Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020

Die Seite wird erstellt Hortensia-Angelika Schilling
 
WEITER LESEN
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
28. August 2020
2. September 2020

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
Philharmonie Berlin

Hinweise                                  Großer Saal

                                          Freitag 28. August 2020 19 Uhr
für Ihren                                 Konzert zur Saisoneröffnung in Zusammenarbeit
                                          mit der Deutschen Bank

Konzertbesuch                             Mittwoch 2. September 2020                 20 Uhr

    Tragen Sie bis      Kein Nach-
                                          Berliner Philharmoniker
    Konzertbeginn       und Wieder-       Kirill Petrenko Dirigent
    einen Mund-         einlass
    Nasen-Schutz.       möglich.

    Begeben Sie sich
    umgehend in den     Husten und
    Saal und halten     niesen Sie
    Sie sich nicht im   in die Arm-
    Foyer auf.          beuge.

    Nach Konzert-
    ende verlassen      Nutzen Sie
    Sie bitte mit       die Desinfek-
    Mund-Nasen-         tionsmittel-
    Schutz den Saal     spender.
    und halten 1,5 m
    Abstand.

                                          Kirill Petrenko
                        Wir sind ver-
                                          Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker
    Es gibt keine       pflichtet, Ihre
    Pause.              Kontaktdaten
                                          Andrea Zietzschmann
                        zu erfassen.
                                          Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
S AIS ON 2020/ 21                                                                   PR O G RA MM

 5 An unser Publikum                                                                    Arnold Schönberg (1874 –1951)
 6 Werkeinführungen
12 Gestaltete Zukunft                                                                   Verklärte Nacht op. 4
   Die Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko                                    für Streichsextett nach dem gleichnamigen Gedicht von Richard Dehmel
20 Sinn und Sinnlichkeit                                                                Zweite Fassung für Streichorchester von 1943
   Der Dichter Richard Dehmel                                                           Dauer ca. 25 Min.
23 Richard Dehmel: Verklärte Nacht
24 Die Berliner Philharmoniker
28 Kirill Petrenko
                                                                                        Johannes Brahms (1833 –1897)
                                                                                        Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98

                                                                                        1.   Allegro non troppo
                                                                                        2.   Andante moderato
                                                                                        3.   Allegro giocoso – Poco meno presto – Tempo I
                                                                                        4.   Allegro energico e passionato – Più allegro
                                                                                        Dauer ca. 40 Min.

                                                                                        KEINE PAUSE
Das Konzert vom 28. August wird live in der Digital Concert Hall übertragen und
wenige Tage später als Aufzeichnung im Archiv veröffentlicht.
digital-concert-hall.com

Der Radiosender rbbKultur überträgt das Konzert am 28. August zeitversetzt ab 20 Uhr.
Ein Mitschnitt ist sieben Tage lang online verfügbar.
rbbkultur.de

Eine Fernsehaufzeichnung wird am selben Tag ab 22.30 Uhr vom rbb gezeigt und
anschließend für 30 Tage in der rbb-Mediathek angeboten.
rbbfernsehen.de rbbmediathek.de

Fotoaufnahmen, Bild- und Tonaufzeichnungen sind nicht gestattet.
Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihre Mobiltelefone aus.

Die Stiftung Berliner Philharmoniker
wird gefördert durch:
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
S AIS ON 2020/ 21                                    AN UN SER PUB L IKUM

                    Liebes Publikum,
                    dieses Konzert zur Saisoneröffnung lässt sich mit keinem anderen
                    in der Geschichte der Berliner Philharmoniker vergleichen. Fast ein
                    halbes Jahr lang konnten wir nicht vor Ihnen auftreten – eine Unter-
                    brechung, wie es sie nie zuvor für unser Orchester gab. Unsere
                    Digital Concert Hall hat es uns immerhin ermöglicht, in der leeren
                    Philharmonie für Sie zu spielen: eine große Freude für uns, aber
                    auch die Bestätigung, dass einem Konzert ohne Publikum etwas
                    Entscheidendes fehlt. Erst durch Ihre Anwesenheit, Ihre Hingabe
                    an die Musik erhält unser Musizieren wirklich Sinn, wird es zu einem
                    beflügelnden Austausch. Umso wunderbarer ist es nun, wieder mit
                    Ihnen in der Philharmonie Berlin zusammenzukommen.
                        Dabei ist uns bewusst, dass die Corona-Pandemie weiter unser
                    aller Leben prägen wird. Die gesundheitlichen Gefahren sind
                    ernst und müssen durch verantwortungsvolles Verhalten mini-
                    miert werden. Zu diesem Zweck haben wir vielfältige Maßnahmen
                    ergriffen, die sich nicht zuletzt in neu konzipierten Konzertprogram-
                    men niederschlagen. Vor allem aber sind Sie, unsere Besucherin-
                    nen und Besucher, von den nun geltenden Hygieneregeln be-
                    troffen. Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie diese ungewohnten
                    Abläufe auf sich nehmen, um wieder in unseren Konzerten zu Gast
                    zu sein. Unsere Hoffnung ist, dass in diesem Moment des Wieder-
                    sehens alle Belastungen der jetzigen Situation in den Hintergrund
                    rücken und nur noch eines zählt: das gemeinsame Erleben der
                    Musik.

                    Wir wünschen Ihnen Gesundheit und uns allen eine inspirierende
                    Saison 2020/21.

                    Kirill Petrenko                               Andrea Zietzschmann
                    Chefdirigent und künstlerischer Leiter        Intendantin der Stitfung
                    der Berliner Philharmoniker                   Berliner Philharmoniker

       4                                                      5
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
S AIS ON 2020/ 21                                                      WER K EIN F ÜHR UN G EN

