DIAKONIE MAGAZIN 2021 / Nr. 2 - Diakonie Erlangen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
»Wenn wir soziale Menschen sind, müssen wir auch einsehen, dass all unser Tun Folgen für andere hat. Das ist grundsätz lich im Menschsein drin, als soziales Wesen habe ich immer die Pflicht, darüber nach zudenken, was mein Handeln bei anderen auslöst.« S. 18 –21
2–3 VORWORT Liebe Leser*innen unseres Diakonie Magazins, was hat Geld mit Nächstenliebe zu tun? Zunächst einmal nichts. Nächstenliebe äußert sich in Worten, Gesten und Taten. Aber bereits in der biblischen Geschichte vom Barmherzigen Samariter, dem Proto- MATTHIAS EWELT typen eines Menschen voller Nächstenliebe, wurde für Pfarrer, Vorstandssprecher eine Liebestat bezahlt. Die zahlreichen Spenden, die wir der Diakonie Erlangen in der Diakonie für unsere Arbeit bekommen, sprechen dieselbe Sprache: Menschen möchten, dass andere Menschen Hilfe im Leben bekommen, sie möchten von dem, was sie haben, etwas abgeben, teilen. Geld ist eine gute Möglichkeit, nicht selber eine Leistung für jemanden zu erbringen, sondern das den Profis der Diakonie zu überlassen. Deshalb ist es uns bei aller Professionalität und trotz aller Entgelte und Zuschüsse und organisatorischer Maßnahmen eines Unternehmens wichtig, den Gedanken der Nächstenliebe bei der Diakonie immer wieder in den Vordergrund zu rücken. Es geht bei der Diakonie immer auch um liebevolle Zuwendung, um Nächstenliebe. Unsere Spender*innen machen uns das mit ihrer Großzügigkeit deutlich. Ganz besonders während der Coronakrise. Dafür sind wir dankbar. Jeder Mensch sollte genug zum Leben haben, weil er es sich verdient oder – wenn er das nicht kann – von einer sich kümmernden Gesellschaft bekommt. Seit 25 Jahren leistet die Tafel Erlangen Hilfe im Leben und so direkte Nächstenliebe – dank all der tatkräftigen Ehrenamtlichen aber auch großzügigen Sponsoren*innen und Spender *innen. Auch die Unterstützung für Wohnungslose braucht manchmal eine gehörige Portion Nächstenliebe. Gerade dann, wenn uns nur die Zuwendung bleibt, weil wir keine Wohnungen für die zahlreichen Klienten*innen finden. Die politische Diskussion um den assistierten Suizid hat uns ganz besonders deutlich gemacht, dass die Liebe zu den Menschen bei allen Regelungen nicht außer Acht gelassen werden darf. Beim Sterben darf es weder um Gewinne gehen noch um vorschnelle Antworten. Auch das ist für uns ein Kennzeichen der Nächstenliebe. Wir wünschen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe und Ihnen persönlich alles Gute und Gottes liebevolle Nähe! Ihr Matthias Ewelt
Impressum Impressum HERAUSGEBERIN Diakonisches Werk Erlangen e. V. Raumerstraße 9 91054 Erlangen T. ( 09131) 63 01 - 0 F. ( 09131) 63 01 - 120 info @ diakonie-erlangen.de REDAKTION Anna Thiel, Öffentlichkeitsreferat GESTALTUNG sunda.studio DRUCK Druckhaus Haspel, Erlangen Auflage 1.500 Exemplare PAPIER Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier mit Farben auf Basis pflanzlicher Öle. Wir unterstützen den Waldschutz im Oberallgäu. Besuchen Sie das Projekt unter: https://bit.ly/3jJTgp5 FOTONACHWEIS S. 1, 3, 7, 8, 13, 16 © Diakonie Erlangen / Stephan Grumbach S. 27 © Jörg Weber S. 28 © Joki_Foto, Erlangen S. 31 © Stephan Minx Fotos o. A. © Diakonie Erlangen SPENDENKONTO Diakonie Erlangen Sparkasse Erlangen IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74 BIC: BYLADEM1ERH Bitte Verwendungszweck ( z. B. Einrichtung oder Spendenprojekt ) und Ihre Adresse angeben.
4–5 INHALT 2 Meine Diakonie 1 Nachrichten 14 16 Lebensqualität hat keine Altersgrenze Eine Welle der Solidarität der Diakonie und ihrer Einrichtungen 4 6 Panorama 3 Zahlen und Fakten 22 Jubiläen und Veranstaltungen Schwerpunkt 23 Spenden und Helfen 30 Einrichtungen 18 Diakonie und »assistierter Suizid«
DIAKONIE NACHRICHTEN Panorama PANORAMA NACHGEHAKT! Zur Bundestagswahl Die Corona-Pandemie war und ist ein Stress-Test für unsere Klienten*innen und für THOMAS STAUDIGL, ANNA THIEL uns als diakonischen Träger. An vielen Stellen haben wir erlebt, dass der Sozialstaat Erlebnisse und Veranstaltungen gerade in der Krise handlungs- fähig war. Andererseits hat die Pandemie die teils schon lange bekannten Schwächen unseres Sozial- und Gesund- aus Einrichtungen der Diakonie heitssystems schonungslos offengelegt. in ganz Erlangen. Wir verstehen uns als Unter- nehmensverbund auch als politische Lobby für etwa 27.000 Klienten*innen sowie 2.600 haupt- und ehrenamt- liche Mitarbeitende. Deshalb werben wir bei den möglichen künftigen Vertretern*innen dieser Menschen im deut- schen Bundestagsparlament für ihre sozialen Belange. Wir haben NACHGEHAKT: Tag der Pflege flächendeckende Tarifverträge Wie positionieren sich die durchgesetzt werden. Eine Pflicht zur MdB-Kandidaten*innen zu in Mittelfranken Tarifbindung schreibt inzwischen ein den Anliegen der Diakonie Erlangen? Gesetzentwurf zur Pflegereform vor, Sechs Auszubildende diskutierten über die der Bundestag noch in dieser mit Staatssekretär Andreas Legislaturperiode entscheiden soll. Westerfellhaus, dem Pflege-Bevoll Auch Jakob Ludwig findet sich mächtigten der Bundesregierung als Auszubildender gut bezahlt und und dem Bezirkstagspräsidenten auch die Fachkräfte verdienten nicht Armin Kroder stellvertretend für schlecht. »Was man aber angehen die 2.000 angehenden Pflegekräfte sollte, ist die Angleichung der privaten in Mittelfranken. Anbieter an die tarifgebundenen.« Bedingt durch Corona konnte die Insgesamt war die Vergütung in der Podiumsdebatte am Tag der Pflege Diskussion aber nicht das Schwer- nicht vor Publikum stattfinden. Doch punktthema. Beklagt wurde eher der etwa 250 Zuschauer*innen verfolgten Personalmangel. Er sei die Ursache auf YouTube den Livestream aus dem für den Zeitdruck. »Da muss man Nürnberger Presseclub und tauschten schauen, dass sich der Stress sich eifrig im Livechat aus. Die Auf nicht auf die Bewohner überträgt«, zeichnung wurde schon in der ersten berichtete die Auszubildende Annika Woche fast 1.250 Mal angesehen. Artelt. »Gerade die Demenzkranken empfinden das sehr deutlich.« Ihre »Niemand hat sich über den Applaus Kollegin Susanne Hofmann-Fraser beschwert«, so Maximilian Streit, ergänzte, dass es oft bis zu einem Pflegeschüler im 3. Ausbildungsjahr. Jahr dauere, bis eine freigewordene »Aber es ist nicht viel gefolgt, vor Stelle nachbesetzt sei. Und auch allem in der zweiten und dritten Welle über die Aufgabenverteilung müsse der Pandemie.« Dem konnte Armin neu nachgedacht werden, etwa: Kroder nur zustimmen. Er forderte »Muss denn eine Fachkraft Betten einen höheren Verdienst, »nicht nur beziehen?« Wer was mit welcher einen Mindestlohn«. Diese müsse mit Qualifikation tut, ist auch für Andreas gesetzlichen Vorgaben oder durch Westerfellhaus ein entscheidender
