Butterberge, Milchseen, Wohnungsberge - Credit Suisse

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Butterberge, Milchseen, Wohnungsberge - Credit Suisse
Investment Solutions & Products
          Swiss Economics

          Butterberge, Milchseen,
          Wohnungsberge
          Immobilienmonitor Schweiz | September 2018

Wohnungsmarkt                         Kommerzielle Immobilien     Logistikimmobilien
Beschleunigter Anstieg der            Abbau der Büro-Leerstände   Mehr als eine Nische
Leerwohnungsziffer

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Butterberge, Milchseen, Wohnungsberge - Credit Suisse
Impressum

Herausgeber: Credit Suisse AG, Investment Solutions & Products
Dr. Burkhard Varnholt
Vice Chairman IS&P
+41 44 333 67 63
burkhard.varnholt@credit-suisse.com

Fredy Hasenmaile
Head Real Estate Economics
Tel. +41 44 333 89 17
E-Mail: fredy.hasenmaile@credit-suisse.com

Redaktionsschluss
13. September 2018

Publikationsreihe
Swiss Issues Immobilien

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Copyright
Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden.
Copyright © 2018 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr
verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten.

Autoren

Fredy Hasenmaile
+41 44 333 89 17
fredy.hasenmaile@credit-suisse.com

Thomas Rieder
+41 44 332 09 72
thomas.rieder@credit-suisse.com

Dr. Fabian Waltert
+41 44 333 25 57
fabian.waltert@credit-suisse.com

Marco Müller

2          Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018
Editorial

            Liebe Leserin, lieber Leser

            Nach Butterbergen und Milchseen in früheren Jahren haben wir jetzt einen Wohnungs-
            berg. Dieser ist erneut um die Grösse einer kleinen Geisterstadt mit 8000 Wohnungen
            gewachsen. Im Unterschied zur landwirtschaftlichen Überproduktion in den 1980er-
            Jahren ist der Leerwohnungsberg jedoch nicht durch eine unselige Subventionspraxis
            bedingt, sondern durch rein privatwirtschaftliches Agieren. Die Investoren, die weiterhin
            unermüdlich Mietwohnungen bauen, handeln grundsätzlich rational: Sie sichern sich die
            attraktiven Nettorenditen, die Immobilienanlagen versprechen. In einem Umfeld, in wel-
            chem es sehr schwierig geworden ist, mit begrenztem Risiko eine positive Rendite zu
            erzielen, bieten Immobilienanlagen eine ansprechende Alternative. Die steigenden
            Leerstände setzen zwar die Mieterträge unter Druck, vermögen die vorteilhaften Rendi-
            teperspektiven aber nicht wirklich einzutrüben (vgl. Seite 5).

            Ganz ohne Fehlanreize ist die Sache aber nicht. Mit ihrer expansiven Geldpolitik halten
            die internationalen Zentralbanken die Zinsen tief. Zu tief für ein Land wie die Schweiz,
            dessen Wirtschaft über Potenzial wächst, das sich aber trotzdem dem internationalen
            Zinsdiktat beugen muss. Damit sind letztlich die Zentralbanken mitverantwortlich für ge-
            fährliche Blasen, die sich gebildet haben (z.B. bei High-Yield-Anleihen), und für Überin-
            vestitionen, wie sie derzeit auf dem Schweizer Immobilienmarkt zu beobachten sind.

            Die Kraft der wirtschaftlichen Erholung wurde in der Schweiz während längerer Zeit un-
            terschätzt, zumindest bei der statistischen Erfassung. Erst spät wird jetzt in den Daten
            sichtbar, dass die Schweizer Wirtschaft in voller Blüte steht, eine Dynamik weit über
            dem Potenzialwachstum aufweist und sogar die kräftige Konjunktur in Europa in den
            Schatten stellt. Derzeit werden die Zahlen zum Bruttoinlandprodukt (BIP) bis zurück ins
            Jahr 2016 kräftig nach oben revidiert, sodass die damalige Entwicklung in etwas ande-
            rem Licht erscheint. Wenn Sie früher Klarheit über die wirtschaftliche Entwicklung in
            der Schweiz haben wollen, empfehle ich Ihnen die Konsultation unseres vorlaufenden
            Einkaufsmanagerindex (PMI). Dieser kündigt den robusten Aufschwung – gewohnt zu-
            verlässig – bereits seit Anfang 2016 an. Die Immobiliennachfrage wird von diesem Auf-
            schwung ohne Zweifel profitieren. Auf dem Mietwohnungsmarkt wird das allerdings
            nicht ausreichen, um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schliessen (vgl.
            Seite 7).

            Am stärksten dürfte sich der Aufschwung auf die Büroflächenmärkte auswirken. Die
            Nachfrage seitens der Nutzer von Büroräumlichkeiten ist viel volatiler als etwa die
            Nachfrage nach Wohnflächen. Dies dürfte die in Gang befindliche Trendwende auf dem
            Büroflächenmarkt unterstützen und könnte dazu beitragen, die zusätzlichen Flächen zu
            absorbieren, die 2019/2020 auf den Markt kommen (vgl. Seite 12).

            Im Namen der Autoren wünsche ich Ihnen eine informative und inspirierende Lektüre.

            Fredy Hasenmaile
            Head Real Estate Economics

                                           Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018   3
Inhalt

Makroökonomische Rahmenbedingungen                                                   5
Konjunktur in voller Fahrt
Wirtschaftlich steht die Schweiz derzeit in voller Blüte. Die Konjunkturaussichten
bleiben gut. Die Immobilienmärkte dürfen folglich mit einer kräftigeren
Flächennachfrage rechnen, allen voran der Büroflächenmarkt. Mittelfristig
müssen sich die Immobilienanleger in der Schweiz jedoch auf eine Phase des
Navigierens ohne warmen Rückenwind einstellen.

Wohnungsmarkt                                                                        7
Beschleunigter Anstieg der Leerwohnungsziffer
Die Leerwohnungsziffer hat mit 1.62% den höchsten Wert seit 20 Jahren
erreicht. Erneut geht der Löwenanteil der zusätzlichen Leerwohnungen auf das
Konto der Mietobjekte. Indessen hat auch der Leerwohnungsbestand beim
Wohneigentum um 8.7% zugenommen.

Wohneigentum                                                                         9
Preise fast überall im Plus
Das Preiswachstum bei Wohneigentum hält an, hat aber jüngst wie erwartet
etwas an Dynamik verloren. Dank der nach wie vor sehr guten
Rahmenbedingungen erwarten wir auch in den kommenden Quartalen ein Plus.

Mietwohnungen                                                                        11

Kommerzielle Immobilien                                                              12
Abbau der Büro-Leerstände
Die leer stehenden Büro- und Verkaufsflächen haben in den meisten Regionen
mit Ausnahme des Kantons Genf stagniert oder abgenommen. Während der
Verkaufs-flächenmarkt weiter unter Druck steht, zeichnet sich am
Büroflächenmarkt eine Entspannung ab.

Logistikimmobilien                                                                   14
Mehr als eine Nische
Onlinehandel, Urbanisierung und Digitalisierung prägen gegenwärtig die
Logistikwirtschaft und lösen hohe Immobilieninvestitionen aus. Aus
Anlegerperspektive versprechen Logistikobjekte nebst attraktiven Erträgen vor
allem auch einen Beitrag zur Portfoliodiversifizierung.

4           Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018
Makroökonomische Rahmenbedingungen

Konjunktur in voller Fahrt
                                        Wirtschaftlich steht die Schweiz derzeit in voller Blüte. Die Konjunkturaussichten
                                        bleiben gut. Die Immobilienmärkte dürfen folglich mit einer kräftigeren
                                        Flächennachfrage rechnen, allen voran der Büroflächenmarkt. Mittelfristig müssen sich
                                        die Immobilienanleger in der Schweiz jedoch auf eine Phase des Navigierens ohne
                                        warmen Rückenwind einstellen.

Konjunktur                              Die Schweizer Wirtschaft befindet sich in einem Mini-Boom. Annualisiert lag das Wachstum im
auf dem Zenit                           2. Quartal bei 2.9% und damit deutlich über dem Potenzialwachstum. Der bedeutendste Wachs-
                                        tumstreiber ist derzeit das verarbeitende Gewerbe, das von einer robusten Auslandnachfrage profi-
                                        tiert. Alle bedeutenden Warengruppen verzeichnen einen positiven Exporttrend. Die Kapazitäts-
                                        auslastung ist überdurchschnittlich, und das Beschäftigungswachstum hat seit Jahresbeginn einen
                                        Gang höher geschaltet und liegt neu bei 2% im Vorjahresvergleich.