Arnold Schönberg
Verklärte Nacht
Arnold Schönbergs Verklärte Nacht, ursprünglich für Streichsextett
 komponiert, ist das erste Kammermusikstück überhaupt, dem ganz
 offen ein Programm zugrunde liegt. Das sorgte schon bei der
­Premiere für Erregung. Noch ein halbes Jahrhundert später erin-
 nerte sich der Komponist: »Man darf nicht vergessen, dass dieses
Werk bei seiner Erstaufführung in Wien ausgezischt wurde und
Unruhe und Faustkämpfe verursachte. Aber es hatte sehr bald
­großen Erfolg.«
    Schönbergs erstes mit Opuszahl veröffentlichtes Instrumental-
werk enthält Grundgedanken, die sein gesamtes Schaffen hin-
 durch gültig bleiben: formale Elemente wie die entwickelnde Vari-
 ation, die alles auseinander hervorgehen lässt, die rhythmische
Verwandtschaft der Motive und die Vieldeutigkeit der Form – vor
 allem aber die Überzeugung, Musik über den Menschen in seiner
Zeit zu schreiben. In diesem Punkt fand der junge Komponist reiche
Anregung in den Gedichten Richard Dehmels. Der lief Sturm ge-
 gen Verklemmtheit und Moralzwänge, schrieb in hohem Ton über
 Begehren und Lust wie wenige vor ihm, über Mann und Frau und
 alles, was zwischen ihnen vorgeht.
    Um die Jahrhundertwende vertonte Schönberg ein ganzes
 Bündel von Dehmel-Texten und komponierte als Kulmination 1899
 das Streichsextett Verklärte Nacht. In dem zugrunde liegenden
Gedicht, fünfteilig angelegt, gehen »zwei Menschen« durch die
 Nacht: Sie gesteht, von einem anderen schwanger zu sein; er will
 das Kind als sein eigenes annehmen. Rede und Gegenrede, etwa
                                                                                                                     Arnold Schönberg, Gemälde
 gleich lang, sind eingefasst von drei kürzeren Szenenbeschreibun-                                                   von Egon Schiele, 1917
 gen. Die Nacht ist wolkenlos, der Mond strahlt, und was anfangs
»kahl« und »kalt« daherkommt, erscheint am Ende »hoch« und
»hell«.
    Solche mit dem seelischen Erleben kurzgeschlossenen Natur-
 schilderungen waren es, die Dehmels komponierenden Zeitge-            Schon bei der
 nossen reizvoll erschienen. Durch kleine Perspektivenwechsel bieten   Premiere sorgte
 sich ganz andere Aussichten: eine Fundgrube für die farbschattie-     Verklärte Nacht
 rungsreich ausgereizte Tonalität. Schönberg folgt dem Grundriss
                                                                       für Erregung –
 des Gedichts und überlagert diesen Aufbau mit Andeutungen der
Sonatenform, wie man sie auch in einer klassischen Symphonie           bis hin zu Faust-
vorfindet: Das Anfangsthema vom »Spaziergang im Park« lässt sich       kämpfen.

                           6                                                                         7
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
S AIS ON 2020/ 21                                                                  WER K EIN F ÜHR UN G EN

recht deutlich wiedererkennen, die beiden ihr und ihm gewidme-
ten Teile durchmessen beide einen großen Spannungsbogen,
                                                                       Johannes Brahms
eine abschließende Coda ist getränkt in erlösendes D-Dur. Aber         Symphonie Nr. 4
als Hörer darf man sich verlieren, so wie es dem Dichter erging. Als
Dehmel einige Jahre nach der Uraufführung die Musik hörte,             Johannes Brahms brauchte viel Zeit, um sich der Gattung der Sym-
schrieb er an Schönberg: »Ich hatte mir vorgenommen, die Motive        phonie zu nähern. Der Schatten Beethovens schwebte ehrfurcht-
meines Textes in Ihrer Komposition zu verfolgen; aber ich vergaß       gebietend darüber, die bewunderten Werke Schuberts und Schu-
das bald, so wurde ich von der Komposition bezaubert.«                 manns machten für ihn die Aufgabe, würdiger Nachfolger zu sein,
    Bei Schönberg sind alle musikalischen Gedanken eng mitein-         nicht einfacher. Erst mit 43 Jahren legte Brahms seine »Erste« vor
ander verwandt, und doch hat jeder eine ganz eigene Kontur; das        und musste sie prompt von wohlmeinenden Verehrern als »Beet-
dramatische Potential der Themen wird nach und nach herausge-          hovens Zehnte« bezeichnet sehen. Zweifellos eine Fehldeutung.
schält und gesteigert. Zwar ist das in Dehmels Gedicht postulierte     Denn den eigenen Ton, aus einem ganz anderen Lebensverständ-
Moralgefälle zwischen den Geschlechtern, die Selbstdemütigung          nis heraus, hatte Brahms da längst gefunden. Beethovens mensch-
der Frau und das überwältigende Verzeihen des Mannes, heute            heitsumarmendes Freiheitspathos lag ihm fern. Frei sein hieß für
nur noch schwer erträglich. Zum Glück weist die Musik weit über        Brahms auch einsam sein, Wehmut statt Hoffnung bildete den
die Worte hinaus. In der Bearbeitung für Streichorchester (ent­        Grundton seines Schaffens.
standen 1916, revidiert 1943) wird die Farbenfülle noch größer, im         In seiner in den Sommermonaten 1884 und 1885 entstandenen
differenzierten Wechsel zwischen Tutti und Solo, mit und ohne          Vierten Symphonie geht der Blick noch weiter zurück. Die Vereh-
Dämpfer, spricht die Musik noch prägnanter.                            rung für Bach findet Eingang und öffnet, fast paradox, die Sicht auf
                                                                       die Zukunft. Fast zögernd offenbart der erste Satz innerste Gedan-

›   Entstehungszeit Fassung für Streichsextett: 1899; Fassung
     für Streichorchester: 1916, überarbeitet 1943
     Uraufführung Fassung für Streichsextett: 18. März 1902 im
                                                                       ken. Zwischen der Melodie (einer Tonfolge, die sich als Terzenkette
                                                                       verstehen lässt), den ineinandergreifenden Begleitfiguren und den
                                                                       Bläserakkorden, die den Klang auffüllen, ergibt sich ein dichtes
    Kleinen Saal des Wiener Musikvereins durch das erweiterte          Tongeflecht. Der zweite Satz horcht in musikalische Vorzeiten, hör-
    Rosé-Quartett; Fassung für Streichorchester: 29. November          bar in der kirchentonalen Prägung der Melodie des ersten The-
    1916 in Prag unter Leitung von Alexander Zemlinsky                 mas. Schicht um Schicht wird der Klang übereinandergelagert,
     Bei den Berliner Philharmonikern in der Fassung für               zwei Themen werden vorgestellt und mit Abwandlungen wieder-
    Streichorchester erstmals am 18. Januar 1919, Dirigent:            holt, in einer reizvollen »Mischung aus Vertrautem und Fremdarti-
    Hermann Henze. Zuletzt im Mai 2020 ohne Saalpublikum in            gem« (Egon Voss). Im scherzoartigen dritten Satz schlägt die Musik
     der Digital Concert Hall unter Leitung von Kirill Petrenko;       geradezu Haken, immer wieder wird der Vorwärtsdrang ge-
     letztmals vor Publikum im September 2013 unter Leitung von        staucht und gestrafft, zugleich fast lärmend ein ausgelassener
    Sir Simon Rattle in der Salle Pleyel in Paris                      Kehraus vorgetäuscht.
                                                                           Mit dem Finale kommt Bach ins Spiel. Das Bauprinzip von des-
                                                                       sen Violin-Chaconne (die Brahms einst für Klavier bearbeitet hatte)
                                                                       wird auch Passacaglia genannt: Eine acht Takte lange Basslinie
                                                                       wird unverändert wiederholt als Fundament einer Variationen­
                                                                       folge. Dieses Prinzip legt Brahms dem Schlusssatz seiner Vierten
                                                                       Symphonie zugrunde, was selbst enge Freunde lange nicht be-
                                                                       merkten, als sie über die Form dieses Stücks rätselten. Außerdem
                                                                       greift Brahms Vorbilder Beethovens auf (die c-Moll-Klaviervaria­
                                                                       tionen und die Finalvariationen der Eroica), um sich im selben Zug

