KMU-MONITOR SPECIAL 2018 - Organisator
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KMU-MONITOR SPECIAL 2018 KMU KURZ BEFRAGT Arbeit 4.0 und mehr 03 INTERVIEW «Schweizer Tugenden sind viel wert» 04 GESUNDHEITSBRANCHE Unter Beobachtung 10 HANDEL Im Wandel 12 © Alexander Limbach – Fotolia.com
Inhalt Edito 2018 | KMU-MONITOR | 2 UMFRAGE Digitalisiert ja, aber … D 3 KMU: Digital gerüstet für Work 4.0 er diesjährige KMU-Monitor widmet sich der Digitalisierung. Damit reiht er sich in viele andere Publikationen zu dieser Thematik ein. INTERVIEW Nichtsdestotrotz: Es ist noch längst nicht alles gesagt zum digitalen Wandel, und wir woll- 4 Andreas Gerber: ten dazu direkt «an der Basis» – also bei den Unternehmen «Schweizer Tugenden sind immer noch viel wert» selbst – ein Stimmungsbild einholen. Im September führten wir eine kleine, nicht repräsentative INDUSTRIE Online-Umfrage unter KMU durch. Neben Fragen zu wirt- schaftlichen Aussichten – diese sind nach eigener Einschät- 6 Schweizer Industrieunternehmen zung der Befragten grossmehrheitlich positiv – wollten wir atmen durch auch wissen, wie «digitalisiert» sich die Unternehmen selbst sehen. Klar, dass sich da eine Mehrheit als «solide digitali- siert» darstellt. Zu überprüfen wäre indes, wie weit sich hier Selbst- und Fremdbild decken. Denn die Vielfalt der Ansich- INFORMATIONSTECHNOLOGIE ten, was unter «Digitalisierung» genau zu verstehen ist, ist nach wie vor offensichtlich. 8 achstum versus konservative W Unternehmensstrukturen Genau so offensichtlich ist der Wandel der Arbeitswelt. Die befragten KMU sind mit neuen Herausforderungen kon- frontiert, die die Flexibilisierung der Arbeitswelt mit sich GESUNDHEITSWESEN bringt. «Work 4.0» wird womöglich noch für mehr Zünd- stoff in Führungsetagen sorgen als die Digitalisierung – 10 E ine Wachstumsbranche unter welche ja die vielfach erwünschte Agilität und Flexibilität politischer Beobachtung erst ermöglicht. Die Anforderungen an die Führung sind jedenfalls – so zeigt unsere Befragung ebenfalls – grösser geworden. HANDEL Zur allgemeinen wirtschaftlichen Situation einzelner Branchen haben wir Stimmen aus 12 Handel im Wandel verschiedenen Unternehmen eingeholt. Auf diese Weise erhalten statistische Da- ten gleichsam ein Gesicht. Einzelne Ergeb- nisse unserer Befragung liessen wir zu- DIENSTLEISTUNGEN dem durch Vertreter unserer Sponsoren, die den KMU-Monitor auch dieses Jahr un- 10 N eue und alte Geschäftsfelder terstützt haben, separat kommentieren. einträchtig nebeneinander KOOPERATIONSPARTNER Thomas Berner 16 Kontaktinformationen Chefredaktor IMPRESSUM KMU-MONITOR Eine Spezialpublikation des Magazins ORGANISATOR Verlagsmanager Rolf Gubelmann Chefredaktion Thomas Berner Anzeigenleitung Ornella Assalve Verlag galledia verlag ag, Buckhauserstrasse 24, 8048 Zürich, T 058 344 98 98 Redaktion Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil, T 058 344 97 37, thomas.berner@organisator.ch Werbemarkt Kömedia AG, Geltenwilenstrasse 8a, 9001 St.Gallen, T 071 226 92 92, F 071 226 92 93, info@koemedia.ch Abonnenten-Service galledia verlag ag, Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil, T 058 344 95 66, www.organisator.ch/abo, abo.organisator@galledia.ch Druck galledia ag, Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil, galledia@galledia.ch © 2018 für alle Beiträge bei galledia verlag ag. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und elektronische Wiedergabe nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
3 | KMU-MONITOR | 2018 Umfrage KMU: Digital gerüstet für Work 4.0 Schweizer KMU bezeichnen sich als digital gut aufgestellt, aber sehen sich auch mit Veränderungen der Arbeitswelt konfrontiert. Auch dieses Jahr haben Geschäftsleitungsmitglieder aus Höheres Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten 56,90% Schweizer KMU oder andere Personen mit Führungsfunktion Häufigere Arbeit im sich an der kleinen, nicht repräsentativen Online-Befragung Home Office 44,83% des ORGANISATOR beteiligt. Zusätzlich zu Fragen rund um Verstärkte Zusammenarbeit 24, 14% wirtschaftliche Aussichten, Herausforderungen und Investi- mit Freelancern tionsverhalten (siehe dazu das Interview auf der folgenden Höhere Ansprüche an 51,72% die Mitarbeiterführung Doppelseite) wurde dieses Jahr auch die Frage gestellt, wie sich die Veränderungen der Arbeitswelt in der Arbeitsorgani- Digitalisierung administrativer Prozesse 63,79% sation zeigen. Hier zeigt sich ein differenziertes Bild: Neben Allgemein höherer Schulungs- der Digitalisierung von Arbeitsprozessen, die sich vor allem und Trainingsaufwand 25,86% operativ bemerkbar macht, stehen ein höheres Bedürfnis Schnellere Reaktionsfähigkeit 48,28% nach flexiblen Arbeitszeiten und eine anspruchsvollere Mit- auf Marktveränderungen arbeiterführung an der Spitze der Antworten. Am Schluss Einführung neuer Arbeits methoden wie Scrum, 22,41% stehen die Zusammenarbeit mit Freelancern und die Ein Lean Management, … führung neuer Arbeitsmethoden wie Scrum, Lean Manage- 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% ment oder Ähnlichem. Da vor allem kleine Unternehmen Wie zeigen sich die Veränderungen der Arbeitswelt in der Arbeits- an der Umfrage mitgemacht haben, ist dieser Befund wenig organisation Ihres Unternehmens (Mehrfachantworten möglich)? überraschend – allerdings wäre gerade für Kleinunternehmen wenig (einzelne administrative die Zusammenarbeit mit Freelancern eine Chance, um sich Prozesse digitalisiert) 32,76% besser auf Kernprozesse konzentrieren zu können. solid (Grossteil der Support- und einzelne Kernprozesse 44,83% Als wie digital aufgestellt sehen sich die befragten digitalisiert) KMU selbst? Das Ergebnis zeigt: Die Digitalisierung ist in den sehr stark (digitale Geschäfts- modelle implementiert, 22,41% Unternehmungen angekommen. Die Mehrheit der Befragten Kernprozesse digital stellt sich als «solide digitalisiert» dar, das heisst, ein Grossteil 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% von Supportprozessen und auch einige Kernprozesse laufen Als wie digital aufgestellt beurteilen Sie Ihr Unternehmen? digital ab. Ob das allerdings genügt, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, ist eine andere Frage. Immerhin etwas 2018 0,00% 2017 mehr als ein Fünftel der befragten Unternehmen sieht sich 2016 eher sinkend 3,64% als «voll digital» unterwegs, das heisst, sie verfügen über eige- 3,90% ne, digitale Geschäftsmodelle bzw. sind gleichsam «Kinder der Digitalisierung». Noch keinen Einfluss scheinen die Seg- 44,83% nungen der Digitalisierung – etwa Kosteneinsparungen oder gleich bleibend 56,36% Effizienzsteigerungen – auf die Arbeitsbelastung von Mitar- 43,10% beitenden zu haben. Auch wenn immer mehr Maschinen oder Software die Arbeit übernehmen: Weniger zu tun oder 55,17% mehr Lohn gibt es beim Grossteil der Unternehmen nicht. eher steigend 40,00% 52,90% INFORMATIONEN ZUR STICHPROBE 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Wie wird sich die Arbeitsbelastung Ihrer Mitarbeitenden in den Die befragten Unternehmen stammten zu 76,8 Prozent nächsten 12 Monaten verändern? aus dem Bereich Dienstleistungen und Handel, 16 Prozent aus Industrie und Produktion und der Rest aus eher sinkend 5,36% dem Gewerbebereich. Der grösste Teil (64,3 Prozent) der befragten Unternehmen zählt weniger als 50 Mitar- gleich bleibend 66,07% beitende, 7,1 Prozent liegen im Bereich mit 50 bis 100 Mitarbeitenden, 16 Prozent im Bereich 100 bis eher steigend 28,57% 250 Mitarbeitende und 12,5 Prozent haben über 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 250 Mitarbeitende. Der Umsatz liegt bei 50 Prozent Wie werden sich die Gehälter der Mitarbeitenden entwickeln? der Befragten unter 5 Millionen Franken.
