BLACKOUT E-MOBILITÄT SETZT NETZBETREIBER UNTER DRUCK - Oliver ...

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BLACKOUT E-MOBILITÄT SETZT NETZBETREIBER UNTER DRUCK - Oliver ...
BLACKOUT
E-MOBILITÄT SETZT
NETZBETREIBER
UNTER DRUCK
BLACKOUT E-MOBILITÄT SETZT NETZBETREIBER UNTER DRUCK - Oliver ...
BLACKOUT E-MOBILITÄT SETZT NETZBETREIBER UNTER DRUCK - Oliver ...
AUTOREN

                                  Jörg Stäglich
                                  Partner, Oliver Wyman
                                  +49 (0) 89 939 49-606
                                  joerg.staeglich@oliverwyman.com

                                  Dr. Thomas Fritz
                                  Partner, Oliver Wyman
                                  +49 (0) 211 8987-663
                                  thomas.fritz@oliverwyman.com

                                  Dennis Manteuffel
                                  Engagement Manager, Oliver Wyman
                                  +49 (0) 171 5667 409
Prof. Dr. Gunther Friedl          dennis.manteuffel@oliverwyman.com
Professor, TU München
+49 (0) 89 289-25800
gunther.friedl@tum.de

Friedrich Walcher
Wissenschaftlicher Mitarbeiter,   Wir danken Noah Lauffer
TU München                        und Alexander Altmann
+49 (0) 89 289-25003              für die intensive Mitarbeit
friedrich.walcher@tum.de          an der Studie.

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NETZBETREIBER MÜSSEN
JETZT HANDELN, UM AUF DIE
HERAUSFORDERUNG E-MOBILITÄT
VORBEREITET ZU SEIN

2035 wird unter den derzeitigen regulato-                Die Vorteile der Flexibilisierung:
rischen Rahmenbedingungen mehr als
jedes dritte Auto auf den deutschen Straßen              · Wenn nur die Hälfte der Besitzer von
elektrisch angetrieben sein1. Daraus ent-                  E-Autos mit ihren Fahrzeugen am flexiblen
stehen massive Herausforderungen für die                   Laden teilnähmen, kann eine maximal in
Stromversorgung in Deutschland, denn                       das Niederspannungsnetz integrierbare
für diese Menge an E-Autos ist die Nieder-                 Elektromobilitätsquote von 50 Prozent
spannungsebene im deutschen Stromnetz                      realisiert werden.
nicht ausgelegt. Die Folge: Bereits ab einer
E-Auto-Quote von 30 Prozent kann es zu                   · Selbst bei einer Teilnahme-Bezuschussung
flächendeckenden Stromausfällen kommen.                    von 100 Euro je Haushalt in den ersten
Ohne präventive Maßnahmen ist damit ab                     Jahren würden die Kosten für die Flexibili-
2032 zu rechnen. Punktuell werden schon                    sierung deutlich unter den Investitions-
in den kommenden fünf bis zehn Jahren                      kosten für einen Netzausbau liegen.
Versorgungsengpässe entstehen, etwa in
suburbanen Gebieten mit einer höheren                    · Wenn sich das flexible Laden von E-Autos
Affinität zur Elektromobilität.                            durchsetzt, könnte ein Netzausbau voll-
                                                           ständig überflüssig werden.
Um Stromausfälle zu vermeiden, müssten
bei einer langfristig erwartbaren Elektrifizie-          Aus diesen Gründen ist eine intelligente
rung von 50 Prozent der Automobile bis zu                Steuerung der Ladevorgänge ein probates
elf Milliarden Euro in den Netzausbau inves-             Mittel, um den Netzausbaubedarf zu redu-
tiert werden. Aufgrund des langen zeitlichen             zieren. Allerdings müssen zunächst ent-
Vorlaufs beim Netzausbau besteht daher                   sprechende regulatorische Voraussetzungen
bereits jetzt akuter Handlungsbedarf, um                 geschaffen werden, damit die Netzbetreiber
die Stromnetze auf die kommenden Heraus-                 in der Lage sind, Ladevorgänge dezentral
forderungen vorzubereiten.                               steuern zu können.

