Übersicht über die Entwicklungen in der europäischen Elektrizitätswirtschaft - EPSU

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Übersicht über die Entwicklungen in der europäischen Elektrizitätswirtschaft - EPSU
Übersicht über die Entwicklungen in der
europäischen Elektrizitätswirtschaft
Schlüsselfaktoren für den Wandel: Die soziale Verantwortung
der Unternehmen - ein Bericht an die sektoralen Sozialpartner

Der vorliegende Bericht wurde vom EGÖD in Auftrag gegeben und von der Europäischen
   Kommission finanziell unterstützt. Die hier vertretenen Ansichten entsprechen den
Standpunkten des EGÖD. Die Kommission kann nicht für die Verwendung der in diesem
           Bericht enthaltenen Informationen verantwortlich gemacht werden.
Übersicht über die Entwicklungen in der
             europäischen Elektrizitätswirtschaft
             Schlüsselfaktoren für den Wandel: Die soziale
             Verantwortung der Unternehmen - ein Bericht an die
             sektoralen Sozialpartner

         September 2007

         ECOTEC

        Priestley House
         12-26 Albert Street
         Birmingham
         B4 7UD
         United Kingdom

         T    +44 (0)121 616 3600
         F    +44 (0)121 616 3699
              www.ecotec.com

ECOTEC Research & Consulting Limited. Registered in England No.1650169.

Registered Office: Priestley House, 12-26 Albert Street, Birmingham B4 7UD.
Inhalt                                                                                                               SEITE

1.0     Einleitung ............................................................................................... 1
1.1     Motivation für den Bericht .........................................................................................1
1.2     Methode.......................................................................................................................1

2.0     Übersicht über die CSR-Politik in Europa............................................ 3
2.1     Was bedeutet CSR? ...................................................................................................3
2.2     Europäische Leitlinien für CSR.................................................................................4
2.3     Sonstige Leitlinien für CSR und Nachhaltigkeit ......................................................6
2.4     CSR-Leitlinien für die Elektrizitätswirtschaft ...........................................................7

3.0     CSR in der Elektrizitätswirtschaft ........................................................ 9
3.1     Analyse bestehender CSR-Praktiken im Sektor ......................................................9
3.2     Ergebnisse der Analyse...........................................................................................12
3.2.1   Die wirtschaftliche Säule ............................................................................................14
3.2.2   Ökologische Säule .....................................................................................................14
3.2.3   Soziale Säule .............................................................................................................15
3.3     Fallstudie: Vattenfall, Schweden.............................................................................18
3.3.1   Vattenfalls CSR-Berichterstattung im Kontext ............................................................18
3.3.2   Wichtige CSR-Aktivitäten ...........................................................................................19
3.3.3   Konsultationsprozess der Stakeholder .......................................................................22
3.4     Fallstudie EDF, Frankreich ......................................................................................24
3.4.1   Schlüsselfaktoren für die CSR-Vereinbarung .............................................................25
3.4.2   Umsetzung der CSR-Vereinbarung innerhalb des Konzerns .....................................26
3.4.3   Messen der Auswirkungen der CSR-Vereinbarung....................................................28
3.4.4   Vorteile aus der Mitwirkung der Gewerkschaften und der
        ArbeitnehmervertreterInnen........................................................................................29
3.4.5   Weitere CSR-Pläne bei der EDF ................................................................................30
3.5     Fallstudie: enviaM, Deutschland .............................................................................30
3.5.1   Die CSR-Struktur innerhalb von enviaM und RWE ....................................................30
3.5.2   CSR-Aktivitäten von enviaM.......................................................................................31
3.5.3   CSR-Entwicklung bei enviaM .....................................................................................33
3.5.4   Stakeholderbeteiligung an CSR bei enviaM ...............................................................34
3.5.5   Messen der Auswirkungen der CSR-Aktivitäten von enviaM......................................34
3.6     Fallstudie: Enel, Italien.............................................................................................35
3.6.1   CSR-Management bei Enel........................................................................................36
3.6.2   Stakeholder-Konsultationsprozess .............................................................................36
3.6.3   Finanzielle Auswirkungen von CSR bei Enel..............................................................38
3.7     Fallstudie: CEZ, Tschechische Republik................................................................39
3.7.1   CSR-Management bei CEZ........................................................................................39
3.7.2   Wichtige CSR-Aktivitäten ...........................................................................................40
3.7.3   Die Zukunft von CSR bei CEZ....................................................................................41
3.8     Problemstellungen aus der Analyse.......................................................................41

4.0     Praktische Anwendung von CSR ....................................................... 43
4.1     Auswirkungen von CSR...........................................................................................43
4.2     CSR ein Business Case? .........................................................................................44
4.3     Maximierung von Vorteilen durch sozial verantwortliche Aktivitäten .................48

5.0     Schlussfolgerungen ............................................................................ 55

        Liste der Abbildungen

        Abb 3.1 Analysekriterien für CSR-Berichte.................................................................11
        Abb 3.2 Handlungsfelder einer nachhaltigen Entwicklung bei RWE..........................13
        Abb. 4.1 CSR-Aktivitäten und ihr Nutzen...................................................................50

        Liste der Tabellen

        Tabelle 2.1 Informationsquellen zu CSR .....................................................................6
        Tabelle 4.1 Bedeutung von Imagefaktoren auf die Kundenloyalität –
        Zusammenfassung der Indikatoren ............................................................................47
1.0   Einleitung

      Im Oktober 2006 wurde ECOTEC Research and Consulting von den Sozialpartnern in der
      Elektrizitätswirtschaft (EGÖD, EMCEF und Eurelectric) mit der Durchführung einer Studie
      über die soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR) in dieser Branche beauftragt.
      Diese Studie wird von der Europäischen Kommission im Rahmen der Haushaltslinie
      04.03.03.01 finanziell unterstützt.

      Der vorliegende Bericht beschreibt die Ergebnisse der Studie und liefert darüber hinaus
      eine Reihe von Benchmarks sowohl für die Unternehmen als auch für die Sozialpartner,
      um die weitere Entwicklung der CSR in der Elektrizitätswirtschaft zu fördern.

1.1   Motivation für den Bericht

      Der eigentliche Anstoß für diesen Bericht hat sich aus den bereits von den sektoralen
      Sozialpartnern zum Thema CSR ausgeführten Arbeiten ergeben. Im Dezember 2003
      hatten sich die Sozialpartner darauf geeinigt, CSR zum Teil ihres Arbeitsprogramms zu
      machen. Im Jahre 2004 standen die Eckpunke der Debatte fest, und im Dezember 2004
      wurde eine gemeinsame Erklärung angenommen. Diese Erklärung bestätigte die
      Zielsetzungen für die zukünftige Arbeit, zu der die vorliegender Studie einen
      substanziellen Beitrag leistet.

      Die Studie hatte vier Hauptziele: Darstellung eines kontextuellen Hintergrunds für CSR-
      Rechtsvorschriften und –Regulierung in Europa; Übersicht über die in der
      Elektrizitätswirtschaft vorhandenen CSR-Programme; Untersuchung der Auswirkungen
      dieser Programme; und Definition von Benchmarks für die Unternehmen und die
      Sozialpartner, um die Entwicklung von CSR-Praktiken in diesem Sektor zu fördern.

