BWSOINFO - "Baumwurzeln" Schwerpunktthema - Bürgergemeinden und Waldeigentümer Verband Kanton Solothurn
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BWSOINFO Bürgergemeinden und Waldeigentümer 2|2020 Verband Kanton Solothurn 1 Schwerpunktthema «Baumwurzeln» INFO-BWSO 2/2020
INHALT 2 Schwerpunktthema «Baumwurzeln» Faszinierende Baumwurzeln 4 Das Internet des Waldes: Austausch über Wurzeln und Pilze 8 Kurzlebige Feinwurzeln 9 Schutz vor Rutschungen – Armierung des Waldbodens mit Wurzeln 10 Wo uns Wurzeln vor Rutschungen schützen 11 Vielfältige Lebensgemeinschaft im Wurzelgeflecht 12 Hallimasch und Wurzelschwamm – zwei allgegenwärtige Waldbewohner 13 Informationen aus Bürgergemeinden, Wald und Holz Medienberichte 14 Waldvielfalt spazierend erfahren 16 40 Jahre im Dienste des Waldes 17 Ausbildungswesen Wichtiges aus der OdA Wald BL/BS/SO 18 Aktuelles aus dem Verband Tätigkeiten des Vorstandes und des Leitenden Ausschusses 19 Forstliche Betriebsabrechnung 2019 20 Meldungen aus dem AWJF Mittleres forstliches Erdbeben im Thal 22 Vorstellung Joshua Huber 23 Holzvermarktung Medienberichte 24 «Schweizer Holz – jetzt erst recht!» 26 Maschinenhalle mit Vorbild-Charakter 27 WaldSchweiz Gartenabfälle schaden der Waldgesundheit 28 Waldeigentümer fordern Unterstützung 29 Holzenergie Quo vadis, Solothurner Wald? 30 Impressum | Herausgeber Bürgergemeinden- und Waldeigentümer-Verband Kanton Solothurn | Redaktion, Realisation Kaufmann + Bader GmbH, Solothurn | Leitender Ausschuss Peter Brotschi, Frank Ehrsam, Thomas Fluri, André Hess, Martin Staub, Sergio Wyniger | Beiträge Josef Borer, Ivano Brunner, Vivanne Dubach, Stefan Flury, Frank Graf, Ariane Hausammann, Joshua Huber, Rolf Manser, Lucilia Mendes von Däniken, Martina Peter, Christoph Rutschmann, Manuela Schmutz, Manuel Schnellmann, Sophie Stroheker, Patrick von Däniken, WaldSchweiz | Gestaltung c&h konzepte werbeagentur ag, Solothurn | Druck Druckerei Herzog AG, Langendorf | Auflage 900 Exemplare | Mit Unterstützung durch Amt für Wald, Jagd und Fischerei Kanton Solothurn | Nächste Ausgabe Oktober 2020 (Redaktions- schluss Mitte September) | Website www.bwso.ch | Quelle Titelbild Hans Braxmeier INFO-BWSO 2/2020
EIN WORT VORAUS 3 Liebe Leserinnen und Leser Gerne begrüsse ich Sie zur aktuellen Ausgabe mit dem Thema Baumwurzeln. Als ich mich mit dem Titel auseinanderzusetzen begann, ist mir als erstes die aktuelle Lage im Wald bezüglich der Trockenheit in den Sinn gekommen. Weisstannen mit ihren mächti- gen Pfahlwurzeln, die zu wenig Wasser finden und austrocknen oder Buchen, die ihr Laub schon im Frühjahr abwerfen und sich nicht mehr erholen, weil ihnen das Wasser fehlt. In diesem Sinne könnte ich noch viele Baumarten in unseren schönen Wäldern nennen, die erheblich unter dem Klimawandel mit den anhaltenden Trockenperioden leiden. Es zeigt sich, wie empfindlich ganze Waldabschnitte leiden, wenn ihrem Wurzelwerk nicht genü- gend Wasser zur Verfügung steht. Nach den letzten Stürmen sind etliche Bäume entwur- zelt worden, wodurch ein gigantisches Wurzelwerk an den Tag gebracht wurde. Bei der Betrachtung der Wurzelballen aus der Nähe, von den Schwachwurzeln bis zu den Stark- wurzeln, sieht man ein spannendes Netzwerk, das den Baum am Leben erhält und ihn mit meist reichlich Energie versorgt. Auch armiert das Wurzelwerk ganze Hänge, hält sie im Gleichgewicht und schützt uns damit vor Erdrutschen und Erosion. Baumwurzeln sind ein spannendes Thema, das uns in dieser Ausgabe interessante Einblicke gibt. In diesem Sin- ne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen unseres BWSo-Info. Frank Ehrsam INFO-BWSO 2/2020
Schwerpunktthema «Baumwurzeln» faszinierende Baumwurzeln 4 Baumwurzeln versorgen die Bäume mit man Wurzeln, die an Blättern, Zweigen Wasser und Nährstoffen und verankern oder Ästen wachsen. Im Astloch sammelt sie im Boden. Doch nicht alle Baumwur- sich bei feuchtem Wetter Wasser. Bei der zeln wachsen im Boden und nehmen Zersetzung des Holzes durch Pilze werden Wasser auf. Manche Wurzeln spriessen in auch Nährstoffe freigesetzt. Was die an- luftiger Höhe, an Ästen, in hohlen Baum- deren Wurzeln im Boden finden, kriegt das stämmen oder an abgebrochenen Ästen, kleine Würzelchen also auch im Astloch die in Flüssen treiben. Andere Wurzeln des eigenen Baumes. sind porös und nehmen Luft statt Wasser Quelle: M. Schmutz auf. Über die Wurzeln können sich die Innenwurzeln von Linden und Eiben Bäume ausserdem vermehren und aus- Bei alten Linden und Eiben wachsen solche breiten. Aus dem Wurzelwerk eines einzi- Adventivwürzelchen manchmal zu mäch- gen Baumes können mit der Zeit ganze tigen Innenwurzeln heran, die im hohlen Holunderbaum im Garten Wälder heranwachsen. Stamm nach unten wachsen und schliess- der Autorin, der in einem lich im Boden wurzeln. Mit der Zeit verhol- Astloch eine Adventiv- Adventivwurzeln zen die Innenwurzeln und übernehmen wurzel treibt (siehe Foto Als ich während einer Homeoffice-Pause auch Stützfunktion. Dank den Innenwur- oben rechts) durch meinen Garten spazierte, entdeckte zeln können hohle Lindenbäume bis 1 200 ich sie in einem Astloch des alten Holun- Jahre alt werden. derbaumes: Adventivwurzeln. So nennt Innenwurzeln in einem alten Lindenbaum Quelle: A. Roloff INFO-BWSO 2/2020
Quelle: M. Schmutz 5 Stecklinge im Silberweiden-Auenwald Abgebrochene, in den Fluss gefallene Äste und Zweige von Silberweiden kön- nen, wenn sie an Land gespült werden, Wurzeln schlagen und anwachsen. Diese Fähigkeit der Weiden nutzt man auch um Quelle: ZVG Auenwälder mit Steckhölzern zu begrün- den oder Weidenhäuschen zu bauen. Bewurzelter Weidenzweig Fichtenkolonien an der Waldgrenze Rottannen vermehren sich an der oberen Waldgrenze oft durch Ableger. Hier wach- sen die Fichten in Rotten. Die äussersten Bäume haben Äste, die bis zum Boden rei- chen. Wenn die Äste ständigen Bodenkon- takt haben, treiben sie Wurzeln und richten sich an der Spitze zu neuen Stämmen auf. An windigen und Quelle: U. Häntsch schneearmen Stellen in höchsten Lagen können Rottannen nur als Kolonien in Rotten überleben. Fichtenrotten an der Waldgrenze Wurzelbrut Entdeckt man im Wald eine alte Zitter- pappel, so findet man oft zahlreiche junge Wurzelausschläge in der näheren Umge- bung. Als Pionierbaumart ist die Zitterpap- pel gut an Störungen angepasst. So kön- Quelle: Baumkunde.de nen die Wurzelausschläge nach Bränden oder Kahlschlägen in Windeseile zu Bäu- men aufwachsen. Solche Klongruppen er- strecken sich üblicherweise über einige 1 000 Quadratmeter. Wurzelbrut einer Zitterpappel INFO-BWSO 2/2020