6–7 AUSZUBILDENDE DER DIAKONIE beim Tag der Pflege. Punkt. »Wir wollen daher die Auf- Pflegenden ähnlich wie die Ärzte- Online gaben zwischen den Berufen neu kammer.« Mit diesem Appell schloss TAG DER PFLEGE 2021 verteilen«, kündigte er an. Damit hofft Staatssekretär Andreas Westerfell- Die Aufzeichnung des er auch die rund 180.000 Berufs haus die Diskussion. »Sie sind die Gesprächs ist zu sehen auf aussteiger*innen in Deutschland größte Berufsgruppe im Gesundheits- www.wir-pflegen-franken.de. zurückzugewinnen. Ein weiterer Vor wesen. Sie müssen mehr Druck Dort sind auch alle 16 Filme schlag war, eine 30-Stunden- oder machen, indem Sie sich untereinander zu sehen, die Auszubildende eine 4-Tage-Woche einzuführen. Auch stärker solidarisieren.« in der Pflege gedreht haben. dafür gibt es laut Westerfellhaus bereits Modelle. Allerdings sperrten Die Diskussion organisiert hatte sich noch die Pflegekassen. die Bezirksarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrts- Den starren Schichtbetrieb flexibili- pflege im Bezirk Mittelfranken. sieren will Armin Kroder. Denn: Ihr gehören der AWO Bezirksverband »Ein attraktiver Arbeitgeber muss Ober- und Mittelfranken, das berücksichtigen, dass seine Be- Bayerische Rote Kreuz, die Caritas schäftigten auch andere Aufgaben und Der Paritätische in Mittelfranken, und Bedürfnisse als den Beruf die Diakonie Bayern und die Israe- haben.« Eine Erleichterung könnten litische Kultusgemeinde Nürnberg an. z. B. Betriebskindergärten sein. »Ich brauche eine Vertretung der
DIAKONIE NACHRICHTEN Panorama Freie Fahrt für Fahrten zu Fortbildungen und Fach- Musik zum Osterfest veranstaltungen. Voraussetzung Bahnhofsmissionen ist, dass die Mitarbeitenden ihren Am Ostersonntag gaben Mitglieder in Bayern Bahnhofsmissionsausweis sowie den des Posaunenchors von Nachweis für die Begleitfahrt bzw. St. Matthäus im Innenhof der Beschäftigte der Bahnhofs die Veranstaltung mit sich führen und Diakonie am Ohmplatz ein Konzert. missionen in Bayern fahren in Dienstkleidung unterwegs sind. zu dienstlichen Anlässen künftig Das Team der Bahnhofsmission Unter der Leitung von Susanne Hart- kostenlos in den bayerischen Erlangen freut sich über die Entschei- wich-Düfel spielte der Posaunenchor Zügen. dung: »Das ist ein wirklich tolles die Osterchoräle für die Bewohner Entgegenkommen«, meint Claudia *innen des Seniorenpflegeheims, des »Das dadurch eingesparte Geld Steubing, Leitung der Erlanger Betreuten Wohnens und des Hospizes, können die Bahnhofsmissionen an Bahnhofsmission, »das vereinfacht die an den geöffneten Fenstern und anderer Stelle besser für ihre hervor- den Weg zu Fortbildungen und von ihren Balkonen aus lauschten. ragende Arbeit einsetzen«, so Konferenzen«. Pfarrerin Dorothee Tröger bedankte Bayerns Verkehrsministerin Kerstin sich herzlich, dass die Musiker*innen Schreyer. Die neue Vereinbarung die Botschaft »Christus ist aufer zur kostenfreien Nutzung der Regio- standen, es besteht Hoffnung auch nalzüge betrifft sowohl Begleitfahrten für uns!« weitergegeben haben. Das mit Bahnhofsmission Mobil sowie stärke und mache Mut für die Zukunft. CLAUDIA STEUBING (l.) mit Mitarbeitenden der Bahnhofsmission.
8–9 Onlineseminar zur Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=33AB5jGlCXY Stressbewältigung Auf dem YouTube-Kanal der Diakonie Erlangen können Interessierte sich ein neues Onlineseminar zum Thema »Stressbewältigung« ansehen. Das Seminar, bestehend aus zehn Clips wurde von Nicole Jungbauer für die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (KASA) erstellt. Die Psychologin beantwortet u. a. die Fragen: »Wo kommt der Stress her? Wie entsteht er? Was macht Stress mit uns? Wie können wir dem gut begegnen?« Das Angebot richtet sich besonders an alleinerziehende Eltern, aber auch an alle, die das Thema interessiert. YouTube Kanal NICOLE JUNGBAUER Bitte beachten Sie, dass unsere Psychologin Videos in Kürze nur noch im gemein- samen Kanal der Stadtmission Nürnberg und Diakonie Erlangen zu finden sind. Fortbildung »Auf der Suche nach neuen Mög lichkeiten der Wissensvermittlung bin in einer Minute ich auf dieses interessante Projekt gestoßen und war sofort begeistert«, Fortbildungen sind im normalen erzählt er. Die Fortbildungsinhalte sind Berufsalltag der Pflege schwierig auf einer Lerntafel zusammengefasst, unterzubringen. Alexander Kulla, die Lesezeit soll dabei ungefähr eine Leitung des Erlanger Hospizes, hat Minute betragen. Diese freiwilligen in seiner Einrichtung darum das »Mini-Fortbildungen« werden an Fortbildungskonzept One Minute Orten platziert, an denen Wartezeiten Wonder (OMW) als Angebot für entstehen, z. B. am Drucker. Die in seine Mitarbeitenden etabliert. Großbritannien entstandene Idee kommt auch hierzulande gut an und verbreitet sich. »Auch Mitarbeitende selbst tragen Inhalte für das OMW bei«, erklärt Kulla. Außerdem stellen alle teilnehmenden Netzwerkpartner ihre Lerntafeln zum Austausch mit den anderen online. HOSPIZ AM OHMPLATZ OMW im Einsatz
DIAKONIE NACHRICHTEN Panorama 100. Geburtstag Verabschiedung und Umbrüche miterlebt. Das Gremium der MAV habe immer in engem Kreis in den Ruhestand versucht die besten Lösungen für die Mitarbeitenden zu finden und eine Wilhelm Hausotte, Bewohner im Nach 27 Jahren in der D iakonie gute Zusammenarbeit mit der Pflegeheim Diakonie am Ohmplatz, Erlangen und über 20 Jahren Geschäftsleitung zu pflegen. »Sehr feierte am 10. Juni 2021 seinen Engagement in der Mitarbeiten hilfreich für uns war in den letzten 100. Geburtstag im engen denvertretung (MAV) – dem Jahren die Gründung des Gesamtaus- Familien- und Bekanntenkreis. »Betriebsrat« der Diakonie – schusses für die Mitarbeitervertre- hat sich Elisabeth Gerrity in tungen in der Diakonie Bayern«, Seit fast 50 Jahren war Hausotte den Ruhestand verabschiedet. betont Gerrity. Durch eine Rechtsrefe- Mitglied der Bergwacht, darunter rentin können hier die juristischen mehrere Jahre im Vorstand. Noch Begonnen hat die Sozialpädagogin Fragen der MAVen beantwortet bis ins hohe Alter fuhr er in die Alpen 1994 bei den Ambulanten Erzieh werden. Die MAV-Arbeit sei in den zum Wandern. Im Pflegeheim am erischen Hilfen, bevor sie von 2002 letzten Jahren immer mehr geworden. Ohmplatz lebte er wieder im gleichen bis Ende Juni 2021 in der Sozial Den Vorsitz der MAV hat Elisabeth Erlanger Stadtviertel, in dem er einst beratung »KASA« tätig war. »Es ist Gerrity zum 1. Mai 2021 an Doris aufgewachsen ist. Wenige Wochen immer ein Spagat«, sagt die 65- Dallheimer abgegeben. Zum Abschied nach seinem runden Geburtstag, Jährige über ihre Rolle in der MAV. wolle sie sich für das Vertrauen der am 21.07.2021, ist Wilhelm Hausotte Sie hat im Laufe ihrer Amtszeit viele Mitarbeitenden und für die gute verstorben. Wechsel in der Geschäftsleitung Zusammenarbeit herzlich bedanken. WILHELM HAUSOTTE War Bewohner der Diakonie am Ohmplatz. ELISABETH GERRITY Sozialpädagogin
