MÜNCHENSTIFT - Ausbau der Nachhaltigkeit Enkeltauglich
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MÜNCHENSTIFT Heft Nr. 97 September 2021 Magazin Enkeltauglich: Ausbau der Nachhaltigkeit Charlotte Knobloch: Sich versöhnen • Neue Tagespflege im Haus Heilig Geist • Das Leben kehrt zurück in die Häuser • Ausstellungen und Herbstwochen der Vielfalt
EDITORIAL Liebe Leser*innen, Nachhaltigkeit erschöpft sich nicht in Gesten, sondern zeigt gehend durch Elektro-Fahrzeuge ersetzt sein. Auf den sich in der Haltung. Wir erleben, wie heute angesichts von Dächern einiger unserer Häuser stehen Solar-Panele. Die Flutkatastrophe in der Eifel und Hitzewelle im Mittelmeer- Liste dessen, was wir in dieser Hinsicht bereits erreicht raum mit verheerenden Waldbränden viele Wahlkampf- haben, ist lang, die To-do-Liste allerdings auch. Lippenbekenntnisse zur Nachhaltigkeit zu hören sind. Wir haben mit einer der bekanntesten Münchnerinnen Bei der MÜNCHENSTIFT ist Nachhaltigkeit ein fester und einer der profiliertesten Repräsentantinnen jüdischen Bestandteil für die Sicherung der Lebensqualität für Mit Lebens in Deutschland, Charlotte Knobloch, gesprochen. arbeitende wie Bewohner*innen, und zwar heute und Wenn Sie das Interview gelesen haben, werden Sie ver morgen. Wir handeln in dem Bewusstsein, dass wir auch mutlich zustimmen: Es kommt nicht auf die Geste, sondern nachfolgenden Generationen unser Handeln plausibel auf die Haltung an! erklären müssen. Deshalb erfüllen wir die Vorgabe der Landeshauptstadt Viel Spaß bei der Lektüre München, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, bereits jetzt. In diesem Jahr wurde außerdem unser Alfons- Hoffmann-Haus nach dem anspruchsvollen EU-Öko-Audit EMAS zertifiziert, ein weiteres Haus befindet sich in der Zertifizierungsphase. Bis Jahresende werden die Fahrzeuge Ihr unserer Küchen und unserer Ambulanten Dienste weit- Siegfried Benker Fotos: Titel: Marcus Schlaf; Barbara Donaubauer, MÜNCHENSTIFT, Jürgen G. Schulze und Siefried Göckel INHALT 4 Panorama: Modenschau, Tablets u. a. 6 Fokus: Nachhaltigkeit 9 Portrait: Charlotte Knobloch 10 Wohnen und Pflege: Neue Tagespflege, Ausstellungen u. a. 13 Kultur: Projekt „Mut der Generationen. Lesbisches Selbstverständnis im Wandel“ 14 Aktuell in der MÜNCHENSTIFT: Herbstwochen der Vielfalt u. a. 15 Veranstaltungen: Joseph Beuys u. a. 16 Häuser 13 Impressum Natur vor Die Menschen in den Häusern der der Haustür: MÜNCHENSTIFT bringen viele Lebens- Eine Ausstellung im erfahrungen mit. Und sie haben viel Haus-Sieber-Haus erlebt. Wie Ingrid Weber, die über (Seite 5) Afrika, Arabien und zuletzt Portugal nach München kam (Seite 10). 2 MÜNCHENSTIFT Magazin
Gemeinsamer Tanz Ronny Nash Das Leben kehrt bei der MÜNCHENSTIFT Fotos: Titel: Marcus Schlaf; Barbara Donaubauer, MÜNCHENSTIFT, Jürgen G. Schulze und Siefried Göckel E-Fiaker Zurück Astrid Haverkamp Hochformat Duo Modenschau 3
PANORAMA Attraktivität kennt kein Alter Die jährliche Modenschau im Haus Heilig Geist zeigte, wie viel ein 93. Geburtstag wurde dabei gefeiert. Eingekleidet und Freude es machen kann, als Model über den roten Teppich zu geschminkt wurden sie vom Team der Hausinternen Tages- schreiten und neue Rollen auszuprobieren. Bewohner*innen, betreuung unter Leitung von Sabine Herbrich. Im Vorjahr Angehörige und Ehrenamtliche defilierten unter dem Motto entstand coronabedingt ein Modejournal. Die Freude und der „Magic Moments“ zu Musik der 70er und 80er Jahre. Auch Spaß waren daher in diesem Jahr besonders groß! Wie die Öffnung für LGBTI* begann. Einen Familiengeheimnisse VIDEO Rückblick zu den Motiven Grimme-Preisträgerin und Drehbuchautorin und Anfängen der Öffnung (u. a. „Tatort“) Dinah Marte Golch bietet in der Altenpflege für Lesben, „Die andere Tochter“ ein spannendes Vexier- Schwule und Transgender spiel um dunkle Familiengeheimnisse. Nach Fotos: MÜNCHENSTIFT, Jürgen G. Schulze und Siefried Göckel bei der MÜNCHENSTIFT einem Unfall erhält Antonia ein Hornhaut- bietet das YouTube-Video „Öffnung der Transplantat. Immer mehr wird sie danach in Altenpflege für LGBTI*“. die Familiengeschichte ihrer Spenderin hin- (www.youtube.com/muenchenstift) eingezogen. Die Situation eskaliert. Um der immer lebensbedrohlicheren Situationen zu begegnen, in der auch das Leben ihrer Mutter gefährdet wird, muss sie sich dem Geheimnis ihrer eigenen Familie stellen. „Die andere Wussten sie schon? Tochter“ ist ein facettenreicher Roman, der mit raffinierten Wendungen um die Frage von Identität kreist. Mit In 8 der großem psychologischem Feingefühl erzählt Dinah Marte Golch von einer Befreiung, von der Beziehung zwischen Mutter und Tochter, 9 MÜNCHENSTIFT-Häuser aber auch von transgenerationalen Traumata. gibt es 2021 WLAN. Dinah Marte Golch, Die andere Tochter, Ullstein Taschenbuch, 22 Euro, www.ullstein-buchverlage.de 4 MÜNCHENSTIFT Magazin