Quelle: Anton Bielousov 6 Brettwurzeln Überhälter in tropischen Regenwäldern Im tropischen Regenwald sind die Böden zwar tiefgründig aber vom vielen Regen ausgewaschen und sehr nährstoffarm. Deshalb wurzeln die Bäume nur oberfläch- lich. Um dennoch Stürmen standzuhalten, bilden die grössten tropischen Bäume, die als Überhälter über das Kronendach her- Quelle: Guido Gerding ausragen, Brettwurzeln aus. Quelle: ZVG Auenwälder Mitteleuropas Auch im Auenwald wurzeln die Bäume Kapokbaum – mit nicht tief, da sie in der Tiefe zu wenig Luft Die Flatterulme kommt in der Schweiz in 75 Metern Höhe einer der haben. Um dennoch stabil zu stehen, bil- Auenwäldern der Region Basel, am grössten tropischen den beispielsweise Flatterulmen oder Neuenburgersee sowie an der Aare Bäume Schwarzpappeln Brettwurzeln aus. unterhalb Solothurn vor. Stelzwurzeln ab, zersetzt sich das organische Material und der Boden baut sich ab. Der Boden Mangrovenwälder sackt ab und legt die Baumwurzeln frei. An tropischen Meeresküsten wachsen Diese ragen dann wie Stelzwurzeln aus der Mangrovenwälder. Die Stelzwurzeln ver- Erde. ankern die Mangroven sicher im Boden, sodass sie dem ständigen Wechsel von Ebbe und Flut standhalten. Zwischen den Wurzeln leben viele Fische und Garnelen. Sie sind zusammen mit den Früchten und dem Holz der Mangroven die Nahrungs- Quelle: ZVG grundlage der Bevölkerung. In den vergan- genen Jahrzehnten haben industrielle Shrimps-Farmen riesige Flächen von Man- Mangrovenwald grovenwald gerodet. Quelle: ZVG Ehemalige Bruchwälder Mitteleuropas Trocknet in Bruchwäldern der Torfboden INFO-BWSO 2/2020
Quelle: Satish Krishnamurthy 7 Atemwurzeln Sümpfe und Flussauen Nordamerikas Mit den Blättern nehmen Pflanzen CO2 aus der Luft auf und lagern den Kohlenstoff als Zucker ein. Die Wurzeln brauchen Energie um zu wachsen und Nährstoffe aufzuneh- men. Dazu atmen sie Sauerstoff ein und «verbrennen» Zucker. Sumpfzypressen, die im Wasser stehen, können mit ihren Wurzeln nicht genug Sauerstoff einatmen. Deshalb bilden sie «Atemknie» aus. Diese Atemwurzeln ragen bis 40 cm weit aus Quelle: Miguel dem Wasser. Sie bestehen aus einem schwammigen Gewebe mit grossen Zell- zwischenräumen, durch das die Luft bis zu den Wurzeln strömt. Atemknie von Sumpfzypressen Luftwurzeln Würgefeigen tropischer Regenwälder Die Samen der Würgefeigen gelangen im Vogelkot auf die Äste von Bäumen. Dort kleben sie dank ihrer schleimigen Samen- hülle fest und keimen. Zuerst wachsen sie als Epiphyten auf den Bäumen. Dann schlagen sie Luftwurzeln und wachsen zum Boden hinab. Haben sie ihn erreicht, umschliessen sie ihren Tragbaum mit un- zähligen Luftwurzeln, bis dieser in ihrem Quelle: ZVG Inneren abstirbt. Manuela Schmutz, Geschäftsstelle Luftwurzeln von Würgefeigen Bild oben links: Mangrovenwurzeln Bild oben rechts: Das indigene indische Volk der Khasi baut aus den lebenden Wurzeln des Gummibaums (Ficus elastica) Brücken. Dazu leiten sie die herabwachsenden Luftwurzeln mit ausgehölten Baumstämmen in die gewünschte Richtung. INFO-BWSO 2/2020
Schwerpunktthema «Baumwurzeln» Das Internet des Waldes: Austausch über Wurzeln und Pilze 8 Versteckt im Boden lebt eine Vielfalt von davon aus, dass dies nur mithilfe der Pilze Organismen, die eine wichtige Rolle im überhaupt möglich war. Denn die feinen Ökosystem spielen. Darunter sind die Pilze, Pilzfäden sind «verlängerte Wurzeln», die die vor uns verborgen mit dünnen Fäden ein viel grösseres Volumen des Bodens den Waldboden durchwachsen. Manchmal durchdringen und in kleinere Hohlräume zeigen sie sich und bilden Fruchtkörper aus, gelangen können, als die Wurzeln der Pflan- die uns im Herbst durch ihre Formen- und zen selbst. Sie nehmen Nährstoffe und Farbenvielfalt erfreuen oder als geschätzte Wasser auf, die sie an die Pflanzen weiterlei- Speisepilze auf unseren Tellern landen. Der ten und erhalten dafür Zucker, den die eigentliche Pilz-Organismus lebt aber als fä- Pflanzen mithilfe des Sonnenlichts herstel- diges Netzwerk im Boden und kann riesig len. Bäume leben so mit bis zu hundert ver- gross werden: das grösste bekannte Lebe- schiedenen Mykorrhizapilzen zusammen, Quelle: ZVG wesen auf der Erde ist ein Hallimasch, er hat die an den Feinwurzeln durch ihre Formen eine Grösse von neun Quadratkilometer und Farben erkennbar sind. Jeder Pilz kann Martina Peter und ein Alter von 2 400 Jahren erreicht. viele Bäume, oft sogar verschiedener Arten, miteinander verbinden. Durch das «Wood- Verschiedene Mykorrhiza- WideWeb» im Boden fliessen nicht nur pilze an einem Feinwurzel- Nährstoffe von Pflanze zu Pilz oder umge- stück einer Föhre. kehrt, sondern auch von Pflanze zu Pflanze. Quelle: Sylvia Hutter, WSL So zeigen Studien, dass Zucker von Altbäu- men zu jungen Bäumen fliesst und diese Pilzfäden (weiss) verknüp- beim Wachstum unterstützt. Aber auch fen Wurzeln der Bäume Botenstoffe werden durch das Netzwerk (braun) und bilden so das ausgetauscht. Bäume können sich so ge- Internet des Waldes. Viele Pilze ernähren sich von totem Mate- genseitig zu einem gewissen Grad informie- rial wie Holz und Streu, das sie abbauen und ren. Studien zeigen, dass Pflanzen gewarnt so die Nährstoffe den Pflanzen wieder zur werden, wenn Läuse Blätter von Nachbarn Verfügung stellen. Andere Pilze verbinden anzapfen. Sie bilden dann Abwehrstoffe sich durch ihre Fäden mit den Wurzeln von aus, noch bevor sie selber befallen werden. Pflanzen. Sie wachsen um die feinen Wur- Durch ein ausgeklügeltes Experiment konn- zelspitzen herum, dringen in diese ein und te gezeigt werden, dass diese Information bilden dort ein neues Organ aus, die Mykor- nur bei einem intakten Pilznetzwerk fliesst. rhiza. Diese Pilze leben in Symbiose mit den Steinpilz, Eierschwamm und Trüffel, sie Quelle: Simon Egli, WSL Pflanzen; das heisst, beide, Pflanze und Pilz, alle verkabeln unsere Bäume und unterstüt- profitieren voneinander und unterstützen zen sie. Und Wurzeln reichen weiter als man sich gegenseitig. Fast alle Pflanzenarten un- denkt. Die Natur ist faszinierend! serer Erde gehen diese Mykorrhizasymbiose ein. Es gibt sie seit Pflanzen vor Jahrmillio- Martina Peter, Eidg. Forschungsanstalt INFO-BWSO 2/2020 nen das Land besiedelten. Man geht sogar für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Kurzlebige Feinwurzeln 9 Feinwurzeln sind die Schnittstelle zwi- Dabei helfen ihnen auch die sogenannten schen Baum und Boden. Sie nehmen «Mykorrhizapilze». Diese besiedeln mit ih- Nährstoffe und Wasser auf und werden ren feinen Pilzfäden einerseits das abge- wie die Blätter regelmässig ersetzt. Da- storbene Pflanzenmaterial, andererseits durch spielen sie eine wichtige Rolle im umhüllen sie die Spitzen der Feinwurzeln Kohlenstoff- und Nährstoffhaushalt un- und dringen sogar zwischen deren Rin- serer Wälder. denzellen ein. So helfen sie den Wurzeln Nährstoffe zu mobilisieren und aufzuneh- Die Funktion der Feinwurzeln men. Während Blätter oder Nadeln