10 – 11 Obwohl die Pandemie dazu geführt hat, dass es weniger Ausbildungs stellen gibt, stehe man in Erlangen insgesamt noch ganz gut da, meint Wolfgang Gremer, Leitung der Jugendwerkstatt bei der Verleihung des Gütesiegels. Aber auch hier gilt: »Das Matching von Azubi zu Betrieb funktioniert oft nicht.« Einer der Gründe dafür sei die seit Jahren andauernde Bestenaus- lese. »Das Abitur und der mittlere Schulabschluss sind zur Leitwährung auf dem Ausbildungsmarkt geworden, junge Menschen mit einem Haupt- schulabschluss haben dagegen kaum noch Chancen auf einen unmittel baren Start in die Ausbildung – nur 45 Prozent schaffen diesen direkten Einstieg.« Unter denen, die nicht sofort einen Ausbildungsplatz finden, sind auch sozial stark benachteiligte Jugend liche, die eine individuelle Förderung »Wir machen brauchen. Manche fallen erstmal ganz durchs Raster und werden dann von Institutionen wie dem Jugendamt, junge Menschen der Arbeitsagentur oder dem Job center bzw. der GGFA an die Jugend- werkstatt vermittelt. Hier werden die fit fürs Leben« Jugendlichen besonders gefördert – fachlich und in ihrer persönlichen Entwicklung, um später auf dem Wolfgang Gremer, Leitung der Jugendwerkstatt normalen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. »Unser Fokus liegt nicht nur auf der Herstellung von Möbeln«, erklärt Gremer. »Unsere Aufgabe ist die Ausbildung junger Menschen, denen Erneut ausgezeichnet: wir eine Basis für ein gelingendes Leben mitgeben wollen«. Jugendwerkstatt erhält Gütesiegel Neben den fachlichen Lehrinhalten nehmen die Auszubildenden sehr Die Jugendwerkstatt der Diakonie viel mehr in der Jugendwerkstatt mit: wurde wieder mit dem Gütesiegel Regelmäßig nehmen sie an pädago- soziale und berufliche Integration gischen Aktivitäten, wie gemeinsame ausgezeichnet. Die Ausbildungs Kanutouren und intuitives Bogen stätte bildet junge Menschen schießen teil. Außerdem werden sie zu Schreinern*innen und Fach von Mitarbeitenden persönlich praktikern*innen für Holztechnik beraten und unterstützt, wenn sie aus. Aber sie ist kein normaler Schwierigkeiten im Alltag haben. Betrieb: Denn hier werden junge Die Vermittlungsquote der Jugend- Leute nicht nur für ihren Beruf, werkstatt-Lehrlinge auf den sondern für ein selbstbestimmtes normalen Arbeitsmarkt liegt bei Leben fit gemacht. über 80 Prozent.
DIAKONIE NACHRICHTEN Panorama Seit 25 Jahren verbindet die Tafel Erlangen Lebensmittelrettung und soziales Engagement. Ein Interview mit der Einrichtungsleitung Elke Bollmann. Wer sind die Kunden*innen Während den letzten anderthalb der Tafel und warum kommen Jahren hat sich vieles verändert, sie zu Ihnen? darunter auch unser Bewusst Elke Bollmann 1653 Kunden*innen sein für das vermeintlich N ormale zählt die Tafel Erlangen Anfang 2021, und das, was schief läuft in 25 Jahre nach ihrer Gründung. Das unserer Gesellschaft. Man spricht sind zu viele. Der Kundenstamm ist in jetzt von G ewinnern*innen und diesem Zeitraum um 35 % gestiegen. Verlierern*innen der Pandemie. In Erlangen kommen Woche für Wie nehmen Sie das aus Tafel- Woche bedürftige Menschen zu den Sicht wahr? Ausgabestellen – ein Drittel davon Elke Bollmann Die Tafel war und ist sind Kinder und Jugendliche – und für unsere Kunden*innen eine wichtige erhalten qualitativ hochwertige Hilfe im Alltag und hat ihnen als Lebensmittel. Warum sie kommen? Konstante Stabilität gegeben. Tafeln Sie haben wenig bis keine Wahl. waren und sind systemrelevant. Ihr monatliches Einkommen reicht Wer oder was systemrelevant ist, ist oft nicht für das Lebensnotwendige. immer eine Frage des Blickwinkels. Das wurde in den zurückliegenden Aber am Ende ist es so: Unsere Erde zwölf Monaten besonders deutlich. und wir Menschen sind system Prekäre Beschäftigungsverhältnisse relevant. Davon muss sich alles wurden beendet, das Einkommen andere ableiten. Tafeln können eine ausKurzarbeit bei Menschen mit Gesellschaft nicht nachhaltig ver ohnehin niedrigem Einkommen reicht ändern, aber sie machen Missstände oft nicht mehr für Miete und offene deutlich. Eine Gesellschaft, die mit Rechnungen, Kindern fehlen materi- einer Verknappung von Ressourcen elle Ressourcen bei der Bewältigung zu kämpfen hat, die weiß, dass von Distanzunterricht. sie sich angesichts des Klimawandels anders verhalten und wirtschaften muss, geht mit ihnen trotzdem so um, als gäbe es kein Morgen.
12 – 13 Ein Drittel aller Lebensmittel, die Erfahrungen anderen schenkten. weltweit produziert werden, werden Aktuell sichern 150 Mitarbeitende in vernichtet. Und auf der anderen Seite den drei Ausgabestellen der Tafel Tafel Erlangen ELKE BOLLMANN sehen wir, dass es Not und Mangel Erlangen Tag für Tag einen reibungs- bei uns gibt. Die Schere zwischen losen Betriebsalltag, eine konstante Seit Ende 2019 leitet Armen und Reichen geht immer weiter Unterstützung für alle Kunden*innen. Elke Bollmann die drei Aus auseinander. Armut nimmt die Chance Für- und miteinander ist ihre Devise. gabestellen der Tafel auf eine freie persönliche, soziale, Erlangen in der Schillerstraße, in Büchenbach und Herzo schulische und berufliche Entfaltung. Dass es miteinander immer besser genaurach. Den Kunden*innen Das ist doch eine – ich würde fast geht, haben also auch viele Leute mit Respekt und auf Augen- sagen – Versündigung an Umwelt und verstanden, die nicht mit Muskel höhe zu begegnen ist ihr Mensch. kraft und Zeit, wohl aber finanziell besonders wichtig. geholfen haben, oder? Welche Rolle spielt da die Tafel und Elke Bollmann Die Tafel ist eine was tut sie, um die Verhältnisse wichtige Anlaufstelle für Menschen zu verbessern? in Not, ein sozialer Anker, der vor Elke Bollmann Seit 25 Jahren ermög- Einsamkeit schützt. Um unsere Arbeit licht die Tafel Erlangen Teilhabe und verlässlich ausführen zu können, übernimmt soziale Verantwortung. Sie benötigen wir finanzielle Unterstüt- verbindet soziales und ökologisches zung. Diese erhalten wir seit vielen Engagement und das ist einzigartig. Jahren von zahlenreichen Spendern Und von dieser Idee profitieren *innen und Organisationen, dem alle Beteiligten: Lebensmittelhändler Förderverein Erlangen Tafel e. V. und nehmen ihre ökologische Verantwor- den Kommunen. Während der tung wahr, B edürftige erhalten für Pandemie war die Unterstützung wenig Geld Lebensmittel. Und ganz auch von Privatleuten wirklich riesig. nebenbei reduziert sich der anfallende Dafür sage ich ganz herzlichen Dank! Müll zugunsten der Umwelt und Aber auf Dauer wird diese Arbeit wertvolle Ressourcen wie Wasser und alleine durch Spendengelder und Arbeitskraft werden geschont. ehrenamtliches Engagement nicht zu stemmen sein. Wie in unseren Das klingt jetzt so einfach … europäischen Nachbarländern Elke Bollmann Möglich wurde das, ist eine staatliche Unterstützung und weil sich in zurückliegenden Jahren Anerkennung erforderlich. Davon immer zahlreiche Menschen für diese unberührt bleibt eine notwendige Idee einsetzten, einen Teil ihrer Neuausrichtung der Sozialpolitik Lebenszeit, ihrer Kompetenzen und in Deutschland, damit niemand mehr existenziell auf die Angebote der Tafeln angewiesen ist. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg!
