Willkommen.zurück Zurückgewinnen von BildungsabwandererInnen und Aufzeigen regionaler beruflicher Perspektiven - Willkommen Standort OÖ
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willkommen.zurück Zurückgewinnen von BildungsabwandererInnen und Aufzeigen regionaler beruflicher Perspektiven Handlungsempfehlungen für regionale AkteurInnen Friederike Weber, Tobias Krüse, Christine Reidl
Inhaltsverzeichnis 2 „willkommen.zurück“: Zu diesen Handlungsempfehlungen 3 1 Demographischer Wandel, Bildungsabwanderung, Bedarf an Hochqualifizierten: Zeit zu Handeln 4 2 Hochqualifizierte RückkehrerInnen: Wettbewerbsvorteil und Entwicklungsmotor 7 3 Mehr als nur ein Job: Was RückkehrerInnen wichtig ist 9 4 Breites Handlungsspektrum gefragt 12 4.1 Information heimischer Kinder und Jugendlicher 13 4.2 Bindung von heimischen Hochqualifizierten 15 4.3 Zuzug regionsfremder Hochqualifizierter 16 4.4 Zurückgewinnung von heimischen Hochqualifizierten 17 5 Konkreter Handlungsbedarf: Alle sind gefordert! 19 6 Die Dinge in die Hand nehmen: Handlungsempfehlungen 22 6.1 Für die Region 22 6.2 Für Gemeinden 26 6.3 Für Unternehmen 29 6.4 Für Schulen 31 7 Quellen 32 8 Links 33 9 Endnoten 35
„willkommen.zurück“: 3 Zu diesen Handlungsempfehlungen Im Rahmen der bisherigen Projektumsetzung von „Willkommen Standort OÖ“1 brachten Unternehmen und Gemeinden das Thema Kontakthalten zu BildungsabwandererInnen ein. In den Pilotregi- onen Innviertel-Hausruck und Vöcklabruck-Gmunden wurde dazu das Subprojekt „willkommen.zurück“ gestartet. In diesem Sub- projekt arbeiteten das Regionalmanagement Oberösterreich und prospect Unternehmensberatung zusammen. Ergebnis sind die vorliegenden Handlungsempfehlungen für regi- onale AkteurInnen. Es werden Wege beschrieben, wie Bildungsab- wandererInnen zurückgewonnen und berufliche Perspektiven in der Region aufgezeigt werden können. In die Entwicklung dieser Handlungsempfehlungen flossen die Ergebnisse einer Recherche von Fachliteratur und good-practice ebenso ein wie Interviews und Regionaldialoge mit AkteurInnen und SchülerInnen aus den Regionen Innviertel-Hausruck und Vöck- labruck-Gmunden. Wir bedanken uns bei den VertreterInnen aus Gemeinden, Unter- nehmen, Schulen sowie Sozialpartnerorganisation für ihre aktive Beteiligung an „willkommen.zurück“. Anna Pucher (Projektleiterin RM OÖ) Friederike Weber (Projektleiterin prospect Unternehmensberatung)
1. Demographischer Wandel, Bildungsab- 4 wanderung, Bedarf an Hochqualifizierten: Zeit zu Handeln Durch den Rückgang der Geburten- Zwischen 2002 und 2015 wuchs die österreichische Bevölkerung rate und die Abwanderungstendenz von jungen, qualifizierten Personen um 6,5%, während es in Oberösterreich lediglich zu einer Zunahme zu Bildungszwecken, kommt es in von 4,3% kam2. Dabei ist zu beachten, dass es in Oberösterreich den Regionen Innviertel-Hausruck grundsätzlich überdurchschnittlich viele Geburten gibt, der Grund sowie Vöcklabruck-Gmunden zu einer Verschiebung der Altersstruk- für die unterdurchschnittliche Entwicklung der oberösterreichi- tur. Das stellt die Regionen in den schen Bevölkerung ist vielmehr in den sogenannten Binnenwan- kommenden Jahren vor wirtschaft- liche, aber auch gesellschaftliche derungsverlusten zu suchen. Das heißt, dass mehr Personen von Herausforderungen. Oberösterreich in andere Regionen Österreichs umziehen als umgekehrt. Besonders starke Abwanderungstendenzen sind in der Region Vöcklabruck-Gmunden zu beobachten, wobei diese bisher durch Migration größtenteils kompensiert werden konnten. Die Region Innviertel-Hausruck hingegen zeichnet sich durch ein moderates Wachstum der Geburtenrate und ein sich ebenso moderat entwi- ckelndes Wanderungssaldo aus3. Die größten Wanderungsverluste sind in der Altersgruppe von 18 bis 23 Jahren zu verzeichnen, wobei ein besonders großer Teil nach Wien zieht und nicht mehr zurückkehrt4. Hauptsächlich ist die Ab- wanderung dieser jungen Menschen aus Oberösterreich der Aus- bildung geschuldet und wird als Bildungsmigration bzw. Bildungs- abwanderung bezeichnet, also der Umstand, dass jemand für die Ausbildung, insbesondere zur Absolvierung eines Studiums, aus Oberösterreich wegzieht und später auch nicht mehr zurückkehrt. Bildungsabwanderung verstärkt sich Die Zahl der sogenannten BildungsabwandererInnen ist im Begriff zu steigen, entsprechend dem Trend zu höherer Qualifikation. Die steigende Zahl an MaturantInnen, sowie StudentInnen belegt dies. Es kommt hinzu, dass junge Frauen weitaus besser qualifiziert und gebildet sind als ihre männlichen Altersgenossen. Sie absolvieren häufiger die Matura, beginnen ein Studium und haben bessere Chancen einen hochqualifizierten Job in anderen Regionen zu er- halten5, weswegen es in manchen Regionen zu einem Anstieg des männli-chen Bevölkerungsanteils kommt. Die selektive Abwande- rung – vor allem junger und verstärkt weiblicher Personen – führt dabei zu etlichen Problemen, da diese Gruppe beson-ders wichtig für die wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Entwick- lung einer Region ist.
5 Arbeitskräfteangebot sinkt Insgesamt wird sich der generelle Trend der rückläufigen Gebur- tenraten weiter fortsetzen, wodurch die Bedeutung der Migration (sowohl der Binnen- wie auch Auslandsmigration) zunimmt. In Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung ist der Rückgang des Arbeitskräfteangebotes zu sehen. Es wird erwartet, dass das Arbeitskräfteangebot in Oberösterreich bis 2030 im Vergleich zu 2016 um 7,7% zurückgehen wird. Im Inn- viertel-Hausruck wird sogar ein prozentueller Rückgang von 8,3% und in Vöcklabruck-Gmunden von 8,5% bis zum Jahr 2030 prognos- tiziert6. Oberösterreichs Wirtschaft entwickelt sich gut Diesem rückläufigen Trend steht eine positive wirtschaftliche Die demographischen und wirt- Entwicklung gegenüber. Die oberösterreichische Wirtschaft entwi- schaftlichen Entwicklungen führen dazu, dass es in Oberösterreich zu ckelt sich in den letzten Jahren überproportional gut. Dem kommt einem Fachkräftemangel kommt, besondere Bedeutung zu, da Oberösterreich, gemessen an der welcher sich in den nächsten Jah- ren verschärfen wird. Insbesondere Wirtschaftsleistung, das zweitgrößte Bundesland nach Wien ist. die Nachfrage nach hochqualifizier- ten Personen (tertiärer Ausbildung). Ein weiteres Spezifikum der oberösterreichischen Wirtschaft: Der Produktionssektor ist besonders stark ausgeprägt. So liegt der Anteil der Wertschöpfung des Produktionssektors bspw. in der Region Innviertel-Hausruck bei 47% und in Vöcklabruck-Gmunden bei 44% - während in Österreich im Durchschnitt 2011 nur 29% der Wertschöpfung auf den produzierenden Sektor entfielen7. Dieser Umstand zieht ein spezielles Anforderungsprofil an Arbeitneh- merInnen nach sich. Nachfrage nach Personen mit höherer Bildung steigt überproportional Die positive und dynamische Entwicklung der Wirtschaft in Ober- österreich schlägt sich in einer steigenden Nachfrage nach Arbeits- kräften nieder. Dabei wird prognostiziert, dass die Nachfrage nach Personen mit höherer Bildung überproportional stark steigt. Für Personen mit geringen Qualifikationen hingegen wird es in den kommenden Jahren weniger Angebot am Arbeitsmarkt geben. Bis 2020 wird in Oberösterreich mit einem Anstieg der Nachfrage nach Personen mit tertiärer Ausbildung von ca. 14% gerechnet. In den Regionen Vöcklabruck-Gmunden (17,5%) und Innviertel-Haus- ruck (19,3%) wird sogar von einer noch höheren Nachfrage an hoch- qualifizierten ArbeitnehmerInnen bis 2020 ausgegangen8.