die Bäume mit der Atmosphäre verbinden und auf ei- Nur eine kurze Lebenserwartung Quelle: Gottardo Pestalozzi ner riesigen Oberfläche den Gasaustausch Ähnlich wie die Blätter erneuern sich auch ermöglichen, verbinden die höchstens die Feinwurzeln der Bäume ständig. Sie zwei Millimeter dicken Feinwurzeln die werden nur ein bis zwei Jahre alt. Jedes Jahr Bäume mit dem Waldboden. Ein typischer sterben also etwa fünf Tonnen Feinwurzeln Buchenwald im Schweizer Mittelland be- pro Hektare Waldboden ab. Diese enthal- siedelt den Waldboden mit rund fünf Ton- ten etwa 2.5 Tonnen Kohlenstoff und 50 kg Ivano Brunner nen Feinwurzeln pro Hektare. Diese haben Stickstoff. Bodentiere und Mikroorganis- in etwa eine Länge von 20 km und eine men zersetzen die toten Feinwurzeln. Da- Oberfläche von rund 10 ha. Rund ein Vier- bei geben sie den in den Feinwurzeln ent- Feinwurzel der Buche mit tel dieser Feinwurzeln befindet sich in den haltenen Kohlenstoff entweder als Mykorrhizen an den obersten 30 cm des Waldbodens. Die Kohlendioxid an die Luft ab, oder sie wan- Wurzelspitzen Feinwurzeln nehmen Wasser und Nähr- deln ihn in komplexe Moleküle um, die als stoffe auf und leiten sie an die oberirdi- Humus im Waldboden gespeichert werden. schen Baumteile weiter. Die wichtigsten Da ein ausgewachsener und gesunder Nährstoffe sind Stickstoff und Phosphor, Wald gleichzeitig die gleiche Menge an aber auch essentielle Spurenelemente wie Feinwurzeln neu produziert, bleibt dies Eisen und Zink werden aufgenommen. Im letztendlich ein Nullsummenspiel. Nur ein Gegenzug erhalten die Feinwurzeln vom junger Wald im Wachstum produziert Baum Zucker. Diesen verwenden sie für ihr mehr Feinwurzeln als absterben. Hand- eigenes Wachstum, oder sie wandeln ihn kehrum sterben in einem gestressten in organische Säuren wie Oxal- oder Zitro- Wald, zum Beispiel durch wiederkehrende nensäure um, welche sie an den Waldbo- Trockenheit, mehr Feinwurzeln ab als die den abgeben. Dies fördert das Verwittern Bäume neu produzieren können. Diese des Muttergesteins, wodurch auch Nähr- Wälder sind im Ungleichgewicht. elemente wie Kalzium und Magnesium verfügbar werden. Die Feinwurzeln schei- den auch Enzyme aus, die Nährstoffe aus Ivano Brunner, Eidg. Forschungsanstalt Quelle: Anika K. Richter abgestorbenem Pflanzenmaterial lösen. für Wald, Schnee und Landschaft WSL INFO-BWSO 2/2020
Schwerpunktthema «Baumwurzeln» Schutz vor Rutschungen – Armierung des Waldbodens mit Wurzeln 10 Heftige Regengüsse haben jüngst ver- kleben die einzelnen Krümel zu Bodenag- mehrt zu Rutschungen geführt. Eine ge- gregaten. Symbiotische Pilzpartner wie nauere Betrachtung betroffener Hänge Steinpilz, Eierschwamm und Fliegenpilz un- hat die Schutzwirkung von Wäldern mit terstützen sie dabei tatkräftig (siehe Beitrag gutem Wurzelwerk deutlich bestätigt. «WoodWideWeb»). Mit den gemeinsam gefertigten «Bausteinen» bauen sie ein rich- Der einzelne Baum und vorab der Wald tiggehendes Fachwerk auf. Die gröberen tragen massgeblich zur Hangstabilität und Wurzeln (Ø ≥ 2 mm) festigen diese Boden- somit zum Schutz vor flachgründigen Rut- matrix weiter. Sie wirken wie Armierungsei- Quelle: V. Graf-Morgen, 1997 schungen bei. Einerseits hält das Kronen- sen und geben steilen Hängen zusätzlich dach einen ansehnlichen Teil des Regens Halt. Je stärker das Bodenmaterial von Bäume verhindern, dass zurück und verhindert den ungebremsten Wurzeln durchwachsen ist, desto fester ist der Boden bei Starkregen Aufprall der Wassertropfen. Andererseits der Boden und desto stabiler der Hang. Eine zu nass wird, entwässern saugen die Wurzeln das Wasser aus dem gute Mischung von Flach- und Tiefwurzlern ihn und halten mit ihren Boden und befördern es über die Blätter trägt diesem Umstand zusätzlich Rechnung. Wurzeln die Bodenteilchen und Nadeln wieder in die Luft. Je mehr Wurzeln in die Tiefe dringen, desto zusammen. Nebst der Bodenentwässerung spielen die mehr werden Gleitschichten durchwachsen Wurzeln auch bei der Stabilisierung des Bo- und stabilisiert. dens eine Schlüsselrolle, ähnlich der Zemen- Analysen der Unwetter von 1997 (Sach- tierung und Armierung eines Fundaments. seln), 2002 (Napf, Appenzell) und 2005 Die feinen Wurzeln (Ø < 2 mm) umgarnen (Entlebuch, Napf, Prättigau) haben die lose Teilchen wie Maschendraht und ver- Schutzwirkung von Wäldern vor Rutschun- gen deutlich gezeigt. Hänge mit artenrei- 3D-Diversität schafft Stabilität: Pflanzenvielfalt mit unterschiedlichen chen, gut strukturierten und gepflegten Wurzelsystemen, zahlreichen Pilzarten sowie mehrschichtige Waldstruktur Bestockungen waren bemerkenswert selte- mit verschiedenen Entwicklungsstufen dank Pflegemassnahmen und ner betroffen. Für einen optimalen Schutz natürlichen Störungen (Sturm, Käfer, Waldbrand, ...) vor flachgründigen Rutschungen sollte ein Schutzwald eine «dreidimensionale Diver- sität» aufweisen und folgende Kriterien er- füllen: • artenreich, womöglich Laub- und Nadel- bäume, Quelle: V. Graf-Morgen, 2016 • mehrschichtig, vielfältige Durchwurze- lung und Wurzelarchitektur, • kleinräumige Verteilung unterschiedli- cher Entwicklungsstufen. Frank Graf, WSL-Institut für Schnee- INFO-BWSO 2/2020 und Lawinenforschung SLF
wo uns Wurzeln vor Rutschungen schützen Quelle: Jonas Meyer 11 15 Prozent der Solothurner Schutzwälder kommunizieren. Für die Waldeigentümer Dank regelmässigen bzw. knapp 500 ha schützen Siedlungen ist es aber wichtig, sich der Bedeutung die- Pflegeeingriffen seit 2011 oder Kantonsstrassen vor Rutschungen. ser Wälder bewusst zu sein. schützt der Schutzwald oberhalb von Balm b. Die Rutschschutzwälder finden sich Die Rutschschutzwälder sind im WebGIS Messen das Siedlungsge- hauptsächlich im Jura ab einer Neigung von des Kantons einsehbar: geo.so.ch/map biet und die Kantons 25°, aber auch im Bucheggberg oder im Nie- (Suche nach Schutzwald) strasse an den steilen deramt gibt es südlich der Aare Gebiete, die Hangflanken vor eine erhöhte Rutschanfälligkeit aufweisen. Manuel Schnellmann, AWJF Rutschungen. Mögliche Schäden bei Rutschungen Die Gefahrenkarten der Gemeinden ge- ben Auskunft über die Gefahr von kontinu- ierlichen und spontanen Rutschungen im Siedlungsgebiet. Zusammen mit der Gefah- renhinweiskarte und der flächendeckenden Schutzwaldausscheidung besteht ein guter Überblick, wo im Kanton mit Rutschungen gerechnet werden muss. Im Schutzwald gibt es bezüglich der Öff- nungsgrösse bei der Holzerei und der Baum artenwahl klare Vorgaben um die Stabilität des Bodens zu verbessern. Den- noch können Rutschungen auch bei idea- ler Waldbestockung nicht völlig ausge- schlossen werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Schutzwaldpflege in regelmässi- gen Abständen erfolgt und als Dauerauf- gabe verstanden wird. Solange keine Schäden auftreten, sieht man Rutschschutzwäldern ihre wichtige Funktion nicht immer auf Anhieb an, und das Prozessverständnis ist oft schwer zu INFO-BWSO 2/2020
