Borderline Achterbahn der Gefühle 04.06.2021 - BORDERLINE TRIFFT THEATER - Trialog ...
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Borderline Achterbahn der Gefühle 04.06.2021 BORDERLINE TRIFFT Hans Gunia THEATER Darmstadt trialog-darmstadt
Borderline – Achterbahn der Gefühle ● Betroffene mit einer Borderline- Persönlichkeitsstörung leiden unter ihrer Störung.
Borderline – Achterbahn der Gefühle ● Gleichzeitig waren und sind sie oft auch heutzutage noch unbeliebte Patienten.
Auch Angehörige leiden ● Beziehungsprobleme ● Massive Selbstverletzungen ● Suizidandrohungen
Borderline-Persönlichkeitsstörung Diagnostische Kriterien nach DSM-V (1) Verzweifeltes Bemühen, ein reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern. (2) Ein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen, das sich durch einen Wechsel zwischen extremer Idealisierung und Abwertung auszeichnet.
Borderline-Persönlichkeitsstörung Diagnostische Kriterien nach DSM-V (3) Identitätsstörung: eine ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder des Gefühles für sich selbst. (4) Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (z.B. Geld ausgeben, Sex, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Fressanfälle). (Anmerkung: suizidales oder selbstschädigendes Verhalten wird in Kriterium 5 erfasst.)
Borderline-Persönlichkeitsstörung Diagnostische Kriterien nach DSM-V (5) Wiederkehrende Suiziddrohungen, Suizidandeutungen oder –versuche oder selbstschädigendes Verhalten. (6) Affektive Instabilität, die durch eine ausgeprägte Orientierung an der aktuellen Stimmung gekennzeichnet ist: z.B. starke episodische Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit oder Angst. (Üblicherweise wenige Stunden und nur selten länger als einige Tage andauernd)
Borderline-Persönlichkeitsstörung Diagnostische Kriterien nach DSM-V (7) Chronisches Gefühl der Leere. (8) Unangemessene, starke Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernder Ärger, wiederholte Prügeleien). (9) Vorübergehende, stressabhängige paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Borderline-Persönlichkeitsstörung - Eckdaten - ● Prävalenz: 1.5% ● Häufigkeit in Praxen: ca. 20% ● Häufigkeit in Kliniken: ca. 15% ● Etwa 70% verletzen sich selbst ● Suizidrisiko: ca. 7% ● Suizidrate derjenigen, die sich selbst verletzen 10% bis 29%
Borderline-Persönlichkeitsstörung - Eckdaten - ● direkte Kosten: ca. 3 Milliarden Euro jährlich (15% der Kosten für Psychische Störungen)
Ätiologie ● Genetische Komponenten (Torgersen, 2001) ● Psychosoziale Belastungsfaktoren ● sexuelle Gewalterfahrung (ca. 70%) ● körperliche Gewalterfahrung (ca. 60%) ● Vernachlässigung (ca. 40%) ● Instabile Bindung zu primären Bezugspersonen
Borderline-Persönlichkeitsstörung - Psychophysiologisches Defizit der Emotionsregulation - 1. Hohe Sensitivität • prompe Reaktionen • niedrige Reizschwelle für emotionale Reaktionen 2. Hohe Reaktivität • extreme Reaktionen • starke Erregungszustände beeinflussen kognitive Prozesse 3. Langsame Rückkehr zum Ausgangsniveau • langanhaltende Reaktionen • hohe Sensitivität für den nachfolgenden emotionalen Stimulus
Was können wir den Betroffenen bieten?
Dialektisch-Behaviorale Therapie der Borderline-Störung nach Marsha M. Linehan Allgemeine Grundlagen der DBT
Dialektisch-Behaviorale Therapie - Grundannahmen (1) - 1. PatientInnen versuchen, das Beste aus ihrer verheerenden Situation zu machen. 2. PatientInnen wollen sich verändern. 3. PatientInnen müssen sich stärker anstrengen und härter arbeiten, um sich zu verändern als wir. 4. PatientInnen haben ihre Schwierigkeiten nicht alle selbst verursacht, aber müssen sie selber lösen.
Dialektisch-Behaviorale Therapie - Grundannahmen (2) - 5. Das Leben suizidaler Borderline-PatientInnen ist so wie es gegenwärtig gelebt wird, nicht auszuhalten. 6. PatientInnen müssen neues Verhalten in vielen relevanten Dimensionen und Lebensbereichen erlernen. 7. PatientInnen können in DBT nicht versagen. 8. TherapeutInnen, die Borderline-PatientInnen behandeln, brauchen Unterstützung.