1.2   Methode

      Um die wichtigsten Ziele der Studie behandeln zu können, wurden als Arbeitsmethode
      hauptsächlich Sekundärforschung und Telefoninterviews mit Unternehmen und
      ArbeitnehmervertreterInnen gewählt. Die ersten Vorstudien beinhalteten die Erfassung von
      65 Unternehmens-Websites um festzustellen, wie viele Firmen CSR-Berichte erstellen und
      CSR-Aktivitäten durchführen. Die 65 Unternehmen wurden so gewählt, dass sowohl große
      multinationale Unternehmen als auch kleinere Kommunalbetriebe sowie Unternehmen aus
      allen Mitgliedstaaten untersucht werden konnten. Auch die unterschiedlichen Aufgaben
      innerhalb der Branche – Übertragung, Produktion, Vertrieb usw. – wurden berücksichtigt.

      Sobald dieses CSR-Gesamtbild in diesem Sektor ermittelt und die verfügbaren Berichte
      zusammengestellt worden waren, wurden diese anhand von 30 Kriterien analysiert, die

                                            1                                                   ECOTEC
                                                                       CSR in der Elektrizitätswirtschaft
aus unterschiedlichen Quellen stammen, sich jedoch in erster Linie an der gemeinsamen
Erklärung der Sozialpartner über die CSR und den Leitlinien der Global Reporting
Initiative1 orientieren. Die Analyse hat Umwelt- und Wirtschaftsaspekte von CSR
berücksichtigt, in erster Linie ging es jedoch um die sozialen Aspekte dieser Programme.
Dazu gehören zum Beispiel die Partizipation der Beschäftigten, Personalfragen und die
Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz der MitarbeiterInnen und Kunden sowie um
die Frage, wie das Unternehmen in die Gemeinde integriert ist.

Im Anschluss an die Analysephase wurden fünf Fallstudien mit Unternehmen (und
kompetenten ArbeitnehmervertreterInnen) durchgeführt, die bei der Erstellung von
Berichten über ihre CSR-Programme bereits einige Erfahrungen vorweisen konnten oder
positive CSR-Ansätze entwickelt haben, die sich von der Norm unterscheiden und in
diversen Bereichen Beispiele für gute Praktiken bieten.. Bei der Auswahl der Unternehmen
ging es ebenfalls darum, möglichst vielfältige Beispiele im Hinblick auf das geografische
Betätigungsfeld und die Art der unternehmerischen Aktivitäten zu erhalten. Mit den
Fallstudien wurden die Analysekriterien auf die nächste Ebene übertragen, ging es dabei
doch nicht mehr um die eigentlichen Aktivitäten, sondern um die Untersuchung der
Auswirkungen von CSR sowohl innerhalb der Organisation als auch in dem weiteren
gesellschaftlichen Kontext, in dem sie zur Wirkung kommt. Die Fallstudien befassten sich
ebenfalls mit der unternehmerischen Verpflichtung auf CSR und in diesem
Zusammenhang beispielsweise mit dem Stellenwert von CSR im Unternehmen sowie mit
den Ressourcen, die zur Umsetzung der CSR-Programme zugewiesen werden.
Schließlich war auch die Beteiligung der Anspruchsgruppen (Stakeholder) an der
Entwicklung von CSR-Programmen ein zentraler Punkt der in Verbindung mit den
Fallstudien geführten Gespräche. Es ist zu beachten, dass die Fallstudien mit Hilfe
unterschiedlicher Methoden für jedes einzelne Unternehmen durchgeführt wurden – bei
einigen beließen es die WissenschaftlerInnen ausschließlich auf Sekundärforschung, bei
andere wurden Telefongespräche oder schriftliche Umfragen durchgeführt.. Eine weitere
Diskussion der Analyse, der Fallstudien und der Ergebnisse findet sich im Kapitel 3 des
vorliegenden Berichts.

Im Ergebnis hat diese Studie zur Entwicklung von Leitlinien für die gute Praxis für CSR-
Aktivitäten geführt. Kapitel 4 dieses Berichts beschreibt Beispiele guter Praxis und
untersucht, ob eine Aufwand-Nutzen-Betrachtung für CSR in der europäischen
Stromwirtschaft möglich ist.

1
    http://www.globalreporting.org/Home

                                          2                                               ECOTEC
                                                                 CSR in der Elektrizitätswirtschaft
2.0   Übersicht über die CSR-Politik in Europa

2.1   Was bedeutet CSR?

      CSR (Corporate Social Responsibility = soziale Verantwortung der Unternehmen) ist ein
      relativ neues Konzept in der politischen Arena, hat in jüngster Zeit allerdings sehr schnell
      an Bedeutung gewonnen. Die Europäische Kommission hat allein seit 2001 drei
      Mitteilungen über CSR veröffentlicht, die aktuellste stammt aus dem Jahr 20061. Die
      Definition des Begriffs CSR hat sich über diese drei Mitteilungen beständig
      weiterentwickelt. In der CSR-Mitteilung2 von 2001 wurde diese Politik definiert als „ein
      Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange
      und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den
      Stakeholdern zu integrieren.” Vor nicht langer Zeit wurde CSR als nützliches Instrument
      bezeichnet, um „wirtschaftliche, soziale und ökologische Zielsetzungen miteinander in
      Einklang zu bringen“3, während die GD Handel erklärt, dass „die gesellschaftliche
      Verantwortung der Unternehmen eine der Antworten auf die Ungleichgewichte ist, die
      durch die Beschleunigung des Globalisierungsprozesses entstehen … In diesem globalen
      Kontext können freiwillige soziale und ökologische Geschäftspraktiken, die über die für die
      Unternehmen geltenden gesetzlichen Vorschriften hinausgehen, eine wichtige Rolle
      spielen und bestehende Governance-Lücken in innovativer Weise füllen"4.

      Unabhängig davon, welcher Definition man den Vorzug gibt oder aus welcher Perspektive
      man CSR betrachtet, gibt es doch einen gemeinsamen Aspekt: CSR ist immer ein
      freiwilliger Prozess. Für die Kommission oder ein anderes gesetzgebendes Staatsorgan ist
      es deshalb problematisch, einen Rahmen für CSR-Praktiken zu entwickeln, zumal
      zahlreiche Aspekte der CSR wie zum Beispiel Humanressourcen oder Umweltthemen
      bereits umfassend gesetzlich geregelt sind. Das EU-Multistakeholder-Forum hat in seinem
      Abschlussbericht festgestellt, dass die von CSR angesprochenen ökologischen und
      gesellschaftlichen Belange „über gesetzliche Vorschriften und vertragliche Verpflichtungen
      hinausgehen müssen. CSR bedeutet nicht, dass diese Vorschriften und Verpflichtungen
      ersetzt oder umgangen werden.”5 Mit dieser Strategie, die zu einer langfristigen
      Nachhaltigkeit beiträgt und nicht nur gesetzliche Vorschriften erfüllt, können Unternehmen
      ihre CSR-Praktiken innovativer gestalten.

      1
          KOM (2006)136 endg.
      2
          KOM (2001)366 endg.
      3
          KOM (2006)136 endg.
      4
          http://ec.europa.eu/comm/trade/issues/global/csr/index_en.htm
      5
          Europäisches Multistakeholder-Forum zu CSR, 2004, Abschlussbericht und Empfehlungen

                                                         3                                                         ECOTEC
                                                                                          CSR in der Elektrizitätswirtschaft
2.2   Europäische Leitlinien für CSR

      Die ersten Arbeiten der Europäischen Kommission zum Thema CSR wurden im Rahmen
      des Rates von Lissabon im Jahre 2000 geleistet. Bei der Festlegung der strategischen
      Ziele für Europa hat der Europäische Rat CSR in den Forderungskatalog an die
      Unternehmen aufgenommen und von ihnen entsprechende Beiträge zum Erreichen dieser
      Ziele verlangt. Dies wurde durch den Entschluss des Europäischen Rates 2001 in
      Göteborg ergänzt, dass die EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung die in Lissabon
      eingegangene Verpflichtung durch eine Umweltdimension ergänzen und erweitern sollte,
      die die drei Säulen der CSR – Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt – zusammenführt. Der
      größte Teil der CSR-Arbeit ist inzwischen auf diese Weise strukturiert.

