Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien

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Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Bundestagswahl 2013:
      Zuwanderungs- und
       Integrationspolitik
   in den Wahlprogrammen
 der demokratischen Parteien

        Landesverband „Integrationsnetzwerk Sachsen e. V.“
                                    http://ins-verband.de/
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Verbindlichkeit der Zuwanderungs- und
Integrationspolitik

Kommentar zur Folie:
Bevor wir über die Wahlprogramme der demokratischen Parteien
reden, möchten wir im heutigen Disput den Begriff
"Verbindlichkeit" hineinbringen. Es soll uns helfen, die politischen
Auseinandersetzungen bei der Integrationspolitik besser zu
scannen.

Sie haben vielleicht selbst bemerkt: Nach dem Lesen von vielen
Dokumenten zum Thema "Zuwanderung und Integration" entsteht
ein Gefühl, dass es alles sehr gut und schön geschrieben ist, im
Ergebnis fehlt aber noch etwas Wichtiges.

Im politischen Lexikon gibt es einen Begriff, welcher die
Qualität der Integration sehr gut erklären kann. Es heißt
"Verbindlichkeit".
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Was ist eine
 Verbindlichkeit?

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Kommentar zur Folie:

 Dieser Begriff wird in verschiedenen Bereichen benutzt – im
 sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen Bereich. Allgemein gesagt
 handelt es sich um konsequentes, festes, ehrliches Handeln.

 Verbindlich zu werden, d. h. die zugesagten Dinge tatsächlich
 umzusetzen oder Leistungen fristgerecht zu erbringen.

 Der Duden nennt als Beispiele das verbindliche Wesen, den
 verbindlichen Charakter, die verbindliche Äußerung oder
 Handlung.
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Welche Wirkung hat "Verbindlichkeit" auf den
Migranten?

Kommentar zur Folie:
Das Wort "Verbindlichkeit" ist kein neuer Begriff im politischen
Lexikon der Integrationspolitik. Schon im Bericht der s. g. Süßmuth
- Kommission vom Jahr 2001 wurde eine große Reihe von
verbindlichen Integrationsmaßnahmen empfohlen und geplant.
Viele von ihnen (aber nicht alle) wurden komplett in das
Zuwanderungsgesetz vom Jahr 20005 aufgenommen und bzw.
erfüllt.
Ein gutes Beispiel solcher verbindlichen Maßnahmen sind die
Einschränkungen bei der Einreise von Spätaussiedlerfamilien nach
Deutschland. Dadurch wurde die deutsche Grenze für die
Spätaussiedler dicht gemacht.
"Verbindlichkeit" ist für Migranten ein wichtiger Faktor
des Willkommens.
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Was hat "Verbindlichkeit" in der Integration zu
suchen?

Kommentar zur Folie:
In den letzten Jahren ist eine sehr deutliche Tendenz zu
beobachten. Die Politiker nutzen den Begriff "Verbindlichkeit"
mehr und mehr. Im "Nationalen Aktionsplan Integration", der auf
dem 5. Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt am 31. Januar
2012 vorgestellt wurde, ist die Verbindlichkeit der
Integrationsmaßnahmen zum Hauptziel der
Integrationsbemühungen gemacht worden. "Mehr Verbindlichkeit
und langfristige Ausrichtung" – ruft die Bundeskanzlerin Dr.
Angela Merkel. Zu 400 Integrationsmaßnahmen verpflichteten sich
die Teilnehmer des Gipfels damals.
Für die Politik ist der Begriff "Verbindlichkeit" zum Maß
für die Qualität der Integrationsarbeit geworden.
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Wie verbindlich ist heute die Integrationspolitik?

