Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Practice aus NRW

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Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Practice aus NRW
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Best Practice aus NRW
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2          BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW

EINLEITUNG

B   etriebliches Gesundheitsmanagement
    ist ein wichtiger Baustein der Unter-
nehmensführung. Das Erwerbspersonenpo-
                                               gesundheitserhaltende Maßnahmen weiter
                                               zu beschäftigen, kann der Einsatz von be-
                                               trieblicher Gesundheitsförderung den
                                                                                            der Arbeitnehmer und einer höheren Iden-
                                                                                            tifikation der Mitarbeiter mit dem Unter-
                                                                                            nehmen.
tenzial schrumpft in Nordrhein-Westfalen       Fachkräftemangel dämpfen.
drastisch. Bis zum Jahr 2030 werden schät-                                                  Die Industrie- und Handelskammern in
zungsweise 12 Prozent weniger Personen         Zudem dürfte der Fachkräftemangel dazu       Nordrhein-Westfalen informieren die Unter-
im erwerbsfähigen Alter sein als im Jahr       führen, dass gerade gut qualifizierte        nehmen mit Veranstaltungen und Projekten
2014. Der Altersdurchschnitt wird sich so-     ­Arbeitnehmer zukünftig größere Entschei-    über die Möglichkeiten betrieblicher Ge-
mit auch in den Belegschaften spürbar           dungsmöglichkeiten bei der Auswahl ihres    sundheitsförderung. Durch Netzwerkver-
erhöhen. Um die Beschäftigungsfähigkeit         Arbeitgebers haben werden. Für Unter­       anstaltungen und die Organisation von
der älteren Mitarbeiter zu erhalten, ist der    nehmen bietet sich unter anderem durch      ERFA-Kreisen möchten wir Anbieter und
Einsatz eines betrieblichen Gesundheits-        den Einsatz eines betrieblichen Gesund-     Nachfrager zusammenbringen und das Wis-
managements ein gutes Instrument.               heitsmanagements die Chance, die Attrak-    sen in der Unternehmerschaft über gesund-
                                                tivität als Arbeitgeber nach außen und      heitsfördernde Maßnahmen erweitern.
Bereits heute sind viele Unternehmen in         innen darzustellen.
NRW vom Fachkräftemangel bedroht. Die-                                                      Mit der vorliegenden Broschüre präsen­
ser Fachkräftemangel liegt häufig darin        Betriebliche Gesundheitsförderung ist ins-   tieren wir verschiedene BEST-­PRACTICE-
begründet, dass ältere Mitarbeiter gesund-     besondere dann zielführend, wenn sie zu-     Beispiele von Unternehmen aus Nordrhein-­
heitsbedingt Unternehmen verlassen müs-        sätzlich – etwa durch verschiedene Team-     Westfalen, die bereits gute Erfahrungen bei
sen und die hierdurch entstehenden Vakan-      maßnahmen – den Zusammenhalt der             der Organisation eines Gesundheitsma-
zen nicht adäquat ersetzt werden können.       Mitarbeiter fördert. Dies führt zu einer     nagements im eigenen Betrieb gemacht
Wenn es gelingt, diese Mitarbeiter durch       verbesserten und engeren Zusammenarbeit      haben.

INHALT

     3      VIEL VERTRAUEN IN DIE                                          8     GYMNASTIK AUF DER BAUSTELLE
            BETRIEBSEIGENEN MEDIZINER                                            Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG, Hamm
            Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf

                                                                           9     BEWEGUNG IM HAUS
     4      „EIN GESUNDHEITSTAG IM JAHR                                          Ahle GmbH & Co. KG, Lindlar
            REICHT UNS NICHT AUS“
            Interprint GmbH, Arnsberg
                                                                         10      SO KOMMT DER „BETRIEB IN BEWEGUNG“
                                                                                 Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten
     5      „WIR PASSEN AUFEINANDER AUF“                                         – IFK e. V., Bochum
            BEI DER CRODA GMBH IN NETTETAL WIRD
            DAS GESUNDHEITSMANAGEMENT GELEBT
            Croda GmbH, Nettetal                                         11      IMPRESSUM

     6      ANGEBOTE ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG
            SYSTEMATISIEREN
            KB Schmiedetechnik GmbH, Hagen
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BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW              3

VIEL VERTRAUEN IN DIE BETRIEBSEIGENEN MEDIZINER
Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf                                                                                            Foto: © Henkel AG & Co. KGaA

Gesundheitsberatung wird bei Henkel groß geschrieben.

A     ndere Möglichkeiten als kleine und mitt-
      lere Unternehmen haben Aktienunter-
  nehmen. Dennoch will auch das Gesund-
                                                        gut akzeptiert.“ Für Raucher, die von den
                                                        Glimmstängeln loskommen wollen, gibt es
                                                        bei Henkel Nichtraucher-Seminare, die bis
                                                                                                        Auch Stress- und Konfliktmanagement
                                                                                                        steht groß auf dem Programm bei Henkel.
                                                                                                        Dafür würde das Intranet der Firma ge-
  heitsmanagement in einem Konzern erst­mal             zu zwei Drittel vom Arbeitgeber bezahlt         nutzt, so Reifferscheid, denn man wolle den
  organisiert sein. Der Konsumgüterhersteller           werden. „Wir sind um jeden dankbar, der         Betroffenen die Möglichkeit geben, sich
  Henkel leistet sich auf dem Betriebsgelän-            nicht mehr raucht“, sagt Reifferscheid. Die     jederzeit anonym zu informieren, bevor der
  de in Düsseldorf-Holthausen eine eigene               Teilnahmequote sei allerdings überschau-        persönliche Kontakt zu Fachleuten aufge-
  Abteilung mit 20 Mitarbeitern (Ärzte und              bar – mehr als 20 Teilnehmer gäbe es pro        nommen wird. „Alles in allem sind unsere
  Assistenzpersonal). Das Team um den leiten­           Jahr selten.                                    Mitarbeiter sehr gut über Gesundheitsan-
  den Werksarzt Antonius Reifferscheid                                                                  gelegenheiten informiert“, sagt Reiffer-
­engagiert sich besonders für gesunde Er-               Unterstützt wird auch, wer sich fit halten      scheid. „Die Fehlzeitquote liegt bei weniger
 nährung, Raucherprävention, psychische                 will. Denn Henkel pflegt enge Beziehungen       als fünf Prozent.“
 Gesundheit und gesundheitsgerechtes                    zum Sportverein „SFD ʼ75“, in dem die An-                                       Holger Lodahl
 ­Verhalten.                                            gestellten ihrer Lieblingsertüchtigung nach-
                                                        gehen können. „Offensichtlich spielen die
So finden in den Kasinos des Firmengelän-               Kollegen gern Badminton, Tennis oder Fuß-
des regelmäßig Gesundheitsaktionen statt,               ball miteinander“, so Reifferscheid, denn
die aussagekräftige Namen wie „Gesund                   durch die Henkel-Angestellten sei der „SFD
und vital in die Zukunft“ tragen. „Und                  ʼ75“ zu einem der größten Vereine der Lan-
durch ein Ampelsystem kann jeder Mitar-                 deshauptstadt geworden. Dass die Mitar-
beiter auf einen Blick sehen, wie gesund                beiter viel Vertrauen in die betriebseigenen
oder ungesund seine Mahlzeit ist“, sagt                 Mediziner hätten, zeigen die Konsultatio-
Reifferscheid. Die Signalfarben Rot, Grün               nen zum Beispiel bei chronischen Krankhei-
und Gelb gäben Auskunft über Nährstoff-                 ten wie Rückenbeschwerden und Diabetes.
gehalt oder Fettanteil, so der Mediziner.
„Dieses System wird von den Angestellten
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4             BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW

„EIN GESUNDHEITSTAG IM JAHR REICHT UNS NICHT AUS“
Interprint GmbH, Arnsberg                                                                                                         Foto: © Interprint GmbH

                                                                                                         gymnastik, Pilates und Yoga, Laufkurse,
                                                                                                         Aqua Cycling, Mountainbiking, Rudern und
                                                                                                         Wassergymnastik. Darüber hinaus hatten
                                                                                                         die Mitarbeiter die Wahl zwischen ver-
                                                                                                         schiedenen Kochkursen, abgestimmt auf
                                                                                                         ihre individuellen Bedürfnisse wie zum Bei-
                                                                                                         spiel das „Intelligente Essen zwischen Tag-
                                                                                                         und Nachtschicht“. Um dieses Angebot zu
                                                                                                         realisieren, nutzte das Interprint-Team vor
                                                                                                         allem auch die Kompetenzen vor Ort und
                                                                                                         kooperierte nicht nur mit den Krankenkas-
                                                                                                         sen, sondern auch mit einem Fitnessstudio,
                                                                                                         dem Freizeitbad NASS sowie dem Wer-
                                                                                                         karztzentrum Arnsberg. Dazu gab - und
                                                                                                         gibt es immer noch - zweimal in der Woche
                                                                                                         frisches Obst - jeweils 200 Stück in Körben
                                                                                                         im gesamten Arnsberger Werk verteilt.

                                                                                                         Das Programm fand sowohl während als
2012 hatten die Mitarbeiter von Interprint während der „Gesundheitswochen“ die Wahl
zwischen verschiedenen Gesundheitschecks, Fitness- und Entspannungs- sowie Kochkursen.
                                                                                                         auch außerhalb der Arbeitszeit statt und
                                                                                                         traf auf positive Resonanz: „Es gab alles in
                                                                                                         allem rund 1000 Kurs-Plätze, davon waren

E  s war die Krankenquote, die 2012 die
   Geschäftsführung der Interprint GmbH
in Arnsberg und Personalchef Torsten
                                                          Betrieb geholt und für die Mitarbeiter einen
                                                          Gesundheitstag angeboten.
                                                                                                         750 besetzt“, berichtet Torsten Schönne.
                                                                                                         „Mit dieser Quote sind wir sehr zufrieden.“
                                                                                                         Allerdings, betont der Personalchef, sei es
Schönne hat aufhorchen lassen. „Es sind                   „Ein Tag pro Jahr reichte uns aber bei wei-    nicht allein darum gegangen, Sport- und
vor allem Stresssymptome gewesen, unter                   tem nicht aus“, sagt Personalreferentin        Kochkurse anzubieten. Um alle 350 Mitar-
denen Mitarbeiter gelitten haben“, erläu-                 Andrea Pusch. „Deshalb haben wir das An-       beiter am Standort Arnsberg, die Ge-
tert Schönne. „Für uns stand daher fest:                  gebot im vergangenen Jahr zu einem Pro-        schäftsführung und Führungskräfte für das
Wir müssen und wollen etwas unterneh-                     gramm weiterentwickelt, das sich über drei     Thema Gesundheit zu öffnen, wurden sie
men.“                                                     Wochen erstreckte.“ Um dieses Projekt zu       deshalb eigens geschult. Das, sagt Schönne
                                                          stemmen, haben sich neben Torsten Schön-       mit Nachdruck, war eine Pflichtveranstal-
Es ist kein Problem, das allein Interprint                ne und Andrea Pusch der Vorsitzende des        tung. In einer weiteren Schulung für die
trifft, da ist sich Torsten Schönne sicher.               Betriebsrates Frank Reuther und Sascha         Geschäftsführung und alle Führungskräfte
„Arbeitnehmer sind heutzutage mit moder-                  Montag, Mitarbeiter im Personalbereich,        ging es dann um „Weniger Stress, mehr
nen Medien 24 Stunden am Tag zu errei-                    zu einem Team zusammengefunden, das            Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit am
chen, auch wenn das nicht in unserem In-                  sich zur Aufgabe gemacht hat, ein langfris-    Arbeitsplatz“, mit dem Ziel, die Führungs-
teresse ist“, sagt der Personalchef. „Für uns             tiges Gesundheitsmanagement zu entwi-          kräfte noch gezielter für ihre eigene Ge-
sind die Gesundheit und Zufriedenheit                     ckeln. „Die Geschäftsführung steht voll und    sundheit und die ihrer Mitarbeiter zu sen-
unserer Mitarbeiter wichtig.“ Deshalb hat                 ganz hinter dem Projekt. Ohne diese Unter-     sibilisieren.
sich das Unternehmen dazu entschieden,                    stützung wäre es nicht zu realisieren“, be-
ein nachhaltiges Betriebliches Gesund-                    tont Frank Reuther.                            Mit der Erfahrung von drei Gesundheits-
heitsmanagement aufzubauen.                                                                              wochen im Gepäck arbeitet das Team der-
                                                          Kompetenzen vor Ort nutzen                     zeit daran, ein langfristiges Betriebliches
Bereits in der Vergangenheit hatte die In-                                                               Gesundheitsmanagement am Standort
terprint GmbH, die in Arnsberg und welt-                  Mehr als 40 verschiedene Veranstaltungen       Arnsberg aufzubauen. „Wir wollen ein
weit sieben weiteren Standorten Dekore für                hat das Team für das Projekt „Gesundheits-     nachhaltiges Programm entwickeln, das
Wohn-, Küchen- und Badmöbel, Laminat-                     wochen“ auf die Beine gestellt. Dazu ge-       auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter
böden, aber auch für den Innenausbau in                   hörten unter anderem Cardio Scans, Seh-        ausgerichtet ist“, sagt Torsten Schönne.
Zügen, Schiffen oder in der Caravanindus-                 tests und die Erstellung individueller         Geplant sind regelmäßige Sport- und Fit-
trie herstellt, in Kooperation mit den Kran-              Stresstests, aber auch Sport- und Fitness-     nessangebote ebenso wie Entspannungs-
kenkassen das Thema Gesundheit in den                     kurse wie Autogenes Training und Atem-         kurse. Eine wichtige Rolle wird aber auch
Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Practice aus NRW
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW                   5

