Bildung im Blick"Nr. 29 - Stadt Nürnberg

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Bildung im Blick"Nr. 29 - Stadt Nürnberg
Dezember 2020

                                                                               Kommunales
Bildung im Blick » Nr. 29                                                      Bildungsmanagement

                                                                               Bildungsbeirat
                                                                               21. Sitzung, Standort- und
                                                                               Perspektivbestimmung....................S. 2
                                                                               12. Nürnberger Bildungs-
                                                                               konferenz
                                                                               Bildung 2020 – Bildungspraxis
                                                                               unter besonderen
                                                                               Bedingungen .....................................S. 4
                                                                               Bildungskonferenz
                                                                               Das Publikum schreibt ....................S. 4
                                                                               Bildungskonferenz
                                                                               Bildungsprozesse und
                                                                               Tendenzen im „Corona-Jahr“
                                                                               2020, Prof. Dr. Kai Maaz...................S. 5

Liebe Leserinnen und Leser,                                                    Bildungskonferenz
                                                                               Gespräch zu
neue Gesichter waren im Bildungsbeirat zu sehen, der am 13. Oktober 2020
                                                                               innovativer Praxis mit
erstmals in der aktuellen Stadtratsperiode zusammentrat. Im Historischen
                                                                               Eddie Kayiira und
Rathaussaal war genug Platz für alle Mitglieder. Auf der Tagesordnung stand
                                                                               Michael Adamczewski......................S. 6
eine bildungspolitische Standort- und Perspektivbestimmung in Corona-
Zeiten und entsprechend vielfältig waren die Wortmeldungen.                    Bildungskonferenz
Vier Wochen später am gleichen Ort: Bei der 12. Nürnberger Bildungskon-        Podiumsgespräch mit
ferenz wurde das Podiumsgeschehen über einen Livestream im Internet            Prof. Dr. Julia Lehner,
übertragen. Bildungsinteressierte an Rechnern und Smartphones beteiligten      Cornelia Trinkl, Elisabeth Ries,
sich mit über 200 Zuschaltungen und nahmen die Gelegenheit wahr, Fra-          Prof. Dr. Kai Maaz...............................S. 7
gen ans Podium zu stellen. Nach einem Impulsvortrag des Bildungsforschers
Kai Maaz stand die Stadtspitze Rede und Antwort.                               Bundesförderung
                                                                               beendet ...........................................S. 8
Neu im Bildungsbüro angesiedelt ist das Modellprojekt „Digital Immi-
grants“, das im Verbund mit dem Medienzentrum Parabol, der Stiftung            Impressum.......................................S. 8
Sozialidee und der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
durchgeführt wird. Gefördert über das Bundesamt für Migration und Flücht-
linge (BAMF) mit Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und        Bildungsblog.nuernberg.de
Heimat (BMI) sollen in 36 Monaten passende Konzepte digitaler Grund-
bildung für sozial benachteiligte Familien mit Migrationshintergrund
entwickelt und im bundesweiten Transfer interessierten Akteuren zur
Verfügung gestellt werden.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt im Bildungsbüro wird 2021 das kom-
munale Sprachprogramm für Neuzugewanderte sein, dessen Modell-
betrieb auf Beschluss des Nürnberger Stadtrats um ein Jahr verlängert wurde.
Und: Passend zur Zeit verlegte das Bildungsbüro die Bildungsbericht-
erstattung zuletzt stärker ins Netz und liefert in seinem Blog kompak-
te Beiträge zum Bildungsgeschehen in Nürnberg. Besuchen Sie bitte den
bildungsblog.nuernberg.de.
Mit den besten Wünschen für die Feiertage und den Jahreswechsel!
Ihr Bildungsbüro der Stadt Nürnberg
Bildung im Blick"Nr. 29 - Stadt Nürnberg
Neustart des Bildungsbeirats unter Corona-Bedingungen
                                                                                                  Als mögliche „Wechselwirkung mit der
                                                                                                  Pandemiesituation“ bezeichnete Ries den
                                                                                                  Umstand, dass Eltern die Betreuungs-
                                                                                                  angebote seit den Sommerferien zöger-
                                                                                                  licher wahrnehmen würden, was genauso
                                                                                                  im Blick behalten werden müsse wie eine
                                                                                                  mögliche Retraditionalisierung von Rol-
                                                                                                  len aufgrund von gleichzeitigem Home-
                                                                                                  schooling und -working.

