Belebte Wohn-Altstadt Brugg - Altstadt-Entwicklungsleitbild 2019 Wo alles zusammenströmt.
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Wo alles zusammenströmt. Belebte Wohn-Altstadt Brugg Altstadt-Entwicklungsleitbild 2019 9. Juli 2019 Verabschiedet durch Stadtrat und Prozesszeitbeteiligte
Inhalt Präambel 3 1 Einleitung 4 2 Die Vision: Bilder eines Altstadtbummels 6 3 Das Zielbild 8 4 Der Prozess 14 5 Die Massnahmen 17 6 Der Themenspeicher 18 Beteiligte Prozesszeit 1 Behörde/Verwaltung Barbara Horlacher Stadtammann Reto Wettstein Stadtrat, Ressortvorsteher Planung und Bau Stefan Hein Leiter Planung und Bau Elsbeth Hofmänner Leiterin Baupolizei Bigna Lüthy Stadtplanerin Altstadt- und Claudia Meier Aargauer Zeitung Interessenvertretende Jürg Dietiker Altstadt für Alli Krishna Menon Architekt Christian Meier Buono Biofachhandel Alfonso Escobar Café Fridolin Romano Chiecchi Chiecchi Messerschmiede Nicole Caruso, Michèle Roget Chinderhuus Simsala Max Kuhn Genossenschaft Altstadt Pia Imhof, Dietrich Berger Gewerbeverein Zentrum Brugg Andrea Gsell Initiative Altstadt / Zimmermannshaus Igor Simonides Jugendkulturhaus PIC Rolf Zaugg Reformierte Kirche Brugg Lucie Soland souperbe Dominik Sieber Stadtmuseum Brigitte Süess, Reinhard Bodenmann Stadtmuseum Nicole Zaugg, Dominic Church Quartierverein Altstadt und Umgebung Rahel Göldi Vidonissa Museum / Römerlager Kernteam Bigna Lüthy Stadtplanerin (Prozesslead) Kaspar Ruoff Vertreter Altstadt Andrea Smith und Markus Pfyl Eckhaus AG, Fachplanung und Moderation Erweitertes Kernteam Stefan Hein Leiter Planung und Bau Elsbeth Hofmänner Leiterin Baupolizei Jürg Dietiker Altstadt für Alli Krishna Menon Architekt Auftraggeberin Stadt Brugg, Planung und Bau Hauptstrasse 3, 5200 Brugg Prozessbegleitung Eckhaus AG Städtebau Raumplanung Rousseaustrasse 10, 8037 Zürich +41 44 545 30 16, www.eckhaus.ch 190709_1062_Altstadt Brugg_Entwicklungsleitbild
Präambel Bedeutung der Altstadt als Lebensraum, als historischer Zeuge und als Identifikation für die ganze Stadt: «Für unseren kühnen Sturmlauf in die Zukunft brauchen wir ein Widerlager; zum Spielbein gehört ein Standbein, wo fast alles in Bewegung gerät, werden feste Punkte der Orientierung umso wich- tiger, und wer weiter springen will, muss tüchtig Anlauf nehmen, indem er zurückgeht dahin, wo er sich auskennt». (Roman Bucheli in der NZZ vom 23. März 2019) Menschen flanieren gerne in Altstädten und fühlen sich wohl – weil sie das finden, wofür sie als emotionale Wesen empfänglich sind: Die über Jahrhunderte gewachsene Altstadt mit ihren Stadträumen entspricht dem menschlichen Mass, sie ist beständiger Zeuge des weltlichen und geistlichen Lebens früherer Generationen und Aus- druck einer fundierten Authentizität. Doch Altstädte sind mehr als nur Erinnerungen an vergangene Zei- ten, durch die man festtäglich flaniert. Sie sind mehr als nur erstarrte Zeugen der Baukunst früherer Generationen, die es zu konservieren gilt. Altstädte leben und haben ihren Alltag, sie sind Lebens- und Werkraum ihrer Bewohnerinnen und Bewohner und derer, die dort arbeiten und sich in der Freizeit dort aufhalten. Ihre Kraft schöpft die Stadt Brugg Altstadt aus der Synthese all dieser Funktionen. Die Altstadt - Synthese der Funktionen In der Vielfalt dieser Funktionen liegt auch Gegensätzliches, ste- Die lebensweltliche Funktion: cken Interessenskonflikte. Denn jede Funktion hat ihre spezifischen Die Lebenswelten der Bewohnenden und all derer, die in der Altstadt arbeiten und ihre Frei- Bedürfnisse, die im Widerspruch zueinander stehen können. Manch zeit verbringen. liebe Meinung gilt es zu überdenken. Dazu braucht es den offenen Die historische Zeugnisfunktion: Diskurs, das Ringen nach gemeinsamen Wegen – auf einer Grund- Das Erbe früherer Generationen, die Bauten, die Plätze, die Strassenräume. haltung der gegenseitigen Achtung aller Beteiligten. Und es braucht Die spirituelle Funktion: Bilder (Visionen), die den Geist der Altstadt sicht- und spürbar Der Mensch im Bewusstsein seiner Endlichkeit, machen. seiner Herkunft, seiner Zugehörigkeit. Die Altstadt von Brugg ist und bleibt. Die Altstadt von Brugg ist ein altes Juwel. Als Stadt eine Altstadt zu haben, ist eine Tatsache ohne Alternative. Die spir Die le itue lle F unk tion bens w eltlic n tio he Fu unk isf gn nktio Zeu c he n ris isto eh Di Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 3
1 Einleitung 1.1 Ausgangslage Die Altstadt von Brugg liegt an der die Stadt prägenden Aareverengung und ist mit ihrer schüt- zenswerten Bausubstanz und der vorhandenen Nutzungsdurchmischung von Gewerbe, Gastrono- mie, Kultur und Wohnen der identitätsstiftende Ort der Stadt Brugg. Bislang fehlte jedoch eine von den in der Altstadt aktiven Vereinen und Interessensvertretenden sowie Behörden und Verwaltung gemeinsam getragene Strategie, wohin sich die Brugger Altstadt entwickeln soll. Der Stadtrat beschloss darum am 26. September 2018, gemeinsam mit den Altstadtvertretenden ein erstes Altstadt-Entwicklungsleitbild zu erarbeiten und den weiteren Altstadt-Entwicklungspro- zess zu definieren. Die Altstadt ist im Kontext der Gesamtstadt Brugg zu denken und weiterzuentwickeln. Dennoch wurde bei der Erarbeitung des folgenden Altstadt-Entwicklungsleitbildes der Bearbeitungsperime- ter primär auf die Altstadt beschränkt. 