12 JOURNAL BILDENDE KUNST. GESTALTUNG.MUSIK. BÜHNE.WISSEN - opus4.kobv.de

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12 JOURNAL BILDENDE KUNST. GESTALTUNG.MUSIK. BÜHNE.WISSEN - opus4.kobv.de
JOURNAL      12
                                      BILDENDE KUNST.
                                      GESTALTUNG.MUSIK.
JAN / MÄRZ 2021   WWW.UDK-BERLIN.DE   BÜHNE.WISSEN
12 JOURNAL BILDENDE KUNST. GESTALTUNG.MUSIK. BÜHNE.WISSEN - opus4.kobv.de
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                                                                                                 itzenth
                                                                                     ald   emar T
                                                                              Foto: W

„Der rasende Regenbogen“
Im Jahr 1923 – einem Krisenjahr – feierte die dem Berliner Kunstge-
werbe-Museum angeschlossene „Unterrichtsanstalt“, eine renom-
mierte Vorgängerin der UdK Berlin, trotzdem ihr jährliches Schüler*in-
nenfest in der Hardenbergstraße. Das Motto „Unter dem rasenden
Regen­bogen“ kam mit expressionistischem Pathos daher. Was sehens-
wert war – die künstlerische Ausstattung der Räume und kunstvoll
verkleidete Menschen –, fotografierte Waldemar Titzenthaler. Das
hier gezeigte Foto befindet sich neben vielen anderen im UdK-Archiv.

Innerhalb dessen fotografischer Lehrsammlung haben sich mehr als
300 Fototafeln von den „Kostümfesten“ der Studierenden erhalten.
Die Sammlung beginnt 1892 und endet 1935. Dokumentiert sind die
fantasievollen Dekorationen und Verkleidungen der Teilnehmenden
an den – stets sehr gut besuchten – Faschingsfesten. Meist hatten sie
ein Motto: zum Beispiel „Modetorheiten“ (1911), „Zwischen Himmel
und Hölle“ (1929) oder „Südsee-Kitsch“ (1927). Organisiert wurden
die Feste von der Vertretung der Schülerschaft; Bilder von prominen-
ten Besucherinnen und Besuchern im Kostüm schafften es manchmal
bis in die Zeitungen. Beauftragt wurden Berliner Presse- und Porträt-
fotografen wie Waldemar Titzenthaler, Suse Byk und Marin Höhlig.
Dietmar Schenk, Leiter des Archivs der UdK Berlin
                                                                         2…
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SPIELEN IM DESASTER
     Fantasie, Überraschung, Unvorhersehbarkeit und auch Selbstbeloh-
     nung – wie spielerisch kann der Umgang mit einer Katastrophe sein?
     Aus den verwinkelten Tiefen des virtuellen Raums herausgeholt ha-
     ben wir einige Arbeiten, die in den letzten Monaten entstanden sind.
     Sie blicken auf die Welt aus der Vogelperspektive oder durch eine
     Lochkamera, träumerisch-utopisch mit einem Musik-Video, gehen mit
     Orpheus in die Unterwelt oder imaginieren „non-living-engineered
     products“. Über das „Nicht-Wissen“ in der Kunst und die Konzentra-
     tion auf das Wesentliche spricht Christine Streuli mit ihren Studieren-
     den. Franziska Schreiber reflektiert über Parallelkörper und Virtual
     Fashion. Hans Peter Kuhn beschreibt seine Klang-Environments und
     erklärt die Oberfläche von Klang. Rekombiniere die Regeln – und das
     Ego –, fordert Hermann Schmidt-Rahmer seine Schauspielstudieren-
     den auf.

     Wie man Ausstellungsorte rekombiniert und neu erfindet, zeigt die
     Klasse Streuli, die das „Pop off“-Cover für diese Ausgabe gestaltet
     hat. Ihre nächtliche Ausstellung in einer Berliner Baugrube – „Stell dir
     vor, es gibt Kunst, und keine*r sieht hin“ – bekommt nun hier in der
     Zeitschrift ein Publikum.

     In den virtuellen Raum zurück ziehen uns die Listings – zu den
     Web-Seiten und Instagram Locations und Streams, wo gegenwärtig
     fast die gesamte Aktivität der Hochschule stattfindet.

     Am Ende des journals weisen wir noch einmal hin auf den aktuellen
     Unterstützungsfonds des Landes Berlin für Lehrende und Studierende.

     Allen Künstler*innen und Autor*innen danken wir herzlich!

     Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und uns allen
     hoffentlich bald – ein rauschendes Fest!

     Die Redaktion
3…
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                                        , Video
                        stic   birds“
       viram   , „Fanta
Liane A

Liane Aviram, „Fantastic birds“, Video, 5:46 Min.
Vogelperspektive und Migration, Luftverkehr und Airports, maritime
Handelswege, Kartografie und mobile Netzwerke. Was können wir
von Vogelbeobachtung über unsere Geschichte, unsere Gegenwart
und unser Leben lernen? Können wir dadurch Natur und Mobilität
besser verstehen? Liane Aviram ist interessiert am Cross-over von Do-
                                                                        4 … Standortkarte auf der letzten Seite

kumentation und Fiktion als künstlerisch-investigatives Werkzeug. In
ihrem kurzen Experimentalfilm „Fantastic birds“ benutzt sie Vogel-
verhalten als ein spekulatives Modell für neue Lebens- und Bilder­
welten. Mit Live-Screen-Capture-Videos von Google Earth und „Red
redemption“, einem Computerspiel, denkt der Film über die artifiziel-
len computergenerierten Darstellungen der natürlichen Welt und ihre
Bedeutung nach. vimeo.com/475424798

Liane Aviram ist Meisterschülerin von Prof. Monica Bonvicini.
Im Sommer 2020 wurde ihr der Preis des Präsidenten der UdK Berlin
für Meisterschüler*innen der Bildenden Kunst verliehen.
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Auch die letzten Wochen des Wintersemesters 2020/21 werden
– soweit die Pandemie-Entwicklung es zulässt – in einem Mix aus                                                       INSTITUT FÜR KUNST-
Präsenzveranstaltungen und digitalen Formaten stattfinden.
Für die Öffentlichkeit muss die Hochschule leider bis auf Weiteres                                                    WISSENSCHAFT UND
geschlossen bleiben. Viele der entstehenden Arbeiten sind nur
im virtuellen Raum anzuschauen. Wir listen hier eine Auswahl auf.                                                     ÄSTHETIK
Aktuelle Informationen: www.udk-berlin.de                                                                             Vortragsreihen zu kunst­historischen, philosophischen
                                                                                                                      und kuratorischen Themen
                                                                                                                      @udk_kunsttheorie

Klasse Prof. Monica Bonvicini: www.classbonvicini.com;
@atelier_91_92_95a                                                                                                    GRUNDSCHULE DER KÜNSTE
                                                                                                                      Ein Bildungsraum an der Schnittstelle von Hochschule, Schule
Klasse Prof. Gregory Cumins: @cumins_udk                                                                              und Kulturinstitution unter dem Dach der UdK Berlin. Als Teil des
                                                                                                                      künstlerischen Grundschullehramtsstudiums erforschen Studierende
Klasse Prof. Valérie Favre: klassefavre.de; @klassefavre                                                              wie Lehrende gemeinsam mit Kindern und ihren Lehrer*innen,
Talk „Digitalität und Malerei“: vimeo.com/493770791                                                                   wie Bildung durch die Künste gelingen kann.
                                                                                                                      grundschulekunstbildung.de
Klasse Prof. Mathilde ter Heijne: @terheijne_udk

Klasse Prof. Karsten Konrad: @klasse_konrad
                                                                                                                      INSTITUT FÜR KUNST
Prof. Susanne Lorenz:
www.udk-berlin.de/studium/bildende-kunst/grundlehre                                                                   IM KONTEXT
                                                                                                                      Programm und aktuelle Informationen:
Klasse Prof. Ursula Neugebauer: @klasse_ngb                                                                           www.kunstimkontext.udk-berlin.de

Klasse Prof. Josephine Pryde: @studiopryde

Klasse Prof. David Schutter: @klasse_schutter                                                                         ZU GAST
                                                                                                                      MI 13. JANUAR BIS SA 6. MÄRZ
Klasse Prof. Dr. Hito Steyerl: www.lensbased.net; @lens_babes                                                         Thilo Heinzmann: „my time your time our time time“
                                                                                                                      Perrotin Gallery Tokyo
Klasse Prof. Christine Streuli: www.klassestreuli.de;                                                                 www.perrotin.com
@klassestreuli
                                                                                                                      FR 22. JANUAR
Klasse Prof. Thomas Zipp: @klassezipp                                                                                 Opening Stream NO SHOW
                                                                     5 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de

                                                                                                                      Gruppenausstellung von Studierenden der UdK Berlin
SIEBDRUCKWERKSTATT @udk.siebdruck                                                                                     und der Weißensee Kunsthochschule Berlin
                                                                                                                      Mit: Nouri Almashhour (Klasse Prof. Valérie Favre),
EIGENART Studierendenmagazin, hg. AStA, digital seit 2020:                                                            Elena Dorn (Klasse Prof. Christine Streuli), Teresa Mayr
@eigenart_magazin                                                                                                     (Alumna der Klasse Prof. Ina Weber), Ana Tomic
                                                                                                                      (Klasse Prof. Thomas Zipp) sowie Dhan Fabbri (Weißensee /
                                                                                                                      Ostkreuzschule), Leo Elia Jung und Susanne Schmitt
                                                                                                                      (beide Weißensee)
                                                                                                                      Pavillon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 10178 Berlin
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Foto: K
                                            lasse S
                                              treuli

