Baukulturelle Bildung - Next Level - Labor Austauschen Vernetzen 2.9.2020
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DOKUMENTATION Dr. Kawthar El-Qasem Fachbereich Baukultur Akademie der Kulturrellen Bildung des Bundes und des Landes NRW Labor Stärken Vernetzen Austauschen Baukulturelle 2.9.2020 Bildung - Next Level
Inhalt Labor und Dokumentation 3 Das erste Labor Baukulturelle Bildung – trotz Pandemie 3 Expert*innen im Labor 4 Eröffnung und Begrüßung – Der Fachbereich stellt sich vor 4 Baukulturelle Bildung – Next Level Impulsvortrag von Dr. Kawthar El-Qasem 5 Baukulturelle Bildung braucht Partizipation - und umgekehrt Impulsvortrag von Anke M. Leitzgen und Heike Schwalm 10 1. Workshop-Phase: Bestandsaufnahme Was fördert Baukulturelle Bildung? Was behindert Baukulturelle Bildung? 13 2. Workshop-Phase: Sammeln – Clustern – Gewichten: von beeinträchtigenden Faktoren zu Lösungswegen und Handlungsempfehl- ungen 18 Inspirationen 22 Wertvolle Hinweise 23 Feedback & Abschlussrunde 26 Impressum 28 2
Labor und Das erste Labor Dokumentation Baukulturelle Bildung – Ein Labor an der Akademie bedeutet Raum zum Experimentieren, Neudenken und Aus- trotz Pandemie probieren, Austauschen und Diskutieren. Es bedeutet auch eine Versuchsanordnung, die nicht wiederholbar ist, und eine explizite Er- gebnisoffenheit. Im Mittelpunkt steht der Pro- zess – dazu gehört auch ein So-tun-als-ob, ein Das erste Labor Baukulturelle Bildung – Next Perspektivwechsel, eine Positionierung. Level fand auf Einladung des neuen Fach- bereichs Baukultur an der Akademie der Kul- Am Ende steht vielleicht eine Konstruktion, turellen Bildung in Remscheid statt. Akteure aber kein fertiges Produkt. Die Dokumentation verschiedener Handlungsfelder waren eingela- dieses Prozesses ist daher nicht im Sinne einer den, sich auszutauschen, ihr Erfahrungswissen Ergebnisdokumentation oder eines fertigen zu teilen, Verbesserungsmöglichkeiten zu dis- Produktes zu verstehen. Sie ist vielmehr ein kutieren und gemeinsam Handlungsempfeh- Angebot, das eine Gesprächsgrundlage und lungen zu erarbeiten. ein Ausgangspunkt für weitere Prozesse sein kann. In diesem Sinne ist ein weiteres Experi- Viele Interessent*innen konnten aufgrund des mentieren erwünscht. aktuellen Pandemie-Geschehens nicht dabei sein, haben aber schon vorab Interesse an der Dokumentation bekundet. Im ersten Jahr der COVID-Pandemie war die Entscheidung, zu einer Präsenzveranstaltung einzuladen, mit »Das Feld der vielen Fragezeichen versehen. Ein besonderer Dank gilt daher den Kolleg*innen der Akade- Baukulturellen Bildung ist mie der Kulturellen Bildung für ihre Unterstüt- im Aufbruch. Wir hoffen auf zung bei der Umsetzung des Labors in diesen schwierigen Zeiten. Das ausgefeilte Hygiene- starke Partnerschaften und Konzept der Akademie und das Verständnis solide Allianzen für eine der Teilnehmer*innen haben dabei wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Baukulturelle Bildung, die Weiterhin sei an dieser Stelle den beiden Co- einen wichtigen Beitrag zu Moderator*innen Anke Leitzgen und Heike einer demokratischen Schwalm gedankt, die die erste und zweite Workshop-Phase methodisch gestaltet und und offenen Gesellschaft moderiert haben. Besonders wertvoll war auch leistet.« der Austausch mit Heike Schwalm und die kollegiale Beratung in der Planungsphase des Dr. Kawthar El-Qasem Labors. Schließlich hat sich ein Kreis von 18 Expert*innen in Remscheid eingefunden und einen intensiven Labor-Tag mit vielen Impulsen, Diskussionen und Ideen erlebt. 3
Expert*innen dem Institut für Bildungsinitiativen, und Heike Schwalm vom (LWL).2 im Labor Alle Gäste waren zudem eingeladen, eigene Literatur, Publikationen und Flyer mitzubringen und auf einem Büchertisch zur Ansicht oder Bevor die Beteiligten in die erste Workshop- zum Mitnehmen auszulegen. Anja Weigerding, Phase einsteigen konnten, gab es eine aus- die Bibliothekarin der Akademie, bestückte führliche Vorstellungsrunde. In diesem Rah- weitere Tische und Regale mit dem Biblio- men konnten sie sich und ihre Institution bzw. theksbestand des Fachbereichs Baukultur und ihren Arbeitskontext in der Baukulturellen gab so einen guten Überblick auch über den Bildung vorstellen. Sie konnten sich zur Frage internationalen Diskurs. der Relevanz Baukultureller Bildung äußern und ihre Erwartungen an den Tag formulieren. Mit einer Führung durch die Akademie der Schließlich konnten sie aktuelle oder anste- Kulturellen Bildung stellte Patricia Gläfcke den hende Projekte kurz vorstellen. Zu den jeweili- Teilnehmer*innen das Haus vor und gab Einbli- gen Institutionen/Projekten wurden hier Links cke in Geschichte und Arbeitsweise von Aka- eingebettet, sodass Sie sich bequem ausführ- demie und Tagungshaus. licher informieren können. Neben Einzelpersonen aus Verwaltung, Kunst Eröffnung und und Wissenschaft waren auch Vertreter*innen aus diversen Handlungsfeldern und unter- schiedlichen Handlungsebenen vor Ort.1 Hierzu gehörten Verantwortungsträger*innen verschiedener Stiftungen, darunter die Mon- Begrüßung – Der Fachbereich tag-Stiftung – Urbane Räume, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit denkmal aktiv, die Bundesstiftung Baukultur. Außerdem waren stellt sich vor Vertreter*innen und Mitglieder mehrerer Ver- bände und Vereine aus Bundes- und Landes- ebene mit dabei, darunter Baukultur NRW, der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL), Die Direktorin der Akademie Prof. Dr. Susanne der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, Keuchel eröffnete die Veranstaltung und be- das Netzwerk Immovielien e.V., Utopiastadt mit grüßte alle Teilnehmenden ganz herzlich zum DigIT_Campus, der Verein Jugend Architektur Labor Baukulturelle Bildung – Next Level. Sie Stadt (JAS e.V.) und der Volksbund Deutsche verwies in ihrer Begrüßungsrede auf die Wich- Kriegsgräberfürsorge. tigkeit der gegenseitigen Unterstützung und gemeinsamen Anstrengung, um Baukulturelle Mit der StadtbauAkademie Stuttgart war ein Bildung voranzubringen. Der neue Fachbereich Museum und mit dem Zentrum für Peripherie sei auf die Erfahrungen der Akteure aus dem auch der künstlerische Ansatz in der Baukul- Feld angewiesen und brauche das Netzwerk, turellen Bildung vertreten. Für die Akademie um zu wachsen und seine wichtige Rolle in nahm neben Kawthar El-Qasem (Fachbereich diesem Prozess wahrzunehmen. Sie wünschte Baukultur) auch die Studienleitung der Aka- den Anwesenden viel Erfolg und bedankte sich demie Patricia Gläfcke teil. Die Ko-Moderation für das Kommen, trotz des aktuellen Pande- übernahmen Anke Leitzgen von tinkerbrain, mie-Geschehens. 1 Es galt abzuwägen zwischen einer namentlichen Nennung der Beteiligten und der Kenntlichmachung ihrer Beiträge einerseits und dem Datenschutz andererseits. Die Entscheidung ist zugunsten des Datenschutzes ausge- fallen. 2 Eine Teilnehmerin aus dem Bereich der Wissenschaft war leider kurzfristig verhindert. Sie hat ihre Anliegen aber in einem Telefonat mit Heike Schwalm übermittelt. Die von Heike Schwalm dankenswerterweise niederge- schriebene Zusammenfassung des Gesprächs ist in diese Dokumentation eingegangen. 4
