Betriebliches Gesundheitsmanagement - Promotion Santé Suisse
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HR Today Special 2017 Betriebliches Gesundheitsmanagement Die themenspezifische Beilage zum HR Today Chancen und Risiken der Digitalisierung M-Well: Einblick in ein zukunftsweisendes BGM-Pilotprojekt der Migros Waadt. Best Case: Warum bei der Ergon Informatik BGM ein Teil der DNA ist. Interview: Job-Cloud-CEO Renato Profico über BGM als Wettbewerbsvorteil im Recruiting. S.01_BGM_Special_2017_Titelseite_2kor.indd 1 23.06.17 10:26
Nationale Tagung für betriebliches Gesundheitsmanagement 2017 Bits, Bytes und BGM: Führen im Zeitalter der Digitalisierung Mittwoch, 30. August 2017, Universität Freiburg 09.30 Uhr 10.00 Uhr 11.00 Uhr Digitalisierung – Digitale Transformation. Die Digitalisierung fordert Arbeiten in der Wolke? Von geschlossenen Systemen heraus – Kultur und Prävention Dr. phil. l. Ursina Jud Huwiler, zu Netzwerkorganisationen. machen es aus. Ressortleiterin Arbeitsmarktana Prof. Dr. Andréa Belliger, Nathalie Bourquenoud, lyse und Sozialpolitik, Staatsse Prorektorin und Leiterin IKF, PH Leiterin Human Development, kretariat für Wirtschaft, Seco, Luzern und Institut für Kommu Schweizerische Mobiliar Versiche Bern. nikation & Führung IKF, Luzern. rungsgesellschaft AG, Bern. 11.30 Uhr 12.00 Uhr Aus der Praxis: Kompetenzen Personalführung in der digitalen und Strategien für die digitale Transformation: Gesund, sozial, Arbeitswelt. nachhaltig? Lic. phil. Annette Kielholz, Prof. Dr. rer. pol. Sibylle Olbert Leitung Kommunikation und Bock, Leiterin Kompetenzzen Marketing, Ergon Informatik AG, trum Leadership und Personal Zürich. management, FH St. Gallen. Wichtiger HINWEIS ! www.bgm-tagung.ch Innerhalb der Schutzzone (hellblauer Rahmen) darf kein anderes Element platziert werden! Ebenso darf der Abstand zu Format- resp. Papierrand die Schutzzone nicht verletzen! Hellblauen Rahmen der Schutzzone nie drucken! Siehe auch Handbuch „Corporate Design der Schweizerischen Bundesverwaltung“ Kapitel „Grundlagen“, 1.5 / Schutzzone www. cdbund.admin.ch Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS _S.02_Programmpunkte_BGM-Tagung_D_2017.indd S.02-03_BGM_Special_Inhalt_Editorial_2017kor.indd 44 2 23.06.17 10:25 10:27
Inhalt/Editorial Betriebliches Gesundheitsmanagement Inhalt Einleitung 04 Friendly Work Space Firmen, die das Label Friendly Work Space tragen, haben das BGM in ihrer Unternehmensstrategie integriert und setzen dieses systematisch um. Eine Übersicht. 05 Digital geführt Algorithmen verändern vieles, aber nicht alles. Etwa, wie Menschen geführt werden wollen. Ein Gast- beitrag von Prof. Dr. Thomas Mattig, Direktor der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. 06 Digital gestresst Immer mehr Mitarbeitende fühlen sich gestresst oder erleiden ein Burnout. Ein Phänomen, mit dem sich auch Gesundheitsförderung Schweiz auseinandersetzt. Geschäftsleitungsmitglied René Marcello Rippstein im Liebe Leserinnen, liebe Leser Gespräch. Die Digitalisierung macht vor dem Betrieblichen Gesundheits Best Case management nicht Halt und stellt auch sonst viele Selbstverständlich- keiten infrage. Etwa, dass Mitarbeitende stark hierarchisch geführt 08 Migros Waadt M-Well ist ein Pilotprojekt der Migros Waadt, werden und wenig Handlungsspielraum haben. das der Detailhändler 2016 lanciert hat, um Gesundheitsförde- rung gezielt für bestimmte Berufsgruppen sowie auf individu- Wie der Beitrag von Prof. Dr. Thomas Mattig, Direktor von Gesund- eller Ebene unternehmensweit voranzutreiben. heitsförderung Schweiz, zeigt, sind Mitarbeitende gesünder, wenn sie mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben. Der Case von Ergon 11 Ergon Informatik Betriebliches Gesundheitsmanagement Informatik verdeutlicht, wie ein Unternehmen in diesem Sinne ein lässt sich betreiben, ohne es so zu benennen. Das zeigt das Betriebliches Gesundheitsmanagement betreiben kann, ohne dies so Beispiel des IT-Unternehmens Ergon Informatik, dem das BGM zu benennen oder künstlich BGM-Strukturen zu implementieren. gemäss HR-Leiterin Claudia Zirn «in Fleisch und Blut über gegangen» ist. Obwohl BGM-Massnahmen vorwiegend noch in der Offline-Welt getroffen werden, stossen die digitalen «Gesundheitshelferlein» in Referenten BGM-Tagung den Unternehmen zunehmend auf positives Echo. So hat die Migros Waadt kürzlich eine digitale BGM-App lanciert, mit der Mitarbeiten- 14 Hilfeleistung Neue Arbeitskulturen entstehen nicht von de ihren aktuellen Gesundheitszustand ermitteln können und indivi- selbst. Das Jungunternehmen Euforia unterstützt Firmen dabei, duelle Verbesserungsvorschläge erhalten. Die so erfassten Daten neue Arbeitsansätze zu finden. Speaker Séverin von Hüner- nutzen die BGM-Verantwortlichen bei der Migros, um die Arbeitsbe- bein, Director Facilitation, Training and Coaching im Interview. dingungen der Angestellten konkret zu verbessern. 16 Digitaler Kulturwandel Während Befehlskulturen zuneh- Mehr noch als der digitale Wandel per se stellt das Tempo dieser mend zum Auslaufmodell werden, sind Netzwerke stark im Veränderungen die Unternehmen vor ernstzunehmende Herausfor- Kommen, schreibt Keynote-Speakerin Andrea Belliger, derungen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Gesundheits- Prorektorin der PH Luzern, in ihrem Gastbeitrag. förderung Schweiz hat sich den damit verbundenen Fragen ange- nommen und etablierte BGM-Produkte überarbeitet sowie neue Marktplatz lanciert. Entsprechend widmet sich die diesjährige Nationale Tagung für Betriebliches Gesundheitsmanagement am 30. August 2017 in 18 Digitale Gesundheit Von einer Gesundheits-App für Freiburg unter dem Motto «Bits, Bytes und BGM» dem Thema der Lernende über eine App, die Stolperfallen verhindert, bis hin Digitalisierung. zu einem ausgefuchsten Corporate-Health-Programm. Ob digital oder analog: Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche 19 BGM als Wettbewerbsvorteil Immer mehr Firmen tragen Lektüre. das Label Friendly Work Space von Gesundheitsförderung Schweiz und wollen Bewerbern dessen Vorteile vermitteln. Wie Corinne Päper, Redaktorin HR Today das geht, erklärt Job-Cloud-CEO Renato Profico im Interview. Verantwortliche Special «Betriebliches Gesundheitsmanagement» HR Today Special 2017 3 10:25 S.02-03_BGM_Special_Inhalt_Editorial_2017kor.indd 3 23.06.17 10:27