1.2 Ziele Mit diesem Altstadt-Entwicklungsleitbild bekennt sich Brugg zur Altstadt – die Brugger Altstadt, die sich über die Aareschlucht in die Vorstadt erstreckt und bedeutender Ort der Identität ist. Die Stadt (Behörde und Verwaltung), die Grundeigentümer und Grundeigentümerinnen, Gewerbetrei- benden und Bewohnenenden bilden mit dem Bekenntnis zur Altstadt eine für diese vielverspre- chende Gemeinschaft. Mit dem Altstadt-Entwicklungsleibild werden in dieser Gemeinschaft folgende Ziele umgesetzt: —— ein erstes gemeinsames Zielbild für die weitere Altstadtentwicklung definieren —— das Vorgehen für die rollende Altstadtentwicklung gemeinsam definieren —— gemeinsam erste Massnahmen zur Umsetzung definieren, um einen Beitrag zur Verwirkli- chung des Zielbildes auszulösen 1.3 Grundlagen Auf der Basis folgender stadträumlicher Grundlagen wurde das Altstadt-Entwicklungsleitbild erar- beitet: —— Räumliches Entwicklungsleitbild (RELB) 2015 —— Altstadtreglement mit den städtebaulichen Grundüberlegungen (Stand 2018) Mit dem Ziel, die gemeinsame Förderung und Stärkung der Altstädte im Kanton Aargau an die Hand zu nehmen, wurde im Juni 2015 der Verein Interessengemeinschaft Aargauer Altstädte (IGAA) gegründet. Mitglieder des Vereins sind alle 12 Aargauer Altstädte und der ehemalige Marktflecken Bad Zurzach. Basis des in Brugg durchgeführten Prozesses war der von der IGAA 2018/2019 erarbeitete «Kon- fektionierte Prozess – Ein Vorgehen zur kompakten rollenden Altstadtentwicklung». Die Stadt Brugg hat als Pilotgemeinde diesen Prozess auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt und angewen- det. 4 ECKHAUS
1.4 Vorgehen und Meilensteine der Prozesszeit 1 Die Stadt Brugg hat die Initialphase (Prozesszeit 1) der rollenden Altstadtentwicklung Brugg folgen- dermassen gestaltet: Am 17. Dezember 2018 trafen sich Vertretende des Stadtrats, Mitarbeitende der Verwaltung und das Kernteam zu einer ersten Altstadtklausur. Diskutiert wurden das Vorgehen, die Zusammenar- beit mit den Altstadtvertretern sowie die aus Sicht der Stadt wichtigen Entwicklungsgrundsätze und Massnahmen. Am 29. Januar 2019 fand die zweite Klausur mit Altstadtvertreterinnen und -vertretern und dem Kernteam statt. Ziel der Sitzung war es, die Anliegen der unterschiedlichen Interessenvertretenden aufzunehmen und eine erste Vorstellung eines gemeinsamen Zielbildes zu entwickeln. Am 25. März 2019 fand der Altstadtworkshop statt, an dem alle bisher beteiligten Personengrup- pen am Altstadt-Entwicklungsleitbild, dem weiteren gemeinsamen Prozess sowie an möglichen Massnahmen arbeiteten. Im erweiterten Kernteam wurde anschliessend das Altstadt-Entwicklungs- leitbild mit Text und Bild konkretisiert. Der Stadtrat stimmte am 22. Mai 2019 dem Altstadt-Entwicklungsleitbild zu und gab das defi- nierte Zielbild sowie den weiteren Prozess frei. Zudem konnte bereits eine Vielzahl von Massnah- men unabhängig vom Budgetprozess zur Umsetzung freigegeben werden. An der Schlussveranstaltung vom 5. Juni 2019 haben die Prozessbeteiligten das Altstadt-Entwick- lungsleitbild als Basis für die weitere rollende Altstadtentwicklung einstimmig verabschiedet und sich bereit erklärt, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterhin für die Altstadt zu engagieren. Mit der Verabschiedung des Altstadt-Entwicklungsleitbildes 2019 ist die erste Prozess- zeit erfolgreich abgeschlossen. Es ist den Beteiligten gelungen, sich auf eine gemeinsame Basis für die nächsten Schritte und Umsetzungsmassnahmen zu einigen. Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 5
2 Die Vision: Bilder eines Altstadtbummels Diese Geschichte umschreibt bildhaft einen Bummel durch die Altstadt und weckt vielerlei visionäre Sehnsüchte für ein zukünftiges Leben und Arbeiten in der Altstadt. Die beschriebenen Stationen geben Einsichten in ein Altstadtleben, deren Sinnhaftigkeit im weiteren Prozess diskutiert und ihre Umsetzbarkeit geprüft werden muss. Philipp ... ... schlendert vom Neumarkt zur Altstadt. Durch die Auslagen der Läden hat sich zwischen Linden- platz und Alter Post Marktatmosphäre entfaltet, nach der Schaffung der Begegnungszone und der Nivellierung der Trottoirs. Der Verkehr zirkuliert gemächlich in einer Fahrspur zwischen Baumrabat- ten und einem Saum in der durchgehenden Pflästerung. Vor dem Eingang zur Altstadt weitet sich der Boulevard auf beide Seiten. An schönen Tagen wie heute verbreiten die Möblierungen der Restaurants das Flair einer mediterranen Piazza. Richtung Schulthess-Allee und Museumstrasse läuft der Platz in eine baumbestandene Flanierstrasse aus, die Spaziergänger, Erholungssuchende und Freizeit- sportler zur Auenlandschaft oder zum romantischen Freu- densteinwäldchen ob der Aareschlucht führt. Weiter geht Philipps Weg die Hauptstrasse hinunter, zum Outdoor- und Reisebuchladen, wo er eine Karte der Pyre- näen kaufen will. Durch ein Schaufenster grüsst er Pia, die Gitarrenbauerin, die ihn mit Handzeichen in Richtung des Plakatständers auf das kommende Konzert einer Kundin im Salzhaus hinweist. Vieles hat sich verändert in den letzten Jahren. Einerseits dank der Initiative des Vereins «START», der mit Unterstützung der Altstadtverantwortlichen auf Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzer zuging und diese dafür gewann, Ladenlokale zu moderaten Mieten an Kreativ-Tüftler aus dem Umfeld der Fachhochschule zu vermieten. So entstand ein regelrechter Cluster im Bereich neuer Medien und Kommunikationstools. Eine zweite Blüte liessen die Altstadtverantwortlichen mit einer Themen-Strategie spriessen, die an die mittelalterliche Ausprägung der Altstadt als Ort lokalen Handwerks und Handels anknüpfte. Gezielt wurden artisanale Kleinunternehmen gesucht und gefunden, die nun eine