12 JOURNAL BILDENDE KUNST. GESTALTUNG.MUSIK. BÜHNE.WISSEN - opus4.kobv.de
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aler itzenth ald emar T Foto: W „Der rasende Regenbogen“ Im Jahr 1923 – einem Krisenjahr – feierte die dem Berliner Kunstge- werbe-Museum angeschlossene „Unterrichtsanstalt“, eine renom- mierte Vorgängerin der UdK Berlin, trotzdem ihr jährliches Schüler*in- nenfest in der Hardenbergstraße. Das Motto „Unter dem rasenden Regenbogen“ kam mit expressionistischem Pathos daher. Was sehens- wert war – die künstlerische Ausstattung der Räume und kunstvoll verkleidete Menschen –, fotografierte Waldemar Titzenthaler. Das hier gezeigte Foto befindet sich neben vielen anderen im UdK-Archiv. Innerhalb dessen fotografischer Lehrsammlung haben sich mehr als 300 Fototafeln von den „Kostümfesten“ der Studierenden erhalten. Die Sammlung beginnt 1892 und endet 1935. Dokumentiert sind die fantasievollen Dekorationen und Verkleidungen der Teilnehmenden an den – stets sehr gut besuchten – Faschingsfesten. Meist hatten sie ein Motto: zum Beispiel „Modetorheiten“ (1911), „Zwischen Himmel und Hölle“ (1929) oder „Südsee-Kitsch“ (1927). Organisiert wurden die Feste von der Vertretung der Schülerschaft; Bilder von prominen- ten Besucherinnen und Besuchern im Kostüm schafften es manchmal bis in die Zeitungen. Beauftragt wurden Berliner Presse- und Porträt- fotografen wie Waldemar Titzenthaler, Suse Byk und Marin Höhlig. Dietmar Schenk, Leiter des Archivs der UdK Berlin 2…
SPIELEN IM DESASTER Fantasie, Überraschung, Unvorhersehbarkeit und auch Selbstbeloh- nung – wie spielerisch kann der Umgang mit einer Katastrophe sein? Aus den verwinkelten Tiefen des virtuellen Raums herausgeholt ha- ben wir einige Arbeiten, die in den letzten Monaten entstanden sind. Sie blicken auf die Welt aus der Vogelperspektive oder durch eine Lochkamera, träumerisch-utopisch mit einem Musik-Video, gehen mit Orpheus in die Unterwelt oder imaginieren „non-living-engineered products“. Über das „Nicht-Wissen“ in der Kunst und die Konzentra- tion auf das Wesentliche spricht Christine Streuli mit ihren Studieren- den. Franziska Schreiber reflektiert über Parallelkörper und Virtual Fashion. Hans Peter Kuhn beschreibt seine Klang-Environments und erklärt die Oberfläche von Klang. Rekombiniere die Regeln – und das Ego –, fordert Hermann Schmidt-Rahmer seine Schauspielstudieren- den auf. Wie man Ausstellungsorte rekombiniert und neu erfindet, zeigt die Klasse Streuli, die das „Pop off“-Cover für diese Ausgabe gestaltet hat. Ihre nächtliche Ausstellung in einer Berliner Baugrube – „Stell dir vor, es gibt Kunst, und keine*r sieht hin“ – bekommt nun hier in der Zeitschrift ein Publikum. In den virtuellen Raum zurück ziehen uns die Listings – zu den Web-Seiten und Instagram Locations und Streams, wo gegenwärtig fast die gesamte Aktivität der Hochschule stattfindet. Am Ende des journals weisen wir noch einmal hin auf den aktuellen Unterstützungsfonds des Landes Berlin für Lehrende und Studierende. Allen Künstler*innen und Autor*innen danken wir herzlich! Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und uns allen hoffentlich bald – ein rauschendes Fest! Die Redaktion 3…
still , Video stic birds“ viram , „Fanta Liane A Liane Aviram, „Fantastic birds“, Video, 5:46 Min. Vogelperspektive und Migration, Luftverkehr und Airports, maritime Handelswege, Kartografie und mobile Netzwerke. Was können wir von Vogelbeobachtung über unsere Geschichte, unsere Gegenwart und unser Leben lernen? Können wir dadurch Natur und Mobilität besser verstehen? Liane Aviram ist interessiert am Cross-over von Do- 4 … Standortkarte auf der letzten Seite kumentation und Fiktion als künstlerisch-investigatives Werkzeug. In ihrem kurzen Experimentalfilm „Fantastic birds“ benutzt sie Vogel- verhalten als ein spekulatives Modell für neue Lebens- und Bilder welten. Mit Live-Screen-Capture-Videos von Google Earth und „Red redemption“, einem Computerspiel, denkt der Film über die artifiziel- len computergenerierten Darstellungen der natürlichen Welt und ihre Bedeutung nach. vimeo.com/475424798 Liane Aviram ist Meisterschülerin von Prof. Monica Bonvicini. Im Sommer 2020 wurde ihr der Preis des Präsidenten der UdK Berlin für Meisterschüler*innen der Bildenden Kunst verliehen.
Auch die letzten Wochen des Wintersemesters 2020/21 werden – soweit die Pandemie-Entwicklung es zulässt – in einem Mix aus INSTITUT FÜR KUNST- Präsenzveranstaltungen und digitalen Formaten stattfinden. Für die Öffentlichkeit muss die Hochschule leider bis auf Weiteres WISSENSCHAFT UND geschlossen bleiben. Viele der entstehenden Arbeiten sind nur im virtuellen Raum anzuschauen. Wir listen hier eine Auswahl auf. ÄSTHETIK Aktuelle Informationen: www.udk-berlin.de Vortragsreihen zu kunsthistorischen, philosophischen und kuratorischen Themen @udk_kunsttheorie Klasse Prof. Monica Bonvicini: www.classbonvicini.com; @atelier_91_92_95a GRUNDSCHULE DER KÜNSTE Ein Bildungsraum an der Schnittstelle von Hochschule, Schule Klasse Prof. Gregory Cumins: @cumins_udk und Kulturinstitution unter dem Dach der UdK Berlin. Als Teil des künstlerischen Grundschullehramtsstudiums erforschen Studierende Klasse Prof. Valérie Favre: klassefavre.de; @klassefavre wie Lehrende gemeinsam mit Kindern und ihren Lehrer*innen, Talk „Digitalität und Malerei“: vimeo.com/493770791 wie Bildung durch die Künste gelingen kann. grundschulekunstbildung.de Klasse Prof. Mathilde ter Heijne: @terheijne_udk Klasse Prof. Karsten Konrad: @klasse_konrad INSTITUT FÜR KUNST Prof. Susanne Lorenz: www.udk-berlin.de/studium/bildende-kunst/grundlehre IM KONTEXT Programm und aktuelle Informationen: Klasse Prof. Ursula Neugebauer: @klasse_ngb www.kunstimkontext.udk-berlin.de Klasse Prof. Josephine Pryde: @studiopryde Klasse Prof. David Schutter: @klasse_schutter ZU GAST MI 13. JANUAR BIS SA 6. MÄRZ Klasse Prof. Dr. Hito Steyerl: www.lensbased.net; @lens_babes Thilo Heinzmann: „my time your time our time time“ Perrotin Gallery Tokyo Klasse Prof. Christine Streuli: www.klassestreuli.de; www.perrotin.com @klassestreuli FR 22. JANUAR Klasse Prof. Thomas Zipp: @klassezipp Opening Stream NO SHOW 5 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de Gruppenausstellung von Studierenden der UdK Berlin SIEBDRUCKWERKSTATT @udk.siebdruck und der Weißensee Kunsthochschule Berlin Mit: Nouri Almashhour (Klasse Prof. Valérie Favre), EIGENART Studierendenmagazin, hg. AStA, digital seit 2020: Elena Dorn (Klasse Prof. Christine Streuli), Teresa Mayr @eigenart_magazin (Alumna der Klasse Prof. Ina Weber), Ana Tomic (Klasse Prof. Thomas Zipp) sowie Dhan Fabbri (Weißensee / Ostkreuzschule), Leo Elia Jung und Susanne Schmitt (beide Weißensee) Pavillon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 10178 Berlin