                                                                                                  Auch die non-formale Bildung im Ju-
                                                                                                  gendalter war laut Ries stark von der
                                                                                                  Pandemie betroffen, so wurden Kin-
                                                                                                  der- und Jugendhäuser geschlossen und
                                                                                                  viele offene Angebote abgesagt. Dabei
                                                                                                  stellten sich neben praktischen Fragen
                                                                                                  des Kontakthaltens solche nach dem ge-
Am 13. Oktober fand im Historischen          wie bildungspolitisch herausfordernd                 sellschaftlichen Stellenwert non-formaler
Rathaussaal unter zahlreicher Beteili-       seien die Häufung prekärer Lebenslagen               Bildungsangebote. Deren Wegfall schrän-
gung die erste Sitzung des Bildungsbei-      in bestimmten Stadtteilen, starke Unter-             ke wiederum Gelegenheiten informellen
rats in der neuen Stadtratsperiode statt.    schiede bei den Übertrittsquoten zwi-                Lernens ein, z.B. des voneinander Lernens
Das bislang 21. Zusammentreffen des          schen Stadtteilen und die zu hohe Anzahl             in der eigenen Peer-Group.
Gremiums unter dem Motto „Bildung im         von Abgängerinnen und Abgängern ohne
Herbst 2020: Standort- und Perspektivbe-     Schulabschluss.                                      Darüber hinaus beleuchtete die Sozial-
stimmung“ war geprägt von der Analyse                                                             referentin verschiedene Übergänge wie
der Auswirkungen der Corona-Pandemie                                                              zwischen Kindergarten und Schule, wo
auf das Bildungsgeschehen. Cornelia                                                               z.B. die Vorkurse „Deutsch 240“ für Kin-
Trinkl, Referentin für Schule und Sport                                                           der mit Unterstützungsbedarf im Bereich
und Elisabeth Ries, Referentin für Jugend,                                                        Sprache nicht stattfinden konnten oder
Familie und Soziales leiteten die Sitzung                                                         dem Übergang zwischen Schule und
stellvertretend für Oberbürgermeister                                                             Beruf, wo viele Angebote zur Berufsori-
Marcus König, der sich am selben Tag                                                              entierung wie z.B. Praktika ausgefallen
kurzfristig in Quarantäne hatte begeben                                                           sind. Ries forderte, bereichsübergreifend
müssen.                                                                                           darüber nachzudenken, wie individuellen
                                             Trinkl sieht die Stadt bei der IT gut aufgestellt.   Nachholbedarfen begegnet werden und
In ihrem Eingangsstatement erläuterte                                                             wie z.B. hinsichtlich digitaler Formate
Cornelia Trinkl zunächst die Zielsetzung     Als „Mutmacher“ bezeichnete die Schul-               oder Kontaktangebote voneinander ge-
des Bildungsbeirats, der zusammen mit        referentin die Einrichtung der neuen                 lernt werden könne.
der Bildungskonferenz den Nürnberger         Technischen Universität Nürnberg sowie
Bildungsrat bildet und laut Geschäfts-       der Zweigstelle des Deutschen Museums                Nachfolgend benannte Trinkl die unter-
ordnung die Aufgabe hat, „den Stadtrat       und die Kulturhauptstadtbewerbung. Als               nommenen Anstrengungen, mittels derer
und die Stadtverwaltung in wichtigen         zentrale bildungspolitische Querschnitts-            sich das Referat für Schule und Sport den
bildungspolitischen Angelegenheiten zu       aufgaben stellte sie Inklusion sowie poli-           allgemeinen bildungspolitischen und den
beraten.“                                    tische Bildung heraus.                               besonderen Anforderungen aufgrund der
                                                                                                  Pandemiesituation stellen würde: Zum
Als bildungspolitische Ziele der Stadt       Anschließend nahm Elisabeth Ries eine                neuen Schuljahr seien ca. 100 zusätzliche
Nürnberg benannte sie die Erhöhung der       bildungspolitische Standortbestimmung                Lehrkräfte eingestellt worden, zudem so-
Bildungsbeteiligung und -qualität, die       aus Sicht des Referats für Jugend, Familie           genannte Team-Lehrkräfte, die Lehrkräfte,
Verbesserung von Ausbildungs- und Be-        und Soziales, „einem der Bildungsreferate            die einer Risikogruppen angehören oder
schäftigungsfähigkeit, die Verwirklichung    der Stadt“, vor. Es gehe hier um Aspekte             einem Beschäftigungsverbot unterliegen,
von mehr Bildungsgerechtigkeit sowie         des lebenslangen Lernens sowie die enge              bis Schuljahresende zur Seite stünden.
die Stärkung der demokratischen Kultur.      Vernetzung verschiedener Bildungsbe-
Als große Herausforderung identifizierte     reiche. Sie skizzierte einen „gigantischen           Die IT-Strategie mit Ziel einer flächen-
Trinkl den weiter notwendigen Aus-           Ausbaubedarf“ in der frühkindlichen Bil-             deckenden Vernetzung sei pandemiebe-
bau der Bildungsinfrastruktur durch das      dung, dies auch vor dem Hintergrund der              dingt zügig vorangekommen, als großes
starke Bevölkerungswachstum aufgrund         jüngsten Bevölkerungsprognose. Durch                 Problem bestehe allerdings die Sicher-
von Geburtenanstieg und Zuwanderung          den geplanten Rechtsanspruch im Grund-               stellung des heimischen Internetzugangs
sowie die Bedeutung von Integration          schulalter werde der Druck auf den Aus-              fort. Alternativ werde nach Lösungen
durch Bildung. Gleichermaßen sozial-         bau der Ganztagsbildung weiter steigen.              gesucht, wie die Einrichtung von spren-

[2]
Bildung im Blick"Nr. 29 - Stadt Nürnberg
Bildungsbeiräte berichten
gelbezogenen „Lernorten“ in Schulen,          15,4 % bei den Ausbildungsverträgen          aus ihrer Praxis
Horten oder Stadtteilbibliotheken.            feststellen musste, verzeichnete die
                                              Handwerkskammer ein Plus von 1,5 %
Zur Ausstattung mit digitalen Endgeräten      im Handwerk.
führte Trinkl aus, dass eine Abfrage ei-
nen Bedarf bei etwa einem Fünftel aller       Detaillierte Einblicke in die Situation an
Schülerinnen und Schüler ergab. 6.000         den Hochschulen gewährten Christoph
iPads wurden mittlerweile ausgeliefert,       Adt von der Hochschule für Musik und
die Beschaffung weiterer Endgeräte sei        Niels Oberbeck von der Technischen
in Vorbereitung. Die Strategie für die An-    Hochschule Nürnberg, naturgemäß mit
schaffung von Endgeräten für Lehrkräfte       unterschiedlichen Akzenten, da sich die
sei ausgearbeitet und in den Haushalts-       Umstellung auf digitale Formate im Mu-
beratungen zu besprechen.                     sikbereich schwieriger gestalte als im
                                              technischen Bereich, wo die Studieren-
                                              den „mindestens so gut wie Lehrende
                                              ausgestattet sind – meistens besser und
                                              sich mindestens so gut auskennen wie
                                              Lehrende – meistens besser.“ Viele von
                                              der Pandemiesituation „aufgezwungene
                                              Methoden“ werden womöglich Bestand
                                              haben, so Oberbeck. Die Studierenden-
                                              Zahlen blieben an beiden Hochschulen
                                              konstant.