Neugier weckende Ambiance verbreiten. Zu dieser trägt bei, dass ein kluges Verkehrsmodell mit der Aus- lagerung der Kunden-Parkplätze in das Eisi-Parkhaus und dem direkten Zugang zum Parkhaus der Bebauung «Alte Post» Raum für Geschäftsausla- gen, Pflanzen und ein sinnliches Einkaufserlebnis lässt. Philipp hat seine Karte gefunden und geniesst ein Glas Weisswein vor der Weinbar, wo er sich mit Aline verabredet hat. Bei ihr, Roland und ihren bei- den Kindern ist er nachher zum Nachtessen eingeladen. Vor deren Haus am Spitalrain zeigen ihm die Kinder die Brunnen-Installation, die sie mit Röhren, Steinen und Sand gebaut haben. Auf dem Holzdeck, das die Anwohnerin- nen und Anwohner am Ort der ehemaligen Parkplätze vor dem alten Spital gebaut haben, um eine ebene, möblierbare Fläche zu schaffen, finden sich zum Essen auch Käthi, Markus und Loris aus der Nachbarschaft ein, mit denen sich im Lauf des Abends interessante Gespräche entspinnen. Aline... ... und Sarah schauen auf einer Bank vor der Malven-Rabatte auf dem Kirchplatz Sarahs Sohn und seinen Freunden beim Spielen zu. Eine ältere Frau setzt sich mit einem Buch auf die Nachbarbank. Es ist Paula, die in einem Cluster-Haushalt im neuen Effingerhof wohnt. Die drei haben sich dort in der Freizeitwerkstatt kennengelernt. 6 ECKHAUS
Paula geniesst es, die paar Schritte aus ihrer Wohnung auf den Kirchplatz zu tun, wo sie beim Lesen immer wieder innehält, den Kindern auf dem Platz beim Erfinden von immer neuen Spielen zuschaut und dem Murmeln des Brunnens lauscht. Der Glockenschlag der Kirche wird ihr sagen, wann es Zeit ist, wieder nach oben zu gehen. Laura ... ... sitzt an einem heissen Juni-Sonntag mit ihrem Freund Tobias auf den Sitzstufen vor dem Salz- haus. Zum Glück wurden bald nach dem Bau der Sitzstufen auch zwei schattenspendende Bäume gepflanzt. So lässt es sich angenehm plaudern, mit einem Glacé, das man im Salzhaus holen kann. In Absprache mit dem Stadtmuseum ist dieses nun an mehreren Nachmittagen pro Woche ein offenes Haus und dient als Cafeteria und Museums-Shop. Das Stadtmuseum hat seine Ausstel- lungsaktivität auf Themen mit aktuellem Bezug ausgedehnt. Unter der Leitung des Zimmermann- hauses finden auch immer wieder künstlerische Interventionen auf der Hofstatt und anderswo statt. So fällt Lauras und Tobias Blick auf das einladend offene Tor des Stadtmuseums, dessen schöne historische Fassade nun auch eine Brücke zur Gegenwart schlägt, und über eine Hofstatt, die durch die Gebäude nicht nur historischen Geist atmet, sondern auch mit heutigem Leben erfüllt ist und zurzeit mit Kunstinstallationen bespielt wird. Lars... ... geniesst nach der Yogastunde in der Kirchgasse mit seiner Gruppe auf der Terrasse hinter dem Rathaus einen Apéro. Man kann hier wunderbar im Schatten einen heissen Nachmittag lang auf das Spiel der Wasserstrudel in der Aareschlucht oder den sich entfaltenden Frühling am Hang des Bruggerberges schauen. Es sitzen zahlreiche Velo-Touristen auf der Terrasse, bei denen sich die Altstadt grosser Beliebtheit erfreut. Sie erörtern ihre Impres- sionen von den ehemaligen Gefängniszellen im Schwarzen Turm, die nun als Ausstellung zur Sozialgeschichte von Brugg fast täglich zu besichtigen sind. Später wollen sie noch das Freudenstein-Wäldchen besuchen, von wo aus eine neue Treppe hinunter auf die Felsplatten der Schlucht führt. Zur Zeit rauscht die Aare infolge des hohen Wasserstands mächtig, was aber auch den Verkehrslärm der Baslerstrasse in den Hintergrund rücken lässt. Mit einer kreativen verkehrstechnischen Massnahme ist es gelungen, den Verkehrsfluss der Baslerstrasse im Bereich der Vorstadt zu verlangsa- men und zu verstetigen, um das Queren des Strassenraumes für die zu Fuss Gehenden und Velofahrenden zu verbessern. Dies hat zur Aufwertung der Vorstadt-Liegenschaften mit attraktiven Nutzungen geführt, so dass die Vorstadt nun wieder Teil der Altstadt geworden ist. Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 7
3 Das Zielbild Die Altstadt von Brugg ist im Sinne einer «Belebten Wohn-Altstadt» mit Lebendigkeit im Erdge- schoss und im öffentlichen Raum sowie mit Schwerpunkt fürs Wohnen weiterzuentwickeln. Sie soll ein Alltagsleben und Miteinander von hoher Qualität für Bewohnerinnen und Bewohner, Gewer- betreibende und Gastronomie sowie Kunden, Besucherinnen und Besucher bieten. Das schützens- werte Ortsbild der Brugger Altstadt ist zu erhalten und mit seinen charakteristischen Bauten und Freiräumen weiterzuentwickeln. Das vorliegende Zielbild zeigt mit Leitsätzen und Altstadtidentitäten die Stossrichtung auf, wie die vorangehende Vision konkretisiert und umgesetzt werden kann. Lesart der Altstadt Brugg Mit folgender Lesart werden die ursprünglichen Funktionen und Identitäten der Altstadt Brugg sichtbar: Die weltliche Macht um die Hofstatt, der geistliche und bildende Bezirk um Kirche und Lateinschulhaus, verbunden durch die Kirchgasse. Senkrecht dazu die wichtige Hauptstrasse, ERSTER VERSUCH ZU EINER IKONOGRAPHIE DER ALTSTADT BRUGG entlang der gearbeitet und gehandelt wird. Sie überbrückt die Aareschlucht und wird im Nor- den durch die Bastion der Vorstadt abgeschlossen. Im Süden öffnet sich die Altstadt mit der im 19. Jahrhundert geschaffenen Piazza hin zur Neustadt. Die Lesart der Altstadt Brugg diente als Grundlage für die Ausarbeitung des Leitbildes. Die Lesart (Ikonographie) der Geschichte der Brugger Altstadt. Das ikonographische Bild macht eine uralte Symbolik sichtbar, wie sie seit Jahrtausenden den Stadtgrundrissen zugrundegelegt wurde: Der Ring (die schützende Mauer), das Kreuz (der Strassen) und die Waage (zwischen weltlicher und geistlicher Macht). 8 ECKHAUS