Leben mit Demenz Die DVD „Alles anders – Wie leben mit Demenz?“ gibt Anregungen, Natur vor der Haustür Hilfen und Unter- In der Ausstellung „Naturräume im Münchner Westen“ der Fotografen stützungsideen. Jürgen G. Schulze und Siegfried Göckel im Hans-Sieber-Haus werden auf In sieben Kapiteln 15 Tafeln einzelne Naturräume vorgestellt. Jeweils ein kurzer Begleittext werden die meisten Fragen behandelt, informiert mit kleinen Geschichten über die Flora der Biotope, die die die bei An- und Zugehörigen im Verlauf Bewohner*innen direkt vor ihrer Haustür finden. einer Demenzerkrankung auftreten können – von den ersten drängenden Fragen zu Beginn über die richtige Kom- munikation mit Menschen mit Demenz, die Rolle von Bewegung und Ernährung Geniale Apps für Senior*innen über die Selbstfürsorge für Angehörige Der neue Ratgeber der Stiftung Warentest stellt 60 bis hin zur Frage, was passiert, wenn die innovative Apps für iPhone und Android für mehr Demenz ein fortgeschrittenes Stadium Lebensqualität der Generation 60plus vor. Von intel- erreicht. Experten, Pflegende und Men- ligenten Alltagshelfern über Fitness und Gesundheit schen mit Demenz eröffnen neue Blick- bis hin zu Kultur, Genuss und Freizeit. Es wird auch winkel und schenken Hoffnung. erklärt, wie die Apps einfach installiert, verwaltet Alles anders – wie leben mit Demenz? und gelöscht werden und Datenklau verhindert Orientierung und Hilfen für Partner, werden kann. Auch die Kosten sowie die Vor- und Familie und Freunde, DVD, 19,99 Euro, Nachteile werden transparent dargestellt. medhochzwei Verlag, Geniale Apps für Senioren, 16,99 Euro (E-Book www.medhochzwei-verlag.de 13,99), Stiftung Warentest, www.test.de/shop Digitalisierung – Tablets im Pflegebereich Für alle Wohnbereiche wur- seit 13 Jahren im MS-Bereich blicke waren“, erzählt Dra- Jahr nicht mehr persönlich den während des ersten und kann sich nicht mehr gana Brkan. gesehen hat. „Wir möch- Corona-Lockdowns Tablets bewegen und kaum noch „Wir fühlen und sehen an ten uns bei allen im Haus angeschafft, damit die kommunizieren. Alle ein bis seinem Verhalten, dass die für ihren Einsatz bedanken, Bewohner*innen mit ihren zwei Wochen berichten ihm Chats ihm viel bedeuten, er insbesondere Frau Brkan“, Angehörigen in Kontakt die Eltern jetzt über Tablet hört nicht auf, zu lächeln“, ergänzt Nada Leckovic. Dra- bleiben konnten. Neuigkeiten von der Familie freut sich seine Mutter, die gana Brkan bringt das Tablet Fotos: MÜNCHENSTIFT, Jürgen G. Schulze und Siefried Göckel Dragana Brkan (Haus- und der Heimatstadt. Ein ihren Sohn seit über einem auch mal zwischendrin, interne Tagesbetreuung) Höhepunkt war wenn es nicht koordiniert den Einsatz der ein Chat zum von anderen Tablets im Alfons-Hoffmann- Slava-Fest, das Bewoh Haus. Als sie merkte, dass die Familie am ner*innen Ljubisa Leckovics corona- 16. Februar gebraucht bedingt keine Besuche feiert. „Einige wird: „Damit mehr von seiner Familie aus Angehörige kann Ljubisa Bosnien bekam, schrieb sie hatten Ljubisa Leckovic auch seiner Mutter. „Sie freute Leckovic seit die Musik aus sich sehr, dass es diese Mög- Jahren nicht seiner Heimat lichkeit gab, ihren Sohn über mehr gesehen, hören. Dann Videochats zu sehen und zu sodass es für strahlt er und sprechen“, erzählt Dragana alle sehr bewe- versucht mit- Brkan. Ljubisa Leckovic lebt gende Augen- zusingen.“ 5
FOKUS Klimaneutralität Die Enkelgeneration i Wer bei der MÜNCHENSTIFT lebt oder arbeitet, schützt gleichzeitig das Klima und tut etwas für die nachfolgenden Generationen. Denn als erstes städtisches Unternehmen ist die MÜNCHENSTIFT klimaneutral. Ein wesentlicher Baustein ist die Öko-Zertifizierung EMAS des Alfons-Hoffmann- Hauses. Von den Küchen über die Büros bis zu den Pflegebereichen entwickelten die Mitarbeitenden nachhaltige Ideen – und auch die Bewohner*innen machten mit. TEXT MONICA FAUSS FOTOS Marcus Schlaf, MÜNCHENSTIFT Als erstes MÜNCHENSTIFT-Haus S erhielt das Alfons-Hoffmann- Haus am 28. Mai 2021 die peisereste und Einwegverpa- klimaneutralen Pflegeeinrichtung. Um europäische Öko-Zertifizierung ckungen in den Cafeterien gezielter vorgehen zu können, erstellte EMAS. Bayernweit wurden reduzieren – damit haben das Pflegeunternehmen 2020 seinen bisher erst drei Pflegeinrichtun- wir 2013 angefangen. Heute CO2-Fußabdruck. Dabei wurden alle gen zertifiziert. Im Bild v. l. n. r: haben wir eine eigene Umweltpolitik Emissionsquellen überprüft – von Geschäftsführer Siegfried Benker, im Unternehmen mit vielfältigen Maß- Heizung über Mitarbeiterfahrten bis Hausleiterin Anja Grunwald, nahmen, dazu gehören beispielsweise zu Büromaterial – und abgeleitet, Umweltbeauftragte Alexandra die Artenschutzflächen, die 20 Prozent wie mehr CO2 gespart werden kann. Boneff und Manfred Gößl, unserer Freiflächen ausmachen, oder Die europäische EMAS-Zertifizierung Hauptgeschäftsführer der IHK für die Umstellung auf E-Mobilität“, so (Eco Management and Audit Scheme) München und Oberbayern. Geschäftsführer Siegfried Benker über bietet einen systematischen Ansatz. den Weg der MÜNCHENSTIFT zu einer Da aber noch nicht alle Emissionen 6 MÜNCHENSTIFT Magazin
