Bis 29. Mai 2019 Münchener Biennale Festival für neues Musiktheater The Point of NEW Return
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15. bis 29. Mai 2019 Münchener Biennale Festival für neues Musiktheater The Point of NEW Return Unter der künstlerischen Leitung von Daniel Ott und Manos Tsangaris findet von 15. bis 29. Mai 2020 die 17. Münchener Biennale statt. Das Motto lautet: The Point of NEW Return. Welche musikdramatischen Ausdrucksformen müssen erschaffen werden, damit es gelingt, neue Kräfte freizusetzen? In den aktuellen Debatten um Werteverlust, Bildungsarmut und Spaltung der Gesellschaften ist so gut wie nie von den produktiven und verbindenden Wir- kungsweisen des Künstlerischen die Rede. Umso mehr Verantwortung zur Entfachung und Aufrechterhaltung öffentlich geführter Diskurse aus der Per- spektive der Kunst fällt den geschützten Institutionen zu. Und damit nicht zu- letzt der Münchener Biennale, die Neues wagt: The Point of NEW Return. Alle Produktionen, die im Rahmen des Festivals 2020 zu sehen sein werden, sind Uraufführungen der Komponist*innen Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Samir Odeh-Tamimi, Younghi Pagh-Paan und Christian Wolff sowie Cathy van Eck, Óscar Escudero, Ole Hübner, Yair Klartag, Anda Kryeziu, Belenish Moreno-Gil, Yoav Pasovsky, Fabià Santcovsky, Tobias Schick und Katharina Voigt. Autor*innen und Regiseur*innen der kommenden Biennale sind u.a. Anja Hilling, Schorsch Kamerun, Thomas Köck, Robert Lehniger, Michael v. zur Mühlen, Christiane Pohle, Blanka Rádóczy, Kathrin Röggla, Ebru Tasdemir und Miguel Murrieta Vásquez. Die Uraufführungen der Münchener Biennale werden von einem umfangrei- chen Rahmenprogramm u.a. in Zusammenarbeit mit der Münchner Volks- hochschule und dem Institut für Theaterwissenschaft der LMU München be- gleitet. Spielorte: Muffathalle, Muffatwerk, Ampere, Carl-Orff-Saal (Gasteig), Marstall, Marstallplatz und Cuvilliés-Theater (Residenztheater), Schwere Reiter, Einstein Kultur Medienpartner Pressekontakt Kathrin Hauser-Schmolck, Basel, Tel. +41 79 933 6183 Christiane Pfau, München, Tel. +49 89 48 920 970 presse@muenchenerbiennale.de
DIE URAUFFÜHRUNGEN 15.5.2020 (UA), 16.5.,17.5., 18.5.2020 | Muffathalle ONCE TO BE REALISED Sechs Begegnungen mit Jani Christous „Project Files“ von Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Younghi Pagh-Paan, Samir Odeh-Tamimi und Christian Wolff Komposition: Beat Furrer (*1954), Barblina Meierhans (*1981), Olga Neuwirth (*1968), Samir Odeh-Tamimi (*1970), Younghi Pagh-Paan (*1945), Christian Wolff (*1934) | Inszenierung: Michail Marmarinos | Bühne/Kostüm/Video: Yorgos Sapountzis Konzeptentwicklung: Lenio Liatsou, Michail Marmarinos | Dramaturgie: Sebastian Hanusa | Musikalische Leitung: Cordula Bürgi Mit: Karis Tucker (Mezzosopran), Matthew Cossack (Bariton), Schauspieler, Performer, Statisten, Ensemble dissonArt, Cantando Admont Eine Frau in Schwarz, ein Klangkontinuum, unterbrochen durch eine Explo- sion, Menschenmassen, die die Bühne stürmen, Verkehrsampeln, der oh- renbetäubende Gesang der Zikaden auf Chios in der Mittagshitze, das Spiel im Ensemble als Chiffre gesellschaftlicher Konstellationen, die Beschwörung des metaphysisch Anderen, Komponieren als Versuch eines Bruchs mit der musikalischen Syntax oder auch als „leichter Druck gegen die Sinngrenze“: Der Kosmos des griechischen Komponisten Jani Christou ist labyrinthisch verzweigt im Reichtum seiner suggestiven Bilder und Entwürfe. Er über- schreitet das rein Musikalische hin zu einer Integration von Szene, Text und Bild und verlässt zugleich die Räume der Kunst, versteht das Politische und Soziale ebenso als kompositorisches Material wie er ein Bespielen konkreter Naturlandschaften und Kulturräume entwirft. Und er bleibt letztlich propheti- scher Entwurf, ONCE TO BE REALISED: Über 130 zu realisierende Kompo- sitionen skizzierte Christou in seinen letzten Lebensjahren. Nur drei davon hat er vor seinem plötzlichen Tod bei einem Autounfall, 1970, an seinem 44. Geburtstag, ausarbeiten können. Der Großteil dieser visionären Entwürfe war jedoch für knapp 50 Jahre nicht zugänglich und erst jetzt ist es möglich, sie nicht nur zu erforschen, sondern sie zudem zur Grundlage eines neuen Musiktheaters zu machen: Zusammen mit dem renommierten griechischen Regisseur und Christou-Experten Michael Marmarinos konfrontieren sich sechs Komponist*innen, die zu den profiliertesten Schöpfer*innen aktuellen Musiktheaters zählen, mit Christous Entwürfen. Sie begegnen ihnen mit ihrer eigenen Musiksprache, setzen sich ihnen aus und lassen sich inspirieren, um mit ihren eigenen Mitteln und ihrer eigenen Idee in die Zukunft fort- und weiterzuschreiben. Dabei entsteht ein Musiktheater, das archaisches Drama ebenso ist wie soziale Skulptur, das die Mächte des Mythos beschwört, um von einer musikalischen Praxis hin den Sprung in, im Sinne Christous, eine „Metapraxis“, in ein metaphysisch Anderes zu schaffen – und ist „Ausbruch aus der Syntax“, Anschlag auf die Logik im Verhältnis des Ausführenden zu seinen eigenen besonderen Ausdrucksmitteln. Beat Furrer (Komposition) wurde 1954 in Schaffhausen geboren und erhielt an der dortigen Musik- schule seine erste Ausbildung (Klavier). Nach seiner Übersiedlung nach Wien im Jahr 1975 studierte er an der Hochschule für Musik und Darstel- lende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati. Im Jahr 1985 gründete er das Klangforum Wien, das 2
er bis 1992 leitete und dem er seitdem als Dirigent verbunden ist. Im Auftrag der Wiener Staatsoper schrieb er seine erste Oper „Die Blinden“, seine zweite Oper „Narcissus“ wurde 1994 beim steirischen herbst an der Oper Graz uraufgeführt. 1996 war er „Composer in residence“ bei den Musikfest- wochen Luzern. 2001 wurde das Musiktheater „Begehren“ in Graz uraufge- führt, 2003 die Oper „invocation“ in Zürich und 2005 das vielfach ausge- zeichnete und gespielte Hörtheater „FAMA“ in Donaueschingen. Seit Herbst 1991 ist Furrer Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Ende der 90er Jahre hat er gemein- sam mit Ernst Kovacic „impuls“ als internationale Ensemble- und Kompo- nist*innenakademie für zeitgenössische Musik in Graz gegründet. Eine Gast- professur für Komposition nahm er 2006 bis 2009 an der Hochschule für Mu- sik und Darstellende Kunst in Frankfurt wahr. 2004 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien, seit 2005 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2006 wurde er für „FAMA“ mit dem Goldenen Löwen bei der Biennale Vene- dig ausgezeichnet. 