Schwerpunktthema «Baumwurzeln» Vielfältige Lebensgemeinschaft im Wurzelgeflecht 12 In die Höhe ragende Wurzelteller von ist als der umliegende Waldboden. Die soli- umgestürzten Bäumen im Wald sind nur tär lebenden Wildbienen graben im Rohbo- kurzfristig ein Zeichen des Todes. Die den ihre Brutröhren, Pracht- und Bockkäfer Wände aus Wurzeln, Erde und Totholz lo- legen ihre Eier in die abgestorbenen Wur- cken nämlich viele Tiere und Pflanzen an zelstränge. und dienen ihnen als Versteck, Ausguck, Das Wurzeldickicht stellt einen attrakti- Badestelle oder Kinderstube. ven Nistplatz für verschiedenste Vogelarten dar. Zum Beispiel für Rotkehlchen, Amseln, Die spannendsten Geschichten zur Arten- Singdrosseln, Heckenbraunellen oder den vielfalt des Waldes beginnen mit dem Tod Zaunkönig. Dieser sucht sich am Wurzeltel- – so auch diese. Ein aufgeklappter Wurzel- ler gut exponierte Singwarten in Bodennä- teller bedeutet nämlich unmissverständlich, he und trällert von da seinen unverkennba- dass der dazugehörige Baum den Halt ver- ren Reviergesang. Liegt der umgestürzte Quelle: ZVG loren und somit nahezu alle Chancen auf Baum im Uferbereich eines Baches oder ei- ein Weiterleben verspielt hat. Der Blick auf nes stehenden Gewässers, nimmt auch der den freigelegten «Fuss» des Baumriesens Eisvogel den Wurzelteller unter die Lupe. Ariane Hausammann aus der Nähe offenbart ein wirres Geflecht Erscheint ihm die Sandschicht zwischen den aus zerfetzten Wurzelsträngen. Dazwi- Wurzelsträngen kompakt genug, gräbt er Ein umgestürzter Baum schen kleben Sand, Lehm und Steine. Kaum seine Bruthöhle hinein. bietet mit seinem auf- zu übersehen ist ausserdem die mehr oder Die neu entstandenen Tümpel am Fusse rechtstehenden Wurzel- weniger tiefe Bodenmulde am einstigen des Wurzeltellers werden bald von einer teller bald verschiedens- Standort des Baumes – eine klaffende Vielzahl von Insekten besiedelt. Dies zieht ten Tieren und Pflanzen Wunde im Erdboden, in der sich Grund- wiederum Fledermäuse an, die sich an den neuen Lebensraum. und Regenwasser sammeln und sich ein Insekten gütlich tun. Auch Amphibienarten, Tümpel bildet. wie die Gelbbauchunke oder der Berg- Das Kleinbiotop molch, bevölkern die temporären Kleinge- Wurzelteller zieht wässer und nutzen sie als Laichbiotop. Tier- und Pflan- In den Hohlräumen des ausgewaschenen zenarten mit ganz Wurzeldickichts verstecken sich Mäuse unterschiedlichen und andere Kleinsäuger. Sie finden hier Ansprüchen an. Schutz und Nahrung. Ja sogar ein Fuchs Waldeidechsen, kann seinen Bau zwischen den Wurzeln in Quelle: Ariane Hausammann Prachtkäfer und die Tiefe graben und hier seine Kinderstu- Wildbienen lieben be gründen. Eine mannigfaltige Lebensge- den oberen Teil meinschaft auf kleinstem Raum ist ent- des Tellers, weil er standen. häufig von der Sonne beschienen Ariane Hausammann, Geschäftsführerin INFO-BWSO 2/2020 wird und wärmer Pro Natura Solothurn
Hallimasch und Wurzelschwamm – zwei allgegenwärtige Waldbewohner 13 Das geübte Auge entdeckt sie überall im vor allem das Wurzelwerk. Die Wald. Der Hallimasch und der Wurzel- Wurzelinfektion erfolgt durch Quelle: Sophie Stroheker, Waldschutz Schweiz schwamm gehören zu unseren Wäldern Sporen, die vom Regen in den wie die Bäume selbst. Doch sie sind nicht Boden eingewaschen werden harmlos. oder über Wurzelkontakte (oft auch mit infizierten Stümpfen). Der Hallimasch (Armillaria sp.) und der Beim Hallimasch sind neben Wur- Wurzelschwamm (Heterobasidion anno- zelkontakten und Wurzelwun- sum) gehören in der Schweiz zu den wich- den häufig Rhizom orphen für tigsten forstlichen Schaderregern. Sie be- neue Wurzelinfektionen verant- fallen lebende Bäume über die Wurzeln wortlich. und können sie zum Absterben bringen. Da beide Pilze bei uns weit ver- Fruchtkörper eines Hallimasch und Während es weltweit gegen 40 Halli- breitet sind, muss bei Bekämp- Rhizomorphen am Stamm. masch-Arten gibt, viele davon harmlose fungsmassnahmen vor allem auf Holzzersetzer, verursachen in der Schweiz Vorbeugung gesetzt werden. Quelle: Vivanne Dubach, Waldschutz Schweiz vor allem zwei Arten erhebliche Schäden. Dazu gehört die Förderung der Der Honiggelbe Hallimasch (A. mellea) be- allgemeinen Baumgesundheit fällt vor allem Laubholz, der Dunkle Halli- durch waldbauliche Massnah- masch (A. ostoyae) zieht Nadelholz vor. men. Eine direkte Bekämpfung Über die Wurzeln breiten sie sich zwischen ist bei uns nicht möglich. Die Rinde und Holz aus und bringen das Kam- Förderung von Mischungen mit bium zum Absterben. Die dabei gebildeten Laubholz stellt eine der ökolo- weissen Myzelmatten sind ein typisches gisch und ökonomisch sinnvolls- Befallsmerkmal. Von dort dringt der Pilz ten Massnahmen dar. Die Be- ins Holz ein, wo es zu Kernfäulen kommt. handlung von frischen Stümpfen Weisses Fächermyzel unter der Rinde Ist der Baum abgestorben, bildet der Halli- mit Harnstoff oder einer Sus- einer vom Hallimasch befallenen Fichte. masch dunkle, schnurartige Überdaue- pension des Riesen-Rindenpil- rungsformen (Rhizomorphen). Sie bleiben zes (Phlebiopsis gigantea) wird noch lange sichtbar und dienen auch dem im Wald kaum angewandt. Beim Nährstofftransport. Ansonsten sind die Hallimasch kann es helfen, mit Fruchtkörper an Stamm und Wurzelansatz Naturverjüngung zu arbeiten Quelle: Ottmar Holdenrieder das sicherste Erkennungsmerkmal. und standortgerechte Baumar- Auch der Wurzelschwamm dringt über die ten zu wählen. Eine Vergrösse- Wurzeln in den Stamm ein und löst dort rung der Pflanzabstände kann eine Kernfäule (Rotfäule) aus. Betroffen eine Ausbreitung ausbremsen. sind Nadelhölzer, besonders Fichte und Föhre, vereinzelt aber auch Laubhölzer. Vivanne Dubach und Sophie Während der Pilz bei der Fichte bis in die Stroheker, Waldschutz Fruchtkörper eines Wurzelschwamms. Krone aufsteigen kann, stirbt bei der Föhre Schweiz WSL INFO-BWSO 2/2020
