Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain West - Bericht

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Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain West - Bericht
Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept
                     Friedrichshain West

                                  Bericht
Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain West - Bericht
Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain West - Bericht
Impressum

Auftraggeber:           Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
                        Umwelt- und Naturschutzamt
                        Sachgebiet Naturschutz

                        Yorckstr. 4-11
                        10965 Berlin
                        Tel.: 030 - 90298-8005
                        Fax.: 030 - 90298-2727
                        E-Mail: naturschutz@ba-fk.berlin.de

                        Ansprechpartner:
                        Frau Simmon
                        Frau Lindner

Verfasser:              FUGMANN JANOTTA PARTNER
                        Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner bdla

                        Belziger Straße 25
                        10823 Berlin
                        Fon:    (030) 700 11 96-0
                        Fax:    (030) 700 11 96-22
                        E-Mail: buero@fugmannjanotta.de

                        Bearbeitung:
                        Anne-Kathrin Rückert
                        Antje Heyer
                        Harald Fugmann
                        Sven Blume

                        Endfassung
                        08. April 2021

Zur einfacheren Lesbarkeit dieses Dokuments wurde auf die Ausformulierung einer umfassend gender-
gerechten Sprache verzichtet. Die Wahl der männlichen Sprachform beinhaltet keinerlei normative oder
moralische Wertung, sondern entspringt ausschließlich Gründen der Simplizität. Die Autoren dieses
Dokuments vertreten die uneingeschränkte Gleichstellung und Gleichbehandlung aller Menschen.
Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain West - Bericht
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Analyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain-West
Bericht

Inhalt
Abbildungsverzeichnis                                                                II
Tabellenverzeichnis                                                                  III
1        Einleitung                                                                  1
1.1          Aufgabenstellung und Zielsetzung                                         1

1.2          Multicodierung                                                           2

1.3          Vorgehen                                                                 3

2        Untersuchungsraum                                                           4
2.1          Lage im Stadtraum                                                        4

2.2          Städtebauliche Struktur                                                  4

2.3          Freiräumliche Struktur                                                   5

3        Naturraum                                                                   7
3.1          Geologie/ Boden                                                          7

3.2          Klima / Luft / Lärm                                                      8

3.3          Vegetation / Bäume / Fauna                                               9

4        Planwerke                                                                   13
4.1          FNP                                                                     13

4.2          Lapro                                                                   13

4.3          ISEK/ BEP                                                               15

4.4          Spielplatzentwicklung                                                   17

5        Vorliegende Planungen                                                       18
5.1          Mehr Grün für Friedrichshain-Kreuzberg                                  18

5.2          Städtebauliche Konzepte                                                 18

5.3          Factsheets                                                              19

5.4          Mobilitätskonzept                                                       20

6        Bestandsanalyse                                                             22
6.1          Gliederung des Plangebiets                                              22

6.2          BFF- Bestand                                                            22

6.3          Lebensweltlich Orientierte Räume                                        26

6.4          Versorgung mit öffentlichen und privaten Grünanlagen und Spielplätzen   27

6.5          SWOT                                                                    33

FUGMANN JANOTTA PARTNER Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner bdla              I
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Analyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain-West
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7       Nutzungskonzept                                                                       35
7.1         Leitbild                                                                           35

7.2         Konzept                                                                            35

7.3         Maßnahmen                                                                          40

7.4         Vertiefung Lichtenberger Straße                                                    42

8       Quellen                                                                              444
9       Anhang                                                                               466
9.1         Plansatz                                                                          466

9.2         Weitere Anlagen                                                                   466

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Multicodierung (Quelle: eigene Darstellung)                                        2
Abbildung 2: Luftbild mit Bearbeitungsgrenzen (Quelle: Geoportal Berlin / Digitale farbige
             Orthofotos 2019 (DOP20RGB))                                                        4
Abbildung 3: Schwarzplan (Quelle: eigene Darstellung)                                           5
Abbildung 4: Rad- und Wegeverbindung (Quelle: eigene Darstellung)                               6
Abbildung 5: Geologische Karte von Berlin (Quelle: Umweltatlas Berlin / Geologische Skizze
             (Umweltatlas))                                                                7
Abbildung 6: Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes (Quelle: Umweltatlas Berlin /
             Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes (Umweltatlas))                              7
Abbildung 7: Wärmeinseleffekt. (Quelle: Umweltatlas Berlin / Klimamodell Berlin:
             Klimaanalysekarte 2015 (Umweltatlas))                                              8
Abbildung 8: Lärmkarte Nacht (Quelle: Umweltatlas Berlin / Strategische Lärmkarte
             Gesamtlärmindex L_N (Nacht) Raster 2017)                                           9
Abbildung 9: Lärmkarte Tag und Nacht (Quelle: Umweltatlas Berlin / Strat. Lärmkarte
             Gesamtlärmindex L_DEN (Tag-Abend-Nacht) Raster 2017)                               9
Abbildung 10: Altbaumbestand im Hof des Block D2 (Quelle: eigene Darstellung)                   9
Abbildung 11: Baum- und Gehölzplan (Quelle: eigene Darstellung)                                10
Abbildung 12: Strukturplan (Quelle: eigene Darstellung)                                        12
Abbildung 13: FNP (Quelle: Geoportal Berlin / FNP (Flächennutzungsplan Berlin), aktuelle
              Arbeitskarte)                                                                    13
Abbildung 14: LaPro - Erholung und Freizeit / Biotop- und Artenschutz / Landschaftsbild /
              Naturhaushalt - Umweltschutz (Quelle: Geoportal Berlin / LaPro)                  14
Abbildung 15: ISEK Friedrichshain West Maßnahmenplan (Quelle: ISEK 2020, Herwarth + Holz)
                                                                                       17
Abbildung 16: Potenzielle Nachverdichtungsflächen (Quelle: eigene Darstellung)                 20
Abbildung 17: Maßnahmen im Andreasviertel (Quelle: Mobilitätskonzept im Rahmen des
              Strukturplanverfahrens Friedrichshain West, LK Argus. 2020)                      21

II                 FUGMANN JANOTTA PARTNER Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner bdla
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Bericht

Abbildung 18: Teilgebiete (Quelle: eigene Darstellung)                                   22
Abbildung 19: Blöcke (Quelle: eigene Darstellung)                                        22
Abbildung 20: BFF Abweichungen mit Nachverdichtungspotenzialen (Quelle: eigene
              Darstellung)                                                               24
Abbildung 21: Ergebnisplan BFF (Quelle: eigene Darstellung)                              25
Abbildung 22: Planungsräume - LOR (Quelle: eigene Darstellung)                           26
Abbildung 23: Öffentliche Grünflächen und Spielplätze (Quelle: eigene Darstellung)       28
Abbildung 24: Versorgung mit öffentlichen Spielplätzen (Quelle: eigene Darstellung)      29
Abbildung 25: Versorgung mit privaten Spielplätzen (Quelle: eigene Darstellung)          30
Abbildung 26: Versorgung mit öffentlichen Spielflächen - Prognose 2030 (Quelle: eigene
              Darstellung)                                                               32
Abbildung 27: SWOT Karte (Quelle: eigene Darstellung)                                    34
Abbildung 28: Logo zum Leitbild (Quelle: eigene Darstellung Darstellung)                 35
Abbildung 29: Konzeptplan (Quelle: eigene Darstellung)                                   36
Abbildung 30: Handlungsfelder (Quelle: eigene Darstellung)                               37
Abbildung 31: Ausschnitt Strukturplan (Quelle: eigene Darstellung)                       37
Abbildung 32: schematische Darstellung des Gesamtkonzepts (Quelle: eigene Darstellung)   38
Abbildung 33: Lagepläne und Schnitte Entwurf - Park Lichtenberger Straße (Quelle: eigene
              Darstellung)                                                               433