2010 wurde sein Musiktheater „Wüstenbuch“ am Theater Basel uraufgeführt. 2014 erhielt er den Großen Österreichischen Staats- preis. 2018 erhielt er den Ernst von Siemens Musikpreis. Seine Oper „La Bianca Notte“ nach Texten von Dino Campana wurde 2015 in Hamburg uraufgeführt. Im Januar 2019 kam es an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin zur Uraufführung seiner Oper „Violetter Schnee“ mit einem Libretto von Händl Klaus, basierend auf einer Vorlage von Wladimir Sorokin. Beat Furrer hat seit den 1980er Jahren ein breites Repertoire geschaffen, das von Solo und Kammermusik bis zu Werken für Ensemble, Chor, Orchester und Oper reicht. Barblina Meierhans (Komposition) studierte Komposition, Violine, Viola, experimentelles Musiktheater und Transdisziplinarität an den Hochschulen der Künste Zürich und Bern sowie an der Hochschule für Musik Dresden. Kompositorische Impulse für ihr Schaffen erhielt sie unter anderem von Mark Andre, Manos Tsangaris, Franz Martin Olbrisch, Françoise Rivalland, Daniel Weissberg und Xavier Dayer. Ihre Werke wurden mehrheitlich in Deutschland und der Schweiz, vereinzelt auch in Polen, Grossbritannien, Dänemark, Italien, Indien, Südkorea und Argentinien aufgeführt und waren unter anderem Teil des Lucerne Festival, SPOR-Festival, Festival Rümlingen, von Kammer Klang London, mikromusik Berlin, Ultraschall Berlin und waren bei den Wittener Tagen für neue Kam- mermusik, dem Festival Archipel Genève, dem Festival Internacional de Mu- sica Tacec, der New Talents Biennale Cologne, an der Kyung Hee Univer- sity Seoul, der Akademie der Künste Berlin, der Sächsischen Akademie der Künste und dem Tonlagen Festival Dresden zu hören. Sie erhielt als Aus- zeichnungen und Stipendien unter anderem den Förderpreis für junge Kom- ponisten und Musikwissenschaftler des dkv Leipzig, das Auslandatelier-Sti- pendium Berlin der Stadt Zürich, eine Studio Residency in Bangalore und New Delhi der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und einen Atelieraufent- halt in Rom des Kantons St. Gallen. Sie war Artist in Residence im Zentrum für Gegenwartskunst Nairs und erhielt eine Auszeichnung mit dem BEST– Trächselstipendium des Kantons Bern. Barblina Meierhans engagiert sich seit geraumer Zeit auf verschiedenen Ebenen im Bereich der Lehre und gibt Workshops im In- und Ausland. Olga Neuwirth (Komposition) Olga Neuwirth, geboren 1968 in Graz, zählt zu den bedeutendsten lebenden Komponist*innen. 1986 studierte sie in San Francisco am Conservatory of Music und am Art College Malerei und Film. In Wien führte sie ihre Studien 3
an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sowie am Elektroakus- tischen Institut weiter. 1991 wurde Olga Neuwirth mit ihren beiden Mini- Opern nach Texten von Elfriede Jelinek mit nur 22 Jahren das erste Mal in- ternational bekannt, 1999 folgte mit „Bählamms Fest (An Animation-Opera)“, ebenfalls auf einen Text von Elfriede Jelinek, die Uraufführung ihrer ersten abendfüllenden Oper bei den Wiener Festwochen. Als weitere Musiktheater- werke entstanden seither „Lost Highway – (A Video-Opera)“ (2002/2003), die Musiktheater-Installation mit Video „THE OUTCAST – Homage to Herman Melville“ (2008 bis 2010), die auf Alban Bergs „Lulu“ basierende „American Lulu“ (2006 bis 2011) sowie „Kloing! and A songplay in 9 fits (Hommage à Klaus Nomi)“ (2011). Daneben entstanden zahlreiche Instru- mentalwerke einschließlich mehrerer Orchesterwerke und Solokonzerte, so- wie ausgehend von ihrem Interesse für Wissenschaft, Architektur, Literatur, Film und bildender Kunst zahlreiche Stücke, in denen Olga Neuwirth Ensem- ble, Elektronik und Videoeinspielungen zu einem genreübergreifenden visu- ellen und akustischen Sinnerlebnis verschmilzt. Dafür gilt sie in der soge- nannten Neuen Musikszene als Pionierin. Aus diesem vielfältigen Interesse heraus entstanden auch verschiedene Klanginstallationen, Austellungen, Theater- und Filmmusiken, die mit der Einladung zur „documenta 12“ in Kassel ihren Höhepunkt fand. Olga Neuwirth erhielt verschiedene nationale und internationale Preise, unter anderem 2010 den Großen Österreichi- schen Staatspreis. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Akademie der Künste München. Im Jahr 2015 erhielt sie als erste Komponis- tin überhaupt einen Kompositionsauftrag der Wiener Staatsoper. Die Urauf- führung der Oper „Orlando“ ist für Dezember 2020 geplant. Samir Odeh-Tamimi (Komposition) Seine Musiksprache ist in seiner Auseinandersetzung mit westeuropäischer Avantgarde und arabischer Musikpraxis verankert. Geboren in Jaljulia in der Nähe von Tel Aviv und begeistert von sowohl der europäischen Klassik als auch der Ästhetik der Neuen Musik kam der Komponist im Alter von 22 Jah- ren nach Deutschland und studierte Musikwissenschaft sowie Komposition. Neben der Beschäftigung mit kompositorischen Vorbildern wie Giacinto Scelsi und Iannis Xenakis fand er in dieser Zeit auch zu einer Auseinander- setzung mit der Musikkultur seines Herkunftslandes zurück. Inzwischen sind Samir Odeh-Tamimis Kompositionen bei renommierten Festivals zu hören. Er erhielt Kompositionsaufträge u.a. vom Deutschlandfunk, dem Saarländi- schen Rundfunk, den Donaueschinger Musiktagen, dem Europäischen Zent- rum der Künste Hellerau, dem WDR und dem Bayerischen Rundfunk/musica viva. Beim Brüsseler Klarafestival 2016 erklang „L’Apokalypse Arabe I“, ein auf Texten der libanesischen Dichterin Etel Adnan basierendes Werk, einge- bettet zwischen den beiden Teile einer inszenierten Version der Johannes- Passion von Bach unter der Regie von Pierre Audi. Für das Festival d’Aix-en-Provence arbeitet Samir Odeh-Tamimi derzeit an einer Weiterent- wicklung des Werkes zu einem abendfüllenden Musiktheater, das 2021 zur Uraufführung kommen wird. Samir Odeh-Tamimi ist seit 2016 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und erhielt im gleichen Jahr den Musikauto- renpreis der GEMA. Younghi Pagh-Paan (Komposition) wurde 1945 in Cheongu, Südkorea, geboren. Von 1965 bis 1971 studierte sie an der Seoul National University, bis sie durch ein Stipendium des DAAD nach Deutschland kam. An der Musikhochschule Freiburg studierte Younghi Pagh-Paan ab 1974 unter anderem bei Klaus Huber (Komposition) und 4
