BOOM BOOM BERLIN. CITY REPORT REGION BERLIN - MEINUNG. FAKTEN. TRENDS. AENGEVELT RESEARCH
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MEINUNG. FAKTEN. TRENDS. AENGEVELT RESEARCH CITY REPORT REGION BERLIN. BOOM BOOM BERLIN. 2020/2021, Nr. 30. PERSÖNLICH • PROFESSIONELL • PARTNERSCHAFTLICH
AENGEVELT RESEARCH „DIE HEUTIGEN SPITZENERGEBNISSE AM BERLINER IMMOBILIENMARKT SIND DAS RESULTAT EINER DREISSIGJÄHRIGEN KONTINUIERLICHEN ENTWICKLUNG ZUR IMMOBILIEN-HAUPTSTADT.“ Dr. Wulff Aengevelt 2
INHALT. MEINUNG. Sören Benn. Bezirksbürgermeister Pankow. 4 FAKTEN UND TRENDS. Berlin auf einen Blick. 6 Trends.7 Rahmenbedingungen der Marktentwicklung. 8 Grundstrukturen des Marktes. 16 Investmentmarkt.24 Der Markt für Büroflächen. 34 Der Markt für Einzelhandelsflächen. 46 Der Markt für Industrie- und Gewerbeflächen. 56 Der Markt für Wohnimmobilien. 66 Aengevelt auf einen Blick. 78 3
Berlin feiert in diesem Jahr einen „runden“ Geburtstag. Am 1. Oktober 1920 wurde unsere Stadt durch das Groß-Berlin- Gesetz und die Eingemeindung von 93 umliegenden Städten, Landgemeinden und Gutsbezirken in das „alte“ Berlin zur Weltmetropole, nach London und New York die damals drittgrößte Stadt der Welt. Das so entstandene Berlin existiert im Grunde noch jetzt. Durch diverse Umbrüche und Reformen entstand der heutige Bezirk Pankow, mit 410.000 Einwohnern quasi eine Metropole in der Hauptstadt und nach Leipzig und Dresden die größte „Stadt“ im Osten Deutschlands. Auf einer Fläche von 10.000 Hektar reicht Pankow mit seinen 13 Ortsteilen von der Torstraße nahe dem Alexanderplatz bis zur nordöstlichen Landesgrenze zum Barnim und kann getrost als ein Bezirk der Superlative bezeichnet werden. In Prenzlauer Berg existiert die größte gründerzeitliche Bebauung der Stadt und im europäischen Vergleich gibt es hier die größte Synagoge und in Weißensee den größten jüdischen Friedhof mit 115.000 Grabstätten. Der Prater Biergarten und der Pankower Wochenmarkt sind die ältesten derartigen Institutionen in Berlin und mit der Max-Schmeling-Halle, dem Europasportpark inkl. Velodrom verfügen wir über Arenen von internationalem Ruf. Der Jahn-Sportpark wird zu einem zentralen Berliner Inklusionssportpark umgebaut. Zugleich ist Pankow ein sehr grüner Bezirk, mit Mauerpark, Bürgerpark, Schlosspark, dem Park am Weißen See, 90 Kleingartenanlagen und dem einzigen innerstädtischen Natur- schutzgebiet Am Faulen See, das älteste der Hauptstadt. Der Bezirk hütet mit seinen unzähligen denkmalgeschützten Gebäuden und Ensembles einen großen historischen Schatz und ist gleichzeitig als Biotech- und Gesundheitsstandort Hochburg der Startup-Szene und einziger hauptstädtischer Windkraftstandort hoch innovativ. Als Verwaltung müssen wir künftig noch mehr unserer Vermittlerrolle gerecht werden, denn die rasante Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Identifiziert ist ein Potential von mehr als 40.000 Wohnungen, darunter die Gebiete Blankenburger Süden, Pankower Tor, Buch, Karow und Michelangelostraße. Prognosen zufolge könnte die Einwohnerzahl in zehn Jahren bei 460.000 liegen, ein veritabler Kraftakt für die Verwaltung, die für die Entwicklung der sozialen und verkehrlichen Infrastruktur verantwortlich ist. Seit Jahren herrscht in Europa ein niedriges Zinsniveau, mit Grund, warum große Konzerne, Investoren, Fonds und Private ihr Geld exzessiv in „Betongold“ anlegen. Ich betrachte diese Entwicklung durchaus auch kritisch, erkenne aber an, dass es für seriöse Immobiliengeschäfte fundierter Analysen aktueller Entwicklungen und Leitfäden mit Handlungs- empfehlungen bedarf. Eine solche Entscheidungshilfe auf dem Berliner Immobilienmarkt bietet der Aengevelt City Report bereits in langer Tradition. Ich lade Sie herzlich nach Pankow ein, ganz gleich, welcher Natur Ihr Engagement auch ist. Unser Bezirk ist der Wachstumskern der Hauptstadt und wird durch die Schließung des Tegeler Airports noch einmal kräftig an Beliebtheit und Dynamik zulegen. Mit den besten Grüßen Ihr Pankower Bezirksbürgermeister Sören Benn 5
AENGEVELT RESEARCH BERLIN AUF EINEN BLICK. 3.660.000 2.140.000 1.970.000 EINWOHNER PRIVATHAUSHALTE WOHNUNGEN 986.000 m² 29 Mrd. € 13 Mrd. € BÜROFLÄCHENUMSATZ GRUNDSTÜCKSMARKT GEWERBLICHE INVESTMENTS 280.000 m² 2,8 % / 2,9 % 8 Mrd. € BÜROLEERSTAND SPITZENRENDITEN P. A. WOHNINVESTMENTS BÜRO UND WOHNEN 38,00 €/m² 340,00 €/m² 13,90 €/m² BÜROSPITZENMIETE EINZELHANDELSSPITZENMIETE DURCHSCHNITTLICHE NEUBAUWOHNUNGSMIETE 6
TRENDS. Wir wagen eine Prognose in unsicheren Zeiten. In der Phase dynamischer Immobilienmärkte führt die COVID-19 Krise zu maßgeblichen Änderungen der noch bis März vorherrschenden Trends: ■■ Büroflächenumsätze sind rückläufig: Aufgrund ■■ Die Bewertung von Anlageimmobilien wird aktueller Einschränkungen des öffentlichen Lebens schwieriger. Die Immobilienbewertung wird beein- und der zukünftigen konjunkturellen Unsicherheit flusst von veränderten Rahmenbedingungen und stellen Unternehmen Expansionspläne ein. Flächen- schwer prognostizierbaren Entwicklungen. Mögliche verkleinerungen und Unternehmensinsolvenzen Folgen sind längere Platzierungszeiten, detailliertere tragen zu einer Verringerung der Flächenumsätze Risikoprüfungen und etwaige Preisabschläge vor bei. Erfolgreich in der Krise erprobte Home-Office- allem seitens risikoaverser Investoren. Lösungen und digitale Meetings verstärken den Trend sinkender Umsätze nachhaltig. ■■ Im Wohninvestmentsegment verunsichern veränderte Rahmenbedingungen wie das Ende ■■ Die Umsätze des stationären Einzelhandels März 2020 verabschiedete Kündigungsmoratorium brechen ein – kurz- bis mittelfristige Folgen sind: In- über den Mietendeckel hinaus. Gleichwohl bleibt die solvenzen, Mietausfälle, Leerstände, sinkende Mieten Nachfrage nach Mietwohnungen insbesondere in den - insbesondere jenseits der Top-Lagen. Aufgrund der meisten deutschen Großstädten hoch und damit die gestiegenen finanziellen Unsicherheit stellen private Nachfrage nach Wohninvestments. Die Assetklasse Haushalte Investitionen zurück. Die vorherrschende wird sich verhältnismäßig robust entwickeln. finanzielle Unsicherheit beeinflusst auch den Online- Handel jenseits der Produkte des täglichen Bedarfs. ■■ Die Finanzierungsbedingungen verändern sich: Banken prüfen kritischer und verlangen höhere ■■ Logistik ist der Gewinner der Krise – kurzfristig gilt