Bewegungsangebote in Kindertageseinrichtungen - Übungsvorschläge und sichere Gerätenutzung
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Unfallkasse Nordrhein-Westfalen Bewegungsangebote in Kindertageseinrichtungen Übungsvorschläge und sichere Gerätenutzung
Herausgeber: Unfallkasse Nordrhein-Westfalen Moskauer Straße 18, 40227 Düsseldorf Telefon: 0211 9024-0, Telefax: 0211 9024-1355 E-Mail: info@unfallkasse-nrw.de Internet: www.unfallkasse-nrw.de Nachdruck mit freundlicher Genehmigung durch die Unfallkasse Hessen Autorin und Autor: Dipl.-Sportwiss. Annette Krawietz, Frankfurt am Main Dipl.-Ing. Herbert Hartmann, Unfallkasse Hessen Redaktionelle Bearbeitung: Martina Lotter, Pia Ungerer, Unfallkasse Hessen Ina Geissinger, Butzbach Grafische Gestaltung und Satz: FREIsign GmbH, Rheinstraße 34, 65185 Wiesbaden Fotos und Grafiken: Annette Krawietz, Frankfurt am Main Herbert Hartmann, Uwe Naujokat, Michael Protsch, Unfallkasse Hessen Olaf Ostermann, Uedem, Helene Hartmann, Eppstein Der Firma BSW Berleburger Schaumstoffwerk GmbH danken wir für die freundliche Unterstützung. Herstellung: Alexandra Koch, Universum Verlag GmbH, Taunusstraße 54, 65183 Wiesbaden Druck: AC medienhaus GmbH, Ostring 13, 65205 Wiesbaden Verlag: Universum Verlag GmbH, Taunusstraße 54, 65183 Wiesbaden Verantwortlich für den Inhalt sind die Autorin und der Autor © für diesen Band: Unfallkasse Hessen, 2. überarbeitete Auflage, April 2020 Bestellnummer: S 96
Vorwort „Das Leben besteht in der Bewegung“ (Aristoteles) Kürzer und prägnanter als Aristoteles kann Der kindlichen Bewegung kommt also bei man die Bedeutung von Bewegung kaum der emotionalen, sozialen, motorischen formulieren. Auch der moderne Mensch und kognitiven Entwicklung eine Schlüs- hat die Bewegung (wieder-)entdeckt und selfunktion zu. Erzieherinnen und Erzieher versucht, den zivilisatorisch verursachten müssen diese Entwicklung im Rahmen Bewegungsmangel mit Freizeitsport und ihrer pädagogischen Arbeit unterstützen. bewegungsfreudigen Hobbys auszuglei- Diese Aufgabe ist aufgrund geänderter chen. Bewegung zur Entspannung, zum Rahmenbedingungen schwieriger gewor- Schutz vor Herzkreislauferkrankungen und den (z. B. frühe Lernansprüche der Eltern). vor Übergewicht: das sind häufig „bewe- Gerade deswegen brauchen wir in Kinder- gende“ Faktoren. tageseinrichtungen angemessene, aber auch sichere Bewegungsangebote. Das Bewegung als präventive Gesundheitsmaß- Fachpersonal benötigt dazu einen fun nahme auszuüben ist aber nur eine Facette dierten Handlungsrahmen, um die Kinder des menschlichen Bewegungsverhaltens. positiv und sicher fördern und begleiten In der Kindheit ist Bewegung ein zentrales zu können. Element der Entwicklung. Mit Bewegung beginnt das Kind seine Umwelt zu erobern, Unsere Broschüre möchte Sie mit Praxis- erfährt eigene Stärken und Schwächen, beispielen und Sicherheitsratschlägen bei bildet Lernmechanismen aus. Noch bevor dieser Aufgabe unterstützen. es lesen und rechnen kann, werden seine kognitiven Fähigkeiten über Bewegungs- erfahrungen für diese späteren Aufgaben vorbereitet. Ihre Unfallkasse Hessen Bernd Fuhrländer Dr. Torsten Kunz Geschäftsführer Leiter Prävention 5
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1. Bedeutung elementarer Bewegungsformen in der frühen Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . 8 2. Bewegungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3. Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.1 Matten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.1.1 Inselspringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.1.2 Holpriger Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.1.3 Mattenrutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.1.4 Mattenklatschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.1.5 Hügel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.2 Sprossenwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.2.1 Sprung auf die Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.2.2 Rutsche mit Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.2.3 Steilwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.2.4 Wurfstation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.2.5 Kugelbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.2.6 Höhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.3 Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3.3.1 Schräge Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.3.2 Rollbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.3.3 Sprungbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.3.4 Labyrinth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.3.5 Rollbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.3.6 Wippe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.3.7 Tunnel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.4 Schaukeln, Schwingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3.4.1 Schaukelmatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 6
4. Spielideen an Gerätearrangements . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 5. Sicherheit von Bewegungsangeboten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.1 Pädagogische Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.2 Fallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.2.1 Ab welcher Fallhöhe werden Matten benötigt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5.2.2 Wie erkennt man die Eignung einer Matte für die jeweilige Fallhöhe? . . . . . 31 5.2.3 Wie groß muss die zu sichernde Aufprallfläche sein? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.3 Gerätekombinationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 5.3.1 Standsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 5.3.2 Belastung, Gerätestatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 5.3.3 Fallschutz bei Gerätekombinationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 5.3.4 Fangstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 6. Gerätenutzung und Qualifikation des pädagogischen Personals . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 7. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 7