BIP-Wachstum dürfte                     Der Ausblick für die Schweizer Wirtschaft bleibt positiv. Unser Exportbarometer, das die konjunk-
2019 etwas abflachen                    turelle Entwicklung in den Abnehmerländern der Schweizer Exportindustrie misst, liegt nach wie
                                        vor deutlich über seinem 20-jährigen Durchschnitt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) signalisierte
                                        in den letzten Monaten mit Werten zwischen 60 und 65 ein weiteres Wachstum. Die sehr kräftige
                                        Industriekonjunktur dürfte die Investitionstätigkeit weiter beleben, den Personalbestand erhöhen
                                        und sich folglich positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Der konjunkturelle Höhepunkt dürfte
                                        mittlerweile aber überschritten sein. Für 2019 wird erwartet, dass sich der Gang der Weltwirt-
                                        schaft nach einer Periode starken Wachstums allmählich wieder normalisiert, was auch für die
                                        Schweiz eine Abflachung der Wachstumsdynamik bringen dürfte.

Zinsnormalisierung                      Das robuste US-Wirtschaftswachstum bestätigt der US-Notenbank (Fed), dass sie mit ihrer gra-
beginnt 2019                            duellen Zinsnormalisierung auf dem richtigen Weg ist. Die höheren US-Zinsen bewirken auch in
                                        der Schweiz einen Anstieg der Langfristsätze. Letzterer ist aber in seinem Ausmass viel geringer,
                                        weil die Schweiz stärker vom europäischen Zinsniveau abhängig ist und die Europäische Zentral-
                                        bank (EZB) eine erste Zinserhöhung auf die lange Bank geschoben hat. Die Rückkehr der
                                        Schweizer Wirtschaft auf einen kräftigen Wachstumspfad erhöht dennoch den Druck auf die
                                        Schweizerische Nationalbank, ihre expansive Geldpolitik anzupassen, zumal sich die Inflationsrate
                                        ihrem langfristigen Mittel nähert und der Franken nun weniger deutlich überbewertet ist. Die von
                                        politischen Unsicherheiten in Italien ausgelösten jüngsten Marktturbulenzen sowie die Krise der
                                        türkischen Lira haben jedoch vor Augen geführt, dass die Abschwächung des Schweizer Frankens
                                        rasch wieder ins Gegenteil umschlagen kann. Vor Herbst 2019 ist daher keine Leitzinserhöhung
                                        zu erwarten, und mit Negativzinsen ist mindestens bis ins Jahr 2020 zu rechnen.

Abb. 1: Viele Ampeln nach wie vor auf Grün                                   Abb. 2: PMI signalisiert weiteres Wachstum
Überblick über die Vorlaufindikatoren                                        Jahreswachstumsraten BIP und Trendwachstum des Einkaufmanagerindex (PMI)

                         2015        2016        2017        2018             5%                                                                          75
                         Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
                                                                              4%                                                                          70
Konsumentenstimmung
                                                                              3%                                                                          65
Detailhandelsumsätze
                                                                              2%                                                                          60
Hotelübernachtungen*                                                          1%                                                                          55

Kapazitätsauslastung                                                          0%                                                                          50

                                                                             -1%                                                                          45
Geschäftslage
                                                                             -2%                                                                          40
PMI
                                                                             -3%        BIP-Wachstum       PMI-Trend                                      35
*von Schweizer Gästen
                                                                             -4%                                                                          30
                                                                                1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse                                             Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), procure.ch, Credit Suisse

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Inflation bestimmt          Die EZB hat bisher alles unternommen, um die Zinsen möglichst tief zu halten. Auch der Nachfol-
den künftigen               ger von EZB-Präsident Mario Draghi wird den Normalisierungsprozess mit Blick auf das nach wie
Zinsanpassungspfad          vor ungelöste Schuldenproblem in Europa so sanft wie möglich gestalten, sofern die Inflationsra-
                            ten eine solche Politik zulassen. Die Inflation bleibt daher die Schlüsselgrösse, die es zu beobach-
                            ten gilt. Trotz einer kräftigen Belebung der Weltwirtschaft und einer teilweise rekordtiefen Arbeits-
                            losigkeit hat die Teuerung bisher jedoch nur verhalten zugenommen. Die um die volatilen Energie-
                            und Lebensmittelpreise bereinigte Kerninflation in der Eurozone bewegt sich derzeit bei rund 1%
                            seitwärts. Dasselbe gilt für die Kerninflation in der Schweiz, die bei rund 0.5% liegt.

Schlussfolgerungen          Die Flächennachfrage verhält sich prozyklisch. Entsprechend dürfte sich die über Erwarten dyna-
für den Immobilien-         mische Konjunktur positiv auf die Nachfrage nach Wohnungen und kommerziellen Flächen aus-
investor                    wirken. Im Büroflächenmarkt hat die wirtschaftliche Belebung bereits zu einer Trendwende bei den
                            Leerständen beigetragen. Diese betrifft vorderhand zwar noch hauptsächlich die Innenstädte und
                            angrenzende Geschäftsviertel, sollte bei einem anhaltenden Wirtschaftsaufschwung jedoch auch
                            die äusseren Geschäftsviertel erreichen. Die Mietpreisrückgänge haben sich fast überall deutlich
                            abgeschwächt und dürften sich weiter stabilisieren. Demgegenüber ist die Lücke zwischen Nach-
                            frage und Angebot auf dem Mietwohnungsmarkt so gross, dass der Konjunkturaufschwung das
                            wachsende Überangebot lediglich zu mildern, aber nicht umzukehren vermag. Das Thema Leer-
                            stände wird Immobilieninvestoren auf dem Mietwohnungsmarkt daher noch mehrere Jahre her-
                            ausfordern. Einige Investoren haben bereits auf die verbesserte relative Attraktivität des Büroflä-
                            chenmarkts reagiert und investieren verstärkt in kommerzielle Immobilien. Beobachten lässt sich
                            das an den Agiodifferenzen zwischen kommerziell ausgerichteten Immobilienfonds und reinen
                            Wohnimmobilienfonds. Die Agiodifferenz zugunsten der Wohnimmobilienfonds ist in den letzten
                            Quartalen von 20 auf 11 Prozentpunkte gesunken.

Navigieren                  Mittelfristig werden die Immobilieninvestoren unter erschwerten Bedingungen navigieren müssen.
ohne Rückenwind             Die bisherigen Treiber (Zuwanderungswelle, Tiefzinsphase, Konjunkturaufschwung) werden dann-
                            zumal erschöpft sein, und es dürfte schwer fallen, einen nächsten Treiber aus dem Hut zu zau-
                            bern. In einer solchen Situation ist Diversifikation das Gebot der Stunde, um Abhängigkeiten von
                            Teilmärkten zu reduzieren. Ein nach Geografie, Nutzung, Zielgruppe und Preissegment breit ab-
                            gestütztes Portfolio schützt am besten vor Unwägbarkeiten. Dabei darf das geografische Spekt-
                            rum durchaus auch über die Landesgrenzen ausgedehnt werden. Weil zudem in Zukunft die Net-
                            to-Cashflow-Rendite den weitaus grösseren Beitrag zur Gesamtrendite liefern wird, ist der Sicher-
                            stellung der Mieterträge, der Erzielung von Zusatzerträgen und einer straffen Kostenkontrolle
                            erhöhtes Augenmerk zu widmen.

6         Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018
Wohnungsmarkt

Beschleunigter Anstieg der
Leerwohnungsziffer
                                        Die Leerwohnungsziffer hat mit 1.62% den höchsten Wert seit 20 Jahren erreicht.
                                        Erneut geht der Löwenanteil der zusätzlichen Leerwohnungen auf das Konto der
                                        Mietobjekte. Indessen hat auch der Leerwohnungsbestand beim Wohneigentum um
                                        8.7% zugenommen.

Erstmals über 70‘000                    Der kräftige Anstieg des Leerwohnungsbestands der letzten Jahre setzt sich auch im laufenden
leere Wohnungen                         Jahr fort. Die Zunahme fiel jüngst mit 8020 Wohnungen – wie von uns angekündigt – gar stärker
                                        aus als in jedem der vergangenen 20 Jahre. Der Leerwohnungsbestand hat sich damit in den
                                        letzten neun Jahren mehr als verdoppelt. Neu lag er per 1. Juni 2018 auf dem absoluten Höchst-
                                        stand von 72‘294 Wohneinheiten. Damit beträgt die Leerwohnungsziffer, welche die Leerwoh-
                                        nungszahl ins Verhältnis zum Gesamtwohnungsbestand setzt, hohe 1.62% (vgl. Abb. 3).