Interview «Schweizer Tugenden sind immer noch viel wert» Der Schweizer Wirtschaft läuft es insgesamt rund. Dies findet sich auch in unserer Online-Befragung von KMU bestätigt. Mit Andreas Gerber, Präsident des Swiss Venture Club (SVC), unterzogen wir die Resultate einem Fakten-Check. VON THOMAS BERNER Druck auf Kosten und Margen ist auch dieses Jahr die grösste Herausforderung, wie unsere Befragung Es gibt viele Baustellen, mit denen sich etliche KMU herum weiter zeigt. Wann ist die Zitrone ausgepresst? schlagen müssen. Regulierungen binden Kräfte, welche eigent Der Druck auf die Kosten- und Margenstruktur einer Unter lich besser für die unternehmerische Entwicklung eingesetzt nehmung ist eine Konstante; diese verschwindet nicht ein werden könnten. In einem stetig herausfordernden Umfeld fach so. Doch Entspannung ist sehr wohl möglich, wenn ein zeigen sich Schweizer KMU aber gleichwohl optimistisch. Unternehmen es schafft, durch Innovation sich am Markt zu Herr Gerber, inwieweit teilen Sie den Optimismus, den differenzieren. Wobei: Auch das ist nicht ein bleibender Zu die von uns befragten Unternehmen an den Tag legen? stand, denn sobald der Wettbewerb aufholt, sind die Margen Andreas Gerber: Diesen Optimismus teile ich. Wenn man Auf unter Umständen schnell wieder weg. Es gehört deshalb zu tragseingänge und Auftragsbestände der Firmen anschaut und den zentralen Führungsaufgaben, hier die entscheidenden beobachtet, wie Schweizer Unternehmen auch auf interna Schritte voraus zu sein. tionaler Ebene Aufträge an Land ziehen, neue Märkte erschlies Welche Möglichkeiten stehen Unternehmen sen und investieren, ist dieser Optimismus wirklich berechtigt. neben Innovation sonst noch zur Verfügung? Doch es gibt auch Verlierer. Das sind etwa Unternehmen, wel Es gilt, laufend das eigene Geschäftsmodell und Wertschöp che über ein veraltetes Geschäftsmodell verfügen oder einen fungsketten zu überprüfen und zu hinterfragen. Muss alles notwendigen Investitionsschritt nicht tun konnten. Als Bran noch inhouse produziert werden? Oder muss ich als Unter che hat bekanntlich insbesondere der Retail-Bereich grosse nehmen sogar wieder mehr selbst machen, also die Wert Schwierigkeiten aufgrund der Digitalisierung. schöpfungskette vertiefen? Das sind entscheidende Fragen. Und langfristig auf dem richtigen Weg bleibt, wer auf typisch schweizerische Tugenden setzt wie Präzision, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit. Dies alles ist immer noch viel wert auf dem Markt. «Wir müssen Sie sind Präsident des Swiss Venture Clubs, einem grossen KMU-Netzwerk. Wenn Sie dessen Mitglieder an Tempo überblicken: Wo sehen Sie noch andere Problemfelder als die in unserer Umfrage aufgezeigten? zulegen.» Zu nennen ist der Mangel an Fachkräften und Auszubilden den. Ferner das Umfeld: Die Dichte an Regulierungen hat ra SVC-Präsident sant zugenommen und nimmt den Unternehmern zusehends Andreas Gerber die Flexibilität. Das können wir uns als Hochpreisland einfach nicht leisten. Und schliesslich sind auch globale Herausfor derungen zu nennen, wie Handelsschranken und Boykotte, die plötzlich wieder aufgebaut werden. Wenn ein KMU von ANDREAS GERBER, PRÄSIDENT SVC Der Swiss Venture Club (SVC) ist eines der grössten KMU-Netzwerke der Schweiz. Regelmässig zeichnet der als Verein aufgestellte SVC mit über 3000 Mitgliedern aus allen Branchen und Regionen Unternehmen mit dem Prix SVC aus. Seit diesem Jahr präsidiert Andreas Gerber den Verein. Als Leiter des Schweizer KMU-Geschäfts der Credit Suisse weiss er bestens Bescheid um die Herausforderungen und Chancen des Werkplatzes Schweiz. www.swiss-venture-club.ch
2018 | KMU-MONITOR | 4/5 56,90% einem Tag auf den anderen seine Maschinen nicht mehr in Kosten- und Konkurrenzdruck 52,31% bestimmte Länder liefern darf, kann es dagegen wenig tun 46,55% Digitaler Wandel und ist diesen Kräften ausgeliefert. 46,15% Wie beurteilen Sie das Investitionsverhalten Suche nach neuen Absatz märkten und Geschäftsmodellen 41,38% 29,23% der befragten KMU? 29,31% Neue gesetzliche Vorschriften Unternehmen erkennen, wie wichtig es ist, viel ins Personal zu und Regulierungen 30,77% investieren. Auch die IT ist zentral; was sich automatisieren Fachkräftemangel 22,41% 43,06% lässt, soll auch automatisiert werden. Erfreulich ist zudem, dass 12,07% Unternehmen auch in Partnerschaften und Akquisitionen in Sinkende Kundentreue 20,00% vestieren. Das deckt sich mit meinen Beobachtungen, wonach Sinkende Zahlungsmoral 12,07% 16,92% Schweizer Firmen und Investoren derzeit sehr aktiv sind. 8,62% Ein grosses Thema unserer Umfrage sind die Nachfolgeregelungen 15,38% 2017 Veränderungen in der Arbeitswelt, die die Ansprüche Suche nach Investoren und 2018 neuen Finanzierungsquellen 4,62% an die Mitarbeiterführung steigen lassen. Wie äussert sich dies in Ihrem persönlichen Erleben? 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Die Entwicklung von Führungsqualitäten erlebe ich als ein Die KMU-Herausforderungen: Frappant ist, dass vor allem der Fach- grosses Thema. Die Unterschiede sind aber teilweise enorm: kräftemangel gegenüber dem Vorjahr als virulenter betrachtet wird. Auf der einen Seite sind da die gut geführten Unternehmen mit 65.45% einer gelebten Firmenkultur. Auf der anderen Seite stehen je Marketing und Vertrieb 52.38% ne, die den Bereich der Führung stark unterschätzen. Häufig IT (Software, Hardware) 54.55% 61.90% wird dort zwar viel darüber geredet, aber getan wird wenig, Weiterbildung der 47.27% Entscheide werden aufgeschoben statt umgesetzt. Wo Führung Mitarbeitenden 52.38% als zentrale Kompetenz fehlt, drückt das automatisch nach Zusätzliches Personal 36.36% 31.75% unten. Wobei: Eine falsche oder richtige Führungskultur gibt 21.82% Forschung und Entwicklung es nicht; wichtig ist einzig, dass eine solche überhaupt besteht. 20.63% Neue Gebäude, Maschinen, 20.00% Es wird sich also kein neuer Führungsstil entwickeln? Geräte für die Produktion 22.22% Der Führungsstil hat das Tempo des 21. Jahrhunderts aufge Nachhaltige Produktion 12.73% 3.17% nommen. Entscheidungen müssen heute immer schneller Betriebliches 9.09% gefällt werden und der Spielraum für Fehlentscheide ist klei Gesundheitsmanagement 7.94% ner geworden. anderes 7.27% 3.17% 2017 Wie ist die nun nachrückende junge, in der digitalen 5.45% 2018 Sicherheit Welt aufgewachsene Führungsgeneration dies 14.29% bezüglich aufgestellt? Hat sie das nötige Rüstzeug 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% für die aktuellen Herausforderungen? In welche Bereiche KMU in den nächsten 12 Monaten definitiv Ich bin überzeugt, dass heute eine fähige Führungsgenera investieren werden: Die IT hat gegenüber 2017 mehr Priorität. tion heranwächst. Ihre Erfahrungen sind anders gelagert, das ist richtig. Aber jede Generation setzt eigene Akzente 2018 9.23% eher negativ 5.08% 2017 und Schwerpunkt. Eines hingegen bleibt immer gleich: Man 2016 7.80% wächst aufgrund von seinen Erfahrungen an der Führungs 47.69% aufgabe. Das ist auch bei der jungen Generation so. gleich wie heute 37.29% 64.70% In Sachen Digitalisierung sieht sich ein Grossteil der 43.08% befragten KMU als «solide aufgestellt». Das heisst, eher positiv 57.63% die KMU machen ihre digitalen Hausaufgaben korrekt? 27.50% Was man sicher sagen kann: Die Digitalisierung ist in den 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% KMU voll angekommen. Aber sie wird nach wie vor unter So beurteilen die befragten KMU ihre Geschäftsaussichten schätzt. Denn ob jene Unternehmen, die sich in Ihrer Be im Jahresvergleich. Es herrscht optimistischer Realismus... fragung als «solide digital aufgestellt» bezeichnen, dies auch wirklich sind, wage ich zu hinterfragen. Weshalb? benötigen. Doch diese werden in der Schweiz immer noch zu Es passt nicht zum Gesamtbild, das ich von der digitalisierten oft aufgeschoben. Wir müssen an Tempo zulegen. Schweiz habe. Denn in Sachen Digitalisierung sind wir alles Zum Schluss: Ihre Empfehlungen an KMU aus der andere als Weltmeister. Nicht zu vergessen ist: Die Digitalisie Sicht des SVC-Präsidenten? rung betrifft den Menschen als Ganzes. Auch die Gesellschaft Bleiben Sie finanziell unabhängig und begeben Sie sich auch muss sich verändern, und es geht nicht nur um Effizienz sonst nicht in Abhängigkeiten. Verfolgen Sie die Entwick steigerung durch Automatisierung, sondern auch um neue lungen an den Märkten und analysieren Sie Trends. Schaffen Eintrittsbarrieren oder darum, dass sich der Wettbewerb Sie ihr eigenes Netzwerk und tauschen Sie sich aus. Beim komplett neu organisiert. Das sind schleichende Prozesse, die SVC und anderswo. Nicht zuletzt geht es immer um People, nicht sofort sichtbar werden und zum Teil harte Entscheide People, People...