Anschließend begrüßte die Leiterin des neuen Um eine solche Situation herzustellen, seien Fachbereichs und Initiatorin des Labors, Dr. in den letzten Jahren zentrale Fragestellungen Kawthar El-Qasem, die Anwesenden. In einem und Forderungen durch die Akteure Baukul- kurzen Vortrag stellte sich und den neuen tureller Bildung selbst formuliert worden. Zu Fachbereich vor. Sie gab auch einen Einblick diesen diesen zählten vor allem die Forderung in Ziele und Anliegen des Labors, ebenso wie nach Professionalisierung, nach einer gere- in Anliegen, Ziele und Haltung ihrer Arbeit im gelten Förderstruktur, und schließlich nach Fachbereich und des gerade neu erschienenen Verstetigung und Verankerung Baukultureller Programms für 2021. In ihrem Fazit verwies Bildung in der Bildungslandschaft. Diese Forde- auch sie auf die Wichtigkeit guter Kooperation rungen hingen nicht nur zusammen, sondern und strategischen Handelns: bedingten sich gegenseitig. „Das Feld der Baukulturellen Bildung ist im Auf- bruch. Unser heutiges Labor ist ein erster Auf- »Um Baukulturelle Bildung takt, gemeinsames und strategisches Handeln auf das ‚Next Level‘ zu auf den Weg zu bringen. Wir hoffen auf starke Partnerschaften und solide Allianzen für eine heben, ist es besonders wich- Baukulturelle Bildung, die einen wichtigen Bei- trag zu einer demokratischen und offenen Ge- tig, das komplexe sellschaft leistet. Und hierfür danke ich Ihnen Beziehungsgeflecht, in schon jetzt.“ dem Baukulturelle Bildung steht, strategisch und gewinnbringend zu Baukulturelle gestalten.« Bildung – Dr. Kawthar El-Qasem Next Level Gleichzeitig gab Kawthar El-Qasem zu beden- ken, dass ein Mehr an qualitativ hochwertiger Baukultureller Bildung in der Praxis auf ein Perspektiven des Fachbereichs Baukultur an Mehr an Partizipation hinausläuft. Die Einbe- der Akademie - Dr. Kawthar El-Qasem ziehung aller an Baukultur Beteiligten – oder von Baukultur Betroffenen – und das seien In ihrem Vortrag betonte Dr. Kawthar El-Qasem summa summarum schließlich alle Menschen das Anliegen der Akademie und des Fachbe- und auch die gesamte Umwelt, sei eine umfas- reichs, sich im Gesamtkontext Baukultureller sende Aufgabe. Die Erfüllung dieser Aufgabe Bildung zu verorten und die Arbeit im gemein- verlange nach Kommunikations- und Über- samen Dialog mit den Akteuren in diesem Feld setzungskompetenzen. Auch das müsse gute zu entwickeln. Um Baukulturelle Bildung auf Baukulturelle Bildung leisten. das „Next Level“ zu heben, sei es besonders wichtig, das komplexe Beziehungsgeflecht, in dem Baukulturelle Bildung steht, strategisch und gewinnbringend zu gestalten. Hierzu sei ein effektiver Austausch und ein gemeinsames, Baukulturelle Bildung – zielgerichtetes Handeln der beteiligten Akteu- re von zentraler Bedeutung. Als Mitstreitende zutiefst politisch möchten Akademie und Fachbereich daran Darüber hinaus wies Kawthar El-Qasem da- mitarbeiten – auch um Absolvent*innen klare rauf hin, dass Baukulturelle Bildung zutiefst und gute Perspektiven und optimale Bedingun- politisch sei. Fragen danach, wer berechtigt gen für ihre wichtige Arbeit zu bieten. 5
sei, wer mitreden dürfe, wessen Perspektiven könne und welche Rollen und Allianzen im mitgedacht, wessen Geschichten erzählt oder Netzwerk und darüber hinaus sinnvoll und verschwiegen würden, oder wessen Stimmen möglich seien. Auch könne gemeinsam dis- gehört würden und wessen nicht, wer unsicht- kutiert werden, welche Vorgehensweise ziel- bar bleibe und wer fehle, zeigten das Spekt- führend sei, um Baukulturelle Bildung auf die rum politischer Fragen auf, die Baukultureller nächste Ebene, auf das Next Level zu heben. Bildung innewohnten. Dies seien vor allem Für den Fachbereich wolle sie insbesondere Fragen nach Repräsentation und politischer ausloten, welche Rolle die Akademie und der Willensbildung auf unterschiedlichen Ebenen. Fachbereich dabei einnehmen könnten, um möglichst effektiv an dieser Zielsetzung mitzu- Auch deshalb seien die Teilnehmenden als wirken. Expert*innen eingeladen, sich mit ihrem Er- fahrungswissen aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern auszutauschen. Ziel sei es außerdem zu überlegen, wie die gemeinsame Zusammenarbeit effektiv koordiniert werden »Fragen danach, wer berechtigt ist, wer mitreden darf, wessen Perspektiven mitgedacht, wessen Geschichten erzählt oder verschwiegen werden, oder wessen Stimmen gehört werden und wessen nicht, wer unsichtbar bleibt und wer fehlt, zeigen das Spektrum politischer Fragen auf, die Baukultureller Bildung innewohnen.« Dr. Kawthar El-Qasem 6
Diese drei Qualifizierungsreihen des Fachbereichs starten 2021 Einblicke in das Programm 2021 Um einen Einblick in ihre Arbeit und ihr Vor- Die dritte Reihe Baukultur intuitiv [Beginn: April haben zu geben, stellte Kawthar El-Qasem das 2021] sensibilisiert für Raumwirkungen und Programm des Fachbereichs für 2021 kurz vor. Wirkungsräume, Teilnehmer*innen realisieren Es starten insgesamt vier Qualifizierungsrei- Interventionen im Raum und arbeiten mit Mo- hen. Die Reihe Baukultur emanzipatorisch [Be- dellen und Simulationen. ginn: Juni 2021] beinhaltet die Beschäftigung mit den Zusammenhängen zwischen Raum, Eine vierte Qualifizierung zum Thema Nachhal- Ort und Biografie, das Kennenlernen partizi- tigkeit [Beginn: Oktober 2021] ist interdiszipli- pativer Verfahren und gemeinwohlorientierter när ausgerichtet und wird gemeinsam mit dem Projekte, und das Erlernen der Werkzeuge Fachbereich Bildende Kunst durchgeführt. Da- Baukultureller Kommunikation, die die Analyse, neben bietet der Fachbereich Baukultur Kurse Darstellung und Vermittlung eigener Ideen er- an, die als Wahlkurse für die Qualifizierungen möglichen. angerechnet werden können. Auch besteht die Möglichkeit, Kurse aus anderen Fachbe- Die zweite Reihe Baukultur inklusiv [Beginn: reichen anrechnen zu lassen, die thematisch September 2021] beschäftigt sich kritisch mit passen. So können die Vielfalt der Angebote Raumbegriffen und Raumverständnis, postko- an der Akademie genutzt und Synergieeffekte lonialen, rassismuskritischen und postmigranti- erzeugt werden. schen Perspektiven und Inklusion. 7