Gleichwohl gibt es eine ökonomisch höchst                Als weitere Möglichkeit käme eine dezentrale
attraktive Alternative zum konventionellen               Stromerzeugung und -speicherung in
Netzausbau: Die intelligente Flexibilisierung            Betracht, die aber nach heutigem Stand
der Ladevorgänge.                                        der Dinge keine alleinige Alternative zum
                                                         konventionellen Netzausbau ist.

1
    Oliver Wyman-Analyse „E-Mobilität 2035“, Juli 2017                                                     5
ELEKTROMOBILITÄT:
HERAUSFORDERUNGEN
FÜR DAS STROMNETZ

Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes,         Das Szenario:
knapper werdender fossiler Brennstoffe
und neuer Mobilitätskonzepte gewinnt die       Da Elektroautos überwiegend zuhause ge-
Elektromobilität immer mehr an Bedeutung.      laden werden, sind die potenziellen Engpässe
Um sie flächendeckend zu ermöglichen,          im deutschen Stromnetz insbesondere die
müssen jedoch die unterschiedlichsten          im Niederspannungsnetz integrierten Orts-
Herausforderungen bewältigt werden. Diese      netze. Ein Ortsnetz versorgt in der Regel
reichen von einer größeren Reichweite der      rund 120 Haushalte. Wird ein Elektroauto
Fahrzeuge und dem Ausbau einer Lade-           an das Netz angeschlossen, beginnt der
infrastruktur über hohe Anschaffungs- und      Ladevorgang grundsätzlich sofort. Dadurch
Entwicklungskosten bis hin zur CO2-Bilanz      entsteht vor allem abends eine kritische
des Strommixes.                                Spitzenlast, wenn die Elektroauto-Besitzer
                                               zuhause ankommen und ihre Autos an die
Eine in diesem Kontext sehr entscheidende      Ladestationen anschließen. In Momenten
Herausforderung hat bislang vergleichs-        hoher Gleichzeitigkeit wird das Ortsnetz
weise wenig Beachtung gefunden: Welche         zum Engpass, da es derzeit auf diese zusätz-
Auswirkungen hat die zunehmende Elektro-       liche Belastung nicht ausgelegt ist.
mobilität auf die deutschen Stromnetze?        Die Gefahr: Es kommt zu einer erheblichen
Eine stabile Stromversorgung ist essenziell    Überschreitung der maximalen Ortsnetz-
für einen erfolgreichen Umstieg auf Elektro-   kapazität und dadurch zu einem Ausfall der
mobilität.                                     Stromversorgung.

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                                                                     0 bislte/kleine Ge
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VERSORGUNGS-
SICHERHEIT
GEFÄHRDET

Die Versorgungssicherheit wird in Ausfall-      Diese Leitfragen werden im Folgenden mit-
stunden, den sogenannten „Loss of Load          hilfe eines eigens entwickelten, probabilisti-
Hours“ (LOLH), gemessen. In Deutschland         schen Lastsimulationsmodells beantwortet.
lag der Wert 2016 laut VDE/FNN-Störungs-
statistik bei etwa 12 Minuten. Eine Ab-         In das Modell wurden unterschiedliche
weichung von diesem Wert nach oben              Inputparameter integriert. Dazu zählen so-
verschlechtert die Versorgungssicherheit.       wohl das Standardlastprofil der Haushalte
                                                als auch lokale Elemente wie Anzahl und
Um sich als Verteilnetzbetreiber auf einen      Kapazität der Photovoltaikanlagen sowie
zukünftigen Anstieg der Elektromobilitäts-      deren Lade- und Endladeleistung. Zusätz-
quote in Deutschland vorzubereiten, sollten     lich wurden unterschiedliche Parameter für
Entscheider sich vor allem mit drei wesent-     Elektrofahrzeuge mit in das Modell auf-
lichen Fragen auseinandersetzen:                genommen. Dazu zählen die Autokategorie,
                                                die Verteilung der Ladevariante, die Fahr-
· Wie viele Elektrofahrzeuge sind in ein 		     leistung, der Durchschnittsverbrauch,
  existierendes Ortsnetz integrierbar?          die Ankunfts- und Abfahrtszeit sowie die
                                                Einsatzquote.
· Ab wann treten mit den bestehenden
  Kapazitäten Versorgungsengpässe auf?