Eigenkapital-Quoten. Upside-Szenarien werden dies alle Male. Auch langfristig ist von einer weiteren zukünftig geringer bewertet und weniger berücksich- Verlagerung zugunsten des Online-Handels auszuge- tigt. Die Finanzierbarkeit von Forward-Deals wird hen. Eine Limitierung ergibt sich allerdings aus dem tendenziell sinken. Aber es werden zukünftig auch knappen Flächenangebot. wieder mehr Produkte auf den Markt kommen. ■■ Neubewertung der Risikoklassen wird relevant. ■■ Auch im Privatimmobilienbereich agieren Banken Es sinken die Transaktionsumsätze, und Preisab- vorsichtiger. Eigennutzer erhalten bei kritischer schläge im Investmentbereich sind aufgrund von Miet- Beurteilung keinen Kredit oder werden mit höheren ausfall, Umsatzrückgängen bei vielen Nutzern und Eigenkapitalforderungen konfrontiert. Die Folge sind Unsicherheit hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen rückläufige Kauffälle und Geldumsätze sowie eine denkbar. Für 2020 ist hier zumindest temporär von Dämpfung der in der Regel bislang positiven Kaufprei- einer deutlich verhalteneren Nachfrage auszugehen. seentwicklung von Privatimmobilien. Dies betrifft neben dem Hotel-Segment insbesondere die Assetklasse Einzelhandel. Außerdem wird bei Büroobjekten eine verschärfte Risikobewertung auf Mieterebene in den Vordergrund rücken. 7
AENGEVELT RESEARCH Berlin ist eine Metropole, die sich Jahr für Jahr großen Herausforderungen stellt. Insbesondere das anhaltende Bevölkerungswachstum zwingt den Senat zu neuen Handlungsstrategien. In keiner anderen deutschen Stadt wird so viel geplant, geschaffen und weiterentwickelt. Nirgends wächst die Zahl der Bewohner und Arbeitskräfte seit Jahren so rasant wie in der deutschen Bundeshauptstadt. Als Hauptstadt und Aushängeschild des größten und wirtschafts- stärksten Landes der Europäischen Union steht Berlin stets unter besonderer Beobachtung, sowohl in politischer, wirtschaftlicher, sozialer und auch kulturel- ler Hinsicht. Der markante Bevölkerungsanstieg und die konstant hohen Besucherzahlen zeugen von der hohen Attraktivität, die Berlin trotz steigenden Preis- niveaus für Wohnraum und Lebenshaltungskosten Berlin: Key facts Veränd. 2018 2019 Demographie & Wirtschaft 2015 zu 2019 Einwohner (in Tsd.) 3.645 3.660 3,9% Berlin zeigt sich architektonisch vielfältig mit einem Mix aus Neu und Wohnhaushalte (in Tsd.) 2.025 2.034 4,0% Alt. Das Waldorf Astoria in der City West präsentiert sich hier modern im Einwohner pro Haushalt 1,80 1,80 - Hintergrund. Im Wechselspiel mit dem sanierten Altbau im Vordergrund zeigt das Stadtbild seinen vielseitigen Charakter. Kaufkraft-Index 92,1 91,7 -0,5% (allgemein) Kaufkraft-Index (EZH) 95,7 95,5 -0,3% Zentralitäts-Index (EZH) 109,8 109,2 -0,6% auf die Menschen ausübt. Günstige Wohnungen und moderne Büros sind inzwischen sehr knapp, zudem SVP-Beschäftigte / Einw. steigt das Preisniveau weiterhin schneller als in 1.476 1.528 1,7% (in Tsd.) anderen deutschen Großstädten. Davon profitieren Arbeitslosenquote insgesamt (Halbjahreszahl) 7,6% 7,7% -3,0% vor allem Investoren, da die Kaufpreise direkt vom Preisniveau am Vermietungsmarkt abhängen. Die BIP 147,1 150,0 19,8% weitere Entwicklung ist aufgrund gesetzter und (EUR Mrd., in jew. Preisen) angekündigter staatlicher Eingriffe in die Tarifauto- BIP / Einw. (EUR, preisbereinigt) 40.356 40.984 14,5% nomie der Miet- und Kaufvertragspartner noch nicht eindeutig abschätzbar. Dabei ist das Zinsniveau ungeachtet von Wendeindikationen aus den USA in Key facts Demographie & Wirtschaft Bevölkerungsdaten (per 31.12. ei- Europa noch immer historisch niedrig. Bedingt durch nes Jahres), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen vom Amt für Sta- die aktuelle Corona-Krise müssen diese Prognosen tistik Berlin-Brandenburg; Arbeitsmarktdaten von der Statistikstelle der Bundesagentur für Arbeit: Daten per 30.06. eines Jahres; Kaufkraft und jedoch revidiert werden. So ist von einem deutlichen Zentralität: jährliche Prognosen des IFH Köln Einbruch der Konjunkturkurve auszugehen. 10
Das Wirtschaftswachstum hält an. gesamte Bundesgebiet bei 1,0% BIP-Wachstum liegt. Allerdings könnte sich laut IBB mit der Einführung des Laut Bevölkerungsprognose des Landes Berlin Mietendeckels in der Hauptstadt das Investitionsvo- 2015-2030 rechnet man bis zum Jahr 2030 mit einem lumen in der Bauwirtschaft und im Handwerk deutlich Bevölkerungswachstum auf bis zu 4 Mio. Einwohner reduzieren. Inwieweit und für welchen Zeitraum der (2019: 3,66 Mio.). Wie realistisch diese Prognose ist, Mietendeckel überhaupt nennenswert entlastend auf wird in der Praxis davon abhängen, wie die Stadt mit die Mieter wirken könnte, muss regelmäßig sinnvoll dem wachsenden Wohnflächenbedarf umgehen wird. geprüft werden. Wirtschaftlich anhaltend gut steht Die hohe Nachfrage beflügelt bundesweit die Bauwirt- der Berliner Einzelhandel da. Laut dem Institut für schaft, volle Auftragsbücher sorgen besonders in der Handelsforschung Köln (IFH) stiegen die Umsätze Hauptstadt für steigendes Baupreisniveau. im Berichtsjahr 2019 markant um 8,8% im Vergleich zum Vorjahr. Für 2020 sind vor dem Hintergrund der Für 2020 prognostiziert die Investitionsbank Berlin Corona-Krise keine fundierten Prognosen möglich. (IBB) in ihrem Konjunkturbericht analog der Vorjahre Grundsätzlich ist aber aufgrund sinkender Touris- ein im Vergleich zum Bundesmittel überdurchschnittli- tenzahlen, temporärer Geschäftsschließungen etc. ches reales Wachstum des BIP (Bruttoinlandsprodukt) von z.T. deutlich sinkenden Umsätzen im stationären von 2,2%, wohingegen die Prognose des IBB für das Einzelhandel auszugehen. Die private Kaufkraft (Kaufkraftniveau pro Einwohner) liegt laut IFH Köln bei 91,7% des Bundesdurch- Wirtschaftswachstum Berlin vs. Deutschland*. schnitts, die einzelhandelsrelevante Kaufkraft liegt ungeachtet des stetig steigenden Mietniveaus nahezu stabil bei etwa 95,5%. Berlin weist eine 2019** große Anzahl von Einwohnern mit sehr hohen Ein- kommen auf, gleichzeitig arbeitet aber ein Drittel der Erwerbstätigen für geringe Löhne, ein Sechstel 2018 der Stammbevölkerung sowie der überwiegende Teil der Nicht-EU-Migranten bezieht ganz oder partiell 2017 Sozialleistungen. Die soziale Segregation nimmt auch aufgrund der Wohnbau-Tendenzen zu – Neubauten werden vermehrt im eher hochpreisigen Segment als 2016 Wohneigentum vermarktet, im Bereich des preisgüns- tigen Wohnraumes herrscht in Berlin eine eklatante Neubau- und Angebotslücke. 2015 Beschäftigung steigt weiter. 0% 1% 2% 3% 4% Das relative Beschäftigungswachstum in Berlin liegt Berlin seit Jahren deutlich über dem Bevölkerungswachstum. Deutschland Während die Zahl der sozialversicherungspflichtig Quelle: Statistisches Landesamt Berlin-Brandenburg, VGR der (SVP-) Beschäftigten zwischen 2015 und 2019 * Wachstumsrate BIP p.a. in % Länder, IBB Berlin (Prognose) ** Schätzung © Aengevelt Research um durchschnittlich 3,4% pro Jahr anstieg, lag das 11
