Intersectional map /graz08
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intersectional map /graz08 Geschlecht, Ethnie, Milieu und Alter als Achsen der Ungleichheit einer Stadt Ein Projekt an der Schnittstelle von Sozialforschung und Medienkunst Bericht Intersectional map/graz08 Bericht verfasst von Mag.a Elli Scambor Fränk Zimmer Graz, August 2009 1
Inhalt & Kontakt 3 _ Kontext 4 _ Sozialforschung & Medienkunst 6 _ Gesellschaftliche Relevanz des Projekts 8 _ Methoden & Tools 10 _ Studie 15 _ Die Installationen 18 _ Projektrealisation 18 _ Zeittafel 22 _ Anpassungen der Projektdurchführung 23 _ Evaluation 24 _ Materialien 26_ Finanzierung 27 _ Team & Support 29 _ Presse 29 _ Medienresonanz 31 _ Auswahl Pressereaktionen Kontakt Daten der durchführenden Organisation: Forschungsbüro der Männerberatung Graz Dietrichsteinplatz 15/8 A-8011 Graz Tel: 0316 83 14 14 / Fax: 0316 83 14 14 - 11 e-mail: research@maennerberatung.at www.maennerberatung.at Mag.a Elli Scambor, Gesamtleitung und wissenschaftliche Leitung Email: elli.scambor@gmx.net, Tel.: 0699-12630824 Fränk Zimmer, Künstlerische Leitung Email: fz@mur.at, Tel: 0699-12182495 Projektwebsite http://intersectional-map.mur.at DVD Die beigelegte DVD stellt das Konzept und die Realisierung des Projektes intersectio- nal map/graz08 in einem sechsminütigen Film dar. © 04/2009 Elli Scambor, Fränk Zimmer 2
Kontext Abb. 1 intersectional map/graz08, Stadtbibliothek Eggenberg - Installation intersectional map /graz Gebrauch der Stadt Der Gebrauch der Stadt steht im Mittelpunkt des Projektes intersectional map /graz. Die Kategorien Geschlecht, Ethnie, Milieu und Alter im Fokus einer soziologischen Studie, bei der die alltägliche Nutzung der Stadt (Wege und Orte) durch ihre Bewoh- nerInnen erfasst wurde. Das digitale Werkzeug zur Transformation der erhobenen Daten in den virtuellen Raum diente zugleich deren Visualisierung und Dynamisie- rung. Im Stadtraum installiert, fungierte dieses Werkzeug als öffentlich zugängliches Instrument zur Navigation durch die intersectional map /graz, jenen Stadtplan, der aus den Daten der Studie entstand. www.intersectional-map.mur.at Wo bewegen sich Frauen und Männer in der Stadt ? Wo bewegen sich Menschen mit und ohne Migrationshintergrund ? Lassen sich Milieugrenzen als städtisch-räumliche Grenzen darstellen ? Medieninstallationen In Analogie zur Erforschung des Gebrauchs des realen städtischen Gefüges in der Studie wurde auch bei den Medieninstallationen die Wertigkeit von Orten durch den Gebrauch thematisiert. Ergebnis waren seh- und hörbare virtuelle Orte, die durch den Gebrauch der Installationen generiert wurden. Elli Scambor, Fränk Zimmer 3
Sozialforschung & Medienkunst Abb. 2 intersectional map/graz08, Mediathek Graz - Installation Partizipation und Prozesshaftigkeit sind typische Charakteristika von Medienkunst. Beide Aspekte lassen sich auch in der Verbindung von Medienkunst mit Sozialfor- schung umsetzen: Kunst wird dabei nicht zum „Aufputz“ empirischer Daten, sondern liefert ein Werkzeug, ein Tool, das Datenmaterial für eine interessierte Öffentlichkeit erlebbar macht. Kunst des Öffentlichen “Kunstprojekte im öffentlichen Raum werden durch öffentlichkeitsbezogene Kunstpro- jekte ersetzt und münden in die “Kunst des Öffentlichen”.1 Eine „Kunst des Öffentlichen“ interessiert sich unter anderem für den Gebrauch des öffentlichen Raumes und genau hier setzten beide Projekte an. Raum wird als relati- onale Anordnung betrachtet, in welcher Güter und Menschen platziert, zueinander positioniert werden.2 Der Raumsoziologin Martina Löw folgend geschieht die Kon- stitution von Raum durch diesen analytischen Prozess, den sie “Spacing” nennt. Die Voraussetzung für “Spacing” ist das Vorhandensein von Orten. An Orten wird plat- ziert. Der Ort wird, ebenso wie der Raum, nicht als statisches Konstrukt betrachtet, sondern als sich veränderndes gesellschaftlich determiniertes Segment. räumliche Struktur Die intersectional map /graz thematisieren die räumliche Struktur als spezifische Ausprägung des Gesellschaftlichen. Die Struktur urbaner Räume wird als Produkt sozialer Faktoren, politischer Faktoren und ökonomischer Faktoren betrachtet.3 1 Fenz, Werner (2007). Referenzpunkte. Arbeit an der Kunst im öffentlichen Interesse. In: H. Ranzenbacher: Liquid Music. Genius Loci / Judenburg 1998 - 2007. S. 61 – 65 2 vgl. LÖW, Martina (2001). Raumsoziologie. Frankfurt a. Main: stw 3 vgl. WeismaN, Leslie Kanes (1992). Discrimination by design. A feminist critique of the man-made environment. Chicago: University of Illinois Press / Kuhlmann, Dörte (2003). Raum, Macht & Differenz. Genderstudien in der Archi- tektur. Wien: edition selene 4
Die Erschließung der Stadt durch ihre BewohnerInnen wird in enger Verknüpfung mit der Diversität der Lebensumstände unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen erfasst.4 Teilnahme Die entleiblichte Logik der prinzipiellen Teilnahme aller5 - ein häufig anzutreffendes Prinzip in der Stadtplanung - weicht damit einer Betrachtung, die Differenzen in der Stadtraumnutzung hervorhebt. In der intersectional map /graz wurden die sozialen Kategorien Gender, Alter, Migrationshintergrund und Milieu erfasst und in ihrer Ver- knüpfung – entlang von „intersections“ – analysiert. Abb. 3 intersectional map/graz08, Universität Graz - Installation Nur durch das egalitäre Engagement von Kunst und Wissenschaft konnte ein Tool entstehen, das, über das eigentliche Projekt hinausreichend, einen weiteren Ge- brauchs- und Erkenntniswert entwickelt hat, der auf konkrete Veränderungen im Umgang mit öffentlichem Raum abzielt. 4 vgl. SCAMBOR, Elli (2007): Das Öffentliche als Abbild der Polis. Zur sozialen Konstruktion von Geschlecht im öffent- lichen Raum. In: H. Ranzenbacher: Liquid Music. Genius Loci / Judenburg 1998 - 2007. S. 52 – 59 / SCAMBOR, Elli / SCAMBOR, Christian (2007): Der „Gender Walk“. Eine bewegte Analyse der sozialen Konstruktion von Geschlecht im öffentlichen Raum. In: gender_n. Zoll+ Österreichische Schriftenreihe für Landschaft und Freiraum. Nr. 10, 17. Jahrgang. S. 25 - 29 5 vgl. Acker, Joan (1991). Hierarchies, Jobs, Bodies: A Theory of Gendered Organizations. In J. Lorber & S.A. Farrell, The Social Construction of Gender (pp. 162 - 179). London: Sage / Acker, Joan (1992). Gendering Organizational Theory. In A.J. Mills & P. Tancred (Eds.), Gendering Organizational Analysis (pp. 248 - 260). London: Sage 5