                           8                                                                                     9
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
S AIS ON 2020/ 21                                                               WER K EIN F ÜHR UN G EN

 weit von ihm zu entfernen. Während Beethoven nämlich seine
Themen zu Anfang klar umrissen hinstellt und sie dann auseinan-
  dernimmt, lässt Brahms sie nach und nach aus Keimzellen erwach-
  sen. Und so gibt es hier gar kein eigentliches »Thema«, aus dem
Variationen abgeleitet würden, sondern 32 Miniatur-Essays über
  einen Gedanken, der nur im Hintergrund präsent ist: »Bei einem
Thema zu Variationen bedeutet mir eigentlich, fast, beinahe nur
  der Bass etwas. Aber dieser ist mir heilig, er ist der feste Grund, auf
  dem ich dann meine Geschichten baue. Was ich mit der Melodie
  mache, ist nur Spielerei.« In dieser »Spielerei« tritt das Thema mal
  schleichend in den Hintergrund, mal greift es wieder den Anfangs-
  gestus auf. Anders als der zum Werk-Ende hin immer flächiger
  komponierende Beethoven verschränkt Brahms immer mehr
­G edanken ineinander: Musik, die sich – fast in einer Verkehrung
  des symphonischen Modells – nicht an die Menge wendet, die für
  etwas begeistert werden soll, sondern an den Empfindsamen, der
zu hören versteht.
     Brahms zweifelte selbst, ob diese Musik wohl überhaupt
 ­Freunde finden würde. Doch seine Befürchtungen waren unbe-
  gründet. Als der Komponist die von ihm selbst geleitete Urauffüh-
  rung vorbereitete, hörte auch Hans von Bülow zu, später der erste
 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Sein Eindruck hat heute
  noch Bestand: »Eben aus der Probe zurück. Nr. IV riesig, ganz
  eigen­artig, ganz neu, eherne Individualität. Atmet beispiellose
 Energie von A bis Z.«

›   Entstehungszeit 1884/1885
     Uraufführung 25. Oktober 1885 durch die Meininger
    Hofkapelle unter Leitung des Komponisten
     Bei den Berliner Philharmonikern erstmals am 1. Februar
                                                                                                                                Johannes Brahms zur Zeit der
    1886, Dirigent: Joseph Joachim; zuletzt im November 2017                                                                    Entstehung der Vierten Symphonie,
     unter Leitung von Sir Simon Rattle in der Suntory Hall in Tokio                                                            Bleistiftskizze von Maria Fellinger

                                                                             Beethovens mensch-
                                                                             heitsumarmendes
                                                                            ­Freiheitspathos lag
                                                                             Brahms fern. Wehmut
                                                                             statt Hoffnung bildete
                                                                             den Grundton seines
                                                                             Schaffens.

                            10                                                                                  11
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
S AIS ON 2020/ 21                                                   DI E B E R L I N ER PHIL HAR M O N IK ER UN TER K IR IL L PE TR EN KO

Gestaltete Zukunft
Die Berliner Philharmoniker unter
Kirill Petrenko

      Für die Berliner Philharmoniker und ihre Chef-
      dirigenten ist ein Konzert zur Saison­eröffnung
      immer auch eine Standortbe­stimmung. Pro-
      grammlinien der bisherigen ­Zusammenarbeit
      werden reflektiert, künftige Schwerpunkte
      zeichnen sich ab. So ist es auch in diesem Jahr,
      wenn Kirill Petrenko Werke von Brahms und
      Schönberg dirigiert – ein Repertoire, das in
      vielfältige Pläne und Konzepte eingebettet ist.

      Vor genau einem Jahr eröffnete Kirill Petrenko seine erste Saison als
      Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker
        mit einem sprichwörtlichen Paukenschlag – Beethovens Neunte
      war zu erleben, die berühmteste aller Symphonien, erst in der Phil-
        harmonie und einen Tag später unter freiem Himmel vor dem
      Brandenburger Tor. »In der Neunten Symphonie«, schreibt der
      ­Dirigent im Vorwort zur jetzt erscheinenden CD-Edition, »steckt
       ­alles, was im menschlichen Wesen an Großartigem wie an Be-
                                                                                                                                         24. August 2019: Beethovens Neunte
       drohlichem wohnt. Wenn man einmal fernen Welten ein ehrliches                                                                     Symphonie mit den Berliner Philharmonikern
      Porträt des Menschen vermitteln wollte, müsste man ihnen dieses                                                                    und Kirill Petrenko am Brandenburger Tor
      Werk schicken: Das Dämonische und das Kämpferische sind in ihr
       ebenso enthalten wie tief empfundene Liebe, sie umfasst die hu-
        manistische und die zerstörerische Natur des Menschen bis ins             Das klassisch-­
      Äußerste. Es war mir völlig klar, dass ich meine Zeit als künstlerischer    romantische
       Leiter der Berliner Philharmoniker nicht anders als mit diesem Stück      ­Repertoire bleibt
        beginnen könnte.«
                                                                                  die Grundlage
      Geschichtsbewusste Komponisten                                              für neugierige
      Beethovens Neunte Symphonie als Nukleus des klassisch-romanti-              Streifzüge in die
      schen Repertoires, wie es auch die legendären Chefdirigenten                Musikwelt.
      Hans von Bülow, Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan

                                 12
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
S AIS ON 2020/ 21                     DI E B E R L I N ER PHIL HAR M O N IK ER UN TER K IR IL L PE TR EN KO

                                                            gepflegt hätten, werde – so Kirill Petrenko, als er das Programm
                                                            seiner Antrittssaison ankündigte – »weiterhin eine wesentliche
                                                           Achse unserer Arbeit bilden«: die Grundlage, auf der alles basiert
                                                            und von der aus neugierige Streifzüge in die Musikwelt unternom-
                                                            men werden. In dieser Ankündigung nannte er im selben Atemzug
                                                           Johannes Brahms und Felix Mendelssohn. Insofern ist diese Saison-
                                                            eröffnung eine folgerichtige Fortführung des Begonnenen. Wurde
                                                            die Neunte kombiniert mit den Symphonischen Stücken aus »Lulu«
                                                            von Alban Berg, geht zum Auftakt der Saison 2020/21 der Vierten
                                                            von Brahms ein frühes Werk des Berg-Lehrers Arnold Schönberg
                                                            voraus. Und während zwischen Berg und Beethoven viele Bezüge
                                                            auszumachen sind, baut Schönbergs Musik unmittelbar auf
                                                            Brahms auf und verbindet dessen reflektiertes Formempfinden mit
                                                            der Leitmotivtechnik Wagners.
                                                                Beide Komponisten des heutigen Konzerts verstanden ihr
                                                            Schaffen in einem großen musikhistorischen Zusammenhang.
                                                            Brahms verehrte Johann Sebastian Bach, konnte das Wohltempe-
                                                            rierte Klavier auswendig und erwartete jeden neuen Band der
                                                            Bach-Gesamtausgabe mit Ungeduld. Er begegnete Beethoven
                                                            mit unermesslichem Respekt und setzte sich nachdrücklich für die
                                                           Veröffentlichung von unbekannten Werken Franz
                                                            Schuberts ein. Auch Schönberg dachte in solchen
                                                            epochenübergreifenden Kontinuitäten, nicht zuletzt Brahms und
                                                            in seiner Hoffnung, mit der Erfindung der Zwölfton- Schönberg woll-
                                                            technik der deutschen Musik »die Vorherrschaft für ten Kontinuität
                                                            die nächsten 100 Jahre« gesichert zu haben.
                                                                                                                     schaffen, über
                                                                Mendelssohn gehört ebenfalls in diese Linie ge-
                                                            schichtsbewusster Komponisten, wie man schon an Epochen hinweg.
Unter den Augen einer Beethoven-Büste
komponierte Brahms an diesem Flügel in seiner               seiner (Wieder-)Entdeckung von Bachs Matthäus-
Wiener Wohnung. Aquarell von Wilhelm Nowak                  passion und an seinen eigenen, von barocken
                                                           ­Vorbildern inspirierten Oratorien erkennen kann. Seine Erste Sym-
                                                            phonie steht Anfang September im Konzertkalender der Berliner
                                                            Philharmoniker und ihres Chefdirigenten. Geschrieben von einem
                                                           15-Jährigen, ist sie ein veritabler Geniestreich, in dem die Vorbilder
                                                            Mozart und Beethoven aufscheinen und der doch ganz nach
                                                            Mendelssohn klingt.

                                                                                                             15
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko - August 2020 2. September 2020
S AIS ON 2020/ 21                      DI E B E R L I N ER PHIL HAR M O N IK ER UN TER K IR IL L PE TR EN KO

                                                                 Aber nicht nur historische Erwägungen sind es, die alle diese
                                                              Werke programmatisch miteinander verbinden. Vor allem weisen
                                                              sie über die bloßen Töne hinaus, drängen zu einem Ausdruck jen-
                                                              seits von Formmodellen und Harmonielehre, entfalten sich an der
                                                              Grenze von Musik und Sprache: Beethoven und Berg schreiben
                                                              symphonische Musik, die das gesungene Wort einbezieht, Schön-
                                                              bergs Verklärte Nacht ist inspiriert von einem Gedicht; allein
                                                              Brahms verzichtet auf eine semantische Ebene.

                                                              Musik und Menschen in Zeiten des Umbruchs
                                                              Die zurückliegende Saison 2019/20 musste aufgrund der Corona-
                                                              Pandemie zunächst abgebrochen werden und ging dann ganz
                                                              andere Pfade als geplant. Manche der von Kirill Petrenko vorge-
                                                              sehenen inhaltlichen Akzente waren bereits zum Vorschein ge-
                                                              kommen. Neben der schon genannten Interpretation klassisch-
                                                              romantischer Werke der deutsch-österreichischen
                                                              Musizier­tradition galt ein Augenmerk zu Unrecht
                                                              vernachlässigten Komponisten wie Josef Suk. Wei- Mit einem »Trotz-
                                                              tere Schwerpunkte beleuchteten die russische Musik, dem« begegne-
                                                              das symphonische Schaffen Gustav Mahlers sowie
                                                                                                                    ten die Berliner
                                                              die Musik der Moderne (kondensiert in einem Pro-
                                                              gramm, das Stücke von drei Komponistengenerati-
                                                                                                                    Philharmoniker
                                                              onen aus ein und demselben Jahrzehnt vereinte). den Absagen der
                                                              Unvergesslich auch das Nachwuchsprojekt mit Puc- vergangenen
                                                              cinis Suor Angelica und das Silvesterkonzert mit Saison.
                                                              Songs und Tänzen von Gershwin, Bernstein und Co.
                                                                 Doch im März kam das große »Abgesagt«. Bei
                                                              allem, was den Musikerinnen und Musikern am Herzen lag und
Europakonzert der Berliner Philharmoniker                     von nun an nicht in der geplanten Form stattfinden konnte, war es
am 1. Mai 2020 in der leeren Philharmonie Berlin              besonders schmerzlich, auf Kirill Petrenkos erste Operneinstudie-
                                                              rung mit den Berliner Philharmonikern verzichten zu müssen: Beet-
                                                              hovens Fidelio, der szenisch bei den Osterfestspielen in Baden-
                                                              Baden und konzertant in der Philharmonie Berlin aufgeführt
                                                              werden sollte. In dieser Oper geht es um Zivilcourage, um ein Auf-
                                                              begehren gegen Ungerechtigkeit, um Widerstand selbst in ver-
                                                              meintlich aussichtsloser Lage, kurz gesagt: um ein »Trotzdem«.

