Betrachtungen zur Reaktivierung der aufgelassenen Eisenbahnstrecke Laa an der Thaya - Hevlín
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Betrachtungen zur Reaktivierung der aufgelassenen Eisenbahnstrecke Laa an der Thaya - Hevlín Entwicklung von Maßnahmen auf Basis des erhobenen Ist-Zustandes und deren Auswirkungen Diplomarbeit Sommersemester 2019 Philipp Hubalik, BSc 1710694808 Betreuung: FH-Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Frank Michelberger, EURAIL-Ing. Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.at
Vorwort Die vorliegende Diplomarbeit entstand in der Zeit von Oktober 2018 bis Juli 2019 im Rahmen meines Master-Studiums der Bahntechnologie und Management von Bahnsystemen an der Fachhochschule St. Pölten. Da ich beruflich bei einem privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen im Güterverkehr tätig bin und daher mit neu in Betrieb genommenen Strecken erst dann zu tun habe, wenn Eisenbahnverkehrsunternehmen die Strecke befahren können, hat es mich sehr interessiert, die für eine Streckenreaktivierung notwendigen Abläufe und Maßnahmen zu erheben und gewissenhaft darzustellen. Das Ziel der Arbeit ist es, die notwendigen Maßnahmen sowie den Nutzen der Streckenreaktivierung zwischen Laa an der Thaya und Hevlín auszuarbeiten. An dieser Stelle möchte ich mich bedanken bei ◼ meinem Betreuer, Herrn FH-Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Frank Michelberger, EURAIL-Ing. für seine unkomplizierte und stets bemühte Betreuung. Herr Michelberger hat mich während des Verfassens der Diplomarbeit sehr gut unterstützt und mir immer wieder neue Inputs zur weiteren Ausarbeitung des Themas gegeben. ◼ Herrn Andreas Zimmer, MBA für seine verlässliche und ebenso sehr bemühte Betreuung. Herr Zimmer konnte mich vor allem bei der Erhebung des aktuellen Standes auf dem zu reaktivierenden Streckenabschnitt sowie auf den in Betrieb stehenden, grenzüberschreitenden Eisenbahnstrecken unterstützen. ◼ Herrn Dipl.-Ing. Christian Popp für seine fachliche Unterstützung und Hilfestellung. Herr Popp konnte mir vor allem einige Hintergrundinformationen und Rahmenbedingungen des Projektes, die für die Verfassung meiner Diplomarbeit sehr wichtig waren, näherbringen. ◼ Herrn Martin Rettenbacher, BSc für seine kollegiale Unterstützung. Herr Rettenbacher konnte mich aufgrund seines fachlichen Wissens vor allem bei dem Thema „Einreichplanung von Eisenbahnprojekten“ unterstützen. ◼ meiner Familie sowie meiner Freundin, die mir immer mit guten Ratschlägen zur Seite standen und jederzeit Verständnis für das Schreiben meiner Diplomarbeit hatten. 1 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Erklärung zur Veröffentlichung Der Autor erklärt sich damit einverstanden, dass die FH St. Pölten die vorliegende Arbeit in geeigneter Weise unter Nennung des Autors bzw. in der vorliegenden Originalform als .pdf- Datei oder in gedruckter Form veröffentlichen darf. Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbständig angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher noch in ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. 2 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Zusammenfassung Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Betrachtungen zur Reaktivierung der aufgelassenen Eisenbahnstrecke Laa an der Thaya – Hevlín“. Im Zuge dieser Arbeit wurde der aktuelle Stand des am Ende des zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 aufgelassenen, grenzüberschreitenden Streckenabschnittes Laa an der Thaya – Hevlín erhoben, die notwendigen Maßnahmen für eine mögliche Reaktivierung beschrieben und der Nutzen für die Region sowie für den grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr dargestellt. Um die Strecke wieder reaktiveren zu können, muss zuerst ein politischer Konsens hergestellt werden. Danach müssen im Zuge einer Einreichplanung diverse Gutachten, Genehmigungen und Überprüfungen eingeholt werden und bei der zuständigen Behörde eingereicht werden. Sobald der notwendige Baubescheid beider Staaten vorhanden ist, kann die Bauumsetzung geplant werden. Die Reaktivierung dieses Streckenabschnittes soll vor allem einen Nutzen zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs in der Region sowie für den grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr als Umleitungsstrecke und zusätzliche Alternative zu den bereits bestehenden Eisenbahnstrecken bringen. Abstract The present paper deals with the topic “Considerations to reactivate the disused railway line between Laa an der Thaya and Hevlín”. The main parts of this paper are the survey of the current state on the line between Laa an der Thaya and Hevlín which was discontinued at the end of the 2nd world war in the year 1945, the measures which are necessary to reactivate this railway line and the use for the region and the transboundary railway traffic between Austria and the Czech Republic. To be able to reactivate this railway line again there are a lot of measures that have to be taken. First of all there has to be a political consensus which is the basis for the further reports, permits and inspections. The results of the mentioned methods have to be submitted to the authority to get the building permit. The main uses of this project are the consolidation of public transport in the region and the possibility to use this railway line as an alternative line for cross-border traffic when there are route interruptions or construction works on the other lines between Austria and the Czech Republic. 3 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .................................................................................................................. 6 1.1 Erläuterung der Problemstellung ...................................................................................... 6 1.2 Forschungsfrage ............................................................................................................... 7 1.3 Methoden .......................................................................................................................... 