Ries mahnt nachholende Angebote an.           Madjid Lohrasbi, Arbeitsgemeinschaft der
                                              Elternbeiräte an Nürnberger Realschulen
An der sich anschließenden, sehr rege         und Gymnasien, wies auf die Dringlich-
geführten Diskussion beteiligten sich Ver-    keit des Kontakthaltens zwischen Kin-
treterinnen und Vertreter aller Bildungs-     dergärten und Familien hin, denn gerade
bereiche. Eingebracht wurden Perspek-         „kleine Kinder sind die großen Verlierer“
tiven aus allen Bildungsphasen, von der       der Krise. Zur Frage dieses Kontakthaltens
frühkindlichen, über die schulische, beruf-   zwischen Kindergärten und Eltern be-
liche und Hochschulbildung, bis hin zur       zog Christiane Stein, SOKE e.V. Stellung:
Erwachsenen-, Familien- und kulturellen       Zwischenzeitlich seien in Fachgremien
Bildung. Auch Querschnittsthemen wie          hierfür Ideen entwickelt und Konzepte
Demokratiebildung und Inklusion stan-         ausgearbeitet worden, denn dass der
den zur Debatte.                              Kontakt aufrechterhalten werden muss,
                                              sei Grundkonsens. Aber auch hier bestehe
Aktuelle Herausforderungen                    Ausbau- und Verbesserungsbedarf.
für die Bildungsbereiche
                                              Stefanie Fuchs, bei der Regierung von
Sehr eindrücklich schilderte Hilde Kugler     Mittelfranken für den Bereich der För-
die Herausforderungen im Bereich der          derschulen zuständig, stellte positive
Familienbildung, wo zahlreiche Angebote       Veränderungen im IT-Bereich fest, u.a.
ausgesetzt werden mussten und sich die        hinsichtlich der Versorgung mit Leihgerä-
Umstellung auf digitale Formate schwie-       ten, allerdings bestünde auch hier oft das
rig gestalte. Häufig seien es die Frauen,     Problem der fehlenden heimischen W-
die am stärksten von den Mehrfachbelas-       LAN-Versorgung. Weiterhin verwies sie
tungen betroffen waren.                       auf die Notwendigkeit der Barrierefreiheit
                                              der Softwareangebote.
Anhand eines konkreten Beispiels skiz-
zierte Andreas Hoffmann, Schulleiter und      Nach mehreren Frage- und Antwortrun-
Sprecher der Mittelschulen, die aktuellen     den, in denen die städtischen Referen-
Herausforderungen aus Schulsicht. Die         tinnen Trinkl und Ries ausführlich auf die
Frage von Sozialreferentin Ries nach der      genannten Punkte und Fragen eingingen,
Situation am Ausbildungsmarkt beant-          appellierte Steffen Zimmermann vom
worteten Stefan Kastner, Industrie- und       Z-Bau eindringlich an die Stadt, die pan-
Handelskammer Nürnberg für Mittelfran-        demiebedingten Verwerfungen im kul-          Hilde Kugler, Andreas Hoffmann,
ken und Wolfgang Uhl, Handwerkskam-           turellen (Bildungs-)Bereich bestmöglich      Niels Oberbeck, Madjid Lohrasbi,
mer für Mittelfranken unterschiedlich:        aufzufangen.                                 Christiane Stein, Stefanie Fuchs
                                                                                           (v.o.n.u)
Während die IHK einen Rückgang um

                                                                                                                              [3]
Bildung im Blick"Nr. 29 - Stadt Nürnberg
12. Nürnberger Bildungskonferenz
Bildung 2020 – Bildungspraxis unter besonderen Bedingungen

                                                             allen Bildungsbereichen       Mit Prof. Dr. Kai Maaz, dem geschäfts-
                                                             abzeichneten, wollte die      führenden Direktor des Leibniz-Instituts
                                                             12. Städtische Bildungs-      für Bildungsforschung und Bildungsin-
                                                             konferenz, die als Live-      formation, konnte einer der renommier-
                                                             stream aus dem His-           testen Bildungsforscher in Deutschland
                                                             torischen Rathaussaal         als Hauptredner gewonnen werden. Er ist
                                                             übertragen wurde, die         Sprecher der Autorengruppe des Natio-
                                                             Scheinwerfer auf die ak-      nalen Bildungsberichts und Vorsitzender
                                                             tuelle Bildungspraxis vor     der Expertenkommission der Friedrich-
                                                             Ort richten. Oberbürger-      Ebert-Stiftung, die Empfehlungen für das
                                                             meister Marcus König          sog. „Corona-Schuljahr“ 2020/21 erar-
                                                             stellte in der Begrüßung      beitet hat.
                                                             die     zentrale   Frage,
Oberbürgermeister Marcus König                               wie Bildungsqualität, Bil-    Einblicke in die Bildungspraxis von Fami-
                                                             dungsgerechtigkeit und        lien gewährte Eddie Kayiira, Vorsitzender
Das Thema der aktuellen Bildungskon-        -teilhabe auch und gerade in „Corona-          des Global Elternvereins im Interview mit
ferenz hat sich geradezu von selbst er-     Zeiten“ verwirklicht werden könnten und        Moderator Michael Adamczewski.
geben: Nachdem sich die teils massiven      was insbesondere die Kommune hierfür
                                            tun kann. Er sah hier den Präsenzunter-        Die städtische Bildungspraxis stand im
          „Der Besuch von                   richt „von zentraler Bedeutung für Bil-        Mittelpunkt des Podiumsgesprächs, das
      Bildungseinrichtungen                 dungsgerechtigkeit, um Jugendliche best-       Franziska Holzschuh, Leiterin der Lokalre-
 stabilisiert die jungen Menschen           möglich zu erreichen“. Um alle jungen          daktion der Nürnberger Nachrichten mit
   sowie deren Umfeld.“ (König)             Menschen gut begleiten und unterstützen        Kulturbürgermeisterin Julia Lehner, der
                                            zu können, betonte er auch den besonde-        Schul- und Sportreferentin Cornelia Trinkl
Auswirkungen des ersten Lockdowns auf       ren Fokus auf den Übergang Schule-Beruf        und der Sozialreferentin Elisabeth Ries
das Bildungsgeschehen und die damit         und die berufliche Bildung.                    führte. Experte Kai Maaz lieferte der Dis-
einhergehenden Herausforderungen in                                                        kussion weitere Anregungen.