Gesellschaftliche Relevanz Abb. 4 intersectional map/graz08, tagwerk - Installation Die soziale Stellung der Menschen führt zu spezifischen distributionellen (An) Ordnungen bzw. Aneignungen im physischen Raum. Das bedeutet wiederum, dass die angeeigneten physischen Räume Auskunft geben über die Stellung im sozialen Raum. Der soziale Raum ist Bourdieu (1991) zufolge ein Raum der Beziehungen zwi- schen Menschen, damit auch ein Raum relational angeordneter Personen im perma- nenten Verteilungskampf.6 sozialer Raum Menschen verfügen über unterschiedliche Möglichkeiten, ökonomische, soziale und kulturelle Kapitalien zu kumulieren. Der soziale Raum steht dem angeeigneten physischen Raum gegenüber. “Wohnungen, Häuser oder Stadtteile werden entspre- chend dem Einkommen, dem kulturellen oder sozialen Kapital gewählt, und diese ‚Wahl’ reproduziert die Klassenstrukturen erneut.”7 Der soziale Raum findet seinen Niederschlag im physischen Raum, im Stadtraum. Die intersectional map/graz08 macht die soziale Fragmentierung der Stadt und damit die distributionelle (An)Ordnung einzelner Stadtteile deutlich sichtbar. Ein- wohnerInnen mit Migrationshintergrund aus Nicht-EU-Ländern konzentrieren sich vorwiegend in einzelnen Stadtteilen rechts der Mur, wie Gries und Lend, die einen hohen Anteil von Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und niedrigem Einkom- men sowie hoher Arbeitslosen- und Sozialhilfedichte aufweisen. 6 vgl. BOURDIEU, Pierre (1991): Physischer, sozialer und angeeigneter physischer Raum. In: Wentz, M. (Hg.): Stadt- Räume. Die Zukunft des Städtischen. Frankfurter Beiträge, Bd. 2, Frankfurt a. Main/ New York, 1991, S. 25-34. 7 LÖW, Martina (2001). Raumsoziologie. Frankfurt a. Main. S. 182 6
Beide Stadtteile weisen den höchsten Versiegelungsgrad der Stadt auf.8 Soziale Ungleichheit wird durch unterschiedliche Ressourcenausstattung zum Ausdruck gebracht: „Grau, laut, verschmutzt und beengt charakterisieren die Situation in den marginalisierten Stadtteilen.“9 Wegkettenanalyse Kurze tägliche Wegdistanzen der befragten Personen sowie eine große Bedeutung von „Zuhause“ und „Besuch von FreundInnen“ als alltäglich relevante Orte bei Men- schen mit Migrationshintergrund verdeutlichen dabei die räumliche Nähe zur Woh- nung. „Gläserne Wände“ scheinen als unsichtbare Wände die eine Durchdringung bzw. Überschreitung einzelner Stadtteilgrenzen zu verhindern. Städteplanung skizziert städtischen Raum gerne als neutralen Raum und neutra- lisiert damit den fragmentarische Charakter von Städten. Die intersectional map/ graz08 stellt systematisches Wissen über die soziale Struktur der Stadt zur Verfügung und macht dieses Wissen öffentlich sichtbar. Dieses Wissen bildet eine wesentliche Grundlage für Stadtplanungskonzepte, ausgerichtet auf die Pluralität und Diversität der StadtbewohnerInnen. Abb. 5 intersectional map/graz08, Universität Graz - Installation Nutzungsmöglichkeiten Mehrere Folgeprojekte der intersectional map stellen unterdessen die Nutzungs- möglichkeiten in der Forschungsrealität unter Beweis. So z.B. Eine Judendstudie, die derzeit im Stadtraum Graz durchgeführt wird und die Erschließung der Stadt durch Jugendliche erfasst. 8 vgl. Shadman, Kheder (2008). Stadtentwicklung und soziale Ausgrenzung. Auswirkungen des EU-Programms URBAN Graz (Gries) auf die soziale Ausgrenzung im Projektgebiet. Saarbrücken: VDM 9 Shadman, Kheder (2008). Stadtentwicklung und soziale Ausgrenzung. Auswirkungen des EU-Programms URBAN Graz (Gries) auf die soziale Ausgrenzung im Projektgebiet. Saarbrücken: VDM S. 25 7
Methoden & Tools Abb. 6 intersectional map/graz08, Stadtbibliothek Graz Süd - Installation Die intersectional map /graz macht das Wissen über den öffentlichen Raum auch im Stadtraum durch Public Interfaces – Schaufenster und Terminals – zugänglich. Sowohl das Webinterface für den privaten Raum als auch die Installationen im öf- fentlichen Raum liefern UserInnen bzw. PassantInnen ein zu explorierendes Enviro- nement. Filtern Die Erkundung des städtischen Gefüges entlang soziodemografischer Merkmale kann durch Kombination unterschiedlicher Selektionskriterien (=intersections) erfol- gen. Das Filtern nach Alter und Migrationshintergrund führt beispielsweise zu einem anderen visuellen Ergebnis als die Kombination von Geschlecht und Migrationshin- tergrund. Auf diese Weise lassen sich relationale Bilder der Stadt erstellen. „Das Subjekt erkundet den Wissensraum, aktiviert und realisiert diesen in vielen Fällen aber auch erst im Prozess dieser Erkundung. Erst durch das interessegeleitete, zum Teil auch intuitive Handeln des Subjektes werden dann Daten zusammengestellt, Strukturen sichtbar gemacht und Informationen als solche verfügbar. Der Benutzer wird zum eige- nen Denken, Erforschen, Handeln aufgefordert.“10 10 STRAUSS, Wolfgang; ZSCHOCKE, Nina: Explore Information / Create Knowledge. In: netzspannung.org, URL: http:// netzspannung.org/media-art/explore-information/. Letzte Aktualisierung: 30.08.2004. 8
Frauen (A) Frauen (EU) Frauen (Nicht-EU) Männer (A) Männer (EU) Männer (Nicht-EU) ... Diversität am Ort Personenfrequenz am Ort Abb. 7 Snapshot des interaktiven intersectional map - Interfaces mit Legende Die Visualisierung der Daten Auf der intersectional map (siehe Abb. 7) sind Wege, Orte und Mikromarker erkenn- bar. Mikromarker symbolisieren Personen auf ihren alltäglichen Wegen durch die Stadt. Blaue Marker stehen für Männer, grüne für Frauen. Marker Die Formen der Marker ermöglichen eine Differenzierung von Personen mit Migrati- onshintergrund. Personen aus Nicht-EU-Ländern sind als Rauten dargestellt. Per- sonen aus EU-Ländern sind als Dreiecke und Personen aus Österreich als Quadrate dargestellt. Orte Punkte symbolisieren alltäglich aufgesuchte Orte in der Stadt. Die Ortspunkte haben unterschiedliche Größen und Farbabstufungen. Die Größe der Punkte charakterisiert die Frequenz am Ort – je größer der Punkt umso öfter wurde der Ort frequentiert. Heterogenität Helle Ortspunkte symbolisieren homogene Orte, dunkle Orte symbolisieren hetero- gene Orte. Jedem Ort auf der Map wurde ein sogenannter Heterogenitätswert auf einem Kontinuum von 0 - 100 gegeben. Dieser Wert setzt die Orte miteinander in Beziehung. 9
