BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 - voestalpine
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 voestalpine AG www.voestalpine.com
voestalpine-KONZERN IN ZAHLEN 1 Q 2021/22 VS. 2 Q 2021/22 Mio. EUR 1 Q 2021/22 2 Q 2021/22 Veränderung 01.04.–30.06.2021 01.07.–30.09.2021 in % Gewinn- und Verlustrechnung Umsatzerlöse 3.490,0 3.552,9 1,8 EBITDA 539,6 510,2 –5,4 Abschreibungen 200,0 199,2 –0,4 EBIT 339,6 311,0 –8,4 Ergebnis vor Steuern 318,8 292,3 –8,3 Ergebnis nach Steuern1 259,2 226,5 –12,6 Bilanz Investitionen in Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte und Beteiligungen 118,3 120,9 2,2 Eigenkapital 5.970,8 6.077,5 1,8 Nettofinanzverschuldung 2.617,4 2.743,5 4,8 Nettofinanzverschuldung in % des Eigenkapitals (Gearing) 43,8 % 45,1 % Finanzkennzahlen EBITDA-Marge 15,5 % 14,4 % EBIT-Marge 9,7 % 8,8 % Cashflow aus der Betriebstätigkeit 272,1 100,1 –63,2 Aktienkennzahlen Aktienkurs Ende der Periode (EUR) 34,34 32,04 –6,7 Börsenkapitalisierung Ende der Periode 6.130,4 5.719,80 –6,7 Anzahl der ausstehenden Aktien Ende der Periode 178.520.616 178.520.616 0,0 Ergebnis je Aktie (EUR) 1,42 1,23 –13,4 Personal Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 48.880 49.068 0,4 1 Vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen.
1 H 2020/21 VS. 1 H 2021/22 Mio. EUR 1 H 2020/21 1 H 2021/22 Veränderung 01.04.–30.09.2020 01.04.–30.09.2021 in % Gewinn- und Verlustrechnung Umsatzerlöse 5.110,1 7.042,9 37,8 EBITDA 395,0 1.049,8 165,8 Abschreibungen 610,0 399,2 –34,6 EBIT –215,0 650,6 Ergebnis vor Steuern –267,5 611,1 Ergebnis nach Steuern1 –275,8 485,7 Bilanz Investitionen in Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte und Beteiligungen 244,9 239,2 –2,3 Eigenkapital 5.270,6 6.077,5 15,3 Nettofinanzverschuldung 3.491,0 2.743,5 –21,4 Nettofinanzverschuldung in % des Eigenkapitals (Gearing) 66,2 % 45,1 % Finanzkennzahlen EBITDA-Marge 7,7 % 14,9 % EBIT-Marge –4,2 % 9,2 % Cashflow aus der Betriebstätigkeit 562,8 372,2 –33,9 Aktienkennzahlen Aktienkurs Ende der Periode (EUR) 22,50 32,04 42,4 Börsenkapitalisierung Ende der Periode 4.016,7 5.719,8 42,4 Anzahl der ausstehenden Aktien Ende der Periode 178.520.616 178.520.616 0,0 Ergebnis je Aktie (EUR) –1,53 2,65 Personal Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 47.917 49.068 2,4 1 Vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen.
INHALTS- VERZEICHNIS ZWISCHEN- VERKÜRZTER KONZERN- LAGEBERICHT ZWISCHENABSCHLUSS 3 Wirtschaftliches Umfeld 22 Konzernbilanz und Geschäftsverlauf 24 Konzern-Kapitalflussrechnung 4 Bericht über die finanziellen 25 Konzern-Gesamtergebnisrechnung Leistungsindikatoren des voestalpine-Konzerns 27 Konzern-Eigenkapital- veränderungsrechnung 7 Steel Division 28 Erläuternde Anhangangaben 9 High Performance Metals Division 46 Erklärung des Vorstandes 11 Metal Engineering Division gemäß § 125 (1) BörseG 2018 13 Metal Forming Division 15 Investitionen 16 Geschäfte mit nahestehenden Unternehmen und Personen 16 Risikomanagement 17 Ausblick 18 Investor Relations
ZWISCHEN- LAGEBERICHT WIRTSCHAFTLICHES UMFELD hohe Marktnachfrage nach Automobilen voll- UND GESCHÄFTSVERLAUF ständig zu bedienen. In diesem Umfeld konnte der voestalpine-Konzern Während der Beginn des 1. Halbjahres 2021/22 an den positiven Aufwärtstrend anknüpfen, der noch ganz im Zeichen starker Nachholeffekte im bereits im letzten Geschäftsjahr eingesetzt hatte. Zuge der Erholung von der COVID-19-Krise stand, Günstig entwickelten sich zudem erstmals seit hat sich das konjunkturelle Klima im weiteren Ausbruch der COVID-19-Krise die Auftragsein- Verlauf der Berichtsperiode auf hohem Niveau gänge aus der Luftfahrtindustrie. Lediglich die stabilisiert. Trotz unverändert guten Wirtschafts- Automobilindustrie zeigte aufgrund der Zuliefer- wachstums sorgten der regional unterschiedliche probleme bei Bauteilen eine verhaltene Perfor- Impffortschritt sowie immer neue Mutationen des mance. Coronavirus über den Sommer für Verunsicherung. Verwerfungen in den Lieferketten, die insbeson- NORDAMERIKA dere die Automobilindustrie in Europa nach wie In Nordamerika setzte sich der kräftige Aufschwung vor belasten, verlängern die Lieferzeiten für neue zum Ende des letzten Geschäftsjahres auch im Autos. Zudem kam es gegen Ende des 1. Halb- 1. Halbjahr 2021/22 fort. Allerdings flaute die jahres 2021/22 global zu einem Anstieg der Ener- ausgeprägte Dynamik zu Beginn des Geschäfts- giepreise. jahres über den Sommer etwas ab. Das Auftreten neuer Coronavirus-Mutationen dämpfte die Ent- EUROPA wicklung in einigen Servicesektoren. Insgesamt Von gelockerten COVID-19-Restriktionen in zahl- blieben aber sowohl die Industrieproduktion als reichen Mitgliedstaaten der Europäischen Union auch der private Konsum und die Entwicklung am profitierten zu Beginn des Geschäftsjahres 2021/22 Arbeitsmarkt positiv. Anders als in Europa hat die insbesondere der private Konsum und der Ser- US-Notenbank (Fed; Federal Reserve) angesichts vicesektor. Die dynamische Entwicklung in den steigender Inflation eine Verlangsamung der ex- industriellen Sektoren setzte sich weiter fort, wobei pansiven Geldmengenpolitik sowie steigende die Verknappung von Vormaterial – insbesondere Zinsen in Aussicht gestellt. von Halbleiter-Elektronikbauteilen – die Entwick- Der voestalpine-Konzern konnte in vielen Bereichen lung in der Automobilindustrie stark einbremste. von der positiven Marktdynamik in Nordamerika Die erwartete Verbesserung der Situation über profitieren. Dazu beigetragen hat, dass bis zum den Sommer 2021 trat nicht ein und gegen Ende Ende des 2. Quartals die amerikanischen voest der Berichtsperiode stellte sich die Situation un- alpine Automotive-Standorte deutlich weniger verändert kritisch dar. Damit war die europäische vom Halbleitermangel betroffen waren als die Automobilindustrie nicht in der Lage, die aktuell europäischen Standorte. Die steigenden Energie- BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 3