MEINE DIAKONIE Lebensqualität hat keine Altersgrenze LEBENSQUALITÄT HAT KEINE ALTERSGRENZE ANNA THIEL Das Projekt »Schaffung neuer Lebensperspektiven für ältere in › verfestigter Obdachlosigkeit ‹ lebende Menschen in der Stadt Erlangen« wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Die Mitarbeitenden arbeiten eng mit dem Sozial- und Wohnungsamt der Stadt Erlangen zusammen.
14 – 15 Rund 370 Menschen leben derzeit in Erlangen in einer Koma« erzählt er. Schon zuvor hatte er seinen Job auf- städtischen Verfügungswohnung. Im Rahmen eines gegeben, um sie zu pflegen – so war es vereinbart. Nach Projektes arbeiten zwei Sozialpädagoginnen der D iakonie ihrem Tod habe er den Überblick verloren. Die Trauer im Erlangen daran, die Lebens- und Wohnsituation älterer Alkohol ertränkt. Dazu kamen Schulden, die sich über Bewohner*innen zu verbessern. Wieder eine Arbeit zu die Jahre aufgestaut hatten. Eine Situation, in der er nicht finden, ist in vielen Fällen aussichtslos. Die Bedarfe mehr zurechtkam. Bei der Stadt vermittelte man ihm einen liegen anderswo: Die Mitarbeitenden unterstützen ihre Platz in einem Männerwohnheim. Die Sozialpädagogen Klienten*innen bei gesundheitlichen Problemen, bei der *innen hätten ihm damals sehr geholfen, auch mit Gesprä- Suche nach eigenem Wohnraum und einer Beschäftigung. chen – obwohl das Sozialamt enorm ausgelastet ist. Sie helfen ihnen auch, den Alltag zu strukturieren und die Freizeit zu gestalten. Gemeinsam versuchen sie, Babette Brokmeier arbeitet gemeinsam mit ihrer neue Perspektiven zu entwickeln und die Lebensqualität Kollegin Marianne Warnke in dem Projekt der Diakonie. zu erhöhen. »Unsere Arbeit ist auch eine Entlastung für die Ämter«, erklärt die Sozialpädagogin. Denn sie bringt mehr Zeit mit, Holger Grube (Name geändert) ist einer der Klienten*innen um Dinge in Ruhe zu besprechen. »Lebensqualität darf des Projektes. Sein Zuhause schön zu haben, ist dem keine Altersgrenze haben«, sagt sie ganz klar. Seit Oktober 59-Jährigen wichtig, auch wenn es nur vorübergehend ist. letzten Jahres kommt Brokmeier ein- bis zweimal die Gerne möchte er die Wände neu streichen, aber aus Woche bei Grube zu Besuch. Gemeinsam schauen gesundheitlichen Gründen wäre eine Spezialfarbe nötig – sie z. B. die Post durch, bearbeiten und ordnen Unterlagen. und die ist teuer. In seinem Allergieausweis findet sich Vor einer Weile wurde bei dem 59-Jährigen eine Herz- eine lange Liste an Stoffen, auf die sein Körper stark krankheit festgestellt. Auch bei den Ärzten*innen unter- reagiert. »Wegen der Kontaktallergie kann ich zum Beispiel stützt ihn Babette Brokmeier. »Sie begleitet mich«, erklärt auf meinem PVC-Boden nicht barfuß gehen«, erklärt er. er, »darüber bin ich sehr froh«. Die Krankheit erschwert nicht nur den Alltag, sondern hat auch dazu beigetragen, dass Grube keine Arbeit mehr Große Sprünge kann Grube nicht machen, dafür reichen gefunden hat. Sozialhilfe und Witwerrente nicht aus. »Man muss genau schauen, was man kauft«, sagt er, »es ist schon Gerne hätte der gebürtige Erlanger nach der Schule eine auch ein Kampf«. Er lebe von einem Tag auf den anderen. Lehre gemacht. Sein Stiefvater, ein Trinker, habe es ihm Die Hoffnung, mithilfe der Diakonie irgendwann wieder verboten, erinnert sich Grube. Mit Unterstützung des in eine eigene Mietwohnung zu ziehen, ist aber noch nicht Jugendamtes zog er damals aus, in eine eigene Wohnung, verloren. Noch bis November ist die Unterstützung von und begann zu arbeiten. »Fünf Jahre lag meine Frau im Babette Brokmeier bewilligt. WOHNUNGSLOSEN HILFE Holger Grube (Name geändert) ist 59 und lebt in einer Verfügungswoh- nung der Stadt. Die Unter stützung der Diakonie Erlangen gibt ihm Mut und Perspektiven. Sozial pädagogin Babette Brokmeier (r.) begleitet ihn seit über einem halben Jahr. Sie bringt Zeit mit, um zuzuhören und Bedarfe festzustellen.
MEINE DIAKONIE Eine Welle der Solidarität EINE WELLE DER SOLIDARITÄT TABEA BOZADA Jochen Nußbaum, Leitung der Spendenabteilung der Diakonie Erlangen, liebt seine Arbeit als Brückenbauer zwischen Menschen, die Hilfe brauchen, und Menschen, die helfen wollen. »Gefühlt«, sagt er, »so viel Not und gleichermaßen so viel Hilfsbereitschaft wie im Coronajahr war wohl nie«. Eine neue Kollegin, Stephanie Öttl, unterstützt seit Juni das vierköpfige Team.