Die Studie Abb. 8 intersectional map/graz08, Universitätsbilbiothek - Installation Die Konstitution von städtischem Raum als „intersektioneller Raum“ wird auf Basis einer wissenschaftlichen Studie zum Bewegungsverhalten der Grazer Stadtbewoh- nerInnen sichtbar gemacht. Ausgangspunkt Intersectionality Die Struktur städtischer Räume ist Abbild unterschiedlicher Vergesellschaftungs- bedingungen der Geschlechter, die in unterschiedliche Ethnien und Milieus einge- bettet sind. Im Zuge der Analyse dieser Struktur beruft sich das Projekt intersectional map/graz08 auf das theoretische Analysekonzept „Intersectionality“11, das die Triade von Gender, Ethnicity und Class in einer inter-kategorialen Zugangsweise reflektiert. Dies bedeutet, dass die einzelnen gesellschaftlichen Kategorien in ihrem Verhältnis und in ihrer Wechselwirkung betrachtet werden. Dieser Zugang dient der Erfassung komplexer Strukturen und nimmt Bezug auf existierende soziale Kategorien, um Ungleichverhältnisse zwischen sozialen Gruppen, sowie sich verändernde Konfigura- tionen, zu erfassen. 11 Crenshaw, Kimberlé (1998). Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Anti- discrimination Doctrine, Feminist Theory, and Antiracist Politics. In: Phillips, Anne (Hg.): Feminism & Politics. New York, S. 314 – 343. McCall, Leslie (2005). Managing the Complexity of Intersectionality. In: Journal of Women in Culture and Society. Vol 30. No 3. 1771-1780. Walgenbach, Katharina (2007). Gender als interdependente Kategorie. In: Walgen- bach, Katharina / Dietze, Gabriele / Hornscheidt, Antja / Palm, Kerstin (Hg.): Gender als interdependente Kategorie. Neue Perspektiven auf Intersektionalität Diversität und Heterogenität. Opladen: Barbara Budrich 10
intersektionellen Orte Die strukturgebenden Kategorien Gender, Ethnicity und Class formen „intersektio- nelle Orte“, deren „Verhalten“ in gewisser Hinsicht magnetischen Feldern entspricht. Sie ziehen an und setzen dabei mehr oder weniger starke Kräfte in Gang. Geringe Anziehung bzw. Ausschließung wird sichtbar, wo die milieurelevante Grenze der Di- stinktion12 von oben nach unten und von unten nach oben als räumliche Grenze von Orten, Stadtteilen, Straßenzügen, etc. erkennbar wird. Intersektionelle Anziehung schafft Heterogenität. Entsprechend werden die „intersektionellen Orte“ mit mess- baren Werten versehen, die den Grad intersektioneller Heterogenität anzeigen. Privater Raum: Verfügbarma- chung der Daten für alle UserInnnen via Webinterface InteressentInnen Eingabe der Per- Bereinigung des füllen intersec- sonendaten und Datenmaterials tional map - Ortsdaten durch durch das inter- Fragebogen und das intersectio- sectional map Stadtplan nal map - Team - Team in die Projektda- tenbank Öffentlicher Raum: Verfügbarma- Abb. 9 Schematische Darstellung intersectional map - Workflow chung der Daten für PassantInnen via Medieninstal- lation Visualisierung Die Visualisierung des erhobenen Datenmaterials im virtuellen und im öffentlichen Raum und das „Weiterleben“ der intersectional map /graz08 bilden zentrale Schwer- punkte in diesem Projekt. Die Wegketten aller an der Erhebung beteiligten Personen werden im virtuellen Stadtplan als Mikromarker sichtbar. Die Ansteuerung konkrete Grazer Orte (Jakominiplatz, Bahnhof, usw.) auf der virtuellen Oberfläche, löst die Anziehung der für diese Orte spezifischen Mikromarker/ Personen aus. BesucherInnen der intersectional map /graz08 bewegen sich in diesem Szenario. Sie „betreten“ die Stadt im virtuellen Raum auf ihren gewohnten, alltäglichen Wegen und an gewohnten Orten und finden sich wieder – konfrontiert mit der intersektio- nellen Struktur ausgewählter Orte in der Stadt - im bewegten Feld der Anziehung. 12 Bourdieu, Pierre (1982): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt. Suhrkamp. Michael Vester, Peter von Oertzen, Heiko Geiling, Thomas Hermann und Dagmar Müller (2001). Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel. Frankfurt. 11
Erhebung 1650 BewohnerInnen Im Rahmen einer schriftlichen Befragung (Juni-Oktober 2008) erfassten wir Wegket- ten und aufgesuchte Orte von mehr als 1650 BewohnerInnen der Stadt Graz. Bei der Stichprobe handelt es sich um einen geschichteten Ausschnitt der Bewoh- nerInnen in ausgewählten Bezirken der Stadt Graz. Die Schichtung erfolgt entlang der Quotenvariablen Gesellschaft, Ethnie, Milieu und Alter. Diesem Vorgehen lag die Absicht zugrunde, Aussagen über das Bewegungsverhalten aller erfassten (in der Stadt auch unterrepräsentierter) Personengruppen treffen zu können. Wir interes- sierten uns beispielweise für die Fragestellung, welche (Sozial)Räume von jungen Frauen und Männern mit Migrationshintergrund erschlossen werden oder wir inte- ressierten uns unter anderem für Geschlechterräume älterer StadtbewohnerInnen (> 60 Jahre). Face-to-face-Befragung Die Erhebung erfolgte im Rahmen einer Face-to-face-Befragung an öffentlichen Plätzen in der Stadt bzw. über Institutionen (Schulen, Dienstleistungseinrichtungen, Weiterbildungseinrichtungen, etc.). Die Befragung von Personen mit Migrationshin- tergrund erfolgte hauptsächlich in Form von Face-to-face-Interviews. Die im Zuge der Erhebung erfassten „alltäglichen Wege“ und dabei aufgesuchte „Orte“ an einem typischen Wochentag, wurden nach Tageszeiten differenziert (Vor- mittag, Nachmittag). Auf diese Weise kann die sozialräumliche Struktur der Stadt entlang der erfassten soziostrukturellen Merkmale zu unterschiedlichen Tageszeiten erschlossen werden. Sie sich orientieren, wenn Sie Ihre Gesch Stadtplan von Graz eintragen. Beispiel: O weib ZUR PERSON 4 2 Vormittag-Orte: ischen Wochentag. 3 1. Zuhause Alter _ 1 2. Volksschule arbigen Stift (z.B. grün) auf dem Stadt- 2 3. Kindergarten Graze m Vormittag dieses Tages zurücklegen. 4. Arbeitsplatz Sie auf diesen Wegen aufsuchen mit 1 Höchs 4 Nachmittag-Orte: O Volk 1. Arbeitsplatz O Höh andersfarbigen Stift (z.B. blau) auf dem 3 2. Billa O Lehr Sie am Nachmittag dieses Tages 3. Zuhause O Mat nun abermals alle Orte, die Sie auf 4. Spielplatz O Kolle einer Nummer (1,2,3,...) auf dem O Fach O Univ Abb. 10 Ausschnitt intersectional map - Fragebogen/Orte- und Wegdaten O and -Orte und Nachmittag-Orte in die Nachmittag-Orte: .............. 1. .................................................................... .............. 2. .................................................................... .............. 3. .................................................................... .............. 4. .................................................................... 12 .............. 5. .................................................................... .............. 6. ....................................................................