3.1 Die Leitsätze Mit folgenden Leitsätzen wird die Umsetzung der «Belebten Wohn-Altstadt» und das bedeutende Bild der Brugger Altstadt im bebauten und unbebauten Raum gepflegt und gestärkt: 1. Die Brugger Altstadt umfasst den wertvollen historischen Stadtgrundriss innerhalb des Ringes und der Vorstadt als Bastion. 2. Die Brugger Altstadt zeichnet sich als «Belebte Wohn-Altstadt» aus und wird in diesem Sinne weiterentwickelt. Die Nutzungsform Wohnen wird gestärkt. Das Nebeneinander verschiede- ner Nutzungsformen wie Wohnen, Gewerbe, Gastronomie und Kultur ist von gegenseitiger Toleranz geprägt. 3. Die Altstadt bietet eine hohe Aufenthaltsqualität und ist entsprechend begrünt. Die Freiräu- me sind ansprechend gestaltet und vielseitig von der Öffentlichkeit, den Privaten oder dem Gewerbe nutzbar. 4. Alt- und Neustadt und die umliegenden Quartiere sind mit gestalterischen und raumwirksa- men Elementen verbunden. Diese Verbindung ist erlebnisreich gestaltet. 5. Die Aare und ihre Schlucht sind Ursprung und Merkmal von Brugg. Um dieses Naturdenkmal erlebbar zu machen, werden die öffentlichen Zugänge aufgewertet. 6. Die Altstadt ist dem motorisierten Verkehr zugänglich und verkehrsberuhigt organisiert. Ver- kehrsführung und Parkierung werden gemäss den Nutzungsansprüchen in verträglicher Weise weiterentwickelt. 7. Die Erdgeschosse entlang der Hauptstrasse, Schulthess-Allee, Unteren Hofstatt, Vorstadt und am Rathausplatz sind primär einer publikumsorientierten Nutzung vorbehalten. Nutzungen und Veranstaltungen, die nachts dauerhaft eine erhöhte Lärmbelastung aufweisen, sind hier anzusiedeln. 8. Abseits der Hauptstrasse wird eine vielfältige Wohnnutzung angestrebt. Der Vorbereich der Gebäude wird unter Rücksichtnahme von öffentlichen Interessen individuell gestaltet und genutzt. 9. Die Altstadt ist das historische und kulturelle Zentrum von Brugg. Die kulturellen und sozialen Einrichtungen prägen das Leben in der Altstadt mit und leisten einen wichtigen Beitrag zur Brugger Lebensqualität, regionalen Ausstrahlung und Tourismusförderung. 10. Gewerbe und Gastronomie gestalten und prägen den öffentlichen Raum vorrangig in der Hauptstrasse sowie entlang des ehemaligen Stadtgrabens und tragen mit einem vielfältigen Angebot zur Belebung der Altstadt bei. 11. Die Weiterentwicklung der Altstadt erfolgt mittels rollender und partizipativer Planung. In Gesprächen, die geprägt sind von Toleranz und Respekt, tauschen sich Stadt, Bevölkerung und Gewerbe regelmässig aus. Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 9
3.2 Altstadtidentitäten Abgeleitet aus der Lesart der Altstadt und den Leitsätzen wurde ein räumliches Leitbild für die «Belebte Wohn-Altstadt» entwickelt. Es beinhaltet vier Altstadtidentitäten: AUSTAUSCH und AUS- TAUSCH MIT DER STADT, BEGEGNEN-VERWEILEN, LEBEN, CORSO. Sie prägen in ihrem Eigenwesen wie auch im Zusammenspiel mit den anderen Identitäten den Charakter der Brugger Altstadt. Auf der nachfolgenden Doppelseite sind die Identitäten mit Ziel- setzungen und möglichen konzeptionellen Massnahmen definiert. Weitere Massnahmen sind in den Kapiteln «Prozess» und «Massnahmen» ausgeführt. Bezirksschule Freudensteinwäldli Reformierte Stad Primarschule Effin Vindonissa Die Brugger Altstadt hat verschiedene Charaktere bzw. Identitäten. Die Skizze veranschaulicht die unterschiedlichen Identitäts-Ausprägungen in der Altstadt. 10 ECKHAUS
Vorstadt Aare Aareufer Aareschlucht Schwarzer Turm Rathaus Rathausplatz Hauptstrasse Törlirain Spitalrain Stadtmuseum Salzhaus statt Storchengasse dtkirche of eH ter Kirchgasse Un tt fsta Ho ere ngerhof Ob e A lle ess- u lth S ch M us e um Museum Piazza str as se «Alte Post» AUSSENRAUM NUTZUNG AUSTAUSCH AUSTAUSCH MIT DER STADT Eisi Parkhaus GESELLIGKEIT–KONTEMPLATION BEGEGNEN-VERWEILEN LEBEN CORSO Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 11
Altstadtidentität AUSTAUSCH und AUSTAUSCH MIT DER STADT Auf der Hauptstrasse und in den benachbarten Gassen ist die Durchlässigkeit vom Gebäudeinneren zum öffentlichen Raum von grosser Bedeutung. Der Austausch von Innen nach Aussen und umgekehrt wird durch Sichtbeziehungen spür- und erlebbar. Bespielte Schaufenster und die umsichtige Nutzung des Vorplatzes sind wichtig für den täglichen Austausch. Leerstehende Erdgeschosse sind möglichst mit Zwi- schennutzungen und kulturellen Angeboten zu bespielen. Der Zugang zur Altstadt ist künftig gut auffindbar und ansprechend gestaltet. Mit einer guten und kun- denfreundlichen Orientierung zur und in der Altstadt werden Besucherinnen und Besucher willkommen geheissen. Die Konzentration von Gastronomie und Gewerbe in der Hauptstrasse ist für die Belebung der Altstadt von zentraler Bedeutung. Die Umsetzung eines attraktiven, zeitgemässen und vielfältigen Gastronomie- und Gewerbekonzep- tes könnte mit der Unterstützung eines Altstadtverantwortlichen bzw. einer Marketingstrategie eingeleitet werden. Mit einem künftig gut funktionierenden Abfallentsorgungskonzept und neuen Unterflursammelstellen ist die Entsorgungsthematik in der Altstadt für Private und das Gewerbe zufriedenstellend gelöst. AUSTAUSCH MIT DER STADT: Die Präsenz von öffentlichen Dienstleistun- gen, Schule, Bibliothek, Polizei und Verwaltung in der Altstadt ist wertvoll. Sie generiert Frequenzen und Belebung. Mit der geplanten Realisierung des Verwaltungszentrums und der neuen Stadtbibliothek werden diese wichtigen