Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Practice aus NRW
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2 BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW EINLEITUNG B etriebliches Gesundheitsmanagement ist ein wichtiger Baustein der Unter- nehmensführung. Das Erwerbspersonenpo- gesundheitserhaltende Maßnahmen weiter zu beschäftigen, kann der Einsatz von be- trieblicher Gesundheitsförderung den der Arbeitnehmer und einer höheren Iden- tifikation der Mitarbeiter mit dem Unter- nehmen. tenzial schrumpft in Nordrhein-Westfalen Fachkräftemangel dämpfen. drastisch. Bis zum Jahr 2030 werden schät- Die Industrie- und Handelskammern in zungsweise 12 Prozent weniger Personen Zudem dürfte der Fachkräftemangel dazu Nordrhein-Westfalen informieren die Unter- im erwerbsfähigen Alter sein als im Jahr führen, dass gerade gut qualifizierte nehmen mit Veranstaltungen und Projekten 2014. Der Altersdurchschnitt wird sich so- Arbeitnehmer zukünftig größere Entschei- über die Möglichkeiten betrieblicher Ge- mit auch in den Belegschaften spürbar dungsmöglichkeiten bei der Auswahl ihres sundheitsförderung. Durch Netzwerkver- erhöhen. Um die Beschäftigungsfähigkeit Arbeitgebers haben werden. Für Unter anstaltungen und die Organisation von der älteren Mitarbeiter zu erhalten, ist der nehmen bietet sich unter anderem durch ERFA-Kreisen möchten wir Anbieter und Einsatz eines betrieblichen Gesundheits- den Einsatz eines betrieblichen Gesund- Nachfrager zusammenbringen und das Wis- managements ein gutes Instrument. heitsmanagements die Chance, die Attrak- sen in der Unternehmerschaft über gesund- tivität als Arbeitgeber nach außen und heitsfördernde Maßnahmen erweitern. Bereits heute sind viele Unternehmen in innen darzustellen. NRW vom Fachkräftemangel bedroht. Die- Mit der vorliegenden Broschüre präsen ser Fachkräftemangel liegt häufig darin Betriebliche Gesundheitsförderung ist ins- tieren wir verschiedene BEST-PRACTICE- begründet, dass ältere Mitarbeiter gesund- besondere dann zielführend, wenn sie zu- Beispiele von Unternehmen aus Nordrhein- heitsbedingt Unternehmen verlassen müs- sätzlich – etwa durch verschiedene Team- Westfalen, die bereits gute Erfahrungen bei sen und die hierdurch entstehenden Vakan- maßnahmen – den Zusammenhalt der der Organisation eines Gesundheitsma- zen nicht adäquat ersetzt werden können. Mitarbeiter fördert. Dies führt zu einer nagements im eigenen Betrieb gemacht Wenn es gelingt, diese Mitarbeiter durch verbesserten und engeren Zusammenarbeit haben. INHALT 3 VIEL VERTRAUEN IN DIE 8 GYMNASTIK AUF DER BAUSTELLE BETRIEBSEIGENEN MEDIZINER Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG, Hamm Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf 9 BEWEGUNG IM HAUS 4 „EIN GESUNDHEITSTAG IM JAHR Ahle GmbH & Co. KG, Lindlar REICHT UNS NICHT AUS“ Interprint GmbH, Arnsberg 10 SO KOMMT DER „BETRIEB IN BEWEGUNG“ Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten 5 „WIR PASSEN AUFEINANDER AUF“ – IFK e. V., Bochum BEI DER CRODA GMBH IN NETTETAL WIRD DAS GESUNDHEITSMANAGEMENT GELEBT Croda GmbH, Nettetal 11 IMPRESSUM 6 ANGEBOTE ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG SYSTEMATISIEREN KB Schmiedetechnik GmbH, Hagen
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW 3 VIEL VERTRAUEN IN DIE BETRIEBSEIGENEN MEDIZINER Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf Foto: © Henkel AG & Co. KGaA Gesundheitsberatung wird bei Henkel groß geschrieben. A ndere Möglichkeiten als kleine und mitt- lere Unternehmen haben Aktienunter- nehmen. Dennoch will auch das Gesund- gut akzeptiert.“ Für Raucher, die von den Glimmstängeln loskommen wollen, gibt es bei Henkel Nichtraucher-Seminare, die bis Auch Stress- und Konfliktmanagement steht groß auf dem Programm bei Henkel. Dafür würde das Intranet der Firma ge- heitsmanagement in einem Konzern erstmal zu zwei Drittel vom Arbeitgeber bezahlt nutzt, so Reifferscheid, denn man wolle den organisiert sein. Der Konsumgüterhersteller werden. „Wir sind um jeden dankbar, der Betroffenen die Möglichkeit geben, sich Henkel leistet sich auf dem Betriebsgelän- nicht mehr raucht“, sagt Reifferscheid. Die jederzeit anonym zu informieren, bevor der de in Düsseldorf-Holthausen eine eigene Teilnahmequote sei allerdings überschau- persönliche Kontakt zu Fachleuten aufge- Abteilung mit 20 Mitarbeitern (Ärzte und bar – mehr als 20 Teilnehmer gäbe es pro nommen wird. „Alles in allem sind unsere Assistenzpersonal). Das Team um den leiten Jahr selten. Mitarbeiter sehr gut über Gesundheitsan- den Werksarzt Antonius Reifferscheid gelegenheiten informiert“, sagt Reiffer- engagiert sich besonders für gesunde Er- Unterstützt wird auch, wer sich fit halten scheid. „Die Fehlzeitquote liegt bei weniger nährung, Raucherprävention, psychische will. Denn Henkel pflegt enge Beziehungen als fünf Prozent.