6 … Standortkarte auf der letzten Seite
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treuli
          lasse S
Foto: K

„Stell dir vor, es gibt Kunst, und keine*r sieht hin /
Kunstwelt under construction“
Es ist die kälteste Nacht seit Langem an diesem Donnerstag, dem 3. De-                                                     den Akt des Zeigens oder um die Möglichkeit einer analogen Begeg-
zember. Einige Studierende der Klasse Streuli haben sich im Dunkeln                                                        nung mit einem Kunstwerk? Ist die Ausstellung abhängig von der Ku-
zu einer nahe gelegenen Baugrube begeben. Dort, im augenscheinli-                                                          ration oder von den Menschen, die sie besuchen? Wird eine Ausstel-
chen Untergrund, bauen sie binnen Minuten eine kleine Ausstellung                                                          lung für das Gezeigte oder für die Zeigenden gemacht?
                                                                          7 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de

auf. Im grellen Licht des Scheinwerfers hängen die kleinformatigen
Werke für sich, ein Publikum gibt es nicht. Inszeniert für den bloßen                                                      Wir suchen uns den Raum und stellen aus, und zwar an einem rea-
Moment, festgehalten mit ein paar Fotografien. Eine Stunde später                                                          len Ort der, wie das Gezeigte, nur temporär existiert. Wir inszenieren
gibt es, abgesehen von ein paar Löchern in den Holzwänden, schon                                                           nicht nur die Ausstellung, sondern deuten auch eine Baugrube zu ei-
keine Spuren mehr.                                                                                                         nem Ausstellungsort um, an dem wir sichtbar und unsichtbar zugleich
                                                                                                                           sind. In gewisser Weise ist es ein „Pop off”, eine kurzzeitige Ausstel-
Kunst zu Gesicht zu bekommen, war in diesem prekären Jahr schwer,                                                          lung, die sich zwischen Zeigen und Nicht-Zeigen befindet. Die Aktion
Kunst selbst auszustellen noch viel schwieriger. Die Situation der Kon-                                                    ist Teil einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Praxis des
taktbeschränkungen erfordert neue Wege und alternative Lösungen.                                                           Ausstellens. Für das kommende Frühjahr sind weitere dieser sponta-
Das Meiste verlagert sich in den virtuellen Raum: Online-Rundgänge                                                         nen Aktionen geplant, die in einer Publikation dokumentiert werden
durch Museen und Galerien, Videos, Instagram-Präsenzen.                                                                    sollen.

Doch was macht eine Ausstellung zur Ausstellung? Ist eine Fotografie                                                       Fotodokumentation der Ausstellung: www.udk-berlin.de/journal
unserer Inszenierung eine Behauptung oder ein Zeugnis? Geht es um                                                          www.klassestreuli.de
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die in unserem täglichen Vokabular waren, und Social Media gab es
OFFENE SITUATIONEN                                                                                                     auch noch nicht. Ich spüre diesen wahnsinnigen Druck, mit dem viele
                                                                                                                       von euch kämpfen. Und nicht zu vergessen, seit einem Jahr nun schon
CHRISTINE STREULI SPRICHT                                                                                              haben wir alle mit einer Pandemie zu kämpfen, und auch diese Krise
                                                                                                                       ist längst nicht überstanden.
MIT IHRER KLASSE
                                                                                                                       Unsere letzte Ausstellungs-Aktion hat den Titel: „Stell Dir vor, es gibt
                                                                                                                       Kunst, und keine*r sieht hin / Kunstwelt under construction“. Schon
Wir, die Studierenden, treffen Christine Streuli am 1. Dezember, ver-                                                  der Titel bringt die aktuelle Krise zum Ausdruck.
abredet sind wir online. Sie sitzt in ihrem Atelier im Wedding, wir sind                                               Ja, ihr habt mit der Klassen-Ausstellung in der Baugrube einen sehr
im Raum 228 in der Hardenbergstraße 33.                                                                                schlauen Ausweg aus dem Dilemma gefunden. Es ist euch mit dieser
                                                                                                                       Aktion gelungen, genau die Probleme sichtbar und aussprechbar zu
Was ist die Aufgabe der Kunst für die Gesellschaft?                                                                    machen, mit denen wir momentan gezwungen sind umzugehen. Ihr
Wir leben aktuell in einer Zeit, da Museen und Galerien wegen der                                                      studiert Kunst in Berlin und der Uni-Alltag wird von strikten Hygiene-
Pandemie temporär geschlossen wurden, weil sie, laut Politik, zur „Un-                                                 regeln und von der Angst der Ansteckungsgefahr dominiert. Der Un-
terhaltungsindustrie“ gehören. Wahnsinn! Ich glaube, dass die Kunst                                                    terricht findet seit Monaten fast ausschließlich online statt. Wir alle
fähig ist, Fragen zu stellen, die nicht ausschließlich mit wissenschaftli-                                             sind vom Bildschirm-Anstarren erschöpft. … Wie zeigen, wie reden
chen Fragen zu tun haben. Ich glaube, dass Kunst Antworten oder Vor-                                                   wir über Kunst, wenn wir sie nicht real betrachten, riechen und sinn-
schläge genau dort generiert, wo die Sprache der Wissenschaft schei-                                                   lich, körperlich wahrnehmen können? Wie können wir als Klasse an ei-
tert. Darüber möchte ich mehr herausfinden, über das „Nicht-Wissen“                                                    ner Kunstakademie das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Anteil-
in der Kunst. Ich glaube, dass das lebensnotwendige und für die Ge-                                                    nahme entwickeln und einen kritischen Diskurs pflegen? Galerien und
sellschaft sehr wichtige Fragen sind. Ja, Kunst kann auf ihre ureigene                                                 Museen sind zu. Konzerthäuser und Theater ebenfalls. Vieles ist nicht
Art und Weise aufklären, sie kann zeigen und erfinden. Sie kann aber                                                   mehr mit Sicherheit zu planen und zu genießen. Jobs entfallen, wir
eben auch das: eine klare Sprache des „Nicht-Wissens“ sprechen.                                                        isolieren uns. Distanzieren und isolieren uns die digitalen Tools nicht
                                                                                                                       schon genug, auch ohne Coronavirus? Es geht darum, Alternativen
Glaubst du, dass das Wissen bzw. Nicht-Wissen in unserer Generation                                                    zu suchen, reale und sichere Situationen zu schaffen, die doch noch
anders ist als zum Beispiel in deiner?                                                                                 das Eine oder das Andere in Präsenz ermöglichen. Wenn nicht jetzt,
Das „Nicht-Wissen“, von dem ich spreche, ist zeitlos, der Umgang da-                                                   wann dann? Selbstinitiative. Neuland betreten und Umdefinieren von
mit ist das, was sich ändert. Ich glaube, dass es in jeder Generation                                                  Bekanntem. Die Baugrube wurde zum temporären Ausstellungsraum.
andere Fragestellungen gibt, andere Vehemenzen. Wir beleuchten                                                         Das „Hier und Jetzt“ fühlen, für einen kurzen Moment und danach
heute andere Probleme in der Welt, als noch vor 100, 50 oder 25 Jah-                                                   war alles wieder vorbei. Ihr habt eure Arbeiten gehängt, gestellt, ge-
ren. Es wird oft darüber geredet, dass wir heute in einer krisenhaften                                                 beamt. … Niemand außer euch hat die Ausstellung gesehen. Völlig
Zeit leben. Ich aber glaube, der Mensch lebt seit jeher in der Krise, nur                                              egal! Es wurden Fotos davon gemacht, und ihr habt gemeinsam und
– die Krisen sind immer anders. Deswegen wird es auch immer Kunst                                                      solidarisch eine Nacht zusammen verbracht und Kunst gemacht, euch
geben. Ich stelle mir hin und wieder die Frage, ob und wie eure Gene-                                                  gesehen, diskutiert und gelacht. Das verbindet! Daraus erwächst Ener-
ration und weitere Generationen es überhaupt noch aushalten wer-                                                       gie und Erneuerung, keine Depression, keine Resignation.
den, etwas NICHT zu wissen.
                                                                                                                       Wir selbst können oft nicht beurteilen, was genau für uns die Krise ist.
Welche Krise wird unsere Krise sein?                                                                                   Oft haben Menschen von außen einen besseren Blick darauf, was jetzt
Die große Herausforderung für euch ist, mit einer konstanten Über-                                                     gerade unser Problem sein könnte. Was ist für dich der Unterschied
forderung umgehen zu müssen. Diese Überforderung ist für uns alle                                                      zwischen unseren „Problemen“ und euren?
                                                                             8 … Standortkarte auf der letzten Seite