n im Blick Haus an der Rümannstraße E-Mobilität Auf dem Weg zur Klimaneutra lität ergreift die MÜNCHENSTIFT viele Maßnahmen – von E-Autos mit z. B. elektrisch fahrenden Kühlfahrzeugen für Lebens mittel (Bild rechts oben) bis zu nachhaltigem Einkauf und umweltbewusster Entsorgung. Blühende Wiesen erfreuen nicht nur die Menschen im Alfons- Hoffmann-Haus (rechts), das im Pflegeunternehmen mit Green-Care-Aktivitäten und der EMAS-Zertifizierung vorangeht. Alfons-Hoffmann-Haus Haus St. Martin Haus an der Effnerstraße Haus St. Maria Ramersdorf vermieden werden können, investiert z. B. mit Gartenaktivitäten am Green- traler Handlungsbereich auf und eine die MÜNCHENSTIFT zum Ausgleich in Care-Schwerpunkt des Hauses teil. strenge Trennung von Papierabfällen Klimaschutzprojekte in Peru und im Seit Neuestem kamen klimafreundliche in Büroräumen, Küchen und Pflege bayerischen Bergland. Maßnahmen hinzu, denen sich das bereichen startete. Als eine zusätzliche Haus mit der Öko-Zertifizierung EMAS Papiertonne nicht reichte, wurde eine Ein Haus wird aktiv verpflichtet hat. Containerpresse angeschafft. „Jetzt „Wer als Bewohner*in eine Idee hat, „Im Herbst 2019 fanden die ersten passen ein Drittel mehr Papierabfälle wird unterstützt, wenn es zu verwirkli- Treffen statt mit Überlegungen, wie pro Tonne hinein. Das war ohne viel chen geht“, erzählt Heide Leuthäußer, wir das Thema Nachhaltigkeit in allen Arbeit leicht umsetzbar. Ausschlagge- Bewohnervertreterin des Alfons- Bereichen umsetzen können“, erzählt bend war, gewohnheitsmäßige Routi- Hoffmann-Hauses. Bereits seit sechs Anke Auer, Hauswirtschaftsleitung. nen zu hinterfragen. Bereits das Reden Jahren nehmen die Bewohner*innen Schnell fiel die Mülltrennung als zen- darüber änderte viel“, fasst Anke Auer 7
FOKUS Klimaneutralität rem Garten und Gewächshaus, die mitverarbeitet werden konnten“, freut sich Isidor Bürle, der im MS-Bereich des Hauses lebt. „Auch Smoothies werden daraus zubereitet. Besonders gut schmeckt die Marmelade aus den Felsenbirnen.“ „Alles selbst Gemachte kommt gut an, wie das Pesto aus den eigenen Kräutern oder die mit Schnitt- lauch belegten Butterbrote“, berichtet Heide Leuthäußer und Rubija Dragana Brkan von der Hausinternen Mujkic (Betreuungsassisten- Tagesbetreuung, die sich jede Woche tin) finden immer wieder überlegt, welche Aktivitäten den Gelegenheiten, sich nachhal- Bewohner*innen Freude machen. Mit tig zu beschäftigen, sei es bei den neuen Umweltmaßnahmen kamen der Mülltrennung oder bei zu den Green-Care-Aktivitäten wei- den vielen Gartenaktivitäten tere Ideen hinzu, erzählt Isodor Bürle: und dem Vogelhäuschen. „Strohhalme ohne Plastik wurden eingeführt. Viele können ja nicht mehr zusammen. „Es sind die viele kleinen ten Speisereste deutlich reduziert wer- aus einer Tasse trinken und benötigen Dinge, die am Ende zusammenwir- den. „Dabei kann man die Menschen Strohhalme, die man jetzt auch besser ken, seien es Bewegungsmelder und gut einbeziehen. Ich kenne die einzel- greifen kann.“ Sparlampen, die Lieferung von Groß- nen Bewohner*innen, sodass ich bei behältern an die Küche oder ein inno- den Essensbestellungen weiß, was und Erfolge weiter ausbauen vatives Kühlungssystem im Sommer“, wie viel sie gerne essen“, beschreibt „Als Green-Care-Haus haben wir schon konstatiert Alexandra Boneff, Umwelt- Rubija Mujkic. Vom gemeinsam gezo- vorher auf Nachhaltigkeit geachtet. Bei beauftragte der MÜNCHENSTIFT, die genen Gemüse landet regelmäßig 224 Bewohner*innen und 180 Mit- mit dem Umweltteam des Hauses zwei etwas in der Küche. „Vor kurzem gab arbeitenden ist aber immer irgendwo Jahre lang das Umweltmanagement es sehr viel Salat und Gurken aus unse- ein Licht oder eine Heizung unnötig aufgebaut hat. „Wir haben uns auch an“, deshalb freut sich Hausleiterin deshalb für EMAS entschieden, weil Anja Grunwald, dass systematisch dieses Zertifizierungssystem nicht nur klimafreundliche Maßnahmen einge- DIN-Normen vorgibt, sondern die führt wurden. Und es geht weiter: In Menschen mitnimmt.“ einer jährlichen Umwelterklärung wird das Haus die aktuellen Fakten und Viele machen mit Kennzahlen weiter regelmäßig veröf- „Auch in den Wohnbereichen wird fentlichen. Bald werden die weiteren jetzt der Müll strikter getrennt“, erzählt MÜNCHENSTIFT-Häuser dem Beispiel Bewohnervertreterin Heide Leuthäußer, des Alfons-Hoffmann-Hauses folgen. die im Wohnbereich 1 lebt. „Dadurch ist das Bewusstsein für Abfall größer geworden, unser Garten und die Gän- Der ehemalige ge sind seitdem viel sauberer,“ ergänzt Landwirtschafts- die Betreuungsassistentin Rubija meister Isidor Bürle Mujkic. In Toiletten und unbenutzten packt gerne zusam- Räumen helfen jetzt Bewegungsmel- men mit Dragana der, bewusster mit Licht umzugehen, Brkan (Hausinterne so strahlt morgens und am frühen Tagesbetreuung) bei Abend nicht mehr dauernd das Licht. den Zucchini und „Bei uns zu Hause hieß es früher: Tomaten im Treib- Wenn du aus dem Zimmer gehst: Licht haus an. Dass aus aus!“, erinnert sich Rubija Mujkic. dem selbstangebau- Fotos: Marcus Schlaf Bei dem Essen wird ein großer Teil ten Gemüse, Obst und den Kräutern aus biologischen und regionalen viele Leckereien Lebensmitteln zubereitet, neben einem gemacht werden, Fleischgericht gibt es täglich auch ein freut ihn besonders. vegetarisches Angebot. Zudem konn- 8 MÜNCHENSTIFT Magazin