AENGEVELT RESEARCH Beschäftigte in Berlin: Veränderung p.a. in %. 33,3% der SVP- Beschäftigten arbeiten in Branchen des Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialwesens sowie der öffentlichen Verwaltung sowie in Verbänden (vgl. Deutschland: 27,7%). Mittelfristig könnte der öffentliche 2019 Dienstleistungssektor indessen von der weiter stark wachsenden Branche der wirtschaftlichen Dienstleister, zu denen u. a. Finanz- und Versicherungsdienstleister 2018 sowie das Grundstückswesen zählen, abgelöst werden (Berlin: 32%; Deutschland: 20,9%), das Wachstum war auch 2019 im Vergleich zum Vorjahr überproportional 2017 (Berlin: +5,9%; Deutschland: +1,1%). 2016 Täglich pendelt eine Großstadt. 2015 Der Zuwachs der SVP-Beschäftigten am Arbeitsort Berlin mündet ebenfalls in einer erneuten Steigerung der Pendlerzahlen. Laut Statistiken der Bundesagentur 0% 1% 2% 3% 4% 5% für Arbeit pendeln arbeitstäglich über 333.000 Be- schäftigte in die Bundeshauptstadt ein, etwa 187.000 Berlin Beschäftigte verlassen sie zum Arbeiten in anderen Brandenburg Gemeinden. Der Großteil der Pendler kommt aus Deutschland größeren Gemeinden wie der brandenburgischen Lan- deshauptstadt Potsdam, Schönefeld, Falkensee oder Anmerkung: Quelle: Bernau. Diese tägliche Pendlerbereitschaft ergibt ein Stand 30.06. des jeweiligen Jahres, Bundesagentur für Arbeit Arbeitsortprinzip © Aengevelt Research Saldo von 146.000 Netto-Einpendlern bzw. ca. 10,6% der SVP-Beschäftigten am Arbeitsort Berlin (vgl. 2018: Saldo i. H. v. 135.500 Pendlern bzw. 9,2% der der Bevölkerungswachstum bei durchschnittlich 1,1% im SVP-Beschäftigten). gleichen Zeitraum. Zuziehende werden zu besonders hohen Anteilen in Berlin arbeitstätig. Dabei vor allem Dem Trend scheint zumindest mittelfristig kein Ende in der Informations- und Kommunikationsbranche, im bevorzustehen, da gerade der markante Wohnkosten- Gastgewerbe und in den Bereichen der Immobilien-, anstieg der letzten Jahre maßgeblich dazu geführt hat, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen dass immer mehr Menschen in preiswertere Randlagen Dienstleistungen. Der Anteil der Erwerbslosen blieb mit ziehen. Die hohen Pendlerzahlen erfordern indessen etwa 148.800 im Vergleich zum Vorjahr nahezu unver- weitreichende Instandhaltungsmaßnahmen und einen ändert bei 7,7% (vgl. Deutschland: 4,9%), dabei sind konsequenten Ausbau des länderübergreifenden Ver- zahlreiche Stellen offen. kehrsnetzes. Erkenntnisse dazu sollen die Planungen im Rahmen des Projektes „Infrastruktur des Schienen- Dies ergibt sich maßgeblich durch einen zunehmenden verkehrs in Berlin und Brandenburg – i2030“ liefern, Mangel an qualifizierten Fachkräften, insbesondere in welches die Länder Berlin und Brandenburg gemeinsam der Baubranche. Hauptstadttypisch ist der öffentliche angehen. Allein für das S-Bahn-Netz sind rund 40 Dienstleistungssektor überproportional ausgeprägt: Teilmaßnahmen zum Streckenausbau geplant. Hinzu 12
kommen zahlreiche Projekte zum Ausbau des überregio- Es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung nalen Streckennetzes. Der Bedarf besteht, da in der Me- auch auf die Hauptstadt auswirken wird. Laut IBB ist tropolregion Berlin-Brandenburg wie nirgendwo anders für das Jahr 2019 ein positiver Saldo von etwa 3.345 in Deutschland die Fahrgastzahlen so stark ansteigen. Gewerbemeldungen zu verzeichnen. Die Zahl der Betriebsgründungen sank allerdings im Vergleich zum Vorjahr um 4,1%. Berlin – Metropole für Gründer und Investoren. Beschäftigtenstruktur (WZ2008): Laut „Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie Berlin vs. Deutschland. GmbH“ befinden sich aktuell 21 der Top 30 Startups mit der höchsten Sichtbarkeit im Internet und sozialen Berlin Medien in der Hauptstadt. Zahlreiche nationale und internationale Studien sehen Berlin als einen der führen- 1,5% den globalen Standorte für Unternehmensgründungen. 11,9% Ob Firmen wie Delivery Hero, die Smartphone-Bank 2,4% N26, die Auto1 Group (als Europas größter Gebraucht- wagenhändler) oder der Online-Modehändler Zalando – 33,7% 27,7% all diese Unternehmen haben ihren Ursprung und ihren Deutschland 26,6% Hauptsitz in Berlin. Von der Kreativität, die von diesen und vielen weiteren Unternehmen ausgeht, profitiert die 21,3% gesamte Stadt. Allein in der Digitalwirtschaft sind in den letzten 10 Jahren gut 47.000 neue Stellen entstanden, fast 90.000 Menschen arbeiten heute in diesem Sektor. 20,9% 22,3% Für die jährlichen Zuwachsraten von bei 10-15% zeich- nen insbesondere Startups verantwortlich. Laut „Smart City Berlin“ entstehen allein 500 neue Tech Startups pro 30,3% Jahr. Die IBB berichtet für 2019 in Bezugnahme auf das Startupbarometer von Ernst&Young, dass von insgesamt 2,8 Mrd. EUR an Investitionen in deutsche Startups (1. Halbjahr 2019) gut dreiviertel in Berliner Startups ABDE: Land-/Forstwirtschaft, Bergbau, Wasser- und Entsorgungswirtschaft (1) geflossen sind (2,1 Mrd. EUR; +28%). Es kommen aber auch immer mehr Konzerne mit ihren Digitalsparten CF: Verarbeitendes Gewerbe/Baugewerbe nach Berlin oder bauen sie in der Hauptstadt überhaupt G-I: Handel, Gastgewerbe und Verkehr erst auf. Ebenfalls mit Spannung erwartet wird der Bau des neuen Tesla Werks bei Grünheide in Brandenburg, J-N: Finanzierung/Versicherung, Grundstückswesen, wirtschaftliche Dienstleistungen (2) wo bereits in zwei Jahren 150.000 Fahrzeuge pro Jahr produziert werden sollen. Sollte das Projekt O-U: Öffentliche/Private Dienstleistungen ein- schl. öffentl. Verwaltung und Sonstige (3) erfolgreich sein, würde das ein positives Zeichen für die gesamte Region als Produktionsstandort setzen. Es 1) inkl. Fischerei, Energie-/Wasserversorgung, Entsorgungswirtschaft Quelle: wird damit gerechnet, dass hier 3.000 bis 10.000 neue 2) inkl. Information und Kommunikation Agentur für Arbeit, Juni 2019, 3) inkl. Erziehung und Unterricht, Gesundheits- WZ2008 Arbeitsplätze innerhalb der nächsten Jahre entstehen. und Sozialwesen © Aengevelt Research 13