Funktionen in der Altstadt erhalten und besser auf die Bedürfnisse der Bevöl- kerung abgestimmt. Altstadtidentität LEBEN Die Nutzungsform Wohnen ist in der Altstadt zu stärken. Dafür können Gebäude zeitgemäss und substanzgerecht erneuert werden. Der Aussen- raum-Vorbereich darf umsichtig bespielt werden, denn auch die private Nut- zung trägt zur Belebung des öffentlichen Raums bei. Auch sollen multifunk- tionale Aussenräume möglich sein, die je nach Tages- oder Jahreszeit anders bespielt werden. Das Wohnen in der Altstadt soll für verschiedene Bevölkerungsgruppen an Attraktivität gewinnen und die Durchmischung der Wohnbevölkerung för- dern. So gelingt es, dass die Menschen länger in der Altstadt wohnhaft blei- ben und sich für diese einsetzen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, damit das Leben in der Altstadt so richtig spürbar wird. Alle Verkehrsteilnehmenden nutzen und beleben die Altstadt gemeinsam. In der Güterabwägung soll zugunsten eines qualitativen Aussenraums gewichtet werden. Neue Parkierungs-Modelle könnten in Zusammenarbeit z.B. mit dem Eisi-Parkhaus geprüft werden. Das geltende Parkierungsregime ist von allen Verkehrsteilnehmenden einzuhalten. 12 ECKHAUS
Altstadtidentität BEGEGNEN-VERWEILEN Die charakteristischen Orte der Begegnung und des Verweilens, nämlich die spirituelle Oase (Kir- che) und die Geschichte-Gemeinschaft (Untere Hofstatt) sind räumlich und funktionell zu akzentu- ieren und erlebbar zu machen. Sie sollen mit feinen Massnahmen zum Verweilen einladen, z.B. mit der Realisierung einer Treppe mit Sitzstufen beim Salzhaus (zur Hofstatt). In der gesamten Altstadt sollen Interventionen und Aktionen aller Art in Zusammenarbeit mit den bestehenden Kulturinstitutionen (Kunst und Alltagssituationen) zugelassen und gefördert wer- den. Im öffentlichen Raum ist das Durchführen von temporären Aktionen und Veranstaltungen erwünscht. Mehr Sitzgelegenheiten laden die Bewohnenden und Besuchenden zum Verweilen ein. Die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum kann dadurch gestärkt werden. Elemente der Begrünung tragen ebenfalls zur erhöhten Aufenthaltsqualität bei. Massnahmen und Ideen zur punktuellen / übergeordneten, permanen- ten / temporären Begrünung sind auch von privater Seite willkommen. Alle Akteure können zu mehr Grün in der Altstadt beitragen. Altstadtidentität CORSO Der ehemalige Stadtgraben, die Schulthess-Allee und die Museumstrasse, ergänzt mit den Aareufern Törlirain und Freudensteinwäldli bergen ein hohes Potenzial für einen «Grünen Gürtel» um die Altstadt. Der «Grüne Gürtel» kann eine wichtige Funktion als Begegnungs- und Naher- holungsort wahrnehmen. Die Aufwertung kann mittels Bäumen, Sitzgele- genheiten und künstlerischer Intervention, Ergänzungen im Wegnetz (ent- lang oder über Aare) sowie Belebung durch die umliegenden Nutzungen (z.B. Café, Restaurant, Gewerbe) erfolgen. Ergänzend zum «Grünen Gürtel» wirkt der bestehende Ansatz der Piazza. Mit einer Stärkung des Piazza-Charakters durch die Ausweitung der Begeg- nungszone bis zum Lindenplatz kann eine wichtige Brücke Altstadt-Neustadt geschaffen werden. Die Erkennbarkeit des Stadtzentrums (Altstadt und Neu- stadt) könnte mittels einheitlicher Bodenbeläge vom Neumarkt bis zur Altstadt erhöht werden. Der «Grüne Gürtel» ist gestalterisch als Klammer und Verbindung zu den angrenzenden Bauten und Nutzungen zu verstehen. Damit trägt der Corso wesentlich dazu bei, die Altstadt mit den umliegenden Quartieren zu verbinden. Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 13
4 Der Prozess 4.1 Prozesszeit 1 Die Stadt Brugg hat mit der Prozesszeit 1 die «Rollende Altstadtentwicklung» initiiert. Wesentlicher Bestandteil dieser «Initial- phase» ist die Definition des weiteren Vorgehens in der Altstadtentwicklung, des sogenannten «Rollenden Altstadtprozesses». Die wichtigste Erkenntnis der Prozesszeit 1 ist, dass die Pflege eines regelmässigen Austausches zwischen den verschiedenen Akteuren der zentrale Faktor für eine von allen getragene nachhaltige Altstadtentwicklung ist. Der Austausch soll in Gefässen unterschiedlicher Grösse erfolgen, um die Bedürfnisse und Anliegen strategischer langfristiger Art, wie auch die Bedürfnisse und Anliegen alltäglicher und mittel-, kurzfristiger Art zusammenzutragen und daraus gemeinsam Stossrichtungen und Massnahmen zu formulieren. Dies bedeutet eine Abkehr der Planungsmethode mit Bearbeitungsdauer von mehr als einem Jahr und Ergebnis- gültigkeit von einem Jahrzehnt hin zu einer rollenden Altstadtentwicklung. Die zentralen Prozess-Ergebnisse aus der Prozesszeit 1 sind: (A) Etablierung eines «Rollenden Altstadtprozesses» (B) Initialisierung eines «Runden Tisches Altstadt» (C) Pflege der Kommunikation (D) «Altstadtverantwortliche/r» Die vier Prozess-Ergebnisse sind im Folgenden beschrieben. Die Abbildung unten veranschaulicht die Elemente der «Rollenden Alt- stadtentwicklung». «Rollende Altstadtentwicklung» mit den vier zentralen Prozess-Ergebnissen: «Rollender Altstadtprozess» mit sich abwechselnder Prozess- und Umsetzungszeit, die Pflege der Kommunikation, der/die Altstadtverantwortliche und der regelmässig stattfindende «Runde Tisch» zu Altstadtthemen. ROLLENDE ALTSTADTENTWICKLUNG (A) Rollender Altstadtprozess 2019 2020 Prozesszeit 1 Umsetzungszeit Prozesszeit 2 Initialphase: Entwicklungsleitbild 2019 Entwicklungsleitbild 2 Leitsätze Leitsätze Zielbild Zielbild Prozess Prozess Massnahmen Umsetzung prozessuale und konzeptionelle Massnahmen Massnahmen gemäss Ergebnis Prozesszeit mit individuellen Vorgehen und Umsetzungshori- zonten. THEMENSPEICHER THEMENSPEICHER (C) Kommunkation (B) Runder Tisch Altstadt Oktober Mai Oktober 14 ECKHAUS