Leerwohnungsziffer                      Die starke Zunahme der Leerwohnungsziffer bleibt primär eine Folge der Überproduktion im
von 2.5% bei                            Mietwohnungssegment (vgl. Seite 11). Trotz einer seit bereits gut vier Jahren rückläufigen Nach-
Mietwohnungen                           frage, die hauptsächlich durch die sinkende Zuwanderung aus der Europäischen Union bedingt ist,
                                        sind Wohnrenditeliegenschaften als Anlageobjekte weiterhin gesucht. Dies ist wiederum auf das
                                        anhaltende Negativzinsumfeld zurückzuführen, das Immobilien im Vergleich zu Anleihen attraktive
                                        Cashflow-Renditen generieren lässt. Allerdings hat die hohe Nachfrage die Anfangsrenditen von
                                        guten Objekten an Zentrumslagen stark unter Druck gesetzt. Wegen des Renditerückgangs und
                                        der mangelnden Verfügbarkeit von Bauland in den Zentren weichen Investoren folglich in Agglo-
                                        merationsgemeinden und ländliche Regionen aus – mitunter in solche, in denen das Nachfragepo-
                                        tenzial beschränkt ist. Innert Jahresfrist ist die Leerwohnungsziffer der Mietwohnungen von 2.24%
                                        auf 2.51% gestiegen (vgl. Abb. 4). Damit entfallen 82.6% des aktuellen Leerwohnungsbestands
                                        auf Mietwohnungen.

Verstärkter Anstieg                     Deutlich moderater bleiben die Leerstandsniveaus beim Wohneigentum (vgl. Abb. 4). Kaum ver-
der Leerstände auch                     ändert hat sich die Leerwohnungsziffer der Einfamilienhäuser (von 0.41% auf 0.43%). Etwas
beim Wohneigentum                       stärker fällt hingegen der Anstieg bei den Eigentumswohnungen aus (von 0.87% auf 0.94%).
                                        Angesichts des kontinuierlichen Rückgangs der Produktion (vgl. Seite 10) kommt dieser Anstieg
                                        um rund 1000 Leerwohnungen etwas unerwartet. Er weist auf einen deutlichen Nachfragerück-
                                        gang in gewissen Regionen hin, der sich mit den hohen Preisniveaus bei gleichzeitig hohen Finan-
                                        zierungsanforderungen erklären lässt.

Abb. 3: Stärkster Anstieg der Leerwohnungen seit 1997                                  Abb. 4: Jede vierzigste Mietwohnung steht leer
Leerwohnungsziffer (linke Skala) und Wachstum der Leerwohnungen                        Leerwohnungsziffer nach Segment, in % des jeweiligen Wohnungsbestands

                                             Veränderung Leerstand (r. Skala)          3.0%
 2.0%                                        Leerwohnungsziffer (LWZ)         16'000                 Miete                               Eigentumswohnungen
                                             Mittlere LWZ (1974 – 2018)                              Einfamilienhäuser (zum Verkauf)     Leerwohnungsziffer total
                                                                                       2.5%
 1.5%                                                                       12'000

                                                                                       2.0%
 1.0%                                                                       8'000

                                                                                       1.5%
 0.5%                                                                       4'000

 0.0%                                                                       0          1.0%

-0.5%                                                                       -4'000     0.5%

-1.0%                                                                       -8'000     0.0%
        1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2015 2018                                2001     2003     2005     2007    2009   2011   2013     2015    2017

Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse                                         Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

                                                                                            Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018                      7
Hohe Leerstände              Regional ist der Anstieg der Leerstände weiterhin breit abgestützt. 67 der 110 Schweizer Wirt-
in ländlichen                schaftsregionen verzeichneten eine Zunahme der Leerwohnungsziffer (vgl. Abb. 5). Deutlich an-
Regionen und um              gezogen haben die Leerstände vor allem in der Nordostschweiz und dem Tessin. Aber auch in
kleinere Zentren             vielen Regionen des westlichen Mittellandes, die schon zuvor erhöhte Leerstände aufwiesen, sind
                             diese nochmals markant gestiegen. Generell gilt, dass zentrumsfernere Regionen und die Regio-
                             nen um Klein- und Mittelzentren am stärksten von Leerständen betroffen sind. So stehen bei-
                             spielsweise im Oberaargau 4.7% der Wohnungen leer, in der Region Olten 3.6%.

Nur teilweise                Kein Thema bleiben Überangebote in den Grosszentren, wo die Nachfrage das Angebot weiterhin
Entspannung                  übersteigt. Zwar hat sich die Situation insgesamt nochmals leicht entspannt, nahm doch die
in den Grosszentren          Leerwohnungsziffer der fünf Grosszentren von 0.39% auf 0.46% zu. In den einzelnen Zentren
                             präsentiert sich die Situation indes uneinheitlich: Ihren Kurs in Richtung Entspannung fortgesetzt
                             haben Genf (0.62%), Basel (0.69%) und insbesondere Lausanne (von 0.38% auf 0.67%).
                             Leicht rückläufige Leerwohnungsziffern verzeichnen hingegen die Zentren Zürich (0.20%) und
                             Bern (0.45%). In Zürich haben die Entwickler ihre Aktivitäten zunehmend in die Agglomerations-
                             gemeinden verschoben, etwa ins Glatttal, ins Limmattal und in das Zürcher Unterland. Eine deutli-
                             che Entspannung ist auf dem Stadtzürcher Wohnungsmarkt daher nicht in Sicht.

Leerstände werden            Für das kommende Jahr rechnen wir schweizweit mit einem weiteren Anstieg der Leerwohnungs-
2019 weiter steigen          ziffer. Dieser dürfte jedoch etwas geringer ausfallen. Dafür sprechen das erstarkte Wirtschafts-
                             wachstum, keine weiteren Rückgänge der Zuwanderung und die relativ stabile Entwicklung der
                             Baubewilligungen (vgl. Seite 11). Eine Trendwende hin zu sinkenden Leerwohnungszahlen ist
                             jedoch nicht in Sicht. Die Projektpipeline bleibt prall gefüllt, und das wirtschaftliche Umfeld stützt
                             die Nachfrage nach Immobilienanlagen weiterhin. Mit der jüngsten Aufwertung des Schweizer
                             Frankens ist zudem eine baldige Abkehr der Schweizerischen Nationalbank von ihren Negativzin-
                             sen, die indirekt die Bautätigkeit ankurbeln, unwahrscheinlicher geworden.

Marktanalyse                 Dass Projektentwicklungen selbst in diesem anspruchsvollen Marktumfeld erfolgreich sein kön-
als Erfolgsfaktor            nen, zeigt die Tatsache, dass die Leerstände bei Neubauwohnungen trotz reger Bautätigkeit kaum
                             weiter gestiegen sind (+1.0%). Voraussetzung für erfolgreiche Bauprojekte ist jedoch eine opti-
                             male Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Nachfrager, etwa bezüglich Standort, Grundrissen,
                             Wohnungsmix und Preissegment. Sorgfältige Markt- und Standortanalysen werden dadurch zu-
                             nehmend zum zentralen Erfolgsfaktor.

                             Abb.5: Stärkster Anstieg der Leerstände in der Nordostschweiz und im Tessin
                             Leerwohnungsziffer 2018, Pfeile: Veränderung gegenüber dem Vorjahr

                                   > 3.0%
                                   2.5 – 3.0%
                                   2.0 – 2.5%
                                   1.5 – 2.0%
                                   1.25 – 1.5%
                                   1.0% – 1.25%
                                   0.75 – 1.0%
                                   < 0.75%

                                                                                                                 Starker Anstieg
                                                                                                                 Leichter Anstieg
                                                                                                                 Seitwärtsbewegung
                                                                                                                 Leichter Rückgang
                                                                                                                 Starker Rückgang
                             Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse, Geostat

8          Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018
Wohneigentum

Preise fast überall im Plus
                                       Das Preiswachstum bei Wohneigentum hält an, hat aber jüngst wie erwartet etwas an
                                       Dynamik verloren. Dank der nach wie vor sehr guten Rahmenbedingungen erwarten wir
                                       auch in den kommenden Quartalen ein Plus.