Wahlkurse und Interdisziplinäres Kawthar El-Qasem erläuterte die Zielgruppen deren zu sehen und ihnen Raum zu geben, der angebotenen Kurse und Qualifizierungen. ihnen zuzuhören und sie als Expert*innen ihrer Für den Fachbereich Baukultur seien das Men- eigenen Lebenswelt zu adressieren. Demo- schen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, kratie-Lernen könne nur gelingen, wenn An- die in der kulturellen Bildung, in der Kinder- erkennung, Teilhabe und Zugehörigkeit gelebt und Jugendarbeit, in der Stadtteil- und Com- würden, und zwar möglichst früh. Baukultu- munity-Arbeit oder in partizipativen Verfahren relle Bildung sei in besonderem Maße dazu mit Kindern und Jugendlichen tätig sind oder geeignet, weil Baukultur uns in jedem Lebens- werden möchten. abschnitt und in jeder Lebenslage unmittelbar betrifft. Haltung und Das Netzwerk Positionierung erweitern – auf der Ebene der Praxis Außerdem erläuterte sie ihre pädagogische Haltung: Ihr sei es wichtig zu vermitteln, dass Kinder und Jugendliche als gleichwertige und berechtigte Produzent*innen, Nutzer*innen Die spannende Aufgabe, einen neuen Fach- und Gestalter*innen von Raum adressiert bereich aufzubauen, bedeute Gestaltungs- werden. Dazu gehöre nicht nur, Kindern und freiräume. Doch sie vollziehe sich nicht im Jugendlichen Respekt und Wertschätzung ent- luftleeren Raum. Kawthar El-Qasem versteht gegen zu bringen, sondern auch, offen dafür den Fachbereich als lernendes System: Mit den zu sein, von Kindern und Jugendlichen zu ler- Absolvent*innen der Qualifizierungen und Kur- nen, ihre Perspektiven zu würdigen und ihrer se werde das Netzwerk Baukulturelle Bildung Herangehensweise Raum zu geben. stetig erweitert, vor allem auf der Ebene der Praxis. Baukulturelle Bildung sei zudem Demokratie- Lernen. Eine inklusive Demokratie bedeute Mit den Rückmeldungen der Absolvent*innen auch, die Spuren und Geschichten des An- über ihre Erfahrungen in der Arbeit mit 8
Der Fachbereich Baukultur als lernendes System Kindern und Jugendlichen, könne eine Rück- kopplung gewährleistet und so das Angebot des Fachbereichs weiterentwickelt werden. Auf diese Weise erhalte das Netzwerk auch einen Einblick in Gelingensbedingungen Bau- »Eine inklusive kultureller Bildung und könne auf die Rahmen- bedingungen reagieren. Das Teilen dieser Er- Demokratie bedeutet fahrungen im Netzwerk eröffne Möglichkeiten, auch, die Spuren und gemeinsam und gezielt auf eine Verbesserung hinzuwirken. Geschichten des Anderen zu sehen und ihnen Raum zu geben, ihnen zuzuhören und sie als Expert*innen ihrer eigenen Lebenswelt zu adressieren.« Dr. Kawthar El-Qasem 9
Baukulturelle Kindergerechtes Deutschland und Bildung braucht Social Impact Partizipation - Anke M. Leitzgen stellte dieser offensichtlichen Nicht-Beteiligung gegenüber, dass die Beteili- und umgekehrt gung von Kindern und Jugendlichen an Fragen zur Stadtentwicklung, Bauleitplanung, Ver- kehrsgestaltung und zur Umwelt bereits der Impulsvortrag von Anke M. Leitzgen (tinker- „Nationale Aktionsplan für ein kindergerechtes brain – Agentur für Bildungsinitiativen) und Deutschland, 2005-2010“ als Handlungsfeld Heike Schwalm (LWL-Denkmalpflege, Land- ausgewiesen hatte. Trotzdem passiere noch schafts- und Baukultur in Westfalen) viel zu wenig. Dies begründe sich ihrer Er- fahrung nach in zahlreichen Vorurteilen. Dazu Anke M. Leitzgen und Heike Schwalm gaben gehöre die Sorge, dass Kinder und Jugendliche in ihrem Impulsvortrag vielfältige Einblicke in zu anspruchsvolle Wünsche formulieren könn- ihre Erfahrungen aus zahlreichen Beteiligungs- ten, die sich nicht erfüllen lassen würden und projekten mit Kindern und Jugendlichen, die im damit Enttäuschung vorprogrammiert sei. Kontext von Stadtentwicklung oder kultureller, digitaler sowie demokratischer Bildung statt- Tatsächlich erleben beide Referentinnen je- gefunden haben. doch, dass junge Menschen ihre Wünsche mit viel Umsicht und Weitsicht formulieren, sowie Anke M. Leitzgen hat mit ihrem Projekt #stadt- gemeinwohlorientierte Ideen einbringen wür- sache und der gleichnamigen App mehr als den, die sich positiv auf das Klima baukultu- 3.000 Kinder und Jugendliche mit über 50.000 reller und planerischer Debatten Erwachsener Ergebnissen in Deutschland und der Schweiz auswirke. Sie wiesen darauf hin, dass in baukul- beteiligt. Sie vertritt die Position, dass Baukul- turellen Beteiligungsprojekten mit Kindern und turelle Bildung und Teilhabe zusammen ge- Jugendlichen besonders auffalle, dass diese dacht werden müssen. Der Schwerpunkt der nicht nur sich selbst, die eigene Peergroup Arbeit von Heike Schwalm liegt in der Konzep- oder Altersgruppe mitdenken, sondern alle tion und Realisierung von partizipativen Kom- Generationen, vom kleinen Geschwisterkind munikationsprojekten sowohl im institutionel- über die Eltern bis hin zu den Großeltern. In- len, freiberuflichen als auch im ehrenamtlichen sofern könne von einem großen Social Impact Rahmen. Ihr Anliegen ist, Baukulturelle Bildung Baukultureller Bildung und Teilhabe die Rede zu professionalisieren. sein. Den Auftakt des Vortrags machte das Ergebnis Baukulturelle einer kleinen Umfrage. Rund 150 Schüler- innen und Schüler der 5. und 8. Klasse waren Beteiligung und innerhalb eines Beteiligungsprojekts an einem Gymnasium in Münster zu folgender Aussage Demokratiebildung befragt worden: «Ich werde nach meiner Mei- nung gefragt, wenn mich eine Entscheidung etwas angeht. Etwa bei Sportplätzen, Pausen- höfen, Schulbau oder dem öffentlichen Nah- Leitzgen stellte die Frage in den Raum, was verkehr.» 92 Prozent der Befragten antworten passiere, wenn es für Kinder nicht länger nur mit „Nein“ und 8 Prozent mit „eher Nein“. Leitz- Glückssache sei, zu erleben, dass ihre Meinung gen sagte, dass diese Werte typisch seien, zähle. Die Antwort darauf gab sie mit dem zen- wann immer sie in ihren #stadtsache-Projekten tralen Ergebnis der Studie „Vita gesellschaft- den „Spielplatz“ in der Aufzählung weglasse. lichen Engagements“ des Deutschen Kinder- hilfswerks. 10