PORTRÄT Charlotte Knobloch Ankommen und sich versöhnen Über ihren langen Prozess, anzukommen und Vertrauen zu fassen, erzählt Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern. Sie wurden bis Kriegsende kommt es mir so vor, dass auf dem Land versteckt. man von jeder Seite eine Wie war es für Sie, danach Brücke bestieg und sich oben in ihre Heimatstadt Mün- die Hände reichte. Allmählich chen zurückzukehren? konnte man wieder mitein- Ich wollte nicht zurück, weil ander reden, aber es hat sehr ich dieselben Leute treffen lange gedauert. würde, die uns angespuckt und beleidigt, sich aber nach Wie entstand die Idee 1945 um hundert Prozent für eine neue Münchner sehen, die uns kennenlernen sehr alleingelassen. Wir wis- geändert haben. Ich war Synagoge und Gemeinde? wollten. Inzwischen erlebe sen, es gibt Menschen, die zu 12 Jahre alt. Mir blieb nichts Ich wurde 1982 in den Vor- ich stolz, wie die Stadtführer uns halten, aber wo sind sie? anderes übrig, als es zu igno- stand der Israelitischen Kul- sagen: „Schauen Sie, das ist rieren, aber es lastete auf tusgemeinde gewählt und unsere Synagoge.“ Sie raten Jugendlichen sich mir. Auch später mit meinem 1985 dann ihre Präsidentin. einzumischen … Mann wollte ich Deutschland Ich hatte den Traum einer Wie sehen Sie die Die Zeit der Zeitzeugen geht verlassen. Wir haben alles Hauptsynagoge und eines neuen Anfeindungen vorbei. Wenn ich vor Jugend- getan, um auszuwandern Gemeindezentrums, weil wir gegen Juden? lichen Vorträge über mein und hätten in die USA gehen mit der Flüchtlingswelle aus Man verliert das Vertrauen Leben im Dritten Reich halte können. Doch als dann die Osteuropa Räume benötig- gegenüber den Verantwortli- und wir dann über Politik Kinder geboren wurden, ten. Doch es brauchte mehr chen. Es gibt hervorragende sprechen, kommen wir auf blieben wir – ohne aber „die als 20 Jahre bis zur Eröffnung, Sonntagsreden, aber die den Begriff „Heimat“. Da Koffer auszupacken“. Die da wir zuerst weder ein Handlungen lassen nach. Wir sehe ich, dass er nicht bei Überlebenden und Zurück- Grundstück noch die Finan- werden beleidigt, beschimpft, ihnen verankert ist. Ich sage gekehrten blieben unter sich. zen hatten. Es war wichtig, angegriffen, wir sind eine ihnen, dass sie sich erst mit Es gab auf der einen Seite auf die Kommunal- und Minderheit und können ihrem Land befassen müssen. die Opfergruppe, auf der Landespolitik zuzugehen und uns nicht allein dagegen Wenn sie ihr eigenes Land lie- anderen die Tätergruppe. unser Schneckenhaus zu ver- oder gegen Hassbotschaf- ben, dann lieben sie auch die Bei jedem, den man kennen lassen. Mit Hilfe vieler Unter- ten im Internet wehren. Ich Menschen, übernehmen Ver- lernte, fragte man sich, was stützer und vor allem des da- wünschte mir, dass die Justiz antwortung und setzen sich er oder sie während der maligen Oberbürgermeisters mehr Möglichkeiten hätte, gegen Unrecht ein. Ich würde Zeit des Nationalsozialismus sind wir am 9. November diese Aggressionen zu ver- mir wünschen, dass das Wort gemacht hatte. Man sprach 2006 dort eingezogen und urteilen. Seit 2006 ist die „Jude“ nicht im Vordergrund nicht über das Vergangene, ich konnte endlich sagen: Stimmung aggressiver gewor- steht. Das Entscheidende ist nur zu Gedenktagen erklärte „Heute habe ich meine Koffer den, weil die Menschen nicht der Mensch, egal welcher man das Nötigste, aber vie- ausgepackt.“ Dieses Ankom- informiert sind. Es fehlen die Hautfarbe, Nationalität oder les blieb den Nachkommen men in der Stadt war für mich Gegenargumente, in Schu- Religion. Ich wünsche mir, unbekannt. sehr wichtig. Ich sah, dass wir len gibt es wenig politischen dass wir den Hass beerdigen auf die Demokratie bauen Unterricht, der die aktuellen und ganz normal auf demo- Fotos: Marcus Schlaf Wann änderte sich das? konnten, und ich entwickelte Themen anspricht. Gewerk- kratisch freiheitsliebende Art Erst 1985 durch den ame- ein großes Vertrauen. Es war schaften oder Kirchen sollten miteinander leben können. rikanischen Film „Shoah“ eines meiner größten Erleb- ebenfalls darauf aufmerksam lockerte es sich sehr auf nisse, die vielen Leute am Tag machen, was gerade passiert. Vollständiges Interview: beiden Seiten. Rückwirkend nach der Einweihung zu Wir fühlen uns insgesamt www.muenchenstift.de 9
Wohnen und Pflege Tag der offenen Tür in Neuer Tagespflege Im Haus Heilig Geist eröffnet am 1. September – neben der Tagespflege im Haus St. Josef – ein zweiter Tagespflege-Bereich für Menschen, die zu Hause wohnen bleiben wollen, aber tagsüber Betreuung und Pflege Queer Quartier benötigen. Geöffnet ist von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 17 Uhr. In dieser Zeit können Angehörige z. B. Erledi- Herzog*in gungen machen oder ihrem Beruf nachgehen. Am Herzog-Ernst-Platz in Sendling entsteht das Drei Pflegefachkräfte und eine Betreuungsassis- neueste Seniorenwohnheim der MÜNCHEN- tentin widmen sich den 20 Gästen sowie den STIFT und schließt damit die diskriminierungs- Fragen und Anliegen ihrer Angehörigen. freie Versorgungskette für LGBTI*-Senior*innen. Es können halbe oder ganze Tage, die ganze Der Einzug ist für 2023/2024 geplant. Nach lan- Woche oder nur einzelne Tage gebucht und, gen Vorbereitungen und Diskussionen mit der falls nötig, auch die Hin- und Rückfahrt des Community ging die Münchner Aids-Hilfe e. V. Tagespflegegastes organisiert werden. Ein Tag eine Kooperation mit der MÜNCHENSTIFT