preise führten zu deutlich verbesserter Nachfrage sollte diese Entwicklung den globalen Stahlmarkt nach Material und Equipment für die Öl- und unterstützen. Zu erwarten ist, dass sich daraus Gasindustrie. Das wirkte sich auch günstig auf die stärkere Auswirkungen für die Entwicklung der europäischen Produktionsstandorte der voest europäischen voestalpine-Stahlstandorte ableiten alpine aus, wenngleich nach wie vor hohe Schutz- als für die Verarbeitungsstandorte der voestalpine zölle (Section 232) den Markt belasten. vor Ort in China. Energieknappheit sowie die dadurch bedingten SÜDAMERIKA/BRASILIEN temporär und lokal beschränkten Stromabschal- Brasilien als bedeutendste Wirtschaftsregion für tungen haben die Entwicklung der Wirtschaft in die voestalpine am südamerikanischen Kontinent China gegen Ende des 1. Halbjahres 2021/22 konnte die insgesamt hohe wirtschaftliche Dyna- beeinflusst. Davon waren zeitweise Kunden sowie mik über das 1. Halbjahr 2021/22 beibehalten. vereinzelt auch voestalpine-Standorte im Auto- Neben einer guten Inlandsnachfrage stützt auch motive- und Welding-Bereich betroffen. die Entwicklung der brasilianischen Währung die Trotz der Verlangsamung der wirtschaftlichen wirtschaftliche Entwicklung. Dynamik weist China auch in der 1. Hälfte des Die brasilianischen Standorte des voestalpine- Geschäftsjahres 2021/22 ein positives Wirtschafts- Konzerns setzten in diesem Umfeld ihre positive wachstum aus. Vor diesem Hintergrund verlief Entwicklung fort. auch die Geschäftsentwicklung der chinesischen Standorte des voestalpine-Konzerns insgesamt ASIEN/CHINA erfreulich. China hatte die erste Welle der Pandemie bereits 2020 weitgehend überwunden. Auf neuerliche, wenn auch lokal beschränkte Ausbrüche im ak- BERICHT ÜBER DIE FINANZIELLEN tuellen Geschäftsjahr reagierten die chinesischen LEISTUNGSINDIKATOREN DES Behörden mit strikten Lockdown-Maßnahmen. voestalpine-KONZERNS Diese beeinträchtigten den privaten Konsum, insbesondere im Freizeit- und Servicesektor. Spür- Der voestalpine-Konzern verzeichnete im 1. Halb- bar waren auch die Auswirkungen auf die wirt- jahr 2021/22 eine markante Steigerung der fi- schaftliche Dynamik, als China im 1. Halbjahr nanziellen Leistungsindikatoren im Vergleich zum 2020/21 begann, die ökonomischen Stimulus- Vorjahr. Während die Kennziffern des 1. Halbjah- Maßnahmen aus der ersten COVID-19-Welle res 2020/21 von den Auswirkungen der COVID- zurückzufahren. 19-Lockdowns betroffen waren, profitierte der Probleme am chinesischen Immobiliensektor kon- Konzern im aktuellen Berichtszeitraum von einer kretisierten sich in der 2. Hälfte der Berichtsperi- sehr soliden Entwicklung der Nachfrage in den ode. Sie belasteten nicht nur die Bauwirtschaft, wesentlichen Kundensegmenten. Einzig die vola- sondern auch die damit verbundenen Industrie- tilen Abrufe der Automobilindustrie wirkten sich sektoren wie etwa die chinesische Stahlindustrie. tendenziell dämpfend auf die Versandmengen Trotz angekündigter Produktionsrücknahmen aus der Steel Division sowie der Metal Forming Divi- Gründen des Umweltschutzes lieferte die Stahl- sion aus. Das Preisniveau entwickelte sich über produktion neuerlich Rekordwerte. In der Folge die Produktgruppen hinweg insgesamt dynamisch, begannen die Behörden, über den Sommer Pro- wobei auch die stark gestiegenen Rohstoffkosten duktionskürzungen zu forcieren. Gegen Ende der unterstützend wirkten. Auf dieser Basis erhöhten Berichtsperiode wurden in den chinesischen Sta- sich die Umsatzerlöse des voestalpine-Konzerns tistiken erstmals seit langer Zeit rückläufige Pro- im 1. Halbjahr 2021/22 um 37,8 % auf 7.042,9 duktionsdaten für Rohstahl sichtbar. Mittelfristig Mio. EUR (1. Halbjahr 2020/21: 5.110,1 Mio. EUR). 4
Neben dem positiven wirtschaftlichen Umfeld der 2. Hälfte des vergangenen Geschäftsjahres zeigen die Ergebnisse im aktuellen Berichtszeit zurückzuführen ist. Lag die Nettofinanzverschul- raum auch den klaren Fokus der voestalpine auf dung per 30. September 2020 noch bei 3.491,0 kostensenkende sowie effizienzsteigernde Maß- Mio. EUR, reduzierte sie sich innerhalb von zwölf nahmen. Als Konsequenz daraus verbesserte sich Monaten auf 2.743,5 Mio. EUR per 30. September das EBITDA um 165,8 % auf 1.049,8 Mio. EUR 2021. Damit liegt sie in etwa auf dem Wert zum (Vorjahr: 395,0 Mio. EUR). Besonders deutlich Bilanzstichtag am 31. März 2021 (2.742,8 Mio. zeigte sich der Ergebnissprung in der Steel Divi- EUR). Die Eigenkapitalbasis des voestalpine- sion, die das positive konjunkturelle Umfeld im Konzerns wurde im Jahresvergleich hingegen Stahlsektor nutzte. Das EBIT auf Konzernebene, deutlich gestärkt: Von 5.270,6 Mio. EUR per das im Vorjahr mit –215,0 Mio. EUR noch deutlich 30. September 2020 verbesserte sich das Eigen- negativ ausgewiesen wurde, erreichte im 1. Halb- kapital auf 6.077,5 Mio. EUR per 30. September jahr 2021/22 einen Wert von 650,6 Mio. EUR. 2021. Zum Bilanzstichtag 31. März 2021 wurde Allerdings sind in der Vorjahreszahl negative ein Eigenkapital in Höhe von 5.649,9 Mio. EUR Sondereffekte von –198,5 Mio. EUR aufgrund ausgewiesen. Die Gearing Ratio (Nettofinanz von außerordentlichen Abschreibungen bei den verschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) Gesellschaften voestalpine Texas, voestalpine verringerte sich dementsprechend von 66,2 % Tubulars sowie voestalpine Special Wire enthalten. per 30. September 2020 bzw. von 48,5 % zum Angesichts eines Finanzergebnisses, das sich Bilanzstichtag 31. März 2021 auf 45,1 % per heuer infolge des forcierten Abbaus von Verbind- 30. September 2021. lichkeiten mit –39,5 Mio. EUR (Vorjahr –52,5 Mio. EUR) sehr zufriedenstellend entwickelte, kam das Die Anzahl der Beschäftigten (FTE, Vollzeitäqui- Ergebnis vor Steuern im 1. Halbjahr 2021/22 bei valent) im voestalpine-Konzern erhöhte sich ge- 611,1 Mio. EUR zu liegen (Vorjahr –267,5 Mio. genüber dem Vergleichswert per 30. September EUR). Auf Basis einer Steuerquote von 20,5 % 2020 (47.917) um 2,4 % auf 49.068 per 30. Sep- erreichte das Ergebnis nach Steuern einen Wert tember 2021. Der Anstieg ist auf die markant von 485,7 Mio. EUR (Vorjahr –275,8 Mio. EUR). verbesserte Auslastung der maßgeblichen Pro- duktionsstandorte zurückzuführen. Gegenüber Die Nettofinanzverschuldung entwickelte sich dem Bilanzstichtag 31. März 2021 (48.654) er- im Jahresvergleich deutlich positiv, was insbe gibt sich eine Erhöhung des Personalstandes um sondere auf die starke Cashflow-Generierung in 0,9 %. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 5
QUARTALS- UND HALBJAHRESENTWICKLUNG DES voestalpine-KONZERNS Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 Verände- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– rung in % 30.06.2020 30.06.2021 30.09.2020 30.09.2021 30.09.2020 30.09.2021 Umsatzerlöse 2.397,3 3.490,0 2.712,8 3.552,9 5.110,1 7.042,9 37,8 EBITDA 157,8 539,6 237,2 510,2 395,0 1.049,8 165,8 EBITDA-Marge 6,6 % 15,5 % 8,7 % 14,4 % 7,7 % 14,9 % EBIT –48,7 339,6 –166,3 311,0 –215,0 650,6 EBIT-Marge –2,0 % 9,7 % –6,1 % 8,8 % –4,2 % 9,2 % Ergebnis vor Steuern –74,4 318,8 –193,1 292,3 –267,5 611,1 Ergebnis nach Steuern1 –69,7 259,2 –206,1 226,5 –275,8 485,7 Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 47.894 48.880 47.917 49.068 47.917 49.068 2,4 1 Vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen. Die Nettofinanzverschuldung lässt sich wie folgt überleiten: NETTOFINANZVERSCHULDUNG Mio. EUR 30.09.2020 30.09.2021 Finanzielle Verbindlichkeiten langfristig 3.810,2 2.724,9 Finanzielle Verbindlichkeiten kurzfristig 824,2 1.010,0 Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente –1.060,0 –563,8 Andere Finanzanlagen –62,6 –408,0 Ausleihungen und sonstige Forderungen Finanzierung –20,8 –19,6 Nettofinanzverschuldung 3.491,0 2.743,5 6