“ Gesundheit und gesundheitsgerechtes zum Sportverein „SFD ʼ75“, in dem die An- Holger Lodahl Verhalten. gestellten ihrer Lieblingsertüchtigung nach- gehen können. „Offensichtlich spielen die So finden in den Kasinos des Firmengelän- Kollegen gern Badminton, Tennis oder Fuß- des regelmäßig Gesundheitsaktionen statt, ball miteinander“, so Reifferscheid, denn die aussagekräftige Namen wie „Gesund durch die Henkel-Angestellten sei der „SFD und vital in die Zukunft“ tragen. „Und ʼ75“ zu einem der größten Vereine der Lan- durch ein Ampelsystem kann jeder Mitar- deshauptstadt geworden. Dass die Mitar- beiter auf einen Blick sehen, wie gesund beiter viel Vertrauen in die betriebseigenen oder ungesund seine Mahlzeit ist“, sagt Mediziner hätten, zeigen die Konsultatio- Reifferscheid. Die Signalfarben Rot, Grün nen zum Beispiel bei chronischen Krankhei- und Gelb gäben Auskunft über Nährstoff- ten wie Rückenbeschwerden und Diabetes. gehalt oder Fettanteil, so der Mediziner. „Dieses System wird von den Angestellten
4 BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW „EIN GESUNDHEITSTAG IM JAHR REICHT UNS NICHT AUS“ Interprint GmbH, Arnsberg Foto: © Interprint GmbH gymnastik, Pilates und Yoga, Laufkurse, Aqua Cycling, Mountainbiking, Rudern und Wassergymnastik. Darüber hinaus hatten die Mitarbeiter die Wahl zwischen ver- schiedenen Kochkursen, abgestimmt auf ihre individuellen Bedürfnisse wie zum Bei- spiel das „Intelligente Essen zwischen Tag- und Nachtschicht“. Um dieses Angebot zu realisieren, nutzte das Interprint-Team vor allem auch die Kompetenzen vor Ort und kooperierte nicht nur mit den Krankenkas- sen, sondern auch mit einem Fitnessstudio, dem Freizeitbad NASS sowie dem Wer- karztzentrum Arnsberg. Dazu gab - und gibt es immer noch - zweimal in der Woche frisches Obst - jeweils 200 Stück in Körben im gesamten Arnsberger Werk verteilt. Das Programm fand sowohl während als 2012 hatten die Mitarbeiter von Interprint während der „Gesundheitswochen“ die Wahl zwischen verschiedenen Gesundheitschecks, Fitness- und Entspannungs- sowie Kochkursen. auch außerhalb der Arbeitszeit statt und traf auf positive Resonanz: „Es gab alles in allem rund 1000 Kurs-Plätze, davon waren E s war die Krankenquote, die 2012 die Geschäftsführung der Interprint GmbH in Arnsberg und Personalchef Torsten Betrieb geholt und für die Mitarbeiter einen Gesundheitstag angeboten. 750 besetzt“, berichtet Torsten Schönne. „Mit dieser Quote sind wir sehr zufrieden.“ Allerdings, betont der Personalchef, sei es Schönne hat aufhorchen lassen. „Es sind „Ein Tag pro Jahr reichte uns aber bei wei- nicht allein darum gegangen, Sport- und vor allem Stresssymptome gewesen, unter tem nicht aus“, sagt Personalreferentin Kochkurse anzubieten. Um alle 350 Mitar- denen Mitarbeiter gelitten haben“, erläu- Andrea Pusch. „Deshalb haben wir das An- beiter am Standort Arnsberg, die Ge- tert Schönne. „Für uns stand daher fest: gebot im vergangenen Jahr zu einem Pro- schäftsführung und Führungskräfte für das Wir müssen und wollen etwas unterneh- gramm weiterentwickelt, das sich über drei Thema Gesundheit zu öffnen, wurden sie men.“ Wochen erstreckte.“ Um dieses Projekt zu deshalb eigens geschult. Das, sagt Schönne stemmen, haben sich neben Torsten Schön- mit Nachdruck, war eine Pflichtveranstal- Es ist kein Problem, das allein Interprint ne und Andrea Pusch der Vorsitzende des tung. In einer weiteren Schulung für die trifft, da ist sich Torsten Schönne sicher. Betriebsrates Frank Reuther und Sascha Geschäftsführung und alle Führungskräfte „Arbeitnehmer sind heutzutage mit moder- Montag, Mitarbeiter im Personalbereich, ging es dann um „Weniger Stress, mehr nen Medien 24 Stunden am Tag zu errei- zu einem Team zusammengefunden, das Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit am chen, auch wenn das nicht in unserem In- sich zur Aufgabe gemacht hat, ein langfris- Arbeitsplatz“, mit dem Ziel, die Führungs- teresse ist“, sagt der Personalchef. „Für uns tiges Gesundheitsmanagement zu entwi- kräfte noch gezielter für ihre eigene Ge- sind die Gesundheit und Zufriedenheit ckeln. „Die Geschäftsführung steht voll und sundheit und die ihrer Mitarbeiter zu sen- unserer Mitarbeiter wichtig.“ Deshalb hat ganz hinter dem Projekt. Ohne diese Unter- sibilisieren. sich das Unternehmen dazu entschieden, stützung wäre es nicht zu realisieren“, be- ein nachhaltiges Betriebliches Gesund- tont Frank Reuther. Mit der Erfahrung von drei Gesundheits- heitsmanagement aufzubauen. wochen im Gepäck arbeitet das Team der- Kompetenzen vor Ort nutzen zeit daran, ein langfristiges Betriebliches Bereits in der Vergangenheit hatte die In- Gesundheitsmanagement am Standort terprint GmbH, die in Arnsberg und welt- Mehr als 40 verschiedene Veranstaltungen Arnsberg aufzubauen. „Wir wollen ein weit sieben weiteren Standorten Dekore für hat das Team für das Projekt „Gesundheits- nachhaltiges Programm entwickeln, das Wohn-, Küchen- und Badmöbel, Laminat- wochen“ auf die Beine gestellt. Dazu ge- auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter böden, aber auch für den Innenausbau in hörten unter anderem Cardio Scans, Seh- ausgerichtet ist“, sagt Torsten Schönne. Zügen, Schiffen oder in der Caravanindus- tests und die Erstellung individueller Geplant sind regelmäßige Sport- und Fit- trie herstellt, in Kooperation mit den Kran- Stresstests, aber auch Sport- und Fitness- nessangebote ebenso wie Entspannungs- kenkassen das Thema Gesundheit in den kurse wie Autogenes Training und Atem- kurse. Eine wichtige Rolle wird aber auch
