BIBELHEIM-POST Ausgabe Juni 2021

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BIBELHEIM-POST Ausgabe Juni 2021
BIBELHEIM-POST
Ausgabe Juni 2021
BIBELHEIM-POST Ausgabe Juni 2021
Editorial

                                                Liebe Leserinnen und Leser,
                                                      nun bin ich mit meiner Frau schon ein halbes Jahr in der Leitungsverant‐
                                                      wortung des Bibelheims. Es waren und sind bewegende Wochen und Mo‐

         04                                           nate. Ich habe viele Informationen gesammelt. Und es gibt weiterhin viel
                                                      Neues zu entdecken. Viele neue Menschen: Mitarbeitende, Mieterinnen
                                                      und Mieter, Bewohnende konnte ich bereits kennenlernen. Oft fehlen mir
                                                      noch die Namen zu den Gesichtern. In all dem Neuen bin ich für eines sehr
                                                      dankbar: Ich bin nicht allein. Ich darf in einem Team arbeiten mit Men‐
                                                schen, die mitdenken, mitglauben und wo man spürt: Die sind mit Herz, Leib
                                                und Seele dabei. Welch ein Geschenk und Vorrecht sind solche Mitarbeitende!
                                                Ich freue mich über das gute Miteinander. Wir ziehen an einem Strang, können
                                                Dinge ehrlich ansprechen, sind auf einem gemeinsamen Weg. Das war für mei‐

    05   07                                     ne Frau und mich besonders wertvoll, als es um den schweren Schritt ging, das
                                                Ferien- und Tagungszentrum für zwei Jahre stillzulegen. Ein gutes Team ist un‐
                                                schlagbar. Übrigens – Jesus hat auch ein Team um sich geschart: die Jünger.
                                                Eine besondere Truppe mit vielen Begabungen, sowie Mängeln und Fehlern.
                                                Aber eine Truppe, die nachher das Evangelium in die Welt trug. Jesus hat sie
                                                ausgerüstet und gebraucht, als er zu seinem Vater zurückkehrte.
                                                Wir wären froh, wenn Sie sich aus der Ferne in unser Team einreihen würden,
                                                indem Sie uns mit Ihren Gebeten unterstützen. Darauf sind wir angewiesen.
                                                Wir brauchen Ihre Gebete in der Frage, wie es mit dem Bibelheim weitergeht,

         10              11                     wer neu ins Kuratorium kommt. Wir brauchen Ihre Gebete für ein gutes Gelin‐
                                                gen der Umbauarbeiten im Emmaus und dem Bauprojekt Schwerzi. In Fra‐
                                                gen von Strukturen und Personal. Wir brauchen Sie als aktive Unterstützer.
                                                Darf ich Sie dafür gewinnen? Es wäre toll, wenn Sie in diesem Team mitma‐
                                                chen, welches den Weg des Bibelheims in die Zukunft mitträgt und umbetet.
              04 Ferien- und Tagungszentrum     Anregungen zum Mitbeten finden Sie in dieser Ausgabe der Bibelheim-Post.
              05 Aktuelles aus dem Gesamtwerk   Viel Freude beim Lesen. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen per Post,
                                                E-Mail oder Telefon.
              07 Alterszentrum Emmaus
                                                Seien Sie Gott befohlen – Immanuel!
    12        10 Kuratorium
              12 Biblischer Impuls

                                                Ihr Jürgen Gatter
2                                                                                                                            3
Aktuelles aus dem Gesamtwerk