ein. der offenen Tür zum Kennenlernen findet am Diese übernimmt die Pflege- und Betreuungs- 10. September statt. angebote sowie die Verwaltung der Mietange- legenheiten. Die Münchner Aids-Hilfe sorgt mit Info: Sabine Herbrich, Tel. (089) 17904-142, rosaAlter für die psychosoziale Beratung und tagespflege.neuhausen@muenchenstift.de Hilfestellungen in der Hausgemeinschaft. Zuhause in der weiten Welt Gemeinsam mit ihrem Mann unterrichtete Ingrid Weber in mehreren Schulen Afrikas und Arabiens. Nach 25 Jahren in Portugal schaut die 80-Jährige, die jetzt im „Wohnen mit Service“ des Hans-Sieber-Hauses wohnt, auf ein abenteuerliches Leben zurück. „Ich habe Sehnsucht nach meinem Gar- es nach einigen Jahren nach Abu Dhabi deutsche Ehepaare vor Ort. Ich unter- ten in Portugal“, sagt die Sächsin, die und ins Hinterland von Liberia. richtete im Nachbarort an der Senioren es als Lehrerin an die entlegensten Orte 1983 landeten sie wieder in Berlin, uni, wir trafen uns mit Bekannten und gebracht hat. Mit ihrem Mann, einem doch eine Anzeige einer Initiative in man unterstützte sich gegenseitig.“ Berliner mit Seefahrtsausbildung, ging Portugal, die Lehrkräfte suchte, ließ sie 2004 erkrankte Ingrid Weber an es nach Heirat und Geburt der Kinder wieder weiterziehen. Als die Initiative Leukämie und kam jedes Jahr mit in den Schuldienst nach Hamburg. Die sich auflöste, bauten sie sich im Norden ihrem Mann zur Chemotherapie nach Unzufriedenheit mit dem Schulsystem des Landes ein Haus. „Es gab nur zwei München, wo ihre Tochter lebt. Bis und die Unternehmungslust dieser 2017 verstarb. „Um brachten sie 1972 über eine meine Tochter nicht zu belasten, Zeitungsannonce in eine Schule schaute ich mir das Hans-Sieber- in die Hauptstadt Angolas. „Es Haus in der Nähe an. Gleich war wunderbar, wir konnten bei der ersten Besichtigung dort ganzheitlich mit den Kin- bemerkten wir, dass dort eine Fotos: Barbara Donaubauer, MÜNCHENSTIFT dern deutscher Eltern arbeiten“, tolle Atmosphäre herrschte.“ schwärmt Ingrid Weber. Doch Im Februar bezog sie eine Woh- auf einer Ferienreise in das nahe nung im „Wohnen mit Service“. Namibia erfuhren sie im Radio, Von ihren zwei Zimmern blickt dass Unruhen eine Rückkehr sie auf die nahen Felder und unmöglich machten. „Ein deut- den Wald, und überlegt: „Die sches Schülerheim im Hinterland Als Lehrerin mit der ganzen Familie unterwegs: Von schönste Zeit war in Angola, suchte gerade Lehrkräfte. Mit nur Hamburg über Luanda (Angola), Otjiwarongo (Namibia), vielleicht weil es die erste Aus- dem, was wir im Auto hatten, Abu Dhabi (Vereinigte Arabischen Emirate), Berlin, Bong landsstelle war. Am allerschöns- entschlossen wir uns zu bleiben.“ Town (Liberia) und Troviscal (Portugal) nach München. ten war es aber, dass die Familie Aufgrund weiterer Unruhen ging immer zusammen war.“ 10 MÜNCHENSTIFT Magazin
Bewohner*innen inszenieren Plattencover Bewohner*innen des Alfons-Hoff- Bewohner*innen auf andere mann-Hauses und ihre Angehörigen, Gedanken bringen“, erzählt aber auch Mitarbeitende, Ärtz*innen Sven Grimpe. Er sammelte Cover und sogar zwei Hunde stellten im und suchte im Haus Menschen, Alfons-Hoffmann-Haus 193 Platten die mitmachten, um die Motive cover nach. Ein Jahr lang brauchten die nachzustellen. „Manchmal wählten wir nicht ich!“ Doch mit den vielen Kom- über 200 Menschen für die Inszenie- ein Cover aus, weil wir fanden, dass plimenten von allen Seiten arrangierte rungen in Anlehnung an Plattencover es zu einer Bewohnerin bzw. einem sie sich schnell mit diesem neuen Teil von Edith Piaf, AC/DC oder den Beatles Bewohner vom Aussehen oder der Per- ihrer Persönlichkeit. auf dem Zebrastreifen der Abbey Road. sönlichkeit passte, manchmal schlugen Nicht nur für die Bewohner*innen Die Idee hatte die Pflegefachkraft sie auch selbst Cover vor.“ bot die Aktion neue Erlebnisse. „Unter- Sven Grimpe, der auch die Umsetzung Lore Demmel, die ein Lady-Gaga- einander entstanden immer wieder in die Hand nahm. Ein Bericht im Fern- Cover nachstellte, kannte diese vorher Gespräche“, erzählt Sven Grimpe: „Ich sehen hatte ihn dazu inspiriert. „Es nicht. Sie informierte sich und war hörte immer wieder: ‚Hast du schon war Coronazeit. Und wir wollten die dann mit von der Partie. „Eigentlich mitgemacht? Welches Plattencover, höre ich viel welchen Künstler hast du gemacht? Zur Vernissage lieber klassi- Den kenne ich gar nicht, was macht der Ausstel- sche Musik“, der für Musik?‘ Auch zwischen den lung kamen erzählt die Mitarbeitenden und Bewohner*innen Uschi Glas 85-jährige entstand ein schönes Zusammen und Jutta ehemalige gehörigkeitsgefühl.