eine große Herausforderung. Die neuen Medien, die ewige Vernet-                                                        Zuerst einmal möchte ich hier festhalten, dass „eure Probleme“ auch
zung und rastlose Kommunikation. … Wir werden mit Bildern und                                                          „unsere Probleme“ sind. Klar wird von jungen Menschen erwartet,
Informationen überschüttet und konfrontiert, und sind dadurch im                                                       dass sie innovative, frische, kreative Ansätze und Lösungen für aktu-
konstanten „Sich-Vergleichen“ und „In-Verbindung-Setzen“, in der                                                       elle Krisen finden. Aber wir alle sind herausgefordert, mit dem „Hier
Selbstreflexion. Das empfinde ich als sehr ungesund und geradezu be-                                                   und Jetzt“ zu verhandeln und eine Haltung dazu einzunehmen. Ich
drohlich! Ich glaube, das ist eure größte Herausforderung, damit zu                                                    komme noch mal darauf zurück, entschuldigt diesen abgegriffenen
leben und überhaupt irgendeine Konzentration auf das Wesentliche                                                       Begriff, aber die Bilder- und Informationsflut, mit der wir heute glo-
zu finden. Oder aber: es zu ändern! Mir stellt sich die Frage, wie ihr                                                 bal umgehen müssen, ist enorm. Nicht nur diese Flut, auch die ex-
ganz individuell, aber auch wie wir gesellschaftlich damit umgehen                                                     plosionsartige Geburtenrate, Migration, Klimawandel, Hungersnöte,
werden, als Menschen und als Künstler*innen. Als ich studiert habe,                                                    Kriege, Armut, Korruption, Überalterung usw. Wir kriegen das kom-
war es tatsächlich anders. Effizienz oder Erfolg waren keine Begriffe,                                                 plette Geschehen ununterbrochen und immerzu über alle Kanäle mit.
12 JOURNAL BILDENDE KUNST. GESTALTUNG.MUSIK. BÜHNE.WISSEN - opus4.kobv.de
Dazu muss man sich überhaupt einmal verhalten und eine Haltung                                                              und Vernissagen, wo wir uns sehr regelmäßig trafen. Dort versammel-
einnehmen können! Auch zu den Sozialen Medien und dem damit                                                                 ten sich Kunststudent*innen, Kurator*innen und Galerist*innen. … Am
verbundenen Dilemma von Manipulation, Missbrauch, Fake News,                                                                Ende meines Studiums habe ich gemerkt, dass genau das der Vorteil ist
Sucht, Übergriff, Einsamkeit, Ignoranz, Distanz, Überwachung. … Ich                                                         am Studieren. Das sage ich euch hier ganz bewusst: Als Student*in ist
hatte als Studentin kein Handy und auch keinen Computer. Niemand                                                            es viel einfacher, irgendwo anzurufen und zu sagen: Hey, mein Name ist
hatte damals ein Handy. Stellt euch vor: Ich habe damals nur einmal in                                                      blablabla, ich studiere Kunst und ich bin total interessiert an blablabla,
der Woche im Computerraum der HdK meine E-Mails gecheckt. Heute                                                             und ich würde gerne mal bei Ihnen vorbeikommen und reden. Diese Di-
ist das unvorstellbar. Ich war einfach konzentriert bei einer Sache und                                                     rektheit und vielleicht auch Unerfahrenheit ist die Waffe und die Ver-
nicht andauernd von Bewegungen auf meinem Handy und meinem                                                                  führungskraft der Jugend. Ihr Studierenden solltet in diesen wenigen
Verhalten dazu abgelenkt. Lasst uns über Ablenkung und Überforde-                                                           Jahren, die ihr zusammensteckt, euch intensiv miteinander auseinan-
rung reden. Sie generieren neue, brisante Situationen und Fragen. Es                                                        dersetzen, mit Zuneigung und ohne Ressentiment – nicht ausschließlich
geht mir nicht um eine Wertung. Es geht um die Frage, was und wie                                                           mit euch selbst oder mit virtuellen Leuten, die ein „potenzielles Netz-
sich etwas verändert, und es geht auch darum herauszufinden, wie                                                            werk“ schaffen könnten. Das ist zu einsam.
weit wir das alles mitmachen. Was wir mit uns machen lassen. Und
wie weit wir dabei überhaupt noch handlungs- und entscheidungsfä-                                                           Noch mal zur Privatsphäre, ist es für dich nicht schwer, überhaupt eine
hig oder -unfähig sind.                                                                                                     zu haben? Weil man ja immer sich selbst durch seine Kunst preisgibt?
                                                                                                                            Das stört mich nicht. Meistens wird über die Kunstwerke auch über
Was hältst du davon, Kunst auf Instagram zu präsentieren, dort Connec-                                                      Privates gefragt. Das finde ich angenehm verschlüsselt und interes-
tions zu machen, von der Notwendigkeit, sich medial zu vernetzen?                                                           sant. Via Kunstwerke gebe ich natürlich etwas von mir preis, vor allem
Ich beobachte das, und ich höre von Erfolgsgeschichten. … Aber ich                                                          auch dann, wenn ich darüber rede. … Ich wünsche mir reale Begeg-
nehme auch den Druck und die Verunsicherung wahr, die Depressio-                                                            nungen, menschliche Anteilnahme. Und vor allem möchte ich mit mei-
nen. Ich finde, dass wir alle die Social Media boykottieren sollten. Sie                                                    nem Gegenüber verhandeln. Bei den Sozialen Medien wird nichts ver-
machen uns süchtig, wir werden damit schamlos überwacht und ver-                                                            handelt, da wird etwas gepostet und behauptet, ob wahr oder falsch,
und ausgewertet. Die damit steinreich werden, nehmen keine Rück-                                                            die Reaktion darauf ist … vermeintlich nicht wichtig. Was mich am
sicht auf unsere psychische Verfassung und Belastung. Die ethischen                                                         Menschsein interessiert, ist die Auseinandersetzung und die Berüh-
Fragen sind ungelöst und sie stellen ein riesiges und wachsendes Pro-                                                       rung in jeglicher Form und Bedeutung des Wortes.
blem dar!
Ich habe kein Account bei Facebook oder Instagram. Mich stresst das                                                         Würdest du sagen, dass du eine Art Konzept hast, von der ersten Idee
zu sehr, das Smartphone bringt eine wachsende Unruhe in mein Le-                                                            zu einer fertigen Arbeit zu kommen?
ben. Ich kann und möchte mit dem verlogenen Positivismus, der Dau-                                                          Meine Malerei ist ein weiter, endloser Prozess. Es ist nicht so, dass ich
erberieselung und dem Geltungs-Durchfall anderer nicht umgehen! Es                                                          etwas anfange und dann abschließe. Meine Malerei ist eine konzep-
nimmt zu viel Zeit und zu viel Aufmerksamkeit in Anspruch. All diese                                                        tuelle Malerei, keine rein intuitive, es geht um den Prozess und um
Fotos, all diese „aufregenden“ Leben von anderen, all diese Kommen-                                                         die Auseinandersetzung damit. Das heißt nicht, dass ich 24 Stunden
tare, die mich überhaupt nicht interessieren. … Dieser Stress, regel-                                                       lang mit dem Pinsel in der Hand im Atelier stehe. Wenn ich an etwas
mäßig tolle, schräge und geile Fotos aus meinem Leben zu posten                                                             dran bin, dann ist das ein kontinuierliches Handeln, Reflektieren und
oder zu kommentieren – ich kann das einfach nicht bedienen. Das ist                                                         Betrachten. Dieser Denk- und Betrachtungsprozess generiert immer
nicht meine Einstellung zum Leben. Dafür interessiert mich die Lan-                                                         neue Ansätze für die jeweilige Arbeit wie auch für weitere Arbeiten.
geweile doch zu sehr. Ich will auch nicht immer und alles teilen! …                                                         Also ich würde sagen, seit 2001 ist es ein nahtloses Nachdenken und
                                                                           9 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de

Ich habe ein großes Bedürfnis nach Privatsphäre, nach Diskussion und                                                        Anschauen von Malerei. Es gibt keinen Anfang und kein Ende.
nach Kompromissen. Ich habe das Handy sowieso immer dabei und
bin immerzu erreichbar – schon das ist komplett gaga! Ich habe das                                                          Kann man sagen, dass du von Konzentration fasziniert bist?
Bedürfnis nach Geheimnissen und finde es sehr anziehend, wenn ich                                                           Mitunter ja. Obwohl das Abdriften auch eine wichtige Rolle spielt.
auf Menschen treffe, die auch Geheimnisse haben und nicht alles mit-                                                        Der Begriff „Konzentration“ … ist mir zu streng. Wenn ich über wich-
teilen und kommentieren. Wobei wir da bei der Erotik des „Nicht-Wis-                                                        tige Begrifflichkeiten nachdenke, spreche ich oft von „Energie“. Ich
sens“ ankommen.                                                                                                             glaube, Kunst hat viel mit Energie zu tun. Energie kann sich in jegli-
                                                                                                                            cher Form äußern. Sie äußert sich nicht nur im Lauten und Heftigen.
Hast du trotzdem darauf geachtet, dich zu vernetzen?                                                                        Energie existiert auch im Schweigen und im Nichtstun. Es geht um
Die Vernetzung lief in den 1990er und 2000er Jahre ganz anders: Es                                                          Entscheidungen. Irgendwo muss eine Energie fließen, wenn wir Kunst
ging um reale, körperliche Präsenz. Die diversen Galerie- und Offspace-                                                     machen, auch in der Verweigerung steckt Energie.
Szenen sind weltweit explodiert, es kamen immer neue dazu, in Zürich,
Berlin, London, Paris. … Kunstmessen sind wie Pilze aus dem Boden                                                           Christine Streuli ist Professorin für Malerei. Das vollständige Interview:
geschossen. Wir waren immerzu unterwegs, es gab Bars und Kneipen                                                            www.udk-berlin.de/journal und www.klassestreuli.de
12 JOURNAL BILDENDE KUNST. GESTALTUNG.MUSIK. BÜHNE.WISSEN - opus4.kobv.de
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          illi Falz
Foto: L