4.2 Weiterer Prozess (A) Etablierung «Rollender Altstadtprozess» Der «Rollende Planungsprozess» ermöglicht einen einfachen, direkten Einstieg in die Altstadtplanung sowie deren wiederholte Pflege (rollend). Er beinhaltet kurze Erarbeitungsphasen (Prozesszeit von 2 bis max. 6 Monate) mit einer regelmässigen Kadenz (alle 2 Jahre). Nach dem Einstieg in die Altstadtplanung (Prozesszeit 1) ist der «Planungsprozess» zu etablieren, zu prüfen, zu ver- bessern sowie umzusetzen. Die Abteilung Planung und Bau übernimmt mit Unterstützung des Stadtrates und der Altstadtvertre- tenden die Verantwortung für die Fortführung des „Rollenden Altstadtprozesses“. Prozesszeit 1 / Initialphase: In der Prozesszeit 1 wurde ein erstes Entwicklungsleitbild erarbeitet. Es beinhaltet Leitsätze zur Altstadt- entwicklung, Aussagen zum Zielbild, den Prozess sowie konkrete Massnahmen und den Themenspeicher. Umsetzungszeit: Zwischen den Prozesszeiten, in der sogenannten Umsetzungszeit, werden die in der Prozesszeit definierten Massnahmen umgesetzt. Die formulierten prozessualen und konzeptionellen Massnahmen zeichnen sich durch fassbare abgrenz- bare Massnahmen, mit Zuständigkeiten und Terminen aus. Von Beginn weg werden Massnahmen umgesetzt. Weitere Prozesszeiten: Für jede weitere Prozesszeit werden das Vorgehen und der Ablauf entsprechend den Themenschwerpunk- ten, Betrachtungsebenen und Zielsetzungen der Altstadt / Gesamtstadt definiert. Das Entwicklungsleitbild wird in den weiteren Prozesszeiten weiterbearbeitet und somit räumlich und thematisch präzisiert, vertieft und weiterentwickelt. Beteiligte: In der Altstadtplanung sind möglichst alle Interessensvertretenden zu beteiligen; wann und wie sie dazustossen, ist indi- viduell nach Aktualität und Ausgangslage zu konzipieren. Behörden Aktive Fachplaner/innen Betroffene Kernteam Verwaltung Interessen Expert/innen Bevölkerung 2021 2022 Umsetzungszeit Prozesszeit 3 2021 Entwicklungsleitbild 2022 Weitere Prozess- zeiten mit Umfang nach Bedarf Leitsätze Zielbild Prozess Umsetzung prozessuale und konzeptionelle Massnahmen Massnahmen gemäss Ergebnis Prozesszeit mit individuellen Vorgehen und Umsetzungshori- zonten. THEMENSPEICHER Mai Oktober Mai Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 15
(B) Initialisierung «Runder Tisch Altstadt» Mit dem Ziel eines regelmässigen, institutionalisierten Austausches zwischen den Altstadtakteuren wird ein «Runder Tisch Altstadt» initiiert. Dessen Organisation und Institutionalisierung ist sorgfältig aufzugleisen und soll in der Anfangsphase modelierbar und opti- mierbar bleiben. Es ist anzustreben, den Kreis der Beteiligten möglichst ausgeglichen und repräsentativ unter den verschiedenen Anspruchsgruppen der Altststadt zu gestalten sowie auch spezifisch zentrale Personen abzuholen oder einzubeziehen. Zusammensetzung —— 2 Vertretungen aus dem Stadtrat: Stadtammann und Ressortvorsteher Planung und Bau —— 2 Vertretungen der Abteilung Planung und Bau —— ca. 10 Altstadtvertretende: 1 Quartierverein (Altstadtbewohnende), 1 Initiative Altstadt, 4 Gewerbetreibende inkl. Gastrono- mie, 2 Grundeigentümer/innen (davon 1 Genossenschaft Altstadt), 1-2 öffentliche Institutionen, 1-2 Kultur und Soziales Die Altstadtvertretenden verpflichten sich, regelmässig am «Runden Tisch Altstadt» teilzunehmen und bei Verhinderung eine Stellvertretung zu definieren. Je nach Themenschwerpunkt des runden Tisches können auch Gäste teilnehmen. Es können Referentinnen und Referenten zu bestimmten Themen eingeladen werden. Die Teilnehmenden nehmen ehrenamtlich und aus Eigeninteresse oder als Interessenvertretung am runden Tisch teil. Organisation Die Abteilung Planung und Bau organisiert den «Runden Tisch Altstadt» (Projektverantwortliche: Stadtplanerin Brugg). Die Abtei- lung Planung und Bau verschickt die Einladungen, führt die Traktandenliste, den Themenspeicher und das Protokoll. Die Diskus- sion wird vom Stadtammann geleitet. Alle Altstadtvertretenden erhalten rund einen Monat vor der Durchführung des «Runden Tisches Altstadt» die Einladung mit einer vorgeschlagenen Traktandenliste. Die Altstadtvertretenden bestätigen die Teilnahme an der Sitzung und können selber Traktanden einbringen. Durchführungsrhythmus: Der «Runde Tisch Altstadt» findet 2x pro Jahr (März/Oktober) statt. Die Sitzungsdaten sind öffentlich. Kompetenzen / Aufgaben Der «Runde Tisch Altstadt» dient in erster Linie als gegenseitiges Austauschgefäss: —— Die Stadt informiert über laufende Projekte —— Die Altstadtvertretenden informieren über geplante Veranstaltungen, Problemstellungen, Eigentümer- oder Mieterwechsel von Gewerbeflächen etc. —— Der runde Tisch definiert die Themenschwerpunkte weiterer Altstadt-Prozesszeiten —— Der runde Tisch führt und bewirtschaftet den Themenspeicher —— Der runde Tisch selber kann kleinere Massnahmen initiieren —— Die aus dem runden Tisch initiierten Massnahmen bedürfen einer eigenständigen Projektorganisation —— Der runde Tisch selber verfügt über keine Finanzkompetenzen (C) Pflege Kommunikation Über den Altstadtprozess ist laufend zu berichten. Wichtig ist dabei, über Prozessergebnisse zu berichten, aber auch die Massnah- men sicht- und spürbar umzusetzen und über diese zu informieren. Gerade wenn ein Prozess länger dauert und «rollend» abläuft, kommt der Kommunikation ein hoher Stellenwert zu. Eine noch stärkere Wirkung entfaltet sie, wenn sie durch die verschiedenen Altstadtakteure gemeinsam getragen wird. (D) Altstadtverantwortliche/r Es wurde erkannt, dass ein/e Altstadtverantwortliche/r bei der Entwicklung der Altstadt Brugg einen wertvollen Beitrag leisten könnte. Die Erarbeitung eines Aufgabenprofils sowie eines Finanzierungsmodells für das Einsetzen eines/einer Altstadtverantwort- lichen bedarf weiterer Abklärungen und könnte Thema in der Prozesszeit 2 sein. Im Altstadt-Entwicklungsleitbild 2019 kann das Einsetzen einer/eines Altstadtverantwortlichen noch nicht als Massnahme aufgeführt werden und ist darum im Themenspeicher platziert. Die Stadtplanerin ist bis auf Weiteres Ansprechpartnerin für organisatorische und stadträumliche Fragestellungen. Der Stadtam- mann steht für Fragestellungen mit politischer Bedeutung zur Verfügung. 