“ Speidel und Lehrerin. Das Die Resonanz außerhalb des Hau- unterhielten eigene Foto ses war groß: Viele der gecoverten sich angeregt überraschte Künstler*innen waren begeistert und mit ihren sie anfangs: schickten spontan Grußkarten und „Doubles“. „Ich dachte, Videobotschaften, u. a. Helene Fischer das bin ja und Linda Feller. Unser Team Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders wichtig? Das Erfolgsgeheimnis besteht darin, 2.000 Mitarbeitende sind in den 13 MÜNCHENSTIFT- mit dem Herzen dabei zu sein und sich Häusern tätig. Mit ihrem Wissen und ihrer Zuwendung in die Menschen und Situationen ein- sorgen sie dafür, dass es den Bewohner*innen gut geht. zufühlen. An der Art, wie ich begrüßt Zum Beispiel Brigitte Weidl (Betreuungsassistentin, werde, erkenne ich sofort die Tagesform Brigitte Weidl Haus St. Martin): der einzelnen Bewohner*innen. An manchen Tagen wird die Semmel selbst Seit wann sind Sie bei der Wie sorgen Sie dafür, dass es den aufgeschnitten, was die Fähigkeiten MÜNCHENSTIFT? Wie ging es los Bewohner*innen gut geht? und Selbständigkeit fördert. An anderen und was tun Sie? Mir liegt daran, den Tagesablauf der Tagen wird dafür jedoch Hilfe benötigt. Fotos: Barbara Donaubauer, MÜNCHENSTIFT Ich bin von Anfang an bei der Bewohner*innen meines Wohnbereichs So etwas spürt man, ohne dass etwas MÜNCHENSTIFT dabei. Ich wollte möglichst individuell zu gestalten. gesagt werden muss. ursprünglich Hebamme werden, be- Es gibt z. B. gemeinsame Frühstücke, gann stattdessen in einer Kinderkrippe, Ausflüge und Beschäftigungsrunden Wie werden Sie unterstützt? machte dann aber 1982 im Haus mit Gesprächen, Spielen, Vorlesen oder Durch die gute Zusammenarbeit mit St. Martin eine Ausbildung zur Alten- Singen. Dabei kann ich auch auf meine anderen Hausbereichen, wie z. B. der pflegerin. Nach einer Rückenoperation Erfahrungen als Pflegefachkraft zurück- Hausinternen Tagesbetreuung oder der konnte ich nicht mehr in der Pflege greifen. Wohnbereichsübergreifend Hauswirtschaft. Ich kann mich auch auf arbeiten, dafür aber als eine der ersten organisieren wir darüber hinaus Film- dem Laufenden halten und neue Ideen Betreuungsassistentinnen der vorführungen oder digital unterstütztes entwickeln, indem ich regelmäßig an MÜNCHENSTIFT. Radeln mit dem Motomed. Fortbildungen teilnehme. 11
Wohnen und Pflege GUT ZU WISSEN „Malen Sie Ernährung bei Demenz doch auch Im Alter nimmt das Gefühl für Hunger und Durst ab. etwas!“ Insbesondere Menschen mit Die erste Ausstellung mit Werken von dementieller Erkrankung neh- Mitarbeitenden der MÜNCHENSTIFT men diese Gefühle weniger wurde im Juli im Haus St. Josef eröffnet. wahr. Zudem können sie sich Sie zeigt, mit welcher Kreativität sie sich häufig nicht mehr daran erin- neben ihrer Arbeit durch das Malen oder nern, wann sie das letzte Mal Fotografieren verwirklichen. Eine Einzel- gegessen oder getrunken ausstellung mit Fotografien von Regina haben, da das Gefühl für die Stergar (Verwaltung) eröffnete nun im Wolfgang Loeb Tageszeiten verloren geht. September im Haus St. Maria Ramersdorf. Auch der Geruchssinn nimmt ab, sodass der Duft von frisch „Malen Sie doch auch etwas“, ermun- kauffrau, aber die Fotografie begleitete gekochtem Essen nicht mehr terte ein Bewohner Wolfgang Loeb vor mich weiter. Ich entschied mich als wahrgenommen wird. Die über 10 Jahren. Inzwischen hängen fast Pflegehelferin zu arbeiten, denn ich Lust auf Essen und der Appetit 200 Bilder in allen Wohnungszimmern konnte die Pflege meiner Schwieger gehen damit verloren. und die Pflegefachkraft freut sich, dass eltern besser mit dem Dienst verbin- Da sich demenziell Erkrankte eine Auswahl in der Ausstellung „Die den.“ Überall hat sie ihren Fotoapparat oft nicht mehr die Speisen und fantastische Energie der Ruhe“ im Haus mit dabei. „Ob ich den Hund ausführe, deren Eigengeschmack vor St. Josef gezeigt wird. auf Reisen bin oder zu Hause: Mir stellen können, sind sie über- „Seit ich in den Häusern Ausstellun- fallen immer wieder die kleinen Details fordert, wenn sie nach einem gen mit Werken von Bewohner*innen auf.“ Irgendwann kam Regina Stergar, Essenswunsch befragt werden. etablieren konnte, kamen immer wie- die inzwischen in der Verwaltung arbei- Manchmal können sie sich der Mitarbeitende mit ihren Werken tet, auf die Idee, ihre Motive zu ver auch nicht mehr an ihre frühe- auf mich zu. Von vielen war ich begeis- größern und weiter zu bearbeiten, z. B. ren Lieblingsgerichte erinnern. tert und wollte auch diese ausstellen, mit Perlen oder Lacken. „Ich möchte Pflegende Angehörige um ihre Kreativität zu würdigen“, so vermitteln, dass es so viel Schönes gibt stehen der Situation immer die Künstlerin und Kuratorin Roswitha und dass es auf die vielen Kleinigkeiten wieder hilflos gegenüber und Freitag. im Leben ankommt.“ 21 ihrer Fotos befürchten eine Mangelernäh- „Seit ich 12 Jahre alt bin, fotogra- erfreuen jetzt die Bewohner*innen, rung. Sie machen viele An- fiere ich“, erzählt Regina Stergar. „Ich Angehörigen und Mitarbeitenden im gebote und stoßen trotz aller machte eine Ausbildung zur Industrie- Haus St. Maria Ramersdorf. Bemühungen auf Ablehnung. Es lohnt sich aber genauer hinzusehen: Denn dahinter können sich auch ein schlecht- sitzender Zahnersatz oder Neue Pflegefachkräfte nach Schluckbeschwerden verber- erfolgreicher Ausbildung gen. Gut zu wissen: Viele Er- Die MÜNCHENSTIFT ist die größte kommunale Ausbilderin in der Pflege. 86 Aus- krankte bevorzugen süße und zubildende feierten in diesem Jahr ihre Abschlüsse. Geschäftsführer Siegfried weiche Speisen. Auch „Finger- Benker lobte die Leistungsbereitschaft und das Durchhaltevermögen in schweren food“ wird bevorzugt, wenn Zeiten: „Ich bin stolz darauf, dass von 26 gestarteten Pflegefachhilfskräften und Fotos: Bethel Fath, MÜNCHENSTIFT die Besteckhandhabung nicht 60 Altenpfleger*innen mehr möglich ist. 91 Prozent die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen Weitere Tipps zum Thema haben. Ganz besonders freut „Ernährung bei Demenz“ mich, dass 67 von ihnen bei gibt es bei der Fachstelle der MÜNCHENSTIFT bleiben, für pflegende Angehörige, was uns zeigt, dass es der Tel. (089) 62020-317 richtige Weg ist, den Nach- wuchs selbst auszubilden.“ 12 MÜNCHENSTIFT Magazin