Lilli Falzoi, „Isolationstagebuch“, Lochkamera-Fotografien
Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 entstand die                                                           noch etwas unruhig, unfertig, schwindelerregend sind. Die Arbeiten
umfangreiche Arbeit von Lilli Falzoi, 72 Zeichnungen und Fotografien,                                                verlangen keine frei stehende, perfekte Präsentation, sie können als
„in denen ich auf die verlassene urbane Landschaft, die mich umgab,                                                  Gruppe oder allein, gepaart mit anderen Texten oder im Kontrast zu
reagierte. Bei den Fotografien handelt es sich um Bilder, die mit einer                                              anderen Arbeiten gezeigt werden. Während der Isolationszeit habe
aus einem Schuhkarton und einer Bierdose gebauten Lochkamera                                                         ich Zeichnungen verschickt und verschenkt, unfertige Zeichnungen
                                                                          10 … Standortkarte auf der letzten Seite

aufgenommen und in meinem abgedunkelten Schlafzimmer                                                                 wurden ausge­tauscht, und mit den ersten Kontaktlockerungen wurde
entwickelt wurden. Ich habe versucht, die Spuren der Isolation damit                                                 lange erst einmal nicht gearbeitet, sondern nur geredet: über die Zeit,
einzufangen. Das Interessante ist, dass ein Zufallselement das ganze                                                 über die entstandenen Arbeiten und deren Überschneidungen und
Foto bestimmen kann. Weht der Wind gerade in dem Moment zu stark                                                     über gemeinsam gefühlte Prozesse. Eine Zeit des Nachdenkens, die
oder schiebt sich die Sonne kurz zwischen den Wolken hervor, passiert                                                endlich wieder geteilt und artikuliert werden konnte.“
etwas mit dem Fotopapier, was ich erst zu Hause herausfinden kann.
Die lange Belichtungszeit und die Einmaligkeit der aufgenommenen                                                     Lilli Falzoi studiert Kunst auf Lehramt in der Klasse
Situation lassen die dargestellten Szenen zu wertvollen                                                              von Prof. Burkhard Held.
bedeutungstragenden Momenten werden.“ Bei den übrigen Arbeiten
„handelt es sich oft um Skizzen, Ideenfindungen, Werkgruppen, die
in einer unruhigen Zeit entstanden sind, und in sich selbst vielleicht
ot
                                 creensh
                laid   out“, S
        n, „All
Calma

                                                                                                  Calman, „All laid out“, Video, 4:40 Min.
                                                                                                  Das Musikvideo zu dem gleichnamigen Song aus dem Album „Kann
                                                                                                  Grad Nich“, setzt sich in 14 Songs mit dem Thema Verantwortung
                                                11 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de

                                                                                                  auseinander: „Der Weg als Ziel, der Komfort, den man ineinander
                                                                                                  findet, das Vertrauen, das man geschenkt bekommt und großzügig
                                                                                                  verschenkt ohne Enttäuschungen, ohne Angst, ohne Kompromisse.
                                                                                                  Fürsorge, Liebe, Glück, Rausch und Geborgenheit. Eine Fahrt, ein Pro-
                                                                                                  jekt, ein Vorhaben, in erster Linie ein Miteinander und Füreinander.
                                                                                                  Eine konstruktiv geträumte Utopie. Alles könnte genau so sein. Wir
                                                                                                  alle könnten genau so sein, würden wir uns dafür verantworten. Aber
                                                                                                  – kann grad nich.“ calman.de

                                                                                                  Calman studiert in der Klasse von Prof. Valérie Favre.
                                                                                                  Die Arbeit entstand während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020.
Blau
                                          Moriel
                       tter“   , Fotos:
          mma   ble ma
„progra

Moriel Blau, „programmable matter“
Die Masterarbeit ist ein Forschungsprojekt, das sich mit dem Design                                                  Bauteile wird somit auf ein einziges reduziert und das Objekt gleich-
von intelligenten Materialien und Formgedächtnispolymeren be-                                                        zeitig mit einer monomateriellen Eigenschaft ausgestattet.“
schäftigt. Blau sucht nach innovativen Möglichkeiten, funktionale
und komplexe Oberflächen zu schaffen und geht so weit, Natur durch                                                   Beide Projekte dokumentiert Moriel Blau in eindrucksvollen etwa
4D-Druck zu replizieren. Das Projekt zielt auf die Entwicklung langle-                                               200-seitigen Bänden, die den Prozess beschreiben und darüber reflek-
biger und anpassungsfähiger Produkte. Ein flexibles Konzept soll sich                                                tieren. Und ihren Experimentierenthusiasmus und ihre Neugier zei-
auf „die Geometrie, den Körper und das Wesen eines Produkts an-                                                      gen. „Wenn ich etwas nicht verstehe und ich nicht weiß, wie es funk­
wenden lassen – und so die Evolution ganzer Produkte ermöglichen.                                                    tioniert, bin ich fasziniert davon. Mich faszinieren Mechanismen und
In Zukunft werden diese – ich nenne sie ,non-living-­engineered pro-                                                 Bewegungen. Deshalb habe ich diese Forschungsprojekte gemacht“,
ducts‘ – nicht nur individuell zugeschnitten und über 3D-Druck herge-                                                sagt sie. „Diese Objekte habe ich nicht erfunden, es sind einfach die
stellt, sondern wie quasi-lebende Organismen fungieren. Wir werden                                                   Regeln, mit denen ich spiele. Das Schöne an Gestaltung ist, dass man
umgeben sein von ,non-living-engineered products‘ – von Robotern                                                     Kreativität und Logik miteinander verbindet und etwas Mehrwerti-
ohne Motoren, Stromquellen oder Kabeln, die sich selbst entwerfen,                                                   ges entsteht. Aber es sollte auch immer einen Sinn haben, die Funk-
selbst konstruieren und selbst reparieren, und eben Prozesse der Na-                                                 tion oder die Konstruktion oder die Anwendung – was immer es ist, es
tur nachahmen.“                                                                                                      sollte logisch sein. … Wenn ich mir anschaue, was ich seit dem ersten
                                                                                                                     Bachelor-Semester bis zum letzten Master-Semester gemacht habe,
                                                                          12 … Standortkarte auf der letzten Seite

Die Designerin ist einen großen nächsten Schritt gegangen nach ihrer                                                 dann sehe ich, wie ich mir im Studium den Mut angeeignet habe,
beeindruckenden Bachelor-Arbeit (2019), die auch für die erste Aus-                                                  ­Sachen zu machen, die ich absolut nicht zu können glaubte.“
gabe der German Design Graduates Expo im Kunstgewerbemuseum                                                           Marina Dafova
­ausgewählt wurde. Mechanik und 3D-Druck hat sie hier interessiert:
 „compliance“, das Forschungsprojekt über flexible Einteiler, hatte ge-                                              Moriel Blau ist Absolventin der Klasse von Burkhard Schmitz,
 zeigt, wie und dass ein traditionell konstruierter Mechanismus durch                                                Professor für Entwerfen von interaktiven Systemen.
 einen nachgiebigen Mechanismus – eine flexible und widerstandsfä-
 hige Struktur – ersetzt werden kann. Hierfür hat sie mit mehreren
 hundert Objekten experimentiert, die auf Gelenke und starre Verbin-
 dungen verzichten und als „monolithische kontinuierliche Geome-
 trien“ konstruiert und von aparter Schönheit sind. „Die Anzahl der
Auch in diesem Semester sind die Arbeiten, die an der Hochschule                                                       digital.udk-berlin.de; @newmediaclass_udk
entstehen, wie auch Lectures und Talks nur im virtuellen Raum                                                          udk.skopec.com; @klassevisuellesysteme
zu sehen. Wir listen hier eine Auswahl auf. Aktuelle Informationen                                                     klassewerbung.de
auf den Seiten der Klassen und Studiengänge und:                                                                       spacesofcommunication.de; @raumklasse_udk
www.udk-berlin.de                                                                                                      @udkfilminstitut
                                                                                                                       www.udk-bewegtbild.de
                                                                                                                       Experimentalfilm: @current_situation_udk
                                                                                                                       gwk.udk-berlin.de
UDK TUESDAY
Vortragsreihe des Instituts für Architektur und Städtebau                                                              VILÉM FLUSSER ARCHIVE www.flusser-archive.org
DI 12. JANUAR
19 h Bast, Toulouse; Prof. Enrique Sobejano
DI 26. JANUAR
19 h Avianti Armand & Setiadi Sopandi, Jakarta;                                                                        DESIGN TRANSFER
Prof. Markus Bader & Moritz Henning                                                                                    Ausstellungen, Kooperationen, Veranstaltungen und
DI 2. FEBRUAR                                                                                                          Lectures mit internationalen Gästen
19 h Magazin, Prof. Bettina Götz                                                                                       www.designtransfer.udk-berlin.de
DI 9. FEBRUAR
19 h Studio Muoto, Paris; Prof. Enrique Sobejano
www.udk-berlin.de/studium/architektur/udk-tuesday                                                                      Arbeiten aus den Studiengängen PRODUKT- und MODEDESIGN:
STREAM www.youtube.com/channel/UCIXCUhQA9Rvqe0aj6voMs7w                                                                design.udk-berlin.de
                                                                                                                       @udk_productdesign
Arbeiten aus den verschiedenen Fachgebieten der ARCHITEKTUR,                                                           @udk_productdesign_master_19_20
wie z. B. Digitales und Experimentelles Entwerfen, Plastische                                                          @udk_designandsocialcontext
und Räumliche Darstellung, Stadterneuerung, Gartenkultur und                                                           @udkfashion
Freiraumentwicklung:
www.arch.udk-berlin.de
@architektur_udk
                                                                                                                       DESIGN RESEARCH
PROTOCOL Magazin für Architektur im Kontext
protocol-magazine.de                                                                                                   COLLOQUIUM
                                                                                                                       Doktorand*innen laden Persönlichkeiten der inter­na­tionalen
                                                                                                                       Designforschungslandschaft ein, um über Projekte,
                                                                                                                       wissen­schaftliche Aufsätze, Buchkapitel oder Begriffe
MEDIENHAUS LECTURES                                                                                                    zu diskutieren. Organisiert vom Design Research Lab
Die Vortragsreihe wird organisiert vom Studiengang                                                                     www.drlab.org
Visuelle Kommunikation und vermittelt gestalterische Grundlagen.
www.medienhaus-lectures.udk-berlin.de
                                                                     13 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de