INDUSTRIE Schweizer Industrieunternehmen atmen durch. Die Lage hat sich für Schweizer Industrie-Unternehmen weiter verbessert. Die Auftragsbücher sind wieder voll, doch dafür fehlen weiterhin die Fachkräfte. Ende August durfte die Swissmem, der Dachverband der zahlen ausweisen. So wurden im letzten Jahr Pharmazeutika, Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, erfreu- Vitamine und Diagnoseprodukte für 83,79 Milliarden Fran- liche Zahlen kommunizieren: 24,1 Prozent mehr Aufträge ken exportiert. Ins Feld geführt wird durch den Branchenver- wurden für das erste Halbjahr 2018 vermeldet und 16,4 Pro- band Scienceindustries auch die hohe Innovationskraft von zent höhere Umsätze. Auch die Güterexporte sind im glei- Schweizer Biotech-Unternehmen: Sog. «Weltklasse-Patente» chen Zeitraum gestiegen, nämlich um 7,5 Prozent. Wie Swiss- würden der Branche auch langfristig eine hohe Wettbewerbs- mem weiter mitteilt, wuchsen die Güterausfuhren dabei fähigkeit sichern. in allen wichtigen Absatzmärkten und Produktbereichen. Solche positiven Entwicklungen gelten aber nicht für Besonders erfreulich hätten sich die Exporte in die EU (+9,1%) alle Unternehmen gleichermassen. Vor allem kleinere MEM- und in die USA (+7,3%) entwickelt. Deutlich schwächer fiel Betriebe müssen sich immer noch nach der Decke strecken. hingegen der Exportzuwachs nach Asien aus (+1,5%). Denn der Druck auf die Margen bleibt weiterhin hoch. So Keinen Grund für Pessimismus sieht zum anderen haben noch im ersten Quartal 2018 viele Industrie-KMU ihre die Schweizer Biotech-Industrie. Diese konnte 2017 Rekord- Ertragslage nur als «befriedigend» bezeichnet, wie aus einer werte bei Finanzierungen, Investitionen und Exportkenn- periodischen Befragung des Verbands Swissmechanic her- KURZINTERVIEWS Andreas Voll Guido Vollrath COO Geschäftsführer IWC Schaffhausen Nolato Treff AG Baumgartenstrasse 15 Taastrasse 16 8201 Schaffhausen 9113 Degersheim Anzahl Mitarbeiter: 800 (in SH) Anzahl Mitarbeiter: 230 Der Schweizer Industrie läuft IWC deckt das komplette Spektrum von Drei-Zeiger-Uhren Für die Nolato Treff AG haben Kundenfokus und es wieder besser als auch bis zu Haute-Horlogerie-Komplikationen ab. Neben unserer Kundennutzen die höchste Priorität. Daran traditionell starken Präsenz in Europa sind wir auch in wich halten wir uns auch weiterhin. Wir sind über- schon. Worin liegt der ent- tigen Wachstumsmärkten wie etwa in Asien oder den USA zeugt, dass wir mit dieser Einstellung auch scheidende Faktor, dass auch mit eigenen Boutiquen und autorisierten Fachhändlern ver zukünftig erfolgreich sein werden. Ihr Unternehmen weiterhin er- treten. Seit 2017 bieten wir in den USA E-Commerce an. folgreich ist? Dieses Angebot wurde auch kürzlich in Europa eingeführt. Wie stark wirkt sich die Digita- Unsere Produkte sind hochwertige mechanische Qualitäts Als Produktionsunternehmen investieren wir lisierung auf die Profitabilität uhren, emotionale Luxusgüter, hergestellt für die Ewigkeit. stetig in modernes Equipment und automati- Das bleibt auch morgen so. Was sich durch die Digitalisie- sierte Prozesse. Wir sind aber kein Dienstleister, Ihres Unternehmens aus? rung jedoch verändert, ist die Art und Weise, wie wir unsere sondern ein produzierendes Industrieunter Produkte herstellen, sie vertreiben oder sie bewerben. So nehmen – unsere Kernprozesse lassen sich kombinieren wir beispielsweise in unserem neuen Manu nicht digitalisieren. Wir nutzen digitale Hilfsmit- fakturzentrum traditionelle Handwerkskunst mit moderns- tel jedoch intensiv, um unsere Nebenprozesse ten Fertigungsmethoden und Technologien. In der Distribu zu vereinfachen. tion und im Marketing setzen wir vermehrt auch auf elektronische Kanäle. Welche Herausforderungen Hochwertige mechanische Uhren sind Luxusgüter. Die Der Fachkräftemangel macht uns Sorgen. könnten das Wachstum Ihres Luxusgüterindustrie als solche ist grundsätzlich darauf angewiesen, dass es den Menschen gut geht. Politische Unternehmens bremsen? oder wirtschaftliche Unsicherheiten sind nie gut für dieses Geschäft. Ihre Aussichten für den 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Geschäftsgang der nächsten Wir gehören zum Richemont-Konzern und machen keine Wir gehen aktuell davon aus, dass wir die guten 12 Monate? Angaben über den zukünftigen Geschäftsverlauf. Geschäftsgänge der Vorjahre fortsetzen können, d.h. 3 (gleichbleibend auf sehr gutem Niveau). * 1 = sehr negativ über 3 = gleichbleibend bis 5 = sehr positiv
2018 | KMU-MONITOR | 6/7 vorgeht. Und nach wie vor 17 Prozent der dort befragten Un- ternehmen sehen ihre Ertragslage im gleichen Zeitraum so- «Zusätzliche gar als «unbefriedigend» an. Und auch in Sachen Auftragslage Optionen für eine konnten viele Industrie-KMU noch nicht unisono in Jubel sichere Altersrente ausbrechen, trotz guter Konjunktur. Dies mag darauf hin bieten Vorsorge- deuten, dass kleinere MEM-Unternehmen erst verzögert von der wirtschaftlichen Erholung profitieren. Wahlpläne.» Es ist offensichtlich, dass zumindest die MEM-Indust- rie den sog. «Frankenschock» inzwischen gut verdaut hat. Die nach der Aufhebung des Mindestkurses verlorenen Arbeits- Sergio Bortolin, plätze wurden zu einem Grossteil wieder wettgemacht. Geschäftsführer Asga Swissmem-Präsident Hans Hess geht davon aus, dass die ins- Pensionskasse gesamt positive Entwicklung in den nächsten Monaten noch anhalten wird. Dennoch bleiben Herausforderungen: So ist der Fachkräftemangel in der MEM-Industrie immer noch akut. Themen wie Industrie 4.0, die zum Teil zusätzliche Kompetenzen und neues Fachwissen erfordern, dürften sich erschwerend auswirken. Und da ist auf politischer Ebene die immer noch ungeklärte Frage: Gibt es nun ein Rahmen abkommen mit der EU oder nicht? Hilfreich für die export- Lohn-Nullrunde 2018? Kein Grund orientierte Industrie wäre, wenn auch hier alsbald Klarheit zur Sorge bei der Vorsorge. geschaffen werden kann. Trotz guter Konjunkturlage zeichnen sich für Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer im laufenden Jahr kaum Simon Ryser Lohnerhöhungen ab. Gleichzeitig wird der vom Bundesrat General Manager Schneider Electric Schweiz festgelegte Mindestzinssatz in der beruflichen Vorsorge von 1 auf 0,75 Prozent sinken. Klar also, stellen sich sowohl Schneider Electric (Schweiz) AG Arbeitgeber wie Arbeitnehmer die Frage, wie sie in Sachen Schermenwaldstrasse 11 Vorsorge die Weichen stellen sollen. 