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:    Handlungsschwerpunkte des ISEK 2016 für Friedrichshain West. (Quelle:
              Herwarth + Holz, eigene Darstellung)                                       16
Tabelle 2:    Flächenarten nach BBF (Quelle: Landschaft        planen & bauen 1990, eigene
              Darstellung)                                                              23
Tabelle 3:    Abdeckung der Flächenvorgaben von öffentlichen Spielfläche (Quelle: eigene
              Darstellung)                                                            30
Tabelle 4:    Abdeckung der Flächenvorgaben von privaten Spielfläche (Quelle: eigene
              Darstellung)                                                        31
Tabelle 6:    Versorgungsbedarf bei Wohnraumnachverdichtung (Quelle: eigene Darstellung)
                                                                                      32
Tabelle 7:    Versorgungsbedarf an Grünflächen und Spielplätzen in 2030, basierend auf
              Prognosedaten (Quelle: eigene Darstellung)                           32
Tabelle 8:    Bewertungstabelle Grünflächen (Quelle: eigene Darstellung)                 40

FUGMANN JANOTTA PARTNER Landschaftsarchitekten und Landschaftsplaner bdla                 III
Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain West - Bericht
Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain West - Bericht
Analyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain-West
Bericht

1 Einleitung

1.1   Aufgabenstellung und Zielsetzung
Berlin ist eine wachsende Stadt – die Entwicklung der Einwohnerzahlen liegen über dem
bundesweiten Trend. Die Prognosen lassen auch eine weitere Zunahme der Einwohner erwarten,
da unter anderem auch im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Wohnbaupotentiale
konsequent erschlossen werden sollen.
Da in den verdichteten innerstädtischen Bezirken eher im Ausnahmefall zusätzliche Grün- und
Freiflächen zu gewinnen sind, führen zusätzlicher Wohnraum und Flächeninanspruchnahme für die
soziale Infrastruktur grundsätzlich zu einer Zunahme des Nutzungsdrucks auf vorhandene Parks
und Grünanlagen. Es gilt nun, diese Grün- und Freiflächen zu sichern und zu qualifizieren sowie
Potentiale für neue Flächen zu eröffnen, um eine hohe Lebensqualität für künftige Generationen
zu gewährleisten.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verdichtung innerstädtischer Quartiere und der
zunehmenden Sensibilität der Bewohner sind Maßnahmen zur angemessenen Kompensation der
Flächenverluste bei Frei- und Grünflächen und zum Erhalt der Wohn- und Lebensraumqualitäten
aufzuzeigen. Im Geiste einer doppelten Innenentwicklung ist der Freiflächenverlust durch eine
Erhöhung der Qualitäten der verbleibenden Grünflächen auszugleichen. Zudem sind neue
Potenziale (ebenerdig sowie Dächer und Fassaden) zu erschließen. Sie sollen zu einer
Verbesserung der biotischen und abiotischen Verhältnisse führen. Zudem sind eine angemessene
Freiflächenversorgung und gesunde Lebens- und Wohnverhältnisse ein wesentlicher Aspekt der
sozialen Gerechtigkeit.
Bei der Ressourcenverknappung (hier die Ressource Boden) müssen die verbleibenden Flächen
einen mehrfachen Nutzen aufweisen (Multicodierung). Sie sollen dem Menschen Möglichkeiten zur
aktiven bzw. ruhigen Erholung bieten und gleichzeitig zur Verbesserung der Biodiversität, der
Resilienz gegenüber dem Klimawandel und zur Regenwasserrückhaltung bzw. -versickerung
dienen.
Auf der Grundlage der vorliegenden Verdichtungsstudien (Factsheets) für das Stadtumbaugebiet
Friedrichshain West und gemäß den Prinzipien der grün-blau-grauen Infrastruktur sind die
vorhandenen Freiflächen zu analysieren, zu bewerten und die Potenziale bei zukünftigen baulichen
Entwicklungen zu bestimmen.
Die jetzige Versorgungssituation und die Bedarfe an öffentlichen Grün-/Freiflächen sowie
öffentlichen und privaten Spielplatzflächen sind auf der Grundlage der allgemein anerkannten
Richtwerte (Deutscher Städtetag) und räumlich bezogen auf die LOR‘s zu ermitteln. In der Berliner
Innenstadt ist zur Sicherung von "grünen Qualitäten" die Anwendung des "Biotopflächenfaktors"
(BFF) vorgesehen. In Anlehnung an die anerkannte Berechnung des BFF wird eine Modifikation
vorgeschlagen, um die Leistungsfähigkeit besser erfassen zu können.
Das Gutachten dient der Argumentationsführung und Vermittlung von notwendigen
Verdichtungsprozessen zwischen Verwaltung und Bürgern. Es stellt damit eine Ergänzung des
derzeit laufenden Beteiligungsprozesses getreu des vereinbarten Leitbildes „Harmonien stärken,
Dissonanzen mindern und die Identität des Quartiers unterstützen“ dar.
Zudem soll ein Maßnahmenkatalog bzw. ein Pool von Maßnahmen zur Kompensation von
Eingriffen (Flächenverluste, biotische Verluste) und Aufwertung der Freiflächen zusammengestellt
werden. Neben einem Maßnahmenplan sind Block-, Grünflächen- und Straßenraum-bezogene
Maßnahmensteckbriefe, die die Potenziale hinsichtlich der Zielsetzungen der grün-blauen
Infrastruktur aufzeigen, Ergebnisse der Studie.
Das Freiflächenanalyse- und Entwicklungskonzept soll eine fachliche Grundlage für das
auftraggebende Umwelt- und Naturschutzamt sowie für die Politik darstellen, um die Bedeutung
des urbanen Grün festzustellen sowie den Bestand und insbesondere seine Qualitäten gegenüber
konkurrierenden Nutzungen zu sichern und zu entwickeln. Darüber hinaus sind frühzeitig Synergien
bei der Entwicklung des urbanen Grüns im Rahmen von Planungs- und Abstimmungsprozessen

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Freiraumanalyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain West - Bericht
Analyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain-West
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mit anderen Fachressorts wie Stadt- und Bauleitplanung, Verkehrsplanung als auch Planungen zur
sozialen Infrastruktur aufzuzeigen.
In der Diskussion um einen verträglichen Umfang an Bebauung und einer angemessenen
Freiraumversorgung im Untersuchungsraum, bildet dieses Konzept einen fachlich begründeten
Orientierungsrahmen und schafft eine Argumentationshilfe in Abwägungsprozessen künftiger
Entwicklungen. Neben dem Umwelt- und Naturschutzamt und wurden auch der FB Grün und der
FB Tief in den begleitenden Abstimmungsprozess einbezogen.