      Zu den frühen CSR-Aktivitäten der Europäischen Kommission gehörte eine öffentliche
      Konsultation im Rahmen des Grünbuchs der Kommission im Juli 2001 (KOM (2001)366
      endg. vom 18.7.2001) mit dem Titel „Europäische Rahmenbedingungen für die soziale
      Verantwortung der Unternehmen“. Das Grünbuch sollte eine Debatte über das Konzept
      der CSR in Gang bringen und Möglichkeiten aufzeigen, wie eine Partnerschaft für die
      Entwicklung eines europäischen CSR-Modells aufgebaut werden könnte. Mehr als 250
      Antworten gingen zu diesem Grünbuch ein, mehr als die Hälfte von europäischen
      Unternehmen.

      Das Ergebnis dieser Konsultation war die Mitteilung von 2002 (Die soziale Verantwortung
      der Unternehmen: ein Unternehmensbeitrag zur sozialen Entwicklung, KOM (2002)347
      endg. vom 2.7.2002), die eine Debatte rund um das CSR-Konzept anstoßen sowie
      Möglichkeiten erkunden wollte, wie eine Partnerschaft für die Entwicklung eines
      europäischen CSR-Modells aufgebaut werden kann. Die vorgeschlagene Strategie hatte
      die folgenden Schwerpunkte:

      • Erweiterung des Wissensstandes über die positiven Auswirkungen von CSR auf
        Unternehmen und Gesellschaften in Europa und im Ausland, besonders in
        Entwicklungsländern;
      • Intensivierung des Austausches von Erfahrungen und guten Praktiken für CSR
        zwischen den Unternehmen;
      • Förderung der Entwicklung von CSR-Managementfähigkeiten;
      • Unterstützung des CSR-Konzepts bei KMU;
      • Förderung der Konvergenz und Transparenz von CSR-Praktiken und CSR-
        Instrumenten;
      • Einsetzung eines Multistakeholder-Forums für CSR auf EU-Ebene;
      • Integration von CSR in die Grundsatzpolitik der Gemeinschaft.

                                           4                                                   ECOTEC
                                                                      CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Während die Konsultation von 2001 der erste Schritt der Entwicklung eines
Multistakeholder-Forums zu CSR war, wurde dessen Gründung mit der Mitteilung von
2002 zu einer konkreten Maßnahme. Die Aufgabe des Forums bestand darin, bestehende
Konzepte und gute Praktiken im CSR-Bereich zu prüfen sowie nächste Schritte im Hinblick
auf eine EU-Politik zu erörtern. Das Forum hat seinen Abschlussbericht 2004 veröffentlicht
und darin die Ergebnisse einer Reihe von Rundtischgesprächen unter Beteiligung von
Arbeitgeberverbänden, Unternehmen, Gewerkschaften und NGOs zusammengefasst. Den
Vorsitz des Forums hatte die Europäische Kommission.

Direkt nach dem Abschlussbericht des EU-Multistakeholder-Forums wurde die jüngste
Mitteilung der Kommission im März 2006 veröffentlicht. In der Mitteilung Umsetzung der
Partnerschaft für Wachstum und Beschäftigung: Europa soll auf dem Gebiet der sozialen
Verantwortung der Unternehmen führend werden“ hat die Kommission ihre Unterstützung
für eine europäische CSR-Allianz angekündigt, jedoch davon Abstand genommen, eine
europäische Gesetzgebung oder weiter reichende grundsatzpolitische Initiativen in
Aussicht zu stellen. Die Europäische Allianz soll eine offene Allianz europäischer
Unternehmen zur weiteren Förderung und Motivierung von CSR werden. Sie wird als
europäisches Dach für CSR-Initiativen sowohl von Großunternehmen als auch von Klein-
und Mittelbetrieben sowie ihrer Stakeholder gesehen. Es handelt sich dabei nicht um ein
Rechtsinstrument, das von Unternehmen unterzeichnet wird, sondern vielmehr um ein
Mittel zur Mobilisierung der Ressourcen und Kapazitäten europäischer Unternehmen und
ihrer Anspruchsgruppen im Interesse von nachhaltiger Entwicklung, Wirtschaftswachstum
und Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Die Mitteilung von 2006 weist explizit auf das Potenzial von CSR hin, einen Beitrag zur
nachhaltigen Entwicklung und zur europäischen Strategie für Wachstum und Arbeitsplätze
leisten zu können. Die Kommission vertritt den Standpunkt, dass CSR-Praktiken zwar kein
Ersatz für eine Public Policy (im Sinne der Beziehungen von Unternehmen zu
soziopolitischen Interessengruppen) sein können, trotzdem aber eine Reihe von Zielen der
Public Policy erfüllen können - dazu gehören Förderung der Kompetenzentwicklung,
vernünftigerer Einsatz von Rohstoffen, bessere Innovationsleistungen, Abbau von Armut
und Respektierung von Menschenrechten. Die Mitteilung nennt außerdem acht Bereiche,
auf die die Kommission bei der weiteren Förderung von CSR großen Wert legt:

•   Sensibilisierung und Austausch von vorbildlichen Verfahren
•   Unterstützung von Multistakeholder-Initiativen
•   Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten
•   Verbraucherinformationen und Transparenz
•   Forschung
•   Bildung

                                        5                                                  ECOTEC
                                                                  CSR in der Elektrizitätswirtschaft
• KMU
      • Die internationale Dimension von CSR

      Für die Sozialpartner ist wichtig, dass die Mitteilung die Unternehmen als primäre Akteure
      für CSR anerkennt, aber auch die wichtigen Beiträge der nicht zur Wirtschaft gehörenden
      Stakeholder nennt. Im Text der Mitteilung weist die Kommission darauf hin, dass sie
      weiterhin „größten Wert auf den Dialog mit und zwischen allen Stakeholdern legt“, und
      erkennt an, dass „CSR ohne die aktive Unterstützung und konstruktive Kritik seitens der
      externen Stakeholder keinen Erfolg haben kann.“

2.3   Sonstige Leitlinien für CSR und Nachhaltigkeit

      Es gibt eine Reihe von Referenztexten und Instrumenten, die nicht von der Europäischen
      Kommission entwickelt wurden und die als Ausgangspunkt oder Leitlinien für
      Unternehmen und Stakeholder für die Entwicklung ihrer CSR-Modelle dienen können oder
      bereits gedient haben. Tabelle 2.1 gibt einen Überblick über einige der wichtigsten
      Referenztexte; viele von diesen Vorlagen wurden unter Beteiligung der Wirtschaft
      entwickelt und kommen dort auch direkt zum Einsatz. Andere richten sich allgemein an
      Staaten und Regierungen und beschreiben Werte, die Unternehmen bei der Entwicklung
      ihrer CSR-Praktiken inspirieren sollen.