3063 Ittigen Anzahl Mitarbeiter: 250 (in der Schweiz) Keine Lohnerhöhung in Sicht und erstmals seit über zehn Jahren nimmt die Teuerung in der Schweiz wieder zu. Doch Unsere strategische Fokussierung beginnt zu greifen. Auch in der Schweiz verkaufen wir immer mehr unsere ganzheitliche Lösung was bedeutet das für eingezahlte Pensionskassengelder, EcoStruxure und nicht nur Hardware. EcoStruxure vernetzt die drei sind diese sicher? Eine Nachfrage bei der Konjunkturfor- Ebenen: connected products, edge control und apps & analytics. schungsstelle des Bundes gibt erste Entwarnung: Auch 2019 dürfte die Teuerung den festgelegten Mindestzinssatz kaum übersteigen. Und der Mindestzins ist eben gerade das: ein Minimum. Die meisten Pensionskassen sind gut Die Idee von EcoStruxure geht zurück in die 1990er; damals als aufgestellt; das nährt die Hoffnung, dass ihre Beiträge be- «Transparent Factory». Seither ist sie Kern unserer Strategie. Im deutend höher verzinst werden. So bleibt die 2. Säule ein ersten Halbjahr 2018 wuchs unser Umsatz weltweit organisch verlässlicher Partner für die Altersvorsorge. um 7%. Die industrielle Automatisierung (IIoT) hat mit +10% stark dazu beigetragen. Zusätzliche Optionen für eine sichere Altersrente bieten Vorsorge-Wahlpläne. Mitarbeitende, deren Arbeitgeber mehr als 50 Prozent der Beiträge für die berufliche Vorsorge übernehmen, können so über ihre Vorsorgelösung mitbe- stimmen. Monatliche freiwillige Beiträge fehlen zwar in Ein erneutes Erstarken des Frankens könnte sicherlich zur Heraus der Lohntüte, erhöhen aber die Altersrente und können von forderung werden, da Industriebetriebe in solchen Zeiten weniger in die den Steuern abgezogen werden. Und für den Arbeitgeber Erneuerung und Digitalisierung ihrer Anlagen investieren. Zudem hängt entstehen keine zusätzlichen Kosten. die Schweizer Industrie stark von der weltweiten Konjunkturlage ab. 1 2 3 4 5 Ich tippe auf eine 4, denn die Digitalisierung der Industrie bietet Asga Pensionskasse weiterhin viel Potenzial, wie zahlreiche Beispiele von hiesigen Rosenbergstrasse 16 Industriebetrieben zeigen, die dank industrieller Automatisierung 9001 St. Gallen ihre Produktion zurück in die Schweiz brachten. www.asga.ch
INFORMATIONSTECHNOLOGIE Wachstum versus konservative Unternehmensstrukturen. Die Schweizer ICT-Branche ist lebendig. Schweizer Software-Firmen dürfen weiterhin optimis- tisch in die Zukunft schauen, denn die Digitalisierung schreitet weiter voran. Die ICT-Branche ist die siebtgrösste Wirtschaftsbranche der Unternehmen überaus positiv in die Zukunft schauen dürfen. Schweiz. Inzwischen liegt die Brutto-Wertschöpfung dieses Für das Jahr 2018 wurde ein Umsatzwachstum von 14,2 Pro- Wirtschaftszweigs bei über 30 Milliarden Franken. Und die zent prognostiziert und insgesamt 15 000 neue Arbeitsplätze. Kurve zeigt in verschiedenen Bereichen weiter nach oben: Als Treiber dieses Wachstums fungiert – nicht überraschend So wächst gemäss Branchenverband ICTswitzerland die – die Digitalisierung. Doch dabei geht es weniger um die neue Zahl der ICT-Beschäftigten viermal so schnell wie die Zahl Entwicklung scheinbar bahnbrechender Innovationen, son- der gesamtschweizerisch Beschäftigten. Die Kehrseite davon: dern um die «klassische» Digitalisierung von Geschäftspro- Die Nachfrage nach ICT-Fachkräften ist grösser als das An zessen. Dabei spielen vorwiegend ökonomische Faktoren gebot. Man geht davon aus, dass bis ins Jahr 2024 25 000 ICT- eine Rolle: Digitalisierung resp. Automatisierung von Prozes- Fachkräfte fehlen werden. sen versprechen den Anwender-Unternehmen tiefere Kosten Für diesen Gap mitverantwortlich ist das starke und höhere Wettbewerbsfähigkeit. Was aber die weitere digi- Wachstum der Schweizer Software-Industrie. Der letztmals tale Transformation anbelangt, haben etliche KMU wohl noch 2017 veröffentlichte Swiss Software Industry Survey (SSIS) Nachholbedarf: Gemäss unserer Umfrage (siehe S. 3) bezeich- von ICTswitzerland hat gezeigt, dass Schweizer Software- nen sich die meisten Unternehmen zwar als «solide digita KURZINTERVIEWS Michael Fiel Urs Tschudin CMO Delegierter des VR, COO Cyberlink AG Infoniqa SQL AG Bellerivestr. 241, 8008 Zürich Baarermattstr. 10, 6340 Baar Anzahl Mitarbeiter: 30 Anzahl Mitarbeiter: 70 Die Digitalisierung schreitet Wir sehen Wachstum im Infrastrukturbereich, was darauf Pragmatisch: Fast jedes KMU hat sich schon damit weiter voran. Wie sind Ihre hinweist, dass Kunden mit der Digitalisierung auch eine befasst, den IT-Betrieb zumindest als Managed Professionalisierung ihrer Infrastruktur vornehmen und Service oder gesamthaft auszulagern. Ein Abgang KMU-Kunden diesbezüglich diese immer öfter von spezialisierten Anbietern beziehen. eines IT Mitarbeiters ist dann vielfach die Initial- unterwegs: progressiv oder Als KMU ist die weitere Digitalisierung von entscheiden- zündung, um den Betrieb tatsächlich auszulagern. eher pragmatisch? der strategischer Bedeutung. Die technologischen Möglich- Das spüren wir kaum. Wir sind der Meinung, dass die Nach der Einführung des neuen Schweizer keiten (IoT, KI, Blockchain usw.) Schweiz deutlich weniger reguliert als andere Länder. Datenschutzgesetzes ca. im 2021, bei welchem Meist folgt die Regulation der Innovation. Auch der die Schweiz das EU DSGVO ohne «Swiss Finish» scheinen immens. Wie stark Internet-Zugang war zu Beginn nicht reguliert, aber mit übernehmen will, werden die regulatorischen bremsen aus Ihrer Sicht steigender Verbreitung und zunehmendem Missbrauch Hindernisse speziell für IoT und KI zusätzliche regulatorische Hindernisse wurde die Regulation notwendig. Herausforderungen bringen. die Innovationskraft der Schweizer IT-Branche? Wie stark ist Ihr Unternehmen In einzelnen Bereichen spüren wir Engpässe. Als führen- Die Personalsuche ist zeitaufwendig! Uns helfen: vom vielzitierten Mangel an der Service Provider für ICT-Infrastrukturen bieten Belohnung von MA, die einen Kollegen vermitteln; wir «Leading Edge Technology» und sind für Fachkräfte Lehrlingsausbildung und mögliche Weiterbeschäf- IT-Fachkräften betroffen und attraktiv. Wir bieten flexible Arbeitszeiten, herausragende tigung; Schulung / Förderung von jungen Berufs- wie agieren Sie diesbezüglich? Büros, flache Hierarchien und Raum für jeden, das einsteigern; wir interviewen Ü50er und haben Unternehmen weiter zu bringen. insgesamt ein attraktives Gesamtangebot für Mitarbeitende. Ihre Aussichten für den 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Geschäftsgang der nächsten 4 4 = positiv 12 Monate? * 1 = sehr negativ über 3 = gleichbleibend bis 5 = sehr positiv
