BARMHERZIGKEIT EIN HOCH AUF DIE - IMPULSE AUS DEM LEBENSZENTRUM - Lebenszentrum Adelshofen
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59. Jahrgang | Ausgabe 2/2021 IMPULSE AUS DEM LEBENSZENTRUM EIN HOCH AUF DIE BARMHERZIGKEIT Warum wir wirklich Grund zur Freude haben
INHALT M IMPRESSUM it dieser Ausgabe unseres Journals nehmen wir Sie mit auf eine Ent- ERSCHEINUNGSWEISE Unsere Impulse aus dem Lebenszentrum Adelshofen werden vier Mal jährlich versandt. 6 | 10 deckungsreise. Inspiriert durch die aktuelle Jahreslosung aus Lukas 6,36 haben wir verschiedene Personen gebeten, ihre Beobachtun- gen, Erkenntnisse und Erfahrungen zu notieren. Dort heißt es: „Jesus Christus HERAUSGEBER Kommunität Adelshofen e.V. Thema spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ REDAKTIONSLEITUNG Manchmal kann ich mich Detlef Eigenbrodt, M.A. nur wundern REDAKTION TEXT, BILD UND LEKTORAT Sr. Uta Könitzer Kerstin Pletsch, Samuel-Joel Steger, Sr. Meike Walch, Br. Hubert Weiler ANSCHRIFT Die Unbarmherzigkeit Lebenszentrum Adelshofen des Leidens Da drängen sich uns gleich viele Fragen auf: Was macht eigentlich echte 75031 Eppingen, Wartbergstraße 13 Diana Schäfer Barmherzigkeit aus? Heißt das, dass man aus Liebe immer ein Auge zudrückt Telefon: 07262/608-0, Fax: 07262/608-50 und fünfe gerade sein lässt? Ist es nicht auch etwas steil ausgedrückt, so DIGITAL barmherzig sein zu sollen wie Gott, unser Vater? Sind wir denn Gott? Über- info@lza.de, www.lza.de www.facebook.com/adelshofen PERSÖNLICH 4 fordert Jesus uns da nicht hoffnungslos? Wer hat denn schon die Kraft dazu? Wie ein warmes Bad | Monika Baumann Und wie sieht es eigentlich damit aus, sich selbst und anderen gegenüber www.soundcloud.com/ lebenszentrum-adelshofen Mir wurde schlecht | Klaus Sippel barmherzig zu sein? Ist das lernbar, barmherzig zu sein? Wenn ja, wie? GESTALTUNG Ich bin wohl noch kein Samariter | Micha Hölle be · Dieter Betz, Design-Kommunikation, Friolzheim Das hat mich tief berührt | Luise Schlüter Diese und andere Fragen müssen gestellt werden. Gemeinsam mit Ihnen BILDNACHWEIS Ich darf gelassen bleiben | Br. Dieter Rothenhäusler wollen wir anhand der Beiträge ausloten, warum Gott es sich wünscht, dass Cover: Bruce Mars/unsplash sein barmherziges Wesen auch als Wesenszug in unserem Leben auftaucht. Wenn nicht anders vermerkt, privat DRUCK Kepnerdruck, Eppingen KOMMUNITÄT 12 Wir berichten hier von persönlichem Versagen und der berührenden Erfah- Gnädig und barmherzig ist der Herr. Ich aber nicht. 4 rung erlebter Barmherzigkeit, aber auch vom Zweifel an der Barmherzigkeit Das Lebenszentrum Adelshofen ist ein freies Mis- Sr. Irmtraud Heimgärtner sionswerk innerhalb der Evangelischen Landes- Gottes, von erfahrener durchkämpfter Herzensveränderung und auch von kirche. Wir bekennen uns zu den Grundsätzen der THEOLOGISCHES SEMINAR 14 der Barmherzigkeit, die inspiriert, Menschen von diesem barmherzigen Gott Evangelischen Allianz, einer weltweiten Bruder- Patchwork in Schwerin | Dennis Miller zu berichten. schaft christusgläubiger Menschen. Wir unterstellen uns der Autorität der Heiligen Schrift und bekennen Und dann geben wir Ihnen auch noch schlaglichtartig Einblick in die vielen uns zur Bibel als dem inspirierten Wort Gottes. JAHRESTEAM 16 Als Glaubenswerk sind wir finanziell unabhängig, Da, wo ich hingehöre | Colin Pluns Erfahrungen und Ereignisse unserer quirligen Lebensgemeinschaft. Oft sind unser Dienst wird durch Spenden ermöglicht. Herausforderungen und persönliche Wachstumsschritte eng miteinander verbunden. 14 Wenn Sie für Ihre Spende einen Überweisungsträger wünschen, schicken wir ihn gerne zu. Sollten für MITARBEITER 17 einen bestimmten Zweck mehr Spenden eingehen Leidenschaftlich. Visionär. Inspirativ. Vor uns steht die Aussendungsfeier der diesjährigen Absolventen des Theo- als benötigt, werden wir diese satzungsgemäß an Dr. Alexander Stavnichuk anderer Stelle einsetzen. logischen Seminars am Sonntag, 4. Juli 2021. Coronabedingt werden wir diesen Gottesdienst mit den Erfahrungsberichten der Absolventen und ihrer BANKVERBINDUNG LZA WIR AKTIV 18 Ein Rückblick in Bildern Segnung und Sendung online übertragen. Auf der Homepage (www.lza.de) Kreissparkasse Heilbronn IBAN: DE12 6205 0000 0020 1735 84 finden Sie den Link zum Livestream. Wir freuen uns, wenn Sie auf diese Weise BIC: HEISDE66XXX Veranstaltungen 20 dabei sind. Volksbank Kraichgau eG 18 IBAN: DE86 6729 2200 0151 5485 04 Seien Sie herzlich gegrüßt aus Adelshofen BIC: GENODE61WIE SERVICE 22 Veranstaltungen Ihr Br. Matthias Böker Evangelische Kreditgenossenschaft Gebetsanliegen Leiter der Kommunität und des Lebenszentrums IBAN: DE97 5206 0410 0005 010152 Projekte BIC: GENODEF1EK1 KONTEN FÖRDERSTIFTUNG 24 SPENDEN „Was macht eigentlich Volksbank Kraichgau eG IBAN: DE80 6729 2200 0011 5485 12 echte Barmherzigkeit aus? BIC: GENODE61WIE Heißt das, dass man aus ZUSTIFTUNGEN Aussendungsfeier Liebe immer ein Auge zudrückt Evangelische Kreditgenossenschaft 04.07.2021 IBAN: DE18 5206 0410 0005 0114 77 und fünfe gerade sein lässt?“ BIC: GENODEF1EK1 @TheologischesSeminarAdelshofen @Lebenszentrum Adelshofen @lzadelshofen 2 3
PERSÖNLICH Wie ein warmes Bad Ich bin wohl noch kein Samariter Es tut gut, wenn ich trotz meiner Unzulänglichkeit bei Gott Mir kommen viele Schlagwörter in den Sinn, wenn Micha Hölle und Menschen angenommen bin. Allerdings – wer zu lange in ich an Barmherzigkeit denke: Hilfe, Leid, Mitleid, Hoff- der Badewanne liegt, wird schrumpelig, überhitzt und schläf- nung und Liebe. Das liegt bestimmt auch daran, dass Jahresteam rig. Barmherzigkeit allein gibt wenig Ansporn zur Verände- ich im christlichen Kontext unweigerlich an den barm- herzigen Samariter denken muss. Aber was bedeutet rung. Ihre Stärke ist, dass sie mitfühlt, den Einzelfall sieht und Partei ergreift. Aber sie kann auch gutmütig, naiv und wehrlos machen. Hier hilft ihr die Gerechtigkeit als ausgleichender Pol. Barmherzigkeit für mich? Bin ich barmherzig? Wie de- finiere ich das? Um ehrlich zu sein, wusste ich auf diese Das hat mich Sie urteilt sachlich und bemüht sich unvoreingenommen um Fairness. Allerdings kann sie gesetzlich und kleinkariert wer- den. Damit das nicht passiert, ist sie auf Barmherzigkeit ange- Fragen keine Antworten und habe mich auf die Suche danach gemacht, und ich wurde fündig: Barmherzig- keit bedeutet, im übertragenen Sinne, aktive Nächs- tief beruhrt wiesen! tenliebe zu leben. Damit ist nicht gemeint, jemandem sein Mitleid auszudrücken oder Mitleid zu empfinden, Luise Schlüter Auch bei Gott sehe ich beides. Die Barmherzigkeit, in der er sondern aktiv etwas gegen das Leid (oder das Leiden) Jahresteam im Gleichnis dem verschuldeten Knecht vergibt, und die Ge- zu tun. Bin ich barmherzig? meinem persönlichen Umfeld Leid und leide mit, aber rechtigkeit, die nicht duldet, dass diese Großzügigkeit ausge- tröstend auf diese Person zugehen, das tue ich nicht. nutzt wird. Ein Chef kann nicht nur deshalb, weil er Christ ist, Ich muss zugeben, oft bin ich – nach dieser Definition Ich glaube, bei mir hängt diese Unbarmherzigkeit mit Barmherzigkeit ist meiner Meinung nach eine ein Auge zudrücken, wenn die Mitarbeiter