  Einige verbindliche Integrationsmaßnahme der Regierung:
 • Verbesserungen bei der Feststellung und Anerkennung von im
   Ausland erworbenen Berufsqualifikationen. Das Gesetz ist am
   01.04.2012 in Kraft getreten.
 • Einführung der Blue Card. Das entsprechende Gesetz wurde
   im April 2012 vom Deutschen Bundestag verabschiedet und
   erleichtert hochqualifizierten Drittstaatsangehörigen den
   Zugang zu Erwerbstätigkeit in Deutschland.
 • Mitte 2011 ist ein gesetzliches Bleiberecht für gut integrierte
   Jugendliche in Kraft getreten. Viele junge Menschen haben
   unabhängig vom Verhalten ihrer Eltern nun eine eigene
   dauerhafte Aufenthaltsperspektive in Deutschland bekommen
   und können hier bleiben, ohne die ständige Angst
   abgeschoben zu werden.
 • Im März 2011 hat der Bundestag das Gesetz zur Bekämpfung
   der Zwangsheirat und zum besseren Schutz der Opfer von
   Zwangsheirat verabschiedet.

Kommentar zur Folie:
In den letzten Jahren ist eine sehr deutliche Tendenz zu beobachten.
Die Politiker nutzen den Begriff "Verbindlichkeit" mehr und mehr.
Im "Nationalen Aktionsplan Integration", der auf dem 5.
Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt am 31. Januar 2012
vorgestellt wurde, ist die Verbindlichkeit der Integrationsmaß-
nahmen zum Hauptziel der Integrationsbemühungen gemacht
worden. "Mehr Verbindlichkeit und langfristige Ausrichtung" – ruft
die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.
Zu 400 Integrationsmaßnahmen verpflichteten sich die Teilnehmer
des Gipfels damals.
Für die Politik ist der Begriff "Verbindlichkeit" zum Maß
für die Qualität der Integrationsarbeit geworden.
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Verbindlich, aber nicht genug

„…echte Taten und langfristige „Dem schönen Schein von
Lösungen, statt noch einen     Integrationsgipfeln müssen endlich
Gipfel.“                       auch Taten folgen.”

 "Statt immer neuer
 Aktionspläne brauchen
 wir endlich mehr
 konkretes Handeln für die
 Integration vor Ort."

Kommentar zur Folie:
 Doch von Seiten der Opposition wurden dagegen die
 Integrationsbemühungen der Regierung scharf kritisiert. Zum
 Integrationsgipfel am Januar 2012 hat die stellvertretende SPD-
 Vorsitzende Aydan Özoguz erklärt: "Dem schönen Schein von
 Integrationsgipfeln müssen endlich auch Taten folgen."
 Massive Kritik kam von Grünen und Linken: Der Sprecher für
 Migrations- und Integrationspolitik der Grünen-Fraktion, Memet
 Kilic, sprach mit Blick auf das Treffen bei Merkel von einem
 «symbolischen Kaffeekränzchen».
 Im Jahr 2013 beim 6. Integrationsgipfel zieht Deutschland keine
 gute Bilanz. Trotz mancher Fortschritte überwiegt die
 Enttäuschung.
 Aus Sicht der Opposition kann man sagen, dass der
 Begriff "Verbindlichkeit" (besser "Unverbindlichkeit")
 eine schleppende Integrationspolitik beschreibt, die einen
 sehr großen Nachholbedarf hat.
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Die vielfältige Gesichte der Verbindlichkeit

 Es gibt die Integrationsprobleme, die im Alltag, Schritt für Schritt,
 überwunden werden sollen, z. B. die schlechten
 Deutschkenntnisse. Sie könnten als Schwerpunkte bei der
 Zuwanderungs- und Integrationspolitik genannt werden.
 Es gibt die Integrationsprobleme, die immer vorhanden sein
 werden, z. B. die Knappheit der finanziellen Mittel. Das sind die
 Engpässe.
 Es gibt die Integrationsprobleme, die obenauf liegen und
 unumstritten bei allen politischen Seiten sind, z. B. die
 Bildungsförderung der Kinder mit und ohne Migrationhintergrund
 oder die Gewinnung von Menschen mit Zuwanderungsge-
 schichte für den öffentlichen Dienst. Das sind die Eckpunkte.
 Es gibt die Integrationsprobleme, die sich mit anderen
 gesellschaftlichen Problemen überqueren, z. B. der
 ausreichende Aufbau von Kitas und Ganztagschulen. Das sind
 die Kreuzungspunkte bei der Zuwanderungs- und
 Integrationspolitik.