                                                                                   Wir profitieren von den Erfahrungen unserer elfjährigen Leitung des
                                                                                   Christlichen Gästehauses Allgäu-Weite. Diese hat man freilich nicht als Er‐
                                                                                   folgsgarantie in der Tasche. Wir sind deshalb auch im Gespräch mit ver‐
                                                                                   schiedenen Verantwortungsträgern in der Schweiz, um zu hören, was
                                                                                   dran sein könnte, welchen Bedarf es gibt.
                                                                                   Es gehörte immer zum Auftrag des Bibelheims, Glauben zu wecken und
    Ferien- und Tagungszentrum                                                     zu stärken. Das wird weiterhin der Mittelpunkt sein. Hier sollen Menschen
    Seit Mitte Januar beleben über zwanzig Senioren aus unserem Alterszen‐         aus der stürmischen See des Alltags vor Anker gehen können und auftan‐
    trum Emmaus das Ferien- und Tagungszentrum (FTZ). Etliche Freunde und          ken, um sich dann gestärkt und zuversichtlich wieder
    Anwohner geben uns Anteil an ihrer Freude, dass nun wieder dauerhaft Le‐       dem Wind und den Wellen des Lebens auszusetzen.
    ben im Haus ist und abends Licht aus den Fenstern leuchtet. Sie haben mit‐     Zu unserer Einführung schenkten uns die «Emmaus-
    gelitten, dass die Gästezahlen in den letzten Jahren stark zurück gegangen     Leute» einen Fliederbusch. Wir haben ihn Ende März
    sind. Für zwei Jahre – während des Umbaus vom Emmaus – ist das FTZ zum         gepflanzt. Er ist wie ein Hoffnungszeichen. Zunächst
    «Alpenblick» als Teil des Alterszentrums Emmaus geworden. Die Bewoh‐           waren nur dürre Äste zu sehen, dann kamen die Blät‐
    nenden haben sich die ehemaligen Gästezimmer als ihre gemütlichen              ter, und inzwischen konnten wir uns über violette
    Stübli eingerichtet und geniessen die Aussicht auf den Zürichsee.              Blüten freuen. Wir sind zuversichtlich, dass Gott
    Dass wir den Gästebetrieb aufgrund der Verordnung der Gesundheitsdi‐           auch im Ferien- und Tagungszentrum Neues wach‐
    rektion schliessen mussten, ist dennoch sehr schmerzlich. Zwei der zehn        sen lässt. Düngen, jäten und giessen können wir, das
    Angestellten konnten vom Emmaus übernommen werden. Eine Mitar‐                 Wachsen muss er schenken.
    beiterin hat bereits eine neue Arbeitsstelle angetreten. Die meisten ande‐
    ren verliessen uns Ende Mai. Wir danken an dieser Stelle allen nochmals                                   Überbauung Schwerzi
    herzlich für ihren Einsatz und alle Freundlichkeit, mit der sie Ihnen viele                               Bereits in den 90er Jahren wurden wir aufge‐
    Jahre den Aufenthalt angenehm gestaltet haben.                                                            fordert, unsere Wiese oberhalb des Alterszen‐
    Wir, Ehepaar Jürgen und Christa Gatter, sind passionierte Gastgeber und                                   trums Emmaus für Wohnungsbau zur Verfü‐
    freuen uns darauf, in zwei Jahren wieder Gäste in Männedorf begrüssen                                     gung zu stellen. Die Baulücke mitten im Ort
    zu dürfen.                                                                                                sollte geschlossen werden. Zunächst wurden
    Derweil ringen wir gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort und dem                                     dort die Alterswohnungen Quellgrund ge‐
    Kuratorium um eine gute Konzeption für den Neustart. Es ist uns wichtig,                                  baut. Mittlerweile sind aus Plänen und Baube‐
    nicht einfach ein weiterer Hotelbetrieb in der Schweiz zu sein. Allen Betei‐                              willigung Baustellen geworden. Am 27. April
    ligten ist klar, dass das Gästehaus zukünftig nicht mehr so stark wie bisher                              fand der Spatenstich im kleinen Kreis statt.
    von Zuschüssen aus anderen Bereichen des Werkes leben kann.