Laut Studie würde Teilhabe mit echter Mitbe- stimmung und dem Erleben von Selbstwirk- Zeitgemäße Teilhabe samkeit dazu führen, dass die Bereitschaft wächst, Verantwortung zu übernehmen. Sie und baukulturelle Bil- fördere die soziale Kompetenz von Kindern und unterstütze damit eine stabile Persönlich- dung ist crossmedial keitsentwicklung. Die die Studie belege ferner, dass engagierte Erwachsene in der Regel be- An diesem Punkt bedankte sich Anke M. Leitz- reits als Kind positive Erfahrungen mit Mitspra- gen bei der Baukultur NRW, die sowohl ihr che und Selbstwirksamkeit gemacht hätten Buch „Entdecke deine Stadt“1 wie auch die – was im Umkehrschluss bedeute, dass eine App #stadtsache und ein zugehöriges Work- Gesellschaft, die sich engagierte Erwachsene book finanziell, mit Fachwissen und der eben- wünsche, ihren Kindern ein reiches Angebot so wichtigen Pressearbeit gefördert habe. Das zur Teilhabe bieten müsse. Besondere an der Förderung war, dass sich daraus ein eigenständiges crossmediales Be- Heike Schwalm erklärte, wie wichtig dies ge- teiligungsinstrument, mit eigenem Vertriebs- rade auch vor dem Hintergrund einer starken konzept entwickeln konnte. #stadtsache sei Demokratie sei, da ein weiteres Ergebnis der inzwischen für die baukulturelle Bildung und Studie zum Schluss komme, dass „Sich-betei- Teilhabe von Kindern ab 4 Jahren angelegt. ligen-wollen“ stark vom „Sich-beteiligen-kön- nen“ abhänge. Das wiederum hieße, dass hohe Leitzgen stellte die App anhand von Bildern Zugangshürden automatisch viele Kinder und aus verschiedenen Projekten vor. Sie zeigte, Jugendliche ausschließe und – was gar nicht dass sich die notwendigen Planerwerkzeuge stark genug betont werden könne – sie damit wie Stadtplan, Forscherfragen, Stift, Zettel gleichzeitig von echten Demokratieerfahrun- und Kamera alle in digitaler Form in der App gen ausgeschlossen würden. befinden, und wie jeder die 60 vorinstallierten Fragen für eigene baukulturelle und inklusive Bildungsprojekte nutzen könne. Die zweite Nutzungsart der App ermöglicht eigene und nur für die Teilnehmenden sichtbare Samm- lungen. Mit dieser Funktion werde vor allem in planerischen Projekten gearbeitet. 1 Leitzgen/Rienermann, Beltz & Gelberg, 2009 11
Förderprojekte brau- chen Kommunikations- arbeit Heike Schwalm stellte abschließend das Pro- jekt Denkmal Europa vor, das online zugäng- lich ist und zu dem demnächst ein Workbook erscheint2. Schwalm stellte mit diesem Beispiel heraus, dass geförderte Projekte in der bau- kulturellen Bildung oftmals nicht die Aufmerk- samkeit der Öffentlichkeit erhalten, weil ihre Kommunikation nicht mitgedacht würde. Doch ohne Pressearbeit und einen guten Vertrieb, verschwänden diese Produkte dann ungesehen wieder in der Schublade. So kön- ne nicht mit Folgeprojekten darauf aufgebaut werden. Das Rad würde immer wieder neu er- funden, eine echte Evaluierung fehle, was wie- derum eine Weiterentwicklung und Bündelung von Ressourcen erschwere. Hinzu käme, dass Baukulturelle Bildung über kein eigenständiges auf Nachhaltigkeit ausgelegtes Fördersystem verfüge. »In baukulturellen Beteiligungsprojekten den- ken Kinder und Jugendliche nicht nur sich selbst, die eigene Peergroup oder Altersgruppe mit, sondern alle Generationen, vom kleinen Geschwisterkind über die Eltern bis hin zu den Großeltern. Insofern kann von einem großen Social Impact Baukultureller Bildung und Teilhabe die Rede sein.« Anke M. Leitzgen und Heike Schwalm 2 „Denkmal Europa – Das Workbook für Zeitreisende“ ist im Oktober 2020 erschienen. 12
1. Workshop- Abstimmung durch die Teilnehmenden be- stimmt und anschließend mit ähnlichen The- men geclustert. Diese priorisierten Themenfel- Phase: der boten die Grundlage für die gemeinsame Arbeit an möglichen Lösungswegen und Hand- lungsempfehlungen in der zweiten Workshop- Bestands- Phase. aufnahme Was fördert In ihrer Arbeit im Bereich Baukultureller Bil- Baukulturelle Bildung? dung machen Akteure auf den unterschied- lichen Handlungsebenen vielfältige Erfahrun- Mit dieser Frage wurden Faktoren gesammelt, gen. In der ersten Workshop-Phase des Labors die Baukulturelle Bildung erleichtern, ermög- ging es darum, diese Erfahrungen bezüglich lichen und weiterbringen. Hier gab es eine derjenigen Faktoren zu befragen, die Baukultu- Reihe von Antworten, die offenbar nicht die Ist- relle Bildung fördern oder ausbremsen. Situation beschreiben, sondern einen Wunsch äußern und damit auf ein Defizit verweisen. Nach einer ersten Bestandsaufnahme wurden Insgesamt können die Antworten wie folgt die wichtigsten Einflussfaktoren mithilfe einer gruppiert werden: Crossmediales Arbeiten Evaluation Hochwertige Fachwissen Materialein Baukultur & Bildung Neue Perspektiven Experimentelle Persönliche z.B. von Lehrer*innen auf Ansätze Begeisterung Schüler*innen Gemeinschaft Entscheidungs- Selbstwirksamkeit macht ändern Zukunftsorientierung Wertschätzung Kultureller Zuwachs Gleichheit Kontinuität Mut Offenheit Tugenden Nachhaltigkeit Verlässlichkeit Vertrauen Neugier Gerechtigkeit Kooperation, Verantwortung gute Partnerschaft Netzwerk Klare und Austausch angemessene Offene Förderstrukturen Zeit Haltung von Klare Institutionen Zielgruppen Öffentlichkeits- Raum arbeit Bestehende Rückhalt von oben Gruppen 13
Tugenden auf dem Weg „Kooperation“ und „verlässliche Partner“, an- Um eine Verankerung und Verstetigung Bau- dererseits baut sie auf die „Neugier der Be- kultureller Bildung zu erreichen, also das Feld teiligten (Kinder, Lehrer*innen, Eltern etc.)“, zu seiner Anerkennung und Etablierung zu füh- den intensiven „Austausch (auch und vor allem ren, sind offenbar einige Tugenden und Eigen- mit Teilnehmenden)“, die „Entwicklungs- und schaften notwendig. Allen voran eine „persön- Veränderungsbereitschaft aller Akteure“ und liche Begeisterung für Baukulturelle Themen“ die Erfahrung von „Selbstwirksamkeit“. Pers- auf allen Handlungsebenen. Baukulturelle pektivisch wirken dabei ein erwarteter „kultu- Bildung muss also eine „Herzensangelegen- reller Zuwachs“ und die „Zukunftsorientierung“ heit“ sein oder werden. Nur so kann gewähr- motivierend. leistet werden, dass die Beteiligten „dranblei- ben“ und die nötige „Kontinuität“ entsteht, um Mehr Zeit und Geld trotz schwieriger Rahmenbedingungen, gute Dem Mangel an Zeit und Geld steht hier der Projekte umzusetzen. Wunsch nach „Zeit und Finanzierung gegen- über, um nutzerorientiert zu arbeiten“. Kla- »‚Nachhaltigkeit‘ ist vor dem rere und der Relevanz und kulturellen und politischen Bedeutung angemessene För- Hintergrund politischer, derstrukturen und zu gestaltende passende ökologischer und „Rahmenbedingungen“ können eine Sicherung Baukultureller Bildung gewährleisten. Diese be- wirtschaftlicher Krisen zu deuten mehr „Zeit“ und „Raum“ für die „Kon- einem wichtigen Stichwort zeption“ und Durchführung der Bildungs- und Vermittlungsarbeit und machen Baukulturelle geworden, zu dem Bildung unabhängig von Konjunkturen, per- sönlichem, ehrenamtlichem Engagement und Baukulturelle Bildung anderen Faktoren. zahlreiche Bezüge Partnerschaften herstellen und Für eine gelingende Baukulturelle Bildung sind ganzheitliche Ansätze „gute“ und „verlässliche Partnerschaften“ un- erlässlich. Hierbei werden verschiedene Ebe- liefern kann.