16 – 17 Lieber Herr Nußbaum, wie blicken Sie auf dieses viel bewegt. Bestes Beispiel: Die Tafel hatte einen tollen letzte Jahr zurück? Zulauf von neuen Ehrenamtlichen – vor allem Schüler Jochen Nußbaum Dankbar und überwältigt! Wir haben *innen und Studenten*innen. Damit konnten die selbst zu mit jeder Coronawelle auch eine Welle der Hilfsbereit- den Risikogruppen zählenden Stammkräfte entlastet und schaft erfahren. Wahnsinnig viele Sach- und Lebensmit- geschützt werden. Dazu kommt der Ausbau des Tafel telspenden und ebenso bei den Geldspenden für unsere mobil-Dienstes. Durch die Corona-Krise war und ist es für Arbeit – die haben alle Rekorde gebrochen: 25 Prozent einige Tafelkunden*innen mit Vorerkrankungen nicht mehr mehr im Vergleich zum Vorjahr. möglich, persönlich zur Ausgabe zu kommen. Zudem steigt die Zahl der Senioren*innen und somit auch die Zahl Lassen Sie es uns noch konkreter machen: Gibt es der Kunden*innen, die immobil sind. Die Tafel hat ihren vielleicht ein exemplarisches Spendenereignis, Lieferservice um ca. 30 Prozent ausgebaut. Möglich wurde das sie herausgreifen können, weil es dieses ohne das auch durch ein drittes Fahrzeug, unser neues Corona wohl nicht gegeben hätte? E-Lastenrad. Ohne Spenden ist das alles nicht denkbar. Jochen Nußbaum Da denke ich zum Beispiel an die von Spendern*innen finanzierten Gastronomie-Gutscheine Was hat sich in Ihrem Team nach diesen letzten für Tafel-Kunden*innen. Dies half nicht nur den von uns Monaten verändert? versorgten Menschen, sondern auch den unter den Lock- Jochen Nußbaum Wir hatten so viele Anfragen von downs leidenden Restaurants. Oder an die Spende vom Menschen, die helfen wollen – nicht nur im letzten Jahr: Leo-Club Erlangen, der Jugendorganisation von Lions Völlig zu Recht wollen sie genau wissen, was mit ihrer Clubs. Unter anderem deren Unterstützung ermöglichte finanziellen Unterstützung passiert und was sie bewirkt. es z. B. unserer Bahnhofsmission, Thermobecher für ihre Das gilt genauso für Menschen, die über ihr Erbe nach- Besucher*innen anzuschaffen. Dadurch konnten die Mitar- denken. Und darauf haben wir reagiert: Seit Juni haben beitenden die Menschen draußen mit warmen Getränken wir eine neue Kollegin im jetzt vierköpfigen Spendenteam, versorgen, denn der Innenraum war ja geschlossen. Ein Stephanie Öttl, die sich künftig um Benefizaktionen und ganz anderes Beispiel: Etliche Unternehmen und auch die vielen Firmen und Spender*innen kümmert, die unsere das Malteser Waldkrankenhaus haben gesagt: Wir können Arbeit regelmäßig oder mit kleineren, anlassbezogenen dieses Jahr keine Weihnachtsfeier machen. Was können Aktionen unterstützen. Ich wiederum werde verstärkt wir stattdessen mit dem Geld Gutes tun? Menschen beraten, die z. B. mit ihrem Vermächtnis oder einem größeren Teil ihres Vermögens langfristig Gutes tun Was treibt die Menschen an, in der Krise ihr Herz und wollen. Ziel ist es, künftig noch besser sicherzustellen, ihren Geldbeutel aufzumachen, anstatt die eigenen dass sie sich in ihrem Engagement wirklich gut beraten Mittel zusammenzuhalten in unsicheren Zeiten? und richtig verortet fühlen. Jochen Nußbaum Ich hatte den Eindruck, dass dieses Virus und seine schlimmen Folgen jedem von uns sehr nah gekommen sind. Dieses Gefühl, dass es jeden treffen Kontakt könnte, das hat viel bei den Leuten ausgelöst. Und dann Jochen Nußbaum, T. (09131) 63 01 - 116 entstand auch ein ganz klares Bewusstsein dafür, wie gut jochen.nussbaum@diakonie-erlangen.de es vielen geht, welche Sicherheiten sie haben im Vergleich www.diakone-erlangen.de/spenden zu anderen. Welches Glück mit Familie und Beruf. Das plötzlich auch wahrzunehmen. Dazu kam die sehr sicht- bare Not anderer: »Bleiben Sie zuhause!« – dieser einfache Satz, verbunden mit den Bildern obdachloser Menschen, die nirgendwo unterkommen. Das hat die Leute aufgewühlt und mobilisiert: Sie wollten die soziale Kluft überbrücken. Was kann die Diakonie Erlangen mit diesem Mehr von Hilfe erreichen? Jochen Nußbaum Wir sind in der Lage, unsere Hilfen für die Menschen aufrechtzuerhalten, die sie dringend brauchen – zum Teil sogar auszubauen. Keiner weiß ja, wie es weitergeht. Dass nach der Krise gespart wird – auch an manchen sozialen Belangen – ist zu befürchten. Andererseits: Allein im letzten Jahr hat sich auch richtig
SCHWERPUNKT Diakonie und »assistierter Suizid« »SELBSTBESTIMMUNG IST EINE ILLUSION DER MODERNE« DIAKONIE UND »ASSISTIERTER SUIZID« EIN GESPRÄCH ÜBER WERTE UND WEGE TABEA BOZADA, ANNA THIEL Im Februar 2020 kippte das Bundesverfassungs gericht das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe. Diakoniepräsident Ulrich Lilie stieß daraufhin inner halb seines Verbands eine heiße Diskussion an: Aktive Sterbeassistenz in der Diakonie – wie geht das zusammen? Im Interview mit Pfarrer Matthias Ewelt, Vorstand von Diakonie Erlangen und Stadtmission Nürnberg, und der Leitung des Erlanger Hospizes am Ohmplatz A lexander Kulla wird klar, dass es um viel mehr geht als die Frage, wer einem sterbenskranken Menschen das tödliche Medikament übergibt. Denn der freie Zugang zu Sterbe hilfe würde für alle gelten – auch Junge und Gesunde. Ist die Selbstbestimmung eines Menschen tatsächlich sein höchstes Gut? Wie können wir verantwortungsvoll mit dem Sterbewillen eines jeden umgehen, wenn wir doch wissen, dass dieser immer auch Momentauf nahme und abhängig von vielen äußeren Umständen ist? Der Theologe Matthias Ewelt und der Krankenpfleger Alexander Kulla haben dazu sehr persönliche, mitunter auseinandergehende Haltungen – beide gehören zur Diakonie. Vollständiges Interview im YouTube Kanal der Diakonie Erlangen und Stadtmission Nürnberg: https://youtu.be/039H9Rl64vg
18 – 19 Das Urteil des Verfassungsgerichtes haben viele ausgehen, dass ich das Recht habe, mein Leben einfach als Dammbruch verstanden. Können Sie uns nochmal jederzeit zu beenden, weil es ein Geschenk ist, mit dem kurz erklären, was wohl künftig, nach gesetzlicher ich umgehe. Neuregelung, in Deutschland möglich sein wird und was nicht? Das heißt, Sie sehen das Credo und Plädoyer zur Kulla Ich glaube nicht, dass es diesen Dammbruch Selbstbestimmung eher kritisch, um das hier auch geben wird. Dass die Zahlen der assistierten Suizide also gestritten wird? nicht massiv in die Höhe steigen werden. Für viele ist Ewelt Es ist nicht so, dass ein Leben beendet wird und es einfach eine Option, die sie haben und in Anspruch damit ist alles gut, sondern dass wir sozial das Ganze nehmen könnten. Wenn dann eine gesetzliche Regelung angucken müssen: Es ist letztlich nur ein Tausch - einer da ist, wird ein assistierter Suizid wohl unter ganz beendet seine Krise und schafft eine neue Krise für engen Voraussetzungen möglich sein, die noch geregelt andere. Deswegen ist es zu wenig, nur auf das Individuum werden