Bedeutung elementarer Bewegungsformen in der frühen Kindheit 1. Bedeutung elementarer Bewegungsformen in der frühen Kindheit Das Kind ist Akteur seiner Entwicklung und von seinem Wollen und Streben nach macht sich ein Bild von der Welt und von Eigenständigkeit mitbestimmt (abhängig sich selbst. vom jeweiligen Verhalten und Tempe- rament). Zwei wichtige Entwicklungs- Die Motorik spielt eine bedeutende Rolle prinzipien lassen sich dabei festhalten, in der menschlichen Entwicklung. Schon die bedingen, dass die motorischen im Säuglingsalter wandeln sich spontane Entwicklungsverläufe von Kindern sehr Bewegungsäußerungen in gezielte Bewe- unterschiedlich und individuell verlaufen gungstätigkeiten. Kinder erobern Schritt können: für Schritt ihre Umwelt über Bewegung und Wahrnehmung. Dabei setzen sie sich Zum einen sind Eigenschaften und Fähig- aktiv, handelnd mit ihr auseinander. So keiten wie z. B. Motorik oder Sprache von versuchen sie, alles was sie wahrnehmen Kind zu Kind, aber auch beim einzelnen zu erreichen, zu erkunden und zu benut- Kind unterschiedlich angelegt und reifen zen. So veranlasst sie das Geräusch einer verschieden aus (Prinzip intra- und inter Rassel, den Kopf zu drehen und nach ihr zu individuelle Variabilität). greifen, um sie dann vielleicht in den Mund zu stecken, damit sie sie tasten und erkun- Zum anderen ist die motorische Entwick- den können. Dabei werden bedeutende lung nicht vorbestimmt, sondern beein- sensomotorische Erfahrungen freudvoll flussbar, gestaltbar und modifizierbar gesammelt, Zusammenhänge erkannt und (Prinzip der Plastizität, vgl. Scheidt 2010, so Erkenntnisse für das Leben gewonnen. Largo 2004) und kann somit positiv beein- flusst werden. Es verwundert von daher nicht, dass Fach- leute immer wieder feststellen, dass es Kinder brauchen also für ihre gesamte Ent- durch einen Mangel an Bewegungsraum wicklung eine anregende Bewegungswelt, und Spielzeit zu empfindlichen Störungen in der sie sich aktiv eigenständig erproben der kindlichen Entwicklung kommen kann. können, damit sie vielfältige Erfahrungen Es ist somit unabdingbar, frühzeitig viel- mit ihrem Körper, Materialien und anderen seitige Bewegungsmöglichkeiten zu schaf- Personen sammeln können und in der sie fen, um letztendlich eine ganzheitliche sicher, verantwortungsvoll, individuell und gesunde Entwicklung und frühkindliche einfühlsam begleitet werden. Bildung zu unterstützen. Dies ist zum Teil auch in den Bildungsplänen der Länder Das folgende Schaubild verdeutlicht die verankert. Bedeutung der Motorik für die ganzheit- liche Persönlichkeitsentwicklung und Entwicklung ist anlage- und umweltbe- Bildung von Kindern. dingt, aber sie wird auch vom Kind selbst, 8
Bedeutung elementarer Bewegungsformen in der frühen Kindheit Soziale Entwicklung Kommunikations- Sprachentwicklung fähigkeit Sprach- und Interaktionsfähigkeit Sprechfähigkeit Hilfsbereitschaft Wortschatz Konflikbereit- schaft Biologische Entwicklung Emotional- Knochenbau psychische Entwicklung Muskulatur Selbstsicherheit Nervensystem Selbstvertrauen Herz-Kreislauf-System Motorik Gefühle Kognitive Entwicklung Motorische Entwicklung Lernfähigkeit Grobmotorik Denken (Klettern, Laufen …) Vorstellen Feinmotorik Wahrnehmungs- (Knüpfen …) entwicklung Nahsinne Fernsinne Abb. 1: Motorik – Wechselbeziehungen zu den Entwicklungsbereichen (nach Krawietz, A./ Krawietz, Ch./Rohr, M./Schröder, F.P., 2013) Wir wollen nun das obige Schaubild am Sozial: Kommunikation und Interaktion Beispiel des Kletterns verdeutlichen. z. B. beim zusammen Klettern, „Wer kann mir helfen?“, Rücksichtnahme, Abwarten, Beim Klettern finden wir folgende Wech- bis man an der Reihe ist. selbeziehung der Motorik zu den wichtigen Entwicklungsbereichen: Wahrnehmung: taktile Wahrnehmung, Griffe spüren; vestibuläre Wahrnehmung, Motorik: Kraft, Kraftausdauer, Koordina- das Gleichgewicht beim Klettern halten, tion, Gelenkigkeit, Anbahnung der Domi- Springen von der Sprossenwand; kinästhe- nanzentwicklung durch kreuzkoordinierte tische Wahrnehmung, die Kletterbewegung Bewegung. ausführen, koordinieren und automatisie- ren; visuelle Wahrnehmung, Auge-Hand- Kognition, Handlungsplanung: Wie muss Koordination beim Greifen. ich Hände und Füße einsetzten? Wie komme ich von der Sprossenwand auf die Sprache: Wortschatz: Begriffe lernen, wie Rutsche? Konzentration, Festhalten und „Klettern“, „Sprossenwand“, „oben und Kletterbewegung ausführen; Wortbedeu- unten“; Sprachverständnis: was bedeutet tung von „oben“ und „unten“ begreifen. z. B. „hochklettern“?; Satzbau: z. B. „Ich habe es geschafft.“; Kommunikation: Emotion: Selbstbewusstsein und Freude erzählen, was man gemacht hat, sich mit- über das Gelingen des Kletterns, Selbstsi- teilen. cherheit und Selbstvertrauen. „Ich habe es geschafft!“, „Ich kann das!“ 9
Bewegungsangebote 2. Bewegungsangebote Das Beispiel Klettern zeigt bereits die man- Beweglichkeit gefördert und durch den nigfaltigen Entwicklungsverknüpfungen Wechsel von Be- und Entlastung die Ernäh- der kindlichen Bewegung auf. Dies gilt rung der Bandscheiben gewährleistet. natürlich für alle elementaren Bewegungs- formen, wie das: Ein Bewegungsangebot und insbesondere ∙∙ Robben, Kriechen, Krabbeln ein multifunktionales Geräteangebot im ∙∙ Rutschen, Gleiten Sinne einer Bewegungslandschaft schult ∙∙ Gehen, Laufen die Bewegungssicherheit. Die Kinder ∙∙ Hüpfen, Springen werden in und mit ihrem Körper sicherer. ∙∙ Klettern, Hängen, Hangeln, Stützen Wichtige Voraussetzungen zur Bewältigung ∙∙ Schwingen, Schaukeln von Alltagssituationen, wie sichere Teil- ∙∙ Balancieren nahme am Straßenverkehr werden geübt, ∙∙ Tragen, Ziehen, Schieben etwa Reaktionsvermögen, Abschätzen von ∙∙ Drehen, Rollen, Wälzen Risiken und Geschwindigkeiten, Gleichge- ∙∙ Schwimmen. wicht, Körperkoordination usw. Eine ideale Basis zur Verwirklichung dieser In der heutigen Lebenswelt der Kinder sind Bewegungsformen stellen großmotorische spontan zugängliche Bewegungsfreiräume Bewegungsmöglichkeiten, wie Bewe- meist verlorengegangen. gungslandschaften dar. Selbständigkeit und Selbsttätigkeit werden durch Mitge- Wo und wann können Kinder noch unbe- staltung und eigenständiges Ausprobieren schwert klettern, rennen, springen, balan- der eigenen Fähigkeiten und Kräfte geför- cieren oder hangeln? dert. Dabei gelten die Prinzipien der Orien- tierung am Kind, an seiner Entwicklungs-, Folgende Faktoren kennzeichnen aktuell und Handlungsfähigkeit sowie das Prinzip die Entwicklung der Kinder: der Freiwilligkeit. Die Kinder können ohne ∙∙ Verinselung von Spiel- und Bewegungs- lange Wartezeiten ihren Bewegungsdrang räumen ausleben. Die Aneignung, Festigung und ∙∙ Motorisierung und Technisierung Kombination von motorischen Grundfor- ∙∙ Funktionalisierung men werden angeregt. Damit verbunden ∙∙ Verkehrsdichte werden die motorischen Fähigkeiten wie ∙∙ beengte Wohnverhältnisse Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Koordina- ∙∙ Medienkonsum tion und Gewandtheit trainiert. Haltungs- ∙∙ Wertewandel schwächen und gesundheitlichen Schäden ∙∙ überängstliche Eltern. wird vorgebeugt. Die Bewegungslandschaft ermöglicht Die Ausübung von motorischen Grund- den Kindern großräumige Bewegungs formen wirkt Haltungsschäden entgegen. erfahrungen. Die Rumpfmuskulatur wird gekräftigt, die 10