Brian Ferneyhough (Analyse). International bekannt machte sie die Auffüh- rung ihres Orchesterwerkes „SORI“ bei den Donaueschinger Musiktagen 1980. Ihr Werkkatalog umfasst ein breites Spektrum von Kompositionen für Soloinstrumente bis hin zu Orchesterwerken sowie dem abendfüllenden Musiktheaterwerk „Mondschatten“, das 2006 in Stuttgart uraufgeführt wurde. Younghi Pagh-Paans Werke wurden bei renommierten Festivals wie der Musik-Biennale Berlin, den Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt, beim Akiyoshidal International Contemporary Music Seminar & Festival, bei „Frau Musica Nova“ Köln oder auch auf der EXPO 2000 uraufgeführt. Nach Gast- professuren an den Musikhochschulen in Graz (1991) und Karlsruhe (1992/93) wurde Younghi Pagh-Paan 1994 als Professorin für Komposition an die Hochschule für Künste Bremen berufen, wo sie das Atelier Neue Musik gründete, das sie bis zu ihrer Pensionierung leitete. Für ihr Schaffen wurde Younghi Pagh-Paan mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darun- ter der Order of Civil Merit der Republik Korea, der 15th KBS Global Korean Award, die Bremische Medaille für Kunst und Wissenschaft des Bremer Se- nats, der Paiknam Prize (Seoul) für ihr Lebenswerk und der Preis der Euro- päischen Kirchenmusik (Schwäbisch Gmünd). Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und erhielt das Ehrenbürgerrecht der Stadt Panicale. Younghi Pagh-Paan lebt in Bremen und Panicale (Italien). Christian Wolff (Komposition) wurde 1934 in Nizza geboren und lebt seit 1941 in den USA. Er studierte Klavier bei Grete Sultan und für eine kurze Zeit Komposition bei John Cage. Während er als Komponist weitestgehend Autodidakt ist, erhielt er wichtige Impulse für seine kompositorische Entwicklung durch die Zusammenarbeit mit John Cage, Morton Feldman, David Tudor, Earle Brown, Frederic Rzewski und Cornelius Cardew. Ein wichtiges Element in seiner Musik ist ein Moment der Freiheit, das den Aufführenden im Moment der Aufführung und in ihrer Interaktion Räume für eine teilweise Mitgestaltung der Musik ermöglicht. Christian Wolffs Musik ist bei C.F. Peters, New York verlegt und ein Großteil von ihr liegt in Aufnahmen vor. Eine Reihe seiner Stücke wurde zudem beginnend mit dem Jahr 1953 von Merce Cunningham und der Cunningham Dance Company verwendet. Wolff ist auch als Performer und Improvisator aktiv und hat unter anderem mit Takehisa Kosugi, Steve Lacey, Keith Rowe, William Winant, Kui Dong, Larry Polansky und der Gruppe AMM zusammengearbeitet. Seine bis 1998 verfassten, gesammelten Schriften über Musik sind in dem Buch „Cues: Writings and Conversations“ im Verlag der Kölner MusikTexte erschienen. Wolff erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen unter anderem von der American Academy and National Institute of Arts and Letters, dem DAAD Berlin, dem Asian Cultural Council, der Fromm Foundation, der Foundation for Contemporary Performance Arts (the John Cage award for music) und der Mellon Foundation. Er ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und wurde mit der Ehrendoktorwürde des California Institute of the Arts ausgezeichnet. Nach einer akademischen Ausbildung als Klarinettist hat Wolff in Harvard als Dozent für Altphilologie gearbeitet. Von 1971 bis 1999 war er Professor für Altphilologie und Musik am Dartmouth College (USA). Michael Marmarinos (Konzept / Regie / Inszenierung) wurde in Athen geboren und studierte Neurobiologie, Schauspiel und Regie. Er gründete 1983/1984 die national wie international erfolgreiche Theater- company „diplous Eros“, später umbenannt in „Theseum Ensemble“. In über 30 Jahren entstanden seither zahlreiche Inszenierungen u.a. für die Natio- naltheater Athen und Thessaloniki, das Onassis Kulturzentrum Athen, das Stavros Niarchos Kulturzentrum und das Athen & Epidauros Festival sowie 5
die Volksbühne Berlin, das Tumanishvili Teatr in Tbilisi, das Teatr Wspolczesny Wroclaw oder die Comédie-Française. Darüber hinaus arbei- tete er als Regisseur, wird auf Festivals eingeladen in Ländern wie Öster- reich, Belgien, China, Frankreich, Georgien, Deutschland, den Niederlanden, Japan, Korea, Polen, Russland, Serbien, Spanien, der Schweiz oder in Ve- nezuela. Weiter war er als Schauspieler in zahlreichen Theaterproduktionen und Filmen zu erleben. Michael Marmarinos arbeitete im Rahmen internatio- naler Koproduktionen mit Albrecht Hirche, Heiner Goebbels, RIMINI PROTOKOLL, der niederländischen VeenFabriek und Paul Koek sowie, im Rahmen des Athen & Epidauros Festivals, dem japanischen Noh-Theater von NOH – Nekia zusammen. Er ist Mitglied der Internationalen Heiner Mül- ler Gesellschaft sowie des International Bioenergetic Analysis Institute. Er war von 2006 bis 2009 Präsident der griechischen Sektion des I.T.I., unter- richtete an der Unversität von Patras und Nauplion und ist seit 2006 Profes- sor an der Fakultät der schönen Künste der Universität Thessaloniki. Er wurde mit dem Mikhail Tumanishvili Preis Tbilisi ausgezeichnet sowie mit dem Chevalier de l´ordre des Arts et des Lettres des französischen Kulturmi- nisteriums. Yorgos Sapountzis (Bühne / Kostüm / Video) ist bildender Künstler, Bühnen- und Kostümbildner. Er wurde in Athen gebo- ren und studierte am Institut für technologische Erziehung sowie an der Hochschule der Bildenden Künste in der Klasse von George Lappas. Von 1998 bis 2002 war er Bühnenbildner und Regieassistent am Diplous Eros Theater, bevor er 2002 für sein Studium an der Universität der Künste Berlin (bei Rebecca Horn) nach Berlin zog. Yorgos Sapountzis erhielt den Villa Romana-Preis und war Stipendiat von kunstzeitraum München. Als Gastpro- fessor für zeitbezogene Medien unterrichtet er an der Hochschule für bil- dende Künste Hamburg. In Einzelausstellungen waren seine Arbeiten unter anderem in der Barbara Gross Galerie München, der Eleni Koroneou Gallery Athen, bei Freymond-Guth Fine Arts Zürich, in der Arnolfini Gallery Bristol, im Kunsthaus Glarus, der Kunsthalle Lingen der Ursula Blickle Stiftung in Kraichtal-Unteröwisheim und im Westfälischen Kunstverein in Münster zu er- leben. Daneben war er u.a. an internationalen Gruppenausstellungen von Athen bis Hannover und Tel Aviv beteiligt. Zudem war er an Theaterprojek- ten wie der Neuproduktion von „Lysistrata“ von Aristophanes 2016 am Grie- chischen Nationaltheater Athen als Bühnenbildner beteiligt und realisierte Performanceprojekte wie „Trial & Error“ im Kunstraum Innsbruck, „Schalen der Zeit / Ist das Jetzt Zeit?“ bei den 15. Internationalen Schillertagen Mann- heim oder die Reihe „After Electricity“, unter anderem zu erleben bei Art Basel Statements, im Micamoca Berlin, im Griechischen Nationaltheater Athen und im Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst Athen. Yorgos Sapountzis lebt und arbeitet in Berlin. Lenio Liatsou (Konzept / Leitung Ensemble dissonArt) Die auf Neue Musik spezialisierte griechische Pianistin hat zahlreiche Werke zur Uraufführungen gebracht und mit Komponisten wie Manos Tsangaris, Niels Roensholdt und Georges Aperghis zusammengearbeitet. Darüber hin- aus ist sie an der Entwicklung neuer Formate und künstlerischer Ausdrucks- formen interessiert, die über die Arbeit mit Komponist*innen hinaus auch Re- gisseur*innen, Schauspieler*innen und Tänzer*innen umfasst. Lenio Liatsou hat u.a. in der Carnegie Hall, dem Purcell Room, dem SPOR-Festival, in der Megaron Concert Hall sowie dem Onassis Cultural Centre Athen, dem Klang Festival in Kopenhagen, den Internationalen Darmstädter Ferienkursen so- wie in dem antiken Theater von Epidauros gespielt. Sie wird regelmäßig als Jurymitglied zu Klavierwettbewerben eingeladen und war Mentorin auf der 6