schlampen. Er – eher unbarmherzig. Ich sehe das Leid und empfinde der Angst zusammen, was andere über mich denken der schönsten Charaktereigenschaften. Wenn muss gerecht und konsequent sein. Dabei kann er Mit- auch Mitleid, aber tätig werde ich dadurch jetzt nicht könnten, wenn ich etwas unternehme. Ich möchte man barmherzig ist, hat man ein offenes Herz gefühl für ihre Situation zeigen, ohne in der Sache den großartig. Vielleicht, wenn es hochkommt, spende ich mich von dieser Angst aber nicht daran hindern las- und nimmt die Not anderer Menschen wahr Anspruch zu verlieren. etwas Geld, aber aktiv gehe ich nicht zu den Men- sen, barmherzig zu leben, und werde darauf achten und nimmt sich derer an! Außerdem heißt schen hin und helfe ihnen. Manchmal sehe ich in und daran arbeiten, mein Verhalten zu verändern. es, dass man zu jemandem gut ist, ohne dass Bei uns im Haus ist Barmherzigkeit für mich eine He- er oder sie es verdient hat. Diese Wesensart rausforderung, weil wir uns in verschiedenen Rollen begegnen: Als Glaubensgeschwister, als Teamkolle- gen, als Vorgesetzte und Mitarbeitende, Studieren- de und Dozierende, Prüfende und Prüflinge. Da Ich darf gelassen bleiben findet man bei Gott wieder und ich durfte sie selbst schon oft erfahren! So gab es zum Beispiel in den letzten Monaten eine Phase, in der ich krank war, so dass ich viele alltägli- Als eher nüchterner Faktenmensch, der Ich darf es immer wieder angehen, barm- braucht es Weisheit, Rollenklarheit zu leben und che Dinge wie Wäsche waschen, Zimmer put- meist ergebnisorientiert denkt und han- herzig zu sein, auch mir selbst gegenüber. Sach- und Beziehungsebene zu trennen. Dabei Monika Baumann zen und so Sachen körperlich einfach nicht delt, bewundere ich Menschen, deren Und ich darf gelassen bleiben im Vertrau- will ich von Gott lernen, der Barmherzigkeit schaffte. Doch meine Zimmer-Mitbewoh- und Gerechtigkeit zusammenbringt. Praxisdozentin am TSA Haltung und Handeln die Barmherzig- en darauf, dass ich der Sohn des umfas- nerin begann, ohne mit der Wimper zu zu- keit Gottes durchschimmern lässt. Ich send barmherzigen Vaters bin, der mich cken, sowohl das Wäschewaschen komplett erinnere mich da zum Beispiel an eine in Jesus liebt und unter allen Umständen als auch meinen Abwaschdienst und vieles Sozialarbeiterin bei der Heilsarmee in annimmt, unabhängig davon, wie gut es andere zu übernehmen, nur, damit ich mehr Hamburg, mit der ich eine Zeitlang zu- mir mit dem Barmherzigsein gelingt. Ruhe hatte. Zudem kümmerte sie sich nicht sammengearbeitet habe. Wie engagiert nur um meine Aufgaben, sondern auch um hat sie einen unserer Obdachlosen, der Mir wurde schlecht bereit für einen Entzug war, betreut. Sie hat ihn bei allen Formalitäten ermutigt und unterstützt. Sie ist mit ihm in Kon- Br. Dieter Rothenhäusler Kommunität mich selbst, wann immer ich es brauchte. Sie sah einfach, wie es mir ging, und hat von sich aus gehandelt. Eine auffordernde Bitte war da Als ich im Herbst 2020 die Jahreslosung für 2021 las, da wurde mir ganz gar nicht nötig! takt geblieben, als er endlich einen The- schlecht. Dass Gott mit mir barmherzig ist, das ist gut, dafür bin ich dankbar. rapieplatz hatte. Und als er aus der Ein- Wenn andere Menschen mich verstehen, mit mir barmherzig sind, naja, das Das hat mich tief berührt und mir Gottes richtung abgehauen ist und zurückkam, ist schon was. Aber ich?! Ich soll barmherzig sein? Ich? Das geht nicht, das Barmherzigkeit, mir so wertvolle Menschen hat sie ihn trotz allem weiter begleitet. kann ich nicht! Das jedenfalls war meine erste Reaktion. Und dann schaute ich zur Seite zu stellen, nochmal ganz neu ge- An diese Frau und ihre Haltung denke tiefer. Ich erkannte, dass ich selbst zwar wirklich nicht barmherzig sein kann, zeigt! Und ich möchte immer mehr so werden ich, wenn ich das Wort Barmherzigkeit aber dass Gott es in mir tun und wirken kann! Gott kann mich auf sich schauen wie er! Also bitte ich Gott mir immer mehr höre. Und dann stelle ich mir auch die lassen, so dass er in mir und durch mich barmherzig ist. Er durch mich – ich Barmherzigkeit in jeder Lage, unabhängig Frage nach meinem Erbarmen mir selbst durch ihn. Wie mein Vater barmherzig ist. Es wäre ein ganz anmaßender Ge- von den Umständen und der eigenen Gefühls- gegenüber. Immer wieder kommt es vor, danke: ich sollte sein, wie Gott, mein Vater, ist? lage, beizubringen! dass ich bei meinem Nächsten um eini- Schon vor einigen tausend Jahren wollte ein Ehepaar so sein, wie Gott. Wir ges nachsichtiger bin, wenn mal etwas wissen, wie das endete …! Ich für mich will bei Jesus nachfragen, was er meint nicht gut gelingt. Wenn mir jedoch und möchte, und ich höre Jesus deutlich zu mir sagen: „Klaus, gerade wenn du etwas misslingt, gehe ich härter mit glaubst, es nicht zu können und unbarmherzig zuschlagen willst, dann schau mir ins Gericht. Da bin ich dankbar, auf deinen Vater und du wirst sehen, wie seine Barmherzigkeit in dir wirkt und Klaus Sippel dass es in der Jahreslosung heißt: deine Haltung verändert.“ „Seid barmherzig, wie auch ehrenamtlicher Unterstützer euer Vater barmherzig ist!“ 4 5
THEMA MANCHMAL KANN ICH NUR E rbarmen haben mit den Menschen. Nicht nur Mitleid, mehr ein Mitleiden mit dem anderen. Barmherzigkeit ist nicht nur ein frommer Begriff, finde ich. Gerade in unserer Zeit ist es eine konkrete Aufforderung: Hinse- STAUNEN hen – nicht wegschauen. Die tiefen Nöte und Probleme der Menschen sehen, erkennen und handeln. BARMHERZIG HANDELN Gott selbst stellt sich Mose in 5. Mose 4,31 als der Barmherzi- ge vor: „Der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott.“ Er hat Wer immer wieder Menschen begleitet, die in großen Nöten und Krisen ein Herz für Arme, Schwache, Bedrängte und Verfolgte. Durch Gottes Eingreifen sollen Menschen wieder neue Perspektiven stecken, dem schadet eine große Portion freundliches Erbarmen sicher nicht. und neue Lebensmöglichkeiten finden. Weil Gott der Barm- Doch, ob das ausreicht? Wir wollten wissen, wie man in der Seelsorge mit herzige ist, soll auch ich barmherzig sein. Kann ich mir das an- eignen? Am besten nehme ich mir ab heute vor, barmherzig zu Barmherzigkeit und Durchsetzungskraft umgehen soll. Foto: Romolo Tavani / Adobe Stock sein. Aber die eigene Anstrengung scheitert. Sie endet meist Und ob das eine das andere ausschließt, oder ob sich beide im Versagen, Frust ist vorprogrammiert. Nein, das Schöne ist, brauchen und ergänzen. dass Gott gibt, es ist sein Geschenk an uns. So lesen wir es in Judas 2,2: „Gott gebe euch viel Barmherzigkeit und Frieden und Ein sehr persönlicher Bericht von Sr. Uta Könitzer. Liebe.“ Für mich ist es dieser Dreiklang: Ich handle barmherzig, finde dadurch Frieden und das Ganze wird von der Diese Einsicht und Erkenntnis waren für mich wenigstens ein Liebe bestimmt. kleiner Lichtblick. Doch bei dieser schweren Depression, die ich an Frau M. wahrnehmen konnte, bräuchte sie einen Fach- OB DAS REICHT? arzt, ging es mir durch den Kopf. Aber sie wollte die Gespräche Ein Beispiel aus meiner Beratung soll dies deutlich machen. Ich nur bei mir machen. Ob das gehen würde? Ob das reichen und erzähle es mit Erlaubnis der Klientin, deren Namen ich geändert helfen würde? Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. habe. Frau M. kam zum Erstgespräch. Diese hohe Verantwortung konnte ich nicht auf mich nehmen. Ich hatte auch keinen Termin mehr frei. Innerlich sammelte ich Mir fiel sofort auf, dass sie schwer belastet war. Sie schaute mich meine Argumente zusammen. Was sollte ich nur machen? In nicht an, sondern nur auf den Boden und sprach sehr abge- diesem Moment fiel mein Blick nochmals auf sie. Ganz gebeugt hackt und leise. Ich stellte ihr viele Fragen, um mir ein Bild zu und verkrampft saß sie da, total in sich gekehrt! machen. Meinen Eindruck teilte ich ihr dann mit: „Frau M., Sie müssen so schnell wie möglich in eine Psychosomatische Klinik. RAUS AUS DER DUNKELHEIT Leider haben wir mit einer langen Wartezeit zu rechnen. Aber Da traf mich ein ganz tiefes Erbarmen, wie ich es selten erlebe. das könnten Sie mit einer Psychotherapie überbrücken.“ Mein Herz sagte mir, oder war es Ihre Antwort kam postwendend und klar: „Nein, in eine Klinik Gott selbst: Du kannst sie doch nicht gehe ich nie wieder und eine Therapie? Keinesfalls! Ich mache auf die Straße setzen! die Gespräche nur bei Ihnen. Als ich auf dem Weg zu Ihnen war, sagte ich mir: Ich muss mein Herz aufmachen, sonst gibt es kei- Zögernd sagte ich für sechs Wochen zu. Wenn bis dahin keine ne Hoffnung mehr, nie wieder!“ Besserung eingetreten wäre, müssten wir neu überlegen. Ich nannte als Voraussetzung, dass sie sich ein Psychopharmakon verschreiben lässt, denn ohne würde es nicht gehen. Sie stimmte zu. Wir vereinbarten, dass sie einmal in der Woche zu mir kom- @TheologischesSeminarAdelshofen men sollte. Frau M. erzählte mir beim zweiten Mal stockend, @Lebenszentrum Adelshofen dass sie den ganzen Tag in einem abgedunkelten Zimmer sitzen würde und mit niemandem spricht. „Ich werde regelrecht von @lzadelshofen der Dunkelheit verschluckt“. 6 7
THEMA REIN INS LICHT! Mir war klar: Ein wichtiger erster Schritt wäre, sie aus dem Zim- mer herauszuholen. Das sagte ich ihr auch. Doch sie lehnte ab. „Nein, das kann ich nicht!“ Jetzt war mein Hinstehen gefragt. Aber wäre es barmherzig, wenn ich unnachgiebig wäre? Ich fragte sie: „Was würde Ihnen denn helfen, dass Sie es schaffen können?“ Prompt sagte sie: „Nichts, nur schon der Gedanke da- ran macht mir große Angst!“ und ich antwortete: „Ich verstehe das, aber bitte Später sagte sie mir: „Ich wusste von Anfang an, dass Gott da ist, versuchen Sie es trotzdem!“ und ich hatte großes Vertrauen zu Ihnen.“ So etwas konnte nur Ich ließ nicht locker. Gott machen. Etwa zwei Jahre begleitete ich Frau M., dann war es soweit: sie konnte wieder frei leben – ohne Depression. Jahre „Vielleicht fällt es Ihnen nicht ganz so schwer, wenn Sie es später traf ich sie wieder. Es war ein freudiger Moment der Be- abends machen. In der Dunkelheit sind kaum Menschen unter- gegnung, dann sagte sie mir: „Schwester Uta, ich habe Krebs – wegs, Ihnen wird bestimmt niemand begegnen.“ In der Woche unheilbar! Es ist nichts mehr zu machen.“ Mir fehlten die Worte. drauf sah ich es ihr an, sie hatte es geschafft! „Das haben Sie Aber Frau M. fuhr lächelnd fort: „Ohne unsere Gespräche könnte sehr gut gemacht! Nun möchte ich Sie bitten, es morgens zu ich diese Diagnose nicht bewältigen.“ versuchen, vielleicht schon bei Sonnenaufgang. So früh sind noch keine Menschen unterwegs.“ Menschen machten ihr Inzwischen begleite ich sie wieder, dieses Mal auf ihrer letzten Angst, aber ich sprach ihr zu: „Jesus begleitet Sie! Und ich werde Wegstrecke. Unsere Abmachung: Bei mir muss sie nicht stark ebenfalls ganz bei Ihnen sein mit meinem Gebet!“ sein, sie sagt mir ganz ehrlich, wie es ihr geht, vor allem schmerz- mäßig, aber auch innerlich. Ich durfte nicht zu „soft“ mit ihr Ihr Wunsch an mich: Dass wir nicht nur über die Krankheit spre- umgehen, denn barmherzig sein chen, sondern auch mal herzlich miteinander lachen! Das haben bedeutete in dem Fall für mich: wir oft gemacht, wenn ich mit ihr am Telefon gesprochen habe. Fest zu bleiben, aber ihr beizustehen Aber wir haben auch ganz offen über ihren Tod gesprochen! Zu- mit meinem ganzen Herzen. versichtlich hat sie geantwortet: „Dann habe ich es geschafft! Jesus ist bei mir, das erlebe ich jeden Tag. Vor dem Sterben habe Mir war klar, dieser Schritt würde weitaus schwerer für Frau M. ich keine Angst. Ich gehe euch ja nur voraus!“ sein. Von außen gesehen sah es eher unbarmherzig aus, was ich von ihr forderte, aber von Gott her wusste ich, dass ich fest- Manchmal kommt es mir so vor, bleiben musste! An dem Morgen, als sie sich dann tatsächlich als wären die Rollen vertauscht sehr früh raus wagte, sie setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, war wirklich kein Mensch unterwegs, so erzählte sie und sie tröstet mich. mir später. Alles war still. Just in diesem Moment ging gerade Da kommt mir das Wort aus 2. Mose 33,19 in den Sinn: „Wem die Sonne auf! Staunend sagte sie zu sich selbst: „Ich kann ja ins ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich er- Licht gehen!“ barme, dessen erbarme ich mich.“ Ich kann wirklich nur staunen über das Wunder, das Gott an ihr getan hat. Ein Hoch auf seine ES IST NICHTS MEHR ZU MACHEN „Alles war still. Barmherzigkeit! Dies war der Anfang vieler herausfordernder Schritte, die folg- ten, aber ein gewisser Durchbruch! Eine sehr schwere Zeit Just in diesem Moment folgte für Frau M. Manchmal hatte ich Bedenken, sie würde auf- ging gerade die Sonne geben. Ich wurde nicht müde, sie immer wieder zu ermutigen! auf! Staunend sagte sie zu sich selbst: ‚Ich kann ja ins Licht gehen!‘“ Foto: vwpix / Adobe Stock Sr. Uta Könitzer ist gelernte Pharmazeutisch Technische Assistentin, absolvierte 1978 am TSA, hat eine Ausbildung zur christlichen Lebensberaterin und Berufserfahrung an der Klinik Hohe Mark. Sie liest so gern, wie sie gute Filme schaut, blickt mit Wonne vom Berg aufs Meer und isst lieber Fleisch als Fisch. 8 9
THEMA Es gibt Momente, in denen einem so manches im Hals stecken „Jetzt sah ich mit bleibt. Nur die Wut und der Zorn nicht. Diana Schäfer kennt sie, eigenen Augen, was mein diese Zeiten, und wünscht sich nichts mehr, als dass sie vorüber- Schwiegervater und auch meine gehen und ihr Glaube an Gott unbeschadet übersteht. Schwägerin bei ihren Telefonaten Dass das leichter gehofft als erlebt ist, zeigt ihr schonungslos versuchten zu erklären.