« nen benannt: Auf der Ebene der Planung und Durchführung werden „Kooperationspartner“, Dr. Kawthar El-Qasem „Beteiligte“, „Mitstreiter“ und „interessierte und engagierte Lehrkräfte“ genannt. Aber auch Gleichzeitig muss die „Nachhaltigkeit“ Bau- ein „großes Netzwerk“, das „Austausch“, „Anre- kultureller Bildung mitgedacht werden, damit gungen“ und „Kooperationen“ möglich macht, möglichst langanhaltende und beeindrucken- sowie „interdisziplinäre Teams“ werden als för- de Effekte erzielt werden. Diese können die derliche Faktoren angeführt, die Baukulturelle Notwendigkeit und das Potential Baukultureller Bildung voranbringen. Allgemein wurde das Bildung am besten transportieren. „Nachhaltig- Stichwort Offenheit in Bezug zu verschiedenen keit“ ist vor dem Hintergrund politischer, öko- Ebenen benannt. logischer und wirtschaftlicher Krisen zu einem wichtigen Stichwort geworden, zu dem Bau- Auch „Institutionen“ (z.B. Museen) und die kulturelle Bildung zahlreiche Bezüge herstellen „Offenheit der beteiligten Institutionen“ für das und ganzheitliche Ansätze liefern kann. Hierzu Thema sind wichtig, um Möglichkeitsräume gehört auch, eine „Auseinandersetzung auf Baukultureller Bildung zu generieren. Hierbei Augenhöhe“, die Grundsätze wie „Vertrauen“, wird explizit der „Rückhalt von oben“ erwähnt, „Verantwortung“, „Gleichheit“, „Gerechtigkeit“ der natürlich nicht fehlen darf. Hilfreich seien und „Wertschätzung“ in konkrete Handlungs- zudem „klare Zielgruppen“, sodass ein Gegen- räume übersetzt. über antizipiert werden kann und Prozesse und Ziele gemeinsam gesetzt und kommuniziert Diese Übersetzung bedarf einerseits „Mut“, werden können. 14
Qualität Gelingensbedingungen und Einige Antworten griffen das Thema Qualität Erfahrungen auf. Das Merkmal Qualität bezieht sich da- In der praktischen Arbeit mit Kindern und Ju- bei auf den gesamten Prozess Baukultureller gendlichen ergeben sich weitere Faktoren, die Bildung, explizit benannt wurden dabei „Zu- zu einem Gelingen beitragen. „Eine Gruppe, sammenarbeit, Zeit, Ausführung“. Baukulturelle die sich bereits kennt“, erleichtert den Erfolg Bildung wird gefördert durch gute „Materialien, der Zusammenarbeit, ebenso wie „der Wunsch die inspirieren und informieren“, und durch zu lernen“ oder ein „konkreter Anlass“, der die „Fachwissen“, sowohl im Bereich „Baukultur“ Motivation steigert. Ein „experimenteller An- als auch im Bereich „Bildung“. satz“ und „eine gemeinschaftliche Atmosphä- re“, „die Kreativität der Teilnehmenden“, „das Hier bietet der Fachbereich Baukultur an der Erleben von Partizipation“ und das „Aktiv-Mit- Akademie neue Perspektiven für Qualifizie- helfen-Dürfen“ lassen das Projekt für alle zu rung, Fort- und Weiterbildung. Ebenso wichtig einer nachhaltigen Erfahrung werden. erscheint es, über gute „Möglichkeiten der Öf- fentlichkeitsarbeit“ zu verfügen, um Vorhaben In diesem Prozess werden, wenn auch nur im und Ergebnisse zu kommunizieren und weitere So-tun-als-ob-Modus, „Wirkmechanismen neu Zielgruppen zu erreichen. Ferner wird eine geknüpft“ und eine „Änderung von Entschei- „Evaluation“ baukultureller Bildung für wichtig dungsmacht“ erprobt. Dabei, so die Erfahrun- erachtet, um die Qualität zu verbessern und zu gen, erleben insbesondere Lehrer*innen ihre sichern. Schüler*innen aus einer neuen Perspektive und kommen nicht selten zu dem Schluss, ihre Digitalisierung Einschätzung der betreffenden Schüler*innen Die Kommunikation innerhalb von Projekten, überdenken zu müssen. aber auch an Außenstehende ist für eine erfolgreiche Arbeit unerlässlich. „Die sozialen Insgesamt können alle diese Faktoren zu einer Medien und ihre Verbreitungsmöglichkeiten“ höheren „Akzeptanz“ Baukultureller Bildung zu nutzen bietet auch hier viele Chancen. Vor beitragen, die unbedingt notwendig ist, um allem „crossmediales Arbeiten“ bietet zahlrei- das „Next Level“ zu erreichen. che Möglichkeiten, die Zielgruppe(n) besser zu erreichen und Teilhabemöglichkeiten zu er- höhen, Prozesse abzubilden und Ergebnisse zu sichern. »Baukulturelle Bildung wird gefördert durch gute ‚Materialien, die inspirieren und informieren‘, und durch ‚Fachwissen‘, sowohl im Bereich ‚Baukultur‘ als auch im Bereich ‚Bildung‘.« Teilnehmer*innen des Labors 15
Was behindert Baukul- einen Anteil an den folgenden Faktoren haben, die Baukulturelle Bildung mit dieser Zielgruppe turelle Bildung? erschweren. Zu wenig Fantasie Die zweite Frage, die es zu beantworten galt, Als besonders hinderlich wurden „festgefahre- richtete die Aufmerksamkeit auf die ‚Problem- ne Denkweisen“ benannt. Dies schlägt sich in zonen‘ im sehr vielfältigen Feld Baukultureller verschiedenen Bereichen Baukultureller Bil- Bildung. Hier gibt es zwar ein breit gefächertes dung nieder. Während die „Rahmenbedingun- Angebot, es bleibt dennoch im Verhältnis zur gen Schule“ „Schüler*innen und Teilnehmende Relevanz von Baukultur für den*die Einzelne*n mit schulischer Herangehensweise“ und dem und die Gesellschaft weit zurück. Vor allem Schema „Was ist richtig/falsch“ hervorbringen, aber befindet es sich in einer eher prekären werden die gleichzeitige „Ergebnisfokussie- Situation, die einhergeht mit einer unzurei- rung“ und „erwartete Ziel- und Effektvorstel- chenden Finanzierung, unklaren Perspektiven, lungen“ als hinderlich für notwendige offene einer „fehlenden Akzeptanz“ und einem „gerin- und kreative Prozesse wahrgenommen. gen Bekanntheitsgrad“. Insgesamt können die Erfahrungen der Anwesenden wie folgt Hinzu kommen häufig eine „fehlende Vor- gruppiert werden: stellungskraft z.B. bei Lehrer*innen“ und „feh- lendes Wissen“, die eine Öffnung für solche Zu viel Macht – Prozesse erschwerten. „Dogmen und tradierte und starre Strukturen Vermittlungsansätze“ oder auch ein „rituali- Ein grundlegendes Hindernis auf dem Weg zur siertes Gedenken/Umgang mit Denkmälern“ Verankerung und Verstetigung Baukultureller und insgesamt „experimentier-unfreudige Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen Kooperationspartner*innen“ bis hin zur „Angst wird in gesellschaftlichen Machtstrukturen der Verwaltung“ vor offenen Prozessen deuten ausgemacht, ganz konkret in der „Sicht von ihrerseits auf starre Strukturen in Institutionen Erwachsenen auf Kinder“. Nicht nur, dass „Er- und Verwaltung. wachsene glauben, es besser zu wissen“: Sie hätten insgesamt ein deutlich „eingeschränk- tes Bild von Kindheit“. Es kann sogar eine »‚Dogmen und tradierte „Segregation von Kindern und Jugendlichen in ‚Kinderwelten‘“ beobachtet werden. Die Hal- Vermittlungsansätze‘ oder tung hinter diesen Strukturen führe insgesamt zu einer „halbherzigen Umsetzung von (Kinder) auch ein ‚ritualisiertes Rechten“. Gedenken/Umgang mit Unter diesen Bedingungen geht der Umset- Denkmälern‘ und insgesamt zung Baukultureller Bildungsvorhaben mit ‚experimentier-unfreudige Kindern und Jugendlichen nicht selten eine „Überzeugungsarbeit für die Relevanz der Ziel- Kooperationspartner*innen‘, gruppe“ voraus. Die sich auf diese Weise mani- festierenden Machtstrukturen, die Kinder und bis hin zur ‚Angst der Jugendliche nicht selbstverständlich als Zur- Verwaltung‘ vor offenen Teilhabe-Berechtigte annehmen, erschwert und behindert die Arbeit Baukulturelller Bil- Prozessen deuten ihrerseits dungsvermittler*innen. auf starre Strukturen in Dieses mangelnde Bewusstsein und der man- Institutionen und gelnde politische Wille, Kindern und Jugend- lichen den Platz zuzugestehen, der ihnen als Verwaltung.« Bürger*innen zusteht und entsprechende Teilnehmer*innen des Labors Beteiligungsstrukturen zu schaffen, mag dabei 16
Zu wenig Zeit institutionelle Unterstützung“ werden auch in Zeitmangel ist sicherlich kein Phänomen, das den Genehmigungsverfahren ausgemacht: sich nur auf die Baukulturelle Bildungsarbeit „zu große Teams und Abstimmungsschleifen“ mit Kindern und Jugendlichen beschränkt. und ein „langer Vorlauf“ verlangen viel Ausdau- Letztlich aber ist das Vorhandensein oder das er und eine lange Planungsphase, bevor es zur zur Verfügung stellen von Zeit als Ressource Umsetzung von Projekten kommen kann. eine Frage der Prioritätensetzung. Die Zeit von und mit Kindern und Jugendlichen in Insti- Zu wenig Vernetzung, tutionen ist durch Erwachsene strukturiert. Interessenvertretung und Diskurs Besonders eng wurde der Zeitplan im Rahmen Demgegenüber steht ein „geringer Bekannt- der G8 („volle Lehrpläne, viele Projekte, wenig heitsgrad Baukultureller Bildung“, was mit einer Mitarbeiter“). „fehlenden Akzeptanz“ und „Wertschätzung des Themas in der Breite“ einhergeht und zu Nicht nur das schulische „Alltagsgeschäft“, großem „Erklärungsbedarf“ führt. wird gegenüber Außerplanmäßigem priorisiert, auch das Alltagsgeschäft der Baukulturellen Gleichzeitig fehlten „Plattformen“, die eine Vermittler*innen: Solange Baukultureller Bil- „Präsenz des Themas im öffentlichen Diskurs“ dung nicht verankert und in ihrer Relevanz ermöglichen, ebenso wie eine „zentrale Verei- anerkannt wird, können Vermittler*innen nur nigung“ und „Interessenvertretung“ der in der dann dieser Arbeit nachgehen, wenn das Praxis tätigen Vermittler*innen. Zuweilen fehle Alltagsgeschäft es erlaubt. Baukulturelle Bil- es innerhalb einer Stadt an einer Vernetzung dungsarbeit bleibt dann etwas für konjunktu- von Projekten. Das Fehlen von Plattformen und rell schlechte Zeiten, in denen die Auftragslage Vernetzung geht einher mit dem Fehlen eines dünner wird. „internen Diskurses“ darüber, „was der Start- punkt Baukultureller Bildung“, deren „Ziele“ Zu wenig Geld, zu viel Bürokratie und „Qualitätsmerkmale“ seien. Dahinter stehen u.a. „schlechte Förderstruktu- ren“, „Geldmangel“, unzureichende „Honorie- rung/Geldmittel“ ebenso wie ein hoher „Zeit- aufwand beim Stellen der Projektanträge“ und eine „lange Zeit für Finanzakquise“ – insgesamt also ein wahrgenommenes Zuviel an „Bürokra- tie“. „Bürokratische Hürden“ und eine „fehlende Zu wenig Zu wenig Fantasie Zu wenig Zu wenig Zeit Teilhabe Geld Zu viel Macht Zu wenig Starre Diskurs Strukturen Zu wenig Zu wenig Vernetzung Interessen- vertretung 17
2. Workshop- Den Karten, die in diesem Ranking die meisten Punkte bekamen, wurden von Heike Schwalm Phase: und Anke Leitzgen andere Karten mit ähn- lichen Themen zugeordnet, sodass sich drei Bereiche ergaben: Sammeln – Eingeschränktes Bild von Kindheit Clustern – • Segregation von Kindern und Jugend- lichen in Kinderwelten Gewichten • Bild von Erwachsenen auf Kinder Um eine Gewichtung der wichtigsten Faktoren, Starre Strukturen die Baukulturelle Bildung fördern oder aus- • Schwierige Kooperation mit Stadt, bremsen, aus Sicht der Teilnehmenden vorzu- Kommune etc. nehmen, konnten diese je fünf Punkte für die • Angst der Verwaltung positiven und negativen Einflussfaktoren ver- • Fehlende Vernetzung innerhalb geben. einer Stadt • Rahmenbedingungen Schule Bei den förderlichen Faktoren hatten folgende Themen die Nase vorn: • Kooperationen Fehlende Plattformen und Präsenz im • Interdisziplinäres Arbeiten öffentlichen Diskurs • Crossmediales Arbeiten • Geringe Bekanntheit des Themas • Geld (Erklärungsbedarf) • Fehlende Akzeptanz In der zweiten Reihe rangierten • Fehlende Wertschätzung des Themas in der Breite • Persönliche Begeisterung für das Thema • Fachwissen • Nachhaltigkeit Bei den beeinträchtigenden Faktoren standen folgende Faktoren oben auf: • Starre Strukturen • Ein eingeschränktes Bild von Kindheit und • Fehlende Plattformen und Präsenz im öffentlichen Diskurs In der zweiten Reihe rangierten • Geld- und Zeitmangel • Fehlende institutionelle Unterstützung • Ergebnisfokussierung 18
Von beein- trächtigenden Faktoren zu Lösungswegen und Handlungs- empfehlungen Nach dem angeregten Austausch bei Kaffee So kristallisierten sich diejenigen Ideen und und Kuchen, wurde am Nachmittag an den Maßnahmen heraus, die mit vergleichsweise drei „Problemzonen“ weitergearbeitet. Mode- wenig Aufwand und deshalb meist kurzfristig riert von Heike Schwalm und Anke Leitzgen umgesetzt werden können. Beachtenswert wurden Ideen gesammelt, wie Abhilfe geschaf- ist hier auch die Verteilung der verschiede- fen werden könnte. Die Ideen wurden jeweils nen Themengebiete, die aufzeigt, auf welcher auf eine Karte notiert, gesammelt und nach Ebene welche Handlungsspielräume gedacht Themengebieten sortiert. Kawthar El-Qasem werden können. moderierte im nächsten Schritt die Anord- nung der Karten in einem Koordinatenkreuz. Nach der Zuordnung im Plenum ergab sich Ordnungsprinzip war der Grad der Wirkung in folgendes Bild: Relation zum notwendigen Energie-Aufwand. 19