7 1.4 Abstecken des Untersuchungsraumes ............................................................................. 8 2 Erhebung der Ist-Situation auf der Strecke ............................................................ 9 2.1 Vorhandene Infrastruktur in Österreich und Tschechien .................................................. 9 2.1.1 Bahnhof Laa an der Thaya ................................................................................... 9 2.1.2 Strecke 11601 Wien Matzleinsdorf-Laxenburg – Laa an der Thaya .................. 11 2.1.3 Bahnhof Hevlín ................................................................................................... 13 2.1.4 Strecke 245 Hrusovany nad Jevisovkou – Hevlín .............................................. 15 2.2 Eisenbahnverkehr auf der Strecke ................................................................................. 17 2.3 Einstellung des Streckenabschnittes Laa an der Thaya – Hevlín .................................. 18 3 Überblick über den derzeitigen grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr zwischen Österreich und Tschechien ................................................................... 23 3.1 Nordbahn Wien - Breclav ............................................................................................... 23 3.1.1 Personen- und Güterverkehr auf der Nordbahn ................................................. 24 3.1.2 Auslastung/Bedeutung (Gegenwart+Zukunft) .................................................... 24 3.2 Nordwestbahn Wien – Znojmo ....................................................................................... 25 3.2.1 Personen- und Güterverkehr auf der Nordwestbahn ......................................... 26 3.2.2 Auslastung/Bedeutung (Gegenwart+Zukunft) .................................................... 27 3.3 Franz-Josefs-Bahn Wien – Gmünd - Ceske Budejovice ................................................ 28 3.3.1 Personen- und Güterverkehr auf der Franz-Josefs-Bahn .................................. 29 3.3.2 Auslastung/Bedeutung (Gegenwart+Zukunft) .................................................... 29 3.4 Summerauer Bahn Linz – Summerau – Ceske Budejovice ........................................... 30 3.4.1 Personen- und Güterverkehr auf der Summerauer Bahn .................................. 30 3.4.2 Auslastung/Bedeutung (Gegenwart+Zukunft) .................................................... 31 4 Die Untersuchung einer möglichen Reaktivierung des Streckenabschnittes Laa an der Thaya - Hevlín................................................................................................... 32 4.1 Grundlagen ..................................................................................................................... 32 4.2 Der Weg von der Einreichplanung bis zur Bauumsetzung (zeitlich abfolgend) ............. 33 4.2.1 Stakeholder-Analyse .......................................................................................... 33 4.2.2 Politischer Konsens ............................................................................................ 37 4.2.3 Erstellung eines Vorprojektes ............................................................................. 37 4.2.4 Übereinkommen zwischen Österreich und Tschechien ..................................... 38 4.2.5 Aufnahme in den Rahmenplan ........................................................................... 38 4.2.6 Planungsauftrag ................................................................................................. 39 4 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
4.2.7 Umweltverträglichkeitsprüfung ........................................................................... 39 4.2.8 Eisenbahnrechtliche Genehmigung ................................................................... 41 4.2.9 Einreichung bei der zuständigen Behörde ......................................................... 43 4.2.10 Grundstückseinlösung ........................................................................................ 43 4.2.11 Bauausschreibung und Vergabe der Bauleistungen .......................................... 44 4.2.12 Bauumsetzung und Inbetriebnahme .................................................................. 45 4.3 Zeitplan ........................................................................................................................... 45 4.4 Notwendige bauliche Maßnahmen für eine Reaktivierung ............................................. 45 4.4.1 Unterbau ............................................................................................................. 46 4.4.2 Oberbau .............................................................................................................. 47 4.4.3 Brückenbau......................................................................................................... 47 4.4.4 Energieversorgung ............................................................................................. 47 4.4.5 Sicherungstechnik .............................................................................................. 48 4.4.6 Sonstige Schnittstellen SZDC/ÖBB-Infrastruktur AG ......................................... 49 4.5 Kostenziel ....................................................................................................................... 49 4.6 Volkswirtschaftliche Bedeutung ...................................................................................... 52 4.7 Mögliche Verkehrsszenarien im Personen- und Güterverkehr ...................................... 58 4.7.1 Personenverkehr ................................................................................................ 58 4.7.2 Güterverkehr ....................................................................................................... 61 5 Conclusio ................................................................................................................ 63 5 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