müssen. Was es definitiv nicht geben wird ist zu gucken. die Todesspritze, also das Töten auf Verlangen. Also Kulla Natürlich ist es so, dass wir in einem sozialen Um- dass jemand jemandem eine Spritze verabreicht, ohne feld leben, Familie und Freunde haben. Ich stelle fest, dass dass dieser selbst die Tatherrschaft hat. Das kann man immer mehr Leute alleine sind, die keine Angehörigen aber auch kritisch betrachten, wenn man z. B. an haben, die isoliert sind und das wird leider zunehmend Menschen denkt, die gelähmt sind und eine Tablette ein Problem. Von daher lass ich das Argument der Hinter nicht mehr selbst schlucken können. bliebenen nicht immer gelten. Wo hört denn die Assistenz zum Suizid auf und wo genau beginnt Tötung? »Für mich ist wichtig, dass für Kulla Die Assistenz kann damit anfangen, dass beraten wird, dass ein Medikament besorgt wird oder ein Rezept die Gespräche mit demjenigen, ausgestellt wird. Oder dass das Medikament soweit vor der sich töten möchte, ganz bereitet wird, dass es derjenige nur noch nehmen muss. viel Zeit da ist.« Besteht die Aussicht, dass Hausärzte oder jemand Alexander Kulla, Leitung des Hospizes in der Familie, künftig beim Suizid helfen? Kulla Das ist wohl auch das, was jetzt schon passiert. Bei den assistierten Suiziden im Verborgenen. Und wenn das dann offen und transparent stattfindet, dann ist das Sie sehen es also auch als Teil der Verantwortung denke ich der beste Weg. Ich muss aber auch immer dazu eines Menschen, der sein Leben beenden möchte, sagen, es ist wichtig, dass keiner der Ärzte dazu gezwun- Verantwortung für sein Umfeld zu tragen, dass gen werden kann, so eine Suizidhilfe vorzunehmen. er hinterlässt und welches Leid und welche Tragödie Ewelt Was ich wichtig finde, neben dem ganzen Medizi- er auslöst? nischen, ist die Frage der Begleitung. Dass die Beratung Ewelt Wenn wir soziale Menschen sind, müssen wir von der tatsächlichen Durchführung getrennt ist, damit auch einsehen, dass all unser Tun Folgen für andere hat. man da nicht in einen Automatismus reinkommt oder Das ist grundsätzlich im Menschsein drin, als soziales in eine Selbstverpflichtung: Ich muss jetzt auch. Sondern, Wesen habe ich immer die Pflicht, darüber nachzudenken, dass man das entkoppelt. Und diese Brücke würde was mein Handeln bei anderen auslöst. mir auch helfen, wenn wir Verantwortung als diakonischer Träger haben: Wir werden nie die sein, die die Medika- Kulla Das macht das Sterben insgesamt wirklich mente dafür im Vorratsschrank haben und dann verteilen. schwierig. Wir haben immer im Kopf, wie geht es unseren Aber wir werden auch Patienten oder Bewohner, wenn Angehörigen, unseren Freunden, unserem Arbeitgeber. sie bei uns sind, nicht bitten woanders hinzugehen, wenn Was passiert, wenn ich als Hauptverdiener ausfalle? sie diese Entscheidung für sich treffen. Wie kommen die über die Runden? Menschen im Hospiz tun sich sehr schwer zu gehen, wenn noch offene Was hat das Urteil des Verfassungsgerichtes Baustellen sind. in Ihnen ganz persönlich ausgelöst? Ewelt Ich sehe den Dammbruch in der Grundsatzent- Was sind Ihrer Erfahrung nach aus der Seelsorge scheidung, dass wir in das Thema der Selbstbestimmung und dem Hospiz Beweggründe, die dazu führen, reingehen, als ob wir Menschen jeweils nur alleine unter- dass jemand nicht mehr leben möchte? wegs sind. Es wird immer mehr auf individuelle Entschei- Ewelt Grundsätzliche Lebensängste, z. B., wenn man dungsfreiheit gesetzt. Dass so getan wird, als sei jeder den Arbeitsplatz verloren hat, gerade bei Männern. Es jederzeit Herr seiner Lage. Wir hatten nie das Recht zu sind ja überwiegend Männer, die sich suizidieren, die dann entscheiden, ob wir geboren werden und als glaubender nicht mehr für die Familie sorgen können. Allerdings ist Mensch sage ich, ich kann nicht grundsätzlich davon ja auch ein ganz großer Anteil bei denen, die v ermeintlich
SCHWERPUNKT Diakonie und »assistierter Suizid« ründe haben für einen Selbstmord, in psychischen G Erkrankungen, also Depressionen zu suchen. Und das macht es auch so schwierig, bei der Frage ob, es eine abgeklärte Entscheidung ist, weil diese natürlich überlagert wird. Die Vorstellung also, dass jemand ganz bei sich, ganz gesund, ganz klar und reflektiert eine Entscheidung über den eigenen Tod trifft, und sagt: Ich möchte euch das alles mitteilen, lasst uns gemeinsam einen guten Weg finden. Das ist eine rein theoretische Vorstellung, wie wir es gerne hätten. Die funktioniert in der Realität sehr selten. Auch der Tod im Hospiz ist ein Sonderfall. Kulla Häufig sind es schwere Erkrankungen und der unsichere Verlauf, wie es weitergeht. Die Unkenntnis dar- über, wie Sterben funktioniert. Angst vor der Ungewissheit, Angst vor Schmerzen, Angst vor Symptomen, Atemnot, ALEXANDER KULLA Angst vor der Pflegebedürftigkeit, das Ausgeliefertsein. Alexander Kulla ist Krankenpfle- Das ist es, was bei vielen für Panik sorgt und in einem ger und Leitung des Hospizes Suizidwunsch mündet. Es gibt keine legitimen und illegiti- am Ohmplatz in Erlangen. Er men Gründe. Es gibt nur individuelle Empfindungen dazu. begrüßt, dass das kategorische Ewelt Ich würde sogar davor warnen, diese zu bewerten. Nein zur Sterbeassistenz vom Bundesverfassungsgericht Denn in dem Moment, wo wir bewerten, was legitim ist gekippt wurde. Gleichzeitig sagt als Sterbegrund, zum Beispiel eine kommende Demenz. er: Um Menschen ein gutes, In dem Moment entsteht ein Druck auf alle, die diese würdevolles Sterben nach ihren Diagnose kriegen. Wünschen zu ermöglichen, brauche es vor allem mehr Zeit und Personal in medizinischen Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts und pflegerischen Einrichtungen. kann jeder – nicht nur ein Todkranker – die Unterstüt zung von Sterbehilfevereinen in Anspruch nehmen. Welche Voraussetzungen sehen Sie als unumgänglich, bevor einem Menschen tatsächlich bei der Beendi gung seines Lebens geholfen werden darf? wird da aus meiner Sicht jetzt ein Stück weit verschoben. Ewelt Es muss immer unter der Überschrift »Ultima Ratio« Ich könnte mir konkret vorstellen, dass es in unseren laufen. Und es muss herausgearbeitet werden, dass dieser Häusern erlaubt ist und jemand von außen dazu kommt, Mensch zu dieser Entscheidung aus nachvollziehbaren wir es aber nicht selbst anbieten. Gründen gekommen ist. Dass das nicht z. B. durch eine Depression oder so überlagert ist, die man medikamentös Müsste es in Pflegeheimen eine bestimmte behandeln kann. Dann sind bisher auch Kinder nicht aus- Ansprechperson geben, die ein offenes Ohr für genommen. Das heißt Eltern könnten entscheiden, ob Sterbewünsche hat? ein Kind sich das Leben nimmt – das halte ich für enorm Ewelt Es ist wahrscheinlich tatsächlich so, sobald ein schwierig. Vertrauensverhältnis mit unseren Pflegekräften da ist, sind Kulla Für mich ist