Bewegungsangebote Konkret bietet die Bewegungslandschaft ∙∙ hat großen Aufforderungscharakter und folgende Möglichkeiten, sie: lässt die Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben. Auch bewegungsgehemmte ∙∙ schafft elementare Bewegungsformen: Kinder werden angesprochen. Die Springen, Rennen, Klettern, Hangeln, Aufbauten können wechselweise aus- Schieben, Balancieren, probiert werden, so entstehen geringe Wartezeiten und eine hohe Bewegungs- ∙∙ holt Anregungen aus der Natur zum intensität ist gewährleistet, Klettern, Rollen, Krabbeln usw. in den Bewegungsraum, ∙∙ lässt sich zusätzlich mit Kleinmaterialien kombinieren und sich in ihrer Vielfalt ∙∙ fördert motorische Fähigkeiten wie Kraft, an Bewegungs- und Spielmöglichkeiten Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination erweitern, und Gewandtheit, ∙∙ kann mit unterschiedlichem Schwierig- ∙∙ fördert Problemlöseverhalten durch keitsgrad aufgebaut werden und gewähr- Bewegungsaufgaben (Wie gelange ich leistet somit Differenzierungsmöglichkei- über den Berg?). Dies stellt eine wichtige ten für jedes Kind, Voraussetzung für Handlungsfähigkeit dar, ∙∙ lässt sich als Teil der angeleiteten Bewe- gungsstunde oder als eigenständiges ∙∙ fördert Selbständigkeit und Selbsttätig- offenes Angebot einsetzen. keit der Kinder durch Raum für individu- elle, spielerische Bewegungserfahrungen Eine Bewegungslandschaft bietet also und Mitgestaltung der Landschaft und sehr viel, dennoch können Erfahrungen Spielideen. Das freiwillige und selbstbe- aus Natur und sonstigen Freiräumen nicht stimmte Aufsuchen der Bewegungsmög- vollständig ersetzt werden. Wichtig bleibt lichkeiten ist hierfür wichtiges Prinzip, daher, den Kindern draußen genügend Anregungen, Freiräume zum Klettern, Ren- ∙∙ fördert das Rollenspiel. Kreativität und nen und Toben anzubieten und die nötige Phantasie werden angeregt, da die Gerä- Zeit und Begleitung dafür zu geben. teaufbauten von den Kindern oder päda- gogischen Fachkräften in einen bestimm- ten Sinnzusammenhang gestellt werden können. Eine Bank wird z. B. eine Brücke, das Schiff braucht einen Kapitän …, 11
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3. Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis Jedes Gerät bietet spezifische Bewegungs- Sicherheitsaspekte werden in Kapitel 5 angebote und somit Fördermöglichkeiten. ausführlich behandelt. Wir möchten jedoch Diese können einzeln eingesetzt oder in bereits an dieser Stelle auf notwendige einer Bewegungslandschaft kombiniert Sicherheitsaspekte hinweisen. werden. Bei beiden Vorhaben ist es wichtig die Eigenschaften der Geräte zu kennen. Sicherheitsaspekte bei der Durchführung Wir wollen dies im Folgenden beispielhaft ∙∙ Gerätesicherheit kontrollieren für häufig verwendete bzw. vorhandene ∙∙ Geräteaufbau überprüfen (Belastung, Geräte wie Matte, Bank, Sprossenwand Stabilität, Sicherheitsabstand, Fang und Schaukel, tun. stellen, Verbindungen) ∙∙ Sachgerechte Seilverbindungen Die nachstehenden Übungen sind für verwenden eine angeleitete Nutzung gedacht. Die ∙∙ Sachgerechte Verwendung von Matten notwendige Sicherheit kann hierbei auch (Fall- und Landebereich) gewährleisten durch Regelvorgabe und unmittelbare ∙∙ klare Regeln vereinbaren, Regelverhalten Aufsicht erfolgen (z. B. bei der Nutzung beobachten und kontrollieren und ggfs. von Seilen). Bewegungsangebote für das eingreifen. freie Spiel sind seitens der pädagogischen Fachkraft zu reflektieren. Fehlverhalten 3.1 Matten und Fehlnutzungen sind dabei verstärkt Matten bieten neben ihrer Fallschutzfunk- zu berücksichtigen. So ist z. B. die Verwen- tion viele weitere Nutzungsmöglichkeiten dung von Seilen bei Alleinaufenthalten im für Bewegungsangebote. Da sie in der Bewegungsraum nicht möglich. Regel in jeder Kita vorhanden sind, sollte diese Bewegungsmöglichkeiten genutzt werden. Hierzu folgen einige bewährte Etliche Übungen sind auch für Krippen- Vorschläge aus der Praxis. Die Übungen kinder geeignet, wobei ggf. altersge- bieten durch weitere Variationsmöglich- mäße Anpassungen notwendig sind und keiten eine breite Bewegungspalette, sind die im Krippenalter engere Aufsichtsfüh- rasch aufgebaut und decken ein weites rung zu beachten ist. Altersspektrum ab. 12
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.1.1 Inselspringen Material: Matten, Teppichfliesen, Seile Aufbau: Die Matten werden hintereinander/im Kreis/durcheinander hingelegt oder es werden z. B. Kreise mit Seilen auf eine Mat- tenbahn zum Springen gelegt. Bewegungsaufgaben: ∙∙ von einer zur anderen Matte springen, ∙∙ mit einem anderem Kind (Handfassung) von einer zur anderen Matte springen, ∙∙ alle Kinder springen gleichzeitig kreuz und quer von Matte zu Matte, dabei aufpas- sen, dass es keine Zusammenstöße gibt. Abb. 2: Beispielaufbau eines Hürdenelements Abb. 3: Insel-Matten • Variante: Material: Matten, Kästen Bewegungsaufgabe: ∙∙ vom Kasten auf die Matte springen, ∙∙ von Kasten zu Kasten springen. Abb. 4: Parcours-Variante mit Kästen Förderaspekte: Sprungkraft, Geschicklichkeit, Rücksichtnahme, Selbsteinschätzung 13
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.1.2 Holpriger Weg Material: Matten, Halbkugeln, Tücher, diverses Kleinmaterial Aufbau: Matten auslegen, Tücher und Kleinmaterial darauf verteilen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ über den „holprigen Weg“ krabbeln, ∙∙ blind über den Weg krabbeln. „Was könnt ihr dabei spüren?“, ∙∙ ein Tuch wird über die Materialien gelegt. „Spürt ihr, was unter dem Tuch liegt?“, ∙∙ über den Weg gehen. Förderaspekte: Krabbeln, taktile Wahrnehmung Abb. 5: Verschiedene Formen und Materialien fördern die Wahrnehmung. 3.1.3 Mattenrutschen Material: Weichbodenmatte Aufbau: Weichbodenmatte mit Abstand zur Wand in den Raum legen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ auf den Weichboden springen, so dass man mit diesem auf der glatten Seite rutscht, ∙∙ zu zweit auf den Weichboden springen: Einer gibt ein Start- Kommando. Förderaspekte: Geschicklichkeit, Sprungkraft, Kooperation, Materialerfahrung, Mut Abb. 6: Mit der Weichbodenmatte durch die Halle rutschen. 14
