Aktuelles: Impfungen bei Patienten mit Multipler Sklerose - www.kup.at
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Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems Aktuelles: Impfungen bei Patienten Homepage: mit Multipler Sklerose www.kup.at/ Kollaritsch H JNeurolNeurochirPsychiatr Journal für Neurologie Online-Datenbank mit Autoren- Neurochirurgie und Psychiatrie und Stichwortsuche 2018; 19 (4), 160-162 Indexed in EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz P.b.b. 02Z031117M, Verlagsor t : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A /21 Preis : EUR 10,–
DGfE 2022 60. Jahrestagung der DGfE 27.–30. APRIL 2022 l Leipzig © Jakob Fischer l shutterstock www.epilepsie-tagung.de AbstrAct DEADlinE 09. DEzEmbEr 2021 73. Jahrestagung Deutsche gesellschaft für neurochirurgie abstract Deadline: 04. Januar 2022 Joint Meeting mit der griechischen gesellschaft für neurochirurgie www.dgnc-kongress.de
For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH. Aktuelles Impfungen bei Patienten mit Multipler Sklerose H. Kollaritsch Patienten, die mit der Diagnose MS le- Differenzierter muss man die Antwort die die Immunsuppression auf Grund ben müssen, haben verständlicherweise auf die Frage geben, ob eine MS in ihrem ihrer Erkrankung benötigen. immer Angst, dass sich ihr Zustand von Verlauf durch Impfungen beeinflusst heute auf morgen verschlechtert. Sie werden kann, insbesondere dann, wenn Ganz konkret bedeutet dies, dass eine wollen alles vermeiden, das die Wahr- man zusätzlich eine ins Immunsystem Impfung gegen Gelbfieber (Reiseimp- scheinlichkeit erhöhen könnte, dass ein eingreifende Behandlung (Immunsup- fung für Afrika und Teile Südamerikas) solches Ereignis eintritt. pression) zur Therapie der MS erhält. grundsätzlich nicht an MS-Patienten Hier gilt es grundsätzlich zu unter- verabreicht werden soll, unabhängig, ob In diesem Zusammenhang sehen auch scheiden, um welchen Impfstoff es sich sie eine zusätzliche Therapie bekommen MS-Patienten Schutzimpfungen sehr handelt, den man dem MS-Patienten oder nicht. kritisch, denn es halten sich – teilweise verabreichen will. auch durch unseriöse Internetbeiträge Alle anderen Lebendimpfungen (Ma- geschürt – hartnäckig Gerüchte, dass Lebendimpfstoffe sern, Mumps, Röteln, Feuchtblattern) Impfungen grundsätzlich den Krank- können und sollen alle MS-Patienten, heitsverlauf einer MS ungünstig beein- Lebendimpfstoffe sind derart gestaltet, deren Zustand stabil ist und bei denen in flussen könnten. Im Folgenden soll dies dass sie einen im Vergleich zum natür- den letzten Monaten kein Erkrankungs- aus wissenschaftlicher Sicht kurz bewer- lichen Keim gutartigeren, aber vermeh- schub aufgetreten ist, bekommen, sofern tet werden. rungsfähigen Erreger enthalten. Man sie keine Immuntherapie bekommen. bezeichnet das als attenuiert. Trotzdem Hier überwiegt der Nutzen der Impfung Als gesichert gilt heute, dass Impfun- läuft der Immunisierungsprozess mit Le- bei weitem die mit den Lebendimpfun gen jeglicher Art das Entstehen einer bendimpfungen täuschend ähnlich der gen verbundenen geringgradigen Ne- MS nicht begünstigen. Auch wenn die natürlichen Infektion ab, was zwar für benwirkungen. Gleichzeitig würde eine eigentlichen Ursachen für MS nicht den nachfolgenden Schutz von großem Erkrankung z. B. durch Masern bei geklärt sind, so kennt man doch durch Vorteil ist (derartige Impfungen schüt- einem Erwachsenen ein hohes Risiko Populationsvergleiche Geimpfter und zen oft lebenslang), aber auch Risken von Komplikationen wie Hirnhaut- Ungeimpfter klar, dass hier kein Zusam- bergen kann – und das ganz besonders oder Hirnentzündung oder Lungenent- menhang besteht. bei immunsupprimierten MS-Patienten, zündung mit sich bringen und natürlich 160 J Neurol Neurochir Psychiatr 2018; 19 (4)
Aktuelles auch ganz grundsätzlich für den vorher Totimpfstoffe können an MS-Patienten Tetanus oder auch FSME, eher schlech- stabilen Verlauf der MS-Erkrankung das bedenkenlos verabreicht werden, sie ter immunogen Diphtherie und Keuch Risiko eines Schubes durch die Infektion sind für diese Patienten gleich gut ver- husten. an sich bedeuten. träglich wie für alle anderen Personen. MS-Patienten sollten ganz besonders Ist man sich auf Grund der vorliegenden Anders verhält sich die Situation bei darauf achten, dass ihr Impfschutz ge- Therapie nicht ganz im Klaren darüber, Patienten, die zur Behandlung einer MS gen die genannten Erkrankungen im- ob die Immunantwort beeinträchtigt eine immunmodulierende