internationalen Plattform der Münchener Biennale 2018 in Athen. Seit 2017 unterrichtet sie erweiterte Spieltechniken der Neuen Musik an der University of Macedonia in Thessaloniki. Sebastian Hanusa (Dramaturgie) wurde 1976 in Dortmund geboren und studierte in seiner Heimatstadt Schul- musik und Philosophie sowie später Musikwissenschaften an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Zudem absolvierte er ein Kompositionsstu- dium bei Theo Brandmüller an der Musikhochschule Saarbrücken und stu- dierte elektronische Musik bei François Donato und Daniel Teruggi (GRM Paris/Forbach). Er arbeitete als freischaffender Dramaturg u.a. mit den Kom- ponisten Mauricio Kagel und Tom Johnson. Zwischen 2004 und 2008 war Sebastian Hanusa Musikdramaturg des Würzburger Mainfranken Theaters, war in der Spielzeit 2008/2009 als Tanz- und Musikdramaturg am Theater Magdeburg engagiert und war von 2009 bis 2012 Dramaturg für Oper und Konzert am Oldenburgischen Staatstheater. In dieser Funktion war er zudem verantwortlich für die dramaturgische Betreuung von klangpol, dem Netz- werk für Neue Musik in Oldenburg und Bremen. In der Saison 2014/2015 ar- beitete er an der Deutschen Oper als stellvertretender Chefdramaturg und künstlerischer Leiter der Tischlerei, seit der Spielzeit 2015/2016 ist er als Dramaturg an der Deutschen Oper Berlin engagiert. Daneben arbeitet er freiberuflich als Komponist und Publizist für Printmedien und Rundfunk, letz- teres mit dem Schwerpunkt Neue Musik und zeitgenössisches Musiktheater. Cordula Bürgi (Musikalische Leitung / Leitung Cantando Admont) wurde in der Schweiz geboren und studierte Violine bei Daniel Dodds an der Musikhochschule Luzern und Dirigieren bei Raphael Immoos, Gesang bei Hansjürg Rickenbacher, Schulmusik an der Hochschule für Musik in Basel sowie Kulturmanagement an der Universität Zürich. Weiterführenden Ge- sangsunterricht nahm sie bei Douglas Hines (Wien) und studierte gregoriani- sche Aufführungspraxis bei Prof. Cornelius Pouderoijen (Wien). Von 1999 bis 2014 war sie Chorleiterin an der Mädchenkantorei Basel, ab 2008 verant- wortlich für die Gesamtleitung. Sie übernahm Choreinstudierungen am Theater Basel, beim SWR Vokalensemble sowie bei den Basler Madrigalis- ten. Als musikalische Assistentin arbeitete sie an der Oper Graz (Opern der Zukunft) und an der Staatsoper Berlin im Rahmen der Einstudierung der Oper „Violetter Schnee“ von Beat Furrer (UA 2019). 2016 gründete sie das auf Neue und Alte Musik spezialisierte Vokalensemble Cantando Admont. 7
Kompositionsaufträge der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale | Koproduktion der Münchener Biennale mit der Deutschen Oper Berlin und dem Onassis Cultural Center Athen | Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes | Kompositionsaufträge an Olga Neuwirth, Samir Odeh-Tamimi, Younghi Pagh-Paan und Christian Wollf | Finanziert von der Ernst von Siemens Musikstiftung Gefördert durch Finanziert von der 8
16.5.2020 (UA), 17.5., 19.5. und 20.5.2020 | Gasteig, Carl–Orff–Saal TRANSSTIMME Oper in zwei Akten Komposition: Fabià Santcovsky (*1989) | Libretto: Anja Hilling | Regie und Bühne: Blanka Rádóczy | Dramaturgie: Sarah Grahneis | Musikalische Leitung: Christopher Lichtenstein | Klangregie: Alexis Baskind | Kostüme: Andrea Simeon Mit: Jelena Bankovic (Sopran) , Schauspieler (NN), Ensemble des Staatsorchesters Braunschweig Ein Paar führt eine auf allen Ebenen harmonische und sinnliche Beziehung. Zwischen beiden gibt es ein nahezu tägliches Ritual, bei dem sie für ihn singt und mit der Kraft ihrer Stimme quasi ein neues Universum für beide schafft. Als sie allerdings krank wird und zu verstummen droht, verschiebt sich der Fokus für sie auf die Erhaltung ihrer Stimme, für die sie schließlich sogar die experimentellste Behandlung in Kauf nimmt. Während sie nach dem Eingriff ungeahnte stimmliche Möglichkeiten erhält und ihre Wahrneh- mung eine neue Dimension erfährt, entfernt sie sich gleichzeitig von ihm – plötzlich scheinen unsagbare Universen zwischen ihnen zu liegen. In „Transstimme“ fragt Fabià Santcovsky sowohl nach der existenziellen Be- deutung der menschlichen Stimme für die Identität des Menschen als auch nach den Risiken eines technischen Optimierungswahns. Mit seinem an mythologische Stoffe wie „Pygmalion“, aber auch an den Allmachtswahn eines Faust erinnernden Musiktheaterstücks beleuchtet er die fragwürdigen technologischen Entwicklungen unserer Gegenwart und ihre Auswirkungen auf unsere menschlichen Beziehungen. Fabià Santcovsky (Komposition) hat an der Escola Superior de Música de Catalunya und der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Gabriel Brncic, Mauricio Sotelo und Marco Stroppa studiert. Zur Zeit ist er am Ende des Masterstudiums Komposition (Experimentelles Musiktheater) an der Univer- sität der Künste Berlin bei Daniel Ott. Daneben belegte er Kurse u.a. bei Hel- mut Lachenmann, Salvatore Sciarrino, George Benjamin, Chaya Czernowin, Beat Furrer, Elena Mendoza und Iris ter Schiphorst. Er erhielt Aufträge vom Aldeburgh Music Festival, dem Teatro Argentino de La Plata, der Biennale Köln „New Talents“, dem Orchestra Barcelona, der Universität Pompeu Fabra und der Association Contrebassensembles. 2018 wurde seine erste Oper „Las Chanchas“, eine vom Teatro Argentino de La Plata in Auftrag ge- gebene Musiktheateradaption des gleichnamigen Romans von Félix Bruzzone, uraufgeführt. Zuvor hatte er das Musiktheaterprojekt „Ödipus Lost“ komponiert, uraufgeführt 2015 beim Festival Musiktheatertage Wien. Seine Musik wurde in Spanien, Frankreich, England, Deutschland, Öster- reich, Portugal, Argentinien und Japan von Orchestern und Ensembles wie dem Philharmonischen Orchester Tokyo, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, dem En- semble Intercontemporain und dem Zahir Ensemble aufgeführt. Anja Hilling (Libretto) geboren 1975, absolvierte sie das Studium der Germanistik und Theaterwis- senschaft an der FU Berlin sowie Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Aktuell lebt sie in Berlin, schreibt Theaterstücke, darunter 9