wichtig, dass für die Gespräche mit diese Ansprechpartner und angefragt, das wird immer demjenigen, der sich töten möchte, ganz viel Zeit da ist. passieren. Ob man das dann instutionalisiert, ähnlich wie Und dass neutral beraten wird über die Optionen, und es einen Sozialdienst gibt, das muss man sehen, ob das zwar über alle. Es reicht, wenn jemand klar bei Verstand professionell notwendig ist. ist, wenn man ihm die Optionen ausführlich aufzeigt. Wir dürfen ihn auch nicht in eine Richtung drängen, damit er Das Sterben frühzeitig durch Dritte zu ermöglichen von seinem Anliegen Abstand nimmt. ist das eine. Haben wir andererseits überhaupt schon alles erreicht, damit jeder Mensch garantiert gut, Können Sie sich vorstellen, Sterbehilfe auch in d. h. natürlich ohne Angst sterben kann? den Einrichtungen der Diakonie Erlangen und Stadt Kulla Einer meiner größten Kritikpunkte ist, dass wir noch mission Nürnberg zuzulassen? viel zu weit auseinanderliegen mit Palliativmedizin auf Ewelt Zu glauben, dass es Mitwirkung bzw. Unterstützung der einen Seite und universitäre Medizin auf der anderen beim Sterben nicht auch bisher schon gegeben hätte, Seite. Es ist ganz wichtig, dass die Palliativmedizin viel wäre eine Illusion. Auch bisher haben Ärzte z. B. ent- früher in diese Behandlungsprozesse mit reinkommt, schieden, dieses Medikament geben wir nicht mehr, hier quasi schon ab Diagnosestellung mit im Boot sitzt und machen wir das Sterben möglich. Oder zu sagen, Alternativen aufzeigt. Und dann sehe ich tatsächlich es wird nicht weiter künstlich ernährt usw. Die Grenze auch einen großen Mangel in der Pflege, was Personal
20 – 21 Gibt es eine besondere Rolle der Diakonie in der Sterbedebatte? Ewelt In dem Moment, wo Menschen den Eindruck kriegen, es ist im Prinzip egal, ob Leben oder Tod, ich kann also jeden Tag entscheiden, ob ich leben oder sterben möchte, wird es schief. Da ist unser Auftrag als Kirche und Diakonie: Nein, wir sprechen für das Leben. Wir wollen Hilfe zum Leben geben, nicht zum Sterben. Selbstbestimmung – das ist ja das wesentliche Argument, das für ein Zulassen der Hilfe zur Selbst tötung spricht. Ist wirkliche Selbstbestimmung nicht von viel mehr Rahmenbedingungen abhängig? Ewelt Philosophisch und theologisch betrachtet ist Selbstbestimmung eine Illusion. Das ist eine Erscheinung der Industriegesellschaft und der Moderne. Alles wird MATTHIAS EWELT Pfarrer Matthias Ewelt ist durch Rahmenbedingungen, wo ich lebe, politisch, gesell- Vorstand der Stadtmission Nürn- schaftlich, wirtschaftlich usw. bestimmt. Fremdbestim- berg und der Diakonie Erlangen. mung ist die Normalität. Selbstbestimmung ist die Freiheit Aktive Sterbehilfe könne es in nein sagen zu können, in einem bestimmen Rahmen, den Häusern der Diakonie nicht in dem ich mich bewege. als reguläres Angebot geben. Wohl aber ein Ermöglichen oder das Zulassen durch Dritte, Wir leben in einer Leistungsgesellschaft in dem meint er. der Mensch nur etwas wert scheint, wenn er etwas beiträgt. Vielen Menschen geht’s ja schon bei Kleinig keiten so: Sie wollen niemandem zur Last fallen, egal, ob‘s um Geld oder um Zeit geht. Sie wollen kein Jammerlappen oder auf jemanden angewiesen sein. Wie müssen wir das berücksichtigen? Ewelt In dem Moment, wo Menschen nicht in Armut fallen müssen, weil sie zumindest Job und einkommens- ausstattung angeht. Da sind wir an einem schwierigen technisch nichts mehr beitragen können, krank sind usw. Punkt. Um eine gute Sterbebegleitung zu machen, In dem Moment, wo sie da abgesichert sind, entstehen Menschen am Lebensende in Würde zu begleiten. Dafür diese Dilemmata nicht. Und das moralisch-ethische braucht es vor allem Zeit und personelle Ressourcen. Thema, das Sie da ansprechen, da ist das offene Gespräch entscheidend. Immer da, wo Dinge nicht an- Was ist eine gute Palliativmedizin und Hospizarbeit gesprochen sind und unausgesprochene Erwartungen im Stande zu leisten? bestehen, wird es problematisch. Da bemühen wir Ewelt Da würde ich gern aus eigener Erfahrung uns in der Seelsorge und in Beratungsstellen darum. antworten: Es ist eine Illusion zu glauben, dass man nur mit Medikamenten voll bewusstes, voll schmerzfreies Besonders Demenz ist ja diskussionsbedürftig, was Leben und Sterben hinbekommen kann. Es ist immer die Selbstbestimmung angeht. Erkrankte müssten relativ. Es kommt dann auch auf meine Resilienz an. Sterbehilfe in Anspruch nehmen, zu einem Zeitpunkt, Kulla Alle Maßnahmen zur Linderung von Leid und an dem die Situation eigentlich noch gut ist, damit Symptomen brauchen immer eine Indikation. Eine gezielte man von einer selbstbestimmten Entscheidung Sedierung zum Beispiel, darf man nicht mal so neben- sprechen kann. Was denken Sie dazu? bei machen. Denn das wäre letztendlich nichts Anderes Kulla Da sollte die Debatte eine andere sein. Nämlich den als Tötung auf Verlangen, dann eben auf längere Sicht. Signalen eines dementen Menschen, Achtsamkeit und Es gibt generell ein breites Spektrum. Ich kann jemanden Respekt zu schenken. Wenn sie z. B. nicht mehr den Mund z. B. nur für einen Tag sedieren, also Schlafen legen und aufmachen, um zu essen, dann sind das auch Willensbe- dann wieder aufwachen lassen und schauen, wie es kundungen, die z. B. in Richtung Sterben verweisen. Das ihm geht. Das kann dazu führen, dass derjenige die näch- ist denke ich der richtige Weg, sensibel mit dem Sterben sten Tage symptom- und angstfrei übersteht. Und es und Willen dementer Menschen umzugehen. gibt die Sedierungen, die so tief sind, dass derjenige dann […] in der Sedierung schlussendlich verstirbt. Generell können wir Schmerzen und Symptome wie Atemnot usw. auf ein erträgliches Niveau bringen. Es ist aber immer Auszug aus dem vollständigen Interview, ein Abwägen der Wirkungen und Nebenwirkungen. QR-Code und Link siehe S. 18.
ZAHLEN UND FAKTEN Jubiläen und Veranstaltungen 25 JAHRE TAFEL ERLANGEN AKTIONEN UND VERANSTALTUNGEN ZUM JUBILÄUM Tag der offenen Türe Podiumsdiskussion 09. Oktober 2021, 11.00 – 14.00 Uhr »Armut und soziale Gerechtigkeit« Tafel Erlangen, Schillerstraße 52 a, 21. Oktober 2021, 18.00 – 20.00 Uhr 91054 Erlangen KREUZ + QUER Haus der Kirche, Bohlenplatz 1, 91054 Erlangen Gäste: Oberbürgermeister Dr. Florian und ggf. digital Janik, Pfarrer Matthias Ewelt, Vorstand der Diakonie Erlangen und Lesung mit Anna Mayr, Autorin und Dekan Peter Huschke, u. a. ZEIT-Journalistin, aus ihrem Buch »Die Elenden«. In Kooperation Informationen und Führungen, mit B ildungEvangelisch, Erlangen Foto-Ausstellung, Geschichtliches, Kulinarisches, Glücksrad, Benefizlesung mit Tommie Goerz Erzähl-Café, Aktionen für Kinder 27. Oktober 2021, 19.00 – 20.30 Uhr u. v. m. KREUZ + QUER Haus der Kirche, Bohlenplatz 1, 91054 Erlangen Eintritt: Normal 10 Euro, Erm. 8 Euro (mit ErlangenPass, Tafel-/Fund- grube-Ausweis etc.)