Dabei wird klar, dass in der Synergie verschie- dener Maßnahmen oder durch veränderte Hoher Aufwand und Voraussetzungen der Wirkungsgrad der einzel- nen Maßnahmen deutlich erhöht werden kann mittlerer Wirkungsgrad und sich neue Handlungsspielräume, ggf. auf anderen Ebenen eröffnen können. Die konkre- • Thema Kinderrechte prominenter ten Ideen und Vorschläge und ihre Zuordnung machen im Kontext Baukultur wird im Folgenden zusammengefasst: • Institutionelle Unterstützung als Aufga- be verstehen – vorhandene Rechtssitu- ation in den Mittelpunkt rücken Hoher Aufwand und • (Kinderrechtskonvention, 8. SGB etc.) Mehr Bildungsangebote zum Bild großer Wirkungsgrad • von Kindheit Pädagogik in Ingenieur- und Architekturstudiengängen • Lehramtsstudierende einbeziehen • Jugendräte stärken, reformieren und mit mehr Befugnissen ausstatten • Baukulturelle Bildung als Aufgabe in der Ausbildung • Interministerielle Zusammenarbeit • Berufsbilder schaffen (analog zu Musik- anstreben (Beispiel Finnland) vermittlung oder Museumspädagogik) • Mehr Geld • Baukulturelle Bildung in Curricula Mittlerer Aufwand und aufnehmen • Institutionelle Unterstützung verankern großer Wirkungsgrad (Finanzierung von Geschäftsführungs- stellen, dadurch kontinuierliche Akquise von Geldern, Präsenz vor Ort, Pflege • Plattform, die Aktivitäten bundesweit von Partnerschaften, Öffentlichkeits- und grenzüberschreitend bündelt arbeit gewährleisten, wie z.B. Arkki) (Bundesstiftung) • Plattform, die für Präsenz sorgt (z.B. • Lernen von und Zusammenarbeit ständig wechselnde Ausstellung im mit der politischen Bildung Bundestag) • Lebendiges Netzwerk, das Interessen- vertretung sein kann Mittlerer Aufwand und mittlerer Wirkungsgrad • Best-Practice Beispiele für mehr Mut zu Ergebnisoffenheit • Aufzeigen von Chancen der Labor-Situation • Institutionelle Förderung erreichen – „Akademie für Agile Prozesse“ (Ute Reh) • Baukulturellen Themen eine regelmä- ßige Plattform auf städtischer Ebene geben • Rollenverständnis – Bildung und/oder Architektur 20
Geringer Aufwand und Dem großen Gesprächsbedarf, der dabei sicht- bar wurde, konnte aus Zeitgründen leider nicht mittlerer Wirkungsgrad ausreichend entsprochen werden. Perspekti- visch sind die unterschiedlichen Erfahrungen und Begriffsdeutungen jedoch Themenberei- • Fort- und Weiterbildung für che, die einer vertieften Bearbeitung bedürfen Multiplikator*innen (Akademie) und denen ein entsprechender Zeitrahmen • Bei Ausbildung von Lehrkräften/ und ein passendes Setting eingeräumt werden Pädagogen ansetzen sollte. Die Vielfalt dessen, was unter Baukulturelle Geringer Aufwand und Bildung fällt, wurde auch hier sichtbar. Die Frage nach Zielen Baukultureller Bildung kann großer Wirkungsgrad sehr unterschiedlich beantwortet werden. Es gibt zahlreiche Ansätze und Angebote mit einer Bandbreite von Zielvorstellungen, die von Architektur-/ Wissensvermittlung über Denk- Bild von Kindern und Jugendlichen malpflege bis Empowerment reichen. erweitern durch: • „Doing“ – Zusammenarbeit praktizieren Die Forderung nach einer gemeinsamen Ziel- • Sichtbarkeit guter Beispiele an Orten, setzung ist im Sinne einer Fokussierung und wo sich Erwachsene und Kinder politischen Willensbildung nachvollziehbar. Ein aufhalten (z.B. VHS, Bibliotheken, Dialog darüber ist dringend notwendig. Dabei Sportvereine, Musikschulen), an Litfaß- sollte nicht verkannt werden, dass die ver- Säulen und digital schiedenen Ansätze unterschiedliche Bedürf- • Öffentlichkeitswirksame Präsentation nisse erfüllen und eine Daseinsberechtigung gelungener Projekte haben. Es könnte schließlich darum gehen, • Offenheit der Beteiligenden sich auf eine zugrunde liegende Haltung und gemeinsame Werte zu einigen. • Pilotprojekte testen Auch diesem notwendigen, vielversprechen- • Institutionelle Unterstützung verankern den und zukunftsrelevanten Diskurs muss – Partner frühzeitig ins Boot holen Raum und Zeit eingeräumt werden. Auf diese Weise könnte die Baukulturelle Bildungscom- munity ein eigenes Profil und eine gemeinsame Identität entwickeln, mit der sie ihre Anliegen besser kommunizieren kann. Klärungsbedarf(e) In der gemeinsamen Diskussion über die Zu- ordnung der Karten im Koordinatenkreuz ergaben sich angeregte und aufschlussreiche Diskussionen. Vor allem wurde deutlich, dass es Klärungsbedarf bezüglich unterschiedlicher (Begriffs-)Deutungen und Perspektiven bedarf, um über „dasselbe“ sprechen zu können. Diese Auseinandersetzung ist vor dem Hintergrund der notwendigen internen und externen Kom- munikation und Interessenvertretung beson- ders relevant. 21
Inspirationen • Durchführung eines Projekts in einer KiTa in Berlin Marzahn: „Beteiligung der Kinder an Planung und Umsetzung eines Spielplatzes“ Als kleines Warm-Up nach dem Mittages- • „Fachbereichsleitung für Baukulturprojek- sen moderierten Anke Leitzgen und Heike te“ und das daraus entstandene Bedürfnis, Schwalm eine Runde zur Frage „Was oder wer das „viele Wissen“, das dabei gesammelt hat Sie in Bezug auf Baukulturelle Bildung am wurde „zu vermitteln“ und „seit 2011 nur meisten inspiriert?“. Die Resonanzen waren noch Baukultur-Vermittlung“ sehr vielfältig. Die folgende Aufzählung ist ein erster Versuch, diese zu sortieren. Eigene biografische Erfahrung Diese Kategorie betrifft Erfahrungen, die in Orte und Räume als Inspiration einer Lebensphase prägend waren, die eigene Hierzu zählen die Erfahrungen mit konkreten Haltung zum Raum beeinflusst und das Interes- Orten oder mit Raum im Allgemeinen, die se auf Baukulturelle Bildung gelenkt haben: meistens mit einem Verstehen auf der leibli- chen und emotionalen Ebene einhergehen: • „Emotionale Beziehung zur Baukultur“ im Zuge der eigenen Migrationserfahrung und • „Besuch der größten deutschen Kriegsgrä- Bewusstsein für den „Unterschied zwischen berstätte in Ysselsteyn (NL)“ Deutschland und Schweden“ und die „Aura • „Jugend in Berlin Mitte“ und „informelle An- großer Bauten“ und die daraus erwachsene eignung von Raum“ Schwerpunktsetzung im Kunstgeschichte- • Die „beeindruckende Erfahrung“, dass „Räu- Studium auf Baugeschichte me inspirieren, Lebenswirklichkeiten schaf- • „Aktivität in einer Initiative, die ein gemein- fen und Auswirkungen haben, ob nun als wohlorientiertes Projekt verwirklichen Bildungsräume oder als nachhaltige Städte“ wollte“, „faszinierend war zu sehen, welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn viele Menschen beteiligt werden“ Projekte und Partizipation • „Jugend in Berlin Mitte in einer Zeit mit vie- Hierzu zählen sowohl die Teilnahme als auch len Möglichkeitsräumen“ und der „informel- die Durchführung von Projekten und die damit len Aneignung von Raum“ verbundenen Erfahrungen, die die Wichtig- • „Vortrag von Silvia Gebel“ nach klassischer keit, das Potential und den Reiz Baukultureller Architektentätigkeit und Familienpause Bildung und Partizipation zeigen. Folgende An- lässe wurden als inspirierend genannt: Scheitern und Widerspruch • „Theater im öffentlichen Raum mit Informa- Scheitern und Widerspruch können als ge- tionen und offenen Fragen zum Ort“ nerative Störungen verstanden werden. Sie • Die „Architekturschule ARKKI in Finnland“ locken manchmal auf ungeahnte Fährten und und die aus der Begeisterung dafür eigene spornen zu mehr Anstrengung oder zu einer „Gründung von JAS e.V.