Preisdynamik                           Die Preise für selbstgenutztes Wohneigentum konnten weiter zulegen. Im 2. Quartal belief sich
schwächt sich ab                       das Preiswachstum bei Eigentumswohnungen auf 3.0% gegenüber dem Vorjahresquartal (vgl.
                                       Abb. 6). Das Plus bei Einfamilienhäusern fiel mit 2.6% nur geringfügig tiefer aus. Im Vergleich
                                       zum Stand von Anfang Jahr schwächte sich die Dynamik damit wie erwartet etwas ab und erreich-
                                       te trotz immer noch ansehnlichen Niveaus das Mittel der Jahre 2000 bis 2017 nicht mehr. Mitt-
                                       lerweile sind nun bereits wieder seit fünf Quartalen Zuwächse zu verzeichnen, womit die Preise
                                       von Eigentumswohnungen beinahe wieder das Niveau von Anfang 2016 erreicht haben. Einfamili-
                                       enhäuser, die 2016/2017 kaum an Wert verloren, sind bereits deutlich teurer als damals.

Kalkulatorische                        Für die nächsten Quartale rechnen wir mit fortgesetzt steigenden Preisen. Die kräftige Konjunk-
Tragbarkeit dämpft                     turerholung und die sinkende Arbeitslosigkeit stützen die Nachfrage. Zudem hält das nach wie vor
weitere Preisanstiege                  sehr tiefe Zinsniveau die tatsächlichen Finanzierungskosten niedrig. Preisstützend wirkt auch die
                                       weiter sinkende Zahl neu auf den Markt kommender Eigentumsobjekte. Die hohen Kapitalanfor-
                                       derungen und die regulatorisch vorgeschriebene Tragbarkeit sind hohe Hürden und verunmögli-
                                       chen immer mehr Haushalten den Erwerb von Wohneigentum. Daher ist das künftige Nachfrage-
                                       potenzial beschränkt, was sich dämpfend auf weitere Preisanstiege auswirkt.

Hochpreissegment                       Die Unterschiede zwischen den Segmenten haben sich in den letzten Quartalen spürbar verklei-
kann wieder zulegen                    nert. Mittlerweile ziehen die Preise im Hochpreissegment sowohl bei Eigentumswohnungen als
                                       auch Einfamilienhäusern wieder an. Da sich die Nachfrage aber unverändert auf das tiefe und
                                       mittlere Preissegment konzentriert, bleibt der Anstieg im Hochpreissegment bescheiden, und der
                                       Vermarktungsaufwand ist dort weiterhin deutlich höher.

Nur wenige Regionen                    Regional zeigt sich ebenfalls ein homogeneres Bild. In 96 der 106 Regionen legten die Preise
mit sinkenden                          wieder zu (vgl. Abb. 7). Hohe Anstiege sind derzeit häufig ausserhalb der Hochpreisregionen, wie
Preisen                                z.B. in den Kantonen Freiburg, Bern oder Luzern, zu finden. Aber auch in einigen Hochpreisregio-
                                       nen haben die Preise wieder angezogen. Ausnahmen sind hier insbesondere Zug und Genf, wo
                                       das Plus im Vergleich zu früher gering ausfällt. Sinkende Preise sind derzeit in erster Linie noch im
                                       Kanton Wallis zu finden. Hinzu kommen einzelne Regionen wie Mendrisio oder Thurtal, wo die
                                       Rückgänge nur knapp unter null liegen.

Abb.6: Moderates Preiswachstum                                                Abb.7: Preise steigen in den meisten Regionen
Jahreswachstumsraten, mittleres Preissegment                                  Jahreswachstumsraten Wohneigentum (mittleres Segment), 2. Quartal 2018

                                          Jahreswachstum Eigentumswohnungen     > 4%
10%
                                          Jahreswachstum Einfamilienhäuser      3% – 4%
                                          Mittelwert Eigentumswohnungen         2% – 3%
 8%
                                          Mittelwert Einfamilienhäuser          1% – 2%
                                                                                0% – 1%
 6%                                                                             -1% – 0%
                                                                                -2% – -1%
 4%                                                                             -3% – -2%
                                                                                < -3%
 2%

 0%

 -2%

 -4%

 -6%
       2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Quelle: Wüest Partner, Credit Suisse                                          Quelle: Wüest Partner, Credit Suisse, Geostat

                                                                                  Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018                9
Wohneigentum

Hypothekarzinsen bleiben sehr tief                                  Abb.8: Hypothekarzinsen verschiedener Laufzeiten
                                                                    Hypothekarzinsen bei Neuabschluss, in %

Die Zinssätze von Fix-Hypotheken haben sich seit ihren              6%                                           Libor-Hypothek (3-Mt-Libor)
                                                                                                                 Fix-Hypothek 5 Jahre
Tiefstständen im Sommer 2016 je nach Laufzeit um bis zu                                                          Fix-Hypothek 10 Jahre
42 Basispunkte erhöht. Im historischen Kontext bleiben die          5%                                           Fix-Hypothek 15 Jahre

Zinssätze aber auf sehr tiefem Niveau. In den kommenden
                                                                    4%
zwölf Monaten erwarten wir bei Libor-Hypotheken eine Fort-
setzung der Seitwärtsbewegung. Dagegen dürften die                  3%
Zinssätze von Fix-Hypotheken mit mittleren und langen
Laufzeiten um weitere 20 bis 50 Basispunkte ansteigen.              2%
Wie schon bis anhin wird der langsame Zinsanstieg durch
Ausschläge sowohl nach oben als auch nach unten geprägt             1%
sein, so wie dies jüngst wegen der politischen Unsicherhei-
                                                                    0%
ten in Italien der Fall war.
                                                                      2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

                                                                    Quelle: Credit Suisse

Hypothekarvolumenwachstum hat sich beruhigt                         Abb.9: Wachstum Hypothekarvolumen
                                                                    Nominales Wachstum des Hypothekarvolumens von Privathaushalten

                                                                      7%
Die Nachfrage nach Wohneigentum wird nach wie vor durch                                               Privathaushalte, nominal
                                                                                                      Durchschnitt Privathaushalte 1986 – 2018, nominal
die bestehenden Regulierungsmassnahmen gebremst. Da-                  6%
her belief sich das Wachstum des Hypothekarvolumens der
privaten Haushalte innert Jahresfrist nur noch auf 2.58%,             5%

was weniger als der Hälfte des mittleren Wachstums seit
                                                                      4%
1986 (+5.3%) entspricht. Obwohl das hohe Wirtschafts-
wachstum und die immer noch sehr tiefen Hypothekarzinsen              3%
den Wunsch vieler Haushalte nach Wohneigentum hoch
                                                                      2%
halten, schränken die infolge der hohen Preise gestiegenen
Finanzierungsanforderungen und strikte Regulierungsmass-              1%
nahmen das Nachfragepotenzial bei Wohneigentum unver-
ändert ein.                                                           0%
                                                                        2000       2002     2004   2006   2008    2010    2012    2014    2016    2018

                                                                    Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse

Eigentumsproduktion auf Langfristtief                               Abb.10: Bautätigkeit Wohneigentum
                                                                    Anzahl Wohneinheiten, gleitende 12-Monats-Summe

Die Wohneigentumsproduktion ist weiter rückläufig. Daran            25'000
wird sich auch im kommenden Jahr nichts ändern. In den
letzten zwölf Monaten sind nur noch rund 13'600 Eigen-
                                                                    20'000
tumswohnungen bewilligt worden. Dies entspricht einem
nochmaligen Rückgang von 5.6% innert Jahresfrist. Da die
                                                                    15'000
Baugesuche (–7.1%) ebenfalls abnahmen, ist noch keine
Trendwende in Sicht. Ähnlich auch das Bild bei Einfamilien-
                                                                    10'000
häusern: In den letzten zwölf Monaten wurden noch Bewilli-
gungen für knapp 7200 Einfamilienhäuser (–4.1%) gespro-                            Baugesuche Eigentumswohnungen
                                                                     5'000         Baubewilligungen Eigentumswohnungen
chen. In der gleichen Zeit sanken die Baugesuche sogar                             Baugesuche Einfamilienhäuser
nochmals um 16.1%.                                                                 Baubewilligungen Einfamilienhäuser
                                                                           0
                                                                            2002    2004      2006    2008     2010      2012    2014    2016     2018

                                                                    Quelle: Baublatt, Credit Suisse

10          Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018
Mietwohnungen

Angebot von Nachfrage entkoppelt                                Abb.11: Bautätigkeit und Nettozuwanderung aus dem
                                                                Ausland
                                                                Baubewilligte Wohneinheiten und Nettozuwanderung; 12-Monats-Summen

