sehr wichtig
     setzen Werbungtreibende qualitativ hochwertiges
     Videowerbeinventar insbesondere zu Zwecken                                              Passende Zielgruppen
     der Markenbildung ein, bei der Online-Werbung
                                                                                             Zuverlässige Wirkungsmessung
     bislang den Erfolgsnachweis oft schuldig bleibt. Für
     die Zeitschriftenverlage bietet sich hier ein attrakti-                                 Passgenaue Angebote, auf meine
                                                                                             Bedürfnisse zugeschnitten
     ves Potenzial – wenn sie entsprechende Fähigkeiten
     aufbauen und unverwechselbare Angebote entwi-                                           Hohe Qualität der Werbeumfelder
     ckeln, die zu ihren journalistischen Stärken passen.
                                                                 Welche Anforderungen Integration mit redaktionellen Inhalten
     Zwar sehen Werbungtreibende und Agenturen der­              stellen Sie an Werbe-
     zeit TV-Vermarkter im Vorteil, erwarten jedoch auch         träger bei Cross-Media-
                                                                                         Attraktive Preise und Rabatte
     Angebote von Verlagen. „Das Bewegtbildpotenzial             Dienstleistungen?

     ist sehr groß, der Content liegt ganz klar bei den                                      Hohe Reichweite
     Verlagen. Diese müssen ihr Bewegtbildinventar
                                                                                             Einfache Buchbarkeit und Koordination
     spürbar ausweiten“, forderte im Interview der Mar­
     ketingleiter eines Kosmetikherstellers.                                                 Breites Angebot innovativer
                                                                                             Formate und Touchpoints
                                                                                             Angebot von Absatzkanälen
     Für Nutzer digitaler redaktioneller Angebote
                                                                                             (z.B. Shopanbindung)
     werden Videos künftig ebenfalls eine selbstver-
     ständliche Komponente sein – die traditionelle
     Trennung zwischen text- und bildbasierten Print-          “Ganz besonders wichtig für uns ist Online-Bewegtbild.       Werbeplätze, die ein hochwertiges Umfeld für Mar-
     Medien und Bewegtbildmedien wird sich auf                 Deshalb die Bitte an die Verlage: Stellt uns Bewegtbild-     kenwerbung versprechen. Und sie sind bereit, dafür
     Endgeräten wie dem iPad nicht mehr aufrecht­              inventar zur Verfügung.“                                     entsprechend zu bezahlen. Tablets etwa, die dem
     erhalten lassen. Das Wall Street Journal z.B.             Marketingmanager Luxusgüterhersteller                        Medium Magazin durchaus nahestehen, lassen sich
     produziert daher bereits jetzt pro Monat mehr                                                                          besonders gut für hochwertige interaktive Ansätze
     als 100 Stunden Videos, die auf eigenen Kanälen,           Online-Premiumformate. Neben Online-Videos                nutzen. Auch die klassische Display-Werbung bietet
     bei YouTube oder auch mobil abrufbar sind.                   wünschen sich Werbungtreibende weitere attraktive         Potenzial für Innovationen. So hat Tomorrow Focus
1. Werbung im Wandel   2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

 kürzlich mit „Premium PLUS“ ein Angebot geschaf-          schlecht ein. Verlage sollten hier in einer konzertierten
                                                                                                                       Kurz und knapp
 fen, das es Werbungtreibenden ermöglicht, auf             Aktion gemeinsam an der Entwicklung anerkannter
 Top-Websites exklusiv Werbung zu schalten – dabei         Kennzahlen arbeiten und die Standards in der Wir-            Mit einem integrierten Print- und Digitalangebot
                                                                                                                       
 garantiert Tomorrow Focus dem Werbekunden eine            kungsmessung aktiv mitgestalten.                             könnten die Verlage den prognostizierten Umsatz-
 Mindestsichtbarkeit für den Nutzer und kann somit                                                                      rückgang verringern.
 höhere CPMs rechtfertigen.                                Ein möglicher Weg, Innovationen voranzutreiben,              Dafür ist das Werbeinventar insbesondere mit
                                                                                                                       