STEEL DIVISION QUARTALSENTWICKLUNG DER STEEL DIVISION Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 Verän- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– derung 30.06.2020 30.06.2021 30.09.2020 30.09.2021 30.09.2020 30.09.2021 in % Umsatzerlöse 834,9 1.322,0 995,6 1.395,4 1.830,5 2.717,4 48,5 EBITDA 68,2 263,0 93,4 258,2 161,6 521,2 222,5 EBITDA-Marge 8,2 % 19,9 % 9,4 % 18,5 % 8,8 % 19,2 % EBIT –13,5 186,9 –155,2 183,3 –168,7 370,2 EBIT-Marge –1,6 % 14,1 % –15,6 % 13,1 % –9,2 % 13,6 % Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 10.181 10.429 10.321 10.581 10.321 10.581 2,5 MARKTUMFELD UND GESCHÄFTSVERLAUF Nachfragedynamik vom Beginn des Geschäfts- Die zu Beginn des Geschäftsjahres 2021/22 unge jahres über den Sommer mitnehmen. wöhnliche, von Materialverknappung und Liefer- engpässen geprägte Dynamik am europäischen Anders als von der Automobilindustrie erwartet Stahlmarkt hat sich gegen Ende der Berichts und auch kommuniziert, lösten sich die Liefereng- periode weitgehend normalisiert. pässe aus der Halbleiterindustrie nicht über die Maßgeblich dafür ist neben gestiegenen Impor- Sommermonate auf. Wegen fehlender Bauteile ten eine rückläufige Nachfrage der Automobil- mussten viele Automobilhersteller die Produktion industrie, die ihrerseits mangels Halbleitern die auch nach dem Sommer immer wieder temporär hohe Marktnachfrage nach Autos nicht vollstän- unterbrechen. Vereinzelt wurden Produktionslinien dig bedienen kann („Chipkrise“). Die übrigen Markt auch für längere Zeit komplett abgestellt. Die un segmente zeigten über den Verlauf des 1. Halbjah erwartete Fortsetzung dieses an sich bekannten res 2021/22 eine ungebrochen hohe Nachfrage. Problems führte insbesondere gegen Ende der Insbesondere die Bauindustrie konnte die ausge- Berichtsperiode im 2. Geschäftsquartal 2021/22 prägte Dynamik über die gesamte Berichtsperiode dazu, dass nach den saisonal schwachen Sommer beibehalten. monaten die Mengenabrufe weiter zurückgingen. Da die Umleitung von Material- bzw. Produktions Auch die Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie kapazität auf andere Marktsegmente derart kurz- profitierte über den Verlauf des 1. Halbjahres fristig nicht vollständig umsetzbar war, verringer- 2021/22 von einer stabil hohen Nachfrage. Ver- ten sich in der Steel Division die Versandmengen einzelt sind auch Kunden in diesem Segment von bei einer gleichzeitigen Erhöhung der Lager Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Elektronik bestände an Fertigmaterial. bauteilen betroffen. Bislang führte dies zu keinem Rückgang der Nachfrage nach Stahlprodukten Der Energiebereich als ein wesentlicher Markt für der Steel Division. das Produktsegment Grobblech wies im Verlauf des 1. Halbjahres eine positive Entwicklung auf. Der Maschinenbausektor konnte insbesondere Ausschlaggebend dafür war die anziehende Nach- im Bereich der hochwertigen Stahlgüten die hohe frage mit gestiegenen Preisen für Öl und Gas. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 7
Während die Stahlmärkte in Europa und in Nord- im aktuellen Berichtszeitraum. Die Umsatzerlöse amerika insgesamt weitgehend dynamisch blie- stiegen im 1. Halbjahr 2021/22 um 48,5 % auf ben, kam es in China gegen Ende des 1. Halbjah 2.717,4 Mio. EUR (1. Halbjahr 2020/21: 1.830,5 res 2021/22 erstmals in der jüngeren Geschichte Mio. EUR). Dabei fiel der Preiseffekt noch etwas des Landes zu einer Verringerung der Stahlproduk deutlicher ins Gewicht als die Zunahme der Ver- tion. Maßgeblich dafür war neben dem Auslaufen sandmengen. Die Kontraktpreise für Flachstahl- von konjunkturstimulierenden Maßnahmen die produkte zogen in den letzten Quartalen infolge nachlassende Dynamik am Immobiliensektor. massiv gestiegener Rohstoffkosten sowie einer Dazu kamen behördlich angeordnete Produk ausgezeichneten Stahlkonjunktur stark an. tionsrücknahmen aus Gründen des Umwelt Beim EBITDA, das sich von 161,6 Mio. EUR im schutzes. Da China weltweit die mit Abstand 1. Halbjahr 2020/21 (Marge 8,8 %) auf 521,2 höchsten Kapazitäten in der Stahlproduktion Mio. EUR im 1. Halbjahr 2021/22 (Marge 19,2 %) betreibt, hatte diese Entwicklung unmittelbar verbesserte, erreichte die Steel Division im glei Auswirkung auf die globalen Rohstoffmärkte. So chen Zeitraum eine Vervielfachung des Ergebnis- fiel der Preis für Eisenerz nach jahrelangem Auf- ses. Einen wesentlichen Beitrag zum signifikanten wärtstrend von den Höchstständen im Sommer operativen Ergebnisanstieg leistete auch die bis zum Ende der Berichtsperiode beinahe um Direktreduktionsanlage in Texas, USA. Das EBIT die Hälfte. Im Gegensatz dazu führte die in China der Steel Division erreichte im aktuellen Berichts- aufgetretene Energieknappheit dazu, dass der zeitraum 370,2 Mio. EUR (Marge 13,6 %), nach Preis für metallurgische Kohle förmlich explodierte. dem die Division im Vorjahr noch –168,7 Mio. EUR Unter dem Strich heben sich diese Effekte weit- (Marge –9,2 %) auswies. Im Vorjahr hatten nega- gehend auf. Aufgrund der spezifischen Zukauf- tive Einmaleffekte beim Standort Texas in Form struktur sowie des logistisch bedingten Zeitver- von außerordentlichen Abschreibungen in Höhe satzes ergaben sich für die Steel Division über von 167,6 Mio. EUR das EBIT belastet. den Verlauf des 1. Halbjahres 2021/22 durchwegs ansteigende Rohstoffkosten. Steigende Stahl Im direkten Vergleich der aufeinanderfolgenden preise konnten diese zumindest ausgleichen. Sie Quartale erhöhten sich die Umsatzerlöse der Steel erreichten am europäischen Spotmarkt im Sommer Division im 2. Quartal 2021/22 um 5,6 % auf den vorläufigen Höchststand, um gegen Ende 1.395,4 Mio. EUR (1. Quartal: 1.322,0 Mio. EUR). der Berichtsperiode etwas nachzulassen. Dass Während sich das Preisniveau signifikant verbes- die Stahlpreise der Steel Division bis zum Ende serte, fielen die Absatzmengen saisonal bedingt der Berichtsperiode zulegten, ist der spezifischen sowie aufgrund der volatilen Abrufe der Automo- Kontraktstruktur zuzurechnen. bilkunden schwächer aus. Auf der Ergebnisseite Vor dem Hintergrund des ungebrochenen Stahl- verzeichnete die Division im unmittelbaren Quar- booms in Nordamerika entwickelte sich auch die talsvergleich eine stabil gute Entwicklung. Das Direktreduktionsanlage in Texas, USA, positiv. EBITDA verminderte sich nur geringfügig um 1,8 % von 263,0 Mio. EUR auf 258,2 Mio. EUR FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN und damit die EBITDA-Marge von 19,9 % auf Die Leistungsindikatoren der Steel Division im 18,5 %. Das EBIT fiel um 1,9 % von 186,9 Mio. Vorjahr waren belastet durch die wirtschaftlichen EUR (Marge 14,1 %) auf 183,3 Mio. EUR (Marge Folgen der COVID-19-Pandemie. Eine gänzlich 13,1 %). gegenläufige Entwicklung zeigen die Kennziffern 8