                                                                                                                 17
S AIS ON 2020/ 21                                                   DI E B E R L I N ER PHIL HAR M O N IK ER UN TER K IR IL L PE TR EN KO

          Trotzdem – das wurde für die Berliner Philharmoniker in den Wo-         lichen«. Nach der Fünften und Sechsten Symphonie ist in dieser
          chen nach der Absage zum Leitmotiv ihres Tuns. Das Europakon-           Saison Tschaikowskys selten gespielte Oper Mazeppa vorgese-
          zert wurde gespielt, wenn auch daheim statt in Tel Aviv und ohne        hen – »ein überwältigendes Werk, das in seiner Handlung aktueller
          Publikum im Saal – dafür mit Fernsehzuschauern auf der ganzen           denn je ist« – und vorher noch seine Fantasie-Ouvertüre Romeo
          Welt und in der Digital Concert Hall, überall wahrgenommen als          und Julia: als grandioses Beispiel für die kreative Übertragung ei-
          ein Signal weit über den Tag hinaus. Viele weitere Konzerte in ver-     nes Stoffes der Weltliteratur in die Weltsymphonik.
          schiedenen Formaten über die kreativ genutzten digitalen Kanäle             So steht das Saisoneröffnungskonzert mit Schönbergs Verklär-
          folgten, darunter ein Easter@Philharmonie Festival und die Berlin       ter Nacht und Brahms’ Vierter Symphonie auch sinnstiftend für das,
          Phil Series, ob mit Kammermusik, Ensemblewerken oder als Streich-       was Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker in der Zukunft
          orchester. Für die drei von ihm geleiteten Konzerte ohne Saal­          gemeinsam gestalten wollen.
                           publikum wählte Kirill Petrenko Werke mit kleiner                                                           Malte Krasting
                           bzw. reduzierter Besetzung aus, die mit der beson-
Alle gute Musik            deren Situation zu tun haben: Musik, in der die
handelt vom                plötzliche Vereinzelung und Vereinsamung der
                           Menschen eine Rolle spielt, die aus Umbruchzeiten
Menschsein an
                           herrührt und die von Konflikten und Krisen erzählt.
sich.                      So ist der Aufruhr der 1920er Jahre in Hindemiths
                           Kammermusik Nr. 1 ebenso unüberhörbar wie in
          Ligetis Ramifications die titel­gebenden Verästelungen eines so
          ­homogen scheinenden Ensembles in Einzelstimmen, die sich neu
          zu einem Geflecht zusammenfinden. In Pärts Fratres erwächst aus
          dem Hineinhören in kleinste Veränderungen eine besondere Kraft,
           in Mozarts Gran Partita äußert sich, weit über einen serenaden-
           haften Anlass hinaus, der Wunsch nach Gemeinschaft. Und Mah-
          lers Vierte Symphonie schlägt ironische Töne an, um mit den Para-
          doxien der Welt zurande zu kommen.
              Aus alledem wird klar, dass die Musik mehr ist als Klänge und
          Rhythmus, dass bedeutende Komponisten, von sich ausgehend,
          über das Menschsein an sich schreiben. Das gilt für alle gute Musik,
          ob sie nun mit Text und Programmen versehen ist oder nicht. Exem-
           plarisch ist das bei einem weiteren Komponisten der Fall, der in der
          Saison 2020/21 im Fokus stehen wird: Peter Tschaikowsky, der – wie
          Kirill Petrenko betont – »in seiner Musik die Gespaltenheit seiner
          Persönlichkeit ausgedrückt hat, seine Ängste und Wünsche Klang
          werden lässt und die ganze Unmöglichkeit, gegen das als über-
           mächtig empfundene Schicksal ein glückliches Leben zu verwirk­

                                       18                                                                                            19
S AIS ON 2020/ 21                                  DER DICHTER R ICHAR D DEHMEL

Sinn und Sinnlichkeit
Der Dichter Richard Dehmel

In der Musikwelt ist Richard Dehmel vor allem als Schöpfer
des Gedichts Verklärte Nacht bekannt, der Vorlage zur
gleichnamigen Komposition Arnold Schönbergs. Erotik und
Pathos seiner Texte inspirierten indessen noch unzählige
weitere Komponisten, von Richard Strauss bis Kurt Weill.

Bekannt machte ihn ein Skandal. Von einem Kollegen wegen Blas-
phemie angezeigt, wurde Richard Dehmel 1897 verurteilt, sein
Gedicht Venus consolatrix teilweise schwärzen zu lassen. Darin
verschmelzen die Muttergottes und Maria Magdalena zu einer
Venus, die im Liebesakt Trost spendet. Für Dehmel war der Prozess
ein Segen: Bislang nur in Lyrikkreisen ein Begriff, wurde er schlag-
artig zum Literatenstar der Stunde und mit dem »Roman in Roman-
zen« Zwei Menschen sogar zur Berühmtheit.
    »Ich wurzle zwischen Nietzsche und Liliencron (Schiller und
Goethe, Wagner und Böcklin)«, beschrieb er sich selbst. Künstler
wie Max Klinger, Dichter wie Otto Julius Bierbaum waren seine
Freunde, von Frank Wedekind wurde er als »größter deutscher
Dichter« tituliert. Mit Wedekind verband ihn ein Lebensthema: die
Natur des Menschen nicht als Ideal zu stilisieren, sondern umfas-
send zu begreifen. Dazu gehörten Geist und Körper, Sinn und Sinn-
lichkeit, Intellekt und Emotion, die ganze Fülle der humanen Dicho-
tomie. Das war aufrührerisch, bediente aber auch den Zeitgeist.
    Sex und Schwulst lagen bei Dehmel gefährlich nahe beieinan-
der. Da gab es viel Pathos in überreifem Jugendstil – Gehalt und
Gestalt gerieten ihm bisweilen in ein Missverhältnis. Dessen unge-
achtet fühlten sich viele Komponisten von Dehmels Zeilen inspiriert,
und so konnte er im Jahr 1913 auf ein halbes Tausend Vertonun-
gen zurückblicken, von Strauss, Pfitzner und Reger, von Zemlinsky,
Schönberg und Webern, von Weill und Dessau.
    Doch der Ruhm währte nur etwa zwei Jahrzehnte, nach seinem
Tod 1920 verblasste die Verehrung. Ein Pionier bleibt Dehmel den-
noch: Von seinen Anliegen aufgerüttelt, ist die Lyrik wacher gewor-
den. Und auch sein Name lebt weiter – wenn auch vor allem dank                                        Richard Dehmel,
                                                                                                              bu links /Gemälde
                                                                                                                        rechts unter
                                                                                                                                  von
einer Musik, in der kein einziges seiner Worte erklingt.                                              Max Liebermann,
                                                                                                              dem Bild positionieren
                                                                                                                         1909