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Aktuelles aus dem Gesamtwerk                                                                                                  Alterszentrum Emmaus

                                                                                           Aktuelles aus dem Alterszentrum Emmaus
             Hier entstehen in den nächsten drei Jahren 60 Wohnungen in sieben Ge‐         Im Emmaus ist kaum mehr etwas, wie es einmal war! Das Haus, das uns
             bäuden. Diese werden mit einer Tiefgarage verbunden. Es sind 2,5 - 4,5        und unseren Vorgängern während 45 Jahren gute Dienste geleistet hat,
             Zimmer- Wohnungen geplant. Dazu gehört auch ein Spielplatz. Die Lage          haben wir im Januar verlassen. In der Zwischenzeit sind dort bereits die
             in Männedorf ist ideal mit der Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten, öffentli‐       ersten Umbauarbeiten in Angriff genommen worden. Aber langsam…
             chem Verkehr, Schulen und nicht zuletzt unserer Kapelle.
                                                                                                                 Im Januar hatten wir unsere von langer Hand ge‐
                                                                                                                 plante Umzugsaktion: 66 Bewohnerinnen und Be‐
             Arztpraxis                                                                                          wohner mussten ihre vertrauten Zimmer und ihre
             Unter den Alterswohnungen im Haus Sophie laufen die Umbauarbeiten                                   angestammte Umgebung verlassen. 44 hatten die
             für die Arztpraxis im Erdgeschoss. Das Medizinische Center Maienfeld                                grosse Freude, ins neue Haus Samuel einzuziehen.
             (MCM) wird sie mit voraussichtlich drei Ärzten führen. Eine Ärztin ist aus‐                         Was minutiös und seit Monaten geplant war, muss‐
             gebildet in Geriatrie (Altersmedizin) und Gerontopsychiatrie. Damit ha‐                             te nun umgesetzt werden. Und es klappte alles wie
             ben wir für unser Alterszentrum und die Bewohnenden im Quellgrund                                   am Schnürchen! Dank vielen helfenden Händen
             eine kompetente Anlaufstelle. Auch Männedörfler werden von der Praxis                               waren wir an den meisten Tagen schneller als ge‐
             profitieren, denn hier gibt es zu wenig Hausärzte.                            plant. Da und dort blieb dann sogar noch Zeit, beim Auspacken und Ein‐
                                                                                           räumen etwas zu helfen oder bereits wieder die ersten Bilder aufzuhän‐
                                                                                           gen. Nach zwei Wochen intensiver Arbeit war ein erster, grosser Schritt
             Gemeinsam
                                                                                           getan – aber ein weiterer blieb noch. Die weiteren 22 Bewohnerinnen
             Im Gesamtwerk sind 112                                                        und Bewohner sollten nun noch in die Dependance, in die Häuser des Fe‐
             Mitarbeitende in ganz un‐                                                     rien- und Tagungszentrums, umziehen. Da war der Weg weiter und Zu‐
             terschiedlichen Berufen an‐                                                   gänglichkeiten nicht immer ganz so einfach wie im Haus Samuel. Aber
             gestellt. Jeder einzelne                                                      auch das haben unsere Leute mit Bravour geschafft. An dieser Stelle ge‐
             trägt zum Gelingen des                                                        bührt allen Beteiligten (und wir haben diesbezüglich viele, sehr schöne
             Ganzen bei. Auf dem gros‐                                                     Dinge erlebt und viel Unterstützung erfahren) ein ganz grosses Lob und
             sen Areal ist man sich nicht                                                  Dankeschön! – Und das Schönste
             immer bewusst, wer da                                                         an der ganzen Sache: obwohl diese
             noch mit einem am glei‐                                                       Aktion mitten in der Pandemie
             chen Strang zieht. Ein we‐                                                    stattfinden musste und wir die nö‐
             nig deutlicher ist das mit dem Umzug einer Abteilung von Emmaus ins           tigen Schutzmassnahmen zwar
             FTZ geworden. Schon Jesus waren Einheit und Miteinander wichtig. Wir          wenn immer möglich eingehalten
             hoffen, dass dies auch bei uns weiter wächst. Ein kleiner Schritt in diese    haben, aber eben doch sehr viele
             Richtung ist die gemeinsame Mitarbeiterandacht «Dureschnufe» einmal           Leute sehr lange und z.T. auf en‐
             in der Woche mittags in der Kapelle.                                          gem Raum beieinander waren: wir

6                                                                                                                                                                7
Alterszentrum Emmaus                                                                                                         Alterszentrum Emmaus