· Welche Möglichkeiten gibt es,
  ein Ortsnetz auf die Herausforderung der
  E-Mobilität vorzubereiten?

8
MODELL:
SIMULATION EINES
ORTSNETZKNOTENS

                                                                                 kritischer Zeitraum
                                                                                  für Ladevorgänge

kritische Last

Stromlast E-Autos und
Haushalte (kW)

                                                                                                       Zeitverlauf (in Stunden)

Das Modell bildet einen Ortsnetzknoten         pro Jahr in Abhängigkeit von verschiedenen
durch einen modularen Aufbau ab. Darin         Elektromobilitätsquoten auftreten. Auf Basis
wird die Last der Haushalte und der Elektro-   dieser Daten werden die Loss of Load Hours
fahrzeuge simuliert. Zusätzlich kann das       (LOLH) berechnet.
Modell mit der Integration von dezentralen
Stromerzeugern sowie -speichern und mit        Um möglichst realitätsnahe Daten zu be-
der Flexibilisierung von Ladevorgängen für     kommen, werden die im Modell enthaltenen
Elektrofahrzeuge ergänzt werden.               Elemente durch eine Monte-Carlo-Simulation
                                               variiert. Die Vielzahl an Parametern ermög-
Mit dem Modell wird analysiert, wie viele      licht dabei die Modellierung und Simulation
Überschreitungen der Ortsnetzkapazität         individueller Szenarien.
2035 BEREITS
37 % E-AUTOS
                                                                                                     86

IN DEUTSCHLAND
                                                                                       63

                                                                                                     53         Szenariobandbreite

                                                                         44

                                                                                       37

                                                       30

                                                                         26

                                                                                                     21
                                                       18
                                                                                       15
                                      12
                                                                         10
                                         7                 7
                      4                                                                                            E-Auto-Quote in %:
                      3                  3
                      1                                                                                               optimisischer Ausblick

                                                                                                                      Oliver Wyman-Ausblick

                   2017           2020              2025             2030          2035          2040                 konservativer Ausblick

Elektrofahrzeuge werden in Deutschland                         Unterschiede. Oliver Wyman hält eine Elektro-
immer beliebter - vor allem, weil sie das                      mobilitätsquote von 37 Prozent im Jahr 2035
wachsende Bedürfnis der Bürger nach                            für realistisch2. Zugleich wurden sowohl eine
sauberer und klimaverträglicher Mobilität                      konservativere Prognose (15 Prozent Elektro-
erfüllen. Zusätzlich werden Autohersteller                     mobilitätsquote) als auch eine optimistischere
ihre CO2-Ziele nur mit einem relevanten                        Einschätzung (63 Prozent) in den Szenarien
Anteil lokal emissionsfreier Fahrzeuge er-                     berücksichtigt.
reichen können.
                                                               Basierend auf diesen Prognosen wurde in der
Hinsichtlich der Prognosen zur weiteren                        Modellsimulation untersucht, ab wann im
Entwicklung der Elektromobilitätsquote                         Ortsnetz Überlastungen auftreten und damit
finden sich in aktuellen Studien allerdings                    Stromausfälle sehr wahrscheinlich werden.
große, mehr als 60 Prozent umfassende,

2
    Oliver Wyman-Analyse „E-Mobilität 2035“, 2017
FLÄCHENDECKENDE
STROMAUSFÄLLE
AB 2032                                                                                                                   643

                                                                                                                    574
                                                                                                              542

                                                                                                        466

                                                                                                  387

Die Versorgungssicherheit wird in Ausfallstunden,                                           236
den sogenannten Loss of Load Hours (LOLH) gemessen.
Der Durchschnittswert in Deutschland liegt im Jahr
bei ca. 12 Minuten. Eine Abweichung von diesem Wert
verschlechtert die Versorgungssicherheit.                                             141

                                                                                 81

                                                                           44
                                                                      22
                                                                 11
                            Loss of Load Hours

                            E-Auto-Quote in %         2 bis 28   30   35   40    45    50   55     60   65    70    75    80