1.2   Multicodierung
In den verdichteten innerstädtischen Wohngebieten erhöht sich der Nutzungsdruck auf die
vorhandenen Frei- und Grünflächen. Dabei müssen diese öffentlichen und privaten Flächen
vielfältige, sich überlagernde Ansprüche erfüllen, aber auch verschiedenen Nutzungsintensitäten
standhalten.
Eine Überbelegung mit Funktionen kann im schlimmsten Fall auch zu einer Übernutzung und
Verschlechterung der Qualität führen. Aus diesem Grund bedarf die Mehrfachbelegung mit
Funktionen eines sorgfältig geplanten und nachhaltigen Konzeptes - vor allem in den
innerstädtischen Gebieten. Trotzdem erscheint eine flächendeckende Anwendung des Prinzips der
Multifunktionalität bzw. der Multicodierung als ein wichtiger Planungsstandard.
Gerade vor dem Hintergrund der Umsetzung der
Strategie zur doppelten Innenentwicklung ist die
Multifunktionalität der Freiräume mitzudenken. Somit
kann sichergestellt werden, dass neben Leistungen für
die Allgemeinheit (Klimaschutz, Wasserrückhaltung,
Biodiversität etc.) auch die individuellen Bedürfnisse
hinsichtlich der Freizeit- und Erholungsnutzung Platz
und Akzeptanz im öffentlichen und privaten Raum
finden. Eine strategische, multifunktionale Planung
muss die Belange von Mensch, Umwelt und Natur
gleichermaßen berücksichtigen und stärken.
Das Freiflächenanalyse- und Entwicklungskonzept
formuliert über allgemeine Standards hinaus in
einzelnen                             Maßnahmenblättern
Entwicklungsmaßnahmen- und dringlichkeiten für alle
vorhandenen öffentlichen Grün- und Spielflächen in
Friedrichshain West. Dabei geht es neben der Abbildung 1: Multicodierung (Quelle: eigene
qualitativen     Ebene     auch    darum,      quantitative Darstellung)
Mindestanforderungen             hinsichtlich          der
Grünraumversorgung zu berücksichtigen und bei einer Grünraumunterversorgung zusätzliche
öffentliche Grünanlagen zu schaffen. Die in geringem Umfang vorhandenen Flächenpotentiale
identifiziert das Konzept und erstellt Vorschläge zur Umsetzung. Auf Grund dieses Defizits, werden
zusätzlich auch die privaten Flächen betrachtet, da sie die Möglichkeit bieten, durch Entsiegelung
Grünflächen zu schaffen oder vorhandene zu qualifizieren.
Die Herausforderungen, die der fortschreitende Klimawandel mit sich bringt, gestalten sich
komplex. In der städtischen Stadt- und Freiraumplanung sollte die Entwicklung resilienter Quartiere
sowie resilienter Grün- und Freiräume im Vordergrund stehen. Diese sollen den zunehmenden
Extremwetterlagen (langanhaltende Trockenperioden, Starkregenereignisse, Stürme) standhalten
und negative Folgewirkungen abpuffern. Dabei steht insbesondere der Umgang mit dem
Regenwasser im Fokus. Die Schaffung multifunktionaler Freiräume ist hinsichtlich einer
klimaangepassten, nachhaltigen Stadtentwicklung unerlässlich.
Eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden von Menschen in urbanen Gebieten, spielen auch
die Ökosystemleistungen. Die Förderung der biologischen Vielfalt steht dabei in direktem
Zusammenhang mit der Erhöhung der Ökosystemleistungen. Damit ist mit dem Ansatz der

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Analyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain-West
Bericht

Multifunktionalität die Chance gegeben, die Lebensqualität der Bevölkerung und die biologische
Vielfalt gleichermaßen zu fördern (Naturkapital Deutschland – Teeb- de 2018).

1.3       Vorgehen
Bestandsaufnahme
Die Bestandsaufnahme, wurde in den Monaten September bis November durchgeführt und umfasst
folgende Punkte:

      •    die Auswertung der LOR-bezogenen Daten (Anzahl Bewohner, Sozialstruktur – Alter) auf
           Grundlage vorhandener Daten des Bezirks bzw. des Landes Berlin
      •    die Auswertung vorhandener Unterlagen/Planungen (Grünflächen- und Baumkataster,
           Lapro, INSEK, Potentialanalyse)
      •    Erfassung der Freiflächen und Straßen (Versiegelung/Materialität, Spielflächen –
           Ausstattung und Zustand, Baumbestand – Arten, Vitalität, Vegetationsstrukturen –
           Ausstattung und Zustand, Fahrradständer, Müllplätze, Feuerwehr-Stell- und
           Bewegungsflächen) anhand vorhandener Unterlagen und Überprüfung im Luftbild und
           selektiv im Gelände
      •    die Aufnahme und Zustandsbewertung der vorhandenen Grün- und Freiflächen, ein
           besonderer Fokus wurde auf die Spielplatzausstattung gelegt, alle öffentlichen Flächen
           wurden vor Ort begutachtet und in Steckbriefen erfasst
      •    eine Ermittlung der aktuellen Grünraumversorgung und eine Bedarfsermittlung bei der evtl.
           Verdichtung auf der Grundlage der allgemein gültigen Richtlinien (öffentliche Grünflächen,
           öffentliche Spielplätze, Einzugsbereiche und halböffentliche/private Spielplätze). Zudem
           erfolgte in Bezug auf Spielplätze eine Zuordnung zu Altersgruppen.

Prognose
Die Kartierungsergebnisse wurden auf das Stadtumbaugebiet Friedrichshain-West bezogen und in
Plänen M 1:1.000 dargestellt. Die Prognose umfasst folgende Analysen und Darstellungen:

      •    das Aufzeigen der möglichen Eingriffe in Bezug auf die Umweltressourcen und die
           Ermittlung der Aufwertungspotentiale auf der Grundlage der vorhandenen
           Verdichtungsannahmen. Als Ergebnis entstand eine überschlägige Eingriffs-Ausgleichs-
           Bilanzierung. Dargestellt werden:
               o Zunahme der Versiegelung
               o Baum- und Biotopverlust
               o Veränderung bei klimabelastenden und klimaentlastenden Flächen
               o Verlust an Retentionsfläche für das Regenwasser
      •    Für die Freiraumversorgung wurden die sich verändernden Werte ermittelt. Dargestellt
           werden auf der Grundlage der vorliegenden Richtwerte:
               o die Bedarfe an privaten Spielflächen
               o die Bedarfe an öffentlichen Spielplätzen (auch unter Berücksichtigung von
                   Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung)
               o die Bedarfe an öffentlichen wohnungsnahen Grünflächen

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2 Untersuchungsraum

2.1    Lage im Stadtraum
Das Plangebiet Friedrichshain West liegt im Innenstadtbereich des Bezirks Friedrichshain-
Kreuzberg. Der Planungsraum erstreckt sich zu beiden Seiten der Karl-Marx-Allee und grenzt im
Süden an den Ostbahnhof sowie im Norden an den Volkspark Friedrichshain an. Westlich wird der
Planungsraum entlang der Straße der Pariser Kommune und der Friedenstraße, östlich von der
Lichtenberger Straße begrenzt. Im Süden grenzt die Stadtbahntrasse an, im Nordwesten die Otto-
Braun-Straße sowie die Mollstraße. Innerhalb des Gebiets befinden sich großräumige
Verkehrsknotenpunkte wie der Platz der Vereinten Nationen und der Straußberger Platz sowie
örtliche Straßenverbindungen wie die Andreasstraße und die Singerstraße.