                                  haben mit Corona keine weiteren Bekanntschaf‐         Im Gespräch erzählten einige Bewohnende, wie sie das Zügeln ins Ferien-
                                  ten geschlossen. Noch heute staunen wir über          und Tagungszentrum erlebten:
                                  dieses von Gott geschenkte Wunder!                    Frau S. (89 Jahre) zog 1971 in den Nachbarort Uetikon und erinnert sich
                                 Mittlerweile haben sich alle, sowohl Bewohnerin‐       gut an den Bau vom Emmaus: Im August 2020 hatte sie den Arm gebro‐
                                 nen und Bewohner wie auch Mitarbeiterinnen             chen und zog vorübergehend ins Emmaus. Damals war sie sehr schwach
                                 und Mitarbeiter, an die neuen Verhältnisse ge‐         und auf Hilfe angewiesen. Als es ihr wieder besser ging, hat sie sich ent‐
                                 wöhnt. Was erst noch etwas gewöhnungsbedürf‐           schieden zu bleiben. Im Oktober kündigte sie ihre Wohnung und zügelte
                                 tig und da und dort durchaus auch noch verbesse‐       direkt von Zuhause hierher. Sie hatte in der Ungewissheit auch Angst, was
                                 rungsfähig war, ist nach einigen Wochen nun            kommt. Der Umzug hat viel Umtrieb
                                 schon normaler Alltag geworden. Wir freuen uns         gegeben, aber es ist toll gegangen.
            an den Möglichkeiten des neuen Hauses, durchaus auch im Wissen, dass        Der Elektriker hat gleich alles ange‐
            einiges noch fehlt.                                                         schlossen, ihre eigenen Möbel pas‐
            Aber damit kommen wir zurück zum Anfang: das noch Fehlende wird ja          sen perfekt ins Zimmer. «Es ist so er‐
            auch noch werden! Die Sanierungsarbeiten am Haus Dorothea haben be‐         quickend hier, allein die Aussicht,
            gonnen. Zunächst mit einer «destruktiven Phase»: es wird rausgeschmis‐      hier oben ist es so schön weit!» Sie
            sen, abgerissen, Asbest fachgerecht abgebaut und entsorgt (das war          erlebt hier viel Freude.
            schon die erste, dicke Überraschung!) und Platz gemacht für Neues. Wir      Frau K. (86 Jahre) ist echte Urmännedörflerin, etwa 50m entfernt vom Bi‐
            staunen, wie der Bagger einerseits mit brachialer Gewalt Altvertrautes in   belheim ist sie geboren. Vor 70 Jahren ging sie in die Sonntagsschule in
            Kürze demoliert, wie andererseits der gleiche Bagger aber auch sehr be‐     der Kapelle. Seit über zwei Jahren ist sie im Emmaus zu Hause. Ihr ging es
            hutsam eingesetzt werden kann. Und natürlich: wir freuen uns auf den        überhaupt nicht gut beim Umzug. Sie war durcheinander und fürchtete,
            November 2022! Dann soll nämlich alles fertig sein. Lärm und Dreck wer‐     dass das so bleibt. Aber jetzt strahlt sie wieder und es geht ihr gut. Viele
            den dann ein Ende haben und die Bewohnerinnen und Bewohner der              ihrer Möbel und selbstgemalten Bilder hat sie nicht mehr. «Aber im Him‐
                                                               Dependance werden        mel braucht man sie eh nicht mehr», ist sie überzeugt.
                                                               wieder ins Haus Doro‐    Frau A. (93 Jahre) lebt seit 10 Jahren im Emmaus. Sie bedauert, dass eini‐
                                                               thea zurückwechseln      ge Freundinnen aus dem Altbau ins Samuel gezügelt sind. Unterdessen
                                                               können.                  hat sie sich im Gästehaus ebenfalls gut eingelebt.
                                                              Thomas Humbel             Auch Herr H. (91 Jahre) ist in Männedorf aufgewachsen, etwa zwei Kilo‐
                                                              Zentrumsleiter            meter entfernt steht sein Elternhaus. Er erinnert sich, dass man die Gäste
                                                                                        des Bibelheims in seiner Jugend noch «Zellianer» nannte. Im Juni 2020 ist
                                                                                        er ins Emmaus eingetreten. Auch er geniesst es, jetzt wieder Sicht auf den
                                                                                        See zu haben.