Die Ergebnisse dieser Stichprobe lassen die intersektionelle Struktur der von den befragten Personen genutzten Orte im Stadtraum Graz hervortreten. Darüber hinaus können Aussagen über die Platzierung ausgewählter Orte (Bsp. Lendplatz, Bahnhof, etc.) auf einer mit messbaren Werten versehen Skala getroffen werden (Heterogeni- täts-Skala). Geschlecht Geben Sie bitte Ihr durchschnittliches monatliches Haupttät O weiblich O männlich Netto-Haushaltseinkommen an: O Vollzeit Beispiel: ZUR PERSON 4 (inklusive 13. und 14. Monatsgehalt, Familienbeihilfe, O Teilzeit Vormittag-Orte: Alter ______Jahre Kindergeld, Arbeitslosengeld, usw.) O Pension 3 1. Zuhause 1 O Arbeits 2. Volksschule O bis € 700,-- O € 2.500,-- bis € 3.000,-- 2 Grazer Stadtbezirk ______________ O Hausha 3. Kindergarten O € 700,-- bis € 1.000,-- O € 3.000,-- bis € 3.500,-- O Ausbild 4. Arbeitsplatz O € 1.000,-- bis € 1.500,-- O € 3.500,-- bis € 4.000,-- Höchste abgeschlossene Ausbildung O € 1.500,-- bis € 2.000,-- O € 4.000,-- bis € 4.500,-- Geben Sie Nachmittag-Orte: O Volksschule/ Hauptschule O € 2.000,-- bis € 2.500,-- O über € 4.500,-- (aktuelle 1. Arbeitsplatz O Höhere Schule ohne Matura ________ 2. Billa O Lehrabschluss Falls Sie in einer Wohngemeinschaft leben, geben 3. Zuhause O Matura Sie bitte nur Ihr eigenes monatliches Netto-Einkommen an. Geben Sie 4. Spielplatz O Kollege / Akademie Ihrer Elte O Fachhochschule Wieviele Personen leben im Haushalt: _________________ ________ O Universität O andere _______________________ Anzahl der Kinder im Haushalt jünger als 14 Jahre: _______ Geben Sie e Ihr durchschnittliches monatliches Haupttätigkeit altseinkommen an: O Vollzeit-Erwerbstätigkeit und 14. Monatsgehalt, Familienbeihilfe, O Teilzeit-Erwerbstätigkeit beitslosengeld, usw.) O Pension O Arbeitslos O € 2.500,-- bis € 3.000,-- O Haushalt € 1.000,-- O € 3.000,-- bis € 3.500,-- O Ausbildung s € 1.500,-- O € 3.500,-- bis € 4.000,-- s € 2.000,-- O € 4.000,-- bis € 4.500,-- Geben Sie bitte Ihre Staatsbürgerschaft(en) an s € 2.500,-- O über € 4.500,-- (aktuelle und frühere): ____________________________ ________________________________________________ er Wohngemeinschaft leben, geben hr eigenes monatliches Netto-Einkommen an. Geben Sie bitte die Staatsbürgerschaften Ihrer Eltern an: __________________________________ onen leben im Haushalt: _________________ ________________________________________________ nder im Haushalt jünger als 14 Jahre: _______ Geben Sie bitte Ihre Muttersprache an: _______________ Abb. 11 Ausschnitt intersectional map - Fragebogen/Personendaten 13
Stichprobe Disproportional geschichtete Stichprobe: n = ca. 1650 StadtbewohnerInnen Fokus der Erhebung: alltagstypische Orte und Wege, differenziert nach Tageszeiten (Vormittag, Nachmittag) Population: Grazer Gesamtbevölkerung über 14 Jahre (ausgewählte Bezirke) Quotenvariablen: Geschlecht, Ethnie, Milieu und Alter Befragungsmethode: Face-to-face-Interviews, schriftliche Befragung Befragungsinstrument: standardisierter Fragebogen 14
Die Installationen Abb. 12 intersectional map/graz08, Shopping Center Nord - Installation Public Space, Public Interface, Public Knowledge 4 mobilen Die intersectional map /graz08 besteht aus einer soziologischen Studie, einem Medieninstallationen Webinterface und 4 mobilen Medieninstallationen durch die das gewonnene Wissen erfahrbar und erlebbar gemacht wird. Webinterface im privaten Raum Seit November 2008 bietet die Website http://intersectional-map.mur.at die Möglich- keit, die Stadt Graz unter den Aspekten Geschlecht, Ethnie, Milieu und Alter durch ein Webinterface zu erkunden. Jede dieser vier Kategorien kann im Hinblick darauf erforscht werden, welche Plätze für welche Personengruppen in Graz von Bedeutung sind. Eine Grafikanimation stellt die Daten in einem virtuellen Stadtplan dar. Installationen im öffentlichen Raum Schaufenstern und Vier mobile, interaktive Medieninstallationen in Schaufenstern oder in Form von Public Terminals Public Terminals in Supermärkten, Stadtbibliotheken, Geschäften und Bildungsein- richtungen fungieren (11/2208-02/2009) als Instrumente zur Navigation durch die intersectional map. An den Schaufenstern sind Kameras angebracht, die Schnappschüsse der Benut- zerInnen der Installation machen. Die 4 Medieninstallationen sind untereinander vernetzt. Die PassantInnen können einander beim Gebrauch der Installation sehen. 15
Am oberen Rand der Bildschirme zeigt eine Bildleiste, wo und von welchen Personen die Installationen benutzt werden. Ein Boxensystem, das straßenseitig montiert ist, unterstützt das visuelle Geschehen durch eine Klangebene, die das akustische Geschehen der Installa- tionsorte aufgreift. Bildleiste zur Darstellung, HILFE WER benutzt WO eine der 4 Installationen HELP DEUTSCH ENGLISH Touch-Button für Fläche für Datenvisualisierung Infos zum Projekt GESCHLECHT ALTER BILDUNG MIGRATION EINKOMMEN GENDER N BILDUNG AGE EDUCATION i GENDER INCOME Touch-Button zur MIGRATION EDUCATION Sprachauswahl Touch-Buttons zum Filtern der Daten nach Geschlecht, Touch-Buttons Navigation Alter, Bildung und Ethnie durch die intersesctional map Abb. 13 intersectional map/graz08, Shopping Center Nord - Installation Am unteren Rand der intersectional map besteht die Möglichkeit, die Daten zu filtern. Unter der Kategorie Geschlecht lassen sich beispielsweise Frauen und Män- ner getrennt darstellen. Dasselbe gilt für Altergruppen, Einkommensgruppen und Bildungsgruppen. In der Kategorie Migration erfasst Migrationshintergrund in der ersten und zweiten Generation. 16
Timestamps Der Gebrauch der Installation wurde durch Timestamps in der intersectional map / graz dokumentiert. Die Anhäufung der Timestamps bildete einerseits einen virtu- ellen Ort des Interesses, andererseits bestimmten deren Elemente (Datum, Zeit und Dauer) das Verhalten eines Klangbearbeitungswerkzeuges, durch das eine akustische Repräsentanz des virtuellen Ortes erzeugt wurde. Klang wurde gleichsam zu einer Kontur der Virtualität dieser Orte. Abb. 14 intersectional map Snapshot, Timestamps - Installation Plakate Neben den Installationen wurden „ortsspezifische“ Plakate im Stadtraum platziert, die relevante Informationen zur Nutzung der jeweiligen Orte vermittelten. Abb. 15 intersectional map/graz08, Shopping Center Nord - Installation Der Gebrauch der Installationen erzeugt einen neuen Ort im virtuellen Stadtplan. In Analogie zum Gebrauch des realen städtischen Gefüges wird auch bei der Installati- on die Alltagswertigkeit eines Ortes durch den Gebrauch des Ortes bestimmt. 17