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW 5 das Betriebliche Wiedereingliederungsma- Fest steht für das Team und die Geschäfts- Andrea Pusch. „Wer aber in der Gruppe nagement sowie regelmäßige Arbeitsplatz- führung aber auch: Sowohl Geld als auch joggt, Mountainbike fährt oder zur Aqua- begehungen durch die Werksärztin und Zeit sind gut angelegt. „Unser Hauptziel ist Gymnastik geht, der hat auch Spaß daran.“ gegebenenfalls die ergonomische Umge- es nicht, die Krankenquote innerhalb eines staltung von Arbeitsplätzen spielen. Jahres um 1 Prozent zu senken, sondern Die Interprint-Mitarbeiter wissen das zu dass unsere Mitarbeiter langfristig für ein schätzen: Die Bereitschaft mitzumachen Langfristige Sensibilisierung gesundheitsbewusstes Verhalten sensibili- sei bei den verschiedenen Angeboten im- siert sind.“ mer gegeben gewesen, so Pusch. Die Teil- Wie viel Zeit und Energie das Team in das nahme am B2Run-Lauf 2012 in Dortmund Projekt bereits investiert hat und noch hi- Und noch einen positiven Effekt will das Team - die Wiederholung ist schon in Planung - neinstecken wird, kann niemand der vier nicht vergessen wissen: Wer gemeinsam sei nur ein Beispiel von vielen. „Sie erwar- ganz genau beziffern. Fest steht: Der Auf- Sport treibt oder kocht, der stärkt die Kom- ten von uns, dass wir weitermachen“, sagt wand ist groß. „Wir stehen in ständigem munikation untereinander. Mitarbeiter aus das vierköpfige Team, für das die positive Kontakt mit der Geschäftsführung und den verschiedenen Bereichen des Unternehmens Zwischenbilanz Bestätigung und Ansporn Mitarbeitern, aber auch mit unseren Koop kommen so bei einem gemeinsamen Erlebnis gleichermaßen ist. erationspartnern“, erläutert Andrea P usch. ins Gespräch, und das sei ein wesentlicher Silke Wrona Am Ende soll das Programm schließlich als Bestandteil für Gesundheit und Zufrieden- Katalog gedruckt und regelmäßig – gege- heit am Arbeitsplatz. Und: „Wer allein nach benenfalls sogar mit einem jährlich wech- Feierabend Sport treiben möchte, dem fehlt selnden Motto – angepasst werden. „Das vielleicht manchmal die Motivation“, sagt alles kostet viel Zeit und Geld“, so Pusch. Zwischen 50.000 und 100.000 Euro, über- schlägt Torsten Schönne grob, wird der Aufbau eines Betrieblichen Gesundheits- managements kosten. Und den Erfolg wer- de man kurzfristig nicht messen können. „WIR PASSEN AUFEINANDER AUF“ – BEI DER CRODA GMBH IN NETTETAL WIRD DAS GESUNDHEITSMANAGEMENT GELEBT Croda GmbH, Nettetal Foto: © Bischof E rschöpft, müde, ausgebrannt – glaubt man aktuellen Statistiken, gehört das Burn-out-Syndrom zu den häufigsten psy- chischen Erkrankungen weltweit. „Das pas- siert, wenn die Leute nicht mehr Mensch sein dürfen“, ist sich Klaus Helmdach sicher. Der Geschäftsführer der Croda GmbH will es erst gar nicht so weit kommen lassen. „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter steht bei uns im Mittelpunkt. Wir praktizieren dies schon seit vielen Jahren und bezeich- nen es inzwischen offiziell als Gesundheits- management.“ 2012 gab es den ersten „Gesundheitstag“. Gemeinsam mit einer großen Krankenkasse wurden Gesundheit- schecks durchgeführt. „Auf Wunsch der Mitarbeiter wurde besonderes Augenmerk auf den Rücken gelegt“, sagt Vertriebskoor- dinatorin Yvonne Büsen. Rückengesundheit sei ohnehin ein großes Thema im Unterneh- Die Yoga-Gruppe bei der Croda GmbH wurde von den Mitarbeitern initiiert. men. „Unsere Arbeitsplätze sind allesamt
6 BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW ergonomisch mit verstellbaren Tischen Volleyball zu spielen oder Mountainbike zu reits erwähnten Zahnräder ineinander –, ausgestattet, die Stühle wurden seinerzeit fahren. „Da gibt es aber noch jede Menge wenn das Betriebsklima stimme. Und der durch Fachpersonal eingestellt.“ Ideen, die von den Mitarbeitern an uns he- Krankenstand gehe dann automatisch run- rangetragen werden – etwa die Förderung ter. „Wir haben es bei uns mit gelebtem Sich fit zu halten und sportlich zu betäti- einer Mitgliedschaft im Sportverein.“ Ger- Gesundheitsmanagement zu tun.“ Dazu gen, gehört für Klaus Helmdach unbedingt ne würde der Geschäftsführer auch wieder gehöre auch ein familienorientiertes Arbei- dazu. Regelmäßig können die Mitarbeiter einen firmeneigenen Sportplatz auf dem ten. „Wir haben ein äußerst flexibles Ar- unter Anleitung einer Yoga-erfahrenen Gelände am Herrenpfad bauen. Der alte ist beitszeitmodell“, bestätigt Yvonne Büsen. Kollegin entsprechende Übungen in einem dem Erweiterungsbau gewichen, der 2013 Klaus Helmdach: „Unsere Arbeitszeiten dazu eigens zur Verfügung gestellten Raum eingeweiht wurde. richten sich auch nach den Belangen unse- absolvieren. „Dazu braucht man nur ein rer Mitarbeiter, etwa Teilzeit für unsere paar Socken und eine Matte“, sagt Yvonne In der Mittagspause kann der firmeneigene Mütter oder bei Krankheitsausfällen die Büsen. Sie hat maßgeblich an der Umset- Kicker genutzt werden. Geplant sei bei Cro- Wiedereingliederung ins Unternehmen.