treuli lasse S Foto: K „Stell dir vor, es gibt Kunst, und keine*r sieht hin / Kunstwelt under construction“ Es ist die kälteste Nacht seit Langem an diesem Donnerstag, dem 3. De- den Akt des Zeigens oder um die Möglichkeit einer analogen Begeg- zember. Einige Studierende der Klasse Streuli haben sich im Dunkeln nung mit einem Kunstwerk? Ist die Ausstellung abhängig von der Ku- zu einer nahe gelegenen Baugrube begeben. Dort, im augenscheinli- ration oder von den Menschen, die sie besuchen? Wird eine Ausstel- chen Untergrund, bauen sie binnen Minuten eine kleine Ausstellung lung für das Gezeigte oder für die Zeigenden gemacht? 7 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de auf. Im grellen Licht des Scheinwerfers hängen die kleinformatigen Werke für sich, ein Publikum gibt es nicht. Inszeniert für den bloßen Wir suchen uns den Raum und stellen aus, und zwar an einem rea- Moment, festgehalten mit ein paar Fotografien. Eine Stunde später len Ort der, wie das Gezeigte, nur temporär existiert. Wir inszenieren gibt es, abgesehen von ein paar Löchern in den Holzwänden, schon nicht nur die Ausstellung, sondern deuten auch eine Baugrube zu ei- keine Spuren mehr. nem Ausstellungsort um, an dem wir sichtbar und unsichtbar zugleich sind. In gewisser Weise ist es ein „Pop off”, eine kurzzeitige Ausstel- Kunst zu Gesicht zu bekommen, war in diesem prekären Jahr schwer, lung, die sich zwischen Zeigen und Nicht-Zeigen befindet. Die Aktion Kunst selbst auszustellen noch viel schwieriger. Die Situation der Kon- ist Teil einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Praxis des taktbeschränkungen erfordert neue Wege und alternative Lösungen. Ausstellens. Für das kommende Frühjahr sind weitere dieser sponta- Das Meiste verlagert sich in den virtuellen Raum: Online-Rundgänge nen Aktionen geplant, die in einer Publikation dokumentiert werden durch Museen und Galerien, Videos, Instagram-Präsenzen. sollen. Doch was macht eine Ausstellung zur Ausstellung? Ist eine Fotografie Fotodokumentation der Ausstellung: www.udk-berlin.de/journal unserer Inszenierung eine Behauptung oder ein Zeugnis? Geht es um www.klassestreuli.de
die in unserem täglichen Vokabular waren, und Social Media gab es OFFENE SITUATIONEN auch noch nicht. Ich spüre diesen wahnsinnigen Druck, mit dem viele von euch kämpfen. Und nicht zu vergessen, seit einem Jahr nun schon CHRISTINE STREULI SPRICHT haben wir alle mit einer Pandemie zu kämpfen, und auch diese Krise ist längst nicht überstanden. MIT IHRER KLASSE Unsere letzte Ausstellungs-Aktion hat den Titel: „Stell Dir vor, es gibt Kunst, und keine*r sieht hin / Kunstwelt under construction“. Schon Wir, die Studierenden, treffen Christine Streuli am 1. Dezember, ver- der Titel bringt die aktuelle Krise zum Ausdruck. abredet sind wir online. Sie sitzt in ihrem Atelier im Wedding, wir sind Ja, ihr habt mit der Klassen-Ausstellung in der Baugrube einen sehr im Raum 228 in der Hardenbergstraße 33. schlauen Ausweg aus dem Dilemma gefunden. Es ist euch mit dieser Aktion gelungen, genau die Probleme sichtbar und aussprechbar zu Was ist die Aufgabe der Kunst für die Gesellschaft? machen, mit denen wir momentan gezwungen sind umzugehen. Ihr Wir leben aktuell in einer Zeit, da Museen und Galerien wegen der studiert Kunst in Berlin und der Uni-Alltag wird von strikten Hygiene- Pandemie temporär geschlossen wurden, weil sie, laut Politik, zur „Un- regeln und von der Angst der Ansteckungsgefahr dominiert. Der Un- terhaltungsindustrie“ gehören. Wahnsinn! Ich glaube, dass die Kunst terricht findet seit Monaten fast ausschließlich online statt. Wir alle fähig ist, Fragen zu stellen, die nicht ausschließlich mit wissenschaftli- sind vom Bildschirm-Anstarren erschöpft. … Wie zeigen, wie reden chen Fragen zu tun haben. Ich glaube, dass Kunst Antworten oder Vor- wir über Kunst, wenn wir sie nicht real betrachten, riechen und sinn- schläge genau dort generiert, wo die Sprache der Wissenschaft schei- lich, körperlich wahrnehmen können? Wie können wir als Klasse an ei- tert. Darüber möchte ich mehr herausfinden, über das „Nicht-Wissen“ ner Kunstakademie das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Anteil- in der Kunst. Ich glaube, dass das lebensnotwendige und für die Ge- nahme entwickeln und einen kritischen Diskurs pflegen? Galerien und sellschaft sehr wichtige Fragen sind. Ja, Kunst kann auf ihre ureigene Museen sind zu. Konzerthäuser und Theater ebenfalls. Vieles ist nicht Art und Weise aufklären, sie kann zeigen und erfinden. Sie kann aber mehr mit Sicherheit zu planen und zu genießen. Jobs entfallen, wir eben auch das: eine klare Sprache des „Nicht-Wissens“ sprechen. isolieren uns. Distanzieren und isolieren uns die digitalen Tools nicht schon genug, auch ohne Coronavirus? Es geht darum, Alternativen Glaubst du, dass das Wissen bzw. Nicht-Wissen in unserer Generation zu suchen, reale und sichere Situationen zu schaffen, die doch noch anders ist als zum Beispiel in deiner? das Eine oder das Andere in Präsenz ermöglichen. Wenn nicht jetzt, Das „Nicht-Wissen“, von dem ich spreche, ist zeitlos, der Umgang da- wann dann? Selbstinitiative. Neuland betreten und Umdefinieren von mit ist das, was sich ändert. Ich glaube, dass es in jeder Generation Bekanntem. Die Baugrube wurde zum temporären Ausstellungsraum. andere Fragestellungen gibt, andere Vehemenzen. Wir beleuchten Das „Hier und Jetzt“ fühlen, für einen kurzen Moment und danach heute andere Probleme in der Welt, als noch vor 100, 50 oder 25 Jah- war alles wieder vorbei. Ihr habt eure Arbeiten gehängt, gestellt, ge- ren. Es wird oft darüber geredet, dass wir heute in einer krisenhaften beamt. … Niemand außer euch hat die Ausstellung gesehen. Völlig Zeit leben. Ich aber glaube, der Mensch lebt seit jeher in der Krise, nur egal! Es wurden Fotos davon gemacht, und ihr habt gemeinsam und – die Krisen sind immer anders. Deswegen wird es auch immer Kunst solidarisch eine Nacht zusammen verbracht und Kunst gemacht, euch geben. Ich stelle mir hin und wieder die Frage, ob und wie eure Gene- gesehen, diskutiert und gelacht. Das verbindet! Daraus erwächst Ener- ration und weitere Generationen es überhaupt noch aushalten wer- gie und Erneuerung, keine Depression, keine Resignation. den, etwas NICHT zu wissen. Wir selbst können oft nicht beurteilen, was genau für uns die Krise ist. Welche Krise wird unsere Krise sein? Oft haben Menschen von außen einen besseren Blick darauf, was jetzt Die große Herausforderung für euch ist, mit einer konstanten Über- gerade unser Problem sein könnte. Was ist für dich der Unterschied forderung umgehen zu müssen. Diese Überforderung ist für uns alle zwischen unseren „Problemen“ und euren? 8 … Standortkarte auf der letzten Seite eine große Herausforderung. Die neuen Medien, die ewige Vernet- Zuerst einmal möchte ich hier festhalten, dass „eure Probleme“ auch zung und rastlose Kommunikation. … Wir werden mit Bildern und „unsere Probleme“ sind. Klar wird von jungen Menschen erwartet, Informationen überschüttet und konfrontiert, und sind dadurch im dass sie innovative, frische, kreative Ansätze und Lösungen für aktu- konstanten „Sich-Vergleichen“ und „In-Verbindung-Setzen“, in der elle Krisen finden. Aber wir alle sind herausgefordert, mit dem „Hier Selbstreflexion. Das empfinde ich als sehr ungesund und geradezu be- und Jetzt“ zu verhandeln und eine Haltung dazu einzunehmen. Ich drohlich! Ich glaube, das ist eure größte Herausforderung, damit zu komme noch mal darauf zurück, entschuldigt diesen abgegriffenen leben und überhaupt irgendeine Konzentration auf das Wesentliche Begriff, aber die Bilder- und Informationsflut, mit der wir heute glo- zu finden. Oder aber: es zu ändern! Mir stellt sich die Frage, wie ihr bal umgehen müssen, ist enorm. Nicht nur diese Flut, auch die ex- ganz individuell, aber auch wie wir gesellschaftlich damit umgehen plosionsartige Geburtenrate, Migration, Klimawandel, Hungersnöte, werden, als Menschen und als Künstler*innen. Als ich studiert habe, Kriege, Armut, Korruption, Überalterung usw. Wir kriegen das kom- war es tatsächlich anders. Effizienz oder Erfolg waren keine Begriffe, plette Geschehen ununterbrochen und immerzu über alle Kanäle mit.