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.1.4 Mattenklatschen Material: Weichbodenmatte Aufbau: Den Weichboden auf seiner langen Seite aufstellen. Bewegungsaufgabe: ∙∙ mit ausgestreckten Armen bäuchlings davor stehen und mit dem Weichboden nach vorne umfallen. Förderaspekte: Abb. 7: Wer traut sich, mit der Weichboden- Risikoabschätzung, Körpererfahrung, Mut matte umzufallen? 3.1.5 Hügel Material: Weichbodenmatte, Bank, Turn- matten, kleine Kästen Aufbau: Weichbodenmatte mittig über die Bank legen, rechts und links davon eine Turnmatte legen. Bewegungsaufgaben: Abb. 8: Hügel aus Matte und Bank. ∙∙ über den Hügel krabbeln, gehen oder hüpfen, ∙∙ sich wie ein Tier über den Hügel bewegen: Welches Tier geht wie über den Hügel?, ∙∙ den Hügel um die Längsachse herunterrollen, ∙∙ Bälle über den Hügel rollen. Förderaspekte: Krabbeln, Rollen, Hüpfen, kreuzkoordiniertes Bewegungs- muster, Fantasie Abb. 9: Hügel mit klappbarer Weichbodenmatte. 15
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.2 Sprossenwand Material: Sprossenwand, Weichbodenmatte, Bälle Aufbau: Weichbodenmatte an die Sprossenwand legen, ggf. Bälle auf die oberen Sprossen legen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ hoch und runter klettern, ∙∙ oben auf der Sprossenwand liegen Bälle („Kokos- nüsse“), die heruntergeholt werden, ∙∙ an den Sprossen hängen Tücher, die heruntergeholt und wieder aufgehängt werden, ∙∙ auf eine Weichbodenmatte springen und sicher auf den Füßen landen. Förderaspekte: Abb. 10: Auch die Sprossenwand Klettern, Springen, kreuzkoordinierte Bewegung, Kraft, ist vielfältig nutzbar. Handlungsplanung, Risikoabschätzung, Mut 3.2.1 Sprung auf die Wellen Material: Sprossenwand, Weichbodenmatte, Schwungtuch Aufbau: Weichbodenmatte vor die Sprossenwand legen, Schwungtuch über die Weichbodenmatte aus breiten. Bewegungsaufgabe: ∙∙ hoch klettern und auf das Schwungtuch springen, mit dem die anderen Kinder Wellen machen. Achtung: Die Kinder sollen von der Höhe springen, die sie sich zutrauen und von der sie gut und sicher landen können! Förderaspekte: Abb. 11: Für den sicheren Sprung in Klettern, Springen, kreuzkoordinierte Bewegung, die Wellen liegt unter dem Schwung- Kraft, Handlungsplanung, Risikoabschätzung, Mut tuch eine Weichbodenmatte. 16
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.2.2 Rutsche mit Bank Material: Sprossenwand, Bank, Weichbodenmatte, 2 Turnmatten Aufbau: Weichbodenmatte vor die Sprossenwand legen, Bank in die Sprossenwand einhän- gen, eine Matte unter und an das Ende der Bank legen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ die Bank hochlaufen und herunter rutschen, ∙∙ die Sprossenwand hochklettern und herunterrutschen, ∙∙ zu zweit hintereinander rutschen, ∙∙ auf einer Teppichfliese rutschen, ∙∙ sich auf dem Bauch die schräge Bank hochziehen oder hochkrabbeln. Abb. 12: Mit Matten gesicherte Bankrutsche. • Variante: ∙∙ eine zweite Bank parallel einhängen und alleine oder zu zweit rutschen, ∙∙ an das Ende der Rutsche einen Stofftunnel legen und hineinrutschen, ∙∙ Leiter oder Rutschbrett in die Sprossenwand einhän- gen. Abb. 13: Sprossenwand mit Leiter (Sicherheitshinweis siehe Kapitel 5.3.3) Förderaspekte: Klettern, kreuzkoordinierte Bewegung, Kraft, Handlungsplanung, Materialerfahrung 17
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.2.3 Steilwand Abb.14 und 15: Verschiedene Aufbauten für senkrechtes Klettern. Material: Bewegungsaufgaben: Sprossenwand, Weichbodenmatte, Tau, ∙∙ die „Steilwand“ hinauf und wieder hin- Strickleiter unterklettern, ∙∙ von oben Bälle, die in der Sprossenwand Aufbau: klemmen, herunterholen. Weichbodenmatte an der Sprossenwand fixieren (Spanngurt oder Seil), Tau und ggf. Förderaspekte: Strickleiter an einer der oberen Sprossen Klettern, kreuzkoordinierte Bewegung, mit einem sicheren Knoten (z. B. Mastwurf, Kraft, Handlungsplanung, Mut Achterknoten) befestigen. 3.2.4 Wurfstation Material: Sprossenwand, Stofftunnel, Seil, Bälle Aufbau: Stofftunnel an der Sprossenwand mit dem Seil an der Sprosse fixieren, verschieden große Bälle bereitlegen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ die Bälle in den Stofftunnel werfen, ∙∙ als Standort wird z. B. ein Therapiekreisel gewählt. Förderaspekte: Material- und Sozialerfahrung, Handlungs- Abb. 16: Stofftunnel eignen sich auch als planung, Kognition, Auge-Hand-Koordination Wurfziele. 18
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.2.5 Kugelbahn Material: Sprossenwand, Drainagerohr, Seil, Tennis- bälle, Eimer oder Kiste/Kasten Aufbau: Drainagerohr an der Sprossenwand mit dem Seil fixieren, Eimer mit Tennisbällen bereitstellen, ans Ende des Drainagerohrs eine Kiste oder einen umgedrehten Kasten stellen. Bewegungsaufgabe: ∙∙ erkunden, wie die Bälle in das Rohr hinein- und wieder herauskommen. Förderaspekte: Klettern, Material- und Sozialerfahrung, Abb. 17: Die Bälle sollen durch das Rohr in die Handlungsplanung, Kognition Kiste – hier ist Teamwork gefragt. 3.2.6 Höhle Material: Aufbau: Sprossenwand, Schwungtuch, Bank, Seile, Schwungtuch mit Seilen an der Sprossen- Matten wand und an einer anderen Stelle (z. B. umgedrehte Bank) fixieren, so dass ein Dach entsteht, Matten oder Teppichfliesen unter das Schwungtuch legen. Aufgaben zur Ruhe: ∙∙ die Höhle bietet Raum zum Zurückziehen und Entspannen, ∙∙ vorlesen oder Massagen anbieten, ∙∙ ruhige Musik oder Hörspiel anbieten. Spielidee: Wer ruht sich gerne aus? (Tiere, Menschen, Figuren) Förderaspekte: Entspannungsfähigkeit, Körpererfahrung Abb. 18: Bei aller Bewegung ist auch ein Ruheort wichtig. 19