Kommentar zur Folie:
Die Bundesregierung spricht über eine „großartige verbindliche
Integrationsmaßnahme, die Opposition kritisiert dies als
unzureichend." Wer hat Recht?

Offensichtlich haben beide Seiten ihr eigenes Recht. Nur die
Integrationsprobleme haben verschiedenes Gewicht und
unterschiedliche Gesichter. Nicht alle Integrationsprobleme können
durch viel versprechenden Vorhabens der Regierung und schön
geschriebene Integrationsmaßnahmen gelöst werden.

Integrationsproblemen unterscheiden sich.
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Gordische Knoten

 • Einführung doppelter Staatsbürgerschaft und Abschaffung des
   Optionsmodells
 • Einführung eines kommunalen Ausländerwahlrechts
 • Erleichterung der Einbürgerung
 • Abschaffung des Sprachtestes beim Familiennachzug
 • Harmonisierung der Flüchtlingspolitik in Zusammenhang mit der
   Schaffung eines Bleiberechtes für geduldete Menschen,
   Verbesserung des Zuganges für Asylsuchende zum
   Arbeitsmarkt, Abschaffung der Residenzpflicht, des
   Flughafenverfahrens und der Unterbringung in
   Sammelunterkünften

Kommentar zur Folie:
Es gibt aber Probleme, die besonders scharf in der Öffentlichkeit
diskutiert werden, keine einfache Lösung haben und bei denen
keine politische Einigkeit besteht. Das sind die Knoten, die
überwunden werden müssen - durch Gesetze, durch mutige,
verbindliche Entscheidungen der Regierung. Am meisten können
diese Probleme nur auf der Basis eines gesellschaftlichen Konsenses
gelöst werden. Das sind wirklich die gordischen Knoten.

Gerade in diesen gordischen Knoten konzentriert sich der Streit in
den politischen Auseinandersetzungen. In diesen Knoten liegen die
wichtigsten, d. h. verbindlichsten Entscheidungen bei der
Zuwanderungs- und Integrationspolitik.

Gerade diese Knoten sind zur politischen Wasserscheide
zwischen CDU und anderen Parteien bei der Wahl 2013
geworden.
Bundestagswahl 2013: Zuwanderungs- und Integrationspolitik in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien
Doppelte
Staatsbürgerschaft

 CDU/CSU: Dagegen
 Eine generelle Hinnahme doppelter Staatsbürgerschaften lehnen
 wir ab.
 FDP: Dafür
 Wir wollen ... die grundsätzliche Zulassung der doppelten
 Staatsbürgerschaft.
 SPD: Dafür
 Deshalb wollen wir die doppelte Staatsbürgerschaft von
 Bürgerinnen und Bürgern akzeptieren.
 Die Grüne: Dafür
 ...wer mit uns regieren will, muss akzeptieren, dass wir die
 doppelte Staatsbürgerschaft einführen.
 Die Linke: Dafür
 Wir wollen Mehrfachstaatsbürgerschaften ermöglichen.

Kommentar zur Folie:
CDU/CSU ist einzige Partei, die gegen das kommunale Wahlrecht
und die doppelte Staatsbürgerschaft eintritt. Im Wahlprogramm
der Partei ist geschrieben: "Ein allgemeines kommunales
Wahlrecht für Ausländer lehnen wir ab. Wir werben stattdessen bei
denen, die schon über Jahre bei uns leben, arbeiten und gut
integriert sind, dass sie die Möglichkeit nutzen, die deutsche
Staatsangehörigkeit anzunehmen... Mehrstaatlichkeit ist oft mit
Problemen bei der Rechtsdurchsetzung auch in zivilen
Auseinandersetzungen verbunden."
Optionsmodell
(Optionspflicht)

   In Deutschland geborene Kinder von Ausländern mit
   unbefristetem Aufenthaltsrecht erlangen mit ihrer Geburt
   neben der Staatsangehörigkeit ihrer Eltern auch die deutsche
   Staatsangehörigkeit. Später müssen sie sich entscheiden,
   welche der beiden sie behalten wollen.