2018 | KMU-MONITOR | 8/9 lisiert», doch neue, auf der Digitalisierung beruhende Ge- schäftsmodelle sind erst bei einer Minderheit implementiert. «Agiles Arbeiten, Die erwähnte SSIS ortet denn auch vielerorts noch vorherr- Denken und Handeln schende «konservative Unternehmenskulturen» als Hinder- motiviert Mitarbeiter nisse für die weitere Technologisierung. Wobei ausser Frage enorm für Sonder steht, wie viel Digitalisierung für ein «Durchschnitts-KMU» überhaupt sinnvoll ist. leistungen.» Viel die Rede ist derzeit auch von der künstlichen In- telligenz (KI). Die Schweiz belege im Bereich der Forschung zur KI europaweit einen Spitzenplatz, sagte unlängst KI- Christian Hunziker, Pionier Pascal Kaufmann anlässlich einer Fachtagung. Die Geschäftsführer Schweiz hätte eine ideale Ausgangslage, um eine Führungs- von swissICT. rolle im «AI-Race» zu übernehmen. Nur mit namhaften Investitionen – Pascal Kaufmann spricht von Milliarden – könnte man diese Rolle längerfristig sichern. Er rechnet da- mit, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein grosser Durchbruch bei der künstlichen Intelligenz erfolgen wird. Fazit: Eine effiziente Ausbildung und eine faire Besteuerung der digitalen Wertschöpfung sind für die ICT-Branche wich- tige Pfeiler, damit die Schweiz im globalen Digitalisierungs- Die Geschichte vom Holzfäller. Es gibt die wettlauf ihre momentan gute Position nicht nur halten, Geschichte vom Holzfäller, der jeden Tag weniger sondern auch ausbauen kann. Bäume fällte, weil er seine Axt nicht immer wie- der schliff. Eine ähnliche Geschichte erzählt der KMU-Monitor mit dem Thema Digitalisierung. Peter Ottiger Country Manager Schweiz Steigender Kosten- und Margendruck sind die ersten spür- baren Zeichen eines Marktes, der immer stärker digitalisiert InLoox GmbH wird. Die üblichen Reaktionen sind höhere Marketing- und Riedenmatt 4, 6370 Stans Vertriebskosten, um den Rückstand in der Produktpalette Anzahl Mitarbeiter: 25 zu kompensieren, was aber nur selten gelingt und die Spirale des Kostendrucks nur noch weiter verstärkt. Es braucht Sowohl als auch. Die Digitalisierung des Projektmanagements Mut und Überzeugung, um daraus auszubrechen und am wird oft als Katalysator für weitreichende Veränderungen in der richtigen Stellhebel zu arbeiten: digitalisierte Produkte IT-Infrastruktur genutzt. Das Abholen der Mitarbeiter ist hier sehr und Dienstleistungen sowie neue Arbeitsformen, die helfen, wichtig und da ist Pragmatismus äusserst hilfreich. engagierte Fachkräfte zu gewinnen. Es gibt Beispiele, wie den Schweizer Matratzenhersteller, der Sensoren in seine Matratzen einbaute und damit ein digi- talisiertes Service-Modell kreierte, das auf reiner Nutzung Wir denken hier andersherum: Hindernisse sind da, um durch innovative Ideen überwunden zu werden. Besonders beim Thema KI basiert und ihm internationalen Erfolg verschafft. Wenn For- sehen wir Potenzial, das für Projektmanager unterstützende schung und Entwicklung aber eine zweitrangige Rolle spielen, Software hervorbringen kann. können solche Geschichten nicht geschrieben werden. Agiles Arbeiten, Denken und Handeln verbreitet sich immer stärker und motiviert Mitarbeiter enorm für Sonderleistun- gen. Das erleben wir immer wieder, wenn unsere Veranstal- tungen zu Themen wie agiles Projektmanagement, agile Wir sind als Software-Hersteller stark betroffen. Wir setzen auf die Geschäftsprozesse oder agiles Personalwesen am frühen kontinuierliche Entwicklung unserer Mitarbeiter und bieten Morgen oder abends spät unsere Veranstaltungsräume unterschiedliche, langfristige Projekte mit einer Standardsoftware, füllen. Firmen, welche bereit sind, neue Arbeitsmethoden zu Familienfreundlichkeit und selbstständiges Arbeiten. priorisieren, werden dies auch selber erfahren dürfen – und damit auch die Belastung der Mitarbeitenden wieder nor- malisieren. Lassen Sie sich von den Vorreitern inspirieren! 1 2 3 4 5 Eine realistische 4: Besonders mit unserem Fokus auf Unternehmen und Organisationen, die nach der HERMES-Projektmanagement-Methode swissICT arbeiten, sehen wir ein sehr grosses Potenzial für 2019. Vulkanstrasse 120 8048 Zürich www.swissict.ch
GESUNDHEITSWESEN Eine Wachstumsbranche unter politischer Beobachtung. Das Schweizer Gesundheitswesen hat volkswirtschaftlich grosses Gewicht. Kostendruck und immer wiederkehrende politische Diskussionen rund um Spitalschliessungen oder Prämienerhöhungen dominieren die öffentliche Wahrnehmung. Die Zahlen sind beeindruckend: Allein in den 283 Spitälern den rund 70 Mrd. Schweizer Franken, mehr als 10 Prozent mit ihren 38 058 Betten beträgt die Anzahl der Beschäftigten der jährlichen Wirtschaftsleistung, jährlich für Gesundheit (in Vollzeitäquivalenten) 161 945 (alle Angaben gemäss Bun- ausgegeben – mit bekanntlich steigender Tendenz. Nicht et- desamt für Statistik aus dem Jahr 2016). Hinzu kommen noch wa der demografische Wandel, sondern der medizinische Alters- und Pflegeheime mit annähernd 100 000 Plätzen und Fortschritt und individueller Mehrkonsum sind gemäss Ge- ebenfalls über 90 000 Vollzeitstellen. Rund zehn Prozent der sundheitsökonomen für die jährlichen Mehrausgaben ver- Erwerbstätigen arbeiten im Gesundheitswesen. Nicht mitge- antwortlich. Hinzu kämen – so ein Befund der erwähnten zählt sind dabei die Beschäftigten in der «Zulieferindustrie», Credit-Suisse-Studie – «systembedingte Fehlanreize». also bei den Herstellern von Medikamenten, Diagnose- und Steigende Kosten sind das eine. Zum anderen nimmt Therapiegeräten usw. bei den Leistungserbringern im Gesundheitswesen der Bedarf Herrn und Frau Schweizer ist die Gesundheit lieb und an Fachkräften weiter zu. Die Ökonomen der Credit Suisse teuer. Gemäss einer Studie von Credit Suisse von 2017 wer- rechnen mit 185 000 zusätzlichen Vollzeitstellen bis ins Jahr KURZINTERVIEWS Georgos Pallas Salvatore Pranzo CEO Geschäftsführer Pallas Kliniken AG Seniorenzentrum Aumatt Louis-Giroud-Strasse, 4600 Olten Aumattstr. 79, 4153 Reinach BL Anzahl Mitarbeiter: ca. 400 Anzahl Mitarbeiter: 218 Die Gesundheitsbranche ist Besonders von Regulierungen betroffen ist der stationäre Unternehmerischen Spielraum haben wir vor allem stark reguliert. Wo haben Bereich, dort ist der Handlungsspielraum gering. Im in der Art und Weise, wie wir unsere Dienstleistun- ambulanten Bereich hingegen hat man etwas mehr unter- gen gegenüber unseren Bewohnerinnen und Be- Sie noch am meisten unter nehmerische Freiheiten und kann zumindest teilweise wohnern sowie deren Angehörigen erbringen. nehmerischen Spielraum? selbst über das Angebot entscheiden. Am grössten ist Dabei orientieren wir uns an den Bedürfnissen der der Spielraum in der Selbstzahlermedizin, wobei dieser Menschen, mit denen wir täglich zu tun haben. Bereich immer noch einen kleinen Teil des Gesundheits- Das verlangt viel Flexibilität – ist jedoch auch ein wesens ausmacht. wichtiger Erfolgsfaktor, um sich zu differenzieren. Die Gesundheitskosten steigen Wie diverse Studien zeigen, werden immer noch zu viele Wir pflegen eine partnerschaftliche Beziehung weiter an. Welche Möglich unnötige Behandlungen gemacht. Wichtig ist auch, die zu unseren