HIGH PERFORMANCE METALS DIVISION QUARTALSENTWICKLUNG DER HIGH PERFORMANCE METALS DIVISION Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 Verän- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– derung 30.06.2020 30.06.2021 30.09.2020 30.09.2021 30.09.2020 30.09.2021 in % Umsatzerlöse 527,3 704,2 534,4 721,3 1.061,7 1.425,5 34,3 EBITDA 40,4 101,2 36,4 90,4 76,8 191,6 149,5 EBITDA-Marge 7,7 % 14,4 % 6,8 % 12,5 % 7,2 % 13,4 % EBIT –1,5 61,4 –4,7 50,6 –6,2 112,0 EBIT-Marge –0,3 % 8,7 % –0,9 % 7,0 % –0,6 % 7,9 % Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 12.902 12.802 12.381 12.891 12.381 12.891 4,1 MARKTUMFELD UND GESCHÄFTSVERLAUF Die steigende Investitionstätigkeit der Öl- und Der Aufwärtstrend im Marktumfeld der High Per- Gasindustrie brachte insbesondere in den letzten formance Metals Division setzte sich im 1. Halb- Monaten des 1. Halbjahres 2021/22 steigende jahr des Geschäftsjahres 2021/22 fort. Auftragseingänge für Sonderwerkstoffe der Divi- sion. Dieser Trend sollte sich über das aktuelle Werkzeugstahl Geschäftsjahr hinaus fortsetzen. Trotz eines Öl- Die Erholung der Nachfrage im Produktsegment preises, der zahlreiche Projekte wieder wirtschaft- Werkzeugstahl hat im 1. Halbjahr 2021/22 an lich darstellbar macht, zeigt sich die Branche nach gehalten. Maßgeblich dafür waren die Konsum wie vor von Unsicherheit geprägt. Der Druck von güterindustrie und die Automobilindustrie, wo Seiten der Politik und auch der Investoren auf eine trotz der bestehenden Versorgungsprobleme im Transformation der CO2-intensiven Industrie führt Halbleiterbereich neue Projekte umgesetzt werden dazu, dass die großen Ölfirmen trotz hohen Inves konnten. titionsbedarfs insgesamt vorsichtig agieren. Sonderwerkstoffe Der Bereich HPM Production, der die Produktions Der regionale Flugverkehr erreichte zum Teil wie- werke der Division umfasst, profitierte von den der Vorkrisenniveau, womit auch die Nachfrage positiven Trends auf den Absatzmärkten. Mit den nach Kurzstrecken-Jets wieder anstieg. Damit teils stark gestiegenen Auftragseingängen in allen haben sich die Bauraten der großen Hersteller Werken stieg auch die Auslastung. Lediglich im ebenso erholt wie die gesamte Supply Chain. In Bereich der schweren LKW bedingte der Mangel der Folge hat das auch in der High Performance an Halbleiterchips eine Verschiebung der Produk- Metals Division zu steigenden Auftragseingängen tionsaufträge im Bereich der Gesenkschmiede für Sonderwerkstoffe und Komponenten geführt. stücke. Der Langstreckenflugverkehr hinkt dieser Entwick- Die Inbetriebnahme des neuen Edelstahlwerkes lung noch hinterher und wird nach Einschätzung in Kapfenberg, Österreich, ist für Mitte 2022 ge- von Experten erst in den Jahren 2024/25 wieder plant. Die COVID-19-Pandemie hatte hier – wie Vorkrisenniveau erreichen. bereits berichtet – zu einer verspäteten Anlieferung BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 9
von Komponenten und damit zu Verzögerungen nenbausektor und auch die Automobilindustrie in der Fertigstellung geführt. sehr dynamisch. Der Ausbau des strategischen Zukunftsfeldes » Asien Additive Manufacturing (3D-Druck) schritt im Das Marktumfeld in China präsentierte sich im 1. Halbjahr 2021/22 planmäßig voran. Aktuell 1. Halbjahr 2021/22 weiter günstig. Kräftige Zu- verfügt die Division über zwei Forschungsanlagen wächse konnte die Division in Indien erzielen, und zwei Produktionsanlagen für die Herstellung wohingegen sich die Märkte in Südostasien vor von Pulver in Österreich und Schweden und über dem Hintergrund von COVID-19 noch sehr ver- sieben Value Added Services-Standorte in Europa, halten zeigten. Nordamerika und Asien zur Erzeugung von additiv gefertigten Bauteilen. FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN Der Aufwärtstrend der High Performance Metals Die internationale Vertriebsorganisation Value Division über die letzten Quartale zeigt sich deut- Added Services profitierte von der gestiegenen lich im Jahresvergleich der Leistungsindikatoren. Nachfrage nach Werkzeugstahl, aber auch nach So stiegen die Umsatzerlöse im 1. Halbjahr Services wie Oberflächenbehandlung (Coating) 2021/22 um mehr als ein Drittel auf 1.425,5 Mio. und Wärmebehandlung. Damit konnten die Value EUR (1. Halbjahr 2020/21: 1.061,7 Mio. EUR). Added Services beim Umsatz wieder an das N iveau Bestimmend für den Umsatzanstieg war neben vor COVID-19 anschließen. dem verbesserten Preisniveau die Ausweitung der Versandmengen um über 25 %. Regionale Entwicklung In der Folge wies auch die Ergebnisseite signi » Europa fikante Zunahmen auf. Das EBITDA stieg um In Europa stellte sich eine deutliche Belebung der 149,5 % von 76,8 Mio. EUR auf 191,6 Mio. EUR. Nachfrage nach Werkzeugstahl ein, die insbe Die EBITDA-Marge erhöhte sich dementspre- sondere von der Automobilindustrie ausging. Auch chend von 7,2 % auf 13,4 %. Das EBIT, das im in Teilbereichen der Öl- und Gasindustrie zog die Vorjahr aufgrund der Auswirkungen der COVID- Nachfrage an. 19-Lockdowns mit –6,2 Mio. EUR (Marge –0,6 %) noch negativ ausgefallen war, erreichte im » Nordamerika 1. Halbjahr 2021/22 ein Niveau von 112,0 Mio. In Nordamerika belebte sich der Absatz für Werk- EUR (Marge 7,9 %). zeuge für die Automobilindustrie im Verlauf des 1. Halbjahres 2021/22. Gegen Ende der Berichts Im direkten Vergleich des 1. mit dem 2. Quartal periode zogen die Auftragseingänge aus der 2021/22 erhöhten sich die Umsatzerlöse leicht, Öl- und Gasindustrie an, in geringerem Umfang während die Ergebniszahlen sich vor dem Hinter- auch jene aus der Luftfahrtindustrie. Die seitens grund saisonal geringerer Nachfrage etwas ab- der USA eingeführten Zölle von 25 % auf alle schwächten. Der Anstieg der Umsatzerlöse im Stahlprodukte nähren jedoch weiterhin die Un 2. Quartal 2021/22 um 2,4 % auf 721,3 Mio. EUR sicherheit am Markt. (1. Quartal 2021/22: 704,2 Mio. EUR) bei gleich- zeitig etwa 5 % reduzierten Absatzmengen war » Südamerika damit vorrangig auf das verbesserte Preisniveau Auch in Südamerika hat sich die Situation gegen- im Sommerquartal zurückzuführen. In erster Linie über dem Vorjahr deutlich verbessert. Neben war es auch der Mengenrückgang, der zur Ab- gestiegener Nachfrage aus der Öl- und Gas nahme des EBITDA um 10,7 % auf 90,4 Mio. EUR industrie zeigen sich insbesondere der Maschi- im 2. Quartal 2021/22 führte (1. Quartal 2021/22: 10