6 In absoluten Zahlen wird die Zunahme der Nachfrage an hochqua- lifizierten Arbeitskräften bis 2020 (ca. 10.000 in Oberösterreich) fast genauso bedeutend sein, wie die nach mittleren Qualifikati- onen. Dementsprechend ist es für die nächsten Jahre wesentlich, ein höherqualifiziertes Arbeitskräfteangebot anzuziehen, um der prognostizierten Lücke zwischen Angebot und Nachfrage und den damit verbundenen negativen wirtschaftlichen Konsequen- zen - nämlich ausbleibendes oder stagnierendes wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung in der Region - entgegenzuwirken Angebot und Nachfrage an Fachkräften mit tertiärer Aus- bildung bis 2020 oder 2030 Graphik vom Fachkräftemonitor OÖ tertiäre Ausbildung „In der HTL schließen im Jahr ungefähr 150 SchülerInnen ab, die Hälf- te verlässt die Region, um zu studieren, um die restlichen 75 buhlen 80 Unternehmen, die auch alle 150 beschäftigen könnten. Die Unternehmen in der Region wachsen.“ Gemeindevertreter „Der Schritt hinaus ist grundsätzlich positiv und wichtig, die Frage ist, wie bekommt man die Leute nach dem Studium und den ersten Joberfahrungen wieder zurück.“ Schulvertreterin
2. Hochqualifizierte RückkehrerInnen: Wett- 7 bewerbsvorteil und Entwicklungsmotor Die Fähigkeit einer Region, ausreichend qualifizierte Bewohner- Innen anzuziehen bzw. zurückzugewinnen, gewinnt als Wettbe- werbsvorteil und entscheidender Entwicklungsmotor zunehmend an Bedeutung. Junge, hochqualifizierte Personen werden häufig in Zusammenhang mit der Innovationsfähigkeit einer Region, der Ansiedelung von attraktiven Betrieben und der Belebung des lokalen Arbeitsmarktes gebracht. Wenn es Oberösterreich nicht gelingt, qualifizierte Arbeitskräfte (wieder) in die Region zu locken, bleiben wirtschaftliche Wachstumspotentiale ungenutzt, durch den Fachkräftemangel werden bestehende Unternehmen und die wirtschaftliche Zukunft der Region bedroht9. Hochqualifizierte BewohnerInnen sind wichtiges Potential für die Region Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen hat die selektive Ab- wanderung von gut gebildeten Personen mitunter auch eine verheerende Wirkung auf das Gemeinschaftsleben. Junge Personen sind wichtig, um die gesellschaftliche Anpassungsfähigkeit, Offen- heit und Kreativität zu erhalten bzw. um neues Wissen und Know- How in der Region zu verankern. Wandern diese ab, verliert die Re- gion an Potential, welches für den wirtschaftlichen, aber auch den gesellschaftlichen und politischen Aufschwung notwendig wäre10. Die Abwanderungsdynamik führt zu abnehmenden finanziellen Mitteln durch ausbleibende Steuereinnahmen. Dies hat negative Auswirkungen auf die regionale Versorgungsstruktur. Politisches und soziales Leben leidet durch Wegzug hochqualifizierter Menschen Die zunehmende Überalterung einer Gemeinde bedeutet auch, dass gemeinschaftliche Einrichtungen wie beispielsweise Vereine oder ebenso politische Entscheidungsgremien Probleme haben, Nachwuchs zu rekrutieren. Ein genereller Verlust an sozialem Zu- sammenhalt und Gemeinschaftssinn sind häufig die Folge. Neben dem Fachkräftemangel und dessen wirtschaftlichen Folgen Das gesellschaftlich-kulturelle Leben passt sich der zunehmenden stellt die Bildungsabwanderung Überalterung an, mangels entsprechender Angebote verliert die eine Region auch vor gesellschaft- lich-soziale Herausforderungen. Die Region an Attraktivität für junge Menschen. bevölkerungsmäßige Überalterung zieht eine Veränderung des Ge- Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass Regionen, in denen meindelebens, der Angebote und Aktivitäten nach sich, wodurch die gut ausgebildete Menschen eine Zukunft für sich sehen, jene Regi- Region zunehmend an Attraktivität onen sind, die eine gute Zukunftsperspektive haben. verliert und langfristig in ihrer Exis- tenz bedroht ist.