                                                                                         Velodrom

              Alexanderplatz

Abbildung 2: Luftbild mit Bearbeitungsgrenzen (Quelle: Geoportal Berlin / Digitale farbige Orthofotos 2019
(DOP20RGB))

2.2    Städtebauliche Struktur
Im Gegensatz zum nördlich angrenzenden Prenzlauer Berg und dem östlichen Teil Friedrichhains,
wurde die Stadtstruktur des Stadtteils Friedrichshain West im 2. Weltkrieg nahezu vollständig
zerstört. Einige wenige bestehende Gründerzeithäuser und das Straßennetz weisen noch auf die
ehemalige Stadtstruktur hin, welche ursprünglich durch stark verdichtete Mietskasernenblöcke
geprägt war.
Das heutige Stadtbild von Friedrichshain West ist vor allem durch großformatige und locker
angeordnete Zeilen- und Punktbauten der 50er bis 70er Jahre geprägt. Typische Merkmale sind
die durchgrünten Höfe und die weiträumigen Abstandsflächen, die autogerechten Straßenräume

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Analyse und Entwicklungskonzept Friedrichshain-West
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und eine Vielzahl an sozialen Einrichtungen wie Schulen und Kitas aber auch
Nachbarschaftstreffpunkte, Familienzentren und Kirchen. Entlang der Stadtbahn weist das Gebiet
noch erhebliche stadtstrukturelle Missstände in Form von Baulücken und Brachflächen auf. Des
Weiteren befinden sich punktuell im südlichen Teil kleinere eingegliederte Gewerbehallen.
Teile des Plangebietes unterliegen dem Denkmalschutz als Bauensemble. Dies betrifft den
Gesamtraum der Karl-Marx-Allee sowie den Platz der Vereinten Nationen. Im Gebiet selbst gibt es
zudem Einzelgebäude, die unter Denkmalschutz stehen.

Abbildung 3: Schwarzplan (Quelle: eigene Darstellung)

2.3   Freiräumliche Struktur
Freiraum
Die aus der DDR stammenden, häufig linear entlang von Straßen ausgebildeten Grünflächen sind
prägend für den Teil des Stadtraumes. Auch die grünen Höfe mit wertvollen Baumbeständen und
das Abstandsgrün zum Straßenraum sind typische Strukturen aus der Vorwendezeit. Dennoch gibt
es auch kleinere nachbarschaftliche Parkanlagen wie zum Beispiel die Grünanlage Münchberger
Straße oder Friedenstraße. Bis auf den Hermann-Stöhr-Platz sind die Platzanlagen Straußberger
Platz und Platz der Vereinten Nationen als Teil großer Verkehrsachsen ausgebildet. Auffallend sind
auch die mangelhaften, sichtbaren Verknüpfungen der Grün- und Freiräume sowie die
Zerschneidung von Räumen durch größere Barrieren. Dies führt zum einen zu Defiziten in der
Erholungsinfrastruktur für die Bevölkerung und zum anderen zu einer Zerstückelung ökologisch
wertvoller Flächen. Des Weiteren sind befinden sich prägnante, denkmalgeschützte Bauten im
Gebiet. Insbesondere der Platz der Vereinten Nationen steht als Gesamtensemble unter
Denkmalschutz, so auch die Karl-Marx-Allee inklusive dem Straußberger Platz, der als
Gartendenkmal eingetragen ist.

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Rad- und Fußwegeverbindung
Die Hauptvernetzung der Grünräume bildet die Lichtenberger Straße. Sie verbindet den Volkspark
Friedrichshain mit den Freiräumen im Bezirk Kreuzberg über den Grünen Hauptweg Nr. 19. Die
KMA und die Singerstraße stellen zudem wichtige Radverkehrswege mit örtlicher und überörtlicher
Bedeutung dar (siehe Abb. 4). Die unzähligen halböffentlichen und öffentlichen Fußwege (die
teilweise durch Blockinnenbereiche führen) sind markant für das Gebiet.

Abbildung 4: Rad- und Wegeverbindung (Quelle: eigene Darstellung)

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3 Naturraum

3.1    Geologie/ Boden
Die Bodenstruktur im Gebiet besteht fast ausschließlich aus Talsand, der in der Weichsel – Eiszeit
entstanden ist (s. Abb. 5). Lediglich in den Bereichen des Barnimkiezes und der Friedenstraße,
welche direkt an den Volkspark Friedrichshain angrenzen, sind Sand sowie „Geschiebelehm bzw.
Mergel in dünner Decke auf Sand“ vorhanden.

                                                                    Abbildung 5: Geologische Karte von Berlin
                                                                    (Quelle: Umweltatlas Berlin / Geologische
                                                                    Skizze (Umweltatlas))

Auf Grund dieser Talsandbodenstruktur, gibt es im Plangebiet eine gute Wasserdurchlässigkeit. Es
besteht unter der Geländeoberkante (GOK) eine über 5m mächtige Schicht deren gesättigte
Wasserleitfähigkeit mittel bis stark ausgeprägt ist. Lediglich in den Bereichen, deren Bodenstruktur
aus Geschiebelehm besteht, ist die Wasserdurchlässigkeit auf >2,0 – 5,0m begrenzt.
Die Schutzwürdigkeit des Bodens wird fast ausschließlich als gering eingestuft, was bedeutet, dass
Eingriffe in den Boden nicht zwangsläufig ausgeglichen werden müssen und allgemeine
Anforderungen an den Bodenschutz berücksichtig werden müssen. Zwei Flächen im Barnimkiez,
die an den Volkspark Friedrichshain angrenzen (Block A1 und A5), haben eine mittlere
Schutzwürdigkeit. Dies bedeutet, dass Eingriffe in den Boden vermieden oder ausgeglichen werden
sollten.

Abbildung 6: Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes (Quelle: Umweltatlas Berlin / Wasserdurchlässigkeit
des Untergrundes (Umweltatlas))

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3.2   Klima / Luft / Lärm
Der Berliner Umweltatlas von 2016 stuft die Mehrfachbelastung für das gesamte Gebiet hoch ein.
Im Barnimkiez besteht eine hohe bis sehr hohe Lärmbelastung. Im Bereich der Friedensstraße und
im Andreasviertel gibt es eine Überlagerung von hoher bis sehr hoher Lärmbelastung mit einer
ebenfalls hohen Luftbelastung. Im Andreasviertel wird zusätzlich zu diesen Faktoren auch eine
hohe thermische Belastung festgestellt.
Im Untersuchungsgebiet ist der „Wärmeinseleffekt“ im Siedlungs- und Straßenraum mäßig bis stark
ausgeprägt (s. Abb. 7). Diese Ausprägung bleibt trotz Kaltluftströmungen kommend aus dem
Volkspark Friedrichshain bestehen. Die Frischluft wird nach Süden über die sehr breit
ausgeprägten Querschnitte der Lichtenberger Straße, der Friedenstraße, bzw. der Straße der
Pariser Kommune, sowie der Andreasstraße und Otto-Braun Straße in die Siedlungsgebiete
abgeführt. Auch innerhalb der Wohngebiete entsteht (ausgehend von öffentlichen und privaten
Grünflächen) Kaltluft, so etwa im westlichen Andreasviertel.

Abbildung 7: Wärmeinseleffekt. (Quelle: Umweltatlas Berlin / Klimamodell Berlin: Klimaanalysekarte 2015
(Umweltatlas))

Die Lärmbelastung ist vor allem an den Hauptverkehrsachsen der Lichtenberger Straße und Karl-
Marx-Allee ausgeprägt. Hier entstehen Werte über >75 L_DEN in dB(A). Aber auch an

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Sammelstraßen wie der Singerstraße kommt es zu Werten von >70 – 75 L_DEN in dB(A) (s. Abb.
9). Damit wird der allgemeine Richtwert von 60 dB(A) für Kern- und Mischgebiete überschritten.
Für reine Wohngebiete ist ein Richtwert von 50 dB(A) vorgesehen. Nachts bleibt an diesen Straßen
eine hohe Lärmbelastung von >65 – 70 L_DEN in dB(A) bestehen und der Richtwert von 45 dB(A)
wird bei Weitem überschritten. In den Wohngebieten sinkt der Lärmpegel weitflächig auf unter 50
oder unter 45 L_DEN in dB(A) (s. Abb. 8) und überschreitet den Richtwert von 40 dB(A) nur
geringfügig.