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.3 Bank Material: Bänke, Reifen, Reifenständer Tipp: Auf der umgedrehten Bank können die Kinder auf der unteren Aufbau: breiten Seite balancieren und sich Zwei Bänke – eine davon wird umgedreht ggf. oben am schmalen Balken zum – stehen hintereinander. Reifenständer Üben festhalten. mit Reifen auf die Bank (Sitzfläche oben) stellen. Bewegungsaufgaben: • Variante: ∙∙ ausprobieren, wie man von der einen auf die andere Seite gelangt, Balancierweg, Balancierviereck ∙∙ sich auf dem Bauch über die Bank oder -dreieck aus Bänken, Klötzen ziehen, bspw. wie eine Schlange, oder weiteren Balanciermaterialien ∙∙ über die Bank krabbeln, wie eine Katze, bauen. ∙∙ balancieren vorwärts/rückwärts/seitwärts, ∙∙ mit einem Sandsack auf dem Kopf balancieren, ∙∙ durch einen (gehaltenen) Reifen gehen, Förderaspekte: ∙∙ zu zweit hintereinander balancieren, Balancieren, Gleichgewicht, vestibuläre ∙∙ aneinander vorbeigehen. Wahrnehmung, Sozialerfahrung Abb. 19: Wie Raubkatzen: Balancieren mit Bänken und Reifen. 20
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.3.1 Schräge Bank Material: Bank, Matten, kleiner Kasten Aufbau: Ein Ende der Bank auf einen kleinen Kasten stellen, unter die Bank zwei Matten und um den kleinen Kasten drei weitere Abb. 20: Schräg gestellt wird die Bank zur Rutsche. Matten legen. Bewegungsaufgaben: • Variante: ∙∙ die Bank hinunterrutschen, ∙∙ die Bank herauf und herunter balancieren, ∙∙ sich auf dem Bauch über die Bank ziehen, wie z. B. eine Schlange, ∙∙ über die Bank krabbeln, wie z. B. eine Katze. Förderaspekte: Abb. 21: Hier liegt die Bank mit der Schmalseite nach Balancieren, Gleichgewicht, oben auf dem Kasten. vestibuläre Wahrnehmung 3.3.2 Rollbahn Material: Bank, Kiste, Kasten, Ball, Matten Aufbau: Ein Ende der Bank auf einen kleinen Kasten stellen, unter die Bank zwei Matten und eine Matte vor den kleinen Kasten legen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ den Ball so die Bank hinunterrol- len, dass er unten in die Kiste fällt, ∙∙ dem Ball dabei hinterher rutschen. Förderaspekte: Abb. 22: Die schräg gestellte Bank eignet sich auch als Auge-Handkoordination, Rutschen Rollbahn. 21
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.3.3 Sprungbahn Material: Bewegungsaufgaben: Bank, Turnmatte, Weichbodenmatte ∙∙ springen, ∙∙ über die Turnmatte springen, Aufbau: ∙∙ Ziellandung auf ein farbiges Tuch, Turnmatte an eine Bank stellen, Weichbo- ∙∙ springen auf ein Schwungtuch, welches denmatte an die Turnmatte legen. in Wellen geschlagen wird. Achtung: Weichboden vor Weg Förderaspekte: rutschen sichern („Stopper-Matte“ Springen, Kraft, Mut dahinter legen/Teppichunterlage/ Antirutschauflage unterlegen, sich dagegenstellen)! Abb. 23: Hier gilt es, von der Bank auf die Weichbodenmatte zu springen. • Variante: Abb. 24: Große und kleine Kästen erset- zen die Bank. 22
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.3.4 Labyrinth Material: 2 Bänke, Seile, Tücher, Sandsäckchen Aufbau: Zwei Bänke in einem Abstand von ca. 1 Meter aufstellen, Seile zwischen den Bänken spannen, Tücher und Sandsäck- chen auf den Seilen verteilen. Achtung: Seile dürfen nicht ohne Aufsicht verwendet werden, Strangu- lierungsgefahr! Abb. 25: Die Tücher und Sandsäckchen auf den Seilen dürfen beim Durchqueren nicht Bewegungsaufgaben: herunterfallen. ∙∙ unten den Seilen durch krabbeln ohne etwas zu berühren, Förderaspekte: ∙∙ über die Seile steigen ohne etwas zu Steigen, Krabbeln, Achtsamkeit, Geschick- berühren. lichkeit 3.3.5 Rollbank Material: Achtung: Vorne und hinten muss ein 2 Turnmatten, Turnbank, 4 bis 6 Holzstäbe „Anschlag“ das Wegrollen der Bank verhindern! Auf Klemmgefahr der Aufbau: Finger achten! Eine umgedrehte Bank auf 3–6 Holzstäbe stellen, an die Enden der Bank mit einer Bewegungsaufgaben: kleinen Lücke jeweils eine Matte legen. ∙∙ ein Kind oder mehrere Kinder sitzen auf der Bank (wie im Bus oder in der Eisen- bahn) und schaukeln vor und zurück, ∙∙ über die schmale oder breite Seite der Bank balancieren. Tipp: Die Kinder können sich am obe- ren Teil der Bank festhalten, wenn sie auf der unteren breiten Seite balan- cieren. Förderaspekte: Balancieren, Gleichgewicht, vestibuläre Wahrnehmung, Sozialerfahrung Abb. 26: Matten verhindern das Wegrollen der Rollbank. 23
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.3.6 Wippe Material: Achtung: Bank auf Verrutschen kon- Bank, kleiner Kasten, 4 Turnmatten trollieren und auf Klemmgefahr von Fingern achten! Aufbau: Einen kleinen Kasten mit jeweils zwei Turn- Bewegungsaufgaben: matten auf jeder Längsseite fixieren. Bank ∙∙ über die schmale oder breite Seite der mit der Sitzfläche nach unten mittig auf Bank balancieren, den Kasten legen. ∙∙ zwei Kinder wippen auf der Bank. Abb. 27: Mittig auf einen kleinen Kasten gelegt, wird die Bank zur Wippe. • Variante: Statt des kleinen Kastens ein Vierkant- holz unter die Bank legen, dann ist die Wippe niedriger. Abb. 28: Vierkantholz statt Kasten Förderaspekte: Balancieren, Gleichgewicht, vestibuläre Wahrnehmung, Sozialerfahrung 24
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.3.7 Tunnel Material: 2 Bänke, Matten Aufbau: Die beiden Bänke mit etwas Abstand paral- lel aufstellen, Matten auf die Bänke legen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ durch den Tunnel krabbeln/kriechen, ∙∙ als „Schlange“, „Raupe“, „Käfer“, „Katze“ oder anderes Tier durch den Tun- nel kriechen/krabbeln, Abb. 29: Mit Matten und zwei Bänken ist schnell ∙∙ einen Ball durch den Tunnel rollen und ein Tunnel gebaut. ihn wieder holen, ∙∙ sich zu zweit einen Ball durch den Tunnel zurollen, Spielidee: ∙∙ mit dem Rollbrett durch den Tunnel „Bär, Bär komm heraus“, der Bär kommt fahren. aus der Höhle und kann ein Kind fangen. • Variante: Mattentunnel • Variante: Stofftunnel Auf den Boden des Tunnels Kleinmateri- alien (Sandsäckchen, Schaumstoffteile) legen und darüber krabbeln. Abb. 30: Ist keine Bank da, reichen auch Matte, Wand und Kasten zum Tunnelbau. Tipp: Der Tunnel kann auch direkt an der Wand aufgebaut werden, das spart Geräte/Bänke ein. Achtung: Durch das Biegen der Matte kann die Stoßdämpfung der Abb. 31: Stofftunnel mit kleinen Überra Matte leiden (alte Matte verwenden). schungen. Förderaspekte: Krabbeln, Kriechen, kreuzkoordiniertes Bewegungsmuster, taktile Wahrnehmung, Körper- grenzen spüren, Körperkenntnis 25