8 „RückkehrerInnen sind potenzielle Quellen für Innovation und Produktivität, da sie ihr neues Wissen mit dem alten Wissen über die Region verbinden können.“ Vertreterin Regionalmanagement „Zu Bildungsabwanderung fällt mir spontan ein: Schwächung der Region, Wissensabfluss, Ausdünnung der ländlichen Entwicklung…..fehlende Innovationskraft, fehlende Sogwirkung, wenn es keine Akademiker in der Region gibt, denn, wo Tauben sind, fliegen Tauben zu.“ Gemeindevertreter
3. Mehr als nur ein Job: 9 Was RückkehrerInnen wichtig ist Natürlich können individuelle Wohnortentscheidungen immer nur im Zusammenhang mit der jeweiligen Biographie verstanden werden, dennoch gibt es wiederkehrende Faktoren, die für Bil- dungsrückkehrerInnen ausschlaggebend sind, wenn sie sich dazu entschließen, wieder in ihre Ursprungsregion zurückzukehren oder dies eben nicht zu tun. Berufliche Aspekte sind nicht die einzige Entscheidungsgrundlage Die Aussicht auf einen Job und dessen Umgebungsfaktoren (Auf- Berufliche Aspekte spielen in stiegsmöglichkeiten, Erreichbarkeit, etc.) spielen eine wichtige Wohnortentscheidungen zwar eine Rolle in diesem Zusammenhang, jedoch ist das Berufliche nicht der wichtige Rolle, sind aber nur ein Faktor neben vielen. Das familiäre einzige Faktor in der Entscheidungsfindung. Umfeld und dessen Bedürfnisse, emotionale und soziale Bindungen, So berichten RückkehrerInnen davon, dass neben einem ausbil- die Verfügbarkeit von leistbarem Wohnraum sowie die angebote- dungsadäquaten Arbeitsplatz auch die Vereinbarkeit von Familie ne Infrastruktur und die generelle und Beruf, sowie die angebotene Infrastruktur und die Ausbil- Lebensqualität sind ebenso gewich- tige Entscheidungsfaktoren. dungsmöglichkeiten für Kinder wesentliche Entscheidungsfakto- ren darstellen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass vor allem der sub- jektive Eindruck zählt, ob einer Region attraktive Jobmöglichkeiten bzw. ein positives Karriereimage zugeschrieben werden. Die Re- gionen Innviertel-Hausruck und Vöcklabruck-Gmunden sind zwar als starke Industrieregionen bekannt, es mangelt der ansässigen Wirtschaft aber oft am entsprechenden Image. Zulieferbetriebe und Nischenmarktführer sind als internationale Unternehmen grundsätzlich für Höherqualifizierte interessant, es fehlt jedoch an Identifikationspotential mit den jeweiligen Produkten, möglicher- weise auch mit der Unternehmenskultur. Work-Life-Balance wird gesucht Neben all diesen Entscheidungskriterien hängt eine Wohnortent- scheidung ganz stark auch von der jeweiligen Lebensphase bzw. den gesammelten Erfahrungen ab. Viele der jungen Menschen, die für ihr Studium in eine Großstadt ziehen, kehren nicht unmittelbar nach Studienabschluss zurück, sondern erst nachdem sie gewisse Erfahrungen im Berufsleben gesammelt haben. Häufig werden zu diesem Zeitpunkt nicht-berufliche Aspekte bedeutsamer, Familien- gründung bzw. Familienleben rückt mehr in den Fokus. Es geht um Lebensqualität für die ganze Familie. Ähnliches gilt für Personen, die sich im letzten Drittel ihres Berufslebens, nachdem die wesent-
10 lichen Karriereziele erreicht wurden, für einen Neuanfang entschei- den und nach der entsprechenden Work-Life-Balance suchen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass in die Entscheidung, ob BildungsabwandererInnen zu RückkehrerInnen werden, neben beruflichen Aspekten, häufig auch Überlegungen betreffend des familiären Umfelds, der emotionalen und sozialen Bindung an die Herkunftsregion, der Verfügbarkeit von leistbarem Wohnraum, der angebotenen Infrastruktur sowie der generellen Lebensqualität einfließen. Lebensqualität der Region herausstreichen Die Regionen Innviertel-Hausruck und Vöcklabruck-Gmunden soll- ten demnach die gute Lebensqualität hervorheben und die vielfäl- tigen beruflichen Möglichkeiten ins Bewusstsein rücken. Darüber hinaus gilt es, die aktive Gestaltung und den Ausbau von Umge- bungsfaktoren, wie gesellschaftliche und kulturelle Angebote oder Verkehrsinfrastruktur, voranzutreiben, um das volle Entwicklungs- potential der Regionen in Zukunft zu heben. Entscheidungsfaktoren für eine Rückkehr Arbeit Wohnort A ? Infrastruktur Wohnen Emotionale/ soziale Bindung Familie Wohnort B Lebensqualität
„Ein Arbeitsplatz muss der Ausbildung und den Interessen 11 entsprechen und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Die Rückkehr muss auch für die Familie passen. Es muss eine gute Infrastruktur geben, gute Kinderbe- treuungseinrichtungen, Schulen und Freizeitangebote.“ Unternehmensvertreterin „Es gibt sicherlich interessante Unternehmen, die zu wenig bekannt sind bzw. von denen die Zielgruppe nicht weiß, was diese alles machen und anbieten.“ Unternehmensvertreterin „Kaum jemand weiß, dass unsere Region, was die Wirtschaftsdynamik betrifft, ganz weit oben steht. Es gibt mehr Industrialisierung als man denkt und eine Reihe von interessanten Betrieben….es muss herausgestellt werden, dass das, was unsere Betriebe machen, nicht provinziell ist, sondern dass die Unternehmen international tätig sind.“ Schulvertreter „Ich schätze 60 bis 65% der BildungsabwandererInnen sind an einer Rückkehr interessiert. Oft scheitert es an der Umsetzung, beispielsweise an dem Partner oder der Partnerin, eine Rückkehr ist neben dem passenden Job, der in der Heimatregion gefunden wer- den muss, von einer Vielzahl von Parametern abhängig… eine Gemeinde muss beispielsweise Offenheit ausstrahlen, so dass sich auch der Partner oder die Partnerin, die unter Umständen aus einem anderen Kulturkreis kommen, wohlfühlen.“ Unternehmensvertreterin
4. Breites Handlungsspektrum gefragt 12 Grundsätzlich ist Mobilität hochqualifizierter Arbeitskräfte positiv zu sehen, da auf diese Weise an verschiedenen Orten unterschied- lichste Erfahrungen gesammelt werden können. Wenn dieser Prozess wieder in eine Rückwanderung mündet, wird von „Brain Circulation“ gesprochen. Dafür braucht es Interventionen, um mit Abgewanderten in Kontakt zu bleiben, das Interesse an der Heima- tregion lebendig zu halten bzw. zu wecken und diese bei der Rück- kehr zu unterstützen. Mehrere Handlungsfelder müssen zusammenfließen Um den Bedarf an Hochqualifizierten in einer Region zu decken und „Brain Drain“, also dem Verlust regionseigener, gut ausgebil- deter Talente und (wirtschaftlicher) HoffnungsträgerInnen entge- genzuwirken, sind aber noch weitere Handlungsfelder wichtig, wie die folgende Grafik zeigt: Handlungsfelder zur Deckung des Bedarfs an Hochqualifizierten Information heimischer Bindung von heimischen Kinder und Jugendlicher Hochqualifizierten Deckung des Bedarfs an Hochqualifizier- ten in einer Region Verhinderung von Brain Drain Zurückgewinnung von hei- Zuzug regionsfrem- mischen Hochqualifizierten der Hochqualifizierter (Brain Circulation) (Brain Gain) Bei diesen Handlungsempfehlungen geht es vor allem um die Zurückgewinnung heimischer Hochqualifizierter und um mögliche Kontakthalteangebote, trotzdem im Folgenden ein kurzer Blick auf die anderen Handlungsfelder. Die Lebens- und Arbeitsqualität in einer Region bzw. Gemeinde ist die verbindende Klammer, die Menschen motiviert zu bleiben, zu kommen oder zurückzukehren. Deshalb sollte darauf die besondere Aufmerksamkeit aller entscheidenden und handelnden AkteurIn- nen gerichtet werden.