Unter den Voraussetzungen der aktuell                 mobilitätsquote von 30 Prozent in einigen
bestehenden Netzstrukturen und der regu-              Gebieten Deutschlands bereits deutlich
latorischen Gegebenheiten wird mit einer              früher erreicht. Diese lokalen „E-Mobilitäts-
95-prozentigen Wahrscheinlichkeit das                 Hotspots“ erfordern von den Netzbetreibern
Niederspannungsnetz ab einer Elektro-                 schon heute vorausschauendes Handeln,
mobilitätsquote von 30 Prozent flächen-               um deutlich vor dem Jahr 2032 auf spürbar
deckend überlastet sein. Je nachdem, welche           höhere Elektromobilitätsquoten vorbereitet
Prognose man zugrunde legt, wird diese                zu sein, denn: Bei einer Ortsnetzgröße von
Quote in einem Zeitfenster zwischen 2025              120 Haushalten reichen bereits 36 Elektro-
und 2040 erreicht werden. Auf Basis der               autos aus, um das Netz lokal zu überlasten.
Oliver Wyman-Studie „E-Mobilität 2035“ kann           Vor allem suburbane Bereiche mit einer
davon ausgegangen werden, dass dies ab                höheren Affinität zu Elektromobilität sollten
2032 der Fall sein wird, sofern die regulato-         dabei im Fokus der Netzbetreiber sein.
rischen Rahmenbedingungen gleich bleiben.
                                                      Die Konsequenz aus alledem: Schon jetzt
Aufgrund lokaler Gegebenheiten, beispiels-            besteht für die Akteure akuter Handlungs-
weise durch Unterschiede in Einkommens-               bedarf, da beim Netzausbau mit erheblichen
oder Wohnstrukturen, wird eine Elektro-               Vorlaufzeiten zu rechnen ist.

                                                                                                                           11
HOHE KOSTEN
FÜR AUSBAU
DER ORTSNETZE

                                                                                                                            26

                                                                                                                       24

                                                                                                                  21

                                                                                                             18

                                                                                                   15

Mit steigender Elektromobilität schnellen auch die Kosten
für den Netzausbau in die Höhe. Bei einer 50-prozentigen                                    11
Elektrifizierung sind Investitionen von 11 Milliarden, bei
einer 100-prozentigen Elektrifizierung von 26 Milliarden
Euro erforderlich.
                                                                                    6

                                                                            1

  €                            Kosten in Milliarden Euro

                               E-Auto-Quote in %             10     20      30      40     50      60      70     80   90   100

Um eine Überlastung ihrer Netze auch in                      zeitnah starten und bis 2032 realisieren. Tun
Zukunft zu vermeiden, müssen sich die                        sie es nicht, drohen bereits in naher Zukunft
Verteilnetzbetreiber auf den Ausbau der                      flächendeckende Stromausfälle.
E-Mobilität vorbereiten. Dabei gilt:
Ab einem Grenzwert von 30 Prozent Elektro-                   Die relativ hohen Kosten für den Netzausbau
mobilitätsquote ist ein Netzausbau not-                      führen zu der Frage nach wirtschaftlich sinn-
wendig. Sollte die Quote 50 Prozent betragen,                volleren Alternativen: Eine Möglichkeit könnte
entstehen zusätzliche Investitionskosten in                  die Nutzung bereits vorhandener lokaler
Höhe von rund elf Milliarden Euro. Vor dem                   Elemente wie Photovoltaikanlagen und de-
Hintergrund des dargestellten Szenarios                      zentraler Speicher sein. Eine andere ist die
müssten die Netzbetreiber den Ausbau                         intelligente Flexibilisierung des Ladevorgangs.