AENGEVELT RESEARCH Das Bevölkerungswachstum hält an, bis 2030. Das Eintreffen der Prognosen wird in Dynamik aber deutlich verflacht. großem Maß davon abhängen, wie die Stadt mit der hohen Nachfrage nach Wohnraum, den steigenden Berlin ist die größte Stadt in Deutschland und zählt energetischen Anforderungen im Wohnungsbau und laut statistischem Landesamt mit etwa 3,66 Mio. Ein- dem weiterhin aktuellen Thema der Integration von wohnern auch zu den Top 10 Europas. Berlin ist nach Einwanderern umgehen wird. vorläufigen Berechnungen von Aengevelt Research seit dem Zensus-Jahr 2011 um 334.000 Einwohner gewachsen. Im Berichtsjahr 2019 wuchs die Bevöl- Haushalte suchen Wohnungen – StEP kerung allerdings verhaltener um 15.000 Einwohner Wohnen 2030 vom Senat beschlossen. (0,4%), im Vergleich zu 31.000 (0,9%) im Vorjahr. Das ist laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Die lokale Wohnungsnachfrage wird bestimmt durch das niedrigste Wachstum seit dem Zensus 2011. Die die Zahl und Größe der Haushalte sowie deren Bevölkerungsprognose der Senatsverwaltung für Entwicklung. Für Berlin zeichnet sich nach umfas- Stadtentwicklung des Landes Berlin rechnet jedoch senden Analysen von Aengevelt Research sowohl auf Basis der Zahlen des Einwohnermelderegisters ein weiterer Anstieg der Haushaltszahl als auch der je nach Szenario mit 3,8 bis fast 4,0 Mio. Einwohnern Wohnungsnachfrager ab. Aktuell zählt Berlin mehr Bevölkerungsentwicklung und Prognose. Bevölkerung (in Millionen) Jährliches Bevölkerungswachstum 4.0 60.000 3.8 48.000 3.6 36.000 3.4 24.000 3.2 12.000 3.0 0 2011* 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018** 2019** 2030*** 2030*** mittl. Variante obere Variante Bevölkerung Bevölkerungswachstum Quellen: * Zensus Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Senatsverwaltung ** eigene Hochrechnung für Stadtentwicklung und Wohnen (Prognose) *** Schätzung Senatsverwaltung © Aengevelt Research 14
Die Europacity mit zentraler Lage am Hauptbahnhof wird das Stadtbild Berlins nachhaltig prägen. Hier entsteht ein modernes Umfeld für etwa 3.000 Wohnungen und 16.500 Arbeitsplätze. Aengevelt Immobilien hat dort das Weidtpark Corner erfolgreich vermittelt. © CA IMMO. als 2,0 Mio. Haushalte (inkl. Korrektur im Rahmen Ausblick. des Zensus 2011). Diese Zahl wird definitiv weiter ansteigen, u.a. weil sich neben der Nettozuwanderung Trotz erwarteter Engpässe am Wohnungsmarkt und auch der Trend der Haushalts-Singularisierung weiter gleichzeitiger Verknappung des Angebotes an markt- fortsetzt und gleichzeitig der positive Wanderungssaldo gerechten Büroflächen, ist und bleibt Berlin ein Magnet voraussichtlich weiter anhält. Aktuell liegt der jährliche für Menschen, die hauptstädtisch arbeiten und leben Neubaubedarf bei mindestens 20.000 Wohnungen, wollen. Auch aus diesem Grund steigen seit Jahren die wobei die IBB für 2019 von 17.000 fertiggestellten Zahlen der SVP-Beschäftigten und der Bewohner. Wohnungen ausgeht. Das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung versucht setzt sich fort, obwohl dessen Dynamik im Berichtsjahr dem Trend der unzureichenden Wohnungsdynamik 2019 deutlich abgeflacht ist. Der Arbeitsmarkt wird durch den Stadtentwicklungsplan „StEP Wohnen 2030“, zumindest mittelfristig von einer hohen Nachfrage welcher im August 2019 beschlossen wurde, wirksam nach qualifizierten Arbeitnehmern geprägt sein – in zu begegnen. Aus dem Entwurf des Konzepts ergab und um Berlin siedeln sich nationale und internationale sich eine weitere marktverschärfende Angebotslücke Unternehmen an, ungeachtet des knappheitsbedingt von bereits heute 77.000 Wohnungen. Bis 2030 steigenden Preis- und Mietniveaus in allen Stadtteilen. müssten 194.000 Wohnungen gebaut werden, um die Abzuwarten bleibt, wie sich der vom Senat beschlosse- Einwohner auch künftig mit bezahlbarem Wohnraum ne Mietendeckel auf Investitionen im Immobiliensektor versorgen zu können und die Mietpreissteigerung zu auswirken wird. dämpfen, wobei „StEP Wohnen 2030“ ein Potenzial für 200.000 Wohnungen decken soll. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet mit einer Verlagerung vom Mietwohnungsbau Zu den Erfüllungsvoraussetzungen des Bedarfsde- zum verstärkten Bau von Eigentumswohnungen. Der ckung zählt auch die nachhaltige Investitionssicherstel- nach wie vor hohe Bevölkerungsdruck in Verbindung lung entsprechend leistungsfähiger Infrastrukturmaß- mit einer unzureichenden Leerstandsquote von nahmen, wie ein Ausbau des ÖPNV sowie soziale und lediglich 1,5% (Gewerbliche Immobilien), führt verknap- Bildungseinrichtungen, Einzelhandel und Dienstleis- pungsbedingt in diversen Bedarfssegmenten zu einem tungsangebote. Exemplarisch für diese Entwicklung steigendem Miet- und Kaufpreisniveau. ist auch der Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe, der laut der IBB im ersten Halbjahr 2019 um 2,5% auf Vor dem Hintergrund der Corona-Krise ist indessen für 1,5 Mrd. EUR gestiegen ist. Die Umsätze im Bauhaupt- 2020 mit einem Konjunktureinbruch zu rechnen. Wie gewerbe sanken jedoch auf Grund von Kapazitätseng- stark dieser ausfallen wird, hängt in großem Maße von pässen deutlich um 5,5% (Januar-Juli 2019). Dimension und Dauer der Krise ab. 15
AENGEVELT RESEARCH GRUNDSTRUKTUREN DES MARKTES. 16
Am Berliner Grundstücks- und Immobilienmarkt konnte ■■ Nach vorläufigen Auswertungen des Gutachteraus- im Jahr 2019 ein neuer Umsatzrekord erreicht werden. schusses wurde 2019 in Berlin mit dem konventi- Damit setzte sich wie von Aengevelt Research prognos- onellen Handel von Liegenschaften (Asset-Deals) tiziert die überdurchschnittliche Marktdynamik weiter ein Transaktionsvolumen von rd. EUR 21,1 Mrd. fort. Im Berichtsjahr übertraf das Transaktionsvolumen kontrahiert. Damit konnten die Rekordmarken aller in Berlin gehandelten Grundstücke und Immo- aus dem Vorjahr (2018: EUR 19,47 Mrd.) und bilien mit rd. EUR 29 Mrd. den Vorjahreswert (2018: der zweithöchste aufgezeichnete Wert aus 2015 EUR 24,6 Mrd. = +17,8%). Die jüngste Rekordperfor- (EUR 18,13 Mrd.) deutlich übertroffen werden. Das mance überstieg zudem den Mittelwert der vergange- Jahresergebnis lag etwa 52% bzw. rd. EUR 7,2 Mrd. nen zehn Jahre (10JM) rigoros um rd. 71% bzw. rd. über dem Mittel der vorangegangen zehn Jahre EUR 12,1 Mrd. (Ø 2009 bis 2018: EUR 17 Mrd.): (Ø 2009 bis 2018: EUR 13,9 Mrd.). Geldumsatz nach Teilmärkten (Asset- & Share-Deals). Mio. EUR 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Share-Deals* Wohn- und Teileigentum Bebaute Grundstücke Unbebaute Grundstücke Gesamt: 10-Jahres-Mittelwert Quelle: Aengevelt Research, Gutachterausschuss Berlin, vorläufige Angaben für 2019, Stand: 31.1.2020 * geschätzt © Aengevelt Research 17