Geräte und Aufbauten von Bewegungslandschaften in der Praxis 3.4 Schaukeln, Schwingen Material: Nestschaukel oder Traubenschaukel, Hängematte, evtl. Papp- röhre und Sandsäckchen Aufbau: Nestschaukel, Traubenschaukel oder Hängematte in einen sicheren Haken an der Decke hängen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ hin und her pendeln bzw. kleinräumig schwingen, ∙∙ schwingen und dabei Sandsäckchen vom Boden heben und in ein Ziel werfen, ∙∙ aus der Schaukel mit einer Pappröhre als „Fernglas“ schauen. Förderaspekte: vestibuläre Wahrnehmung, Körpererfahrung, Entspannungs fähigkeit, Auge-Handkoordination Abb. 32: Schaukelsack 3.4.1 Schaukelmatte Material: 3 Holzreifen, Turnmatte, Schwung- tuch Aufbau: Turnmatte in drei Reifen legen, ggf. Schwungtuch darüber legen. Bewegungsaufgaben: ∙∙ hin- und her schaukeln, allein oder Abb. 33: Drei Reifen machen die Matte zur Wippe … mit mehreren Kindern, ∙∙ ein Tuch über die Reifen legen und schaukeln oder durchkriechen. Achtung: Durch das Biegen der Matte kann die Stoßdämpfung der Matte leiden (alte Matte verwenden). Förderaspekte: vestibuläre Wahrnehmung, Körper- erfahrung, Entspannungsfähigkeit, Abb. 34: … mit Schwungtuch wird ein Tunnel daraus. Sozialerfahrung 26
Spielideen an Gerätearrangements 4. Spielideen an Gerätearrangements Oft soll ein Gerätearrangement auch noch von einer zweiten Gruppe genutzt werden, weshalb kein Abbau erfolgt. Bei gemeinschaftlichen Bewegungsangeboten, z. B. am Ende oder Anfang der Bewegungsstunde, steht dann nur ein Teil des Bewegungsraumes zur Verfügung. Es empfiehlt sich in diesem Fall die Spielaktion im bestehenden Aufbau durchzuführen. Folgende Spielideen können dabei hilfreich sein: Musik Stopp Spiel: Zur Musik um die Geräte herum laufen und bei Stopp eine Bewegungsaufgabe stellen. Präpositionen: Die Kinder sollen sich unter, auf, neben ein spezielles Gerät stellen, setzen, legen. Körperteile: Die Kinder sollen ein spezielles oder ein beliebiges Gerät mit den benannten Körperteilen berühren, z. B. mit dem Finger, Ellenbogen, Knie oder dem Fuß. Mengen: Die Kinder sollen sich in einer bestimmten Anzahl von Kindern pro Gerät versammeln. Farben: Die pädagogische Fachkraft verteilt bunte Bier- deckel auf den Geräten und die Kinder müssen diese Bierdeckel nach Ansage der Farbe suchen oder die Farbe des Geräts selbst aufrufen. Straßen bauen: Von einem Gerät zum anderen mit Kleinmaterialien, z. B. Teppichfliesen, Bierdeckeln, Brettern, Seilen, eine Verbindung/Straße bauen lassen. 27
Spielideen an Gerätearrangements Spinnennetz: Die Geräte werden mit Wollfäden verbunden, so dass ein Netz entsteht, an dem man sich mit offenen oder geschlossenen Augen entlang tasten kann. Taxi: Eine Hälfte der Gruppe sitzt auf den Geräten verteilt und ruft ein Taxi = Rollbrett. Die andere Hälfte der Gruppe fährt auf Rollbrettern und bringt die Kunden zu einer neuen Station. Marathon-Lauf: Die Geräte werden als Kreis aufgebaut. Für jede gelaufene, gekletterte, gesprungene Runde gibt es eine Wäscheklammer zum Anheften an die Kleidung. Würfelspiel Zahlen/Farben: Zahlen oder Farbkarten werden auf, unter, an den Geräten verteilt und alle Kinder laufen zu der entsprechend gewürfelten Farbkarte. Memory-Karten: Die Kinder erhalten eine Karte und suchen die doppelte (im Gerätearrangement versteckte) Karte. Finger- und Singspiel: Alle Kinder sitzen auf einer Matte. Eisenbahnfahrt um die Geräte: Sich z. B. zu dem Lied „Eisenbahn“ von Wolfgang Hering wie ein Zug um die Geräte bewegen. 28
Sicherheit von Bewegungsangeboten 5. Sicherheit von Bewegungsangeboten Bei der Sicherheit von Bewegungsange- Geräteauswahl, Geräteaufbau, Kontrolle boten fokussiert man sich häufig sehr der Geräte auf Beschädigungen, Verwen- stark auf die technische Gerätesicherheit. dung geeigneter Matten sowie Beaufsich- Dies ist zwar grundsätzlich nicht falsch, tigung der Bewegungsaktivitäten sind bei- vernachlässigt aber wesentliche weitere spielsweise organisatorische Maßnahmen, Faktoren und erschwert somit einen syste- die Einfluss auf die Sicherheit haben. matischen Blick auf die Gefahren bzw. die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen. Technische Sicherheit wird gewährleistet durch normkonforme Geräte (Stabilität, Die kindliche Sicherheit wird gewährleistet Fangstellen, Fallschutz etc.). durch: ∙∙ organisatorische Maßnahmen (O) Ebenso hat das kindliche Verhalten Ein- (inklusive Aufsicht) fluss auf die Sicherheit. Die Risiken eines ∙∙ technische Maßnahmen (T) Bewegungsangebotes müssen sich daher ∙∙ das Verhalten des Kindes (V) an den Sicherungsfähigkeiten der Kinder orientieren. In diesem Verhaltensanteil Zu den organisatorischen Maßnahmen treffen die beiden pädagogischen Aufga- gehört die sichere Gestaltung der Bewe- benstellungen Bewegungsförderung und gungsangebote im weitesten Sinne. angemessener Risikoumgang aufeinander. 100 % O 90 % O T 80 % O 70 % O T 60 % 50 % O T 40 % V 30 % T 20 % V V T 10 % V 0% V Säugling 3-Jährige 6-Jährige 10-Jährige Erwachsene O organisatorische Maßnahmen T Technik V Verhalten Abb. 35: Verhaltensanteile in Abhängigkeit vom jeweiligen Alter des Kindes. 29
Sicherheit von Bewegungsangeboten 5.1 Pädagogische Reflexion Sicherheit wird zunächst ganz wesentlich durch die Wahl alters- und entwicklungs- gemäßer Bewegungsangebote bestimmt. Defizite oder Fehler in diesem Bereich, z. B. die Verwendung überfordernder Geräte (zu große Fallhöhen bei U3-Kindern), lassen sich durch technische Maßnahmen (z. B. Matten) nur bedingt bis gar nicht kompen- sieren. Der pädagogischen Reflexion von Bewegungsangeboten kommt daher zent- rale Bedeutung zu. Der Verhaltensanteil soll sich in der Kindheit und Jugend so entwickeln (siehe Abb. 36: Matten als Fallschutz Abb. 35), dass der spätere Erwachsene mit kulturspezifischen Gefahren angemessen Bei der Wahl der Matten ist der jeweilige umgehen kann. Dies gelingt jedoch nur, Verwendungszweck von Bedeutung. So wenn stetig mit alters- bzw. entwick- steht z. B. beim freien Bespielen von Klet- lungsgemäßen Risiken umgegangen wird. ter- oder Sprossenwänden der Fallschutz Bewegungsangebote müssen dies berück- zur Vermeidung/Minderung von Verletzun- sichtigen, indem sie angemessene Risiken gen im Vordergrund. Bei Absprungübungen aufweisen. Dieser Hinweis erscheint ins- mit häufigen Sprüngen, ist aber auch die besondere in Anbetracht der derzeit häufig Gelenkbelastung zu beachten. D. h. die zu beobachtenden Elternängstlichkeit Dämpfung der Matte muss hierbei in der wichtig. Regel höher gewählt werden, als beim Fallschutz. Kommen wir nach diesen zunächst etwas theoretischen Ausführungen zu konkreten Während