@medienhauslectures
                                                                                                                       ZU GAST
MEDIENHAUSPLATTFORM Open-Source-Plattform                                                                              BIS SO 7. FEBRUAR
für digitales Lernen, Unterrichten und Vernetzen:                                                                      PIKTOGRAMME, LEBENSZEICHEN, EMOJIS
medienhaus.udk-berlin.de                                                                                               Die Gesellschaft der Zeichen. Mit Arbeiten von u. a.
@medienhaus                                                                                                            Prof. Timothée Ingen-Housz
                                                                                                                       Leopold Hoesch Museum und Papiermuseum Düren
                                                                                                                       www.leopoldhoeschmuseum.de
Arbeiten und Talks aus den Studiengängen VISUELLE
KOMMUNIKATION, KUNST UND MEDIEN und GESELLSCHAFTS-                                                                     BIS SO 21. MÄRZ
UND WIRTSCHAFTSKOMMUNIKATION:                                                                                          FROM THONET TO DUTCH DESIGN
Grundlagen des Entwerfens: basics-blog.de; @basics.udkberlin                                                           125 Years of living at the Stedelijk
klassehickmann.com; @klassehickmann                                                                                    Mit Arbeiten von u. a. Prof. Ineke Hans
@illustration_udk                                                                                                      Stedelijk Museum Amsterdam; www.stedelijk.nl
individuell programmierter Oberflächen für Avatare mit wachsender
NEUE SPIELE UND                                                                                                        Spielecommunity zu einem umsatzstarken Geschäft entwickelt und ist
                                                                                                                       damit auch spielextern für den Modemarkt attraktiv.
VIRTUELLE
                                                                                                                       In vielen der populären Spiele lassen sich Phänomene „virtueller Er-
ERLEBNISÖKONOMIE                                                                                                       lebnisökonomie“ beobachten, ein Trend, der davon ausgeht, dass
                                                                                                                       Konsumerlebnisse virtueller Kleidung genauso bedeutend und emo-
FRANZISKA SCHREIBER                                                                                                    tional gewertet werden wie im Realen. Digitale Warteschlangen bei
                                                                                                                       der Jagd um limitierte Produktauflagen und die Sehnsucht nach Sta-
                                                                                                                       tus-Erhöhung modisch versierterer Avatare lassen direkte Vergleiche
Globale Katastrophen verändern die Welt. Die Pandemie hat die                                                          zu analogen Konsummustern zu. Wenn im April 2020 der US-amerika-
Mode innehalten lassen, übliche Prozesse waren unterbrochen, muss-                                                     nische Rapper Travis Scott als Avatar im Spiel „Fortnite“ ein virtuelles
ten überdacht und neu erfunden werden. Es gab Einsamkeit, Aufre-                                                       Konzert gibt und die 12 Mio. Zuschauer danach virtuelle Merchandise-­
gung, aber auch mehr Wertschätzung für Zeit und Kreativität. Co-                                                       Artikel erwerben können, lösen sich virtuelle Körper und Kleidung da-
vid-19 hat gleichermaßen dem Digitalen in der Mode und der Mode                                                        von, nur visuelle Oberflächen der Unterhaltung zu sein. Digitale Spie-
im Digitalen einen ungeahnten Schub gegeben mit Spielarten, die                                                        lewelten werden zu Plattformen für die Erlebnisse selbst und lösen
Prozesse und Produkte einer enorm material- und ressourcenintensi-                                                     sich von der Abhängigkeit dinglicher Referenzsysteme.
ven Wertschöpfungskette innovativ zu übersetzen versuchen. Virtual
Fitting, Virtual Dressing, Digital Showrooms, Avatorials sind mehr als                                                  Auch jenseits der Computerspielewelten gewinnt virtuelle Kleidung
notwendige technologische Testspiele. Sie sind Symptome allgemei-                                                       an Bedeutung. 2019 verkaufte das niederländische Start-up The Fab-
ner Phänomene gesteigerter Mediatisierung, Virtualisierung, Datafi-                                                     ricant ein Kleid mit dem Namen Iridescence als „the world‘s first di-
zierung, Algorithmisierung und Gamifizierung unserer Gesellschaft.                                                      gital-only dress“ und bereitete damit den Weg für ein vor allem in
                                                                                                                        und durch Social Media erfolgreiches Konzept der Virtual Fashion. Es
So ist es fast eine logische Konsequenz, wenn das Luxusmodehaus                                                         ist ein Spiel unendlicher Innovationen. Physikalische Gegebenheiten
Balenciaga unter der kreativen Leitung von Demna Gvasalia im De-                                                        und physische Funktionalismen sind obsolet. Im Digitalen überwin-
zember 2020 den Launch der Herbst/Winter-Kollektion 2021 an die                                                         den wir Begrenzungen von Geschlecht, Geografie und Tradition. Wir
Veröffentlichung eines interaktiven Online-Videospiels knüpft. „Af-                                                     erleben ungeahnte Neudefinitionen und Konstruktionen von Indivi-
terworld: The age of tomorrow“ kann kostenlos über den Webbrow-                                                         dualität und Identität. Das Körperliche als Oberfläche kultureller Be-
ser gespielt werden und entführt die Spieler*innen in eine immersive                                                    deutungszuschreibungen wird ständig aktualisiert. Neue Spielarten
Parallelwelt ins Jahr 2031 mit zu navigierenden Charakteren, die na-                                                    der Vielfalt und Inklusion lassen Parallelkörper, Avatare und Androide
türlich gänzlich in der neuen Kollektion gekleidet sind. Die Mode hat                                                   entstehen, die auch ganz ohne eine analoge Referenzexistenz aus-
Lust auf Spiele und hat die Vorteile erkannt, über den Spielemarkt mit                                                  kommen. So wie die Modelavatare der Agentur The Diigitals oder die
einem digital-affinen Publikum zu interagieren.                                                                        ­Instagram-Stars @lilmiquela und @lil_wavi.

Luxusmarken setzen nicht erst seit Covid-19 auf die Spielfreude ihrer                                                  Virtual Fashion ist als datenbasiertes visuelles Material ein idealer
Kund*innen. Sie experimentieren mit eigenen Smartphone-Apps zur                                                        Spielpartner zur Content-Produktion digitaler Doppelgänger in ei-
markengetreuen Unterhaltung, platzieren virtuelle Stellvertreterpro-                                                   nem Medium, dass von rasanter Bildproduktion und deren Shareabi-
dukte als In-Game-Trophäen, nutzen die gesteigerte Popularität des                                                     lity geprägt ist. Das Immaterielle virtueller Kleidung ist für die Com-
E-Sports und transferieren die bereits gut bekannten und kommerzi-                                                     munity attraktiv, weil es verspricht, Modeprodukte fair, nachhaltig,
ell erfolgreichen Allianzen von Mode und Sport ins Digitale. Die ge-                                                   kosten- und ressourcenschonend, gar ressourcen- und verwertungs-
genseitigen Welten sind nicht nur stilistische Inspiration. Bildästhetik,                                              unabhängig zu offerieren. Während das digitale Kleid von The Fab-
                                                                            14 … Standortkarte auf der letzten Seite