AENGEVELT RESEARCH ■■ Der konventionelle Marktrekord wird zudem noch entscheidend erhöht um die als Gesellschaftsanteils- verkäufe (Share-Deals) konzipierten Transaktionen. Mit rd. EUR 7,9 Mrd. (2018: EUR 5,2 Mrd.) legte auch das Share-Deal-Transaktionsvolumen binnen Jahresfrist um stattliche EUR 2,7 Mrd. bzw. 53% zu. Insbesondere der Anstieg der Share Deal-Umsätze war verantwortlich für einen neuen Rekordwert am Berliner Grundstücks- und Immobilienmarkt. Die Anzahl der im Jahr 2019 abgeschlossenen Asset- Deals betrug nach vorläufigen Angaben des Gutachter- ausschusses rd. 26.500 Deals und lag damit rd. 3,5% unter dem Vorjahreswert. Der gesamte (Boden-) Flächenumsatz am konventionellen Grundstückmarkt erreichte mit rd. 843 ha nahezu das Vorjahresergebnis (2018: 877 ha) und liegt damit weiterhin deutlich unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre (Ø 2009 bis 2018: 1.133 ha). Preisentwicklung rasant voran. Das dadurch bedingte Ausweichen der Projektentwickler in zentrumsfernere und periphere Lagen sorgt hier für markante Preisan- Unbebaute Grundstücke. stiege und einen zunehmenden „Flächenschwund“. Im Berichtsjahr 2019 liegen die Flächenumsätze aller Am Berliner Markt für unbebaute Grundstücke traf Baulandklassen weiter unter den Zehnjahres-Mittel- die ungebrochen hohe Nachfrage nach Bauland auf werten, während die Preise erneut ansteigen: Das ein zunehmend schwindendes Angebot. Die dyna- Angebot an attraktivem Bauland wird immer knapper mische Entwicklung, getrieben von der Jagd nach und teurer. Nach den vorläufigen Auswertungen des letzten „Filetgrundstücken“ und Baulücken in inner- Gutachterausschusses ergaben sich die Flächenum- städtischen und innenstadtnahen Lagen, treibt die sätze nach Gebietstyp wie folgt: Flächenumsatz nach Gebietstyp (ha) 2019 2019 vs. 2018 2018 2019 vs. 10JM* 10JM * Grundstücke (unbebaut, EZFH) 61 -9,0% 67 -43,5% 108 Grundstücke (unbebaut, MFH) 25 -24,6% 33 -54,5% 55 Grundstücke (Mischgebietsflächen, M1,M2) 2 0,0% 2 -77,8% 9 Gewerbe (G, GP) 39 -29,1% 55 -46,6% 73 Sonstige (Sonstige, ohne Pakete) 157 6,1% 148 -10,2% 175 Summe 283 -10,4% 316 -32,5% 420 *10JM = 10-Jahres-Mittel © Aengevelt Research 18
Berlin bietet Investoren ein großes Anlagepotential. Insgesamt umfasste der Flächenumsatz mit unbebauten Nachfrage nach Grundstücken und der daraus resultie- Grundstücken im Berichtsjahr rd. 283 ha und ging damit renden Anpassung der Preisvorstellungen von Grund- um rd. 33 ha bzw. 10,4% zurück (2018: rd. 316 ha). stückseigentümern. Der Mangel an Baugrundstücken, Ungeachtet einer tendenziell leichten Untererfassung insbesondere in zentrumsnahen Lagen, sorgt für der erst vorläufigen Zahlen bedeutet dies den nied- steigende Preisvorstellungen und versetzt Eigentümer in rigsten Wert seit der Jahrtausendwende. Die Anzahl eine weiterhin sehr gute Verhandlungsposition (Ver- der Bauland-Transaktionen sank ebenfalls deutlich um käufermarkt). Diese Entwicklung geht jedoch einher mit 15,5% auf 1.181 Kauffälle (2018: 1.398). Parallel sank einer anhaltend niedrigzins- und vermarktungsbegünstigt der Geldumsatz für unbebaute Grundstücke moderat um höheren Zahlungsbereitschaft von Projektentwicklern. Nach rd. 2,3% von EUR 1,76 Mrd. auf EUR 1,72 Mrd. Hin- den vorläufigen Auswertungen des Gutachterausschusses tergrund dieser Entwicklung ist die deutlich gestiegene ergaben sich die Geldumsätze nach Gebietstyp wie folgt: Geldumsatz nach Baulandtyp (EUR Mio., Asset-Deals) 2019 2019 vs. 2018 2018 2019 vs. 10JM* 10JM* Grundstücke (unbebaut, EZFH) 268 -7,5% 290 36,8% 196 Grundstücke (unbebaut, MFH) 601 -11,2% 677 63,4% 368 Grundstücke (Mischgebietsflächen, M1,M2) 193 1106,3% 16 4,9% 184 Gewerbe (G, GP) 318 -9,1% 350 106,5% 154 Sonstige (Sonstige, ohne Pakete) 342 -20,6% 431 85,9% 184 Summe 1.722 -2,3% 1.763 58,6% 1.086 *10JM = 10-Jahres-Mittel © Aengevelt Research 19
AENGEVELT RESEARCH Der Markt für Ein- und Zweifamilienhausgrundstücke Umsätze mit Gewerbe-Bauland verzeichneten 2019 hinge- verzeichnete binnen Jahresfrist einen leichten Rückgang gen eine Verminderung um -9,1%. Obwohl die „sonstigen um 7,5%, liegt damit aber immer noch deutlich über Grundstücke“ die größten Einbußen beim Umsatz hatten dem 10-Jahresmittel. Rückläufig, indessen gleichwohl (-20,6%), liegen diese weiterhin markant über dem weiter auf überdurchschnittlichem Niveau, bewegten mittleren Umsatz der letzten 10 Jahre (EUR 184 Mio.) sich die Umsätze am Markt für Mehrfamilienhausgrund- stücke (EUR 600,7 Mio., -11,2%). Einen exorbitanten ■■ Nach vorläufigen Analyseergebnissen wurde 2019 Sprung machten indessen die Umsätze am Markt für beim Verkauf von individuellem Wohnungsbauland Grundstücke in Mischgebietsflächen (EUR 193 Mio., ein durchschnittlicher (rechnerischer) Kaufpreis von +1106,3%), wodurch sich diese im Gegensatz zum rd. EUR 443,-/m² realisiert (2018: EUR 450,-/m²). Dies Vorjahr wieder über dem 10-Jahresmittel positionieren. stellt binnen Jahresfrist eine leichte Preisminderung Grundstücks-Flächenpreise (unbebaut, Index*). in % in % 800 800 700 700 600 600 500 500 400 400 300 300 200 200 100 100 0 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Mehrfamilienhäuser MFH Kernstadt - Mischgebiet (M1, M2) Gewerbe (G, Gp) Bauerwartungsland, Rohbauland sowie Nichtbauland (z.B. Wochenendparzellen, Verkehrsflächen) Ein-/Zweifamilienhäuser EFH/ZFH * Indexbasis 2010 = 100 Quelle: Aengevelt Research, Gutachterausschuss Berlin, Anmerkung: ohne nicht zuordnungsfähige Transaktionen, Nichtbauland vorläufige Angaben für 2019, Stand: 31.1.2020 beinhaltet u.a. Wochenendparzellen und Verkehrsflächen © Aengevelt Research 20