Abbildung 9: Lärmkarte Tag und Nacht (Quelle:   Abbildung 9: Lärmkarte Nacht (Quelle:
Umweltatlas Berlin / Strat. Lärmkarte           Umweltatlas Berlin / Strategische Lärmkarte
Gesamtlärmindex L_DEN (Tag-Abend-Nacht)         Gesamtlärmindex L_N (Nacht) Raster 2017)
Raster 2017)

3.3   Vegetation / Bäume / Fauna
Die Biotoptypen in Friedrichshain
West      gemäß     der    Berliner
Biotoptypenkarte sind: (17) Grün-
und Freiflächen, (19) Wohn – und
Mischbebauung, (20) Gewerbe
und Dienstleistungsflächen sowie
(21) Verkehrsflächen. Auch (08)
Feucht- und Frischgrünland, bzw.
Zier – und Trittrasen befindet sich
auf privaten Flächen zwischen der
Wohnbebauung (Geoportal Berlin
/ Biotoptypen (Umweltatlas)).
Bei der Begehung vor Ort wurden
auch (15) Gebüsche, Baumreihen
und Baumgruppen kartiert, welche
im        Folgenden        genauer
beschrieben       und    auf   ihre
ökologische Wertigkeit eingestuft
werden. Die Biotoptypen (09) Abbildung 10: Altbaumbestand im Hof des Block D2 (Quelle: eigene
Trocken und Magerrasen konnten Darstellung)
nicht festgestellt werden.

Bewertung der Ökologischen Vielfalt im Untersuchungsgebiet
Im Untersuchungsgebiet Friedrichshain West kommen Vegetationsstrukturen mit unterschiedlichen
ökologischen Wertigkeiten vor. Versiegelte Flächen ohne oder mit geringen Baumbeständen
stehen Bereichen mit hohen Pflanzendichten aus artenreichen und vielfältigen Wuchsformen
gegenüber. Diese mehrschichtigen Gehölzstrukturen wie Altbäume, Gebüsche oder
bodendeckender Gehölze haben im innerstädtischen Bereich häufig eine besonders hohe

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Wertigkeit. Des Weiteren stellen sie wichtige Habitate und Nahrungsquellen für verschiedene
Vogelarten und Kleintiere (Igel, Eichhörnchen, Mäuse etc.) dar. Vor allem Bäume hohen und
mittleren Alters können als (geschützte) Lebensräume für baumbewohnende Tierarten wie
Höhlenbrüter oder Fledermäuse dienen.
Einheimische und klimaresiliente Pflanzenarten tragen zu einer höheren ökologischen Wertigkeit
bei. Zu den einheimischen Baumarten, die auch zum Großteil in Friedrichshain West kartiert
wurden, zählen beispielhaft:
Laubbäume
   • Stieleiche (Quercus robur)
   • Winter-Linde (Tilia cordata)
   • Feld-Ahorn              (Acer
      campestre)
   • Hainbuche           (Carpinus
      betulus)
   • Weiden (Salix spec.)

Nadelbäume
   • Europäische Eibe (Taxus
       baccata)
   • Tannen (Abies spec.)

Fruchttragende Gehölze
    • Mehlbeeren
    • Ebereschen (Sorbus spec.)
    • Europäisches
        Pfaffenhütchen (Euonymus
        europaeus)
    • Liguster (Ligustrum vulgare)
    • Weißdorne         (Crataegus
        spec.)
    • Berberitzen (Berberis spec.)

                                         Abbildung 11: Baum- und Gehölzplan (Quelle: eigene
                                         Darstellung)

Die Fruchttragenden Gehölze dienen vor allem in den Wintermonaten als Nahrungsgrundlage für
heimische Singvogelarten (Meisen, Amseln, Drosseln). Zusätzlich stellen alle Gehölze einen
ganzjährigen Lebensraum für Gebäude- und Freibrüter da. Zahlreiche Insekten werden im Frühjahr
von diesen Pflanzen genährt und tragen oftmals zu ihrer Bestäubung bei.
Im Stadtteil Friedrichshain West gibt es wenige Bäume und Gehölze, die alleinstehend eine hohe
Wertigkeit aufweisen. Doch gerade in hochverdichteten Stadtgebieten, bieten auch diese Bäume
essentielle Nahrungsquellen und Habitate. Oft sind Pappeln, Eschen, Ahorn und Linden sowie
Platanen auf den privaten Freiflächen zu finden. Jedoch gibt es Bestände aus den o.g.
einheimischen Arten die zusammen eine entsprechende ökologische Wertigkeit bilden. Solch eine
hohe ökologische Wertigkeit kommt beispielsweise im Block C5 vor. Die klassischen Hofstrukturen
der 70er Jahre zeichnen sich durch eine hohe Biodiversität in Form von mehrschichtigen
Gehölzstrukturen unterschiedlichen Alters und großer Artenvielfalt aus 1.

1 Prinzipiell sind die in Abb. 11 als „wertvoller Baumbestand“ gekennzeichneten Bäume auch nach Berliner

BaumschVO geschützt. Sie werden jedoch auf Grund ihrer Wertigkeit als etwa Baumhasel, Ulme oder auf
Grund der Vielfalt im Bestand gesondert gekennzeichnet.

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Die kleine Brachfläche in Block A5 weist einen sehr jungen Baumbestand mit Stammumfängen von
etwa 30cm auf. Der brachliegende Block D3 (zwischen S-Bahn Trasse und Lange Straße) ist
geprägt durch Sandflächen und durch Sukzessionsbewuchs mit Birken und Gehölzen. Entlang der
Lange Straße gibt es zudem einen erhaltenswerten Altbaumbestand mit einer stadtbild-prägenden
Weide.
Im Plangebiet gibt es zum Teil gut gepflegte öffentliche Grünflächen mit Ansätzen zu einer
naturnahen Entwicklung bei weiterer Nutzungsaufgabe für die Naherholung. Diese Lebensräume
haben unmittelbar positive Auswirkungen auf die Lebensqualität für die Bewohnenden des
Stadtteils. Ökologisch aktive Flächen verbessern das Stadtklima und die Luftqualität und bieten
gleichzeitig die Möglichkeit des Naturerlebens im unmittelbaren Wohnumfeld. Diese befinden sich
in weniger von Menschen frequentierten Bereichen und Brachflächen, wie z.B. in Block C6. Oftmals
handelt es sich hierbei um Nachverdichtungsflächen, die eine besondere Beachtung im Rahmen
einer Überplanung und Kompensation erfordern, so zum Beispiel in den Blöcken D1, C5 oder A3.
Bäume die gemäß Berliner Baumschutzverordnung geschützt oder aus artenschutzrechtlicher
Sicht wertvoll sind, sollten dabei im Vordergrund stehen. Falls der Baumschutz nicht gewährleistet
werden kann, ist ein adäquater Ersatz zu ermitteln. Darüber hinaus ist die vom Senat im Jahr 2012
beschlossene „Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt“ zu berücksichtigen.

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Abbildung 12: Strukturplan (Quelle: eigene Darstellung)

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4 Planwerke

4.1    FNP
Der Flächennutzungsplan in der Fassung der Neubekanntmachung vom 5. Januar 2015 (ABl. S.
31), zuletzt geändert am 22. Dezember 2020 (ABl. 2021 S. 147) stellt das Plangebiet Friedrichshain
West hauptsächlich als Wohnbaufläche, W1 mit einer Geschossflächenzahl über 1,5 dar (s. Abb.
2). Lediglich die Lichtenberger Straße, die als Tangente zwischen Volkspark Friedrichshain und
Kreuzberg verläuft, ist als Grünfläche dargestellt. Des Weiteren sind fünf Schulen und eine
Sportstätte verortet. Darüber hinaus gibt es derzeit keine stadtplanerischen Besonderheiten und
Flächen des Gemeindebedarfs im Gebiet.