4.1 Information heimischer Kinder und Jugendlicher In diesem Handlungsfeld geht es vor allem darum, Kindern und Ju- 13 gendlichen die lokale Wirtschaft und die beruflichen Perspektiven in der Region näherzubringen. Je frühzeitiger man eine Bindung an die Region herstellt und je transparenter die beruflichen Möglich- keiten sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen nach ihrer Ausbildungsphase wieder zurückkehren. http://kraft.dasmurtal.at/de/projekte/ • Idealerweise wird schon in der Volksschule begonnen, wie detail.asp?dps=6&id=765 beispielsweise beim Projekt „Wirtschaft zum Angreifen“ der Wirtschaftsinitiative „Kraft. Das Murtal“. VolkschülerInnen der Region wird das Thema Wirtschaft spielerisch näher gebracht. Unter dem Motto „Kinder raus aus den Schulen, rein in die Betriebe“ erkunden Kinder regionale Betriebe. Die Kinder wer- den zunächst in den Schulen auf den Besuch in den Betrieben vorbereitet. In den Betrieben werden dann einzelne Berufe vorgestellt, die Kinder interviewen Lehrlinge, AusbilderInnen, ArbeitgeberInnen und lernen Arbeitsabläufe kennen. Im Projek- http://kraft.dasmurtal.at/de/projekte/ detail.asp?dps=6&id=568 tabschluss bereiten die Kinder die Erlebnisse auf und präsentie- ren sie den Eltern. • In höherbildenden Schulen engagiert sich die Initiative „Kraft. Das Murtal“ dann mit der Roadshow „Attraktiver Arbeitgeber on tour“ • Die Talente Akademie des deutschen Bündnisses Wachs- tumsregion Ems-Achse ermöglicht SchülerInnen der 8. und 9. Klassen einen vertieften praktischen Einblick in verschiedene Berufsfelder und zeigt Chancen und Möglichkeiten des regi- onalen Arbeits- und Ausbildungsmarktes auf. Im Rahmen der Talente Akademie 2016 wurden drei Kurse (Metall/Elektrotech- nik/Mechatronik, Holz/Bau/Design und Wirtschaft) angeboten, in deren Mittelpunkt ein gemeinsames Lernprojekt, nämlich http://www.emsachse.de/projekte/ die Entwicklung, Planung und Umsetzung eines Solarbootes fachkraefteinitiative/talente/nach- wuchskoepfe/talenteakademie2016. stand. Es gab auch kursübergreifende Aktivitäten wie z.B. Film- html und Medienworkshops. Ergänzend zu den drei Kursen fanden Betriebsexkursionen statt. Darüber hinaus gab es individuelle Beratungsgespräche durch die BerufsberaterInnen der regiona- len Agentur für Arbeit.
14 • In der Ems-Achse gibt es auch Job-Busse für SchülerInnen. Bei einer Tagestour wird die Möglichkeit geboten, attraktive Unter- nehmen der Region kennenzulernen, den ersten Kontakt her- zustellen und sich eventuell einen Ausbildungsplatz zu sichern. Bei einigen Firmen gibt es nicht nur Besichtigungen und Infor- mationen, sondern die SchülerInnen können die Berufsinhalte http://www.emsachse.de/projekte/ fachkraefteinitiative/job-busse/ kurz selbst ausprobieren. schueler.html „Das kriegt man ja so gar nicht mit, was da so läuft – bei der Firmenführung habe wir gesehen, die machen klasse Sachen, da hat man erfahren, welche Möglichkeiten es gibt, direkt bei uns in der Region.“ Schüler „Potenzielles Rückkehrinteresse ist gegeben, aber dieses muss genährt werden, es muss schon früh begonnen werden, eine Verbindung zur Region aufzubauen und zwar so lange die Personen vor Ort sind und dann auch während des Studiums.“ Gemeindevertreter
15 4.2 Bindung von heimischen Hochqualifizierten Hochqualifizierte, die in der Region wohnen, gilt es zu halten. Für die Bindung an die Region ist, wie bereits erwähnt, ein attraktives Lebensumfeld entscheidend. Damit nicht alle, die einen tertiären Abschluss anstreben, die Region verlassen müssen, sollten regionale Höherqualifizierungs- angebote vorhanden sein. Nicht jeder Region gelingt es (Fach-) Hochschulstandort zu werden, das ist auch nicht überall sinnvoll. Wesentlich ist das Angebot von Alternativen, wie beispielsweise Berufsbegleitende Studiengänge. • An der HTL Vöcklabruck ist es z.B. möglich, ein berufsbeglei- tendes FH-Fernstudium in den Fachrichtungen Maschinenbau/ Mechatronik sowie Maschinenbau/Gebäudetechnik oder Wirt- schaftsingenieurswesen an der deutschen Hochschule Mittwei- da zu absolvieren. • Das bfi Steiermark bietet in Zusammenarbeit mit der Ham- burger Fern-Hochschule die beiden Fernstudiengänge „Be- triebswirtschaft“ und „Wirtschaftsingenieurswesen“ maß- geschneidert für Berufstätige an. Die Durchführung der vorgeschriebenen Pflichtpraktika soll dabei regional ermöglicht werden. Die Wirtschaftsinitiative „Kraft. Das Murtal“ möchte in ihren Partner-Betrieben für Praktikumsplätze sorgen. • Damit regionale Unternehmen ihre qualifizierten Mitarbeite- rInnen halten können, müssen sie in ihre Attraktivität als Ar- beitgeberInnen investieren. Für die MitarbeiterInnenbindung sind innerbetriebliche, aber auch überbetriebliche Maßnahmen erfolgversprechend. • Im Rahmen der Initiative „Kraft. Das Murtal“ wird beispiels- weise über überbetriebliche Job Rotation oder gemeinsame betriebliche Kinderbetreuungseinrichtungen nachgedacht. MitarbeiterInnen der Partnerbetriebe von „Kraft. Das Murtal“ erhalten einen Kraft.Pass, der vergünstigte Eintritte und Ermä- ßigungen bietet. Um sich langfristig als attraktive Arbeitgebe- rInnen zu positionieren, wurde von den Mitgliedsunternehmen von „Kraft. Das Murtal“ eine gemeinsame Charta entwickelt und unterzeichnet. http://kraft.dasmurtal.at/de/kraft_ pass/Kraft.Pass.asp?n=66
4.3 Zuzug regionsfremder Hochqualifizierter 16 Um regionsfremde Hochqualifizierte anzusprechen, ist der erste Schritt, auf die Region oder die Unternehmen in der Region auf- merksam zu machen. Dies kann durch Präsenz bei nationalen Jobmessen oder Jobbörsen im Ausland erfolgen oder durch Kontakt mit interessanten Fachhochschulen und Universitäten im In- und Ausland. http://www.ams.at/eures.html • Das europäische Job-Netzwerk EURES European Employment Services unterstützt bei internationalem Recruiting. EURES ver- https://www.europeanjobdays.eu/ anstaltet beispielsweise regelmäßige European Job Days. • Mit thematischen Schwerpunkten, um AbsolventInnen und Fachkräfte mit Unternehmen aus der ganzen EU zusammen zu bringen. Damit potenzielle InteressentInnen sich in Folge entscheiden, in der Region zu leben und zu arbeiten, müssen entsprechende „An- ziehungsfaktoren“ gegeben sein. Eine möglichst attraktive und informative Präsentation der Region bzw. der Gemeinden und der Unternehmen im Internet hilft dabei. Darüber hinaus braucht es persönliche AnsprechpartnerInnen, die für Fragen zur Verfügung stehen. Anders als es bei RückkehrerInnen der Fall ist, kennen nationale und internationale ZuwandererInnen die Region nicht oder kaum und es ist wichtig, ihnen mit entsprechender Offenheit zu begeg- nen. Ein positives Willkommen ist das Schlagwort dazu. http://www.netzwerk-hr.at/kooperati- • Um einen Überblick über die Willkommensmaßnahmen einer onen/willkommen-standort-ooe/ Gemeinde oder eines Unternehmens zu erhalten, wurde im Rahmen des Projektes Willkommen Standort OÖ ein Willkom- mens Check erarbeitet. Es handelt sich um einen Fragenkatalog, in dem neun Themenfelder analysiert werden. Das Ergebnis gibt ein aufschlussreiches Bild über die Ist-Situation in einer Ge- meinde oder einem Betrieb. Es werden Stärken und Schwächen aufgezeigt, verdeutlicht, welche Chancen und Risiken bestehen und welche Potenziale bisher noch nicht genutzt wurden. http://www.braunau.at/system/web/ • Einige Gemeinden haben Willkommensmappen in mehre- GetDocument.ashx?fileid=1259652 ren Sprachen mit wichtigen Informationen und Anlaufstellen erstellt, z.B. Braunau oder Ebensee. Auch Willkommensbriefe, die Neuzugezogene erhalten, sind eine Variante, um auf Ser- vicestellen der Gemeinden zu verweisen. Eine andere Form sind Gemeindetouren, damit Neuzugezogene das Gemeindegebiet kennenlernen können. Manche Gemeinden haben auch Men- http://www.ebensee.at/system/web/ GetDocument.ashx?fileid=1120817 toren-/Lotsen-/Buddy-Programme, um die Eingliederung in die