von -1,6% dar. Ungeachtet der Verschiebung der von nur 1,7 ha und dem damit verbundenen hohen Umsätze sind die Grundstückspreise – sofern die Umsatzvolumen von EUR 192,7 Mio.. Der durch- Lagequalität berücksichtigt wird – gestiegen, binnen schnittliche (rechnerische) Kaufpreis ist in diesem Jahresfrist um ca. 23,6%. Dabei zogen sie besonders Segment besonders volatil, da sich Lage- und am oberen Preisband an. Baulandpreise von indivi- Qualitätsunterschiede in diesem Segment deutlich duellem Bauland in sehr guten Lagen bewegen sich auf erzielbare Preise auswirken können. 2018 lag zwischen EUR 1.400,- bis 2.900,-/m², was eine weitere die Spannweite bereits zwischen EUR 2.500,- und Steigerung um 7,7% bzw. 11,5% bedeutet. In mittleren 8.000,-/m², der durchschnittliche (rechnerische) Lagen liegen sie derzeit zwischen EUR 160,- und Kaufpreis lag im Vorjahr bei EUR 3.256,-/m². 900,-/m².(14,3% bzw. 5,9%) ■■ Gewerbliche Baulandflächen erreichten 2019 ■■ Die mittleren (rechnerischen) Kaufpreise der für im Mittel rd. EUR 822,-/m², was eine deutliche den Geschosswohnungsbau (MFH, GFZ 1,0-1,3) Steigerung um 27,5% im Vergleich zum Vorjahr vorgehaltenen Flächen stiegen binnen Jahresfrist von (2018: EUR 644,-/m²) und eine noch deutliche- EUR 2.299,-/m² auf EUR 2.384, -/m², was einem Jah- re im Vergleich zum Dekadenmittel bedeutet res-Plus von rd. 3,7% gleichkommt. In guten Lagen (2009 – 2018: EUR 233,-/m² , +253%). bewegten sich die Grundstückspreise bei „normaler“ Baudichte im Berichtsjahr zwischen EUR 1.500,- bis 5.000,-/m², was im Vorjahresvergleich eine markante Steigerung im unteren Preisband bedeutet (+25%). Bebaute Grundstücke. ■■ Volatil zeigten sich in den vergangenen Jahren die Das Transaktionsvolumen auf dem Markt für bebaute Durchschnittspreise für citynahe Mischgebietsflä- Grundstücke (Assets-Deals) erreichte im Berichtsjahr chen (M1, M2): Im Mittel lagen die Kaufpreise nach ein Geldumsatz-Niveau von EUR 12,9 Mrd. (Vgl. 2018: vorläufigen Auswertungen des Gutachterausschus- rd. EUR 10,9 Mrd. = +18,3%). Damit liegt das Ergebnis ses bei beträchtlichen EUR 11.300,-/m². Bedingt rd. EUR 4,5 Mrd. oder rd. 55,4% über dem Dekaden- ist dieser hohe Wert durch die geringe Anzahl von mittel (Ø 2009 bis 2018: EUR 8,3 Mrd.). Typspezifisch lediglich 10 Kauffällen mit einem Flächenumsatz wurden folgende vorläufige Geldumsätze registriert: Geldumsatz nach Objekttyp (EUR Mio., Asset-Deals) 2019 2019 vs. 2018 2018 2019 vs. 10JM* 10JM* Ein-/Zweifamilienhäuser 1.557 17,2% 1.329 46,5% 1.063 Mietwohnhäuser (inkl. Pakete 2.627 14,2% 2.300 58,7% 1.655 Wohn- und Geschäftshäuser (inkl. Pakete) 2.273 -29,1% 3.209 -7,7% 2.462 Büro- und Geschäftshäuser 4.511 63,3% 2.762 94,3% 2.321 Gewerbe und Industrie 1.183 127,7% 520 364,3% 255 Sonstige 712 -7,3% 768 25,7% 566 Summe 12.864 18,1% 10.888 54,6% 8.322 *10JM = 10-Jahres-Mittel © Aengevelt Research 21
AENGEVELT RESEARCH Verkaufserlöse durch Share-Deals übertrafen 2019 was zwar einen leichten Rückgang von rd. -2,1% mit rd. EUR 7,9 Mrd. das bereits hohe Vorjahresni- bzw. EUR 141,5 Mio. markiert , aber weit über dem veau von rd. EUR 5,2 Mrd. nochmals deutlich und Dekadenmittel (Ø 2009 bis 2018: EUR 4,5 Mrd.) liegt. finden vermehrt bereits bei Projektentwicklungen Weitere ausführlichere Analysen des jüngsten Wohnim- und Grundstücksverkäufen statt. Die genaue mobilienmarktes finden sich in Kapitel 7. Original-Erfassung von Share-Deals ist indessen weiterhin schwer möglich, da sie (immer noch) nicht meldepflichtig sind und die wenigsten Transaktionen Ausblick. von Gesellschaftsanteilen öffentlich bzw. mit exakt zutreffenden Werten zugänglich sind. Das im ersten Kapitel geschilderte Wachstum der Bundeshauptstadt spiegelt sich auch am Immobilien- markt wider. Das anhaltende Bevölkerungswachstum Wohn- und Teileigentum. ruft sowohl private Investoren, die Eigentum u.a. zur Selbstnutzung und als Altersanlage erwerben Der Markt für Sondereigentum, im wesentlichen Wohn- wollen, als auch institutionelle Investoren, die im bzw. Teileigentum, konnte 2019 nach vorläufigen Mietsegment Renditepotentiale erwarten, auf den Auswertungen des Gutachterausschusses erneut ein Plan. Die große Nachfrage nach Wohninvestments überdurchschnittliches Jahr verbuchen. Im jüngsten hält an, trifft indessen im Bestandsbereich weiter Berichtsjahr 2019 wurden EUR 6,5 Mrd. kontrahiert, auf ein lediglich knappes marktfähiges Angebot. Auf einem rund 60.000 m² großen Grundstück des ehemaligen Güterbahnhofs Wilmersdorf planen die OFB Projektentwicklung GmbH und BÖAG gemeinsam die Errichtung von 1.500 Wohnungen und rd. 20.000 m² Gewerbefläche. Für 90% der Wohnungen im Quartier „Friedenauer Höhe“ wurden bereits Bauanträge eingereicht. Die Gesamtfertigstellung ist für Ende 2023 geplant. © OFB Projektentwicklung GmbH 22
Wohn-Projektentwicklungen werden stadtweit in vielen Fällen auf den Verkauf an Selbstnutzer und Kapi- talanleger ausgerichtet. Das Wohnungsbauziel der kommunalen Wohnungsgesellschaften von 200.000 Wohnungen bis 2030 ist u. a. aufgrund sowohl massi- ver regulatorischer Eingriffe in den Markt seitens der öffentlichen Hand als auch von Kapazitätsengpässen der Baufirmen weiterhin fraglich. Nach Analysen von Aengevelt Research mangelt es nicht an Baugenehmigungen, vielmehr wirkt zum Teil spekulativer Grundstückshandel limitierend auf die Wohnungsfertigstellung. Der Bestandsaufbau der kommunalen Wohnungsgesellschaften hingegen wird seit Längerem durch zunehmende Ausübung von Vorkaufsrechten durch das Land forciert. Bundesweit wie auch international sieht Aengevelt Research für die Berliner Immobilienmärkte grund- sätzlich gute Perspektiven, u.a. aufgrund des nachhaltigen Bevölkerungswachstums. Gleichwohl sind die von vielen Fachkreisen kurz- bis mittelfristig befürchteten negativen Auswirkungen der regulatori- schen Markteingriffe kontraproduktiv und bleiben in ihren Dimensionen abzuwarten. Ebenfalls abzuwarten bleibt, wie stark sich die Coro- na-Krise auf die Konjunktur und den Immobilienmarkt auswirkt. Entsprechend unterliegen Prognosen hierzu Müllerstraße 55a in Berlin Wedding. Verkauf des Bestandsgebäudes zum jetzigen Zeitpunkt einer großen Unsicherheit. Die als Projektentwicklung. einzelnen Assetklassen werden unterschiedlich davon betroffen sein. Besonders stark trifft es die Hotel- und Freizeitbranche angesichts von Reise- und Veranstal- tungsverboten, während das Logistiksegment vom verschieben aufgrund unsicherer Arbeitsmarktpers- wachsenden Online-Handel profitiert. pektiven den Erwerb von Wohneigentum. Zusätzlich ist mit Unterbrechungen der Bau-, Planungs- und Büro- und Einzelhandelsprojekte werden angesichts Genehmigungsprozesse zu rechnen. Wie stark die rückläufiger Flächennachfrage, schwierigerer Finan- Auswirkungen auf den Berliner Grundstücksmarkt zierungen etc. möglicherweise zurückgestellt, das letztendlich ausfallen werden, hängt signifikant von bereits vom Mietendeckel betroffene Wohninvest- Dauer und Umfang der Krise ab. Grundsätzlich ist mentsegment erhält u.a. durch das Ende März vom davon auszugehen, dass das Transaktionsvolumen Bundeskabinett verabschiedete Kündigungsmora- am Berliner Grundstücksmarkt 2020 deutlich unter torium einen weiteren “Dämpfer“, Privathaushalte dem Vorjahreswert liegen wird. 23