                                                           könnte auch die Einrichtung eines gemeinsamen Gre-           hochwertigen Formaten wie Online-Video gezielt
 Native Advertising. Der jüngste Hype im Netz heißt      miums oder Forums mit Vertretern von Agenturen und           auszubauen.
   Native Advertising. Das Prinzip dahinter: Werbung       Werbekunden sein. Facebook etwa hat im vergange-
                                                                                                                        Werbungtreibende fordern integrierte Kompe-
                                                                                                                       
   ist visuell in die jeweilige Website integriert. Wer-   nen Jahr ein zwölfköpfiges „Client Council“ einge-
                                                                                                                        tenzen im Anzeigenverkauf und die Weiterent­
   bung und Inhalte verschmelzen also, wobei der Nut-      richtet, das regelmäßig zu einem Erfahrungs- und
                                                                                                                        wicklung von Vertriebsstrukturen.
   zer frei entscheiden kann, was er anklickt. BuzzFeed    Gedankenaustausch zusammenkommt und z.B. die
   z.B. bettet Inhalte von Werbungtreibenden optisch       Standardisierung der Wirkungsmessung vorantreibt.
   in den Newsfeed auf seiner Website ein und macht        Auch einige der interviewten Werbungtreibenden
   die Werbungtreibenden über die Kennzeichnung als        wünschten sich derartige Foren, um mit ihren Ver-
   Featured Partner deutlich. Ein anderes Beispiel ist     marktungspartnern enger und regelmäßiger gemein-
   Devour, Anbieter einer Online-Videoplattform. Die       sam an Innovationen arbeiten zu können.
   ausgewählten Videos werden auf der Startseite in ei-
   ner bestimmten Struktur präsentiert, in die sich auch
   die Videos der Werbungtreibenden einfügen.

Zu überzeugenden Cross-Touchpoint-Angeboten
gehört schließlich auch die Messung der Wirkung –
96% der befragten Werbungtreibenden halten eine
derartige Erfolgskontrolle für wichtig. Die Verlage
haben hier offensichtlich noch Nachholbedarf: Immer-
hin jeder zweite Befragte schätzt die Fähigkeit der
Zeitschriftenverlage, Wirkung und ROI zu messen, als
20      21

                                                             Bei systematischer Erweiterung des digitalen Angebots können Verlage in bestimmten Kategorien
                                                             auch online eine große Reichweite erlangen
2. Digitale Präsenz in einzelnen                         Bei systematischer Erweiterung des digitalen Angebots können Verlage in bestimmten                 Schaubild 8
                                                          Kategorien auch online eine große Reichweite erlangen
    Kategorien ausbauen
                                                                           Hoch – erweitert
Die deutschen Verlage können auf starke Print-­                            durch andere                                             Systematischer Ausbau
                                                                           digitale Angebote                                        ausgewählter digitaler
Marken bauen. Diese digital zu monetarisieren,                             (z.B. Community-                                         Kategorien
­erweist sich aber als schwierig. Viele Print-Marken                       oder Kleinanzeigen-
 haben im Internet noch keine vergleichbar große                           portale)
 Reichweite wie in der analogen Welt erlangt. Denn
                                                             Kategorien-
 zu groß und vielgestaltig ist die Zahl der konkurrie-       spezifische
 renden Angebote. Die Zeitschrift Vogue z.B. erreicht        Reichweite
 mit 1,6 Mio. Lesern pro Ausgabe (AWA) ca. 11%
 der gesamten Print-Leserschaft im Themengebiet
                                                                                                         Verlage
 Mode, Beauty und Lifestyle. Vogue.de besuchten
                                                                           Niedrig –
 im September 2012 laut comScore 114.000 Unique                            beschränkt auf
 Visitors – das sind nur 1% der Online-Nutzer, die Sei-                    digitales Angebot
 ten zu dem Themengebiet lesen. Ähnliches gilt für                         existierender Titel
                                                                                                 Niedrig –                        Hoch – flexible Modelle inkl.
 die Zeitschrift Auto, Motor und Sport: Die Print-Aus-                                           nur Werbung                     Lead Generation, Commerce,
 gabe erreicht 3,1 Mio. Leser oder 19% derjenigen,                                                                                                Lizenzierung
 die Autozeitschriften lesen. Die angeschlossene
                                                                                                                   Monetarisierungstiefe
 Website auto-motor-und-sport.de dagegen kommt
 nur auf eine Reichweite von 5% im betreffenden
 Themengebiet.                                            Eine systematische Erweiterung des digitalen Ange-    achten. Dabei können solche Kategorien thematisch
                                                          bots würde den Verlagen die Möglichkeit geben, bei    definiert sein (z.B. Sport, Gesundheit, Finanzen) oder
“Als Verlag ist es enorm schwierig, ausschlieSSlich die   bestimmten Kategorien auch online ihre Reichweite     auf bestimmte demografische Segmente abzielen
eigenen Print-Marken digital zu monetarisieren. Verlage   auszubauen (siehe Schaubild 8). Für Werbungtreiben-   (z.B. junge Frauen, Familienväter).
brauchen heute groSSe Themen- oder Zielgruppenplatt-      de ist eine große Reichweite gleichbedeutend mit
                                                                                                                                                                           7
formen, um für Kampagnen wichtig zu sein.“                Relevanz – knapp 80% gaben an, bei Cross-Media-       Die Vertiefung einer Kategorie kann über weitere
Manager Mediaagentur                                      Kampagnen auf hohe Reichweite der Werbeträger zu      Websites im Portfolio, z.B. eine Online-­Community
1. Werbung im Wandel   2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