Abbildung 13: FNP (Quelle: Geoportal Berlin / FNP (Flächennutzungsplan Berlin), aktuelle Arbeitskarte)

4.2    Lapro
Erholung und Freiraumnutzung
Im Programmplan „Erholung und Freiraumnutzung“ wird die quantitative und qualitative Versorgung
von Wohnquartieren mit öffentlichen Freiflächen dargestellt. Hierbei werden die Anforderungen an
den öffentlichen Raum sowie die Verfügbarkeit von privatem und halböffentlichem Raum bewertet
und in Versorgungszonen bzw. Dringlichkeitsstufen zur Verbesserung der Freiraumversorgung
eingeteilt. Stufe I bedeutet steht für eine besonders hohe Dringlichkeit, Stufe IV für eine geringere.
Friedrichshain West ist in die Versorgungszonen II – IV unterteilt. Für die einzelnen Zonen ergeben
sich folgenden Maßnahmen aus dem Lapro entsprechend:
Der Barnimkiez (Teilgebiet A) gilt als Zone IV, was bedeutet, dass es einen Mix an Versorgung und
Unterversorgung an öffentlichen Freiräumen gibt. Die Nutzungsmöglichkeiten und
Aufenthaltsqualitäten der vorhanden Flächen sollten aufgewertet werden, etwa durch eine
Vernetzung von Grünflächen oder das Anlegen von Mietergärten.

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Der Kiez Friedenstraße (Teilgebiet B) wird der Versorgungstufe III zugeordnet. Hier gibt es eine
Unterversorgung an öffentlichen Freiflächen, sodass eine Verbesserung der Flächeneignung für
gemeinsam nutzbare Freiräume empfohlen wird. Zusätzlich sollten Vorgartenzonen
wiederhergestellt und Straßenbäume gepflanzt werden, um dort die Aufenthaltsqualität zu
verbessern.
Das Andreasviertel (Teilgebiete C und D) wird der Stufe II zugeordnet, was eine starke
Unterversorgung an öffentlichen Freiflächen bedeutet. Daher werden umfangreiche
Sofortmaßnahmen für die öffentlichen und halböffentlichen Bereiche vorgeschlagen.
Auch langfristige Maßnahmen für den privaten Freiraum sind notwendig. So sollten zusätzlich zu
den Maßnahmen unter Stufe III auch vorhandene Freiflächen erhalten und erschlossen sowie für
die gemeinsame Nutzung gestaltet werden. Des Weiteren wird der Grünzug an der Karl-Marx-Allee
als verbesserungswürdig und zur Minderung der Barrierewirkung eingestuft.

Abbildung 14: LaPro - Erholung und Freizeit / Biotop- und Artenschutz / Landschaftsbild / Naturhaushalt -
Umweltschutz (Quelle: Geoportal Berlin / LaPro)

Biotop- und Artenschutz
Im Programmplan „Biotop- und Artenschutz“ (s. Abb. 14) wird das Plangebiet Friedrichshain West
als Innenstadtbereich klassifiziert, bei dem der Erhalt von Freiflächen und die Schaffung von
zusätzlichen Lebensräumen für Flora und Fauna im Fokus liegen.

Landschaftsbild
Im Programmplan „Landschaftsbild“ (s. Abb. 14) ist das Gebiet ebenfalls als Innenstadtbereich
gelistet. In diesem Plan werden die Betonung und Verbesserung besonderer städtischer
Situationen und gebietsprägender Elemente wie etwa gebietstypischer Pflanzenarten
herausgearbeitet.

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Naturhaushalt / Umweltschutz
Im Programmplan „Naturhaushalt / Umweltschutz“ (s. Abb. 14) wird gesamt Friedrichshain West
als Siedlungsgebiet mit Schwerpunkt Anpassung an den Klimawandel eingeteilt. Dafür sollte z.B.
der Anteil naturhaushaltswirksamer Flächen erhöht und bei Verdichtung kompensatorische
Maßnahmen ergriffen werden.

4.3       ISEK/ BEP
Das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) ist eine formale Voraussetzung für die
Aktivierung des Fördergebietes im Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost. Das ISEK für
Friedrichshain West wurde 2016 vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg (FB Stadtplanung) in
Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm - Referat IV
B) in Auftrag gegeben (Herwarth + Holz 2016, S.6). Es dient:
      •    der Steuerung der mittel- bis langfristigen räumlichen Gesamtentwicklung
      •    der Benennung von Maßnahmen und Projekten
      •    der Festlegung von Prioritäten / zeitlichen Rangfolgen
      •    der Klärung von Verantwortlichkeiten sowie
      •    der Abschätzung der voraussichtlichen Kosten

Das ISEK ist Grundlage für internes Verwaltungshandeln und stadtentwicklungspolitische
Entscheidungen, nicht aber ein gültiges Instrument gegenüber Privaten / Dritten. Seine Aussagen
fließen in die Erarbeitung und Aktualisierung von Fachkonzepten, städtebaulichen und anderen
Konzepten für Teilgebiete sowie die Aufstellung von Bebauungsplänen ein.
Für das Stadtumbaugebiet Friedrichshain West legt das ISEK den Rahmen und die Perspektiven
für zukünftige Entwicklungen fest. Dabei integriert es das bisher inaktive „Stadtumbaugebiet
Ostbahnhof Nord“ sowie das „Stadtumbaugebiet Karl-Marx-Allee Nord und Süd“. Durch ein
monatelanges Verfahren der Beteiligung von Fachämtern sowie Bürgern durch ein Onlinesystem
und Präsenzveranstaltungen wurden folgende sieben Handlungsfelder und Themenschwerpunkte
festgelegt (Herwarth + Holz 2016, S.6):

 Handlungsfeld                                        Themenschwerpunkte
 (1) Stadtstruktur                                    Historie, gebietsbezogene städtebauliche
                                                      Struktur, Verflechtung der Quartiere,
                                                      Barrieren, Bebauungsstruktur und
                                                      Baudenkmale sowie überwiegende Art der
                                                      baulichen Nutzung
 (2) Wohnen und Wohnumfeld                            Wohnungsbestand, Wohnlagen,
                                                      Mietpreisentwicklung, Leerstand,
                                                      Bevölkerungsentwicklung und -struktur,
                                                      Inklusion, Sicherheit, Mieterbeiräte
 (3) Soziale und kulturelle Infrastruktur             Kitas, Schulen, außerschulische Bildung, Ge-
                                                      sundheit, Betreuungsangebote und kulturelle
                                                      Einrichtungen sowie ehrenamtliches Enga-
                                                      gement und Treffpunkte des sozialen Lebens
 (4) Wirtschaft und Handel                            Wirtschaftsstruktur, Einzelhandel,
                                                      Gastronomie, Dienstleistungen, Branchenmix,
                                                      Angebotsstruktur und Kaufkraft

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 (5) Verkehr und Straßenraum                         Fern-, Regional- und Nahverkehr,
                                                     motorisierter Verkehr, Parken, Radwegenetz,
                                                     Fußgänger
 (6) Öffentlicher Raum, Grün- und Freiflächen        Plätze, Barrierefreiheit, Sicherheit, Sauberkeit,
                                                     Ordnung, Orientierung, Grün- und Freiflächen,
                                                     Grünraumvernetzung, Naherholungsräume
 (7) Umwelt, Natur und Klima                         Spree, Klimaschutz und Klimaanpassung