Dazu muss man sich überhaupt einmal verhalten und eine Haltung und Vernissagen, wo wir uns sehr regelmäßig trafen. Dort versammel- einnehmen können! Auch zu den Sozialen Medien und dem damit ten sich Kunststudent*innen, Kurator*innen und Galerist*innen. … Am verbundenen Dilemma von Manipulation, Missbrauch, Fake News, Ende meines Studiums habe ich gemerkt, dass genau das der Vorteil ist Sucht, Übergriff, Einsamkeit, Ignoranz, Distanz, Überwachung. … Ich am Studieren. Das sage ich euch hier ganz bewusst: Als Student*in ist hatte als Studentin kein Handy und auch keinen Computer. Niemand es viel einfacher, irgendwo anzurufen und zu sagen: Hey, mein Name ist hatte damals ein Handy. Stellt euch vor: Ich habe damals nur einmal in blablabla, ich studiere Kunst und ich bin total interessiert an blablabla, der Woche im Computerraum der HdK meine E-Mails gecheckt. Heute und ich würde gerne mal bei Ihnen vorbeikommen und reden. Diese Di- ist das unvorstellbar. Ich war einfach konzentriert bei einer Sache und rektheit und vielleicht auch Unerfahrenheit ist die Waffe und die Ver- nicht andauernd von Bewegungen auf meinem Handy und meinem führungskraft der Jugend. Ihr Studierenden solltet in diesen wenigen Verhalten dazu abgelenkt. Lasst uns über Ablenkung und Überforde- Jahren, die ihr zusammensteckt, euch intensiv miteinander auseinan- rung reden. Sie generieren neue, brisante Situationen und Fragen. Es dersetzen, mit Zuneigung und ohne Ressentiment – nicht ausschließlich geht mir nicht um eine Wertung. Es geht um die Frage, was und wie mit euch selbst oder mit virtuellen Leuten, die ein „potenzielles Netz- sich etwas verändert, und es geht auch darum herauszufinden, wie werk“ schaffen könnten. Das ist zu einsam. weit wir das alles mitmachen. Was wir mit uns machen lassen. Und wie weit wir dabei überhaupt noch handlungs- und entscheidungsfä- Noch mal zur Privatsphäre, ist es für dich nicht schwer, überhaupt eine hig oder -unfähig sind. zu haben? Weil man ja immer sich selbst durch seine Kunst preisgibt? Das stört mich nicht. Meistens wird über die Kunstwerke auch über Was hältst du davon, Kunst auf Instagram zu präsentieren, dort Connec- Privates gefragt. Das finde ich angenehm verschlüsselt und interes- tions zu machen, von der Notwendigkeit, sich medial zu vernetzen? sant. Via Kunstwerke gebe ich natürlich etwas von mir preis, vor allem Ich beobachte das, und ich höre von Erfolgsgeschichten. … Aber ich auch dann, wenn ich darüber rede. … Ich wünsche mir reale Begeg- nehme auch den Druck und die Verunsicherung wahr, die Depressio- nungen, menschliche Anteilnahme. Und vor allem möchte ich mit mei- nen. Ich finde, dass wir alle die Social Media boykottieren sollten. Sie nem Gegenüber verhandeln. Bei den Sozialen Medien wird nichts ver- machen uns süchtig, wir werden damit schamlos überwacht und ver- handelt, da wird etwas gepostet und behauptet, ob wahr oder falsch, und ausgewertet. Die damit steinreich werden, nehmen keine Rück- die Reaktion darauf ist … vermeintlich nicht wichtig. Was mich am sicht auf unsere psychische Verfassung und Belastung. Die ethischen Menschsein interessiert, ist die Auseinandersetzung und die Berüh- Fragen sind ungelöst und sie stellen ein riesiges und wachsendes Pro- rung in jeglicher Form und Bedeutung des Wortes. blem dar! Ich habe kein Account bei Facebook oder Instagram. Mich stresst das Würdest du sagen, dass du eine Art Konzept hast, von der ersten Idee zu sehr, das Smartphone bringt eine wachsende Unruhe in mein Le- zu einer fertigen Arbeit zu kommen? ben. Ich kann und möchte mit dem verlogenen Positivismus, der Dau- Meine Malerei ist ein weiter, endloser Prozess. Es ist nicht so, dass ich erberieselung und dem Geltungs-Durchfall anderer nicht umgehen! Es etwas anfange und dann abschließe. Meine Malerei ist eine konzep- nimmt zu viel Zeit und zu viel Aufmerksamkeit in Anspruch. All diese tuelle Malerei, keine rein intuitive, es geht um den Prozess und um Fotos, all diese „aufregenden“ Leben von anderen, all diese Kommen- die Auseinandersetzung damit. Das heißt nicht, dass ich 24 Stunden tare, die mich überhaupt nicht interessieren. … Dieser Stress, regel- lang mit dem Pinsel in der Hand im Atelier stehe. Wenn ich an etwas mäßig tolle, schräge und geile Fotos aus meinem Leben zu posten dran bin, dann ist das ein kontinuierliches Handeln, Reflektieren und oder zu kommentieren – ich kann das einfach nicht bedienen. Das ist Betrachten. Dieser Denk- und Betrachtungsprozess generiert immer nicht meine Einstellung zum Leben. Dafür interessiert mich die Lan- neue Ansätze für die jeweilige Arbeit wie auch für weitere Arbeiten. geweile doch zu sehr. Ich will auch nicht immer und alles teilen! … Also ich würde sagen, seit 2001 ist es ein nahtloses Nachdenken und 9 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de Ich habe ein großes Bedürfnis nach Privatsphäre, nach Diskussion und Anschauen von Malerei. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. nach Kompromissen. Ich habe das Handy sowieso immer dabei und bin immerzu erreichbar – schon das ist komplett gaga! Ich habe das Kann man sagen, dass du von Konzentration fasziniert bist? Bedürfnis nach Geheimnissen und finde es sehr anziehend, wenn ich Mitunter ja. Obwohl das Abdriften auch eine wichtige Rolle spielt. auf Menschen treffe, die auch Geheimnisse haben und nicht alles mit- Der Begriff „Konzentration“ … ist mir zu streng. Wenn ich über wich- teilen und kommentieren. Wobei wir da bei der Erotik des „Nicht-Wis- tige Begrifflichkeiten nachdenke, spreche ich oft von „Energie“. Ich sens“ ankommen. glaube, Kunst hat viel mit Energie zu tun. Energie kann sich in jegli- cher Form äußern. Sie äußert sich nicht nur im Lauten und Heftigen. Hast du trotzdem darauf geachtet, dich zu vernetzen? Energie existiert auch im Schweigen und im Nichtstun. Es geht um Die Vernetzung lief in den 1990er und 2000er Jahre ganz anders: Es Entscheidungen. Irgendwo muss eine Energie fließen, wenn wir Kunst ging um reale, körperliche Präsenz. Die diversen Galerie- und Offspace- machen, auch in der Verweigerung steckt Energie. Szenen sind weltweit explodiert, es kamen immer neue dazu, in Zürich, Berlin, London, Paris. … Kunstmessen sind wie Pilze aus dem Boden Christine Streuli ist Professorin für Malerei. Das vollständige Interview: geschossen. Wir waren immerzu unterwegs, es gab Bars und Kneipen www.udk-berlin.de/journal und www.klassestreuli.de