Das Publikum schreibt: Fragen und Kommentare aus der Bildungspraxis
Auch wenn die Gespräche und das             Anmerkungen zu den in der Pandemiesi-
Netzwerken „in den Foren und auf den        tuation deutlich eingeschränkten Teilha-
Fluren“ erstmalig nicht am realen Ort der   bemöglichkeiten der unterschiedlichen              Herr Maaz hat entsche
                                                                                                                       idende Punkte
Bildungskonferenz stattfinden konnten,      Zielgruppen.                                       zukunftsfähigen Lerne
                                                                                                                     ns angesprochen:
wie Oberbürgermeister Marcus König in                                                          Notwendigkeit konzep
                                                                                                                      tioneller und
seiner Einführung bedauernd feststellte,                                                       didaktischer Überlegun
                                                                                                                       gen zum gewinn-
war das Publikum aufgerufen, sich zu be-                                              en       bringenden Einsatz dig
                                               Office 365 und TEAMS funktionier                                       italer Techniken,
teiligen: Im digitalen Raum mithilfe der                     te für Sch üler *Inn en          Formen des Lernens un
                                               gut. Leihgerä                                                          d daraus resultie-
Online-Kommentarfunktion konnten An-                                                          rend veränderte, individ
                                               sind da. Wie lösen wir das Problem                                      ualisierte Leis-
merkungen gemacht und Fragen an das                                                           tungsmessung, die Ch
                                               in den Familien zuhause? Es fehlten                                  ancen eines guten
Podium gestellt werden, die Moderator                                                         Ganztags.
                                               WLAN, PCs und Drucker an Schü-
Michael Adamczewski zusammenfasste                                                   en
                                               lerarbeitsplätzen und das Guthab
und punktgenau in die Diskussion ein-                           rtph one s ist
                                                auf Schülersma
brachte.                                                                                                           rnen:
                                                begrenzt.                                        Zum digitalen Le
                                                                                                                  e fehlen (inklusive
                                                                                                 Nicht nur Gerät
Dieser Gesprächskanal zwischen Bildungs-                                                                            ng), sondern es
                                                                                                 deren Finanzieru
praxis und Stadtspitze wurde zahlreich                                                                                achen Fami-
                                                 Die ältere Generation ist vom kultu-             fehlen sozial schw
genutzt: Mit kritischen und konstruktiven                                                                            er Geflüchteten
                                                 rellen Angebot im Augenblick ausge-              lien, vor allem ab
Fragen und Anregungen wandten sich                                                                                   unterkünften
die Konferenzteilnehmerinnen und -teil-         schlossen. Digitaler Zugang ist oft nicht          in Gemeinschafts
                                                                                                                      e.
nehmer an die städtische Bildungspolitik.       möglich. Wäre es nicht sinnvoll, über              (GUs), die Zugäng
Entsprechend der Diskussion bezogen             die Seniorennetzwerke digitale Ange-
sich zahlreiche Kommentare auf die Un-          bote sozusagen vor Ort in den Stadttei-
terrichtssituation in den Schulen, einen        len den Senioren entsprechend mit
weiteren Schwerpunkt – über verschie-           der technischen Ausstattung anzubieten?
dene Bildungsbereiche hinweg – bildeten

[4]
Bildung im Blick"Nr. 29 - Stadt Nürnberg
Bildungsprozesse und Tendenzen im „Corona-Jahr“ 2020
Vortrag von Prof. Dr. Kai Maaz, Geschäftsführender Direktor des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungs-
forschung und Bildungsinformation