      Tabelle 2.1 Informationsquellen zu CSR
      Quelle                     Inhalt

      IAO                        Erklärung der IAO über die grundlegenden Rechte und Pflichten bei der
                                 Arbeit

                                 Dreigliedrige Grundsatzerklärung der          IAO      über     multinationale
                                 Unternehmen (MNEs) und Sozialpolitik

      OECD                       OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen

      Vereinte Nationen          UN Global Compact

                                 UN-Menschenrechtserklärung

                                 Internationaler Pakt über zivile und politische Rechte

                                 Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte

                                 Allgemeine Erklärung über Menschenrechte

      Europarat                  Europarats-Konvention     zum     Schutz    der      Menschenrechte         und
                                 Grundfreiheiten

                                               6                                                            ECOTEC
                                                                                   CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Sozialcharta des Europarates

      Europäisches Multistakehol-              Bericht: Endergebnisse und Empfehlungen
      der-Forum zu CSR

      Quelle: ECOTEC Research and Consulting Ltd., 2006

      Darüber kann die europäische CSR-Datenbank1 nach Beispielen für CSR-Aktivitäten
      durchsucht werden.

2.4   CSR-Leitlinien für die Elektrizitätswirtschaft

      Die IAO hat vor kurzem darauf hingewiesen, dass der Versorgungssektor in den letzten
      Jahren mit einer Reihe von Problemen konfrontiert wurde, die auf die Globalisierung und
      auf die Liberalisierung der Märkte zurückzuführen sind2. Die IAO stellt jedoch ebenfalls
      fest, dass es „positive Beispiele für eine gute Unternehmensführung (Good Governance)
      und sozial verantwortliches Handeln gibt und dass diese Organisationen für ihre
      Leistungen gelobt werden sollten.“

      In der Tat gibt es in der Elektrizitätswirtschaft in gleicher Weise wie in anderen Branchen
      eine wachsende Anerkennung für die dort laufenden CSR-Initiativen. Die Sozialpartner in
      der europäischen Elektrizitätswirtschaft EGÖD, Eurelectric und EMCEF haben 2004 eine
      gemeinsame CSR-Erklärung angenommen, nachdem es eine Reihe von Gesprächen zu
      diesem Thema gegeben hatte. Diese Erklärung nimmt die im Grünbuch und in der
      Kommissionsmitteilung von 2001 enthaltene Definition von CSR als Ausgangspunkt,
      bewegt sich im Rahmen der Empfehlungen des Europäischen Multistakeholder-Forums zu
      CSR und vereinbart weitere Arbeiten, die die Sozialpartner in diesem Bereich
      unternehmen wollen. Seit der Veröffentlichung der gemeinsamen Erklärung hat sich die
      zuständige Arbeitsgruppe zur Erörterung der angesprochenen Themen getroffen. Es
      konnte Konsens darüber erreicht werden, dass den Sozialpartnern und Stakeholdern bei
      der Entwicklung einer guten CSR-Praxis in den Unternehmen eine wichtige Rolle
      zukommt, wenn die CSR als glaubwürdig wahrgenommen werden soll.

      Im Zuge der verstärkten CSR-Aktivitäten in der Elektrizitätswirtschaft entwickelt die Global
      Reporting Initiative (Globale Berichterstattungsinitiative - eine unabhängige,
      gemeinnützige Multistakeholder-Institution, deren Aufgabe in der Entwicklung und
      Verbreitung global anwendbare Leitlinien der Nachhaltigkeits-Berichterstattung besteht)
      zurzeit ein Supplement für den Energieversorgungssektor. Es handelt sich dabei um eines
      von zehn Supplements, mit denen die vorhandenen G3-Leitlinien auf Wirtschaftszweige
      mit besonderen Anforderungen maßgeschneidert werden sollen. Zum Zeitpunkt der

      1
          http://www.csreurope.org/
      2
          http://www.ilo.org/public/english/dialogue/sector/sectors/utilit/gov.htm

                                                               7                                                  ECOTEC
                                                                                         CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Niederschrift dieses Berichts war das Supplement zur Kommentierung verteilt, und der
Technische Beratungsausschuss        der   GRI wollte erforderliche Änderungen
berücksichtigen. Das Supplement sollte im September 2007 fertig gestellt werden und
Ende 2007 in der Wirtschaft zum Einsatz kommen.

Das Sector Supplement ist für Organisationen gedacht, deren Aufgaben Erzeugung,
Übertragung, Verteilung und Verkauf von Strom sind. Der Inhalt des Supplements wurde
so entwickelt, dass er global auf alle Stromversorger unabhängig von der Art der
Stromerzeugung, der Größe, den Eigentumsverhältnissen und der Bandbreite der
Aktivitäten innerhalb des Sektors Geltung hat. Auf Grundlage der bekannten G3-Leitlinien
enthält das Sector Supplement Leitlinien für die wichtigsten Aspekte der für diesen
Wirtschaftszweig wichtigen Nachhaltigkeits-Performance. Sektorspezifische Anleitungen
werden in Form von Kommentaren zum Inhalt der G3-Leitlinien sowie von neuen,
sektorspezifischen Informationen und Leistungsindikatoren gegeben.

Eine Berichterstattung entsprechend diesen sektorspezifischen Leitlinien eröffnet den
Stakeholdern die Möglichkeit, die Nachhaltigkeits-Performance im Bereich wirtschaftlicher,
umweltschutzrelevanter und sozialer Faktoren zu evaluieren und sie mit anderen
Stromversorgern zu vergleichen, die ebenfalls den GRI-Berichterstattungsrahmen im
regionalen, nationalen und internationalen Maßstab verwenden. Ein weiterer Vorteil ist,
dass die Performance des Versorgungsbetriebs über einen längeren Zeitraum
nachvollzogen werden kann und dass die Verwendung einer Reihe genormter Indikatoren
für die Transparenz in der Berichterstattung sorgt und auf diese Weise gemeinsame
Normen und Zielsetzungen entstehen.

                                       8                                                   ECOTEC
                                                                  CSR in der Elektrizitätswirtschaft
3.0   CSR in der Elektrizitätswirtschaft

      Dieses Berichtskapitel zeichnet ein Bild der aktuellen CSR-Praktiken im europäischen
      Elektrizitätssektor. Mit Hilfe einer detaillierten Analyse der CSR-Berichte und einer Reihe
      von Fallstudien konnte ein Überblick über die CSR-Aktivitäten in diesem Wirtschaftszweig
      sowie der Auswirkungen dieser Praktiken erstellt werden. Die Berichtsanalysen werden
      zur Diskussion gestellt, im Anschluss daran werden Fallstudien vorgestellt. Kapitel 3.8 des
      vorliegenden Berichts fasst diese Ergebnisse zu einer Reihe von Schlussfolgerungen
      zusammen.

3.1   Analyse bestehender CSR-Praktiken im Sektor

      Wie in Kapitel 1.2 des vorliegenden Berichts bereits erörtert, wurden die Websites von 65
      Stromversorgungsunternehmen in Europa durchsucht um festzustellen, ob diese
      Unternehmen CSR-Berichte vorlegen. Diese Suche war mit grundsätzlichen
      Schwierigkeiten verbunden, wobei das eigentliche Problem darin besteht, dass viele
      dieser Unternehmen keine Berichte auf Englisch veröffentlichen. Das gilt besonders für
      Unternehmen in den neuen Mitgliedstaaten oder kleine, kommunale Betriebe. Wo
      möglich, wurden die Recherchen in der „Muttersprache“ des Unternehmens durchgeführt,
      unsere begrenzten Mittel hatten jedoch zur Folge, dass dies in vielen Fällen nicht
      praktikabel war.