Lieferanten und suchen gemeinsam Qualität permanent hochzuhalten, um teure Nachbehand- nach einfachen, kostengünstigen Lösungen. keiten haben Sie, um selbst lungen zu vermeiden. Kostendämpfend wirken sich auch Zudem arbeiten wir mit unseren motivierten Mit kostendämpfend einwirken Fallpauschalen aus; Kliniken wie auch Versicherungen arbeitenden an einer kontinuierlichen Verbesse- zu können, ohne Marge zu können viel einsparen, wenn nicht jede Einzelleistung rung unsere Prozesse. Beides wirkt sich positiv verlieren? separat erfasst werden muss. auf die Kosten aus. Wo sehen Sie die grössten Die Chancen sind riesig, vor allem für die Optimierung Die grössten Chancen sehe ich in der Vereinfa- Chancen der Digitalisierung von Prozessen. So wird in Zukunft immer öfter die Künst chung und Beschleunigung von administrativen liche Intelligenz das Interpretieren von bildgebenden Prozessen. Weniger Aufwand für die Administration im Gesundheitswesen? Diagnoseverfahren übernehmen. Auch wird es komplett bedeutet, mehr Zeit für die Menschen zu haben, neue Geschäftsprozesse geben mit viel stärkerer Inter die bei uns leben. aktion mit den Patienten, die etwa über Apps ihren Gesundheitszustand nach einer OP den Chirurgen laufend mitteilen können. Ihre Aussichten für den 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Geschäftsgang der nächsten Die Tarifentwicklungen durch den Regulator sind Der Geschäftsgang wird in den nächsten 12 Mona- 12 Monate? unberechenbar. Deshalb liegen die Geschäftsaussichten ten sehr positiv verlaufen. Eine Vier wäre deshalb irgendwo zwischen «schlecht» und «gleichbleibend». wohl die realistische Bewertung der Aussichten. * 1 = sehr negativ über 3 = gleichbleibend bis 5 = sehr positiv
2018 | KMU-MONITOR | 10/11 2040, das sind rund 50 Prozent mehr als heute. Den Bedarf dämpfen könnte – zumindest theoretisch – die verstärkte «IT-Investitionen Automatisierung von Routinetätigkeiten. Würde man das sind zunehmend Automatisierungspotenzial voll ausschöpfen, bräuchte es Investitionen gemäss Credit Suisse «nur» 67 000 zusätzliche Stellen. in die Cyber- Für Medikamente geben die Schweizer im interna tionalen Vergleich sehr viel Geld aus. Im Jahr 2017 nahm der Sicherheit» Medikamentenmarkt gemäss einer Statistik des Branchen verbands Interpharma um 4,1 Prozent auf rund 5,8 Milliarden Franken zu. Abgenommen hat hingegen die Zahl an verkauften Packungen, und zwar um 1,4 Prozent. Bei einem Siebtel der verkauften Medikamente handelt es sich gemäss Interpharma um rezeptfreie Präparate. Wichtigster Absatzkanal für Medi kamente sind Apotheken, gefolgt von Ärzten und Spitälern. Rolf Th. Jufer Doch nicht nur die richtigen Medikamente sollen für Partner die Gesundung der Patienten sorgen. Eine immer grössere Funk Insurance Rolle spielt das Behandlungsumfeld. Entsprechend sind Brokers AG etwa auch in der Hotellerie im Gesundheitswesen neue Lösungen gefragt. Im Vordergrund stehen da die immer individuelleren Bedürfnisse der Patienten beziehungsweise Prioritäten nicht überraschend. Der Um- Bewohner von Heimen, Rehakliniken und Spitälern. Ob dies stand, dass die befragten Unternehmen auch kostendämpfend wirkt, ist eine andere Frage. aktiv in den nächsten 12 Monaten investieren werden, ist erfreulich jedoch nicht erstaunlich. Cédric Berset Dass die Investitionen in die IT mit Abstand die meisten Director Marketing, Communications & Sales Nennungen erhalten, zeigt einerseits auf, dass die Digitali- sierung auch bei den KMU angekommen ist. Anderseits Medgate AG stellen wir aber auch fest, dass die sichtbare Zunahme von Postfach, 4020 Basel Cyberzwischenfällen zu einem Umdenken in vielen Schwei- Anzahl Mitarbeiter: 300, davon 90 Ärzte zer Unternehmen geführt hat. So investieren Schweizer KMU ganz bewusst und gezielt deutlich mehr in die IT- Auch wenn wir bei unseren Beratungen und Behandlungen per Sicherheit als noch vor zwei Jahren. Das Umsetzen von Telefon- oder Videoverbindung von Mensch zu Mensch kommunizieren, Massnahmen zur Optimierung der Netzwerksicherheit, spielt die Digitalisierung bei Medgate eine massgebende Rolle. der Mitarbeitersensibilisierung und letztlich für den Trans- So haben wir in den letzten Jahren das telemedizinische Angebot mit der Medgate-App und den Medgate Mini Clinics erweitert. fer von finanziellen Cyber-Restrisiken (Versicherung) wird auch bei kleineren Unternehmen zum Standardprozess. Die Investitionen in die Weiterbildung des Personals folgen bereits an zweiter Stelle. Ein Zeichen, dass mit «Wissens- Viele Krankenversicherer bieten Telemedizin als alternatives Versiche- standort Schweiz» nicht nur die Universitäten und Hoch- rungsmodell an. Laut einer Studie der Universität Lausanne (Gardiol & schulen gemeint sind, sondern auch die Schweizer Wirt- Grandchamp, 2011) ermöglichen diese Modelle Einsparungen von bis zu schaft, die ihren aktiven Teil dazu beiträgt. Ausserdem 10 Prozent. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit von medizinischen wirken sich Weiterbildungsmassnahmen positiv auf die Assistenten, Apothekern und Ärzten werden Aufgaben neu verteilt und Motivation der Mitarbeitenden aus. damit auch Kosten optimiert. Das Optimieren von Tätigkeiten durch digitale Unterstützung, sei es auf Patientenseite, sei es bei unseren Mit Als Sparring Partner für Risikomanagement in Unterneh- arbeitern, bringt mehr Effizienz und spart ebenfalls Kosten. men erstaunt uns die unterdurchschnittliche Nennung der Investitionen in die Sicherheit nicht. Grundsätzlich erfüllt Patienten wünschen sich einen einfachen, sicheren und schnellen Zugang zu medizinischer Versorgung. Hier bieten digitale Instrumente und die Mehrheit der Schweizer Unternehmen bereits hohe die Telemedizin ein umfangreiches Angebot, um diesem Bedürfnis nach Sicherheitsstandards. Potenzial liegt jedoch im zeitgerech- zukommen. Abläufe lassen sich einfacher und komfortabler gestalten. Die ten Erkennen und konzeptionellen Bewältigen neuer Risiken Digitalisierung hat auch Einfluss auf den Arztberuf: Der Arzt wird weiterhin (politische Risiken, Cyber-Risiken, Zunahme der Regulie- im Zentrum der Behandlung stehen. Jedoch wird dieser immer mehr von rung usw.). Auch werden die Synergien zwischen Risiko- digitalen Instrumenten unterstützt werden. Dadurch bleibt mehr Zeit für die eigentliche Patientenbetreuung. und Versicherungsmanagement vielfach noch nicht genutzt. 1 2 3 4 5 Funk Insurance Brokers AG 5. Auch im Ausland wächst die Nachfrage nach einem telemedizinischen Hagenholzstrasse 56, Angebot. Seit 2013 exportieren wir unser erfolgreiches und etabliertes CH-8050 Zürich Digital-Health- und Telemedizin-Konzept auch ins Ausland. www.funk-gruppe.ch