Tabelle 1: Handlungsschwerpunkte des ISEK 2016 für Friedrichshain West. (Quelle: Herwarth + Holz,
eigene Darstellung)

Im ISEK wird betont, dass enge Querschnittsbeziehungen zwischen den Handlungsfeldern
bestehen. Die spezifische Verortung für die o.g. Handlungsfelder werden im Maßnahmenplan
(Stand: 01.07.2016) veranschaulicht (s. Abb. 15). Auffällig ist, dass alle öffentlichen Spielplätze, die
im Gebiet verortet sind, Bedarf für Neugestaltung / Neuanordnung haben. Im Jahr 2020 wurde
bisher der Spielplatz Barnimstraße 35 – 37 (Block A4) umgestaltet.
Ähnlich besteht bei vielen der im ISEK markierten Grünflächen weiterer Handlungsbedarf, hier gibt
es teilweise bereits konkrete Prüfverfahren. Laut SGA betrifft das die Schließung (oder
anderweitige Nutzung) der Tiefgerageneinfahrt im Grünstreifen an der Straße der Pariser
Kommune.
Des Weiteren weist das ISEK Schulen und Kitas aus, deren Gelände eine Neugestaltung und /
oder deren Gebäude einer Sanierung bedürfen. Teilweise wird hier auch ein Abriss vorgeschlagen,
wie etwa bei der Blumengrundschule an der Singerstraße (C4), die gleichzeitig eine
Gebäudeerweiterung benötigt.
Im Handlungsfeld (5) Verkehr und Straßenraum betont das ISEK den Bedarf einer Aufwertung des
Straßenraums und der Gehwege an der Singerstraße (C5), der Lichtenberger Straße,
Friedenstraße, Straße der Pariser Kommune sowie dem nördlichen Teil der Koppenstraße.
Viele der Ergebnisse des ISEK wurden zudem in einen aktualisierten Stadtumbauplan
Friedrichshain West (Stand: 09.03.2020) überführt. Aus diesem geht hervor, dass sich der Großteil
der dort aufgeführten Maßnahmen noch in der Planung oder in der Durchführung befinden.
Abgeschlossene Maßnahmen sind zum Beispiel die durchgeführte Aufwertung der Brunnenanlage
und Grünfläche Karl-Marx-Allee 70, drei themenübergreifende Konzepte zur städtebaulichen
Vertiefung an der Münchberger Str. / Straße der Pariser Kommune, ein Konzept zu einem
Schulstandort an der Friedenstraße, sowie eine Machbarkeitsstudie für ein Seniorenzentrum.

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Abbildung 15: ISEK Friedrichshain West Maßnahmenplan (Quelle: ISEK 2020, Herwarth + Holz)

4.4   Spielplatzentwicklung
In dem vorausgegangenen ISEK Maßnahmenplan von 2020 sind zwölf Maßnahmen zur
Neugestaltung von Spielplätzen eingezeichnet, welche sich über das gesamte Gebiet
Friedrichshain West verteilen. Nennenswert ist insbesondere die vom SGA genannte Maßnahme,
die benachbarten Spielplätze in der Lange Straße (D1) und Krautstraße (D2) neuzugestalten und
mittels einer Spielstraße miteinander zu verbinden.
Das Plangebiet Friedrichshain West weist eine starke Unterversorgung an privaten Spielflächen
auf (vgl. Kapitel 6.4). Diese ist unter anderem auf eine Überführung der privaten Spielplätze der
WBM in die öffentliche Hand zu begründen, die in den 90er Jahren erfolgte. Ersichtlich ist dies z.B.
in den o.g. Blöcken D1 und D2, in denen es sowohl eine hohe Anzahl an Häusern der WBM gibt
als auch eine hohe Dichte an öffentlichen Spiel- und Bolzplätzen.

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5 Vorliegende Planungen

5.1     Mehr Grün für Friedrichshain-Kreuzberg
Die Potentialanalyse „Mehr Grün für Friedrichshain-Kreuzberg“ wurde vom Bezirksamt
Friedrichshain-Kreuzberg Fachbereich Umwelt und Naturschutzamt in Auftrag gegeben. Sie wurde
von bgmr Landschaftsarchitekten GmbH sowie yellow z urbanism architecture in Zusammenarbeit
mit dem Bezirksamt und unter mehrfacher Bürgerbeteiligung in 2019 erstellt.
Die Analyse beschäftigt sich mit den Herausforderungen der gegenwärtigen Entwicklung des
Bezirks vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Klimakrise wie etwa Trockenperioden und
Überhitzung. Es werden Potentiale für mehr Grün im Gebiet sowie Strategien zur Umsetzung dieser
aufgezeigt (bgmr 2019, 5). Eine der größten Herausforderungen im dicht besiedelten Bezirk ist,
dass die wenigen vorhandenen Grün- und Freiflächen durch Nutzungsdruck und
Bevölkerungswachstum in Konkurrenz nicht nur zu Wohnbauflächen, sondern vor allem auch zu
sozialen Einrichtungen wie Schulen und Kitas stehen.
Um dieser Problematik entgegen zu wirken, nennt die Studie folgende Strategien:
      1. Vorhandene Flächen neu interpretieren und durch eine Multicodierug die Nutzungsdichte
         sozialer Infrastruktur erhöhen
      2. Straßenräume, Wasserlagen und gebaute Strukturen als Potentialflächen untersuchen
      3. Qualität vorhandener Grünflächen durch Naturerlebnisse, Biodiversität und erhöhte
         Aufenthaltsqualität wie Bewegungsangebote steigern
      4. „Aus Grau mach Grün“: Potentielle Umwandlung von Stellflächen und Parkplätzen,
         Entsiegelung von Flächen, Rückführung von Regenwasser in den natürlichen
         Wasserkreislauf oder lokaler Speicherung, Begrünung von Dächern und Fassaden
      5. Sicherstellung von Grünflächen bei Umbauprozessen

Zudem werden zentrale Flächen im Bezirk genannt, die entsprechend dieser Maßnahmen
umgestaltet oder erweitert werden sollten. So etwa die Lohmühleninsel oder das
„Robinienwäldchen“ in Kreuzberg. Solche spezifischen Nennungen gibt es in Friedrichshain West
allerdings nicht, stattdessen wird die Aufwertung der vorhandenen Grünflächen und eine
Umgestaltung der Spielflächen angestrebt. Zusätzlich schlägt der Bericht eine Stärkung des
„Grünen Netzes“ im südöstlichen Teil von Friedrichshain vor, um die dortigen Grünanlagen stärker
mit den Grünstreifen an der Karl-Marx-Allee (KMA) und den nördlich davon gelegenen Grünflächen
zu verknüpfen (Blöcke D6, D7 und D8). Darüber hinaus wird auch eine Verbindung des neu
aufgewerteten Parks mit Wasserspiel an der KMA 70, mit den nahegelegenen Georgen-Parochial-
und St. Petri Friedhöfen vorgeschlagen. Generell weißt die Studie vermehrt auf die Möglichkeit der
Nachnutzung von partiellen Friedhofsflächen hin. Eine Umgestaltung solle aber nicht in reguläre
Parkanlagen geschehen, sondern pietätvoll und in angepassten primär biodiversitätsfördernden
Konzepten wie sog. „Leiseparks“ (vgl. Berlin.de 2021).