“ zung des Gesundheitsmanagements mitge- da auch die Anschaffung einer Tischtennis- Das Firmen-Management habe darüber arbeitet. „Das ist ein fließender Prozess, bei platte. „Das ist auch ein prima Ort zur hinaus Wege gesucht und gefunden, Fami- dem die einzelnen Zahnräder ineinander- Kommunikation“, meint Yvonne Büsen. lie und Arbeit besser unter einen Hut zu greifen: Aus den Ideen und Vorschlägen der Denn längst werde dort nicht nur Privates bringen. „Und das bezieht sich sowohl auf Mitarbeiter entwickelt es sich ständig wei- besprochen. Auch fürs Unternehmen Familien mit Kindern als auch mit älteren ter – immer orientiert an ihren Bedürfnis- durchaus konstruktive Gespräche würden Angehörigen. So können unsere Mitarbei- sen.“ So entstand auch die Yoga-Gruppe im dort geführt. „Insofern haben wieder beide ter auch bei Erkrankung der Eltern ihre Haus. „Das ist eine Sache, bei der man nicht Seiten etwas davon.“ Daher könne Büsen Arbeit per Laptop im Homeoffice erledi- ins Schwitzen gerät – also ideal für die Mit- jedem mittelständischen Unternehmen ein gen“, sagt Klaus Helmdach. Dabei könne er tagspause –, bei der man aber dennoch solches Management wärmstens empfeh- sich auf jeden Einzelnen verlassen, dass er prima etwas für sich tun kann. Man fühlt len. Klaus Helmdach ergänzt: „Das alles seine Aufgaben auch von zu Hause aus er- sich einfach gut danach.“ Und das sei dann dient doch letztlich auch dem Teambuilding füllt. „Das ist eben ein Geben und Nehmen nicht zuletzt auch dem Unternehmen dien- – besser geht’s nicht. Und das Geld ist gut – wie in einer Familie. Wir passen aufein- lich. Überhaupt geht es in dem Nettetaler investiert.“ Denn schließlich könne ein Un- ander auf – eine gute Vorbeugung gegen Unternehmen recht sportlich zu. So gibt es ternehmen nur dann Erfolg haben, wenn Burn-out.“ diverse Sportgruppen, die sich auch in der die Mitarbeiter motiviert sind. Das seien sie Veröffentlicht im ihk magazin Mittlerer Freizeit treffen, um gemeinsam Fußball und eben nur – und hier greifen wieder die be- Niederrhein 2/2014, Yvonne Hofer ANGEBOTE ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG SYSTEMATISIEREN KB Schmiedetechnik GmbH, Hagen Foto: © KB Schmiedetechnik GmbH M it der Absicht, die bereits vorhande- nen Angebote zur Gesundheitsförde- rung zu systematisieren und für die 120 Von Anfang an war es ein primäres Ziel, allen Mitarbeitern eine professionelle phy- siotherapeutische Betreuung bieten zu Gutes getan hat“, erklärt die Physiothera- peutin Heike Odenthal. Sie bezog mit ihrem Therapiezentrum Lennetal die Räumlich- Beschäftigten noch weiter auszubauen, können. „Gerade die Arbeit in der Gesenk- keiten und wirkt neben dem normalen entschied sich die KB Schmiedetechnik GmbH schmiede ist noch immer schwer, im Büro öffentlichen Praxisbetrieb in der Gesund- (im Folgenden kurz KB) vor zwei Jahren dafür, hingegen leidet der Körper unter dem heitsförderung bei KB als Kooperations ein betriebliches Gesundheitsmanagement Zuwenig an Bewegung“, erklärt Angelika partnerin mit. Heike Odenthal besitzt die (BGM) einzuführen. KB ist eine mittelstän- Schulte, (geschäftsführende Gesellschaf- Zusatzqualifikation „betriebliche Gesund- dische Gesenkschmiede und spezialisiert terin). Im Rahmen der familienfreundlichen heitsförderung“ und bietet damit zusam- auf die Fertigung sicherheitsrelevanter Maßnahmen errichtete KB ein neues Ge- men mit ihrem Team eine optimale Beglei- Schmiedestücke für die Bereiche Druckge bäude, das die Kita Lennetal beherbergt. In tung der Mitarbeiter bei KB. räte und Industriearmaturen, Kessel- und diesem Zuge wurden auch gleich die Räum- Rohrleitungsbau sowie Maschinen- und lichkeiten für ein Therapiezentrum mitge- Um die nötigen internen Strukturen für das Anlagenbau. plant und gebaut. „Die Gesundheit betrifft BGM aufzubauen, arbeitete KB mit der AOK jeden Menschen ein Leben lang und gerade NordWest zusammen. Die AOK übernahm im hohen (Renten-) Alter zahlt es sich aus, im Projekt zur Einführung des BGM die Pla- wenn man sich die vielen Jahre zuvor etwas nung, Moderation und das Verfassen der