Fantasien und Techniken der Computerspielewelten geben sichtbar                                                        ricant als datenbasierte Couture für 9.500 Dollar versteigert wurde,
starke Impulse und lassen speziell für die Spielewelt ausgerichtete                                                    stehen mittlerweile andere digital-only Kleidungsstücke wie zum Bei-
Kleidungsprodukte entstehen. Die Produkte finden ihre Anwendung                                                        spiel von der skandinavischen Marke Carlings seriell schon ab 20 Euro
sowohl in den virtuellen als auch in den physischen Welten. Das Kau-                                                   zur Verfügung. Der Preis ist erschwinglich, die Verfügbarkeit unbe-
fen der Produkte ist zum Teil kein bewusster Konsumakt mehr, son-                                                      grenzt. Es ist ein spielerischer Konsum, symbolischer denn je. Sym-
dern wird über In-App-Käufe als „Spielzug“ integriert. Spiele wie                                                      bolische Produkte mit symbolischen Preisen, zeichenhaften Funkti-
„Animal crossing: New horizons“ von Nintendo mit der Möglichkeit,                                                      onen in flüchtiger Anwendung, ohne greifbaren Bedarf und aktive
die Kleidung der Spielfiguren individuell zu gestalten, haben die Kre-                                                 Besitzverpflichtung.
ation von Designer-Skins für die In-Game-Charaktere rasant geför-
dert. Der Handel mit den „Skins“ – der Kleidung digitaler Charak-                                                      Das Spiel mit Simulationen, Daten und Algorithmen ist wichtigster
tere – ist nicht neu. Seit den 1990er Jahren hat sich das Phänomen                                                         ber der Modernisierung von Wertschöpfungsketten. Computer­
                                                                                                                       Trei­                                                           -
019
                                                                                                                                                                       If?“, 2
gestützte Gestaltung, datenbasierte Produktentwicklung, algorith­                                                                                              „What         Plesco
                                                                                                                                               u rf sp rojekt       a n d ru
mische Pro­dukt­ empfehlung, vertikalisiertes E-Tailing, automatisierte                                                                    Enw                 Alex
                                                                                                                                    örner,             , Foto:
Produk­tions­­
            netzwerke ermöglichen – ökonomischen Prinzipien treu                                                             Erika K smin Halama
                                                                                                                                   l: Ja
– die effektivere, effizientere und ressourcenschonendere Steuerung                                                          Mode
eines kapitalorientierten Systems. So will die Marke Tommy Hil­figer bis
zum Frühjahr 2022 den gesamten Designprozess digitalisieren und die
Fertigung entsprechend umstellen.

Vieles, was einmal ein Ding war – wie Musik oder Filme –, ist schon
nicht mehr an Dinglichkeit gebunden. Auch Mode wird künftig immer
mehr digital erstellt werden und digital existieren. Sie wird vielleicht
auch immer mehr zu Inhalten und Informationen, die wir jederzeit
abrufen können. Die Grenzen verwischen. Die Phänomene des Digita-
len verflüssigen die Dichotomien von Original und Kopie, von Subjekt
und Objekt, von Produzenten und Konsumenten, von Schaffen und
Nutzen. Sie lösen die Einheiten von Idee und Material, Information
und Kontext, von Kleidung und Körper zunehmend auf.

Das Digitale in der Mode ist momentan aber vor allem noch ein Di-
lemma zwischen Möglichkeiten und Einschränkungen, zwischen
Chance und Problem. Mode ist zu komplex, um sie mit Daten zu er-
setzen und mit Algorithmen erfassen zu können. Kreation, Wahrneh-
mung und Gebrauch nicht nur visuell, sondern vor allem haptisch-­
taktil, ein Orakel sensomotorischer Qualitäten. Die Audiovisualität
dominiert die technischen Möglichkeiten und hat entsprechende
Effekte auf zeitgenössische modische Ausdrucksformen. Die ganz-
­
heitliche Sinnlichkeit von Kleidung kann noch nicht simuliert werden.
Deshalb ist Mode im Distanzhandel bisher ein eher schwieriges Pro-
dukt. Intelligente Systeme können bestehende Abläufe und Produkte
optimieren, aber maximal Varianten reproduzieren. Mode aber ist
unstet, widersprüchlich und ereignishaft. Mode ist Emotion und Em-
pathie, ist ein sinnliches Gespräch zwischen Körper, Kleid und Kon-
text. Der menschliche Körper mit seinen Sinnen bleibt das zentrale
Resonanzobjekt. Denn auch digitale Bilder und Produkte müssen sich
dort verlinken können, wo wir fühlen, riechen, schmecken, sehen und
hören können. Wir Modedesigner*innen moderieren die Gespräche
von Körper, Kleid und Kontext. Wir sollten mit Schöpfungsprozessen
und Erlebnissen zwischen digital-immateriell-generierter Simulation
                                                                           15 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de

und analog-materiell-manueller Realität experimentieren. Wir soll-
ten zeigen, welche Konsequenzen bedacht, welche kritischen Poten-
ziale beobachtet werden müssen. Das Digitale ist eine neue Spielart,
die viel Spielraum ermöglicht. Es ist eine technologische und soziale
Konstellation, die an ihren Schnittstellen bereits Reales und Virtuelles
transzendieren lässt. Mit welchen Visionen und zu welchen Kosten ist
dabei noch unklar. Es sind neue Spiele mit neuen Spielfeldern, neuen
Regeln, neuen Spielfiguren und Mitspielern. Neuen Gewinnern und
Verlierern. Neue Wertschöpfungsketten müssen erkundet werden.
­Alternative Material- und Genre­begriffe müssen diskutiert werden.
 Dimensionen sozial gerechter Teilhabe müssen beachtet und Spielfel-
 der einer nachhaltigen Ökonomie gestaltet werden.

Franziska Schreiber ist Gastprofessorin für Modedesign und Entwurf.
16 … Standortkarte auf der letzten Seite

                                           „Erste Hilfe“
                                           Plakat, entstanden für ein Semesterprojekt
                                           zum Thema Arbeitsschutz

                                           Madeleine Brunnmeier studiert Illustration in
                                           der Klasse von Prof. Henning Wagenbreth.
Die hier gelisteten Vortragsabende, -nachmittage, -matineen                                                               SA 16. JANUAR
und Konzerte sind Teil der Lehre und auch in diesem Semester                                                              19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Prof. L. Honda-Rosenberg
NICHT ÖFFENTLICH.                                                                                                         Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12
Studierende des Studiengangs Tonmeister*in übertragen
viele dieser Veranstaltungen live: www.udk-berlin.de/live-fkm                                                             SO 17. JANUAR
Die Auftritte des Staats- und Domchors sind aufgrund                                                                      19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Prof. Mark Gothoni
der Pandemie-Situation nicht aufgeführt.                                                                                  Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12
Alle aktuellen Termine finden Sie kurz­fristig unter
www.udk-berlin.de                                                                                                         MO 18. JANUAR
                                                                                                                          19.30 h Vortragsabend historische Tasteninstrumente,
                                                                                                                          Klasse Prof. Mitzi Meyerson
MO 11. BIS DO 14. JANUAR                                                                                                  Kammermusiksaal Friedenau, Isoldestraße 9
Jeweils 18 h Prüfungen Klavier
Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenberg-/Ecke Fasanenstraße

MO 11. JANUAR                                                                                                             FELIX MENDELSSOHN
19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Peter Rainer
Carl-Flesch-Saal, Bundesallee 1-12                                                                                        BARTHOLDY
DI 12. JANUAR                                                                                                             HOCHSCHUL-
19.30 h Vortragsabend Viola, Klasse Ulrich Knörzer
Carl-Flesch-Saal, Bundesallee 1-12                                                                                        WETTBEWERB
                                                                                                                          ONLINE Einer der bedeutendsten Nachwuchs-
MI 13. JANUAR                                                                                                             Wettbewerbe, offen für Studierende der deutschen
19.30 h Corporate Concert                                                                                                 Musikhochschulen. Die beiden Wettbewerbs­fächer
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                              wechseln jährlich, 2021 sind es Violine und Klaviertrio.
                                                                                                                          41 Violinist*innen und 17 Klaviertrios spielen in zwei
                                                                                                                          Runden um die Preise. Juryvorsitz: Viviane Hagner, Violine,
                                                                                                                          und Paul Rivinius, Klaviertrio
BECHSTEIN YOUNG                                                                                                           Veranstaltet von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
                                                                                                                          und der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen
PROFESSIONALS                                                                                                             in Zusammenarbeit mit der UdK Berlin
Konzertreihe im C. Bechstein Centrum Berlin mit Solist*innen                                                              Schirmherr: Andris Nelsons
aus den Klavierklassen der UdK Berlin und der HfM Hanns Eisler                                                            Künstlerische Leitung: Prof. Dr. Sebastian Nordmann
DO 14. JANUAR                                                                                                             MI 20. + DO 21. JANUAR
19 h Shihyun Lee, Klasse Prof. Markus Groh                                                                                10 h Wertungsspiele, erste Runde
DO 18. FEBRUAR                                                                                                            Violine: Konzertsaal Hardenbergstraße
19 h Ido Ramot, HfM Hanns Eisler, Klasse Prof. Eldar Nebolsin                                                             Klaviertrio: Joseph-Joachim-Konzertsaal
                                                                        17 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de