                          20
S AIS ON 2020/ 21                             R ICHAR D DEHMEL : VER K L ÄR TE N ACHT

                                                Verklärte Nacht
                                                Richard Dehmel

                                                Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain;
                                                der Mond läuft mit, sie schaun hinein.
                                                Der Mond läuft über hohe Eichen,
                                                kein Wölkchen trübt das Himmelslicht,
                                                in das die schwarzen Zacken reichen.
                                                Die Stimme eines Weibes spricht:
                                                Ich trag ein Kind, und nit von dir,
                                                ich geh in Sünde neben dir.
                                                Ich hab mich schwer an mir vergangen;
                                                ich glaubte nicht mehr an ein Glück
                                                und hatte doch ein schwer Verlangen
                                                nach Lebensfrucht, nach Mutterglück
                                                und Pflicht – da hab ich mich erfrecht,
                                                da ließ ich schaudernd mein Geschlecht
                                                von einem fremden Mann umfangen
                                                und hab mich noch dafür gesegnet.
                                                Nun hat das Leben sich gerächt,
                                                nun bin ich dir, o dir begegnet.
                                                Sie geht mit ungelenkem Schritt,
                                                sie schaut empor, der Mond läuft mit;
                                                ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht.
                                                Die Stimme eines Mannes spricht:
                                                Das Kind, das du empfangen hast,
                                                sei deiner Seele keine Last,
                                                o sieh, wie klar das Weltall schimmert!
                                                Es ist ein Glanz um Alles her,
                                                du treibst mit mir auf kaltem Meer,
Sternennacht, Gemälde von                       doch eine eigne Wärme flimmert
Vincent van Gogh, 1889                          von dir in mich, von mir in dich;
                                                die wird das fremde Kind verklären,
                                                du wirst es mir, von mir gebären,
                                                du hast den Glanz in mich gebracht,
                                                du hast mich selbst zum Kind gemacht.
                                                Er fasst sie um die starken Hüften,
                                                ihr Atem mischt sich in den Lüften,
                                                zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht.

                                  22                                                       23
S AIS ON 2020/ 21                             DIE B ER L IN ER PHIL HAR M O N IK ER

Die Berliner Philharmoniker      Kirill Petrenko
                                 Chefdirigent
                                                                                Zweite Violinen
                                                                                Marlene Ito
                                                                                1. Stimmführerin
                                 Erste Violinen                                 Thomas Timm
                                 Noah Bendix-Balgley                            1. Stimmführer
                                 1. Konzertmeister                              Christophe Horák
                                 Daishin Kashimoto                              Stimmführer
                                 1. Konzertmeister                              Philipp Bohnen
                                 Daniel Stabrawa                                Stanley Dodds
                                 1. Konzertmeister                              Cornelia Gartemann
                                 Krzysztof Polonek                              Amadeus Heutling
                                 Konzertmeister                                 Angelo de Leo
                                 Zoltán Almási                                  Anna Mehlin
                                 Maja Avramović                                 Christoph von der Nahmer
                                 Helena Madoka Berg                             Raimar Orlovsky
                                 Simon Bernardini                               Simon Roturier
                                 Alessandro Cappone                             Bettina Sartorius
                                 Madeleine Carruzzo                             Rachel Schmidt
                                 Aline Champion-Hennecka                        Armin Schubert
                                 Luiz Felipe Coelho                             Stephan Schulze
                                 Luis Esnaola                                   Christoph Streuli
                                 Sebastian Heesch                               Eva-Maria Tomasi
                                 Aleksandar Ivić                                Romano Tommasini
                                 Hande Küden                                    N. N.
                                 Rüdiger Liebermann
                                 Kotowa Machida                                 Bratschen
                                 Álvaro Parra                                   Amihai Grosz
                                 Johanna Pichlmair                              1. Solobratscher
                                 Bastian Schäfer                                N. N.
                                 Dorian Xhoxhi                                  1. Solobratsche
                                 N. N.                                          Naoko Shimizu
                                                                                Solobratscherin
                                                                                Micha Afkham
                                                                                Julia Gartemann
                                                                                Matthew Hunter
                                                                                Ulrich Knörzer
                                                                                Sebastian Krunnies
                                                                                Walter Küssner
                                                                                Ignacy Miecznikowski
                                                                                Martin von der Nahmer
                                                                                Allan Nilles
                                                                                Kyoungmin Park
                                                                                Joaquín Riquelme García
                                                                                Martin Stegner
                                                                                Wolfgang Talirz

                   24                                                      25
S AIS ON 2020/ 21                                                DIE B ER L IN ER PHIL HAR M O N IK ER