CDU/CSU meint: Dieses sogenannte Optionsmodell hat sich bisher
bewährt. Die meisten jungen Erwachsenen entscheiden sich für die
deutsche Staatsbürgerschaft. Dieses Ja zu unserem Land begrüßen
wir.
Für die Grünen ist die Optionspflicht ein diskriminierender
Optionszwang.
In einer umfassenden Studie hat die Forschungsgruppe des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im Jahr 2011 in einer
noch frühen Phase das Entscheidungsverhalten der ersten
Optionspflichtigen untersucht. Danach zeigen die jungen Menschen
einen pragmatischen Umgang mit der Optionspflicht. Auch wenn es
einem knappen Drittel der Befragten lieber gewesen wäre, diese
Entscheidung nicht treffen zu müssen und beide Staatsangehörig-
keiten behalten zu können, so entscheiden sie sich zu über 98 % im
Hinblick auf ihre private und berufliche Zukunftsplanung, die ganz
überwiegend auf Deutschland ausgerichtet ist, für die deutsche
Staatsangehörigkeit.
Bei Einführung eine doppelte Staatsbürgerschaft wird den
Optionspflicht automatisch abgeschafft werden.

Ohne Kommentar
Initiative der
Opposition

Die von SPD und Grünen geführten Länder haben im Bundesrat
einen neuen Anlauf für doppelte Staatsbürgerschaften gestartet.
Sie wollen doppelte Staatsbürgerschaften in Deutschland
generell zulassen und das sogenannte Optionsmodell
abschaffen.

Kommentar zur Folie:
Bislang werden hier geborene Kinder von Ausländern zwar zu
Deutschen und behalten zunächst die Staatsangehörigkeit der
Eltern. Zwischen ihrem 18. und 23. Lebensjahr müssen sie aber eine
ihrer Staatsangehörigkeiten aufgeben. Betroffen sind vor allem
junge Türken.
Die Bundesländer wollen ihren Vorstoß nun ins Parlament
einbringen. Aussicht auf Erfolg hat die Initiative dort vorerst nicht.
Denn im Bundestag haben Union und FDP die Mehrheit. Mehrere
Oppositionsanträge für den Doppelpass waren dort gescheitert.

Die Initiatoren der Gesetzespläne hoffen aber auf den
nächsten Bundestag.
Kommunales
Ausländerwahlrecht

CDU/CSU: Dagegen
Ein allgemeines kommunales Wahlrecht für Ausländer lehnen wir
ab.
FDP: Dafür
"Partizipationsmöglichkeiten erleichtern die Integration: daher setzen
wir uns, bei einem rechtmäßigen Mindestaufenthalt von fünf Jahren,
für die Einführung eines kommunalen Ausländerwahlrechts ein.„
SPD: Dafür
"Der Zusammenhalt in den Städten ist gefährdet, wenn Menschen,
die aus Nicht-EU Staaten stammen, wie bislang vom kommunalen
Wahlrecht ausgeschlossen bleiben. Wir werden uns darum
bemühen, eine verfassungsändernde Mehrheit im Bundestag zu
erreichen, damit jede Frau und jeder Mann das kommunale
Wahlrecht nach einem fünfjährigen legalen Aufenthalt in Anspruch
nehmen kann.„
Grüne: Dafür
"Wir wollen den Zugang zum Wahlrecht durch eine
Einbürgerungsoffensive erleichtern. Wir streben die demokratische
Teilhabe aller Menschen an, die längerfristig hier leben. Als
nächsten Schritt wollen wir das kommunale Wahlrecht auch
Menschen ohne deutschen Pass oder Unionsbürgerschaft eröffnen.
"Die Linke: Dafür
Wir wollen Wahlrecht für in Deutschland lebende Migrantinnen und
Migranten auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, damit sie
gleichberechtigt die Gesellschaft mitgestalten können.