das Betriebliche Wiedereingliederungsma-        Fest steht für das Team und die Geschäfts-                 Andrea Pusch. „Wer aber in der Gruppe
nagement sowie regelmäßige Arbeitsplatz-        führung aber auch: Sowohl Geld als auch                    joggt, Mountainbike fährt oder zur Aqua-
begehungen durch die Werksärztin und            Zeit sind gut angelegt. „Unser Hauptziel ist               Gymnastik geht, der hat auch Spaß daran.“
gegebenenfalls die ergonomische Umge-           es nicht, die Krankenquote innerhalb eines
staltung von Arbeitsplätzen spielen.            Jahres um 1 Prozent zu senken, sondern                     Die Interprint-Mitarbeiter wissen das zu
                                                dass unsere Mitarbeiter langfristig für ein                schätzen: Die Bereitschaft mitzumachen
Langfristige Sensibilisierung                   gesundheitsbewusstes Verhalten sensibili-                  sei bei den verschiedenen Angeboten im-
                                                siert sind.“                                               mer gegeben gewesen, so Pusch. Die Teil-
Wie viel Zeit und Energie das Team in das                                                                  nahme am B2Run-Lauf 2012 in Dortmund
Projekt bereits investiert hat und noch hi-     Und noch einen positiven Effekt will das Team              - die Wiederholung ist schon in Planung -
neinstecken wird, kann niemand der vier         nicht vergessen wissen: Wer gemeinsam                      sei nur ein Beispiel von vielen. „Sie erwar-
ganz genau beziffern. Fest steht: Der Auf-      Sport treibt oder kocht, der stärkt die Kom-               ten von uns, dass wir weitermachen“, sagt
wand ist groß. „Wir stehen in ständigem         munikation untereinander. Mitarbeiter aus                  das vierköpfige Team, für das die positive
Kontakt mit der Geschäftsführung und den        verschiedenen Bereichen des Unternehmens                   Zwischenbilanz Bestätigung und Ansporn
Mitarbeitern, aber auch mit unseren Koop­       kommen so bei einem gemeinsamen Erlebnis                   gleichermaßen ist.
erationspartnern“, erläutert Andrea P­ usch.    ins Gespräch, und das sei ein wesentlicher                                                 Silke Wrona
Am Ende soll das Programm schließlich als       Bestandteil für Gesundheit und Zufrieden-
Katalog gedruckt und regelmäßig – gege-         heit am Arbeitsplatz. Und: „Wer allein nach
benenfalls sogar mit einem jährlich wech-       Feierabend Sport treiben möchte, dem fehlt
selnden Motto – angepasst werden. „Das          vielleicht manchmal die Motivation“, sagt
alles kostet viel Zeit und Geld“, so Pusch.
Zwischen 50.000 und 100.000 Euro, über-
schlägt Torsten Schönne grob, wird der
Aufbau eines Betrieblichen Gesundheits-
managements kosten. Und den Erfolg wer-
de man kurzfristig nicht messen können.

„WIR PASSEN AUFEINANDER AUF“ – BEI DER CRODA GMBH
IN NETTETAL WIRD DAS GESUNDHEITSMANAGEMENT GELEBT
Croda GmbH, Nettetal                                                                                                                       Foto: © Bischof

E   rschöpft, müde, ausgebrannt – glaubt
    man aktuellen Statistiken, gehört das
Burn-out-Syndrom zu den häufigsten psy-
chischen Erkrankungen weltweit. „Das pas-
siert, wenn die Leute nicht mehr Mensch
sein dürfen“, ist sich Klaus Helmdach sicher.
Der Geschäftsführer der Croda GmbH will
es erst gar nicht so weit kommen lassen.
„Die Gesundheit unserer Mitarbeiter steht
bei uns im Mittelpunkt. Wir praktizieren
dies schon seit vielen Jahren und bezeich-
nen es inzwischen offiziell als Gesundheits-
management.“ 2012 gab es den ersten
„Gesundheitstag“. Gemeinsam mit einer
großen Krankenkasse wurden Gesundheit-
schecks durchgeführt. „Auf Wunsch der
Mitarbeiter wurde besonderes Augenmerk
auf den Rücken gelegt“, sagt Vertriebskoor-
dinatorin Yvonne Büsen. Rückengesundheit
sei ohnehin ein großes Thema im Unterneh-       Die Yoga-Gruppe bei der Croda GmbH wurde von den Mitarbeitern initiiert.
men. „Unsere Arbeitsplätze sind allesamt
Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Practice aus NRW
6           BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW

ergonomisch mit verstellbaren Tischen            Volleyball zu spielen oder Mountainbike zu      reits erwähnten Zahnräder ineinander –,
ausgestattet, die Stühle wurden seinerzeit       fahren. „Da gibt es aber noch jede Menge        wenn das Betriebsklima stimme. Und der
durch Fachpersonal eingestellt.“                 Ideen, die von den Mitarbeitern an uns he-      Krankenstand gehe dann automatisch run-
                                                 rangetragen werden – etwa die Förderung         ter. „Wir haben es bei uns mit gelebtem
Sich fit zu halten und sportlich zu betäti-      einer Mitgliedschaft im Sportverein.“ Ger-      Gesundheitsmanagement zu tun.“ Dazu
gen, gehört für Klaus Helmdach unbedingt         ne würde der Geschäftsführer auch wieder        gehöre auch ein familienorientiertes Arbei-
dazu. Regelmäßig können die Mitarbeiter          einen firmeneigenen Sportplatz auf dem          ten. „Wir haben ein äußerst flexibles Ar-
unter Anleitung einer Yoga-erfahrenen            Gelände am Herrenpfad bauen. Der alte ist       beitszeitmodell“, bestätigt Yvonne Büsen.
Kollegin entsprechende Übungen in einem          dem Erweiterungsbau gewichen, der 2013          Klaus Helmdach: „Unsere Arbeitszeiten
dazu eigens zur Verfügung gestellten Raum        eingeweiht wurde.                               richten sich auch nach den Belangen unse-
absolvieren. „Dazu braucht man nur ein                                                           rer Mitarbeiter, etwa Teilzeit für unsere
paar Socken und eine Matte“, sagt Yvonne         In der Mittagspause kann der firmeneigene       Mütter oder bei Krankheitsausfällen die
Büsen. Sie hat maßgeblich an der Umset-          Kicker genutzt werden. Geplant sei bei Cro-     Wiedereingliederung ins Unternehmen.“
zung des Gesundheitsmanagements mitge-           da auch die Anschaffung einer Tischtennis-      Das Firmen-Management habe darüber
arbeitet. „Das ist ein fließender Prozess, bei   platte. „Das ist auch ein prima Ort zur         hinaus Wege gesucht und gefunden, Fami-
dem die einzelnen Zahnräder ineinander-          Kommunikation“, meint Yvonne Büsen.             lie und Arbeit besser unter einen Hut zu
greifen: Aus den Ideen und Vorschlägen der       Denn längst werde dort nicht nur Privates       bringen. „Und das bezieht sich sowohl auf
Mitarbeiter entwickelt es sich ständig wei-      besprochen. Auch fürs Unternehmen               Familien mit Kindern als auch mit älteren
ter – immer orientiert an ihren Bedürfnis-       durchaus konstruktive Gespräche würden          Angehörigen. So können unsere Mitarbei-
sen.“ So entstand auch die Yoga-Gruppe im        dort geführt. „Insofern haben wieder beide      ter auch bei Erkrankung der Eltern ihre
Haus. „Das ist eine Sache, bei der man nicht     Seiten etwas davon.“ Daher könne Büsen          Arbeit per Laptop im Homeoffice erledi-
ins Schwitzen gerät – also ideal für die Mit-    jedem mittelständischen Unternehmen ein         gen“, sagt Klaus Helmdach. Dabei könne er
tagspause –, bei der man aber dennoch            solches Management wärmstens empfeh-            sich auf jeden Einzelnen verlassen, dass er
prima etwas für sich tun kann. Man fühlt         len. Klaus Helmdach ergänzt: „Das alles         seine Aufgaben auch von zu Hause aus er-
sich einfach gut danach.“ Und das sei dann       dient doch letztlich auch dem Teambuilding      füllt. „Das ist eben ein Geben und Nehmen
nicht zuletzt auch dem Unternehmen dien-         – besser geht’s nicht. Und das Geld ist gut     – wie in einer Familie. Wir passen aufein-
lich. Überhaupt geht es in dem Nettetaler        investiert.“ Denn schließlich könne ein Un-     ander auf – eine gute Vorbeugung gegen
Unternehmen recht sportlich zu. So gibt es       ternehmen nur dann Erfolg haben, wenn           Burn-out.“
diverse Sportgruppen, die sich auch in der       die Mitarbeiter motiviert sind. Das seien sie          Veröffentlicht im ihk magazin Mittlerer
Freizeit treffen, um gemeinsam Fußball und       eben nur – und hier greifen wieder die be-              Niederrhein 2/2014,     Yvonne Hofer

ANGEBOTE ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG SYSTEMATISIEREN
KB Schmiedetechnik GmbH, Hagen                                                                                    Foto: © KB Schmiedetechnik GmbH

M     it der Absicht, die bereits vorhande-
      nen Angebote zur Gesundheitsförde-
rung zu systematisieren und für die 120
                                                 Von Anfang an war es ein primäres Ziel,
                                                 allen Mitarbeitern eine professionelle phy-
                                                 siotherapeutische Betreuung bieten zu
                                                                                                  Gutes getan hat“, erklärt die Physiothera-
                                                                                                 peutin Heike Odenthal. Sie bezog mit ihrem
                                                                                                 Therapiezentrum Lennetal die Räumlich-
Beschäftigten noch weiter auszubauen,            können. „Gerade die Arbeit in der Gesenk-       keiten und wirkt neben dem normalen
entschied sich die KB Schmiedetechnik GmbH       schmiede ist noch immer schwer, im Büro         ­öffentlichen Praxisbetrieb in der Gesund-
(im Folgenden kurz KB) vor zwei Jahren dafür,    hingegen leidet der Körper unter dem            heitsförderung bei KB als Kooperations­
ein betriebliches Gesundheitsmanagement          ­Zuwenig an Bewegung“, erklärt Angelika         partnerin mit. Heike Odenthal besitzt die
(BGM) einzuführen. KB ist eine mittelstän-        Schulte, (geschäftsführende Gesellschaf-       Zusatzqualifikation „betriebliche Gesund-
dische Gesenkschmiede und spezialisiert           terin). Im Rahmen der familienfreundlichen     heitsförderung“ und bietet damit zusam-
auf die Fertigung sicherheitsrelevanter          Maßnahmen errichtete KB ein neues Ge-           men mit ihrem Team eine optimale Beglei-
Schmiedestücke für die Bereiche Druck­ge­         bäude, das die Kita Lennetal beherbergt. In    tung der Mitarbeiter bei KB.
räte und Industriearmaturen, Kessel- und          diesem Zuge wurden auch gleich die Räum-
Rohrleitungsbau sowie Maschinen- und              lichkeiten für ein Therapiezentrum mitge-      Um die nötigen internen Strukturen für das
Anlagenbau.                                       plant und gebaut. „Die Gesundheit betrifft     BGM aufzubauen, arbeitete KB mit der AOK
                                                  jeden Menschen ein Leben lang und gerade       NordWest zusammen. Die AOK übernahm
                                                  im hohen (Renten-) Alter zahlt es sich aus,    im Projekt zur Einführung des BGM die Pla-
                                                  wenn man sich die vielen Jahre zuvor etwas     nung, Moderation und das Verfassen der
Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Practice aus NRW
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW           7

Das Unternehmen KB Schmiedetechnik GmbH setzt auf Gymnastikübungen am Arbeitsplatz.