      Trotz der Sprachbarrieren konnte festgestellt werden, dass rund ein Drittel der
      Unternehmen auf dem Prüfstand vollständige CSR-Berichte vorgelegt haben. Es stellte
      sich ebenfalls heraus, dass ein weiteres Drittel einige Informationen zu CSR publiziert hat,
      entweder ein Kapitel im Jahresbericht des Unternehmens oder eine Sektion auf der
      Website. Das verbleibende Drittel der Unternehmen hat auf seinen Websites keinerlei
      Hinweise auf CSR. Die meisten Unternehmen bieten allerdings Informationen über ihre
      Umwelt-Performance oder zu Nachhaltigkeitsthemen; dies gibt Anlass zu Optimismus.
      Hinsichtlich der Trends in den CSR-Berichten lässt sich feststellen, dass Berichte
      allgemein eher von den großen, multinationalen Konzernen sowie den Unternehmen
      erstellt werden, die in den nordeuropäischen Ländern beheimatet sind. Natürlich gibt es
      einige Ausnahmen in Süd- und Mitteleuropa, aber man sollte dabei immer berücksichtigen,
      dass die Sprachprobleme diese Ergebnisse durchaus beeinflusst haben können.

      Die vollständigen CSR-Berichte, die im Rahmen dieser Recherchen gefunden wurden,
      haben wir für die vorliegende Studie analysiert. Mit Hilfe der Berichterstattungs-
      Grundsätze der GRI und der wichtigsten, in der gemeinsamen Vereinbarung der
      Sozialpartner beschriebenen Bereiche wurde eine Reihe von Analysekriterien entwickelt,
      um die primären Interessenfelder für die CSR-Berichterstattung in diesem Sektor

                                              9                                                   ECOTEC
                                                                         CSR in der Elektrizitätswirtschaft
festzulegen sowie aufzuzeigen, wie die unterschiedlichen CSR-Elemente überwacht und
entwickelt werden. Dreißig Kriterien wurden bei der Analyse angewendet, strukturiert in
drei „Säulen“ – den wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Säulen der CSR. Die GRI-
Leistungsindikatoren sind in der gleichen Weise strukturiert, und es hat sich
herausgestellt, dass sich die meisten Unternehmen bei ihrer Berichterstattung an diese
drei Säulen halten. Die vorliegende Studie interessiert sich jedoch in erster Linie dafür, wie
Unternehmen mit dem sozialen Aspekt der CSR umgehen, und im Ergebnis hat deshalb
diese soziale Säule in de Analyse einen unverhältnismäßig hohen Stellenwert. Abbildung
3.1 erklärt die Kriterien für die Analyse und wie sie auf die drei wichtigen Säulen
aufgeschlüsselt wurden.

                                        10                                                    ECOTEC
                                                                     CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Abb 3.1 Analysekriterien für CSR-Berichte

                                                           Analysekriterien

                           Entwicklungsverlauf CSR-Programm /                  Verweis auf GRI-Grundsätze
                                     Berichtsrahmen

  Wirtschaftliche Säule                    Soziale Säule                            Ökologische Säule              Entwicklung des CSR-Programms

Stakeholder-Beteiligung               Sozialer Dialog                                Verpflichtung auf
                                                                                                                           Zukunftspläne
                                                                                   Emissionsreduzierung

                                        Personalstruktur                      Einhaltung von Rechtsvorschriften    Verantwortung für das Programm
      Partnering

                          Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz             Entwicklung neuer Technologien
     Governance

                                Beziehungen zur Gemeinde

                            Kooperation im Ausbildungsbereich

                              Vielfalt und Chancengkeichheit

In diesem Kapitel des Berichts werden lediglich die Ergebnisse der Analyse erörtert. Bei
den Unternehmen, die als Fallstudien ausgewählt wurden, ist eine detaillierte Analyse
vorgenommen worden, die entsprechenden Tabellen finden sich im Anhang 1. Eine

                                                                11                                                                         ECOTEC
                                                                                                                  CSR in der Elektrizitätswirtschaft
weniger detaillierte Analyse wurde bei denjenigen Unternehmen für ausreichend
      befunden, die vollständige Berichte geliefert haben, die aber nicht als Fallstudien in die
      engere Wahl gekommen sind. Diese Tabellen finden sich im Anhang 2. Die Tabellen in
      den Anhängen zeigen ebenfalls die vollständigen Analysekriterien, wie in Abb. 3.1
      beschrieben.

3.2   Ergebnisse der Analyse

      Die besondere Aufgabe der Elektrizitätswirtschaft bringt es mit sich, dass
      verantwortungsbewusste Praktiken in diesem Sektor wichtiger sind als in anderen
      Sektoren – allein die Umweltfolgen der Energieerzeugung erfordern konkrete
      Maßnahmen. In gleicher Weise sind Praktiken im Bereich Arbeitssicherheit und
      Gesundheitsschutz in diesem Wirtschaftszweig von größerer Bedeutung. Diese Aspekte
      von CSR werden seit langer Zeit durch Gesetze geregelt, aber wie wir in Kapitel 2 dieses
      Berichts gesehen haben, ist CSR selbst insgesamt ein neues Konzept. Dies wurde auch
      bei der Suche nach CSR-Berichten deutlich – von den 65 untersuchten Unternehmen
      hatte keines vor 2003 einen CSR-Bericht veröffentlicht.

      Abb. 3.2, einem CSR-Bericht von REW entnommen, zeigt, dass die soziale Verantwortung
      ein neuer Arbeitsaspekt für das Unternehmen ist und die Weiterführung etablierter
      Praktiken wie Natur- und Landschaftsschutz und Ressourceneffizienz darstellt; lediglich
      der Klimaschutz ist für das Unternehmen ebenfalls ein relativ neues Konzept. Mann kann
      mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass sich die Arbeitsprioritäten anderer
      Unternehmen nach einem ähnlichen Muster entwickelt haben. EDF mit einer
      beeindruckenden Reporting-Bilanz in Sachen Nachhaltigkeit und Umwelt hat erst in den
      letzten zwei Jahren Schritte unternommen, CSR als festes Programm in das
      Unternehmenskonzept einzubinden.

      Zur Darstellung der Ergebnisse der Analyse wird der vorliegende Bericht jede der drei
      Säulen – wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte – einzeln beleuchten. Wichtig ist
      es aber, zunächst die Grundlagen, von denen die Unternehmen aus ihre Berichte
      erstellen, sowie die Historie ihrer CSR-Praktiken zu betrachten.

      Wie oben erwähnt, hat keines der untersuchten Unternehmen vor 2003 einen ersten CSR-
      Bericht veröffentlicht. Selbst innerhalb dieser kurzen Zeit hat sich eine unterschiedliche
      Herangehensweise bei der CSR-Berichterstattung der diversen Unternehmen entwickelt.
      Einige Firmen haben diese Berichte seit 2003 regelmäßig veröffentlicht und sich dabei
      Jahr für Jahr an eine einheitliche Struktur und Vorgehensweise gehalten. Diese
      Unternehmen betrachten CSR im Allgemeinen als eine langfristige Strategie, und ein
      Unternehmen hat darauf hingewiesen, dass sich die in ihrem Bericht verwendeten
      Indikatoren nicht von denjenigen der Vorjahre unterscheiden würden, da sie Teil eines

                                             12                                                   ECOTEC
                                                                         CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Fünfjahres-Nachhaltigkeitsplans seien. In solchen Fällen entsteht CSR oft aus laufenden
Arbeiten zum Thema Nachhaltigkeit und wird als natürlicher Fortschritt angesehen. Am
häufigsten ist dies in großen, etablierten multinationalen Konzernen zu beobachten. In
anderen Unternehmen ist die Strategie weniger systematisch, und in einigen Fällen gibt es
lediglich einen einzigen Bericht ohne eindeutige Strategie für die weitere Entwicklung.