1 Einleitung 1.1 Erläuterung der Problemstellung Europa verfügt über ein gut vernetztes Eisenbahnsystem mit einer, bis auf wenige Ausnahmen wie beispielsweise Finnland oder Russland, einheitlichen Spurweite von 1435 Millimeter. Sowohl früher als auch in der heutigen Zeit, war und ist die Eisenbahn eines der wichtigsten Verkehrsmittel für den Transport von Personen und Gütern im Inland, aber auch im grenzüberschreitenden Verkehr ins Ausland. Nach der Gründung der Europäischen Union und dem mit dem Schengen-Abkommen vereinbarten Wegfall der Kontrollen an den Grenzübergängen rückten die europäischen Länder noch ein Stück weiter zusammen. Somit konnte einem der wichtigsten Hauptziele, nämlich einen freien Personen- und Warenverkehr sicherzustellen, nachgekommen werden. Von dieser Verbesserung sollten auch Städte und Ortschaften profitieren, die in einem grenznahen Gebiet liegen. Die Bewohner können dabei die Grenze mit dem Auto oder der Eisenbahn überschreiten, ohne an der Grenze kontrolliert zu werden. Trotz dieser enormen Erleichterung für den Eisenbahnverkehr gibt es heute einige grenzüberschreitende Strecken in der Europäischen Union zum Teil gar nicht mehr. Vor allem während des zweiten Weltkrieges wurden viele Eisenbahnstrecken zerstört und in weiterer Folge nicht mehr aufgebaut. Manche Strecken sind heute noch vorhanden, jedoch wurde der grenzüberschreitende Verkehr eingestellt. Eines der im vorherigen Absatz erwähnten Schicksale hat auch die ursprünglich durch die kaiserlich-königliche private Staatseisenbahngesellschaft (StEG) erbaute Eisenbahnstrecke Wien – Brno über Laa an der Thaya und Hevlín getroffen. Die Strecke wurde im Jahr 1945 infolge des Eisernen Vorhangs unterbrochen und seither nicht mehr reaktiviert. Heute sind nur mehr die Streckenabschnitte Wien – Laa an der Thaya und Hevlín – Brno vorhanden, der kurze Streckenabschnitt zwischen Laa an der Thaya und Hevlín jedoch nicht mehr. Eine eventuelle Reaktivierung dieser Strecke würde nicht nur die Region in diesem Grenzgebiet stärken, sondern auch einen großen Nutzen für den gesamten grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr in Form einer weiteren Alternative zu den bestehenden Eisenbahnstrecken zwischen Österreich und Tschechien haben. 6 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Mit dieser Diplomarbeit soll daher untersucht werden, ob und mit welchem finanziellen und baulichen Aufwand das Teilstück zwischen Laa an der Thaya und Hevlín reaktiviert werden kann und welchen Nutzen diese Reaktivierung für die Region und den grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr zwischen Österreich und Tschechien haben kann. 1.2 Forschungsfrage Die gestellten Forschungsfragen lauten: ◼ „Wie ist der aktuelle Zustand der aufgelassenen Eisenbahnstrecke Laa an der Thaya – Hevlín? ◼ Ist es sinnvoll und machbar, die Strecke zu reaktivieren und welche Maßnahmen müssen dafür getroffen werden? ◼ Welchen Nutzen kann eine Reaktivierung dieser Strecke für die Region und den grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr zwischen Österreich und Tschechien haben?“ 1.3 Methoden Zu Beginn dieser Diplomarbeit soll vor allem auf den aktuellen Stand der Strecke Wien – Brno sowie auf einen Überblick über den derzeitigen grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Österreich und Tschechien eingegangen werden. Die Informationen und Daten hierfür werden mit Hilfe eines Lokalaugenscheins vor Ort, Lageskizzen und Beschreibungen der Infrastrukturbetreiber sowie Recherche im Internet und in Bachelorarbeiten erhoben. Der Hauptteil der Diplomarbeit besteht aus den Behandlungen der Fragestellungen, ob es sinnvoll und machbar ist, die Strecke zu reaktivieren und welche Maßnahmen dafür getroffen werden müssten beziehungsweise (bzw.) welchen Nutzen eine Reaktivierung des Streckenabschnittes Laa an der Thaya – Hevlín für die Region und den grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr haben kann. Die dafür notwendigen Informationen werden hauptsächlich durch Experteninterviews und Recherche in Gesetzen und dem Internet erhoben. Um den Nutzen des Projektes bewerten zu können, wird auf im Zuge des Studiums erlernte Methoden zurückgegriffen. 7 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
1.4 Abstecken des Untersuchungsraumes Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird nur auf das Thema der Reaktivierung des Streckenabschnitts Laa an der Thaya – Hevlín eingegangen. Inhaltlich wird, wie bereits beschrieben, auf die Aufarbeitung des Ist-Standes, die notwendigen Maßnahmen für eine Reaktivierung sowie auf den möglichen volkswirtschaftlichen Nutzen dieser Reaktivierung das Hauptaugenmerk gelegt. Aufgrund der verfügbaren Datenlage beschäftigt sich diese Diplomarbeit in allen nachfolgenden Kapiteln schwerpunktmäßig mit dem österreichischen Teil der möglichen Streckenreaktivierung. Sofern es die Datenlage zulässt, wurden auch Informationen von der tschechischen Seite eingearbeitet. Vor allem das Hauptthema im Kapitel 4 wird aus Sicht der österreichischen Situation ausgeführt. Um die Gesamtheit des Projektes nicht außer Acht zu lassen, werden für die tschechische Seite teilweise Annahmen getroffen. Eine räumliche Abgrenzung erfolgt auch zu dem angrenzenden Streckenabschnitt Hevlín – Hrusovany nad Jevisovkou. Auf diesem Streckenabschnitt wurde der Eisenbahnverkehr im Jahr 2010 eingestellt – die Gleisanlagen sind noch vorhanden. Dieser Streckenabschnitt wird in dieser Diplomarbeit jedoch nur überblicksmäßig vorgestellt und behandelt. 8 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