Ohne Kommentar
Einbürgerung

 CDU/CSU: Beschränkung
 Der Wille zur Einbürgerung ist das Bekenntnis zu unserem Land
 und den Werten unseres Grundgesetzes.
 FDP: Erleichterung
 Wir wollen eine Möglichkeit zur beschleunigten Einbürgerung nach
 vier Jahren.
 SPD: Modernisierung
 Jetzt müssen wir den nächsten Schritt tun und ein
 Einbürgerungsland werden. Dazu gehört eine Modernisierung des
 Staatsangehörigkeits- und Wahlrechts.
 Die Grüne: Einbürgerungsoffensive
 Wir setzen auf eine Einbürgerungsoffensive, damit MigrantInnen
 schneller und leichter die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen
 können.
 Die Linke: Erleichterung
 Darüber hinaus fordert DIE LINKE leichtere
 Einbürgerungsmöglichkeiten für in Deutschland lebende
 Migrantinnen und Migranten.

Kommentar zur Folie:
 Beim Thema "Einbürgerung" ist CDU/CSU wieder Alleinkämpfer:
 "Der Wille zur Einbürgerung ist das Bekenntnis zu unserem Land
 und den Werten unseres Grundgesetzes. Die Annahme unserer
 Staatsangehörigkeit – verbunden mit der Aufgabe der bisherigen
 Staatsangehörigkeit – ist ein starkes Zeichen der Zugehörigkeit.
 Sie bringt die vollen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten. Sie
 kann Integration nicht ersetzen und ist kein Mittel, sondern
 stärkster Ausdruck einer erfolgreichen Integration."
Sprachtest beim
Familiennachzug

CDU/CSU: Keine Angaben
Sonderregelung für die Aussiedler.

FDP: Keine Angaben

SPD: Erleichterung
Den Familiennachzug werden wir erleichtern.

Die Grüne: Abschaffung
Den Nachzug von ausländischen Ehegatten und eingetragenen
LebenspartnerInnen wollen wir wieder erleichtern, denn Deutsch
lernt man am besten im Alltag. Den Sprachtest im Ausland als
Vorbedingung schaffen wir ab.

Die Linke: Abschaffung
Die diskriminierenden Deutsch-Tests beim Ehegattennachzug und
im Aufenthaltsrecht wollen wir abschaffen. Der Familiennachzug
von Kindern, Ehegatten und (gleichgeschlechtlichen)
Lebenspartnerinnen und -partnern darf nicht behindert werden.

Ohne Kommentar
Flüchtlings- oder
Abschreckungspolitik?

                                                "Der Ansturm aus
 "Die Stadt Essen plant ein neues               Osteuropa auf
 Konzept zur Unterbringung von                  den Arbeitsmarkt
 Flüchtlingen. In einer Verwaltungs-            ist hierzulande
 vorlage erklärt die Stadt, dass                ausgeblieben. Das
 Neuankömmlinge statt Bargeld in                zeigt:
 Zukunft nur noch Sachleistungen                Deutschland ist
 erhalten sollen – eine Entmündigung,           für ausländische
 gegen die Menschenrechtsorganisa-              Fachkräfte nicht
 tionen seit Jahren kämpfen."                   attraktiv genug.“

Kommentar zur Folie:
In den letzten Jahren hat Asylpolitik (gleich Flüchtlingspolitik)
zwei neue Namen bekommen – Abschottungspolitik und
Abschreckungspolitik. Das ist ein sehr großes Thema.
Die gegenwärtige Flüchtlingspolitik Deutschlands und der
Europäischen Union ist menschenunwürdig, sie setzt auf
Abschottung und Abschreckung. Man kann über bestimmte
Instrumente des Asylverfahrens sprechen, die zur Abschreckung
und Abschottung dienen.