Dauerbe- mer aufrecht ist, weil die zugehörigen sein könnte oder nicht, so hilft in vielen handlung erhalten. Hier sind Lebend Erkrankungen einerseits auch für völlig Fällen eine sogenannte „Impferfolgs- impfstoffe prinzipiell nicht anzuraten, gesunde Personen oft lebensgefährlich kontrolle“, d.h. man kann nach man- allerdings gibt es einzelne Ausnahmen, sind, andererseits bei MS-Patienten chen Impfungen durch einen Antikör- wie z. B. MS-Patienten, die eine Fin- natürlich auch den Verlauf der Grund- pernachweis im Blut überprüfen, ob die golimod-Therapie erhalten und noch krankheit negativ beeinflussen können. Impfung gewirkt hat. Dies ist aber nicht nie Varicellen (Feuchtblattern) gehabt nach allen Impfstoffen möglich. Idealer- haben: Fingolimod begünstigt schwe- Allerdings muss man auch bei der weise prüft man sogenannte „gepaarte re Varicellen-Krankheitsverläufe oder Verabfolgung von Totimpfstoffen eini- Proben“, d.h. man nimmt unmittelbar auch das Entstehen eines Herpes zoster ges beachten: Während MS-Patienten vor der Impfung und 4 Wochen später (Zweiterkrankung bei Varicellen, „Gür- ohne weitere Behandlung vollkommen Blut ab und vergleicht das Ergebnis di- telrose“) so sehr, dass das Risiko der normal (d.h. wie jeder immungesunde rekt; dann sieht man besonders deutlich, Varicellen-Lebendimpfung vergleichs- Mensch) auf eine derartige Impfung re- wie der Organismus auf die Impfung ge- weise vernachlässigbar ist. Gegen Gür- agieren und eine vergleichbare Immuni- antwortet hat. telrose wird ein Nicht-Lebendimpfstoff tät nach der Impfung zu erwarten ist, so etwa Mitte 2018 verfügbar sein und verhält sich die Situation bei Patienten Zur Verträglichkeit von Totimpfstoffen dieses Problem dann weitgehend lösen. unter immunsupprimierender Therapie sei angemerkt, dass sie von MS-Patien- anders. Hier gilt die Grundregel, dass ten genauso gut vertragen werden wie Sind andere Lebendimpfungen drin- zwar ungeachtet jedweder Behandlung von gesunden Vergleichspersonen. Zu gend nötig, so wird man versuchen, bei eine Impfung mit einem Totimpfstoff erwarten sind gelegentlich auftretende MS-Patienten mit Immunsuppression gegeben werden darf, dass der Impf leichte bis mittelschwere Beschwerden ein „Therapiefenster“, d.h. ein behand- erfolg aber stark von der Therapie ab- an der Impfstelle (Rötung, Schwellung, lungsfreies Intervall zu nutzen, um drin- hängt. Druckschmerzhaftigkeit). gend nötige Lebendimpfungen durchzu- führen. Man unterscheidet in der Immunthera- Fazit pie der MS drei Grade der Immunsup- Mit freundlicher Unterstützung von Novartis Pharma GmbH, AT1801763841 Totimpfstoffe pression: Impfungen für MS-Patienten sind in den −− Grad I: Therapien ohne signifikanten meisten Fällen unproblematisch, wenn Die zweite Kategorie von Impfstoffen Einfluss auf das Immunsystem, man Grundregeln beherzigt. Gleichzei- sind die sogenannten Totimpfstoffe, wo- −− Grad II: Therapien mit mittelgradiger tig ist gerade für diese Patientengruppe bei hier gemeint ist, dass im Impfstoff Immunsuppression und der Nutzen der Impfungen besonders entweder abgetötete Erreger enthalten −− Grad III: hochgradige Immunsup- hoch. sind oder – wie bei heutzutage übli- pression. chen modernen Impfstoffen – nur mehr Literatur: Bruchstücke des Erregers, sogenannte Die meisten Therapeutika bei MS fallen Wiedermann U et al. Impfungen bei Immundefekten / Immunsuppression: Expertenstatement und Empfehlungen. Antigene. Es ist dies die überwiegende unter Grad I–II (Glatiramer, Beta-In- Wien Klin Woschr 2016; 128 (Suppl 4): 337–6. Zahl der heute verwendeten Impfstoffe, terferone) und Grad III (Teriflunomid, darunter fallen Impfungen gegen Teta Fingolimod, Mitoxantron, Natalizumab, Datum der Erstellung 01/2018 nus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinder- Rituximab, Alemtuzumab u.a.). Solan- lähmung (die Schluckimpfung wird ge eine Immunsuppression Grad I bis nicht mehr verwendet), FSME („Ze- maximal Grad II vorliegt, ist mit einem Korrespondenzadresse: ckenmeningitis“), HPV (Papillomviren), guten Ansprechen auf Totimpfstoffe zu Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch Meningokokken, Pneumokokken, Influ- rechnen, wobei es natürlich zwischen Zentrum für Reisemedizin enza („Grippe“), Hepatitis A und B, Toll- den Impfstoffen Unterschiede gibt. A-1090 Wien, Alserstraße 48/2 wut und andere. Besonders gut immunogen gelten z. B. E-mail: gruppenpraxis@reisemed.at 162 J Neurol Neurochir Psychiatr 2018; 19 (4)
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