HANDEL Handel im Wandel. Online und offline heisst die Devise für den Handel. Mit technologischer Aufrüstung allein ist es aber nicht getan. VON HUGO BÜHLMANN brochene Bedürfnis der Menschen nach Kommunikation und Erlebnis mit seinen Angeboten verknüpft und die wirtschaft- Die ganze Branche steht vor einem tiefgreifenden Wandel. lichen Chancen der Digitalisierung zu nutzen versteht. Besser gesagt, die Transformation ist schon in vollem Gange. Die Herausforderung besteht darin, den Kunden für Der Umsatz über digitale Kanäle wächst und zugleich ändert die Einkäufe direkt über die eigenen Kanäle abzuholen. Dies sich das Kaufverhalten der Verbraucher, die derzeit verinner- kann über exklusive Sortimente, wertstiftenden Service und lichen, dass nahezu jedes Produkt unabhängig von den La- durch die Erzeugung positiver Erlebnisse erreicht werden. denöffnungszeiten oder Standort erhältlich ist. Ein Plus für den Händler: Für viele Kunden ist der stationäre Wie die Digitalisierung den Detailhandel verändert, Handel an sich relevant, wenn es um die Bedürfnisse der zeigt sich auf den ersten Blick nur in der wachsenden Zahl sofortigen Mitnahme oder um haptische, emotionale Aspek- digitaler Elemente an Point of Sale. Ob flexibel bespielbare te geht. Der Fokus liegt heute ganz klar beim Kunden und Displays im Laden, Touchscreens am Regal oder Click-& Coll- dessen Einkaufserlebnis. ect-Stationen – der Wandel hin zum Multichannel-Handel Dieses Einkaufserlebnis hat sich zusehends auch ins zeigt sich vor Ort in erster Linie als Technisierung. Es geht Ausland verlagert. Dank dem starken Euro geht der Ein- denn auch längst nicht mehr um den Gegensatz Offline ver- kaufstourismus zwar zurück: Da der Einkaufstourismus im sus Online, sondern um die Frage, wie der Handel das unge- grenznahen Ausland immer noch eine feste Grösse ist, kann KURZINTERVIEWS Erich Geisser Anastasia Li-Treyer CEO Geschäftsführerin Changemaker AG Promarca Schweizerischer Baslerstrasse 30, 8048 Zürich Markenartikelverband Anzahl Mitarbeiter: 25 Bahnhofplatz 1, 3011 Bern Anzahl Mitglieder: 85 Die Frankenstärke scheint Leider zeigt sich, dass die Märkte nicht zur Ruhe kom Seit der Währungssituation im Jahr 2011 hat die immer noch ein Thema zu sein. men. Die Volatilität bleibt und somit ist es für die Markenartikelindustrie die nötigen Massnahmen Zukunft wichtiger denn je, bei der Preisfestsetzung ergriffen, damit die Preise aufgrund von Schwankun Wie sieht die Währungs- bzw. schnelle und flexible Prozesse sicherzustellen. gen angepasst werden. Die Lage bleibt angespannt, Preissituation heute aus? weil der Schweizer Franken im Moment hoch be wertet ist. Erfreulich ist allerdings die allgemein günstige Konjunkturlage. Was sind zurzeit die wichtigsten Nachhaltigkeit. Unsere Kunden möchten sich bei ihrem Für eine Industrie, die ihre Produkte über den Kundenbedürfnisse? Kauf auf starke Shopkonzepte und Persönlichkeiten stationären Handel an die Konsumenten verkauft, im Verkauf verlassen, die ihre Werte leben und glaub ist der Zugang zum Regal ein überlebenswichtiges würdig vertreten und damit die Sicherheit gewähren, Thema. Wir haben in der Schweiz eine hohe Handels ein rundum «schönes» Produkt zu kaufen. Zur Schön- konzentration und diese hat sich in den letzten heit des Produktes gehören für uns sowohl Design, Jahren verschärft. Höhere Einkaufspreise für Roh Funktionalität als auch ein Produktionsprozess, der ver stoffe und Vorleistungen, die nicht in vollem Umfang antwortungsbewusst mit allen Ressourcen umgeht. weitergegeben werden können, beeinträchtigen die Margenlage. Was ist die wichtigste Unter einem Dach vereinen wir Angebote, die dem Be Unsere Mitgliedsunternehmen sind Treiber von Strategie, um Ihre Kunden dürfnis des veränderten Konsumbewusstseins nach Innovation. Im Jahr 2017 lancierten sie 6381 neue mehr Sinn und Nachhaltigkeit sowie der Modernisierung Produkte auf dem Schweizer Markt. nicht an die Wettbewerber von Fairtrade und Oeko entsprechen. Es ist unser Ziel, (Onlinehandel) zu verlieren? dies glaubhaft sowohl online als auch stationär zu zeigen und damit die Kundentreue sicherzustellen. Ihre Aussichten für den 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Geschäftsgang der nächsten 4 Die Einschätzung unserer Mitgliedsunternehmen zwölf Monate?* ist zwischen 3 und 4. * 1 = sehr negativ über 3 = gleichbleibend bis 5 = sehr positiv
2018 | KMU-MONITOR | 12/13 der Detailhandel aber noch lange nicht aufatmen. Denn der Abstecher nach Konstanz oder Bregenz dürfte für viele Konsu- «Verkäuferinnen menten – nicht nur in der Ostschweiz – mittlerweile zu einem und Verkäufer Teil ihres allwöchentlichen Shopping-Rituals geworden sein. müssen die Ein weiteres Fazit zur Situation im Handel: «Der gröss- aktuelle Kredit- te Feind unseres Detailhandels ist das Internet und nicht der Einkaufstourismus.» Auch die Innenstädte verlieren immer limite kennen.» mehr ihrer Kunden durch die Abwanderung in die Agglome- ration, wo die Shoppingcenter und die Discounter mit ihren Gratis-Parkplätzen stehen. Hat sich doch die Detailhandels- Verkaufsfläche im letzten Jahrzehnt ausserhalb der Innenstäd- te mehr als verdoppelt. Laut Gfk-Hochrechnungen sind in den letzten sieben Jahren unter dem Strich rund 6000 Verkaufs- stellen verschwunden. In den Jahrzehnten zuvor waren vor allem die Tante-Emma-Lebensmittelläden betroffen. Nun Raoul Egeli, sind es die sogenannten Non-Food-Händler, welche die Markt- Präsident Verband bereinigung zu spüren bekommen, insbesondere die mittel- Creditreform grossen Fachhändler. Die Anzahl Filialen der Fachhändler ging seit 2010 um 28 Prozent zurück. Im Schweizer Detailhandel sollte nach den Schätzungen der Ökonomen von Credit Suisse Kosten sparen durch effiziente Wertschöp- (Retail Outlook) dieses Jahr ein prognostiziertes Einzelhan- fungskette. Der Kosten- und Margendruck dels-Wachstum von 0,3% erfolgen. Was wenig bis gar nichts ist. steht bei der knappen Mehrheit der Unterneh- men an erster Stelle im Sorgenbarometer, gefolgt von Fachkräftemangel und digitalem Wandel. Ulrich Thoma CEO Das ist angesichts der sehr vielfältigen Herausforderungen derzeit gut nachvollziehbar. Eine sinkende Zahlungsmoral Herba-Collection AG zählt nur für eine Minderheit dazu. Dieses Umfrageergebnis Oltnerstrasse 81, 4663 Aarburg zeigt die Realität. Das Debitorenmanagement gehört nicht Anzahl Mitarbeiter: 25 zu den Kernprozessen eines Unternehmens – und dennoch, wenn es darum geht, dem Kostendruck zu begegnen, sind perfekte Abläufe in der Wertschöpfungskette der effektivste Zwei Themen, welche allzu oft zu einem Thema verschmolzen werden Weg, um nicht unnötig Geld zu verlieren. Man beginnt damit und daher zu nicht differenzierten Argumentationssträngen führen. ganz vorne: bei der Akquisition. Schon