Zahlreiche Auswirkungen der                                                                        Schulerfolg, so Maaz. Dies zeigten
Corona-Pandemie zeigten sich                                                                       beispielsweise die Befunde des
bereits jetzt im Bildungssystem                                                                    aktuellen Nationalen Bildungsbe-
und an vielen Prozessen in den                                                                     richts. Kinder aus sozial weniger
Bildungseinrichtungen, konsta-                                                                     begünstigten Familien verfügten
tierte Kai Maaz zum Beginn sei-                                                                    im Vergleich zu Kindern aus sozi-
nes Vortrags. Er gehe davon aus,                                                                   al besser gestellten Familien zum
dass sie uns noch mindestens                                                                       einen über niedrigere schulische
bis ins nächste Jahr und darüber                                                                   Kompetenzen, zum anderen
hinaus begleiten werden.                                                                           zeigten sich Unterschiede im Bil-
                                                                                                   dungsverhalten. Diese primären
Nachdem im Frühjahr die Schu-                                                                      und sekundären Herkunftseffekte
len in Deutschland geschlossen wurden,       ökonomischen Bedingungen der Schü-            erklärten einen Großteil von Ungleich-
unternehmen derzeit Lehrkräfte, Eltern,      lerschaft oft besser dar. Mit Verweis auf     heiten im Bildungssystem.
Schülerinnen und Schüler sowie politisch     die verschiedenen Schulsysteme in den
Verantwortliche große Anstrengungen,         Bundesländern betonte Maaz, dass „wir         Maaz nannte als Beispiel die Häufigkeit
damit die Lernprozesse solange wie mög-      es mit größtmöglicher Heterogenität im        der Teilnahme an kulturellen Bildungs-
lich vor Ort stattfinden können. Aus Sicht   Bildungssystem zu tun haben; das hat          angeboten von Zwei- bis Sechsjährigen,
des Bildungsforschers sind drei Entwick-     Auswirkungen auf die Entwicklungsver-         die mit dem Bildungsgrad der Eltern zu-
lungen im Zusamenhang mit der Corona-        läufe und Lernfortschritte“.                  nehme. Dabei stellte sich für Maaz die
Pandemie von besonderer Bedeutung:                                                         Frage, ob Familien die Nichtteilnahme zu
Der Umgang mit Heterogenität, der Ab-                                                      Hause kompensieren könnten oder ob Bil-
                                                 „Diese differentiellen Lern-
bau sozialer Ungleichheit und der Prozess     und Entwicklungsmilieus wirken               dungsimpulse dieser Art dann fehlten. Bei
der Digitalisierung.                          sich auf die Kompetenzentwick-               den Einrichtungen der frühkindlichen Bil-
                                               lung und auf die psychosoziale              dung beobachtete Maaz, dass sich viele
Umgang mit Heterogenität                         Entwicklung der Kinder und                Kitas während der Corona-Pandemie auf
                                                Jugendlichen aus und beein-                ihre Betreuungsfunktion beschränkten,
Kinder und Jugendliche haben unter-             flussen die unterschiedlichen              der Bildungsauftrag in dieser Zeit häu-
schiedliche Lernvoraussetzungen. So           Abschlusszertifikate, mit denen              fig nicht wahrgenommen wurde. Welche
bestehe Vielfalt hinsichtlich Alter und        die Kinder und Jugendlichen in              Auswirkungen dies auf diejenigen Kinder
Geschlecht, der sozialen und ethnischen           das Berufsleben starten.“                habe, die im Herbst 2020 eingeschult
Herkunft, persönlicher Interessen und                                                      wurden, sei letztendlich noch unklar.
Leistungsfähigkeit. Auch nach dem „Pi-       Er plädierte dafür, dass auch und gerade
sa-Schock“ vertrat die Bildungsforschung     unter den aktuellen Umständen alle Kin-       Bei den Älteren sind die Geringqualifi-
die Meinung, dass „der Umgang mit He-        der und Jugendliche im Unterricht er-         zierten ohne Schulabschluss nach Maaz‘
terogenität, die kluge Art und Weise des     reicht werden. Heterogenität müsse ver-       Einschätzung ein Personenkreis, der
Unterrichtens […] eigentlich die Heraus-     stärkt Gegenstand der Aus- und                besonders in den Blick zu nehmen sei,
forderung [ist], vor der wir stehen, wenn    Fortbildung des pädagogischen Personals       zumal diese Gruppe seit einigen Jahren
wir Bildung und Schule für die Zukunft       werden. Auch sei es in der gegenwärtigen      immer größer werde. Diese Entwicklung
gestalten wollen“, so Maaz.                  Situation notwendig, darüber nachzuden-       habe zum einen Folgen für den Übergang
                                             ken, das Spektrum der Prüfungsinhalte         in vollqualifizierende Ausbildungsgänge,
Wichtig sei also, dass Lehrkräfte ange-      innerhalb der Fächer zu reduzieren, ohne      zum anderen beeinflusst sie die Teilnah-
messen auf die Unterschiedlichkeit der       das qualitative Anspruchsniveau zu sen-       me an Bildungsangeboten im mittleren
Kinder und Jugendlichen in der Klasse        ken, falls nicht alle Lehrinhalte behandelt   und späten Erwachsenenalter.
reagierten. Heterogenität bezöge sich        werden können. Zudem könnten die Leis-
dabei nicht nur auf den Klassenkontext,      tungserhebungen durch alternative For-         „Das, was wir im frühen Bereich
sondern auch auf den Schulkontext. An-       men der Leistungsfeststellung ergänzt           nicht richtig geregelt [… be-
hand empirischer Befunde legte Maaz          werden. Möglichkeiten des individuellen        kommen], wirkt letztendlich im
dar, dass sich verschiedene Schularten in    Feedbacks müssen gegeben sein und die          gesamten Bildungsverlauf nach.
der Art und Weise, wie sich die Schüler/-    Kinder müssen Kompetenzen in der Lern-         Und deswegen scheint es umso
innen beschreiben lassen, substanziell       prozessgestaltung erwerben können.             wichtiger zu sein, diesen Effekt
voneinander unterscheiden. Haupt-/                                                                 zu durchbrechen.“
Mittelschulen kennzeichneten sich eher       Abbau sozialer Ungleichheit
durch Kontexte, bei denen oft mehrere                                                      Doch wie lassen sich diese Effekte durch-
soziale Problemlagen zusammenfallen,         In Deutschland spielt nach wie vor die        brechen und soziale Ungleichheiten ab-
an Gymnasien stellen sich die sozio-         Herkunft eine bedeutende Rolle für den        bauen? Wichtig seien feste Ansprech-