oi illi Falz Foto: L Lilli Falzoi, „Isolationstagebuch“, Lochkamera-Fotografien Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 entstand die noch etwas unruhig, unfertig, schwindelerregend sind. Die Arbeiten umfangreiche Arbeit von Lilli Falzoi, 72 Zeichnungen und Fotografien, verlangen keine frei stehende, perfekte Präsentation, sie können als „in denen ich auf die verlassene urbane Landschaft, die mich umgab, Gruppe oder allein, gepaart mit anderen Texten oder im Kontrast zu reagierte. Bei den Fotografien handelt es sich um Bilder, die mit einer anderen Arbeiten gezeigt werden. Während der Isolationszeit habe aus einem Schuhkarton und einer Bierdose gebauten Lochkamera ich Zeichnungen verschickt und verschenkt, unfertige Zeichnungen 10 … Standortkarte auf der letzten Seite aufgenommen und in meinem abgedunkelten Schlafzimmer wurden ausgetauscht, und mit den ersten Kontaktlockerungen wurde entwickelt wurden. Ich habe versucht, die Spuren der Isolation damit lange erst einmal nicht gearbeitet, sondern nur geredet: über die Zeit, einzufangen. Das Interessante ist, dass ein Zufallselement das ganze über die entstandenen Arbeiten und deren Überschneidungen und Foto bestimmen kann. Weht der Wind gerade in dem Moment zu stark über gemeinsam gefühlte Prozesse. Eine Zeit des Nachdenkens, die oder schiebt sich die Sonne kurz zwischen den Wolken hervor, passiert endlich wieder geteilt und artikuliert werden konnte.“ etwas mit dem Fotopapier, was ich erst zu Hause herausfinden kann. Die lange Belichtungszeit und die Einmaligkeit der aufgenommenen Lilli Falzoi studiert Kunst auf Lehramt in der Klasse Situation lassen die dargestellten Szenen zu wertvollen von Prof. Burkhard Held. bedeutungstragenden Momenten werden.“ Bei den übrigen Arbeiten „handelt es sich oft um Skizzen, Ideenfindungen, Werkgruppen, die in einer unruhigen Zeit entstanden sind, und in sich selbst vielleicht
ot creensh laid out“, S n, „All Calma Calman, „All laid out“, Video, 4:40 Min. Das Musikvideo zu dem gleichnamigen Song aus dem Album „Kann Grad Nich“, setzt sich in 14 Songs mit dem Thema Verantwortung 11 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de auseinander: „Der Weg als Ziel, der Komfort, den man ineinander findet, das Vertrauen, das man geschenkt bekommt und großzügig verschenkt ohne Enttäuschungen, ohne Angst, ohne Kompromisse. Fürsorge, Liebe, Glück, Rausch und Geborgenheit. Eine Fahrt, ein Pro- jekt, ein Vorhaben, in erster Linie ein Miteinander und Füreinander. Eine konstruktiv geträumte Utopie. Alles könnte genau so sein. Wir alle könnten genau so sein, würden wir uns dafür verantworten. Aber – kann grad nich.“ calman.de Calman studiert in der Klasse von Prof. Valérie Favre. Die Arbeit entstand während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020.
Blau Moriel tter“ , Fotos: mma ble ma „progra Moriel Blau, „programmable matter“ Die Masterarbeit ist ein Forschungsprojekt, das sich mit dem Design Bauteile wird somit auf ein einziges reduziert und das Objekt gleich- von intelligenten Materialien und Formgedächtnispolymeren be- zeitig mit einer monomateriellen Eigenschaft ausgestattet.“ schäftigt. Blau sucht nach innovativen Möglichkeiten, funktionale und komplexe Oberflächen zu schaffen und geht so weit, Natur durch Beide Projekte dokumentiert Moriel Blau in eindrucksvollen etwa 4D-Druck zu replizieren. Das Projekt zielt auf die Entwicklung langle- 200-seitigen Bänden, die den Prozess beschreiben und darüber reflek- biger und anpassungsfähiger Produkte. Ein flexibles Konzept soll sich tieren. Und ihren Experimentierenthusiasmus und ihre Neugier zei- auf „die Geometrie, den Körper und das Wesen eines Produkts an- gen. „Wenn ich etwas nicht verstehe und ich nicht weiß, wie es funk wenden lassen – und so die Evolution ganzer Produkte ermöglichen. tioniert, bin ich fasziniert davon. Mich faszinieren Mechanismen und In Zukunft werden diese – ich nenne sie ,non-living-engineered pro- Bewegungen. Deshalb habe ich diese Forschungsprojekte gemacht“, ducts‘ – nicht nur individuell zugeschnitten und über 3D-Druck herge- sagt sie. „Diese Objekte habe ich nicht erfunden, es sind einfach die stellt, sondern wie quasi-lebende Organismen fungieren. Wir werden Regeln, mit denen ich spiele. Das Schöne an Gestaltung ist, dass man umgeben sein von ,non-living-engineered products‘ – von Robotern Kreativität und Logik miteinander verbindet und etwas Mehrwerti- ohne Motoren, Stromquellen oder Kabeln, die sich selbst entwerfen, ges entsteht. Aber es sollte auch immer einen Sinn haben, die Funk- selbst konstruieren und selbst reparieren, und eben Prozesse der Na- tion oder die Konstruktion oder die Anwendung – was immer es ist, es tur nachahmen.“ sollte logisch sein. … Wenn ich mir anschaue, was ich seit dem ersten Bachelor-Semester bis zum letzten Master-Semester gemacht habe, 12 … Standortkarte auf der letzten Seite Die Designerin ist einen großen nächsten Schritt gegangen nach ihrer dann sehe ich, wie ich mir im Studium den Mut angeeignet habe, beeindruckenden Bachelor-Arbeit (2019), die auch für die erste Aus- Sachen zu machen, die ich absolut nicht zu können glaubte.“ gabe der German Design Graduates Expo im Kunstgewerbemuseum Marina Dafova ausgewählt wurde. Mechanik und 3D-Druck hat sie hier interessiert: „compliance“, das Forschungsprojekt über flexible Einteiler, hatte ge- Moriel Blau ist Absolventin der Klasse von Burkhard Schmitz, zeigt, wie und dass ein traditionell konstruierter Mechanismus durch Professor für Entwerfen von interaktiven Systemen. einen nachgiebigen Mechanismus – eine flexible und widerstandsfä- hige Struktur – ersetzt werden kann. Hierfür hat sie mit mehreren hundert Objekten experimentiert, die auf Gelenke und starre Verbin- dungen verzichten und als „monolithische kontinuierliche Geome- trien“ konstruiert und von aparter Schönheit sind. „Die Anzahl der
Auch in diesem Semester sind die Arbeiten, die an der Hochschule digital.udk-berlin.de; @newmediaclass_udk entstehen, wie auch Lectures und Talks nur im virtuellen Raum udk.skopec.com; @klassevisuellesysteme zu sehen. Wir listen hier eine Auswahl auf. Aktuelle Informationen klassewerbung.de auf den Seiten der Klassen und Studiengänge und: spacesofcommunication.de; @raumklasse_udk www.udk-berlin.de @udkfilminstitut www.udk-bewegtbild.de Experimentalfilm: @current_situation_udk gwk.udk-berlin.de UDK TUESDAY Vortragsreihe des Instituts für Architektur und Städtebau VILÉM FLUSSER ARCHIVE www.flusser-archive.org DI 12. JANUAR 19 h Bast, Toulouse; Prof. Enrique Sobejano DI 26. JANUAR 19 h Avianti Armand & Setiadi Sopandi, Jakarta; DESIGN TRANSFER Prof. Markus Bader & Moritz Henning Ausstellungen, Kooperationen, Veranstaltungen und DI 2. FEBRUAR Lectures mit internationalen Gästen 19 h Magazin, Prof. Bettina Götz www.designtransfer.udk-berlin.de DI 9. FEBRUAR 19 h Studio Muoto, Paris; Prof. Enrique Sobejano www.udk-berlin.de/studium/architektur/udk-tuesday Arbeiten aus den Studiengängen PRODUKT- und MODEDESIGN: STREAM www.youtube.com/channel/UCIXCUhQA9Rvqe0aj6voMs7w design.udk-berlin.de @udk_productdesign Arbeiten aus den verschiedenen Fachgebieten der ARCHITEKTUR, @udk_productdesign_master_19_20 wie z. B. Digitales und Experimentelles Entwerfen, Plastische @udk_designandsocialcontext und Räumliche Darstellung, Stadterneuerung, Gartenkultur