DO 11. MÄRZ                                                                                                               FR 22. JANUAR
19 h Irina Chistiakova, Klasse Prof. Markus Groh                                                                          10 h Wertungsspiele, zweite Runde
C. Bechstein Centrum Berlin im stilwerk, Kantsraße 17, 10623 Berlin                                                       Violine: Konzertsaal Hardenbergstraße
www.bechstein.de; mit Stream                                                                                              Klaviertrio: Joseph-Joachim-Konzertsaal
                                                                                                                          SO 24. JANUAR
                                                                                                                          16 h Finalkonzert Violine
DO 14. JANUAR                                                                                                             Konzerthausorchester Berlin, Leitung: Roderick Cox
19.30 h Orgel Master: Felix Hielscher, Klasse Prof. Paolo Crivellaro,                                                     Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt, 10117 Berlin
an der Wagner-Kern-Orgel                                                                                                  Der gesamte Wettbewerb ist im Livestream zu sehen.
St. Marienkirche, Karl-Liebknecht-Straße 8, 10178 Berlin                                                                  MI 27. JANUAR
                                                                                                                          14 h Espresso-Konzert mit dem Cheng Quartett,
FR 15. JANUAR                                                                                                             Preisträger des Wettbewerbs 2020
19.30 h Vortragsabend Viola, Klasse Prof. Hartmut Rohde                                                                   Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt, 10117 Berlin
Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenberg-/Ecke Fasanenstraße                                                                www.fmbhw.de
MI 20. JANUAR                                                                                                     MO 1. FEBRUAR
20 h Orgelimprovisationen, Klasse Prof. Wolfgang Seifen,                                                          19.30 h Vortragsabend Oboe, Klasse Prof. Washington Barella
an der Schuke-Orgel                                                                                               Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Breitscheidplatz, 10789 Berlin
                                                                                                                  DI 2. FEBRUAR
DO 21. JANUAR                                                                                                     19 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Björn Lehmann
19 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Björn Lehmann                                                            Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12
Kammersaal, Fasanenstraße 1 B
                                                                                                                  MI 3. FEBRUAR
FR 22. JANUAR                                                                                                     19.30 h Corporate Concert
19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Prof. Marianne Boettcher                                                    Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12
                                                                                                                  DO 4. FEBRUAR
SO 24. JANUAR                                                                                                     19.30 h Vortragsabend Horn,
19.30 h Vortragsabend Flöte, Klasse Prof. Christina Fassbender                                                    Klasse Prof. Christian-Friedrich Dallmann
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                      Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12

DI 26. + MI 27. JANUAR                                                                                            FR 5. FEBRUAR
ONLINE Jeweils ab 15 h Informationstag Lehramtsstudiengänge                                                       19.30 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Rainer Becker
Musik über u. a. Aufbau und Schwerpunkte des Studiums,                                                            Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12
Zugangsprüfungen. Mit Beratungs- und Hospitationsangeboten
Livestream: www.udk-berlin.de                                                                                     20 h WINTERKONZERT 2021
                                                                                                                  A. Dvorák: Serenade d-Moll op. 44
DI 26. JANUAR                                                                                                     P. I. Tschaikowsky: Serenade C-Dur für Streicher op. 48
18 h Orgel Master: Matthias Sars, Klasse Prof. Paolo Crivellaro,                                                  Symphonieorchester der UdK Berlin
an der Späth-Orgel                                                                                                Leitung: Steven Sloane
Katholische Kirche St. Clara, Briesestraße 13, 12053 Berlin-Neukölln                                              Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenberg-/Ecke Fasanenstraße
                                                                                                                  Livestream: www.udk-berlin.de
FR 29. JANUAR
19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Prof. Nora Chastain                                                         SA 6. FEBRUAR
Kammersaal, Fasanenstraße 1 B                                                                                     ONLINE Ab 10 h Informationstag Masterstudiengang Musiktherapie
                                                                                                                  Studieninteressierte erhalten Einblicke in Anwendungsbereiche
SA 30. JANUAR                                                                                                     der Musiktherapie und in den Aufbau und die Schwerpunkte des
19.30 h Vortragsabend Alte Musik, Klasse Xenia Löffler                                                            Studiums.
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                      Anmeldung: www.udk-berlin.de
                                                                                                                  Livestream: www.udk-berlin.de/studium/musiktherapie-master-of-
SO 31. JANUAR                                                                                                     arts/veranstaltungen-musiktherapie/informationstag
11 h Vortragsmatinee Violine, Klasse Prof. Nora Chastain
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                      SO 7. FEBRUAR
                                                                                                                  19.30 h Vortragsabend Kammermusik, Klasse Frank-Immo Zichner
16 h Vortragsnachmittag Violine,                                                                                  Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12
                                                                       18 … Standortkarte auf der letzten Seite

Klasse Prof. Latica Honda-Rosenberg
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                      MO 8. FEBRUAR
                                                                                                                  19 h Vortragabend Klavier, Klasse Prof. Klaus Hellwig
18 h KLANGZEITORT: ZOOM+FOCUS Die Kompositionsklassen                                                             Kammersaal, Fasanenstraße 1 B
der UdK Berlin und der HfM Hanns Eisler mit neuen Kompositionen
Leitung: Prof. Leah Muir; Assistenz: Alexander Choeb                                                              DI 9. FEBRUAR
HfM Hanns Eisler Berlin, Charlottenstraße 55, 10117 Berlin                                                        19 h Vortragsabend Orgel, Klasse Prof. Dr. Andreas Sieling
8. Februar: ONLINE Öffentliche Gesprächsrunde zu den                                                              Berliner Dom, Am Lustgarten, 10178 Berlin
uraufgeführten Kompositionen
Anmeldung bis 1. Februar: contact@klangzeitort.de                                                                 19 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Mi-Joo Lee
                                                                                                                  Kammersaal, Fasanenstraße 1 B
SA 13. FEBRUAR                                                                                                            Kompositionen von Berliner Schüler*innen der Carl Kraemer
19.30 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Linde Großmann                                                                Grundschule, des Goethe-Gymnasiums Wilmersdorf, der Schule
Kammersaal, Fasanenstraße 1 B                                                                                             am Schloss, des Musikgymnasiums C. P. E. Bach, des Robert-Blum-
                                                                                                                          Gymnasiums und der Fichtelgebirge-Grundschule, begleitet von
SO 14. FEBRUAR                                                                                                            u. a. Anna Clementi, Sascha Dragicewicz, Robin Hayward,
10.30 h Erasmus lädt (digital) ein. Konzert mit Austausch­                                                                Mathias Hinke, Mijin Oh und Irene G. Quero
studierenden der europäischen Partnerhochschulen der UdK Berlin                                                           Projektteam: Lara Bäucker, Katja Brunsmann, Mathias Hinke,
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                              Stefan Roszak, Elsa Sachse, Henning Wehmeyer und Kerstin Wiehe
Online verfügbar: www.udk-berlin.de                                                                                       Ein Projekt von KULTURKONTAKTE e. V. in Zusammenarbeit mit
                                                                                                                          k&k kultkom, klangzeitort und Berliner Festspiele, MaerzMusik –
DI 16. FEBRUAR                                                                                                            Festival für Zeitfragen und der UdK Berlin. Unterstützt durch die
19.30 h Orgel Bachelor: Daniel Seeger, Klasse Prof. Paolo Crivellaro,                                                     Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
an der Sauer-Orgel                                                                                                        Probensaal, Bundesallee 1-12
Berliner Dom, Am Lustgarten, 10178 Berlin                                                                                 www.querklang.eu

19.30 h Vortragsabend Kammermusik, Klasse Artemis Quartett                                                                FR 19. MÄRZ
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                              19 h „Authentizität vs. Rollenbild. Frauen und Männer
                                                                                                                          im Dirigierberuf“. Podiumsdiskussion mit u. a. Prof. Sabine
MI 17. FEBRUAR                                                                                                            Boerner, Leiterin der Arbeitsgruppe Management und
19.30 h Vortragsabend Fagott, Klasse Prof. Eckart Hübner                                                                  Führung an der Universität Konstanz;
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                              Prof. Peter Gülke, Dirigent, Publizist, Träger des Ernst-
                                                                                                                          von-Siemens-Preises; Dr. Anke Steinbeck, Publizistin
DO 18. FEBRUAR                                                                                                            und Musikwissenschaftlerin; Prof. Eckart Hübner, Dekan
19.30 h Vortragsabend Viola, Klasse Prof. Hartmut Rohde                                                                   der Fakultät Musik, und Maike Bühle, Professorin für
Carl-Flesch-Saal, Bundesallee 1-12                                                                                        Chorleitung, beide UdK Berlin
                                                                                                                          Moderation: Anja Herzog, RBB
SA 20. FEBRUAR                                                                                                            Künstlerisches Rahmenprogramm: Kammerchor und
19.30 h Vortragsabend Gesang, Klasse Prof. Julie Kaufmann                                                                 Studierende des Fachbereichs Chorleitung
Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12                                                                              Hochschulintern mit Livestream: www.udk-berlin.de

SA 27. FEBRUAR
17 h KONZERT FÜR FREUNDE
Jungstudierende des Julius-Stern-Instituts                                                                                STREAMS
Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenberg-/Ecke Fasanenstraße                                                                DLF HÖRPROBE Die Radio-Sendereihe stellt junge Musiker*innen
Online verfügbar: www.udk-berlin.de                                                                                       und Ensembles deutscher Musikhochschulen vor.
                                                                                                                          www.deutschlandfunkkultur.de/hoerprobe-kammerkonzert-aus-der-
MO 15. MÄRZ                                                                                                               universitaet-der-kuenste.1091.de.html?dram:article_id=487611
20.30 h Orgel Master: Florian Mauersberger,
                                                                        19 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de