„Mein junges idiotisches Herz“ (2005, Inszenierung der Münchner Kammer- spiele), „Sinn“, „Schwarzes Tier Traurigkeit“ (internationale Aufführungen u. a. am La Colline in Paris und dem Königlich dramatischen Theater Stock- holm (dramaten)), „Der Garten“, „Massiver Kuss“ sowie „wie kann ich dich finden, zu mir ziehen und überreden zu bleiben“. Zu ihren Auszeichnungen gehören „Nachwuchsautorin der Saison" (2005) und die Nominierung für den „Deutschen Jugendtheaterpreis 2014“. In der aktuellen Spielzeit werden „Apeiron“ (am Theater Bonn) und „liberté oh no no no“ (am Schauspiel Frankfurt) uraufgeführt. Blanka Rádóczy (Regie und Bühne) wurde in Pécs in Ungarn geboren und wuchs dort und in der Schweiz auf. Sie studierte an der Universität für angewandte Kunst Wien in der Klasse für Bühnen- und Filmgestaltung. Während und nach dem Studium arbeitete sie in zahlreichen Produktionen als Bühnenbildassistentin von Anna Viebrock. Nach dem Abschluss des Studiums folgten drei Jahre als selbstständige Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie studierte Regie für Schauspiel und Musik- theater an der Theaterakademie August Everding. Mit ihrer Bachelorinsze- nierung „Teorema“ von Pier Paolo Pasolini wurde sie zum Körber Studio Junge Regie eingeladen, gewann dort den Publikumspreis und wurde in der „Theater heute“-Kritikerumfrage als beste Nachwuchsregisseurin genannt. Ihre Inszenierung „Der Mieter“ wurde zu Radikal Jung 2019 eingeladen. Sie arbeitet sowohl als Schauspiel- als auch Musiktheaterregisseurin, u.a. am Residenztheater München, Staatsoper Stuttgart und Schauspielhaus Graz. Sarah Grahneis (Dramaturgie) studierte zunächst Theater-, Medien- und Musikwissenschaft an der Univer- sität Bayreuth. 2009 war sie neben dem Studium bei den Bayreuther Fest- spielen beschäftigt, wo sie u.a. die Produktionsleitung für „Wagner für Kinder – Der fliegende Holländer“ übernahm. Zudem war sie Mitarbeiterin im For- schungsprojekt „OPERA – Spektrum des europäischen Musiktheaters“. Es folgte ein Aufbaustudium in Theater- und Orchestermanagement an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Wäh- renddessen war sie Assistentin am Institut für zeitgenössische Musik und absolvierte Dramaturgiehospitanzen am Staatstheater Mainz und der Staats- oper Berlin. Von 2012 bis 2014 war sie Stipendiatin der „Akademie Musik- theater heute“ der Deutschen Bank Stiftung. Seit 2012 ist Sarah Grahneis Dramaturgin für Musiktheater am Staatstheater Braunschweig und arbei- tet u.a. mit Regisseuren wie Christopher Alden, Lotte de Beer, David Hermann, Dietrich W. Hilsdorf, Philipp Kochheim, Thaddeus Strassberger, Roland Schwab und Tatjana Gürbaca zusammen. Christopher Lichtenstein (Musikalische Leitung) schloss 2010 sein Dirigierstudium in Würzburg mit Diplom ab. 2010 kam er als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung ans Staatstheater Braunschweig. Nach Stationen als 2. Kapellmeister und anschließend als Studienleiter und Kapellmeister am selben Haus ist er hier zur Spielzeit 2019/2020 als 1. Ka- pellmeister engagiert. In dieser Zeit konnte er ein breit gefächertes Reper- toire dirigieren, das von den großen Titeln des Repertoires wie „Aida“, „Tosca“, „La Boheme“, „Der Fliegende Holländer“, „Elektra“, „Don Giovanni“, über Ausgrabungen wie „Die Reise des Edgar Allan Poe“, Jenö Hubay's „Anna Karenina“, Egks „Peer Gynt“ und Uraufführungen („Orlando“) bis zu Klassikern der Operette führte („Fledermaus“, „Die Banditen“, „Die lustige Witwe“). Jüngste Gastauftritte führten ihn an das Staatstheater Kassel („Die lustigen Weiber von Windsor“) sowie an das Theater Regensburg („Un ballo in maschera“). Im Oktober 2018 war er als musikalischer Assistent für 10
„Le Nozze di Figaro“ am Pallas de bellas artes in Mexico City engagiert. Die von ihm 2019 geleitete „Passagierin“ von Mieczysław Weinberg fand deutschlandweit große Beachtung. Mit dieser Oper konnte er bereits 2018 an der Danish National Opera gastieren. In der aktuellen Spielzeit über- nimmt Christopher Lichtenstein die musikalische Leitung für „Faust“, „Angels in America“ und „Transstimme“ und wird Vorstellungen von „Fidelio“ und „Eugen Onegin“ dirigieren. Andrea Simeon (Kostüme) geboren in der Schweiz, studierte Andrea Simeon Bühnen- und Filmgestal- tung an der Universität für angewandte Kunst Wien. Nach dem Studium ab- solvierte sie Bühnenbild- und Kostümassistenzen u.a. am Teatro Real Madrid und am Opernhaus Zürich bei Anna Viebrock. Eine enge Zusammen- arbeit verbindet sie mit der Regisseurin Blanka Rádóczy und dem Perfor- mance-Künstler Simon Mayer. Mit ihm gestaltete sie u.a. Werke wie „oh Magic“, „Sons of Sissy“. Mit Blanka Rádóczy arbeitete sie u.a. an „Der Mieter“ (2018, Residenztheater München) und „Antigone-Tribunal“ (2019, JOiN, Staatsoper Stuttgart). Kompositions- und Librettoauftrag der Landeshauptstadt München zur Mün- chener Biennale und des Staatstheaters Braunschweig | Koproduktion der Münchener Biennale mit dem Staatstheater Braunschweig | Mit freundlicher Unterstützung durch das Institut Ramon Llull 11
17.5.2020 (UA), 18.5. und 19.5.2020 | Cuvilliés-Theater OPERA, OPERA, OPERA! revenants and revolutions verschollener vierter teil der klimatrilogie Komposition: Ole Hübner (*1993) | Text: Thomas Köck | Regie: Michael v. zur Mühlen | Ausstattung: Martin Miotk | Mitarbeit Bühne, Kostüme: Jakob Boeckh | Konzeptionelle Mitarbeit und Dramaturgie: Maria Huber, Kornelius Paede | Musikalische Leitung: Michael Wendeberg Mit: Michael Taylor (Countertenor), Robert Sellier (Tenor), Michael Zehe (Bass), Chor der Oper Halle, Kinder- und Jugendchor der Oper Halle, Staatskapelle Halle Unsere Zeit erscheint als schier endlose Gegenwart – ein andauernder Kri- senzustand, in dem Zukunft eher als Bedrohung denn Versprechen wahrge- nommen wird. Gleichzeitig werden immer neue Forderungen an diese mögli- che Zukunft laut, die von der alltäglich empfundenen Ohnmacht jedes*r Ein- zelnen im Angesicht übermächtiger Problemlagen ausgehen. Das Neue Musiktheater „opera, opera, opera! revenants and revoluti- ons“ stellt sich dieser ambivalenten Situation: Weit in der Zukunft befindet sich ein Chor mit teilweiser Amnesie im Gespräch mit sich selbst und einem Cyborg darüber, woher