Wichtige Instrumente sind Abschiebungsverfahren, Arbeitsverbot,
Flughafenverfahren, Residenzpflicht und Unterbringung in
Sammelunterkünften.
Menschenwürdige Flüchtlingspolitik

FDP: Für eine europaweite menschenwürdige Regelung
"...setzen wir uns für eine europaweite menschenwürdige Regelung
des Grundrechts auf Asyl und einen Europäischen
Verteilungsschlüssel für Asylsuchende und anerkannte Flüchtlinge.„
SPD: Für eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik
"Fluchtursachen – Verfolgung, Krieg und Bürgerkrieg,
Diskriminierung und Armut in den Herkunftsländern – müssen
bekämpft werden, um den Menschen in ihren Heimatländern
Perspektiven zu eröffnen.„
Die Grüne: Wir wollen eine menschenrechtsorientierte
Flüchtlingspolitik
"Wir wollen keine „Festung Europa“. Die Genfer
Flüchtlingskonvention (GFK) und die Europäische
Menschenrechtskonvention (EMRK) stellen die Grundlage unserer
Flüchtlingspolitik dar.„
Die Linke: Humane Flüchtlingspolitik
"Wir fordern eine humane Flüchtlingspolitik auf deutscher und
europäischer Ebene."

Kommentar zur Folie:
CDU/CSU möchten in der Zukunft die Zuständigkeit für die
Zuwanderungspolitik in nationaler Verantwortung behalten. Was
heißt das? Die Zuwanderungspolitik der Europäischen Union ist
wesentlich liberaler und „menschlicher“, als die deutsche
Zuwanderungspolitik. Deswegen ist der Wunsch der
Christdemokraten erkennbar: möglichst lange die vorhandene
Flüchtlingspolitik, d.h. gleich die Abschottungs- und
Abschreckungspolitik zu behalten.
Alle anderen Parteien möchten mehr Verantwortung bei der
Flüchtlingspolitik der Europäischen Union abgeben oder sogar
radikal ändern - in Richtung der Menschlichkeit.
Bleiberecht für geduldeten
Menschen

 CDU/CSU: Keine Angaben
 FDP: Dafür
 "Wir haben ein stichtagsunabhängiges Bleiberecht für Jugendliche
 und Heranwachsende geschaffen, von dem auch deren Eltern
 profitieren können. Kettenduldungen wollen wir abschaffen.„
 SPD: Dafür
 "Um lange in Deutschland lebenden geduldeten Menschen eine
 Perspektive zu geben, wollen wir eine weitergehende
 Bleiberechtsregelung schaffen.„
 Die Grüne: Dafür
 "Wir wollen die Abschiebehaft abschaffen. Bis dahin muss sie so
 weit wie möglich vermieden werden... Langjährig hier lebende,
 bisher nur geduldete Menschen müssen über eine realitätstaugliche
 stichtagsunabhängige Bleiberechtsregelung eine sichere
 Zukunftsperspektive bekommen.„
 Die Linken: Dafür
 Wir wollen ein Bleiberecht für alle Menschen mit unsicherem
 Aufenthaltsstatus, die länger als fünf Jahre in Deutschland leben.