und @udkfashion Freiraumentwicklung: www.arch.udk-berlin.de @architektur_udk DESIGN RESEARCH PROTOCOL Magazin für Architektur im Kontext protocol-magazine.de COLLOQUIUM Doktorand*innen laden Persönlichkeiten der internationalen Designforschungslandschaft ein, um über Projekte, wissenschaftliche Aufsätze, Buchkapitel oder Begriffe MEDIENHAUS LECTURES zu diskutieren. Organisiert vom Design Research Lab Die Vortragsreihe wird organisiert vom Studiengang www.drlab.org Visuelle Kommunikation und vermittelt gestalterische Grundlagen. www.medienhaus-lectures.udk-berlin.de 13 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de @medienhauslectures ZU GAST MEDIENHAUSPLATTFORM Open-Source-Plattform BIS SO 7. FEBRUAR für digitales Lernen, Unterrichten und Vernetzen: PIKTOGRAMME, LEBENSZEICHEN, EMOJIS medienhaus.udk-berlin.de Die Gesellschaft der Zeichen. Mit Arbeiten von u. a. @medienhaus Prof. Timothée Ingen-Housz Leopold Hoesch Museum und Papiermuseum Düren www.leopoldhoeschmuseum.de Arbeiten und Talks aus den Studiengängen VISUELLE KOMMUNIKATION, KUNST UND MEDIEN und GESELLSCHAFTS- BIS SO 21. MÄRZ UND WIRTSCHAFTSKOMMUNIKATION: FROM THONET TO DUTCH DESIGN Grundlagen des Entwerfens: basics-blog.de; @basics.udkberlin 125 Years of living at the Stedelijk klassehickmann.com; @klassehickmann Mit Arbeiten von u. a. Prof. Ineke Hans @illustration_udk Stedelijk Museum Amsterdam; www.stedelijk.nl
individuell programmierter Oberflächen für Avatare mit wachsender NEUE SPIELE UND Spielecommunity zu einem umsatzstarken Geschäft entwickelt und ist damit auch spielextern für den Modemarkt attraktiv. VIRTUELLE In vielen der populären Spiele lassen sich Phänomene „virtueller Er- ERLEBNISÖKONOMIE lebnisökonomie“ beobachten, ein Trend, der davon ausgeht, dass Konsumerlebnisse virtueller Kleidung genauso bedeutend und emo- FRANZISKA SCHREIBER tional gewertet werden wie im Realen. Digitale Warteschlangen bei der Jagd um limitierte Produktauflagen und die Sehnsucht nach Sta- tus-Erhöhung modisch versierterer Avatare lassen direkte Vergleiche Globale Katastrophen verändern die Welt. Die Pandemie hat die zu analogen Konsummustern zu. Wenn im April 2020 der US-amerika- Mode innehalten lassen, übliche Prozesse waren unterbrochen, muss- nische Rapper Travis Scott als Avatar im Spiel „Fortnite“ ein virtuelles ten überdacht und neu erfunden werden. Es gab Einsamkeit, Aufre- Konzert gibt und die 12 Mio. Zuschauer danach virtuelle Merchandise- gung, aber auch mehr Wertschätzung für Zeit und Kreativität. Co- Artikel erwerben können, lösen sich virtuelle Körper und Kleidung da- vid-19 hat gleichermaßen dem Digitalen in der Mode und der Mode von, nur visuelle Oberflächen der Unterhaltung zu sein. Digitale Spie- im Digitalen einen ungeahnten Schub gegeben mit Spielarten, die lewelten werden zu Plattformen für die Erlebnisse selbst und lösen Prozesse und Produkte einer enorm material- und ressourcenintensi- sich von der Abhängigkeit dinglicher Referenzsysteme. ven Wertschöpfungskette innovativ zu übersetzen versuchen. Virtual Fitting, Virtual Dressing, Digital Showrooms, Avatorials sind mehr als Auch jenseits der Computerspielewelten gewinnt virtuelle Kleidung notwendige technologische Testspiele. Sie sind Symptome allgemei- an Bedeutung. 2019 verkaufte das niederländische Start-up The Fab- ner Phänomene gesteigerter Mediatisierung, Virtualisierung, Datafi- ricant ein Kleid mit dem Namen Iridescence als „the world‘s first di- zierung, Algorithmisierung und Gamifizierung unserer Gesellschaft. gital-only dress“ und bereitete damit den Weg für ein vor allem in und durch Social Media erfolgreiches Konzept der Virtual Fashion. Es So ist es fast eine logische Konsequenz, wenn das Luxusmodehaus ist ein Spiel unendlicher Innovationen. Physikalische Gegebenheiten Balenciaga unter der kreativen Leitung von Demna Gvasalia im De- und physische Funktionalismen sind obsolet. Im Digitalen überwin- zember 2020 den Launch der Herbst/Winter-Kollektion 2021 an die den wir Begrenzungen von Geschlecht, Geografie und Tradition. Wir Veröffentlichung eines interaktiven Online-Videospiels knüpft. „Af- erleben ungeahnte Neudefinitionen und Konstruktionen von Indivi- terworld: The age of tomorrow“ kann kostenlos über den Webbrow- dualität und Identität. Das Körperliche als Oberfläche kultureller Be- ser gespielt werden und entführt die Spieler*innen in eine immersive deutungszuschreibungen wird ständig aktualisiert. Neue Spielarten Parallelwelt ins Jahr 2031 mit zu navigierenden Charakteren, die na- der Vielfalt und Inklusion lassen Parallelkörper, Avatare und Androide türlich gänzlich in der neuen Kollektion gekleidet sind. Die Mode hat entstehen, die auch ganz ohne eine analoge Referenzexistenz aus- Lust auf Spiele und hat die Vorteile erkannt, über den Spielemarkt mit kommen. So wie die Modelavatare der Agentur The Diigitals oder die einem digital-affinen Publikum zu interagieren. Instagram-Stars @lilmiquela und @lil_wavi. Luxusmarken setzen nicht erst seit Covid-19 auf die Spielfreude ihrer Virtual Fashion ist als datenbasiertes visuelles Material ein idealer Kund*innen. Sie experimentieren mit eigenen Smartphone-Apps zur Spielpartner zur Content-Produktion digitaler Doppelgänger in ei- markengetreuen Unterhaltung, platzieren virtuelle Stellvertreterpro- nem Medium, dass von rasanter Bildproduktion und deren Shareabi- dukte als In-Game-Trophäen, nutzen die gesteigerte Popularität des lity geprägt ist. Das Immaterielle virtueller Kleidung ist für die Com- E-Sports und transferieren die bereits gut bekannten und kommerzi- munity attraktiv, weil es verspricht, Modeprodukte fair, nachhaltig, ell erfolgreichen Allianzen von Mode und Sport ins Digitale. Die ge- kosten- und ressourcenschonend, gar ressourcen- und verwertungs- genseitigen Welten sind nicht nur stilistische Inspiration. Bildästhetik, unabhängig zu offerieren. Während das digitale Kleid von The Fab- 14 … Standortkarte auf der letzten Seite Fantasien und Techniken der Computerspielewelten geben sichtbar ricant als datenbasierte Couture für 9.500 Dollar versteigert wurde, starke Impulse und lassen speziell für die Spielewelt ausgerichtete stehen mittlerweile andere digital-only Kleidungsstücke wie zum Bei- Kleidungsprodukte entstehen. Die Produkte finden ihre Anwendung spiel von der skandinavischen Marke Carlings seriell schon ab 20 Euro sowohl in den virtuellen als auch in den physischen Welten. Das Kau- zur Verfügung. Der Preis ist erschwinglich, die Verfügbarkeit unbe- fen der Produkte ist zum Teil kein bewusster Konsumakt mehr, son- grenzt. Es ist ein spielerischer Konsum, symbolischer denn je. Sym- dern wird über In-App-Käufe als „Spielzug“ integriert. Spiele wie bolische Produkte mit symbolischen Preisen, zeichenhaften Funkti- „Animal crossing: New horizons“ von Nintendo mit der Möglichkeit, onen in flüchtiger Anwendung, ohne greifbaren Bedarf und aktive die Kleidung der Spielfiguren individuell zu gestalten, haben die Kre- Besitzverpflichtung. ation von Designer-Skins für die In-Game-Charaktere rasant geför- dert. Der Handel mit den „Skins“ – der Kleidung digitaler Charak- Das Spiel mit Simulationen, Daten und Algorithmen ist wichtigster tere – ist nicht neu. Seit den 1990er Jahren hat sich das Phänomen ber der Modernisierung von Wertschöpfungsketten. Computer Trei -