12
DEZENTRALE
STROMERZEUGUNG
UND -SPEICHERUNG
KEINE ALLEINIGE
LÖSUNG                                                                                                                          643
                                                                                                                                513

                                                                                                                          574
                                                                                                                          450
                                                                                                                    542
                                                                                                                    404

                                                                                                              466
                                                                                                              323

                                                                                                        387
                                                                                                        261
Lokale Speicher und Photovoltaikanlagen können als
Puffer eingesetzt werden, um den Ortsnetztrafo zu ent-
lasten und Überlastungen zu Spitzenzeiten zu reduzieren.
Gleichzeitig hängt deren Leistung von Witterung und
Jahreszeit ab – eine alleinige Alternative zum Netzausbau                                         236
stellen sie damit nicht dar.                                                                      203

                                                                                            141
                                                                                            123

                                                                                       81
                              Loss of Load Hours,                                      70
                              ohne Photovoltaik und lokale Speicher              44
                                                                            22   36
                                                                       11
                              Loss of Load Hours,                           22
                                                                       11
                              mit Photovoltaik und lokalen Speichern

                              E-Auto-Quote in %             2 bis 28   30   35   40    45   50    55    60    65    70    75    80

Die Energiewende, staatliche Einspeise-                     Der Nachteil: Aufgrund der witterungs- und
vergütung und der zunehmende Wunsch                         jahreszeitlich bedingten Volatilität wirkt
vieler Haushalte nach einer unabhängigen                    dieser Puffer vor allem in den Sommer-,
Energieversorgung haben Photovoltaik-                       jedoch kaum in den Wintermonaten. Daher
anlagen und zuletzt auch lokalen Speichern                  kann die dezentrale Stromerzeugung und
zu erheblicher Verbreitung in Deutschland                   -speicherung keine alleinige Alternative zum
verholfen. Technisch kann die Kombination                   konventionellen Netzausbau sein.
von lokalen Speichern mit Photovoltaik-
anlagen als Puffer genutzt werden, um
Überlastungen der Netze an kritischen Zeit-
punkten zu vermeiden.
FLEXIBILISIERUNG
DES LADEVORGANGS
ZUR GLÄTTUNG
DER LAST

                                                                                                            93

                                                                                                       86

                                                                                                  78

                                                                                             72

                                                                                        58

                                                                                   52

Die kritische Masse bei der Teilnehmerzahl ist ent-
scheidend für die Wirksamkeit des flexiblen Ladens.
Bereits ab einer Teilnehmerquote von 30 Prozent                               40
am flexiblen Laden sind signifikante Effekte zu ver-
zeichnen, ab 93 Prozent wird ein Netzausbau
komplett überflüssig und ermöglicht damit erhebliche                     30
Kosteneinsparungen.

                             Mindestteilnehmer zur Vermeidung        3
                             eines Netzausbaus in %

                             E-Auto-Quote in %          10      20   30 35 40      50   60   70   80   90   100

14
Als eine gangbare und wirtschaftlich sinn-
volle Alternative zum Netzausbau erweist
sich die intelligente Flexibilisierung des Lade-
vorgangs bei Elektrofahrzeugen. In der Regel
ist der Ladevorgang im Vergleich zur Stand-
zeit über Nacht so kurz, dass das E-Auto die
meiste Zeit nachts am Netz angeschlossen
ist, ohne aktiv geladen zu werden. Die meis-
ten Ladevorgänge verfügen deshalb über
eine zeitliche Flexibilität. Sie müssen nicht
unbedingt in dem Moment starten, in dem
das Auto an die Steckdose angeschlossen
wird. Vielmehr kann der Ladevorgang auch
später in der Nacht – also außerhalb der
Spitzenlast-Zeiten – beginnen, ohne dass
ein Elektroauto-Nutzer am nächsten Tag auf
sein vollgeladenes Fahrzeug verzichten muss.

Durch eine Flexibilisierung von Ladezeitpunkt
und -leistung kann ein Ortsnetzbetreiber
die Ladelast eines Elektroautos verschieben,
sodass die kumulierte Spitzenlast reduziert
und die Lastkurve insgesamt geglättet wird.

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Um die Vorteile des flexiblen Ladens ein-        Überzeugt ein Netzbetreiber eine hin-
schätzen zu können, hat Oliver Wyman             reichend große Anzahl an Teilnehmern von
Szenarien mit unterschiedlich vielen flexiblen   der Flexibilisierung der Ladevorgänge, ist das
Ladeteilnehmern pro Ortsnetzknoten               flexible Laden eine Alternative zum konven-
analysiert.                                      tionellen Netzausbau – zumal die technische
                                                 Umsetzung dieses Konzepts weitestgehend
Die Ergebnisse:                                  durch Softwarelösungen realisierbar ist.