17 Dorf-/Stadtgemeinschaft zu fördern. • Firmen können zur Einbindung neuer MitarbeiterInnen ein Begrüßungspaket mit nützlichen Informationen für den Alltag überreichen, konkrete Unterstützung bei der Wohnungssu- che, dem Umzug und Familienangelegenheiten anbieten und/ oder eine feste Ansprechperson für die ersten Monate zur Seite stellen. Infineon Technologies Austria AG mit Sitz in Kärnten hat beispielsweise ein sogenanntes Starter Kit und begrüßt neue MitarbeiterInnen mit einem Welcome Breakfast. MEWA Textil-Service GmbH mit drei Standorten in Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark hat ein Patensystem entwickelt, um neue MitarbeiterInnen möglichst schnell und gut im Unter- nehmen zu integrieren12. Manche Unternehmen verfügen auch über Wohnungen, die sie an ihre MitarbeiterInnen (übergangs- weise oder dauerhaft) vermieten. • Vereinen kommt bei der Begegnung von Ansässigen und Neu- zugezogenen eine wichtige Funktion zu. Durch Veranstaltung von Festen, Begegnungscafés, Wanderungen, Gesprächsgrup- pen, Spielgruppen und vieles mehr können sie dazu beitragen, dass neue GemeindebürgerInnen sich wohl fühlen. 4.4 Zurückgewinnung von heimischen Hochqualifizierten Ansätze und Maßnahmen, um heimische Hochqualifizierte für eine Rückkehr in ihre Heimatregion zu gewinnen, werden in Kapitel 6 dargestellt. An dieser Stelle aber ein wichtiger Hinweis. Wenn man mit der Ziel- gruppe BildungsabwanderInnen in Kontakt kommen bzw. diesen Kontakt halten möchte, ist ein guter Mix aus Kontakt über unter- schiedliche Medien und persönlichem Kontakt zu wählen. Über E-Mail, Facebook, Twitter, Instagram u.ä. können neue Infor- mationen verbreitet werden, wie beispielsweise neue Betriebsan- siedelungen in einer Gemeinde. Darüber hinaus sollten wichtige Informationen einer Region auf einer übersichtlichen, aktuell gehaltenen Website verfügbar sein. Es gibt unterschiedliche Wege, um an relevante Kontaktadressen zu kommen: über Schulen, Vereine, Förderstellen, Eltern und Be- kannte, usw. (Näheres in Kapitel 6).
18 Eine weitere Möglichkeit, um in Kontakt zu treten, sind sogenann- te Alumni-Netzwerke. Alumni-Organisationen bemühen sich um lebendige Netzwerke zwischen AbsolventInnen von Universitäten oder anderen tertiären Bildungseinrichtungen, beispielsweise durch Abhalten von regelmäßigen Stammtischen, Sommeruniver- sitäten oder Jobmessen. All diese Aktivitäten ersetzen aber nicht den persönlichen Kontakt, der am Heimatort, beispielsweise bei großen Festen, wo üblicher- weise auch BildungsabwandererInnen „nach Hause“ kommen (z.B. Lichterfest in Gmunden), oder am Bildungsort zustande kommen kann. Eine gute Möglichkeit am Bildungsort wäre der Ball der Ober- österreicher in Wien. Der Verein, der diesen Ball veranstaltet, orga- nisiert auch einen monatlichen Stammtisch, eine weitere günstige Gelegenheit, Kontakt aufzunehmen. Ein anderer Anknüpfungs- punkt sind das Studentenheim Haus OÖ in der Hermanngasse in Wien oder das Oberösterreicher-Heim in Graz in der Fröbelgasse. Manche BildungsabwandererInnen bleiben in Vereinen in ihrer Heimatregion aktiv, das ver-einfacht einen persönlichen Kontakt am Heimatort und sollte daher von Gemeinden auch aktiv geför- dert und unterstützt werden. Egal über welchen Kanal kommuniziert wird, die Bildungsabwan- dererInnen sollten sich persönlich angesprochen fühlen. Es muss ein ehrliches Interesse an ihrer Rückkehr spürbar sein und transpor- tiert werden, dass die Region sie als ZukunftsträgerInnen braucht. „Das persönliche Gespräch lässt sich schwer ersetzen. Wenn man ins Gespräch kommt, ergeben sich oft ganz neue Einblicke – für beide Seiten – das bietet sich nicht, wenn man lediglich einen Informationsaustausch per E-Mail hat.“ Schüler „Persönliche Botschaften wie „Ihr geht uns ab“ oder „Wir brauchen Euch“ sind wichtig.“ Wirtschaftskammervertreter
5. Konkreter Handlungsbedarf: 19 Alle sind gefordert! Für die regionalpolitischen und wirtschaftlichen AkteurInnen in Oberösterreich wird es in den kommenden Jahren eine besondere Herausforderung darstellen, entsprechend qualifizierte Arbeits- kräfte anzuziehen, zurückzuholen oder zu halten, um so nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch das regionale Land- und Kulturleben abzusichern und nachhaltig zu stärken. Gemeinden sind wichtiges Bindeglied Wenn es darum geht, BildungsabwandererInnen zurückzugewin- nen, kommt den Gemeinden eine zentrale Rolle zu. Durch die enge Verbindung zur regionalen Wirtschaft und den direkten Kontakt zu BürgerInnen sind sie als Bindeglied unersetzbar. Vor allem auf dieser Ebene ist das Wissen über die Bedürfnisse der lokalen Wirt- schaft und der Bevölkerung vorhanden. Gemeinden schaffen wichtige Rahmenbedingungen und sollten sich unter dem Motto „Gestaltung statt Verwaltung“ aktiv um eine ganzheitliche Lebensqualität bemühen. Dialog Gemeinden und Unternehmen Die Gemeinden brauchen aber PartnerInnen und das sind vor allem die Unternehmen. Beide Seiten sollten in einen wirklichen Dia- log miteinander treten. Gemeinsam können sie einen attraktiven Lebens- und Wirtschaftraum gestalten. Dabei sind die Gemeinden vor allem für die Infrastruktur und die Unternehmen für die At- traktivität der Arbeitsplätze verantwortlich. An möglichen Schnitt- mengen, wie beispielsweise im Bereich Kinderbetreuungsangebot, können gemeinsam gute Lösungen erarbeitet werden. Weitere wichtige PartnerInnen sind die Schulen, weil dort die Bür- gerInnen und die Arbeitskräfte der Zukunft zu finden sind. Zu den Schulen engen Kontakt zu suchen und gemeinsame Aktivitäten zu lancieren, ist für die Zukunftsfähigkeit einer Gemeinde und der ansässigen Unternehmen entscheidend. Aber die Schulen sollten durchaus auch von sich aus aktiv werden und mögliche Projekte andenken. Bedeutsam sind aber auch andere Organisationen vor Ort, wie bei- spielsweise Vereine oder Weiterbildungseinrichtungen.