“ offener Bericht. DIE UNBARMHERZIGKEIT A nfang März fuhren mein Ärgerlich und wütend! an hindert, sich mit der Familie oder mit Mann, meine jüngste Toch- Als der erste Schock überwunden war, Freunden zu treffen und auszutauschen. ter, ihre Freundin und ich mal versuchte ich, mit meiner Schwiegermut- Man bleibt mit all dem so allein. Meinem wieder ins Weserbergland, ter zu sprechen. Natürlich erkannte sie Schwiegervater wurde innerhalb von ein DES LEIDENS dorthin, wo mein Mann und mich unter der Maske nicht, und wahr- paar Monaten der Hauptinhalt seines Le- auch ich geboren wurden und aufge- scheinlich hätte sie mich auch ohne nicht bens geraubt. An meinem Mann geht all wachsen sind. Unsere beiden Familien erkannt. Ich merkte sehr schnell, dass das nicht spurlos vorbei und es fällt ihm leben noch immer dort, was uns regel- mein Mann wie gelähmt war und ich das enorm schwer, darüber zu sprechen und mäßig zurückbringt. Seit meine Schwie- Sprechen übernehmen musste, er konnte diese Wut, Trauer und Zweifel in Worte germutter Anfang 2020 die Diagnose einfach nicht, brachte kein Wort heraus. zu fassen. Und meine Schwägerin muss- „Demenz“ bekam und dann auch sehr Ich weiß noch, wie ärgerlich ich war, als te plötzlich von der Tochterrolle in die schnell in einer Pflegeeinrichtung unter- ich sie sah. Ärgerlich und wütend! Ich des Vormunds für ihre eigene Mutter gebracht werden musste, versuchten habe meine Schwiegermutter immer als schlüpfen. Ich stehe daneben und mit- wir nun noch öfter hinzufahren und sie sehr aktive und auch selbstbewusste Frau tendrin und weiß nicht, wie viel ich noch zu besuchen. Aber „Corona“ und die da- erlebt, die sich nicht gerne helfen ließ. So ertragen kann. Meine oft bitterbösen und mit einhergehenden Kontaktbeschrän- stand sie mir in meiner Erinnerung vor zweifelnden Fragen an Gott erschrecken kungen machten uns einen Strich durch Augen, doch nun lag sie da vor mir wie mich schon jetzt. die Rechnung. Auch uns, muss ich wohl ein kleines Kind, das unkoordiniert mit sagen, vielen anderen in vergleichbaren seinen Fingern spielt. Ein Gespräch war Situationen geht es sicher ebenso. nicht möglich. Eher ein Monolog, ein Sie- „Leider ist es für mich nicht Anreden, aber Antwort gab sie nicht. Als immer ein Trost, zu wissen, dass Der Kampf der Emotionen wir im vergangenen Oktober bei ihr wa- bei Gott in der Ewigkeit Der bisher letzte Besuch bei meiner ren, war es ähnlich und seitdem fing ich an alles besser sein wird.“ Schwiegermutter war sehr emotional. Ich zu beten, dass Gott doch barmherzig mit wusste nicht, ob ich meinen Mann in die ihr sein und sie zu sich rufen möge. Es ist Einrichtung begleiten darf, oder ob ich so schwer, besonders für meinen Mann, Ich suche Zuflucht später nochmal allein zu ihr dürfte. Das seine Schwester und den Vater, einen ihnen Leider ist es für mich nicht immer ein hat mich aufgewühlt. Dazu das immer so nahestehenden und vertrauten Men- Trost, zu wissen, dass bei Gott in der wieder bange Warten auf das Ergebnis schen auf diesem Weg zu begleiten. Sie Ewigkeit alles besser sein wird. Ich lebe des Corona Schnelltests. Man weiß ja nie, tun es aus Liebe und Überzeugung und jetzt und hab das Leid einfach satt! Ich ob es nicht doch in einem schlummert. doch ist es eine große Bürde. weiß, dass Zweifel und Leiden zum Glau- Bei besagtem letztem Besuch erfuhren ben an Gott dazu gehören. Ich wünschte wir dann unverhofft die Barmherzigkeit, Ich klage an mir, sie würden nicht so schwer wiegen dass wir beide gemeinsam zu ihr durften. Was soll das, Gott? Warum lässt du Men- und würden sich schneller wieder ver- Meine eigene Anspannung war deutlich schen so leiden? Was hat sie oder was hat ziehen. Wenn Gott als guter und heilen- zu spüren, als die Pflegekraft die Tür öff- die Familie verbrochen? Wofür müssen der Gott schon nicht heilt, warum erlaubt nete. Vor uns lag meine Schwiegermutter wir leiden? Fragen über Fragen rasen mir er dann nicht in seiner Barmherzigkeit, in diesem Pflegebett und reagierte kaum wie Schnellzüge durch den Kopf und ma- dass es wenigstens nicht so elend lange auf die Ansprache der Pflegerin. Jetzt sah chen mich wütend auf Gott. Ich zweifle dauert? Es mag verrückt klingen, aber ich mit eigenen Augen, was mein Schwie- an ihm! Wo ist er in diesem Leid? Ich su- ich blicke immer wieder auf zu ihm! Ich gervater und auch meine Schwägerin bei che Trost in den Worten, dass er wissen habe doch schon so oft erlebt, dass er ihren Telefonaten versuchten zu erklären. wird, warum wir in dieser Situation sind, an meiner Seite gewirkt hat. Manchmal Wie schrecklich es ist, eine nahe stehen- aber so richtig erreicht mich das nicht. habe ich überhaupt nichts gemerkt. Und Diana Schäfer ist verheiratet und Mutter von zwei Töchtern im Alter von 16 und 20 Jahren. Sie gehört seit Januar 2016 zum Hauswirtschaftsteam de Person in so einem – ich kann es kaum Wenn ich sehe, wieviel Leid das alles mit manchmal wollte ich es gar nicht merken. und genießt es in ihrer Freizeit im eigenen Garten zu arbeiten, mit Freunden anders sagen – erbärmlichen Zustand zu sich bringt, würde ich am liebsten schrei- Ich suche Zuflucht im Wort Gottes und und der Familie zu grillen oder gemeinsam zu essen. sehen, während man selbst machtlos da- en! Neben der Krankheit an sich kommt bete darum, dass wir durchhalten. Und Um täglich abzuschalten liebt sie es, mit ihrem Hund lange spazieren zu gehen und zu toben. steht. So sehr man auch helfen möchte, noch die Pandemie mit all ihren Neben- Aushalten. Und eines Tages auch wieder die traurige Wahrheit ist, dass man nicht wirkungen dazu. Man erträgt die Kon- sagen können, dass Gott wahrhaftig ein helfen kann. taktbeschränkung kaum, die einen dar- barmherziger Gott ist. 10 11
KOMMUNITÄT GNÄDIG UND Das hat mir lange Zeit so zugesetzt, dass ich nicht glauben konnte, dass Gott mich BARMHERZIG IST DER HERR. mit all diesen schrecklichen Gefuhlen lieben kann. ICH ABER NICHT. Und ich habe versucht, mich besser zu machen! Sr. Irmtraud Heimgärtner steht nicht nur auf Bücher und Joghurt-Eis – das sie besonders gern auch selbst herstellt – sondern liebt auch gute, gehaltvolle Kleinigkeiten ließen Ärger in mir hoch- Das Wort Gottes ist Quell ewiger Erquickung, so gefällt uns das, Gespräche und geht gern allein spazieren. kommen. Ich war in Gedanken schon dabei, die Schublade auszuräumen und so mögen wir das und daran laben wir uns immer wieder. alles dorthin zu bringen, wo es – meiner Aber manchmal bringt es uns auch an die Grenzen kleiner Meinung nach – wirklich hingehört. Dann merkte ich aber, dass ich da etwas im Är- Katastrophen und wir gehen ab durch die Decke. Ob das gut ger mache und dadurch vielleicht mei- gehen kann? Ja, meint Sr. Irmtraud Heimgärtner, und nimmt uns nerseits wieder Ärger auslöse, der nicht mit auf einen sehr persönlichen Ausflug zu sich selbst. notwendig und hilfreich ist. Durch das Innehalten und Nachdenken verrauchte meine Wut so langsam und das half mir zu überlegen, wie ich besonnen und D as, was in der Überschrift steht, standen oder eingesehen habe, tobte konkret vorgehen kann, ohne Verletzung kratzt mich erst einmal. Denn ein ständiger Kampf in mir und ich fragte und Streit zu riskieren. Ich habe also alles, eigentlich will ich wohl barm- mich: passe ich mich lieber an, oder ver- was mir aufgefallen war, aufgeschrieben herzig sein, und sehne mich auch nach kämpfe ich mich und schaffe mir einen und nach ihrer Rückkehr mit meiner Mit- barmherzigen Menschen um mich her- Freiraum, den ich meine zu brauchen, arbeiterin besprochen. Sie war sich selbst um, beziehungsweise danach, dass man nein, den ich wirklich brauche? Darf ich bewusst, dass manches nicht in Ordnung barmherzig mit meinen Fehlern umgeht. das überhaupt, kämpfen? Mich durchset- war, und hat gleich einen Teil davon an- Aber viel zu häufig erlebe ich Impulse von zen? Was darf ich am Ende wirklich? Ich gepackt. Ganz nebenbei erfuhr