sie kommen, wie alles wurde, und wohin sie gehen. Haben wir Eiszeit oder Krieg? Wo waren wir am letzten Tag? Im Flugzeug? Nein, am Bahnsteig – oder doch Teil eines wütenden Fischer-Chores mitten in einer Grand Opéra 1830, die vermeintlich eine Revolution und die Grün- dung Belgiens auslöste. Der von eingespeicherten Erinnerungen geplagte Cyborg sucht nach Antworten und auch der Chor ringt um seine Verfassung. Aus seinem trüben Gedächtnis erheben sich Fragmente, Heimsuchungen, individuelle wie kollektive Erinnerungen. Angesichts dieser Momente stellt sich immer wieder die Frage: Welches ge- sellschaftliche Potential hat eine gemeinsame Stimme noch? Wohin mit all diesen historischen Wendepunkten und utopischen Sehnsüchten angesichts der Trümmer und des menschlichen Scheiterns? Konzipiert und inszeniert wird die Oper in einem kollektiven Entwicklungs- prozess in Kooperation mit der Oper Halle. Dort wird die Produktion nach der Münchner Uraufführung am 5. Juni ihre Premiere feiern. Ole Hübner (Komposition) geboren 1993, studierte Ole Hübner Komposition in Hannover und Köln (2007 bis 2015) bei Johannes Schöllhorn u.a.; es folgte ein Masterstudium am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft (2015 bis 2018) u.a. bei Heiner Goebbels. 2016 nahm er am Kompositionsmeisterkurs Tzlil Meudcan bei Chaya Czernowin und José María Sánchez-Verdú in Tel Aviv teil. Seit 2018 ist er Lehrbeauftragter für Komposition am Institut für Musik- wissenschaft und Musikpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen. Ausgehend von Gießener Theaterkollektivmodellen und deren theoretischen Grundlagen entwickelt er in fester Zusammenarbeit mit Maria Huber und Jakob Boeckh Formen radikal diskursiver, demokratischer und hierarchielo- ser Stückentwicklung und Co-Autor*innenschaft für das Musiktheater. Die Konzepte des Trios finden oftmals ihren Ausgangspunkt in Boeckhs Raum- entwürfen und werden in regelmäßigen Kritikgesprächen unter Anleitung Hubers ausgearbeitet. Fernerhin werden die Bereiche Komposition, Drama- turgie, Libretto, Szenographie usw. gerne in ihren klassischen Abfolgen ver- ändert, unter den Teammitgliedern herumgereicht oder gänzlich aufgeweicht 12
bzw. kollektiviert; konzeptuelle Entscheidungen werden nach Konsensprin- zip getroffen. Darin äußert sich die Überzeugung, dass primär eine grundle- gende Redefinition und enge Verzahnung von Arbeitsmethoden zur Kreation neuer, feiner interdisziplinär-multisensueller Erfahrungen und letztlich zu ei- ner ganzheitlichen Erneuerung des Mediums Musiktheater führen kann. In weiteren Kollektivstrukturen entstanden seit 2015: „The Navidson Re- cords“ (Devaud, Dick, Hübner, Hverring, Lim, Quindici, Schiefer, Tesche, Wyler von Ballmoos u.a.; Münchener Biennale & Konzert Theater Bern 2016), „Orpheus Moments – seriamente un’opera buffa“ (Blum, Boeckh, Hübner, Tesche; Biennale di Venezia 2017), „вепрь и рыба“ (Hübner, Malinina, Tcvetkova-Plotnikova; Stanislawski- und Nemirowitsch-Dant- schenko-Musiktheater Moskau 2018), „Revolutions Per Minute“ (Heemann, Hübner, Mihály, Ripchinsky, Wehr; Gallus Theater Frankfurt am Main 2019) und „Ødipus REC.“ (Devaud, Huber, Hübner, Tesche, Wyler von Ballmoos; Tojo Theater Bern & Gare du Nord Basel 2020). Im konzertanten Bereich arbeitet Ole Hübner u.a. mit dem Klangforum Wien, dem Ensemble Modern, dem Decoder Ensemble, dem NAMES Ensemble und diversen Solist*innen zusammen. Insbesondere mit den Stimmkünstle- rinnen Frauke Aulbert und Julia Mihály sowie mit dem Countertenor Michael Taylor haben sich langfristige Kollaborationen entwickelt. Von zentralem In- teresse ist für ihn in allen Gattungen die Bereicherung und Neubewertung von Wissen und Techniken der Neuen Musik durch theatrale/theaterwissen- schaftliche Perspektiven und Strategien. In vielen seiner Werke werden theatrale und performative Aspekte, die der Musik und dem Musizieren selbst inhärent sind, kompositorisch fokussiert und herausgearbeitet. Die Entwicklung ungewöhnlicher Klangkombinationen ganz ohne Elektronik reizt ihn seit einigen Jahren besonders, weshalb die Einbeziehung einer Vielzahl von Instrumentenpräparationen, zusätzlichen Klangerzeugern und Alltagsge- genständen charakteristisch für seine neueren Ensemblekompositionen ist. Ole Hübner wurde mehrfach ausgezeichnet: mit dem 63. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2018, einem Aufenthaltsstipendium der Villa Aurora Los Angeles 2019, einem Bundesstipendium für die Cité Internatio- nale des Arts Paris 2019/2020 sowie beim Kompositionswettbewerb des impuls Festivals Graz 2019. Michael Wendeberg (Musikalische Leitung) Für den Dirigenten und Pianisten Michael Wendeberg ist der Umgang mit dem Konzertrepertoire von Bach bis Schönberg ebenso selbstverständlich wie die intensive Beschäftigung mit neuer und neuester Musik. Seit 2016 wirkt er als erster Kapellmeister an der Oper Halle, wo er in der Saison 2019/2020 unter anderem Strawinskis „Feuervogel“ sowie als Opernpremie- ren Mozarts „Don Giovanni“ und – in konzertanter Fassung – Tschai- kowskis „Eugen Onegin“ dirigiert. Gleichzeitig ist er als Gastdirigent bei re- nommierten Orchestern und Ensembles gefragt und leitete unter anderem die Staatskapelle Berlin, die Junge Deutsche Philharmonie, das Orchester der Slowenischen Philharmonie, das Klangforum Wien, das Remix Ensem- ble Porto, das Ensemble Intercontemporain, das Ensemble Musikfabrik und die Sinfonietta Basel. Beim Lucerne Festival, der Münchener Biennale, den Bregenzer Festspielen, der Biennale in Venedig, dem ECLAT Festival Stutt- gart, dem Ultraschall Festival Berlin, den Klangspuren Schwaz und bei Wien Modern war er mit verschiedenen Programmen zu Gast. Zuletzt debütierte er beim WDR Sinfonieorchester, beim Ensemble Modern, mit dem Mahler Chamber Orchestra beim Beethovenfest Bonn sowie mit dem Rundfunk-Sin- fonieorchester Berlin beim Festival Acht Brücken in Köln. Seit April 2018 ist 13