ZAHLEN UND FAKTEN Spenden und Helfen 22 – 23 BEWEGUNGS- AREAL FÜR DIE TAGESPFLEGE ANNA THIEL Mithilfe von Spenden will die Diakonie Erlangen ein Bewegungs areal im Garten des Maria-Busch-Hauses errichten. Die Geräte sollen für die Gäste der dort ansässigen Tagespflege-Einrichtung für Senioren*innen auch mit Rollator oder Rollstuhl selbstständig zugänglich sein. 20.000 Euro werden dafür benötigt. »Besonders für die in ihrer Mobilität Wichtig für Körper und Seele Vorträge und ein Leseclub, aber auch eingeschränkten, aber auch für Koordinationsfähigkeit und Mobilität Zeit, um in Ruhe Zeitung zu lesen. die noch fitteren Tagesgäste, wäre sind im Alltag der Gäste wichtig, All das wirke sich sehr positiv auf die das Bewegungsareal ein Segen«, die trotz ihres teils hohen Alters in Lebensqualität und das psychische sagt Alexandra Meyer, Leitung der ihrem eigenen Zuhause leben. Die Wohlbefinden der Senioren*innen aus. Tagespflegeeinrichtung für Senioren Geräte im geplanten Bewegungsareal *innen im Maria-Busch-Haus zu sind genau auf ihre Bedürfnisse Bewegungsareal aus Spenden dem geplanten Aktivgelände. Kleine zugeschnitten: Sie stärken gelenk- finanziert Spaziergänge im Garten sind bereits schonend die Beinmuskulatur, wirken Das Angebot im Maria-Busch-Haus ein wichtiger Teil der Betreuungs sich positiv auf die Wirbelsäule und soll nun für die 25 Senioren*innen, arbeit. »Einige der Gäste haben eine die Rückenmuskulatur aus, verbessern die regelmäßig herkommen, mit Demenzerkrankung«, erklärt Meyer, die Motorik und Hand-Augen- einem kleinen Bewegungsareal unter und dadurch ohnehin einen großen Koordination – auch ein spezieller freiem Himmel erweitert werden. Weil Bewegungsdrang. Was aber noch Rollstuhltrainer ist eingeplant. es hierfür keine öffentlichen Gelder fehlt, ist ein auf die besonderen Der Besuch des Bewegungsparks gibt, bittet die Diakonie Erlangen um Bedürfnisse der Alten zugeschnitte- wird ferner in das Wochenprogramm Unterstützung. Das Areal wird aus- nes Bewegungsangebot im Freien, des Hauses eingebunden. schließlich durch Spenden finanziert. das auch Menschen, die auf einen Wer das Vorhaben unter dem Motto Rollstuhl angewiesen sind, selbst- »Als die Tagespflege letztes Jahr »Sich regen bringt Segen« unter- ständig nutzen können. Darum soll coronabedingt kurzzeitig geschlossen stützen möchte, kann an folgende bald ein Areal mit Radtrainer, Hand- war, haben wir gemerkt, wie w ichtig Kontoverbindung spenden: Augen-Koordinator und Rückentrainer der Besuch in der Tagespflege entstehen. Der vorhandene Rund- für unsere Gäste ist«, erinnert sich Spendenkonto weg soll ebenfalls teilweise erneuert Alexandra Meyer. »Wir haben hier eine Diakonie Erlangen werden. Das freut auch Erika Sachse, feste Tagesstruktur aber mit wech- IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74 die regelmäßig in die Tagespflege selndem Programm, bei dem für jede BIC: BYLADEM1ERH kommt: »Wegen der Bewegung an und jeden etwas dabei ist«, erklärt Sparkasse Erlangen der frischen Luft und weil er auch im sie. Das Angebot entlastet auch Zweck: Sich regen bringt Segen Rollstuhl zu nutzen ist. Überhaupt die Angehörigen, die zuhause nicht ist beweglich zu bleiben ja auch im das gleiche bieten und leisten können. hohen Alter sinnvoll.« Die 106-Jährige Gymnastik und Tanz, gemeinsame ist derzeit die älteste Erlangerin. Spiele, Gartenarbeit am Hochbeet,
ZAHLEN UND FAKTEN Spenden und Helfen SPENDEN UND HELFEN TABEA BOZADA, STEPHANIE ÖTTL, ANNA THIEL Die Diakonie Erlangen leistet Hilfe im Leben – für Menschen in finanziellen, familiären oder persönlichen Notlagen. Mit der Unterstützung von Spendern*innen schenken wir neuen Lebensmut und Zukunftschancen. Lebensmittel für Bahnhofs- Auch der LEO Club Erlangen hat im mission und Tafel März wieder Lebensmittel gekauft um Gutes Essen beginnt mit guten die Tafel Erlangen zu unterstützen. Zutaten – gemäß diesem Motto über Die LEO-Mitglieder Sahra Fritsche und gab die AOK Fürth – Erlangen und Hendrik Holz brachten die Spende in der AOK Studierendenservice Erlan- die Ausgabestelle in der Schillerstraße, gen Bio-Dinkel-Nudeln zusammen wo Elke Bollmann, sie dankend in mit leckeren und gesunden Rezept- Empfang nahm: »Wir freuen uns jedes vorschlägen an die Tafel Erlangen. Mal sehr über die Spenden der LEOs, Annette Lips von der AOK Fürth – die uns regelmäßig helfen unsere Erlangen überreichte die 700 Nudel- Kunden*innen gut zu versorgen.« packungen an Elke Bollmann, Leitung der Tafel Erlangen. »Die Bio-Dinkel- Eine weitere Lebensmittelspende Nudeln stammen aus der Region und erhielt die Bahnhofsmission vom weisen durch nachhaltige Landwirt- Drogeriemarkt dm. Schon seit Jahren schaft sowie kurze Transport- und bestehe eine gute Kooperation mit Verarbeitungswege eine sehr günstige der Filiale am Hugenottenplatz, erklärt CO2-Bilanz auf«, erklärte Annette Claudia Steubing, Leitung der Erlanger Lips. Noch obendrauf verschenkte Bahnhofsmission. Zuletzt spendete die AOK in Erlangen verschiedene der nahegelegene Drogeriemarkt gesunde Bio-Suppen, die sich schnell mehrere hundert Beutel Bio-Früh- und einfach zubereiten lassen. stücksbrei. »Über solche Geschenke freuen sich unsere Besucherinnen und Besuchern immer sehr«, so Claudia Steubing.
24 – 25 (v. l.) Erika Mörtel und Andreas Wiest von der Tafel, Harvey Greener von der FIS und Elke Bollmann, Leitung der Tafel Erlangen. Franconian International School grund des Coronavirus sei es nicht unterstützt die Tafel Erlangen mit einfach, Projekte mit den Kindern und spontanem Sponsorenlauf Jugendlichen umzusetzen, erklärte Über 1.500 Euro sowie eine zusätz- Greener. »Für den Sponsorenlauf liche Lebensmittelspende ü berbrachte konnten sie sich aber leicht motivieren Harvey Greener von der Frankconian und damit nicht nur für sich selbst, International School (FIS) der Tafel sondern auch für andere aktiv Erlangen. Die internationale Schule werden.« Bei der Spendenübergabe Jubiläum mit Sitz im nahegelegenen Stadtteil betonte er, dass es der FIS wichtig TAFEL ERLANGEN Röthelheimpark möchte zusammen sei, den Kontakt zur Tafel Erlangen mit den Schülern*innen mehr soziale zu halten, um weitere gemeinsame 2021 ist das 25-jährige Jubiläum Verantwortung zur Linderung der Not Projekte umzusetzen. Es stehen der Tafel Erlangen. Im Oktober diesen Jahres finden aus in Erlangen übernehmen. Harvey bereits neue Ideen im Raum, wie diesem Anlass eine Reihe von Greener unterrichtet an seiner Schule der Besuch der Schüler*innen in der Veranstaltungen statt. Weitere nicht nur Informatik, sondern koordi- Ausgabestelle, wenn dies wieder Informationen auf S. 22. niert auch soziale Projekte. Ein möglich ist. Besuch in der Tafel Erlangen beein- druckte ihn so sehr, dass er kurzer- hand einen Sponsorenlauf mit seinen Schülern*innen organisierte. Mit den derzeitigen Einschränkungen auf-
Sie können auch lesen