Protokolle zu allen Veranstaltungen und                 führung. Dadurch sind die Probleme und             Odenthal. Das gemeinsame Training in ab-
Workshops sowie die Kosten der Pilotkurse               Wünsche der Mitarbeiter viel transparenter         teilungs- und hierarchieübergreifenden
zur Rückengesundheit.                                   geworden und die Kommunikation noch                Gruppen fördert die ohnehin schon gute
                                                        offener. Vor allem konnten bereits viele Ide-      Kommunikation noch zusätzlich.
Das BGM lebt bei KB durch unterschiedli-                en der Mitarbeiter umgesetzt werden!
che, sich hervorragend ergänzende Ele-                                                                     Zusätzlich finden aus dem physiotherapeu-
mente: „Es wurden fünf Gesundheitszirkel                Ein zweites Element ist die Ausrichtung            tischen Blickwinkel heraus auch ergonomi-
gebildet, die engagiert ihre Arbeit aufge-              eines Gesundheitstages, der bei KB zum             sche Arbeitsplatzanalysen statt, um z. B.
nommen haben, davon vier aus dem gewerb-                ersten Mal im September 2013 veranstaltet          gezielt vor Ort Bewegungs-Tipps zur Rü-
lichen und einer aus dem kaufmän-                       wurde. Dieser stand unter dem Motto „Rü-           ckenentlastung geben zu können. Es macht
nisch-technischen Bereich“, so Nadine                   ckengesundheit“ und wurde durch unter-             sich positiv bemerkbar, dass Erlerntes aus
Henneke, Koordinatorin des BGM. Jeder                   schiedliche Stationen gestaltet. So wurde          den Kursen bereits praktisch bei der Arbeit
Zirkel tagt alle zwei Monate, um Anliegen               im Bodenkurs und an der Gerätestation              umgesetzt wird. So soll insgesamt erreicht
zu besprechen, die entweder den Zirkelmit-              trainiert, im Back-Check-Gerät Kraft und           werden, dass die Mitarbeiter durch die Prä-
gliedern selbst aufgefallen sind, oder die              Ausgeglichenheit der Rumpf-Muskulatur              vention möglichst gar nicht erst in die Si-
durch Kollegen an sie herangetragen wur-                gemessen, zur Entspannung die Massage              tuation eines Leidens kommen, die thera-
den. In jeder Zirkelsitzung wird ein Hand-              ausprobiert und sich über weitere Gesund-          peutischer Behandlung bedarf. „Eine
lungsplan erstellt, in dem festgehalten wird,           heitsangebote informiert.                          Win-Win-Situation für Mitarbeiter und
wer was bis wann erledigt haben soll. „Mit                                                                 Unternehmen“, erklärt Angelika Schulte.
der Arbeit der Gesundheitszirkel können                 In einer Umfrage zu gewünschten Gesund-
gleich mehrere positive Aspekte vereint                 heitsangeboten wurden Rückenkurse am               Ein weiterer Baustein im BGM ist das An-
werden: Die Vorgesetzten haben Zeit, sich               häufigsten genannt. „Sowohl aufgrund des           gebot der Grippeschutzimpfung an alle
ausschließlich mit den vorgebrachten The-               Umfrage-Ergebnisses als auch des ­positiven        Mitarbeiter / -innen, die sich so unkompli-
men zu beschäftigen, gemeinsam in der                   Feedbacks zum Gesundheitstag, wurden               ziert gegen die Influenza schützen können.
Gruppe können Lösungsideen schneller                    als Pilotprojekt vier Kurse „ganzheitliches        Bei KB sind sich alle einig, dass die Einfüh-
entwickelt werden und Handlungsplan so-                 Körpertraining – Schwerpunkt Rücken“               rung des BGM für alle Beteiligten ein Ge-
wie Protokoll sorgen dafür, dass kein Thema             eingerichtet“, erklärt Nadine Henneke.             winn ist!
in Ver­gessenheit gerät“, erläutert die Koor-           „Diese finden zu unterschiedlichen Zeiten                                       Nadine Henneke
dinatorin die positiven Effekte dieser Ge-              statt, um allen Interessierten das Mitma-
sundheitszirkel. Oft finden sich unter „wer“            chen zu ermöglichen.“ Nach der Pilotphase
die Betriebsleitung und durch nötige Bud-               sind die Kurse nun fest installiert und es
getfreigaben indirekt auch die Geschäfts-               wird rege trainiert. „Besonders erfreulich
                                                        ist die Entwicklung, dass auch einige mit-
                                                        machen, die zuvor überhaupt noch keinen
                                                        Sport getrieben haben“, resümiert Heike
Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Practice aus NRW
8            BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW

GYMNASTIK AUF DER BAUSTELLE
Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG, Hamm                                                                                           Foto: © Andreas Rother

Das Unternehmen Heckmann führt Gymnastikübungen auf seinen Baustellen durch

W      er an Baustellen vorbeikommt erwar-
       tet vielleicht Maschinen und Werk-
zeug. Aber gewiss keine Pezzibälle, Thera-
                                                        Die ersten Überlegungen für dieses unge-
                                                        wöhnliche Projekt gab es bereits Mitte
                                                        2011. Geschäftsführung und Betriebsrat
                                                                                                       Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt auf
                                                                                                       einer Baustelle wurden alle Poliere und
                                                                                                       V
                                                                                                       ­ orarbeiter in mehreren Schulungseinheiten
piebänder, Matten und Body-Tubes. Und                   waren sich schnell einig, die Gesundheit der   von Experten zu Übungsleitern ausgebildet.
gestandene Bauarbeiter, die Gymnastik                   Mitarbeiter zu fördern und Gesundheits-        Heute sind die Übungen fest in den Arbeits­
machen, erst recht nicht. Insofern ist das              prävention zu einem wichtigen Baustein         ablauf verankert, wobei die Teilnahme für
Bauunternehmen Fa. Bernhard Heckmann                    der Unternehmensphilosophie zu machen.         alle Mitarbeiter verpflichtend ist. Einmal
GmbH & Co. KG aus Hamm im Westfäli-                     Zusammen mit AOK NordWest und der Re-          wöchentlich werden 30 Minuten präventive
schen Ruhrgebiet schon außergewöhnlich.                 haVision Schwerte wurde eine Arbeitsplat-      Übungen auf den Baustellen durchgeführt:
Bei allen Mitarbeitern, ob im Büro oder auf             zanalyse durchgeführt und anschließend         Davon entfallen 15 Minuten auf die Arbeits-
der Baustelle, steht jeden Montag eine hal-             ein spezielles Übungsprogramm erarbeitet,      zeit, die anderen 15 Minuten sind Freizeit.
be Stunde Sport auf dem Dienstplan. Seit                welches auf die speziellen Bewegungsab-        Durch die Gymnastik sollen vor allem Bauch-
August 2013 betreibt das Unternehmen ein                läufe der Baustellen abgestimmt ist. Die       und Rückenmuskulatur gestärkt werden.
betriebliches Gesundheitsmanagement auf                 größte Herausforderung dieser Gesund-          Hierzu wurden für jede Baustelle die not-
seinen Baustellen – und hat es damit als                heitsförderung bestand in der dezentralen      wendigen Übungsgeräte angeschafft.
Musterbetrieb in die bundesweit erschei-                Organisationsstruktur des Bauunterneh-         Mittlerweile sind alle Abteilungen in das
nende Broschüre für Gesundheitsschutz                   mens mit seinen zahlreichen Baustellen an      betriebliche Gesundheitsprogramm einge-
der Krankenkasse AOK gebracht.                          unterschiedlichen Orten.                       bunden. Auch zukünftig soll das Thema
                                                                                                       Gesundheitsmanagement bei Heckmann
                                                                                                       hohe Priorität genießen. Weitere Schulun-
                                                                                                       gen für die Mitarbeiter sind in Planung.
                                                                                                                  Gero Brandenburg, Christian Korte
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW             9