Die in den letzten Jahren rückläufige Zuwanderung und die            Zentren                                      Agglomeration (exkl. Zentren)
                                                                     Übrige Gemeinden
                                                                35'000                                            Baubewilligte Wohneinheiten140'000
                                                                                                                                               Total
gleichzeitig fortgesetzt starke Bautätigkeit haben zu einer          Nettozuwanderung (r. Skala)
Entkoppelung von Angebot und Nachfrage auf dem Miet-            30'000                                                                            120'000
wohnungsmarkt geführt. In den vergangenen zwölf Monaten
                                                                25'000                                                                            100'000
wurden rund 29‘000 Wohneinheiten bewilligt. Verglichen mit
dem Mittelwert seit 2007 werden gegenwärtig viel mehr           20'000                                                                            80'000
Mietwohnungen in den Agglomerationsgemeinden (+67%)
                                                                15'000                                                                            60'000
und den übrigen Gemeinden (+68%) bewilligt als in den
Zentren (+38%). Bei der Zuwanderung zeichnet sich jedoch        10'000                                                                            40'000
allmählich eine Stabilisierung ab: Im 1. Halbjahr 2018 lag        5'000                                                                           20'000
die Zahl der Nettozuwanderer aus dem Ausland nur noch
um 4.3% unter jener der Vorjahresperiode.                               0                                                                         0
                                                                         2007      2009       2011       2013        2015          2017
                                                                Quelle: Baublatt, Staatssekretariat für Migration, Credit Suisse

Abwärtsdruck auf Mieten verstärkt sich                          Abb.12: Mietpreisentwicklung
                                                                Abschluss- und Angebotsmieten, Jahreswachstumsraten

                                                                            Jahreswachstum Abschlussmieten (CH)
Bereits seit rund drei Jahren sind in Online-Wohnungs-          140
                                                                            CH (Angebotsmieten)
                                                                                                                                                      8%

inseraten rückläufige Mietpreise festzustellen – ein Resultat   135         CH (Abschlussmieten)                                                      7%
des wachsenden Überangebots auf dem Mietwohnungs-               130         Grossstädte (Abschlussmieten)                                             6%
markt. Inzwischen deuten auch die tatsächlich abgeschlos-       125                                                                                   5%
senen Mietverträge auf sinkende Mieten. Die Abschlussmie-       120                                                                                   4%
ten sind im 2. Quartal 2018 im Vorjahresvergleich erstmals      115                                                                                   3%
seit fast zwölf Jahren gefallen (–1.2%). Wer in der Schweiz     110                                                                                   2%
heute einen Mietvertrag abschliesst, muss im Mittel dennoch
                                                                105                                                                                   1%
mit einer gegenüber dem Jahr 2005 um rund 17% höheren
                                                                100                                                                                   0%
Miete rechnen. In den Grosszentren beläuft sich der ent-
                                                                  95                                                                                  -1%
sprechende Mietpreisanstieg gar auf 23%.
                                                                  90                                                                                  -2%
                                                                    2005        2007      2009       2011       2013        2015          2017
                                                                Quelle: Wüest Partner, Credit Suisse

Anstieg des Referenzzinssatzes in weiter Ferne                  Abb.13: Hypothekarischer Durchschnittszinssatz
                                                                Höhe des hypothekarischen Durchschnittszinssatzes und dessen Veränderung

Im Juni 2017 verkündete das Bundesamt für Wohnungswe-           4.0%
                                                                   Veränderung in Basispunkten (r. Skala)                                         10
                                                                                                              Hypothekarischer Durchschnittszinssatz
sen die Senkung des Referenzzinssatzes auf 1.50%, da der        3.5%                                                                                  5
massgebliche hypothekarische Durchschnittszinssatz den
                                                                3.0%                                                                                  0
Schwellenwert von 1.625% unterschritten hatte. Dieser
Durchschnittszinssatz, der sich als mittlerer Zinssatz aus      2.5%                                                                                  -5
allen ausstehenden Hypotheken errechnet, ist inzwischen         2.0%                                                                                  -10
auf den neuen Tiefstand von 1.49% gesunken. Beim Neu-
                                                                1.5%                                                                                  -15
abschluss von Hypotheken mit kurzer bis mittlerer Laufzeit
wird dieser Zinssatz noch immer meist unterschritten. Der       1.0%                                                                                  -20
Sinkflug wird daher noch eine Weile anhalten. Ein Wieder-
                                                                0.5%                                                                                  -25
anstieg des Referenzzinssatzes vor 2021 ist höchst unwahr-
scheinlich, und zwar selbst im Falle einer ersten Leitzinsan-   0.0%                                                                                  -30
                                                                   06/2008        06/2010        06/2012        06/2014       06/2016            06/2018
hebung im kommenden Jahr.
                                                                Quelle: Bundesamt für Wohnungswesen, Credit Suisse

                                                                       Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018                          11
Kommerzielle Immobilien

Abbau der Büro-Leerstände
                                         Die leer stehenden Büro- und Verkaufsflächen haben in den meisten Regionen mit
                                         Ausnahme des Kantons Genf stagniert oder abgenommen. Während der Verkaufs-
                                         flächenmarkt weiter unter Druck steht, zeichnet sich am Büroflächenmarkt eine
                                         Entspannung ab.

Regionale                                Der Büroflächenmarkt entwickelt sich geografisch unterschiedlich. Während die Leerstände in den
Unterschiede beim                        beiden Basler Kantonen auf relativ hohem Niveau stagnieren, haben sie in der Stadt Bern um
Büroflächenleerstand                     13% und im Kanton Waadt um 18% abgenommen. Auch auf dem Platz Zürich rechnen wir mit
                                         einem Rückgang. Grund dafür ist in erster Linie die gute Konjunktur in Kombination mit einem
                                         Anstieg der Büroflächennachfrage. Auf den genannten Märkten mehren sich die Zeichen der
                                         Stabilisierung, und der Büroflächenmarkt dürfte in den kommenden Quartalen weiter gesunden.
                                         Eine Ausnahme ist der Kanton Genf. Dort stieg der Büroleerstand markant auf 226'727 m² (+
                                         44%, vgl. Abb. 15). Zugenommen haben insbesondere die Flächen, die schon seit mehr als drei
                                         Jahren einen Mieter suchen, sowie solche, die erst seit wenigen Monaten leer stehen. Risiken für
                                         den Genfer Markt rühren von der stetigen Flächenausweitung her. Die 12-Monats-Summe der
                                         Baubewilligungen im Kanton Genf liegt im Gegensatz zum gesamtschweizerischen Markt um rund
                                         25% über dem langjährigen Mittel.
Investitionen                            Wegen des anhaltenden Tiefzinsumfelds, der geringen Finanzierungskosten und der beschränkten
in den Büroflächen-                      Investitionsalternativen bleibt die Entwicklung von Büroflächen mittelfristig attraktiv. Die 12-
markt bleiben                            Monats-Summe aller in der Schweiz baubewilligten Neubauvorhaben lag im Juli nahe beim lang-
attraktiv                                jährigen Mittel von CHF 2 Mrd. (vgl. Abb. 14). Die Erholung des Beschäftigungswachstums (+2%
                                         im Vorjahresvergleich) nach längerer Phase der Lethargie nährt die Hoffnung, dass die gemelde-
                                         ten Leerstände trotz kontinuierlicher Flächenzunahme weiter reduziert werden können.
Anhaltender Druck                        Die Entwicklung der Leerstände von Verkaufsflächen zeigt ebenfalls kein einheitliches Bild. Im
auf den Verkaufs-                        Kanton Genf sind die Leerstände um 12% und in der Stadt Basel um 1% gestiegen. In der Stadt
flächenmarkt trotz                       Bern und im Kanton Baselland reduzierte sich der Leerstand dagegen um 11%, im Kanton Waadt
sinkender Leerstände                     gar um hohe 28%. Diese Zahlen beschönigen allerdings die Situation auf dem Verkaufsflächen-
                                         markt. Die grossen Probleme in vielen Mittelzentren werden von der Statistik nicht erfasst. Zudem
                                         werden nicht vermietbare Verkaufsflächen rasch anderweitig genutzt und nicht mehr als Verkaufs-
                                         flächen gemeldet. Die Probleme im Verkaufsflächenmarkt widerspiegeln sich in einer geringen
                                         Ausweitung: Die 12-Monats-Summe der Baubewilligungen aller Verkaufsflächen liegt mit
                                         CHF 399 Mio. deutlich unter dem langjährigen Mittel (vgl. Abb. 14). Ein Grossteil der geplanten
                                         Flächen stammt nach wie vor aus Gebäuden mit Mischnutzung, die Wohn-und Geschäftsflächen
                                         kombinieren. Sie sind eine Folge der starken Bautätigkeit im Mietwohnungssegment.