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Kuratorium                                                                                                                                    Kuratorium

         Ein Kuratorium ist kein Ort, wo man eine Kur macht!
         Was denn? Wikipedia erklärt es so: „Ein Kuratorium (von lateinisch cura =                Matthias Walder
         Sorge, Pflege, Aufsicht) ist ein Gremium oder ein Organ, dem die Aufgabe                Aufgewachsen bin ich auf dem elterlichen Bauernhof in Bä‐
         übertragen wurde, sich um ein bestimmtes Projekt zu kümmern oder da‐                    retswil im Zürcher Oberland. Verbindungen zum Bibelheim
         für Sorge zu tragen. Dabei können entweder Beratungsfunktionen oder                     ergaben sich aus der heimatlichen Kirchgemeinde, wo Carl
         eine Aufsicht zum Tragen kommen.“                                                       Vischer und Urs Sommer im Pfarramt tätig waren. Für den
         Dies trifft es ziemlich genau, was die Männer vom Kuratorium des Bibel‐                 Glauben kam ich viel von zu Hause mit auf den Weg, dies
         heims machen. Durch den Wechsel der Gesamtleitung hat sich das Gre‐                     wurde vertieft in der JK, der kirchlichen Jugendgruppe, und
         mium verändert. Derzeit gehören dazu: Bruno Schindler als Präsident,        durch das Engagement als Leiter in der Jungschar.
         Walter Schoch, Jürgen Gatter. Neu dazu gekommen sind Karl Heuberger         Nach der Matura, erst angestrebt mit dem Ziel, Veterinärmedizin zu stu‐
         und Matthias Walder. Wir freuen uns sehr darüber, dass die beiden sich      dieren, begann ich das Studium der Theologie an der Uni Bern und schloss
         der Verantwortung stellen, die„Kurage“ hatten, sich einzubringen. Schon     es in Zürich ab. 1992 heirateten Beatrice und ich, bevor ich das Vikariat bei
         länger ist den Beteiligten bewusst, dass das Kuratorium deutlich grösser    Ewald Rieser in Zürich-Seebach absolvierte. Hier war ich anschliessend in
         sein müsste. Das Werk und seine Aufgaben sind in den letzten Jahren         der kirchlichen Jugendarbeit tätig, hier wurden wir durch die Geburt un‐
         stark gewachsen, das Kuratorium noch nicht. Wir suchen dringend Frau‐       serer ersten beiden Kinder Niklas und Leonie zu einer Familie.
         en oder Männer, die bereit sind, sich mit ihrem Wissen und ihrer Persön‐
                                                                                     Seit 1997 bin ich nun in Hinwil im Pfarramt, seit 2012 Dekan des Kapitels
         lichkeit hier einzubringen.
                                                                                     Hinwil. Noch zwei Jungs – Micha und Linus – wurden uns geschenkt. Und
                                                                                     im schönen Pfarrhaus sind unsere Kinder gross geworden.
                       Karl Heuberger
                                                                                     Die Verbindung zum Bibelheim blieb, wenn zeitweise auch sehr lose.
                        Geboren wurde ich 1951. Aufgewachsen bin ich in Zürich       Doch recht überraschend wurde ich im letzten Jahr von Urs Sommer kon‐
                        am Bleicherweg in einer Bäckerei-Konditorei, und konfir‐     taktiert mit der Frage, ob ich mir eine Mitarbeit im Kuratorium vorstellen
                        miert wurde ich in der zur Chrischona gehörenden Bethel‐     könnte. Und so mache ich nun die ersten Schritte im Leitungsgremium
                        kapelle. Nach dem Besuch der Kantonalen Handelsschule        dieses Werks, welches in einer wichtigen Phase seiner Geschichte steckt.
                        Freudenberg studierte ich Theologie in Zürich und Basel.
                        1979 heiratete ich die Kindergärtnerin Liliane Trüeb. Wir
         gründeten eine Familie mit den Kindern Stephan, Christina und Barbara.
         Acht Jahre waren wir im Pfarramt in Erlen TG und danach 25 Jahre in Wet‐
         zikon ZH. In beiden Gemeinden hatte ich u.a. den Schwerpunkt Zusam‐
         menarbeit zwischen Landes- und Freikirchen nach dem Grundsatz: Jesus
         ist der Herr der Welt. Christen sollen deshalb aufeinander zugehen und
         sich nicht voneinander abgrenzen. Seit 2016 bin ich pensioniert und
         wohne in Wald ZH. Als Mitglied des Kuratoriums will ich mich dafür ein‐
         setzen, dass das Bibelheim Männedorf ein guter Ort ist und bleibt.
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Biblischer Impuls                                                                                                                        Biblischer Impuls