Kultur Lesbische Sichtbarkeit Die MÜNCHENSTIFT ist onen zu porträtieren. Eine für alle Münchner Ausstellung über den Mut Senior*innen da. „Daher zur Sichtbarkeit und über ist es uns wichtig, diskri- das Selbstverständnis dieser minierungsfreie Räume für Frauen sollte entstehen. Für LGBTI*-Bewohner*innen die Umsetzung in Form eines und -Mitarbeitende zu Foto- und Textprojektes wur- schaffen. Die Vielfalt der den die Fotografin Bethel Münchner Stadtgesellschaft Fath und die Ethnologin soll sich bei uns widerspie- Gertraud Rieger beauftragt. geln. Bereits 2014 schufen Das Projekt wurde in der wir im Rahmen eines städ- LGBTI*-Community positiv tischen Pilotprojektes unter aufgenommen und erhielt der Leitung des Sozialrefe- Förderungen durch das rats die Stabsstelle Vielfalt“, Sozial- und Kulturreferat, in moderierten Gesprächen Lesbisches Selbstverständnis so Geschäftsführer Siegfried die Gleichstellungsstelle für über ihre unterschiedlichen im Wandel der Zeit“, die in Benker. Frauen sowie die Münchner Lebenswege aus. Sie zeigen der Hauptverwaltung und im Mitte letzten Jahres Regenbogenstiftung. eine Vielfalt und Buntheit, Haus Heilig Geist zu sehen entwickelten die Mitarbei- Am Ausstellungsprojekt die die verbreiteten Vor- ist, sind neben Fotoporträts tenden dieser Stabstelle beteiligten sich 20 Frauen stellungen von gelungener auch die Gespräche ver- die Idee, lesbische Frauen zwischen 17 und 87 Jahren. Lebensgestaltung erneuert öffentlicht. Sie zeigen das unterschiedlicher Generati- Jeweils zwei tauschten sich und bereichert. große Spektrum an Meinun- Im Katalog zur Ausstellung gen, Haltungen und Wegen ISOcoated_v2 „Mut der Generationen. zu einem erfüllten Leben. Sitzen im Alter Mobilität und Sicherheit Entspannung und Ruhe IMPRESSUM HERAUSGEBER: MÜNCHENSTIFT GmbH, Gemeinnützige Gesellschaft der Landeshauptstadt, wohnen und pflegen in der Stadt, Kirchseeoner Straße 3, 81669 München, Tel. (089) 62020-340, Fax (089) 62020-336 VERLAG: VIOS Medien GmbH, Waldstr. 26, 82194 Gröbenzell, Tel. (08142) 667884, Fax (08142) 667885, info@vios-medien.de KONZEPTION: VIOS Medien GmbH, Carola Ostler und Monica Fauss Je t z t Fotos: Bethel Fath, MÜNCHENSTIFT n berate REDAKTION: Christian Liesenhoff (MÜNCHENSTIFT, lasse ! verantwortlich), Monica Fauss, Carola Ostler n GESTALTUNG: Sabine Löffler ANZEIGEN: VIOS Medien GmbH DRUCK: Fink GmbH Druck und Verlag, Pfullingen Das MÜNCHENSTIFT Magazin erscheint viermal im Jahr und wird kostenlos verteilt. Auflage: 11.000 Exemplare Alle Rechte vorbehalten, September 2021 Pacellistraße 5 · 80333 München · www.sitzen-im-alter.de 13
AKTUELL BEI DER MÜNCHENSTIFT Herbstwochen der Vielfalt Die diesjährigen „Herbstwochen der Vielfalt“ widmen sich Menschen und Geschich- ten unterschiedlicher Kulturen. Das Spektrum der Veranstaltungen reicht von Konzer- ten bis zu Ausstellungen. So zeigt die Ausstellung „Wie wir feiern“ anhand von Erzählungen von ONLINE Bewohner*innen und Mit- INFORMIERT BLEIBEN arbeitenden, wie verschie- Im MÜNCHENSTIFT Online- dene Kulturen ihre Feste magazin finden Sie weitere feiern (Haus St. Josef und Themen und hilfreiche Tipps Haus an der Effnerstraße). (www.muenchenstift.de). Die Ausstellung „Migred“ Fotos: Beys@Hans Lachmann Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland. Leila Ferrari/Andrew Moussa: „Encounters at the Museum“, Deutschland 2016, MÜNCHENSTIFT widmet sich der griechi- schen Migration Anfang der 1960er Jahre nach München (Haus Heilig Geist). Und die Ausstel- FOLGEN SIE UNS lung „Islam in Europa“, Auch wenn Sie nicht bei konzipiert vom Haus der Facebook angemeldet sind, Geschichte in Bonn, zeigt, können Sie hier weitere Nach- wie Muslime in Europa leben und arbeiten. Die 50 Fotograf*innen, die am zenith- richten der MÜNCHENSTIFT Fotowettbewerb 2017 teilnahmen, fanden dafür eigene Bilder jenseits bekannter lesen: www.facebook.com/ Klischees (Hans-Sieber-Haus und Haus an der Rümannstraße). muenchenstift Poesie mit Stelzentanz: „Hochformat Duo“ Die Schauspielerinnen und Stelzentän- beim Tollwood-Festival in München zerinnen Julia Dietze und Mirjam Kend- auch als Trio“, erzählt Julia Dietze. ler sind seit über 20 Jahren mit ihrem „Doch im März letzten Jahres sah die Stelzenensemble „Hochformat Duo“ Situation coronabedingt plötzlich ganz im In- und Ausland unterwegs. Dabei anders aus. Die gebuchten Auftritte spezialisierten sie sich nach vielen Jah- wurden alle gecancelt. Dann buchte ren als Ensemblemitglieder eines Lands- uns Michael Härteis, Leitung Stabsstelle berger Stelzentheaters 2007 auf den Vielfalt, als Corona-Programm für die Stelzentanz. „Normalerweise treten wir MÜNCHENSTIFT.