Kommentar zur Folie:
Eins der größten Probleme bei den Asylverfahren ist die zu lange
Bearbeitung von Dokumenten, die durch mögliche
Gerichtverfahren, mögliche neue Umstände und vieles anderes
verlängert werden können. Das führt zu so genannten
Kettenduldungen. Die Leute müssen viele Jahre (durchschnittlich 3-
4 Jahren) in Deutschland leben, ohne Wissen, ob sie abgeschoben
werden. Natürlich müssen sie mit der ganzen Palette der
Instrumente der Abschreckung rechnen: in den Heimen leben,
meistens unter unmenschlichen Bedingungen, ohne Arbeit, ohne
Reisefreiheit innerhalb Deutschlands usw.
Arbeitserlaubnis
für Asylsuchenden

CDU/CSU: Keine Angaben
Verbot für ein Jahr.
FDP: Dafür
Asylbewerber sollen vom ersten Tag ihres rechtmäßigen
Aufenthalts an arbeiten dürfen.
SPD: Erleichterung
Die Leistungen für Asylbewerber werden wir nach den Vorgaben
des Bundesverfassungsgerichts reformieren und den Zugang zum
Arbeitsmarkt erleichtern.
Die Grüne: Dafür
Wir wollen zudem die Ausbildungs- und Arbeitsverbote für
Asylsuchende beseitigen.
Die Linke: Dafür
Asylsuchenden steht das gleiche Recht auf Arbeit und die gleiche
Grundsicherung zu.

Kommentar zur Folie:
 Ohne Arbeitserlaubnis dürfen Flüchtlinge nicht arbeiten und keine
 Ausbildung machen. Für Asylsuchende und Geduldete ist die
 Arbeit in ersten 9 Monaten ihres Aufenthalts ganz verboten. Die
 FDP und Opposition will Asylbewerbern den Zugang zu einer
 Arbeitsstelle erleichtern.

 Im Jahr 2012 haben CDU-Politiker signalisiert, dass dafür "keinen
 Handlungsbedarf" besteht.
Flughafenverfahren

CDU/CSU: Keine Angaben
FDP: Keine Angaben
SPD: Abschaffung
Das sogenannte Flughafenverfahren hat heute angesichts sehr
geringer Fallzahlen nur noch eine geringe Bedeutung. Deshalb
wollen wir das Verfahren, das mit erheblichen Restriktionen
verbunden ist, aussetzen.
Die Grüne: . Abschaffung
Das entwürdigende Flughafenverfahren, bei dem Asylsuchende
bereits am Flughafen festgehalten werden, muss ein Ende haben.
Die Linke: Keine Angaben

Kommentar zur Folie:

 Das sogenannte Flughafenverfahren (§ 18a AsylVfG) gilt für
 Asylbewerber aus sicheren Herkunftsstaaten sowie für ausweislose
 Asylbewerber, die über einen Flughafen einreisen wollen und bei
 der Grenzbehörde um Asyl nachsuchen. Hier wird das
 Asylverfahren vor der Einreise im Transitbereich des Flughafens
 durchgeführt, soweit der Ausländer dort untergebracht werden
 kann.
 Das Flughafenverfahren wird von vielen Organisationen in
 Deutschland scharf kritisiert. Das UN-Flüchtlingskommissariat
 (UNHCR) weißt darauf hin, dass das Flughafenverfahren zu
 grundsätzlichen Problemen im Kernbereich des
 Flüchtlingsschutzes führt.
Residenzpflicht

CDU/CSU: Keine Angaben
FDP: Abschaffung
Wir wollen in Deutschland voran gehen
und die Arbeitserlaubnispflicht von
Asylbewerbern ebenso abschaffen wie
die Residenzpflicht für Flüchtlinge.
SPD: Aufhebung
Wir wollen die so genannte
Residenzpflicht für Asylbewerber und
Geduldete aufheben.
Die Grüne: Abschaffung
Dazu schaffen wir die Residenzpflicht
ab.
Die Linke: Abschaffung
Schluss mit den Schikanen gegen
Flüchtlinge!