101,2 Mio. EUR). Die höheren Verkaufspreise wur- 12,5 %. Das EBIT verminderte sich im gleichen den durch gestiegene Rohstoffkosten egalisiert. Zeitraum um 17,6 % von 61,4 Mio. EUR (Marge Die EBITDA-Marge fiel somit von 14,4 % auf 8,7 %) auf 50,6 Mio. EUR (Marge 7,0 %). METAL ENGINEERING DIVISION QUARTALSENTWICKLUNG DER METAL ENGINEERING DIVISION Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 Verän- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– derung 30.06.2020 30.06.2021 30.09.2020 30.09.2021 30.09.2020 30.09.2021 in % Umsatzerlöse 669,2 800,9 666,7 814,0 1.335,9 1.614,9 20,9 EBITDA 54,6 96,2 55,7 103,5 110,3 199,7 81,1 EBITDA-Marge 8,2 % 12,0 % 8,3 % 12,7 % 8,3 % 12,4 % EBIT 10,3 51,9 –19,9 59,2 –9,6 111,1 EBIT-Marge 1,5 % 6,5 % –3,0 % 7,3 % –0,7 % 6,9 % Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 13.061 13.063 12.878 13.276 12.878 13.276 3,1 MARKTUMFELD UND GESCHÄFTSVERLAUF Rails (Schienen) lagen – vorwiegend für die euro- Ein stabil gutes Marktumfeld im tragenden Markt- päischen Bahnbetreiber – auf einem guten Niveau. segment Bahninfrastruktur prägte die Entwicklung Auch das Projektvolumen in Osteuropa, das im der Metal Engineering Division im 1. Halbjahr letzten Geschäftsjahr einen etwas schwächeren 2021/22. Der Geschäftsbereich Railway Systems Trend zeigte, entwickelte sich zufriedenstellend. profitierte vor allem von einer robusten Nachfrage Das Produktsegment Turnout Systems mit seinen in den europäischen Kernmärkten. Der Bereich weltweiten Standorten profitierte von einer größ- Industrial Systems konnte den Aufwärtstrend tenteils guten Nachfrage. Diese erwies sich ins- aus der 2. Hälfte des Geschäftsjahres 2020/21 besondere in den wichtigsten europäischen Märk- fortsetzen und die Auslastung der wesentlichen ten ähnlich robust wie bei Rails. Die Investitionen Standorte weiter steigern. Die Stahlproduktion in in den Schwerlastverkehr in Australien und Brasi- Donawitz, Österreich, zur Versorgung nachgela- lien und damit die Nachfrage nach Bahninfra- gerter „Verarbeitungsbereiche“ mit hochwertigem strukturkomponenten und Systemen entwickelte Vormaterial war in der aktuellen Berichtsperiode sich ebenfalls positiv. Leicht verbessert zeigte sich durch volatile Rohstoff- und Energiekosten ge- die Nachfrage in Nordamerika. In China hingegen kennzeichnet. entwickelten sich die Abrufe für Weichensysteme für das Hochgeschwindigkeitsnetz weiter volatil. Der Geschäftsbereich Railway Systems zeigte im In Indien und Thailand kam es teilweise zu Projekt 1. Halbjahr 2021/22 eine gewohnt solide Perfor- verschiebungen aufgrund von COVID-19. mance. Die Versandmengen im Produktsegment BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 11
Der Geschäftsbereich Industrial Systems konnte Mio. EUR). Dabei konnten die Produktsegmente das Geschäftsvolumen im 1. Halbjahr 2021/22 Wire Technology und Tubulars, die im Vorjahr im Vorjahresvergleich ausweiten, was sich unter besonders stark von den COVID-19-Auswirkungen anderem im Produktsegment Wire Technology belastet waren, die Umsatzerlöse annähernd (Draht) deutlich abbildete. Trotz der Versorgungs- verdoppeln. schwierigkeiten mit Halbleitern auf Seiten der Zusammen mit dem Produktsegment Welding OEMs (Original Equipment Manufacturer) war die trugen Wire Technology und Tubulars im 1. Halb- Buchungslage gut. In einem zufriedenstellenden jahr 2021/22 damit auch wesentlich zur Steige Marktumfeld konnten die steigenden Rohstoff- rung des EBITDA um 81,1 % auf 199,7 Mio. EUR kosten etwas zeitverzögert zum überwiegenden bei (1. Halbjahr 2020/21: 110,3 Mio. EUR). Die Teil weitergegeben werden. Mit dem kontinuierlich EBITDA-Marge verbesserte sich ebenfalls deut steigenden Ölpreis haben sich die Explorations- lich von 8,3 % auf 12,4 %. Das EBIT, das im Vor- aktivitäten bei Öl- und Gas teilweise wieder erholt. jahr mit –9,6 Mio. EUR (Marge –0,7 %) noch leicht Steigerungen bei Auftragseingängen und Aus- negativ ausfiel, kam im 1. Halbjahr 2021/22 bei lastung haben es in der Folge erlaubt, am Stand- 111,1 Mio. EUR (Marge 6,9 %) zu liegen. ort Kindberg, Österreich, zu einem 3-Schicht- Betrieb zurückzukehren. Nach wie vor belastend Im Vergleich der aufeinanderfolgenden Quartale auf die Ergebnissituation wirken sich die Schutz- entwickelten sich die finanziellen Leistungsindi- zölle von 25 % (Section 232) für Stahlimporte in katoren der Metal Engineering Division ebenfalls den wichtigen US-Markt aus. Gute Nachfrage und positiv. Generell weist die Division im Sommer ein günstiges Marktumfeld in den führenden Ab- geringere saisonale Abschwächungen auf als die satzregionen kennzeichneten im 1. Halbjahr anderen drei Divisionen des voestalpine-Konzerns. 2021/22 das Produktsegment Welding (Schweiß- Angesichts eines soliden Geschäftsvolumens im technik). Sektorspezifisch trugen die verbesserten Bereich Railway Systems konnte sie die Umsatz Bedingungen in der Öl- und Gasindustrie zum erlöse im 2. Quartal 2021/22 um 1,6 % auf Aufwärtstrend bei. Als herausfordernd erwies sich 814,0 Mio. EUR steigern (1. Quartal: 800,9 Mio. gegen Ende des Berichtszeitraumes die Energie- EUR). Nur eine leichte Abschwächung auf der knappheit in China, die temporär zu Produktions- Umsatzseite verzeichnete der Geschäftsbereich aussetzungen am Standort Suzhou führte. Industrial Systems infolge saisonal bedingt rück- läufiger Versandmengen bei gleichzeitig höherem FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN Preisniveau. Die stärker als die Rohstoffkosten Die Aufwärtstendenz der Metal Engineering Divi gestiegenen Verkaufspreise für Draht- und Naht- sion im Jahresvergleich manifestiert sich in der losrohrprodukte verbesserten jedoch insgesamt Entwicklung der finanziellen Leistungsindikatoren. die Ergebnissituation bei Industrial Systems. Der Während der Geschäftsbereich Railway Systems Geschäftsbereich trug damit im 2. Quartal das stabile gute Niveau wie bereits unter den 2021/22 zu einer Zunahme des EBITDA der Metal COVID-19-Lockdowns weiter halten konnte, erwies Engineering Division um 7,6 % auf 103,5 Mio. sich der Geschäftsbereich Industrial Systems als EUR bei, inklusive einer Marge von 12,7 % maßgeblich für die signifikante Verbesserung der (1. Quartal: 96,2 Mio. EUR; Marge 12,0 %). Das Kennziffern. Insgesamt stiegen die Umsatzerlöse EBIT verbesserte sich im gleichen Zeitraum um der Division im 1. Halbjahr 2021/22 um 20,9 % 14,1 % von 51,9 Mio. EUR (Marge 6,5 %) auf auf 1.614,9 Mio. EUR (1. Halbjahr 2020/21: 1.335,9 59,2 Mio. EUR (Marge 7,3 %). 12
METAL FORMING DIVISION QUARTALSENTWICKLUNG DER METAL FORMING DIVISION Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 2020/21 2021/22 Verän- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– derung 30.06.2020 30.06.2021 30.09.2020 30.09.2021 30.09.2020 30.09.2021 in % Umsatzerlöse 456,0 825,5 636,5 791,6 1.092,5 1.617,1 48,0 EBITDA 14,6 104,5 65,5 86,6 80,1 191,1 138,6 EBITDA-Marge 3,2 % 12,7 % 10,3 % 10,9 % 7,3 % 11,8 % EBIT –20,7 68,0 30,6 50,0 9,9 118,0 EBIT-Marge –4,5 % 8,2 % 4,8 % 6,3 % 0,9 % 7,3 % Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 10.854 11.629 11.443 11.386 11.443 11.386 –0,5 MARKTUMFELD UND GESCHÄFTSVERLAUF für einige Tage. Mit der Anmietung von Notstrom Das wirtschaftliche Umfeld in der Metal Forming aggregaten konnte die Situation jedoch weit Division zeigte sich im 1. Halbjahr 2021/22 geteilt. gehend entschärft werden. Während den Geschäftsbereich Automotive Components ein kurzfristiges und volatiles Abruf- Eine sehr positive Entwicklung weist der Geschäfts- verhalten der Automobilhersteller prägte, verlief bereich Tubes & Sections