“ Bei ihrem „Fenster- MVHS in den bei Veranstaltungen und Festivals auf, theater“ vor Balkonen und Fenstern improvisieren sie ihre Choreographie Häusern und steuern dabei die Musik mit an der Hüfte befestigten Lautsprecher Die Kurse der Senioren-Volkshoch- boxen. „Das ist bei unseren Stelzen schule haben nach einer Corona- tänzen durch die Gärten und Höfe Pause wieder für die Bewohner* sehr praktisch, denn wir können uns innen der MÜNCHENSTIFT begon- dadurch sehr flexibel an die jeweiligen nen. Von Sprachkursen über Qi Gegebenheiten anpassen. Beim gong bis zu Filmgesprächen oder Winterprogramm kamen beleuchtete Diskussionskreisen widmen sie sich Kostüme hinzu. Zusammen mit der einem breiten Spektrum an Interes- Musik verführen wir die Menschen sen. Dazu gehört eine Einführung in eine poetische Traumwelt. An den in die Bedienung von Smartphones Gesichtern erkennen wir, welche ab 7. September im Haus an der Freude es den Bewohner*innen und Rümannstraße. auch den Mitarbeitenden macht.“ 14 MÜNCHENSTIFT Magazin
VERANSTALTUNGEN Zoom-Vortrag Galerie-Vortrag Stadtführung Felix Mendelssohn Joseph Beuys Frauen- und Lesbenbewegung in München Fanny und Felix Mendels- Joseph Beuys gilt als Idealist, Beim Stadtspaziergang mit Jahren und schlossen sich sohn sind ein faszinierendes Utopist, politischer Kämpfer, Christine Schäfer geht es den Friedens-, Ökologie- und Fotos: Beys@Hans Lachmann Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland. Leila Ferrari/Andrew Moussa: „Encounters at the Museum“, Deutschland 2016, MÜNCHENSTIFT jüdisches Geschwisterpaar Umweltschützer und Heiler – zu drei wichtigen Stationen Umweltbewegungen an, in der Musikgeschichte – und war der meist diskutierte (Güll-, Schmeller- und Adlz- demonstrierten für eine Bil- musikalisch hoch begabt und Künstler im Land. Der Nach- reiterstraße), die für die An- dungsreform, gegen den Ab- gut ausgebildet. Doch Felix hall seines Wirkens in Kunst fänge der Frauenbewegung treibungsparagrafen 218 und galt als eine Art Messias, und Gesellschaft ist groß. stehen und deutliche Spuren für ihre Rechte? Wir hören Fanny hingegen musste als Marion von Schabrowsky in der Stadt hinterlassen von den ersten Frauen-WGs Frau zu Hause bleiben. Eine hilft uns, sein Werk im Kern haben. Dabei wird erlebbar: der frühen 1970er Jahre, den musikalische Karriere und die zu verstehen und stellt ihre Wie hat alles angefangen? ersten Frauenzentren und Veröffentlichung ihrer Werke Ausstellung vor. Warum protestierten Frauen Frauenprojekten. untersagte die Familie. Die Mo., 15. November, 15 Uhr in den 1950er und 1960er Mi., 13. Oktober, 11.30 Uhr Musikwissenschaftlerin und Pianistin Svetlana Savintsev erzählt von ihren spannungs- vollen Leben und den wun- derschönen Werken beider ZU GUTER LETZT Komponisten. Die Musik- stücke werden von Svetlana Savintsev selbst gespielt. Mo., 19. Oktober, 17 Uhr Anmeldung & Information Tel. (089) 62020-340 Führungen und Vorträge, gemeinsames Essen, Ausflüge, Konzerte, Filme und Theater, Aus- stellungs- und Muse- umsbesuche oder Kurse speziell für Hochaltrige – all das bieten Ihnen die Veranstaltungen der MÜNCHENSTIFT. Unter www.muenchenstift.de finden Sie weitere Infor- mationen. Sie können sich das aktuelle Programm- Die Berichte über die Klimakrise hatten Gertrud M. (83) lange den Schlaf geraubt. heft herunterladen oder Um ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, kaufte sie einen Quadratmeter Amazonas- es telefonisch anfordern. Regenwald. Ihrer Nachtruhe war aber dadurch nicht wirklich geholfen. 15
DIE EINRICHTUNGEN DER MÜNCHENSTIFT GMBH Allach-Untermenzing AMD Laim/Pasing Schwabing/Milbertshofen Hans-Sieber-Haus Alfons-Hoffmann-Haus Karl-Rudolf-Schulte-Haus Manzostraße 105, 80997 München Agnes-Bernauer-Straße 185, 80687 München Leopoldstraße 261, 80807 München Tel. (089) 14375-0, -230 (AMD) Tel. (089) 546 47-0 Tel. (089) 356360-0 Bogenhausen AMD Neuhausen Sendling AMD Haus an der Effnerstraße Haus Heilig Geist Haus St. Josef Effnerstraße 76, 81925 München Dom-Pedro-Platz 6, 80637 München Luise-Kiesselbach-Platz 2, 81377 München Tel. (089) 99833-0, -230 (AMD) Tel. (089) 17904-0 Tel. (089) 74147-0, -230 (AMD) Giesing Nymphenburg Zentrum Haus St. Martin Münchener Bürgerheim Mathildenstift St.-Martin-Straße 34, 81541 München Dall’Armistraße 46, 80638 München Mathildenstraße 3b, 80336 München Tel. (089) 62020-0 Tel. (089) 15709-110 Tel. (089) 549156-55 Ambulanter Dienst (AMD) In diesen Häuser befinden sich AMD-Standorte: Hans-Sieber-Haus Haus an der Effnerstraße Haus St. Josef Haus an der Tauernstraße Haus an der Rümannstraße Hadern Ramersdorf Münchner Menü-Service Margarete-von-Siemens-Haus Haus St. Maria Ramersdorf Tel. (089) 62020-378 Heiglhofstraße 54, 81377 München St.-Martin-Straße 65, 81669 München Tel. (089) 741550-0 Tel. (089) 49055-0 Hauptverwaltung Tel. (089) 62020-340 Kirchseeoner Straße 3, 81669 München info@muenchenstift.de www.muenchenstift.de Fachstelle für pflegende An- gehörige bei der MÜNCHENSTIFT Tel. (089) 62020-308 Harlaching AMD Schwabing AMD Haus an der Tauernstraße Haus an der Rümannstraße Tauernstraße 11, 81547 München Rümannstraße 60, 80804 München Tel. (089) 64255-0, -230 (AMD) Tel. (089) 30796-0, -230 (AMD)
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