ich dabei Ungeduld, Unverständnis und Ärger in muss doch demütig sein und den ande- auch von den Hintergründen des Schub- mir, Ungeduld und Ärger einem anderen ren lieben. Das will Gott doch so. ladeninhalts und erlangte ein neues Ver- gegenüber. Warum ich das sage? Weil es ständnis dafür, dass die Dinge waren, wie so ist! Und diese Tatsache hat mich bei Das Ergebnis dieser innerlichen Ausein- sie waren. Das ermöglichte es nun wie- meinem Eintritt in die Kommunität sehr andersetzung war immer wieder großes derum mir, der Sache nachzugehen und stark beschäftigt und umgetrieben. Denn Gefühlschaos in mir, begleitet von star- Abhilfe zu schaffen. ich habe hohe Ansprüche an mich. Und kem Ärger. Das hat mir lange Zeit so zu- ich mich an Ihn halte, finde ich neue krea- barmherzig umzugehen. Das war bei mir ist wie ich. Leider kann ich dann schon dann kommen zum Ärger und Frust we- gesetzt, dass ich nicht glauben konnte, tive und konstruktive Wege, mit mir und das einschneidendste Erlebnis, das ich auch mal ganz schön ausrasten und an- Ärger und Unmut können beides sein: gen eines anderen auch noch der Ärger dass Gott mich mit all diesen schreckli- meinem Sein umzugehen. Ich kann mich mit Gott gemacht habe: Dass er mich mit dere verletzten. Ehrlich – ich bin zurzeit Völlig selbstbezogenes Verhalten über und Frust über mich selbst dazu. Über chen Gefühlen lieben kann. Und ich habe akzeptieren, weil Gott mich akzeptiert, all meinem Mist akzeptiert und liebt und oft sehr frustriert, dass ich noch nicht bes- etwas, dass mir nicht in den Kram passt, mein Unvermögen, dem anderen gelas- versucht, mich besser zu machen! Was und habe meinen negativen Gefühlen durchaus noch was mit mir zu tun haben ser mit meinen Gefühlen der Frustration oder der Antrieb, etwas anzusprechen sen zu begegnen. Ich wusste ja und weiß nur zu immer größerem Frust geführt etwas entgegenzuhalten. Ich stelle mich will und sogar mit mir etwas anfangen und des Ärgers umgehen kann. Ich will und zu verändern. Das gilt es je neu he- es noch: In einer so großen Gemeinschaft hat. Natürlich bin ich damit gescheitert mir selbst und der Gemeinschaft, meinen kann! Das hat er sich sehr viel kosten doch barmherzig sein! Aber leider gelingt rauszufiltern, anzuschauen und eine Art wie der unseren wird man ständig mit und ziemlich tief abgestürzt. Das war und deren Erwartungen und weiß, nur lassen. Denn auch wegen meinem Mist es mir oft nicht. zu finden, in der ich meine Gefühle ange- eigenen und fremden Sichtweisen, Re- zeitweise sehr schwer zu ertragen und ist weil man denkt, dass etwas nicht sein musste Jesus sterben. Wenn ich erlebe, messen äußern oder mit ihnen umgehen aktionen und Grenzen konfrontiert. An- es bisweilen immer noch. Aber dennoch darf, heißt das noch nicht, dass es nicht dass Gott mich und meine Bedürfnisse Das hab´ ich gut gemacht! kann. Dazu braucht es den Raum des Hö- genehm ist das nur selten. kann ich heute sagen, dass sich etwas doch sein darf. ganz ernst nimmt, kann auch ich den an- Da ist ein kleines Beispiel aus meinem rens, einen angstfreien Raum. verändert hat. deren viel leichter ernstnehmen. Wenn Alltag, bei dem es mir doch gelungen ist, Was darf ich wirklich? Ehrlich. Ich bin frustriert ich erlebe, dass er mich mit allen Ecken, ein kleiner Lichtblick und Hoffnungs- Es ist doch ganz einfach so, dass wir in Ich war nicht mehr ganz so jung, als ich Ich stelle mich mir selbst Ich achte mehr auf die tieferen Bedürf- Kanten und mit meinen Unmöglichkeiten schimmer: Kürzlich war meine Mitarbei- diesem Leben nie perfekt sein werden in die Kommunität eintrat. Und plötzlich Ich kann nämlich besser akzeptieren, dass nisse bei mir und anderen. Und wenn nicht verurteilt, dann kann ich das auch terin krank und ich übernahm einen Teil und immer Lernende bleiben und auch hatte ich – wie zu Hause übrigens auch ich so bin, wie ich bin und auch der ande- ich mit mir selbst barmherziger umgehe, dem anderen zukommen lassen. Und ihrer Arbeit und musste unter anderem sein dürfen. Wenn ich mir das bewusst schon – lauter Ältere um mich herum, re so ist, wie er ist. Das hilft mir, mit den kann ich auch dem anderen gegenüber doch: Bei allem, was ich weiß und schon Wäsche in ihrem Arbeitsbereich vertei- mache und es nicht nur mir, sondern beziehungsweise im Kommunitätsleben Auseinandersetzungen meiner Gefühle barmherziger sein. Das ist für mich über- gelernt habe, steht mir doch mein Egois- len. Dabei fiel mir auf, dass scheinbar auch den anderen zugestehe, dann ist länger erfahrene Geschwister. Ich musste umzugehen. Und ich habe erlebt, dass haupt der Schlüssel: solange ich nicht mus auch immer noch oft im Weg. Wenn Bettwäsche nicht an ihrem Platz war, und das ein großer Schritt in der Barmherzig- meinen Weg finden und hatte dabei gro- Gott da viel gelassener und barmherziger wirklich die Barmherzigkeit Gottes im mir der andere quer im Magen liegt und ich fand in einer Schublade Dinge, die keitsschule, in der wir Gott sei Dank einen ße Probleme, mit meinen Gefühlen klar- mir gegenüber ist, als ich es je sein werde. eigenen Leben an mich ranlasse und er- mich nervt, dann kann ich mir kaum vor- da – meiner Meinung nach – nicht hinge- uns freundlich zugewandten Lehrmeister zukommen. Wenn ich etwas nicht ver- Ich kann mich nicht ändern. Aber wenn fahre, ist es sehr schwer, mit anderen stellen, dass er genauso von Gott geliebt hörten. Dies und noch so ein paar andere haben. 12 13
THEOLOGISCHES SEMINAR „Junge Menschen, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen, haben es häufig schwerer sich sprachlich PATCHWORK D onnerstag, 10. September 2020. der Regel erst einmal mit Vorurteilen und auszudrücken, sozial zu agieren und kognitiv zu arbeiten. Ich sitze im ICE Richtung Schwe- Misstrauen zu kämpfen. Doch das volle rin. Gedanken geistern mir durch Vertrauen der Menschen vor Ort war Erlebnispädagogik setzt jedoch nicht beim Intellekt, sondern den Kopf. Wie wird „der Osten“ sein? Was wichtig für die vor mir liegende Zeit und beim Erleben und Fühlen der Menschen an.“ IN SCHWERIN werde ich erleben? Werde ich mich wohl die Durchführung meines Projektes – fühlen, werde ich die Menschen und „ihre einem erlebnispädagogischen Glaubens- Kultur“ verstehen? Aus dem Fenster des kurs für jungen Menschen. Zugabteils schauend sehe ich alte ver- zug oder bei der Vorbereitung von Ver- der nicht zuletzt auch von den Christen lassene DDR-Bauten an mir vorbeiziehen. Jesus und die anstaltungen. Neue Besucher wurden selbst geprägt wurde. Die Vorstellung Vom ehemaligen bunten Anstrich der Be- Toilettenbürste schnell und unkompliziert in die Gruppe von einem Gott ist für sie häufig so unrea- tonplatten ist nur noch verblichene Farbe Das Projekt sollte durch erlebnispädago- integriert. Bereitwillig wurde ich auf ei- listisch und alltagsfremd wie für uns die Wer die Adelshofener Land-Idylle gegen das oder blanker Beton übriggeblieben. Die gische Aktionen am Leben der jungen nen Döner oder ein Getränk eingeladen. Vorstellung über die Anwesenheit von Großstadtflair Schwerins tauscht, der kann sich auf Scheiben sind eingeschlagen, Graffiti ma- Menschen ansetzen und eine Brücke zum Auch die