           Pfingstpredigt am 23. Mai 2021 über Johannes 14,27
           Ich glaube, es gibt in uns                                                   Trauer, Resignation, Verzweiflung: Was sollen wir nur ohne Jesus ma‐
           eine tiefe, große Sehnsucht                                                  chen? Alles vergeblich. Was wird jetzt aus uns, ohne dich, Jesus? Das geht
           nach Frieden in dieser fried‐                                                doch nicht! Ohne Jesus geht es tatsächlich nicht. Deshalb sagt er ihnen:
           losen Welt. Dass die Waffen                                                  Ich lasse euch Frieden zurück. Ihr braucht keine Angst zu haben. Ihr
           schweigen zwischen Men‐                                                      braucht nicht in Unruhe und Erschrecken zu verfallen. Auch wenn ich ge‐
           schen, zwischen Völkern.                                                     he: Ich gebe Euch Frieden. Ich lasse Euch meinen Frieden zurück.
           Dass Völker miteinander in                                                   Was aber ist das für ein Frieden? Es ist kein Frieden, wie wir ihn kennen
           Frieden leben können. Wir                                                    und wie ihn die Welt sieht. Nicht jenes Warten, wenn die Waffen schwei‐
           sehnen uns noch viel mehr                                                    gen, wenn sich noch Furcht mit Hass die Waage hält. Es ist nicht das Beu‐
           nach Frieden im menschli‐                                                    gen des Verlierers vor dem Sieger und es ist auch nicht die Stille, die den
           chen Miteinander mit den Kindern, den Geschwistern und der Familie,          Tod verkündet. So beschreibt es Manfred Siebald in einem Lied. Es ist
           den Arbeitskollegen. Dass man sich gut verträgt und kein böses Wort          eine trostvolle Geborgenheit. Wie bei einem Kind, das gestillt worden ist
           fällt. Einfach entspannend und befreiend. Und wir sehnen uns nach Frie‐                        und geborgen in den Armen der Mutter liegt und fried‐
           den in uns. Wir hören in uns Gedanken: Du bist nichts wert. Du bist nicht                      voll schläft. Aber das ist nicht alles. Der Frieden, von
           wichtig. Oder: Was wird aus mir? Fragen, Ängste, Zweifel, Sorgen lassen                        dem Jesus spricht, ist eine Gabe, ein Gnadengeschenk
           uns unruhig schlafen. Sehnsucht nach Frieden. Wie finden wir zu Frieden?                       Gottes. Das heisst, wir können den Frieden nicht ma‐
           Das ist die große, unbeantwortete Frage. Wir feiern heute das Pfingstfest.                     chen. Wir können den Frieden nicht erarbeiten und
           Und dieses Fest gibt uns eine Antwort. Jesus hat dafür seinen Heiligen                         schon gar nicht mit eigener Kraft herstellen. Friede
           Geist verheißen und über diesen Geist hat er seinen Jüngern folgendes                          kommt ausschließlich von Gott. Der Friede muss nicht
           Wort zugesprochen:                                                                             erst zubereitet oder hergestellt werden. Dieser Friede
           Den Frieden lasse ich euch zurück, meinen Frieden gebe ich euch.                               ist schon fix fertig. Also so, wie Sie heute Mittag das Es‐
           Nicht gebe ich, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und                              sen fertig serviert bekommen. Da müssen Sie nichts
           fürchte sich nicht. Johannes 14,27                                                             mehr machen. Sie brauchen es nur noch zu essen. Ge‐
                                                                                                          nauso ist es mit diesem Frieden.
           Jesus kündigt in diesem Abschnitt sein Weggehen an. Er sagt seinen Jün‐
           gern: Ich verlasse euch. Ich gehe zu meinem Vater im Himmel zurück. Was      Jesus wirkt diesen Frieden, indem er uns mit Gott versöhnt. Er macht für
           bedeutet es, wenn uns jemand verlässt, jemand stirbt? Ich bin wieder al‐     uns Frieden mit Gott. Er kommt auf uns zu, nicht nur einen oder viele
           lein, ohne Gemeinschaft. Sofort steigt Unfrieden in uns auf. Wir fallen in   Schritte, sondern alle Schritte macht er auf uns Menschen zu. Er wurde
           ein Loch der Traurigkeit, der Schwermut. Das war bei den Jüngern auch        Mensch. Er hat alles abgelegt, was ihn von uns Menschen trennte. Er hat
           so, als Jesus ihnen sagte: Ich gehe weg.                                     unser Leben gelebt und hat sich schuldlos verurteilen lassen. Er stirbt für