Projektrealisation Abb. 16 intersectional map/graz08, Stadtbibliothek Eggenberg - Installation Zeittafel 04-05/2008 Entwicklung des Erhebungsmanuals Kontaktaufnahme mit dem Vermessungsamt der Stadt Graz und mit der ARGE Kar- tografie. Die ARGE Kartografie stellt den Stadtplan von Graz für Studienzwecke zur Verfügung (Sponsoring) Konzeption des Erhebungsmanuals auf Basis von Recherchen zur Bevölkerungsstati- stik in Graz (Sozialraumstudie in Graz + Statistik Austria) Die Abteilung für Einwohnerwesen (Stadt Graz) stellt die bevölkerungsstatistischen Daten der Stadt Graz zur Verfügung Pretest: Nach Entwicklung des Manuals wurde dieses in einer Testphase mehreren Personen vorgelegt. Daraufhin erfolgte die Überarbeitung des Manuals Im Anschluss wurde der Druckauftrag für das Erhebungsmanual erteilt: Der Druck- auftrag erging an die Druckerei Khil in Graz (A1, farbig, 6000 Stk. + A4 s/w 6000 Stk. 18
06-10/2008 Durchführung der Erhebung und Datenübertragung Nach Sichtung der bevölkerungsstatistischen Daten sowie der Sozialraumstudie in Graz erfolgte die Festlegung jener Bezirke, die in die Erhebung aufgenommen wurden (Geidorf, Leonhard, Jakomini, Gries und Lend - alle rund um die innere Stadt / Stadtteile an den Rändern: Andritz, Eggenberg, Gösting, Maria Trost) Die Erhebung erfolgte in den Monaten Juni - Oktober, wobei ein Großteil der Erhe- bung bereits Anfang Juli abgeschlossen wurde (Ferien !). Die Dateneingabe begann zeitgleich und dauert bis Anfang Oktober. Im September fand eine Nacherhebung statt, weil insbesondere Menschen ab 60 Jahren und Jugendliche in der Haupterhe- bung nur unzureichend erreicht werden konnten Erhebungsverfahren: Face-to-Face-Befragung an öffentlichen und halböffentlichen Plätzen/ Institutionen / Dienstleistungsunternehmen. Face-to-Face-Befragung von Personen mit Migrationshintergrund durch Personen aus den jeweiligen Communi- ties. Insgesamt wurden 917 Personen in Face-to-Face Interviews befragt, 733 Per- sonen wurden über Institutionen erreicht (Schulen, Kindergärten, etc.). Insgesamt wurden die Daten von 1650 Personen in der intersectional map/graz08 übernom- men Das Erhebungsteam bestand aus 10 Personen (v.a. SoziologInnen); zusätzlich wurde diese Erhebung durch viele Personen und Institutionen in aktiver Weise unterstützt. Auf diese Weise erfolgte die Verbreitung des Projekts gleich am Projektbeginn. 05-07/2008 Aufbau der Projektdatenbank und Datenerfassung Alle Daten der Fragebogenerhebung wurden online auf der Projektdatenbank gebündelt. Diese Datenbank bildete die Grundlage für die wissenschaftliche und künstlerische Realisation. Der Aufbau der Projektdatenbank erfolgt gemeinsam mit einem Programmierer. Die Alpha-Version des Datenerfassungsmoduls (Erfassung von Personendaten und Bewegungsdaten im Stadtraum Graz) wurde getestet und realisiert. Das Datener- fassungsmodul bildet die Schnittstelle zwischen der Projektdatenbank und dem Erhebungsteam. Mithilfe dieses Moduls wurden die Daten der Fragbogenerhebung in die virtuelle Datenbank übertragen. 19
05/2008-laufend Homepage & Server Space mur.at hat sich bereit erklärt als Host für die intersectional_map/graz08 aufzutreten. Alle Daten zur intersectional_map: Webpage, Online-Datenbank, Webmodule wer- den auf dem mur.at Server gesichert. Seit Juni 2008 macht die Webseite http://intersectional-map.mur.at Informationen rund um das Projekt öffentlich zugänglich. Die Email-Kontaktadresse des Projektes lautet: intersectional-map@mur.at 11/2008 – 03/2009 Realisierung intersectional map/graz08 Die Realisierung der intersectional map/graz08 im öffentlichen Raum erfolgte auf unterschiedliche Weise: 1)Interaktive Medieninstallationen. Vier mobile im Stadtraum von Graz „wandernde“ Installationen in Schaufenstern und in Form von Public Terminals standen in Supermärkten, Stadtbibliotheken und Bil- dungseinrichtungen. Sie fungierten als Instrumente zur Navigation durch die inter- sectional map/graz08 im öffentlichen Raum. Die Installationen waren untereinander vernetzt. Standorte der interaktiven Medieninstallationen: November – Dezember 2008 Grazer Stadtwerke Tag.werk Caritas Shopping Nord Stadtbibliothek Graz West Jänner – Februar 2009 Universität Graz (UB) Stadtbibliothek Lauzilgasse Mediathek 2) Homepage: Die Webseite http://intersectional-map.mur.at macht Informationen rund um das Projekt öffentlich zugänglich. 20
3) Plakataktionen: Neben den Installationen wurden in den Monaten November- Dezember 2008 vier „ortsspezifische“ Plakate im Stadtraum platziert (Jakominiplatz, Hauptplatz, Griesplatz, LKH) die relevante Informationen zur Nutzung der jeweiligen Orte vermittelten. Diese Plakataktion wurde unterstützt von der Kultur Steiermark Service GmbH. 4) „Gender Walk“ Unter dem Titel „Achsen der sozialen Ungleichheit in Graz“ wurde am 18. März 2009 ein “Gender Walk” in Graz angeboten. Im Zuge dieser Veranstaltung im Männerkaffee kult wurden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie im Projekt intersectional map/graz08 vorgestellt; anschließend führte ein Stadtspaziergang mit Blick auf Ge- nder, Migration und Milieu durch den Multi-Kulti-Bezirk Gries – auf den Spuren von Separationsmechanismen und Geschlechterkonstruktionen im öffentlichen Raum. 11/2008 Eröffnung der INTERSECTIONAL MAP/GRAZ 08 Ort: Hyperwave, Albrechtgasse 9 (Eckhaus Andreas-Hofer-Platz), Graz Zeit: Dienstag, 04. November 2008, 16:30 Anschließend: Gelegenheit zur kommentierten Besichtigung der interaktiven Medi- eninstallation am Standort Grazer Stadtwerke Schaufenster. 21