2 Erhebung der Ist-Situation auf der Strecke 2.1 Vorhandene Infrastruktur in Österreich und Tschechien 2.1.1 Bahnhof Laa an der Thaya Die niederösterreichische Stadt Laa an der Thaya stellt derzeit auf der österreichischen Seite den Endpunkt der von Wien kommenden „Laaer Ostbahn“ dar. Die Stadt zählt derzeit rund 6.200 Einwohner inklusive Katastralgemeinden. Nicht zuletzt durch den Fall des Eisernen Vorhangs wächst die Grenzstadt Laa an der Thaya kontinuierlich. Schnelle und regelmäßige Verbindungen nach Wien, Freizeiteinrichtungen wie die Therme Laa, eine gut ausgebaute städtische Infrastruktur und ein ebenfalls geschichtsträchtiges und lebenswertes Umfeld, nämlich das Weinviertel, führen zum Erfolg und Wachstum der Stadt Laa an der Thaya.1 Die Stadt Laa an der Thaya nimmt daher einen wichtigen Stellenwert auf der einstigen Bahnstrecke zwischen Wien und Brno ein. In Österreich befindet sich der Bahnhof Laa an der Thaya an der Strecke 11601 Wien Matzleinsdorf-Laxenburg – Laa an der Thaya der Österreichische Bundesbahnen-Infrastruktur AG (ÖBB). Das Streckenende Richtung Hevlín befindet sich im Kilometer (km) 83,587 auf dem Gleis 1b des Bahnhofes Laa an der Thaya und ist mit einem Prellbock versehen. Das Gleis wird zum Ausziehen von Zugsgarnituren sowie zum Abstellen von Triebwagen verwendet. Der Bahnhof Laa an der Thaya verfügt über vier Hauptgleise, in denen Züge als Zugfahrten von Wien und Zellerndorf kommend ein- und ausfahren können. Am Nordkopf des Bahnhofs sind lediglich „Fahrwegende“-Tafeln aufgestellt, die das Ende der jeweiligen Einfahrgleise darstellen. Die restlichen Gleise sind Nebengleise, die teilweise mit Verschubsignalen oder Sperrschuhen abgesichert sind. Die Hauptgleise 101 und 105 sind mit Bahnsteigkanten mit einer Höhe von 55 Zentimetern (cm) und einer Länge von 190 Metern (m) versehen. Der Zugang zu diesem Bahnsteig erfolgt über einen schienengleichen Zugang (siehe Abbildung 1). Der Bahnhof Laa an der Thaya ist mit zwei Fahrdienstleiterinnen oder Fahrdienstleitern besetzt, die das mechanische Stellwerk der Bauart 5007 bedienen. 1 Internet [1]: https://www.laa.at/de/Leben_Wohnen/Interessantes_Wissenswertes/Katastralgemeinden (24. Mai 2019) 9 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Abbildung 1: Ausschnitt aus der Lageskizze Bahnhof Laa an der Thaya 2 Auf der Abbildung 1 sind die Gleisanlagen des Bahnhofes Laa an der Thaya erkennbar. Zusätzlich zu der Strecke 11601 aus Wien trifft in Laa an der Thaya auch noch die Strecke 18701 „Pulkautalbahn“ aus Zellerndorf ein. Es handelt sich hierbei um eine nicht elektrifizierte Strecke, die derzeit nur mehr von Güterzügen befahren wird. Die im Bahnhof Laa an der Thaya stationierte Verschubreserve bedient dabei mehrmals täglich das, an der Pulkautalbahn in Pernhofen-Wulzeshofen gelegene, Werk des Unternehmens Jungbunzlauer.3 Die folgende Abbildung zeigt ein aktuelles Foto des Bahnhofes Laa an der Thaya. Es handelt sich hierbei um eine moderne Verkehrsstation, die den heutigen Ansprüchen vor allem hinsichtlich der Barrierefreiheit und moderner Bahnhofsinfrastruktur entspricht. 2 Abbildung 1: Lageskizze Laa a.d.Thaya der ÖBB-Infrastruktur AG, 24. Mai 2019 3 Vgl. Lageskizze Laa an der Thaya, ÖBB-Infrastruktur AG, 24. Mai 2019 10 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
4 Abbildung 2: Bahnhof Laa an der Thaya 2.1.2 Strecke 11601 Wien Matzleinsdorf-Laxenburg – Laa an der Thaya Die bereits erwähnte Strecke 11601 „Laaer Ostbahn“ ist eine mit 15 Kilovolt (kV) und 16,7 Hertz (Hz) durchgehend elektrifizierte Eisenbahnstrecke zwischen Wien Matzleinsdorf- Laxenburg und Laa an der Thaya. Die Strecke ist zwischen Wien Matzleinsdorf-Laxenburg und Wolkersdorf zweigleisig und wird im Gleiswechselbetrieb mit der Fahrordnung „Rechts“ betrieben. Von Wolkersdorf über Mistelbach bis Laa an der Thaya ist die Strecke eingleisig. Auf der gesamten Strecke ist das Zugsicherungssystem punktuelle Zugbeeinflussung (PZB) verbaut, wobei zwischen Wien Simmering und Wien Süßenbrunn bereits zusätzlich das moderne Zugsicherungssystem European Train Control System (ETCS) installiert ist. Während zwischen Wien Matzleinsdorf-Laxenburg und Wien Süßenbrunn die maximale Streckenklasse D4 beträgt, ist ab Wien Süßenbrunn bis Laa an der Thaya nur mehr D3 möglich.5 4Abbildung 2: eigene Aufnahme (03. Juni 2019) 5Vgl. Streckentitelblatt 11601 W.Mat.Laxenburg (in Wbf)=Laa a.d.Thaya, ÖBB-Infrastruktur AG, 24. Mai 2019 11 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
6 Abbildung 3: Verlauf der Strecke 11601 6Abbildung 3: Auszug aus VzG-Streckenübersichtskarte 2018/2019 der ÖBB-Infrastruktur AG, 24. Mai 2019 12 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
2.1.3 Bahnhof Hevlín Der Streckenabschnitt Hevlín – Brno wird von dem tschechischen Infrastrukturbetreiber Správa železniční dopravní cesty (SZDC) betrieben und als Kursbuchstrecke 245 verwaltet. Die Strecke ist nicht elektrifiziert, der Personenverkehr zwischen Hevlín und Hrusovany nad Jevisovkou wurde am 30. Juni 2010 zur Gänze eingestellt.7 Hevlín ist eine kleine Gemeinde im Verwaltungsbezirk Znojmo und liegt direkt an der Bahnlinie. Der Bahnhof Hevlín liegt am nordöstlichen Rand der Stadt und verfügt über zwei Hauptgleise sowie ein Nebengleis mit Prellbock.8 9 Abbildung 4: Der Bahnhof Hevlín Der Eisenbahnverkehr wurde, wie bereits oben erwähnt, im Jahr 2010 eingestellt. Anhand von Fahrplanaufzeichnungen der tschechischen Staatsbahn Ceske drahy (CD) aus dem Fahrplanjahr 2007/2008 erkennt man, dass in diesem Fahrplanjahr noch bis zu 15 7 Internet [2]: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Wien%E2%80%93Brno (15. Juni 2019) 8 Eigene Beobachtungen im Zuge des Lokalaugenscheins am 3. Juni 2019 9 Abbildung 4: Internet [3]: https://www.openrailwaymap.org/ (15. Juni 2019) 13 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Regionalzugpaare zwischen Hrusovany nad Jevisovkou und Hevlín verkehrten. In Hrusovany nad Jevisovkou bestand in weiterer Folge Anschluss zu Zügen Richtung Brno.10 Heute zeigt sich der Bahnhof Hevlín in einem Zustand, an dem seit der Einstellung des Personenverkehrs nichts mehr verändert wurde. Die Bahnhofsanlagen mit Bahnsteigen, Gleisanlagen, Aufnahmegebäude, Eisenbahnkreuzungsanlagen sowie diversen Beschilderungen sind noch zur Gänze vorhanden und sichtbar. 11 Abbildung 5: Bahnhof Hevlín - Blickrichtung Hrusovany nad Jevisovkou Auf den Abbildungen 5 und 6 sind aktuelle Aufnahmen aus dem Bahnhof Hevlín zu sehen. Wie bereits beschrieben, liegt der Verdacht nahe, dass sämtliche Instandhaltungs- und Wartungsmaßnahmen an und entlang der Bahnanlagen seitens des Infrastrukturbetreibers SZDC nach der letzten Zugfahrt eingestellt wurden.12 10 Vgl. Tabellenfahrpläne der CD aus dem Fahrplanjahr 2007/2008, 15. Juni 2019 11 Abbildung 5: eigene Aufnahme (03. Juni 2019) 12 Eigene Beobachtungen im Zuge des Lokalaugenscheins am 3. Juni 2019 14 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