Abb.14: Baubewilligte Verkaufs-und Büroflächen                                         Abb.15: Entwicklung der kommerziellen Leerstände
Bausumme in CHF Mio., Neubau, gleitende 12-Monats-Summe                                Leerstehende Büro-und Verkaufsflächen per 1. Juni, in Tausend m²

3'500                                              Büroflächen                                                                     Büro
                                                                                        250                                                                       2015
                                                   Büroflächen, Mittel seit 1995                                                                                  2016
                                                                                        200
3'000                                              Verkaufsflächen                                                                                                2017
                                                                                        150
                                                   Verkaufsflächen, Mittel seit 1995                                                                              2018
                                                                                        100
2'500
                                                                                         50

2'000                                                                                     0
                                                                                                                                                Stadt    Stadt
                                                                                                  GE           VD          BS              BL                     NE*
                                                                                                                                                Bern    Zürich*
1'500                                                                                    40
                                                                                         30
1'000
                                                                                         20

  500                                                                                    10
                                                                                          0
                                                                                                                                 Verkauf
     0
      2010     2011     2012      2013    2014   2015   2016         2017    2018
                                                                                       *Daten 2018 bei Redaktionsschluss noch nicht verfügbar
Quelle: Baublatt, Credit Suisse                                                        Quelle: Diverse statistische Ämter, Credit Suisse

12               Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018
Kommerzielle Immobilien

Büroflächen: Steigende Nachfrage                               Abb.16: Beschäftigungsentwicklung
                                                               Jährliche Veränderung der Anzahl Beschäftigten auf Vollzeitbasis, in %

Die steigende Büroflächennachfrage ist vor allem der kräfti-    4%
gen Erholung der Schweizer Wirtschaft zu verdanken. Die         3%
Kapazitätsauslastung der Industrie bewegt sich auf über-
                                                                2%
durchschnittlich hohem Niveau. Neben der Erholung der
                                                                1%
verarbeitenden Industrie tragen vor allem Beschäftigungser-
höhungen im IT-Sektor sowie bei den Unternehmensdienst-         0%

leistungen zu einer steigenden Zusatznachfrage nach Büro-      -1%
flächen bei. Dagegen setzt der Finanzsektor unter dem          -2%
                                                                                                                                                                   Industrie
Strich noch immer eher Büroflächen frei, als dass er zusätz-   -3%                                                                                                 Dienstleistungen (Privatsektor)
liche nachfragt. Geplante Repatriierungen von Bankarbeits-                                                                                                         Dienstleistungen (öffentlicher Sektor)
                                                               -4%                                                                                                 Bau
plätzen vor allem im IT-Bereich nähren jedoch die Hoffnung,                                                                                                        Total
dass diese Entwicklung bald ein Ende findet.                   -5%
                                                                  2004                2006                       2008                   2010                       2012                   2014                        2016                  2018

                                                               Quelle: Credit Suisse, Bundesamt für Statistik

Büroflächen: Ende der Mietpreisrückgänge erwartet              Abb.17: Büromieten
                                                               Hedonischer Mietpreisindex in verschiedenen Regionen: 1. Quartal 2005 = 100

Nach kurzer Pause sind die Mietpreise in den meisten regio-    150                  Region Zürich
                                                                                    Region Basel
nalen Märkten weiter rückläufig. Einzig in der Stadt Zürich                         Region Bern
                                                               140
verzeichneten die Mieten einen leichten Anstieg um 0.6% im                          Region Genfersee
Vergleich zum Vorjahr. In der gesamten Region Zürich                                Übrige Schweiz
                                                               130
(–0.3%) sowie in den Regionen Basel (–2.5%) und Bern
(–1.4%) notierten die Mieten allesamt tiefer. Am stärksten     120
fiel die Korrektur mit –8% in der Stadt Genf aus. Angesichts
der stark gestiegenen Leerstände und der hohen Projektie-      110
rungstätigkeit sind in Genf weiterhin rückläufige Mietpreise
wahrscheinlich. In der Mehrheit der Regionen erwarten wir      100
dagegen dank der gestiegenen Nachfrageimpulse ein Ende
der Mietpreisrückgänge.                                         90
                                                                  2005                  2007                       2009                        2011                          2013                    2015                       2017

                                                               Quelle: Wüest Partner

Verkaufsflächen: Negativer Umsatztrend bei Non-Food            Abb.18: Detailhandelsumsätze
                                                               Real nach Produktgruppen, Veränderung zum Vorjahresquartal, in %

Die Detailhandelsumsätze im Bereich Food/Near-Food              12%
                                                                10%
lagen im 1. Quartal 2018 um 1.3% über dem Vorjahres-             8%
                                                                 6%
wert. Das Food/Near-Food-Segment ist im Vergleich zum            4%
Non-Food-Segment verhältnismässig stabil. Die Non-Food-          2%
                                                                 0%
Umsätze sanken insgesamt um 2.6%, wozu insbesondere             -2%
der starke Umsatzrückgang im Bekleidungssegment beitrug.        -4%
                                                                -6%
Der Strukturwandel vom stationären Handel zum Onlinehan-        -8%           Food/Near-Food
del ist speziell in diesem Segment beständig, was in Kombi-    -10%           Total Non-Food
                                                               -12%           Bekleidung, Schuhe
nation mit dem anhaltenden Einkaufstourismus zu Umsatz-        -14%
                                                                              Personal Care und Gesundheit
einbussen und einer geringeren Verkaufsflächennachfrage        -16%
                                                                              Heimelektronik
                                                               -18%
seitens der Detaillisten führt.
                                                                         1Q.2014
                                                                                   2Q.2014
                                                                                             3Q.2014
                                                                                                       4Q.2014
                                                                                                                 1Q.2015
                                                                                                                           2Q.2015
                                                                                                                                     3Q.2015
                                                                                                                                               4Q.2015
                                                                                                                                                         1Q.2016
                                                                                                                                                                   2Q.2016
                                                                                                                                                                              3Q.2016
                                                                                                                                                                                        4Q.2016
                                                                                                                                                                                                  1Q.2017
                                                                                                                                                                                                            2Q.2017
                                                                                                                                                                                                                      3Q.2017
                                                                                                                                                                                                                                4Q.2017
                                                                                                                                                                                                                                          1Q.2018

                                                               Quelle: GfK, Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

                                                                     Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018                                                                                                                          13
Logistikimmobilien

Mehr als eine Nische
                                       Onlinehandel, Urbanisierung und Digitalisierung prägen gegenwärtig die
                                       Logistikwirtschaft und lösen hohe Immobilieninvestitionen aus. Aus Anlegerperspektive
                                       versprechen Logistikobjekte nebst attraktiven Erträgen vor allem auch einen Beitrag zur
                                       Portfoliodiversifizierung.

Logistik als                           Die Warenströme rund um den Globus nehmen im Zug der Globalisierung rasant zu, was die Lo-
bedeutender                            gistikbranche auf allen Kontinenten beflügelt. Obwohl die Schweiz aufgrund hoher Lohn- und
Schweizer                              Landkosten keine internationale Logistikdrehscheibe ist, bewältigt die hiesige Logistikbranche
Wirtschaftszweig                       erhebliche Güterströme. Die Ausfuhrmengen haben seit 1990 stetig auf über 20 Mio. Tonnen, die
                                       Einfuhrmengen auf über 51 Mio. Tonnen zugenommen. Gemäss GS1 Schweiz hat der Schweizer
                                       Logistikmarkt ein Gesamtvolumen von rund CHF 40 Mrd. Die Logistik ist damit zu einem bedeu-
                                       tenden Wirtschaftszweig der Schweiz avanciert.

Onlinehandel lässt                     Die Logistikwirtschaft ist gegenwärtig einem starken Wandel unterworfen. Der grösste Einfluss
Logistikströme                         geht dabei vom stetig wachsenden Volumen des Onlinehandels aus. Im Onlinehandel entscheiden
anschwellen                            sich die Konsumenten bevorzugt für den Anbieter, der die einfachste und schnellste Zustellung
                                       bietet. Dadurch hat sich die Logistik von einer einst rein ausführenden Tätigkeit zu einer strate-
                                       gisch bedeutsamen Dienstleistung emporgeschwungen. Die Volumen im Onlinehandel sind in der
                                       Schweiz in den letzten drei Jahren mit jährlich 8.7 % auf knapp CHF 9 Mrd. (2017) gewachsen.
                                       Der starke Anstieg der kleinteiligen Lieferungen sowie die Übernahme der letzten Transportmeile
                                       und neuer Aufgaben wie der Abwicklung von Retouren gehen mit einem erhöhten Logistikbedarf
                                       einher. Um diesen decken zu können, investieren Logistiker und Händler fortlaufend in ihr Trans-
                                       portnetzwerk und ihre Logistikanlagen.