Strukturierungs-Strategien - Wahl des spezifischen Behandlungsthemas - Akute Suizidalität oder anderes lebensbedrohliches Verhalten Ja Nein Therapiegefährdung Nein Ja Schwere Störungen der Verhaltenskontrolle Ja Nein individuelle emotionale Schlüsselprobleme Ja Nein Defizite in der Umsetzung zentraler Bedürfnisse
DBT-Behandlungsstrategien - Dialektische Behandlungsstrategien - Zwischen akzeptanz- und veränderungsorientierten Strategien eine dialektische Balance wahren: Akzeptanz Veränderung
Strategien der DBT: Verhaltensanalyse - Durchführung der Kettenanalyse - dysfunktionale Kettenglieder (Gedanken,Verhalten) "point of no return" funktionale Kettenglieder (Gedanken,Verhalten)
Strategien der DBT: Telefonstrategien - akzeptierte Anrufe - 1. In einer Krisensituation • Suizidrisiko einschätzen • Anwendung der Krisenstrategien • Fokus auf Skills 2. Zum Reparieren der therapeutischen Beziehung 3. Geplante Anrufe des/der PatientIn 4. Telefonkontakte des/der TherapeutIn • Geplant oder direkt (z.B. wenn PatientIn versucht, Therapie zu vermeiden)
Dialektisch-Behaviorale Therapie der Borderline-Störung nach Marsha M. Linehan Fertigkeitentraining
Fertigkeitentraining „Das Fertigkeitentraining ist der Ton, aus dem der/die EinzeltherapeutIn und der/die PatientIn eine Figur modellieren können“ 1. Achtsamkeit 2. Umgang mit Gefühlen 3. Stresstoleranz 4. Zwischenmenschliche Fertigkeiten 5. Selbstwert
Die Behandler
Die ambulante Versorgung in Deutschland ● Eine münchener Arbeitsgruppe verschickte einer repräsentativen Stichprobe von 300 niedergelassenen münchner PsychotherapeutInnen eine Fallvignette einer Patientin mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung
Ergebnisse ● Rücklaufquote: 58% ● 22% der Befragten erklärten, keine PatientInnen mit einer BPS zu behandeln ● 66% der Befragten erklärten, Borderline-PatientInnen zu behandeln, derzeit aber über keine freien Kapazitäten zu verfügen ● 51% der Befragten empfahlen eine störungsspezifische Therapieverfahren ● Aber nur 3% verfügten über eine spezifische Zusatzqualifikation Quelle: Jobst, A, Hörz, S., Birkhofer, A., Martius, P. & Rentrop, M (2010) Einstellung von Psychotherapeuten gegenüber der Behandlung von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung. Psychother Psych Med.
Hochrechnung auf die Versorgung in Deutschland ● In Deutschland gibt es rund 23000 niedergelassene PsychotherapeutInnen (Quelle: Webseite der KBV) ● Bei 80 000 000 Einwohner und einer Prävalenz von 1,5% kommen 52 PatientInnen mit einer BPS auf einen Behandlungsplatz ● Zieht man die 22% der Behandelnden ab, die keine PatientInnen mit BPS behandeln, kommen 66 PatientInnen auf einen Behandlungsplatz
Hochrechnung auf die Versorgung in Deutschland ● Zieht man in Betracht, dass 66% der Behandler keinen freien Platz haben, kommen 197 Patienten mit einer BPS auf einen freien Behandlungsplatz
Warum ist das so? ● Borderline wird von den Behandlern oft in Verbindung gebracht mit:
Borderline – Achterbahn der Gefühle Eine Studie über Stress unter KlinikerInnen zeigte, dass die drei stärksten Stressoren für KlinikerInnen ● Selbstmordversuche von Patienten, ● Androhungen von Suizid und ● Wutanfälle von PatientInnen ● Therapieabbrüche sind … waren. (Quelle: Hellman, Morrison & Abramowitz (1986))
Was können wir den Behandlern bieten?