Informationen aus Bürgergemeinden, Wald und Holz Medienberichte 14 Projektkosten. Die Gemeinde Oensingen hat Restkosten von 14 000 Franken zu tra- gen. Noch nicht bekannt sind die Kosten des Schutzbautenprojekts. Solothurner Zeitung Es braucht Lösungen Generell ist der Schweizer Wald in einem guten Zustand. Das zeigt das neue Lan- desforstinventar (LFI). Die bewirtschafte- ten Wälder sind naturnäher geworden. Durchmischte Wälder seien widerstands- fähiger. Probleme zeichnen sich in höheren Lagen ab. Nur 36 Prozent der Schutzwäl- der sind für die Bewirtschaftung und Pfle- ge gut erschlossen. Aktuell befindet sich Auf Berechnungsmodelle Zeckensaison der Schutzwald gemäss LFI noch in einem und Zeckenstichmeldun- Mit den frühlingshaften Temperaturen hat guten Zustand, die Fläche mit genügender gen gestützte Zeckenakti- auch die Zeckensaison begonnen. Schon Verjüngung geht jedoch zurück. vitätskarte früh bestand darum im ganzen Kanton So- Solothurner Zeitung lothurn ein flächendeckendes Gesundheits- risiko. Berechnungsmodelle zeigen auf, dass Parlament will Wald schützen Zeckenstiche oft im Naherholungsgebiet Sturm, Trockenheit und Borkenkäferbefall erfasst wurden. setzen den Bäumen zu. Weil die Eigentümer Solothurner Zeitung der Wälder die notwendigen Investitionen nicht garantieren können, verlangt das Par- Schutzwald-Projekt lament vom Bundesrat eine Gesamtstrate- In den vergangenen elf Jahren wurde im gie für die Anpassung des Waldes an den Gebiet unterhalb der Ravellenfluh in Oen- Klimawandel. Wie auch schon der Ständerat singen festgestellt, dass das Siedlungsgebiet hat nun auch der Nationalrat eine Motion durch Steinschlag gefährdet ist. Um den von alt-Ständerat Claude Hêche (SP/JU) op- Dorfteil zu schützen, wurde ein Schutz- positionslos angenommen. Auch der Bun- wald-Projekt ausgearbeitet. Der Wald un- desrat erachtet die Motion als sinnvoll. terhalb der Ravellen soll aufgelichtet wer- Zur Strategie gehören die Schadenbewäl- den, um jungen Bäumen Platz zu schaffen. tigung und die Jungwaldpflege sowie Aus- Der Schutzwald «Ravellen» ist einer von 13 wirkungen des Klimawandels auf die Wald- Schutzwäldern rund um Oensingen, deren funktionen und die Waldwirtschaft. totale Fläche ca. 50 ha beträgt. Der Kanton Zudem sollen auch die finanziellen Mittel INFO-BWSO 2/2020 übernimmt dabei knapp 59 000 Franken der festgelegt werden, um die Multifunktiona-
Quelle: Kantonspolizei Solothurn 15 lität und Nachhaltigkeit des Waldes zu ga- gehege sind günstiger. Zudem sind sie aus Waldbrand oberhalb rantieren. Fichtenholz, umweltfreundlich, für das Wild des Schlosses Alt Falken- Aargauer Zeitung gut sichtbar und wir können das eigene stein bei Balsthal vom Holz gebrauchen.» 10. April 2020 Förderband Kieswerke Solothurner Zeitung Die Kiesverarbeitungswerke Boningen und Gunzgen sollen aneinandergekoppelt Geschützte Bäume werden. Vorgesehen ist dafür ein Transport- Im Forstbetrieb Unterer Hauenstein ste- förderband auf einer Länge von rund einem hen über hundert ökologisch wertvolle und Kilometer sowie einer parallel verlaufenden geschützte Bäume, sogenannte Biotopbäu- Strasse. Mit den BG Gunzgen und Boningen me. Revierförster Georg Nussbaumer er- konnten Baurechtsverträge abgeschlossen klärt: «An diesem Baum wird nichts mehr werden. Die Betriebsdauer des Verbin- gemacht.» Selbst nach dessen Absterben dungskorridors ist auf 37 Jahre ausgelegt. werde der Baum liegen gelassen, denn dann Solothurner Zeitung diene er vielen Lebewesen als Lebensraum. Im Revier des Forstbetriebes Unterer Hau- Biodiversität fördern enstein stehen auf einer Fläche von Als Pionier in der Förderung der Biodiver- 1 800 Hektaren 114 Biotopbäume. Passend sität soll der Kanton Solothurn das gute zum Thema kann auf der Website des WSL Werk weiterführen und ausbauen. Der Re- ein Taschenführer runtergeladen werden. gierungsrat hat beschlossen, die auslau- Solothurner Zeitung fenden Mehrjahresprogramme «Natur und Landschaft» und «Biodiversität im Feuerverbot Wald» für die Zeitspanne 2021 bis 2032 Aufgrund der Trockenheit kam es im Früh- neu aufzulegen und dem Kantonsrat einen ling zu Waldbränden. Auch im Kanton Solo- Kredit von 65 Mio. Franken zu beantragen. thurn brannte der Wald anfangs April an Solothurner Zeitung sechs Orten. Darum verhängte der Kanton Solothurn ein absolutes Feuerverbot. An- Holz statt Plastik fangs Mai beruhigte sich die Situation auf- Der Wintersturm Burglind zerstörte 2018 grund von Regenfällen etwas, so dass das südlich von Kestenholz und Oensingen gan- Verbot aufgehoben werden konnte. Mit der ze Waldstücke. Inzwischen wächst der Klimaerwärmung steigt das Waldbrandrisi- Jungwald heran. Allein in Kestenholz ko auch in Wäldern, die historisch gesehen pflanzten die Forstbetriebe auf 16 Hektaren selten mit Feuer konfrontiert waren. Die 27 000 Bäume. Wo ein Wald heranwächst, eidgenössische Forschungsanstalt für Wald gehören die grünen Einzelschutzhüllen zum Schnee und Landschaft stellt die Feueröko- Landschaftsbild. Nicht so im Aebisholz: logie montaner Buchenwälder in einem Dort sind die Bäume mit Holzgehegen ge- neuen Merkblatt vor. schützt. Förster Robert Graber: «Die Holz- Redaktion INFO-BWSO 2/2020
Informationen aus Bürgergemeinden, Wald und Holz Waldvielfalt spazierend erfahren 16 Das BAFU hat einen Waldrundgang kre- welt (BAFU) weiterführende Infos sowie iert, welcher die Biodiversität im Wald einen Wettbewerb. aufzeigen soll, und welcher von Forstbe- Stefan von Däniken, der Waldverantwort- trieben und Waldeigentümern kostenlos liche der BG Bellach, sieht diesen Parcours bestellt werden konnte. Ein Angebot, von als Chance: «Wir hoffen, dass die vielen dem die BG Bellach Gebrauch machte. Leute, die seit dem Lockdown vermehrt in den Wald strömen, durch diese Informatio- Kaum war der letzte Pfosten eingeschla- nen für die Bewohner des Waldes sensibili- gen, wurde der neu aufgestellte Rundgang siert werden.» Auf dem rund 1.5 Kilometer zum Thema «Wald-Biodiversität» im Bel- langen Rundgang erfahren Jung und Alt lacher Wald von Spaziergängern inspiziert. zum Beispiel, dass die Waldameise hilft, Ze- Die Waldbesucher können sich ausgehend cken im Griff zu halten. Oder das Eichhörn- vom Bellacher Robinsonspielplatz auf eine chen verkündet stolz: «Dank mir wachsen Erkundungstour machen. Dabei geben neue Bäume.» Und die Weisstanne weist Quelle: ZVG eine Starttafel sowie 15 Holzfiguren Aus- mit dem Satz «Menschen bauen seit jeher kunft über heimische Arten. Und zwar auf mich» darauf hin, dass einheimisches nicht, indem man mit Informationen über- Holz ein gerne genutzter Baustoff ist. häuft wird, sondern mit einem kurzen und «Uns ist es wichtig, dass unser Wald prägnanten Satz pro Spezies. Rund 30 000 nicht nur besucht, sondern auch verstan- Tierarten, unzählige Pflanzen und Pilze, den wird», so auch die Meinung von Re- Flechten und Moose sind im Wald zuhau- vierförster Thomas Studer. Er erinnert aber Die Aufbau-Crew der se. Zudem findet man auf der Kampag- daran, dass auch im Wald Regeln gelten: BG Bellach nen-Webseite des Bundesamtes für Um- «Abgesehen von aktuell geltenden Hygie- ne- und Distanzvorschriften ist es mir ein Anliegen, dass die Waldnutzer mit Respekt gegenüber allen Waldbewohnern und Pflanzen unterwegs sind.» Wie lange bleiben die Tafeln im Wald ste- hen? «So lange die Tafeln es aushalten», meint Stefan von Däniken, «das hängt vom Wetter und davon ab, mit wie viel Rücksicht sie von den Waldbesuchern behandelt wer- den.» Im Rahmen dieser Aktion führt im September der Bürgerrat zusammen mit dem Elternforum Bellach eine Waldputzete durch. Quelle: ZVG Lucilia Mendes von Däniken, INFO-BWSO 2/2020 Geschäftsstelle