oder ein Kleinanzeigenangebot, erfolgen. Je stärker     suchen, es einzurichten und es ggf. wieder zu verkau-   3. Hochwertige digitale
eine Plattform in einer Kategorie genutzt wird, umso    fen. ­Lizenzen u.Ä. bringen dem Verlag zusätzliches         Inhalte für Werbung­
attraktiver ist sie für Werbungtreibende und Nutzer.    Geld ein.                                                   treibende erstellen
Als Pionier hat sich hier zuletzt die 2004 im Silicon
Valley gegründete Firma Glam Media gezeigt. Nach        Kurz und knapp                                          Werbungtreibende Unternehmen benötigen zur Be-
eigener Aussage ist Glam Media das weltweit größte      In der digitalen Welt bleiben Reichweite und
                                                                                                              spielung ihrer verschiedenen Kanäle und Plattformen
Unternehmen für kategoriespezifische Online-Inhalte     Relevanz der Print-Medien begrenzt, solange            eine immer größere Anzahl multimedialer redaktio-
mit der höchsten Online-Reichweite im Segment           ­bestehende Marken lediglich übertragen werden.        neller Inhalte – von einfachen Kochrezepten bis hin zu
Mode, Beauty und Lifestyle. Glam Media präsentiert                                                              hochwertigen Reisebeschreibungen und Produktvide-
                                                         Mit einer systematischen Erweiterung ihres Ange-
                                                        
den Nutzern seiner Websites aktuelle, themen­                                                                   os. 85% der befragten Werbungtreibenden bestäti-
                                                         bots für ausgewählte Zielgruppen oder Themen
relevante Artikel, wobei es aus dem Angebot von                                                                 gen diesen Trend in der Umfrage. Ein Marketingleiter
                                                         können die Verlage ihre Position auch online
weltweit über 1.000 Partnern/Publishern aussuchen                                                               aus der Automobilindustrie sagte sogar: „Heute sind
                                                         ausbauen.
kann. Über sein Distributed-Media-Modell generiert                                                              alle werbungtreibenden Unternehmen auch Content-
Glam Media Reichweite und Sichtbarkeit für die                                                                  Produzenten.“
Partner. Dabei kommen nicht zuletzt auch Videos
und Community-Elemente wie Blogger-Treffen zum                                                                  Wie der Bedarf im Einzelnen aussieht, hängt von zwei
Einsatz.                                                                                                        Faktoren ab: der internen Verfügbarkeit der Inhalte
                                                                                                                bei den Werbungtreibenden und der Komplexität
Außerdem sind Optionen für eine weitere Mone­                                                                   der journalistischen Leistung (siehe Schaubild 9). So
tarisierung zu prüfen. So lassen sich über eine                                                                 gibt es die kurze, mehr informelle Kommunikation auf
erfolg­reiche kategoriespezifische Plattform nicht                                                              Social-Media-Plattformen, die eher durch interne Mit-
nur Werbeerlöse, sondern auch Einnahmen z.B. aus                                                                arbeiter oder spezielle Agenturen abgedeckt werden
E-Commerce, Lead Generation oder Abo-Modellen                                                                   kann. Auch Blogs oder komplexe Darstellungen zu
erwirtschaften. Die Zeitschrift Better Homes and                                                                Spezialthemen – wie Finanzmarktanalysen – können
­Gardens etwa zielt inzwischen auf den gesamten                                                                 die betreffenden Unternehmen am besten selbst mit
 ­Prozess des Hauserwerbs ab: In Partnerschaft mit                                                              Inhalten füllen; ggf. sind Freelancer und freie Redak-
  anderen Unternehmen unterstützt der Verlag Kunden                                                             teure einzubeziehen, die solche Inhalte in flüssige
  mit verschiedenen Angeboten dabei, ein Haus zu                                                                Texte und ansprechende Grafiken übertragen können.
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                                                                Der Bedarf an redaktionellen Inhalten eröffnet neue Chancen für Verlage