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW 7 Das Unternehmen KB Schmiedetechnik GmbH setzt auf Gymnastikübungen am Arbeitsplatz. Protokolle zu allen Veranstaltungen und führung. Dadurch sind die Probleme und Odenthal. Das gemeinsame Training in ab- Workshops sowie die Kosten der Pilotkurse Wünsche der Mitarbeiter viel transparenter teilungs- und hierarchieübergreifenden zur Rückengesundheit. geworden und die Kommunikation noch Gruppen fördert die ohnehin schon gute offener. Vor allem konnten bereits viele Ide- Kommunikation noch zusätzlich. Das BGM lebt bei KB durch unterschiedli- en der Mitarbeiter umgesetzt werden! che, sich hervorragend ergänzende Ele- Zusätzlich finden aus dem physiotherapeu- mente: „Es wurden fünf Gesundheitszirkel Ein zweites Element ist die Ausrichtung tischen Blickwinkel heraus auch ergonomi- gebildet, die engagiert ihre Arbeit aufge- eines Gesundheitstages, der bei KB zum sche Arbeitsplatzanalysen statt, um z. B. nommen haben, davon vier aus dem gewerb- ersten Mal im September 2013 veranstaltet gezielt vor Ort Bewegungs-Tipps zur Rü- lichen und einer aus dem kaufmän- wurde. Dieser stand unter dem Motto „Rü- ckenentlastung geben zu können. Es macht nisch-technischen Bereich“, so Nadine ckengesundheit“ und wurde durch unter- sich positiv bemerkbar, dass Erlerntes aus Henneke, Koordinatorin des BGM. Jeder schiedliche Stationen gestaltet. So wurde den Kursen bereits praktisch bei der Arbeit Zirkel tagt alle zwei Monate, um Anliegen im Bodenkurs und an der Gerätestation umgesetzt wird. So soll insgesamt erreicht zu besprechen, die entweder den Zirkelmit- trainiert, im Back-Check-Gerät Kraft und werden, dass die Mitarbeiter durch die Prä- gliedern selbst aufgefallen sind, oder die Ausgeglichenheit der Rumpf-Muskulatur vention möglichst gar nicht erst in die Si- durch Kollegen an sie herangetragen wur- gemessen, zur Entspannung die Massage tuation eines Leidens kommen, die thera- den. In jeder Zirkelsitzung wird ein Hand- ausprobiert und sich über weitere Gesund- peutischer Behandlung bedarf. „Eine lungsplan erstellt, in dem festgehalten wird, heitsangebote informiert. Win-Win-Situation für Mitarbeiter und wer was bis wann erledigt haben soll. „Mit Unternehmen“, erklärt Angelika Schulte. der Arbeit der Gesundheitszirkel können In einer Umfrage zu gewünschten Gesund- gleich mehrere positive Aspekte vereint heitsangeboten wurden Rückenkurse am Ein weiterer Baustein im BGM ist das An- werden: Die Vorgesetzten haben Zeit, sich häufigsten genannt. „Sowohl aufgrund des gebot der Grippeschutzimpfung an alle ausschließlich mit den vorgebrachten The- Umfrage-Ergebnisses als auch des positiven Mitarbeiter / -innen, die sich so unkompli- men zu beschäftigen, gemeinsam in der Feedbacks zum Gesundheitstag, wurden ziert gegen die Influenza schützen können. Gruppe können Lösungsideen schneller als Pilotprojekt vier Kurse „ganzheitliches Bei KB sind sich alle einig, dass die Einfüh- entwickelt werden und Handlungsplan so- Körpertraining – Schwerpunkt Rücken“ rung des BGM für alle Beteiligten ein Ge- wie Protokoll sorgen dafür, dass kein Thema eingerichtet“, erklärt Nadine Henneke. winn ist! in Vergessenheit gerät“, erläutert die Koor- „Diese finden zu unterschiedlichen Zeiten Nadine Henneke dinatorin die positiven Effekte dieser Ge- statt, um allen Interessierten das Mitma- sundheitszirkel. Oft finden sich unter „wer“ chen zu ermöglichen.“ Nach der Pilotphase die Betriebsleitung und durch nötige Bud- sind die Kurse nun fest installiert und es getfreigaben indirekt auch die Geschäfts- wird rege trainiert. „Besonders erfreulich ist die Entwicklung, dass auch einige mit- machen, die zuvor überhaupt noch keinen Sport getrieben haben“, resümiert Heike
8 BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW GYMNASTIK AUF DER BAUSTELLE Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG, Hamm Foto: © Andreas Rother Das Unternehmen Heckmann führt Gymnastikübungen auf seinen Baustellen durch W er an Baustellen vorbeikommt erwar- tet vielleicht Maschinen und Werk- zeug. Aber gewiss keine Pezzibälle, Thera- Die ersten Überlegungen für dieses unge- wöhnliche Projekt gab es bereits Mitte 2011. Geschäftsführung und Betriebsrat Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt auf einer Baustelle wurden alle Poliere und V orarbeiter in mehreren Schulungseinheiten piebänder, Matten und Body-Tubes. Und waren sich schnell einig, die Gesundheit der von Experten zu Übungsleitern ausgebildet. gestandene Bauarbeiter, die Gymnastik Mitarbeiter zu fördern und Gesundheits- Heute sind die Übungen fest in den Arbeits machen, erst recht nicht. Insofern ist das prävention zu einem wichtigen Baustein ablauf verankert, wobei die Teilnahme für Bauunternehmen Fa. Bernhard Heckmann der Unternehmensphilosophie zu machen. alle Mitarbeiter verpflichtend ist. Einmal GmbH & Co. KG aus Hamm im Westfäli- Zusammen mit AOK NordWest und der Re- wöchentlich werden 30 Minuten präventive schen Ruhrgebiet schon außergewöhnlich. haVision Schwerte wurde eine Arbeitsplat- Übungen auf den Baustellen durchgeführt: Bei allen Mitarbeitern, ob im Büro oder auf zanalyse durchgeführt und anschließend Davon entfallen 15 Minuten auf die Arbeits- der Baustelle, steht jeden Montag eine hal- ein spezielles Übungsprogramm erarbeitet, zeit, die anderen 15 Minuten sind Freizeit. be Stunde Sport auf dem Dienstplan. Seit welches auf die speziellen Bewegungsab- Durch die Gymnastik sollen vor allem Bauch- August 2013 betreibt das Unternehmen ein läufe der Baustellen abgestimmt ist. Die und Rückenmuskulatur gestärkt werden. betriebliches Gesundheitsmanagement auf größte Herausforderung dieser Gesund- Hierzu wurden für jede Baustelle die not- seinen Baustellen – und hat es damit als heitsförderung bestand in der dezentralen wendigen Übungsgeräte angeschafft. Musterbetrieb in die bundesweit erschei- Organisationsstruktur des Bauunterneh- Mittlerweile sind alle Abteilungen in das nende Broschüre für Gesundheitsschutz mens mit seinen zahlreichen Baustellen an betriebliche Gesundheitsprogramm einge- der Krankenkasse AOK gebracht. unterschiedlichen Orten. bunden. Auch zukünftig soll das Thema Gesundheitsmanagement bei Heckmann hohe Priorität genießen. Weitere Schulun- gen für die Mitarbeiter sind in Planung. Gero Brandenburg, Christian Korte