Violoncelli                         Oboen                       Trompeten                                      Orchestervorstand
Bruno Delepelaire                   Jonathan Kelly              Guillaume Jehl                                 Alexander Bader
1. Solocellist                      Solo                        Solo                                           Knut Weber
Ludwig Quandt                       Albrecht Mayer              N. N.
1. Solocellist                      Solo                        Solo                                           Medienvorstand
Martin Löhr                         Christoph Hartmann          Andre Schoch                                   Stanley Dodds
Solocellist                         Andreas Wittmann            Tamás Velenczei                                Olaf Maninger
Olaf Maninger                       Dominik Wollenweber         N. N.
Solocellist                         Englischhorn                                                               Orchestervertreter
Richard Duven                                                   Posaunen                                       im Stiftungsrat
Rachel Helleur-Simcock              Klarinetten                 Christhard Gössling                            Andreas Wittmann
Christoph Igelbrink                 Wenzel Fuchs                Solo                                           Eva-Maria Tomasi
Solène Kermarrec                    Solo                        Olaf Ott                                       Vorsitzende des Personalrats
Stephan Koncz                       Andreas Ottensamer          Solo
                                                                                                               Vertreter
Martin Menking                      Solo                        Jesper Busk Sørensen
                                                                                                               Ulrich Knörzer
David Riniker                       Alexander Bader             Thomas Leyendecker
                                                                                                               Ulrich Wolff
Nikolaus Römisch                    N. N.                       Stefan Schulz
                                                                                                               Mitglied des Personalrats
Dietmar Schwalke                    Manfred Preis               Bassposaune
Knut Weber                          Bassklarinette
                                                                                                               Fünferrat
                                                                Tuba
                                    Fagotte                                                                    Jesper Busk Sørensen
Kontrabässe                                                     Alexander von Puttkamer
                                                                                                               Raphael Haeger
Matthew McDonald                    Daniele Damiano
                                                                Pauken                                         Nikolaus Römisch
1. Solobassist                      Solo
                                                                                                               Stephan Schulze
Janne Saksala                       Stefan Schweigert           Benjamin Forster
                                                                                                               Markus Weidmann
1. Solobassist                      Solo                        Wieland Welzel
Esko Laine                          Mor Biron
                                                                                                               Gemeinschaft der
Solobassist                         Markus Weidmann             Schlagzeug
                                                                                                               Berliner Philharmoniker
Martin Heinze                       Václav Vonášek              Raphael Haeger
                                                                                                               Philipp Bohnen
Michael Karg                        Kontrafagott                Simon Rössler
                                                                                                               Klaus Wallendorf
Stanisław Pajak                                                 Franz Schindlbeck
                                    Hörner                                                                     Sarah Willis
Peter Riegelbauer                                               Jan Schlichte
Edicson Ruiz                        Stefan Dohr
                                                                                                               Ehrendirigent der
Gunars Upatnieks                    Solo                        Harfe
                                                                                                               Berliner Philharmoniker
Janusz Widzyk                       N. N.                       Marie-Pierre Langlamet
                                                                                                               Daniel Barenboim
Ulrich Wolff                        Solo
                                    Johannes Lamotke
                                                                                                               Ehrenmitglieder der
Flöten                              Stefan de Leval Jezierski
                                                                                                               Berliner Philharmoniker
Mathieu Dufour                      Georg Schreckenberger
                                                                                                               Bernard Haitink
Solo                                Sarah Willis
                                                                                                               Nikolaus Harnoncourt †
Emmanuel Pahud                      Andrej Žust
                                                                                                               Seiji Ozawa
Solo                                N. N.
                                                                                                               Mariss Jansons †
Michael Hasel
                                                                                                               Zubin Mehta
Jelka Weber
Egor Egorkin
Piccoloflöte

                               26                                                                         27
S AIS ON 2020/ 21                                     K IR IL L PE TR EN KO

Kirill Petrenko

Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent und künstle-
rischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Ausgebildet wurde er
zunächst in Russland, dann in Österreich. Die internationale Musik-
welt wurde erstmals auf ihn aufmerksam, als er 2001 am Meininger
Theater Wagners Ring des Nibelungen in der Regie von Christine
Mielitz und im Bühnenbild von Alfred Hrdlicka an vier aufeinander-
folgenden Tagen zur Premiere brachte. Zwölf Jahre später leitete
er den Zyklus dann bei den Bayreuther Festspielen zum zweiten
Mal. Zur selben Zeit trat Kirill Petrenko sein Amt als Generalmusik-
direktor der Bayerischen Staatsoper an, nach Meiningen und der
Komischen Oper Berlin die dritte Chefposition an einem Opern-
haus. Parallel gastierte er sowohl an den bedeutendsten Opern-
häusern der Welt (von der Wiener Staatsoper über den Londoner
Covent Garden und die Opéra National in Paris bis zur Metropo-
litan Opera in New York) wie auch bei den großen internationalen
Symphonieorchestern – in Wien, München, Dresden, Paris, Amster-
dam, London, Rom, Chicago, Cleveland und Israel. Sein Debüt bei
den Berliner Philharmonikern gab er im Jahr 2006. In den bisheri-
gen gemeinsamen Konzerten seit seinem Amtsantritt zeichnen sich
bereits wesentliche inhaltliche Schwerpunkte ab. Auch außerhalb
Berlins ist Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern zu erleben –
auf Tournee und natürlich in der Digital Concert Hall.

                            28                                                     29
Time Present – Photography
from the Deutsche Bank Collection
Nach dem Medium Papier widmet sich die zweite Präsentation aus der

                                                                                                                                                                                                                     © Wim Wenders
Sammlung Deutsche Bank im PalaisPopulaire der Fotografie. Dieser Teil
der Sammlung zählt heute insgesamt über 5000 Werke und schließt nahezu
alle Techniken, Formate und Themen zeitge nössischer Fotografie ein.

Time Present untersucht in vier Kapiteln, wie sich Künstler*innen seit den
1970er-Jahren dem Thema „Zeit“ gewidmet haben. Die technische, kon-
zeptionelle, formale und phänomenologische Auseinandersetzung mit Zeit
sowie die Verbindungen von Fotografie, Zeit und Zeitgeschehen bilden
hierbei den thematischen Rahmen: Time Present dokumentiert auch, wie
sich die Fotografie in Verbindung mit Performance, Film und Konzeptkunst
als Medium erweitert hat. Zugleich wird an Beispielen die Entwicklung
der Sammlung aufgezeichnet – der Weg von der Fokussierung auf junge

                                                                                                                                                                                                                     Photo: Mathias Schormann
Gegenwartskunst des deutschsprachigen Raums hin zur globalen Ausrich-
tung mit den Schwerpunkten Großbritannien, Italien, den USA, Japan,
China sowie vielen afrikanischen Ländern.

                                                                         © Miwa Yanagi, courtesy of the Loock Galerie, Berlin, © Cao Fei
                                                                                                                                           Zu sehen sind über 60 Werke von prominenten Künstler*innen wie
                                                                                                                                           Bernd und Hilla Becher, Andreas Gursky, Candida Höfer, Sigmar Polke,
                                                                                                                                           Gerhard Richter und Hiroshi Sugimoto sowie Vertreter*innen der inter-
                                                                                                                                           nationalen Gegenwartskunst wie Kader Attia, Yto Barrada, Mohamed
                                                                                                                                           Camara, Amalia Ulman und Cao Fei.