Anpassungen in der Projektdurchführung Neufixierung des Realisierungszeitraums der intersectional_map: Mit Rücksicht auf die Laufzeit des steirischen herbstes startete die intersectional map/graz08 im öffent- lichen Raum im November 2008. Die Gesamtlaufzeit wurde verlängert: November 2008 – März 2009. In Absprache mit VertreterInnen des Instituts für die Kunst im öffentlichen Raum Stei- ermark Landesmuseum Joanneum wurde das Konzept für die intersectional map/ graz08 im öffentlichen Raum verändert. Aus einer temporären Installation im Grazer Stadtraum wurden insgesamt vier temporäre Installationen, die in der Stadt „wan- derten“. Auf diese Weise sollte das Projekt in möglichst unterschiedlichen Stadtteilen Verbreitung finden (Innenstadt / Eggenberg / Lend / Puntigam / Jakomini / Gries / Gösting / Geidorf ). Die geplanten visuellen Marker an „hot spots“ in Graz wurden durch konkrete Installationen ersetzt. Auf diese Weise konnte ein Projekt-Mehrwert erzielt werden. Weiters wurden vier ortsbezogene Plakate an ausgewählten Orten in der Stadt verteilt (Jakominiplatz / St. Leonhard / Hauptplatz / Griesplatz). Das Verfügbarmachen des erhobenen Datenmaterials erfolgt über die Projekthome- page. Das „Weiterwachsen“ der map erfolgt im Zuge der Durchführung weiterführen- der Projekte. Ein über die Projektlaufzeit hinausgehender kontinuierlicher Datenab- gleich ist aufgrund der dafür anfallenden Kosten nicht möglich. Der Gender Walk wurde am 18. März in Graz durchgeführt. Es handelt sich dabei einen geführten Walk durch den Stadtteil Gries. Auf die Durchführung von Termin und Moderation unabhängiger Gender Wals mittels mp3-Player wurde aufgrund der finanziellen Ressourcen verzichtet. Die für das Projekt berechneten Kosten konnten nicht in voller Höhe erreicht werden. Ungeachtet der ursprünglich vorgesehenen 1000 befragten Personen in Graz wur- den insgesamt Daten von 1650 Personen in die Erhebung aufgenommen. Der Rück- lauf fiel höher aus als erwartet. Eine Nacherhebung im September konzentrierte sich auf Personen, die bis zu diesem Zeitpunkt unzureichend erfasst werden konnten (vor allem Personen über 60 Jahren) Telefonische Interviews wurden durch Face-to-Face-Befragungen ersetzt. Auf diese Weise sollte die Reliabilität und Validität des erfassten Datenmaterials erhöht werden. Folgende Kooperationen wurden im Projekt wirksam: mur.at initiative netzkultur, ARGE Kartographie, GenderWerkstätte, Liquid Music, Kultur Service GmbH 22
Evaluation Die quantitative Ergebnisevaluierung erfolgte auf folgende Weise: Anzahl der Zugriffe auf die Projekthomepage Zugriffe auf die Installationen im öffentlichen Raum werden mithilfe von Time- stamps erfasst. Nutzung der Medieninstallationen Der Gebrauch der Installation wurde durch Timestamps in der intersectional map /graz dokumentiert. Die Anhäufung der Timestamps bildete einerseits einen vir- tuellen Ort des Interesses, andererseits bestimmten deren Elemente (Datum, Zeit und Dauer) das Verhalten eines Klangbearbeitungswerkzeuges, durch das eine akustische Repräsentanz des virtuellen Ortes erzeugt wurde. (siehe auch Kapitel Installationen in dieser Mappe). Durch das Aufzeichnen der Timestamps gibt es ein Protokoll der Nutzung der mobilen Installationen. Die Installationen wurden von 3240 Menschen benutzt. Besuche auf der Projekt webpage Seitdem die Projektseite online ist, haben 1464 Personen darauf zugegriffen.- Quelle: http://intersectional-map.mur.at/awstats/ Mithilfe von Berichten und Reflexionen zum Projektfortgang in der GenderWerkstät- te wurde eine kontinuierliche Reflexion und Qualitätskontrolle gewährleistet. Am 4. Dezember 2008 wurde das Projekt im Rahmen eines offenen GenderWerkstätten- Treffens mit Mitgliedern der GenderWerkstätte sowie mit interessierten eingela- denen Personen diskutiert und reflektiert. Alle anwesenden Personen sind Vertrete- rInnen der Gender Arbeit in Forschung und Bildung. Projektanpassungen erfolgten auf Basis von Diskussionen und Projektreflexionen mit Vertretern der Männerberatung Graz, die nicht unmittelbar in das Projekt invol- viert waren. Qualitätssicherung erfolgt darüber hinaus über die Einschulung von Personen, die Face-to-Face-Befragunge durchführten, über die Sicherstellung der Anonymität, über stichprobenweise Kontrollen der InterviewerInnen und über Datenbereinigung und Plausibilitätsprüfung. 23
Materialien Folgende Materialien wurden im Projekt entwickelt: - Ein Fragebogen, der sich insbesondere für Mobilitäts-Erhebungen eignet und be reits in Folgeprojekten (Bsp: offene Jugendarbeit in Graz) zum Einsatz kommt. - Ein Projektflyer mit Informationen zum Projekt, Homepage, Standorte der Installati onen, FördergeberInnen & Kooperationen. - Einladungskarten zur Projekteröffnung (konzipiert und finanziert von Kultur Steier mark, Kunst im öffentlichen Raum) - Vier „ortsspezifische“ Plakate im Stadtraum von Graz, die relevante Informationen zur Nutzung der jeweiligen Orte vermittelten, Informationen zum Projekt, Home page, Standorte der Installationen, FördergeberInnen & Kooperationen. - Ein Kurzfilm zum Projekt, platziert auf der Projekthomepage. - Fotomaterial - Eine Projekthomepage mit allen Informationen zum Projekt in deutscher und englischer Sprache - Ein Webinterface bzw. Applet zum runterladen, mit dem die intersectional map auch im privaten Raum erkundet werden kann. - Ein Artikel, der die interdisziplinärte Zusammenarbeit von Sozialforschung und Me dienkunst thematisiert. Dieser Artikel wird im Jahrbuch für die Kunst im öffentlichen Raum Steiermark publiziert (erscheint 2009 im Springer Verlag) 24
Perspektiven Abb. 19 intersectional map/graz08, Stadtbibliothek Eggenberg - Installation Im Zuge dieses Projekt wurde ein Analysetool entwickelt, das bereits im Rahmen eines Folgeprojekts zum Einsatz gekommen ist. Im Zuge einer Erhebung mit Jugend- lichen im Stadtraum von Graz (Dachverband offene Jugendarbeit und Integrations- referat der Stadt Graz) wurde das intersectional map-Erhebungsmanual angewandt. Die erhobenen Daten sollen Aufschluss darüber geben, wo sich die befragten Jugendlichen in der Stadt gerne aufhalten und welche Orte sie dabei frequentierten. Die Nutzung und Erschließung der Stadt Graz durch Jugendliche steht im Mittel- punkt dieser Befragung. (Laufzeit: Dezember 2008 – Juni 2009) Die Entwicklung des Fragebogens in Form eines Stadtplans wurde insbesondere im universitären Konntext interessiert betrachtet. Dasselbe gilt für die Anwendung eines theoretischen Analyse-Ansatzes (Intersectionality) in der Praxis, insbesondere in der Makroanalyse. Mittlerweile wurden die ProjektbetreiberInnen deshalb für Gastvorträge an die Universität Graz eingeladen (Juni 2009). Der Dekan der geistes- wissenschaftlichen Fakultät an der Universität Graz unterstützt Kooperationen an der Universität Graz im speziellen mit dem Institut für Raumplanung in aktiver Weise. Publikation Im Vorjahr sind Förderanträge für eine Publikation/Katalog zur intersectional map/ intersectional graz 08 an folgende Institutionen ergangen: BMUKK, BMWF, Land Steiermark, Kultur map/graz08: Stadt Graz, Kultur und Stadt Graz, Wissenschaft. Aufgrund von Förderzusagen des BMWF, Land Steiermark Kultur sowie Stadt Graz Wissenschaft kann das Publikations- vorhaben im Jahr 2009 verwirklicht werden. Die Zusammenarbeit von Sozialforschung und Medienkunst bildet einen zentralen Aspekt dieser Arbeit. In einem Artikel zum Projekt intersectional map/graz im Jahr- buch für die Kunst im öffentlichen Raum Steiermark haben wir dieser Verknüpfung Raum gegeben. Die Publikation erscheint im Jahr 2009. Die Projektergebnisse sind für konkrete Partizipationsprojekte im Bereich der Städte- planung in Graz interessant. Derzeit sind wir ein die Planung von “Annenstraße neu” in beratender Funktion eingebunden. 25