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW 9 BEWEGUNG IM HAUS Ahle GmbH & Co. KG, Lindlar Foto: © Ahle GmbH & Co. KG B eim Thema „Betriebliche Gesundheits- förderung“ müssen viele kleine Unter- nehmen passen. „Keine Zeit, kein Budget“, richten, zum anderen ist AHLE FEDERN aufgrund der demografischen Entwicklung an einem langen Verbleib von körperlich gen Sicherheitsschuh auswählen zu kön- nen, Physiotherapie ausprobieren und sich über die richtige Gestaltung ihres Arbeits- lautet meist die Begründung. Wer jedoch möglichst fitten Kollegen interessiert. An- platzes informieren. beim oberbergischen Traditionsunterneh- der: „Wir mussten also handeln.“ men AHLE FEDERN anruft, wird eines Im selben Jahr startete Ahle eine Koopera- Besseren belehrt. „Geht nicht, gibt’s nicht“, In blinden Aktionismus wollte Ahle deshalb tion mit der Rehaktiv Engelskirchen GmbH, lautet ein Leitspruch des Automobilzu aber nicht verfallen und ging deshalb einem Spezialisten für die Gesundheitsför- lieferers, der eigentlich für die Entwicklung Schritt für Schritt vor. Zunächst ließ das derung. In fünf Fitnessstudios an den von neuen Produkten gelten sollte, aber Unternehmen unterstützt vom BGF seine Standorten Engelskirchen, Lindlar, Gum- mittlerweile auch für das Gesundheits Mitarbeiter Fragen rund um die Gesundheit mersbach, Wipperfürth und Meinerzhagen management zutrifft. Das hat der Spezialist beantworten. Rückenbeschwerden und kann die Belegschaft seitdem kostenlos für Bremsspeicher- und Tragfedern für sei- Stress zählten zu den Problemen, die am trainieren. Mit Trainern werden persönliche ne rund 150 Mitarbeiter so perfektioniert, häufigsten genannt wurden. Übungspläne erarbeitet. dass er im Mai 2014 den mit 3.500 Euro dotierten Gesundheitspreis der Kranken- Ahle gründete deshalb einen Arbeitskreis Im vergangenen Jahr bot Ahle erstmals kasse AOK sowie des Instituts für Betrieb- Gesundheit, der sich aus Vertretern von Nordic Walking Kurse an, Massagen, einen liche Gesundheitsförderung (BGF) erhielt. BGF, AOK, Werksarztzentrum, Betriebsrat Stresspiloten sowie Gesundheitstage mit „Ein solch strukturiertes System findet man und Geschäftsführung zusammensetzt, der Messung von Cholesterin, Blutzucker sonst nur bei großen Unternehmen“, sagte und sich viermal im Jahr trifft, um Maß- und Blutdruck. Beim Firmenlauf in Gum- Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorsit nahmen zur betrieblichen Gesundheits mersbach zeigten eine Ahle-Damen- und zender des Vorstandes der AOK Rheinland / förderung auf den Weg zu bringen. eine Herrenmannschaft Flagge. Einmal Hamburg bei der Laudatio. wöchentlich schaut zudem ein „Kümmerer“ Seitdem ist die Belegschaft ordentlich auf der Rehaktiv vorbei, um persönlich mit Mit- Der Weckruf kam 2007. „Wir stellten fest, Trab gekommen. Regelmäßig erfahren die arbeitern zu sprechen und diese zur Teil- dass wir verglichen mit der Branche und der Mitarbeiter in Seminaren wie sie Stress ab- nahme an den Programmen oder zum Gang Region einen höheren Krankenstand hat- bauen und ihren Rücken stärken können. In ins Fitnessstudio zu motivieren. ten“, erinnert sich Götz Peter Ander, tech- speziellen Schulungen erklären Experten, nischer Geschäftsführer des Unterneh- wie man richtig hebt und trägt. 2011 ließ „Wichtigstes Ziel war es für uns nicht, den mens. Das machte dem Mittelständler aus Ahle auf dem Firmengelände eigens für Krankenstand zu senken. Vorrangig geht es Lindlar aus gleich zwei Gründen Sorgen. eine ganze Woche ein Zelt aufbauen. Innen uns darum, die Mitarbeiter für ihre körper- Zum einen müssen viele seiner Mitarbeiter konnten die Mitarbeiter Betten testen, ih- lich anstrengende Arbeit fit zu halten.“ Die eine körperlich anstrengende Arbeit ver- ren Gang vermessen lassen, um den richti- Bemühungen ihres Arbeitgebers kommen bei der Belegschaft an. 15 Prozent der Mit- arbeiter konnten zur Teilnahme an den Trai- nings motiviert werden. Der Schnitt liegt laut BGF nur bei fünf bis sechs Prozent. Auch die AOK erkennt die Leistung des Mit- telständlers an und bezuschusst das Ge- sundheitsprogramm. „Ich bin beeindruckt, mit wie viel Weitblick und Konsequenz das Thema Mitarbeitergesundheit verfolgt wird“, sagte Laudator Buchwitz bei der Preisverleihung. Themenvielfalt, Kreativität in der Durchführung, sowie die systemati- sche und nachhaltige Umsetzung haben die Krankenkasse überzeugt. Eli Hamacher Sport wird bei AHLE FEDERN groß geschrieben.