Betriebliches Gesundheitsmanagement Einleitung Die Systematik Themenfeldern. Diese bilden die Grundlage zur Ge Systematisches BGM zahlt sich aus Friendly Work Space beschreibt ein Qualitäts staltung eines systematischen BGMs. Es sind keine neuen Strukturen notwendig. Friendly Work Space Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) umfasst und damit zum Unternehmenserfolg beizutragen. managementsystem (QMS), welches auf das Fach lässt sich gut in die gängigen QMS nach ISO und die Gestaltung betrieblicher Strukturen und Prozesse Firmen, die das Label Friendly Work Space tragen, gebiet BGM spezifiziert ist. Es besteht aus mit dem Ziel, die Voraussetzungen zu schaffen, um die sechs EFQM haben das BGM einfügen. in ihrer Unternehmensstrategie Gesundheit der Mitarbeitenden nachhaltig zu fördern integriert und setzen dieses systematisch um. DIE SECHS BGM-THEMENFELDER sse Proze Mas sna hm en 1 BGM und Unternehmenspolitik gie Aspekte des Personalwesens ate 2 2 Erg Str und der Arbeitsorganisation ebn isse 20% 3 Planung von BGM 1 5 6 4 Soziale Verantwortung 3 5 Umsetzung von BGM 20% 15% 15% 6 Gesamtevaluation von BGM 4 20% Ko 10% Detaillierte Informationen unter: ) nt in u K VP www.gesundheitsfoerderung.ch/betriebliches-gesundheits- ier s( lic h zes management/instrumente-und-dienstleistungen/ er Verb pro esser ung s label-friendly-work-space/qualitaetskriterien.html KONZEPT/ I SENSIBILISIERUNG II ANALYSE III KONKRETISIERUNG IV UMSETZUNG BGM-Ziele setzen / Vorstellung BGM Standortbestimmung FWS Self-Assessment Kennzahlen aufbauen Kundenbesuch & GAP-Analyse Workshop Readiness-Test Präsentation Wissen aufbauen Mitarbeiterbefragung Konzept erstellen Assessment FWS Academy FWS Job-Stress-Analysis Beratung Beratung Sensibilisierung GL / Analyse Kader / Mitarbeitende Gesundheitszahlen Workshop Beratung Commitment GL systematisches Gesamtanalyse BGM-Konzept für BGM-Projekt BGM V EVALUATION / KONTINUIERLICHER VERBESSERUNGSPROZESS (KVP) BGM-KOMMUNIKATION To Do Instrumente/Massnahmen optionale Beratung 4 HR Today Special 2017 S.04-05_BGM_Special_ISystem BGM_2017kor.indd 4 23.06.17 10:28
Einleitung Betriebliches Gesundheitsmanagement Führen im digitalen Zeitalter Mit dem Einzug der Algorithmen in die Büros verändert sich vieles, aber nicht alles. Alltägliche Fragen, wie Mitarbeitende rekrutiert und geführt werden wollen, bleiben dieselben. Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Thomas Mattig, Direktor der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. Text: Thomas Mattig Als das Auto erfunden wurde, musste das Rad nicht neu delegiert werden, welche Tätigkeiten sollen in der Hand erfunden werden. Ein Kutschenrad ist jedoch kein Auto- des Menschen bleiben? rad, und so war es nötig, das Rad den neuen Erfordernis- Die Salutogenese kann zu dieser Diskussion einen sen anzupassen. wesentlichen Beitrag leisten. So wissen wir aus der For- Ähnlich dürfte es sich mit der Frage der Führung im schung, dass die Gesundheitschancen mit den Gestal- digitalen Zeitalter verhalten. Die Digitalisierung verän- tungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden wachsen. dert vieles, aber nicht alles. Während hitzig darüber de- Daher ist es aus salutogenetischer Sicht ein entschei- battiert wird, ob die Digitalisierung direkt ins egalitäre dendes Kriterium, ob eine Technologie den Gestaltungs- Paradies oder in die Hölle der digitalen Diktatur führe, spielraum der Mitarbeitenden erweitert oder einschränkt. Prof. Dr. Thomas müssen sich Unternehmen mit alltäglichen Fragen aus- Mattig ist seit 2007 einandersetzen: Wie rekrutiere ich geeignete Mitarbei- Direktor von Gesund- tende? Welche Qualifikationen benötigen diese? Welche heitsförderung Ziele wollen wir erreichen? Wie können wir ein motivie- Schweiz. In dieser Funktion engagieret rendes Arbeitsklima schaffen? «Die Wiederentdeckung ‹analoger› er sich für die Ge- Tugenden bedeutet keinesfalls die Rückkehr sundheit der Schwei- Analoge Führungstugenden zer Bevölkerung. Ne- zu überholten Führungsmodellen.» Diese Fragen stellen sich in Unternehmen seit eh und je. ben seiner Tätigkeit Prof. Dr. Thomas Mattig, Daher kann es nicht verwundern, dass in der neusten bei Gesundheitsförde- Direktor, Gesundheitsförderung Schweiz rung Schweiz unter- Beratungsliteratur plötzlich wieder alte Führungstu- richtet er als Titular- genden beschworen werden. Nie sei «analoge Führung» professor an der Me- gefragter gewesen als heute, heisst es in einem Artikel dizinischen Fakultät über die neusten Führungstrends. Gefragt seien Leader- der Universität Genf. ship-Qualitäten wie Respekt und Achtung. Er ist Autor mehrerer Werke und publizierte Dass ein Nerd mit mangelnder Sozialkompetenz kei- Sich diese Frage immer wieder zu stellen, gehört zu den zuletzt das Buch ne ideale Leaderfigur abgibt, ist ziemlich einleuchtend. heutigen Führungsaufgaben, denn nicht jede Innovation «Healthy Economy – Auch die Utopie eines komplett führungslosen, flowge- bedeutet auch eine Verbesserung. Es gibt Updates, die Neue Denkformen für steuerten Unternehmens ist kaum verallgemeinerungs- man getrost ignorieren kann. Aber man muss wissen, eine gesunde Wirt- fähig. Diese kann vielleicht in kleineren Start-ups vorü- welche ... schaft» im Verlag Neue Zürcher Zeitung. bergehend verwirklicht werden. Die Wiederentdeckung «analoger» Tugenden be- Digitale Entwicklung hinterfragen deutet aber keinesfalls die Rückkehr zu überholten Füh- Technologien sind Werkzeuge. Sie sollen uns darin un- rungsmodellen. Der Patron alter Schule hat mit Be- terstützen, unser Leben zu verstehen und sinnvoll zu stimmtheit ausgedient. Die Hierarchien werden jedoch gestalten. Der amerikanische Autor Nicolas Carr – ein schon deshalb flacher, weil eine einzige Person nicht kritischer Begleiter der digitalen Entwicklung – schreibt mehr auf allen Gebieten kompetent sein kann. Führen zu diesem Thema: «Der Wert eines sorgfältig genutzten heisst deshalb, delegieren zu können. Werkzeugs liegt nicht in dem, was es für uns produziert, sondern in dem, was es in uns produziert.» Maschine oder Mensch? Eine bedenkenswerte Erkenntnis, die sich auf einzelne Eine Frage stellt sich allerdings dabei: An wen und an was Menschen wie auch auf ganze Unternehmen anwenden delegieren? Welche Tätigkeiten sollen an Maschinen lässt. n HR Today Special 2017 5 S.04-05_BGM_Special_ISystem BGM_2017kor.indd 5 23.06.17 10:28
Betriebliches Gesundheitsmanagement Einleitung «Die Digitalisierung fordert uns heraus» Mit der Digitalisierung haben sich die Rahmenbedingungen verändert, unter denen Arbeitnehmende tätig sind. Das beeinflusst auch deren Gesundheit. So haben Stress und Burnout in den letzten Jahren enorm zugenommen. Folgen, mit denen sich Gesundheitsförderung Schweiz auseinandersetzt. Ein Gespräch mit Geschäftsleitungsmitglied René Marcello Rippstein über die Ursachen. Interview: Corinne Päper Herr Rippstein, die diesjährige Nationale Aussagen erstellt und passende Massnah- Weshalb? Tagung für Betriebliches Gesundheits- men vorgeschlagen werden. Die Verknüp- Bei der Überarbeitung des Labels haben wir management steht unter dem Motto fung dieser Aspekte bildet den Schwerpunkt die Positionierung des «Friendly Work «Bits, Bytes und BGM». Weshalb ist die der zukünftigen BGM-Entwicklung. Space»-Modells sowie der weiteren BGM- Digitalisierung für Gesundheitsförde- Instrumente, die wir anbieten, überprüft. rung Schweiz ein Thema? Wo sehen Sie die Grenzen der Digitali- Die Marke «Friendly Work Space» repräsen- René Rippstein: Durch die Digitalisierung sierung? tiert jetzt unser gesamtes Instrumenteport- verändern sich Arbeitsweise und Arbeitsort Im Hinblick