20 Effektives Zusammenwirken aller Stakeholder Einige der anstehenden Aufgaben sind effizienter und effektiver auf regionaler bzw. bezirksübergreifender Ebene zu regeln. Einzel- ne Gemeinden sind den Anforderungen alleine nicht gewachsen und es fehlen die entsprechenden personellen Ressourcen und finanziellen Mittel. Hier ist ein effektives Zusammenwirken sämtlicher Stakeholder einer Region gefragt, gepaart mit dem Engagement der BürgerIn- nen. Konzertierte Aktionen haben eine größere Zugkraft und bin- den das Thema BildungsabwandererInnen in eine umfassende und nach-haltige Strategie zur regionalen Fachkräftesicherung ein. Erleichtert werden solche konzertierten Aktionen, wenn es eine ko- ordinierende Person bzw. Einrichtung gibt, die die Umsetzung von Maßnahmen aktiv vorantreibt.
„Um Bildungsabwanderer zurückzugewinnen, bedarf es vor 21 allem Kooperationen zwischen Unternehmen und Gemeinden, regelmäßiger Informationsaustausch ist wichtig.“ Unternehmensvertreterin „BürgermeisterInnen, WirtschaftsvertreterInnen und Schulen müssen zusammenarbeiten, aber dann braucht es auch noch jemanden, der sich hauptberuflich darum kümmert, wie beispielsweise das Regionalmanagement.“ Schulvertreter „Schulen, Gemeinden und Unternehmen müssen an einem Strang ziehen, sich profilieren, um für die Zielgruppe attraktiv zu sein… alle AkteurInnen müssen miteingebunden sein, wichtig ist, dass es, wenn es um die Umsetzung von Maßnahmen geht – einen Kümmerer gibt.“ Gemeindevertreter „Die Gemeinden können gute Nahversorgung ermöglichen, den Schutz der Naturlandschaft – Erholungsgebiete, Baugründe, gute Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz sicherstellen, die notwendige Infrastruktur für Homeoffices schaffen, im Bereich Kinderbetreuung aktiv werden, wobei hier auch die Unternehmen gefordert sind.“ Gemeindevertreter
6. Die Dinge in die Hand nehmen: 22 Handlungsempfehlungen 6.1 Für die Region • Es ist wichtig als Wirtschaftsregion sichtbar zu werden und sich zu positionieren. Dazu kann es notwendig sein, eine eigene Plattform oder Initiative ins Leben zu rufen, in der die wesent- lichsten regionalen AkteurInnen vertreten sind. Oftmals gibt es bereits bestehende Bündnisse, die entsprechend weiterent- wickelt werden können. Wesentlich ist es, Informationen zu https://www.komm-bleib.at/ bündeln. http://kraft.dasmurtal.at/de/index. asp Interessante Beispiele sind etwa die Pinzgauer Wirtschaftsplatt- http://www.emsachse.de/ form „Komm bleib“, die Wirtschaftsinitiative „Kraft. Das Murtal“ http://www.leben-in-um.de/lium/de/ oder das deutsche Bündnis „Ems-Achse Jobmotor West“. Ein ande- willkommensagentur/ res good-practice-Beispiel ist der Verein „Zuhause in Brandenburg“, der auf private Initiative gegründet wurde und die „Willkommen- sagentur Uckermark“ umsetzt. Zentrales Ziel aller Initiativen ist das Image der Region zu verbes- sern, den Standort zu stärken und so abgewanderte oder neue Fachkräfte (zurück) zu gewinnen bzw. Abwanderung generell zu minimieren. • Für diese Plattformen und Initiativen braucht es ein zentrales Kommunikationsmedium. Eigene Websites sind die wichtigste Kommunikationsschiene der oben genannten Plattformen oder Initiativen. Auf diesen finden sich nicht nur Informationen über die regionale Wirtschaft, ansässige Unternehmen und Arbeits- möglichkeiten, sondern auch über das Leben in der Region (kulturelles Angebot, Freizeitmöglichkeiten, Schulen, Kinderbe- treuung), wie das Motto der Ems-Achse Jobmotor Nord treffend ausdrückt: „Hoch im Norden – mitten im Leben“. http://www.emsachse.de/startseite/ nachwuchskopf.html Die Initiative Ems-Achse Jobmotor Nordwest betreibt sogar eine ei- gene Website für SchülerInnen und Studierende, „Für Nachwuchs- köpfe“ genannt. Der Verein „Zuhause in Brandenburg“ hat eine eigene Website für ZuzüglerInnen und RückkehrerInnen freigeschaltet. Auf dieser In- ternetseite sind u.a. Portraits von RückkehrerInnen zu finden, eine gute Möglichkeit, um persönliche Geschichten darzustellen, die animierend wirken. www.heimat-westlausitz.de
23 • Wesentlich ist neben der Informationsweitergabe über das Internet das Angebot von persönlichen Ansprechstellen. Dem- entsprechend verweist die Website von Ems-Achse Jobmotor http://www.emsachse.de/projekte/ Nordwest auf sogenannte „Fachkräfte-Servicecenter“, die z.B. fachkraefteinitiative/fachkraefteser- bei der Wohnungssuche, bei Fragen zur Kinderbetreuung oder vicestelle/arbeitnehmerfamilie.html bei der eigenen Stellensuche und jener für den/die Lebenspart- ner/in Unterstützung anbieten. • Regionale Websites sollten gut promotet werden. Auch dafür gibt es kreative good-practice-Beispiele: BewohnerInnen der deutschen Westlausitz wurden aufgerufen, eine RückkehrerInnen-Postkarte (die der regionalen Wochenzei- tung beilag, aber auch als Download zur Verfügung stand und bei Rathäusern und Touristeninformationen auflag) an Familien- mitglieder oder FreundInnen, die ihre Heimat verlassen haben, zu senden. Auf dieser Postkarte war die Website angeführt, über die auch persönlich zu den Rathäusern Kontakt aufgenommen werden konnte, um Fragen zum Thema Rückkehr und Zuzug zu stellen. In der Region Ems-Achse wurden Türanhänger verteilt. Eltern wurden aufgefordert, diese an das ehemalige „Kinderzimmer” zu hängen. Darauf fand sich der Hinweis auf die Initiative Ems-Achse Jobmotor West sowie deren Facebook-Seite. Ebenfalls in dieser Region gab es eine Mailingaktion unter dem Titel „Zuhause haben wir Deinen Traumjob versteckt. Finde ihn unter ….“ für SchulabsolventInnen. Dabei wurde eine digitale Postkarte versandt, die auf die Jobbörse der Website aufmerksam machte und ein Gewinnspiel beinhaltete, das Kontakt zu neuen Interessen- tInnen vermittelte. Zu Weihnachten, wo viele BildungsabwandererInnen erfahrungs- gemäß ihre Eltern besuchen, waren in der Region Ems-Achse Promotionteams unterwegs. So wurden beispielsweise Weih- nachtsmarktbesucherInnen von 3er Teams (ein Ems-Achse Weih- nachtsmann/-frau und zwei Ems-Achse-HelferInnen) angespro- chen. Sie verteilten „Give-Aways“ und eine Rückkehrbroschüre und informierten über Karrierechancen in der Region. Im Sauerland wurde 2016 auf Schützenfesten, die für viele in der Region Auf- https://www.suedwestfalen.com/ gewachsene ein fixes Event darstellen, mit einer Fotoaktion auf wohnen/news-aus-der-region/heim- das Projekt „HEIMVORTEIL“ für RückkehrerInnen aufmerksam vorteil-dein-karrierenetzwerk-pro- jekt-fuer-rueckkehrer-nimmt-fahrt gemacht. Außerdem haben AbiturientInnen und StudentInnen der FH Südwestfalen in diesem Jahr die „HEIMVORTEIL2Go-Boxen“ mit Produkten von heimischen Unternehmen erhalten. Mit dieser Box wurde auch die Einladung, der Facebook-Seite des Projektes zu folgen, verschickt.