5.2     Städtebauliche Konzepte
In Folge der Ausweisung von Friedrichshain West als Stadtumbaugebiet und der Erstellung des
ISEK, wurden in 2018 eine vertiefende Analyse und eine umfassende Bürgerbeteiligung vom Senat
für Stadtentwicklung und Wohnen des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg in Auftrag gegeben.
Ziel des Beteiligungsverfahrens war es Besonderheiten von Friedrichshain West, Bedarfe und
Entwicklungspotentiale, sowie Themen und Vorgehen in Beteiligungsprozessen herauszuarbeiten.
Ideentreffs und Planungsrunden begannen im Frühjahr 2019 und drei der geplanten Termine
konnten durchgeführt werden, ein vierter Termin wurde jedoch auf Grund des SARS-CoV-2
Ausbruchs in 2020 bis auf Weiteres verschoben.
Vor dem Hintergrund einer sehr kritischen Bürgerschaft in Hinblick auf diskutierte Nachverdichtung
ist das Beteiligungsverfahren in drei Arbeitsebenen unterteilt: 1. Die öffentliche Beteiligung mit

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Bürgern, 2. das Gremium, 3. Planungsteams und Experten. Der Prozess wird von die raumplaner
und raumscript moderiert.
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, wurde das große Gebiet in einen Nord und Süd Bereich
entlang der Karl-Marx-Alle unterteilt. Der nördliche Teil, der den Barnimkiez und Teile des Kiezes
Friedenstraße beinhaltet, wurde von dem Planungsteam bestehend aus AG Teleinternetcafè,
Brenne Architekten und Treibhaus Landschaftsarchitekten bearbeitet. Das südliche Andreasviertel
wurde durch die Planungsteams bestehend aus der AG ZUsammenKUNFT Berlin eG sowie
Landschaft planen + bauen entworfen.
Die Aufgabe der Planungsteams bestand darin das Gebiet aus städtebaulicher Sicht zu analysieren
und Entwicklungspotentiale herauszuarbeiten. Die Ergebnisse wurden im Jahr 2019 in
regelmäßigen Abständen der Öffentlichkeit präsentiert und weiter diskutiert. Aus diesen
Ergebnissen resultierte auch, die Erstellung von Quartiersvereinbarungen, welche die Teams
zusammen mit dem Gremium erstellten.
Das Gremium setzt sich aus vier Bereichen zusammen: 1. Politik & Verwaltung: Vertreter des
Senats und Bezirksbauräte, 2. Zivilgesellschaft: Aktionsbündnisse und Mieterbeiräte, 3. Vertreter
lokaler & sozialer Einrichtungen: Nachbarschaftstreff, Seniorenvertretung, Campus Eastside,
Volkssolidarität und 4. Immobilien Akteure: WBM, private Eigentümer, Vertreter von ALDI / EDEKA,
Bündnis junger Genossenschaften.
Die Quartiersvereinbarungen und weiteren Ergebnisse dieses Zusammenspiels aus Öffentlichkeit,
Gremium und Planungsteams wurden zuletzt in einer Ausstellung am Franz-Mehring-Platz
vorgestellt und sind zusätzlich im Internet einsehbar (SENUVK) (o.J.).
Das Plakat für das Andreasviertel stellt die Notwendigkeit einer Mehrfachnutzung heraus. Die
verschiedenen sozialen Einrichtungen, Plätze und Grünräume werden samt ihrer Nutzung
visualisiert. Gleichzeitig werden Bebauungstypen auf Potentialflächen an der Singerstraße
vorgeschlagen, die solch eine Mehrfachnutzung ermöglichen. Dabei steht vor allem die
Singerstraße als zentrale Achse und Ost-West-Verbindung im Focus, die mit einer
Verkehrsberuhigung, barrierefrei und bezahlbarem Wohnen, sowie Angeboten des täglichen
Bedarfs zentraler Anlauf- und Treffpunkt im Quartier werden kann.
Das Plakat für den nördlichen Teil Friedrichshain Wests arbeitet ebenfalls Entwürfe für eine
Bebauung heraus, die vor allem im Bereich der Friedenstraße die Quartierszugehörigkeit
verstärken soll. Auch im Barnimkiez sollen soziale Funktionen wie Schule und Kita durch einen
Quartiersplatz gestärkt und ihre Wegeverbindung entlang der Weinstraße herausgearbeitet
werden. Ein zweiter Quartiersplatz soll an der Palisadenstraße / Friedrichbergerstraße entstehen,
welcher eine Bebauung von zwei Häusern zulässt um eine dortige Baulücke zu schließen.

5.3   Factsheets
Die Vorschläge für die potentiellen Nachverdichtungsflächen und deren Nutzungstypen wurden in
25 sogenannten Factsheets aufgelistet, die von raumscript und die raumplaner erstellt wurden.
In diesen Factsheets sind per Luftbild die Bebauungsflächen eingezeichnet. Außerdem sind die
bisherige Nutzung, die vorgesehene Nutzung sowie der Eigentümer und Bauherr eingetragen.
Zudem gehen die Quadratmeter der geplanten Nutzungen (Wohnen, Einzelhandel, Gewerbe) aus
den Factsheets hervor sowie eventuelle Projektbesonderheiten. Dies können Ansprüche an den
Freiraum, Mobilität oder Ökologie und Klima sein, wie etwa eine gewünschte Dachbegrünung oder
eine Verkehrsberuhigung.
Dennoch fehlen Aussagen über Flächenbilanzen (GRZ / GFZ) sowie Geschossigkeit oder Anzahl
der Wohneinheiten. Sie wurden daher nicht auf der fachlichen und politischen Bezirksebene
abgestimmt.

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Abbildung 16: Potenzielle Nachverdichtungsflächen (Quelle: eigene Darstellung)

5.4   Mobilitätskonzept
Im August 2020 wurde das „Mobilitätskonzept im Rahmen des Strukturplanverfahrens
Friedrichshain West“ fertig gestellt. Es wurde vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Abteilung
Bauen, Planen und Facility Management in Auftrag gegeben und von der LK Argus GmbH
bearbeitet.
Das Konzept hat zum Ziel, durch flächensparsame und immissionsarme Mobilitätsformen, die
Lebens- und Aufenthaltsqualität in Friedrichshain zu fördern und gleichzeitig Modell für andere
Quartiere der Stadt zu werden. Das Konzept verfolgt einen integrierten Ansatz bei dem der Fokus
auf dem Fuß- und Radverkehr, dem öffentlichen Personennahverkehr und der
Parkraumorganisation liegt. Auch Kommunikation spielt eine wichtige Rolle, insbesondere
Informationen zu Nahmobilitätsangeboten, wie etwa Kiezbussen oder bei der Einrichtung von
Mobilitätsstationen im Gebiet.
Neben diesen Aspekten, beschäftigt sich das Mobilitätskonzept mit Verkehrsprognosen und
entsprechenden Rückbaumaßnahmen im Straßenraum, wie etwa der Verkehrsberuhigung von
Straßen, der Neuordnung von Rad- und Fußwegen und der Reduzierung von Fahrbahnen für den

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KfZ-Verkehr. Dies wird zum Beispiel für die Kreuzung Friedenstraße / Platz der Vereinten Nationen
vorgeschlagen.

Abbildung 17: Maßnahmen im Andreasviertel (Quelle: Mobilitätskonzept im Rahmen des
Strukturplanverfahrens Friedrichshain West, LK Argus. 2020)

Vergleich Mobilitätskonzept
Das Mobilitätskonzept der LK Argus GmbH wurde zu Beginn des Jahres 2021 offiziell vorgestellt.
Die Ergebnisse des Konzepts wurden auf Synergien und mögliche Gegensätze mit der
Freiraumanalyse überprüft. Beide Konzepte stimmen in grundlegenden Themen wie zur
Verkehrsberuhigung im Gebiet und zum Ausbau des Fuß- und Radverkehrs überein.

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