Klasse Prof. Paolo Crivellaro, an der Seifert-Orgel                                                                       KLANGZEITORT stellt digitale Inhalte zur Verfügung, die seit
St. Matthias, Goltzstraße 29, 10781 Berlin                                                                                Mitte März entstanden sind, z. B. die Konzertreihe ZOOM+FOCUS.
                                                                                                                          klangzeitort.de
DO 18. MÄRZ                                                                                                               vimeo.com/user44115227
Hommage an Graciela Paraskevaidis (1940-2017)
Konzert und Dokumentarfilm zum Werk der argentinisch-                                                                     LIVEÜBERTRAGUNGEN aus der UdK Berlin:
uruguayischen Komponistin und Musikwissenschaftlerin                                                                      www.udk-berlin.de/live-fkm
Leitung: Jorge Villaseca, Julian Croatto
Probensaal, Bundesallee 1-12                                                                                              MEDIATHEK Das Label der UdK Berlin BETONT mit Livestreams
Uhrzeit wird bekannt gegeben                                                                                              und Auf­zeichnungen von Konzerten und Vorträgen, Musikvideos
                                                                                                                          und Filmen.
DO 18. + FR 19. MÄRZ                                                                                                      www.livestream.udk-berlin.de
Jeweils 18 h QUERKLANG UND NACHHALL Experimentelles                                                                       www.udk-berlin.de/universitaet/mediathek
Komponieren in der Schule. Uraufführungen von Kollektiv-
Grad. Auf der horizontalen Ebene zumindest, auf der vertikalen ist es
HANS PETER KUHN                                                                                                      nicht ganz so gut. Deswegen mache ich auch diese vielkanaligen Ar-
                                                                                                                     beiten. Und dann interessiert mich, wie Räume durch Akustik entste-
KLANG-ENVIRONMENTS                                                                                                   hen, Klangräume, Architektur aus Klang. Die Toninstallationen habe
                                                                                                                     ich Klang-Environments genannt, bezogen auf den Begriff Environ-
UND BILDENDE KUNST                                                                                                   ment aus der bildenden Kunst, der wichtig war für Leute wie Edward
                                                                                                                     Kienholz oder George Segal. Was ich mit Ton mache, ist für mich ein
                                                                                                                     ähnlicher Vorgang wie in der bildenden Kunst: nämlich einen Raum
Seine Installationen – in Museen und Galerien weltweit ausgestellt,                                                  zu schaffen, der real ist, aber auf einer ganz anderen Ebene auch
mit dem Goldenen Löwen in Venedig oder den New Yorker Bessie                                                         Klang ist – und eben nicht Musik. In der Musik gibt es Formeln, Re-
Awards ausgezeichnet – sind kraftvoll und sinnlich, anregend, klug                                                   geln, Metrum, Harmonielehre, das ist viel Mathematik, sehr formal.
und unendlich fantasievoll. Ende Oktober lädt uns Hans Peter Kuhn                                                    Meine Stücke haben natürlich einen musikalischen Charakter und ei-
in seine geräumige Wohnung in Schöneberg ein. Der Klangkünstler                                                      nen Zeitablauf. Aber sie basieren nicht auf Metrum oder Harmonie,
spricht mit genusshaftem Enthusiasmus über seine Arbeit.                                                             sondern auf Sounds, die – manchmal auch zufällig – passieren, und die
                                                                                                                     Zeitabläufe sind eben nicht gezählt. Ich arbeite auch ganz viel mit Zu-
Dass Klangkunst heute eine künstlerische Disziplin ist und auch im                                                   fallsgeneratoren, d. h. ich konstruiere etwas, was dann aber von sich
Theater eine große Autorität hat, ist nicht zuletzt auch Ihr Verdienst.                                              aus weiterläuft. Nun, es ist auch ein bisschen Faulheit dabei.
Sie haben mit der deutschen Theaterelite gearbeitet, in der Schau-
bühne von Peter Stein, mit Luc Bondy, Claus Peymann, Peter Zadek,                                                    Aus Müßiggang oder auch Langeweile entstehen manchmal die inte-
mit Sasha Waltz, und zwanzig Jahre lang mit Robert Wilson überall                                                    ressantesten Dinge …
in der Welt.                                                                                                         Langeweile halte ich für einen ganz entscheidend wichtigen Moment.
Als ich angefangen habe, mit Klang zu arbeiten, war ich eine Art Exot,                                               Einfach Nichts, Leere. Und dann kommt man aus der Leere heraus ir-
Außenseiter. Es hatte seine Vorteile, weil man Sachen gemacht hat,                                                   gendwo wieder hin. Ich habe einmal ein Seminar gemacht, genauer
womit sonst keiner was anfangen konnte. Klang war nicht populär,                                                     gesagt zwei. Das eine habe ich „Boring“ genannt und das andere
hatte keinen richtigen „Ort“. Inzwischen hat er einen großen Stellen-                                                „Not boring“. Für „Boring“ haben sich sieben Studenten angemel-
wert, in der Kunst und auch in der Gesellschaft. Jetzt gibt es Schall-                                               det, für „Not boring“ – sechzehn. Am Ende war „Boring“ viel interes-
dämmungsmaßnahmen, Lärmvermeidungsstrategien – das alles ist in                                                      santer. Wir sind durch die Stadt gezogen und haben nach Plätzen ge-
den letzten vierzig Jahren entstanden. In den 1970er Jahren, als ich                                                 sucht, die langweilig sind. Wir waren im Rathaus Schöneberg, in der
anfing, mich damit zu beschäftigen, gab es das alles nicht. Mit dem                                                  Meldestelle. Und haben da gesessen, eine Stunde oder zwei – total
Visuellen ist es ganz anders gewesen.                                                                                spannend, was da alles passiert. Es ist nur „boring“, wenn man selbst
                                                                                                                     einen Pass braucht. … Wir sind mit der S-Bahn zweimal um den Ring
Warum, denken Sie, hat es so lange gebraucht?                                                                        gefahren, auch das war sehr interessant. Einen Ort, der wirklich lang-
Zum einen ist das evolutionär bedingt. Das Hören ist älter als das                                                   weilig ist, haben wir nicht gefunden. Und wir haben uns wirklich be-
Seh­en, es ist näher am Metabolismus. Es hat viel mehr mit unserem                                                   müht. Das ist also ein Flop gewesen. Not boring boring. Langeweile
Sein zu tun, nicht so sehr mit Wahrnehmung oder Information. Des-                                                    entsteht dadurch, dass eben nichts passiert, man weiß auch gar nicht,
halb ist Hören und auch Musikhören so emotional, es hat einen Zu-                                                    was man tun soll. Und genau das hat mit Langeweile nichts zu tun,
griff auf eine tiefere, instinktive – körperliche Ebene. Hören ist der                                               eher mit einer Art Leere. Ich finde es wichtig, über Langeweile zu re-
erste Sinn. Dazu kommt, dass Hören nicht ausgeblendet werden kann,                                                   den. Und auch darüber, was es bedeutet, ständig unter Strom, ständig
so wie Sie die Augen schließen können. Das hat zur Folge, dass das                                                   mit der Welt in alle Richtungen in Kontakt zu sein.
Gehirn permanent herausfiltern muss, was wichtig und was unwich-
tig ist. Und das hat wiederum ein permanentes Rauschen zur Folge.                                                    Wie beginnen Sie? Woher kommt die Idee? Inspiriert Sie der Raum?
                                                                          20 … Standortkarte auf der letzten Seite

Ich denke, das ist sicher ein wesentlicher Grund, warum das Hören so                                                 Das sind zwei verschiedene „Rubriken“. Ich mache Installationen und
lange keine große gesellschaftliche Bedeutung gehabt hat. Das Sehen                                                  ich mache Theater und Tanz. Das sind sehr unterschiedliche Arbeits-
ist natürlich konzentrierter – das Licht ist einfach penetrant –, aber                                               weisen und ganz unterschiedliche Genres, man kann sie nicht mitei-
auch eingeschränkt durch den Ausschnitt. Hören ist schlichtweg direk-                                                nander vergleichen. Ein Kritiker sagte mal, ich würde das Wetter im
ter an unsere Emotionen gekoppelt.                                                                                   Theater machen. Das hat mir gefallen. Im Theater gibt es sehr spezi-
                                                                                                                     elle Bedingungen. Es ist ein abgeschlossener Raum, und darin hat man
Was interessiert Sie an Ton? Interessiert Sie die Wirkung, die Wahrneh-                                              enorme Freiheit. Bei einer Theateraufführung ist der Performer in der
mung? Dekonstruieren, neu zusammensetzen, irritieren, verblüffen?                                                    Pflicht, an einem Abend einen Spannungsbogen herzustellen, damit
Wahrnehmung ist für mich sehr wichtig. Die Faszination für Ton                                                       das Publikum nicht in der Pause sagt: „Dankeschön, ich halt‘ das nicht
kommt von unserer Fähigkeit, ihn so wunderbar präzise im Raum lo-                                                    mehr aus.“ In einer Ausstellung oder Installation haben Sie überhaupt
kalisieren zu können. In Laborbedingungen sogar bis zu einem halben                                                  keinen Einfluss auf die Zeit. Das Publikum entscheidet ganz allein,
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