Für Verlage liegen Chancen vor allem in der Produkti-        Der Bedarf an redaktionellen Inhalten eröffnet neue Chancen für Verlage                             Schaubild 9
on hochwertiger bild-, text- oder videobasierter Inhalte
sowie im Schnüren eines Gesamtkonzepts für Kampa-                               Gering
                                                                                                                      Hochwertige
gnenseiten oder digitale Apps. Dabei sollten sie sich                                                                 journalistische
zunächst auf Branchen konzentrieren, die eben solche                                                                  Beiträge
                                                                                                                                                      Größtes Potenzial
Inhalte benötigen – besonderes Potenzial bietet sich                                       Enzyklopädische Inhalte    Text/Bild
                                                                                                                                                      für Zeitschriften-
z.B. bei Mode und Luxusgütern, Reise oder Beauty.                                          (z.B. Kochrezepte)                                         verlage
So nutzt etwa das Modeportal net-a-porter.com in
                                                                 Nutzung
großem Maß redaktionelle Inhalte, um Modetrends zu               hauseigenen                                                            Bewegtbild
zeigen oder über Designer und ihre Modenschauen zu               Wissens bei
berichten; schon heute wirkt die Website mehr wie ein            Werbung-
                                                                 treibenden
Online-Modemagazin als ein Online-Shop. Ein weite-
                                                                                           Informelle, kurze           Fach- oder industrie-
res Beispiel ist L’Oréal: Die Website looks-der-stars.de,                                  Kommunikation               spezifische Blogs
die von L’Oréal betrieben wird, veröffentlicht Klatsch                                     (z.B. Facebook-             oder Informationen
zu Stars und Sternchen, zeigt Tipps und Tricks zu                                          Fan-Umfragen)               (z.B. Finanzanalysen)
Make-up­und Frisuren und bindet damit die Produkte
des Hauses in Artikel und Videos ein.                                           Hoch
                                                                                         Gering                                                Hoch
“Heute sind alle Werbungtreibenden Unternehmen auch
                                                                                                        Journalistische Komplexität
Content-Produzenten.“
Marketingmanager Automobilhersteller
                                                            tionellen Inhalten auch für digitale Plattformen – wie   Umsatzpotenzial bietet die Produktion von Videobei-
Viele Verleger haben bereits Corporate-Publishing-          Websites, Online-Magazine und Microsites – anzu­         trägen und die Entwicklung von Apps. Dass auch die
Agenturen aufgebaut. Ihr Schwerpunkt liegt bisher           bieten, könnten sie in diesem Wachstumsmarkt             Werbungtreibenden hier eine klare Stärke der Verlage
aber meist auf Print-Angeboten wie Kundenmaga-              mittelfristig ein Umsatzpotenzial von ca. 60 Mio. EUR    sehen, zeigt die Umfrage im Rahmen der Studie: 46%
zinen, die in regelmäßigen Abständen in Einzelaus-          erschließen. Dieses ergibt sich durch einen um 25 Pro-   der Teilnehmer halten Verlage für qualifiziert, wenn es
gaben erscheinen. Gelingt es den Unternehmen,               zentpunkte gesteigerten Anteil der Zeitschriftenverla-   um die Produktion und das Management von Inhalten
Branded-Content-Lösungen mit hochwertigen redak-            ge an der Erstellung von Online-Magazinen. Weiteres      für digitale Owned-Kanäle geht.
1. Werbung im Wandel   2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