40 Jahre im Dienste des Waldes 17 40 Jahre im Dienste des Waldes lingsausbildung mitverantwortlich und als Instruktor üK D (Jungwaldpflege) tätig. Stefan Jäggi absolvierte seine Lehre bei der Bürgergemeinde Büren an der Aare. Im Wir gratulieren Stefan ganz herzlich zu Jahre 1980 trat er beim Forstrevier Brei- seinem besonderen Dienstjubiläum und tenbach-Büsserach-Fehren-Grindel die gleichzeitig zu seinem 60. Geburtstag, den Stelle als Forstwart an. Er erlebte die ganze er am 12. Mai 2020 feiern durfte. Wir be- Entwicklung der Forstreviere in den Bezir- danken uns ganz herzlich für seinen gross- ken Dorneck und Thierstein. Während die- en Einsatz und wünschen ihm weiterhin ser Zeit hat Stefan fünfzehn Lehrlinge aus- viel Freude bei der Arbeit und alles Gute gebildet und begleitet. In seiner Freizeit auf seinem weiteren Lebensweg. engagiert er sich beim Turnverein Nunnin- gen und hat als Trainer die Junioren zwei Mal zum Schweizermeistertitel im Korb- Quelle: ZVG ball geführt. Heute arbeitet Stefan Jäggi als Vorarbeiter beim Forstbetrieb Schwarz- Josef Borer, Förster Forstbetrieb bubenland. Er ist weiterhin bei der Lehr- Schwarzbubenland Stefan Jäggi Fachzeitschrift «Wald und Holz» Die Fachzeitschrift «WALD und HOLZ» unseres Dachverbandes WaldSchweiz infor- miert kompetent, verständlich und praxisnah über Themen rund um den Wald. Alle an Wald und Waldwirtschaft interessierten Menschen finden in der breiten Themen- palette Wissenswertes für ihre Arbeit oder einfach ihren Waldbesuch. Die Zeitschrift «WALD und HOLZ» erscheint einmal pro Monat. Alle Interessierten können die Zeitschrift über den BWSo zu einem vergünstigten Preis von 79 Franken (anstatt 98.–) für ein Jahr abonnieren. Rentner und Lehrlinge bezahlen 55 Franken (anstatt 68.–). Bestellungen können direkt beim BWSo gabriela.toendury@kaufmann-bader.ch oder Tel. 032 622 51 56 gemacht werden. INFO-BWSO 2/2020
Ausbildungswesen Wichtiges aus der OdA Wald BL/BS/SO 18 Ausbildung unter dem Regime von Co- onsverfahren sowie weitere Informationen rona aus der OdA Wald vorgesehen. Aufgrund von Covid-19 musste die OdA Wald BL/BS/SO den Kurs- und Prü- Revision Bildungsverordnung und Bil- fungskalender anpassen. Einige Anlässe dungsplan musste sie absagen, andere konnte sie Innerhalb der OdA Wald BL/BS/SO hat auf einen späteren Zeitpunkt verschie- eine Arbeitsgruppe die Umsetzung der ben (siehe Tabelle). neuen Bildungsverordnung (BiVo) respek- tive des neuen Bildungsplans (BiPla) vor- Anlass Termin neu bereitet. Anlässlich der kommenden Be- Pflegekurs (üK D2) KW 34 rufsbildnertagung werden Berufsbildner Nothilfekurs für Forstpersonal (üK F) KW 34 und Lehrbetriebe detailliert über die Än- derungen informiert. Berufsbildnertagung 25.08.2020 Die Revision führt dazu, dass einige Infotag EBA, Altes Spital Solothurn 2021 überbetriebliche Kurse inhaltliche Ände- Sitzung Berufsbildungskommission 25.08.2020 rungen erfahren. Ein neuer üK G «Sichern Ausbildungstag 2021 gegen Absturz» wird ins Kursprogramm Projektwoche Lernende 3. Lehrjahr 2021 aufgenommen. Auf nationaler Ebene wur- den Rahmenprogramme zu allen üK erar- Die überbetrieblichen Kurse Pflege (üK beitet. Der Vorstand der OdA Wald D1) und forstliches Bauwesen (üK E) Schweiz wird diese im Juni 2020 absegnen. konnten/können im Juni/Juli 2020 or- Parallel dazu hat die OdA Wald BL/BS/SO dentlich durchgeführt werden. Dazu hat auf regionaler Ebene die Detailprogramme die Geschäftsstelle ein Schutzkonzept zu den «eigenen» üK (D1, D2 und E) über- erstellt, welches das Amt für Berufsbil- arbeitet. Mit externen Anbietern (Wald- dung und Berufsberatung des Kantons Schweiz) werden der neue üK G inhaltlich Baselland genehmigt hat. In welcher definiert und die bestehenden üK A, B, C Form und mit welchen Auflagen es nach und F besprochen. den Sommerferien im Kurswesen weiter- Die OdA Wald BL/BS/SO hat sowohl geht, ist noch offen. zum geplanten Kursprogramm als auch zu Aufgrund der besonderen Situation den Detailprogrammen eine Vernehmlas- mussten die Lehrbetriebe die Lernenden sung bei den Lehrbetrieben durchgeführt. und die Funktionäre häufiger informieren. Anschliessend wird die Berufsbildungs- Deshalb wurde auf den für April 2020 vor- kommission das aufgrund der Rückmel- gesehenen Newsletter in der üblichen dungen überarbeitete Kursprogramm und Form verzichtet. Der Versand des News- die Detailprogramme im August 2020 ge- letters 1/2020 erfolgt nun im August. Als nehmigen. Schwerpunkte sind ein Ausblick auf die INFO-BWSO 2/2020 Berufsbildnertagung und das Qualifikati- Stefan Flury, Geschäftsstelle
Aktuelles aus dem Verband Tätigkeiten des Vorstandes und des Leitenden Ausschusses 19 Sitzungen mitteilung zur vermehrten Verwendung Im April fand eine Sitzung des Vorstandes von Schweizer Holz herausgegeben. infolge Coronavirus auf dem Korrespon- Das Holzbulletin 2020 der Arbeitsgruppe denzweg statt. Pro Holz Solothurn wird in neuem Layout Am 16. Juni fand eine ordentliche LA- Anfang Juli erscheinen. Sitzung und anschliessend eine gemeinsa- me Sitzung des LA mit Vertretern der Regi- Generalversammlung 2020 onen statt. Dieses Treffen diente dem Die Generalversammlung des BWSo fin- gegenseitigen Austausch sowie der Diskus- det am Freitag, 30. Oktober 2020, 18.30 sion gemeinsamer Projekte und Aktivitä- Uhr in Breitenbach statt. ten. Die vielfältigen Aktivitäten in den Re- gionen werden vom BWSo sehr begrüsst. Info-Veranstaltung des BWSo Die Besucherzahlen und die gute Presse bei Am Donnerstag, 5. November 2020, 19.00 Uhr findet die nächste In- den Anlässen sprechen für sich. Für 2021 formations-Veranstaltung statt. Der BWSo will seine Mitglieder über wurde gemeinsam für alle Verbände das das Schwerpunkthema Bürgerrechtswesen sowie über laufende Akti- Jahresleitthema «Freizeitanbieter Bürger- vitäten und Projekte informieren. Wir laden Sie herzlich dazu ein, re- gemeinde» festgelegt. servieren Sie sich das Datum! Finanzen Diverses An der Vorstandssitzung im April wurde • Das Förderprogramm Biodiversität im darüber informiert, dass die Erfolgsrech- Wald 2021-2032 wurde verabschiedet. nung 2019 mit einem Gewinn von gut Unter dem Motto «Vernetzung und 30 000 Franken abschliesst (vor Einlage von Konsolidierung» setzt das Programm auf 15 000 Franken in den Aktionsfonds). So- eine optimale räumliche Verteilung neu- mit hat die Rechnung sehr viel besser abge- er Schutz- und Förderflächen und schafft schlossen, als budgetiert. Der Vorstand hat im Sinne eines Biotopverbundes Tritt- die Rechnung einstimmig genehmigt. steine zwischen den bisherigen Flächen und Biotopbäumen. Das Schwerpunkt- Budget-Entwurf 2021 • Im Newsletter des Vereins Wald-Klima- thema des Info BWSo Zur Vorbereitung des Budgets 2021 wur- schutz Schweiz wurde informiert, dass 3/2020 ist «Jung und den folgende Aktivitäten vorgesehen: Par- die Nachfrage an Zertifikaten vorhanden Alt». Zu diesem The- lamentarier-Zmorge, zwei Infoveranstaltun- und der Absatz der gesamten Menge ma oder auch für die gen für Mitglieder, Feierabendveranstaltung des Pilotprojekts Bucheggberg vertrag- anderen Rubriken der ArGr Pro Holz Solothurn und Teilnahme lich gesichert werden konnte. Die nächs- dürfen bei der Ge- am PRIX LIGNUM 2021 und Verleihung So- ten Projekte sind kurz vor der Zertifizie- schäftsstelle gerne lothurner Sonderpreis «Holz – SO stark!». rung und es besteht ein reges Interesse, Beiträge eingereicht weitere Projekte zu lancieren. werden. Pro Holz Solothurn Die Pro Holz Solothurn hat eine Presse- Patrick von Däniken , Geschäftsstelle INFO-BWSO 2/2020