auf den Datenschutz und die In- folio im Bereich Betriebliches Gesundheits- immer mehr. Moderne Informationstechno- formationssicherheit ist ein Umdenken im management. Durch das Rebranding verän- logien vergrössern die Mobilität und die Umgang mit Daten sowie den rechtlichen dern sich die Inhalte jedoch nicht. Auch steht räumliche Unabhängigkeit, die Automatisie- Vorgaben sicher erforderlich, um die Ge- das Label weiterhin für ein ausgezeichnetes, rung sowie die Informationsflut. Diese ver- sundheitsdaten der Mitarbeitenden vor Miss- systematisches BGM. Allerdings wird der Zu- änderten Rahmenbedingungen haben einen brauch und unberechtigten Zugriffen zu sammenhang zwischen den diversen Instru- grossen Einfluss auf die Gesundheit und die schützen. Zudem stellt uns die zunehmende menten für Unternehmen nun besser er- Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten. Die Digi- Geschwindigkeit der Digitalisierung bei der kennbar. talisierung war und ist für Gesundheitsförde- Produktentwicklung vor grosse Herausforde- rung Schweiz deshalb ein Thema. Insbeson- rungen, da sich diese Rahmenbedingungen Auch das S-Tool, neu FWS Job-Stress- dere, um wirksame BGM-Instrumente und in immer kürzeren Zeitabständen verändern. Analysis, wurde weiterentwickelt. Was solche zur Gesundheitsförderung anbieten ist neu daran? zu können. Sie haben die Instrumente-Welt von Stress und Burnout werden zu einer immer Friendly Work Space neu gebrandet. grösseren Herausforderung der heutigen Ar- Welche Strategie verfolgen Sie dabei? Wir beschäftigen uns bereits seit mehreren Jahren mit der Digitalisierung, beobachten BGM-Hilfsmittel und analysieren deren Folgen und Neben- wirkungen und lassen diese Erkenntnisse in Orientierung für Ihr BGM An alles denken Leitfaden mit Praxisbeispiel und Bezug Die Checkliste «In 5 Schritten zur Wir die Produktentwicklung einfliessen. Viele zum Label Friendly Work Space. Die kungsüberprüfung ihres BGMProjektes» unserer BGM-Tools wie FWS* Job-Stress- Nutzung ist jedoch keine Voraussetzung, hilft Ihnen, an die wichtigsten Aspekte zu Analysis, FWS Check und FWS Self-Assess- um das Label zu erhalten. denken, um die Wirksamkeit Ihres BGM zu ment sind webbasiert und damit bereits di- überprüfen. gitalisiert. Das digitalisierte Betriebliche Ge- BGM-Kennzahlen-Cockpit sundheitsmanagement wird jedoch noch Mit der kostenlosen ExcelVorlage «Wir Wirkungsmodell testen viel weitergehen: So können Mitarbeitende kungsüberprüfung BGMMassnahmen und Wenden Sie das Wirkungsmodell an Ihrem Projekte» können Sie ein passendes Kenn BGMProjekt an. Wir laden Sie zu einem künftig über Gesundheitsplattformen direkt zahlenCockpit erstellen, um die Wirkung Gedankenexperiment ein, das Sie durch und automatisiert angesprochen werden. Ihrer BGMProjekte und massnahmen zu das Wirkungsmodell führt und so auf Darüber hinaus lassen sich ihr Verhalten und überprüfen sowie Ihre BGMZiele zu doku zeigt, wie Sie dieses in Ihrem Betrieb nut Befinden durch intelligente und automati- mentieren. zen können. sierte Sensoren einfacher erfassen. Aus der Auswertung dieser Daten können wiederum https://gesundheitsfoerderung.ch/formularwirkungsueberpruefungbgm individualisierte sowie zukunftsgerichtete 6 HR Today Special 2017 S.06-07_Interview Rippstein_Special_17kor.indd 6 23.06.17 10:29
Einleitung Betriebliches Gesundheitsmanagement beitswelt. Die Fragen, die sich in diesem Zu- sammenhang aufdrängen, sind, was die Unternehmen dagegen tun können, ob sich Stressprävention für die Unternehmen über- haupt lohnt und wie sie dabei vorgehen sol- len. Es gibt aber auch branchenspezifische Unterschiede. Deshalb haben wir FWS Job- Stress-Analysis dort ausgebaut, wo es eine Angebotslücke gibt: bei den Banken und Schulen. In der Schweiz haben wir in diesem Zusammenhang europaweit ein einzigar- tiges Schulprojekt lanciert: Mit einer auto- matisierten Befragung für Schulen mittels «Stress und Burnout werden zu einer immer grösseren Herausforderung.» René Marcello Rippstein, Geschäftsleitungsmitglied, Gesundheitsförderung Schweiz FWS Job-Stress-Analysis und der Projektbe- gleitung durch die kantonalen Schulbera- tungen erreichen wir 130 000 Lehrer und 1,3 Millionen Schüler, für die es bisher keine spezifischen Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogramme gab. Sie haben ausserdem eine App für Ler- nende lanciert. Weshalb? Das Pilotprojekt FWS Apprentice ist eine auf Zur Person Jugendliche zugeschnittene BGM-Interventi- on, die darauf abzielt, die psychische Ge- René Marcello Rippstein ist sundheit der Jugendlichen am Arbeitsplatz seit 2009 Mitglied der Ge schäftsleitung von Gesund zu fördern. Mit diesem Projekt stärken wir heitsförderung Schweiz. Seine die Ressourcen der Berufsbildungsverant- Aufgabe besteht darin, die wortlichen, indem wir Wissen vermitteln Zusammenarbeit zwischen und Kurse anbieten. Auf der Verhaltensebe- Privatwirtschaft und Wissen ne haben wir eine App für Jugendliche ent- schaft zu stärken mit dem Ziel, bei den Unternehmen das Hu wickelt, deren Kern das virtuelle Mentoring- man Capital Management System darstellt, bei dem erfahrenere Ler- mithilfe des Betrieblichen Ge nende unerfahrene unterstützen. Lernende sundheitsmanagements zu befinden sich in einer Lebensphase mit unterstützen. grössten Entwicklungen und Verände- rungen. Die Stressprävention und die Ge- sundheitsförderung sind in diesem Altersbe- reich besonders wichtig, weil sich während der Lehrzeit gesundheitsbezogene Verhal- Foto: Peter Tillessen tensweisen herausbilden und verfestigen. Diese können sich später auf das gesamte Leben auswirken. n * Friendly Work Space HR Today Special 2017 7 S.06-07_Interview Rippstein_Special_17kor.indd 7 23.06.17 10:29
Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Case Best Case Migros Waadt Gesundheitsförderung per App Mit M-Well hat die Migros Waadt im Jahr 2016 ein Pilotprojekt lanciert, das den Mitarbeitenden erlaubt, anhand verschiedener Tests ein Gesundheitsprofil zu erstellen. Während die Beschäftigten individualisierte Gesundheitstipps erhalten, nutzt der Detailhändler die anonymisierten Daten, um gezielte BGM-Massnahmen zu ergreifen. Text: Corinne Päper Neue Technologien halten Einzug ins Be- sundheits-Avatars sowie weitere individuelle triebliche Gesundheitsmanagement. Auch Gesundheitstipps. Bisher hätten von 3500 bei der Detailhändlerin Migros Waadt, die Mitarbeitenden rund 400 ein Gesundheits- mit M-Well im Januar 2016 ein Pilotprojekt profil erstellt. lanciert hat, das es ermöglicht, die gesund- «Mit M-Well bieten wir unseren Mitar- heitlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden beitenden eine mehrdimensionale Analyse besser einzuschätzen. Mithilfe einer mobilen an, die Beschwerden des Bewegungsappa- App können diese auf eine Internetplattform rates und der Psyche sowie die Ernährung zugreifen, wo sie eine Reihe Fragen beant- einbezieht», sagt Anne-Valérie Büchler. worten, um ein anonymes Gesundheitsprofil «Unsere Rolle ist es, Mitarbeitenden