BEWEGUNG IM HAUS
Ahle GmbH & Co. KG, Lindlar                                                                                          Foto: © Ahle GmbH & Co. KG

B    eim Thema „Betriebliche Gesundheits-
     förderung“ müssen viele kleine Unter-
nehmen passen. „Keine Zeit, kein Budget“,
                                                 richten, zum anderen ist AHLE FEDERN
                                                 aufgrund der demografischen ­Entwicklung
                                                 an einem langen Verbleib von körperlich
                                                                                                gen Sicherheitsschuh auswählen zu kön-
                                                                                                nen, Physiotherapie ausprobieren und sich
                                                                                                über die richtige Gestaltung ihres Arbeits-
lautet meist die Begründung. Wer jedoch          möglichst fitten Kollegen interessiert. An-    platzes informieren.
beim oberbergischen Traditionsunterneh-          der: „Wir mussten also handeln.“
men AHLE FEDERN anruft, wird eines                                                              Im selben Jahr startete Ahle eine Koopera-
­Besseren belehrt. „Geht nicht, gibt’s nicht“,   In blinden Aktionismus wollte Ahle ­deshalb    tion mit der Rehaktiv Engelskirchen GmbH,
 lautet ein Leitspruch des Auto­mobilzu­         aber nicht verfallen und ging deshalb          einem Spezialisten für die Gesundheitsför-
lieferers, der eigentlich für die Entwicklung    Schritt für Schritt vor. Zunächst ließ das     derung. In fünf Fitnessstudios an den
von neuen Produkten gelten sollte, aber          Unternehmen unterstützt vom BGF seine          Standorten Engelskirchen, Lindlar, Gum-
mittlerweile auch für das Gesundheits­           Mitarbeiter Fragen rund um die Gesundheit      mersbach, Wipperfürth und Meinerzhagen
management zutrifft. Das hat der Spezialist      beantworten. Rückenbeschwerden und             kann die Belegschaft seitdem kostenlos
für Bremsspeicher- und Tragfedern für sei-       Stress zählten zu den Problemen, die am        trainieren. Mit Trainern werden persönliche
ne rund 150 Mitarbeiter so perfektioniert,       häufigsten genannt wurden.                     Übungspläne erarbeitet.
dass er im Mai 2014 den mit 3.500 Euro
dotierten Gesundheitspreis der Kranken-          Ahle gründete deshalb einen Arbeitskreis       Im vergangenen Jahr bot Ahle erstmals
kasse AOK sowie des Instituts für Betrieb-       Gesundheit, der sich aus Vertretern von        Nordic Walking Kurse an, Massagen, einen
liche Gesundheitsförderung (BGF) erhielt.        BGF, AOK, Werksarztzentrum, Betriebsrat        Stresspiloten sowie Gesundheitstage mit
„Ein solch strukturiertes System findet man      und Geschäftsführung zusammensetzt,            der Messung von Cholesterin, Blutzucker
sonst nur bei großen Unternehmen“, sagte         und sich viermal im Jahr trifft, um Maß-       und Blutdruck. Beim Firmenlauf in Gum-
Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorsit­         nahmen zur betrieblichen Gesundheits­          mersbach zeigten eine Ahle-Damen- und
zender des Vorstandes der AOK Rheinland /        förderung auf den Weg zu bringen.              eine Herrenmannschaft Flagge. Einmal
Hamburg bei der Laudatio.                                                                       ­wöchentlich schaut zudem ein „Kümmerer“
                                                 Seitdem ist die Belegschaft ordentlich auf      der Rehaktiv vorbei, um persönlich mit Mit-
Der Weckruf kam 2007. „Wir stellten fest,        Trab gekommen. Regelmäßig erfahren die          arbeitern zu sprechen und diese zur Teil-
dass wir verglichen mit der Branche und der      Mitarbeiter in Seminaren wie sie Stress ab-     nahme an den Programmen oder zum Gang
Region einen höheren Krankenstand hat-           bauen und ihren Rücken stärken können. In       ins Fitnessstudio zu motivieren.
ten“, erinnert sich Götz Peter Ander, tech-      speziellen Schulungen erklären Experten,
nischer Geschäftsführer des Unterneh-            wie man richtig hebt und trägt. 2011 ließ      „Wichtigstes Ziel war es für uns nicht, den
mens. Das machte dem Mittelständler aus          Ahle auf dem Firmengelände eigens für          Krankenstand zu senken. Vorrangig geht es
Lindlar aus gleich zwei Gründen Sorgen.          eine ganze Woche ein Zelt aufbauen. Innen      uns darum, die Mitarbeiter für ihre körper-
Zum einen müssen viele seiner Mitarbeiter        konnten die Mitarbeiter Betten testen, ih-     lich anstrengende Arbeit fit zu halten.“ Die
eine körperlich anstrengende Arbeit ver-         ren Gang vermessen lassen, um den richti-      Bemühungen ihres Arbeitgebers kommen
                                                                                                bei der Belegschaft an. 15 Prozent der Mit-
                                                                                                arbeiter konnten zur Teilnahme an den Trai-
                                                                                                nings motiviert werden. Der Schnitt liegt
                                                                                                laut BGF nur bei fünf bis sechs Prozent.