“ Veränderung an. Auch solche wurden als In- • Die erfolgreiche Durchführung eines eige- spirationsquellen benannt: nen Projektes in den 90er Jahren mit Schü- ler*innen „einer viel zu groß geplanten Ge- • „Ansporn“ zu mehr Teilhabe und Baukultur samtschule“ und der daraus entstandenen nach „Versagen eines Planungsprojektes deutlichen Verbesserung des räumlichen in Gelsenkirchen und dessen Nicht-Akzep- „Zusammenklangs“ tanz“ • Die Zusammenarbeit mit einem katholi- • Widerspruch zwischen eigenen Erfahrun- schen Mädchen und Frauenverband und gen („Aufwachsen in Berlin Mitte mit vielen der hier geäußerte „Wunsch nach mehr Möglichkeitsräumen und informelle Aneig- Spiritualität im öffentlichen Raum“, der nung von Raum“) und dem Stadtplanungs- schließlich im „Garten der Religionen (Köln)“ studium gemündet ist und auch ein „Nachfolgepro- • Besuch beim Schuldezernenten, der selbst jekt in Recklinghausen“ inspiriert hat in einem „viel zu kleinen Raum ohne die Möglichkeit ein Fenster zu öffnen“ arbeiten 22
Wertvolle muss. Schlussfolgerung: Auch die Struktu- ren in der Verwaltung müssen sich in Rich- tung „mehr Offenheit und weniger Hierar- chie“ verändern Konkrete Personen und Begegnungen Hinweise Von einigen Teilnehmer*innen wurden kon- Der rege Austausch beinhaltete auch wertvolle krete Personen und Begegnungen genannt, Hinweise auf bestehende Projekte und Struk- die einen bleibenden Eindruck hinterließen. turen, ebenso wie konkrete Vorschläge und Darunter sind Kolleg*innen, Vorgesetzte, Leh- (Kooperations-) Angebote, die im Folgenden rende und andere Akteure der Baukultur, die zusammengefasst sind: avantgardistisch und visionär wichtige Impulse gesetzt, Gründungen vorgenommen und Posi- Verlinkung Baukultureller Bildungs- tionen bezogen haben. Dabei beeindruckten angebote sie: Der Vorschlag einer Verlinkung Baukultureller Bildungsangebote über die Website der jewei- • „Mit klarer Haltung und einem guten Gefühl ligen Stadt, damit Angebote vor Ort besser für Bestand und Ergänzungen“, wahrgenommen werden, wurde aufgegriffen. • Als „Chefin“ und „mit Vorträgen“, Die Angebote müssten übersichtlich mit mög- • „Mit Lehrveranstaltung draußen und vor lichst wenigen Verlinkungen zu erreichen sein. Ort“, • Als „Architekten“, „Gründer“, „Impulsgeber“ Um einen umfassenden Überblick und gute und „Vater der Baukultur“ oder Zugänglichkeit zu gewährleisten wurde das • „Als Professorin der Baugeschichte“ Angebot, über Baukultur NRW eine von allen Beteiligten Kommunen getragene Seite einzu- richten, diskutiert. Hier sollte für jede Stadt ein Link vorhanden sein, der direkt auf die ent- sprechende Stadt-Seite führt. Netzwerk Baukulturelle Bildung der Bundesstiftung Es wurde auf das Netzwerk Baukulturelle Bildung der Bundesstiftung hingewiesen: Eine bessere Erreichbarkeit und Auffindbarkeit sei hier wichtig. Das Netzwerk habe eine große Strahlkraft, weil es auch von Lehrkräften abgerufen werde. Die Bundesstiftung sei aber auf die Initiative der Anbieter/Akteure angewiesen. Sie müssten Angebote und Veranstaltung rechtzeitig ein- tragen oder melden, damit die Information zur Verfügung gestellt werden kann. Eine inhalt- liche und grenzüberschreitende Bündelung, wie sie als Wunsch geäußert wurde, könne die Bundesstiftung übernehmen. European Network of Observatories Die Arbeit der Akademie der Kulturellen Bil- dung im „European Network of Observatories“ (ENO) und ihre Rolle als nationales „Observa- tory for Arts and Culture Education“ biete eine 23
Möglichkeit, den Blick in Sachen Baukultureller Freiwilligendienste Bildung auf die Situation in Europa zu richten Es wurde weiterhin auf die Zielgruppe der und hier best-practice Beispiele als Lernge- Freiwilligendienste aufmerksam gemacht: Im genstände heranzuziehen. Rahmen eines Freiwilligenjahres seien ohnehin eine Reihe von Bildungswochen zu absolvieren. Im Rahmen einer Tagung könnten hierzu auch Das Angebot von Modulen zu Baukultureller Ministerien eingeladen werden. In einem sol- Bildung könnte zu einer weiten Streuung und chen Setting könnte auch eine interministeriel- einer breiten Sensibilisierung für das Thema le Zusammenarbeit, wie sie genannt worden beitragen. war, angestoßen werden. Ständige Ausstellung Internationalen Vereinigung der Archi- Der Vorschlag einer ständigen Ausstellung im tekturmuseen Bundestag wurde aufgegriffen und um den Eine Prüfung, ob Baukulturvermittlung dort Hinweis auf die Möglichkeit, in den Landes- als Thema beim biennalen Treffen der Inter- häusern auszustellen, ergänzt. nationalen Vereinigung der Architekturmuseen (ICAM) gesetzt werden kann, wurde erwogen. Urbainable Die Ausstellung „urbainable - stadthaltig – Posi- Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und tionen zur europäischen Stadt für das 21. Jahr- Raumforschung hundert“ an der Akademie der Künste Berlin, Als weiterer potentieller Kooperationspartner die von der Wüstenrot-Stiftung in Kooperation wurde das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und mit dem BMI gefördert wird, wurde empfohlen. Raumforschung (BBSR) benannt. Ebenso könnten die Netzwerke der Landesinitiativen Baukultur gute Ansprechpartner für Ausstel- lungen und die weitere Promotion des Themas Baukultureller Bildung mit Kindern und Jugend- lichen sein. »Die Forderung nach einer gemeinsamen Zielsetzung ist im Sinne einer Fokussierung und politischen Willensbildung nachvollziehbar. Ein Dialog darüber ist dringend notwendig. Dabei sollte nicht verkannt werden, dass die verschiedenen Ansätze unterschiedliche Bedürfnisse erfüllen und eine Daseinsberechtigung haben. Es könnte schließlich darum gehen, sich auf eine zugrunde liegende Haltung und gemeinsame Werte zu einigen.« 24
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