aktuelles aus dem verband forstliche betriebsabrechnung 2019 20 Trotz schwierigen Rahmenbedingungen spricht somit dem tiefen Niveau der «nach- können die Solothurner Forstbetriebe das Lothar-Jahre». Dennoch erzielten die Solo- zweite Mal in Folge erfreuliche Ergebnis- thurner Forstbetriebe in den vergangenen se präsentieren. zwei Jahren Gewinne in der Höhe von 1.7 (2018) resp. 1.6 Mio. CHF (2019). Steigende Lohnkosten und ein ange- spannter Holzmarkt – das Umfeld der Solo- Erhöhte Nutzung infolge Winterstürmen thurner Forstbetriebe ist seit Jahren schwie- Im Januar 2018 fegten die Winterstürme rig. Der durchschnittliche Holzertrag aller Evi, Friederike und Burglind über den Kan- Sortimente beträgt 64 CHF/Fm und ent- ton und sorgten auf 200 Hektaren für flä- chige Schäden. Sie warfen 125 000 Fest- Gesamterfolg und Beiträge meter Holz, was etwa 70 Prozent einer Fr./ha Jahresnutzung entspricht. Dank der ver- 400 hältnismässig stabilen Wirtschaftslage 300 konnten die Forstbetriebe das Sturmholz 200 grösstenteils zu den bereits im Herbst ver- 100 0 einbarten Preisen verkaufen. Auf die er- -100 wähnten Stürme folgte zur Freude der Bor- -200 kenkäfer ein Hitzesommer. Die bereits -300 durch die trockenen Jahre 2015–2017 und 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 die Stürme geschwächten Fichten waren ein gefundenes Fressen. Um die Käfer- Kanton Solothurn Mittelland-Betriebe SO schäden einzudämmen, mussten die Forst- Jura-Betriebe SO Beiträge betriebe die befallenen Bäume schnellst- möglich ernten, entrinden und/oder Hiebsatz, Nutzung und Holzertrag abführen. So waren die Lager der Sägerei- Fm CHF/Fm en bereits im Sommer 2018 mit Fichten- 300 000 120 holz überfüllt, sodass oft nur ein Absatz zu 250 000 100 tiefen Preisen oder als Energieholz oder 200 000 80 Exportware übrigblieb. Die Jahresnutzung 150 000 60 lag im Jahr 2018 zwanzig Prozent über dem Hiebsatz und trägt damit wesentlich 100 000 40 zum guten Jahresergebnis bei. 50 000 20 0 0 Beiträge zur Schadensbewältigung 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Auf den Hitzesommer 2018 folgte der Hitzesommer 2019. Zu den durch die sich Nutzung Hiebsatz Durchschnittlicher Holzertrag weiter vermehrenden Borkenkäfern ab- INFO-BWSO 2/2020
Quelle: G. Kaufmann 21 sterbenden Fichten gesellten sich ver- entschädigt sie die Waldeigentümer für den trocknende Weisstannen und Buchen so- Nutzungsverzicht bei Waldreservaten, Alt- wie durch die eingeschleppte Eschenwelke holzinseln und Biotopbäumen und finan- abgehende Eschen. Die zahlreichen Si- ziert Dienstleistungen der Forstbetriebe im cherheitsholzschläge sowie die technisch Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Auch die Pro- anspruchsvollen Aufräumarbeiten grösse- duktion von Sachgütern und Dienstleistun- rer Schadenflächen waren nicht kostende- gen war in den vergangenen drei Jahren ckend möglich. Dank der kantonalen Bei- gewinnbringend. Dabei trugen insbesonde- träge für die Bewältigung von Waldschäden re die Schnitzelproduktion (+0.4 Mio. CHF) Quelle: FB Unterer Hauenstein konnten die Arbeiten ausgeführt werden. sowie die Erbringung von Dienstleistungen für Dritte (+0.7 Mio. CHF) zum Erfolg bei. Hohe Wiederherstellungskosten In der Region Solothurn, dem Aaregäu Gut organisierte Forstbetriebe und dem Niederamt haben die Stürme be- Mit der Schaffung grösserer Bewirtschaf- sonders viele Flächenschäden angerichtet. tungseinheiten haben die Solothurner Auf den Freiflächen können nun klimatole- Forstbetriebe die Grundvoraussetzungen Nebst dem Holz gehören rantere Wälder heranwachsen. Dazu sind für eine effiziente Waldbewirtschaftung auch Biotopbäume zu den jedoch über Jahre hinweg hohe Investitio- geschaffen. In den nicht durch den inter- Produkten der Forstbe- nen für die Pflanzung und regelmässige nationalen Holzmarkt dominierten Be- triebe. Pflege der lichtbedürftigen Baumarten er- triebsbereichen ist es ihnen weitgehend forderlich. Der Kanton unterstützte die gelungen, ihre Leistungen kostendeckend Waldeigentümer dabei mit Beiträgen in zu vermarkten. Bild ganz oben: der Höhe von 1.9 Mio. CHF. Wiederherstellung nach Manuela Schmutz, Geschäftsstelle Burglind im Gäu Leistungen für die Öffentlichkeit 59 Prozent des Umsatzes (16 Mio. CHF) er- Gesamterfolg der Teilbereiche wirtschafteten die Forstbetriebe mit der Mio. Fr. Waldbewirtschaftung. Dazu kommen Erlö- 2 se aus der Produktion von Sachgütern 1 (17 %) sowie der Erbringung von Dienstleis- 0 tungen (24 %). Neben dem Holzverkauf -1 (9.5 Mio. CHF) gehören auch Beiträge der -2 Öffentlichkeit (7.6 Mio. CHF) zu den -3 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Haupteinnahmequellen. Die Öffentlichkeit finanziert neben der Schadensbewäl tigung/-wiederherstellung und der Jung- Holzproduktion Schutz Erholung waldpflege auch die Pflege der Schutzwäl- Biodiversität Sachgüter Dienstleistungen Gesamterfolg der und der stufigen Waldränder. Zudem INFO-BWSO 2/2020