019 If?“, 2 gestützte Gestaltung, datenbasierte Produktentwicklung, algorith „What Plesco u rf sp rojekt a n d ru mische Produkt empfehlung, vertikalisiertes E-Tailing, automatisierte Enw Alex örner, , Foto: Produktions netzwerke ermöglichen – ökonomischen Prinzipien treu Erika K smin Halama l: Ja – die effektivere, effizientere und ressourcenschonendere Steuerung Mode eines kapitalorientierten Systems. So will die Marke Tommy Hilfiger bis zum Frühjahr 2022 den gesamten Designprozess digitalisieren und die Fertigung entsprechend umstellen. Vieles, was einmal ein Ding war – wie Musik oder Filme –, ist schon nicht mehr an Dinglichkeit gebunden. Auch Mode wird künftig immer mehr digital erstellt werden und digital existieren. Sie wird vielleicht auch immer mehr zu Inhalten und Informationen, die wir jederzeit abrufen können. Die Grenzen verwischen. Die Phänomene des Digita- len verflüssigen die Dichotomien von Original und Kopie, von Subjekt und Objekt, von Produzenten und Konsumenten, von Schaffen und Nutzen. Sie lösen die Einheiten von Idee und Material, Information und Kontext, von Kleidung und Körper zunehmend auf. Das Digitale in der Mode ist momentan aber vor allem noch ein Di- lemma zwischen Möglichkeiten und Einschränkungen, zwischen Chance und Problem. Mode ist zu komplex, um sie mit Daten zu er- setzen und mit Algorithmen erfassen zu können. Kreation, Wahrneh- mung und Gebrauch nicht nur visuell, sondern vor allem haptisch- taktil, ein Orakel sensomotorischer Qualitäten. Die Audiovisualität dominiert die technischen Möglichkeiten und hat entsprechende Effekte auf zeitgenössische modische Ausdrucksformen. Die ganz- heitliche Sinnlichkeit von Kleidung kann noch nicht simuliert werden. Deshalb ist Mode im Distanzhandel bisher ein eher schwieriges Pro- dukt. Intelligente Systeme können bestehende Abläufe und Produkte optimieren, aber maximal Varianten reproduzieren. Mode aber ist unstet, widersprüchlich und ereignishaft. Mode ist Emotion und Em- pathie, ist ein sinnliches Gespräch zwischen Körper, Kleid und Kon- text. Der menschliche Körper mit seinen Sinnen bleibt das zentrale Resonanzobjekt. Denn auch digitale Bilder und Produkte müssen sich dort verlinken können, wo wir fühlen, riechen, schmecken, sehen und hören können. Wir Modedesigner*innen moderieren die Gespräche von Körper, Kleid und Kontext. Wir sollten mit Schöpfungsprozessen und Erlebnissen zwischen digital-immateriell-generierter Simulation 15 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de und analog-materiell-manueller Realität experimentieren. Wir soll- ten zeigen, welche Konsequenzen bedacht, welche kritischen Poten- ziale beobachtet werden müssen. Das Digitale ist eine neue Spielart, die viel Spielraum ermöglicht. Es ist eine technologische und soziale Konstellation, die an ihren Schnittstellen bereits Reales und Virtuelles transzendieren lässt. Mit welchen Visionen und zu welchen Kosten ist dabei noch unklar. Es sind neue Spiele mit neuen Spielfeldern, neuen Regeln, neuen Spielfiguren und Mitspielern. Neuen Gewinnern und Verlierern. Neue Wertschöpfungsketten müssen erkundet werden. Alternative Material- und Genrebegriffe müssen diskutiert werden. Dimensionen sozial gerechter Teilhabe müssen beachtet und Spielfel- der einer nachhaltigen Ökonomie gestaltet werden. Franziska Schreiber ist Gastprofessorin für Modedesign und Entwurf.
16 … Standortkarte auf der letzten Seite „Erste Hilfe“ Plakat, entstanden für ein Semesterprojekt zum Thema Arbeitsschutz Madeleine Brunnmeier studiert Illustration in der Klasse von Prof. Henning Wagenbreth.
Die hier gelisteten Vortragsabende, -nachmittage, -matineen SA 16. JANUAR und Konzerte sind Teil der Lehre und auch in diesem Semester 19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Prof. L. Honda-Rosenberg NICHT ÖFFENTLICH. Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Studierende des Studiengangs Tonmeister*in übertragen viele dieser Veranstaltungen live: www.udk-berlin.de/live-fkm SO 17. JANUAR Die Auftritte des Staats- und Domchors sind aufgrund 19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Prof. Mark Gothoni der Pandemie-Situation nicht aufgeführt. Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Alle aktuellen Termine finden Sie kurzfristig unter www.udk-berlin.de MO 18. JANUAR 19.30 h Vortragsabend historische Tasteninstrumente, Klasse Prof. Mitzi Meyerson MO 11. BIS DO 14. JANUAR Kammermusiksaal Friedenau, Isoldestraße 9 Jeweils 18 h Prüfungen Klavier Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenberg-/Ecke Fasanenstraße MO 11. JANUAR FELIX MENDELSSOHN 19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Peter Rainer Carl-Flesch-Saal, Bundesallee 1-12 BARTHOLDY DI 12. JANUAR HOCHSCHUL- 19.30 h Vortragsabend Viola, Klasse Ulrich Knörzer Carl-Flesch-Saal, Bundesallee 1-12 WETTBEWERB ONLINE Einer der bedeutendsten Nachwuchs- MI 13. JANUAR Wettbewerbe, offen für Studierende der deutschen 19.30 h Corporate Concert Musikhochschulen. Die beiden Wettbewerbsfächer Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 wechseln jährlich, 2021 sind es Violine und Klaviertrio. 41 Violinist*innen und 17 Klaviertrios spielen in zwei Runden um die Preise. Juryvorsitz: Viviane Hagner, Violine, und Paul Rivinius, Klaviertrio BECHSTEIN YOUNG Veranstaltet von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen PROFESSIONALS in Zusammenarbeit mit der UdK Berlin Konzertreihe im C. Bechstein Centrum Berlin mit Solist*innen Schirmherr: Andris Nelsons aus den Klavierklassen der UdK Berlin und der HfM Hanns Eisler Künstlerische Leitung: Prof. Dr. Sebastian Nordmann DO 14. JANUAR MI 20. + DO 21. JANUAR 19 h Shihyun Lee, Klasse Prof. Markus Groh 10 h Wertungsspiele, erste Runde DO 18. FEBRUAR Violine: Konzertsaal Hardenbergstraße 19 h Ido Ramot, HfM Hanns Eisler, Klasse Prof. Eldar Nebolsin Klaviertrio: Joseph-Joachim-Konzertsaal 17 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de DO 11. MÄRZ FR 22. JANUAR 19 h Irina Chistiakova, Klasse Prof. Markus Groh 10 h Wertungsspiele, zweite Runde C. Bechstein Centrum Berlin im stilwerk, Kantsraße 17, 10623 Berlin Violine: Konzertsaal Hardenbergstraße www.bechstein.de; mit Stream Klaviertrio: Joseph-Joachim-Konzertsaal SO 24. JANUAR 16 h Finalkonzert Violine DO 14. JANUAR Konzerthausorchester Berlin, Leitung: Roderick Cox 19.30 h Orgel Master: Felix Hielscher, Klasse Prof. Paolo Crivellaro, Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt, 10117 Berlin an der Wagner-Kern-Orgel Der gesamte Wettbewerb ist im Livestream zu sehen. St. Marienkirche, Karl-Liebknecht-Straße 8, 10178 Berlin MI 27. JANUAR 14 h Espresso-Konzert mit dem Cheng Quartett, FR 15. JANUAR Preisträger des Wettbewerbs 2020 19.30 h Vortragsabend Viola, Klasse Prof. Hartmut Rohde Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt, 10117 Berlin Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenberg-/Ecke Fasanenstraße www.fmbhw.de