                                                                                                                                 [5]
personen in der Schule, die mindestens        stand von Bildungsprozessen. Die Digita-      weiten. Maaz verwies auf internationale
einmal pro Woche persönlichen Kontakt         lisierung durchdringe Bildungsprozesse        Vergleichsstudien, die dem deutschen Bil-
zu den Schülerinnen und Schülern halten.      auf allen Ebenen, digitale Technologien       dungssystem erheblichen Nachholbedarf
Die Erfassung der individuellen Lernstän-     nehmen dabei unterschiedliche Funk-           bei der Digitalisierung attestieren. In der
de sei die Basis für eine fundierte Förde-    tionen ein. Es sei wichtig zu überlegen,      Aus- und Fortbildung des pädagogischen
rung und Planung der Lernprozesse. Erst       wann und für welchen Zweck sie genutzt        Personals war die Digitalisierung bislang
dann könnten entsprechende Förderan-          werden – als Organisationsmittel, z.B. in     eher von geringer Bedeutung, wobei dies
gebote gemacht werden. Maaz betonte           Form von Kursmanagementsystemen, als          deutlich zwischen den einzelnen Bundes-
die Notwendigkeit flächendeckender            Lehr-Lern-Mittel, z.B. in Form von Voka-      ländern variierte. Dennoch könnten digi-
Konzepte. Hier müsse unter Einbeziehung       bel-Apps, als Lehr-Lern-Werkzeug, z.B. in     tale Techniken alleine die großen Heraus-
außerschulischer Angebote über kompen-        Form von Lernplattformen oder als Lehr-       forderungen nicht lösen. Maaz forderte
satorische Maßnahmen während und au-          Lern-Gegenstand, hier geht es um Erwerb       in diesem Zusammenhang Mindestan-
ßerhalb der Unterrichtszeit nachgedacht       und Anwendung von Wissen beispiels-           forderungen für die pädagogisch reflek-
werden. Flächendeckende Konzepte der          weise über Prinzipien der Digitalisierung.    tierte Nutzung digitaler Technologien.
Ganztagsbildung, aber auch klare und                                                        Hier bräuchten Lehrkräfte Unterstützung.
nachvollziehbare Informationen für Eltern                                                   Wir sollten uns an dieser Stelle öffnen
und Familien sind hier wichtige Erfolgs-          „Digitalisierung darf nicht               für Neues und innovative Möglichkeiten
faktoren.                                        Selbstzweck sein, sondern ein              kennenlernen, beispielsweise bei der
                                                   Medium, das wir nutzen.“
                                                                                            Maschine-Mensch-Interaktion oder der
Bildung und Digitalisierung                                                                 künstlichen Intelligenz, so Maaz.
                                              Eine leistungsstarke und nachhaltig an-
Als große Herausforderung nannte Maaz         gelegte digitale Infrastruktur sei eine       Abschließend lenkte er den Blick darauf,
die Tatsache, dass wir in einer Welt leben,   notwendige, aber keine hinreichende           dass Bildungseinrichtungen wieder „mit
die sich seit vielen Jahren mehr und mehr     Voraussetzung, damit Digitalisierungs-        Leben gefüllt” werden, so müssten die
digitalisiert und dass sich Bildung in die-   prozesse im Bildungssystem gelingen.          Kinder und Jugendlichen den Ort Schule
ser Welt möglicherweise neu justieren         Es müsse darüber hinaus darum gehen,          wieder als Lern- und Lebensort zurück-
müsse. Digitale Technologien seien dabei      die Möglichkeiten des Einsatzes von digi-     gewinnen und neue Formen des Lernens
gleichermaßen Hilfsmittel für und Gegen-      talen Technologien im Unterricht auszu-       ausprobieren.

Schule 2.0: Unterstützung direkt und digital
Interview von Michael Adamczewski mit Eddie Kayiira, Global Elternverein

                                                               ehrenamtliche Arbeit         In den Sommerferien bot der Verein einen
                                                               des Vereins und zeigte       „Corona-Crash-Kurs“ an, der 50 Teilneh-
                                                               Herausforderungen auf,       mende verzeichnete. Die Schülerinnen
                                                               mit denen der Verein         und Schüler konnten in dem Kurs „bei
                                                               umgehen muss.                Null anfangen“, so Kayiira. Denn viel sei
                                                                                            an Wissen verloren gegangen in den vo-
                                                               Der Global Elternverein      rangegangenen Monaten, zumal viele El-
                                                               wurde im Jahr 2004           tern ihre Kinder zu Hause oftmals wenig
                                                               von Eltern gegründet         oder nicht unterstützen konnten.
                                                               mit dem Ziel, Kinder
                                                               und Jugendliche in ih-       Adamczewski stellte die Frage, wie Co-
                                                               rer Schullaufbahn und        rona die Arbeit des Global Elternvereins
                                                               ihrem Berufsleben zu         verändert hat. Neben der Anpassung von
                                                               unterstützen und zu          Hygienemaßnahmen stellte die Umstel-
Viele Bildungsangebote, sei es im for-        begleiten. Mittlerweile erfahren etwa         lung von Präsenz- auf Onlineunterricht
malen oder non-formalen Bereich, sind         100 Kinder und Jugendliche Unterstüt-         eine große Veränderung dar. Der Verein
bis heute nicht oder nur eingeschränkt        zung durch den Verein, 100 Mitglieder         profitierte dabei von den Vorarbeiten im
möglich. Wie auch unter schwierigen           sind im Verein aktiv. Kayiira, der nach der   letzten Jahr, in dem bereits erste Ideen
Bedingungen in Zeiten der Pandemie in-        Realschule als Nachhilfelehrer bei Glo-       für eine digitalen Ergänzung der Nach-
novative Praxis gestaltet werden kann,        bal tätig war, und nach dem Abschluss         hilfeangebote in den Räumlichkeiten des
wurde bei der 12. Nürnberger Bildungs-        an der Fachoberschule seinen Master in        Vereins entstanden sind. Obwohl viele
konferenz am Praxisbeispiel des Global        Wirtschaftsinformatik machte, war es ein      Eltern anfangs vorsichtige Skepsis geäu-
Elternvereins Nürnberg deutlich.              persönliches Anliegen, Kinder und Ju-         ßert hatten, wurde das Angebot schluss-
                                              gendliche zu fördern und zu ermutigen,        endlich von den Beteiligten gut ange-
Ein Interview von Michael Adamczewski         ihre Pläne zu verwirklichen.                  nommen.
mit Eddie Kayiira, Vorsitzender des Global
Elternvereins, ermöglichte Einblicke in die