24 • Wenn eine Region als Einheit sichtbar ist, dann ist es emp- fehlenswert, unter dieser „Marke“ bei relevanten Jobmessen aufzutreten. Es gibt einerseits allgemeine Karrieremessen für AbsolventInnen, aber auch universitätsspezifische Jobdays oder ähnliches. Darüber hinaus verfügen die meisten Universitäten über Career Center mit eigener Website. Dort gibt es vielleicht die Möglichkeit, einen Link zu setzen oder auf die regionale Plattform oder Initiative aufmerksam zu machen. • Wenn sich in einer Region Fachkräftemangel in einem ganz bestimmten Segment zeigt, sollte hier gezielt vorgegangen werden. So hat zum Beispiel die deutsche Region Ems-Achse mit dem Programm „Als Mediziner/in in die Ems-Achse“ Medi- zinstudierende mittels einer eigenen Broschüre und Messeauf- tritten über Jobeinstiegsmöglichkeiten in der Region informiert. Die StudentInnen werden auch zu Exkursionen in die Region eingeladen und mit einem Stipendium unterstützt. Dafür verpflichten sich die StipendiatInnen nach Studienabschluss zu einer mehrjährigen ärztlichen Tätigkeit in der Region. Der Land- kreis Emsland bietet darüber hinaus eine Förderung der Nieder- http://www.emsachse.de/projekte/ fachkraefteinitiative/als-medizine- lassung von HausärztInnen an. Weiters wird die Weiterbildung rin-in-die-ems-achse.html von AllgemeinmedizinerInnen gefördert. • BildungsabwanderInnen können nicht nur mit Jobangebo- ten zurückgewonnen werden, sondern sind auch potenzielle GründerInnen und ÜbernehmerInnen von Unternehmen in der Region. Damit können weitere Arbeitsplätze (oft auch hochqua- lifizierte) geschaffen werden, was wiederum der Standortat- traktivität zu Gute kommt. Aus diesem Grund erweisen sich entsprechende Unterstützungsangebote als sinnvoll wie: Der Verein Kraft.Crowd wurde von Privatpersonen und von „Kraft. Das Murtal“ gegründet. Ziel ist es, Unternehmen in der Region http://kraftcrowd.at/ anzusiedeln bzw. weiterzuentwickeln. Kraft.Crowd will erfolgreiche Ideen unterstützen und stellt dafür Know How und Expertise sowie Kapital für die Umsetzung zur Verfügung. In der deutschen Wachstumsregion Ems-Achse gibt es das Mo- dellprojekt „Gründungs-Achse“. Sie richtet sich an Studierende, http://www.gruendungsachse.de die ihre eigene Geschäftsidee umsetzen möchten. Dies wird im Rahmen eines Vier-Stufen-Modells durch GründungsberaterInnen unterstützt. An jedem dritten Dienstag des Semesters wird am Hochschul-
25 standort Lingen der „Third Tuesday“ ausgerichtet. Ziel ist es, gründungsinteressierte Studierende mit GründerInnen, Unterneh- merInnen, InvestorInnen, UnterstützerInnen und BeraterInnen ins Gespräch zu bringen. Der Wirtschaftsverband Emsland prämiert bei dieser Veranstaltung besonders herausragende Businesspläne von Studierenden. Das Netzwerk für ExistenzgründerInnen Barnim-Uckermark im deutschen Brandenburg publiziert die besten Gründungsvorhaben http://www.existenzgruender-bar- nim-uckermark.de und initiiert den ExistenzgründerInnenpreis der Region. Eine Unterstützung anderer Art bietet die Pinzgauer Wirtschafts- plattform „Komm bleib.“ Auf der Website der Plattform findet sich ttps://www.komm-bleib.at/service/ freiflaechen/ ein Online-Tool zum Freiflächenmanagement. Dieses Tool unter- stützt Gemeinden im Bemühen um Neuansiedelungen von Fir- men und (Neu)UnternehmerInnen bei der Suche nach geeigneten https://www.komm-bleib.at/service/ Immobilien. Eine Nachfolgebörse auf der Website bringt überga- nachfolgeboerse/ bewillige UnternehmerInnen mit Übernahmewilligen zusammen. Derzeit in Entwicklung ist ein Online-Tool für Ausschreibungen, das Handwerksfirmen per E-Mail über passende Ausschreibungen informieren und so ihre Existenz sichern soll. „Wichtig ist, dass die Region präsentiert, was für interessante Unternehmen dort sind und was diese machen und Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen anbieten können. Darüber hinaus sollte auch informiert werden, welche Freizeitangebote es gibt, welche Veranstaltungen stattfinden - alles, was die Region interessant macht. Dies findet sich derzeit verstreut auf vielen verschiedenen Websites – hilfreich wäre eine Onlineplattform, wichtig wäre eine Gemeindeverbund-Präsentation, da die einzelnen Gemeinden ja meistens zu klein sind – eine Onlineplattform, die als Informations- drehscheibe fungiert, die über Betriebe, offene Stellen aber auch unterschiedliche Veranstaltungen in der Region informiert.“ Unternehmensvertreterin „Es gibt in der Region viele gute Ansätze, was fehlt, ist die gemeinsame Marke bzw. „alles unter einem Dach.“ Vertreterin Regionalmanagement
26 6.2 Für Gemeinden • Was für die Region gilt, gilt auch für die Gemeinde. Sie sollte sichtbar sein und sich entsprechend präsentieren. In diesem Sinne gilt es auf die Attraktivität der Gemeinde- bzw. Stadt- website zu achten und soziale Netzwerke wie Facebook, Twit- ter oder instagram einzusetzen. Die Aktualität der Website ist dabei ganz entscheidend. Wesentlich ist auch eine Übersicht über die Unternehmen in der Gemeinde und idealerweise über aktuelle Stellenausschreibungen. Auf der Website der Gemein- de Ostermiething findet sich beispielsweise unter der Rubrik „Jobs in der Region“ eine Datenbank mit offenen Stellen. Für BildungsabwandererInnen interessant sind auch Informationen zu Baugründen und Immobilien oder eine Übersicht über lokale Vereine und deren Ansprechpersonen. • Diese Attraktivität sollte natürlich nicht nur virtuell, sondern real sein. Aus diesem Grund gilt es in die Belebung der Gemein- de und eine entsprechende Infrastruktur zu investieren. Gerade, was das Stadt- bzw. Dorfleben betrifft, sollte die Initiative einer- seits von verantwortlichen AkteurInnen ausgehen und anderer- seits Projekte von BürgerInnen gezielt unterstützt werden. • Die MitarbeiterInnen der Gemeinde sollten persönlich für das Thema Rückkehr zur Verfügung stehen. In der Stadt Weiß- wasser in der deutschen Oberlausitz gibt es z.B. ein „Rück- kehrertelefon“. Die Nummer führt direkt zum Referat des Oberbürgermeisters, das sich ämter- und fachübergreifend um die Anliegen kümmern kann. Die MitarbeiterInnen der Stadt- verwaltung wurden für das Thema Rückkehr sensibilisiert und auf ein gemeinsames Werben, Informieren und Beraten von RückkehrerInnen vorbereitet. Es werden neben allgemeinen Informationen zum Leben und Arbeiten auch konkrete Beratun- gen zur Rückkehr und Unterstützung beim Rückkehrvorhaben angeboten. • Einige Gemeinden in Österreich (auch in den beiden Regionen Innviertel-Hausruck und Vöcklabruck-Gmunden) zahlen eine Förderung an Studierende aus, die ihren Hauptwohnsitz am Heimatort belassen. Damit kann über die Kontaktdaten verfügt werden. In vielen Gemeinden werden diese dazu genutzt, den geförderten Personen regelmäßige Informationen aus der Regi- on zu übermitteln und/oder die Gemeindezeitung zukommen zu lassen.