MI 20. JANUAR MO 1. FEBRUAR 20 h Orgelimprovisationen, Klasse Prof. Wolfgang Seifen, 19.30 h Vortragsabend Oboe, Klasse Prof. Washington Barella an der Schuke-Orgel Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Breitscheidplatz, 10789 Berlin DI 2. FEBRUAR DO 21. JANUAR 19 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Björn Lehmann 19 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Björn Lehmann Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Kammersaal, Fasanenstraße 1 B MI 3. FEBRUAR FR 22. JANUAR 19.30 h Corporate Concert 19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Prof. Marianne Boettcher Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 DO 4. FEBRUAR SO 24. JANUAR 19.30 h Vortragsabend Horn, 19.30 h Vortragsabend Flöte, Klasse Prof. Christina Fassbender Klasse Prof. Christian-Friedrich Dallmann Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 DI 26. + MI 27. JANUAR FR 5. FEBRUAR ONLINE Jeweils ab 15 h Informationstag Lehramtsstudiengänge 19.30 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Rainer Becker Musik über u. a. Aufbau und Schwerpunkte des Studiums, Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Zugangsprüfungen. Mit Beratungs- und Hospitationsangeboten Livestream: www.udk-berlin.de 20 h WINTERKONZERT 2021 A. Dvorák: Serenade d-Moll op. 44 DI 26. JANUAR P. I. Tschaikowsky: Serenade C-Dur für Streicher op. 48 18 h Orgel Master: Matthias Sars, Klasse Prof. Paolo Crivellaro, Symphonieorchester der UdK Berlin an der Späth-Orgel Leitung: Steven Sloane Katholische Kirche St. Clara, Briesestraße 13, 12053 Berlin-Neukölln Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenberg-/Ecke Fasanenstraße Livestream: www.udk-berlin.de FR 29. JANUAR 19.30 h Vortragsabend Violine, Klasse Prof. Nora Chastain SA 6. FEBRUAR Kammersaal, Fasanenstraße 1 B ONLINE Ab 10 h Informationstag Masterstudiengang Musiktherapie Studieninteressierte erhalten Einblicke in Anwendungsbereiche SA 30. JANUAR der Musiktherapie und in den Aufbau und die Schwerpunkte des 19.30 h Vortragsabend Alte Musik, Klasse Xenia Löffler Studiums. Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Anmeldung: www.udk-berlin.de Livestream: www.udk-berlin.de/studium/musiktherapie-master-of- SO 31. JANUAR arts/veranstaltungen-musiktherapie/informationstag 11 h Vortragsmatinee Violine, Klasse Prof. Nora Chastain Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 SO 7. FEBRUAR 19.30 h Vortragsabend Kammermusik, Klasse Frank-Immo Zichner 16 h Vortragsnachmittag Violine, Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 18 … Standortkarte auf der letzten Seite Klasse Prof. Latica Honda-Rosenberg Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 MO 8. FEBRUAR 19 h Vortragabend Klavier, Klasse Prof. Klaus Hellwig 18 h KLANGZEITORT: ZOOM+FOCUS Die Kompositionsklassen Kammersaal, Fasanenstraße 1 B der UdK Berlin und der HfM Hanns Eisler mit neuen Kompositionen Leitung: Prof. Leah Muir; Assistenz: Alexander Choeb DI 9. FEBRUAR HfM Hanns Eisler Berlin, Charlottenstraße 55, 10117 Berlin 19 h Vortragsabend Orgel, Klasse Prof. Dr. Andreas Sieling 8. Februar: ONLINE Öffentliche Gesprächsrunde zu den Berliner Dom, Am Lustgarten, 10178 Berlin uraufgeführten Kompositionen Anmeldung bis 1. Februar: contact@klangzeitort.de 19 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Mi-Joo Lee Kammersaal, Fasanenstraße 1 B
SA 13. FEBRUAR Kompositionen von Berliner Schüler*innen der Carl Kraemer 19.30 h Vortragsabend Klavier, Klasse Prof. Linde Großmann Grundschule, des Goethe-Gymnasiums Wilmersdorf, der Schule Kammersaal, Fasanenstraße 1 B am Schloss, des Musikgymnasiums C. P. E. Bach, des Robert-Blum- Gymnasiums und der Fichtelgebirge-Grundschule, begleitet von SO 14. FEBRUAR u. a. Anna Clementi, Sascha Dragicewicz, Robin Hayward, 10.30 h Erasmus lädt (digital) ein. Konzert mit Austausch Mathias Hinke, Mijin Oh und Irene G. Quero studierenden der europäischen Partnerhochschulen der UdK Berlin Projektteam: Lara Bäucker, Katja Brunsmann, Mathias Hinke, Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Stefan Roszak, Elsa Sachse, Henning Wehmeyer und Kerstin Wiehe Online verfügbar: www.udk-berlin.de Ein Projekt von KULTURKONTAKTE e. V. in Zusammenarbeit mit k&k kultkom, klangzeitort und Berliner Festspiele, MaerzMusik – DI 16. FEBRUAR Festival für Zeitfragen und der UdK Berlin. Unterstützt durch die 19.30 h Orgel Bachelor: Daniel Seeger, Klasse Prof. Paolo Crivellaro, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie an der Sauer-Orgel Probensaal, Bundesallee 1-12 Berliner Dom, Am Lustgarten, 10178 Berlin www.querklang.eu 19.30 h Vortragsabend Kammermusik, Klasse Artemis Quartett FR 19. MÄRZ Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 19 h „Authentizität vs. Rollenbild. Frauen und Männer im Dirigierberuf“. Podiumsdiskussion mit u. a. Prof. Sabine MI 17. FEBRUAR Boerner, Leiterin der Arbeitsgruppe Management und 19.30 h Vortragsabend Fagott, Klasse Prof. Eckart Hübner Führung an der Universität Konstanz; Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Prof. Peter Gülke, Dirigent, Publizist, Träger des Ernst- von-Siemens-Preises; Dr. Anke Steinbeck, Publizistin DO 18. FEBRUAR und Musikwissenschaftlerin; Prof. Eckart Hübner, Dekan 19.30 h Vortragsabend Viola, Klasse Prof. Hartmut Rohde der Fakultät Musik, und Maike Bühle, Professorin für Carl-Flesch-Saal, Bundesallee 1-12 Chorleitung, beide UdK Berlin Moderation: Anja Herzog, RBB SA 20. FEBRUAR Künstlerisches Rahmenprogramm: Kammerchor und 19.30 h Vortragsabend Gesang, Klasse Prof. Julie Kaufmann Studierende des Fachbereichs Chorleitung Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12 Hochschulintern mit Livestream: www.udk-berlin.de SA 27. FEBRUAR 17 h KONZERT FÜR FREUNDE Jungstudierende des Julius-Stern-Instituts STREAMS Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenberg-/Ecke Fasanenstraße DLF HÖRPROBE Die Radio-Sendereihe stellt junge Musiker*innen Online verfügbar: www.udk-berlin.de und Ensembles deutscher Musikhochschulen vor. www.deutschlandfunkkultur.de/hoerprobe-kammerkonzert-aus-der- MO 15. MÄRZ universitaet-der-kuenste.1091.de.html?dram:article_id=487611 20.30 h Orgel Master: Florian Mauersberger, 19 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de Klasse Prof. Paolo Crivellaro, an der Seifert-Orgel KLANGZEITORT stellt digitale Inhalte zur Verfügung, die seit St. Matthias, Goltzstraße 29, 10781 Berlin Mitte März entstanden sind, z. B. die Konzertreihe ZOOM+FOCUS. klangzeitort.de DO 18. MÄRZ vimeo.com/user44115227 Hommage an Graciela Paraskevaidis (1940-2017) Konzert und Dokumentarfilm zum Werk der argentinisch- LIVEÜBERTRAGUNGEN aus der UdK Berlin: uruguayischen Komponistin und Musikwissenschaftlerin www.udk-berlin.de/live-fkm Leitung: Jorge Villaseca, Julian Croatto Probensaal, Bundesallee 1-12 MEDIATHEK Das Label der UdK Berlin BETONT mit Livestreams Uhrzeit wird bekannt gegeben und Aufzeichnungen von Konzerten und Vorträgen, Musikvideos und Filmen. DO 18. + FR 19. MÄRZ www.livestream.udk-berlin.de Jeweils 18 h QUERKLANG UND NACHHALL Experimentelles www.udk-berlin.de/universitaet/mediathek Komponieren in der Schule. Uraufführungen von Kollektiv-