Einfachheit und Direktheit der Aliens. Um diesen falschen Annahmen chen das kalte und graue Bild der Trost- christlichen Glauben schlagen. Warum Menschen begeisterte mich, denn man entgegenzutreten, bringen die gläubi- etwas gefasst machen. So jedenfalls erlebte es losigkeit perfekt. Ein kalter Schauer läuft wählte ich für die Glaubensvermittlung wusste immer, wo man bei ihnen dran ist. gen Mitarbeitenden ihren Glauben in den Dennis Miller, Student im vierten Jahr am TSA, in mir über den Rücken. die Methoden der Erlebnispädagogik? So wurden Menschen, die nicht an Jesus täglichen Ablauf des offenen Treffs mit seinem Hauptpraktikum. Junge Menschen, die in schwierigen Ver- glauben, für mich zu einem Vorbild, wie ein, beten zum Beispiel vor dem Essen Bist du bescheuert? hältnissen aufwachsen, haben es häufig ich als Christ leben sollte. und sprechen über Jesus so natürlich wie Er kam, sah und siegte nicht gleich, gewann aber Tatsächlich waren die ersten Tage meines schwerer sich sprachlich auszudrücken, über einen menschlichen Freund. Stück um Stück die Herzen der Patchwork-Familie. Praktikums im Patchwork Center Schwe- sozial zu agieren und kognitiv zu arbeiten. Unrealistisch und alltagsfremd rin, einem von Christen geleiteten offenen Erlebnispädagogik setzt jedoch nicht Doch hat das Leben im sozialen Brenn- Der langsame Fortschritt Und mehr noch: Sie gewannen ihn. Treff für Menschen aus dem sozialen punk auch seine Schattenseiten. Ich den- Der Glaube der Mitarbeitenden wird in beim Intellekt, sondern beim Erleben und Brennpunkt, nicht gerade leicht. Teen- Fühlen der Menschen an. So konnte zum ke da an eine Mutter, die ihre vier Kinder der Regel leider abgelehnt, belächelt ager mit ungepflegten Haaren, schwarzer Beispiel das Reinigen einer Toilette auf allein großgezogen hatte. An ein Mädchen, oder bestenfalls toleriert. Umso schöner Kleidung und ausdruckslosen Augen lun- die Sündenvergebung durch Jesus über- das von ihren Klassenkameraden verge- ist es deshalb zu sehen, wenn Menschen gerten am Bahnhof herum und hörten tragen werden. Die Jugendlichen aus waltigt wurde. Kinder die zu Hause Ge- erste Schritte im Glauben gehen und Er- bis spät in die Nacht harte Goa-Beats aus dem sozialen Brennpunkt haben in ih- walt erleben, viele die mit Drogen, Krimi- fahrungen mit der echten und erlebbaren ihren lauten Bluetooth-Boxen. Jugend- rem Leben schon viel Negatives erlebt. nalität und Alkohol Probleme haben. Ich Realität von Jesus machen. Eine Frau, die liche randalierten im Patchwork Center, Manches wurde ihnen angetan, ande- denke an Menschen, die seit drei Genera- über ihre erste Gebetserhörung berichte- sodass die Polizei kommen musste. Al- res haben sie selbst verschuldet. Damit tionen von Hartz 4 leben oder schon län- te, sagte: „Das ist echt gruselig, da scheint leinerziehende Mütter brüllten quer durch gleichen sie im übertragenen Sinn einer gere Zeit obdachlos sind. Viele sind sich ja tatsächlich etwas am Gebet und an den ganzen Raum des Centers ihre laut verschmutzten Toilette. Bitten die Ju- ihrer miserablen Lage bewusst, doch nur Gott dran zu sein.“ Doch leider werden spielenden Kinder an: „Bist du ganz be- gendlichen Jesus nun um Vergebung, wenigen gelingt der Ausstieg. Zu hoch nicht selten die ersten Schritte im Glauben scheuert, hör auf mit dem Scheiß ...“ Die nimmt Jesus – im Bild gesprochen – die sind die Barrieren, die ihnen durch ihre durch alltägliche Konflikte und Probleme anderen Besucher störten sich nicht da- Toilettenbürste zur Hand und schrubbt Biografie oder durch eigenes Verschul- zurückgeworfen. Denn die problembe- ran, scheinbar ist diese Art der Kinder- alles kräftig durch. Aller Schmutz wird den in den Weg gelegt werden. Der Ge- lastete Vergangenheit hat die Menschen erziehung hier ganz normal. Der Um- abgewaschen und man ist wieder strah- danke „ich kann nichts, ich bin nichts, ich häufig fest im Griff. Und doch erleben die gangston ist rau, kalt und direkt. Der Tipp lend weiß. Und genauso wie eine Toilette werde nie etwas sein“ hat sich so tief in Mitarbeitenden, die vor einigen Jahren eines Mitarbeiters: „Setz dich durch, oder immer wieder verschmutzt und gereinigt die Köpfe vieler Menschen eingebrannt, das Patchwork Center gegründet haben, du gehst unter.“ Mein erster Eindruck: Wie wird, so kann auch ein Mensch, der im- dass die Botschaft von einem barmherzi- langsam Fortschritte. soll ich hier das nächste halbe Jahr über- mer wieder sündigt, sich von Jesus reini- gen Gott, der sie liebt und annimmt, gar Menschen kommen zum Bibelkreis, be- leben? gen und die Schuld vergeben lassen. nicht begriffen werden kann. Denn das ginnen zu beten, entscheiden sich für Je- Leben, die Realität, ist hier knallhart und sus und lassen sich taufen. Und so zeigt Erstaunlicherweise konnte ich mich trotz Diese erlebnispädagogischen Aktionen unbarmherzig. sich, dass Gott auch in dieser harten und des anfänglichen „Kulturschocks“ recht im Alltag des Patchwork Centers konnten unbarmherzigen Umgebung treu und schnell in die Gegebenheiten vor Ort von den Jugendlichen gut verstanden Viele der Menschen, die das Patchwork barmherzig ist. einleben. Rasch lernte ich die Besuchen- und auf den Glauben an Jesus übertra- Center besuchen, hören hier häufig zum den und Mitarbeitenden, die „Patchwork gen werden. Die Menschen aus dem so- ersten Mal etwas über den lebendigen Dennis Miller nimmt sich gern Zeit Center Familie“, kennen, wurde schnell zialen Brennpunkt Schwerins waren mir Glauben an Jesus. Das wenige, das sie zum bewussten Erleben, liebt die wilde und raue Natur, gutes Essen, akzeptiert und auch bald von den Leuten in vielem ein Vorbild. Sie waren sehr hilfs- bisher mit „Kirche“ verbanden, wirkte auf mag handwerkliche Arbeit und nach Hause eingeladen. Dies ist eher un- bereit und hielten als Gruppe zusammen. sie lahm, langweilig und alltagsfern. Ein möchte sich gern zum Erlebnispäd- gewöhnlich, denn als „Wessi“ hat man in Selbstverständlich halfen sie beim Um- Eindruck, der in der Vergangenheit lei- agogen weiterbilden. Besuchen Sie uns auf Facebook unter: Theologisches Seminar Adelshofen 14 15