Instru- zu erstellen. «Dank dieser Daten sind wir in mente zur Ermittlung ihrer Bedürfnisse und der Lage, gezieltere Massnahmen wie unter- Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, wenn nehmensweite Projekte oder auf bestimmte sie aktiv werden möchten. Es besteht jedoch Berufsgruppen ausgerichtete Initiativen zur keinerlei Verpflichtung, das Tool zu nutzen.» Gesundheitsförderung in die Wege zu lei- Erste Auswertungen dieser Daten liessen ten», sagt Anne-Valérie Büchler, die bei der eine «gewisse körperliche Ermüdung und Migros Waadt für das HR-Management so- Stressbelastung» erkennen. Mit ihrer Mas wie für die Gesundheit und die Arbeitssi- terarbeit legt Karen Hitz den Finger auf die cherheit verantwortlich ist. wunden Punkte und erläutert im Interview mit HR Today die Hintergründe dieser Be- Mehrdimensionale Analyse funde: «Lärm, Körperhaltung, Arbeitsanfall «M-Well ist das Ergebnis einer Zusammenar- sowie Entscheidungsspielräume beeinflus- beit zwischen Suva, Gesundheitsförderung sen, inwiefern Mitarbeitende in den Ge- Schweiz sowie dem Bundesamt für Gesund- schäften allgemein oder körperlich ermü- heit», erläutert die BGM-Verantwortliche den, wobei wir in weiterführenden Studien der Migros Waadt, Laurence Dumont-dit- aufzeigen konnten, dass die Körperhaltung Voitel. Diese Einrichtungen hätten mit der die wichtigste Ursache dafür ist. Wir ziehen Firma Sportegg einen Partnerschaftsvertrag «Lärm, Körperhaltung, Arbeitsanfall daraus den Schluss, dass unsere Mitarbeiten- abgeschlossen, welche die Internetplatt- sowie Entscheidungsspielräume den ermüden, weil sie ihre Körperhaltung form bereitstelle und sich um die Vernetzung beeinflussen, inwiefern Mitarbeitende nicht verändern. Besonders stark von dieser der verschiedenen Projektakteure kümmere. in den Geschäften allgemein oder Problematik betroffen sind Kassiererinnen Jeder Migros-Waadt-Mitarbeitende könne körperlich ermüden.» und Kassierer, die hauptsächlich sitzend ar- Fotos: Olivier Vogelsang sich per Smartphone mit der Sportegg-Inter- beiten.» Karen Hitz hat in ihrer MasterThesis netplattform verbinden, um mehrere Tests bei der Migros Waadt die körperliche zu absolvieren. Die Daten blieben anonym Ermüdung und die Stressbelastung der Globale Herangehensweise und würden dem Arbeitgeber nicht übermit- Mitarbeitenden untersucht. Als Reaktion darauf hat die Migros Waadt telt. Nach Testabschluss erhielten alle Teil- für ihre Kassiererinnen und Kassierer Ru- nehmer eine Auswertung in Form eines Ge- heräume mit Liegen eingerichtet, damit sich 8 HR Today Special 2017 S.08-10_BC_Migros VD_BGM_Special_2017_kor.indd 8 23.06.17 10:30
Best Case Betriebliches Gesundheitsmanagement FrauenPower bei der Migros Waadt: AnneValérie Büchler (links) leitet das HRManagement, das auch die Gesundheit und die Arbeitssicherheit umfasst. Laurence DumontditVoitel (rechts) ist die BGMVerantwortliche. Fotos: Olivier Vogelsang HR Today Special 2017 9 S.08-10_BC_Migros VD_BGM_Special_2017_kor.indd 9 23.06.17 10:30
Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Case MigrosWaadtHRChefin AnneValérie Büchler und die BGMVerantwortliche Laurence DumontditVoitel in einem Ruheraum. diese während der Pausen hinlegen und den einzelnen Mitarbeitenden, sich um seine Ge- zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ab- Kopf ablegen können. «Wir haben ausser- sundheit zu kümmern.» solvieren. Um Beschwerden des Bewegungs- dem eine Kommunikationskampagne Die Migros Waadt hat darüber hinaus apparates zu bekämpfen, hat die Migros durchgeführt, um unseren Mitarbeitenden verschiedene psychosoziale Risiken im Zu- Waadt zwei Physiotherapie-Coaches enga- deutlich zu machen, wie wichtig Haltungs- sammenhang mit den Spitzenzeiten in den giert und 2012 an alle Mitarbeitenden einen wechsel und Schlafqualität sind, um diese Verkaufsstellen ermittelt. Bei starkem Kun- Schrittzähler verteilt. «Diese Aktion kam bei negativen gesundheitlichen Effekte zu ver- denandrang steige der Lärmpegel, der nebst den Mitarbeitenden gut an. Es entstand ein der hohen Kundenfrequenz bei den Beschäf- regelrechter Wettbewerb zwischen den Ver- tigten Stressempfinden auslöse. Gemäss der kaufsstellen», merkt Anne-Valérie Büchler Studie von Karen Hitz gaben etwa sechs an. Ende 2015 hat das Unternehmen für Prozent der bei der Migros Waadt Beschäf- seine Mitarbeitenden Gymnastikrollen ange- «Die Resultate der Gesundheitschecks tigten an, dass sie an «körperlicher Ermü- schafft, die diese für Übungen und Massa- zeigen, dass unsere Initiativen eine dung» litten. Die genauen Ursachen davon gen verwenden können. «Interessanterwei- positive Wirkung haben.» seien jedoch schwierig zu ermitteln. Sie hin- se sind die Ergebnisse insgesamt positiv, AnneValérie Büchler, Verantwortliche gen «mit dem Lärmpegel, der Körperhal- obwohl lediglich drei Prozent der Beleg- HRManagement, Gesundheit und tung, dem Führungsstil sowie der Auslas schaft das Angebot regelmässig nutzen», so Arbeitssicherheit, Migros Waadt tung» zusammen. Laurence Dumont-dit-Voitel. Ebenso erkenntnisreich sind die Ergeb- Physiotherapie gegen Beschwerden nisse der Gesundheitschecks der Jahre 1998, Dass die Genossenschaft Migros Waadt im 2010 und 2013, als die Migros-Waadt-Mit- Betrieblichen Gesundheitsmanagement eine arbeitenden ihr Blut auf Cholesterin und ringern», bemerkt Laurence Dumont-dit- Vorreiterrolle spielt, ist zum Teil Marc Schae- Blutzucker untersuchen, ihren Blutdruck Voitel. «Auch die Ernährung beziehen wir fer zu verdanken, der dort seit 2007 Gene- messen sowie ihren Body-Mass-Index be- ein. Dahinter steht die Idee einer globalen raldirektor ist. «Er hat uns ermutigt, kon- stimmen liessen. «Die Resultate der Gesund- Herangehensweise an das Thema Gesund- krete Massnahmen vorzuschlagen», sagt heitschecks verbessern sich jedes Mal. Das heit am Arbeitsplatz. Das Unternehmen bie- Anne-Valérie Büchler. Neben M-Well wur- zeigt uns, dass unsere Initiativen eine posi- tet die Möglichkeiten und die Mittel an, aber den weitere Initiativen ins Leben gerufen. So tive Wirkung haben», lautet Anne-Valérie es liegt auch in der Verantwortung jedes müssen alle Führungskräfte eine Schulung Büchlers Schlussfolgerung. n 10 HR Today Special 2017 S.08-10_BC_Migros VD_BGM_Special_2017_kor.indd 10 23.06.17 10:30
Best Case Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Case Ergon Informatik Gesunde Firmenkultur Nicht immer wird «Betriebliches Gesundheitsmanagement» auch so genannt und hierarchisch im Unternehmen verankert. Die 270-köpfige Ergon Informatik AG kennt keinen BGM-Verantwortlichen. HR-Leiterin Claudia Zirn im Gespräch über die Ergon-Gesundheitskultur, die in Fleisch und Blut übergegangen ist. Text: Corinne Päper «Das Betriebliche Gesundheits- management ist bei Ergon in Fleisch und Blut übergegangen.» Claudia Zirn, HRLeiterin, Ergon Informatik HR Today Special 2017 11 S.11-13_BC_Ergon_BGM_Special_2017_kor.indd 11 23.06.17 10:31