10 BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW SO KOMMT DER „BETRIEB IN BEWEGUNG“ Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V., Bochum Foto: © IFK Am Anfang stehen so genannte Einzelcoa- chings, in denen die Mitarbeiter individuell betreut werden. „Hier ist immer viel los und die Arbeitsplätze sind platzbedingt nicht alle optimal im Sinne der Prävention aus- gestattet“, stellt sie fest. Denn bei begrenz- ten Räumlichkeiten für das Personal muss man versuchen, die Räume optimal auszu- nutzen. Das fängt bei einfachen Dingen an: Zum Bespiel können Gegenstände, die nicht häufig gebraucht werden, in einen Abstell- raum verlegt werden, um möglichst viele Ein Bildschirmarbeitsplatz wird durch die Fachberater analysiert. Freiräume zu schaffen. Eine ergonomische Ausgangssituation, die grundsätzlich für viele Betriebe mit wachsender Mitarbeiter- zahl typisch ist. N icht jedes kleine und mittlere Unter- nehmen, das mehr für die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter In der Praxis kümmert sich ein großes Team vorwiegend um die Innere Medizin. Auf- grund der Größe der Gemeinschaftspraxis Bei Krankenpflegerin Daniela Müller, die in der Dialyse-Station arbeitet, wird zum Bei- spiel sowohl der Arbeitsplatz am PC analy- tun möchte, kann gleich ein umfassendes zählen nicht nur Ärzte und Arzthelfer zum siert als auch die Haltung und Bewegungen betriebliches Gesundheitsmanagement Personal, sondern auch Angestellte in der bei der Versorgung von Patienten. Am aufbauen. Das Projekt „Betrieb in B ewe- Verwaltung und Haustechnik – ein breites Rechner können da schon mal Details wie g ung“ des in Bochum ansässigen Bundes- Anwendungsgebiet für die Physiothera- Bewusstsein für die Gesundheit, aber auch verbandes selbständiger Physiothera peuten des IFK, die sich um die Umsetzung für andere Betriebe ist das Projekt sehr in- peuten – IFK e. V. ist so eine M öglichkeit, des Projektes kümmern. „Häufig muss alles teressant, um die Mitarbeiter zu motivieren unkompliziert mit der Gesundheitsförderung schnell schnell gehen und man kann sich und die Gesundheit zu stärken.“ Ähnlich zu starten. als Mitarbeiter keine Zeit für seine Gesund- sieht das Dr. med. Evelyn Luhrenberg, die heit nehmen. Oft fehlt die umfassende ei- das Projekt in die Praxis holte. Sie lobt den Mit Betrieb in Bewegung haben der IFK und gene Körperwahrnehmung. Dabei benötigt Ansatz zur Vorbeugung und Abklärung be- sein Partner auf Seiten der gesetzlichen man oft nur einen kleinen Anschub. Denn rufsbedingter Erkrankung und Fehlhaltun- Krankenkassen, die BARMER GEK, ein bun- einige haben durchaus das grundsätzliche gen: „Ich finde das Konzept sehr gut, weil desweit nutzbares Präventionsprojekt im Verständnis, aber auf die konkrete Umset- es für die Mitarbeiter sehr motivierend ist Bereich der betrieblichen Gesundheitsvor- zung kommt meistens keiner alleine“, be- und es auch zeigt, dass sich die Vorgesetz- sorge für kleine und mittlere Betriebe ent- schreibt die Physiotherapeutin Anke Wink- ten um ihre Mitarbeiter kümmern.“ Auf wickelt. Am Beispiel der Fachinternisti- ler die Ausgangssituation, die sich so in Dauer, so ist Dr. Luhrenberg überzeugt, schen Gemeinschaftspraxis in Witten wird nahezu jedem kleinen und mittleren Unter- würden sich dadurch wahrscheinlich auch gezeigt, wie das Projekt konkret vor Ort nehmen wiederfindet. weniger Krankentage ergeben – alle profi- umgesetzt wird. tieren also in vielerlei Hinsicht. Physiotherapeuten sind dabei als Betreuer des Projekts gute Ansprechpartner: „Wir Am anderen Ende des Flurs in der Praxis arbeiten alltäglich mit Personen, die zum arbeitet Christine Köthe. Im kleinen Labor Beispiel durch ihre Arbeit Rückenschäden ist zwischen PC-Arbeitsplatz und Zentrifu- erlitten haben“, so Anke Winkler, „dadurch ge nur wenig Platz. „Im Alltag denken wir können wir wertvolle Tipps und Anleitun- eigentlich wenig über unsere eigene Ge- gen geben, wie man sinnvoll langfristig sundheit nach. Jetzt achte ich mehr darauf, vorbeugen kann.“ wie ich mich bewege“, erzählt Arzthelferin Arzthelferin Christine Köthe. Hier im kon- kreten Fall stört ein Drucker die Beinfreiheit und verhinderte eine günstige Körperhal- tung beim Sitzen. Ins Protokoll kommt, dass der Drucker zum Beispiel auf ein separates