im 1. Halbjahr 2021/22 die Entwicklung in den anderen Geschäftsberei- auf. Die starke Nachfrage nach Rohren und Pro- chen sehr positiv. filen des weltweit tätigen Geschäftsbereiches stützte sich auf eine robuste Entwicklung in den Für die weltweite Autoindustrie verschärften sich Kundensegmenten Bauindustrie, Lagertechnik über den Sommer die Versorgungsprobleme bei sowie Solarindustrie. Darüber hinaus bewegten Elektronikchips, die bereits zu Beginn des Kalender sich auch die Lieferungen für den Kabinenbau jahres 2021 aufgetreten waren. Als Konsequenz für den Land- und Baumaschinensektor auf hohem daraus mussten die Automobilhersteller wieder Niveau. Versorgungsengpässe bei Halbleitern holt kurzfristig die Produktion kürzen oder zeit- dämpften den Bedarf einzig bei sicherheitsrele- weise komplett aussetzen – mit unmittelbaren vanten Bauteilen für die Autoindustrie sowie seit Auswirkungen auf die vorgelagerten Wertschöp- Ende der Berichtsperiode auch bei Spezialprofilen fungsketten. Die hohe Volatilität der Abrufe m achte für die LKW-Industrie. Regional betrachtet zeigen in der Folge auch im Geschäftsbereich Automo- alle wesentlichen Absatzregionen eine robuste tive Components kurzfristige Anpassungen in den Nachfrage. Das gilt sowohl für den europäischen Produktionsabläufen notwendig. Dabei waren Binnenmarkt als auch für Großbritannien, das im im bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres die Vorjahr neben COVID-19 auch den negativen voestalpine-Standorte in Europa deutlich stärker Effekten des Brexit ausgesetzt war. Die brasilia- Produktionsunterbrechungen ausgesetzt als jene nischen Standorte profitierten insbesondere von in Nordamerika und China. Die gegen Ende der der starken Nachfrage aus der Solarindustrie. In Berichtsperiode verschärfte Energieknappheit in den USA wiederum konnte die boomende Lager- China führte bei einem voestalpine-Standort zu technik die schwachen Auftragseingänge aus der einer behördlich angeordneten Stromabschaltung Luftfahrtindustrie kompensieren. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 13
Sehr zufriedenstellend entwickelte sich im Berichts- Das EBITDA stieg im gleichen Zeitraum um zeitraum auch der Geschäftsbereich Precision 138,6 % auf 191,1 Mio. EUR bei einer Marge von Strip. Die Nachfrage der europäischen Kunden 11,8 % (Vorjahr: 80,1 Mio. EUR; Marge 7,3 %). hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich ver- Das EBIT, das im 1. Halbjahr 2020/21 mit 9,9 Mio. bessert. In den USA liegen die Auftragseingänge EUR einen nur leicht positiven Wert aufwies, ver- bei Sägebandstahl auf Rekordniveau, und auch vielfachte sich im aktuellen Berichtszeitraum auf die Situation in China war durch eine starke In- 118,0 Mio. EUR, womit die EBIT-Marge auf 7,3 % landsnachfrage gekennzeichnet. anstieg (Vorjahr 0,9 %). Der Geschäftsbereich Warehouse & Rack Solutions Deutlich sichtbar wird das verringerte Geschäfts- profitierte im bisherigen Verlauf des Geschäfts- volumen von Automotive Components infolge jahres 2021/22 weiter vom boomenden Online- der verlängerten Sommerstillstände der Auto handel, der sich in einer bemerkenswerten Nach- produzenten in der Gegenüberstellung der Um frage nach kundenspezifischen Lagersystemen satzerlöse des 1. mit dem 2. Quartal 2021/22. manifestierte. Mit einem Auftragsstand auf Re Während die Umsatzentwicklung der Geschäfts- kordniveau wurden im 1. Halbjahr 2021/22 nur bereiche Tubes & Sections sowie Precision Strip mehr selektiv neue Projekte angenommen. Die eine saisonal schwächere Tendenz aufweist, k onnte sehr zufriedenstellende Performance des Ge- Warehouse & Rack Solutions die Umsatzerlöse schäftsbereiches Warehouse & Rack Solutions in im 2. Quartal weiter steigern. In Summe schwäch- der aktuellen Berichtsperiode hält dabei auch ten sich die Umsatzerlöse der Metal Forming den deutlich gestiegenen Vormaterial- und Fracht- Division um 4,1 % von 825,5 Mio. EUR im 1. Quar- kosten stand. tal 2021/22 auf 791,6 Mio. EUR im 2. Quartal 2021/22 ab. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN auf der Ergebnisseite. Die hohe Volatilität der Die Metal Forming Division schließt das 1. Halbjahr Abrufe und die damit verbundene niedrigere des Geschäftsjahres 2021/22 im Jahresvergleich Auslastung der Werke für Automobilkomponen mit stark verbesserten finanziellen Leistungs ten belasteten die Ergebnisse des Geschäfts indikatoren ab. Dazu trägt bei, dass die Vorjahres bereiches Automotive Components im Sommer zahlen markant von den Auswirkungen der COVID- quartal. Als Konsequenz daraus reduzierte sich 19-Lockdowns belastet waren. Mit Ausnahme der das EBITDA im Vergleich der aufeinander von volatilen Abrufen der OEMs (Original Equip- folgenden Quartale im 2. Quartal 2021/22 um ment Manufacturer) zunehmend berührten Auto 17,1 % auf 86,6 Mio. EUR bei einer Marge von motive Components zeigten alle Geschäftsberei- 10,9 % (1. Quartal 2021/22: 104,5 Mio. EUR; che der Division eine ausgeprägt dynamische Marge 12,7 %). Das EBIT fiel um 26,5 % von Performance. Insgesamt erhöhten sich im 1. Halb- 68,0 Mio. EUR auf 50,0 Mio. EUR, die EBIT-Marge jahr 2021/22 die Umsatzerlöse der Metal Forming von 8,2 % auf 6,3 %. Division um 48,0 % auf 1.617,1 Mio. EUR (1. Halb- jahr 2020/21: 1.092,5 Mio. EUR). 14
INVESTITIONEN res die Kalttests im Gießbereich gestartet werden. Weiters erfolgte im Berichtszeitraum das Detail- Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie Engineering für die Medien- und Elektrikversorgung war das Investitionsvolumen im voestalpine- des Schmelzbereiches. Die planmäßigen Funk Konzern im vergangenen Geschäftsjahr erstmals tionstests für das Werk sind gegen Ende des seit etwa einem Jahrzehnt deutlich unter dem Kalenderjahres 2021 vorgesehen, sodass im Früh- Abschreibungsniveau zu liegen gekommen. Im jahr 2022 die ersten Probeschmelzen durchgeführt 1. Halbjahr 2021/22 blieb die Investitionstätigkeit werden können. Die Inbetriebnahme des neuen moderat. Insgesamt verringerten sich die Akti Edelstahlwerkes ist schließlich für Sommer 2022 vierungen in Sachanlagen, immaterielle Vermö- eingeplant. Im aktuellen Berichtszeitraum konnte genswerte und Beteiligungen im 1. Halbjahr Villares Metals am Standort Sumaré, Brasilien, ein 2021/22 gegenüber dem 1. Halbjahr des Vor- Aggregat zum Umschmelzen von Elektroschlacken jahres sogar leicht um 2,3 % von 244,9 Mio. EUR in Betrieb nehmen. Diese Investition begleitet die auf 239,2 Mio. EUR. zunehmende Nachfrage nach hochqualitativen Güten von Werkzeugstahl und Nickelbasislegie- Nach der Umsetzung einer Reihe von Großpro- rungen. Daneben investierte Villares Metals an jekten ist die Steel Division in den letzten Jahren mehreren Standorten in Brasilien auch in den in eine Konsolidierungsphase eingetreten. Im Ausbau von Servicecentern. aktuellen Geschäftsjahr wird die Division das In- vestitionsvolumen wieder tendenziell