Abb 3.2 Handlungsfelder einer nachhaltigen Entwicklung bei RWE

Quelle: RWE – Unsere Verantwortung - 2005

Es ist bei den Unternehmen allgemein Usus, den Hintergrund ihrer CSR-Politik in den
Berichten zu erörtern und zu erklären, wie CSR im Unternehmen im Hinblick auf
Berichterstattungssysteme und Verantwortlichkeiten gemanagt wird. Es ist allerdings bei
den Unternehmen weniger üblich, die Zukunft ihrer CSR-Programme zu diskutieren,
obwohl einige Firmen zum Beispiel Parameter für ihre Reportingzeitpläne aufgestellt
haben.

                                            13                                            ECOTEC
                                                                 CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Oft läuft CSR parallel zu den Verhaltenskodizes des Unternehmens, und ähnlich wie bei
        der Nachhaltigkeit werden diese beiden Themenbereiche von Unternehmen oft
        miteinander verbunden.

3.2.1   Die wirtschaftliche Säule
        In der Analyse der Berichte wurde die wirtschaftliche Säule anhand von drei Indikatoren
        gemessen: Beteiligung der Stakeholder (an CSR oder an einem generellen Dialog);
        Gestaltung der partnerschaftlichen Beziehungen zu Subunternehmern und Zulieferern;
        und Art der vorhandenen Governance-Struktur. Bei ihrem partnerschaftlichen Umgang der
        Unternehmen mit ihren Subunternehmern und Zulieferern wurden einige gemeinsame
        Trends sichtbar. Viele wenden offizielle Ausschreibungsverfahren für ihre Zulieferer an,
        und in fast allen Fällen beurteilen die Stromversorger ihrer Zulieferer inzwischen nach
        deren CSR-Programmen. In einigen Fällen erfolgt diese Bewertung anhand einer Umfrage
        bei den Zulieferern oder durch eine zentrale Datenbank mit Angaben zu charakteristischen
        Eigenschaften der Zulieferer, die an Kriterien wie Einhaltung von Rechtsvorschriften,
        Arbeitsschutz, ethisches Verhalten gegenüber den eigenen Kunden und Einhaltung von
        Umweltnormen gemessen werden. Die meisten Unternehmen nennen Umweltschutz und
        ethisches Verhalten als wichtigste Voraussetzungen, die ihre Zulieferer erfüllen müssen.
        Darüber hinaus haben die Unternehmen ein besonderes wachsames Auge auf diejenigen
        Zulieferer, die außerhalb der EU- oder der OECD-Länder operieren.

        In den einzelnen Unternehmen gibt es unterschiedliche Modelle der Beteiligung der
        Stakeholder. Die meisten Firmen erklärten, dass der Dialog mit den Stakeholdern wichtig
        für ihre Arbeit sei und dass eine offene Kommunikation mit Stakeholdern wie Kunden und
        Aktionären als Selbstverständlichkeit angesehen werde. Allerdings berichteten nicht alle
        Unternehmen über eine Beteiligung der Stakeholder am CSR-Prozess. Andere wiederum
        legten hier eine überaus große Sorgfalt an den Tag, angefangen mit der Beauftragung
        eines umfassenden Forschungsprojekts unter Beteiligung der Stakeholder (einschließlich
        der Kunden), um ihre Ansichten zum CSR-Bericht 2004 in Erfahrung zu bringen und so
        den Bericht für 2005 besser erarbeiten zu können, bis hin zu Feedback-Workshops für die
        Stakeholder. Ein anderes Unternehmen hat eine Reihe umfassender Bestandsaufnahmen
        durchgeführt, um sich genau darüber zu informieren, wer die wichtigsten Stakeholder sind
        und wie deren Erwartungen an das Unternehmen erfüllt werden könnten.

        Letztlich berichten die meisten Unternehmen auch über ihre Governance-Struktur und
        stellen transparente Informationen darüber zur Verfügung, wie Managementsysteme
        organisiert sind und die die exekutive Managementebene strukturiert ist.

3.2.2   Ökologische Säule
        Die ökologische Säule der Berichte wurde ebenfalls anhand dreier Schlüsselkriterien
        analysiert: Einhaltung von Rechtsvorschriften, Verpflichtung auf Emissionsreduzierung

                                             14                                                   ECOTEC
                                                                         CSR in der Elektrizitätswirtschaft
und Entwicklung neuer Technologien. Es wurde festgestellt, dass alle Unternehmen die
        Berichterstattung über Umweltthemen in extrem gründlicher Weise vornehmen und dass
        alle   Unternehmen       umfassende      Informationen   über    ihre   Strategien   zur
        Emissionsreduzierung und zur Entwicklung neuer Technologien zur Verfügung stellen.
        Diese Angaben enthielten oft Daten über die Menge der freigesetzten Emissionen sowie
        deren prozentuale Verringerung über einen bestimmten Zeitraum, weiterhin Angaben zu
        Maßnahmen des Unternehmens im Bereich der erneuerbaren Energien. Es ist ebenfalls
        eine gängige Praxis der Unternehmen, Zahlen über Investitionen in erneuerbare Energien
        zu veröffentlichen. Hinsichtlich der Einhaltung von Rechtsvorschriften haben die meisten
        Unternehmen ihre Umweltmanagementsysteme erörtert; das gilt besonders für die Fälle,
        in denen diese Systeme ISO-zertifiziert wurden.

3.2.3   Soziale Säule
        Im Rahmen der Analyse wurde festgestellt, dass die soziale Säule der CSR von den drei
        genannten Säulen oft diejenige ist, die am stärksten „vernachlässigt“ wird. Das mag sich
        daraus erklären, dass die meisten Unternehmen seit langer Zeit über ihre wirtschaftlichen
        und ökologischen Leistungen und die damit verbundenen Themen berichten, dass CSR
        aber – wie wir gesehen haben – ein relativ neues Konzept ist und dass für die meisten
        Unternehmen eine Berichterstattung über die sozialen Auswirkungen ihrer
        Geschäftstätigkeit ebenfalls Neuland ist.

        Wie aus Abb. 3.1 oben zu ersehen ist, gibt es sechs wichtige Analysethemen der sozialen
        Säule, die weiter auf 19 Kriterien aufgeschlüsselt wurden.

        Sozialer Dialog: Im Allgemeinen konnten die Unternehmen ausführlich Auskunft über den
        gewerkschaftlichen Organisationsgrad ihrer Beschäftigten geben, und auch die Forderung
        der Vereinigungsfreiheit ist offensichtlich in den meisten Unternehmen erfüllt. In den
        meisten Fällen gab es innerhalb der Firmen auch eine offene Diskussion über das Thema
        Partizipation der MitarbeiterInnen. Der Umgang mit diesem Thema findet je nach
        Unternehmen unterschiedlich statt, beinhaltet aber die aktive Förderung des Dialogs
        zwischen der Belegschaft und dem Management, gruppenweite Sitzungen unter
        Teilnahme der Belegschaften, auf denen diese ihre Meinungen und Anliegen vortragen
        können, und Meinungsumfragen beim Personal. In vielen Fällen konnte festgestellt
        werden, dass die Partizipation der MitarbeiterInnen ein wichtiger Bestandteil des
        Verhaltenskodex des Unternehmens ist. Die Unternehmen zeigten weniger Effizienz bei
        der Berichterstattung über Kollektivverhandlungen, die eventuell stattfinden.