Abb. 17 intersectional map/graz08, Mediathek Graz - Installation Finanzierungsplan Kostenüberblick Gesamtkosten des Projekts: 42.000,00 Eigenmittel, Sponsoring: 5.000,00 Offener Betrag: 37.000,00 Aufschlüsselung der Fördergelder Fördergeber Zusage Anteil in % Anteil in EUR BM:UKK März 08 16 6.000,00 BM:WF Mai 08 19 7.000,00 Institut für Kunst im April 08 57 21.000,00 öffentlichen Raum Steiermark Stadt Graz Jul 08 8 3.000,00 Wissenschaft 26
Team & Support Abb. 18 intersectional map/graz08, Stadtbibliothek Eggenberg - Installation Gesamtleitung & wissenschaftliche Leitung: Elli Scambor Künstlerische Leitung & Realisation: Fränk Zimmer in Zusammenarbeit mit Heimo Ranzenbacher Studie - Mitarbeit: Christian Scambor Studie - Datenerhebungsassistenz: Murat Aygan, Coban Hasan, Anne Meinke, Lisa Mittischek, Benedicta Nwoha, Edith Pöhacker, Serafettin Tabur, Adriana Valle-Höllinger, Martin Winter Datenbankanbindung: Wolfgang Scheicher Web-/Interface-/Interaktionsdesign: Fränk Zimmer Image-Streaming: IOhannes m zmölnig Objektrealisation: Walter Lang mur.at Serverbetreuung: Jogi Hofmüller 27
Dank an die 1600 Grazerinnen und Grazer, die sich an dem Projekt aktiv beteiligt haben, indem sie uns Ihre alltäglichen Wege und Orte bekanntgaben. Dank an folgende Organisationen, die uns bei der Studie unterstützt haben: Aids Hilfe Steiermark, Akademisches Gymnasium, Asylheim Steyrergasse, BG Oever- seegasse, BRG Kepler, BRG Körösistraße, Cafe Foyer, Danaida - Bildung und Treffpunkt für ausländische Frauen, DieMediathek, ESC im Labor, Fachhochschule Joanneum, Frauendokumentations- und Projektzentrum, Frauenservice Graz, Grazer Stadtwerke, Grüne Akademie, HS Algersdorferstraße, ISOP Innovative Sozialprojekte, Jugendzen- trum Dietrichkeuschn, Jugendzentrum Yap, Jugendzentrum Yukus, Kinderdrehschei- be, Kindergartenreferat und Kindergärten der Stadt Graz, Mafalda, Männerberatung Graz, Odilien Institut für sehbehinderte und blinde Menschen, Pro Mente Steiermark, Psychosoziales Zentrum Graz OST, SALE Projektmanagement und Consulting, Schlupfhaus, Shopping Nord, Stadtbibliothek Andritz, Stadtbibliothek Graz Süd, Stadtbibliothek Graz West, tag.werk - Caritas, TARA - Beratungsstelle Therapie und Prävention bei sexueller Gewalt, Universität Graz, Universitätsbibliothek, VS Andritz Prochaskagasse, VS Bertha v Suttner, VS Gösting, Wiki-Kinderbetreuungseinrich- tungen, WOGE. Dank an folgende Personen, die uns bei der Studie unterstützt haben: Martin Aufferbauer, Heidi Bäck, Heinz Baumann, Rudolf Egger, Ingrid Erlacher, Lilo Fink, Sigrid Fischer, Andrea Grabherr, Barbara Gartner, Gerda Gessek, Daniela Grabe, Marianne Hammani-Birnstingl, Reni Hofmüller, Sylvia Hojnik, Sabine Janko, Maggi Jansenberger, Walter Jenner, Rosemarie Kurz, Ines Mirkovic, Sonja Mittischek, Wolfgang Obendrauf, Ali Özbas, Manuela Willibald, Maria Waldherr, Marlis Winterleit- ner, Bernhard Zapusek, Ulli Zapusek. 28
Presse Abb. 19 intersectional map/graz08, Mediathek Graz - Installation Medienresonanz Pressetext: „Intersectional Map“ (Präsentation: 04.11.08) Presse-Arbeit in Koordination mit „Institut für Kunst im öffentlichen Raum“, Graz KLEINE ZEITUNG STEIERMARK /Kurzinfo „Sieben Tage“ (29.10.08) STANDARD Bundesländer / Kurzinfo Rubrik „Ausstellungen“ (30.10.08) ORF RADIO STEIERMARK / Beitrag „7 vor 7“/ ((04.11.08) KLEINE ZEITUNG STEIERMARK /Kurzinfo „Aviso“ (04.11.08) STEIRERKRONE / Artikel „Öffentlicher Kunst-Raum“ (05.11.08) www.kulturservice.steiermark.at (ab 10.11.08) KLEINE ZEITUNG STEIERMARK / Artikel „Ernst und amüsant und kritisch“ (19.11.08) www.diestandard.at / Artikel „Intersectional Map Graz: Männer haben einfachere Wege als Frauen“ + Postings (ab 05.11.08) LAUFSCHRITTE / Ankündigung (Ausgabe 10/11/08) 29
KORSO / Artikel in Rubrik „Bildende Kunst, Architektur, Foto, Neue Medien“ (12.12.08) ANSCHLÄGE / Artikel „intersectional-map.mur.at“ (Ausgabe 10/08-01/09) radio oe1 / moment leben heute (22. Dezember 2008) VCÖ-Magazin/ Artikel „Gender Walks“ (Judenburg + intersectional map/graz) (Ausga- be Jänner 09) Pressetext: „Intersectional Map Präsentation + „Gender Walk“ im Grazer MännerKaf- fee (18. März 09) Kleine Zeitung Steiermark „Sieben Tage“/ Veranstaltungs-Ankündigung (11.03.09) www.diestandard.at /Artikel „Zur Kenntlichkeit entstellt“ (ab 17. 03 2009) www.falter.at + Druckausgabe / Veranstaltungs-Ankündigung (ab 17. 03 2009) www.kulturservice.steiermark.at / Veranstaltungs-Ankündigung (ab 17. 03 2009) www.netdoktor.at / Veranstaltungs-Ankündigung (ab 17. 03 2009) Korso/ Projekt-Kurz-Info (März 2009) Korso/ Projekt-Kurz-Info (April 2009) 30
Auswahl - Pressereaktionen an.schläge 12/2008 31