Betriebliches Gesundheitsmanagement Best Case Eine Firma kann Betriebliches Gesundheits- de einem «der Kopf nicht abgerissen». Er- schiedene Optionen ausprobieren. Ein Soft- management betreiben, ohne diese so zu gon habe eine gesunde Fehlerkultur. Um ware-Entwickler etwa, der sich in der Pro- benennen. Wie das Zürcher Informatikunter- eine Entscheidung zu fällen, genüge es, sei- jektleitung versuchen will, während er von nehmen Ergon, das gemäss HR-Leiterin nen gesunden Menschenverstand walten zu erfahrenen Kollegen betreut und gecoacht Claudia Zirn «eigentlich kein BGM hat». So lassen und zwei bis drei erfahrene Kollegen wird: «Wir haben keine klassische Personal- gibt es in der Ergon-Organisation keinen nach ihrer Meinung zu fragen, bevor man entwicklung, die uniforme Wege vorsieht.» BGM-Verantwortlichen. Auch einen Ge- etwas mache. Etwas auszuprobieren, sei bei Wer zur Einsicht kommt, dass die neue Auf- sundheitszirkel findet man nicht. Das sei gabe nicht passt, wechselt zurück und wird aber bisher auch nicht nötig gewesen, denn nicht schräg beäugt oder als Versager be- «das Betriebliche Gesundheitsmanagement «Bei uns gibt es kaum trachtet. Rollenwechsel seien normal und ist bei Ergon in Fleisch und Blut übergegan- langwierige Erkrankungen.» Teil der generalistischen Job-Profile, erläutert gen», erläutert Zirn die Ergon-Philosophie. In Zirn. «Viele Mitarbeitende wechseln zwi- Claudia Zirn, HRLeiterin, dem Moment, wo man die Gesundheitsför- Ergon Informatik schen verschiedenen Rollen.» Auch Claudia derung explizit benenne, gebe es wohl einen Zirn startete ihre Karriere in der Programmie- Grund dazu. Beispielsweise, wenn ein Unter- rung und leitete verschiedene Projekte, be- nehmen viele langzeiterkrankte Mitarbeiten- vor sie im Jahr 2014 die Personalverantwor- de habe. Das führe häufig dazu, dass ein Ergon nicht nur erlaubt, sondern ausdrück- tung von Gabriela Keller übernahm, die Unternehmen die Gesundheitsförderung lich erwünscht, «wenn man den Entscheid Mitte 2016 zur Ergon-CEO ernannt wurde. institutionalisiere und BGM-Massnahmen gut begründen kann». Somit könne man Ergon-Mitarbeitende lernen nicht nur ergreife. Bei Ergon jedoch kein Thema: Seit sich auf die Sache beschränken und ver- «on the Job» und durch Rollenwechsel. Für der Gründung von Ergon vor 33 Jahren kön- schwende keine Zeit mit interner Politik und jeden Mitarbeiter gebe es ein Weiterbil- ne man die Fälle an einer Hand abzählen. «ellbögeln». dungsbudget von zehn Tagen pro Jahr, wo- «Bei uns gibt es kaum langwierige Erkran- bei diese Regelung für eine Verwaltungsan- kungen.» Auch die Anzahl Krankheitstage Arbeiten à la carte gestellte ebenso wie für einen Programmie- pro Mitarbeiter sind bei Ergon mit fünf Tagen Überstunden werden bei Ergon genau be rer gelte: «Wir behandeln alle Mitarbeitenden pro Jahr niedrig und für Claudia Zirn kein obachtet. Zwar komme es in Projekten im- gleich», hält Claudia Zirn fest. Derzeit werde Grund zur Beunruhigung. mer wieder zu kurzfristigen Spitzenzeiten, das Weiterbildungsbudget firmenweit etwa doch wache der Vorgesetzte mittels digi- zu 75 Prozent ausgeschöpft. Gesunde Firmenkultur talem Cockpit darüber, dass diese wieder Vor den Mitarbeitenden wird bei Ergon Prophylaktisch wirken gemäss Zirn beson- abgebaut würden. Das sei einfach möglich, nichts schöngeredet oder gar versteckt. So ders die Ergon-Firmenkultur und die attrak- weil es bei Ergon eine Jahresarbeitszeit gebe, können die Mitarbeitenden auf alle wich- tiven Arbeitsbedingungen. Zu deren ge- womit die Mitarbeitenden «praktisch kom- tigen Unternehmensdaten zugreifen. Etwa sundheitsförderlichen Aspekten zählen für men und gehen können», wie es für sie pas- auf solche, die zeigen, wie es in einem Pro- die Personalchefin besonders die Faktoren se, und weil alle die Arbeitszeit erfassen wür- jekt gerade läuft und welcher Umsatz aktuell Eigenverantwortung und Mitbestimmung, den, inklusive der Geschäftsleitung. Habe erwirtschaftet wurde. Auch sonst werde in- die bei Ergon für die hohe Mitarbeiterzufrie- jemand Kinder und wolle mit ihnen frühstü- tern frühzeitig kommuniziert: «Unsere Mit- denheit sorgen. Entscheidungen werden cken, dann komme er eben erst um zehn arbeitenden würden nie aus der Presse er- von selbstorganisierten Teams im Austausch Uhr morgens und arbeite abends etwas län- fahren, wenn es uns schlechter ginge oder mit den Kunden getroffen. «Es gibt keinen ger. «Da sind wir völlig unkompliziert, solan- wir gravierende Probleme hätten.» Vorgesetzten, der befiehlt, wie etwas zu ma- ge die Kommunikation im Projekt gewährleis chen ist», sagt Zirn. Ergon-Mitarbeitende tet ist.» Vertrauensfördernde Transparenz seien «Mitunternehmer, die durch Mitbe- Ebenso entspannt gibt sich Ergon bei der Transparent sind bei Ergon auch die Löhne. stimmung an der Entwicklung der Firma mit- Teilzeitarbeit: «Alle Stellen werden bei uns Eingestuft würden Mitarbeitende jeweils wirken können». Das zeige sich unter ande- zwischen 80 und 100 Prozent ausgeschrie- nach ihrem Abschluss sowie ihrer Berufser- Fotos: Sebastian Magnani rem darin, dass die Fluktuation sehr niedrig ben», sagt Zirn. Mit dieser Regelung hätten fahrung: «Bei gleichem Abschluss und der- sei und etliche Mitarbeitende seit vielen Jah- alle Mitarbeitenden auch das Recht, ihre selben Berufserfahrung erwarten wir einfach re in der Firma arbeiteten. Stellenprozente bis auf 80 Prozent zu redu- eine ähnlich hohe Leistung.» 85 Prozent der Wer bei Ergon eigenständige Entschei- zieren. Derzeit arbeite etwa ein Drittel der Ergon-Mitarbeitenden jedoch seien Informa- dungen trifft, übernimmt damit auch Ver- Belegschaft in Teilzeit. Auch im Manage- tiker und hätten denselben Bildungsab- antwortung für sein Tun, hat aber auch viele ment sei dies kein Tabu. schluss, weshalb das Lohnsystem relativ un- Kompetenzen. Gehe mal etwas schief, wer- Wer sich beruflich verändern will, kann ver- kompliziert sei. Dagegen verzichtet Ergon 12 HR Today Special 2017 S.11-13_BC_Ergon_BGM_Special_2017_kor.indd 12 23.06.17 10:31
Best Case Betriebliches Gesundheitsmanagement auf das Messen der individuellen Leistung beim Basislohn und orientiert sich am Ge- samterfolg der Firma. Ergon setzt auf ein mehrstufiges Lohnmodell mit einer Basis- lohnkurve und einer Erfolgsbeteiligung wie Dienstalter- oder Teamboni. Den Teambonus kann das Team unter seinen Mitgliedern ver- «Wir haben keine klassische Personalentwicklung, die uniforme Wege vorsieht.» Claudia Zirn, HRLeiterin, Ergon Informatik teilen und die Höhe des Anteils für jeden einzelnen entsprechend seiner Leistung fest- legen. Zwanzig Prozent des Lohns würden zudem einbehalten und erst Ende Jahr in Abhängigkeit des Firmenerfolgs ausge- schüttet. Damit wolle Ergon das Mitunter- nehmertum anregen, denn für das Kunden- wachstum sei nicht nur der Verkauf verant- wortlich, sondern auch das Qualitäts- und Dienstleistungsbewusstsein der Mitarbei- tenden und die damit verbundene Kunden- zufriedenheit. Eine Strategie, die sich als erfolgreich erweist, denn pro Jahr verzeich- net Ergon ein rund zehnprozentiges Um- satzwachstum. Menschenfreundliche Strukturen Trotz dem damit einhergehenden Mitarbei- terzuwachs sieht Claudia Zirn das teamorga- nisierte Prinzip nicht in Gefahr: So habe die- ses bei 100 Mitarbeitenden genauso funkti- oniert wie bei aktuell 270 Ergonianern. Eine Unternehmenskultur wie die von Ergon lebe jedoch nur, wenn sie in der Geschäftsleitung verankert sei und «wenn die Geschäftslei- tung bereit ist, Macht abzugeben». Auch das Menschenbild spiele eine Rolle, wobei ja jeder von sich selbst behaupte, «er sei von Fotos: Sebastian Magnani Fotos: Sebastian Magnani Natur aus motiviert und müsse nicht zur Ar- beit angetrieben werden», dies aber nicht für andere gelten lasse. Zwei sich widerspre- chende Bilder, die sich nur allzu häufig in den Unternehmenskulturen und Strukturen zeigten. Andererseits funktioniere ein Land wie die Schweiz basisdemokratisch. n HR Today Special 2017 13 S.11-13_BC_Ergon_BGM_Special_2017_kor.indd 13 23.06.17 10:32