[6]
Wie Kayiira betonte, steht das Angebot        Auf die Frage, welche Projekte der Ver-      men und andererseits in Ruhe lernen zu
des Global Elternvereins allen Interessier-   ein für die Zukunft plant, hob Kayiira das   können.
ten offen. Der Austausch von Menschen         Projekt „Schule 2.0“ hervor. Der Verein
mit unterschiedlichem sozialen Hinter-        hatte in der Vergangenheit beobachtet,       Kayiira verwies auch auf die Notwendig-
grund, aus unterschiedlichen Kulturen         dass es Kinder und Jugendliche gab, die      keit, neue Räumlichkeiten für die Arbeit
oder unterschiedlichen Glaubensrich-          keine Möglichkeit hatten, in Ruhe an         des Global Elternvereins zu finden. Für
tungen sei von großer Bedeutung nicht         einem digitalen Endgerät zu arbeiten.        eine nachhaltige Arbeit brauche es auch
nur für die Gesellschaft, sondern auch für    Mit dem Projekt sollten Räumlichkeiten       weitere Unterstützende, damit der Global
die persönliche Entwicklung der Kinder        mit entsprechender Hardware zur Verfü-       Elternverein seine Angebote auch nach
und Jugendlichen.                             gung gestellt werden, um Kindern und         den aktuellen Projektförderungen auf-
                                              Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten,      rechterhalten kann.
                                              einerseits online am Unterricht teilzuneh-

Nachhaltige, innovative und gerechte Lösungswege? –
Podiumsdiskussion mit kommunalen Bildungsverantwortlichen
Franziska Holzschuh, Leiterin der NN-Lokalredaktion, und Michael Adamczewski, ehemaliger Berufs-
schulleiter, im Gespräch mit Prof. Dr. Julia Lehner, 2. Bürgermeisterin, Geschäftsbereich Kultur,
Elisabeth Ries, Referentin für Jugend, Familie und Soziales, Cornelia Trinkl, Referentin für Schule und Sport,
und Prof. Dr. Kai Maaz, DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Um den aktuellen Stand der städtischen        lange wie möglich für alle geöffnet zu       se perspektivlos dar. Die Folgen für den
Bildungsaktivitäten in Nürnberg ging es       halten.                                      gesamten kulturellen Bereich seien nicht
in der anschließenden Podiumsdiskus-                                                       abzusehen. Die Kulturbürgermeisterin
sion mit Kulturbürgermeisterin Prof. Dr.      Bei den Kindertageseinrichtungen waren       plädierte dafür, der außerschulischen Bil-
Julia Lehner, Sozialreferentin Elisabeth      zum Zeitpunkt der Bildungskonferenz          dung einen ähnlichen Wert wie der Schul-
Ries und Schulreferentin Cornelia Trinkl.     laut Elisabeth Ries 21 Einrichtungen in      bildung beizumessen.
Moderiert wurde das Gespräch von der          Quarantäne. Das entspricht 4,5 % aller
Lokalchefin der Nürnberger Nachrichten        Nürnberger     Betreuungseinrichtungen,
Franziska Holzschuh, zu dem im weiteren       wobei einzelne Häuser nur teilweise ge-        „Die Kultur hat es ganz beson-
                                                                                              ders hart getroffen.“ (Lehner)
Verlauf Prof. Dr. Kai Maaz und der ehema-     schlossen waren. Auch für den Kinder-
lige Berufsschulleiter Michael Adamczew-      betreuungsbereich betonte die Sozialre-
ski als Moderator für die Rückfragen und      ferentin, dass der Regelbetrieb aufrecht     Auf die Aktivitäten der Stadt Nürnberg im
Kommentare des Publikums im virtuellen        erhalten bleiben solle.                      Bereich der digitalen Bildung angespro-
Raum hinzukamen.                                                                           chen, bemerkte Lehner, dass sich der Kul-
                                              Im Kulturbereich sei man weit weg von        turbereich zwar auf dem digitalen Weg
                                              einer Normalität, wie sie vor der Pan-       bemerkbar mache, es aber ohne Reso-
     „Schulen so lange wie
   möglich offen halten.“ (Trinkl)            demie bestand, führte Julia Lehner aus.      nanzboden des Publikums schwierig sei.
                                              Viele Angebote könnten nicht stattfinden     Viel Kreativität sei in die Bereitstellung
                                              und das schon seit März. Im Unterschied      von digitalen Angeboten geflossen, die
Cornelia Trinkl beschrieb zu Beginn die       zum ersten Lockdown wären einige Ein-        aber nicht den analogen Austausch erset-
aktuelle Situation an den Schulen in          richtungen jetzt zumindest eingeschränkt     zen könnten.
Nürnberg, wo die Infektionszahlen zu-         geöffnet. Dazu zählten die Stadtbiblio-
letzt gestiegen seien und sich knapp 70       thek, die Musikschule oder auch das Bil-     Selbstverständlich spielt die Digitalisie-
Klassen in Quarantäne befänden. Gleich-       dungszentrum. Die Situation stelle sich,     rung von Angeboten auch im schulischen
zeitig bekräftigte die Schulreferentin das    vor allem auch für Solo-Künstler und         Bereich eine immense Rolle, wobei Schul-
Ziel der Stadt Nürnberg, die Schulen so       -Kulturschaffende, unklar und teilwei-       referentin Trinkl die Stadt auf einem