        Personal: Auch hier waren von den Firmen genaue Auskünfte über ihre Personalstruktur
        und die Zahl der beschäftigten MitarbeiterInnen zu erhalten. In zahlreichen Fällen wurden
        diese Angaben weiter aufgeschlüsselt in Art der Tätigkeit (Führungsaufgabe oder
        operative Ebene), globale Lokalisierung der MitarbeiterInnen, und in einigen Fällen sogar

                                              15                                                  ECOTEC
                                                                         CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Aufschlüsselung nach Geschlechtern. Deutlich weniger Unternehmen machen Angaben
zur Personalfluktuation, obwohl die meisten Personalfragen wie Einstellungsstopps oder
Entlassungen erörtern, wenn dies angemessen erscheint. Alle Unternehmen berichteten
ausführlich über Weiterbildungsmöglichkeiten ihrer MitarbeiterInnen, und auch die Vielfalt
der angebotenen Weiterbildungsmaßnahmen wurde oft erörtert. Ein gutes Beispiel aus der
Praxis liefert ein spezielles Unternehmen, das für seine Beschäftigten die Möglichkeit von
Fernstudien und webbasierten Seminaren bietet. Allgemein gilt, dass Weiterbildung und
Qualifizierung von den Unternehmen als wichtiger Aspekt des beruflichen Fortkommens
der MitarbeiterInnen gesehen werden und dies vor dem Hintergrund des
demographischen Wandels einen höheren Stellenwert als jemals zuvor hat. Viele
Unternehmen eröffnen ihren Beschäftigten einen regelmäßigen und systematischen
Zugang zu Sitzungen mit dem Management, um besonders Ausbildungs- und
Personalentwicklungsziele festzulegen. Allerdings ist es bei Unternehmen weniger üblich,
Daten oder Indikatoren hinsichtlich des Zugangs zu Fortbildungs- und
Qualifizierungsmaßnahmen zu liefern. Ist dies doch der Fall, gehören zu den wichtigen
Indikatoren die Kosten der Weiterbildungsmaßnahmen als prozentuale Anteil an der Lohn-
und Gehaltssumme, der prozentuale Anteil der MitarbeiterInnen, die Zugang zu diesen
Maßnahmen hatten, oder die durchschnittliche Anzahl der in Qualifizierungsmaßnahmen
verbrachten Stunden der einzelnen Beschäftigten. Von allen Analysekriterien im
Personalbereich gehört die Frage der Jobzufriedenheit zu den Themen, über die es die
wenigsten gründlichen Berichte gibt. Das lässt darauf schließen, dass es nach wie vor nur
wenige Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit gibt.

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz: Alle Unternehmen berichten umfangreich
über ihre Strategien für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. In allen Fällen wird
nachdrücklich darauf hingewiesen, dass Gesundheit und Sicherheit in diesem Sektor
einen hohen Stellenwert haben, und in einigen Berichten heißt es explizit, dass es im
ureigensten Interesse des Unternehmens liege, eine gute Arbeitsschutzbilanz vorlegen zu
können. Wie allerdings über Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit berichtet wird, folgt
ganz unterschiedlichen Vorgaben. Nicht alle Unternehmen führen Buch z. B. über die
Anzahl der Arbeitsunfälle oder krankheitsbedingte Fehlzeiten, und nur wenige können
spezifische Informationen zu kundenbezogenen Gesundheits- und Sicherheitsfragen
liefern. Allerdings wurde oft darauf hingewiesen, dass die Gesundheit und Sicherheit der
Gemeinden in der Nachbarschaft der Werksanlagen der Unternehmen einen besonders
hohen Stellenwert hat. In einigen Fällen liefern Unternehmen an Kunden Informationen
über allgemeine Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit elektrischen Geräten oder
Anlagen, oder geben Sicherheitshinweise über das Verhalten bei Gewittern. Nur wenige
Unternehmen können auf einen Gesundheits- und Sicherheitsausschuss im Betrieb
verweisen, und noch weniger Firmen legen ihre Ausgaben für Gesundheitsprogramme
offen. Allgemein gilt, dass die Ausbildung von MitarbeiterInnen in Gesundheits- und

                                      16                                                   ECOTEC
                                                                  CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Sicherheitsfragen als Selbstverständlichkeit angesehen wird und dass die Unterrichtung
der Beschäftigten über Arbeitsschutzfragen eine Routineangelegenheit ist.

Beziehungen zur Gemeinde: Im Prinzip berichten alle Unternehmen im Kontext der
Entwicklung neuer Standorte über ihre Beziehungen zu ihren Gemeinden. Geht es um die
Erschließung neuer Standorte für die Werks- und Betriebsanlagen von Unternehmen, wird
der Dialog mit den Anwohnern als wichtigste Voraussetzung für eine reibungslose
Entwicklung angesehen. In solchen Fällen berichten die Unternehmen, dass sie
Versammlungen mit den Gemeindebewohnern veranstalten, die Bedenken, Befürchtungen
und Anregungen der Betroffenen berücksichtigen und sogar einen „Kunden-
Ombudsmann“ einsetzen, um die Belastungen für die Gemeinde möglichst im Rahmen zu
halten. Als weitere Maßnahmen im Interesse der Stakeholder wurden Road Shows und
Informationsveranstaltungen sowie Treffen mit NGOs zu speziellen Problemthemen
genannt. Ein Unternehmen berichtete sogar, dass in zahlreichen operativen Betrieben
öffentliche Informationszentren eingerichtet wurden, in denen sich BesucherInnen über
das Unternehmen und den Prozess der Stromerzeugung kundig machen können. Einige
Unternehmen haben Kundenumfragen durchgeführt und auf diese Weise einen Weg für
Kundenrückmeldungen geschaffen, wenn auch nur im begrenzten Umfang. Alle
analysierten Berichte enthielten eine Fülle von Informationen über Aktivitäten zum Wohle
der Gemeinde. Zu solchen Projekten gehören oft Sponsoring-Aktionen zur Finanzierung
von Kunst, Kultur, Sport und sonstigen Gemeindevorhaben, und sie zielen oft auf
benachteiligte Gruppen ab. Die Detailtiefe der über Gemeindeprojekte gelieferten
Informationen ist sehr unterschiedlich – kleine Unternehmen, die nur in einem Land
operieren, liefern oft spezifischere Daten zu einem Projekt (Finanzierung, Anzahl der
Empfänger usw.), während größere multinationale Konzerne eher in allgemeiner Weise
über diese Projekte berichten. Das mag daran liegen, dass Gemeindeprojekte oft auf einer
lokalen Ebene koordiniert werden und nicht auf der zentralen Konzernebene.

Kooperation im Ausbildungsbereich: Alle analysierten Unternehmen weisen auf ihr
Engagement in Bildungsprojekten hin. Allgemein werden diese in Form von
Bildungsinitiativen für junge Leute auf Gemeinde- oder Schulebene angeboten, oftmals
richten sie sich speziell an benachteiligte Gruppen. Diese Unterstützung im
Bildungsbereich wird oft durch das Angebot von Ausbildungsplätzen gegeben. Ein
Unternehmen hat zum Beispiel besonders darauf hingewiesen, dass mehr Lehrlinge
ausgebildet wurden, als dies vom betrieblichen Bedarf her erforderlich gewesen wäre. Auf
diese Weise wollte man jungen Menschen so viele Chancen eröffnen wie möglich. Es lässt
sich nicht nachvollziehen, wie viele Studenten von den Bildungsinitiativen auf Gemeinde-
oder Schulebene profitiert haben, ging es allerdings um Lehrstellen, standen konkrete
Daten eher zur Verfügung. Nur sehr wenige Unternehmen gaben Informationen über die
Möglichkeit von Ferienjobs; kam das Thema überhaupt zur Sprache, dann im Kontext des
Jugendschutzes und der Einhaltung der Gesetze gegen Kinderarbeit.