Betriebliches Gesundheitsmanagement Referenten «Wir pflegen die Geisteshaltung des Anfängers» Das Unternehmen Euforia ist eine Plattform, die Unternehmen mit neuen Workshop-Formaten darin unterstützt, ihre Organisationsformen und ihre Arbeitskultur zu ändern. Hinter der Initiative stehen junge Leute, die in dieser Welt ein Zeichen setzen wollen. Interview mit dem «Euphoric Business Enabler» Séverin von Hünerbein, der die Schulungsworkshops leitet. Interview: Marc Benninger Wie würden Sie die Tätigkeit von Eu- viel Brainstorming und persönlichen Beiträ- Leute, die die Welt verändern wollen? foria umschreiben? gen. Unser Ziel ist es, eine Atmosphäre des Ja. Die junge Generation, die jetzt auf den Séverin von Hünerbein: Wir sind Vermittler. Vertrauens zu schaffen, in der alles möglich Arbeitsmarkt kommt, hat grosse Mühe, Ein- Wir organisieren Workshops und Anlässe, wird. Zum Beispiel erstellen wir gemeinsam fluss auf die Welt zu nehmen. Denn in einem um Träume Realität werden zu lassen. Wir mit den Teilnehmenden eine Themenagenda Unternehmen gilt die Regel, dass zuerst die bieten einen Rahmen und einige Werkzeuge für den Tag. Die Lösungen von Problemen, Hierarchieleiter hochgeklettert werden an. Die Ideen und konkreten Projekte entste- die zu Beginn des Workshops gestellt wur- muss, bevor man wirklich Einfluss auf seine hen dann dank der Beiträge der einzelnen den, werden ebenfalls gemeinsam in der Umgebung nehmen kann. Doch nach zehn Teilnehmenden. In diesem Sinn praktizieren Gruppe erarbeitet. Wir wissen also nie zum Jahren in einem Unternehmen ist es sehr wir das Empowerment von Menschen und Voraus, welche Ergebnisse am Ende eines wahrscheinlich, dass ihre Träume verflogen Ideen. Seminars erzielt werden. sind (lächelt). Wir jedoch wollen konkrete Foto: Valentin Hasler Möglichkeiten schaffen, diese Träume Rea- Was muss man sich unter «Empower- «Die Mitarbeitenden sind an ihre lität werden zu lassen. ment» vorstellen? Struktur gekettet und haben nicht die Auf der persönlichen Ebene laden wir die Freiheit, Risiken einzugehen und somit Erfahrung und Geduld sind doch Teilnehmenden ein, ihre Träume und nützliche Tugenden, oder nicht? innovativ zu sein.» Leidenschaften vorzustellen. Dann arbeiten Ja, natürlich. Ich bin Teil der Generation Y wir an der Art und Weise, wie diese in die Séverin von Hünerbein, Director Facilitation, und in einer Zeit des Überflusses gross Gruppe eingefügt werden könnten, um Training and Coaching, Euforia geworden. Meine Generation hat nie dann von den Stärken jedes Einzelnen zu wirklich um ihre Lebensqualität kämpfen profitieren. Dies mündet in einem kollek- müssen. Wir sollten deshalb eine gewisse tiven Projekt, das weitaus leistungsfähiger ist Welche Themen werden denn am häu- Form der Verantwortung und der als eine persönliche Initiative. figsten behandelt? Bescheidenheit erlernen. Wenn ich sage, Sehr oft geht es um Organisation und Ar- dass wir die Gesellschaft verändern wollen, Sie führen also Schulungen durch? beitskultur. Wir schätzen, dass die Arbeitsor- dann sage ich dies, weil wir nur einmal le- Ich würde es eher eine informelle Ausbil- ganisation, so wie sie jetzt in den meisten ben. Darum müssen wir jetzt handeln! Wir dung nennen. In der formellen Ausbildung Unternehmen praktiziert wird, nicht den wollen aber nachhaltige Veränderungen er- vermittelt die Lehrperson ihr Wissen einer Bedürfnissen der Mitarbeitenden entspricht. zielen, und dies impliziert tatsächlich auch Gruppe. Da gibt es nur eine Wahrheit: Bei Euforia zum Beispiel haben wir eine Geduld. Dennoch müssen wir uns auf den nämlich die der Lehrperson. Wir sehen die Netzwerkorganisation eingerichtet. Wir sind Weg machen, einen Schritt tun. Wir haben Dinge etwas anders. Wir versuchen, mithilfe rund zehn Festangestellte, aber wir arbeiten zum Beispiel kürzlich eine Schulung mit Ka- einer Reihe von Übungen gemeinsame Er- in über zwanzig Ländern auf drei Konti- derleuten einer Schweizer Grossbank fahrungen zu schaffen. Und diese Konfron- nenten – dank unserem Netzwerk. durchgeführt. Einige unserer Moderatoren tation unterschiedlicher Gesichtspunkte und waren Freiwillige mit sehr wenig Erfahrung. Ansichten führt dann zu Lerneffekten. Im Wie präsentieren sich die Profile der Wir haben sie eingeladen, um den Bankern Englischen gibt es dafür den Begriff «Expe- Leute, die für Ihre Organisation ar- zu zeigen, dass Erfahrung nicht unbedingt rience-Based Learning». beiten? erforderlich ist, um ein Zeichen zu setzen. Es sind Leute, die die Welt verändern wollen. Was zählt, ist die Geisteshaltung, die innere Welche Übungen bieten Sie an? Wir wenden dabei den «Open Source»- Einstellung. Wir stellen einen Rahmen zur Verfügung, Modus an. Wir teilen mit ihnen unsere der den Innovationsgeist stimuliert und för- Werkzeuge und bieten ihnen «Train the Können Sie diese Geisteshaltung ge- dert. Unsere Methoden basieren auf dem Trainer»-Schulungen an. Danach liegt es an nauer beschreiben? «Design Thinking». Wir arbeiten schnell, mit ihnen, ihre Projekte zu entwickeln. Sie lässt sich mit unseren fünf Werten zu- 14 HR Today Special 2017 S.14-15_Euforia_Special_17kor.indd 14 23.06.17 10:32