AENGEVELT RESEARCH INVESTMENTMARKT. 24
Umsatzrekord am Berliner Das Transaktionsvolumen auf dem gesamten Berliner Immobilienmarkt. Investmentmarkt (Einzeldeals, Portfolios und Ge- sellschaftsanteile) lag 2019 mit rd. EUR 21,27 Mrd. Berlin bestätigt seinen Ruf als Immobilien-Hotspot signifikante 25% über dem Vorjahresergebnis (2018: Deutschlands. Der größte deutsche Einzelmarkt rd. EUR 17,0 Mrd.) und übertraf zudem das Dekaden- für Immobilien übertraf 2019 mit hervorragenden mittel (Ø 2009 bis 2018: EUR 11,53 Mrd.) deutlich um EUR 21,1 Mrd. (Grundstücksmarkt, Asset-Deals) EUR 9,73 Mrd. (84,4%). das Vorjahresergebnis um 8,5%. Dank der eben- falls deutlich höheren Share-Deal-Umsätze von Unter Berücksichtigung aller Einzelverkäufe und rd. EUR 7,9 Mrd. ergab sich damit mit der Summe Gesellschaftsanteile (Asset-Deals und Share-Deals) von EUR 29,0 Mrd. ein neuer Rekordwert auf dem wurden auf dem gesamten Berliner Wohninvest- Berliner Grundstücksmarkt. mentmarkt rd. EUR 5,71 Mrd. kontrahiert, wodurch Berlin: Geldumsatz am Investmentmarkt (Asset- und Share-Deals). Mio. EUR 22.500 20.000 17.500 15.000 12.500 10.000 7.500 5.000 2.500 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Gewerbliche Investments* Wohn- und Geschäftshäuser** Wohninvestments*** Share-Deals Gesamt: 10-Jahres Mittel Anmerkung: Share-Deals geschätzt Quelle: * Büro- und Geschäftsimmobilien, Gewerbe- und Industrieobjekte sowie Gewerbeflächen und Sonstige (bebaut) Gutachterausschuss Berlin, vorläufige Angaben ** Geschäftshäuser mit Wohnnutzung (Gewerbeflächenanteil >20%, nicht weiter unterteilt) für 2019, Stand: 31.1.2020 ; eigene Erhebungen *** Mietwohnhäuser inkl. Mehrfamilienhausbauflächen © Aengevelt Research 25
AENGEVELT RESEARCH das Transaktionsvolumen des Vorjahres um rd. 3,1% übertroffen wurde (2018: EUR 5,54 Mrd.). Der Investmentmarkt für Wohn- und Geschäftshäuser (Gewerbeflächenanteil >20%) trug mit EUR 2,27 Mrd. zum hervorragenden Umsatzergebnis bei. Das Ergebnis bedeutet eine Minderung um rd. -27,2% im Vergleich zum Vorjahr (2018: EUR 3,12 Mrd.). Der Berliner Gewerbeinvestmentmarkt erzielte 2019 einen Geldumsatz von rd. EUR 13,28 Mrd. Dieser Wert übersteigt den Vorjahresrekord nochmals um rd. 59,3% (2018: EUR 8,34 Mrd.) und liegt damit markant (159%) über dem jüngsten Dekadenmittel (Ø 2009 bis 2018: EUR 5,12 Mrd.). Gewerbliche Investments: Viele Transaktionen im dreistelligen Millionenbereich. In Berlin wurde 2019 mit gewerblichen Invest- mentdeals (Asset-Deals) ein Transaktionsvolumen in Höhe von rd. EUR 7,14 Mrd. erzielt. Damit lag das Jahresergebnis rd. 51% über Vorjahresniveau (2018: EUR 4,72 Mrd.). Share-Deals ergänzten den Betrag 2019 um rd. EUR 6,15 Mrd. auf insgesamt (Asset- und Share-Deals) rd. EUR 13,28 Mrd. Auch das 2019er Rekordmarktgeschehen wurde von einer Vielzahl großvolumiger Transaktionen im dreistelligen Millionenbereich geprägt. Der Markt für gewerbliche Transaktionen verzeichnet auch 2019 signifikante Deals wie z.B.: ■■ An der Spitze steht das „Fürst“ mit einem Kaufpreis ■■ Der „Edge East Side Tower“ erzielte einen Kaufpreis von rd. EUR 700 Mio.. In Bestlage der City-West von etwa EUR 550 Mio. Käufer sind die Allianz auf dem Areal des Kudamm-Karrees am Kurfüs- Gruppe sowie Universal-Investment. Mit einer Höhe tendamm gelegen, wurde es 2019 von der Ionview von 140 m westlich der Warschauer Straße an der Holding gekauft. Verkäufer sind der russische Warschauer Brücke gelegen, wird es zu den höchsten Investor Mikhail Opengeym und ein privater Investor Türmen Berlins gehören. Der Hauptmieter Amazon aus Deutschland. bezieht mit dem Edge etwa 63.000 m² Nutzfläche. 26
Frohnau. Wohn- und Geschäftshausensemble (Denkmal) in Berlin mit ca. 4.000 m² Mietfläche. Verkauf und Vermietung an Rewe und Rossman. ■■ Das „Up!“ (ehem. Galeria Kaufhof am Ostbahnhof) ■■ Mit einem Kaufpreis von EUR 300 Mio. belegen die wechselte 2019 für rd. EUR. 335 Mio. den Eigentü- „Ferdinands Gärten“ an der Landsberger Allee/Ferdi- mer. Käufer war die DWS International GmbH. Hier nand Schultze Straße einen der Top Plätze in Bezug werden nach einer umfassenden Kernsanierung auf den Kaufpreis. Die Lakeward Holding erwarb das rd. 48.000 m² neue Flächen für Büros und Einzel Objekt im Berichtsjahr. In den nächsten Jahren sollen handel entstehen. hier etwa 25.000 m² Wohnfläche entstehen. 27
AENGEVELT RESEARCH Wohninvestments: Die Nachfrage ist Portfolios und Baulandgrundstücke) EUR 5,7 Mrd. ungebrochen. kontrahiert. Das langfristige Dekadenmittel (Ø 2009 bis 2018: EUR 3,95 Mrd.) wurde damit um 44,5% und Unter anderem bedingt durch das markante Bevöl- das Vorjahresergebnis um rd. 3% übertroffen (2018: kerungswachstum sind Berliner Wohnimmobilien EUR 5,54 Mrd.). Im klassischen Mehrfamilienhaus- traditionell stark nachgefragt. 2019 wurden in dieser Segment (Einzeldeals und Portfolios, Asset-Deals) Asset-Klasse (Einzelobjekte, Unternehmensanteile, sank dabei der anteilig kontrahierte Geldumsatz Berlin: Investment nach Objekttyp (Asset- & Share-Deals). Mio. EUR 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Gewerbliche Investments* Büro- und Geschäftshäuser, Handel, gewerbliches Sondereigentum Wohn- und Geschäftshäuser** Mietwohnhäuser*** Sonstige (u.a. Hotels und Pflegeeinrichtungen) Share-Deals (Gewerbe) Share-Deals (Wohnen) Gesamt: 10-Jahres-Mittel Anmerkung: Share-Deals geschätzt Quelle: * inkl. Gewerbebauland und Mischgebietsgrundstücke Gutachterausschuss Berlin, vorläufige Angaben für 2019, ** Gewerbeflächenanteil >20% Stand: 31.1.2020 ; eigene Erhebungen *** inkl. WEG-Pakete und MFH-Baugrundstücke, teilweise Mischgebietsgrundstücke © Aengevelt Research 28