ausweiten. Das Investitionsvolumen in der Metal Engineering Der Investitionsaufwand der Steel Division stieg Division fiel im 1. Halbjahr 2021/22 mit 37,7 Mio. damit um 28,4 % von 59,5 Mio. EUR im 1. Halb- EUR moderat aus (1. Halbjahr 2020/21 42,1 Mio. jahr 2020/21 auf 76,4 Mio. EUR im Berichtszeit- EUR). Noch im Vorjahr konnte mit der Inbetrieb- raum. Bereits Anfang Oktober 2021 wurde der nahme der Stranggießanlage (CC4) am Standort Spatenstich für die Errichtung einer neuen Beiz- Donawitz, Österreich, die Serie größerer Projekte anlage („BETA3“) am Standort Linz, Österreich, der letzten Jahre erfolgreich abgeschlossen wer- vorgenommen. Integriert in das bestehende Kalt- den. Im aktuellen Berichtszeitraum liegt der Fokus walzwerk erlaubt „BETA3“ (Investitionsbudget: bei überschaubaren Ersatzinvestitionen bzw. Pro- 188 Mio. EUR) weiter verbesserte Qualitäten jekten zur Steigerung der Effizienz und Produkti- bei der Herstellung von hoch- und höchstfesten vität. Stählen für die Automobil-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie sowie von Elektroband für die Der Investitionsaufwand in der Metal Forming E-Mobilität. Zudem setzt diese Investition neue Division im 1. Halbjahr 2021/22 erreichte mit Standards im Hinblick auf Nachhaltigkeit: Statt 42,7 Mio. EUR in etwa das Niveau des Vorjahres wie bisher mit Schwefelsäure wird künftig mit Salz- (42,0 Mio. EUR). Bei reduzierten Investitionen im säure gebeizt. Geschäftsbereich Automotive Components und mit Fokus auf die Optimierung bestehender An- In der High Performance Metals Division beweg- lagen wurden auch im aktuellen Geschäftsjahr ten sich die Investitionen im 1. Halbjahr 2021/22 notwendige und zukunftsweisende Investitions- mit 76,8 Mio. EUR unter dem Niveau des Vorjah- schritte realisiert. Auf Basis der weltweit patentier- res (97,9 Mio. EUR). Die aktuell umfangreichste ten Stahlinnovation „phs-ultraform®“, die neue Einzelinvestition des voestalpine-Konzerns, der Maßstäbe im Hinblick auf die Leichtbauweise für Bau des neuen Edelstahlwerkes am Standort Autokarosserieteile setzt, wird heuer bereits die Kapfenberg, Österreich, wurde weiter vorange- 15. phs-Anlage am Standort Shenyang, China, in trieben. So konnten mit Beginn des Geschäftsjah- Betrieb gehen. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 15
GESCHÄFTE MIT NAHE Darüber hinaus blieb das operative Risikoumfeld STEHENDEN UNTERNEHMEN des voestalpine-Konzerns in den ersten sechs UND PERSONEN Monaten des laufenden Geschäftsjahres und auch im Vergleich zu den Vorjahren nahezu un Informationen zu den Geschäften mit naheste- verändert. Wesentliche Risikofelder (wie etwa henden Unternehmen und Personen befinden Rohstoffverfügbarkeit und Energieversorgung, sich in den erläuternden Anhangangaben. Ausfall von kritischen Produktionsanlagen bzw. Ausfall kritischer IT-Systeme, CO2-Thematik, Wissensmanagement oder Risiken im Finanzbe- RISIKOMANAGEMENT reich) und deren Vorsorgemaßnahmen sind somit weitestgehend ident geblieben. Die wesentlichen Aktives Risikomanagement, so wie es im voest Risikofelder und die entsprechenden risikomini- alpine-Konzern verstanden und seit vielen Jahren mierenden Maßnahmen, welche ausführlich angewandt wird, dient sowohl der langfristigen im Geschäftsbericht 2020/21 des voestalpine- Sicherung des Fortbestandes des Unternehmens Konzerns dargestellt und beschrieben sind (Ge- als auch der Wertsteigerung und stellt somit einen schäftsbericht 2020/21 – „Bericht über die Risiken wesentlichen Erfolgsfaktor für die gesamte voest des Unternehmens“), haben somit auch zum alpine-Gruppe dar. Im Zuge des systematischen Halbjahreslagebericht nach wie vor ihre Gültigkeit. Risikomanagementprozesses, welcher mehrfach jährlich und konzernweit einheitlich durchlaufen Basierend auf den Erkenntnissen aus Wirtschafts- wird, und im Rahmen interner Kontrollsysteme, und Finanzkrisen der Vergangenheit bzw. deren die ebenfalls integrale Bestandteile der Aufbau- Auswirkungen auf den voestalpine-Konzern und und Ablauforganisation sind, werden wesentliche insbesondere aus der COVID-19-Krise wurden Risiken systematisch und frühzeitig erfasst, ana- zusätzliche – vor allem unternehmerische – Maß- lysiert, bewertet. Das permanente Risikomonitoring nahmen zur Risikominimierung gesetzt, die eben- stellt sicher, dass zeitgerecht geeignete risikomi- falls ausführlich im Geschäftsbericht 2020/21 nimierende Maßnahmen ergriffen werden können. beschrieben sind und auch im laufenden Ge- schäftsjahr konsequent weiterverfolgt wurden Das 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2021/22 war und werden. Globale Handelskonflikte werden weiterhin von der globalen COVID-19-Krise und laufend beobachtet und etwaige Konsequenzen den damit verbundenen Auswirkungen geprägt. wie z. B. (Straf-)Zölle laufend neuen Bewertungen Die im Zuge des konzernalen Krisenmanagements unterzogen. Die seit Jahreswechsel bestehenden eingerichteten und seit Beginn der Pandemie auf Lieferprobleme aus der Halbleiterindustrie und drei Entscheidungsebenen (Konzern, Divisionen, deren mögliche Auswirkungen auf den voest Gesellschaften) agierenden Krisenteams stellen alpine-Konzern werden in enger Abstimmung mit in der nach wie vor schwierigen Zeit weiterhin ein unseren Kunden ebenfalls permanent evaluiert. rasches und koordiniertes Vorgehen an allen Durch die COVID-19-Pandemie bzw. durch deren Konzernstandorten sicher und tragen so zur Sta- weiteren Verlauf können unterschiedliche gesetz- bilität der Organisation bei. Der voestalpine- liche Maßnahmen der jeweiligen Jurisdiktionen Konzern konnte sich in den letzten eineinhalb gesetzt werden, die Einfluss auf die Produktions- Jahren gut an die völlig neuen Gegebenheiten bedingungen und die wirtschaftliche Handlungs- anpassen. Angewandte Notfall- und Krisenpläne fähigkeit der jeweiligen Konzernunternehmen sowie Maßnahmen werden weiterhin regelmäßig haben können. bewertet und im Bedarfsfall an neue Erkenntnisse angepasst. 16