Referenten Betriebliches Gesundheitsmanagement Zur Person Séverin von Hünerbein ist Euphoric Business Enabler bei Euforia. In dieser Funktion hilft er Unternehmen und Institutionen, Antworten und Lö sungen auf bestehende und zukünf tige LeadershipHerausforderungen zu finden. Er besitzt ein Masterdiplom International Affairs & Governance der Universität St. Gallen und hat zu Foto: Valentin Hasler dem an den Universitäten von Genf und Santiago (Chile) studiert. sammenfassen: Engagement, Authentizität, ergibt sich zum Beispiel eine Mischung aus Lebensfreude, radikale Zusammenarbeit und Lohn, sieben Wochen Ferien, die Möglich- «Oops»-Kultur! keit, einen Monat pro Jahr von Südamerika aus zu arbeiten, und ein Ausbildungsbudget «Oops»-Kultur? von 1500 Franken. Und alle Mitarbeitenden BGM-Tagung 2017 (Lächelt.) Ja, wir pflegen die Geisteshaltung verhandeln ihren für sie idealen Mix, so wie «Welche Unternehmenskultur in der des Anfängers. Es ist wichtig, etwas zu wa- sie ihn sich wünschen. digitalen Ära? Die Perspektive der Ge gen und Fehler zu machen. In einem Un- neration Y.» ternehmen ist dies der Wert, mit dem wir am Ist die Digitalisierung der Wirtschaft der Symposium von Séverin von Hünerbein, meisten arbeiten. Der Perfektionismus ist in Hauptgrund für die Veränderungen, die Director Facilitation, Training and Coa der Schweiz sehr präsent und Fehler werden Sie anstreben? ching, Euforia, Bern. ausgemerzt. Die Mitarbeitenden sind an ihre Die Digitalisierung ist tatsächlich ein wich- Datum: 30. August 2017, 15.30 Uhr Struktur gekettet und haben nicht die Frei- tiger Grund für die Veränderungen, die wir Ort: Universität Fribourg heit, Risiken einzugehen und somit innovativ vorschlagen, aber sie ist nicht der einzige Weitere Infos: www.bgmtagung.ch zu sein. Grund. Andere Veränderungen sind die Marktzerrüttung, die immer schneller vo- Können Sie uns ein Beispiel einer Inno- ranschreitet, sowie die neuen Bedürfnisse vation geben, die in einem Ihrer der Generationen Y und Z, die immer mehr BGM-Weiterbildung Workshops entstanden ist? Flexibilität, weniger Hierarchie und mehr Der «Wellbeing Mix», eine neue Art, wie Einfluss einfordern. Wir sehen uns nicht als Gesundheitsförderliche Führung in Entlöhnung betrachtet wird. Der Lohn allein Digitalisierungsexperten, aber wir sehen, neuen Arbeitswelten. Führungskompe genügt nicht. Ferien, Arbeitsplatz und Wei- dass die Digitalisierung einen grossen Ein- tenzen in Zeiten von DeskSharing, terbildungsmöglichkeiten sind ebenso wich- fluss auf die Arbeitsweise sowie die Art der Multispace und Home Office. tige Elemente. Wir schlagen deshalb vor, Zusammenarbeit und der Organisation www.fwsacademy.ch dieses Paket gemeinsam zu definieren. So hat. n HR Today Special 2017 15 S.14-15_Euforia_Special_17kor.indd 15 23.06.17 10:32
Betriebliches Gesundheitsmanagement Referenten Kulturwandel statt technologische Innovation Die Digitalisierung löst in den Organisationen eine Veränderungswelle aus. Während top-down gesteuerte Systeme zunehmend unter Druck geraten, arbeiten Menschen vermehrt in Netzwerken. Eine solche Richtungsänderung erfordert jedoch einen Kulturwandel. Dafür ist eine andere Haltung gegenüber Mitarbeitenden erforderlich, konstatiert Prof. Dr. Andrea Belliger in ihrem Gastbeitrag. Text: Andrea Belliger Unser Kommunikationsverhalten und damit verbunden kommunikation und Reputationsmanagement, bei Per- die Nutzung des Internets haben sich in den letzten zehn sonalprozessen wie Recruiting, interner Kommunikation Jahren stark verändert. Dies hat nicht zuletzt mit der sowie Wissensmanagement ist die Nutzung hingegen Entwicklung des Internets zu tun. So hat sich das Web in weniger weit fortgeschritten. Zentrale Gründe für das den letzten Jahren von einem Medium der Informations- Nichtnutzen digitaler Kanäle sind hinlänglich bekannt: publikation hin zu einer veritablen Kommunikations- fehlende Zeit, fehlendes Know-how, Datenschutzbeden- plattform entwickelt. Diese Entwicklung wird auch als ken, Kosten und fehlende Investitionssicherheit. Die Ent- Web 2.0 bezeichnet. Facebook, Youtube, Businessplatt- scheidung, sich auf diese digitale Welt einzulassen, ist formen wie Xing und Linkedin, Blogs, Wikis, Twitter so- tatsächlich nicht einfach. Wer nicht mitmacht, läuft Ge- wie hunderte, zumeist kostenlose Applikationen zählen fahr, den Anschluss an einen neuen Markt zu verlieren. ebenfalls dazu. Aus einem Trend, der im Jahr 2005 be- Wer sich für einzelne Dienste entscheidet, sollte jedoch Prof. Dr. Andrea gonnen hat, ist eine regelrechte Bewegung geworden. genau rechnen, damit es sich lohnt. Den möglichen Vor- Belliger, Prorektorin teilen wie Umsatzsteigerung durch neue Absatzmöglich- PH Luzern und Co- «Digitale Transformation ist im Kern keiten und grössere Bekanntheit stehen auch Risiken iStockphoto Leiterin Institut für gegenüber. Die Gefahr hoher Gebühren etwa oder dass Kommunikation & ein Prozess, der Organisationsstrukturen und -kulturen verändert.» sich grosse Plattformen als Marke zwischen das Unter- Führung IKF, Luzern nehmen sowie den Kunden schieben und die Unterneh- Andrea Belliger men ein Stück Kontrolle und Kundennähe verlieren. Das Interessante und Neue an dieser Entwicklung kommt Netzwerken statt befehlen im Begriff «Soziale Netzwerke» zum Ausdruck. Treiber Meist stehen sich Unternehmen selber im Weg, indem der Entwicklung ist – wie der Name sagt – nicht so sehr für sie auf operativer und strategischer Führungsebene eine technologische Innovation, sondern eine soziale Be- die digitale Transformation mit der Einführung neuer wegung. Im Zentrum des Web 2.0 steht eine einfache, Technologien, digitaler Prozesse und Plattformen als er- aber bestechende Philosophie – jene des Teilens und ledigt gilt. Digitale Transformation ist jedoch weit mehr Mitteilens, des Interagierens und des Partizipierens. Man als das. könnte sagen: Wenn das Web 1.0 bis etwa zum Jahr Diese ist im Kern ein Veränderungsprozess, der Orga- 2005 die Vernetzung von Dokumenten darstellte, ist das nisationsstrukturen und -kulturen verändert. Offene, Web 2.0 im Kern die Vernetzung von Personen. Mit dem heterogene Netzwerke treten an die Stelle von geschlos- Web 4.0 bewegen wir uns in Richtung hybride Netz- senen, top-down gesteuerten Systemen. Das impliziert werke, bei denen auch nichtmenschliche Akteure – ver- neue Formen von Führung. Führungspersonen müssen netzte Maschinen, Sensoren oder Geräte – gleichermas- sich deshalb mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sen und gleichberechtigt zu Akteuren werden. sich Netzwerke nicht top-down steuern lassen, und sich darauf einlassen, dass permanent Interaktionen und Digital wird normal, aber … Kräfte zur Wirkung kommen, die sich nicht nach den Digitalisierung ist in fast allen Branchen seit langem ein Organisationsmustern der Hierarchie richten. Die digitale Thema. Die allermeisten Firmen unterhalten eine Web- Transformation vollzieht sich mit einer Reihe neuer Wer- site, die Mehrheit mit Verknüpfungen zu Social-Media- te und Normen, einer neuen Grundhaltung Kunden und Profilen. Auch digitale Unternehmensprozesse sowie die Mitarbeitenden gegenüber sowie einer neuen Unterneh- Nutzung digitaler Technologien zur Warenbeschaffung menskultur, die den Werten vernetzter Kommunikation etablieren sich zunehmend. Bei Themen wie Kunden- gerecht wird. Kunden und Mitarbeitende wünschen sich 16 HR Today Special 2017 S.16-17_Belliger_BGM_Special_2017_kor.indd 16 23.06.17 10:33