diestandard, 3. November 2008-11-06 Intersectional Map Graz: Männer haben einfachere tägliche Wegeketten als Frauen Projekt visualisiert unterschiedliche Nutzung nach Geschlecht, Ethnie, Milieu und Alter als "Ach- sen der Ungleichheit" einer Stadt Im "Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark" wird am Dienstag die "intersectional map/graz08" vorgestellt. Dieses Projekt bewegt sich an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst. Elli Scambor, Soziologin im Forschungsbüro der Männerberatung Graz und in der Gender- Werkstätte, untersucht gemeinsam mit einem interdisziplinären und multikulturellen Team die alltägliche Mobilität und Stadtraum-Nutzung von 1650 GrazerInnen. Gemeinsam mit den Me- dienkünstlern Fränk Zimmer und Heimo Ranzenbacher entwickelte sie daraus einen virtuellen Stadtplan, der die alltäglichen Wege der BewohnerInnen abbildet und sinnlich erfahrbar macht. "Stadtplanung agiert sehr häufig mit geschlechtslosen, entleiblichten Personen. Die Diversität der Lebensumstände von Frauen und Männern, die in urbanen Räumen leben und sich bewe- gen, wird oft nicht berücksichtigt", so Scambor. Mehr zum Thema Daten Nächste Generation des Server-Systems bezahlte Einschaltung Blick gezielt auf Gender, Migration, Alter, Einkommen und Bildung Die Intersectional Map macht es anders: Die befragten GrazerInnen wurden entlang von Kate- gorien differenziert, die die soziale Struktur der Stadt abbilden, Gender, Migration, Alter, Einkom- men und Bildung. Konzentriert hat sich Scambor auf die Frage, wie eine Stadt im Handeln ihrer BewohnerInnen entsteht, das heißt, wie Graz beispielweise für Menschen mit Migrationshin- tergrund zu ihrer Stadt wird. Aus den erhobenen Daten werden "intersektionelle Orte" gefiltert. Diese Orte geben Auskunft über die Heterogenität ihrer NutzerInnen. "Die erhobenen Daten über alltägliche Wege und aufgesuchte Orte von GrazerInnen zeigen uns, wie unterschiedlich die Stadt genutzt wird. Frauen mit Kindern unter 14 Jahren haben bei- spielsweise täglich verhältnismäßig lange Distanzen zu bewältigen und viele verschiedene Orte aufzusuchen. Männer mit Kindern unter 14 Jahren suchen deutlich weniger Orte auf und haben dadurch einfachere tägliche Wegeketten", konnte die Soziologin beobachten. Erkundung via Webinterface Zwei Interfaces machen das gewonnene Wissen erfahrbar: Die Website http://intersectional- map.mur.at bietet die Möglichkeit, die Stadtraumnutzung von Graz unter den Aspekten Ge- schlecht, Ethnie, Milieu und Alter durch ein Webinterface zu erkunden. Jede dieser vier Katego- rien kann im Hinblick darauf erforscht werden, welche Plätze für welche Personengruppen in Graz von Bedeutung sind. Eine Grafikanimation stellt die Daten in einem virtuellen Stadtplan dar. Die Medienkünstler Fränk Zimmer und Heimo Ranzenbacher entwickeln vier mobile, interaktive Medieninstallationen in Schaufenstern von Grazer Supermärkten, Stadtbibliotheken, Cafes und Bildungseinrichtungen als Instrumente zur Navigation durch die "intersectional map". Sie sind alle untereinander vernetzt und laden zur Interaktion ein. (red) Link: http://intersectional-map.mur.at 32
MUNITION, ÖH-Uni Graz 11/2008 33
artports.com Kunst-News / Art News, 7.11.2008 Intersectional Map - Elli Scambor / Fränk Zimmer Das Projekt bewegt sich an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst. Elli Scambor, Soziologin im Forschungsbüro der Männerberatung Graz, erhebt gemeinsam mit einem interdisziplinären und multikulturellen Team die alltägliche Nutzung der Stadt von mehr als 1600 StadtbewohnerInnen und entwickelt daraus einen virtuellen Stadtplan. Vier mobile Klang-/Medieninstallationen und eine Website bieten die Möglichkeit, die Stadt Graz unter den Aspekten Geschlecht, Ethnie, Milieu und Alter zu erkunden. Der Gebrauch der Installationen erzeugt einen neuen Ort im virtuellen Stadtplan. Die Installationen wandern durch unterschiedliche Stadtteile. „Stadtplanung agiert sehr häufig mit geschlechtslosen, entleiblichten Personen. Die Diversität der Lebensumstände von Frauen und Männern, die in urbanen Räumen leben und sich bewegen, wird oft nicht berücksichtigt“, so Scambor. Sie richtet den Blick gezielt auf diese Aspekte. Die befragten GrazerInnen wurden entlang von Kategorien differenziert, die die soziale Struktur der Stadt abbilden: Gender, Migration, Alter, Einkommen und Bildung. Konzentriert hat sich Scambor auf die Frage, wie eine Stadt im Handeln ihrer BewohnerInnen entsteht, das heißt, wie Graz beispielweise für Menschen mit Migrationshintergrund zu ihrer Stadt wird. Aus den erhobenen Daten werden „intersektionelle Orte“ gefiltert. Diese Orte geben Auskunft über die Heterogenität ihrer NutzerInnen. Die erhobenen Daten über alltägliche Wege und aufgesuchte Orte von GrazerInnen zeigen uns, wie unterschiedlich die Stadt genutzt wird. Zwei Interfaces machen das gewonnene Wissen erfahrbar. Ab November 2008 bietet die Website http://intersectional-map.mur.at die Möglichkeit, die Stadtraum- nutzung von Graz unter den Aspekten Geschlecht, Ethnie, Milieu und Alter durch ein Webinterface zu erkunden. Jede dieser vier Kategorien kann im Hinblick darauf erforscht werden, welche Plätze für welche Personengruppen in Graz von Bedeutung sind. Eine Grafikanimation stellt die Daten in einem virtuellen Stadtplan dar. Die Medienkünstler Fränk Zimmer und Heimo Ranzenbacher entwickeln vier mobile, interaktive Medieninstallationen in Schaufenstern von Grazer Supermärkten, Stadtbibli- otheken, Cafés und Bildungseinrichtungen als Instrumente zur Navigation durch die „intersectional map“. Sie sind alle untereinander vernetzt und laden zur Interaktion ein. In jedem Schaufenster bil- den LCD-Bildschirme die Studienergebnisse in Form einer animierten Visualisierung ab. PassantInnen können sie durch ein, zum Touch-Interface umfunktioniertes, berührungsempfindliches Schaufenster abrufen. Eine Bildleiste zeigt an, von welchen Personen die Installationen gerade benutzt wird. Ein Boxensystem unterstützt das visuelle Geschehen durch eine Klangebene, die das akustische Gesche- hen der Installationsorte aufgreift. Die UserInnen werden von einer Kamera erfasst, ihre Aktivitäten an den anderen Schaufenstern sichtbar. Der Gebrauch der Installationen erzeugt einen neuen Ort im virtuellen Stadtplan. In Analogie zum Gebrauch des realen städtischen Gefüges wird auch bei der Installation die Alltagswertigkeit eines Ortes durch den Gebrauch des Ortes bestimmt. Durchführende Organisation ist die Männerberatung Graz in Kooperation mit GenderWerkstätte und Liquid Music. Standorte der ersten Staffel ab 04|11|2008: GRAZ AG - Stadtwerke für kommunale Dienste (Grazer Stadtwerke), Andreas-Hofer-Platz 15 | SHOP- PING NORD, Wiener Straße 351 | Stadtbibliothek Graz West, Eggenberger Allee 13a | tag-werk Caritas, Mariahilferstraße 13. Standorte der zweiten und dritten Staffel im Dezember und Jänner: Universitätsbibliothek Graz, Universitätsplatz 3 | Stadtbibliothek Graz Süd, Lauzilgasse 21 | dieMedia- thek, Vorbeckgasse 12 | Café Foyer, Annenstraße 29. http://intersectional-map.mur.at 34
VCÖ - Mobilität mit Zukunft 01/2009 35
Kronen Zeitung 11/2008 36
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