Ein eher geringeres Ergebnispotenzial dürfte hin-       len Lösungen beschränken? Warum übernehmen sie           Kurz und knapp
gegen der Bereich Social Media bieten. Im Kern-         nicht auch die kreative Planung für Werbungtreiben-
                                                                                                                  Auch die digitale Welt braucht hochwertige
                                                                                                                 
geschäft wird Social-Media-Kompetenz essenziell         de? Das Medienunternehmen VICE hat vorgemacht,
                                                                                                                  redaktionelle Inhalte – mit Branded-Content-
werden – zum zukünftigen digitalen Angebot von          wie sich ein solches Geschäftsmodell erfolgreich
                                                                                                                  Angeboten können Verlage ihre Stärken neu
Print-Titeln gehört eine gut gestaltete Facebook-       umsetzen lässt (siehe Infobox).
                                                                                                                  ausspielen.
Seite genauso dazu wie heute die Website und die
Tablet-App. Und auch im Geschäft mit Werbungtrei-       Um Synergien bestmöglich nutzen zu können, sollten        Das größte Potenzial für Verlage sollte in Bran-
                                                                                                                 
benden wird es für Vermarkter in Zukunft wichtiger      die Verlage organisatorische Anpassungen prüfen.          chen wie Mode, Luxusgüter, Reise oder Beauty
werden, auch in diesem Bereich Kompetenz vorwei-        Ihre internen Corporate-Publishing-Agenturen wer-         liegen.
sen zu können – zum Beispiel über flexible Agentur­     den zwar weiterhin eigenständige Einheiten sein – sie     Um das Potenzial zu erschließen, sollten Verlage
                                                                                                                 
partnerschaften oder vereinzelte Zukäufe. Die           sollten aber vertriebsseitig stärker mit dem Anzeigen-    ihre Corporate-Publishing-Agenturen stärker mit
meisten Inhalte auf Facebook-Unternehmensseiten         und Digitalvertrieb vernetzt werden. Anstatt nur mit      dem Anzeigen- und Digitalvertrieb vernetzen.
sind aber so einfach, dass Verlage gegenüber spe-       den PR- oder Vertriebsabteilungen der Werbekunden
zialisierten Agenturen mit einer niedrigeren Kosten-    über Kundenmagazine zu verhandeln, sollten die Cor-
struktur kaum punkten könnten. Die Margen dürften       porate-Publishing-Einheiten auch flexible Beiträge zu
in diesem Geschäft eher moderat bleiben, solange        plattformübergreifenden Kampagnen leisten können.
Social-Media-Dienstleistungen nicht in breitere         Dazu muss eine integrierte cross-mediale Vertriebsor-
Kommunikationslösungen integriert werden. Auch          ganisation aber auch Zugriff auf ihre Dienstleistungen
auf Seiten der Werbungtreibenden müssten Verlage        haben und diese mit in das Angebotsportfolio des
Vorbehalte abbauen – denn aktuell schreiben nur         Vermarktungshauses aufnehmen können.
ca. 10% der Befragten den Verlagen relevante Kom-
petenz bei der Errichtung und operativen Betreuung
von Social-Media-Auftritten zu. Knapp 60% halten sie
dagegen für unqualifiziert.

Über hochwertige Branded-Content-Lösungen hinaus
sind weitere Ansätze denkbar. Warum etwa sollten
sich Verlage auf die reine Produktion von multimedia-
24         25

     INFOBOX – VICE

                      Das Medienunternehmen VICE hat in den vergan-              nutzen. Heute gehören zum Unternehmen auch
                      genen Jahren eine beeindruckende Wachstumsge-              ein Vermarktungsnetzwerk (Advice), VICE TV, eine
                      schichte hingelegt. Die Verheißung der Marke VICE          Event-Tochter, eine Video-Produktionsfirma, ein
                      lautet: Wir kennen die Jugend. Die Zielgruppe ist          Musiklabel (ViceMusic), ein Buchverlag und die
                      zwischen 18 und 35 Jahre alt, gebildet, kennt sich aus     Full-Service-Agentur Virtue. Die Inhouse-Agentur
                      im Netz und sucht nach Formen von Information und          hat sich auf Brand Entertainment spezialisiert und
                      Unterhaltung abseits des Mainstreams.                      will Werbungtreibenden dabei helfen, ihr Publi-
                                                                                 kum über Content zu erreichen und zu binden.
                      Zum Unternehmen gehört ein Szenemagazin, das               Virtue vereint Entwicklung von Markenstrategien,
                      monatlich erscheint und kostenlos in 26 Ländern in Bars    kreative Umsetzung, Produktion, Distribution und
                      und Boutiquen ausliegt. Hinzu kommt die zentrale In-       Research unter einem Dach. Dabei wird auch das
                          ternetseite viceland.com mit News zu Themen wie        komplette Spektrum journalistischer Dienstleistun-
                                Musik, Reisen u.Ä. Die Seite wird über alle      gen abgedeckt: Art-Direktion, Inhalte, Produktion
                                  Zeitzonen hinweg produziert und stündlich      und Distribution für Print- und Online-Produkte.
                                  aktualisiert. Die durchschnittliche Verweil-   Für ­Vodafone z.B. hat Virtue die Eintrittsstrategie
                                  dauer auf viceland.com beträgt 23 Minu-        für das Samsung-Vodafone-360-Telefon entwickelt
                                   ten. Lokale Seiten ergänzen das Angebot.      und die Content-Erstellung übernommen. Zur
                                                                                 Kampagne gehörten u.a. Videoportraits 50 zeitge-
                                   VICE ist allerdings nicht bei Magazin und     nössischer Künstler in acht europäischen Märkten.
                                    Website stehengeblieben, sondern hat
                                    sein Portfolio kontinuierlich erweitert.
                                    Dabei konnte es sein Image als hippe In-
                                   stanz und Mittler zwischen jungen Men-
                                  schen und der Markenindustrie erfolgreich
1. Werbung im Wandel   2. Der Verlag der Zukunft   3. Wachstumsfelder