Was ist notwendig für eine gute ambulante Versorgung von BPS-Patienten? „Borderline-Therapie alleine zu machen ist grob fahrlässig“ Marsha Linehan, Begründerin der DBT Dank an Chr. Stiglmayer für die Folie
Das Darmstädter DBT - Netzwerk
Was können wir den Behandlern bieten? ● Vernetztes Arbeiten im Team ● Kollegiale Supervision ● Professionelles Arbeiten ● Interessante Fortbildungen und Projekte
Vernetzung in Darmstadt Krisenintervention Fortbil- dungen DBT Personelle Netzwerk Vernetz- Elisabethen- ung Darmstadt stift Ambulanter Kriseninter- Einstieg vention Supervisi on Ambulante Weiterbehandlung
Weitere Vernetzung Caritas DBT- SPV Netzwerk E-Stift Psycho- somatik
Evaluation ● Bisher mehr 400 alsPatientInnen im Programm ● Einjahresabbruchquote: 12% ● Abnahme der PatientInnen mit Suizidversuchen von 36% der PatientInnen auf 6 % der PatientInnen ● Rückgang der PatientInnen, die sich selbst verletzten von 79% auf 48% ● Rückgang der PatientInnen, sie sich mindestens einmal wöchentlich verletzten von 17% auf 4% ● Rückgang der Dauer der stationären Aufenthalte von 2,57 auf 0,35 Wochen im Jahresmittel
Reduktion der Selbstverletzungen ● Links: die Selbstverletzungsquote von 33 PatientInnen im Jahresmittel vor und während des ca. einjährigen Moduldurchlaufs
Reduktion der stationären Aufenthalte ● Links: die jährliche Dauer ihrer stationären Aufenthalte im Mittel der Vorjahre im Vergleich zu ihrem ersten Jahr DBT
Die Angehörigen • Wenn jeder/jede Borderline-Betroffene im Durchschnitt 2 Angehörige hat ➔ gibt es mindestens 2 Millionen 400 000 Borderline Angehörige in Deutschland
Belastung der Angehörigen ● Angehörige von psychisch Kranken haben im Allgemeinen ein höheres Risiko, selbst an einer psychischen Krankheit zu erkranken. ● Die Belastung in Familien mit einem Familienmitglied mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist dabei höher als bei anderen psychischen Störungen. ● Neben depressiven Erkrankungen ist Stress, der durch ein Familienmitglied mit einer psychischen Erkrankung bedingt ist, auch mit Belastung, Trauer und sozialer Isolation verbunden.
Beteiligung der Angehörigen ● Familien oder PartnerInnen sind oft auch als Auslöser oder Konsequenzen am Problemverhalten beteiligt.
Eine Geschichte Emotionale fortwährender Vulnerabilität Ereignis invalidierender Reaktionen Bewertung Erhöhte negative emotionale Spannung unangemessener Ausdruck von Gefühlen Missverständnisse und Invalidierung Transaktionales Modell zur Entstehung der BPS (Fruzzetti, Shenk & Hoffmann, 2005)
Eine Geschichte Emotionale fortwährender Vulnerabilität Ereignis invalidierender Reaktionen Bewertung Erhöhte negative emotionale Spannung unangemessener Ausdruck von Gefühlen Missverständnisse und Invalidierung Transaktionales Modell zur Entstehung der BPS (Fruzzetti, Shenk & Hoffmann, 2005)
Eine Geschichte Emotionale fortwährender Vulnerabilität Ereignis invalidierender Reaktionen Bewertung Erhöhte negative emotionale Spannung unangemessener Ausdruck von Gefühlen Missverständnisse und Invalidierung Transaktionales Modell zur Entstehung der BPS (Fruzzetti, Shenk & Hoffmann, 2005)
Was können wir den Angehörigen anbieten
Behandlungsformate 1. Paar- oder Familientherapie 2. Angehörigengruppen 3. Paargruppen 4. Elterngruppen 5. Mehrfamilientherapie 6. Kombination eines Gruppenprogramms und weiterer Familientherapie 7. Familienprogramme mit oder ohne individuelle DBT
Familienskills 1. - Für Sicherheit sorgen - Gewalt und Aggression eliminieren - Verstärker für suizidales Verhalten reduzieren 2. Commitment zur Behandlung 3. Achtsamkeit in der Beziehung 4. Invalidierungen identifizieren und reduzieren 5. Beziehungen wieder reaktivieren 6. Adäquaten Gefühlsausdruck trainieren 7. Validierung aufbauen 8. Problemmanagement 9. Konflikt in Nähe transformieren
Achtsamkeit auf die Beziehung ● Zusammen sein z.B. den Fernseher aus lassen, keinen Alkohol trinken ● Passives Zusammen sein Zusammen sein, egal was er gerade macht ● Aktives Zusammen sein Den/die PartnerIn wahrnehmen, wenn man gerade etwas zusammen macht ● Zusammen sein in Konfliktsituationen Beschreiben statt bewerten ● Zusammen sein, wenn man räumlich getrennt ist An den/die PartnerIn denken, ihm/ihr eine SMS schreiben
Arbeit mit Tango als Beispiel von Achtsamkeit in der Beziehung
Weitere Vernetzung Betroffene Angehörige Behandler
Wie geht es weiter? ● Erster Termin: online am Dienstag, den 06.07.2021 um 20 Uhr ● Monatlich: zoom link: https://us02web.zoom.us/meeting/tZMuce2qrDouG92F4SPFjMo3nvA4o Wz0Yecl/ics?icsToken=98tyKuGvrT0uGNaUtBiORpwEA4_oLOrzpn5bjfoP ukvWMwZZTwylOPRjZr1ICojp ● Persönlich am: wegen Corona noch unbestimmt ● Ort: Caritaszentrum „Schweizerhaus“ ● Mühltalstraße 35 Darmstadt-Eberstadt ●
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