Dynamische                             Im Mittel der vergangenen 20 Jahre wurden schweizweit jährlich rund CHF 0.7 Mrd. in Lo-
Entwicklung der                        gistikimmobilien (Neubau und Umbau) investiert (vgl. Abb.19). Im Vergleich zu den Büroflächen
Bautätigkeit                           (CHF 3.0 Mrd.) oder den Verkaufsflächen (CHF 1.6 Mrd.) ist der Logistikimmobilienmarkt somit
                                       eine Nische. Im Jahr 2015 erreichten die Bauinvestitionen in Lager und Depots immerhin erstmals
                                       ein Volumen von über CHF 1 Mrd. Bei den aktuellen Projekten liegen dabei räumlich die Agglo-
                                       merationen und Autobahnkreuze im Fokus (vgl. Abb.20). Nebst gebäudespezifischen Faktoren
                                       wie ausreichende Bodentraglasten und Raumhöhen sind die Nähe zu Ballungszentren und Ver-
                                       kehrsinfrastrukturen die entscheidenden Standortfaktoren für Logistikimmobilien. Die gewichtigs-
                                       ten Investoren sind dabei der Gross- und Detailhandel sowie die Logistik- und Transportbranche.
                                       Anders als beispielsweise in Deutschland, den USA oder Grossbritannien existiert in der Schweiz
                                       noch kaum ein eigentlicher Entwicklungsmarkt für Logistikimmobilien.

Abb.19: Steigende Bauinvestitionen in Logistikimmobilien                    Abb.20: Agglomerationen und Autobahnkreuze im Fokus
Bauinvestitionen in Lager und Depots, 1994 – 2016, in CHF Mio.              Baugesuche für grössere Logistik- und Lagerflächenprojekte, 2013 – 2018

1200
             Neubau     Umbau

1000

 800

 600

 400

 200

     0
         1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016

Quelle: Bundesamt für Statistik, Credit Suisse                              Quelle: Baublatt, Credit Suisse, Geostat

14               Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018
Attraktives                            Auch in der Schweiz wecken Logistikimmobilien jedoch allmählich die Aufmerksamkeit der Anleger
Renditeniveau, aber                    und Investoren. Die tiefzinsbedingt hohe Nachfrage nach Immobilienanlagen hat die Anfangs- und
beschränkte                            Cashflow-Renditen in allen Segmenten unter Druck gesetzt. Durch Zukäufe von höher rentieren-
Marktliquidität                        den Logistikflächen kann den sinkenden Cashflow-Renditen entgegengewirkt und das Portfolio
                                       stärker diversifiziert werden. Dies ist insbesondere für grössere, auf kommerzielle Flächen ausge-
                                       richtete Immobilienportfolios und für längerfristig orientierte Anleger eine interessante Option.
                                       Gemäss dem MSCI-Index für Schweizer Immobilien waren die Netto-Cashflow-Renditen von Ge-
                                       werbe- und Logistikflächen in den vergangenen 15 Jahren systematisch höher als diejenigen von
                                       Wohn-, Büro- und Verkaufsflächen – und zwar meist um über 100 Basispunkte (vgl. Abb.21).
                                       Indessen müssen Anleger auch gewisse Nachteile in Kauf nehmen, wie z.B. eine beschränkte
                                       Marktliquidität, hohe nutzerspezifische Anforderungen seitens der Mieter sowie die Notwendigkeit
                                       profunder Marktkenntnisse und eines langfristig ausgerichteten Anlagehorizonts.

Ein ideales                            Als Argument für ein Engagement in Logistikimmobilien wird immer wieder der Diversifikationsge-
Diversifikations-                      danke ins Feld geführt. Verschiedene Segmente des Immobilienmarkts befinden sich oft in unter-
instrument                             schiedlichen Stadien des Immobilienzyklus, da ihnen nicht die gleichen Treiber zugrunde liegen.
                                       Für den Logistikflächenmarkt ist als zyklischer Treiber insbesondere die Entwicklung des Aussen-
                                       handels, des Konsums und der Gesamtwirtschaft ausschlaggebend. Die Gesamtrenditen der
                                       Büroflächen korrelierten in den vergangenen Jahren kaum mit jenen der Gewerbe- und Logistik-
                                       flächen (Korrelationskoeffizient: –0.14), und zwischen Letzteren und Wohnflächen bestand gar
                                       eine recht deutlich negative Korrelation (–0.51). Hier sind teilweise andere zyklische Treiber am
                                       Werk als bei den Logistikflächen, so etwa das Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum.

Des einen Leid ist des                 Die zyklischen Treiber der Verkaufsflächen hingegen ähneln jenen der Logistikflächen. Entspre-
anderen Freud                          chend korrelierten die Gesamtrenditen von Logistik- und Verkaufsflächen während vieler Jahre
                                       relativ stark. Während die Gesamtrenditen von Verkaufsflächen jedoch seit 2012 an Terrain ein-
                                       büssen, verfolgen diejenigen der Logistikflächen seit 2014 einen deutlichen Aufwärtstrend. Hier
                                       dürfte ein gewichtiger struktureller Treiber neu ins Spiel gekommen sein: Der in den letzten Jah-
                                       ren stark expandierende Onlinehandel setzt die Renditen von Flächen des stationären Detailhan-
                                       dels unter Druck, während die Logistikflächen von der Verlagerung des Handels auf den Online-
                                       Kanal profitieren (vgl. Abb.22). Insgesamt lässt sich aus obigen Betrachtungen schliessen, dass
                                       Logistikflächen in einem Immobilienportfolio einen wesentlichen Beitrag zur Risikodiversifikation
                                       leisten können. In den vergangenen Jahren ist dieser Beitrag noch grösser geworden, weil sich
                                       die Performance der Logistikflächen von jener der Verkaufsflächen entkoppelt hat.

                                       Dieser Text basiert auf der Publikation «Logistikimmobilienreport 2018», der unter www.credit-
                                       suisse.com/immobilien verfügbar ist.

Abb.21: Hohe Cashflow-Renditen bei Logistikimmobilien                                  Abb.22: Entkopplung von Logistik- und Retailrenditen
Netto-Cashflow-Renditen gemäss MSCI-Index Immobilien Schweiz                           Gesamtrendite (Total Return) gemäss MSCI-Index Immobilien Schweiz

9%                                                                                     16%                                                  Gewerbe-/Logistikflächen
                                                                                                                                            Verkaufsflächen
8%                                                                                     14%
                                                                                                                                            Büroflächen
7%                                                                                                                                          Wohnflächen
                                                                                       12%
6%
                                                                                       10%
5%
                                                                                        8%
4%
                                                                                        6%
3%
                                                                                        4%
2%
                              Verkaufsflächen              Büroflächen
1%                                                                                      2%
                              Wohnflächen                  Gewerbe-/Logistikflächen
0%                                                                                      0%
      2002      2004      2006       2008       2010      2012      2014      2016            2002     2004      2006     2008      2010     2012      2014      2016

Die in der Vergangenheit erzielte Performance bietet keinerlei Garantie für künftige   Die in der Vergangenheit erzielte Performance bietet keinerlei Garantie für künftige
Wertentwicklungen. Die Performance kann durch Provisionen, Gebühren und andere         Wertentwicklungen. Die Performance kann durch Provisionen, Gebühren und andere
Kosten sowie durch Wechselkursschwankungen beeinträchtigt werden.                      Kosten sowie durch Wechselkursschwankungen beeinträchtigt werden.
Quelle: Bloomberg, MSCI, Credit Suisse                                                 Quelle: Bloomberg, MSCI, Credit Suisse