                                                                                                Auch die AOK erkennt die Leistung des Mit-
                                                                                                telständlers an und bezuschusst das Ge-
                                                                                                sundheitsprogramm. „Ich bin beeindruckt,
                                                                                                mit wie viel Weitblick und Konsequenz das
                                                                                                Thema Mitarbeitergesundheit verfolgt
                                                                                                wird“, sagte Laudator Buchwitz bei der
                                                                                                Preisverleihung. Themenvielfalt, Kreativität
                                                                                                in der Durchführung, sowie die systemati-
                                                                                                sche und nachhaltige Umsetzung haben die
                                                                                                Krankenkasse überzeugt.
                                                                                                                                Eli Hamacher

Sport wird bei AHLE FEDERN groß geschrieben­.
10          BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW

SO KOMMT DER „BETRIEB IN BEWEGUNG“
Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V., Bochum                                                                        Foto: © IFK

                                                                                                       Am Anfang stehen so genannte Einzelcoa-
                                                                                                       chings, in denen die Mitarbeiter individuell
                                                                                                       betreut werden. „Hier ist immer viel los und
                                                                                                       die Arbeitsplätze sind platzbedingt nicht
                                                                                                       alle optimal im Sinne der Prävention aus-
                                                                                                       gestattet“, stellt sie fest. Denn bei begrenz-
                                                                                                       ten Räumlichkeiten für das Personal muss
                                                                                                       man versuchen, die Räume optimal auszu-
                                                                                                       nutzen. Das fängt bei einfachen Dingen an:
                                                                                                       Zum Bespiel können Gegenstände, die nicht
                                                                                                       häufig gebraucht werden, in einen Abstell-
                                                                                                       raum verlegt werden, um möglichst viele
                        Ein Bildschirmarbeitsplatz wird durch die Fachberater analysiert.
                                                                                                       Freiräume zu schaffen. Eine ergonomische
                                                                                                       Ausgangssituation, die grundsätzlich für
                                                                                                       viele Betriebe mit wachsender Mitarbeiter-
                                                                                                       zahl typisch ist.

N     icht jedes kleine und mittlere Unter-
      nehmen, das mehr für die Gesundheit
 seiner ­Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                                       In der Praxis kümmert sich ein großes Team
                                                       vorwiegend um die Innere Medizin. Auf-
                                                       grund der Größe der Gemeinschaftspraxis
                                                                                                       Bei Krankenpflegerin Daniela Müller, die in
                                                                                                       der Dialyse-Station arbeitet, wird zum Bei-
                                                                                                       spiel sowohl der Arbeitsplatz am PC analy-
 tun möchte, kann gleich ein umfassendes               zählen nicht nur Ärzte und Arzthelfer zum       siert als auch die Haltung und Bewegungen
 betrieb­liches Gesundheitsmanagement                  Personal, sondern auch Angestellte in der       bei der Versorgung von Patienten. Am
 aufbauen. Das Projekt „Betrieb in B  ­ e­we-          Verwaltung und Haustechnik – ein breites        Rechner können da schon mal Details wie
g­ ung“ ­des in Bochum ­ansässigen Bundes-             Anwendungsgebiet für die Physiothera-           Bewusstsein für die Gesundheit, aber auch
verbandes selbständiger Physiothera­                   peuten des IFK, die sich um die Umsetzung       für andere Betriebe ist das Projekt sehr in-
peuten – IFK e. V. ist so eine M­ öglichkeit,          des Projektes kümmern. „Häufig muss alles       teressant, um die Mitarbeiter zu motivieren
 unkompliziert mit der ­Gesundheitsförderung           schnell schnell gehen und man kann sich         und die Gesundheit zu stärken.“ Ähnlich
 zu starten.                                           als Mitarbeiter keine Zeit für ­seine Gesund-   sieht das Dr. med. Evelyn Luhrenberg, die
                                                       heit nehmen. Oft fehlt die umfassende ei-       das Projekt in die Praxis holte. Sie lobt den
Mit Betrieb in Bewegung haben der IFK und              gene Körperwahrnehmung. Dabei benötigt          Ansatz zur Vorbeugung und Abklärung be-
sein Partner auf Seiten der ­gesetzlichen              man oft nur einen kleinen Anschub. Denn         rufsbedingter Erkrankung und Fehlhaltun-
Krankenkassen, die BARMER GEK, ein bun-                einige haben durchaus das grundsätzliche        gen: „Ich finde das Konzept sehr gut, weil
desweit nutzbares Präventionsprojekt im                Verständnis, aber auf die konkrete Umset-       es für die Mitarbeiter sehr motivierend ist
Bereich der betrieblichen Gesundheitsvor-              zung kommt meistens ­keiner alleine“, be-       und es auch zeigt, dass sich die Vorgesetz-
sorge für kleine und mittlere Betriebe ent-            schreibt die Physiotherapeutin Anke Wink-       ten um ihre Mitarbeiter kümmern.“ Auf
wickelt. Am Beispiel der Fachinternisti-               ler die Ausgangssitua­tion, die sich so in      Dauer, so ist Dr. Luhrenberg überzeugt,
schen Gemeinschaftspraxis in Witten wird               nahezu jedem kleinen und mittleren Unter-       würden sich dadurch wahrscheinlich auch
gezeigt, wie das Projekt konkret vor Ort               nehmen wiederfindet.                            weniger Krankentage ergeben – alle profi-
umgesetzt wird.                                                                                        tieren also in vielerlei Hinsicht.
                                                       Physiotherapeuten sind dabei als Betreuer
                                                       des Projekts gute Ansprechpartner: „Wir         Am anderen Ende des Flurs in der Praxis
                                                       arbeiten alltäglich mit Personen, die zum       arbeitet Christine Köthe. Im kleinen Labor
                                                       Beispiel durch ihre Arbeit Rücken­schäden       ist zwischen PC-Arbeitsplatz und Zentrifu-
                                                       erlitten haben“, so Anke Winkler, „dadurch      ge nur wenig Platz. „Im Alltag denken wir
                                                       können wir wertvolle Tipps und Anleitun-        eigentlich wenig über unsere eigene Ge-
                                                       gen geben, wie man sinnvoll langfristig         sundheit nach. Jetzt achte ich mehr darauf,
                                                       vorbeugen kann.“                                wie ich mich bewege“, erzählt Arzthelferin
                                                                                                       Arzthelferin Christine Köthe. Hier im kon-
                                                                                                       kreten Fall stört ein Drucker die Beinfreiheit
                                                                                                       und verhinderte eine günstige Körperhal-
                                                                                                       tung beim Sitzen. Ins Protokoll kommt, dass
                                                                                                       der Drucker zum Beispiel auf ein separates
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW   11

Brett oberhalb des Tisches kommen könnte.
Was ferner immer zu einer Einzelcoa-
ching-Analyse gehört: Fragen. Sowohl vom
Physiotherapeuten über die individuellen
Beschwerden als auch freie Fragen der
Coaching-Teilnehmer an den Physiothera-
peuten. „Ich finde das hier eine super Idee“,
so Christine Köthe, „weil wir uns als Mitar-
beiter auch wertgeschätzt fühlen.“