Für die in der Vergangenheit im voestalpine- Wesentlich in diesem Zusammenhang ist, dass Konzern identifizierten Risiken wurden konkrete die reduzierte Automobilproduktion nicht auf Absicherungsmaßnahmen erarbeitet und umge- eine Nachfrageschwäche zurückzuführen ist. setzt. Diese Maßnahmen zielen auf eine Senkung Aufgrund fehlender Mikrochips kann die unge- der potenziellen Schadenshöhe und/oder auf brochen hohe Nachfrage von Seiten der Endkon- eine Verringerung der Eintrittswahrscheinlichkeit sumenten allerdings nicht zur Gänze bedient ab. Es ist festzuhalten, dass auch zum Halbjahres werden. Dementsprechend ist zu erwarten, dass lagebericht die operativen Risiken des voest sich Abrufe von voestalpine-Produkten zum Teil alpine-Konzerns – abgesehen von globalen Krisen zeitlich verschieben werden. und deren Auswirkungen – aus heutiger Sicht Die Marktsegmente Bau, Maschinenbau und begrenzt und überschaubar sind. Hinsichtlich der Konsumgüter zeigen weiterhin eine hohe Nach- COVID-19-Krise und den damit verbundenen frage nach Produkten des voestalpine-Konzerns. Auswirkungen wird der voestalpine-Konzern auch Der Eisenbahnbereich, der ein stabilisierender künftig alles daransetzen, diese für jeden Einzel- Ergebnisfaktor ist, wird – abgesehen von üblichen nen und für das Unternehmen sehr schwierige saisonalen Schwankungen – aus heutiger Sicht Situation bestmöglich zu bewältigen. auch weiterhin solide performen. Im Energie bereich (Öl und Gas) ist zuletzt eine deutliche Erholung feststellbar, die sich im Verlauf der AUSBLICK 2. Geschäftsjahreshälfte weiter fortsetzen sollte. Auch in der Luftfahrtindustrie zeigt sich aktuell Die wirtschaftliche Erholung aus der COVID-19- eine Belebung. Die Prognosen der großen Flug- Krise, die zu Beginn teilweise von Überhitzungs- zeughersteller für Kurz- und Mittelstreckenjets tendenzen begleitet war, hat sich im 1. Halbjahr wurden zuletzt optimistischer, was sich bereits in 2021/22 insgesamt gesehen fortgesetzt. steigenden Auftragseingängen widerspiegelt. Die weiteren positiven Wachstumserwartungen erscheinen unter Berücksichtigung der zuletzt in Regional betrachtet stellt sich die ökonomische den Fokus geratenen Entwicklungen jedoch etwas Entwicklung in Nordamerika unverändert positiv unsicherer. dar, wohingegen in China zuletzt einige Wirt- So kamen gegen Ende der Berichtsperiode zu schaftsindikatoren eine Verlangsamung der anhaltend hoher Volatilität auf der Rohstoffseite Dynamik ausweisen. In Summe sind aber die Wirt- starke Anstiege bei den Energiekosten hinzu. Aus schaftsprognosen für China weiterhin deutlich heutiger Sicht ist zumindest bis Ende des laufen- positiv. Auch für Europa sagen die aktuellen Pro- den Geschäftsjahres mit keiner Änderung dieser gnosen sowohl für heuer als auch für nächstes Situation auf der Zukaufsseite zu rechnen. Jahr ein positives Wirtschaftswachstum voraus. Absatzseitig stellt sich die Erwartung der weiteren Der Vorstand der voestalpine AG geht daher – auf Entwicklung nach Märkten und Regionen unter- Basis der Ergebnisse des 1. Halbjahres 2021/22 schiedlich dar: und unter der Annahme keiner unerwarteten wirt- Die Automobilindustrie leidet unverändert unter schaftlichen Verwerfungen – für das Geschäftsjahr Lieferschwierigkeiten der Halbleiterindustrie. 2021/22 weiterhin von einem EBITDA in einer Diese Situation wird sich vor Mitte des kommenden Bandbreite von 1.900 bis 2.200 Mio. EUR aus. Geschäftsjahres vermutlich kaum entspannen. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 17
INVESTOR RELATIONS voestalpine AG IM VERGLEICH ZU ATX UND INTERNATIONALEN INDIZES Veränderungen gegenüber Ultimo März 2021 in % voestalpine ATX (Österreich) STOXX Index (Europa) DJ Industrial Index (USA) 125 120 115 110 105 100 95 90 85 1. April 2021 30. September 2021 KURSVERLAUF sowie dem Durchbruch bei Impfstoffen gegen DER voestalpine-AKTIE COVID-19 sind die internationalen Volkswirtschaf- ten rasch auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Nachdem die voestalpine-Aktie im Verlauf des Dass die Aktienmärkte in einer Phase robusten vergangenen Geschäftsjahres 2020/21 eine kräf- Wirtschaftswachstums im Frühjahr 2021 dennoch tige Aufwärtstendenz verzeichnete, bewegte sich nicht weiter stiegen, ist auf verstärkte Inflations- die Aktie in den ersten Monaten des aktuellen ängste zurückzuführen. Lieferengpässe bei Vor- Geschäftsjahres zunächst seitwärts. Mit den welt- materialien, hohe Frachtkosten, instabile Wert- weit initiierten konjunkturstützenden Maßnahmen schöpfungsketten sowie stark gestiegene Preise 18
für Rohstoffe und Energie trieben die Preise für zweitgrößten chinesischen Immobilienkonzerns Konsumgüter in die Höhe. Damit wurde die Auf- und damit eine mögliche Bedrohung für die welt- merksamkeit der Investoren wieder einmal in weite Konjunktur. Einen weiteren negativen Faktor Richtung der Notenbanken gelenkt. Die europä- für den Kurswert der voestalpine in dieser Phase ische Zentralbank stellte keine Änderung der ex- bildete die spezifische Entwicklung im Stahlsektor: pansiven Geldpolitik in Aussicht. Im Gegensatz Nachdem die Stahlpreise auf den Spotmärkten dazu kündigte die US-Zentralbank einen Ausstieg bis zum Sommer 2021 auf ein Rekordniveau ge- aus dem Krisenmodus an und damit ein Zurück- klettert waren, gaben sie im September erstmals fahren der Anleihenkäufe („Tapering“), um eine etwas nach. In der Folge machte sich die Befürch- Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden. Mit tung breit, die konjunkturelle Höhenfahrt am Stahl der Vorlage der soliden Ergebniszahlen für das markt könnte auf ihr Ende zugehen. 1. Q uartal 2021/22 sowie mit der Anhebung der prognostizierten Ergebnisse für das Geschäfts Per Ende September 2021 notierte die voestalpine- jahr („Guidance“) mit Anfang August konnte die Aktie schließlich bei 32,04 EUR und büßte damit voestalpine-Aktie in der Folge kräftig zulegen und im 1. Halbjahr 2021/22 etwa 10 % ihres Wertes kurzfristig sogar die 40-Euro-Marke übersteigen. ein. Im gleichen Zeitraum konnten sich die Ver- gleichsindizes STOXX Index (Europe) und Dow Die Entwicklung im September war durch stärkere Jones Industrial Index leicht verbessern, während Kursrückgänge gekennzeichnet. Es waren nicht der ATX aufgrund der starken Gewichtung der die steigenden Infektionszahlen von COVID-19, Finanztitel stärker zulegen konnte. Die Werte von die die globalen Kapitalmärkte wesentlich beun- Banken und Versicherungen profitierten im Ge- ruhigten – vielmehr wirkte sich zunächst die Ab- gensatz zu zyklischen Industriewerten von einem schwächung der Autoindustrie, die mit der ein möglichen Zurückfahren der überaus lockeren geschränkten Verfügbarkeit von Halbleitern zu Geldpolitik und einer damit verbundenen Erhöhung kämpfen hatte, auf die voestalpine-Aktie aus. des Zinsniveaus. Dazu gesellten sich Zahlungsschwierigkeiten des ANLEIHEN Emissions Kurs Art der Anleihe ISIN-Nummer volumen Zinssatz (30.09.2021) Unternehmensanleihe 2014–2021 AT0000A19S18 400 Mio. EUR 2,250 % 100,16 Unternehmensanleihe 2017–2024 AT0000A1Y3P7 500 Mio. EUR 1,375 % 103,39 Unternehmensanleihe 2019–2026 AT0000A27LQ1 500 Mio. EUR 1,750 % 104,42 Analysen über die voestalpine AG werden » Erste Bank, Wien derzeit von folgenden Investmentbanken/ » Exane BNP Paribas, Paris Instituten erstellt: » Goldman Sachs, London » Alpha Value, Paris » Jefferies, London » Baader Bank AG, München » J.P. Morgan, London » Bank of America/Merrill Lynch, London » Kepler Cheuvreux, Frankfurt » Barclays, London » Morgan Stanley, London » Citigroup, London » Oddo BHF, Paris » Commerzbank, Frankfurt » Raiffeisen Bank International, Wien » Credit Suisse, London » Société Générale, Paris » Deutsche Bank, London » Wiener Privatbank, Wien BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2021/22 19
Sie können auch lesen