16 ECKHAUS
5 Die Massnahmen Aus der ersten Prozesszeit 2018/19 werden zu zwei Schwerpunkten konkrete Massnahmen zur Umsetzung des Zielbildes ausgelöst. Der eine Schwerpunkt liegt auf prozessualen Massnahmen, um den weiteren Entwicklungsprozess und den Austausch zwischen der Stadt und den Altstadtvertretenden zu institutionalisieren. Der andere Schwerpunkt liegt auf konzeptionellen Massnahmen, um bereits nach der ersten Prozesszeit eine konkret erlebbare Umsetzung in Richtung des Zielbildes auszulösen. Massnahme Zuständigkeiten Zeitraum (A) Etablieren «Rollender Altstadtprozess» –– Stadtrat: Verabschiedung des «Roll- ab 2019 Einführen eines rollenden Brugger Altstadtprozesses mit sich abwech- enden Altstadtprozesses» mit Budget für weitere Prozesszeit selnder Prozess- und Umsetzungszeit, in partizipativer Erarbeitung. Die Prozesszeit 2 findet voraussichtlich in der 2. Hälfte 2020 statt. –– Federführung des weiteren Prozesses: Prozessuale Massnahmen Stadt Brugg, Planung und Bau (B) Initialisierung «Runder Tisch Altstadt» –– Stadt Brugg, Planung und Bau Konstituieren Schaffen des institutionalisierten Austauschgefässes «Runder Tisch Alt- Sommer 2019 stadt» zwischen Verwaltung / Behörde und Altstadt- Start aktiven zum gegenseitigen Informationsaustausch über laufende Herbst 2019 Projekte und zur Vorbereitung von weiteren Prozesszeiten. (C) Pflege Kommunikation –– Stadt Brugg ab 2019 Über das Gremium des «Runden Tisches Altstadt» wird laufend über –– In Zusammenarbeit mit dem «Runden die Ergebnisse der Prozesszeiten, über weitere Prozesse sowie die Tisch Altstadt» Umsetzung von Massnahmen berichtet. Begrünung Altstadt –– Altstadtbewohnende / Gewerbetrei- seit 2018 Umsetzen weiterer Begrünungselemente in und um die Altstadt. bende: Eigeninitiative Begrünung –– Stadt Brugg, Planung und Bau in Ko- ab 2020 Durchführung eines Blumenwettbewerbs. Die Stadt Brugg stellt das ordination mit weiteren Abteilungen Preisgeld zur Verfügung. Einhalten des Verkehrs- und Parkierungsregimes –– Stadt Brugg, Regionalpolizei und ab 2019 Stadt informiert über Gründe für die Einführung des aktuellen Planung und Bau Verkehrs- und Parkierungsregimes und ergreift Massnahmen zur besseren Einhaltung des Regimes. Koordination Abfallentsorgung –– Stadt Brugg, Planung und Bau ab 2019/20 Konzeptionelle Massnahmen Abfallentsorgungskonzept für die Altstadt überprüfen und Lage, System und Bewirtschaftung verbessern. Aneignung öffentlicher Raum –– Stadt Brugg, Planung und Bau ab 2019 Stadt informiert über bestehende Möglichkeiten zur Mitbenutzung des öffentlichen Raumes für Private und Gewerbetreibende. Auffindbarkeit und Eingangssituation verbessern –– Stadt Brugg, Planung und Bau ab 2020 Die Auffindbarkeit der Altstadt sowie die Eingangssituation in die Altstadt mittels Überprüfung der Beschilderungen verbessern. Folgende Massnahme (Erstellen Treppe Salzhaus) wurde in den Budgetentwurf 2020 aufgenommen. Aufgrund der Investitionssumme ist die Finanzierung dieser Massnahme im ordentlichen Budgetprozesses 2020 zu behandeln und kann darum noch nicht zur Umsetzung freigegeben werden. Erstellen Treppe Salzhaus –– Stadt Brugg, Planung und Bau ab 2020 Bau einer Treppe mit Sitzstufen als Aufgang zum Salzhaus. Somit Aufwertung Hofstatt und Schaffen eines multifunktional nutzbaren Raumelements für die Altstadtbewohnenden und die Öffentlichkeit. Weitere Masssnahmen und Themen, die nicht im Rahmen der Umsetzungszeit nach der Prozesszeit 1 angegangen werden, sind im Themenspeicher festgehalten. Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 17
6 Der Themenspeicher Im Themenspeicher werden all die Massnahmen und Themen gesammelt, die in der Prozesszeit 1 erkannt wurden, jedoch in der Umsetzungszeit 1 nicht umgesetzt werden können. Die im Themenspeicher enthaltenen Massnahmen und Themen können in den weiteren Prozesszeiten aufgegriffen, diskutiert, konsolidiert und gegebenenfalls umgesetzt werden. Der Themenspeicher wird vom «Runden Tisch Altstadt» gepflegt. Die Art der Massnahmen können sein: Rollende Tätigkeiten (Gremium/Budget) und/oder Projekte (Projektorganisation/Objektkre- dit, temporäre und/oder permanente Massnahmen sowie organisatorische und/oder bauliche Massnahmen. Speicher für «Prozessuale Massnahmen» Massnahme Altstadtverantwortlichen einsetzen und Projektmarketing aufbauen Es wird geprüft, eine altstadtverantwortliche Person einzusetzen, die sich um gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche, touristische und rechtliche Belange im Zusammenhang mit dem Altstadtleben kümmert. Bsp. Aarau oder Baden. Zusammen mit dem Runden Tisch Altstadt soll ein gezieltes Projektmarketing für das Altstadt-Entwicklungsleitbild aufgebaut werden. Leitsätze