                                                                Inhalte und Leserschaft nutzen, um Umsätze für andere zu erzeugen

4. Verfügbare Daten erfassen,                             Lead Generation: Inhalte und Leserschaft nutzen, um Umsätze für andere zu erzeugen                                    Schaubild 10
   auswerten und monetarisieren
                                                              Beispiel Pinterest

Aussagekräftige Daten und detaillierte Informationen                                      Geschmack und Präferenz der Zielgruppe
über bestehende oder potenzielle Kunden sind für                                          katalogisieren
viele Werbungtreibende Gold wert – eine Chance                                            Verbraucher katalogisieren ihre Präferenzen
                                                                                          über den „pin it”- und „like“-Button selbst
nicht zuletzt für Verleger. Diese verfügen zwar oft über
wertvolle Daten aus unterschiedlichen Quellen: von
                                                                                          Kaufabsichten von Verbrauchern erfassen
Abonnentendaten im Print-Bereich über tagesaktuelle
                                                                                          Über spezielle Pinboards wie „Ich wünschte, ich könnte
Nutzungsdaten bei eigenen Websites und Apps bis                                           das kaufen“ signalisieren Verbraucher ihr Interesse
hin zu Such- und Kaufdaten bei digitalen Marktplatz-
und Commerce-Beteiligungen. Meist ist dieser Daten-
                                                                                          Kauf-affine Touchpoints schaffen
schatz jedoch noch nicht gehoben.                                                         Verbraucher, die das Bild anklicken, das ihnen gefällt,
                                                                                          werden auf die entsprechende E-Commerce-Plattform
                                                                                          geleitet
“Die Verlage haben noch gar nicht erkannt, welche Rolle
sie für Werbungtreibende oder Agenturen mit ihren Daten                                   Weitreichende Partnerschaften mit E-Commerce-
spielen können.“ Manager Mediaagentur                                                     Anbietern schaffen
                                                                                          Hersteller/Händler haben ihre eigenen Profile bei
                                                                                          Pinterest und können Bilder ihrer Produkte posten
So verteilen sich die Daten häufig über verschiedene
Geschäftsbereiche, interne Regelungen zum Daten-
austausch fehlen. Aber nicht nur organisatorische und
technische Hindernisse erschweren die Aufbereitung.        ein zusätzliches Umsatzpotenzial von rund 80 bis          ­ d Impressions über ein feinmaschigeres Verständ-
                                                                                                                     A
Verlage müssen auch datenschutzrechtliche Anforde-         160 Mio. EUR ausschöpfen. Wachstumschancen bieten         nis der Interessen und Kaufvorhaben ihrer Nutzer
rungen genau verstehen, denn Verstöße können die           sich u.a. in diesen Bereichen:                            genauer ausliefern können, hebt dies den effektiv
Nutzer leicht verprellen.                                                                                            realisierten CPM auf das verkaufte Inventar. Gleich-
                                                            Der naheliegendste Einsatzbereich genauerer            zeitig steigt die Effizienz der Kampagnen für den
Bei konsequenter Erfassung, Auswertung und Mone-              Nutzerdaten ist das Targeting und Retargeting          Werbungtreibenden.
tarisierung der vorhandenen Daten könnten Verlage             bei Performance-Kampagnen. Wenn Verlage ihre
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