JAHRESTEAM MITARBEITER DA, WO ICH HINGEHÖRE! zurück und war mit mir selbst und mit dem Geleisteten zufrieden. Wie geht es wohl einem, der nicht nur jung im Leben, sondern auch noch All das wurde belohnt mit dem amtli- jung im Glauben ist und von jetzt auf gleich in den Kontext einer christlichen chen Ergebnis. Wann war es denn so- weit? „rund-um-die-Uhr-Gemeinschaft“ gestellt wird? Colin Pluns steckt mittendrin Die mündliche Verteidigung fand schon in dieser Phase voller Herausforderungen und Glücksmomente und meint: am 15.12.2020 statt. Solche Geschenke nicht immer ganz einfach, das Ganze. zu Weihnachten kriegt man nicht oft, und die offizielle Urkunde kam dann auch vor kurzem, das hat wegen Corona alles et- G ott ist gut und hat einen Plan für mein Leben. Dieser Satz Zum Beispiel die zu meiner Freundin. Sie wohnt in Österreich, was länger gedauert als sonst üblich. wurde mir erst in Verbindung mit meinem Bundesfrei- und mit einer Zugreise von rund 10 Stunden ist das, laut meiner willigendienst in Adelshofen deutlich und persönlich vor Definition, somit eine Fernbeziehung. Und die sind ja schon Detlef Eigenbrodt (links) im Gespräch mit Dr. Alexander Stavnichuk (rechts) Mal abgesehen vom akademischen Er- Augen geführt. Allerdings bedeutet einen Plan zu haben nicht an sich nicht gerade leicht zu bewältigen. Für mich bedeutet gebnis: Was ist der für dich persönliche unbedingt, dass alles glatt läuft. In meinem Fall beinhaltete das, mir vier Abende in der Woche zum Telefonieren freizu- Gewinn dieser Arbeit? er Anstrengung, Herausforderung, Schwierigkeiten und Prüfungen, Fallen und Wiederaufstehen, nur, um nochmal zu Boden gestoßen zu halten, und das ist in einer Lebensgemeinschaft, in der es immer wieder Abendprogramme und al- les mögliche an Aktionen gibt, nicht gerade LEIDENSCHAFTLICH. Das Staunen über Gott. Die globale Sicht und die Weite des Wirkens Gottes durch seine Kirche. Die Entdeckung des Schatzes werden. Nein leicht war es bisher wirklich nicht, aber jedes Leiden diente mir zu einem höheren Zweck. Ich will gern er- leicht zu managen. Schon oft habe ich aus genau diesem Grund Gemeinschaft mit dem Jahresteam einbüßen müssen. VISIONÄR. INSPIRATIV. Gottes in irdenen Gefäßen der christlichen Kirchen. Neue Impulse für die Kommu- nikation des Evangeliums mit der Welt. klären, wie ich das meine. Auch mit meinen Urlaubstagen und Große Worte beschreiben das Studium am TSA. Dass Alexander Stav- Denn: wenn man sich mit der Vielfalt Überstunden musste ich sorgfältig um- nichuk weiß, wovon er spricht, war schon lange vor seiner Promotion der konfessionellen Vorstellungen von Sie sind jetzt gehen und oft mehr arbeiten, um mei- klar. Jetzt ist er frischgebackener Doktor der Theologie und traf sich Gott und vom Glauben befasst, dann fühlt meine Familie ne Freundin mal besuchen zu können. mit Detlef Eigenbrodt zum Gespräch. man sich wie auf einer Entdeckungsreise Um das erstmal klarzustellen, mir ist Keine Sorge, ich beschwere mich nicht durch neue und faszinierende Landschaf- ganz sicher nicht nur Schlechtes passiert und brauche auch kein Mitleid. Meine ten. Man entdeckt die neuen und inspi- in Adelshofen, ganz im Gegenteil. Ich Freundin ist echt klasse und ich liebe sie rierenden Perspektiven, die auf einen ein- habe Freunde gefunden, mit denen ich ge- von ganzem Herzen! Aber es ist eben auch Alexander, herzlichen Glückwunsch, du Dann war die Promotion praktisch die zigen Ursprung, auf Jesus Christus, deuten. meinsam alles mögliche erlebt habe, vor al- nicht einfach. hast es geschafft! Erzähl, wie bist du logische Konsequenz aus Gedanken, lem Wachstum in Gemeinschaft und Glauben. auf die Idee gekommen, zu promovie- die dich schon lange umgetrieben ha- Wir beschreiben das Studium am TSA Meine Mitjahresteamler wurden sogar zu mehr als nur Mein persönliches Chaos ren und für welches Thema hast du ben. Wann hast du denn mit der Arbeit mit den Worten: „Leidenschaftlich. zu Freunden. Sie sind jetzt meine Familie. Ich teile mein Essen Überstunden, körperlich auslaugende Arbeit und ständiges dich entschieden? daran begonnen und was hat dich da- Visionär. Inspirativ.“ Wie wird sich das mit ihnen, meinen Wohnort, die gleiche Arbeit, dasselbe Abend- Programm haben bei mir zu – wie ich es gerne ausdrücke – Vielen Dank. Die Idee kam während bei besonders beschäftigt? Ergebnis deiner Untersuchungen mit programm, kurzum: wir bestreiten unseren Alltag größtenteils „VCS“ geführt, zu viel Chaos und Stress. Es ging so weit, dass meines missionarischen Dienstes an der 2016 habe ich mich voll in die Arbeit ge- Blick darauf auf das Lehren hier aus- gemeinsam und außerdem teilen wir den gemeinsamen Glau- ich in diesem Chaos durch persönliche Probleme auch noch zu Christlichen Universität in St. Petersburg. stürzt. Die größte Herausforderung be- wirken? ben. Jeder einzelnen erinnerungswürdigen Aktion im Jahres- depressiven Gedanken und starken Selbstzweifeln kam. Ich war Sehr bald spürte ich, dass die ins Russi- stand dabei darin, dass ich die Untersu- Leidenschaftlich, visionär und inspirativ – team lag mindestens ein Gebet zugrunde und in jedem einzel- innerlich tot. Nun habe ich allerdings einen allmächtigen und sche übersetzte theologische Literatur chung neben meinem vollzeitlichen Pas- diese Worte drücken im Gesamtbild das nen Gespräch, welches mich in irgendeiner Form voranbrachte mich liebenden Gott und genau der hat in dieser Situation Ver- nicht ganz kulturrelevant war. Sie wirkte torendienst durchgeführt habe. Die Zeit Wesen der Gemeinde Christi aus. Da und mir Frieden und Freude brachte, war Gott am Wirken. Er hat änderung geschenkt. Beachtlich ist auch die Weise, auf die er es etwas lebensfremd. Diese Beobachtung musste gut geplant werden, ich musste kommt das positive Gefühl von Hoffnung durch Gottesdienste, die Morgenandachten, die Nachmittage tat, nämlich durch Menschen aus meinem Jahresteam. Durch weckte in mir das Interesse daran, mich mich immer wieder selbst motivieren, rüber, von erfülltem Leben und Freude an im Jahresteam und durch jeden einzelnen der Menschen, die Gespräche mit guten Zuhörern und Ratgebern konnte ich erste mit dem geistlichen Erbe und mit der musste freie Räume schaffen und durfte Gottes Rettungsplan. Meine ganz persön- mir im LZA nahestehen, an mir gearbeitet und dafür bin ich un- Schritte gehen, um mit den Umständen und mit mir selber theologischen Sprache der russisch-ortho- bei allem das Ziel nicht aus den Augen liche Begeisterung davon, dass die Ge- endlich dankbar. fertig zu werden. Mit Gottes Kraft hab ich seither zahlreiche doxen Kirche zu befassen. Die orthodoxe verlieren – all das erforderte viel Ener- meinde Christi in die Lebensrealität ihrer Wachstumsschritte gehen können, und erlebe ihn fast täglich Tradition prägte über Jahrhunderte das gie und Konzentration. Ununterbrochen Umgebung als Botschafterin des erfüll- Beziehungen hier und dort in meinem Alltag im LZA. Ich kann reinen Herzens sagen: Ich bin Weltbild und die Kultur in Russland. Ich über vier Jahre. ten Lebens wirken kann, die beflügelt Gott arbeitet aber wie bereits erwähnt nicht nur durch positive gerade genau da, wo ich hingehöre! entdeckte viele neuen Facetten und Aus- uns auch mit Blick auf die Ausbildung. Die Dinge. Oftmals ist mit Arbeit nicht nur Spaß, sondern auch An- drucksmöglichkeiten des christlichen Glau- Respekt, eine stramme Leistung. Bei Gemeinde braucht leidenschaftliche und strengung und Leid verbunden. Allerdings kann daraus etwas bens, die in der Glaubenspraxis der west- allem, was du erlebt hast in dieser Zeit, inspirierende Christen, um ihrem Auftrag Wunderbares entstehen. In meinem Fall waren es meine Be- Colin Pluns hat sich Silvester 2019/2020 für ein Leben mit Jesus entschieden, lichen christlichen Traditionen wenig zur welches sind die Momente, die du am gerecht zu werden. Um dies zu vermitteln kommt aus Hainburg in Hessen und will ab Herbst diesen Jahres Elektrotechnik ziehungen, die mich herausforderten und es immer noch tun. in Graz studieren. Er spielt Gitarre und ist gern mit seinem Skateboard unterwegs. Entfaltung gekommen sind. Die erweiter- glücklichsten in Erinnerung behältst? und junge Menschen dafür zu qualifizie- te Sicht über die christliche Spiritualität Das sind die, in denen ich ergriffen war ren, dafür lehren wir lebensverändernde war eine der prägendsten Entdeckungen durch neue Erkenntnisse. Es ist ein schö- Gemeindepädagogik. während meines Missionsdienstes. Dies nes Gefühl zu spüren, wie sich dein Ho- führte zur Entscheidung, meine neuen rizont erweitert. Auch das innere Zufrie- Ich habe allerdings einen allmachtigen und mich liebenden Gott, Erkenntnisse unter dem Thema „Heiliger densein hat sich enorm gut angefühlt. Nach einem langen und hart durch- Danke, Alexander, für deinen leiden- Geist im ökumenischen Dialog“ zu reflek- schaftlichen Einsatz und Gottes Segen und genau der hat in dieser Situation Veranderung geschenkt. tieren. kämpften Tag schaute ich auf das Erlebte bei allem, was du tust. 16 17