27 • Manche Orte feiern ein Kim Hoam Fest, wie beispielsweise die http://www.allhartsberg.gv.at/ content.php?pageId=9520 Gemeinde Allhartsberg im Jahr 2016 im Rahmen der Feierlich- keiten „900 Jahre Allhartsberg“ oder Freistadt im Zuge des http://www.kimhoam2009.at/ Mühlviertler Volksfestes 2013, ebenso fanden 2009 in Hollen- http://daten.gresten-markt.at/In- foFlyer%20Kimhoam.pdf stein/Ybbs oder 2014 in Gresten entsprechende Feierlichkeiten statt. Diese hatten nicht unbedingt die Ausrichtung Bildungs- abwandererInnen zurückzuholen, so ein Schwerpunkt könnte aber durchaus gesetzt werden. Es wäre auch möglich, im Rah- men anderer wichtiger regionaler Events gezielt einen solchen Fokus zu setzen. Eine rein volkstümliche Ausrichtung ist dabei nicht unbedingt empfehlenswert. • Das Modell BotschafterInnen bewährt sich, wenn es um das Kontakthalten und die Übermittlung von Informationen geht. Es handelt sich dabei um Studierende aus der Gemeinde, die am Studienort mit anderen StudentInnen aus ihrer Heimatre- gion in Kontakt treten. Die oberösterreichischen Gemeinden http://www.zukunftsorte.at/projekte/ Projekte_fuer_von_mit_Ausheimi- Munderfing und Hinterstoder setzen solche BotschafterInnen schen.html ein. Diese Gemeinden sind Teil der Zukunftsorte, eine Plattform innovativer Gemeinden Österreichs. Sie vernetzen Gemeinden, die bei Zukunftsthemen des ländlichen Raums außergewöhn- liche und neue Ansätze verfolgen. Einige dieser Gemeinden erweiterten das Netz ihrer GemeindebürgerInnen um ihre sogenannten „Ausheimischen“ und nutzen unterschiedliche Möglichkeiten, um mit diesen in Kontakt zu bleiben und sie in die Weiterentwicklung ihrer Gemeinden mit einzubeziehen. Die BotschafterInnen fungieren als Bindeglied zwischen Ausheimi- schen, Einheimischen und den Gemeindeverantwortlichen und sind AnsprechpartnerInnen für alle Ausheimischen. Ein vergleichbares Modell gibt es auch in der Region Ems-Achse, wo die BotschafterInnen für ihre Funktion entsprechend geschult werden. Sie stellen ihre Heimatregion an den verschiedenen Hoch- schulen vor und vernetzen Studierende und Unternehmen. • Die Gemeinden können auch dabei unterstützen, dass Bil- dungsabwanderInnen mit der Option Selbständigkeit wieder zurückgewonnen werden, indem sie beispielsweise Räumlich- keiten für JungunternehmerInnen anbieten. So wird etwa der Gasthof „Bräu“ im Zentrum von Munderfing, der seit fast 40 Jahren größtenteils leer stand, seit August 2016 in ein Gebäude mit Seminarräumen und Co-Working-Space umgewandelt. Po- tenzielle Start-Ups, aber auch bestehende Betriebe können die neue Infrastruktur nutzen und voneinander profitieren.
28 „Es sollten Maßnahmen ergriffen werden, damit die Stadt lebendiger wird, wenn du um 20 Uhr rausgehst, dann ist es leer. Auch am Tag sollte der öffentliche Raum belebter sein. Es ist auch schade, dass die Geschäfte am Stadtplatz verschwinden. “ Schülerin „Gemeinden sollten sich um eine gute Infrastruktur bemühen, im Rahmen der Kinderbetreuung auch durchaus gemeinsam mit Unternehmen. Sie sollten auch mit dem, was in der Gemeinde angeboten wird, in den sozialen Medien präsent sein.“ Unternehmensvertreterin „Es sollten auch Veranstaltungen organisiert werden, die nicht nur dörflich sind, sondern ein bisschen interessanter.“ Gemeindevertreter
29 6.3 Für Unternehmen • Ein gemeinsamer Auftritt regionaler Unternehmen erhöht die Zugkraft für BildungsabwandererInnen. Ein bereits angeführtes Beispiel ist „Kraft. Das Murtal“. Hinter dieser Wirtschaftsiniti- http://kraft.dasmurtal.at/de/index. asp ative steht ein breiter Querschnitt von Großbetrieben, KMUs sowie Ein-Personen-Unternehmen der westlichen Obersteier- mark. Mehr als 80 Unternehmen aus unterschiedlichen Bran- chen arbeiten gemeinsam an der Stärkung des Standortes. Es gibt beispielweise einen gemeinsamen Auftritt bei Jobmessen http://kraft.dasmurtal.at/de/projekte/ oder die Roadshow „Attraktiver Arbeitgeber on tour“ an Uni- detail.asp?dps=6&id=568 versitäten. • Über die Vergabe von Stipendien können Studierende aus der Region an das Unternehmen gebunden werden. Zum Beispiel werden in der deutschen Region Ems-Achse im Rahmen des Programmes „EmslandStipendium-Wirtschaft trifft Talente“ http://www.wv-emsland.de/elstipen- dium Stipendien für 18 Monate von Unternehmen, Kommunen sowie PartnerInnen des Wirtschaftsverbandes Emsland vergeben. In- teressierte StudentInnen können sich auf ein freies oder an ein Unternehmen gebundenes Stipendium bewerben. Die Stipen- diatInnen erhalten einen Förderbetrag von EUR 100,- monatlich und können auf Wunsch in dem fördernden Unternehmen ein Praktikum absolvieren und ihre Abschlussarbeit schreiben. • Einen engen Kontakt zu Universitäten und Fachhochschulen sowie dem Career Center, das es in vielen Universitäten gibt, zu pflegen, ist eine erfolgsversprechende Strategie. Auf diesem Weg können Praktikumsstellen, aber auch Bachelor- und Mas- terarbeiten angeboten werden - eine gute Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen. Die Uni Career Center verfügen über Recruiting-Plattformen und organisieren Jobmessen. • Zu ehemaligen PraktikantInnen sollte weiterhin Kontakt ge- halten werden und z.B. durch Einladungen zu Betriebsfesten eine gewisse Unternehmensbindung forciert werden. Manche größere Unternehmen haben eigene Talent-Communities auf ihrer Karriereseite. Ex-PraktikantInnen, WerkstudentInnen und interessante BewerberInnen erhalten Zugang zu diesem Portal. Sie hinterlegen dort ein Profil und können ihre Kontaktdaten angeben. In Folge erhalten diese registrierten NutzerInnen Neuigkeiten aus dem Betrieb13.
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