                                     17                                                  ECOTEC
                                                                CSR in der Elektrizitätswirtschaft
Vielfalt und Chancengleichheit: Alle Berichte enthielten ein Kapitel über
        Chancengleichheit, allerdings wiederum mit sehr unterschiedlicher Detailtiefe der
        gelieferten Informationen. Die Kriterien für die Analyse spezifizierten „die Befolgung der
        Chancengleichheits-Programme“, und obwohl konkrete Maßnahmen selten erörtert
        werden, wird allerseits Wert darauf gelegt, dass sich alle Unternehmen für die
        Chancengleichheit einsetzen. In vielen Fällen ist diese Forderung Teil des
        Verhaltenskodex der Unternehmen.

3.3     Fallstudie: Vattenfall, Schweden

        Vattenfall ist Europa viertgrößter Stromerzeuger und der größte Wärmeproduzent. 2006
        erreichte der Konzernumsatz in den wichtigsten Märkten der nordischen Länder,
        Deutschland und Polen EUR 16,1 Milliarden. Vattenfall beschäftigt mehr als 32.000
        MitarbeiterInnen, und der Mutterkonzern Vattenfall AB ist vollständig im Besitz des
        schwedischen Staates.

3.3.1   Vattenfalls CSR-Berichterstattung im Kontext
        Vattenfall kann auf eine solide CSR-Reportingbilanz zurückschauen – der Konzern hat
        seinen ersten vollständigen CSR-Bericht im Jahre 2002 veröffentlicht und die GRI-
        Leitlinien zu einem festen Bestandteil der in den Folgejahren erstellten vier Berichte
        gemacht. Der aktuellste, im Sommer 2007 veröffentlichte Bericht über die im Jahre 2006
        unternommenen Aktivitäten bezieht sich auf den gesamten Konzern Vattenfall. Die
        Konzernleitung sieht den Prozess der CSR-Berichterstattung in erster Linie als wichtiges
        Instrument an, um sich als verantwortungsbewusst handelndes Unternehmen darzustellen
        und dabei besonders auf Bereiche einzugehen, in denen Vattenfall einen Beitrag zur
        nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft leisten kann.

        Der CSR-Bericht entsteht durch Beiträge aus dem gesamten Konzern. Das Vattenfall
        Public Affairs-Netzwerk liefert für die redaktionelle Arbeit Zahlen und Fakten aus den
        diversen Ländern, in denen Vattenfall operativ tätig ist, sowie aus den einzelnen Business
        Groups. Die Group Functions sind für die Zusammenstellung sowie für die Relevanz und
        Richtigkeit der im Bericht gegebenen Informationen verantwortlich. Dies geschieht durch
        Konsultationen innerhalb des konzernweiten Netzwerks. Das Executive Group
        Management gibt die endgültige Fassung des Berichts schließlich frei. Im täglichen CSR-
        Management übernimmt allerdings die Vattenfall-Gruppe die Verantwortung für Strategie
        und Kommunikation, während die Business Groups die Verantwortung für den operativen
        Bereich und die Berichterstattung haben. Der Konzern lenkt alle einschlägigen
        Operationen durch die Festsetzung von Bezugsrahmen für Visionen, Strategien,
        Grundsatzprogrammen und Reporting und verwendet die Rückmeldungen und Ergebnisse
        der Business Groups, um diese Strategien, die Grundsatzprogramme und die
        Berichterstattung weiter zu verbessern und um zu kontrollieren, ob Zielsetzungen erreicht

                                              18                                                   ECOTEC
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wurden. Der Konzern stellt außerdem für die wichtigsten Stakeholder einen CSR-Report
        zusammen, um über Fortschritte in diesem Bereich berichten zu können. Der CEO hat
        letztlich die Verantwortung für die Arbeit und die Performance von Vattenfall im Bereich
        der sozialen Verantwortung des Unternehmens, während die Public Affairs-Abteilung für
        die Kommunikation und die Koordinierungsarbeiten im Bereich CSR zuständig ist. Die
        Business Groups sollen ihre täglichen Operationen auf Grundlage der vom Konzern
        festgelegten Visionen und Strategien für CSR ausführen. Jede Business Group legt dem
        Vattenfall-Konzern einmal im Jahr ihre Informationen und Ergebnisse im CSR-Bereich vor.

3.3.2   Wichtige CSR-Aktivitäten
        Der CSR-Bericht 2006 wurde in zwei Teilen veröffentlicht – der erste, narrative Teil liefert
        eine detaillierte Erklärung sechs wichtiger Aktivitätsbereiche: Bekämpfung des
        Klimawandels; Produktionssicherheit; Investitionen in erneuerbare Energien; Rekrutierung
        junger talentierter Mitarbeiter und Förderung der Marktintegration besonders im Hinblick
        auf die Schaffung eines gesamteuropäischen Marktes. Der zweite Teil (der Berichtsteil)
        enthält alle Aspekte der GRI-Leitlinien zur Nachhaltigkeit und beschreibt die CSR-
        Organisation entsprechend den drei CSR-Säulen. Der Berichtsteil enthält eine detaillierte
        Analyse der CSR- und Geschäftsaktivitäten des Konzerns unter Berücksichtigung der
        Erwartungen und der tatsächlich erbrachten Leistungen sowie der Forderungen der
        Stakeholder, des eigenen Standpunktes von Vattenfall und der in diesem speziellen
        Bereich erzielten Ergebnisse im Jahre 2006.

        Die soziale Säule

        Das Sozialkapitel des CSR-Berichts analysiert die Performance in neun wichtigen
        Erwartungsbereichen, beginnend mit der Lieferung bezahlbarer Energie über die
        Prioritisierung einer sicheren Energieproduktion bis hin zur Führung eines aktiven
        Stakeholder-Dialogs. Im gesamten Berichtsteil befinden sich detaillierte Informationen
        über Themen aus dem Bereich Humanressourcen, darunter Partizipation der
        MitarbeiterInnen und gewerkschaftliche Vertretung; Zahlen über neu geschaffene
        Arbeitsplätze und Aufschlüsselung der Belegschaften; Arbeitssicherheit und
        Gesundheitsschutz einschließlich genauer Zahlen über Arbeitsunfälle und Fehlzeiten;
        Weiterbildungsprogramme und Chancengleichheit. Die in allen Berichtskapiteln
        enthaltenen Beispiele zeigen, dass der Konzern im Bereich Personalplanung und –
        entwicklung über die gesetzlichen Vorgaben hinausgeht und teilweise besonders
        innovative Wege beschreitet. So gibt es zum Beispiel umfangreiche Unterstützung für
        MitarbeiterInnen, die kurz vor dem Rentenalter stehen. Diese Unterstützung geht auch
        während der Ruhestandsjahre weiter – so können z. B. ehemalige Beschäftigte der
        Business Unit Heat in Polen nach wie vor medizinische Behandlungsangebote nutzen mit
        den gleichen Ansprüchen wie die arbeitende Stammbelegschaft. Es gibt noch weitere
        Beispiele für Erfolgsgeschichten – die jährliche Belegschaftsumfrage, My Opinion, belegt

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