Bereits wenn 30 Prozent der E-Auto-Besitzer      Um die Bereitschaft der Besitzer von E-Autos
am flexiblen Laden teilnehmen, kann die          zur Teilnahme am flexiblen Laden zu erhöhen,
kritische Spitzenlast am Ortsnetzknoten          dürfte ein Anreiz notwendig werden. Eine
signifikant reduziert werden. Sind es die        Beispielrechnung: Bei einer Bezuschussung
Hälfte, wird der Grenzwert der integrierbaren    von 100 Euro pro Teilnehmer und Jahr würden
Elektromobilitätsquote ohne Netzausbau           bei einer E-Auto-Quote von 50 Prozent Kosten
von 30 Prozent auf 50 Prozent gesteigert.        in Höhe von etwa 4,6 Milliarden Euro bis
Das heißt: In diesem Fall kann jedes zweite      zum Jahr 2039 (kumuliert) entstehen. Im Ver-
Auto ein E-Auto sein, ohne dass es zu den        gleich mit den Kosten eines Netzausbaus
gewöhnlichen Ladezeiten zu Engpässen im          (11 Milliarden Euro) bedeutet dies ein Einspar-
Verteilnetz kommt. Gelingt es den Netzbe-        potenzial von rund 6,4 Milliarden Euro.
treibern, mindestens 92,5 Prozent der Besitzer
von E-Fahrzeugen für das flexible Laden
zu gewinnen, wird ein Ausbau des Netzes
überflüssig, selbst wenn die E-Auto-Quote
100 Prozent beträgt.

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FLEXIBILISIERUNG
DES LADEVORGANGS
ALS AUSWEG AUS DEM
E-MOBILITÄTS-BLACKOUT

Vor dem Hintergrund deutlich zunehmender         hat das Potenzial, das Ausmaß des Netzaus-
Elektromobilität müssen Netzbetreiber jetzt      baus dramatisch zu reduzieren und immense
handeln, um ihre Ortsnetze auf erhöhte           Kosteneinsparungen zu ermöglichen. Für
Gleichzeitigkeit vorzubereiten. Tun sie es       die Netzbetreiber besteht die größte Heraus-
nicht, kommt es bereits ab 2032 zu flächen-      forderung darin, eine ausreichend große
deckenden Versorgungsengpässen. Punk-            Anzahl von E-Auto-Besitzern durch Bezu-
tuell – etwa in suburbanen Bereichen mit         schussung zur Teilnahme zu bewegen.
einer höheren Affinität zur Elektromobilität
und einer entsprechender Häufung von             Voraussetzung für die Realisierung dieser
E-Autos in einem Ortsnetzknoten – werden         Alternative sind entsprechende regulatorische
diese Engpässe bereits in fünf bis zehn          Rahmenbedingungen: Der Regulator muss
Jahren auftreten.                                die Netzbetreiber in die Lage versetzen, Lade-
                                                 vorgänge dezentral steuern zu können.
Um dem E-Mobilitäts-Blackout zu vermeiden,
gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Die      Zudem sollte das System so gestaltet werden,
intelligente Flexibilisierung der Ladevorgänge   dass die Verteilnetzbetreiber selbst einen
stellt dabei eine ökonomisch höchst attraktive   Anreiz haben, flexibles Laden anstelle eines
Alternative zum Netzausbau dar, denn sie         weiteren Netzausbaus umzusetzen.

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ÜBER OLIVER WYMAN

Oliver Wyman ist eine international führende Managementberatung mit weltweit 4.500
Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 30 Ländern. Das Unternehmen verbindet ausgeprägte
Branchenspezialisierung mit hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozess-
design, Risikomanagement und Organisationsberatung. Gemeinsam mit Kunden entwirft
und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien. Wir unterstützen Unter-
nehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse, IT, Risikostrukturen und Organisationen
zu verbessern, Abläufe zu beschleunigen und Marktchancen optimal zu nutzen.
Oliver Wyman ist eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies
(NYSE: MMC). Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de
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ÜBER DIE TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 550 Professorinnen und
Professoren, 41.000 Studierenden sowie 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine
der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind
die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin,
verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unter-
nehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft.
Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie
mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai,
Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und
Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012
wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie
regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.

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