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT – BEST PRACTICE AUS NRW 11 Brett oberhalb des Tisches kommen könnte. Was ferner immer zu einer Einzelcoa- ching-Analyse gehört: Fragen. Sowohl vom Physiotherapeuten über die individuellen Beschwerden als auch freie Fragen der Coaching-Teilnehmer an den Physiothera- peuten. „Ich finde das hier eine super Idee“, so Christine Köthe, „weil wir uns als Mitar- beiter auch wertgeschätzt fühlen.“ Schließlich schaut sich Physiotherapeutin Anke Winkler noch den Arbeitsbereich von Haustechniker Detlef Poetzel an. „Man kann nur dazulernen“, gibt sich Poetzel of- fen. „Man gewöhnt sich ja immer gewisse Bewegungsabläufe an, ohne groß darüber nachzudenken. Hier bekommen wir neue Denkanstöße.“ Ein Beispiel ist die Arbeit im Lager, wo häufig Kartons mit Vorratsuten- silien umgeladen werden müssen. Ein Las- tenaufzug bringt die Waren in den Keller. Wie es dann weitergeht, hängt von Detlef Poetzel ab. Im Einzelcoaching zeigt die Physiotherapeutin, wie man allzu große punktuelle Belastungen auf die Wirbel ver- meidet. Und schon nach kurzer Zeit kann Detlef Poetzel sagen: „Alles klar, abgespei- chert habe ich schon: Ich muss mehr mit IMPRESSUM den Beinen machen. Mehr in die Knie gehen oder mich mal beim Umladen abstützen.“ Das Projekt Betrieb in Bewegung geht in nachahmenswerter Weise auf die Bedürf- nisse der Unternehmer und Mitarbeiter ein, HERAUSGEBER so dass alle Beteiligten vom Projekt profi- tieren. IHK NRW – Die Industrie- und Handelskammern Thomas Majchrzak, Raphael Jonas in Nordrhein-Westfalen e. V. Marienstraße 8 40212 Düsseldorf Bei dem vorliegenden Beispiel handelt es sich www.ihk-nrw.de um ein Beispiel von vielen. Viele – auch regional verankerte – Gesundheitsdienstleister bieten ähnliche Programme an. Unter anderem die vielfältigen regionalen Veranstaltungen der REDAKTION Industrie- und Handelskammern zum Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ die- Gregor Werkle nen dazu, Anbieter und Nachfrager zusammen- IHK Mittlerer Niederrhein zubringen. Nordwall 39 47798 Krefeld 02151 635-353 02151 635-44353 werkle@krefeld.ihk.de
ANSPRECHPARTNER FÜR DIE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT UND DAS THEMA „BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT“ Stand: November 2014 IHK Aachen Ellen Lenders, 0241 4460-146, 241 4460-55146, ellen.lenders@aachen.ihk.de Theaterstraße 6–10, 52062 Aachen | Tel. 0241 4460-0 | www.aachen.ihk.de IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland Stephan Britten , 02931 878-271, 02931 878-285, britten@arnsberg.ihk.de Königstraße 18-20, 59821 Arnsberg | Tel. 02931 878-0 | www.ihk-arnsberg.de IHK Ostwestfalen zu Bielefeld Uwe Lück, 0521 554-108, 0521 554-5108, u.lueck@ostwestfalen.ihk.de Elsa-Brändström-Str. 1–3, 33602 Bielefeld | Tel. 0521 554-0 | www.ostwestfalen.ihk.de IHK Bonn / Rhein-Sieg Heiko Oberlies, 0228 2284-138, 0228 2284-221, oberlies@bonn.ihk.de Bonner Talweg 17, 53113 Bonn | Tel. 0228 2284-0 | www.ihk-bonn.de IHK Lippe zu Detmold Frank Lumma, 05231 7601-28, 05231 7601-8028, lumma@detmold.ihk.de Leonardo-da-Vinci-Weg 2, 32760 Detmold | Tel. 05231 7601-0 | www.detmold.ihk.de IHK zu Dortmund Ulf Wollrath, 0231 5417-280, 0231 5417-105, u.wollrath@dortmund.ihk.de Märkische Straße 120, 44141 Dortmund | Tel. 0231 5417-0 | www.dortmund.ihk24.de Niederrheinische IHK Maike Fritzsching, 0203 2821-286, 0203 2821-356, fritzsching@niederrhein.ihk.de Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg Mercatorstraße 22-24, 47051 Duisburg | Tel. 0203 2821-0 | www.ihk-niederrhein.de IHK zu Düsseldorf Sabine Schindler, 0211 3557-432, 0211 3557-379, schindler@duesseldorf.ihk.de Ernst-Schneider-Platz 1 | 40212 Düsseldorf | Tel. 0211 3557-0 | www.duesseldorf.ihk.de IHK für Essen, Mülheim an der Ruhr, Guido Zakrzewski, 0201 1892-220, 0201 1892-172, guido.zakrzewski@essen.ihk.de Oberhausen zu Essen Am Waldthausenpark 2, 45127 Essen | Tel. 0201 1892-0 | www.essen.ihk24.de Südwestfälische IHK zu Hagen Tobias Rau, 02331 390-355, 02331 390-305, rau@hagen.ihk.de Bahnhofstraße 18, 58095 Hagen | Tel. 02331 390-0 | www.sihk.de IHK Köln Timo Knauthe, 0221 1640-576, 0221 1640-580, timo.knauthe@koeln.ihk.de Unter Sachsenhausen 10–26, 50667 Köln | Tel. 0221 1640-0 | www.ihk-koeln.de IHK Mittlerer Niederrhein Gregor Werkle, 02151 635-353, 02151 635-44353, werkle@krefeld.ihk.de Nordwall 39, 47798 Krefeld | Tel. 02151 635-0 | www.mittlerer-niederrhein.ihk.de IHK Mittleres Ruhrgebiet Raphael Jonas, 0234 9113-148, 0234 9113-348, jonas@bochum.ihk.de Ostring 30–32, 44787 Bochum | Tel. 0234 9113-0 | www.bochum.ihk.de IHK Nord Westfalen Bernd Sperling, 0251 707-214, 0251 707-8214, sperling@ihk-nordwestfalen.de Sentmaringer Weg 61, 48151 Münster | Tel. 0251 707-0 | www.ihk-nordwestfalen.de IHK Siegen Rudolf König gen. Kersting, 0271 3302-320, 0271 3302-400, rudolf.koenig@siegen.ihk.de Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen | Tel. 0271 3302-0 | www.ihk-siegen.de IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid Hugo Sattler, 0202 2490-500, 0202 2490-999, h.sattler@wuppertal.ihk.de Heinrich-Kamp-Platz 2, 42103 Wuppertal (Elberfeld) | Tel. 0202 2490-0 | www.wuppertal.ihk24.de
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