Grad. Auf der horizontalen Ebene zumindest, auf der vertikalen ist es HANS PETER KUHN nicht ganz so gut. Deswegen mache ich auch diese vielkanaligen Ar- beiten. Und dann interessiert mich, wie Räume durch Akustik entste- KLANG-ENVIRONMENTS hen, Klangräume, Architektur aus Klang. Die Toninstallationen habe ich Klang-Environments genannt, bezogen auf den Begriff Environ- UND BILDENDE KUNST ment aus der bildenden Kunst, der wichtig war für Leute wie Edward Kienholz oder George Segal. Was ich mit Ton mache, ist für mich ein ähnlicher Vorgang wie in der bildenden Kunst: nämlich einen Raum Seine Installationen – in Museen und Galerien weltweit ausgestellt, zu schaffen, der real ist, aber auf einer ganz anderen Ebene auch mit dem Goldenen Löwen in Venedig oder den New Yorker Bessie Klang ist – und eben nicht Musik. In der Musik gibt es Formeln, Re- Awards ausgezeichnet – sind kraftvoll und sinnlich, anregend, klug geln, Metrum, Harmonielehre, das ist viel Mathematik, sehr formal. und unendlich fantasievoll. Ende Oktober lädt uns Hans Peter Kuhn Meine Stücke haben natürlich einen musikalischen Charakter und ei- in seine geräumige Wohnung in Schöneberg ein. Der Klangkünstler nen Zeitablauf. Aber sie basieren nicht auf Metrum oder Harmonie, spricht mit genusshaftem Enthusiasmus über seine Arbeit. sondern auf Sounds, die – manchmal auch zufällig – passieren, und die Zeitabläufe sind eben nicht gezählt. Ich arbeite auch ganz viel mit Zu- Dass Klangkunst heute eine künstlerische Disziplin ist und auch im fallsgeneratoren, d. h. ich konstruiere etwas, was dann aber von sich Theater eine große Autorität hat, ist nicht zuletzt auch Ihr Verdienst. aus weiterläuft. Nun, es ist auch ein bisschen Faulheit dabei. Sie haben mit der deutschen Theaterelite gearbeitet, in der Schau- bühne von Peter Stein, mit Luc Bondy, Claus Peymann, Peter Zadek, Aus Müßiggang oder auch Langeweile entstehen manchmal die inte- mit Sasha Waltz, und zwanzig Jahre lang mit Robert Wilson überall ressantesten Dinge … in der Welt. Langeweile halte ich für einen ganz entscheidend wichtigen Moment. Als ich angefangen habe, mit Klang zu arbeiten, war ich eine Art Exot, Einfach Nichts, Leere. Und dann kommt man aus der Leere heraus ir- Außenseiter. Es hatte seine Vorteile, weil man Sachen gemacht hat, gendwo wieder hin. Ich habe einmal ein Seminar gemacht, genauer womit sonst keiner was anfangen konnte. Klang war nicht populär, gesagt zwei. Das eine habe ich „Boring“ genannt und das andere hatte keinen richtigen „Ort“. Inzwischen hat er einen großen Stellen- „Not boring“. Für „Boring“ haben sich sieben Studenten angemel- wert, in der Kunst und auch in der Gesellschaft. Jetzt gibt es Schall- det, für „Not boring“ – sechzehn. Am Ende war „Boring“ viel interes- dämmungsmaßnahmen, Lärmvermeidungsstrategien – das alles ist in santer. Wir sind durch die Stadt gezogen und haben nach Plätzen ge- den letzten vierzig Jahren entstanden. In den 1970er Jahren, als ich sucht, die langweilig sind. Wir waren im Rathaus Schöneberg, in der anfing, mich damit zu beschäftigen, gab es das alles nicht. Mit dem Meldestelle. Und haben da gesessen, eine Stunde oder zwei – total Visuellen ist es ganz anders gewesen. spannend, was da alles passiert. Es ist nur „boring“, wenn man selbst einen Pass braucht. … Wir sind mit der S-Bahn zweimal um den Ring Warum, denken Sie, hat es so lange gebraucht? gefahren, auch das war sehr interessant. Einen Ort, der wirklich lang- Zum einen ist das evolutionär bedingt. Das Hören ist älter als das weilig ist, haben wir nicht gefunden. Und wir haben uns wirklich be- Sehen, es ist näher am Metabolismus. Es hat viel mehr mit unserem müht. Das ist also ein Flop gewesen. Not boring boring. Langeweile Sein zu tun, nicht so sehr mit Wahrnehmung oder Information. Des- entsteht dadurch, dass eben nichts passiert, man weiß auch gar nicht, halb ist Hören und auch Musikhören so emotional, es hat einen Zu- was man tun soll. Und genau das hat mit Langeweile nichts zu tun, griff auf eine tiefere, instinktive – körperliche Ebene. Hören ist der eher mit einer Art Leere. Ich finde es wichtig, über Langeweile zu re- erste Sinn. Dazu kommt, dass Hören nicht ausgeblendet werden kann, den. Und auch darüber, was es bedeutet, ständig unter Strom, ständig so wie Sie die Augen schließen können. Das hat zur Folge, dass das mit der Welt in alle Richtungen in Kontakt zu sein. Gehirn permanent herausfiltern muss, was wichtig und was unwich- tig ist. Und das hat wiederum ein permanentes Rauschen zur Folge. Wie beginnen Sie? Woher kommt die Idee? Inspiriert Sie der Raum? 20 … Standortkarte auf der letzten Seite Ich denke, das ist sicher ein wesentlicher Grund, warum das Hören so Das sind zwei verschiedene „Rubriken“. Ich mache Installationen und lange keine große gesellschaftliche Bedeutung gehabt hat. Das Sehen ich mache Theater und Tanz. Das sind sehr unterschiedliche Arbeits- ist natürlich konzentrierter – das Licht ist einfach penetrant –, aber weisen und ganz unterschiedliche Genres, man kann sie nicht mitei- auch eingeschränkt durch den Ausschnitt. Hören ist schlichtweg direk- nander vergleichen. Ein Kritiker sagte mal, ich würde das Wetter im ter an unsere Emotionen gekoppelt. Theater machen. Das hat mir gefallen. Im Theater gibt es sehr spezi- elle Bedingungen. Es ist ein abgeschlossener Raum, und darin hat man Was interessiert Sie an Ton? Interessiert Sie die Wirkung, die Wahrneh- enorme Freiheit. Bei einer Theateraufführung ist der Performer in der mung? Dekonstruieren, neu zusammensetzen, irritieren, verblüffen? Pflicht, an einem Abend einen Spannungsbogen herzustellen, damit Wahrnehmung ist für mich sehr wichtig. Die Faszination für Ton das Publikum nicht in der Pause sagt: „Dankeschön, ich halt‘ das nicht kommt von unserer Fähigkeit, ihn so wunderbar präzise im Raum lo- mehr aus.“ In einer Ausstellung oder Installation haben Sie überhaupt kalisieren zu können. In Laborbedingungen sogar bis zu einem halben keinen Einfluss auf die Zeit. Das Publikum entscheidet ganz allein,
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