Referenten Betriebliches Gesundheitsmanagement iStockphoto offene Kommunikation, Transparenz und werken eigene Normen. Diese sind mehr als BGM-Tagung 2017 Partizipation. Unternehmenskommunikati- Schlagworte und eine Realität des gegen- on soll deshalb offen, selbstkritisch, ehrlich wärtigen Zeitgeistes. An ihnen werden wir «Digitale Transformation. und dialogbereit sein. Zudem ist Transparenz als Einzelpersonen und Unternehmen ge- Von geschlossenen Systemen zur Netzwerkorganisation.» gefordert: Wer heute als Einzelperson in messen. Sich in der vernetzten Welt zu be- Prof. Dr. Andrea Belliger, Prorektorin Führungspositionen oder als Organisation wegen, sagte einmal jemand, ist wie «Exer- PH Luzern und CoLeiterin Institut für nicht transparent ist, wirkt suspekt. Und zitien abhalten» – eine geistige Übung, die Kommunikation & Führung IKF, Luzern. schliesslich Partizipation: Kunden und Mitar- dazu geeignet ist, Wertemuster in Bewe- Datum: 30. August 2017, 10.00 Uhr beitende möchten auf Augenhöhe kommu- gung zu setzen. Wenn man sich wirklich auf Ort: Universität Fribourg nizieren und einbezogen werden. die neuen Möglichkeiten einlässt, verändern Weitere Infos: www.bgmtagung.ch sich Arbeitsstil und Einstellungen. Die Faszi- Wertlose Besitzstände nation der digitalen Transformation liegt Eines scheint nach rund 20 Jahren Internet wohl darin begründet, dass sie uns teilhaben und zehn Jahren Social Media klar: Diese und teilnehmen lässt an einem grossen ge- BGM-Weiterbildung Medien verändern unser Leben weitgehen- sellschaftlichen Veränderungsprozess. Ge- der und tiefgreifender als irgendeine andere winner unter den Unternehmen werden jene Gesundheitsförderliche Führung in neuen Arbeitswelten. Technologie zuvor. Durch die Allgemeinver- sein, welche die Werte der vernetzten Welt Führungskompetenzen in Zeiten von fügbarkeit von Wissen und Information wer- – offene Kommunikation, Transparenz und DeskSharing, Multispace und Home den alte Besitzstände wertlos, die Gesell- Authentizität – leidenschaftlich leben und die Office. schaft teilt sich neu auf und lässt sich nicht es schaffen, sich innerhalb der Online-Uni- www.fwsacademy.ch mehr durch bisher gültige Mechanismen versen zu profilieren, indem sie eine starke verwalten und regieren. So gelten in Netz- eigene, authentische Marke etablieren. n HR Today Special 2017 17 S.16-17_Belliger_BGM_Special_2017_kor.indd 17 23.06.17 10:33
Betriebliches Gesundheitsmanagement Marktplatz BGM: Apps und Programme Um die psychische bildungsverantwortliche. Die App ermög als direkte Ansprechpartner der Jugend- Gesundheit von Ju- licht es den Jugendlichen, miteinander zu lichen im Betrieb, um diese auf Themen rund gendlichen in den chatten, Gruppen zu bilden, einen digitalen um die psychische Gesundheit der Heran- Unternehmen zu stär- Mentor zu finden, sich niederschwellig an wachsenden zu sensibilisieren. Auf www. ken, hat Gesundheitsförderung Schweiz zu- Experten, wie beispielsweise eine Sozialbera- fws-apprentice.ch erhalten Berufsbildungs- sammen mit Partnern das Web- und App- tung, zu wenden oder Informationen zu ver- verantwortliche und Fachpersonen kosten- basierte Projekt Companion, das heutige schiedenen Themen wie Sucht, Mobbing, los Informationen zu Themen wie Führung «Friendly Work Space Apprentice», lanciert. Gewalt, Gesundheit, soziale Kompetenzen, von Lernenden, Besonderheiten des Jugend- Nebst der psychischen Gesundheit deckt Lernen, Umgang mit Risiken oder Beziehung alters, Aufgaben & Stress sowie Motivation dieses in Zusammenarbeit mit der Suva neu zu finden. Die «FWS Apprentice App» für & Leistung. Praxisnahe Hilfsmittel wie Check- auch die Bereiche der Arbeits- sowie der Frei- Jugendliche sowie für Fachleute ist ab dem listen und Fallbeispiele sowie Zahlen und zeitsicherheit ab. 1. Quartal 2018 für teilnehmende Organisa- Fakten runden das Angebot ab. Um das Wis- tionen verfügbar. sen in diesem Bereich zu vertiefen und sich Die «FWS Apprentice App» richtet sich an mit anderen Fachpersonen auszutauschen, Jugendliche in der Berufslehre, die das Mit «FWS Apprentice Web & Kurse» adres- können Interessierte Kurse besuchen, die auf Smartphone als Informations- und Kommu- siert Gesundheitsförderung Schweiz Berufs- www.fws-academy.ch/jugendliche-in-unter- nikationsplattform nutzen, sowie an Berufs- bildungsverantwortliche und Fachpersonen nehmen ausgeschrieben sind. n EKAS-Checkbox Apps: Stolperfallen und anderen Gefährdungen auf der Spur Um Sicherheit und Ge sundheit am Arbeitsplatz zu verbessern, hat die Eid genössische Koordinati onskommission für Ar beitssicherheit (EKAS) die EKASCheckbox entwi ckelt. Dieses Tool bietet Arbeitgebenden sowie Mitarbeitenden zwei kos tenlose, einfach zu bedie nende Apps: Mit dem Sa Corporate Health Premium Programm fetyCheck lassen sich Stolperfallen bei einem Bürorundgang eruieren und behe Bisher waren Faktoren wie das individuelle sowie Erst und Nachmessungen spornen an, ben sowie bereits getroffene Sicherheits Leistungsvermögen, die Schlafqualität, das sich langfristig zu engagieren. Für BGMVer vorkehrungen überprüfen. Etwa bei Stressempfinden oder psychische sowie phy antwortliche liefert der anonymisierte und Steighilfen oder Transportmitteln. Mög sische Belastungen nur über wissenschaftliche aggregierte Jahresrapport mit dem Gesund liche Gefährdungen werden in der App Fragebögen anhand einer Selbsteinschät heitsindex eine neue BGMKennzahl, die zur erfasst und es wird darin aufgezeigt, wie zung überprüfbar. Präventionsplanung sowie zur Evaluation von man diese verhindern kann. Im Ergo Nun können diese auch medizinisch fun BGMMassnahmen eingesetzt werden kann. Check sind zudem verschiedene Lern und diert gemessen werden. Mit dem Corporate Mitarbeitende werden damit unterstützt, CheckVideos enthalten, die dazu dienen, Health Premium Programm der Autonom übermässige Belastungen effektiv zu reduzie den Büroarbeitsplatz zu überprüfen und Health Gesundheitsbildungs GmbH mit Sitz in ren, individuelle Präventionsmassnahmen zu optimal einzurichten. Die mit beiden Wien gelingt es nach der Methode der Herz ergreifen und ihre Ressourcen zu stärken. Apps erfassten Daten werden in der ratenvariabilitätsmessung auf einfachste Damit gewinnt das Unternehmen an Wi EKASCheckbox synchronisiert und zu Weise, harte Fakten zur Mitarbeitergesund derstandskraft, wird souveräner im Umgang sammengefasst. So können nach einem heit zu erheben. So geben ein MiniEKG und mit Druck und wappnet sich für künftige He Rundgang alle Checks bequem eingese eine App über 24 Stunden einen 360°Einblick rausforderungen. Bei der Implementierung hen werden. Die EKASCheckbox erinnert zum aktuellen Gesundheitsstatus und Mitar und der Umsetzung des Programms steht den zudem an anfallende Aufgaben – bei beitende erfahren, wo sie im Vergleich zu Firmen eine professionelle Begleitung zur Sei spielsweise daran, eine identifizierte Stol anderen stehen. Die Selbstmessung für Mitar te, wobei Schutz und Anonymität der Daten perfalle zu beheben. n beitende ist freiwillig und anonym und soll jederzeit gewährleistet sind. n www.ekascheckbox.ch diese dazu motivieren, sich für ihre Gesund www.praeventionimbuero.ch heit einzusetzen. Individuelle Empfehlungen www.autonomhealth.com 18 HR Today Special 2017 S.18-20_BGM_Special_Marktplatz/Profico_2017kor.indd 18 23.06.17 10:34
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