für Projektorganisation erstellen PROZESS Mit dem Ziel pragmatischer und lösungsorientierter Projektabläufe und einer «Projektentwicklung im Dialog» werden für die Projektorganisation zur Umsetzung der Massnahmen Leitsätze erstellt (Organisation, Vorbereitung, Durchführung, Evaluation). Umgang mit «sich bietenden Gelegenheiten» finden Durch Früherkennung und Aufmerksamkeit werden gute Gelegenheiten aufgenommen («Seismograph»). Der Umgang mit sich bietenden Gelegenheiten und neuen Planungs-Anlässen wird gepflegt. Versuche und Zwischenzustände testen lassen Initiativen und Projekte können bei sich bietenden Gelegenheiten als Versuch und Zwischenzustand getestet werden. Der Zugang ist niederschwellig und die Effekte und Erkenntnisse sind meist gross. Zulassen und Erlauben motiviert zur aktiven Teilnahme. Speicher für «Konzeptionelle Massnahmen» Massnahme Soziale Durchmischung fördern Soziales Das Wohnen und Arbeiten in der Altstadt soll für verschiedene Bevölkerungs- und Einkommensschichten möglich sein und an Attraktivität gewinnen. Massnahmen sind zu definieren. Kulturtätigkeit fördern und Interventionen/Aktionen zulassen Kulturelle Aktivitäten und Tätigkeiten schaffen grosse Mehrwerte für die Belebung der Altstadt, die Stärkung von Brugg als Regionalzentrum und die Lebensqualität der Bruggerinnen und Brugger. In der gesamten Altstadt werden Interventionen und Aktionen verschiedener Art (Kunst und Alltagssituationen) zugelassen und gefördert. GESELLSCHAFT Bildung und Kultur Stadtbibliothek in der oder angrenzend zur Altstadt ansiedeln Regelmässig und durch verschiedene Nutzende frequentiert ist die Stadtbibliothek ein wichtiger Begegnungsort in oder in der Nähe der Altstadt. Die Stadtbibliothek soll in der oder angrenzend zur Altstadt angesiedelt werden. Kinder den Reiz der Altstadt erleben und entdecken lassen Die Altstadt kann durch ihre räumlichen Qualitäten wie auch durch spezifische Veranstaltungen ein wunderbarer Ort für das Spiel der Kinder sein. Diese gilt es herauszuschälen und darauf aufmerksam zu machen, z.B. durch Veranstaltungen für Kinder, Sitzgelegenheiten für die Eltern, Kinderkrippen etc. Sicherheit Beleuchtung verbessern Ein «Plan Lumière» zeigt auf, mit welchen Massnahmen die Lichtqualität in der Altstadt verbessert werden kann. 18 ECKHAUS
Verbindung Altstadt-Neustadt aufwerten Lindenplatz als Scharnier zwischen Altstadt und Neustadt: Stärkung des Piazza-Charakters mit Sitzgelegenheiten und Auswei- tung der Begegnungszone bis zum Neumarkt. Verbindung Vorstadt-Altstadt aufwerten Die Vorstadt ist in allen städtebaulichen Funktionen als Bestandteil der Altstadt zu betrachten. Insbesondere ist der öffentliche Raum mit der Strasse – falls möglich mit Temporeduktion und Schaffung von zusätzlichen Fussgängerquerungen – entsprechend siedlungsorientiert zu gestalten. Stadtbild Sitzgelegenheiten schaffen Sitzbänke und -elemente laden zum Verweilen ein. Es soll geprüft werden, wo zusätzliche Sitzgelegenheiten in und um die Altstadt geschaffen werden können, z.B. bei der Kirche, am Wasser, entlang der Hauptstrasse. Zugang zum Wasser stärken Der Zugang zum Wasser soll funktional und gestalterisch gestärkt werden. Insbesondere am Törlirain und beim Freudenstein- UMWELT / SIEDLUNGSQUALITÄT wäldli bietet sich dazu Gelegenheit. Raum für Altstadtmodell schaffen Das Altstadtmodell soll für alle zugänglich und sichtbar sein; hierfür bietet sich ein leerstehendes Erdgeschoss in der Altstadt an. Erdgeschosse nutzen und bespielen Auf der Hauptstrasse, beim Rathausplatz, bei der Schulthess-Allee, der Unteren Hofstatt und der Vorstadt sind die Erdgeschosse primär publikumsorientierten Nutzungen vorbehalten. Es sind aber auch kreative und temporäre Nutzungen willkommen; Hauptsa- Erdgeschoss che kein Leerstand. Mit einer aktiven Bewirtschaftung (z.B. durch Altstadt-Verantwortliche/n) soll ein Grossteil der Erdgeschosse bespielt werden können. Bsp. «Freie Fenster» (Laufenburg), Zwischennutzungsplattform (St.Gallen), Finanzierungshilfen (Biel). Erdgeschosse fürs Wohnen ausrichten In den Altstadt-Flanken können die Erdgeschosse für das Wohnen umgenutzt bzw. auch baulich verändert werden (vgl. Altstadtreglement). Der Aussenraum-Vorbereich darf unter Bedingungen genutzt und bespielt werden. Verkehrsregime prüfen Das Verkehrsregime in der Altstadt prüfen (Anwohnende, Besuchende, Gewerbe). Mobilität Parkplatzangebot prüfen Die Anzahl, Lage und Bewirtschaftung der Parkplätze prüfen. Synergien mit dem Eisi-Parkhaus prüfen. Strassenbelag partiell rollgängig machen Prüfen linearer, rollgängiger Elemente im Strassenbelag. Bsp. Altstadt Chur. Gewerbe stärken Angebote Prüfen, welche Elemente und Massnahmen dazu beitragen, das Gewerbe zu unterstützen, z.B. Zufahrtszeiten Anlieferung, Parkierung, Öffnungszeiten, Nachfolgeregelung. Erdgeschoss-Zwischennutzungen fördern Liegenschaften WIRTSCHAFT Unterstützung der Altstadt-Gewerbetreibenden prüfen, z.B. durch Zwischennutzungsplattformen, Finanzierungsmodelle/-hilfen, Austausch mit der/dem Altstadtverantwortlichen. Aktive Boden- und Liegenschaftenpolitik einführen Aktive Boden- und Liegenschaftenpolitik Stadt Brugg einführen. Mögliche Produkte daraus: Immobilienleitbild, Altstadtfonds. Standortmarketing Brugg aufbauen Tourismus Die Qualitäten und Angebote von Brugg benennen und zugänglich machen. Ein neu zu schaffendes Tourismusbüro könnte diese Aufgabe übernehmen. Stadt Brugg - Entwicklungsleitbild Altstadt 19
Runder Tisch Altstadt
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