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Biblischer Impuls                                                                                                                             Biblischer Impuls

           unsere Schuld. Er beseitigt, was zwischen ihm und uns steht. Er macht              Jesus sagt uns: Du brauchst nicht zu erschrecken. Fürchte dich nicht. Ich
           Frieden. Und das ist mehr als ein aufmunterndes „auf die Schulter klop‐            komme zu dir. Ich komme in dich hinein und nehme Wohnung in dir. Da‐
           fen“. Das wird deutlich nach Ostern. Die Jünger sind vollkommen ver‐               mit hat die Furcht keine Chance mehr. Mit Gottes Geist zieht der Friede
           ängstigt, aufgewühlt nach dem Tod Jesu. Friedlos. Und dann begegnet                ein und breitet sich aus. Wir dürfen ihn bitten, wenn es friedlos und unru‐
           Jesus, der Auferstandene, seinen Jüngern und sagt zu ihnen: „Friede sei            hig in uns wird: Gib dich in mir zu erkennen. Sprich du in mein Herz dei‐
           mit Euch“. Das ist tröstliche Geistesgegenwart. Das ist sein Handeln. Er ist       nen Frieden.
           da, und wo er da ist, da kommt es zum Frieden, da wächst Frieden in mir,           Den Frieden lasse ich euch zurück, meinen Frieden gebe ich euch.
           mit meinen Mitmenschen und mit Gott.                                               Nicht gebe ich, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und
                                    Frieden in mir, wie sieht das aus? Ich kann mit den       fürchte sich nicht.
                                    Bruchstücken meines Lebens leben. Da ist vieles           Jürgen Gatter
                                    vielleicht nicht gut, vieles was ich hätte anders
                                    machen müssen, aber ich kann damit leben, weil
                                    ich weiß: Gott macht etwas Ganzes draus. Er
                                    macht durch seine Gnade meinen Schaden gut.
                                    Und ich kann mit Gott im Reinen sein, nicht, weil
                                    ich gut bin, sondern weil er Ja zu mir sagt. Er stellt
                                    sich auf meine, auf unsere Seite, auch wenn ich
                                    nicht an seiner Seite bleiben will. Er lässt sich nicht
                                    von meinem Handeln abbringen und geht dann
                                    weg, so wie wir das kennen. Wenn uns jemand be‐
           schimpft, anschreit oder sagt: Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.
           Was machen wir dann? Wir sagen auch: Du kannst mir gestohlen bleiben.
           Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Und was macht Gott? Er bleibt
           an unserer Seite. Er lässt keinen von uns im Stich. Vielleicht erschreckt uns
           so ein Verhalten, weil es so ganz anders ist.

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© 2021 Bibelheim Männedorf.
Die Bibelheim-Post erscheint 3-4 mal jährlich.
Fotos: © Bibelheim, Christa Gatter, privat, pixabay.com
Redaktion: Christa Gatter
11. Jahrgang (2021), Nr. 2

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