                                                                                           Swiss Economics | Immobilienmonitor | 3. Quartal 2018                        15
Wichtige Informationen                                                           sind nicht auf eine bestimmte Zurückhaltung bei Anlagen oder Handelsstra-
                                                                                 tegie beschränkt und versuchen, in den unterschiedlichsten Märkten Gewinne
Dieser Bericht bildet die Ansicht des CS Investment Strategy Departments ab      zu erzielen, indem sie auf Fremdfinanzierung, Derivate und komplexe, speku-
und wurde nicht gemäss den rechtlichen Vorgaben erstellt, die die Unabhän-       lative Anlagestrategien setzen, die das Risiko eines Anlageausfalls erhöhen
gigkeit der Investment-Analyse fördern sollen. Es handelt sich nicht um ein      können.
Produkt der Research Abteilung von Credit Suisse, auch wenn Bezüge auf           Rohstofftransaktionen bergen ein hohes Mass an Risiko und sind für viele
veröffentlichte Research-Empfehlungen darin enthalten sind. CS hat Weisun-       Privatanleger möglicherweise ungeeignet. Marktbewegungen können zu
gen zur Lösung von Interessenkonflikten eingeführt. Dazu gehören auch            erheblichen Verlusten oder sogar zu einem Totalverlust führen.
Weisungen zum Handel vor der Veröffentlichung von Research-Ergebnissen.          Anleger in Immobilien sind Liquiditäts-, Fremdwährungs- und anderen Risiken
Diese Weisungen finden auf die in diesem Bericht enthaltenen Ansichten der       ausgesetzt, einschliesslich konjunktureller Risiken, Vermietungsrisiken und
Anlagestrategen keine Anwendung.                                                 solcher, die sich aus den Gegebenheiten des lokalen Marktes, der Umwelt
                                                                                 und Änderungen der Gesetzeslage ergeben.
Risikowarnung
                                                                                 Zins- und Ausfallrisiken
Jede Anlage ist mit Risiken verbunden, insbesondere in Bezug auf Wert- und       Die Werthaltigkeit einer Anleihe hängt von der Bonität des Emittenten bzw.
Renditeschwankungen. Sind Anlagen in einer anderen Währung als Ihrer             des Garanten ab. Sie kann sich während der Laufzeit der Anleihe ändern. Bei
Basiswährung denominiert, können Wechselkursschwankungen den Wert,               Insolvenz des Emittenten und/oder Garanten der Anleihe ist die Anleihe oder
den Kurs oder die Rendite nachteilig beeinflussen.                               der aus der Anleihe resultierende Ertrag nicht garantiert und Sie erhalten die
Informationen zu den mit Anlagen in die hierin behandelten Wertpapiere           ursprüngliche Anlage möglicherweise nicht oder nur teilweise zurück.
verbundenen Risiken finden Sie unter folgender Adresse:
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Dieser Bericht kann Informationen über Anlagen, die mit besonderen Risiken       Im Mandats- und Beratungsgeschäft der CS sind Anlagestrategen für die
verbunden sind, enthalten. Bevor Sie eine Anlageentscheidung auf der             Formulierung von Multi-Asset-Strategien und deren anschliessende Umset-
Grundlage dieses Berichts treffen, sollten Sie sich durch Ihren unabhängigen     zung verantwortlich. Sofern Musterportfolios gezeigt werden, dienen sie
Anlageberater bezüglich notwendiger Erläuterungen zum Inhalt dieses Be-          ausschließlich zur Erläuterung. Ihre eigene Anlageverteilung, Portfolioge-
richts beraten lassen. Zusätzliche Informationen erhalten Sie ausserdem in       wichtung und Wertentwicklung können nach Ihrer persönlichen Situation und
der Broschüre «Besondere Risiken im Effektenhandel», die Sie bei der             Risikotoleranz erheblich davon abweichen. Meinungen und Ansichten der
Schweizerischen Bankiervereinigung erhalten.                                     Anlagestrategen können sich von denen anderer CS-Departments unter-
                                                                                 scheiden. Ansichten der Anlagestrategen können sich jederzeit ohne Ankün-
Vergangene Wertentwicklung ist kein Indikator für zukünftige Wert-               digung oder Verpflichtung zur Aktualisierung andern. Die CS ist nicht ver-
entwicklungen. Die Wertentwicklung kann durch Provisionen, Gebüh-                pflichtet sicherzustellen, dass solche Aktualisierungen zu Ihrer Kenntnis
ren oder andere Kosten sowie durch Wechselkursschwankungen                       gelangen.
beeinflusst werden.
                                                                                 Gelegentlich beziehen sich Anlagestrategen auf zuvor veröffentlichte Rese-
Finanzmarktrisiken                                                               arch-Artikel, einschl. Empfehlungen und Rating-Änderungen, die in Listen-
Historische Renditen und Finanzmarktszenarien sind keine Garantie für            form zusammengestellt werden. Die darin enthaltenen Empfehlungen sind
zukünftige Ergebnisse. Angegebene Kurse und Werte von Anlagen sowie              Auszüge und/oder Verweise auf zuvor veröffentliche Empfehlungen von
etwaige auflaufende Renditen könnten sinken, steigen oder schwanken. Die         Credit Suisse Research. Bei Aktien bezieht sich dies auf die entsprechende
Performance in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die künftige Wertent-      Company Note oder das Company Summary des Emittenten. Empfehlungen
wicklung. Sind Anlagen in einer anderen Währung als Ihrer Basiswährung           für Anleihen sind dem entsprechenden Research Alert (Anleihen) oder dem
denominiert, können Wechselkursschwankungen den Wert, den Kurs oder              Institutional Research Flash/Alert – Credit Update Switzerland zu entneh-
die Rendite nachteilig beeinflussen. Sie sollten, soweit Sie eine Beratung für   men. Diese Publikationen sind auf Wunsch erhältlich oder können von
erforderlich halten, Berater konsultieren, die Sie bei dieser Entscheidung       https://investment.credit-suisse.com heruntergeladen werden. Offenlegun-
unterstützen.                                                                    gen sind unter www.credit-suisse.com/disclosure zu finden
Anlagen werden möglicherweise nicht öffentlich oder nur an einem einge-
schränkten Sekundärmarkt gehandelt. Ist ein Sekundärmarkt vorhanden,             Allgemeiner Haftungsausschluss / Wichtige Informati-
kann der Kurs, zu dem die Anlagen an diesem Markt gehandelt werden, oder         on
die Liquidität bzw. Illiquidität des Marktes nicht vorhergesagt werden.
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Schwellenmärkte                                                                  durch natürliche oder juristische Personen bestimmt, die Bürger eines
In Fällen, in denen sich dieser Bericht auf Schwellenmärkte bezieht, weisen      Landes sind oder in einem Land ihren Wohnsitz bzw. ihren Gesellschaftssitz
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Anlagekategorien von oder in Zusammenhang oder Verbindung mit Emitten-           zung dieser Informationen geltende Gesetze oder Vorschriften verletzen
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sind. Anlagen im Zusammenhang mit Schwellenländern können als spekulativ         In diesem Bericht bezieht sich CS auf die Schweizer Bank Credit Suisse AG,
betrachtet werden; ihre Kurse neigen zu einer weit höheren Volatilität als die   ihre Tochter- und verbundenen Unternehmen. Weitere Informationen über
der stärker entwickelten Länder der Welt. Anlagen in Schwellenmärkten            die Organisationsstruktur finden sich unter dem folgenden Link:
sollten nur von versierten Anlegern oder von erfahrenen Fachleuten getätigt      http://www.credit-suisse.com
werden, die über eigenständiges Wissen über die betreffenden Märkte sowie
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Ressourcen zur Verfügung haben, um die erheblichen Risiken des Ausfalls          sowie zur Nutzung durch Sie. Sie ist weder eine Aufforderung noch ein
solcher Anlagen zu tragen. Es liegt in Ihrer Verantwortung, die Risiken, die     Angebot oder eine Empfehlung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Wert-
sich aus Anlagen in Schwellenmärkten ergeben, und Ihre Portfolio-                schriften oder anderen Finanzinstrumenten. Alle Informationen, auch Tatsa-
Strukturierung zu steuern. Bezüglich der unterschiedlichen Risiken und           chen, Meinungen oder Zitate, sind unter Umständen gekürzt oder zusam-
Faktoren, die es bei Anlagen in Schwellenmärkten zu berücksichtigen gilt,        mengefasst und beziehen sich auf den Stand am Tag der Erstellung des
sollten Sie sich von Ihren eigenen Beratern beraten lassen.                      Dokuments. Bei den in diesem Bericht enthaltenen Informationen handelt es
                                                                                 sich lediglich um allgemeine Marktkommentare und in keiner Weise um eine
Alternative Anlagen                                                              regulierte Finanzberatung bzw. Rechts-, Steuer- oder andere regulierte
Hedge-Fonds unterliegen nicht den zahlreichen Bestimmungen zum Schutz            Finanzdienstleistungen. Den finanziellen Zielen, Verhältnissen und Bedürf-
von Anlegern, die für regulierte und zugelassene gemeinsame Anlagen              nissen einzelner Personen wird keine Rechnung getragen. Diese müssen
gelten; Hedge-Fonds-Manager sind weitgehend unreguliert. Hedge-Fonds             indes berücksichtigt werden, bevor eine Anlageentscheidung getroffen wird.

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