er, nach sieben Jahren als musikalischer Leiter, 1. Gastdirigent des Ensem- ble Contrechamps in Genf. Michael Wendeberg studierte Klavier bei Markus Stange, Bernd Glemser und Benedetto Lupo sowie Dirigieren in der Meisterklasse von Toshiyuki Kamioka in Saarbrücken. Schon während seiner Studienzeit arbeitete er als Assistent von Toshiyuki Kamioka an den Wuppertaler Bühnen. Es folgten Stationen am Nationaltheater Mannheim, am Luzerner Theater als 1. Kapell- meister sowie an der Staatsoper Berlin, wo er Daniel Barenboim und Gastdi- rigenten wie Pierre Boulez und Sir Simon Rattle assistierte. Überregionale Aufmerksamkeit erregte er früh mit „The man who mistook his wife for a hat“ von Michael Nyman 2006 in Wuppertal, mit der Uraufführung von „ArbeitNahrungWohnung“ von Enno Poppe in einer Inszenierung von Anna Viebrock bei der Münchener Biennale 2008 und mit Karl Amadeus Hartmanns „Des Simplicius Simplicissimus Jugend“ (Regie: Thomas Fiedler) 2010 in Zürich. 2016 leitete er die Uraufführung der Oper „Die Andere“ von Sidney Corbett in Magdeburg; zudem kehrte er 2017 für Vorstellungen der „Zauberflöte“ und für eine Neuproduktion von Aribert Reimanns „Ge- spenstersonate“ an die Staatsoper Berlin zurück. In Halle dirigierte er in der vergangenen Spielzeit unter anderem Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“, We- bers „Der Freischütz“ und Meyerbeers „L’Africaine“. Als Pianist war Michael Wendeberg Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe und trat mit namhaften Orchestern unter Dirigenten wie Jonathan Nott, Marek Janowski und Daniel Barenboim als Solist auf. Von 2000 bis 2005 gehörte er als Pianist dem Ensemble Intercontemporain an und arbeitete intensiv mit Pierre Boulez zusammen. Wie schon bei den Fest- tagen der Staatsoper 2015 führte er 2018 Boulez' komplettes Klavierwerk auf, dieses Mal im Berliner Pierre Boulez-Saal und nahm es für eine CD- Produktion auf. Zu Beginn der Saison 2019/2020 führt ihn eine Tournee mit dem Ensemble Modern zu den Klangspuren Schwaz und nach Shanghai. Daneben leitet er wieder Konzerte mit der Birmingham Contemporary Music Group und kehrt zum WDR Sinfonieorchester zurück. Mit dem SWR Symphonieorchester ist er beim ECLAT Festival Stuttgart zu Gast. Im August 2020 wird er im Rah- men des Sommerfestivals der Suntory Hall das Tokyo Symphony Orchestra mit einem neuen Bratschenkonzert von Isabell Mundry für den Solisten Nils Mönkemeyer leiten. Thomas Köck (Text) geboren 1986 in Steyr (Österreich), wurde Thomas Köck durch Musik sozia- lisiert und studierte Philosophie in Wien sowie Szenisches Schreiben und Film an der Universität der Künste Berlin. Er arbeitete beim theatercombinat wien, war mit einem Dokumentarfilmprojekt über Beirut zu Berlinale Talents eingeladen, war Hausautor am Nationaltheater Mannheim, bloggt mit Kolleg*innen auf nazisundgoldmund.net gegen rechts und entwickelt mit Andreas Spechtl unter dem Label ghostdance konzertante readymades. Für seine Theatertexte wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2018 mit dem Literaturpreis „Text & Sprache“ des Kulturkreises der deutschen Wirt- schaft sowie 2018 und 2019 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis, zuletzt auch mit dem Publikumspreis der Mülheimer Theatertage NRW. Michael v. zur Mühlen (Regie) geboren 1979, studierte Michael v. zur Mühlen Musikwissenschaften und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin und Musiktheaterregie an der HfM „Hanns Eisler“ Berlin. Er inszenierte seit 2004 genreübergreifend Schauspiel, Oper und zeitgenössisches Musiktheater u.a. am Forum Neues Musiktheater der Staatsoper Stuttgart, der Volksbühne Berlin, der Oper 14
Leipzig, dem Nationaltheater Weimar, dem Deutschen Theater Göttingen, dem Staatstheater Darmstadt, der Staatsoper Berlin und der Oper Halle. Eine wichtige Rolle spielt die Auseinandersetzung mit Bertolt Brecht, dessen Werke „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, „Leben des Galilei“, „Lehr- stück“ und „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ er inszenierte. Zur „Mahagonny“-Inszenierung schrieb „Theater der Zeit“: „Das ist Kapitalismus- kritik auf der Höhe ihres Gegenstandes.“ Er ist regelmäßiger Gast bei Podi- umsdiskussionen (u.a. Salzburger Festspiele, Akademie der Künste, Staats- oper Berlin, Brechthaus Berlin) und veröffentlicht Essays und Beiträge zu Musik und Theater in Zeitschriften wie „Die Deutsche Bühne“ und „Theater der Zeit“. Seit Beginn der Spielzeit 2016/2017 ist er Regisseur und Chefdra- maturg im Leitungsteam der Oper Halle, deren avanciertes Programm seit dem künstlerischen Neustart im Sommer 2016 deutschlandweit große Be- achtung gefunden hat und mehrfach mit Preisen und Auszeichnungen be- dacht wurde. So erhielt die Oper Halle bspw. in der Saisonbilanz 2017/2018 der Zeitschrift „Die Deutsche Bühne“ in der Kategorie „Überzeugendste Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren“ die meisten Nennungen und wurde 2019 mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet. Als eine wich- tige programmatische Säule initiiert er jede Saison eine Uraufführung für die große Bühne mit Komponist*innen wie Sarah Nemtsov und Johannes Kreidler sowie renommierten Autor*innen (Clemens Meyer, Dirk Laucke). Über seine zuletzt in Halle entstandene Inszenierung von Verdis „Aida“ schrieb DIE ZEIT: „Diese Aufführung markiert einen Präzedenzfall. Sie zeigt, was Oper im 21. Jahrhundert kann, wenn sie diskursiv auf der Höhe der Zeit ist und ästhetisch von bestrickender Durchlässigkeit.“ Neben seiner Tätigkeit als Regisseur und Theaterleiter lehrt Michael v. zur Mühlen im Bereich Re- gie, Dramaturgie und Theatertheorie. 2019 hat er die Bertolt-Brecht-Gastpro- fessur der Stadt Leipzig inne. Martin Miotk (Bühne, Kostüm) begann seine künstlerische Laufbahn als Theatermaler/Plastiker an der Hamburgischen Staatsoper unter Louwrens Langevoort. Anschließend stu- dierte er freie Malerei bei Dirk van der Meulen, sowie Bühnen- und Kostüm- bild bei Hartmut Meyer an der Universität der Künste Berlin. Martin Miotk ist seit 2010 als Bühnen/Kostümbildner und Regisseur tätig. Seine Arbeiten am Theater umfassen u.a. das Schauspiel Düsseldorf, das Residenztheater München, Schauspiel Nürnberg, die Oper Graz, die Deutsche Oper Berlin und das Maxim Gorki Theater Berlin. Mit dem Kostümbilder Andy Besuch verbindet ihn eine lange Zusammenarbeit. Viel besprochen ist die Ausstat- tung für die Spoliansky-Revue „Wie werde ich reich & glücklich“ am Deut- schen Nationaltheater Weimar und Tschechows „Platonow“ am Staatsthea- ter Augsburg sowie „Fidelio“ an der Oper Halle. Für Elfriede Jelineks „Ab- raumhalde“ entwickelte er die Bühne am Theater Bonn sowie für die Urauf- führung von Svenja Bungartens „Bonn ist eine Stadt am Meer“ am Theater Münster. Mit dem auf zeitgenössische Musik spezialisierten Theaterkollektiv „Opera Lab“ entstehen zahlreiche Projekte, u.a. „Love & Diversity“ von Manos Tsangaris sowie „Gunfighter Nation“ von Evan Gardener. 2018 insze- nierte Miotk das Musical „Sweeney Tood“ an der Oper Halle. Jakob Boeckh (Mitarbeit Bühne, Kostüme) geboren 1994, studiert Jakob Boeckh derzeit im Masterstudiengang Bil- dende Künste in der Bühnenraumklasse von Raimund Bauer an der Hoch- schule für bildende Künste Hamburg. Zuvor studierte er am Institut für Ange- wandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie an der Academy for Music and Theatre Arts der Falmouth University (UK), au- ßerdem Theaterwissenschaft und Philosophie an der Universität Leipzig. In 15