13 Abbildung 6: Aufnahmegebäude Bahnhof Hevlín 2.1.4 Strecke 245 Hrusovany nad Jevisovkou – Hevlín Die Kursbuchstrecke 245 verläuft heute zwischen dem Knotenbahnhof Hrusovany nad Jevisovkou und Hevlín und wird von dem tschechischen Eisenbahninfrastrukturbetreiber SZDC betrieben. Im Bahnhof Hrusovany nad Jevisovkou trifft die Strecke auf die nur mehr sehr wenig befahrene Kursbuchstrecke 244 nach Brno sowie auf die regelmäßig befahrene Kursbuchstrecke 246 von Breclav nach Znojmo (siehe Abbildung 7). Auf der Kursbuchstrecke 245 nach Hevlín wurde der Personenverkehr am 30. Juni 2010 eingestellt. Es handelt sich bei dieser Strecke um eine eingleisige, nicht elektrifizierte Strecke. Die 6,741 km lange Strecke weist eine maximale Steigung von 7 Promille auf. Der Betrieb auf dieser Strecke wurde gemäß der Betriebsvorschrift D3 der Ceske drahy (CD) durchgeführt, zur Sicherung des Zugverkehrs wurde ein Track-Funksystem verwendet.14 13 Abbildung 6: eigene Aufnahme (03. Juni 2019) 14 Vgl. Bezeichnete Ausrüstung und bauliche Parameter der Strecke 245, SZDC, 15. Juni 2019 15 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
15 Abbildung 7: Verlauf der Kursbuchstrecke 245 15 Abbildung 7: Internet [4]: https://www.openrailwaymap.org/ (15. Juni 2019) 16 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
2.2 Eisenbahnverkehr auf der Strecke Der Eisenbahnverkehr gestaltet sich auf dem österreichischen und tschechischen Streckenabschnitt sehr unterschiedlich. Die Strecke zwischen Wien und Laa an der Thaya wird sowohl vom dichten Personennahverkehr als auch vom Güterverkehr geprägt. Laa an der Thaya ist heute Endpunkt von zwei Schnellbahnlinien. Die S2 verbindet Laa an der Thaya über Wien mit Mödling, die S7 verbindet Laa an der Thaya über Wien mit dem Flughafen Wien-Schwechat sowie Wolfsthal. Hinzu kommen in der Hauptverkehrszeit noch Regionalzüge von und nach Wien. Gemeinsam bieten die beiden Schnellbahnlinien tagsüber einen attraktiven Stundentakt zwischen Laa an der Thaya und Wien an. In der Hauptverkehrszeit wird sogar ein Halbstundentakt angeboten. Zum Einsatz kommen auf dieser Strecke moderne Doppelstockwendezüge sowie Desiro Mainline-Triebwagen der ÖBB. Zusätzlich zum starken Personenverkehr verkehren auf dieser Strecke auch noch einige Güterzüge.16 Hauptverantwortlich für den vergleichsweise starken Güterverkehr auf einer eingleisigen Stichstrecke ist die Firma Jungbunzlauer in Pernhofen-Wulzeshofen, die in erster Linie Zitronensäure herstellt. Das an der Pulkautalbahn gelegene Werk wird dabei mehrmals täglich von der in Laa an der Thaya stationierten Verschubreserve der Rail Cargo Austria bedient. Die Eingangs- und Ausgangszüge werden im Bahnhof Laa an der Thaya zerlegt bzw. zusammengestellt. Sowohl die Rohstoffe wie zum Beispiel (z.B.) Mais oder Chemikalien als auch Fertigprodukte wie z.B. Zitronensäure oder Gips werden per Bahn an- und abgeliefert. Die An- und Ablieferung der Waren erfolgt teilweise im Einzelwagenverkehr über den Wiener Zentralverschiebebahnhof Kledering, aber auch im Ganzzugverkehr. Der als Nebenprodukt aus der Herstellung von Zitronensäure anfallende Gips wird in Ganzzügen nach Liezen in die Steiermark transportiert. Somit werden jährlich ungefähr 400.000 Tonnen Güter mit der Bahn angeliefert bzw. abgeliefert.17 Bis zur Einstellung des Personenverkehrs auf dem tschechischen Streckenabschnitt zwischen Hrusovany nad Jevisovkou und Hevlín kamen in der Regel Triebwagen der CD-Baureihe 809 bzw. 810 zum Einsatz. Im Fahrplanjahr 2010 wurden an Werktagen maximal 10 Zugpaare mit diesen Triebwagen zwischen den beiden Bahnhöfen geführt.18 16 Eigene Beobachtungen im Zuge des Lokalaugenscheins am 03. Juni 2019 17 Quelle: Experteninterview mit einem Vertreter der Firma Jungbunzlauer (Name dem Autor bekannt), Werk Pernhofen, 03. Juni 2019 18 Internet [5]: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Wien%E2%80%93Brno (20. Juni 2019) 17 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
2.3 Einstellung des Streckenabschnittes Laa an der Thaya – Hevlín Der Streckenabschnitt Laa an der Thaya – Hevlín wurde in Folge der Errichtung des Eisernen Vorhangs im Jahr 1945 aufgelassen und abgetragen. Seit der Einstellung wurden der Personen- und Güterverkehr nicht mehr neu aufgenommen. In weiterer Folge wurde auch ein Großteil der Gleisanlagen abgebaut und so sind heute nur mehr wenige Relikte der damaligen Strecke sichtbar. Im Rahmen eines Lokalaugenscheins am 03. Juni 2019 wurden die Restbestände der Strecke in einem Protokollbericht dokumentiert und festgehalten. Auf der folgenden Abbildung ist der ehemalige Streckenverlauf zu erkennen. Die Strecke lief in einer Gerade aus dem Bahnhof Laa an der Thaya Richtung Hevlín. Unmittelbar nach dem Bahnhof Laa an der Thaya wurde die Staatsgrenze zwischen Österreich und Tschechien überschritten und danach die Thaya überquert. Kurz nach dieser Brücke erreichte die Strecke bereits den heutigen Bahnhof Hevlín. 19 Abbildung 8: Ehemaliger Streckenverlauf 19 Abbildung 8: Internet [6]: https://www.openrailwaymap.org/ (20. Juni 2019) 18 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Im Bahnhof Laa an der Thaya erinnert das Gleis 1b an die ehemalige Strecke nach Hevlín. Ab dem nördlichen Bahnhofskopf verläuft das Gleis 1b bis zum heutigen Streckenende bei Kilometer 83,587. Das 495 m lange, elektrifizierte Gleis wird heute hauptsächlich zum Abstellen von Triebwagengarnituren oder Güterwagen verwendet. Der Gleisabschluss wird mittels eines Prellbocks sichergestellt. Abbildung 9: Gleis 1b des Bahnhofes Laa an der Thaya (Streckenende) - Blickrichtung Wien 20 Abbildung 10: Prellbock auf Gleis 1b in km 83,587 (Streckenende) - Blickrichtung Hevlín 20 Abbildungen 9+10: eigene Aufnahmen (03. Juni 2019) 19 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Direkt hinter dem Prellbock lief die Trasse in einer Gerade weiter Richtung Hevlín. Bereits auf tschechischem Staatsgebiet sind noch die Fundamente der Thayabrücke auf beiden Ufern vorhanden. 