                                                                                                                                 [7]
guten Weg sieht: Schon vor einigen Jahren    sei. Auch bei den Integrationskursen spiele   Eine kritische Bemerkung aus dem Publi-
wurde eine IT-Strategie für die Nürnber-     Präsenz eine besondere Rolle, wie auch        kum bezog sich auf den Ausfall von Ange-
ger Schulen entwickelt und auch entspre-     bei den Jugendtreffs. Wenn jedoch digitale    boten, der teilweise nicht nachvollziehbar
chende städtische Beratungskapazitäten       Formate entwickelt werden, dann sollten       sei. Kulturbürgermeisterin Lehner erklär-
geschaffen. Einiges sei geschehen in         alle Menschen eingebunden werden.             te, dass einige Einschränkungen aufgrund
der Zwischenzeit, so Trinkl: Zahlreiche                                                    von fehlenden Räumlichkeiten zustande
Lehrkräfte wurden fortgebildet, eine flä-                                                  kämen. So werden gewöhnlich schulische
chendeckende Kommunikationsplattform                                                       Räumlichkeiten auch für Angebote der
stehe den Schulen und den Schülerinnen                                                     Musikschule oder des Bildungszentrums
und Schülern zur Verfügung und ein                                                         genutzt, welche nun wegen der inten-
Austausch mit den Schulleitungen finde                                                     siveren Nutzung von Seiten der Schulen
statt. Jedoch gebe es noch einige offene                                                   nicht mehr zur Verfügung stünden. Wenn
Punkte, wie etwa der Zugang zu digitalen                                                   sich die Entscheidungen in einem Bereich,
Bildungsangeboten für alle Schülerinnen                                                    wie hier der Schule, auf andere Bereiche,
und Schüler. Hier würden Möglichkeiten                                                     etwa der Kultur, auswirkten, so seien inte-
ausgelotet, ob sprengelorientierte Lern-     Das „Online-Publikum“ sprach – vermit-        griertes Denken und bereichsübergreifen-
orte, beispielsweise in Stadtteilbiblio-     telt über Michael Adamczewski – ver-          des Handeln besonders wichtig, stellte
theken oder Jugendhäusern, eingerichtet      schiedene Themen aus dem Schulbereich         Ries heraus.
werden können.                               an, so z.B. wie mit der Heterogenität bei
                                             den Lehrkräften umgegangen werde.                       „Eltern sind in erster
                                             Trinkl bestätigte, dass es große Unter-                  Linie Eltern.“ (Ries)
    „Bei aller Digitalisierung
                                             schiede gebe und dass die neuen Un-
  wollen und müssen wir auch
 weiter auf Präsenz setzen.“(Maaz)           terrichtsformen teils große Herausfor-        Die Forderung, Eltern als Lernbegleiter ih-
                                             derungen für Lehrkräfte darstellten. Kai      rer Kinder zu unterstützen, unterstrich Kai
                                             Maaz unterstrich, dass Distanzunterricht      Maaz, hob allerdings auch hervor, dass in
Im Bereich der Kindertageseinrichtungen      zwar mit mehr Aufwand verbunden sei,          Familien schnell Überforderungssituatio-
seien die digitalen Methoden weniger be-     wies jedoch darauf hin, dass trotz der        nen entstehen können.
deutsam, da hier besonders das analoge       Herausforderungen in dieser Krise auch
Zusammenkommen zentral ist, vermutete        Chancen lägen. So könnte die Einrichtung      Es herrschte Einigkeit, dass Eltern kei-
Moderatorin Franziska Holzschuh. Elisa-      von Lehrerarbeitsplätzen und eine klas-       ne Ersatzlehrkräfte seien und vielmehr
beth Ries betonte in diesem Zusammen-        sische Arbeitszeitregelung hilfreich sein,    als Erziehungspartner gesehen werden
hang, dass das gemeinschaftliche Erle-       um die Erreichbarkeit zu gewährleisten        müssen, zu denen auch – gegebenenfalls
ben für alle Altersgruppen von jung bis      und zu regulieren.                            über digitale Wege – Kontakt gehalten
zu den Seniorinnen und Senioren wichtig                                                    werden sollte.

Bundesförderung beendet
                                             Im Bildungsmonitoring wurde Neuland
                                             betreten. In den Bildungsberichten 2015          Team Bildungsbüro
                                             und 2017 widmete sich jeweils ein Spezi-         Natalya Adah, Dr. Martin Bauer-Stiasny
                                             alkapitel der Bildung Neuzugewanderter,          (Fachliche Leitung), Marc Hümpfner, Thomas
                                             2018 wurde ein eigener Teilbericht veröf-        Kießlich, Dr. Andrea Knecht, Claudia Lehnerer,
                                             fentlicht, der die Bildungssituation Neuzu-      Andrea Müller, Anna Schlee, Martina Schuster,
Im Oktober endete die Förderung des          gewanderter vollumfänglich behandelte.           Derya Yildirim, Bettina Zauhar (Leitung).
Bundesministeriums für Bildung und For-      Die wichtigsten entwickelten Indikatoren
                                                                                              Impressum
schung für die „Kommunale Koordinie-         wurden in die regelmäßige Bildungsbe-            Stadt Nürnberg
rung der Bildungsangebote für Neuzuge-       richterstattung als Querschnittsthema            Bürgermeisteramt / Bildungsbüro
wanderte“ und damit das gleichnamige         überführt. Auf Grundlage dieser Erkennt-         Unschlittplatz 7a, 90403 Nürnberg
Projekt beim Bildungsbüro.                   nisse entwickelte das Bildungsbüro das           Telefon: 09 11 / 2 31-1 45 65
                                             Kommunale Programm Deutschsprach-                Fax: 09 11 / 2 31-1 41 17
Zur Verbesserung der Transparenz der         erwerb.                                          bildungsbuero@stadt.nuernberg.de
Bildungslandschaft wurde im Projekt                                                           www.bildungsbuero.nuernberg.de
eine Homepage mit integrierter Daten-        Dem Themenfeld Bildung im Kontext von            Fotos: Rudi Ott / Stadt Nürnberg und
bank entwickelt, in der sich Angebote        Zuwanderung bleibt das Bildungsbüro              Giulia Iannicelli / Stadt Nürnberg (S. 2-3)
nach inhaltlicher Ausrichtung und Ziel-      treu. Das Bundesamt für Migration und            Grafik: Maja Fischer
gruppe filtern lassen. Sie richtet sich an   Flüchtlinge fördert ab 2020 die Projekte         Verantwortlich für den Inhalt:
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren,      „Digital Immigrants – digitale Grundbil-         Dr. Martin Bauer-Stiasny
um sie bei der Beratung zu unterstützen:     dung sozial benachteiligter Familien mit         Druck: Gutenberg Druck & Medien GmbH,
ww w. i ntegrationdurch b il d u n g.        Zuwanderungsgeschichte“ und „IKÖK –              Schleifweg 1b, 91080 Uttenreuth / Erlangen
nuernberg.de.                                interkulturelle Öffnung in Kommunen“

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