gegenüber 2018 um -0,9% und lag dabei mit rd. EUR 3,95 Mrd. immer noch um rd. 66% über dem mittleren Jahresumsatz der vergangenen zehn Jahre (Ø 2009 bis 2018: EUR 2,38 Mrd.). Die Geldumsätze durch Unternehmensanteilskäufe (Share-Deals) sind 2019 mit rd. EUR 1,76 Mrd. wie von Aengevelt Research vor dem Hintergrund mehrfach angehobe- ner Grunderwerbsteuer prognostiziert noch deutlich höher ausgefallen als 2018 (rd. EUR 1,55 Mrd.). Der Umsatz mit unbebauten Mehrfamilienhaus- grundstücken war mit EUR 600 Mio. gegenüber dem Vorjahr rückläufig (Vgl. 2018: EUR 768 Mio. -21,8%). Die jüngste Marktleistung dieses Segments lag damit indessen 63,4% über dem langfristigen Mittelwert (Ø 2009 bis 2018: rd. EUR 368 Mio.). Durch eine Vielzahl von Transaktionen im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich schließt das Wohnin- vestment-Jahr 2019 überaus positiv ab: ■■ Für rd. EUR 220 Mio. kaufte das Versorgungswerk der Landesärztekammer Hessen Mietwohnungen „Am Schlosspark“ in Charlottenburg. Verkäufer waren die Otto Wulff Untenehmensgruppe und die Casada GmbH. Geplant sind auf einer Fläche von rd. 37.000 m² etwa 450 Wohnungen. ■■ Aachener Grund hat in einem Forward-Deal die Seniorenresidenz Riviera für den Aachener WohnenPlus-Fonds erworben. Verkäufer und Entwickler ist Terragon. Der Kaufpreis lag bei EUR 90 Mio. für rd. 210 Wohneinheiten mit einer Mietfläche von 15.500 m². ■■ Industria Wohnen hat 232 Wohnungen im ent- stehenden Quartier an der Trusetaler Straße und Wuhletalstraße im Stadtteil Marzahn für ca. 50 Mio. Euro erworben. Verkäufer ist der Wohnprojektentwickler Bonava. Die Objekte sollen in den mit der IntReal KVG aufgelegten offenen Storkower Straße, Berlin Lichtenberg. Modernisiertes Bürohaus mit Wertschöpfungsperspektiven. Verkauf durch Aengevelt im Rahmen Immobilien-Publikums-Fonds Fokus Wohnen eines strukturierten Bieterverfahrens mit einer Grundstücksgröße von Deutschland eingebracht werden. 1.190 m² und 4.830 m² Mietfläche. 29
AENGEVELT RESEARCH Wohn- und Geschäftshäuser. (2018: EUR 3,12 Mrd.) und rd. 7,7% unter dem Deka- denmittel (Ø 2009 bis 2018: EUR 2,46 Mrd.). Neben „klassischen“ Wohn- oder Gewerbeinvestments spielt die Anlageklasse der Wohn- und Geschäftshäuser eine bedeutende Rolle am Investmentmarkt, die im Segmente im gewerblichen Investment. Durchschnitt der letzten 10 Jahre rd. 30% des „konven- tionellen“ Investmentgeschäfts (Asset-Deals) ausmach- Der Großteil des in gewerbliche Nutzungen investierten ten. Dabei handelt es sich um Immobilien, die einen Kapitals fließt traditionell in Büro- und Einzelhandels- Gewerbeflächenbestand von mindestens 20% vorwei- flächen. Aufgrund hoher Entwicklungs-Aktivitäten, sen. Aufgrund der dadurch erschwerten Zuordnung zu Vorvermietungen und Eigennutzer-Projekte konnte Wohn- oder Gewerbeinvestments erfolgt die Darstellung 2019 ein Rekord-Flächenumsatzvolumen bei der separat. In Berlin wurde 2019 mit Wohn- und Ge- Büroflächenvermarktung registriert werden (siehe Kap. schäftshäusern (Asset-Deals) ein Transaktionsvolumen 4). Steigendes Mietpreisniveau und geringe Leerstände in Höhe von rd. EUR 2,27 Mrd. erzielt. Damit lag das beeinflussen typischerweise auch den Investmentmarkt. Jahresergebnis rd. 27,2% unter dem Vorjahresniveau Der Umsatzanteil der reinen Büroimmobilien war nach Berlin: Wohn- und Geschäftshäuser* (Asset-Deals). Kauffälle Ø Objektpreis (1.000 €) Geldumsatz (Mio. €) 4.000 8.000 3.500 7.000 3.000 6.000 2.500 5.000 2.000 4.000 1.500 3.000 1.000 2.000 500 1.000 0 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Geldumsatz / Mio EUR Kauffälle Mittlerer Objektpreis / EUR 1.000 Objektpreis - 10-Jahres-Mittelwert 2009-2018 Quelle: Gutachterausschuss Berlin, vorläufige Angaben für 2019, Stand: 31.1.2020 *Gewerbeflächenanteil >20% © Aengevelt Research 30
vorläufigen Zahlen des Gutachterausschusses mit Kompression einzelner Assets hält an. rd. EUR 3,59 Mrd. deutlich höher als im Vergleich zum Vorjahr (2018: EUR 2,12 Mrd. bzw. +68,9%). Auch Die seit Jahren beobachtete Rendite-Kompression ist Gewerbe- und Industrieobjekte legten zu und zeichneten in der jüngeren Vergangenheit in einigen Assetklassen 2019 für rd. 18% des Jahresumsatzes verantwortlich. zwar einer Seitwärts-Bewegung gewichen, hält aber Eine geringe Umsatzsschmälerung verzeichneten die im Berichtsjahr weiterhin an. Hintergrund ist u. a. die Geschäftshäuser, welche rd. 14% an den Gewerbe dynamische Entwicklung der Mietpreise für Wohn- und investments ausmachten. Berlin: Gewerbeinvestments nach Segmenten. Projektentwicklungen: Investitionen in die Zukunft im gesamten Stadtgebiet. 2019 Hochwertige Projektentwicklungen sind mittlerweile 3% 5% fester Bestandteil am Berliner Transaktionsmarkt und generierten bereits 2018 einen Milliarden-Umsatz. 18% Zahlreiche attraktive Projektentwicklungen wurden auch 10% 8% 2019 stadtweit per Forward-Deal veräußert, so z.B.: 12% 2018 ■■ PGIM hat im Rahmen eines Forward-Deals das 1% 4% 2% Bürohochhaus Stream, dessen Realisierung noch aussteht, für einen Preis von EUR 480 Mio. für 6% deutsche und schweizer Institutionelle erworben. 53% 17% Auf 24 Stockwerken sollen etwa 42.000 m² Mietflä- 43% che zur Verfügung stehen. 14% ■■ Generali Real Estate hat zusammen mit der italie- nischen Versicherungsgesellschaft Poste Vita den Büroneubau „The Westlight“ in der Berliner City West erworben. Verkäufer des 15-Geschossers ist Barings Real Estate, das dort noch bis Mitte 2020 rd. 19.500 m² Büro- und Einzelhandelsfläche errichtet. Der Kauf- Bau-/Entwicklungsgrundstücke preis wurde nicht kommuniziert, dürfte laut Branchen- Gewerbe-/Industrieobjekte kreisen aber knapp über 200 Mio. Euro liegen. Alten- und Pflegeeinrichtungen Hotels o.Ä. ■■ Hamburg Team Investment Management (HTIM) hat Geschäftshäuser/Einzelhandel als Forward-Deal ein Wohngebäude der Projektent- wicklung Schreibfederhöfe in Berlin-Friedrichshain Büroobjekte erworben. Verkäufer des Ensembles ist Hamburg Sonstige Team Projektentwicklung (HTP), das auf dem Teilareal 112 Wohnungen mit knapp 7.200 m² Quelle: Mietfläche sowie 1.500 m² Gewerbefläche errichtet. Anmerkung: only Asset-Deals; Sons- Gutachterausschuss Berlin, vorläufige tigen sind u.a.Vergnügungsstätten, Angaben für 2019, Stand: 31.1.2020 Der Kaufpreis beläuft sich auf über 50 Mio. Euro. Schulen und Sportanlagen zugeordnet. © Aengevelt Research 31
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