21 Abbildung 11: Elemente der Thayabrücke kurz vor Hevlín - Blickrichtung Hevlín Ähnlich wie im Bahnhof Laa an der Thaya befindet sich auch im Bahnhof Hevlín ein Streckenende im Bahnhofsbereich. Es handelt sich hierbei um ein 100 m langes Gleis, dessen Gleisabschluss ebenfalls mit einem Prellbock gesichert ist. Direkt nach der Weiche ist im Bereich der Kreuzung mit der Straße 4157 noch eine Eisenbahnkreuzung, mit Vollschranken gesichert, vorhanden. 21 Abbildung 11: eigene Aufnahme (03. Juni 2019) 20 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Abbildung 12: Streckenende kurz nach dem Bahnhof Hevlín - Blickrichtung Laa an der Thaya 22 Abbildung 13: Schrankenanlage im Bereich des südlichen Bahnhofskopfs Hevlín 22 Abbildungen 12+13: eigene Aufnahmen (03. Juni 2019) 21 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Abschließend ist zu sagen, dass die in den Abbildungen 9-13 gezeigten Anlagen die letzten Relikte und Hinweise auf den ehemaligen Streckenabschnitt Laa an der Thaya – Hevlín sind. Eine umfassende Dokumentation des derzeitigen Standes der aufgelassenen Eisenbahnstrecke Laa an der Thaya – Hevlín ist im Protokollbericht im Anhang dieser Diplomarbeit zu finden.23 23 Eigene Beobachtungen im Zuge des Lokalaugenscheins am 3. Juni 2019 22 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
3 Überblick über den derzeitigen grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr zwischen Österreich und Tschechien Der grenzüberschreitende Eisenbahnverkehr zwischen Österreich und Tschechien wird heute über vier Eisenbahnstrecken abgewickelt. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der vorhandenen Infrastruktur und der Auslastung stark. In den folgenden Punkten wird jeweils kurz auf die Strecken, den Verkehr und die Zukunft jeder Strecke eingegangen. 3.1 Nordbahn Wien - Breclav Bei der Nordbahn handelt es sich um eine zweigleisige, elektrifizierte Strecke zwischen Wien Praterstern und Bernhardsthal bzw. dem Grenzbahnhof Breclav. Hervorgegangen aus der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn ist die Strecke heute Teil zweier Transeuropäischen Netze- Korridore (TEN-Korridore). Es sind dies der Baltisch-adriatische Korridor von Danzig nach Bologna sowie der Orient/Östliches Mittelmeer Korridor von Deutschland nach Griechenland bzw. Bulgarien.24 Die von der ÖBB-Infrastruktur AG betriebene Strecke 11401 ist zwischen Wien Praterstern und der Staatsgrenze nächst Bernhardsthal mit dem österreichischen Stromsystem für 15 kV und 16,7 Hz sowie zwischen der Staatsgrenze nächst Bernhardsthal und dem Bahnhof Breclav mit dem tschechischen Stromsystem für 25 kV und 50 Hz ausgerüstet. Die Nordbahn ist im gesamten Abschnitt mit dem punktuellen Zugbeeinflussungssystem PZB ausgerüstet, zwischen Wien Süßenbrunn und Bernhardsthal ist bereits ETCS Level 2 verbaut.25 Um die Strecke auch für die Zukunft fit zu machen, werden ab dem Jahr 2021 bis zum Jahr 2026, durch umfangreiche Baumaßnahmen, entlang der Strecke die zulässigen Geschwindigkeiten vor allem durch Auflassung von Eisenbahnkreuzungen erhöht werden.26 24 Internet [7]: https://infrastruktur.oebb.at/de/projekte-fuer-oesterreich/bahnstrecken/suedstrecke-wien- villach/ausbau-nordbahn/rund-um-die-planung (22. Juni 2019) 25 Vgl. Streckentitelblatt 11401 Wien Praterstern (in Nw)=Staatsgrenze nächst Bernhardsthal Fbf – (Breclav), ÖBB-Infrastruktur AG, 22. Juni 2019 26 Internet [8]: https://infrastruktur.oebb.at/de/projekte-fuer-oesterreich/bahnstrecken/suedstrecke-wien- villach/ausbau-nordbahn/rund-um-die-planung (22. Juni 2019) 23 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Der Grenzbahnhof liegt in der südmährischen Stadt Breclav. Der Bahnhof Breclav ist ein wichtiger Eisenbahnknoten, in dem sechs Eisenbahnlinien aus Wien, Praha und Bratislava, Prerov, Znojmo und Lednice zusammentreffen. Der Bahnhof besteht aus einem ausgedehnten Personen- und Güterbahnhof. Durch die zahlreichen Lokwechsel, Zusammenstellung und Auflösung von Güterzügen sowie dichtem Personenfern- und nahverkehr kommt es zu einer sehr starken Auslastung des Bahnhofes. 3.1.1 Personen- und Güterverkehr auf der Nordbahn Die Nordbahn ist die am Stärksten befahrene Eisenbahnstrecke zwischen Österreich und Tschechien. Der Personenverkehr besteht aus Schnellbahnverbindungen zwischen Wien und Gänserndorf, Regionalzugverbindungen zwischen Wien und Bernhardsthal bzw. Breclav sowie im Zwei-Stundentakt verkehrenden Railjet-Züge zwischen Graz und Praha und einigen Eurocity-Zügen zwischen Wien und Polen. Zusätzlich verkehren seit dem Fahrplanwechsel 2017/2018 auch vier Zugpaare des tschechischen Eisenbahnverkehrsunternehmens Regiojet zwischen Wien und Praha. Im österreichischen Abschnitt werden die Züge von dem Eisenbahnverkehrsunternehmen Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) geführt. Im Güterverkehr spielt die Strecke ebenfalls eine sehr wichtige Rolle. Durch die starke Industrie in Tschechien und Polen entfällt ein großer Anteil auf den Transport von diversen Rohstoffen Richtung Österreich, Italien und Slowenien. Somit bestimmen Kohle- und Erzzüge aus Polen zu den Stahlwerken in Linz und Leoben Donawitz, Holzzüge zu den holzverarbeitenden Betrieben in der Steiermark, Autoganzzüge nach Italien und Züge des Einzelwagenladungsverkehrs zwischen verschiedenen Güterbahnhöfen in Tschechien und Wien Zentralverschiebebahnhof das Bild. Während im Personenverkehr nur zwei Eisenbahnverkehrsunternehmen auf der Nordbahn unterwegs sind, befahren im Güterverkehr eine große Anzahl an Eisenbahnverkehrsunternehmen diese Strecke.27 3.1.2 Auslastung/Bedeutung (Gegenwart+Zukunft) Die Nordbahn gehört zu den am Stärksten ausgelasteten Eisenbahnstrecken in Österreich. Durch die Lage an zwei transeuropäischen Korridoren ist auch in Zukunft mit einer starken 27 Vgl. Hubalik, Philipp: Besonderheiten von Eisenbahn-Grenzbahnhöfen, 2016, Seiten 11-14 24 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Auslastung durch den internationalen Personen- und Güterverkehr zu rechnen. Insbesondere im Güterverkehr wird die schon heute stark nachgefragte Transitstrecke Breclav – Tarvisio Boscoverde durch die Fertigstellung des Semmering-Basistunnels und der Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt große Vorteile bringen. Der hohe Produktionsaufwand für die Eisenbahnverkehrsunternehmen in Form von zusätzlich zum Einsatz kommenden Triebfahrzeugen im Bereich des Semmerings und des Neumarkter Sattels fällt dann nahezu zur Gänze weg.28 Aus den genannten Gründen ist der Ausbau der Nordbahn auch im Rahmenplan der ÖBB- Infrastruktur AG enthalten. Der Rahmenplan ist eine Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und der ÖBB- Infrastruktur AG, welche Eisenbahnprojekte im Zeitraum 2018-2023 umgesetzt und finanziert werden. Der Ausbau der Nordbahn ist darin mit einem Investitionsvolumen von 606 Millionen € und einer Fertigstellung bis zum Jahr 2028 veranschlagt. Hauptbestandteile des Ausbaus sind die Fahrzeitverkürzung durch Geschwindigkeitsanhebung sowie die Erhöhung der Sicherheit durch die Auflassung von Eisenbahnkreuzungen.29 Das verheerende Thaya-March-Hochwasser im April 2006 führte damals zu einer mehrtätigen Unterbrechung der Nordbahn. Vor allem im Güterverkehr ist es dadurch zu großen Problemen gekommen, da Güterzüge großräumig über die Slowakei oder über die nicht ausreichend leistungsfähige Franz-Josefs-Bahn sowie die Summerauerbahn umgeleitet werden mussten. Speziell für solche Vorkommnisse könnte eine Reaktivierung der Strecke Laa an der Thaya- Hevlín zusätzliche Kapazitäten für Umleitungsverkehre schaffen.30 3.2 Nordwestbahn Wien – Znojmo Die Strecke 11201 der ÖBB-Infrastruktur AG verläuft von Wien Floridsdorf bis zur Staatsgrenze nächst Retz. Auf dem tschechischen Staatsgebiet verläuft die Strecke weiter über Satov nach Znojmo. Die Strecke ist im Abschnitt Floridsdorf – Stockerau zweigleisig 28 Quelle: Zimmer, Andreas: Experteninterview, ÖBB-Unternehmenszentrale Wien Hbf, 31. Mai 2019 29 Vgl. Rahmenplan 2018-2023, ÖBB-Infrastruktur AG, 28. Juni 2019 30 Quelle: Zimmer, Andreas: Experteninterview, ÖBB-Unternehmenszentrale Wien Hbf, 31. Mai 2019 25 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
ausgebaut, zwischen Stockerau und Znojmo ist die Strecke eingleisig. Die gesamte Strecke ist elektrifiziert und mit dem österreichischem Stromsystem 15 kV und 16,7 Hz ausgerüstet.31 Der 19 km lange Abschnitt zwischen Retz und Znojmo war zunächst nicht elektrifiziert. Der Personen- und Güterverkehr wurde daher mit Diesellokomotiven der ÖBB und der CD wechselweise abgewickelt. Im Rahmen des Projekts „Attraktivierung und Elektrifizierung der Eisenbahnverbindung Retz – Znaim“ wurde in zwei Stufen eine ökonomische Machbarkeitsstudie sowie eine Feasibility-Studie erstellt. Mit Hilfe dieser Studien wurde auf die Notwendigkeiten, die für eine elektrische Betriebsführung erforderlich sind sowie auf die dadurch entstehenden Kosten, eingegangen.32 Nachdem die Studien erfolgreich waren und die verantwortlichen Beteiligten bereit waren, die Gesamtinvestitionssumme von etwa 39 Millionen € bezahlen zu können, wurde im September des Jahres 2006 nach den eisenbahnrechtlichen Bewilligungen mit den Elektrifizierungsarbeiten auf dem österreichischen Streckenabschnitt begonnen. Die Gesamtinvestitionssumme von 39 Millionen € wurde mit rund 3,5 Millionen € von den ÖBB und mit rund 35,5 Millionen € von der CD getragen. Die Kosten beinhalten die Erneuerung der Gleisanlagen, der Sicherungstechnik, der Oberleitung, der Brücken- und Kunstbauten sowie der Telekommunikation. Nachdem ab Dezember 2006 bereits die ersten Zugpaare von Retz bis Satov verlängert werden konnten, wurde erst im Dezember 2009 aufgrund der umfassenden Erneuerung der Znaimer Brücke der durchgehende elektrische Betrieb zwischen Retz und Znojmo aufgenommen.33 Interessant dabei ist, dass der gesamte Streckenabschnitt zwischen Retz und Znojmo mit dem österreichischen Stromsystem ausgestattet wurde. Der Grund dafür ist, dass den Bahnhof Znojmo nur nicht elektrifizierte Strecken erreichen und somit eine Elektrifizierung mit dem österreichischen Stromsystem sinnvoller erschien. 3.2.1 Personen- und Güterverkehr auf der Nordwestbahn Durch die durchgehende Elektrifizierung mit dem österreichischen Stromsystem ist es heute möglich, mit allen Elektrolokomotiven und Elektrotriebwagen der ÖBB den Bahnhof Znojmo von Retz kommend zu erreichen. Die Bahnöfe Retz und Znojmo werden von Regionalzügen 31 Vgl. Streckentitelblatt 11201 Floridsdorf (in F)=Staatsgrenze nächst Retz – (Satov), ÖBB-Infrastruktur AG, 28. Juni 2019 32 Internet [9]: http://www.euregioforum.at/download/newsletter/nl_0404.pdf (30. Juni 2019) 33 Internet [10]: http://www.noe.gv.at/noe/62174_20-Oktober-2006-12-30-Start-der-Elektrifizierung-der- .html (30. Juni 2019) 26 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
der Relation Payerbach-Reichenau – Wien Meidling – Wien Floridsdorf – Retz – Znojmo bedient. An Wochentagen besteht tagsüber ein Stundentakt zwischen Payerbach-Reichenau bzw. Wiener Neustadt oder Wien und Retz. Im Zwei-Stundentakt werden die Regionalzüge über Retz hinaus nach Znojmo verlängert. In der Hauptverkehrszeit an Wochentagen verkehren die Regionalzüge im Halbstundentakt in der Lastrichtung zwischen Wien und Retz. Der gesamte Personenverkehr wird auf diesem Streckenabschnitt mit Doppelstockwendezügen sowie Elektrolokomotiven der Baureihen 10/1116 sowie 1144 abgewickelt.34 Der Bahnhof Retz hat auch für den Güterverkehr eine große Bedeutung. Durch das in Retz ansässige Unternehmen Maresch, das sich mit der Verarbeitung von Rundholz zu Schnittholz sowie Hackschnitzel und Sägespäne beschäftigt, ist das Frachtaufkommen im Güterverkehr auf dieser Strecke sehr hoch. Der Hauptrohstoff in Form von Rundholz wird auf Güterwagen verladen und hauptsächlich im Einzelwagenladungsverkehr von Wien Zentralverschiebebahnhof sowie auch von Tschechien über Znojmo und Satov nach Retz angeliefert. Die erzeugten Produkte wie Schnittholz oder Hackschnitzel werden ebenfalls per Bahn im Einzelwagenverkehr und Ganzzugverkehr abgefahren. Die Hackschnitzel werden dabei in speziellen Innofreight-Containern in Ganzzügen zu den hackschnitzelverarbeitenden Betrieben in der Steiermark geführt.35 3.2.2 Auslastung/Bedeutung (Gegenwart+Zukunft) Sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr nimmt die Nordwestbahn mit ihrer direkten Anbindung an Znojmo einen wichtigen Stellenwert im grenzüberschreitenden Streckennetz zwischen Österreich und Tschechien ein. Durch die im Zwei-Stundentakt verkehrenden Regionalzüge ist Wien umsteigefrei mit Znojmo verbunden. Beide Städte erfreuen sich einer hohen touristischen Besucherquote – ein Tagesausflug in eine der beiden Städte ist mit einer Fahrzeit von knapp 90 Minuten kein Problem mehr. Auch im Güterverkehr ist die Strecke durch das oben erwähnte Holzunternehmen Maresch bedeutsam, da über diese Strecke vor allem Rundholztransporte von Tschechien Retz erreichen können. Die Strecke könnte auch für Umleitungsverkehre durch ihre geringe 34 Vgl. Fahrplanbild 903 Wien – Stockerau – Tullnerfeld/ Hollabrunn – Retz – Znojmo der ÖBB- Infrastruktur AG, 16. Juli 2019 35 Quelle: Zimmer, Andreas: Experteninterview, ÖBB-Unternehmenszentrale Wien Hbf, 31. Mai 2019 27 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
Auslastung im Streckenabschnitt Retz – Znojmo befahren werden. Erschwerend kommen hier aber die starke Auslastung der Nordwestbahn im Abschnitt Hollabrunn – Stockerau – Wien sowie der notwendige Lokwechsel auf Dieseltraktion im Bahnhof Znojmo hinzu. Der Rahmenplan der ÖBB-Infrastruktur AG sieht in der Periode bis zu dem Jahr 2023 keine Ausbaumaßnahmen auf der Nordwestbahn vor. Dennoch ist die Elektrifizierung dieses Abschnittes und die Führung von durchgehenden Personen- und Güterzügen ein gutes Beispiel, wie grenzüberschreitender Eisenbahnverkehr auch abseits von transeuropäischen Korridoren funktionieren kann.36 3.3 Franz-Josefs-Bahn Wien – Gmünd - Ceske Budejovice Die Strecke 10901 der ÖBB-Infrastruktur AG verläuft von Wien Franz-Josefs-Bahnhof zur Staatsgrenze nächst Gmünd in Niederösterreich. Die als Franz-Josefs-Bahn bezeichnete Eisenbahnstrecke wurde bis in die 1990er Jahre auch von internationalen Schnellzügen von Wien nach Praha oder Berlin und zurück befahren. Danach wurden alle Schnellzüge zwischen Wien und Tschechien über die schneller befahrbare Nordbahn geleitet. Die Franz-Josefs-Bahn ist zwischen Wien Franz-Josefs-Bahnhof und Absdorf-Hippersdorf zweigleisig mit Gleiswechselbetrieb ausgebaut. In Absdorf-Hippersdorf zweigt die Stichstrecke nach Krems an der Donau ab, ab Absdorf-Hippersdorf verläuft die Strecke eingleisig über Eggenburg und Sigmundsherberg nach Gmünd. Die Strecke ist durchgehend elektrifiziert und mit dem punktuellen Zugsicherungssystem PZB ausgestattet.37 Die weiterführende Strecke von Gmünd über Ceske Velenice nach Ceske Budejovice wurde in den Jahren 2009 und 2010 ausgebaut und mit 25 kV und 50 Hz Wechselspannung elektrifiziert.38 Dadurch ist heute eine durchgehende Führung von Zügen mit Zwei-System- Elektrolokomotiven von Wien nach Ceske Budejovice und zurück möglich. Die Systemtrennstelle zwischen den beiden Stromsystemen liegt bei Kilometer 163,1 der Franz- Josefs-Bahn.39 36 Vgl. Rahmenplan 2018-2023, ÖBB-Infrastruktur AG, 30. Juni 2019 37 Vgl. Streckentitelblatt 10901 Wien Franz-Josefs Bf (in Wf)=Staatsgrenze nächst Gmünd N.Ö. – (Ceske V.), ÖBB-Infrastruktur AG, 30. Juni 2019 38 Internet [11]: https://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/eisenbahnbudweis- ceskevelenice.htm (30. Juni 2019) 39 Vgl. Streckentitelblatt 10901 Wien Franz-Josefs Bf (in Wf)=Staatsgrenze nächst Gmünd N.Ö. – (Ceske V.), ÖBB-Infrastruktur AG, 30. Juni 2019 28 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
3.3.1 Personen- und Güterverkehr auf der Franz-Josefs-Bahn Das internationale Flair ist auf der Franz-Josefs-Bahn im Laufe der Jahre immer weniger geworden. Während früher noch internationale Schnellzüge wie der „Vindobona“ von Wien über Gmünd und Prag nach Berlin verkehrten, gibt es heute keine Schnellzüge auf der Franz- Josefs-Bahn mehr. Im Personenverkehr wird die Strecke von Regionalexpress-Zügen im Stundentakt zwischen Wien und Sigmundsherberg sowie im Zwei-Stundentakt zwischen Wien und Ceske Velenice bedient. An Werktagen kommt es in der Hauptverkehrszeit zu einem verdichteten Intervall der Züge in die jeweilige Lastrichtung. Durchgehende Züge zwischen Wien und Ceske Budejovice gehören auch der Vergangenheit an – es besteht jedoch in Ceske Velenice alle zwei Stunden ein direkter Anschluss der Regionalexpress-Züge von Wien an Regionalzüge der CD nach Ceske Budejovice und umgekehrt.40 Auf der Franz-Josefs-Bahn gibt es bis auf ein Güterzugspaar zwischen Schwarzenau und Ceske Budejovice keinen planmäßigen grenzüberschreitenden Güterverkehr. Die im Waldviertel an der in Schwarzenau abzweigenden Nebenstrecke nach Martinsberg- Gutenbrunn sowie auf der Franz-Josefs Bahn angesiedelten Betriebe der Holzindustrie sowie verschiedene Lagerhäuser sorgen jedoch für ein konstantes Aufkommen im nationalen Güterverkehr. Hinzu kommen regelmäßige Transporte von Fahrzeugen des österreichischen Bundesheeres oder ausländischer Armeen zum oder vom Truppenübungsplatz Allentsteig. Der restliche Güterverkehr beschränkt sich auf den konventionellen Einzelwagenverkehr – die Wagen werden dabei über den Zentralverschiebebahnhof Wien Kledering zu- und abgeführt. Der Bahnhof Schwarzenau nimmt auf der Franz-Josefs Bahn, durch die abzweigende Nebenstrecke nach Martinsberg-Gutenbrunn und dem umfangreichen Güterverkehr, eine wichtige Rolle ein und verfügt dafür über einen eigenen Produktionsstandort. An diesem werden Diesellokomotiven für die zahlreichen Verschubgüterzüge rund um Schwarzenau vorgehalten.41 3.3.2 Auslastung/Bedeutung (Gegenwart+Zukunft) Heute ist die Franz-Josefs-Bahn in erster Linie für die Region von großer Bedeutung. Zahlreiche Pendlerinnen und Pendler nutzen täglich die Regionalexpress-Züge, um nach Wien 40Vgl. Fahrplanbild 800 Wien Franz-Josefs-Bahnhof – Tulln – Sigmundsherberg – Gmünd – Ceské Velenice der ÖBB-Infrastruktur AG, 16. Juli 2019 41 Eigene Beobachtungen im Zuge eines Lokalaugenscheins am 13. Juli 2019 29 Fachhochschule St. Pölten GmbH, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten, T: +43 (2742) 313 228, F: +43 (2742) 313 228-339, E: csc@fhstp.ac.at, I: www.fhstp.ac.
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