Schließlich schaut sich Physiotherapeutin
Anke Winkler noch den Arbeitsbereich von
Haustechniker Detlef Poetzel an. „Man
kann nur dazulernen“, gibt sich Poetzel of-
fen. „Man gewöhnt sich ja immer gewisse
Bewegungsabläufe an, ohne groß darüber
nachzudenken. Hier bekommen wir neue
Denkanstöße.“ Ein Beispiel ist die Arbeit im
Lager, wo häufig Kartons mit Vorratsuten-
silien umgeladen werden müssen. Ein Las-
tenaufzug bringt die Waren in den Keller.
Wie es dann weitergeht, hängt von Detlef
Poetzel ab. Im Einzelcoaching zeigt die
Physiotherapeutin, wie man allzu große
punktuelle Belastungen auf die Wirbel ver-
meidet. Und schon nach kurzer Zeit kann
Detlef Poetzel sagen: „Alles klar, abgespei-
chert habe ich schon: Ich muss mehr mit                IMPRESSUM
den Beinen machen. Mehr in die Knie gehen
oder mich mal beim Umladen abstützen.“
Das Projekt Betrieb in Bewegung geht in
nachahmenswerter Weise auf die Bedürf-
nisse der Unternehmer und Mitarbeiter ein,             HERAUSGEBER
so dass alle Beteiligten vom Projekt profi-
tieren.                                                IHK NRW – Die Industrie- und Handelskammern
             Thomas Majchrzak, Raphael Jonas           in Nordrhein-Westfalen e. V.
                                                       Marienstraße 8
                                                       40212 Düsseldorf
Bei dem vorliegenden Beispiel handelt es sich          www.ihk-nrw.de
um ein Beispiel von vielen. Viele – auch regional
verankerte – Gesundheitsdienstleister bieten
ähnliche Programme an. Unter anderem die
­vielfältigen regionalen Veranstaltungen der           REDAKTION
 ­Industrie- und Handelskammern zum Thema
  „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ die-           Gregor Werkle
  nen dazu, Anbieter und Nachfrager zusammen-          IHK Mittlerer Niederrhein
  zubringen.                                           Nordwall 39
                                                       47798 Krefeld
                                                         02151 635-353
                                                         02151 635-44353
                                                         werkle@krefeld.ihk.de
ANSPRECHPARTNER FÜR DIE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT UND DAS THEMA „BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT“

                                                                                                                                       Stand: November 2014
IHK Aachen                            Ellen Lenders, 0241 4460-146, 241 4460-55146, ellen.lenders@aachen.ihk.de
                                      Theaterstraße 6–10, 52062 Aachen | Tel. 0241 4460-0 | www.aachen.ihk.de

IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland       Stephan Britten , 02931 878-271, 02931 878-285, britten@arnsberg.ihk.de
                                      Königstraße 18-20, 59821 Arnsberg | Tel. 02931 878-0 | www.ihk-arnsberg.de

IHK Ostwestfalen zu Bielefeld         Uwe Lück, 0521 554-108, 0521 554-5108, u.lueck@ostwestfalen.ihk.de
                                      Elsa-Brändström-Str. 1–3, 33602 Bielefeld | Tel. 0521 554-0 | www.ostwestfalen.ihk.de

IHK Bonn / Rhein-Sieg                 Heiko Oberlies, 0228 2284-138, 0228 2284-221, oberlies@bonn.ihk.de
                                      Bonner Talweg 17, 53113 Bonn | Tel. 0228 2284-0 | www.ihk-bonn.de

IHK Lippe zu Detmold
                Frank Lumma, 05231 7601-28, 05231 7601-8028, lumma@detmold.ihk.de
                Leonardo-da-Vinci-Weg 2, 32760 Detmold | Tel. 05231 7601-0 | www.detmold.ihk.de

IHK zu Dortmund Ulf Wollrath, 0231 5417-280, 0231 5417-105, u.wollrath@dortmund.ihk.de
                Märkische Straße 120, 44141 Dortmund | Tel. 0231 5417-0 | www.dortmund.ihk24.de

Niederrheinische IHK                  Maike Fritzsching, 0203 2821-286, 0203 2821-356, fritzsching@niederrhein.ihk.de
Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg      Mercatorstraße 22-24, 47051 Duisburg | Tel. 0203 2821-0 | www.ihk-niederrhein.de

IHK zu Düsseldorf                     Sabine Schindler, 0211 3557-432, 0211 3557-379, schindler@duesseldorf.ihk.de
                                      Ernst-Schneider-Platz 1 | 40212 Düsseldorf | Tel. 0211 3557-0 | www.duesseldorf.ihk.de

IHK für Essen, Mülheim an der Ruhr,   Guido Zakrzewski, 0201 1892-220, 0201 1892-172, guido.zakrzewski@essen.ihk.de
Oberhausen zu Essen                   Am Waldthausenpark 2, 45127 Essen | Tel. 0201 1892-0 | www.essen.ihk24.de

Südwestfälische IHK zu Hagen          Tobias Rau, 02331 390-355, 02331 390-305, rau@hagen.ihk.de
                                      Bahnhofstraße 18, 58095 Hagen | Tel. 02331 390-0 | www.sihk.de

IHK Köln                              Timo Knauthe, 0221 1640-576, 0221 1640-580, timo.knauthe@koeln.ihk.de
                                      Unter Sachsenhausen 10–26, 50667 Köln | Tel. 0221 1640-0 | www.ihk-koeln.de

IHK Mittlerer Niederrhein             Gregor Werkle, 02151 635-353, 02151 635-44353, werkle@krefeld.ihk.de
                                      Nordwall 39, 47798 Krefeld | Tel. 02151 635-0 | www.mittlerer-niederrhein.ihk.de

IHK Mittleres Ruhrgebiet              Raphael Jonas, 0234 9113-148, 0234 9113-348, jonas@bochum.ihk.de
                                      Ostring 30–32, 44787 Bochum | Tel. 0234 9113-0 | www.bochum.ihk.de

IHK Nord Westfalen                    Bernd Sperling, 0251 707-214, 0251 707-8214, sperling@ihk-nordwestfalen.de
                                      Sentmaringer Weg 61, 48151 Münster | Tel. 0251 707-0 | www.ihk-nordwestfalen.de

IHK Siegen                            Rudolf König gen. Kersting, 0271 3302-320, 0271 3302-400, rudolf.koenig@siegen.ihk.de
                                      Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen | Tel. 0271 3302-0 | www.ihk-siegen.de

IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid      Hugo Sattler, 0202 2490-500, 0202 2490-999, h.sattler@wuppertal.ihk.de
                                      Heinrich-Kamp-Platz 2, 42103 Wuppertal (Elberfeld) | Tel. 0202 2490-0 | www.wuppertal.ihk24.de
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