vor dem Verkaufs Wechselkurse können von uns nicht beeinflusst werden, Preise schon. Die hohe Volatilität auf der Währungsseite führt unweigerlich dazu, gespräch sollte die Bonität eines potenziellen Kunden be dass diese zwei Themen ständiger Begleiter in Meetings mit Lieferanten kannt sein. Das bedingt eine frühe Abklärung schon vor und Kunden sind. Die Preisgestaltung wird zur Herausforderung. oder kurz nach einem ersten Geschäftskontakt. Der zeit liche und finanzielle Aufwand hält sich in engen Grenzen, in Der Kunde erwartet von uns als Lieferant Stabilität, Kontinuität, der Regel genügt eine kurze Anfrage, um eine zuverlässige Verlässlichkeit und Unterstützung in Form von Dienstleistungen, Einschätzung auf dem Bildschirm zu haben. Diese Grund um den Beratungs- und Verkaufsprozess zu optimieren. Eine regel sollte unbedingt routinemässig auch bei Bestandes störungsfreie Lieferkette, welche eine allzeitige Verfügbarkeit der kunden beachtet werden. Die Verkäuferinnen und Verkäufer Produkte in konstanter Qualität gewährleistet, wird vorausgesetzt. müssen die aktuelle Kreditlimite kennen. Unabdingbar ist die zweifelsfreie Identifikation der Vertragspartei und damit die Kenntnis der Haftungsverhältnisse. Auch die Verträge selbst gilt es, genau unter die Lupe zu nehmen. In den Allge meinen Geschäftsbedingungen lassen sich Regeln aufstel Die Zukunft heisst nicht Online-Handel oder stationärer Handel, die len, die eine spätere Durchsetzung der Forderung wesent Zukunft heisst, die Vorteile des stationären Handels mit den Vorteilen lich erleichtern. Dort empfiehlt es sich auch, sowohl des Online-Handels zu verknüpfen. Hierbei können wir unsere Kunden hilfreich unterstützen. Dies zum Beispiel durch Transfer von Produkte- Verzugszinsen als auch Mahngebühren und dergleichen Know-how in Form von Schulungen und einer kompetenten Hotline- festzulegen. Unterstützung, um bei Fragen während des Beratungs- und Verkaufs prozesses unterstützen zu können. 1 2 3 4 5 Schweizerischer 4 (verhalten positiv) Verband Creditreform 9000 St.Gallen www.creditreform.ch
DIENSTLEISTUNGEN Neue und alte Geschäftsfelder einträchtig nebeneinander. Die Tertiari sierung setzt sich fort: Im Zuge des digitalen Wandels nimmt die Nachfrage nach Dienstleistungen stetig zu – und auch der Bedarf an Berufsleuten. Es ist inzwischen nicht mehr wegzudiskutieren: Der Dienst- Mitarbeitenden. Der durchschnittliche 9-to-5-Bürojob dürfte leistungssektor wächst – und dies stark auf Kosten des zwei- mehr und mehr der Vergangenheit angehören. Auch unsere ten Sektors, also der Industrie. Dies zeigt sich etwa daran, eigene Umfrage hat gezeigt, dass das Bedürfnis nach flexible- dass auch bei Industrieunternehmen der Dienstleistungs- ren Arbeitsformen zunimmt. Agilität und «Digitales Denken» Anteil, z.B. Bereiche wie Beratung oder After Sales Services, sind heute Kompetenzen, nach denen der Dienstleistungs stetig zunimmt – auch auf der Ertragsseite. Der digitale Wan- sektor mehr und mehr verlangt. del bringt es mit sich, dass selbst in der soliden Automobil- Glaubt man den Aussagen von verschiedenen Zu- Industrie immer mehr davon die Rede ist, Fahrzeuge nicht kunftsforschern, werden neue Technologien wie z.B. Block- mehr nur als Konsumgut zu produzieren, sondern als Mobi- chain noch für viel mehr Umwälzungen im Dienstleistungs- litäts-Dienstleistung zur Verfügung zu stellen, die sich etwa sektor sorgen, etwa bei Versicherungen oder auch in einem per App «anytime anywhere» nutzen lässt. anderen «klassischen» Dienstleistungsgeschäft wie Treuhand «Anytime anywhere» gilt zusehends auch für die oder Buchprüfung. Zu denken ist dabei z.B. an sogenannte Art, wie heute gearbeitet wird. Flexibilität und Agilität bei «Smart Contracts», also Verträge, die auf Blockchain basie- Dienstleistungsangeboten erfordert Gleiches auch bei den ren. Wann immer es darum geht, aus solchen neuen Tech KURZINTERVIEWS Michael Maeder Thomas Zwahlen CEO Managing Partner Switzerland Travel Centre Indema AG Binzstrasse 38, 8045 Zürich Gessnerallee 38, 8001 Zürich Anzahl Mitarbeitende: > 110 Anzahl Mitarbeitende: 8 Der digitale Wandel schlägt Globale Anbieter wie Booking oder Expedia nutzen den Viele Dienstleistungsbezüger sind mit den besonders im Dienstleistungs- Plattform-Effekt und investieren stark in Smart Data, um ihre Schlagworten der Digitalisierung überfordert. Marktdominanz weiter auszubauen. Im Bereich Individual Die wesentlichen Probleme liegen in der nicht sektor voll durch. Woran reisen verzeichnet Switzerland Travel Centre einen Online- eindeutigen Nutzung von Begriffen und erkennen Sie dies in Ihrem Buchungsanteil von 60%. Dies zeigt, dass wir mit den Heraus- Technologien. Das stellt die IT-Beratung und Unternehmen? forderungen und Kundenbedürfnissen, welche die Digitali die Nutzer vor besondere wissensbasierte sierung mit sich bringen, auch als KMU durchaus mithalten. Herausforderungen. Was sind in der Folge Ihre Aufgrund der Kompetenzen im Datenmanagement und im Die Weiterentwicklung eines herausragend grössten Herausforderungen, Technologiebereich führender Anbieter wie Amazon oder ausgebildeten, interdisziplinären Teams Google steigen Kundenbedürfnisse deutlich schneller an trägt wesentlich dazu bei, dass wir unsere um im Wandel «am Ball» zu als bisher. Verändernde Verhaltensmuster bringen auch für hochspezialisierten Kunden bei der Digitalisie- bleiben? KMU entsprechend Herausforderungen mit sich. Im digitalen rung unterstützen können. Der Zusammen- Wandel gilt es daher, wichtige strategische und zukunftswei- arbeit mit Forschungsinstitutionen messen wir sende Erfolgsfaktoren frühzeitig zu erkennen und die richtigen einen hohen Stellenwert bei. Schlüsse daraus zu ziehen. Ein Schlüsselfaktor sind auch auf- geschlossene Mitarbeiter, welche es zu sensibilisieren gilt. Welche neuen Kompetenzen Allem voran sicherlich ICT-Kompetenzen. Switzerland Unsere Beraterinnen und Berater müssen sind bei Ihren Mitarbeitenden Travel Centre operiert international, um Gäste ins Ferienland nebst der laufenden Aktualisierung ihres IT- und Schweiz zu holen, somit ist kommerzielle Erfahrung im Prozesswissens auch in modernen (Entwick- besonders gefragt? digitalen Raum für uns sehr wichtig. Dazu kommt soziale lungs-)Methoden sattelfest sein. Sie müssen und interkulturelle Kompetenz, welche unter anderem die Kunden so unterstützen, dass diese sich für unsere Aktivitäten in den Märkten relevant ist. auf ihr Kerngeschäft fokussieren können. Ihre Aussichten für den 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Geschäftsgang der nächsten 4–5 5 12 Monate? * 1 = sehr negativ über 3 = gleichbleibend bis 5 = sehr positiv
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