Kommentar zur Folie:

Die sogenannte Residenzpflicht, die es Asylsuchenden und
Geduldeten verbietet, einen bestimmten Landkreis oder
Regierungsbezirk zu verlassen, wurde in den letzten zwei Jahren in
vielen Bundesländern gelockert. Mittlerweile haben elf Länder den
Aufenthaltsbereich von Asylsuchenden und Geduldeten auf das
Bundesland erweitert.
Legende:
Grün markiert: Erweiterung auf das Bundesland oder
länderübergreifend
Rot markiert: Erweiterung auf den Regierungsbezirk
Gelb markiert: Noch keine Änderung
Unterbringung in
Asylbewerberheime

 CDU/CSU: Keine Angaben

 FDP: Keine Angaben

 SPD: Keine Angaben

 Die Grünen: Abschaffung
 Wir setzen uns dafür ein, dass Flüchtlinge
 menschenwürdig in eigenen Wohnungen leben
 dürfen.

 Die Linken: Abschaffung
 Unterbringung in Sammellagern müssen sofort
 abgeschafft werden.

Kommentar zur Folie:

Bei der Verleihung des Sächsischen Integrationspreises im Jahr
2010, wo die Mitglieder des Integrationsnetzwerkes auch dabei
waren, hat einen Verein aus Protest seinen Preis ausgeschlagen. Er
protestierte gegen unmenschliche Bedingungen in den
Asylübergangwohnheimen. Im Papier "Asylbewerberheime grenzen
aus!", das wir damals bekommen haben, ist die Position des
Vereins deutlich beschrieben.

Im Jahr 2012 haben die Migranten in Dresden gegen
solchen Asylverfahren protestiert.
Quelle:
1.    Wahlprogramme 2013, http://www.bundestagswahl-
      bw.de/wahlprogramme1.html
2.    Nationaler Aktionsplan Integration,
      http://www.bmi.bund.de/DE/Themen/MigrationIntegration/Integration/Na
      t_Integrationsplan/integrationsplan_node.html
3.    Zuwanderungs- und Integrationskonzept (ZIK),
      http://www.willkommen.sachsen.de/24463.htm
4.    Frankfurter Allgemeine Zeitung Online vom 31. Januar 2012, Merkel
      will mehr Einwanderer im öffentlichen Dienst,
      http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/integrationsgipfel-merkel-will-
      mehr-einwanderer-im-oeffentlichen-dienst-11633176.html
5.    Der Paritätische Gesamtverband vom 7. Februar 2012, Nationaler
      Aktionsplan Integration vorgestellt, http://www.der-
      paritaetische.de/fachinfos/artikel/news/nationaler-aktionsplan-
      integration-vorgestellt/
6.    Zeit Online vom 28.05.2013, Der Staat verschläft die Integration,
      http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-05/integrationsgipfel-
      arbeitsmarkt-oeffentlicher-dienst
7.    BMI, Migration und Integration, Optionspflicht,
      http://www.bmi.bund.de/DE/Themen/Migration-
      Integration/Optionspflicht/optionspflicht_node.html
8.    Handelsblatt vom 05.07.2013, Vorstoß zur doppelten
      Staatsbürgerschaft im Bundesrat,
      http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gesetzesinitiative-
      vorstoss-zur-doppelten-staatsbuergerschaft-im-
      bundesrat/8455190.html
9.    Pro Asyl, http://www.proasyl.de/de/themen/basics/basiswissen/rechte-
      der-fluechtlinge/
10.   Handelsblatt vom 22.07.2012, FDP fordert Arbeitserlaubnis für
      Asylbewerber,
      http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/auslaenderrecht-fdp-
      fordert-arbeitserlaubnis-fuer-asylbewerber/6906366.html
11.   UNHCR, Flughafenverfahren äußerst problematisch,
      http://www.unhcr.de/home/artikel/a513fc07922730a6a93e78ad5210433
      f/flughafenverfahren-aeusserst-problematisch.html
12.   Residenzpflichtinfo, Gefangen im Gestrüpp der Lockerungen,
      http://www.residenzpflicht.info/news/gefangen-im-gestrupp-der-
      lockerungen/
13.   Arbeitsgruppe Asylsuchende,
      http://asylsuchende.blogsport.de/2012/06/29/wohnungen-statt-heime/

                                                  Vorbereitet von: V. Steinhauer
                                                        Korrektur: P. Schickert
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