in den Kitas für das Turnen meist Fragestellungen. In der Praxis zeigen sich geeignete Matten zur Verfügung stehen, ist häufig Unsicherheiten und Fragen bei fol- bei der Gerätenutzung oft eine mangelhafte genden Themen: Mattenausstattung (zu wenige Matten, un- ∙∙ Fallschutz-Ausstattung mit/und bei Ver- geeignete Matten) zu beobachten. wendung von Matten ∙∙ Gerätekombinationen (Bewegungsland- Für eine sichere Gerätenutzung ist es daher schaften) notwendig, geeignete Matten vorzuhalten ∙∙ Gerätenutzung und Qualifikation der und eine richtige Mattenwahl durch die Erzieherin und des Erziehers. pädagogischen Fachkräfte zu gewährleis- ten. Hierzu ist die Klärung folgender Fragen 5.2 Fallschutz hilfreich: Stürze und Sprünge auf den Fußboden kön- ∙∙ Ab welcher Fallhöhe werden Matten nen erhebliche Verletzungsfolgen haben. benötigt? Bei Bodenaktivitäten wie Turnen und bei ∙∙ Wie erkennt man die Eignung einer Matte der Gerätenutzung sind präventiv Matten für die jeweilige Fallhöhe? als Fallschutz zu verwenden. ∙∙ Wie viele Matten werden benötigt? 30
Sicherheit von Bewegungsangeboten 5.2.1 Ab welcher Fallhöhe werden Matten 5.2.2 Wie erkennt man die Eignung einer benötigt? Matte für die jeweilige Fallhöhe? Zunächst soll der Begriff Fallhöhe erklärt Um diese Frage zu beantworten, müssen werden. Die Fallhöhe ist die höchste Nut- wir uns zunächst näher mit den Mattenar- zungshöhe H des Gerätes, von der ein Sturz ten befassen. Von den in DIN EN 12503-01 oder Sprung erfolgen kann. Das ist z. B. die klassifizierten Matten (siehe Tab. 1) werden Standfläche bei einem Kasten, die oberste, in Kitas üblicherweise die Matten für Boden begehbare oder übersteigbare Sprosse übungen (Typ 1–3) und die dicken Weich- einer Sprossenwand (siehe Abb. 37) oder bodenmatten (Typen 7–8) verwendet. die Höhe einer Reckstange. Bei Fragen zur Fallhöhe können im Zweifelsfall der Geräte- Matten für Bodenübungen (Typ 1–3) hersteller, aber auch der Unfallversiche- Diese Matten, mit einer Dicke von 4–6 cm rungsträger zu Rate gezogen werden. (siehe Abb. 39), sind in Kitas häufig anzu- treffen. Als Fallschutz eignen sich allerdings Ab folgenden Grenzhöhen werden Matten nur die 6 cm dicken Matten (Typ 3, für benötigt: Sprünge mit Niedersprüngen). Sie können ∙∙ Kita- und Hortalter: ab 60 cm Fallhöhe, bei der Altersgruppe 3–6 Jahre (geringes auch unterhalb von 60 cm kann die Ver- Gewicht der Kinder) bis ca. 1 Meter Höhe als wendung von Matten sinnvoll sein, z. B. Fallschutz genutzt werden. Bei zweilagiger bei häufigen Absprüngen (siehe DGUV Verwendung erhöht sich die Dämpfung I202-035) erheblich. Sind die Matten nicht als Typ 3 ∙∙ Krippenalter: Krabbelkinder ab 20 cm, erkennbar (was im Fundus der Kita-Matten sonstiges Krippenalter ab 40 cm Fallhöhe häufiger vorkommt), muss die Fallschutzeig- (siehe DGUV I202-093). nung geprüft werden. Dabei sind die Matten- dicke von 6 cm und die Dämpfungswirkung die wesentlichen Kriterien. Die Dämpfung lässt sich z. B. durch eine Druckbelastung mit der Ferse testen (siehe Abb. 39). Es muss dabei ein deutlicher Widerstand zu spüren sein, die Matte darf sich nicht (wie z. B. eine einfache Schaumstoffmatte) ohne weiteres bis auf den Boden durchdrücken lassen. In H Zweifelfällen sollte der Hersteller kontaktiert werden. Weichbodenmatten (Typ 7 und 8) Die in vielen Kita-Bewegungsräumen anzu- treffenden Matten (siehe Abb. 6) können bis 2 Meter Fallhöhe verwendet werden. Bei den leichteren Matten des Typs 7 muss diese Eignung aber vom Hersteller auch so bestätigt sein. Bei Absprungübungen kann es bei der Verwendung von Weich bodenmatten durch das tiefe Einsinken bei Abb. 37: Sprossen-/Kletterwand – Fallhöhen gleichzeitiger Rotation des Körpers zu Ver- (H = oberste Sprosse, oberer Querholm) letzungen im Fuß-/Beinbereich kommen. 31
Sicherheit von Bewegungsangeboten Typ Typischer Verwendungszweck 1 Matte für Bodenübungen ohne Sprünge (Anfänger) 2 Matte für Bodenübungen mit Sprüngen (Bodenturnmatte 4 cm) 3 Matte für Bodenübungen mit Sprüngen für Niedersprünge (Turnmatte 6 cm) 4 Matte für einfache Abgänge von Geräten mit kontrollierten Landungen (Niedersprungmatte 12 cm) 5 Landematte (Niedersprungmatte 15 cm) 6 Matte für schwierige Abgänge (Wettkampf-Niedersprungmatte 20 cm) 7 Weichbodenmatte für einfache Übungen (30 bzw. 40 cm) 8 Weichbodenmatte (30 cm, Raumgewicht 23 kg) Tab. 1: Turnmatten-Typen (nach DIN EN 12503-1) Dieser Schraubstockeffekt ist bei Kindern (ohne Klassifizierung nach DIN EN 12503) der Altersgruppe bis sechs Jahre aufgrund vorfindet. Äußerlich der Weichbodenmatte des geringen Gewichtes jedoch zu vernach- ähnlich, haben sie aber einen deutlich lässigen. Bei Hortkindern ist zur Vermei- leichteren Aufbau und sind somit als Fall- dung des Einsinkens eine zusätzliche Auf- schutz unter Geräten nicht geeignet. Ein lage aus Turnmatten zu empfehlen. Sprung aus 2 Meter Höhe schlägt ggf. bis auf den Fußboden durch! Eine Unterschei- Die Weichbodenmatte ist für die in Kitas dung dieser Matten zur echten Weichbo- üblichen Sprossenwände mit max. Höhen denmatte lässt sich durch Anheben (eine von ca. 2,3–2,4 m (über dem Fußboden) Weichbodenmatte ist relativ schwer, eine als Fallschutz geeignet, da die Fallhöhe zur Typ 8-Matte in 332 m Abmessung wiegt ca. Matte nur ca. 2,0 m beträgt. 50 kg) oder durch eine Druckprüfung mit der Ferse feststellen (siehe Abb. 38). Die Problematisch ist, dass man in Kitas bis- echte Weichbodenmatte lässt dabei einen weilen leichtere Weichbodenturnmatten deutlichen Widerstand spüren, ein leichtes Abb. 38: Fersenprüfung – Die Weichbodenmatte Abb. 39: Fersenprüfung – Die Turnmatte zeigt schlägt bis auf den Boden durch. Die Matte hat deutlich Widerstand. Ein Durchdrücken bis auf nicht die Fallschutzeigenschaften einer echten den Boden ist nicht möglich. Weichbodenmatte. 32