GALLERY Wir aktiv Zu unserem virtuellen EM-Treffen vom 06.-09. April hatten sich viele Ehemalige aus ganz Deutschland und darüber hinaus zugeschaltet. Viele freuten sich, Sr. Magdalene und Br. Peter @TheologischesSeminarAdelshofen @Lebenszentrum Adelshofen @lzadelshofen Das große Projekt WC-Anlage beschäftigt uns sehr – und es geht voran. Nach einem Wassereinbruch von außen mussten wir eine Wand frei- und trockenlegen, zusätzlich zum Herren- und Damen WC entsteht eine barrierefreie Toilette gegenüber der Tee-Ecke, dort, wo bisher die beiden Telefonzellen waren Im Garten tut sich was: Siggi Waldmann arbeitet mit ersten Gruppen im Erlebnis- Parcours, der „Baum“ steht – eine neue Attraktion im Erleb- nisgarten und Tobi und Sam drehen mit der Drohne erste Runden zur Vorbereitung eines LZA-Clips aus Vogelperspektive auf diesem Weg zu sehen, die Impulse von Kathrin und Stefan Hänsch von der ICF-Berlin wurden dankbar aufgenommen Arbeiten im Alltag: Unterwegs zu einer Besprechung im Garten, zu Absprachen am Telefon oder beim Verschnaufen im Drainage-Graben Beim Kindertag im Februar nutzten hunderte Kinder die Unsere Jungs haben keine Angst, sich die Füße Gelegenheit, die Online-Ver- schmutzig zu machen. Und unsere Mädels auch nicht anstaltungen zu besuchen und sich mit hineinnehmen zu las- sen in die große Frage, wohin die Reise des Lebens geht Was früher in Präsenz geschah, findet heute immer häufiger virtuell statt: Unsere Schwestern bei ihrem digitalen Klausurtag mir Sr. Birgit-Marie Henniger von Diesen prächtigen und farbintensiven Frühlings- der Christusbruderschaft Selbitz gruß aus unserem Garten wollten wir Ihnen nicht vorenthalten! Und Daniels Gruß auch nicht. Schön, wenn Sie das im kommenden Jahr wieder real erleben und genießen können 18 19
VERANSTALTUNGEN 26. Juni 2021 24. – 25. September 2021 JETZT PLANEN: AAS Päsenz/Digital AAS Päsenz/Digital UNSER TEAM KOMMT KREATIVITÄT THEOLOGIE UND INNOVATION UND WISSENSCHAFT ZU IHNEN Praktische Impulse für Gemeindearbeit. Theologisch und wissenschaftlich Hier kommt unser Angebot: Wir unter- Mit einem Special Guest aus dem Bereich Denken und Arbeiten. stützen Sie und Ihre Gemeinde sehr ger- Lichtkunst und Dr. Alexander Stavnichuk Mit Dr. Harald Brixel und ne in Planung und Durchführung Ihrer Dr. Alexander Dr. Harald Brixel Dr. Alexander Stavnichuk Stavnichuk Teil 1 Veranstaltungen, egal, ob für Kinder, Anhand von praktischen Beispielen sei- Jugendliche, Frauen oder Männer, egal, Hier erwerben Sie nicht nur fundierte Recher- ner Lichtkunst gibt uns ein international ob Ihr Angebot morgens, abends oder chekompetenzen, sondern auch das nötige agierender Lichtkünstler Einblicke in seine am Wochenende stattfinden soll. Handwerkszeug zur Organisation von Wissen. Alle aktuellen Vorgehensweise und Prozesse wie er kreative Wir sind gern für Sie da und an Ihrer So werden unter anderem die Themen „Wie Infos zu den Ideen von der Inspiration bis hin zur Um- baue ich eine wissenschaftliche Untersu- Seite unterwegs, um das Evangelium Kursen finden Sie setzung realisiert. Der Künstler benutzt in Dr. Alexander Stavnichuk chung auf?“ und „Wie schreibe ich ein solides zeitgemäß und wirksam zu verbreiten. im Web seinen Arbeiten unter anderem innovative Research Outline oder Proposal?“ sorgfältig Ihr Ansprechpartner ist Siggi Waldmann, Technologien und großflächige Projektionen behandelt. Begleitet wird die sachliche Dimen- Sie erreichen Ihn für Ihre Anfrage am um Objekte wie Gebäude temporär in etwas sion durch einen Prozess kreativen Denkens. besten per Mail: siggi.waldmann@lza.de Neues zu verwandeln und ihnen ein Eigen- Alle aktuellen Infos und Änderungen zum leben einzuhauchen. Ziel seiner Arbeiten ist Kurs im Web. es, für die Betrachter starke Erlebnisse zu schaffen, die ihre Herzen berühren. Anmeldung: ab sofort unter www.lza.de/veranstaltungen Teil 2 In diesem Teil des Seminars reflektieren wir oder aas-sekretariat@lza.de Jung und Alt über die Verbindung zwischen Kreativität, genießen Innovation und dem christlichen Leben. Gemeinschaft Inwiefern kann die menschliche Kreativität ins Handeln Gottes einbezogen werden? GARTENCAFÉ Inwiefern lässt sich die Gemeindearbeit sowie Herzlich willkommen! Wir gehen davon aus, So Sie uns können die Projektgestaltung in der Kirche als Kunst dass wir an beiden Nachmittagen unseren verstehen, die traditionellen Lebensformen Garten öffnen und Gäste „im Café“ begrüßen pra des christlichen Lebens in etwas Neues zu dürfen. Wäre doch wunderbar, Sie könnten unterstü ktisch verwandeln. Wie fördert man im Glauben auch dabei sein! tzen! kreatives Verhalten? Alle aktuellen Infos und Änderungen zum Aktuelle Informationen zur Veranstaltung Kurs im Web. finden Sie auf unserer Website unter www.lza.de/veranstaltungen Anmeldung: ab sofort unter www.lza.de/veranstaltungen oder aas-sekretariat@lza.de 31.07. – 08.08.2021 Für Jugendliche ab 16 Jahren SUMMER LIFE SPECIAL (SLS) Wer schon mal da war, wills nicht mehr missen. Und wer es noch vor sich hat, sollte sich rasch entscheiden, um einen der begehrten Plätze zu bekommen. MITMACHEN BETEN WERBEN Hier wird dein Sommer zum Erlebnis! Hier findest du neue Freunde, lernst Mit diesen Anzeigen werben wir in di- Bitte beten Sie mit uns für starke Teams, Jesus besser kennen und kannst im Garten, der Küche und auf dem Bau so versen Print- und Digitalmedien, um auf die im Herbst in beiden Angeboten star- richtig mit anpacken! Außerdem gibt’s coole Inputs, alltagsrelevante Zeiten die Angebote am TSA und im Jahres- ten können. Und: wenn Sie die Möglich- mit Gott, stabile Gemeinschaft und klasse Abendprogramme und Ausflüge. team aufmerksam zu machen. Zeiten, keit haben, drucken Sie die Anzeigen in Alle aktuellen Infos und Änderungen im Web. in denen es coronabedingt so gut wie Ihren Publikationen ab oder setzen Sie keine realen Veranstaltungen gibt, wir- sie als digitale Banner auf Ihre Webseiten Anmeldung: @TheologischesSeminarAdelshofen ken sich natürlich auch auf Anfragen oder in Ihre Newsletter. ab sofort unter www.lza.de/veranstaltungen Hier wird @Lebenszentrum Adelshofen und Bewerbungen aus. Dazu kommt die der Sommer zum Verunsicherung, wie sich die nächsten Anfragen dazu richten Sie bitte direkt an: Erlebnis! @lzadelshofen Monate entwickeln werden. D.Eigenbrodt@lza.de 20 21
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