langjähriger Zusammenarbeit mit Maria Huber und Ole Hübner entwickelt und erprobt er neue kollaborative Methoden für die Entstehung von Musik- theater, die diskursiv, basisdemokratisch und prozessorientiert ausgerichtet sind. Darüber hinaus war er Stipendiat des 96amstück Festival Basel 2018 und des Auftakt Festival Köln 2019. Kornelius Paede (Konzeptionelle Mitarbeit & Dramaturgie) geboren 1988 in Augsburg, ist Dramaturg und Musiktheaterwissenschaftler. Er studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Würzburg. Seinen Schwerpunkt auf zeitgenössisches Musiktheater und elektronische Musik er- weiterte er im Master Musiktheaterdramaturgie an der Theaterakademie Au- gust Everding in München. Noch im Studium wurde Kornelius Paede von der Fachzeitschrift Opernwelt als aufstrebender Dramaturg portraitiert. Seit 2017 ist er Dramaturg an der Oper Halle. Im Frühjahr 2018 war er redaktionell ver- antwortlich für den bei Theater der Zeit erschienenen Band „Raumbühne HETEROTOPIA. Neue Perspektiven im Musiktheater“; 2019 veranstaltete er gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bay- reuth eine dreitätige Tagung über die gesellschaftliche Relevanz von Musik- theater. Vorträge führten ihn an die Universitäten in Würzburg, München und Augsburg und zuletzt zum Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht- Wissen der Kulturstiftung des Bundes. Maria Huber (Konzeptionelle Mitarbeit & Dramaturgie) geboren 1995, studiert und produziert Maria Huber seit 2015 am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen. Von 2013 bis 2014 war sie als Dramaturgieassistentin am Staatstheater in Kalsruhe. Ab dem Herbst 2019 studiert sie zusätzlich im Master für Comparative Dramaturgy an der Goethe Universität in Frankfurt. Von 2017 bis 2018 studierte sie an der DAMU in Prag im Master Programm für „devised and object theatre“. Von 2018 bis 2019 war sie Stipendiatin des Deutsch-Tschechischen Zukunfts- fond und Dozierende im Deutsch-Tschechischen Austausch-Projekt „Wie riecht morgen?“. Derzeit arbeitet sie vor allem als freischaffende Dramatur- gin für neues Musiktheater und zeitgenössische Performances, sowie als Theaterpädagogin und in künstlerisch-technischen Bereichen als Licht- und Audiodesignerin. Gemeinsam mit Jakob Boeckh und Ole Hübner arbeitet sie als junges Musiktheaterkollektiv, das sich dem Erforschen von Formen radi- kal diskursiver, demokratischer und hierarchieloser Stückentwicklung und Co-Autor*innenschaft für das neue Musiktheater verschrieben hat. Rundfunk-Mitschnitt BR-KLASSIK Sendetermin: BR-KLASSIK, 11. Juli 2020, 20.05 Uhr Kompositions- und Librettoauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale | Koproduktion der Münchener Biennale mit der Oper Halle 16
21.5.2020 (UA), 23.5., 24.5., 29.5. und 30.5.20 | Marstall und Marstallplatz M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER Eine Konzertinstallation von Schorsch Kamerun und Cathy van Eck nach Fritz Lang und Thea von Harbou Komposition: Cathy van Eck (*1979) | Regie, Text, Inszenierung: Schorsch Kamerun | Bühne: Katja Eichbaum | Dramaturgie: Laura Olivi | Kostüme: Gloria Brillowska Mit: Ensemblemitglieder des Residenztheaters und Gäste (u.a. Johannes Öllinger) „Die Mörder sind unter uns“ lautete der Arbeitstitel von Fritz Langs berühm- tem Film „M“ von 1931. Angeblich von den Nationalsozialisten zensiert, spie- gelt er die Ambivalenz, mit der Lang und Thea von Harbou die Jagd auf den Serienmörder Hans Beckert schildern. Die eigentliche Hauptrolle spielt die zutiefst verunsicherte Metropole, die Bevölkerung ist von den Kriegserlebnis- sen und der Weltwirtschaftskrise gezeichnet. Der gesuchte Mörder durch- schreitet das gesellschaftliche Panorama vom Straßenalltag bis zur Unter- welt und gibt dem alles beherrschenden Kampf ums Überleben einen Fokus, den Ängsten ein Gesicht. Virtuos mit Thriller, Sozialdrama und Satire spie- lend, nutzt Lang in seinem ersten Tonfilm das vermutlich beste Mittel der Emotionalisierung, die Musik, nicht – oder so gut wie nicht: Sie gehört allein dem pfeifenden Mörder und wird ihm schließlich zum Verhängnis. In der Adaption durch den Musiker und Theatermacher Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen) und die Komponistin Cathy van Eck wird dieses Verhältnis umgedreht und der Film zur Konzertinstallation, der Stoff zur Folie der Gegenwart. In Zusammenarbeit mit dem Residenztheater München, ent- steht im und um den Marstall eine Großstadt, die von Darsteller*innen und Publikum gemeinsam bevölkert wird und unser aktuelles Sicherheitsempfin- den auf den Prüfstand stellt. Wer gehört hier und heute geschützt, von wem kontrolliert und wodurch identifiziert? Gibt es überhaupt einen Schuldigen, der dingfest zu machen ist? Schorsch Kamerun: „Ist M (München) noch die Solidargemeinschaft Stadt, oder, wie mancherorts behauptet wird, auf dem besten Weg, zu M (Mörder) zu werden, also einer hoch gefährdeten, gespaltenen Bedrohungslage, die von Rettern mit starken Armen in Sicherheit gebracht werden muss?“ Cathy van Eck (Komposition) Die niederländisch-belgische Künstlerin (geboren 1979) ist Komponistin, Klangkünstlerin und Kunstforscherin. Sie komponiert vor allem Beziehungen zwischen Alltagsobjekten, menschlichen Performern und Klang. Ihre Perfor- mances und Installationen gestaltet sie mit Hilfe von live-elektronischen Ver- fahren und Klangobjekten, die sie häufig selbst entwirft. Sie verbindet musi- kalischen Ausdruck mit körperlichen Gesten, vor allem mit elektronischen Mitteln. Das Ergebnis könnte man als „performative Klangkunst“ bezeichnen, da es darstellende und bildende Kunst unter anderem mit elektronischer Musik verknüpft. Ihre Arbeit ist keinem einzelnen Genre zuzuordnen und bei so unterschiedlichen Veranstaltungen wie experimentellen oder elektroni- schen Musikkonzerten, Open Air Festivals, Soundart-Galerien, digitalen Kunstereignissen oder Performance Art Festivals vertreten. Cathy van Eck arbeitet bei der Entwicklung ihrer Stücke eng mit den Performern zusam- men, häufig im interdisziplinären Bereich und in regelmäßiger Kooperation mit Theaterregisseuren und Choreographen. Seit 2007 lehrt sie an der 17
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