Sicherheit von Bewegungsangeboten Zusammendrücken bis auf den Boden 5.2.3 Wie groß muss die zu sichernde (siehe Abb. 39) ist nicht möglich. Aufprallfläche sein? Fallschutzmatten 5.2.3.1 Angeleitete Übungen Turnmatten (Typ 1–3) und Weichbodenmat- Bei angeleiteten Übungen werden häufig ten waren viele Jahre die Standardausstat- nur Teile eines Gerätes (z. B. nur die Leiter tung in Bewegungsräumen. Mittlerweile eines mehrteiligen Kombigerätes) genutzt. gibt es jedoch für Kita-Geräte spezielle Hierbei muss die pädagogische Fachkraft Fallschutzmatten (siehe Abb. 37). Diese anhand des Übungsablaufes entscheiden, neuen Matten sind zertifiziert, bieten wo Matten und in welcher Flächengröße also einen ausreichenden Fallschutz bis vorzusehen sind. Die im nachfolgenden zu einer vom Hersteller angegeben max. Kapitel genannten Maße können in Zwei- zulässigen Fallhöhe. Beim Mattenkauf felsfällen hierbei unterstützen. muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die max. zulässige Fallhöhe der Mat- 5.2.3.2 Freies Spiel ten mindestens der Geräte-Fallhöhe ent- Beim freien Bespielen eines Gerätes – spricht. Die Gerätehersteller bieten für ihre wenn beispielsweise das gesamte Gerät Geräte oft zugeschnittene Matten-Sets. Da genutzt wird oder sich die Kinder auch Fallschutzmatten relativ „hart“ sind, emp- alleine im Bewegungsraum befinden – ist fiehlt sich bei Absprungübungen zusätzlich eine umfassende Absicherung mit geeig- die Verwendung einer Turnmatte (Typ 3) neten Matten notwendig. Diese Nutzungs- oder bei größeren Höhen (ab ca. 1,50 m) situation entspricht im Prinzip der Spiel- eine Weichbodenmatte im Aufprallbereich. platzgerätenutzung im Außengelände. Die Größe der Aufprallfläche sollte daher ana- Unglücklich ist, dass die Matten z. T. als Fall- log zur DIN EN 1176 (Spielplatzgerätenorm) schutzmatten aber auch als Turnmatten gewählt werden. Eine Grundausstattung angeboten werden. Die klassische Turn- mit den bereits genannten Fallschutzmat- matte nach DIN EN 12503 hat keine Fallhö- ten kann diese Anforderung erfüllen und henprüfung und kann somit bei anderen bietet auch für angeleitete Übungen eine als in 5.2.2 genannten Höhen nicht verwen- verlässliche Basisabsicherung, die z. B. mit det werden! Turnmatten kombiniert werden kann. Ergänzend ist anzumerken, dass Matrat- Gemäß DIN EN 1176 wird die Ausdehnung zen, Sitzpolster, Kissen und dergleichen der Aufprallfläche (L) höhenabhängig nicht als Fallschutz unter Spiel- und Kletter- (siehe www.sichere-kita.de) ermittelt. Es geräten geeignet sind. gilt: Weitere Tipps zur Mattenauswahl bietet Fallhöhe bis 1,50 m: die DGUV Information I202-035: Matten L = 1,50 m im Sportunterricht. Auch von Seiten der Fallhöhe über 1,50 m: Hersteller gibt es entsprechende Informa L = 2/3 Fallhöhe + 0,5 m tionen, z. B.: https://pimage.sport-thieme.de/pdf/- mattentipps.pdf Für die praktische Anwendung können die Werte für L der Tabelle 2 entnommen werden. 33
Sicherheit von Bewegungsangeboten Fallhöhe (m) min. Mattenlänge L (m) Höhe von 2,30 m. Aus dieser Höhe ist daher ein Sturz möglich, so dass für diese 1,00 1,50 Fallhöhe entsprechende Matten gewählt 1,50 1,50 werden müssen. 1,80 1,70 2,00 1,85 Es ergibt sich L = 2/3 2,3 + 0,5 = 2,0 m. 2,20 2,00 Mit Matten der Abmessung 2,0 1,0 m wäre dieses Maß zu realisieren. Fallhöhe 2,40 2,10 und Mattenwahl sollten bereits bei der Tab. 2: Mattengröße in Abhängigkeit von der Gerätebeschaffung aufeinander abgestimmt Fallhöhe werden, ggf. kann der Hersteller entspre- chend zugeschnittene Matten anbieten. In diesem Bereich L müssen Matten vor handen sein. Dabei muss auch die Rück Neben der ausreichenden Mattengröße ist seite von Sprossenwänden berücksichtigt eine stabile Lage der Matten wichtig. Dies werden (siehe Abb. 37). Angrenzende kann z. B. durch rutschsicher ausgeführte Wandbereiche müssen eben und glatt sein Mattenrücken oder spezielle Antirutsch- (sie dürfen keine Kanten, Einbauten wie Unterlagen erreicht werden. Fensterbänke, Feuerlöscher etc. aufweisen). Verglasungen müssen bruchsicher oder Hinweis: Einzelne Weichbodenmatten abgeschirmt sein. (selbst in den Abmessungen 3 2 m) rei- chen oft in der Größe nicht aus! Beispiel: Die oberste Sprosse einer beidseitig Mit in Kitas gebräuchlichen Mattenlängen bekletterbaren Sprossenwand hat eine von 2 Metern können Geräte mit Fallhöhen L = Ausdehnung der Aufprallfläche L_s = seitliche Ausdehnung der Aufprallfläche L_s kann bei einer nur einseitig genutzten Sprossen- wand (ohne Anbaugeräte, wie eingehängte Bank etc.) kleiner als L gewählt und in Anlehnung an DIN EN 12572-02 Boulderwände mit L_s = 0,5 Fallhöhe angesetzt werden. L L_s Praxistipp: Bei üblichen Sprossenwänden mit H_max. ca. 2,30 m ergeben sich Mattenflächen von L = 2,0 m Abb. 40: Beispiel – Aufprallfläche Sprossenwand, die nur vorderseitig bekletterbar ist. 34
Sicherheit von Bewegungsangeboten Abb. 41: Sprossenwand – Durch Deckenhöhe reduzierte Sprunghöhe/-weite bis ca. 2,30 Meter abgesichert werden. Absprung nur in einem relativ schmalen Geringfügige Überschreitungen dieser Höhe Seitenbereich erfolgen kann, genügt können durch zusätzliche Randmatten gesi- bei unmittelbar beaufsichtigter Nutzung chert werden. In der Praxis sind Gerätekon- hierbei eine reduziert Mattenlänge (siehe stellationen möglich, bei denen zwar ein Abb. 40). Absturz aus maximaler Gerätehöhe möglich ist, die Sturz- und Sprungweite aber nicht In Anlehnung an DIN EN 12572-02 Boulder- durch diese Höhe bestimmt wird. So ist z. B. wände kann daher L_s mit 0,5 Fallhöhe bei einer beidseitig bekletterbaren Sprossen angesetzt werden. Bei einer Fallhöhe von wand von 2,40 Meter Höhe und einer Raum- 2 Metern ergeben sich mindestens 1 Meter höhe von 2,80 Metern ein Absturz aus breite Matten. Dies sollte man für alle 2,40 Metern möglich. Ein weiterer Sturz oder Höhen bis 2 Meter vorsehen. Sprung wird jedoch nicht aus dieser Höhe erfolgen. Für die Mattenwahl wird man daher Sofern Kinder den Bewegunsraum auch 2,40 Meter ansetzen müssen. Die Matten- alleine nutzen, muss sorgfältig reflektiert länge kann ggf. anhand einer geringeren werden, welche Geräte zugänglich sein Höhe (z. B. vorletzte Sprosse) gewählt werden sollen. Grundsätzlich sollten in diesem Fall (siehe Abb. 41). Derartige Fälle sind sorg auch die Seitenbereiche von Sprossenwän- fältig zu prüfen und mit dem Unfallversiche- den die volle Mattenlänge aufweisen. rungsträger abzustimmen. Sie sind eigent- lich nur dann von Interessen, wenn sich aus 5.2.3.3 Aufprallfläche von Schaukeln der vorgenannten Einbausituation Matten- Schaukeln mit großer Schwingweite: längen von mehr als 2 Metern ergeben. An Decken abgehängte Schaukeln haben eine Seil- bzw. Kettenlänge von ca. 2,0– Da bei einseitig bekletterbaren Spros- 2,50 m. Damit ergeben sich notwendige Auf- senwänden ein seitlicher Absturz oder prallflächen von min. 7,0 m Länge. Dieser 35
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