Meldungen aus dem AWJF Mittleres forstliches Erdbeben im Thal 22 Im Februar 2020 wurde Urs Allemann fang des Thals, wo er seit vielen Jahren nun 65-jährig, und damit endet (fast) zwangs- in Laupersdorf lebt. Für den Job des Kreis- läufig eine über 34-jährige Wirkungsdauer försters nennt man dies wohl Heimatvor- als Kreisförster im Thal, später auch in Tei- teil. Allerdings musste Urs auch erleben, len des Gäu und somit auch als Dienst am dass Veränderungen in der Waldbewirt- und für den Solothurner Wald. Mit Urs Al- schaftung nicht allen gefallen – dies führte lemann wird ein Ur-Thaler Ende 2020 defi- zu langjährigen, teilweise auch gehässigen nitiv pensioniert – bis dahin führt er mit ei- Angriffen in den Medien. Letztlich über- nem kleinen Pensum noch seinen wiegen aber hoffentlich all die guten Erin- Nachfolger ein. Mit seiner Pensionierung nerungen an die vielen erfolgreich reali- endet auch die Periode der glorreichen sierten Projekte und die schönen Kontakte «50er-Boys» (alle damaligen Kreisförster mit der lokalen Bevölkerung. inkl. Kantonsförster bewegten sich inner- Ab 2014 übernahm Urs Allemann zu- halb der Jahrgänge 1952-1959), welche die sätzlich die Gemeinden des oberen Gäus. Quelle: ZVG Gestaltung des Solothurner Waldes wäh- Für einen Thaler war dies natürlich ein un- rend mehreren Jahrzehnten geprägt haben. gemein grosser Schritt, durch die Klus in Auch die Spuren von Urs Allemanns Wir- die weite Welt hinaus :-). Quasi als Mitgift Urs Allemann ken im Thal sind gut sichtbar. Er legte wäh- für diese Erweiterung durfte Urs aber als rend seiner Amtszeit einen grossen letzter Kreisförster im Kanton einen Staats- Schwerpunkt auf die Fertigstellung der wald noch selber bewirtschaften (Buech- Walderschliessung und auf eine Moderni- bann in Kestenholz). Er hat diese konkrete sierung der Holzproduktion und zeichnete Umsetzung seiner Ideen immer sehr ge- aktiv viele Holzschläge an. An mehreren schätzt. Orten konnte der Wald teilweise zum ers- Urs war und ist ein sehr engagierter ten Mal seit vielen Jahren wieder gepflegt Forstmann und ein sehr pflichtbewusster werden. Auch die Förderung der Biodiver- Mensch, der um sein vielfältiges Wirken sität lag ihm sehr am Herzen – mehrere nie ein grosses Aufheben gemacht hat. von ihm selber angestossene Projekte, wie Zum letzten Mal habe ich dies festgestellt, z.B. die Förderung des Gelbringfalters, als es um die Vorbereitung der Abschluss- zeugen davon. Und als aktiver Jäger sorgte arbeiten ging. Urs wollte noch unbedingt er gleich selber dafür, dass Wald und Wild alle gemäss der Planung zur Revision an- bis heute im Thal im Gleichgewicht sind. stehenden Bestandeskarten selber fertig- Nur mit dem Wisent als voraussichtlich stellen – was er auch konsequent durchge- neuem Bewohner kann er sich nicht recht zogen hat. Da ziehe ich den Hut davor! anfreunden… Nun kann sich Urs aber seit März ver- Urs Allemann wurde 1985 mit 30 Jahren stärkt seinen privaten Interessen (und auch als Kreisförster für den Forstkreis Thal ge- seiner Gesundheit) widmen. Ich bin über- wählt. Aufgewachsen in Welschenrohr, zeugt, dass er auch dies mit grossem Enga- INFO-BWSO 2/2020 erweiterte er seine Kreise bis an den An- gement angehen und zusammen mit sei-
Vorstellung Joshua Huber 23 ner Familie die nächsten Jahre geniessen für seinen langjährigen Einsatz für den So- wird. Und ich hoffe auch, dass man Urs lothurner Wald – ich wünsche Urs für die noch lange – mit oder ohne Gewehr – in Zukunft alles Gute! den Thaler Wäldern antreffen wird. Das AWJF dankt Urs Allemann ganz herzlich Rolf Manser, Chef AWJF Wald im Forstkreis Thal-Gäu Quelle: Geri Kaufmann Joshua Huber den Jura kennen. Die Waldbewirtschaftung und der Umgang mit Waldbesuchern wa- Per 01. März 2020 hat Joshua Huber das ren dabei seine Hauptaufgaben. Als stell- Amt des Kreisförsters im Forstkreis Thal- vertretender Geschäftsleiter eines Forstun- Gäu übernommen. Sein Vorgänger Urs ternehmers im Berner Seeland konnte er Allemann ging nach 34 Jahren in seinen Erfahrungen in der Privatwirtschaft sam- verdienten Ruhestand. meln. Das Unternehmen bewirtschaftete Aufgewachsen und immer noch wohn- die Wälder von 14 Burgergemeinden und haft ist Joshua Huber in der Thaler Gemein- einigen Privaten. Das Betreuen dieser Wäl- de Herbetswil. Seine Lehre als Forstwart der war die Hauptaufgabe seiner Funktion. mit berufsbegleitender Berufsmatura ab- Auch die Arbeitsplanung und das Akquirie- solvierte er in der Forstbetriebsgemein- ren von Aufträgen gehörten dazu. schaft Hinteres Thal. Anschliessend folgte Als passionierter Jäger verbringt er viele Quelle: ZVG ein Studiengang der Forstwirtschaften an Stunden in der Natur. Zudem hält er sich im der HAFL in Zollikofen. Nach Abschluss des Schwingklub Thal-Gäu körperlich fit und Studiums begann er ein Praktikum beim engagiert sich im Vorstand des Vereins. grössten Waldbesitzer der Schweiz: Im Joshua Huber Staatsforstbetrieb des Kantons Bern lernte Joshua Huber, Kreisförster er die Staatswälder vom Oberland bis in Forstkreis Thal-Gäu INFO-BWSO 2/2020
Holzvermarktung Medienberichte 24 Neue Lignum-Direktorin lisierten Männer mit rotem Ruder und Sta- Der Vorstand von Lignum, Holzwirt- chel, die Insignien im Wappen der Ge- schaft Schweiz hat Sandra Burlet als neue meinde, ausgerüstet wieder auf sicherem Direktorin gewählt. Die 49-jährige Wirt- Grund bewegen. schafts- und Staatswissenschaftlerin ist Oltner Tagblatt stellvertretende Direktorin der Bauwirt- schafts-Dachorganisation Bauenschweiz. Hochbeete und Blumenkisten Sie folgt ab August auf Christoph Starck, Die Firma Bodmer AG aus Niedergösgen der die Lignum im Herbst 2019 verlassen bietet unter dem Motto «Pflanzzeit» einen hat. Service der besonderen Art: Sie liefert Lignum Hochbeete und Blumenkisten nach Hause. Auf Wunsch mit Pflanzen bestückt. Produ- Corona macht erfinderisch ziert wird mit Schweizer Holz, vorwiegend Aufgrund von Corona bleibt die Handhy- aus Lärche und Fichte. Quelle: ZVG giene zentral. Eine Tatsache, die Schweizer Oltner Tagblatt Schreinereien dazu animiert hat, kreative Sandra Burlet Lösungen mit Holz auszuarbeiten. Ent- Stifte aus Schweizer Holz standen sind so z.B. Hygiene-Stationen Das Schweizer Familienunternehmen Ca- aus Fichtenholz – oder aus CDF-Platten ran d’Ache stellt seit 1915 seine Schreibwa- erstellte Dispenser mit Pedal. Zudem ent- ren in Thônex bei Genf her. Bisher wurde wickelte die Holzwollefabrik Lindner eine vorwiegend auf Holz aus den USA gesetzt Hygienestation aus Stoffmaske mit Holzwolle-Pad. – seit 15 Jahren in FSC-Qualität. Nun wur- CDF-Platten Lignum de mit einem Nachhaltigkeitskonzept das Ziel anvisiert, 20 Prozent der Bleistifte aus Schweizer Holz zu produzieren. Dies brau- che neue Sägeanlagen für Buchenholz. Mit Fagus Suisse steht eine erste bereit. Schweizer Bauer Quelle: Lindner Hohelied auf Holz-Palette Der Wirtschafts- und Lebensraum Schweiz funktioniert dank leistungsfähi- gen Logistik-, Kommunikations- und Kreiselschmuck aus Holz Transportsystemen – global, national und Quelle: Strasser, Thun Der Zweckverband Forst Mittleres Gäu lokal. Ein Schlüsselelement für den flüssi- hat ein Floss aus Douglasienholz aus dem gen Warenverkehr ist die Palette. Die The- Neuendörfer Erlenbann gebaut – als Krei- menwelt «Logistik erleben» im Verkehrs- selschmuck für die Einwohnergemeinde haus Luzern rückt die praktische Intelligenz INFO-BWSO 2/2020 Boningen. Nun können sich die beiden sti- dieser Holz-Anwendung mit ins Schein-
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