                                                                                                                                           In Kooperation mit IBM beschreitet das PalaisPopulaire im Kontext von
                                                                                                                                           Time Present neue Wege und setzt zur Kunstvermittlung Künstliche
                                                                                                                                           Intelligenz ein. So steht in der Ausstellung der Chatbot MIA zum Dialog
                                                                                                                                           bereit und bietet Hintergrundinformationen zu neun Fotografien.
                                                                         Photo: Mathias Schormann

                                                                                                                                                                                   Time Present – Photography
                                                                                                                                                                                   from the Deutsch Bank Collection
                                                                                                                                                                                   bis 8. 2. 2021

                                                                                                                                           PalaisPopulaire | Unter den Linden 5 | 10117 Berlin | db-palaispopulaire.de
KO N ZER T TIPPS

Konzerttipps

Dezente Wehmut
Lahav Shani und Francesco Piemontesi
                                           Doppeltes Debüt mit zwei Shooting-
                                           stars: Lahav Shani, als Nachfolger
                                           von Zubin Mehta Musikdirektor des
                                           ­Israel Philharmonic Orchestra sowie
                                            Chef­dirigent des Philharmonischen
                                            ­Orchesters Rotterdam, und der Pianist
                                             Francesco Piemontesi. Auf dem Pro-
                                             gramm stehen Mozarts letztes, von
                                             dezenter Wehmut durchzogenes
Klavier­konzert und die Erste Symphonie von Robert Schumann, die der frisch ver-
heiratete Komponist in e­ uphorischer Aufbruchsstimmung schrieb.
Berliner Philharmoniker | Lahav Shani Dirigent | Francesco Piemontesi Klavier
Großer Saal | Do 24.09.20 20 Uhr | Fr 25.09.20 20 Uhr | Sa 26.09.20 11 Uhr & 19 Uhr
Kartenpreise von 25 bis 66 Euro

Spätromantische Wärme
Marek Janowski und Noah Bendix-Balgley
                                           Mit diesem Programm erinnern wir an
                                           Max Bruch, dessen Todestag sich 2020
                                           zum 100. Mal jährt. Unser Erster Kon-
                                           zertmeister Noah Bendix-Balgley inter-
                                           pretiert als Solist mit Marek Janowski
                                           und den Berliner Philharmonikern
                                           Bruchs Erstes Violinkonzert, eines der
                                           populärsten der Spätromantik. Johan-
                                           nes Brahms, ein Zeitgenosse Bruchs, ist
mit seiner Serenade Nr. 2 vertreten: ein wunderbar dunkel und warm tönendes
Werk, das man viel zu selten hört.
Berliner Philharmoniker | Marek Janowski Dirigent | Noah Bendix-Balgley Violine
Großer Saal | Do 01.10.20 20 Uhr | Fr 02.10.20 20 Uhr | Sa 03.10.20 19 Uhr
Kartenpreise von 31 bis 76 Euro

                                         33
S AIS ON 2020/ 21

Nach alten Volksliedern
François-Xavier Roth und Tabea Zimmermann
                                               Tabea Zimmermann, Artist in Resi-
                                               dence dieser Saison, präsentiert
                                               mit Dirigent François-Xavier Roth
                                               Paul ­Hindemiths Bratschenkonzert
                                               Der Schwanendreher – ein stimmungs-
                                               volles Werk »nach alten Volksliedern«.
                                               Folkloristisch gibt sich auch Béla
                                               ­Bartóks Divertimento, das von rumäni-
                                                scher und ungarischer Tanzmusik
­inspiriert ist. Als Eröffnung dieser Konzerte ist eine herrlich vitale Symphonie von
 Carl Philipp Emanuel Bach zu ­erleben.
Berliner Philharmoniker | François-Xavier Roth Dirigent | Tabea Zimmermann Viola
Großer Saal | Do 08.10.20 20 Uhr | Fr 09.10.20 20 Uhr | Sa 10.10.20 15 Uhr & 19 Uhr
Kartenpreise von 25 bis 66 Euro

Im Paradies
Frank Peter Zimmermann und Martin Helmchen spielen Beethoven
                                          »Wenn ich Beethoven spielen darf,
                                          ist es für mich, als ob ich ins Paradies
                                          komme«, sagt Frank Peter Zimmer-
                                          mann anlässlich des 250. Geburtstags
                                          des Komponisten. In dieser Saison
                                          ­präsentiert der Geiger mit dem
                                           ­Pianisten Martin Helmchen an drei
                                            Abenden sämtliche Violinsonaten
                                            Beethovens: ein Duo, das durch
­G estaltungskraft und Klangsinn beeindruckt. Zum Auftakt des Zyklus sind die
 ­Sonaten Nr. 1 bis 4 zu hören.
Frank Peter Zimmermann Violine | Martin Helmchen Klavier
Großer Saal | Mo 12.10.20 20 Uhr
Kartenpreise von 10 bis 26 Euro

                                          34
S AIS ON 2020/ 21

     Ticketverkauf
     → online unter berliner-philharmoniker.de
     → telefonisch unter +49 30 254 88-999 · Montag – Freitag 9 –16 Uhr
       Die Konzertkasse in der Philharmonie ist derzeit geschlossen.

Newsletter und Social Media
berliner-philharmoniker.de/newsletter

      instagram.com/BerlinPhil

      facebook.com/BerlinPhil

      twitter.com/BerlinPhil

      youtube.com/BerlinPhil

Impressum
Herausgegeben von der Berliner Philharmonie gGmbH
für die Stiftung Berliner Philharmoniker
Direktorin Marketing, Kommunikation und Vertrieb: Kerstin Glasow
Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.)
Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin
redaktion@berliner-philharmoniker.de

Redaktion: Tobias Möller, Hendrikje Scholl, Stephan Kock
Werkeinführungen, Porträt Richard Dehmel, Biografie Kirill Petrenko: Malte Krasting
Coverfoto: Heribert Schindler in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für
­Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM Dresden
 Abbildungen: S. 7, 21 akg-images; S. 11 Privatbesitz; S. 13, 16, 24 Monika Rittershaus;   Entdecken Sie einen der besten Konzertsäle: Ihr Zuhause.
 S. 14 Wien Museum; S. 22 Museum of Modern Art, New York; S. 29 BBC/Chris Christodoulou;   Empfangen Sie die Berliner Philharmoniker zum Gastspiel,
 S. 33 Marco Borggreve (oben), Felix Broede (unten); S. 34 Marco Borggreve (oben),         wann immer Sie mögen. Auf dem Fernseher, Computer,
 ­Harald Hoffmann (unten)                                                                  Tablet oder Smartphone. Seien Sie live dabei oder stöbern
  Anzeigenvermarktung: GCM Go City Media GmbH, Michelle Thiede                             Sie im Archiv. Jetzt anmelden und genießen.
    Telefon +49 30 695 665 904, anzeigen@gcmberlin.de
  Layout und Satz: Bettina Aigner                                                          www.digital-concert-hall.com
  Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin

Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten                             2020/21-01

                                           36
Mi – Mo 11 – 18 Uhr, Do bis 21 Uhr
Unter den Linden 5, 10117 Berlin
db-palaispopulaire.de
Sie können auch lesen